KNX Powerline 110 KNX Association KNX GRUNDKURS Inhaltsverzeichnis 1 2 3 Einführung .................................................................................................................3 Normung ....................................................................................................................3 Übertragungstechnik ..................................................................................................4 3.1 3.2 Phasenkopplung.................................................................................................5 Telegrammübertragung ......................................................................................6 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.5 3.3 3.4 3.5 4 5 Anlagen ohne Systemkoppler .............................................................................8 Anlagen mit Systemkoppler ................................................................................9 Buszugriffsverfahren ........................................................................................10 Topologie / Adressierung .........................................................................................11 KNX PL 110 Systemgeräte ......................................................................................13 5.1 Netzankoppler ..................................................................................................13 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.2 5.3 5.4 5.5 6 Trainingssequenz ...........................................................................................6 Präambelfeld ..................................................................................................6 Telegramm .....................................................................................................6 System-ID.......................................................................................................6 Antworttelegramm ..........................................................................................7 Netzankoppler und Kompaktgeräte UP-Bauform ..........................................13 Oberflächenmontierbare Bauform ................................................................13 REG-Bauform ...............................................................................................14 Zwischenstecker ...........................................................................................14 Phasenkoppler .................................................................................................14 Systemkoppler .................................................................................................14 Bandsperre.......................................................................................................15 Netzleitungen ...................................................................................................16 Wissen für Planer, Projektierer und Installateur .......................................................16 Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 2/17 KNX GRUNDKURS 1 Einführung KNX PL 110 ermöglicht die Übertragung von Telegrammen über das 230/400 V Netz. Eine separate Busleitung ist somit nicht erforderlich. Die Telegrammübertragung erfolgt über Außenleiter und Neutralleiter, die an jedes Gerät angeschlossen werden müssen. Das KNX PL 110 ist den KNX TP1-Komponenten und den entsprechenden Tools angepasst. So ist es z. B. möglich, das Anwendungsmodul "Tastsensor“ auf einen UPNetzankoppler aufzustecken und die Anwendungssoftware über die „Busleitung“ (230/400 V Netz) in den Netzankoppler zu laden. KNX PL 110 ermöglicht trotz der undefinierten Übertragungseigenschaften des Energienetzes (verursacht durch Leitungsart, Leitungslänge, Art und Anzahl der angeschlossenen Geräte, ...) eine hohe Übertragungssicherheit. Das KNX PL 110 arbeitet bidirektional im Halbduplexbetrieb, d. h. jedes Gerät kann senden und empfangen. Typische Anwendungen für KNX PL 110 sind: Steuerung (Schalten, Dimmen) von Beleuchtungsanlagen Motorgetriebene Anwendungen (Jalousie, Toröffnung) Melden Übertragung von Analogwerten Zeit- bzw. Zentralsteuerung Anwesenheitssimulation Visualisierung mit Touch-Displays Durch die undefinierten Netzverhältnisse, kann es vorkommen, dass die Telegrammübertragung unterbrochen wird. Aus diesem Grund ist es unzulässig, Anwendungen mit KNX PL 110 zu realisieren, bei denen das Ausbleiben eines Telegramms zu weitreichenden Folgeschäden führen könnte. Solche Anwendungen sind z.B. Aufzugsteuerung und Notruf. 2 Normung In Europa wird die Signalübertragung über das Energieleitungsnetz durch die CENELEC Norm EN 50065 geregelt. Teil 1 dieser Norm definiert allgemeine Anforderungen, Frequenzbereiche, Sendepegel und Anforderungen an die Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV). KNX PL 110 nutzt für die Übertragung die Frequenzen 105,6 kHz und 115,2 kHz. Wegen der Mittenfrequenz von 110 kHz wird das KNX PL 110-System auch PL110 genannt. Da die Norm nur einen max. Sendepegel von 116 dBµV zulässt, spricht man hier auch von „Klasse 116“ Geräten. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 3/17 KNX GRUNDKURS 3 Übertragungstechnik Figure 1: Übertragungstechnik Durch die weiter fortschreitende Miniaturisierung der Elektronik wurde es möglich, für KNX PL 110 ein neues Übertragungsverfahren anzuwenden. Zum Einsatz kommt eine Frequenzumtastung im Bandspreizverfahren (SFSK, Spread Frequency Shift Keying). Die Funktionsweise ist folgende: Wird eine „0“ gesendet, so wird vom Sender eine Frequenz von 105,6 kHz erzeugt und der Netzspannung überlagert. Soll eine „1“ gesendet werden, so wird eine Frequenz von 115,2 kHz verwendet. Um eine sichere Übertragung bei möglichst hoher Geschwindigkeit zu erzielen, sind 1200 Bit/s fest eingestellt. Das bedeutet, dass die Zeit, die benötigt wird, um 1 Bit zu übertragen, 833µs beträgt. Alle Netzankoppler sind ständig im Empfangsbetrieb. Empfangene Signale (auch das Rauschen) werden dauernd in einen Digitalwert umgewandelt. Dieser Digitalwert wird nun in zwei Korrelatoren (Wahrscheinlichkeitsvergleichern) eingespeist, die den empfangenen Digitalwert mit eingespeicherten, digitalen Frequenz-Referenzmustern vergleichen. Es gibt in jedem Netzankoppler zwei Korrelatoren. Einen für das „0“ Bit und einen für das „1“ Bit. Die Korrelatoren können mit einer errechenbaren Wahrscheinlichkeit ableiten: es ist eine „0“ es ist eine „1“ es ist undefiniert (Rauschen) und wird deshalb verworfen. Die Kombination der Bitmuster sowie die spezielle Fehlererkennungsmethode lassen eine gesicherte Telegramm-Übertragung zu. Daneben wird eine weitere, innovative Technik verwendet, und zwar die permanente automatische Sendeleistungs- und Empfangsempfindlichkeitsanpassung. Mit Hilfe dieses Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 4/17 KNX GRUNDKURS Verfahrens wird die Sendeleistung kontinuierlich den Netzverhältnissen angepasst, wobei natürlich der maximale Sendepegel nicht überschritten wird. Alle Empfänger passen ebenfalls permanent ihre Empfindlichkeit entsprechend den Netzverhältnissen an. Das Ergebnis ist eine optimale Übertragungsreichweite auch unter sich ständig wechselnden Netzverhältnissen. U L1 L2 L3 t 6,67 ms 8 Bit-Zeiten 20 ms 24 Bit-Zeiten Figure 2: Phasenkopplung 3.1 Phasenkopplung Es gibt zwei Möglichkeiten, damit die Informationen auf allen drei Außenleitern übertragen werden: In räumlich kleinen Anlagen kann eine passive Phasenkopplung über die Zuleitungen zu mehrphasigen Verbrauchern (z.B. Durchlauferhitzer oder E-Herd) ausreichen. Um eine definierte Kopplung zwischen den drei Außenleitern zu erreichen, wird der Einsatz eines Phasenkopplers grundsätzlich empfohlen. In größeren Anlagen empfiehlt sich der Einsatz eines Systemkopplers in Funktion Repeaters1. Der Systemkoppler1 ist 4-polig (3 Außenleiter und Neutralleiter) ausgeführt und koppelt die Signale mit maximalmöglichem Sendepegel auf jeden Außenleiter. Phasenkoppler und Systemkoppler1 dürfen nicht gleichzeitig in einer Anlage eingesetzt werden. Das heißt, wenn in einer Anlage mit Phasenkoppler nachträglich ein Repeater1 eingesetzt wird, ist der Phasenkoppler auszubauen. 1 Der Repeater ist mittlerweile im Systemkoppler integriert und nicht mehr als einzelnes Gerät erhältlich, siehe auch Kapitel Systemgeräte: Systemkoppler. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 5/17 KNX GRUNDKURS Trainingssequenz 4 Bit Präambelfeld Telegramm wie bei TP1KNX 2 x 8 Bit variable Länge System-ID 8 Bit pro 8 Bit zusätzlich 4 Bit zur Fehlerkorrektur Figure 3: Telegrammübertragung 3.2 Telegrammübertragung Im Vergleich zum KNX TP1-Telegramm benötigt die Telegrammübertragung bei KNX PL 110 zusätzliche Informationen. 3.2.1 Trainingssequenz Die Trainingssequenz dient der automatischen Empfangsanpassung der Empfänger (also aller Netzankoppler, außer dem Sendenden). Die Empfänger stellen so ihre Empfangsempfindlichkeit auf die Netzverhältnisse ein. 3.2.2 Präambelfeld Das Präambel-Feld hat zwei Funktionen: Es markiert den Übertragungsbeginn. Es steuert den Buszugriff. 3.2.3 Telegramm Dann folgt das eigentliche Telegramm (wie bei KNX TP1), wobei jedem Byte, das übertragen wird, noch zusätzlich 4 Bit Prüfinformationen angehängt werden. Mit deren Hilfe können 1-Bit Fehler korrigiert und Mehrbit-Fehler erkannt werden. 3.2.4 System-ID Den Abschluss bildet ein Feld, das die System-ID beinhaltet. Sie ist 8 Bit groß (+ 4 Bit für Prüfinformationen) und kann vom Projektierer der Anlage zwischen 1 und 254 eingestellt werden. Die System-ID 0 ist für Informationen an alle Teilnehmer reserviert. Die System-ID hat den Sinn, dass sich räumlich dicht beieinander-liegende KNX PL 110Anlagen nicht gegenseitig beeinflussen können. Zu diesem Zweck wird jeder KNX PL 110 Anlage eine eigene System-ID zugewiesen. Da die System-ID im Telegramm übertragen wird, kann jeder Empfänger feststellen, ob das Telegramm zu seiner Anlage gehört und dann entsprechend reagieren. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 6/17 KNX GRUNDKURS Trainingssequenz 4 Bit Präambelfeld 2 x 8 Bit Antworttelegramm 8 Bit + 4 Bit Fehlerkorrektur Figure 4: Antworttelegramm 3.2.5 Antworttelegramm Das Antworttelegramm ist das Ergebnis eines empfangenen Telegramms und muss nach einer bestimmten Zeit beim Sender eintreffen. Im Vergleich zum KNX TP1 gibt es nur zwei Antworttelegramme: ACK: Übertragung war erfolgreich. NACK: Die Übertragung war nicht erfolgreich. Dieses Antworttelegramm wird nur vom Systemkoppler benutzt. Bleibt das Antworttelegramm aus, so wird das Telegramm wiederholt. Der weitere Ablauf ist davon abhängig, ob ein Systemkoppler im System ist oder nicht. Das Antworttelegramm darf nicht von allen adressierten Teilnehmern, sondern nur von einem Aktor gesendet werden. Zu diesem Zweck muss bei der Projektierung ein Kommunikationsobjekt pro Gruppenadresse als Gruppensprecher benannt werden. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 7/17 KNX GRUNDKURS 1.1.6 1.1.7 230/400 V Verteilung mit Bandsperren und Phasenkoppler 5/7/33 1.1.1 1.1.3 1.1.5 1.1.2 5/7/33 1.1.4 5/7/33 Gruppensprecherflag gesetzt 5/7/33 Figure 5: Anlagen ohne Systemkoppler 3.3 Anlagen ohne Systemkoppler Betrachten wir obiges Beispiel: Das Gerät 1.1.7 sei ein KNX PL 110-Sensor, alle anderen Geräte KNX PL 110-Aktoren. Der Sensor wird betätigt. Folgendes passiert: Der Sensor sendet das Telegramm mit Gruppenadresse 5/7/33. Alle Aktoren empfangen und werten aus. Nur der Aktor 1.1.5 sendet das ACK, weil der Projektierer an dieser Stelle den Gruppensprecher für die Gruppenadresse 5/7/33 bei dem jeweiligen Kommunikationsobjekt gesetzt hat. Es gilt: Pro Gruppenadresse darf es nur ein Gruppensprecherflag (bei einem mit dieser Adresse verbundenen Kommunikationsobjekt) gesetzt sein. Das Gruppensprecherflag sollte bei dem am weitesten entfernten Aktor gesetzt werden. Wird z.B. wegen einer Netzstörung das Telegramm von 1.1.5 nicht oder fehlerhaft empfangen, so wird dieser Aktor kein Antworttelegramm senden. Der Sensor wiederholt einmal das Telegramm. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 8/17 KNX GRUNDKURS 1.1.6 1.1.7 230/400 V Verteilung mit Bandsperren und Systemkoppler. 5/7/33 1.1.1 1.1.3 1.1.5 1.1.2 5/7/33 1.1.4 5/7/33 Gruppensprecherflag gesetzt 5/7/33 Figure 6: Anlagen mit Systemkoppler 3.4 Anlagen mit Systemkoppler Beispiel wie 3.3, jedoch zusätzlich mit Systemkoppler in der Verteilung. Die Anwesenheit des Systemkoppler wird allen Teilnehmern bei der Programmierung mitgeteilt. Wird ein Systemkoppler nachträglich in die Anlage eingesetzt, müssen alle Teilnehmer erneut programmiert werden. Ein erneutes drücken des Programmierknopfes ist nicht nötig, weil die physikalische Adresse beibehalten wird und nur die Applikation bzw. das Base-ConfigByte überschrieben wird, das u. A. die Information über einen möglichen Systemkoppler in der Anlage beinhaltet. Der Sensor wird betätigt. Empfängt 1.1.5 das Telegramm korrekt, sendet er ein ACK. Der Vorgang ist abgeschlossen und der Systemkoppler ist nicht in Erscheinung getreten. Empfängt 1.1.5 das Telegramm jedoch nicht oder nicht korrekt, passiert folgendes: Der Systemkoppler registriert, dass das ACK-Telegramm nicht gesendet wurde und wird das Telegramm wiederholen. Jetzt empfängt 1.1.5 das Telegramm und sendet ein ACK. Der Vorgang ist damit beendet. Falls 1.1.5 das Telegramm trotzdem nicht empfängt (kein ACK von 1.1.5) sendet der Systemkoppler ein NACK. Der Sensor empfängt das NACK und der Vorgang ist beendet. Es gilt: Für jede Gruppenadresse darf es nur einen Gruppensprecher geben. Das setzen erfolgt über das Gruppensprecherflag bei einem der Kommunikationsobjekten, das mit der Gruppenadresse verbunden ist. Das Gruppensprecher-Flag sollte bei dem am weitesten entfernten Aktor gesetzt werden. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 9/17 KNX GRUNDKURS Wird der Systemkoppler nachträglich eingebaut, so muss wie folgt vorgegangen werden: Systemkoppler in der ETS projektieren: Bei allen im Projekt vorhandenen PL-Teilnehmern wird automatisch der neue Repeaterstatus gesetzt. Repeaterstatus herunterladen: Der neue Repeaterstatus muss allen Teilnehmern, durch herunterladen der Anwendungssoftware, noch mitgeteilt werden. Erst danach wissen alle Teilnehmer, dass in der Anlage ein Systemkoppler mit Repeaterfunktion vorhanden ist. Hiernach sind die Netzankoppler auf das Vorhandensein des Systemkopplers eingestellt. Ein sendender Netzankoppler wird das Telegramm nicht mehr wiederholen, falls das Antworttelegramm ausbleibt. Der Systemkoppler muss im „Sternpunkt“ der Anlage (in der Verteilung) angeordnet werden. Es ist nur ein Systemkoppler pro Anlage zulässig. Wird eine größere KNX/EIB-Anlage realisiert, in der mehrere KNX-Powerline-Bereiche vorkommen, muss in jeder KNXPowerline-Bereiche ein Systemkoppler mit jeweils einer eigenen System-ID installiert werden. 3.5 Buszugriffsverfahren Wie beim KNX TP1, ist auch bei KNX PL 110 ein Buszugriffsverfahren erforderlich, um Kollisionen zu verhindern. Durch das hohe Eigenrauschen auf dem 230/400 V Netz kann der Buszugriff nicht auf die Spannungspegel bezogen werden. Die Kollisionsvermeidung wird hier durch spezielle Zeitschlitze gelöst, d.h. jeder Netzankoppler darf nur zu bestimmten festgelegten Zeitabschnitten senden. Versuchen trotzdem mehrere Netzankoppler gleichzeitig zu senden, gibt es nur folgende Möglichkeit: Die Netzankoppler stellen eine Kollision fest und legen eine neue zufällige Priorität fest, nach der die Telegramme gesendet werden dürfen. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 10/17 KNX GRUNDKURS TP-KNX Powerline -Bereich Systemkoppler Gerät 1 Gerät 255 Bandsperre 3 x 230 V Figure 7: Topologie / Adressierung 1 4 Topologie / Adressierung Die logische Adressierung von KNX PL 110 ist kompatibel zum KNX TP1. Es können maximal 8 Bereiche (statt 15 bei KNX TP1) mit je 16 Linien à 255 Geräte adressiert werden. PL-Signalbereiche müssen über Bandsperren signaltechnisch vom allgemeinen Netz getrennt werden. Die Bandsperren werden aber nicht mehr von allen Netzversorgern einheitlich gefordert. Im Zweifel sollten Sie nach den örtlichen TAB (Technische Anschlussbedingungen) fragen. Die Schnittstelle zur KNX TP1 in kombinierten Anlagen bildet der Systemkoppler. Im Einfamilienhaus kann eine notwendige Aufteilung in Linien und Bereiche über entsprechende Koppler entfallen, sofern die Anzahl von 255 PL-Geräten nicht überschritten wird. Alle PL-Geräte sind nach Einsatz eines Phasenkopplers oder Systemkopplers datentechnisch auf allen 3 Außenleitern über das 230V Installationsnetz miteinander verbunden. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 11/17 KNX GRUNDKURS PL-SK III Powerline -Linie III L i Gerät 255 Gerät 1 n ie 1. OG KNX TP-Hauptlinie 2. OG Powerline -Linie II PL-SK II Gerät 1 Gerät 255 Powerline -Linie I PL-SK I Gerät 1 Gerät 255 EG 3 x 230 V Figure 8: Topologie / Adressierung 2 Hinweis: Die 24 V Versorgung der TP-Hauptlinie kann aus einem Systemkoppler entnommen werden. In größeren Anlagen wird durch eine logische und physikalische Unterteilung der KNX PL 110 Anlage in bis zu 8 Bereiche mit bis zu 15 Linien (mit max. 255 PL-Geräten je Bereich) die Buslast reduziert. Die physikalische Trennung zwischen den einzelnen Bereichen erfolgt mit Hilfe von Bandsperren. Eine datentechnische Verbindung von Linie zu Linie wird über die bekannte KNX-TP1Hauptlinie zwischen den Systemkopplern hergestellt. Die Bereichskopplung wird ebenfalls als KNX-TP1-Hauptlinie zwischen den Systemkopplern hergestellt. Die aktive Phasenkopplung auf der PL-Seite wird vom Systemkoppler übernommen. Die physikalische Trennung und die Filtertabelle des Systemkopplers ermöglichen eine selektive Übertragung von Telegrammen in benachbarte Bereiche. Die Buslast im Gesamtsystem wird somit nachhaltig reduziert. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 12/17 KNX GRUNDKURS 5 KNX PL 110 Systemgeräte2 5.1 Netzankoppler Es existieren vier Bauformen von Netzankopplern: UP-Bauform zum Einbau in Standard UP-Gerätedosen Oberflächenmontierbare, zum Einbau in AP-Gehäuse REG-Bauform zur Montage auf Standard-DIN Hutschienen Zwischenstecker Jeder Netzankoppler hat zur eigenen Speisung ein Netzteil eingebaut. Die Stromaufnahme auf der Gleichstromseite ist: im Status „Empfangen“: 5V/30mA und 24V/1mA => 174mW Im Status „Senden“: 5V/30mA und 24V/10 ... 60 mA => 390mW ... 1,59W, je nach Netzimpedanz Verlustleistung : 0,5 bis 1,5 W. 5.1.1 Netzankoppler und Kompaktgeräte UP-Bauform Eigenschaften dieses Netzankopplers: Er kann in eine Gerätedose eingebaut werden; diese muss jedoch Schrauben zur Befestigung des Netzankopplers am Tragring haben. Er besitzt eine Standard-10polige Anwendungsschnittstelle (AST), die nach SELVSpezifikationen ausgeführt ist. Der Netzanschluss erfolgt durch zwei Schraubklemmen, wobei je ein Leiterquerschnitt von 2,5 mm2 angeschlossen werden kann. Die Netzanschlußklemmen sind mit „L“ und „N“ gekennzeichnet. Eigenschaften der Kompaktgeräte: Kompaktgeräte sind Netzankoppler mit integrierten Aktoren, z.B. Schalt-, Dimm-, oder Jalousieaktor. 5.1.2 Oberflächenmontierbare Bauform Eigenschaften dieses Netzankopplers: Er kann in Einbau- oder Aufputzgehäuse eingebaut werden. Er besitzt eine Standard-12-polige AST, die jedoch nicht vom 230/400V Netz getrennt ist. Falls erforderlich, muss der Geräteentwickler diese Trennung vornehmen. der Netzanschluss für den Geräteentwickler erfolgt durch einen zweipoligen, auf der Platine befindlichen Pfostenstecker, der Netzanschluß für den Installateur ist herstellerspezifisch. 2 PL Geräte benötigen keinen Schutzleiteranschluss. Für das Weiterschleifen des Schutzleiters wird eine entsprechende Klemmverbindung (wie beim konventionellen Schalter) benötigt. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 13/17 KNX GRUNDKURS 5.1.3 REG-Bauform Eigenschaften dieses Netzankopplers: Er kann auf eine Standard DIN-Hutschiene montiert werden. Er ist 1,5 TE breit. Er besitzt eine Standard 12-polige Anwendungsschnittstelle (AST), die nach SELV Spezifikationen ausgeführt ist. Der Netzanschluß erfolgt durch vier Schraubklemmen (je zwei Klemmen für L und N), wobei je ein Leiterquerschnitt von 2,5 mm2 angeschlossen werden kann. Die Netzanschlußklemmen sind mit „L“ und „N“ gekennzeichnet. 5.1.4 Zwischenstecker Eigenschaften dieses Netzankopplers: Wird in die Schuko-Steckdose gesteckt. Er ist als Schalt- und Universal-Dimmaktor verfügbar. 5.2 Phasenkoppler Bauform: REG, 1 TE breit. Dreiphasiger Anschluss ohne Neutralleiter. Zur passive kapazitive Kopplung. Einsatz für kleine Anlagen ohne Systemkoppler. Absicherung durch Leitungsschutzschalter. 5.3 Systemkoppler Bauform: REG, 4 TE breit. Dreiphasiger Anschluss + Neutralleiter. Er dient der aktiven Phasenkopplung und als Repeater. Pro Linie / Anlage ist nur ein Systemkoppler zulässig. Allen Netzankopplern muss das Vorhandensein bzw. das Nichtvorhandensein eines Systemkopplers mitgeteilt werden. Er kann auch als Medien- oder Bereichskoppler eingesetzt werden. Medienkopplung: Kopplung von KNX TP1 und KNX PL 110-Anlagen. Er hat volle Repeater Funktionalität auf der PL-Seite. Wird in das Projekt wie ein Linienkoppler eingesetzt. KNX TP1-Seite ist übergeordnet, PL-Seite ist untergeordnet. Dynamisch verwalteter Puffer für 256 Telegramme. Es sind folgende Parameter verfügbar : Telegrammweiterleitung wie beim Linienkoppler. Die Parameter sperren, weiterleiten und filtern sind für beide Richtungen einstellbar. Telegrammquittierung für weitergeleitete Telegramme auf KNX TP1. Wiederholung bei Übertragungsfehlern auf KNX TP1. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 14/17 KNX GRUNDKURS Bereichskopplung : Dient zur Kopplung von PL-Bereichen untereinander und zum Aufbau einer strukturierten Topologie in Großanlagen. Volle Repeater Funktionalität im zugeordneten PL-Bereich. BK Datenleitung wird intern mit einer 24V Spannung versorgt. Es sind die Parameter wie bei der Medienkopplung verfügbar. Wiederholung bei Übertragungsfehlern auf die BK-Datenleitung. 5.4 Bandsperre Bauform: REG, 2,5 TE breit, einphasiger Anschluss + Neutralleiter. Max. Belastung: 63A bei Betriebstemperatur bis 25 °C. Anschluss des Außenleiters: über Schraubklemmen bis 25 mm2 Anschluss des Neutralleiters: über Schraubklemme bis 2,5 mm2 In Anlagen mit einem Nennstrom zwischen 63A und 125 A und mit einem Leitungsquerschnitt größer als 25 mm2 ist es zulässig, pro Phase zwei Bandsperren unter Verwendung von Hauptleitungsabzweigklemmen parallel zu schalten. Jede Bandsperre muss entsprechend ihrer Nennlast abgesichert sein. Da die Filterwirkung der Bandsperre richtungsabhängig ist, muss beim Anschluss die Stromflussrichtung in Richtung der aufgedruckten Pfeile erfolgen (Anschluss unten: Zuleitung, Anschluss oben: KNX PL 110-Anlage). Die Zuleitung zur Bandsperre und die von der Bandsperre abgehende Leitung sollten möglichst weit auseinander verlegt werden (empfohlener Mindestabstand: 10 cm), um unerwünschte Signalkopplungen zu verhindern. Dämpfung: 40 dB. Er dient der Abschwächung der Signale: zur Abgrenzung mehrerer Anlagen in z. B. einem Gebäude zum Ausfiltern von Störern. Er muss immer eingebaut werden, um bereits bestehende oder in Entstehung befindliche Vorschriften (z.B. technische Anschlussbedingungen der NVBs) zu erfüllen. Es ist für jeden Außenleiter eine Bandsperre einzubauen. Einbauort: Im Normalfall in der Verteilung direkt hinter der Hauptsicherung oder dem FI-Schalter. Auf Bandsperren kann verzichtet werden, wenn für die Anlage ein eigener Trafobereich besteht. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 15/17 KNX GRUNDKURS 5.5 Netzleitungen Alle gängigen 230/400 V Leitungen verwendbar, Ausnahme: abgeschirmte Leitungen, bei denen der Schirm geerdet ist, sollten wegen der Signaldämpfung nicht verwendet werden. 6 Wissen für Planer, Projektierer und Installateur Der Einrichtung von Powerline-Anlagen ist im privatem Bereich uneingeschränkt möglich. Allerdings muss es sich bei Powerline-Anlagen um „abgeschlossene Signalbereiche” handeln wie: Anlagen hinter dem Stromzähler, z. B. in Ein- oder Mehrfamilienhäusern Inselnetze in größeren Gebäuden, z. B. Beleuchtungs- oder Jalousiesteueranlagen in Verwaltungsgebäuden KNX PL 110 funktioniert nicht bzw. darf nicht eingesetzt werden: Über eine Transformatorstation hinaus. In Netzen mit abweichenden Parametern (z.B. 110V/60Hz). In Netzen, in denen bereits andere trägerfrequente Systeme zur Netzdatenübertragung im Frequenzband 95 kHz – 125kHz eingesetzt werden. In Netzen, die nicht vorschriftsmäßig oder unzureichend entstört sind. Probleme bereiten netzparallele Kondensatoren, Wechselrichter, USV-Anlagen, unzureichend entstörte Industriemaschinen (Lastkräne, Schweißautomaten, Erodiermaschinen, u. ä.). In diesen Fällen Bandsperren zur Entkopplung der Störer bzw. separate Leitungen benutzen. Zur Signalübertragung zwischen Häusern und Gebäuden aufgrund der Vorschriftenlage. Für sicherheitsrelevante Anwendungen (z. B. Anlagen zur Überwachung lebenserhaltender oder -rettender Funktionen) sowie für Funktionen deren Ausfall zu schweren Folgeschäden führen kann. Eine Voraussetzung für den Betrieb von Powerline ist die einwandfreie Funkentstörung aller in der Anlage eingesetzten elektrischen Verbraucher. Davon kann heutzutage aufgrund der gesetzlichen Vorschriften und Normen für diese Geräte ausgegangen werden. Bei Einsatz einer Vielzahl elektromotorisch- und frequenzgesteuerter Verbraucher ist dies ggf. zu überprüfen (CE-Kennzeichnung der Geräte). Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die durch EVGs und elektronischen Trafos hervorgerufenen Störungen stark von einer ordnungsgemäßen Installation dieser Geräte abhängen. Die entsprechenden Vorgaben aus den Bedienungsanleitungen der Hersteller sind einzuholen. Anlagefunktionen und Kundenbedürfnisse sind wie bei KNX TP1 zu ermitteln. Der Systemkoppler ist im „Sternpunkt“ der Anlage einzubauen, um möglichst hohe Reichweiten zu erzielen. Übertragungsgeschwindigkeit: 1200 Bit/s => es können ca. 6 Telegramme pro s übertragen werden. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 16/17 KNX GRUNDKURS Keine Teilnehmer so projektieren, dass sie in kurzen Abständen (kürzer als minutenweise) zyklisch senden! Keine abgeschirmten (mit Schirm auf Erdpotential) 230/400 V Leitungen verwenden. Leitungsführung: beliebig, aber bei Bandsperre Zu- und Ableitung nicht parallel führen. Bei mehreren Anlagen in einem Gebäude ist es zu vermeiden, die Leitungen parallel zu führen, um Kopplungen zwischen den Anlagen zu vermeiden. Sicherungsautomaten und Schutzschalter mit einem Nennstrom kleiner 10 A weisen eine hohe Signaldämpfung auf. Deshalb sind diese Geräte nicht in einer Übertragungsstrecke zu verwenden. Im Bedarfsfall sind hier Schmelzsicherungen einzusetzen. Immer für jeden Außenleiter eine Bandsperre verwenden, (Ausnahme: eigener Trafobereich) auch dann, wenn nur einphasig übertragen wird. Auf erwärmungsabhängige Belastbarkeit der Bandsperren achten. Falls erforderlich, Stromkreise auf mehrere Bandsperren aufteilen. Überspannungsschutz: Es gelten die Vorschriften für 230/400 V Anlagen. Die Inbetriebnahme einer PL-Anlage erfolgt wie beim KNX TP1. Wenn in der Anlage nachträglich ein Systemkoppler als Repeater eingebaut (ausgebaut) wurde, muss auch in der ETS der Systemkoppler nachträglich projektiert (entfernt) werden. Danach sind alle Teilnehmer neu zu programmieren, damit sie wissen, dass die Anlage einen neuen Repeaterstatus hat. Ein Busreset kann in einer PL-Anlage nur durch das Auslösen des entsprechenden Leitungsschutzschalters erreicht werden. Bei Einsatz von KNX PL 110 in Anlagen mit bekannten Störern (z.B. Wechselrichter, USV-Anlagen) kann ggf. Trennung von Last und Signalkreis schon bei der Planung berücksichtigt werden. Heim- und Gebäudesystemtechnik KNX Powerline PL 110 KNX Association 75946456 Seite 17/17