Was bedeutet Mobbing

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Was bedeutet Mobbing?
Über Mobbing wird viel gesprochen und das hat dazu geführt, dass der Begriff zu
einem Schlagwort geworden ist. Dennoch herrscht oft Unklarheit darüber, was
man unter Mobbing genau versteht. Der Begriff "Mobbing" wird oft in
verschiedenen Definitionen verwendet, die sich stark von der wissenschaftlichen
Definition dieses sozialen Phänomens unterscheiden. Damit besteht die Gefahr,
dass der Begriff für jede Art von Konflikt und Streiterei am Arbeitsplatz verwendet
wird und somit das eigentliche Ausmaß dieses Phänomens versteckt bleibt.
Definition
Der Begriff "Mobbing" geht auf das englische Wort "to mob" zurück und bedeutet
übersetzt "anpöbeln, fertig machen, attackieren, über jemanden herfallen".
Im angelsächsischen Sprachgebrauch hat sich zudem auch noch der Begriff
"bullying" etabliert. Bullying lässt sich mit "tyrannisieren, schikanieren und
einschüchtern" übersetzen.
Im US-amerikanischen Sprachgebrauch hat sich auch das Wort "employee
abuse" als äquivalenter Begriff für das Phänomen Mobbing durchgesetzt.
Der Begriff "Mobbing" wurde zum ersten Mal von dem bekannten
österreichischen Verhaltensforscher Konrad Lorenz verwendet. Er bezeichnete
mit dem Begriff das Angriffsverhalten von Tieren gegenüber einem Eindringling.
Mobbing kommt für ihn zum Beispiel dann vor, wenn sich eine Gruppe von
Gänsen zusammenschließt und einen Fuchs mit gezielten Angriffen vertreibt.
Definition von Leymann
In den 80er Jahren wurde Mobbing erstmals vom schwedischen
Arbeitspsychologen Heinz Leymann für gezielten Psychoterror am Arbeitsplatz
verwendet. Er liefert damit die im deutschsprachigen Sprachraum geläufigste
Definition von Mobbing:
"Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die
gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und
die sehr oft über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die
Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen." (Leymann 1993)
Damit grenzt Heinz Leymann das Phänomen Mobbing ganz klar von alltäglichen
Konflikten am Arbeitsplatz ab: ein schlechtes Betriebsklima allein, Streitereien,
Getuschel oder Klatsch fallen also nicht unter dem Begriff Mobbing:
"Eine Unverschämtheit, einmal gesagt, ist und bleibt eine Unverschämtheit.
Wiederholt sie sich aber täglich über mehrere Wochen, dann sprechen wir von
Mobbing." (Leymann 1993)
Charakteristika
"Der Begriff Mobbing bezeichnet eine besondere Art von Konflikt am
Arbeitsplatz.
Mobbinghandlungen haben das Ziel, durch feindselige Angriffe eine
bestimmte Person über einen längeren Zeitraum systematisch fertig zu
machen.
Die betroffene Person ist den Angriffen eines Einzelnen oder einer Gruppe
ausgesetzt und das kann zu schwerwiegenden individuellen und betrieblichen
Schädigungen führen.
TäterIn und Mobbingbetroffene/r haben denselben Arbeitgeber und stehen
in einer Arbeitsbeziehung zueinander.
Im Mobbingkonflikt ist der Betroffene in einer unterlegenen Position.
Die Mobbinghandlungen machen die betroffene Person psychisch
und/oder physisch krank und zerstören sein Selbstwertgefühl.
Das Leiden der Betroffenen
"Dem gezielten Psychoterror am Arbeitsplatz geht eine lang eskalierende
Konfliktdynamik voraus. Die Positionen sind zumeist so verhärtet, dass es
kaum eine Chance zur Lösung gibt.
Mobbinghandlungen beziehen sich auf die unterschiedlichsten Bereiche. Die
sozialen Beziehungen und das soziale Ansehen werden maßgeblich gestört,
sodass die Betroffenen meist in eine starke Isolation geraten.
Mobbingprozesse beeinträchtigen die Lebensqualität des Betroffenen sehr und
wirken sich auf die unterschiedlichen Lebensbereiche aus. Die Folgen für die
Betroffenen sind dabei oft schwerwiegend.
Nach einer Umfrage der Dublin-Stiftung sind 8% der ArbeitnehmerInnen in der
Europäischen Union, das entspricht 12 Millionen Menschen, an ihrem Arbeitsplatz
Mobbing ausgesetzt. Allerdings beträgt die Dunkelziffer weitaus mehr. In
Österreich sind nach Meinung von ExpertInnen ca. 300 000 ArbeitnehmerInnen
von Mobbing betroffen.
Was nicht Mobbing ist
Überall dort, wo Menschen in einem engen Kontakt miteinander stehen, treffen
unterschiedliche Meinungen, Interessen, Wertvorstellungen oder Bedürfnisse
aufeinander.
In der heutigen Zeit verbringen die Menschen den größten Teil ihrer Zeit am
Arbeitsplatz, dadurch haben Konflikte in der Arbeitswelt zugenommen. Doch nicht
jeder Konflikt ist sofort Mobbing. Konflikte kommen im Alltagsleben häufig vor und
werden daher schon als normal angesehen.
Meistens können Konflikte auch wieder aus der Welt geschafft werden, indem
sich die beiden Konfliktparteien wieder beruhigen, oder durch ein klärendes
Gespräch. Kritisch wird die Situation erst, wenn sich die Gehässigkeiten
wiederholen oder man zunehmend und gezielt ignoriert wird.
Nicht als Mobbing betrachtet werden z.B. folgende Konflikte:
Feindseligkeiten und Konkurrenzverhalten zwischen verschiedenen Gruppen
(z.B. zwischen Abteilungen, Fraktionen im Betriebsrat, ArbeiterInnen gegen
Angestellte, usw.) Eine kurzfristige ungerechte und sogar unsoziale Behandlung
(z.B. betriebsbedingte Kündigung, Beförderung eines/r Kollegen/in,
arbeitsbedingte Kritik usw.) Strafrechtliche Tatbestände, die nur einzeln auftreten,
wie z.B. ein Diebstahl durch ArbeitskollegInnen
Vertrauliche Unterstützung, Rat sowie interne und externe Hilfe durch
gezielte Mobbingberatung bietet der Betriebsrat.
BR und Konfliktlotsin Lizzi Evelin DW: 2152
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