Kombinatorik Oder wie man richtig zählt... Stiftsschule Engelberg, Schuljahr 2016/2017 Stiftsschule Engelberg 1 PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Produktregel Die Gesamtanzahl der Möglichkeiten ergibt sich als Produkt aus der Anzahl der Möglichkeiten, die bei jeder Entscheidung getroffen werden kann. Produktregel für n Plätze Bestehen k1 Möglichkeiten, den ersten Platz zu belegen, k2 den zweiten etc. bis kn den n-ten Platz, so gibt es k1 · k2 · ... · kn Möglichkeiten, die n Plätze mit Elementen zu belegen. Aufgaben 1 – 11, p. 112/113 (Algebra 2) 1 Stiftsschule Engelberg 2 PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Permutationen und Variationen, English: permutations In diesem Kapitel untersuchen wir geordnete Stichproben. Die Reihenfolge oder Ordnung ist in diesen Fällen wichtig! 2.1 Permutationen ohne Wiederholung Beispiel 1: Karten anordnen Vier Karten mit den Ziffern 1, 2, 3 und 4. Bestimme die Anzahl der Möglichkeiten, die vier Karten nebeneinander anzuordnen. Es gibt die folgenden Möglichkeiten 1234, 1243, 1324, 1342, 1423, 1432 2134, 2143, 2314, 2341, 2413, 2431 3124, 3142, 3214, 3241, 3412, 3421 4123, 4132, 4213, 4231, 4312, 4321 Dies kann wie folgt berechnet werden (Produktregel): 4 · 3 · 2 · 1 = 4! = 24 Beispiel 2: 7 Personen platzieren gibt es? 7 Personen sollen sich auf 7 Stühle setzen. Wie viele Möglichkeiten Dies ist die gleiche Situation wie vorher. Möglichkeiten: 7! = 5040. Beispiel 3: Zahlen aus 5 Ziffern viele Zahlen gibt es? Aus den Ziffern 1,2,3,4,5 sollen 5-stellige Zahlen gebildet werden. Wie Dies ist wiederum die gleiche Situation. Möglichkeiten: 5! = 120. Beispiel 4: Autos parkieren Wie viele Möglichkeiten gibt es, 10 Autos auf 10 Parkplätzen zu parkieren? Anzahl der Möglichkeiten: 10! = 30 6280 800 Beispiel 5: Lose aus einer Urne ziehen In einer Urne befinden sich n Lose, nummeriert von 1 bis n. Aus dieser Urne werden n Lose gezogen und nicht wieder zurückgelegt (d.h. es sind keine Wiederholungen möglich). Wie viele Möglichkeiten gibt es, diese Lose zu ziehen? Anzahl der Möglichkeiten: n! 2 Stiftsschule Engelberg PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Permutationen ohne Wiederholung Die allgemeine Situation lautet: n verschiedene Gegenstände sollen auf n Plätze verteilt werden. Wie viele Möglichkeiten gibt es? Diese Grundaufgabe nennt man Permutation ohne Wiederholung. Die Anzahl der Permutationen P (n) ist P (n) = n · (n − 1) · ...3 · 2 · 1 = n! 2.2 Permutationen mit Wiederholung Beispiel 1: Karten anordnen Vier Karten (Farben: rot, rot, grün, blau resp. Zahlen 1, 1, 2, 3). Bestimme die Anzahl der Möglichkeiten, die vier Karten nebeneinander anzuordnen. Im Vergleich zu den Permutationen ohne Wiederholung, sind die beiden 1 nicht unterscheidbar. Es gibt die folgenden Möglichkeiten 1123, 1132, 1213, 1231, 1312, 1321 2113, 2131, 2311 3112, 3121, 3211 Dies kann wie folgt berechnet werden: 4! = 12 2! Beispiel 2: Wörter bilden Aus den Buchstaben T,O,M,T,O sollen ”Wörter” gebildet werden. Es gibt 5! = 30 2! · 2! verschiedene Wörter. Permutationen mit Wiederholung Die allgemeine Situation lautet: n Gegenstände, bei denen n1 , n2 , ..., nk gleich sind (mit n1 + n2 + ... + nk = n sollen auf n Plätze verteilt werden. Wie viele Möglichkeiten gibt es? Diese Grundaufgabe nennt man Permutation mit Wiederholung. Die Anzahl ist n! n1 ! · n2 ! · ... · nk ! 3 Stiftsschule Engelberg PAM Aufgaben Lösungen 16. a) 24, b) 12, c) 12 17. a) 120, b) 24, c) 48 18. a) 165’888, b) 41’472 19. a) 3’113’510’400 , b) 387’448’320. Stelle 4 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Stiftsschule Engelberg 2.3 PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Variationen ohne Wiederholung Beispiel 1: Karten anordnen Fünf Karten (Farben: rot, grün, blau, magenta, schwarz resp. Zahlen 1,2,3,4,5). Bestimme die Anzahl der Möglichkeiten, drei Karten nebeneinander anzuordnen, wobei jede Farbe (Ziffer) nur einmal verwendet werden darf (ohne Wiederholung). Es gibt die folgenden Möglichkeiten 123, 124, 125, 132, 134, 135, 142, 143, 145, 152, 153, 154 213, 214, 215, 231, 234, 235, 241, 243, 245, 251, 253, 254 ... Dies kann wie folgt berechnet werden: 5·4·3= 5! = 60 2! Beispiel 2: 7 Personen platzieren gibt es? Möglichkeiten: 7 · 6 · 5 · 4 = 7! 3! 7 Personen sollen sich auf 4 Stühle setzen. Wie viele Möglichkeiten = 840. Beispiel 3: Zahlen aus 9 Ziffern Aus den Ziffern 1 – 9 sollen 5-stellige Zahlen gebildet werden. Jede Ziffer darf nur einmal verwendet werden. Wie viele Zahlen gibt es? Möglichkeiten: 9 · 8 · 7 · 6 · 5 = 9! 4! Beispiel 4: Autos parkieren = 150 120. Wie viele Möglichkeiten gibt es, 10 Autos auf 6 Parkplätzen zu parkieren? Anzahl der Möglichkeiten: 10 · 9 · 8 · 7 · 6 · 5 = 10! 4! = 1510 200. Beispiel 5: Lose aus einer Urne ziehen In einer Urne sind n Lose, nummeriert von 1 bis n. Aus dieser Urne werden k Lose gezogen und nicht wieder zurückgelegt. Wie viele Möglichkeiten gibt es, diese Lose zu ziehen? Anzahl der Möglichkeiten: n · (n − 1) · (n − 2) · ... · (n − k + 1) = n! (n − k)! Variationen ohne Wiederholung Die allgemeine Situation lautet: n verschiedene Gegenstände sollen auf k Plätze verteilt werden (n > k). Wie viele Möglichkeiten gibt es? Diese Grundaufgabe nennt man Variation ohne Wiederholung. Die Anzahl der Variationen ohne Wiederholung V (k, n) ist V (k, n) = n · (n − 1) · (n − 2) · ... · (n − k + 1) = n! (n − k)! 5 Stiftsschule Engelberg PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Permutation: Spezialfall der Variation ohne Wiederholung Die Permutation ohne Wiederholung ist ein Spezialfall der Variation. Es gilt P (n) = V (n, n) oder n! = n! n! = (n − n)! 1 TI nspire Der entsprechende Befehl auf dem TI nspire ist TI: nPr(n,k) 2.4 Variationen mit Wiederholung Beispiel 1: Karten anordnen Fünf Karten (Farben: rot, grün, blau, magenta, schwarz resp. Ziffern 1,2,3,4,5). Bestimme die Anzahl der Möglichkeiten, drei Karten nebeneinander anzuordnen, wobei die gleiche Farbe (Ziffer) mehrmals gebraucht werden darf (mit Wiederholung). Es gibt die folgenden Möglichkeiten 111, 112, 113, 114, 115, 121, 122, 123, 124, 125, 131, 132, 133, 134, 135, 141, 142, 143, 144, 145 ... Dies kann wie folgt berechnet werden: 5 · 5 · 5 = 53 = 125 Beispiel 2: Zahlen aus 9 Ziffern Aus den Ziffern 1 – 9 sollen 5-stellige Zahlen gebildet werden. Jede Ziffer darf mehrmals verwendet werden. Wie viele Zahlen gibt es? Möglichkeiten: 95 = 590 049. Beispiel 3: Lose aus einer Urne ziehen In einer Urne sind n Lose, nummeriert von 1 bis n. Aus dieser Urne werden k Lose gezogen und wieder zurückgelegt. Wie viele Möglichkeiten gibt es, diese Lose zu ziehen? Anzahl der Möglichkeiten: nk Variationen mit Wiederholung Die allgemeine Situation lautet: n verschiedene Gegenstände sollen auf k Plätze verteilt werden. Der Gegenstand darf mehrmals verwendet werden. Wie viele Möglichkeiten gibt es? Diese Grundaufgabe nennt man Variation mit Wiederholung. Die Anzahl der Variationen mit Wiederholung V (k, n) ist V (k, n) = nk 6 Stiftsschule Engelberg PAM Aufgaben Lösungen 20. 60 21. 1296 22. 59’049 23. a) 120, b) 40, c) 40, d) 20, e) 50 24. a) 24, b) 100 25. a) 9000, b) 4536, c) 2187, d) 900, e) 810, f) 100 26. a) 120, b) 240, c) 120 7 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Stiftsschule Engelberg 3 PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Binomialkoeffizient Definition 1 (Binomialkoeffizient). Der Binomialkoeffizient ist definiert als n n! n · (n − 1) · (n − 2) · . . . · (n − k + 1) = = k (n − k)! k! k! Eigenschaften des Binomialkoeffizienten Symmetrieeigenschaft Für n = 7 und k = 2 gilt 7 7! 7! 7 = = = 2 5! 2! 2! 5! 5 Allgemein ausgedrückt gilt: Satz 1. Symmetrie der Binomialkoeffizienten: n n = k n−k Beweis. Dies folgt aus der Definition: n n! n! n! n! n = = = = = k (n − k)! k! k! (n − k)! (n − n + k)! (n − k)! (n − (n − k))! (n − k)! n−k Spezielle Werte für k = 0 und k = n 7 7! 7! = = =1 0 7! · 0! 7! · 1 Für n = 7 folgt für k = 0 und k = n = 7 und 7! 7 7! = =1 = 7 0! · 7! 1 · 7! Allgemein: Satz 2. n n = =1 0 n Beweis. Auch dies folgt aus der Definition: n n! 1 = = =1 0 n! 0! 0! 8 Stiftsschule Engelberg Prinzip des Pascal’schen Dreiecks 7 7 8 + = 2 3 3 PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Für n = 7 und k = 2 gilt Allgemein: Satz 3. n n n+1 + = k k+1 k+1 Beweis. n n n! n! + = + k k+1 (n − k)! k! (n − k − 1)! (k + 1)! n! (k + 1) n! (n − k) n! (k + 1 + n − k) (n + 1)! = + = = = (n − k)! (k + 1)! (n − k)! (k + 1)! (n − k)! (k + 1)! (n − k)! (k + 1)! Aufgaben 27, 28, 29, 34, 35, 36 TI nspire Der entsprechende Befehl auf dem TI nspire ist TI: nCr(10,5) 9 n+1 k+1 Stiftsschule Engelberg 4 4.1 PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Kombinationen (k-elementige Teilmengen) Kombinationen ohne Wiederholung Beispiel 1: Teilmengen gibt es? Gegeben sei die Menge A = {a, b, c, d, e}. Wie viele Teilmengen mit 3 Elementen Wir erstellen eine Liste T1 = {a, b, c} T2 = {a, b, d} T3 = {a, b, e} T4 = {a, c, d} T5 = {a, c, e} T6 = {a, d, e} T7 = {b, c, d} T8 = {b, c, e} T9 = {b, d, e} T10 = {c, d, e} Bei den Teilmengen spielt die Reihenfolge der Elemente keine Rolle. Würde man die Anzahl der ’3-BuchstabenWörter’ mit den Buchstaben a,b,c,d,e bilden, so gäbe es viel mehr Möglichkeiten: abc, cab, bac, bca, cab, cba abd, adb, bad, bda, dab, dba abe, aeb, bae, bea, eab, eba acd, adc, cad, cda, dac, dca ace, dec, cae, cea, eac, eca ade, aed, das, dea, ead, eda bcd, bdc, cbd, cdb, dbc, dcb bce, bec, cbe, ceb, ebc, ecb bde, bed, dbe, deb, ebd, edb cde, ced, dce, dec, ecd, edc Die Anzahl der Möglichkeiten lässt sich für die Wörter als Variation ohne Wiederholung berechnen. Es sind 5! = 60 2! Nun berechnen wir die Anzahl der Teilmengen. Der Unterschied zu den Wörtern besteht darin, dass z.B. zu den Wörtern abc, cab, bac, bca, cab, cba nur eine Teilmenge T1 = {a, b, c} gehört. Wenn man also von den Anzahl Wörtern ausgeht, dann hat man jede Teilmenge 6-mal gezählt. Die Buchstaben abc lassen sich auf 6 Arten zu einem ’Wort’ zusammensetzen. Dies entspricht der Permutation der 3 Buchstaben, also 3!. Damit berechnet sich die Anzahl der Teilmengen zu 60 5! 5 5 = = = = 10 6 2! · 3! 2 3 10 Stiftsschule Engelberg PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Beispiel 2: Mannschaften bilden Aus den 5 Personen ’Anita’, ’Bruno’, ’Carlo’, ’Daniel’, ’Emily’ soll die Anzahl der Möglichkeiten berechnet werden, eine Mannschaft mit 3 Personen zu bilden. Diese Aufgabe lässt sich genau gleich lösen, wie das erste Beispiel. Es gibt also auch 10 verschiedene Mannschaften. Beispiel 3: Swisslotto Beim Swisslotto sind 45 Kugeln mit den Nummern 1 bis 45 in einem Behälter. Es werden zufällig 6 Kugeln gezogen und der Grösse nach geordnet. Wie viele mögliche Tipps gibt es? Auch diese Situation führt auf die gleiche Art von Fragestellung. Es geht darum aus einer Menge (in diesem Falle die Zahlen von 1 bis 45) die Anzahl der Teilmengen mit 6 Elementen zu bestimmen. Dies ist wiederum 45 = 80 1450 060 6 Beispiel 4: Lose aus einer Urne ziehen In einer Urne befinden sich n Lose, nummeriert von 1 bis n. Aus dieser Urne werden k Lose gezogen und nicht wieder zurückgelegt. Die Reihenfolge des Ziehens spielt keine Rolle. Wie viele Möglichkeiten gibt es, diese Lose zu ziehen? Anzahl der Möglichkeiten: n k 11 Stiftsschule Engelberg PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 k-elementige Teilmengen Aus einer Menge mit n Elementen soll die Anzahl der k-elementigen Teilmengen bestimmt werden. Diese ergeben sich aus n C(k, n) = k In der Kombinatorik nennt man diese Grundaufgabe auch Kombination ohne Wiederholung. Ohne Wiederholung bedeutet, dass jedes Element nur einmal verwendet werden darf. Aufgaben 38 – 49 Aufgaben 12 Stiftsschule Engelberg PAM 13 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Stiftsschule Engelberg PAM Lösungen 34. 45 35. 120 36. 37. 120 38. a) 715, b) 589, c) 336 39. 455 40. a) 120, b) 35, c) 21, d) 50, e) 110 41. 39 42. 23 43. a) 455, b) 335 44. - 14 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Stiftsschule Engelberg 5 PAM 4. OG — Schuljahr 2016/2017 Der binomische Lehrsatz Der binomische Lehrsatz ist eine Verallgemeinerung der binomischen Formeln. Aus (a + b)1 = a+b = 1 0 2 (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 = (a + b)3 = a3 + 3a2 b + 3ab2 + b3 = (a + b)4 = a4 + 4a3 b + 6a2 b2 + 4ab3 + b4 = a1 + 1 1 b1 a2 + 2 ab + 2 2 b2 2 3 3 3 2 3 3 3 0 a + 1 a b + 2 ab + 3 b 3 4 4 4 3 4 2 2 4 0 a + 1 a b + 2 a b + 3 ab + 0 1 4 4 b4 folgt Satz 4. Binomischer Lehrsatz n n n n−1 n n−2 2 n n n n n 2 n−2 n−1 (a + b) = a + a b+ a b + ... + a b + ab + b 0 1 2 n−2 n−1 n Beweis. Die binomische Formel kann mit vollständiger Induktion bewiesen werden. Siehe z.B. http://www.mathepedia.de/Binomischer Satz.aspx Aufgaben 53, 55, 61, 62 15