1 Sozial – Manager (Streitschlichter) Ausbildung am Holbein – Gymnasium Teil I Grundlagen der Ausbildung von Schülern als Sozial –Manager1: Grundlagen der Gesprächsführung Sozialkompetenz Konfliktmodell Die Mediation 1) Grundlagen der Gesprächsführung KOMMUNIKATIONSMODELLE / Gesprächsführung Allgemeines Kommunikationsmodell Sprecher BOTSCHAFT Hörer FEEDBACK Wichtig für eine gute Kommunikation ist das Feedback des Hörers an den Sprecher; Feedbackregeln; Training von Feedback in Kleingruppen 1 Es sind im Folgenden selbstverständlich auch immer die weiblichen Vertreter mit gemeint 2 4 Ohren Modell nach Schultz v. Thun Wir hören jede Nachricht mit 4 Ohren: Sachaspekt - Ohr: Was ist inhaltlich gesagt? Selbstoffenbarung: Was sagt der Sprecher (meist implizit) über seine Befindlichkeit? Beziehungsaspekt: Wie wird (meist implizit) die Beziehung definiert? Appell: Welcher Appell ergeht (meist implizit) an den Adressaten? MERKE: BASS (Beziehung, Appell, Sachaspekt, Selbstoffenbarung) Training des Hörens mit 4 – Ohren im Rollenspiel; Wichtigkeit der Nonverbalen – Kommunikation für das Verstehen; Training Nonverbale - Kommunikation 4 Grundpfeiler der Brücke zum guten Gespräch 1. Pfeiler Den Gesprächspartner verstehen wollen (Wärme, Wertschätzung als Grundhaltung); partnerschaftliche Haltung 2. Pfeiler Aktives Zuhören; offene Fragen 3. Pfeiler Ich – Botschaften und auf die Gefühle des Gesprächspartners eingehen 4. Pfeiler Eigentliche Bedürfnisse und Erwartungen klären 3 2) Sozialkompetenz Modell der Themenzentrierten Interaktion (R. Cohn) TZI THEMA Balance ICH WIR Das Modell der Themenzentrierten Interaktion nach Ruth Cohn eignet sich als Bezugsrahmen für anspruchsvolle Aufgaben (Themen), die Einzelne (Ich) in einer Gruppe (Wir) zu bewältigen haben. Der Gruppenleiter achtet darauf, dass während des Arbeitsprozesses immer wieder eine Balance gefunden wird zwischen dem Thema, den Wünschen und Bedürfnissen der Einzelnen und der Atmosphäre und Regeln der Gruppe. Deshalb werden beim sozialen Lernen folgende 3 Kompetenzen trainiert: Planvoll und strukturiert an das Thema herangehen Die eigenen Wünsche auf sozial verträgliche Weise durchsetzen Das WIR stärken: Regeln aushandeln, Beziehung verbessern, gutes, vertrauensvolles Klima schaffen (Übungen, Spiele) Training sozialer Basiskompetenzen Sich durchsetzen Beziehung verbessern Regeln aushandeln Für Zusammenarbeit gewinnen Diese 4 Basiskompetenzen werden in Szenarios aus dem Schulalltag eingeübt. Es gibt nur positives Feedback und Verbesserungsvorschläge der Gruppenmitglieder, die in einem anschließenden Trainingsdurchgang berücksichtigt werden. 4 3) Konfliktmodell MODELL 4 STEPS 4 STEPS Konflikt bricht aus Konflikt beruhigt sich Aus Wut den Anderen schädigen wollen 1. STEP Wut und Ärger gegenseitig mitteilen, ohne zu beleidigen 2. STEP Aus Ärger den Anderen beschuldigen, statt ihm zu sagen, was man möchte Aus Verstimmung nicht hören, was den anderen ärgert und was er will gert und was er von einem möchte Einander klar sagen, was man möchte 3. STEP Einander rückmelden, was den anderen an einem är- 5 Die Mediation 4 STEPS, Schlüsselfragen; REGEL: - Keinen Schritt auslassen ( Zum Ziel geht es aber häufig vor und zurück und wieder vor ) 1. STEP Was ärgert dich? A äußert seinen Ärger ohne B zu beleidigen; B hört zu; dann umgekehrt 2. STEP Was möchtest du? B sagt, was sein eigentliches Anliegen ist und was A tun sollte oder nicht tun sollte; A hört zu; dann umgekehrt 3. STEP Was ärgert den anderen und was möchte er? A fasst zusammen, was B am meisten ärgert und was sein eigentliches Anliegen ist; B bestätigt; dann umgekehrt 4. STEP Welche gemeinsamen Lösungen? Konflikt heißt, dass Gefühle – meist sogar heftige – bei beiden Partnern da sind. Sie dürfen nicht übersehen werden, denn sie sind Die Lösung genau so wichtig für eine tragfähige Konfliktlösung wie die Vernunft. (Kompromiss, neue Gemeinsamkeit, Arrangement etc.) wird schriftlich festgehalten 6 Sozial – Manager (Streitschlichter) Ausbildung am Holbein – Gymnasium II. Teil: Weiterführende Aufgabenfelder für Sozial –Manager2: Mobbing von Schülern Hilfe für schwierige Klassen Mitarbeit im Arbeitskreis: Soziale Schulqualität am Holbein – Gymnasium (AK Soz) Ältere Schüler, die sich schon als Sozial – Manager (Streitschlichter) bewährt haben, können den Teil II der Ausbildung durchlaufen und sich an die Aufgabenfelder Mobbing, schwierige Klassen und Mitarbeit im AK Soz heranwagen. Da diese Aufgaben deutlich schwieriger sind, als das Streitschlichtergespräch mit einzelnen Schülern, die einen Konflikt haben, hat es sich bewährt, dass Lehrer und Schüler Tandems bilden. Diese Tandems absolvieren gemeinsam den Teil II der Ausbildung zum Sozial – Manager. Die Arbeit in Tandems bringt 2 Vorteile: a) Der Lehrer im Tandem hat mehr Erfahrung im Umgang mit schwierigen Kommunikationssituationen b) Der Schüler im Tandem regt zu offenerem Sprechen an, da er näher am Erleben seiner Mitschüler ist. Grundlage der Ausbildung in Teil II Moderation - - grundlegende Moderationstechniken (z. B. Kartenarbeit, Plakate, Interaktionsformen in Klein- und Großgruppen, Formen der Strukturierung und Visualisierung) Arbeit in Tandems Einstellungen und Ziele des Moderators TZI als geeignetes Kommunikationsmodell Lösungsorientierte Gesprächsführung - 2 Konzept der Stärkenorientierung Lösungsorientierte Fragetechniken Einstellungen und Grundhaltungen der Lösungsorientierung Es sind im Folgenden selbstverständlich auch immer die weiblichen Vertreter mit gemeint 7 Spezialfeld Mobbing Fragen, die beantwortet werden müssen: Was ist das Besondere an Mobbing, Definitionen, Theorien? Warum ist Mobbing so schwer fassbar? (Szenario) Welche Handlungsmöglichkeiten ergeben sich daraus? Folgende 4 Schritte haben sich bewährt, wenn Mobbing in einer Klasse auftaucht und Lehrer / Schüler Tandems als Sozial – Manager helfen. 1. Schritt Mobbingopfer stärken (Beratungslehrer bzw. Schulpsychologe können hier mithelfen.) Das Mobbingopfer wird in Einzelgesprächen und Übungen so gestärkt, dass es fähig wird, vor der Klasse zu sagen, von wem es gemobbt wird. 2. Schritt Offenes Gespräch mit Mobbingopfer und der Klasse, moderiert vom Lehrer – Schüler – Tandem. Die Lehrer der Klasse werden über das Gespräch und die Ergebnisse informiert. Das Mobbingopfer spricht das Mobbing im Gesprächskreis der Klasse offen an. Jedes Klassenmitglied soll die eigenen Beobachtungen und Eindrücke dazu mitteilen. Es ist damit zu rechnen, dass die Mobbingtäter ihr Tun abstreiten, das Mobbingopfer selbst beschuldigen und gegenseitig ihre Unschuld bezeugen. Auch werden nur wenige oder gar keine Klassenkameraden sich hinter das Opfer stellen. Das Mobbingopfer wurde in den Einzelgesprächen darauf vorbereitet, dass in diesem Gespräch in der Klasse sehr wahrscheinlich mit dieses Schwierigkeiten zu rechnen ist und dass das Lehrer –Schüler – Tandem in diesem Gespräch neutral bleiben wird. Am Ende dieses Gesprächs schlägt das Lehrer - Schüler - Tandem ein „Distanzgebot“ zwischen dem Mobbingopfer und den Tätern vor. Da die Täter angeblich nichts mit Mobbing zu tun haben, würden sie sich unglaubwürdig machen, wenn sie nicht mit dem „Distanzgebot“ einverstanden wären. Die Klassenkameraden sollen darauf achten, dass das „Distanzgebot“ von beiden Seiten eingehalten wird. Bei Verletzungen dieses Gebotes soll sofort ein Lehrer, der in der Klasse unterrichtet, verständigt werden. Damit kann das Tandem dem Opfer helfen, ohne die Neutralität aufzugeben. Die Erfahrung zeigt, dass nicht selten allein schon das offene Gespräch den Tätern die Lust an ihrem Versteckspiel nimmt und sie mit dem Mobbing aufhören. Falls dies nicht der Fall ist und weiter gemobbt wird, erfolgt ein weiterer Schritt. 3. Schritt Mobbingopfer meldet die Verletzung des „Distanzgebotes“ durch die Täter bei einem Lehrer der Klasse Die Täter sind jetzt in einer schlechteren Position, weil ein Verletzen des „Distanzgebotes“ leichter beobachtet und bezeugt werden kann als irgendwelche inhaltlichen Auseinandersetzungen. Das Opfer kann jetzt leichter Hilfe von Klassenkameraden bekommen. Den Tätern werden Ausreden schwieriger gemacht. 4. Schritt Bestrafung der Mobbing – Täter Bei einer beobachteten Verletzung des „Distanzgebotes“ durch die Täter kann jetzt ein Lehrer der Klasse Schulstrafen verhängen. 8 Spezialfeld: Arbeit mit schwierigen Klassen Bei der Arbeit mit schwierigen Klassen haben sich Lehrer – Schüler – Tandems auch bewährt. Es empfiehlt sich ein Vorgehen in 5 Schritten; Moderation durch das Lehrer – Schüler Tandem 1. Schritt Kartenabfrage mit der ganzen Klasse; jeder Schüler erhält 3 gelbe und 3 rote Karten; auf die gelben Karten schreibt jeder in Stichpunkten, was ihm an der Klasse gefällt, auf die roten Karten, was in der Klasse besser werden sollte. 2. Schritt Karten zu Gruppen mit ähnlichem Inhalt ordnen und diese mit einem Thema benennen; Themen an eine Zettelwand heften; evtl. Lehrer der Klasse informieren 3. Schritt Themen ansprechen, die positiv erlebt werden; „Was können wir tun, dass wir die positiven Ansätze noch verstärken?“; nach Möglichkeit konkrete Vereinbarungen festhalten: „Wer tut wann, wo, mit wem, was?“ 4. Schritt Themen ansprechen, die negativ erlebt werden, also verbessert werden sollten; dabei ist das „lösungsorientierte Fragen“ durch die Moderatoren wichtig; Lösungen und Vereinbarungen (W- Fragen) schriftlich festhalten und „Überprüfungstermin“ festlegen 5. Schritt Überprüfung der Vereinbarungen und des Fortschritts; zunächst mit Teilerfolgen zufrieden sein, diese loben; dann weiteres „lösungsorientiertes Fragen“ und neue Vereinbarungen; Geduld, wenn sich Rückschläge ergeben Bernhard Kamm