DIE LINKE in Wittlich November 2008 Kommunalpolitische Grundsätze für die Kommunalwahlen im Juni 2009 Ein Diskussionspapier von Bernhard Hilgers Wir wollen mehr Demokratie wagen Wir setzen auf den Sachverstand und die Kompetenz der Wittlicher Bürgerinnen und Bürger und deren Interesse an den politischen und planerischen Entscheidungen, die sie unmittelbar betreffen und berühren. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zukünftig verstärkt in kommunalpolitische- und planerische Entscheidungen einbinden und auf diesem Wege die repräsentativ ausgerichtete Kommunalpolitik ergänzen und stärken. Die Politik und Planung soll sich zukünftig stärker am Bürgerwillen ausrichten und Bürgermeinung konkret aufgreifen und respektieren. Bürgerforen rechts und links der Lieser Zu diesem Zweck werden wir uns (zunächst) in der Wittlicher Kernstadt, links und rechts der Lieser, für die Bildung von Bürgerforen einsetzen. Diese Bürgerforen, an denen neben den interessierten Bürgerinnen und Bürgern auch Vertreter der kommunalen Politik und der Verwaltung teilnehmen sollen, werden in geregelten Zeitabständen veranstaltet stadtteilbezogene Fragen und Probleme offen miteinander behandeln. Die Foren dienen somit der umfänglichen Bürgerinformation und bilden einen wesentlichen Ansatz zur Partizipation an Planung und Politik. Mehr Direkte Demokratie in Wittlich DIE LINKE in Wittlich wird sich verstärkt für die Direkte Demokratie im kommunalen Raum einsetzen. Bürgerbegehren und Bürgerentscheide, etwa zu der Frage des geplanten Rathausneubaus in der Karrstraße, oder zur Ausgestaltung des öffentlichen Nahverkehrs, zum Bau von Straßen und öffentlichen Plätzen, bedeuten einen Zugewinn an Bürgerrechten und ein Mehr an Demokratie. Bürgerhaushalt Wir setzen uns für einen Wittlicher Bürgerhaushalt ein. „Bürgerhaushalt“ meint, dass die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wittlich über die Möglichkeit verfügen sollen, zukünftig eigenständig über die Verwendung öffentlicher Mittel für bestimmte Projekte befinden und entscheiden zu können. Soziale Stadt Wittlich Die LINKE in Wittlich kämpft dafür, dass alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt, ältere wie jüngere Menschen, ihr Leben in sozialer und ökonomischer Sicherheit eigenverantwortlich gestalten können. Die Teilhabe am sozialen Leben gilt es zu gewährleisten. Seniorinnen und Senioren Ältere Menschen bleiben heute sehr häufig bis ins hohe Alter aktiv und gesundheitlich fit. Doch wenn mit zunehmendem Alter die Kräfte nachlassen sollten und dies zu Einschränkungen des alltäglichen Lebens führen kann, so darf dies nicht zur sozialen, psychischen und ökonomischen Belastung der Betroffenen und ihrer Angehörigen führen. Den Sozialverwaltungen im kommunalen Raum kommt hier, im Zusammenwirken mit den Wohlfahrtsverbänden, den Kirchen und privaten Institutionen eine erhebliche Verantwortung zu. Wir setzen uns dafür ein, dass die Planung und Organisation von entsprechender Dienstleistung zukünftig verstärkt durch die Einbindung derjenigen, die von diesen Dienstleistungen profitieren sollen, realisiert wird. Familienfreundliche Stadt Wittlich Wir wollen, dass Wittlich eine familienfreundliche Stadt wird. Dazu zählt, dass jungen Familien Anreize gegeben werden, ihren ersten Wohnsitz nach Wittlich zu verlegen. Anreize dieser Art sollen u.a. sein: - preiswerter Wohnraum, - ganztägige fachkundige Betreuung von Kindern und Jugendlichen zum Nulltarif, - angemessene Schaffung bzw. Verbesserung von Infrastruktur, - familienfreundliche Unternehmungen und Behörden (Arbeits- und Öffnungszeiten). Wir fordern alle politischen Parteien, die Verwaltungen, die Unternehmen und die Bürger der Stadt auf, gemeinsam für die familienfreundliche Stadt Wittlich zu wirken. Sozialticket DIE LINKE in Wittlich fordert die Einführung eines „Sozialtickets“ für ökonomisch benachteiligte Bürger/innen der Stadt (Hartz IV-Betroffene, Sozialhilfeempfänger, Senioren mit geringen Altersbezügen). Mit dem „Sozialticket“ können diese Mitbürger/innen den öffentlichen Nahverkehr verbilligt nutzen und öffentliche Einrichtungen und Veranstaltungen zum Nulltarif besuchen. Wir wollen auf diesem Wege gewährleisten, dass die Teilhabe am sozialen Leben auch in schwieriger Lebenssituation gesichert ist. Wittlicher Wirtschaft Wir setzen uns für die Stärkung der mittelständischen Wirtschaft in unserer Heimatstadt ein weil wir wissen, dass der Mittelstand gerade auch in Wittlich für Beschäftigung sorgt. Wir wollen gemeinsam mit den Unternehmungen unserer Stadt und allen Interessierten dafür kämpfen, dass das hohe Beschäftigungsniveau erhalten bleibt und die Erwerbstätigen zu vernünftigen und akzeptablen Bedingungen ihre Arbeit in Würde verrichten können. Wir setzen uns ein für sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse und dies bedeutet, dass wir den Sektor der Zeitarbeit zurückdrängen möchten und der Umwandlung von guter Arbeit in sog. „Minijobs“ entgegentreten. Wir wollen daran mitwirken, dass auch in Wittlich die ökologischen Aspekte des Wirtschaftens, ebenso wie in der benachbarten Gemeinde Morbach, einen positiven Schub erhalten. Hartz-Gesetze und Ein-Euro-Jobs DIE LINKE kämpft auch in Wittlich gegen die von der Bundesregierung Schröder beschlossenen Hartz-Gesetze. Gerade durch Hartz IV wurden und werden immer mehr Menschen auch in Wittlich an den Rand der Gesellschaft gedrängt, sie werden ihrer Lebensperspektive beraubt. Mit Erschrecken registrieren wir, dass die Anzahl obdachloser Menschen auch in Wittlich gerade in den letzten Monaten angestiegen ist. Wir fordern: Hartz IV muss weg, Hartz IV muss ersetzt werden durch ein bedingungsloses Grundeinkommen. Die Beschäftigung von Menschen in „Ein-Euro-Jobs“ lehnen wir ab, weil dies nichts anderes ist, als eine moderne Form der Sklaverei. Wir werden uns dafür stark machen, dass diese moderne Sklaverei in Wittlich zurückgedrängt wird, dass Ein-Euro-Tätigkeiten, ebenso die geringfügige Beschäftigung, in sozial abgesicherte würdevolle Beschäftigung überführt wird. Schulpolitik in Wittlich DIE LINKE begrüßt, dass auch in Wittlich die Ganztagsangebote im schulischen Bereich eine Erweiterung erfahren haben. Die Teilhabe der Schülerinnen und Schüler am Ganztagsangebot der Schulen (Mahlzeiten, pädagogische Betreuung) muss allerdings unentgeltlich (kostenfrei für die Eltern) realisiert werden. Wir begrüßen die Zusammenlegung der Hauptschule(n) mit den Realschule(n) zur Realschule plus. Die Realschule plus kann in Wittlich und anderswo allerdings nur dann ihre pädagogisch positive Wirkung entfalten, wenn diese neue Schulform als integrative Schule realisiert wird. Denn nur so ist gesichert, dass die Schülerinnen und Schüler so lange wie möglich gemeinsam lernen und „mitgebrachte“ soziale Unterschiede weniger stark „durchschlagen“. Finanzielle Aspekte Unsere Forderungen kosten Geld. Auch im kommunalen Bereich. Dieses Geld ist da, wie die jüngsten Entwicklungen der internationalen Finanzkrise belegen. Dieses Geld ist da, wie die Analysen des Bundesrechnungshofs alljährlich zeigen. Dieses Geld ist da, wenn wir in Deutschland wie im westlichen Ausland zu einer angemessenen Besteuerung großer Unternehmungen und großer Einkünfte kommen und dafür einstehen, dass die Kommunen mit ausreichender Finanzkraft zum Zwecke der Investition in Arbeit ausgestattet werden. Perspektiven Kommunalpolitik und ihre Auswirkungen sind für die Bürgerinnen und Bürger auch in unserer Stadt Wittlich unmittelbar greifbar und erfahrbar. Und genau deshalb wollen wir gemeinsam mit den Menschen dafür wirken, dass die Wünsche, Sorgen und Nöte der Wittlicherinnen und Wittlicher zukünftig verstärkte Berücksichtigung finden. Wir wollen nicht nur für die Menschen, wir wollen gemeinsam mit den Menschen an der Gestaltung unserer Heimatstadt Wittlich wirken. Dafür zu kämpfen lohnt sich. Wir wollen Einiges bewegen.