Mobbing auf Freizeiten Menschenrechte sind auch Kinderrechte In der Erklärung der Vereinten Nationen heißt es: "Kein Kind darf willkürlichen oder rechtswidrigen Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden. Die Disziplin in der Schule muss in einer Weise gewahrt werden, die der Menschenwürde des Kindes entspricht. Es hat das Recht, seine Meinung in allen es berührenden Angelegenheiten frei zu äußern. Die Erwachsenen berücksichtigen die Meinung des Kindes…" Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Seit 2000 ist gewaltfreie Erziehung Kinderrecht. Es verbietet "körperliche Bestrafung, seelische Verletzung und andere entwürdigende Maßnahmen." Mobbing und Gewalt sind Störfaktoren, die beseitigt werden müssen. Um mit Mobbing auf Freizeiten umgehen zu können, ist für jeden Betreuer zunächst wichtig, einige grundsätzliche Informationen zum Thema Mobbing zu haben. Die nachfolgenden Definitionen sind eher Erfahrungswerte aus empirischen Studien und daher auch in einigen Situationen durchaus zutreffend. Allerdings muss man auch beachten, dass jede Situation anders ist und man nicht alles über einen Kamm scheren kann. Deshalb ist immer eine Absprache im Team unter Findung von eigenen Lösungsmöglichkeiten wichtig. Definition Unter Mobbing versteht man ein gegen eine bestimmte Personen gerichtetes „Gemeinsein“, Ärgern, Angreifen und Schikanieren. In der Regel erfolgt dies über einen längeren Zeitraum. Mobbing kann durch verbale als auch non-verbale Handlungen oder auch mit Gewalt vonstatten gehen. Opfer Die passiven Opfer sind im Allgemeinen ängstlicher und unsicherer. Sie sind empfindlich, vorsichtig und schweigsam, und lehnen sehr oft Gewalttätigkeit ab. Sie signalisieren ihrer Umgebung, dass sie Angst haben und es nicht wagen, sich gegen den Störenfried zu wehren, wenn sie angegriffen werden. Seltener ist das provozierende Mobbingopfer, das im Allgemeinen unkonzentriert und nervös ist. Sein Verhalten schafft Ärger und ein gespanntes Verhältnis. Dies kann in seinem Umfeld negative Reaktionen auslösen. Die Situation für das Opfer stellt sich in der Regel wie folgt dar: Das Ansehen des Opfers wird gezielt beschädigt. Die Kommunikation mit den anderen Kindern/Schülern wird be- und verhindert. Die sozialen Beziehungen des Opfers werden zum Ziel des Angriffs. Körperliche Übergriffe auf das Opfer. Gefährdet sind vor allem Kinder, die kleiner oder schwächer sind als der Durchschnitt. die ängstlich oder schüchtern sind. die sozial nicht akzeptierte Merkmale haben (keine Markenkleidung, ärmlich aussehen usw.) die selbst gerne „austeilen“. Eine britische Regierungsstudie ergab im Jahr 2008, dass die Möglichkeit, gemobbt zu werden, für Angehörige einer ethnischen Minderheit erhöht ist. Zudem seien Jungen und Mädchen gleich oft Opfer, während 80 % aller behinderten Kinder angaben, in den letzten drei Jahren schwer unter Gleichaltrigen in ihrer Schule gelitten zu haben. Täter Die Mobber zeichnen sich oft durch Impulsivität und ein stark ausgeprägtes Bedürfnis, andere zu dominieren, aus. Sie haben ein durchschnittlich oder verhältnismäßig starkes Selbstvertrauen. Die empirischen Ergebnisse weisen darauf hin, dass Mobber weniger furchtsam und unsicher wären. Unsicherere und ängstlichere Individuen ergreifen üblicherweise nicht die Initiative. Sie tendieren dazu, Mitläufer oder Zuschauer zu sein. Sie üben großen Einfluss aus, sind aber unbeliebt und benutzen ihre sozialen Fähigkeiten zum Schaden ihrer Opfer. Grundbedürfnisse Um die Motive oder Beweggründe eines Verhaltens zu verstehen, ist es notwendig zu erkennen, welches Bedürfnis ein Mensch zu befriedigen versucht, bzw. welches frustriert wurde. Motiv für ein Verhalten können eines oder aber auch mehrere dieser Grundbedürfnisse sein. Versteht man die Beweggründe eines Verhaltens, ist man eher in der Lage, angemessen zu reagieren bzw. alternative Verhaltensweisen zu erarbeiten. Die Grundbedürfnisse sind bei jedem Menschen gleiche. Allerdings ist die Art und Weise, mit der versucht wird, ein Ziel zu erreichen, oft sehr unterschiedlich. Die Grundbedürfnisse 1: Lustgewinn – Unlust vermeiden Es soll zum Beispiel Jugendliche geben, die einfach Spaß daran haben, einen Mitschüler oder auch Lehrer zu ärgern, oder sich damit ihre Langeweile zu vertreiben. 2: Verstehen – Kontrollieren – Bewirken Beispiel: ein Jugendlicher übt gegenüber einem anderen Gewalt aus und versucht dadurch, diesen zu kontrollieren. Der Lehrer hat das Bedürfnis von den Schülern verstanden zu werden und umgekehrt. 3: Bindung – Zugehörigkeit – Liebe Was macht ein Jugendlicher nicht alles, um zu einer Clique zu gehören. Was fällt Kindern nicht alles ein, um die Liebe ihrer Eltern zu bekommen. 4: Selbstwert Ein Mensch erhofft Anerkennung für eine erbrachte Leistung zu bekommen. Sein Selbstwertgefühl steigt, bleibt sie aus ist Frustration (Aggression) die Folge. Konflikt oder Mobbing? Es ist dennoch darauf zu achten, dass ein Konflikt zwischen den Kindern und Jugendlichen nicht gleich als Mobbing-Fall gesehen wird. Konflikte können zur Bildung der eigenen Persönlichkeit beitragen. Konflikte sollten, solange die Kinder dazu fähig sind, auch von ihnen ausgetragen werden. „Normaler“ Konflikt Beide Kinder haben ähnlich viel Mobbing (älter, stärker, beliebter, usw…) Macht Der Konflikt war nicht geplant Ein Kind hat deutlich mehr Macht Eine Seite hat sich vorher überlegt, wie sie vorgehen will Die Beteiligten sind zufällig dabei Kinder werden gezielt ausgewählt Es geschieht unregelmäßig Es geschieht wiederholt und regelmäßig Die Folgen sind nicht so arg Es kann zu ernsten (physischen oder psychischen) Verletzungen kommen Bei Verletzungen sind alle Beteiligten emotional betroffen Es geht um aktuelle Gefühle Verletzungen werden von den Verursachern meist nicht bedauert Es geht darum, sich selbst auf Kosten der anderen Personen aufzuwerten Prävention Wie kann man nun aber Mobbing auf Freizeiten vorbeugen? Wichtig ist, ein Klima zu schaffen, in dem sich jeder einzelne Teilnehmer wohl fühlt. Dazu gehört auch, dass sich die Teilnehmer im Haus selbst und mit dem Team wohl fühlen. Ein Team, das untereinander Probleme hat und diese nach außen trägt, kann dazu beitragen, dass die Teilnehmer sich in Gruppen spalten, weil sie sich einem Betreuer besonders verpflichtet fühlen. Auch so kann Mobbing entstehen. Um möglichst kein Mobbing entstehen zu lassen, muss das Team dafür sorgen, dass jeder Teilnehmer in die Gruppe integriert ist. Dies ist nicht immer leicht und sicherlich auch nicht immer erreichbar, aber die Betreuer sollten ständig auf dieses Ziel hinarbeiten. Das Ziel kann erreicht werden, in dem man zunächst mit Kennenlernspielen dafür sorgt, dass sich die Gruppe kennen lernt und sich nicht von Anfang an Grüppchen bilden. Weitere Möglichkeiten bestehen darin, Kooperations- und Kommunikationsspiele durchzuführen, bei denen alle Teilnehmer gemeinsam etwas erreichen müssen. Es sollte sich hierbei um Spiele handeln, die Spaß machen, aber auch gleichzeitig dafür sorgen, dass tatsächlich die Gruppe etwas gemeinsam erreichen muss, was sie auch nur gemeinsam erreichen kann. Die Lösung des Spiels darf dabei nie von einer Person alleine abhängen. Ein Beispiel für eine gemeinsame Gruppenaktion ist die „Flucht von Askaban“, in welcher die Gruppe Probleme gemeinsam lösen und bewältigen muss. Wichtig ist, dass die Gruppe nicht überfordert wird. Nicht jeder Teilnehmer kann bereits von Anfang an etwas mit Körperkontakt anfangen. Deshalb sollten Spiele mit engem Körperkontakt eventuell erst zu einem späteren Zeitpunkt gespielt werden. Die Betreuer sollten auch darauf achten, Kooperationsspiele nicht nur zu Beginn der Freizeit durchzuführen, sondern auch währenddessen. Eventuell kann auch ein Ritual eingeführt werden, z. B. dass sich die Gruppe immer an einem bestimmten Punkt vor dem Essen trifft und sich in einer Reihe aufstellt. Dann bekommt immer einen Luftballon zwischen Bauch und Rücken zur vorderen Person geklemmt. Die Gruppe muss sich nun zum Speisesaal fortbewegen, ohne die Luftballone zu verlieren. Wie kann ich von Mobbing unter den Teilnehmern erfahren? Das Team sollte auch bereits beim Aufstellen der Regeln darauf achten, dass Mobbing angesprochen wird. Mobbing wird auf gar keinen Fall geduldet. Mobbing kann zu schweren gesundheitlichen und psychischen Störungen bei dem Betroffenen führen, deshalb ist es auch wichtig für die anderen Teilnehmer, dass sie nicht weg schauen, sondern dem Team ihre Beobachtungen mitteilen. Das Team sollte den Teilnehmern zu verstehen geben, dass die Tür für Probleme jeder Art immer offen steht und es sich bei Mobbing nicht um Spaß handelt. Das Team kann auch eine anonyme Kummerbox einrichten, damit später niemand des Petzens bezichtigt werden kann. Ansonsten besteht für das Team nur die Möglichkeit, ihre Teilnehmer gut zu beobachten und auf Anzeichen zu achten. Jetzt ist es passiert. Was tun? Erschließung der Situation Um die Situation des Opfers besser nachvollziehen und die richtigen Schlüsse ziehen zu können sind folgende fragen hilfreich: • Wer sind die Mobber (alle Beteiligten) ? • Wie und wann genau begann das Mobbing ? • Wer unterstützt den oder die Mobber ? • Wer steht auf deiner Seite ? • Wie hast du bis jetzt reagiert ? • Welche Reaktionen hast du noch nicht ausprobiert ? Warum nicht? • Wann findet das Mobbing statt (Umstände, Zeiten), wann unterbleibt es ? • Hast du schon jemandem vom Mobbing erzählt ? • Welche Motive und Beweggründe vermutest du bei den Mobbern ? • Was muss sich ändern, damit du die Freizeit wieder genießen kannst ? Es muss ein Gespräch zwischen dem Opfer und dem Team sowie dem Täter und dem Team stattfinden. Dem Täter muss klar gemacht werden, dass ein solches Verhalten nicht tragbar ist. Gegebenenfalls sollte eine Aussprache zwischen dem Opfer und dem Täter mit Anwesenheit mindestens eines Betreuers stattfinden. Bei einem solchen Gespräch sollte herausgefunden werden, warum der Täter das Opfer mobbt. Oftmals kann man solche Situationen für die Zukunft verhindern, indem man Gemeinsamkeiten der beiden Teilnehmer findet. Die Konsequenzen für Mobber sollten von vornherein festgelegt werden. Auch hier ist das Schema für verhaltensauffällige Kinder anzuwenden. Wichtig ist, dass für das Opfer eine Atmosphäre geschaffen wird, in der es sich wieder wohlfühlt und die Freizeit genießen kann. Des Weiteren ist es nach dem bekanntwerden von Mobbing sinnvoll, die Tolleranzschwelle gegenüber allen Beteiligten herunterzusetzen kleine „Vergehen“ sofort sanktionieren und bestrafen