PS Belief Systeme - Universität Wien

Werbung
PS Belief Systeme
Präsentationsanleitung
Was Werther glaubte.
Beliefs der Sturm & Drang-Epoche
Worum geht es?
Die deutsche "Sturm und Drang"-Bewegung des 18. Jahrhunderts war zwar vorwiegend auf literarisch-weltanschauliche Positionen beschränkt, der Protest gegen die rigiden Konventionen
der urban-bürgerlichen Gesellschaftsordnung wurde jedoch von einem beträchtlichen Teil Jugendlicher getragen. Die sozialen Spielregeln wurden hinterfragt und neu definiert. Spontanität, Emotionen und Affekte überlagerten das bislang geltende Ideal vernunftgeleiteten zwischenmenschlichen Verhaltens.
In dem populären „Kultroman“ „Die Leiden des jungen Werther“ repräsentieren Empfinden,
Argumentation und Verhalten die Positionen der involvierten Konfliktgruppen.
Lässt sich aus den textuellen Referenzen ein Belief System emulieren? Über eine exemplarische empirische Dokumentanalyse Goethes Roman erheben Sie das Belief System aus
Werthers Perspektive. Dabei gehen Sie der Frage nach, welche Netzknoten mit welcher
Wahrscheinlichkeit welche Konsequenzen oder Haltungen evozieren.
Anleitung





Sie geben eine knappe(!) Übersicht zum historischen und sozialen Umfeld. In einigen
Worten schildern Sie den sozialpsychologisch relevanten Hintergrund der Beziehungen.
Dabei stützen Sie sich auf Jäger (1984), Volker u. Dörr (1990) sowie Friedrich (2004).
Mittels empirischer Textanalyse analysieren Sie die beigefügten Textquellen und erstellen Kategorien (siehe oben), die Sie zu thematischen Cluster verbinden. Sie bedienen
sich dazu einer mehrstufigen Frequenzanalyse mittels TextSTAT (Hüning 2003), wobei
Sie die textuelle Umgebung der relevanten Worte auf deren Kontext mittels einfacher
Keyword-In-Context (KWIC) Analyse absuchen (Software wird bereitgestellt, Unterstützung gegeben).
Anschließend bestimmen Sie die unmittelbare Kausallogik, wie sie in den gefundenen
Textcluster vorherrscht. Welche Themen und Kategorien (A) bedingen welche Argumentationssmuster (B) mit welcher Konsequenz (C)? Sie erstellen das mutmassliche Belief
System der Werther’schen Gesellschaft auf der Grundlage der zu - zu Semesterbeginn –
referierten Methoden. (Software wird bereitgestellt, Unterstützung gegeben). Folgende
Fragen lassen sich anhand des Belief Systems prüfen:
Die social impact theory (Latané 1981) besagt, dass der soziale Einfluss einer Gruppe
von ihrer Wichtigkeit, ihrer Unmittelbarkeit sowie der Anzahl der Gruppenmitglieder abhängt. In welchem Ausmaß sieht sich demgemäss Werther in das Gruppengeschehen involviert?
Nach Seligman et al. (1968) führt sozial gelernte Hilflosigkeit zu typischen Konsequenzen. Inwiefern ist dieser Prozess bei den Proponenten des Romans nachzuweisen?
Universität Wien, Fakultät f. Psychologie, ©2004 Dr. Ali Al-Roubaie
Seite 1 von 2
Quellen
Literatur
Friedrich, H.-E. (2004): Autonomie der Liebe - Autonomie des Romans. Zur Funktion von
Liebe im Roman der 1770er Jahre: Goethes Werther und Millers Siegwart (30.07.2004).
In: Goethezeitportal. Verfügbar unter:
http://www.goethezeitportal.de/db/wiss/epoche/friedrich_liebe.pdf [18.07.2004]
Jäger, G. (1984): Goethes Werther im gesellschaftlichen Kontext. Rezeptionsdokumente als
Interpretationshilfen. In: Georg Jäger: Die Leiden des alten und neuen Werther (LiteraturKommentare 21) München: Carl Hanser 1984, S. 11-45, 173-186. Verfügbar unter:
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=251 [18.07.2004], insbes. Kap. 1.2
Latané, B. (1981). The psychology of social impact. American Psychologist 36, 343-356
Seligman, M., Maier, S., and Geer, J. (1968). The alleviation of learned helplessness in dogs.
Journal of Abnormal Psychology, 73, 256-262
Volker C. und Dörr, V. C. (1990): „... bey einer guten Handlung böse Grundsätze zu argwohnen!“ Empfindsame Diskurse bei Gellert, Sophie von La Roche und in Goethes Werther
(17.05.2004). In: Goethezeitportal. verfügbar unter:
http://www.goethezeitportal.de/db/wiss/epoche/doerr_diskurse.pdf [18.07.2004]
Software
Hüning, M. (2003). TextSTAT - Simples Text Analyse Tool.
Norsys Software Corp.(1997). Netica. Ein Programm zur Erstellung von (Bayes’schen) Belief
Systemen und Entscheidungsbäumen.
Material
Goethe, J-W. (1774). Die Leiden des jungen Werther. Project Gutenberg Etext Association,
Carnegie-Mellon University. Download von hier (als fertiger Analysekorpus) oder unter dem
Originallink. Vergleiche auch die Quellen dazu am Hamburger Bildungsserver der Stadt
Hamburg.
Begleitende Hinweise
Regal, P. J. (1999). Cognitive Mapping. Kursunterlage, ohne weitere Angaben
Steen, F. F. (1997). Theory of Mind. A Model of Mental-state Attribution Communication
Studies, University of California, Los Angeles
Bitte registrieren Sie sich im Chatforum der LV und besuchen Sie dort möglichst oft Ihren Themenbereich! Das Chatforum erreichen Sie über die LV-Homepage http://beliefs.op7.net, Menü „AktuellDiskussionsforum“.
Universität Wien, Fakultät f. Psychologie, ©2004 Dr. Ali Al-Roubaie
Seite 2 von 2
Herunterladen