Kommunikation E. Kossmeier, PI Linz Definition: ................................................................................................................................................. 1 Eisbergmodell .......................................................................................................................................... 1 Elemente eines Kommunikationstrainings: ............................................................................................. 2 Kollegiale Kommunikation Lehrer/in - Lehrer/in ...................................................................................... 2 Zusammenarbeit und beruflicher Austausch .................................................................................. 3 Warum funktioniert die kollegiale Kommunikation so oft so schlecht? ................................................... 3 Grundlagen der Kommunikation nach Schulz von Thun („Miteinander Reden“) .................................... 4 Die drei Empfangsvorgänge ........................................................................................................... 5 Über die vielen verschiedenen Aspekte einer Botschaft („die 4 Ohren“) ....................................... 6 Einige Basis-Kommunikationsregeln ....................................................................................................... 8 Kritik üben ................................................................................................................................................ 9 Beachtenswertes für ein Beratungsgespräch .......................................................................................... 9 Das Eltern – Lehrer/in - Beratungsgespräch ........................................................................................... 9 Neben den bereits angeführten Kriterien und Regeln für eine gelungene Kommunikation (siehe oben) kommt dem Eltern-Lehrer-Gespräch wegen seiner Schwierigkeit eine spezielle Bedeutung zu. ........... 9 Die Idealform - eine Utopie? ........................................................................................................... 9 Hindernisse, Probleme, Fallen ...................................................................................................... 10 Was müsste jede/r Lehrer/in können, um ein gutes Elterngespräch führen zu können? ............. 11 Kommunikation zwischen Lehrer/in und Schüler/in .............................................................................. 11 Dass es mir – oder allen – so scheint, daraus folgt nicht, dass es so ist. Ludwig Wittgenstein Hohe kommunikative Kompetenz wird von jeder Lehrerin und jedem Lehrer als wesentlicher Teil der beruflichen Kompetenz gefordert. Definition: Der viel zitierte „pädagogische Eros“, also die Liebe zu den Schülerinnen und Schülern, das sogenannte „Gespür“ für andere Menschen kann als Definition für eine professionelle Kommunikation nicht ausreichen. Grundsätzliche Kriterien für gelungene Kommunikation: menschenwürdiger Umgang mit JEDEM Menschen, achtende und wertschätzende Haltung gegenüber jedem anderen Individuum. Eisbergmodell Jede Lehrerin, jeder Lehrer steht als Mensch mit individueller Erfahrungs- und Beziehungsebene, mit eigenem privaten Bereich und eigener Intimsphäre denen gegenüber, mit denen sie/er beruflich verbunden ist: Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen, Eltern, Chef/in usw. Jeder Kontakt und auch Konflikt ist beeinflusst durch diese Ebene, die bewusst oder unbewusst Sympathie- und Antipathie-Gefühle auslöst. Ohne professionelles Training kann niemand professionelle Kommunikation garantieren 1 Das „Eisbergmodell“: Trotz anscheinender Kommunikation auf dem „sichtbaren“ Bereich der Sachebene schwingen bei jedem Kontakt die Beziehungs- und Erfahrungsebene mit (und „drängen“ sich oft auf, ohne dass dies bemerkt wird). So können Sachfragen auch als „Scheingefechte“ für tiefgehendere (unbewusste) Probleme verwendet werden! – KONFLIKTLÖSUNG ist NUR durch entsprechende Erkenntnis möglich! SACHEBENE ERFAHRUNGSEBENE BEZIEHUNGSEBENE Elemente eines Kommunikationstrainings: Kommunikationskompetenz ist die Basis jeder Sozialkompetenz und muss immer wieder trainiert werden. Siehe auch unter www.sozialkompetenz.at/soko.htm Menüleiste: Lehrgänge Wesentliche Kompetenzen, die gelungene Kommunikation braucht: wertschätzend miteinander reden können: Ich-Botschaften statt Du-Botschaften senden („auf mich wirkt etwas wie...“, „ich empfinde etwas so...“ statt „du bist, du hast, du tust...“) Aktives Zuhören: nachfragen statt vermuten bzw. interpretieren bzw. unterstellen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung miteinander in Einklang bringen. Feedback ernst nehmen und annehmen. Den eigenen Schatten im anderen erkennen Mit Konflikten umgehen, Konflikte lösen Vertraut werden mit den eigenen Stärken und Schwächen Vertrauen entwickeln in die Leistungen und Werte des Gegenübers Klarheit über die jeweilige Rolle in unterschiedlichen Beziehungsfeldern gewinnen Mit den eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer sorgsam, aufmerksam und nicht wertend umgehen Sich und die eigene Arbeit angemessen und professionell darstellen und präsentieren Die Fähigkeit sich zu zentrieren und dennoch die Umgebung wahrnehmen zu können Und vieles andere mehr, je nach Schwerpunkt, Beziehungsfeld und Unterthema des jeweiligen Trainings Kollegiale Kommunikation Lehrer/in - Lehrer/in Die kollegiale Ebene ist auch die Arbeitsebene. Zusammenarbeit kann nur funktionieren, wenn ausreichend Kommunikationskompetenz im Lehrkörper vorhanden und sichtbar ist. Lehrer/innen müssen einander nicht mögen, sie müssen einander respektieren und miteinander arbeiten können! Sie sind, ob es ihnen bewusst ist oder nicht, eine Arbeitsgemeinschaft: gemeinsamer Arbeitsplatz gemeinsames „Klientel“ gemeinsame Aufgaben 2 Kontakt und Konfliktpotential liegen im beruflichen Austausch über Unterricht, Unterrichtsmethoden, pädagogische Fragen, Projektmanagement, Schulklima, Öffentlichkeitsarbeit, gemeinsam zu beschließende Maßnahmen usw. Zusammenarbeit und beruflicher Austausch Kriterien/Indikatoren einer gelungenen Kommunikation: Vereinbarungen können gemeinsam getroffen werden Lehrer/innen kooperieren miteinander Lehrer/innen haben eine professionelle Diskussions- und Streitkultur Arbeitsprozesse werden so strukturiert, dass sie möglichst effizient und gleichzeitig ressourcenschonend vor sich gehen Miteinander kooperieren zu können bedeutet Professionalisierung. Was Lehrer/innen bisher gelernt haben, ist Strategien zu entwickeln, wie sie als Einzelkämpfer/innen in ihrem Beruf, der an die Lehrer/innen höchste und auch neue Anforderungen stellt, durchkommen können. Was Lehrer/innen bisher NICHT gelernt haben, ist eine effektive und ressourcenschonende Zusammenarbeit innerhalb des eigenen Lehrkörpers. Je mehr Autonomie die einzelnen Schulen erhalten, umso mehr ist in weitreichendem Maß diese Kooperationskompetenz gefordert. Die Schule braucht im Sinne der Autonomie einen eigenen Platz auf dem „Markt“, muss sich positionieren durch ein eigenes Leitbild, Schulprofil, Schulprogramm. Dafür müssen die unterschiedlichsten Aktionen gesetzt, Maßnahmen erarbeitet, beschlossen und durchgeführt werden. Damit sich ALLE Lehrer/innen mit allen Maßnahmen identifizieren und sie damit mittragen können, sind Kooperationskompetenz und Koordinationsfähigkeiten aller Lehrer/innen gefragt und gefordert. Meistens müssen diese Fähigkeiten als neuer Aufgabenbereich erst erlernt werden! Gleichgestellte können relativ autonom agieren, andererseits sind sie in hohem Maße aufeinander angewiesen. Um gemeinsam wirksam zu werden, müssen sie ständig miteinander kommunizieren – Sichtweisen austauschen und Interessen aushandeln. (B.Heitger) Warum funktioniert die kollegiale Kommunikation so oft so schlecht? Es gibt grundsätzliche Schwierigkeiten, die sich durch die beruflichen Rahmenbedingungen ergeben: 1. das Autonomie-Paritätsmuster (C. Lortie), das als mentales Muster der Organisation Schule zugrunde liegt: Autonomie: niemand darf einem Kollegen, einer Kollegin etwas drein reden, Lehrer sind „Autopiloten“ Parität: der Mythos von Gleichheit wird nach außen hin hochgehalten! Das geht so weit, dass es in der Schule für besonders aktive Lehrer/innen den Satz gibt: „Der/die will sich ja nur (!!) profilieren!!“ Lehrer/innen pflegen den scheinbaren „Mythos der Gleichheit“: alle Lehrer/innen sind offiziell gleich, „gleich gut“, „gleich fleißig“, „gleich qualifiziert“ und werden daher auch gleich bezahlt, egal wie viel/wie wenig und in welcher Qualität sie arbeiten – es gibt keine leistungsorientierte Bezahlung. Es gibt auch kaum Kontrolle der Leistung – die Kontrolle verlagert sich durch diesen Mangel an jeglicher Leistungskontrolle in die Lehrerschaft selbst, wo sie NICHT hingehört und der Kommunikation und Kooperation schadet bzw. ständige Konfliktfelder provoziert. Verstärkend ist dabei das 2. mentale Muster 3 2. der „antihierarchische Affekt“ (M. Krainz-Dürr) Hierarchie wird nur als Macht gesehen und empfunden, nicht als (wichtige?) Funktion. Daher gibt es den üblichen „Reflex“: Wenn etwas nach Leitung „riecht“, baut sich Widerstand auf. Dabei wäre es extrem wichtig, dass Leitung als Funktion in vielen Bereichen übernommen wird, was im Grunde die Übernahme von Verantwortung für unterschiedliche Bereiche, Arbeitsgruppen, anstehende Themen usw. bedeutet. Gründe dafür (M.Krainz-Dürr): Tradition in der Schule ist bürokratisch: Gesetze und Anordnungen werden daher eher „durchgetaucht“ als ernst genommen und als Einschränkung und Belastung empfunden. Die Lehrer übertragen dieses Muster auf die Organisation, was sehr schade ist, denn eine Organisation ist dazu da, eine Arbeit zu erleichtern, nicht sie zu erschweren! Menschen in Sozialberufen (=Schule) sind mehrheitlich eher mit sozial Schwachen identifiziert, daher als Reflex die Scheu vor Leitung. 3. Lehrer/in zu sein bedeutet für viele in gewisser Weise ein Leben in einem „Richtig-Falsch-Wertesystem“. Das ständige Werten und Beurteilen, das einen Teil des beruflichen Lebens ausmacht, erschwert die gegenseitige Toleranz gegenüber gegensätzlichen Auffassungen. („Ich weiß, wie es richtig ist!“) 4. Die den Lehrerinnen und Lehrern vom Gesetz her zugesagte Methodenfreiheit Bewirkt gemeinsam mit den oben genannten Faktoren in der Praxis eine TABUISIERUNG des Unterrichts. Es findet kaum ein Austausch über das eigentliche Kerngeschäft jeder Lehrerin, jedes Lehrers, nämlich den Unterricht, statt. Was hinter der geschlossenen Klassenzimmertüre vorgeht, wird oft wie ein Geheimnis gehütet. Das erschwert die gemeinsame Erstellung von pädagogischen Konzepten und den offenen und ehrlichen beruflichen Austausch. Grundlagen der Kommunikation nach Schulz von Thun („Miteinander Reden“) Kommunikation passiert zuerst NONVERBAL. Sender und Empfänger tragen in sich „Bilderwelten“, die sie in Sprache übersetzen bzw. zurückübersetzen. Kommunikation ist nur im „Überschneidungsbereich“ möglich. Je deutlich und klarer die eigenen Vorstellungen in Sprache umgesetzt werden können, umso größer ist die Chance auf Verständigung. Sender Empfänger Verständigungsbereich Sender Empfänger Keine Verständigung Jenseits der Sprache geht es um die Haltungen / Einstellungen des Senders / Empfängers, um die Gefühle, mit denen jemand auf den anderen zugeht, die Ängste, Vorurteile, die (angelernten und erlebten) Beziehungsmuster, um das eigene Selbstbild, eigene Verhaltensmuster, Moralvorstellungen usw. 4 Die drei Empfangsvorgänge Die innere Reaktion des Menschen baut sich aus drei Vorgängen auf, die man auseinander zu halten lernen sollte: WAHRNEHMEN: was sehe ich? (z.B. Blick, Stirnrunzeln...) was höre ich? (z.B. die Frage: bist du im Stress?) INTERPRETIEREN: welche Bedeutung hat für mich das Wahrgenommene? (z.B. ein Blick kann als „abfällig“ interpretiert werden, die Frage „Bist du im Stress“ als Kritik...) Die Interpretation kann RICHTIG oder FALSCH sein !!! FÜHLEN: mit welchem Gefühl reagiere ich auf das Wahrgenommene und das Interpretierte? Das Gefühl ist eine Tatsache und unterliegt NICHT der Beurteilung „richtig oder falsch“ !! In der Regel verschmelzen diese 3 Vorgänge zu einem „Kuddelmuddel-Produkt“: .: Eine Frau berichtet ihrem Mann über ihre Pläne. Als der Mann die Stirn ein wenig runzelt, ruft sie erzürnt: „nun mach doch nicht gleich wieder so ein angewidertes Gesicht! z.B Es ist wichtig, die inneren Vorgänge zu sortieren, um zu erkennen, dass meine Reaktion immer meine Reaktion ist – mit starken eigenen Anteilen. Die eigenen Anteile können dann überprüft werden, z. B.: „Du runzelst die Stirn – passt dir das nicht, was ich vorhabe?“ 5 Über die vielen verschiedenen Aspekte einer Botschaft („die 4 Ohren“) Schulz von Thun („Miteinander Reden“1 und 2) entwickelt das Modell der „vier Ohren“. Jede Botschaft kann auf vier verschiedenen Ebenen wahrgenommen und interpretiert werden. Genauso kann der Hintergrund jeder gesendeten Botschaft vierfach gefärbt sein. Da die meisten Menschen etwas Gehörtes interpretieren ohne nachzufragen und auf das (selbst)Interpretierte reagieren statt z.B. nachzufragen, entstehen Missverständnisse und Konflikte – die Kommunikation erfährt eine mehr oder weniger empfindliche Störung. 6 Genauso „verstecken“ Sender oft das, was sie z.B. eigentlich auf der Beziehungsebene, Appellebene oder Selbstoffenbarungsebene sagen wollen, hinter einer Sachebene (siehe Eisbergmodell) – es kommt zu Konflikten, die den eigentlichen Konflikt aussparen und daher nicht gelöst werden können! Zum Bildbeispiel „Du, da vorne ist grün!“ „Fährst du oder fahre ich?“: 1.Sachinhalt oder: Worüber ich informiere „die Ampel ist grün“ 2. Selbstoffenbarung oder: Was ich von mir selbst kundgebe, was ich über mich selber sage „ich habe es eilig“, oder „ich bin wach und denke mit“ 3. Beziehung oder: Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen je nach Tonfall: „ich traue dir nicht recht zu, dass du ohne mich gut fahren kannst“ 4. Appell oder: Wozu ich dich veranlassen möchte „gib Gas, dann schaffen wir es noch bei Grün“ 7 Einige Basis-Kommunikationsregeln Damit Missverständnisse möglichst vermieden werden können, gilt als wichtigste Regel: • Nachfragen statt interpretieren • Nachfragen statt unterstellen Beispiel: Schüler: „Ich schaffe diese Übung nicht“ kommunikationsbehindernde Antwort: Lehrer: „Du hast die Zeit übersehen und zu spät angefangen zu lernen!“ – Interpretation (kann richtig oder falsch sein !!) fördert Widerstand und den Abbruch der Kommunikation und kann auf allen Ebenen missdeutet werden: Beziehungsohr „die Lehrerin mag mich nicht“, Appellohr: „sie glaubt, ich hab nichts anderes zu tun als immer nur für ihr Fach zu lernen“, Selbstoffenbarung: “heute ist sie wieder total schlecht drauf“ kommunikationsfördernde Antwort: „du hast Probleme mit dieser Übung? Was sind das genau für Probleme?“ die Kommunikation kann in wertschätzender Atmosphäre fortgesetzt werden – LERNEN (=das Ziel der Schüler-Lehrer-Beziehung) wird möglich. Beispiel 2 : Sohn: “Mir ist schlecht!“ Vater: kommunikationsbehindernd: „Rauch nicht so viel!“ Vater: kommunikationsfördernd: „Du fühlst dich nicht wohl? Willst du Hilfe von mir?“ Thomas Gordon nennt diese Art des Nachfragens auch aktives Zuhören, also das aktive Bemühen des Empfängers, genau herauszufinden, was der Sender eigentlich sagen will. Zweite Grundregel: Ich-Botschaften senden statt Du-Botschaften Die Ich-Botschaft macht deutlich, dass es sich bei dem Gesagten um die EIGENE Sichtweise handelt, die möglicherweise auch falsch sein kann. Der Empfänger hat die Möglichkeit, etwas zu erklären oder zu differenzieren – die Kommunikation kann fortgesetzt werden. Beispiel 1: Lehrer: „Was ist los? Für mich sieht es aus, als würdest du dich für diese Übung gar nicht interessieren. Ist das so?“ Beispiel 2: Lehrer: „Ich erlebe deine Antworten als abwertend meiner Person gegenüber. Spüre ich das richtig, dass du etwas gegen mich hast?“ Die Du-Botschaft interpretiert den Empfänger und „nagelt“ diesen fest. Meistens beendet die DuBotschaft eine Kommunikation oder führt zum Konflikt. 8 Beispiel 1: „Du interessierst dich ja überhaupt nicht für diese Übung! Kein Wunder, dass du sie nicht schaffst!“ Beispiel 2: „Du gibst mir ständig patzige Antworten. Wenn du mich nicht magst, kannst du auch nichts vom Unterricht profitieren!“ Kritik üben Lehrerin und Lehrer erlebt sich häufig in der Position der/des Kritisierenden Kritik kann wesentlich besser angenommen werden, wenn sie auf der wertschätzenden Basis der grundlegenden Kommunikationsregeln basiert: nachfragen statt interpretieren Ich– Botschaften statt Du-Botschaften senden Beispiel 1: „ Ich ärgere mich, wenn ich so lange brauche, um deine Schrift entziffern zu können. Warum schreibst du so unleserlich?“ (eigene Gefühle mitkommunizieren) Beispiel 2: „ Ich nehme dich im Unterricht kaum wahr. Liegt das an mir oder an dir?“ (Freiraum lassen für Erklärungen) Beispiel 3: „Ich bin ratlos und mache mir Sorgen um euren Lernfortschritt. Wo seht ihr die Gründe für eure schlechten Leistungen? Ich denke viel darüber nach, aber ich komme zu keinem klaren Ergebnis.“ (eigene Ratlosigkeit zugeben) Beispiel 4: „Ich möchte nicht, dass du so mit mir sprichst. Das macht mich wütend und verletzt mich.“ (eigene Betroffenheit zeigen) Da Situationen, in denen eine Kritik notwendig erscheint, häufig von mehr oder weniger Emotionen begleitet sind, ist ein Kommunikationstraining hier von besonderer Bedeutung. Es ist der Sinn der Kritik, eine positive Wirkung auszulösen. Alles andere fällt letztlich nicht in den Bereich der Kritik, sondern in den Bereich der Beleidigung, Rache, Verletzung und wird im besten Fall „Ruhe“ herstellen, Widerstand brechen, nicht aber zu Einsicht führen. Beachtenswertes für ein Beratungsgespräch auf klimatisch möglichst angenehme Rahmenbedingungen achten grundsätzlich wertschätzende Grundhaltung (Körpersprache) und Einstellung (innere Bereitschaft, sich auf das Gegenüber einzulassen) aktives Zuhören nachfragen statt interpretieren Ich-Botschaften statt Du-Botschaften Durch gute Fragen soll der zu Beratende selber Lösungen entwickeln können Das Problem muss immer bei der Person bleiben, die es hat Nähe zum zu Beratenden bei gleichzeitiger Distanz zur eigenen Person, zur eigenen Geschichte Das Eltern – Lehrer/in - Beratungsgespräch Neben den bereits angeführten Kriterien und Regeln für eine gelungene Kommunikation (siehe oben) kommt dem Eltern-Lehrer-Gespräch wegen seiner Schwierigkeit eine spezielle Bedeutung zu. Die Idealform - eine Utopie? Im Grunde genommen unterhalten sich in einem Lehrer-Eltern-Gespräch zwei „Profis“ über einen jungen Menschen. 9 Die Mutter bzw. der Vater kennt als Erzieher/in das Kind und kann ihr bzw. sein Wissen über Wesen und Charakter, eventuell private Erfahrungen und Erlebnisse des eigenen Kindes einbringen. Die Lehrerin, der Lehrer kennt das Kind in seinem Lern- und Gruppenverhalten. Beide „Spezialisten“ tragen nun im Interesse des Kindes ihr Wissen zusammen. Gibt es keine größeren Problem, so ist der gegenseitige Austausch in jedem Fall für das Kind fruchtbringend, weil sich auf beiden Seiten der Horizont erweitert hat. Gibt es Probleme, versuchen Eltern und Lehrer gemeinsam aus den gegenseitigen Informationen eine gute Lösung bzw. einen Aktionsplan für das Kind zu erarbeiten. Hindernisse, Probleme, Fallen Eltern haben als Eltern keine Ausbildung. Daher reagieren sie sehr oft nicht „erwachsen“ auf die Probleme ihres Kindes, sondern hilflos, was sich sowohl in Verzweiflung als auch in Aggression äußern kann. Eltern haben ihre eigenen Schulerfahrungen gemacht und sitzen in 70 % der Fälle mental als „Schüler/in“ vor der Lehrerin, dem Lehrer und nicht als „Profi“ in Sachen Erziehung des eigenen Kindes Lehrer/innen haben leider auch meistens keine Ausbildung in Gesprächsführung und Beratung. Beim Elterngespräch ist es aber ihre Aufgabe als ausgebildete Lehrer/innen, ein Beratungsgespräch professionell führen zu können. Gerade im Elterngespräch bräuchte jede/r Lehrer/in die Fähigkeit mit Konflikten umgehen zu können, Von Lehrern und Lehrerinnen darf / muss man Kommunikationskompetenz verlangen, von Eltern nicht! Die Lehrerin, der Lehrer ist der - ausgebildete – „Profi“! 10 Was müsste jede/r Lehrer/in können, um ein gutes Elterngespräch führen zu können? Die klare Sicht auf die Rollen: wie werden die Mutter / der Vater und die Lehrerin/ der Lehrer „Partner“ im Interesse des Kindes? Notfalls muss die Lehrkraft den betreffenden Elternteil auf gleich Stufe „anheben“ Es ist nicht die Aufgabe der Lehrerin, des Lehrers, die Eltern zu belehren! – Es geht im Elterngespräch um Beratung, um Austausch – im Interesse des Kindes!! Konfliktmanagement und Konfliktberatung Distanz zur eigenen Geschichte bzw. reflektierte Haltung gegenüber eigenen Erfahrungen und Erlebnissen (siehe oben : Beratungsgespräch) Kommunikation zwischen Lehrer/in und Schüler/in Alles bisher Gesagte gilt auch für das Gespräch Lehrer/in – Schüler/in. Das Problem in diesem Feld ist das Machtgefälle. Die Leitung und Führung liegt bei der Lehrkraft. Mit der eigenen Macht und Autorität gut umgehen zu können, und zwar so, dass zu jeder Zeit eine wertschätzende Grundhaltung erkennbar und sichtbar ist, ist ein wichtiges Feld in jeder Sozialkompetenz-Ausbildung! Für alle Gespräche, ob mit Schülerinnen und Schülern oder mit Eltern gilt, dass die Person mit der Kommunikationskompetenz stets die Lehrerin / der Lehrer ist und es daher an ihr/ ihm liegt professionell zu handeln und z.B. einen Konflikt nicht bis zur Zerstörung beider Parteien ausufern zu lassen. Selbstverständlich gibt es Schüler- und Eltern-Bemerkungen, die beleidigend sind, ungerecht und die Menschenrechte verletzen. Es liegt dennoch an der betreffenden Lehrerin und dem Lehrer, damit auf professionelle Weise umzugehen. Außerdem muss allen Lehrerinnen und Lehrern klar sein, dass sie in jedem Fall Modell sind für die Schüler/innen dafür, o Wie man miteinander redet o Wie man Konflikte löst o Wie man z.B. Ärger ausdrückt o Wie man auf Widerstand reagiert o Wie man Leitungsfunktion ausübt o Usw. Kein den Schülern und Schülerinnen angebotenes Kommunikationstraining ist in einem so hohen Maß wirkungsvoll wie die täglichen Modelle, die die Schüler/innen in all ihren Lehrern und Lehrerinnen vorgeführt bekommen! 11