BROKENMUSES BLOG

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BROKENMUSES BLOG
- Hätte nur jede eloquente Person auch etwas zu sagen! -
3. Februar 2014
Ich habe gelernt, dass CET (= MEZ = Mitteleuropäische Zeit) auch Romance Standard
Time genannt wird!
2. Februar 2014
Willkommen auf der neuen Broken Muses Website! Seit einiger Zeit habe ich nun
darüber nachgedacht, dieser Webseite einen moderneren Anstrich zu geben und, voila,
hier ist sie nun! ich freue mich über Kommentare und Anregungen und bitte um
Nachsicht, was die Vollständigkeit der Portfolios angeht. Die Seite wird nach und nach
erweitert werden!
1. Februar 2014
Ich gehe davon aus, dass heute der beste Tag ist, um an eine Anzeige zu erinnern, die
gelautet hat: The future is bright, the future is Orange - Die Zukunft ist hell, die Zukunft
ist Orange!
31. Jänner 2014
Bei meinem Retourflug unlängst sind eigenartige Dinge angezeit worden, wannimmer
man am kleinen Bildschirm vor sich die Landkarte und Flugroute eingeblendet hat,
nämlich berühmte Schiffshavarien mit Jahresangabe: Alabama 1864, Titanic 1912,
Colossus 1798, Egypt 1922.
23. Jänner 2014
Ein Bauer hat sich mit mir am Strand unterhalten. Ich habe vorgeschlagen, die Melonen,
der er in drei Wochen ernten will, einmal ins Meer zu tauchen und dann als
Salzwassermelonen (© TV-Serie "Der Sonne entgegen") zu verkaufen. Er hat mich
etwas befremdet angesehen und wird den Vorschlag aller Wahrscheinlichkeit nach wohl
nicht aufgreifen.
Ein anderer ist in einen Bienenschwarm gekommen und hat mir erklärt, das einzige, was
helfe, sei sich unmittelbar nach der Bienenattacke mit Rum einzureiben. Der Wind war
günstig und so habe ich es nicht direkt riechen müssen.
Am Weg in die Ortschaft bin ich an einer Souvenirhändlerin vorbeigekommen, die mir,
als sie mitbekommen hat, dass ich zum Supermarkt unterwegs bin, 150 jamaikanische
Dollar (etwa 1.20 Euro) in die Hand gedrückt hat und mir aufgetragen hat, ihr Ölsardinen
mitzubringen. Etwas ermahnend hat sie mir nachgerufen, sie würde mir vertrauen.
Zu meinem Geburtstag habe ich so an die Geburtstage der letzten Jahre gedacht, Rom,
Iran, Myanmar, München. Ich wollte gar kein großes Aufhebens machen gestern und
dann ist doch einiges passiert, ein Freudenfeuer ist entzündet worden, eine Torte
organisiert, sogar Kerzen und ein Candle-Light Dinner am Strand. Das Familiensilber ist
allerdings nicht zum Vorschein gekommen, aber man kann halt nicht alles haben.
22. Jänner 2014
Ob ich es mit dem mehrtägigen Aufenthalt in Treasure Beach wirklich gut getroffen
habe, ist schwer zu sagen. Das Zimmer ist, gelinde gesagt, sehr einfach. Der Frosch vor
meinem Zimmer ist so groß, dass ihm das Springen Probleme bereitet, der Frosch im
Zimmer so klein, dass er problemlos in der etwas kruden Kaltwasserdusche
hinuterzuspülen war.
1
Um etwa 21h gehen hier die Lichter aus. Ich war nach einem erfolglosen Kampf um den
Sessel vor meinem Zimmer, den die pensionseigene Katze mit einem satten 1:0 für sich
entschieden hat, dann auch bald im Bett.
Treasure Beach ist ein kleiner Ort mit einem starken Gemeinschaftsdenken. Der
Communitygedanke geht hier soweit, dass man das Internetsignal des Nachbarn als das
eigene erachtet. Mit anderen Worten: Es gibt in der Pension keinen einenen
Internetzugang, man aquiriert aber freimütig das Signal des Nachbarn, gibt jedem, der
danach fragt, das entsprechende Passwort und lächelt dabei. Zum Befremden und
Ärgernis der hiesigen Guesthousebesitzer hat der Nachbar es allerdings rund um
Weihnachten gewagt, das Passwort zu ändern. Ich möchte anmerken, dass der dabei
wiederum nicht sehr phantasievoll vorgegangen ist. Allerdings scheint es so zu sein
dass a) die Leitung unglaublich langsam ist, b) der starke Wind oder anderes im
Metaphysischen das Signal oft killt und c) der Nachbar das Netz abschaltet, wenn er es
nicht braucht.
Tja, soweit meine ersten Eindrücke.
20. – 21. Jänner 2014
Nach den Summerset-Wasserfällen, den Reach Wasserfällen, Port Antonio und
Kingston habe ich ein etwas durchwachsenes Bild von Jamaika. Zum einen ist die Insel
landschaftlich sehr, sehr abwechslungsreich, zum andern gerade in den Städten nicht
ganz ungefährlich, obwohl man das auch beim Durchfahren nicht so richtig bemerkt.
Aber was soll man sagen in einem Land, wo das das Hauptgewürz für Fleisch und Fisch
„Jerk“ heißt und eine beinahe ungenießbare Beilage aus Maismehl in Form und Farbe
eines Hundstrümmerls „Festival“?
14. – 19. Jänner 2014
Jamaika ist sehr vielfältig, die schönsten Strände, und dann das Hochland, wo einer der
seltensten Kaffeesorten der Welt wächst, der Blue Mountain Kaffee. Es gefällt mir sehr
gut hier, ein Urlaub weitab vom Massentourismus und sehr interessant.
Bei einer Floßfahrt entlang des Rio Grande bin ich auch selber einmal geschippert, das
ist wie Stand Up Paddeling nur auf einem Bambusfloß mit Bambusstock zum Staksen
und Rudern.
Durch Wasserfälle schwimmen und dann in Höhlen wieder weiter nach oben zu klettern,
hat auch etwas. Und dass ich mich jemals traue, durch ein Loch von oben in einen
Wasserfall einzusteigen, hätte ich mir auch nicht gedacht.
Meine Flip-Flops haben ja schon einiges mitgemacht, nicht zuletzt eine Wanderung
entlang eines glitschigen Wasserfalls (Reach Falls) und über Wurzeln und glitschige
Blätter retour durch den Regenwald. Aber der Abstieg zum Winnifred Beach über
matschiges Wurzelwerk war ein Highlight der anderen Art. Auch in der Karibik kann es
regnen, und wie. Und wenn man mit einem Tiroler Reiseleiter unterwegs ist, muss man
darauf gefasst sein, über Stock und Stein und Matsch und Wurzeln geschickt zu
werden. Es hätte natürlich auch eine Straße gegeben, die marginal länger gewesen
wäre, aber nein, dort zwischen den Bäumen führt ein Pfad entlang und so weiter.
13. Jänner 2014
Ich habe mir in Montego Bay den Kopf an einer Palme gestoßen. Er brummt nach Tagen
immer noch. Ist das ein Fall von First World Problems?
12. Jänner 2014
Dein Körper ist endlich da, wo Dein Geist schon immer war - Richard "Rick" Hershman
1974, Gründer von Ricks Cafe, Jamaika
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11. Jänner 2014
Wenn es eine Weltmeisterschaft in Ungeschicktheit gäbe, wäre ich dort der Star... Ich
schaffe es jederzeit, über auch wirklich alles zu stolpern. Gestern hat die Stewardess
Orangensaft über mich geleert (und ich möchte anmerken, dass das einmal nicht meine
Schuld war, Ausnahmen bestätigen die Regel). Ich habe dann unmittelbar danach meine
Kopfhörer in den restlichen Orangensaft im Becher fallen lassen, sie dann mit Wasser
mit wenig Erfolg zu reinigen versucht und unterdessen eine Geschichte über eine
erfolgreiche Ohrenoperation gelesen, bei der dem Patienten eine zwei Zentimeter lange
Kakerlaake aus dem Ohr entfernt wurde, nachdem sie dort für einige Zeit gelebt hatte.
Der den Ohrstöpseln und sicher auch meinen Ohren noch anhaftende Orangenduft und
das karibische Klima werden hoffentlich keines dieser Tiere anziehen...
10. Jänner 2014
Mir ist gerade eingefallen, dass ich vergessen habe, den Zeitungsartikel über Alzheimer
zu lesen.
9. Jänner 2014
Die Rechtschreibprüfung auf meinem Computer will, dass ich in Salzburg in Sandburg
ändere. Ich bin nicht sicher, ob das den Salzburgern so passen würde...
8. Jänner 2014
Ich habe ein wenig in den alten Blogeinträgen weitergelesen und muss zu meinem
gestrigen Eintrag hinzufügen, dass einige grundlegende Fakten nach wie vor Bestand
haben:
- Niemand sieht mit einem Parkticket im Mund attraktiv aus.
- Die größten Drohungen in der heutigen Zeit verstecken sich oft hinter sehr einfachen
Sätzen, etwa: "Lassen Sie uns dazu weiter via E -Mail diskutieren".
- Speziell an heißen Tagen kann man manche Leute riechen, bevor man sie tatsächlich
sieht.
7. Jänner 2014
Ich habe ein paar alte Blogeinträge gelesen und bin draufgekommen, dass zwar einige
Jahre ins Land gezogen sind, dennoch aber grundlegende Fragen unbeantwortet
geblieben sind, zum Beispiel:
- Gibt es kollektive Obsessionen?
- Kann man Zynismus behandeln?
- Was ist die tiefere Bedeutung eines Duftbaums in einem Cabrio?
- Gibt es in der modernen Kunst eigentlich eine Kunstrichtung, die sich auf Ästhetik
konzentriert?
6. Jänner 2013
Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden und ich glaube den regelmäßigen
Lesern dieses Blogs ist mittlerweile klar, dass ich so meine Probleme mit Hunden habe.
Dennoch finde ich Ergebnisse einer neuen Studie eher hilfreich. Sollte es wirklich so
sein, dass Hunde ihre Exkremente im Einklang mit dem Erdmagnetfeld in einer exakten
Nord-Süd- Richtung platzieren, dann wäre das schlichtweg revolutionär! Man bedenke
die Möglichkeiten der Orientierung in fremden Städten, einfach ein bis zwei
Hundstrümmerln orten und schon weiß man, in welche Richtung man sich bewegt.
Obwohl 100%-ig sicher kann man sich da natürlich nicht sein, denn die Forscher sagen
ja auch, dass das Verhalten der Hunde nicht unter "instabilen Bedingungen" auftritt.
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Insofern empfiehlt es sich, Hund und Herrl während des gesamten Prozesses zu
beobachten, bevor man voreilig Schlüsse aus dem Trümmerl zieht.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/sinn-fuer-das-erdmagnetfeld-hunde-pinkelnrichtung-nordpol-1.1854714
4. Januar 2013
Ich habe zwei Freunde, denen moderne Hobby-Freuds wahrscheinlich zwanghafte
Buchankaufsstörung diagnostizieren würden. Sie kaufen beide für ihr leben gerne und
beständig Bücher und ich bin ungemein fasziniert davon. Um ehrlich zu sein frage ich
mich dabei aber auch, wohin sich unsere Welt eigentlich entwickel: wie werden wir in
Zukunft die Menschen erkennen, deren Liebe zu Büchern alles andere übertrumpft,
werden sie einfach Sie eBook-Reader nach eBook-Reader füllen und ins Regal stellen?
31. Dezember 2013
Der Spruch im Glückskeks: Du liebst Schokolade.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Oder vielleicht doch: Ergeben Sie sich Ihrer Gier nach Schokolade ohne Komplexe und
falscher Schuldgefühle, denn denken Sie daran: Kein vernünftiger Mensch ist ohne
einen Funken von Wahnsinn. - Francois Du de La Rochefoucaul
28. Dezember 2013
Ich bin erst heute über diesen Zeitungsartikel gestolpert und frage mich ernsthaft, wie
ich dazu stehe, dass während der Trauerfeier zu Ehren Nelson Mandelas ein Mann den
Eindruck erweckt, Simultandolmetscher für Gebärdensprache zu sein, tatsächlich aber
sinnentleert stundenlang vor sich hinfuchtelt. Es amüsiert mich und künstlerisch finde ich
sowas ja sehr ansprechend, vor allem, wenn es darum geht, inhaltsleere Reden in
sinnenfreie Gesten zu übersetzen. Er scheint einigen Rednern damit auf seine Art die
Show gestohlen zu haben… Dann aber wieder stellt sich doch die Frage, ob eine
Beerdigung der richtige Rahmen für so etwas ist.
27. Dezember 2013
PA Charlottes Modekolumne: Das Schottenkaro hat eine lange Tradition. Es ist ein
Klidungsstil in Farben und Mustern, der Generationen von schottischen Familien
verbindet. Es war wohl ursprünglich eine Unisex-Mode, denn Frauen wie Männer trugen
Kilts. Jetzt hat sich diese Mode über die Tradition hinausbewegt und ist Teil der Haute
Couture geworden. Schauen Sie sich folgendes Modell an, oder auch dieses hier. Ich
plane eine Schottenkaro-Kollektion für Damen und Herren, sodass die Koordination der
Outfits bei Arbeit und Freizeit einfacher wird.
Das Schottenkaro scheint nicht generell bei allen Kelten gleich gut angekommen zu
sein. Die irischen Kilts etwa sind viel dezenter. Auch der letzte Asterix, der in Schottland
spielt, widmet sich dem Kilt, aber natürlich auch dem Whiskeytrinken und
Baumstammwerfen, man darf den Kilt hier nicht überbewerten. Vielleicht wird der Kilt
aber schließlich ja doch noch zu einem Teil der Haute Couture!
24. Dezember 2013
Broken Muses wünscht allen Bloglesern Frohe Weihnachten!
23. Dezember 2013
Und noch einmal Herr Tischbein mit: Ich bin eine Blume!
22. Dezember 2013
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Nichts auf der Welt ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. - Victor Hugo
20. Dezember 2013
Legendär, bitte unbedingt ansehen: Der Imagefilm mit CEO Didi Schweiger und seinem
Obststand in München!
16. Dezember 2013
In turbulenten Zeiten liegt die größte Gefahr nicht in den Turbulenzen selbst, sondern
darin, auf sie mit der gestrigen Logik zu antworten. - Peter Drucker
15. Dezember 2013
Was für eine Entdeckung, der Herr Tischbein…! Bitte unbedingt das Video anschauen
und wie singt er so schön? …schön, dass es Gefühle gibt, die man nicht erklären will
und ich hab so ein Gefühl!
7. Dezember 2013
Gelesen im Museum ägyptischer Kunst in München: „Jede Form der Kunst war einmal
zeitgenössisch“. Stimmt das?
5. Dezember 2013
„Die Utopie wird immer besser, während man auf sie wartet.“ Gelesen am Eingang der
Goldenen Bar in München.
4. Dezember 2013
Viele Menschen sagen ja, dass Rituale sehr wichtig und auch effektiv sind. Seitdem ich
in München lebe, habe ich dieses Morgenritual, Heizkörper zu entlüften. Natürlich nur in
den Heizperioden, aber das kann natürlich bedeuten, dass ich meinem Ritual von
September bis Juni fröne. Jeden Morgen also, bevor ich noch irgendetwas anderes tue,
grabe ich meinen kleinen Schlüssel aus, der mit anderen Schlüsseln für andere
Heizkörpermodelle an einem alten Schuhband baumelt und nachdem die Luft
herausgeströmt ist, kann mein Tag beginnen.
25. November 2013
Das Deutsche Jugendwort des Jahres ist Babo und das vom letzten Jahr war YOLO,
you only live once.
Im englischsprachigen Raum war 2012 eine zur angeblich „kreativsten“ Wortkreationen
die der Gateläuse, womit Menschen gemeint sind, die sich in Boradingabsicht um ein
Gate am Flughafen scharen.
23. November 2013
Schnell notiert die für mich schönsten Kaffeehäuser dieser Welt (Reihung nur zufällg):
1. Wien - Diglas Wollzeile
2. Wien - Cafe Central
3. Wien - Cafe Sperl
4. Lissabon - Cafe a Brasileira
3. Rio de Janeiro - Confeitaria Colombo
4. New York - Cafe on Broome Street
5. Brüssel - Cafe Metropole
6. Mürzzuschlag - Cafe Wien
7. Budapest - Cafe New York
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8. Budapest - Cafe Gerbeaud's
9. Helsinki - Cafe Kappeli
10. Amsterdam - Eden America Hotel
16. – 22. November 2013
3D-Druck übt eine gewisse Faszination auf mich aus. Ich habe auf einer Konferenz in
Bangkok eine Ausstellung der Ars Electronica gesehen. In einer kurzen Einführung
wurde gesagt, dass der heute übliche 3D-Druck noch verschiedene ungewollte
Auswirkungen zeitigt, etwa dass man nicht weiss, was tun mit den vielen
Kunststoffabfällen, die dabei unvermeidlich produziert werden. Obwohl heute meist
Kunststoff verwendet wird, kann man aber auch bereits heute fast jede Substanz, die
verflüssigt werden kann, zum Drucken verwenden. Etwa Schokolade. Das hat mich
dann doch interessiert. Der Mensch, der die Einführung gegeben hat hat dann gemeint,
er könnte etwa ein 3D-Bild seines Gesichts auf einen Schokoladennikolaus drucken. Ich
muss ihn wohl ebenso entsetzt angesehen haben wie sein Zahnarzt, der ihn auch schon
vor Jahren aufgegeben haben muss.
Es hat aber auch andere Dinge gegeben, die ich in Bangkok gelernt habe. Zum Beispiel,
dass es neue Arbeitsplätze gibt, nämlich "Zukunftsforscher". Die Stellenbeschreibung
eines Zukunftsforschers hat Ähnlichkeiten mit denen der Propheten und Wahrsager, ist
aber dann eher noch weniger spezifisch.
Und dann habe ich erfahren, dass wenn Hose um die Taille passen sollte, man nur den
Hosenbund zu nehmen braucht und ihn locker um den Hals legen muss. Wenn der
durch diese Übung genau auf die Hälfte reduzierte Bund genau um den Hals passt,
passt die Hose um die Mitte. Wenn man einen dicken Hals bekommt, hat das also
anscheinend proportionale Auswirkungen auf die Taille. Mit anderen Worten entspricht
anscheinend die Hälfte des jeweiligen Taillenumfanga der jeweiligen Kragenweite.
Faszinierende habe ich mir gedacht!
Ein ganz anderes Thema: Ich bin gefragt worden, ob ich denn Läuse zu meiner Mahlzeit
möchte (do you want lice with your meal?). Ich war schon dabei, abzulehnen, zumal mir
nur die Wespenlarven eingefallen sind, die ich einmal auf einem Markt in Laos gesehen
hatte. Aber in diesem Fall hat sich das alles als völlig harmlos erwiesen und war nur eine
kleine Verständigungsschwierigkeit und hat sich auf Reis bezogen.
Ach ja, und dann war dann noch der Göttin Tuptim Schrein auf Grundstück hinter dem
Swissotel! Angeblich hat der damalige Besitzer des Grundstücks Nai Lert (1872-1945)
den Teil eines Tempels im vorbeifließenden Kanal gefunden und dort aufgestellt, wo
heute der Göttin Tuptim Schrein ist, der bei wie folgt beschrieben wird: " Die Ursprünge
des Chao Mae Tuptim sind unklar. Es sei daran erinnert, dass er von Nai Lert für den
Geist gebaut wurde, der sich im großen Ficusbaum befindet. Ursprünglich wurden hier
duftende Kränze aus schneeweißen Jasminblüten, Räucherstäbchen und rosa und
weiße Knospen abgelegt. Chao Mae Tuptim hat aber über die Jahre noch eher
unkonventionelle Arten von Geschenken bekommen, nämlich kleine und große,
stilisierte und realistische Phalli. Im Laufe der Jahre wurden sie zu Tausenden gebracht
und heute füllen sie den Platz rund um den Schrein. Seither hat man daraus
geschlossen, dass der Schrein der Fruchtbarkeit gewidmet sei.
15. November 2013
Angeblich hat kürzlich ein Rechtschreibprogramm vorgeschlagen, das Wort
Topfenstrudelreste in Nylonstrumpfhosen zu korrigieren. Vermutlich wäre der Roman die
Strudelhofstiege heute nie geschrieben worden, er hätte nie geschrieben werden
können, sondern wäre ein Sumpf aus Strümpfen geworden.
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12. November 2013
Werte und Leitsätze sind in Mode, sogar auf dem Sackerl der Bäckerei stehen 5
Leitsätze, die sich die Bäckerei gegeben hat und denen sie sich verpflichtet fühlt.
1. Zurück zum Original.
2. Höchste Qualitätsstandards.
3. Wir leben Werte.
4. Echt und ehrlich.
5. Mit ganzem Einsatz.
Wer könnte ihnen widersprechen? Ich hätte ob der Zirkeldefinition in Punkt 3 ein paar
Vorbehalte und würde gerne wissen wollen, worum es sich beim Original eigentlich
gehandelt hat, bevor ich vorbehaltslos dazu zurückwollen wollen würde, aber vielleicht
ist das auch nur Haarspalterei meinerseits.
11. November 2013
Montagmorgen, ich bin unterwegs in die heimliche Hauptstadt Deutschlands, zumindest
Fluggästen als solche bekannt: Frankfurt. Ich versuche allerdings, Frankfurt per Bahn zu
erreichen. Die Idee muss als Ausdruck geistiger Umnachtung gewertet werden, denn
wie wir wissen, Zugfahren liegt mir einfach nicht. Es passiert immer etwas. Diesmal war
die Ausrede per Durchsage aber durchaus kreativ: Wegen polizeilicher Ermittlungen an
einem anderen (!) Zug wird sich unsere Weiterfahrt verzögern. Auf Englisch war das
ganze allerdings etwas puristischer: Our line to Würzburg is closed. No supa!
7. November 2013
Legendär, leider nur auf Englisch, die unvermeidliche Frage: Was ist ein Wochenende?
6. November 2013
Im Prinzip bin ich ja kein großer Fan von Twitter, aber die Frage, die mir jemand von
@Harlequin 77 retweetet hat - ist das mittlerweile eigentlich ein deutsches Wort, sagt
man im Imperfekt dan retweetete oder heißt es generell eher weitergezwitschert? - ist
gut: „Darf man eigentlich nach Telefonaten fremder Leute in der S-Bahn Fragen stellen,
wenn einem etwas unklar geblieben ist?“
Das gilt im Grunde genommen ja auch in Großraumbüros.
4. November 2013
Was antwortet man auf die Aussage, es sei jemandem ein Schwein auf die
Windschutzscheibe gefallen? Ich war jedenfalls borderline entsetzt. War es lebendig?
Ein Ferkel oder schon ausgewachsen? Gefroren? Bis ich eher im Kontext
draufgekommen bin, dass es sich um einen Stein gehandelt hat… Schweinschlag, hm,
Montagmorgen sag ich nur.
1. November 2013
Allerheiligen, ich komme an meinem Lieblingsgrab vorbei, es gehört Alfred Null. Wie
geht man durch ein Leben mit diesem Namen? Er ist im 2. Weltkrieg gefallen, aber
trotzdem stolze 40 Jahre alt geworden, vierzig Jahre Null.
Das Grab gegenüber unserem Familiengrab väterlicherseits verzeichnet zwei Kinder mit
demselben Namen, die im selben Jahr geboren und wieder verstorben sind. Das nenne
ich Überzeugung oder ist es Einfallslosigkeit, schwer zu sagen. Es würde mich ja
interessieren, ob das dritte Kind a) jemals geboren wurde, und falls a) positiv ist dann b)
noch am Leben oder c) nur wo anderes begraben ist und falls a) positiv, b) positiv oder,
andernfalls a) positiv, b) negativ und gleichzeitig c) positiv sind, dann d) auch wieder
denselben Namen hat.
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24. Oktober 2013
Auf einem Roadtrip entlang der Route 66 bei Nacht: Die etwas düstere Sammlung eines
Photographen von Ruinen und leerstehenden Häusern entlang des Highways nach
Einbruch der Dunkelheit.
23. Oktober 2013
Ein Puzzlesammler bei „schwer verliebt“: http://vimeo.com/67505508
22. Oktober 2013
Wie man "ja und nein" sagt: Konzeptionell betrachtet unterstützen wir das Konzept,
genauso wie wir der Meinung sind, dass man sich genau diese Ziele als Ziel setzen
muss, auch wenn wir über das Große und Ganze hinaus Bedenken hinsichtlich die
Besonderheiten haben.
21. Oktober 2013
Was für ein Lied, was für ein Tanz! Catgroove von Parov Stelar.
20. Oktober 2013
Aus einem meiner all-time Favorites: Yes, Minister, Die Tagebücher eines
Kabinettsministers von der Minister James Hacker, von Jonathan Lynn und Antony Jay
bearbeitet:
"Humphrey", sagte ich, "werden Sie mir eine klare Antwort auf eine klare Frage geben?
"Solange Sie nicht mich bitten, auf grobe, undurchdachte Verallgemeinerungen oder
Vereinfachungen wie ein einfaches Ja oder Nein zurückgreifen", sagte er "werde ich
mein Möglichstes tun."
"Heißt das ja ?" fragte ich.
Ein heftiger innerer Kampf schien in ihm zu toben. "Ja", sagte er schließlich.
"In Ordnung" sagte ich, "hier ist die klare Frage"
Sir Humphrey Gesicht wurde äschern. "Oh", sagte er, "ich dachte, das war es schon."
Ich hielt durch. "Humphrey, sind Sie auch der Ansicht, dass dieses Komittee heillos
überfrachtet ist und viel zu viele Menschen mitarbeiten? Ja oder nein! Klare Antwort!"
Könnte ich diese Frage deutlicher gestellt haben? Ich glaube nicht. Seine Antwort war:
"Herr Minister, wenn ich eine klare Antwort geben soll, dann möchte ich sagen, dass,
soweit wir das heute absehen können, im Großen und Ganzen, wobei man Äpfel nicht
mit Birnen vergleichen kann, dass es in Bezug auf den Durchschnitt der Abteilungsgröße
letzter Analyse wahrscheinlich richtig ist zu sagen, dass am Ende des Tages, allgemein
gesprochen ohne zu streng zu sein, so oder so nicht viel Unterschied besteht. '
Während ich noch überlegte fügte er zweifellos zur Klärung hinzu: "Soweit man das
heute in diesem Stadium beurteilen kann."
Ich machte einen letzten eher hoffnungslosen Versuch: "Heißt das nun ja oder nein?".
"Ja und nein", antwortete er - hilfsbereit.
"Angenommen", sagte ich, "ich würde Sie nicht um eine klare Antwort bitten?"
"Na dann, Herr Minister", sagte er fröhlich, "dann würde ich auf Zeit spielen!'
9. Oktober 2013
Glückskeks in Rosenheim: Großen Herrn und schönen Frauen soll man wohl dienen,
doch wenig trauen.
4. Oktober 2013
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T-Shirt Aufdruck: „Eine Glatze ist FKK auf höchstem Niveau“ – was ist dann eigentlich
barfuß, FKK auf tiefstem Niveau?
3. Oktober 2013
Tag der Deutschen Wiedervereinigung, Feiertag in good old Germany und sonniger
Wandertag zur sogenannten Brecherspitze. Selbige war mir bisher nur als schrägste
Pension Münchens mit Duschverbot ab 22:00 - für die Zimmer mit Dusche und WC am
Gang - bekannt. Ob man nach 22:00 auch nicht mehr aufs WC darf, ist mir entfallen.
Beim Wandern ist es ja oft fast wie im richtigen Leben: kaum fühlt man sich trittsicher,
verändern sich die äußeren Umstände und gibt etwa der Boden unter den Füßen nach
und man sitzt prompt auf dem Allerwertesten.
2. Oktober 2013
Eine der wesentlichen Erkenntnisse auf dieser Kur ist, dass die Bildzeitung tatsächlich
eine erkleckliche Anzahl von Lesern hat.
1. Oktober 2013
Nach dem Marsch auf den Wendelstein vergangenen Samstag war die Wanderung zur
Tregler Alm bei teils dichtem Nebel heute ja fast ein Spaziergang. Dafür haben wir drei
(!) Feuersalamander gesehen, recht dicke Exemplare, aber eigentlich habe ich ja keinen
Vergleich, denn ich habe glaube ich noch nie zuvor einen Feuersalamander live und in
Farbe gesehen.
25. September 2013 – 30. September 2013
Auf die Schaumbremsung hin bin ich natürlich in eine Grippe gesunken, von der ich
mich dann aber, da ja auf Kur, doch wieder recht bald erholt habe. So eine Kur ist schon
etwas Wunderbares! Man bekommt seine diversen Behandlungen, turnt, kneipt, geht
spazieren, unterhält sich, wandert und hat wirklich Zeit, sich zu erholen.
Etwas gewöhnungsbedürftig sind vielleicht die Rollatorenparkplätze beim Speisesaal
und das altersuntypische Puzzlespielen. An den zwei Gemeinschaftspuzzlespielen
stehen meist ein bis zwei Menschen mittleren bis höheren Alters und sind ins Spiel
vertieft. Allerdings hat die Puzzlefreude eine grobe Einbuße erlitten, nachdem jemand
über Nacht ein beinahe fertiggestelltes Bild zerstört hat. Prompt gab es dann auch einen
Zettel mit der Frage: Wer war der Zerstörer? Und ein Angebot einer Antwort: Ich wars
nicht! unmittelbar daruntergekritzelt. Hmm, jemand bricht den ungeschriebenen
Gesellschaftsvertrag und alles liegt im Argen.
24. September 2013
Ach wie die Zeit vergeht! Ich bin zur Kur in Bad Feilnbach angekommen und
schwerstens abgebremst worden. Entschleunigung the hard way. Ich war wie bestellt
morgens gestellt und dann ist einmal rein gar nichts passiert. Das Zimmer war noch
nicht fertig und als es dann fertig war, war ich in 5 Minuten mit dem Auspacken fertig. 10
Minuten samt Auto vor die Haustüre fahren und wieder am Parkplatz abstellen. Von
150%-Streß und Multitasking und dies noch und das noch bin ich in die
Schaumbremsung hinein, es fühlt sich alles an wie Watte. Ich habe einen Arzttermin
absolviert, mein erstes Buch bereits halb ausgelesen, bin in der Sonne gelegen, habe
einen Spaziergang in den Ort gemacht, dort jedes Geschäft begutachtet, die drei
Kaffeehäuser und die Kirche gesichtet und bin somit erstmals mit dem ersten
Umschauen auch fertig.
22. September 2013
9
Ich bin mir nicht sicher, ob es sich hier um schlechten Geschmack handelt, aber
wahrscheinlich muss sich jeder selbst ein Bild machen: H. findet heraus, dass learns
Microsoft Nokia gekauft hat…
19. September 2013
Die Kuh macht Muh und der Fuchs macht???
17. September 2013
Ich bin in letzter Zeit viel unterwegs gewesen, unter anderem mit zwei Billigairlines. Die
eine wirbt – nicht besonders vertrauenserweckend wie ich meine - mit dem Slogan "I
believe I can fly". Die andere wiederum hat das Lied "Upside down" auf Dauerschleife
vor dem Abflug, hat dann aber doch davon Abstand genommen, das Flugzeug
überzudrehen.
16. September 2013
Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich nicht gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln
fahre? Auf einer langen Fahrt heute habe ich - unfreiwillig, da einfach zu nahe - dem
wohl langweiligsten Gespräch des Jahrhunderts gelauscht. Zwei Verkäufer, die scheint
in derselben Boutique am Flughafen arbeiten, haben sich über das ihrer Meinung nach
hässlichste braune Kleid aller Zeiten unterhalten, das sie in die Auslage hängen
mussten und per Order des Boutiquenbesitzers nicht verkaufen dürfen (!). Insofern
besteht die Krise zusammengefasst nun darin, dass beide mit dem Anblick des
hässlichen braunen Kleides auf Dauer konfrontiert sind. Weiters gibt es ein leeres Regal
im Geschäft, dessen Sinn und tiefere Bedeutung weitere 15 Minuten in Anspruch
genommen hat…
15. September 2013
Eben habe ich folgendes Zitat gelesen: “Wenn man tot ist, weiß man nicht, dass man tot
ist, schwierig ist das alles nur für die anderen. Vergleichbar ist, wenn man dumm ist.”
10. – 12. September 2013
Brüssel. Ich war zu einer Buchpräsentation eingeladen. Einer der Festredner hat gesagt,
er fände es mutig, gerade jetzt ein Buch zum nämlichen Thema zu veröffentlichen,
allerdings nicht mutig im Sinne von Yes, Minister (i.e. halsbrecherisch). Im Yes, MinisterSinn kann sich der Autor nur glücklich schätzen, dass niemand sein Werk als „originell“,
„einfallsreich“ oder gar „neuartig“ bezeichnet hat.
9. September 2013
Habe mir anscheinend ein paar sehr vorwitzige Darmbakterien aus Usbekistan
mitgebracht und so stimmt der alte Spruch halt immer noch: Im Wein liegt die Wahrheit,
im Bier die Freiheit und im Wasser die Bakterien.
8. September 2013
Retour aus Usbekistan paddle ich gedankenversunken mit einem SUP-Board über einen
kleinen See.
6. auf 7. September 2013
Nur noch ein kurzer Stopover in Taschkent für eine Nacht und dann geht es retour ins
Abendland. Die süßen Melonen werden mir fehlen, die Taptschans, diese Sitzbetten, an
denen man essen, liegen und auch sonst in allen Lebenslagen ausharren kann, das
Türkis und Blau und Grün der Fliesen.
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6. September 2013
Der Reiseleiter sorgt kurz vor der Abreise noch einmal für Heiterkeit, indem er ein
Plastiksackerl mit zwei gebrauchten Damenunterhosen schwenkt und nach der
Besitzerin fahndet. Der Busfahrer spielt auf einmal alle Farben von rosa bis dunkelrot
und bekennt sich mit einer es-möge-sich-ein-Loch-im-Boden-auftun-und-michverschlucken-Geste zum Plastiksackerl und dessen Inhalt.
5. September 2013
Der große Stromausfall in Samarkand hat nun 26h gedauert. In der Zwischenzeit waren
wir unterwegs zu einem Museum, vor dem wir uns mit einem Archäologen treffen
wollten, den wir ein paar Tage zuvor in Buchara kennengelernt hatten. Erst waren wir
mit einem telefonierenden Taxifahrer unterwegs, der grundsätzlich bei Rot über die
Kreuzungen und dann beharrlich in die unserem Ziel entgegengesetzte Richtung
gefahren ist. Nachdem wir dann geschlossen an einer Kreuzung einfach aus- und in ein
Privattaxi umgestiegen sind, das uns partout zu einer anderen Sehenswürdigkeit und
nicht zum unserem angepeilten Museum fahren wollte, sind wir dann doch noch kurz
nach dem vereinbarten Zeitpunkt dort gewesen. Wir haben uns auf eine Bank vor dem
Museum niedergelassen und dem Museumspersonal erklärt, dass wir nur mit einem
hochdekorierten Archäologen, der nun demnächst kommen würde, in die Ausstellung
wollen. Eine Dreiviertelstunde später waren wir – immer noch wie die vier Grazien im
Schatten vor dem Museum sitzend – dann doch etwas kleinlauter und sind durch das
stromlose und finstere Museum. Später hat sich dann herausgestellt, dass der
Archäologe (irgendwie passenderweise) in ein Loch gefallen ist, sich den Fuß
gebrochen hat und uns krankenhausaufenthaltsbedingt hat versetzen müssen.
4. September 2013
Samarkand – eine der ältesten Städte der Welt und allein der Klang dieses Wortes lässt
einen schon schwelgen. Samarkand ist wie Buchara eine Ansammlung historischer
Gebäude inmitten einer recht modernen, weitläufigen Stadt. Und auch hier ist die
Architektur wieder ganz anders als noch in Buchara und Chiwa. Der Registanplatz ist
monumental, mit Moschen und Medresen und weiter draußen, in der Nähe der
ursprünglichen Stadt Samarkand, kann man Überreste des riesigen Sextanten sehen,
mit dem Ulugh Beg anstelle eines Teleskops den Sternenhimmel vermessen und Sterne
katalogisiert hat.
In einem der vielen Souvenirläden sticht mir ein altes, riesiges türkises Fliesenornament
ins Auge. Es steht zum Verkauf, seine Herkunft wirkt zweifelhaft, es ist wunderschön.
Die Regeln in Usbekistan sind streng und natürlich darf nichts Antikes ausgeführt
werden. Ich erkundige mich trotzdem nach dem Preis. Der Händler wittert Geschäft und
meint, ganz die Flexibilität selbst, wenn mir das Ding zu schwer wäre, würde er auch
gerne einen Teil davon abschneiden und mir ein kleineres Fragment davon verkaufen.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich den Mann mit der zarten Fliese und einer Flex vor
mir…
3. September 2013
Von der Wüste aus sind wir in ein Dorf gefahren, nach Sentab und verbringen einen Tag
in einem sogenannten „Home Stay“. Erst hat das Dorf wie ein paar Häuser in einer
kargen, steinigen Gegend gewirkt, aber siehe da, hinter den hohen Mauern tut sich eine
Oase auf. Ein riesiger Garten voller Walnussbäume, ein steinernes Pool, eine Mischung
aus Teich und Schwimmbad, ein Gebäude daneben für die Siesta. Dort liegt ein Teppich
11
im Bucharamuster aus und samtbezogene Matten und Kissen, um sich feudal
niederzulassen.
Am Vormittag ist aus der Reisegesellschaft auf einmal eine Brigade Ehrengäste bei
einer Hochzeit geworden. Man feiert in dem Dorf die Hochzeiten von 9h morgens, gegen
13h ist das Fest dann aber auch wieder vorbei. Als wir kurz nach 11h dazustoßen,
liegen unter dem uns zugewiesenen Tisch schon fünf leere Vodkaflaschen. Ein
beflissener Hochzeitsgast im knallgrünen T-Shirt bemüht sich um zwei Damen aus
unserer Runde. Ich nehme all das nur im Augenwinkel wahr und bemerke auf einmal,
wie etwas Grünes aus dem Augenwinkel kippt. Der Beflissene sinkt langsam mit seinem
Stuhl nach hinten, sinkt selbst dabei vom Stuhl und fällt ein paar Meter den Hügel
hinunter, an dessen Kuppe unser Tisch steht. Er rappelt sich aber gleich wieder auf und
prostet uns zu, als sei nichts geschehen.
Am Nachmittag geht es zu einer Wanderung, vorbei am Grab der Frau, die den Teig im
16. Jahrhundert nach Sentab gebracht hat. Erst seit damals gibt es Brot und ähnliches
im Dorf.
2. September 2013
Von Buchara aus geht es in die Wüste und dort in ein Jurtencamp. Mir ist etwas mulmig,
anscheinend ist der allgegenwärtige Durchfall. Die Nacht in der Wüste ist einfach
atemberaubend! Ich habe noch nie so viele Sterne gesehen, nicht einmal in der Bay of
Islands in Neuseeland. Die Milchstraße war nicht nur grandios sichtbar, sondern auch
zum Greifen nahe. Manch Mitreisende haben sogar Sternschnuppen gesehen, ich leider
nicht.
1. September 2013
Immer noch Buchara. Die Kuppeln und türkisen Fliesen sind einfach atemberaubend.
Und wo Chiwa so gewirkt hat, als wäre es ein Freilichtmuseum mit der Stimmung von
Pompei kurz vor dem Vulkanausbruch, einer Phantasie aus eintausend und zwei
Nächten, wo man Scheherezade an jeder Ecke vermutet hätte und in der Stille einen
Steinmeißler, da ist Buchara eher eine Mischung aus Alt und Neu.
31. August 2013
In Buchara gibt es einen Vergnügungspark, der beinahe museal anmutet. Am Eingang
werden kleine 1-2 Jahre alte Kinder in kleine Autos gesetzt und dann per Fernsteuerung
(!) über den großen, asphaltierten Platz gelenkt. Die Eltern bewegen sich dabei nicht
vom Fleck. Das Riesenrad bewegt sich gemächlich und wirkt alles andere als
vertrauenserweckend. Wie schon in Chiwa sind auch hier die allermeisten Gebäude
perfekt renoviert. Nur zwei Medresen am Rande der Altstadt sind noch etwas baufällig
und in einer kann man durch die zerfallenen Zimmerchen und über abenteuerliche enge
Wendeltreppen bis aufs Dach hinaufsteigen.
30. August 2013
Weiterfahrt von Chiwa nach Buchara. Die Melone wird zur allgemeinen Erheiterung
angeschnitten und ist zur allseitigen Verwunderung nicht nur eine Zuckermelone
sondern auch die allersüßeste Melone aller Zeiten, geschmacklich die beste Melone die
alle jeh gegessen haben und – am überraschendsten – reicht aus, damit 10 Leute
probieren können.
29. August 2013
Der Markt außerhalb der inneren Stadtmauer von Chiwa ist schon fast am Zusperren,
als wir ihn besuchen. Am Eingang finden sich die Schwarzgeldhändler ein, die
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taschenweise Bargeld mit sich führen (100 Euro werden dort in 340.000 Sum
gewechselt) und ein eigener, recht weitläufiger Teil ist den Melonenhändlern
vorbehalten. Wir bekommen – aus nicht näher ersichtlichem Grund – die allerkleinste
Wassermelone aller Zeiten geschenkt. Neben dieser Melone ist ein Straußenei im
Größenvergleich riesig. Man mag sich gar nicht mehr unters Volk mischen mit dieser
kleinen Melone, eigentlich muss man sich damit Genieren. Insbesondere vor dem
Hintergrund, dass schon in der Antike die usbekischen Melonen weit über die Grenzen
bekannt waren und man teilweise 1:1 eine Melone gegen einen Sklaven gehandelt hat.
Für unsere Minimelone würden wir nicht einmal einen kleinen Sklaven bekommen, ja
nicht einmal einen Minisklaven als Minijobber auf Timesharingbasis. Die anderen
Obsthändler lächeln uns milde zu. In der 1000 Jahre alten Moschee fragt mich jemand,
was wir dafür wohl bezahlt hätten, ich sage, die Melone wäre „free“ also kostenlos
gewesen, die Dame versteht „three“ und erleidet einen massiven Schock, dass wir 3.000
Sum für eine so mickrige Melone bezahlt hätten.
28. August 2013
Flug nach Urgentsch (der Pilot hat das Fenster offen und nimmt zur allgemeinen
Erheiterung noch einen Schluck aus einer Vodkaflasche), Fahrt nach Chiwa,
Besichtigung der Wüstenfestung Ayaz-Kala.
Nach dem Abendessen in Chiwa stellen wir fest, dass es weder auf dem Hotelzimmer
noch in der Hotelbar Wasser gibt. Wir wandern zurück an die Hauptstraße, es gibt kein
Geschäft, kein offenes Lokal. Jemand bedeutet mir, an eine Türe zu klopfen. Dort steht
nur jemand in der Unterhose und wäscht sich mit etwa zwei Litern Wasser in einem
kleinen Behälter vor sich. Es war die falsche Türe und um die Ecke öffnet sich dann der
Hintereingang des Restaurants, von wo die etwas verdutzte Kellnerin sagt, sie könne
nicht so einfach Wasser verkaufen, sie müsse schon erst den Vater und Eigentümer des
Restaurants fragen. Sie kommt also aus dem sehr geräumigen Haus, geht mit uns durch
den Garten und klopft nein, wackelt an der Jurte, die dort steht und anscheinend dem
Vater vorbehalten ist. Eine halbe Stunde zuvor ist mir ebendiese Jurte auch schon
aufgefallen, allerdings ob der Fernsehantenne und dem laufenden Fernseher drinnen.
Mittlerweile schnarcht der ehemalige Fernseher natürlich und so wird aus dem Wasser
leider nichts mehr.
27. August 2013
Taschkent ist so ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe. Weitläufig, sehr, sehr
gepflegt, ex-sozialistische Palastarchitektur, überbordende Parkanlagen, riesige
repräsentative Monumentalbauten, Tore, Springbrunnenanlagen, mächtige Skulpturen,
prächtige Blumenrabatte. Der Chorsu-Markt war auch sehr interessant, fliegende
Händler haben dort ihre Waren auf alten Kinderwägen platziert, Äpfel sind aus Japan
importiert und zeigen absichtlich eingewachsene Symbole, Saschlikspieße werden an
jeder Ecke gebraten und dann gibt es natürlich auch überall Tee.
26. August 2013
Weiterreise nach Usbekistan. Am Gate kommt ein junger Mann auf uns zu und steigt
grußlos mit den Worten „… na dann hoffen wir einmal, dass die islamische Welt nicht in
den nächsten 14 Tagen untergeht. Sie sind doch auch unterwegs nach Usbekistan?“ ins
Gespräch ein. No na, am Gate. Kaum aus München weg wieder ein Verrückter denke
ich mir, das kann ja heiter werden. Ich schaue ihn etwas mitleidig an. Erst dann fällt
mein Blick auf das Buch meiner Reisebegleitung, Hamed Abdel-Samad: Der Untergang
der islamischen Welt.
13
25. August 2013
Ausflug nach Jürmala, ein Bad an der lettischen Ostseeküste. Was auffällt, sind viele
dicke Vögel, manche außerordentlich zerrupft, andere nur schräg. Manche telefonieren
im Wasser, andere ziehen erst auf den letzten Metern im dann doch nicht mehr so
harten Sand hochhackigen Schuhe mit den Bleistiftabsätzen aus, um sie dann in de
Kamera der Begleitung zu halten. Ob der Fokus auf den Schuhen oder dem jeweiligen
platinblond umrahmten Gesicht liegt, ist oft schwer auszumachen. Am Strand sind
Hunde und Rauchen verboten.
Ansonsten ist die Küste weitläufig, eher unspektakulär und unterscheidet sich von
Jürmala vor zehn Jahren vor allem durch die Abwesenheit des Nachsaisongefühls und
der erklecklichen Anzahl von neuen, beeindruckenden Gebäuden, die die sozialistischen
Ferienheime abgelöst haben. Aber immer noch gibt es die Bernsteinhändler und ihre
Stände auf der Hauptstraße von Maiori. Und dann ist da natürlich dieses besondere
Licht, alles ist klar, die fernsten Dinge sind zum Angreifen nahe, schon kurz nach Mittag
gibt es lange Schatten und Spiegelungen wie sonst nur zu Sonnenuntergangszeiten.
24. August 2013
Ich sitze auf einer Terrasse in einem sehr netten Lokal in Riga und starre auf ein
Goldfischglas. Ist es wirklich so, dass der Goldfisch auf halbem Weg durchs Glas bereits
vergessen hat, dass er die ewig gleichen Runden zieht? Wahrscheinlich scheint es. Und
das nicht nur bei Goldfischen.
Solche Menschen kenne ich auch, die nach einer halben Runde schon vergessen
haben, wo sie gestartet sind. Meist sind die aber weniger hübsch anzusehen als
Goldfische.
23. August 2013
Urlaub! Heute bin ich nach Riga geflogen, wo ich zuletzt vor 10 Jahren war. Es hat sich
einiges verändert. Damals hat es kaum Restaurants gegeben und jetzt ist das eine
vibrierende und dennoch unprätentiöse Stadt, an jeder Ecke eine Bar, ein Restaurant,
überall Livemusik. Musik scheint hier überhaupt eine besondere Bedeutung zu haben.
Ich habe das damals nicht mitbekommen, aber es hat eine singende Revolution im
Baltikum gegeben. Ein Lokal, das ich gerne gesehen hätte, hat leider schon wieder
geschlossen, es hat Ginger&Fred geheißen und war der Musik der 30-er Jahre
gewidmet.
Überall gibt es Blumen zu kaufen, sogar noch um Mitternacht haben noch Stände offen,
einer bietet perfektere, schönere, größere Rosen, Sonnenblumen und Dahlien an als der
andere.
Der berühmte Markt mit den fünf riesigen, flugzeughangarähnlichen Markthallen ist noch
so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. In einer Halle gibt es Fleisch, in einer Fisch, in der
nächsten Obst und Gemüse, dann Brot und schließlich Käse und Milch. Vor allem die
Milchhalle hat es mir angetan; Rahm wird dort noch in Emailgefäßen wie zu
Großmutters Zeiten angeboten. Und es gibt auch noch die alten Frauen, die
Plastiksackerln verkaufen.
19. August 2013
Gestern bin ich endlich dazugekommen, DIE neue Sportart auszuprobieren und es war
einfach großartig! Sie heißt Stand-Up Paddling. Heute habe ich einem Freund davon
erzählt, der wiederum eine Familie kennt, die just an dem See ein Seegrundstück
besessen hat, an dem ich das Stehendpaddeln ausprobiert habe. Der Großvater war
allerdings Bauer und hat seinerzeit beschlossen, das Seegrundstück gegen ein anderes,
höhergelegenes zu tauschen. Der Grud dafür war, dass er seine Kühe nicht regelmäßig
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aus dem Wasser ziehen wollte. Die Familie bedauert das heute noch, was ich sehr gut
nachvollziehen kann. Die Preise dort steigen bestöndig und heute göbe es wohl einen
von einem Butler servierte Cocktails dort statt versunkener Kühe... Aber andererseits
mag ich das Bild des Kühe-vor-dem-Ertrinken-Rettens. Heute bröchte man nur ein paar
Standup Paddling (SUP) Boards für die Kühe. Stellt man eine Kuh auf ein SUP, würde
sie mehr oder weniger wie Jesus auf dem Wasser gehen. Oder eben wie ein moderner
Jesus mit Spazierstock, vulgo Paddel.
14. August 2013
Hoffnungsvoll reisen ist besser als ankommen - Robert Louis Stevenson
13. August 2013
Ich mag ja zu einer gewissen Melancholie neigen was die Vergänglichkeit der Dinge
betrifft, aber heute habe ich beinahe meinen Augen nicht getraut. Der Kulturstrand an
der Corneliusbrücke unweit meiner Wohnung ist gerade abgerissen worden. Erst
vergangenen Montag war ich (erstmals) dort und habe mich seit über einem Jahr ebenfalls erstmals - wieder wie ich selbst gefühlt.
12. August 2013
Die Webseite meiner Freundin Margit Kuchler-D’Aiello hier!
10-11 August 2013
Two different experiences entirely: being in a photography workshop one day and in a
canoe paddling down the Isar river the other day.
9. August 2013
Immer wieder stellen wir fest, dass anderen Menschen sich nicht an das Drehbuch
halten, das wir für sie geschrieben haben. - Frank Berzbach
8. August 2013
Josef Hader zum Thema "komisch tragisch : tragisch komisch" an der Uni Graz.
7. August 2013
Ich habe Marillenmarmelade gekocht und die Gesellschaft dabei vermisst.
6. August 2013
Es hat sicher 35 Grad draußen, ich sitze im Büro und bin vermummt. Es zieht kalt von
oben und unten. Ich trage einen, heute zwei Pullover, eine fleecegefütterte
Softshelljacke und ein Halstuch, heute als Kopftuch. Ich habe Angst, an der Tastatur
festzufrieren. Die meisten lachen, verstehen nicht, wie man die Klimaanlage nicht gut
finden kann, manche sagen, ich würde ob der Kopfbedeckung wie eine Nomadin wirken.
5. August 2013
Fast wie im richtigen Leben – einfach auf den roten Knopf drücken und das Drama
steigern!
4. August 2013
Vor kurzem habe ich mit einem Freund über zweite Vornamen gesprochen. Leider habe
ich ja weder einen zweiten, noch einen dritten Vornamen, hätte aber irgendwie gerne
einen, zumindest einen. Im Scherz (oder aus Mitleid?) habe ich dann den zweiten
Vornamen besagten Freundes zur Mitverwendung angeboten bekommen. John, was
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mich zu MJ (gesprochen dann wohl Em-Tschai) machen würde. MJ Brandl, oder, wie
immer, wenn es ums Verdrehen meines Namens geht, vorzugsweise natürlich MJ
Brando.
3. August 2013
Was für „aufbauende“ Worte man doch manchmal im Kollegenkreis in den EMailadressteilen liest: Wiederum habe ich unter der Sonne beobachtet: Nicht den
Schnellen gehört im Wettlauf der Sieg, / nicht den Tapferen der Sieg im Kampf, / auch
nicht den Gebildeten die Nahrung, / auch nicht den Klugen der Reichtum, / auch nicht
den Könnern der Beifall, / sondern jeden treffen Zufall und Zeit. – Kohelet 9, 11.
Erhaltener Kommentar: Jetzt zitierst Du sogar schon die Bibel - und dann noch schwere,
unbekannnnnte Stellen aus dem Alten Testament. - Kompliment! Da musste sogar unser
"Katechet im Nebenamt" ein bisschen nachblättern, war aber sehr interessant und dann
stand noch ein Wort drin, wie für Dich gemacht: "Lieber ein lebendiger Hund als ein toter
Löwe“... - oder wär's Dir andersrum doch lieber?
Antwort: Kohelet 9, 4: 3Für jeden Lebenden gibt es noch Zuversicht. Denn: Ein lebender
Hund ist besser als ein toter Löwe.“ Na ja, wenn ich es mir aussuchen könnt würde ich
an den Hunden nicht länger festhalten...
1. August 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Meine Lieblingssommerdrink dieses Jahr ist
Gin & Tonic mit deutschem Monkey 47 Gin, Gurkenstreifen und einem Hauch Pfeffer.
Das hat mich dann aber doch auch nachdenklich gestimmt. Passen Getränke und Mode
zusammen? Ein Gin&Tonic oder sogar ein Wodka-Martini impliziert eine gewisse
Förmlichkeit und daher eher ein Businesskostüm mit entsprechenden Schuhen.
Demgegenüber stehen ein Gin Fizz oder ein Pimms eher in einer Linie mit einem
leichten, fließenden Sommerkleid, vielleicht aus Chiffon oder Seide, kombiniert mit
Keilabsätzen. Der trendige Moet & Chandon Ice mit Orangenschalen schreit direkt nach
einem weißen fließenden Kleid mit orangen Schuhen und entsprechender Handtasche
und natürlich einer großen schwarzen Sonnenbrille. Beim Lesen Cosmopolitan
Magazins muss man natürlich den entsprechenden Cocktail (Wodka, Triple Sec und
Cranberry & Limettensaft) trinken. Aber was passt zu einem Tequila Sunrise oder einem
Manhattan? Oder umgekehrt zu einem Mini-Rock? Die Gedanken der Leser sind hier
natürlich willkommen!
Und was ist der beste C-Level-Power Drink für Frauen, wenn man davon ausgeht, dass
es für Männer Whisky ist? Meine Präferenz ist ja an sich ganzjährig Cointreau mit Eis,
aber ich spreche hier natürlich als PA!
25. Juli 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Ich liebe es, einkaufen zu gehen! Das muss
ein sehr weibliches Gen sein! Und ich muss sagn, dass ich sowohl die High-Street, als
auch die Designer Outlet-Shoppingerfahrung mag, allerdings aus unterschiedlichen
Gründen. In einer Großstadt etwa zu Dior zu gehen ist fast eine religiöse Erfahrung:
Eine Welle der Hingabe überkommt mich und nach vielen Stunden stehe ich da mit
einem ziemlich unpraktischen Kleid, meist nicht unbedingt dazu passenden Schuhen
und ohne eine Pfennig in der Tasche. Ein Designer-Outlet ist da eher die kalte,
atheistischen Logik: es gibt hier viel und oft sehr günstige Kleidung, und man entwickelt
eine Strategie, so viel wie möglich (oft etwa mehrere Röcke die sich dann auch noch
ähnlen...) so schnell wie möglich kaufen und dann schnell wieder nach Hause zu fahren!
16
24. Juli 2013
Abgeschiedenheit und Privatssphäre in der Öffentlichkeit gibt es nicht. Kurze
Mittagspause im Park. Hund eins erschreckt mich zu Tode und begegnet mir definitiv
nicht auf Augenhöhe sondern wie üblich weit darüber (ich liege lesend, der Hund beugt
sich über mich und schaut gefährlich). Hund Nummer zwei hinkt auf mich zu mittlerweile sitze ich und kann mich nicht mehr 100%-ig auf meine Lektüre
konzentrieren. Hund Nummer zwei ist semmelfarben, oder bessergesagt hat die Farbe
von in Milch eingeweichten Semmeln, hinkt, hat diverse eitrige Stellen an den Gelenken
und versucht mit einem lederhäutigen Alten Schritt zu halten. Der Lederhäutige steckt in
einem etwas abgetragenen dunkelgrauen Slip und will mein Handy. Ich deute auf den
Hund. Er sagt, der tue nichts, ich solle ihm mein Handy leihen, er müsse wegen einer
Wohnungszeitungsannonce wo anrufen. Es steht Hund gegen Handy. Gott, bin ich leicht
zu bestechen. Dem Hund wurde ein Platz im Respektsabstand angewiesen. Ob diese
Wohnung einen Balkon hätte?
21. Juli 2013
Ich brauche einen Balkon. Warum? In aller Kürze: wegen Hunden, Exhibitionisten und
sonstigen Verrückten. Wo soll ich anfangen? Es ist Sommer und wirklich heiß. Ohne
Balkon ist man gezwungen, nach draußen zu gehen. Und egal, wohin man sich begibt,
Hunde sind nie weit. München scheint ein Paradies für Hunde zu sein und Leinen sind
definitiv nicht en vogue. Nachdem ich nach und nach fünf Hunde von meiner Decke
verscheucht habe, nähert sich ein Italiener und fragt, ob er sich auch auf dieser Wiese
sonnen könne. Etwas verdutzt nicke ich. Zwei Minuten später steht er wiedr vor mir und
fragt, ob er hier nackt baden dürfe. Das scheint so eine Münchner Sache zu sein, überall
trifft man auf Nacktbadende, an der Isar, in den Parks. Also sagte ich, ich wüßte es nicht
genau, würde aber denken, es wäre nicht verboten. Der Italiener zieht sich also aus und
steht zwei Minuten später wieder vor mir, drückt mir eine Kamera in die Hand und bittet
mich, ihn zu fotografieren. Es gibt keine Privatsphäre im öffentlichen Raum... Ein wenig
später sitze ich lesend auf einer Bank. Auf der Bank neben mir spricht jemand sehr laut
in sein Telefon. Erst als ich laut und wüst beschimpft werde bemerkte ich, dass hier gar
kein Telefon im Spiel war. Ich brauche einen Balkon. Dringend!
19. Juli 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Es ist viel zu heiß. Aber der Modekalender
wartet nicht! Die Herbst- und Winterkollektionen kommen mit Siebenmeilenstiefeln auf
uns zu. Würfelmuster und florale Motive auf Mänteln scheinen wieder da zu sein,
zusammen mit klobigen Schuhen. Handschuhe feiern eine willkommene Rückkehr. Es
sieht fast so aus, als wäre meine Garderobe von 1998 wieder 'en vogue'!
17. Juli 2013
Der neueste Trend was Kindergartenausflüge in München betriftt scheint zu sein, die
Kindergartenkinder in orange oder gelbe Warnwesten zu stecken. Und so finden sich in
der oft schon mogentlichen Hitze von bis zu 5 Erwachsenen begleitete kleine und
mittlere Grüppchen, die aussehen, als wären sie Nachwuchskräfte der örtlichen
Straßenmeisterei.
11. Juli 2013
Oberfläche ist eine Illusion, aber auch Tiefe. David Hockney
10. Juli 2013
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Zurück aus Italien stehe ich in der Firmengarage und habe keinen Ausweis mit, um ins
Gebäude zu kommen. Ich schließe mich einem Kollegen an, murmle entschuldigend,
dass ich keinen Ausweis hätte. Er schaut mich zweifelnd an und fragt: Heißen Sie
zufällig Snowden? Ich antworte, das sei so geheim, dass ich die Frage leider nicht
beantworten könne.
9. Juli 2013
Auf dem Weg zurück aus Italien pfeift es und das Auto tut kund, eine neue
Scheinwerferlampe zu wollen. Anderthalb Stunden später war ich bestens über die
Lebensgeschicte von Ossi, dem Tankwart, informiert, der in der Zwischenzeit blutende
Stellen an den Händen und das Auto beinahe zerstört hatte. Er hat mir dann noch zwei
Trümmer überreicht, die ihm beim Wiedereinbau als überflüssig erschiebnen und somit
übrig geblieben sind. Bei der Werkstatt, zu der er mich geschickt hat, war ich natürlich
auch der Meinung des Mechanikers, dass man solche Dinge nur dann anfangen sollte,
wenn man sich wirklich auskennt. 50 Minuten später war dann die Birne und die Teile,
die sie spannen und dort halten, wo sie sein soll, auch wieder eingebaut.
4. Juli 2013
Bemerkenswerte Zitate: Auch wenn man die besten Absichten unterstellt wäre es doch
überraschend, wenn sie jetzt Dinge vorschlagen würden, gegen die sie noch vor einem
Jahr vehement ausgesprochen haben.
3. Juli 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolunme: Escada enttäuscht nie - eine zeitlose Marke.
Der Sportkollektion dieses Sommers zeigt kurze und lange fließende Kleider und
zitronen-, pfirsich-, limetten- und rosafarbene Rüschenröcke: sehr hübsch und
wunderbar geschnitten! Die Duftkollektion ergänzt die Kleider ganz wunderbar. Eine
bessere Selbstdarstellung geht nicht.
Dies verheißt auch Gutes für die Herbst-und Winterkollektion. Hoffentlich sind die
Anzüge und Mäntel in dunkleren Farben gehalten, vielleicht dunkelgrau, purpurn oder in
verbranntem orange. Und vielleicht ist diese Kollektion dann enger und strenger
geschnitten und hat Saumschlitze an den Seiten. Und dann wünsche ich mir längere
Schöße an den Jacken zurück, eine Art Fischschwanzallegorie, was auch ideal zum
Parfum Marine Groove passen würde! Meinem eigenen Outfit würde ich dann noch
Netzstrümpfe und meergrünen Nagellack hinzufügen.
26. Juni - 2. Juli 2013
Ich war irgendwie sehr viel unterwegs in letzter Zeit, Brüssel, Bruck, Berlin, natürlich
München und bald Italien!
23. Juni 2013
„Ich glaube dass die Potentiale der Volksverblödung grenzenlos sind.“ Bernhard
Heinzlmaier, Jugendkulturforscher
21. Juni 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Pünktlichkeit. Wichtige Aufgaben zu spät zu
erledigen kann schwerwiegende Folgen haben, vor allem wenn man es mit einer
anspruchsvollen Chefin zu tun hat. Und was ist die Antwort? Investieren Sie in eine gute
zuverlässige Uhr! Achten Sie darauf, ein Modell zu wählen, das elegant (wie etwa eine
Schweizer Rado) und gleichzeitig zeitlosen ist. Eine Uhr, die zu den meisten Outfits
passt. Aber Vorsicht! Die Zeit kann wie im Fluge vergehen, während Sie ihre schöne Uhr
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bewunderen und die anspruchsvollen Aufgaben stapeln sich währenddessen. Es ist
eigentlich schade, dass uns Einsteins Relativitätstheorie so wenig dabei helfen konnte,
die Zeit im Büro auszudehnen. Ich muss zugeben, dass das Raum-Zeit-Kontinuum für
mich ein Buch mit sieben Siegeln geblieben ist, aber meine Uhr demonstriert die
Relativitätstheorie Tag für Tag: Die Zeit vergeht deutlich langsamer, wenn ich Dinge
sortieren oder Korrespondenz zu erledigen habe, als wenn ich vor mich hindöse oder die
italienische Vogue lese. Und was sage ich Ihnen, mein Jahresurlaub scheint regelmäßig
mit Lichtgeschwindigkeit in einem schwarzen Loch zu verschwinden!
Erhaltener Kommentar: Was würde PA Charlotte zu diesem Modeaccessoir sagen?
Ich habe mir schon gedacht, dass PA Charlotte das nicht gerade auf die leichte Schulter
nehmen würde, aber offensichtlich ist sie schier entsetzt. Sie schreibt, man solle diese
Art Strümpfe im Großen verbrennen.
http://www.breitbart.com/InstaBlog/2013/06/18/Anti-Pervert-Hairy-Leggings-Catch-FireAmong-Chinese-Girls
18. Juni 2013
„Zu viel der täglichen Arbeit besteht darin, irrelevante Informationen über unbedeutende
Themen an desinteressierte Menschen zu verteilen.“ – Zitiert nach Yes, Minister.
17. Juni 2013
Ich habe mein Fahrrad auf einem für Motorräder vorgesehenen Parkplatz abgestellt und
prompt einen Strafzettel bekommen, der mich auffordert zur Kenntnis zu nehmen, dass
„ich kein Motorrad sei“!
14. Juni 2013
Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: Es gibt Vor-und Nachteile, wobei aber in
beiden Fällen große Unsicherheiten bestehen bleiben.
Ein ebenfalls bemerkenswertes Zitat: Unter Druck ist Untätigkeit wesentlich
wahrscheinlicher als jegliche Aktivität.
12. Juni 2013
Es ist immer wieder bemerkenswert, wenn man Menschen sagen hört, dass das, was
sie eben zum Ausdruck bringen, ihre gegenwärtige, keinesfalls aber ihre endgültige
Position sei.
9. Juni 2013
Viel öfter als man denkt sind Menschen genau so, wie sie zu sein scheinen. – Malcolm
Forbes.
8. Juni 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Sollte das Trägerkleid ein wohlverdientes
Comeback feiern? Ursprünglich war es einfärbig, es war praktisch und wurde oft von
Lehrern, Sekretärinnen oder Verkäuferinnen getragen. Aber hellere Farben, kürzere
Längen oder aber ganz lange Rocksäume, kombiniert mit einer schönen
Schluppenbluse könnten es in einen neuen, moderneren Kontext setzen. Warum
beschäftigen sich unsere brillanten jungen Designer nicht damit? Vielleicht hängt zu viel
Nostalgie und schöne Erinnerungen an diesem Kleidungsstück. Meine eigenen
Erfahrungen mit einem Trägerkleid der alten Sorte waren eher durchwachsen, die
Kollegen haben mich ausgelachtund gefragt,ob ich mich am Weg in den Kindegarten
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verlaufen hätte. Und dann die eigenartigen Aufzugsmädcehn in japanischen
Kaufhäusern mit ihren schrillen Stimmen und kurzen rosa Trägerkleidern und wahnwitzig
kleinen Hütchen…
7. Juni 2013
Manchmal denke ich, wahrer Luxus ist etwas sehr Einfaches, nämlich, die Muße zu
haben, sich nur einer einzigen Sache widmen zu können anstatt zwei
Telefonkonferenzen parallel zu führen und daneben noch 10 E-Mails und 1000 andere
Dinge gleichzeitig zu machen.
6. Juni 2013
Am 29. Mai 2013 wurde das deutsche
Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz aufgehoben und
somit verschwindet vermutlich eines der längsten deutschen Wörter aus dem
Sprachgebrauch.
5. Juni 2013
So schön können die Einzelteile von Gebrauchsgegenständen sein. Man fragt sich
wirklich, ob das Aristoteles mit seiner Ansicht, das Ganze sei mehr als die Summe
seiner Teile Recht gehabt hat. Unter Umständen hätte er diese Aussage ein wneig
abgeschwächt, wenn er diese Bilder gesehen hätte.
http://www.toddmclellan.com/thingscomeapart
31. Mai 2013
"Bitte schicken Sie mir keinen Text, nur Stichpunkte!" Nichts einfacher als das:
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28. Mai 2013
Was ist nur aus dieser Welt geworden? Folgendes wird derzeit als große Idee
ausgegeben: “Versuchen Sie, täglich mindestens einen Tweet zu re-tweeten.“ Und – als
weitere Aufforderung zum produktiven Handeln: „Sie können wichtige hausinterne
Nachrichten auch vielfach wiederholen, etwa zu verschiedenen Tageszeiten!“
27. Mai 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Es ist an der Zeit, ein Vorhersage zum
Thema Mode zu treffen! Genau wie in Wirtschaft und Kultur wird man auch in der Mode
in den Osten schauen. Nehmen Sie beispielsweise nur den körperbetonten, in bunter
Seide gehaltenen chinesischen Cheongsam oder Qipao, bekannt geworden durch die
Shanghaier Schauspielerin Suzy Wong in den 1950er Jahren. Sie können ihn im Büro
knielang und in schlichteren Farben tragen und abends dann knöchellang und in
schillernden Farben. Und: Er schmeichelt jeder Figur. Probieren Sie es einfach aus!
26. Mai 2013
Von einem Artikel, den ich kürzlich online gelesen habe: “Fünf Frösche sitzen auf einem
Holzklotz. Vier beschließen, hinunterzuspringen. Wie viele bleiben übrig? Fünf, weil
entscheiden etwas anderes ist als tun.“
25. Mai 2013
Sprachkürze gibt Denkweite. - Spruch auf einem Kugelschreiber.
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24. Mai 2013
Nach zwei Tagen in Leipzig habe ich das Gefühl, nicht genug Zeit gehabt zu haben, um
die Industriedenkmäler und –ruinen im Viertel Plagwitz zu erkunden. Die
Baumwollspinnerei war aber definitiv sehenswert!
23. Mai 2013
Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende - Demokrit. Zitiert nach einem
Schriftzug auf dem Dachabschluss eines Gebäudes in Dresden.
22. Mai 2013
Nach guten drei Tagen in Dresden bin ich begeistert von dieser Stadt. Malerisch,
anders, als andere Innenstädte mit den immergleichen Fußgängerzonen und den
immergleichen Geschäften.
20. Mai 2013
Sind Sie auch die Hälfte des Tages mit Telefonkonferenzen mit Kollegen auf der ganzen
Welt beschäftigt? Sofern Sie nicht selbst sprechen oder das Thema wirklich interessant
ist, ist es natürlich sehr schwer, aufmerksam zu bleiben. Hier ist Multi-Tasking essentiell,
etwas, worin Frauen gut sind. Ich werde natürlich weiterhin aufmerksam zuhören, aber
in der Zwischenzeit ein paar Notizen und Briefings fertigmachen. Die neuesten Jimmy
Choo und Christian Laboutin Schuhe sind es natürlich auch wert, ein wenig im Internet
zu surfen, genauso wie die neuesten Röcke, die diese Jahr viele Volants und Falten
haben und in sehr kräftigen Farben gehalten sind. Ich muss natürlich auch mit meinem
Officefitnesstraining vorankommen, ein paar Sit-Ups und Beinübungen und
zwischendurch ein paar Zielübungen in Richtung Mülleimmer. Ich kann mir sogar einen
Kaffee machen, denn die Maschine ist gleich in der nähe, und natürlich manchmal
meine Nägel machen, vor allem, wenn der Anruf in meine Mittagspause hineindauert...
19. Mai 2013
Zerstörung ist einfach, etwas Schaffen, vergleichsweise schwierig. Fragen Sie bloß eine
beliebige große Gottheit. Aus: Ein Jahr voller Glück und ohne Kekse.
17. Mai 2013
Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: Mein Englisch wird nicht besser wenn ich
nachdenke. Oder singe.
Oder: Drei ist was übrig bleibt, wenn Du mit Deinen Fingern zählst und zwei
abschneidest.
Und, diesmal ein Eigentor und ein guter Grund für Urlaub: Nein, ich habe keine neuen
non-papers gesehen.
16. Mai 2013
Du wirst Ruhm und Glück erleben, relativ gesehen. Aus: Ein Jahr voller Glück und ohne
Kekse.
10. Mai 2013
Schmuck ist sehr individuell. Geschmack und Stil variieren enorm und das gilt natürlich
noch um ein vielfaches mehr als bei Kleidung, Schuhen und Frisuren. Schmuck kann
natürlich auch sehr teuer sein, vor allem, wenn Sie versuchen, Ihre Ohrringe,
Armbänder, Halsketten, Uhren, Ringe etc. tagtäglich mit Ihrem Outfit zu koordinieren
versuchen. Einige Juweliere (siehe Beispiel eins und Beispiel zwei des brasilianischen
21
Juweliers Amsterdam Sauer) bieten jedoch zarten und eleganten mehrfärbigen
Schmuck zu relativ günstigen Preisen an. Diese Schmuckstücke passen zu jedem Outfit,
von der glamourösen Abendgarderobe bis hin zu bunten Wochenend- und Strandoutfits.
Ich persönlich mache aber dort halt, wo es ums Tragen solchen Schmucks im Büro geht:
schwarze oder graue Businesskleidung, die entsprechenden Schuhe und weiße oder
pastellfarbene Blusen kombiniere ich hier am liebsten mit Silberschmuck. Aber behalten
Sie multifunktionale bunte Schmuckstücke im Auge. Sie werden großartig aussehen,
ohne Ihren Geldbeutel groß zu belasten! Es sei denn, Sie sehr reich sind oder haben
einen reichen Ehepartner. Wie man zu letzerem kommt, geht aber leider über das
Thema dieser Kolumne hinaus!
6. Mai 2013
Reiseanleitung für London (und das ist kein Witz sondern entstammt einer Broschüre):
Auf der Straße ein Taxi zu rufen ist recht einfach, wenn es Sie nicht stört, einem
schwarzen Taxi mit beiden Armen zu winken.
5. Mai 2013
Blue-Ocean-Strategie:
1. Was kann man weglassen? ELIMINIEREN
2. Was kann man kürzen? REDUZIEREN
3. Was muss verstärkt werden? STEIGERUNG
4. Fehlt etwas, muss etwas hinzugefügt warden? KREIEREN
4. Mai 2013
Man erinnere sich an Peter Alexander…
2. Mai 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Das Wetter war in letzter Zeit mehr als
durchwachsen, warm und kalt, feucht und windig und all das oft am selben Tag. Es war
ein Ding der Unmöglichkeit, den richtigen Mantel zu tragen. Daher ist es Zeit, den
bescheidenen Trenchcoat hervorzukramen. Obwohl man ja sagen muss, dass sich die
Dinge auch auf diesem Gebiet seit der Inspector Colombo Variation weiterentwickelt
haben! Dieser Mantel hält trocken und ist sehr leicht. Es gibt auch neue Variationen in
glänzenden Materialien wie etwa hier von Burberry, die wunderschön sind und fast zu
jedem Outfit passen. Mir gefallen ja die weiteren, glockigen Mäntel besser mit einem
schönen Gürtel und passenden Schuhen.
29 April 2013
Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der
eloquent ist und etwas zu sagen hat.
27. April 2013
Noch einmal zu Schokolade und Hasen: Die Ureinwohner von Nicaragua haben
seinerzeit mit Kakaobohnen bezahlt und auch die Spanier haben Kakaobohnen noch als
Währung verwendet. Ein Hase etwa hat zehn Kakaobohnen gekostet, ein Sklave 100.
26. April 2013
Bevor sich ein Traum erfüllen kann, muss man ihn erst einmal träumen. - Ronald McNair
25. April 2013
22
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Wie weit sollte man bei der Koordinierung
des Outfits gehen? Die richtigen Schuhe zum richtigen Rock, ja. Die richtige Bluse zum
richtigen Rock, ja. Handtasche, Ohrringe und Handschuhe in Farbe, Stil und Wirkung zu
koordinieren mag akzeptabel sein, ist aber teuer. Aber auch andere Accessoires zu
abzustimmen könnte einen Schritt zu weit gehen. Nur Gold- oder Silberschmuck zu
tragen wenn sich jeweils entweder goldene oder silberne Reißverschlüsse an der Jacke
befinden ist grenzwertig, könnte aber als noch nicht zu obsessiv durchgehen. Aber dass
Ihr Partner etwa eine türkisfarbene Krawatte trägt, wenn Sie ein türkisfarbens Kleid
anhaben, oder einen zu ihrer Bürokleidung passenden Nadelstreifanzug, geht meines
Erachtens einen Schritt zu weit. Und den Partner zu den gleichen schönen blonden
Strähnchen zu überreden wäre wohl etwas extrem! Wo könnte das alles enden? Das
Klonen des eigenen Images könnte eines Tages zum Trend werden…
Erhaltener Kommentar: Meine Krawatte passt jeden Tag zu ihrem Kleid!
Erhaltener Kommentar: Erfahrungsbericht: Seit 35 Jahren tragen mein Mann und ich
dasselbe Outfit
24. April 2013
Gestern war Welttag des Buches. Es ist immer wieder gut, durch Buchhandlungen zu
schlendern. Besonders, wenn sie einem Auswahl geben, einen absolut auf nichts
festlegen und daher auch nicht einschränken wollen. So werden unter anderem folgende
Bücher nebeneinander feilgeboten: „Zellen fahren gerne Fahrrad“ und „Die Kunst des
Stillsitzens“.
23. April 2013
Ich war bei „Dummy 2.0“ – einem Varietétheaterstück, einer Show, schwer zu
beschreiben, was es eigentlich für ein Genre war. Eine Art Akrobatikshow, in der
Schaufensterpuppen eine wensentliche Rolle spielen. Insgesamt einfach nur
beeindruckend und sehr empfehlenswert!
21. April 2013
Ich glaube, es gibt einfach so Tage, an denen man zum Klang eines Radiosenders
namens „Martini am Morgen“ aufwacht und dabei einen Schokoladenosterhasen
enthauptet.
Erhaltener Kommentar: Ich glaube, man kann einen Schokoladenosterhasen reinen
Gewissens enthaupten. Ich war auch schon soweit.
20. April 2013
Aus der Serie der unbefriedigenden Dialoge: Beim Anblick einer sehr futuristisch
wirkenden Bühne: A: Und was wird das? B: Das wird nichts mehr, das war schon.
19. April 2013
Ich bin hingerissen von den Fotoarbeiten von Sebastião Salgado. Er stellt seit einer
guten Woche sein Werk „Genesis“ im Londoner National History Museum aus. Alle
Bilder sind in schwarzweiß gehalten und monumental. Das Projekt hat ihn 8 Jahre lang
rund um die Welt geführt, angefangen von den Galapagosinseln 2004, über Sibirien, der
Antarktis, bis hin zu den Dschungeln, Wüsten und Bergen Asiens, Afrikas und
Südamerikas. Er hat die unwirtlichsten und unberührten Gegenden dieser Erde besucht
und in teilweise unwirklichen Portraits, Landschafts- und Tierbildern festgehalten.
Genesis ist auch der Titel eines Bildbandes, der zeitgleich mit der Ausstellung
erschienen ist. Es gibt eine auf 100 Stück limitierte Sonderedition, ein 48,8 x 70cm
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großes Buch samt Buchständer und einem von Salgdao signierten Abzug. Es kostet
7.500 Euro. Ich bin beinahe schwach geworden…
18. April 2013
Aus meiner Serie von Besprechungszitaten – und man wird sich gerne an mein
Lieblingszitat erinnern: „Lassen Sie mich das um des Wiederholens willen wiederholen!“:
„Die sind genauso wie ich, die bringen dem Unternehmen nicht besonders viel an
Zusatznutzen“ und „Wenn man nicht soviel weiß kann man viel bessere Ergebnisse
erzielen!“
17. April 2013
Mit Photoshop kann man schon so einiges anstellen, grandiose diese Bilder hier, bei
denen Sportbälle durch Katzen ersetzt wurden.
Und, nachdem ich heute in London bin: Es gibt einen Live Blog für Thatchers Begräbnis.
Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Kann man live tot sein oder aktiv begraben
warden? Immerhin ist sie sicher eine schöne Leiche und hat dann noch eine private
Verbrennung nach der öffentlichen Zeremonie vor sich.
16. April 2013
Fun Infographic fragt, also, möchten Sie ein professioneller Fotograf sein?
11. April 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Der Sommer kommt angeblich! Weiße
Designer-Jeans sind essenziell für zwanglose Treffen oder Urlaubsreisen, aber
ehrlichgesagt sollten sie nur getragen werden, wenn man groß ist und die entsprechede
Silhouette hat. Ein Rock verzeiht natürlich viel mehr, aber man kann ja nicht immer
Röcke tragen (auch wenn meine Chefin da anderer Meinung ist). Jeans sollten (a) vom
Schnitt „Boot Cut“ sein, wobei nur die Spitzen der Schuhe (keinesfalls weiß!)
hervorragen sollten, (b) mit einer starken Handtasche und einer bunten Bluse z.B. in
lachsrosa oder hellblau und (c) einer lockeren Aufsteckfrisur kombiniert werden. Weiße
Jeans werden leider furchtbar schnell schmutzig, daher sollte man keinesfalls mit
öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein und während man sie trägt nie Dinge essen
oder trinken, die unangenehm abfärben können. Am besten sollte man im Fall weißer
Jeans überhaupt nicht essen, was wiederum auch das Silhouettenproblem positiv
beeinflussen kann. Zum Thema Jeansröcke, muss ich sagen, dass ich nicht unbedingt
ein Fan davon bin; nicht so klassisch wie andere Röcke und auf keinen Fall so lässig wie
Jeanshosen. Am ehesten finden sie sich irgendwo dazwischen und daher muss ich wohl
davon abraten.
Erhaltener Kommentar: Ich möchte PA Charlotte in einem Jeansrock sehen…
Erhaltener Kommentar: Ich muss sagen, ich lerne einiges über Mode und würde PA
Charlotte gern in ihren schönsten Kleidern sehen. Ich bin nicht sicher, ob ich wissen
möchte, was sie über meinen Kleiderschrank denken würde…
10. April 2013
Ist die folgende Aussage ein Ausdruck des neuen Pragmatismus oder eine
Rückbesinnung auf das Wesentliche? „Erreichen Sie erst einmal das Wesentliche und
kümmern Sie sich dann um das Außergewöhnliche“.
Erhaltener Kommentar: Ich würde sagen, strebe nach dem Außergewöhnlichen und das
Wesentliche wird sich von selbst ergeben…
9. April 2013
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Bei verschiedenen Menschen ist Vorsicht geboten, vor allem bei jenen, die 15 Minuten
über eher unverständliche Dinge sprechen, um dann an einem Punkt anzukommen, an
dem sie etwas sagen wie: „ich glaube, was ich sagen will, ist“ oder „ich glaube, ich wollte
eigentlich nur folgendes sagen“ und dann für weitere 15 Minuten und mehr wieder in
einen Monolog zu verfallen.
7. April 2013
Endlich habe ich alle Bilder meiner Weltreise online stellen können!
6. April 2013
Ich liebe rot! Ich bin sehr loyal zu meinen Farben. Ich liebe violet! Elizabeth Taylor,
1932-2011
Erhaltener Kommentar: Lila, lavendel und violett sind meine Lieblingsfarben.
4. April 2013
Ein recht interessanter Ansatz im Economist bezüglich der Umgestaltung von Europa.
Wenn sich Länder ihre Nachbarn aussuchen könnten, würde Europa vielleicht wirklich
anders aussehen…
http://www.economist.com/node/16003661
3. April 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Ich habe mich hoffnungslos in diesen Mantel
und die entsprechenden Stiefel verliebt, auch wenn beides irgendwie an die böse
Königin oder Hexe im Märchen erinnert! Beide Teile sind Sie von einem koreanischen
Designer namens Sang Lie Bong. Irendwie „Gangnam Stil“, dann aber doch wieder
eleganter als der zugegebenermaßen hypnotische und leicht enervierende Gesang und
Tanz eines etwas rundlicher Mannes namens Psy, der noch dazu meist in einem
lindgrünen Dinnerjacket und zweifarbigen Schuhen steckt! Schauen Sie sich nur den
Saum des wunderschönen, maßgeschneiderten bodenlangen schwarzen Mantels an
und dazu das rosa Futter – was für ein schöner Kontrast! Die resoluten Stiefel ergänzen
das Outfit perfekt. Leider kann ich nicht Hals über Kopf nach Korea aufbrechen, um bei
Sang Lie Bong einzukaufen, wie ungerecht! Wo ist meine gute Fee oder von mir aus
auch die böse Königin wenn ich sie einmal brauche?
http://angedeforme.files.wordpress.com/2009/11/liesangbong_2009_fall_03.jpg
2. April 2013
Erneuter Büroumzug in ein Hot Desk-Großraumbüro. Man hat an sich keinen festen
Platz mehr, sondern hat stunden- oder tageweise an einer grade unbesetzten Scholle zu
kleben. Leider gibt es kein Parkleitsystem mit grünen Lämpchen ober unbesetzten
Tischen. Auf jedem Tisch liegt eine rot Karte beidseitig beduckt mit „Please do not
disturb!“ bzw. „Bitte nicht stören!“. Ein Piktogramm hilft denen, die kein Englisch oder
Deutsch sprechen oder sehr schlecht sehen. Das ist das beste am neuen Konzept. Man
kann sich wohl selbst die rote Karte zeigen, wenn man zu laut telefoniert oder sich sonst
aufreibt und stört. Sie anderen vor die Nase zu halten wäre doch unhöflich. Ich suche
also eine Scholle, meine Scholle, denn wo eine Regel, da auch eine Ausnahme, aber sie
ist nicht leicht zu finden. Ich orientiere mich an zwei Weihnachtsmännern aus
Schokolade, die mir beim Vorbeigehen den Rücken kehren und vor denen das Schild:
Bitte nicht stören! aufgestellt ist. Daneben sind ein paar Ostereier. Was mache ich, wenn
all das verschwindet, wo ist der rote Faden?
1. April 2013
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Zum Glück hat mich heute niemand mit einem anonymen Anruf in den April geschickt…
Der Schreck vom letzten Jahr sitzt mir noch in den Knochen.
31. März 2013
Broken Muses wünscht Frohe Ostern!
27. März 2013
Ist es wirklich so, dass es am Ende überhaupt keinen Unterschied macht, ob man sich
für oder gegen etwas entscheidet? Wenn ich etwa als Morgenmuffel mich bewusst fürs
Aufstehen und somit gegen das wiederholte Betätigen der Schlummertatste entscheide?
Oder gibt es doch einen Unterschied, etwa wenn man eine zweite Tasse Kaffee ablehnt
oder absichtlich nicht um eine bittet? Fühlt man sich besser wenn ich mich für etwas
entscheide, als wenn ich mich gegen etwas entscheide? Geht es um die Betroffenen, ist
es also eher eine Frage der Höflichkeit im Falle dessen, dass andere betroffen sind und
ansonsten, wenn es nur um einen selbst geht, eine bloße Frage des freien Willens?
25. März 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Warum sind Frauen am Arbeitsplatz immer
noch benachteiligt was Arbeit und Lohn betrifft? Weltweit betrachtet variieren die Dinge
natürlich, aber immer noch ist das an den meisten Orten ein Problem. Ich bin sicher,
dass es an einer Kombination von überholten Vorstellungen von Frauen in der
Gesellschaft und generall an einer eher historischen Vorstellungen von Weiblichkeit
liegt. Wie kann man hier etwas verändern? In meinem Fall war es auch so, dass ich trotz
guter Ausbildung die PA Arbeit in der Modebranche vorgezogen habe, was mir auch
einfacheren Zugang zu den neuesten Trends gibt.
Aber was, wenn sich die Dinge zu schnell verändern? Es wäre ziemlich unangenehem,
in einem Rock wie ihn die Dame im Bild trägt, nicht unter, sondern auf der Glasdecke zu
stehen und die suchenden Blicke der Männer darunter auf sich zu ziehen.
Maßgeschneiderte Hosen sind hier sicher besser. Oder umgekehrt, wenn auf einmal alle
Männer Kleider und Frauen Anzüge trügen! Wir würden dann wahrscheinlich schnell
erkennen, dass es darum geht, wie wir uns selbst durch die soziale Brille sehen und
anstatt über die vermeintlichen Grenzen der Natur.
Erhaltener Kommentar: Vielleicht sollte die Dame auf dem Bild einfach von ihrem
Standpunkt aus einen Stuhl durch die Decke stoßen...?
24. März 2013
Neue Bilder online von Sansibar, Südafrika, Nepal, Bhutan, Laos, Kambodscha, Sri
Lanka and Hong Kong!
Erhaltener Kommentar: Ich habe mir Deine neuen Bilder angesehen, super Arbeiten!
Erhaltener Kommentar: Ich bin fasziniert von Deinen Bildern!
23. März 2013
Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, dass Karmapunkte über Jahrzehnte und vor allem
ungleichmäßig verteilt werden. Wie ungerecht!
Erhaltener Kommentar: Zu Karmapunkten und dem damit verbundenen Wartenmüssen:
Geduld ist wie Schokolade.
Man kann nie genug davon haben.
(Christelle Heurtault)
Gesehen auf einem Stück Papier, das um eine Schokolade gewickelt war.
22. März 2013
26
Laut Forbes gibt es 17 nicht unmittelbar einleuchtende Dinge, die die erfolgreichsten
Menschen auszeichnen. Mein Favorit ist: „Fehler wiederholen – und zwar oft genug, bis
man wirklich seine Lektion gelernt hat. Manchmal muss man sie wirklich bis zur
Leidensgrenze wiederholen, bis es einem wirklich dämmert. Und das meiste lernt man
nicht nach nur einem Versuch.“ Was ich auch ganz gut gefunden habe war: „absichtlich
beleidigen um Menschen aus der Reserve zu locken und „sich dummstellen“.
Erhaltener Kommentar: Wie ware es mit “Präventivrache”?
21. März 2013
Aus der Serie da siehst es, da hast es: Das Gefängnis Alcatraz wurde am 21. März 1969
geschlossen.
20. März 2013
Geschichten aus Absurdistan: Es regnet in Strömen, vor dem Brüsseler Nordbahnhof
steht ein Jongleur, der in Seelenruhe mit drei brennenden Fackeln jongliert.
19. März 2013
Aus der Serie da siehst es, da hast es: Auf Ungarisch bedeutet „kiss“ nicht mehr und
nicht weniger als „klein“.
18. März 2013
Der Glaube daran, dass die eigene Handlung zählt und man durch eigenständiges
Handeln etwas erreichen kann, ist die Grundlage optimistischen Denkens.
17. März 2013
In der Theorie gibt es zwischen Theorie und Praxis keinen Unterschied. Aber in der
Praxis dann eben doch. Yogi Berra
Erhaltener Kommentar: In einem Komitte setzt ein britischer Delegierter - ganz den
Sitten seines Landes entsprechend - seinen Kollegen Vorschläge seines Landes klar,
pragmatisch und vernünftig auseinander. Sein französischer Kollege hört geduldig zu,
nickt des öfteren und sagt schließlich: „Nun, ich sehe deutlich, dass dieser Plan in der
Praxis funktioniert, aber wird er auch in der Theorie funktionieren?“ Nacherzählt von
Julian Barnes.
16. März 2013
Nur kurz ein Kommentar seitens der Redaktion weil ich immer wieder gefragt werde, ob
ich mich denn nun so verändert hätte und für Mode interessieren würde: Die klare
Antwort ist: nein. Bei der wöchentlichen Kolumne handelt es sich um einen Gastbeitrag
von dritter Seite, der sich meiner Meinung nach insofern zum Thema Broken Muses
passt, weil er sich mit einer anderen Art von Musen beschäftigt, die eine Welt bevölkern
die mindestens ebenso verheißungsvoll, unzugänglich und in aller Offenheit verhüllt ist
wie die des menschlichen Ausdrucks in „meinen“ gebrochenen Musen.
14. März 2013
PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Nun, liebe Leserinnen und Leser, was halten
Sie von diesem Hut? Ich bin am kommenden Wochenende von einem wohlhabenden
Freund zu einer High-Society Hochzeit eingeladen worden und natürlich sehr nervös. Ich
habe ein knielanges rotgraues A-Linienkleid, und passende dunkelrote Schuhe. Aber
Hüte sind wirklich mein Untergang! Wie bekomme ich die Koordination hin? Passt der?
Ich fühle mich wie der verrückte Hutmacher bei Alice im Wunderland!
27
13. März 2013
Habe gerade ein Lied angehört, dass übersetzt heißt: Mein Kanarienvogel hat Ringe
unter den Augen.
12. März 2013
Über die andere Art von Aufzugsgesprächen oder warum zu Hause arbeiten doch nicht
mit den Möglichkeiten großer Bürostandorte vergleichbar ist: Die Szene: Man wartet auf
einen Aufzug. Ein ziemlich gut aussehender Mann kommt dazu, Dresscode Berater oder
eventuell sogar etwas Besseres. Man nickt und sagt Hi. Der Aufzug kommt. Es entsteigt
ihm ein anderer Mann, Dresscode maximal Berater, eventuell schlechter. Die beiden
tauschen ein oder zwei Sätze aus, der zweite geht fort. Man betritt den Aufzug
gemeinsam mit dem ersten. Dieser verbreitet einen intensiven, ungemein
wohlriechenden Geruch. Man denkt, man kann schließlich bei einer Fahrt über vier
Stockwerke nicht allzuviel sagen, uns sagt also lediglich: Sie haben ein wirklich tolles
Parfüm! Die unglaublich gut riechende Mann setzt nun auch noch ein Lächeln auf und
sagt: Nun, das ist aus einer Boutique-Serie und heißt French Lover.
11. März 2013
Groll gegen jemanden zu hegen bedeutet nichts anderes, als dass diese Person einen
Teil in Deinem Kopf umsonst gemietet hat.
Erhaltener Kommentar: Ich hoffe nur, dass es auch solche Menschen gibt, die Du gern
als Untermieter in Deinem Kopf hast. Umgekehrt weiß ich nämlich, dass es die auch
gibt!
7. März 2013
Ich muss mich bei meinen Leser dafür entschuldigen, in den letzten 2 Wochen nicht
gebloggt zu haben. Ich war auf Urlaub und habe natürlich die Modeshows in Mailand,
London und Paris besucht. Es hat jeder erdenklichen Form von Krativität bedurft, um in
die Shows zu kommen, einmal musste ich vorgeben, eine Make-up-Künstlerin zu sein,
für die russische Vogue reichte ein gefälschter Journalistenausweis, dann wieder
musste ich meine bestes Lagerfeldoutfit trafgen, um zumindest so auszusehen, als ob
ich dazugehören würde und schließlich auch einem Date mit einem der wenigen
heterosexuellen Designer zustimmen... Es ist schon eine Reise, ich glaube, ich brauche
Urlaub! Die Qualität mancher Entwürfe ist atemberaubend. Mein Favorit? Miu Miu in
Paris. Betrachten Sie die außergewöhnlichen, schönen Details auf den Jacken, die
eleganten, verspielten Röcke. Ich würde nur zu gern das eine oder andere Stück
ergattern, aber was meine Chefin über die Bürotauglichkeit denkt, steht natürlich auf
einem anderen Blatt.
http://static.vogue.com/voguepedia/images/d/d5/Miu-Miu-Brand.jpg
6. März 2013
Das
Österreichische
Dauerstatement,
„schau
ma
einmal“,
vulgo
ja/nein/vielleicht/eventuell/eher nicht/eher schon/kann jetzt nicht entscheiden/vertagen
wir uns/lass uns gegebenenfalls darauf zurückkommen/lass uns nie wieder davon
sprechen/sei mir nicht böse/das kannst Du echt nicht von mir erwarten/kompromittier
mich nicht/Du willst es nicht wissen/glaub mir, es ist besser so etc. wird in Bayern zum
„schau ma einmal, dann sehen wir schon“.
Erhaltener Kommentar: Es war einmal als ein Spanier auf den Britischen Inseln
unterwegs war. Eines Abends kam er mit jemanden ins Gespräch, der Gälisch sprach.
Sie unterhielten sich auf Englisch, kamen aber recht bald auf Sprachen an sich zu
sprechen. An einer Stelle erwähnte der Spanier den Begriff "mañana, mañana". Der
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andere fragte, was das denn bedeutete, und ihm wurde gesagt: ‚Vielleicht morgen, aber
sehr wahrscheinlich gar nicht. Irgendwann in der Zukunft, vielleicht, auch wenn es alles
andere als klar ist, wann genau“. Die andere dachte eine Weile nach und sagte dann:
„Also ich glaube nicht, dass wir im Gälischen etwas ähnliches haben, was ein derartiges
Gefühl der Dringlichkeit vermittelt würde!“
5. März 2013
Es gibt noch Leuchtstreifen am Horizont! Nach Monaten des Entzugs gibt es wieder ein
Glückskeks zum Wok in der Kantine. Der Spruch im heutigen lautet: Billige Dinge haben
keinen Wert – wertvolle Dinge sind nicht billig.
4. März 2013
Neue Bilder online von Fiji und Hawaii!
28. Februar 2013
Ich bin wieder einmal daran erinnert worden, was ich mit meinem Namen schon so alles
mitgemacht habe. Meine bisherige Sammlung: Brandes, Brandi, Branol, Brendl, Brendel,
Brandle, Monsieur Margit Brandl, Martin Donald James (das war besonders
bemerkenswert), Margarita Brando (mein Favorit, der eigentlich fast nur durch Marlene
Brando übertroffen werden könnte!), Brandl Marie, Margaret, Margrit, Merkit, Marget,
Marlies, Margite, Margriet Brandel, Verena, Hanne Brandl und Margit Wandel.
27. Februar 2013
Das Heizproblem besteht weiter, nur dass nunmehr die Temperatur in der
Nachbarwohnung leidet, wenn ich die Heizung bei mir drossle. Der Nachbar zündet im
Schnitt abends 50 (!) Kerzen an, hat es aber trotzdem an keinem Abend über 18 Grad
warm. Die Heizungsmonteure sind, wie nicht anders zu erwarten, ratlos und finden den
vom Hausmeister (vulgo Bastelkönig) zur Bekämpfung des beständig tropfenden, wenn
nicht sogar rinnenden Küchenheizkörpers des Nachbarn mit einem Gummiring fixierten
Strohhalm, der in einer große Bratpfanne mündet, eine Spitzenidee. Die Hausverwaltung
meint, die beiden Wohnungen in Zukunft nur mehr an Paare zu vergeben und regt an,
sich doch noch einmal zu überlegen, ob das nicht eine Lösung wäre. Man könne sich in
der wärmeren Wohnung aufhalten und der, der gerne im Kalten schläft, könne sich ja
dann gegebenenfalls nachts zurückziehen.
25. Februar 2013
Ein klassischer Montag. WIr sind am Standort büromäßig umgezogen. Ich finde das
neue Büro nicht, treffe dafür aber einige Kollegen, die Asyl anbieten. Später werde ich
aus dem dann doch gefundenen Büro ausgesperrt. Wiederum später muss ich zu einer
Spezialtrainingseinheit, da mein Arzt meint, ich sei nicht schwarzeneggeresk genug und
bräuchte mehr Muskelmasse. Ich kämpfe mich durch ein Altersheim, um endlich die
Turnräumlichkeiten zu finden. Vor Ort stelle ich fest, dass ich die Turnhose nur in meiner
geistigen Liste abgehakt, aber nicht mitgenommen habe. Ich trete in einer Strumpfhose
auf, deren undichte Stellen durch unglaublich lächerliche rutschfeste Socken, die es aus
wer weiß welchem Grund ins Gepäck geschafft haben, verdeckt werden.
21. Februar 2013
Willkommen zurück in Absurdistan: Es ist Generalstreik in Belgien. Angeblich fährt die
U-Bahn nicht oder ist zumindest stark verzögert. Tatsächlich fährt die U-Bahn-System
zuverlässiger und öfter als je zuvor und das Personal reinigt die Stationen!
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20. Februar 2013
PA Charlotte ist auf Reisen und wird in den nächsten ein, zwei Wochen nicht bloggen.
18. Februar 2013
Das schönste Wort der Welt? Schokolade!
17. Februar 2013
Erhaltene Kommentare:
„Es ist eine Sünde, die Wahrheit vorzeitig zu sagen.“ sagt ein Sprichwort der Kirche von
Schottland. Also waren alle Kleider auf dem Ball wunderbar? Und darf man dann erst
Jahre später über einem netten Glas bestimmte Dinge sagen dürfen? ;-)
Können Sie bitte dafür sorgen, dass die englische und deutsche Sprachversion
synchron ist? Ich freue mich auch schon auf Fotos von PA Charlotte. Kate Moss
16. Februar 2013
Heute war seit 100 Jahren erstmals wieder der sogenannte Wiener Wäschermädelball.
Die Dekoration allein war schon sehenswert, Wäscheleinen kreuz und quer durch die
Räumlichkeiten des Gschwandner und darauf bunte Wäsche. Und dann die Besucher!
Ein Blick in die Vergangenheit, die Enkel und Urenkel der Wäschermädchen und
Zeitungsausträger schauen in der entsprechenden Kleidung ebenso aus wie ihre Ahnen.
Die Frauen in groben Leinenkleidern, Schürzen, Reifröcken, Wäschehauben oder
Kopftüchern, die Herren in Cordhosen, Hosenträgern und Käppis. Meine eigene
Interpretation des ganzen war sicher auch ein wenig sonderbar – türkises Kleid und ein
riesiger Haardutt am Hinterkopf. Die Musik aus den 20-ern und 30-ern war grandios, ein
Genuß, ein großartiger Ball!
15. Februar 2013
Das Hotel Sacher in Wien ist schon eine Institution. Das Spa bietet angeblich
Schokolademassagen, Duschgel, Haarschampoo und Bodylotions mit Schokolade an.
Man wird also gegebenenfalls umfassend getortet.
14 February 2013
Und wieder ist eine Woche vergangen und es ist somit Zeit für PA Charlottes
Modekolumne:
Warum mag ich Bleistiftröcke so gerne? Spezeille gefallen mir diejenigen Röcke, die
genau über die Kielinie fallen oder eventuell sogar bis zur Mitte des Schienbeins,
schawz oder grau in Nadelstreif. Meist sind sie ja eher eng und ungemütlich, es geht
sich schwierig und sitzt sich noch schwieriger in ihnen. Glatte Strümpfe helfen ein wenig
uns dien daher essentiell. Wenn man diese Röcke so wie ich mit einem breiten Gürtel
und hohen Schuhen kombiniert, kommt man leider nicht immer leicht von der Stelle!
(Mehr im Video). Versuchen Sie es erst gar nicht, in Richtung eines Taxis zu laufen,
wenn sie spät zu einem Termin dran sind. Auch Stiegensteigen und das Einsteigen in
ein Sportauto kann ein wahrer Alptraum warden. Trotzdem bin ich nach vielen Jahren
davon überzeugt, dass man Mode erst dann versteht, wenn man weiss, dass es darauf
ankommt, wie man erscheint und nicht, wie man sich fühlt. Ein Bleistiftrock zum Beispiel
ist smart, macht schlank und sexy; er betont Kurven und gibt einem eine schöne
Silhouette, er ist fast immer im Trend und paßt zu jeder Jahreszeit. Man sieht darin gut
aus, auch wenn man sich nicht so gut darin fühlt.
13. Februar 2013
30
Auf der Fahrt nach Wien, genauergesagt an einer Kreuzung in einem Wiener
Randgebiet hat neben mir ein Auto angehalten, das statt einem Duftbaum eine ganze
Knoblauchknolle am Rückspiegel hängen hatte. Man fragt sich schon…
10. Februar 2013
Schifahren ist das leinwandste, was man sich nur vorstellen kann. Interessant sind
meines Erachtens ja immer wieder die kleinen, aber feien Unterschiede in der Sprache.
So nennt man in der Schweiz das Wegwerfen eines Schleppliftbügels abbügeln. Und
man wird des öfteren darauf hingewiesen, sich entweder demnächst abbügeln zu
müssen oder sich auf keinen Fall vorzeitig abbügeln zu dürfen. In jedem Fall muss man
sich früher oder später aber abbügeln.
7. Februar 2013
PA Charlottes Gedanken des Tages:
In den späten 1970er Jahren startete Harmony Hairspray eine Werbekampagne. Kann
solch schönes, natürlich wallendes Haar wirklich durch ein Produkt beeinflusst worden
sein? Nun ja, natürlich, so die Kampagne, und zudem verspricht dieses Produkt noch
ein wunderbares Leben! In den darauf folgenden 30 Jahren ist das Unnatürliche
natürlich und zur zweiten Natur geworden. Künstluche Sonne bräunt, es gibt
aufgespritzte Riesenlippen und Faltenfreiheit (dank Botox), gefärbtes Haar in allen
Schattierungen und Farben, wobei lila und blauen Streifen zur Zeit am angesagtesten
scheinen. Es gibt aufgeklebte Fingernägel und Wimpern und natürlich
Haarverlängerungen. Der Markt für durch plastische Chirurgie neu gestaltete Körper ist
ebenfalls explodiert. Kleidung formt und strafft, Korsetts sind wieder populär. Ist sie echt
oder doch nicht? Viel zu oft habe ich absolut keine Ahnung und wünsche mir die
Harmony Haarspraytage zurück, es war damals einfacher.
6. Februar 2013
Modekolumne von PA Charlotte: Die Ballsaison ist in vollem Gange und die meisten von
uns tragen wunderschöne trägerlose Kleidern (siehe Link). Diese Kleider sind natürlich
sehr feminin, können aber auch sehr kalt sein, vor allem an den Stellen, an denen man
den Elementen ausgesetzt ist. Gibt es eine Möglichkeit, ein steifes Genick zu
vermeiden? Nun, man könnte natürlich einen Schal oder eine kleine Felljacke tragen.
Oder zur Abwechslung ein Kleid mit hohem Kragen und langen Ärmeln. Oder man
könnte darauf bestehen, dass einem die Begleitung den ganzen Abend lang den Arm
um die Schultern legt. Alternativ könnte man natürlich Hitzegel auftragen, was aber ob
des ziemlich starken und unangenehmen Geruches eher nicht zu empfehlen ist, vor
allem, da man dann auch notwendigerweise ein Mehr an Parfüm benötigt, was auch zu
einer Geruchsbelastng werden kann. Am Ende, und das ist ja leider fast immer der Fall,
muss man sich wahrscheinlich eingestehen, dass Schönheit leiden muss.
Erhaltener Kommentar: Liebe Charlotte, lass Dir von einem „Alten Hasen“ dazu was
sagen: Wir Männer sind doch viel zu schüchtern um einfach so den Arm um eine fremde
Frau zu legen und außerdem würde uns das nicht so gut bekommen. Früher hätten wir
dafür eine schallende Ohrfeige erhascht (vgl. Operette) und heutzutage wird man gleich
„gebrüderlet“ – Oh, Ihr Frauen habt es wirklich schwer, aber wir Männer haben es auch
nicht leichter. Nun mein Rat. Entweder Du hast Deinen eigenen Mann, den Du
mitnehmen kannst oder Du musst Dir von außen einen Mann auf Vorrat mitnehmen und
den musst Du genau instruieren. Am besten erstellst Du ihm ein Handbuch, dann kann
er nachlesen.
Aber leider kommt mein Rat nun zu spät, denn die Ballsaison – zumindest im
katholischen Bayern – ist nun zu Ende. Du kannst entweder noch nach Basel gehen, die
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feiern 14 Tage länger weil sie als Calvinisten die Katholiken ärgern wollten oder Du
kannst nach Wien gehen, da ist immer Ballsaison oder Du wartest bis Mai, da sind die
Frühlingsbälle und da ist es dann wärmer und da stellt sich die Frage gar nicht.
5. Februar 2013
Zitate von geborenen Kommunikateuren: Zum gegebenen Zeitpunkt brauchen Sie mir
nichts mehr mitzuteilen!
3. Februar 2013
Vor etwa einem Monat habe ich einen Artikel über strukturiertes Aufschieben gelesen.
Seitdem habe ich glaube ich einiges getan und eine Reihe von Dingen erledigt. Was
genau bitte mich nicht zu fragen, aber irgend etwas muss es ja schließlich gewesen
sein!
Aber das legt ja die Theorie von John Perry auch nahe. Immerhin habe ich sein Buch
„Einfach liegen lassen: Das kleine Buch vom effektiven Arbeiten durch gezieltes
Nichtstun“ gelesen. Und natürlich das Bild auf Perrys Website einige Male angeschaut,
auf dem er mit Algen Seilspringen übt. Was mich wiederum ans Strandwurmziehen an
den australischen Stränden erinnert hat (siehe Blogeintrag vom 11. und 12. April 2011).
Wie auch immer, wo war ich? Der Grundgedanke, dass nämlich das Aufschieben auch
seine gute Seiten hat, stammt von Robert Benchley und lautet „... jeder kann jede
Menge Arbeit verrichten, vorausgesetzt, es ist nicht die Arbeit, die er angeblich geade in
diesem Moment tun möchte.“
2. Februar 2013
Kann man zu viel Jack Johnson hören und dadurch in einen Zustand der
Tiefentspannung versetzt werden? Einige Beispiele hier.
1. Februar 2013
Die größere Gefahr besteht nicht darin, dass wir uns zu hohe Ziele setzen und sie nicht
erreichen, sondern darin, dass wir uns zu niedrige Ziele setzen und sie erreichen. Michelangelo
31. Januar 2013
Modekolumne von PA Charlotte: Heute fühle ich mich irgendwie wie ein Kummerkasten.
Meine Freundin Sylvia hat ein Problem in ihrem Büro (einer Anwaltskanzlei). Während
sie selbst immer sehr geschmackvoll gekleidet ist, ist ihre Chefin oft ziemlich schlecht
angezogen und hat zudem eine recht ruppige Art, mit den Kunden umzugeen. Sylvia
mag ihren Job und möchte so sensibel wie möglich mit der Situation umgehen. Mein Rat
ist unten. Würden Sie, liebe Leserin, lieber Leser das gleiche gesagt haben, oder
würden Sie etwas anders raten?
Charlotte Rat an Sylvia war:
- Sie darf es nicht zulassen, ihre eigenen Standards zu unterbieten: mit gutem Beispiel
vorangehen! (Wie auch ich.)
- Sie sollte ihrer Chefin dann Komplimente machen, wenn sie gut gekleidet ist und sie
daran erinnern, wie gut sie das vorherige Outfit gefunden hat, wenn sie einmal weniger
gut gekleidet ist: eine Art von positiver Verstärkung!
- Zeitschriften für das Büro mitbringen wie Elle, Vogue, Harper `s Bazaar: Wandel durch
Osmose!
- Sie sollte einen Kollegen oder Kunden ermutigen, der Chefin ein Kompliment zu
machen, wenn sie gut gekleidet ist: der psychologische Blickwinkel!
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- Zum Geburtstag und zu Weihnachten der Chefin etwas schönes schenken, etwa einen
Schal, eine Tasche oder ein Paar Handschuhe: verstohlene Bestechung! Zum Beispiel.
30. Jänner 2013
Man würde meinen München regt neue Hobbies wie Biertrinken oder Bergwandern an.
Nicht in meinem Fall! Mein neuestes Hobby ist Heizkörperentlüften. Morgens,
nachmittags und abends entlüfte ich wie ein Profi und erwäge ernsthaft, mir das
Schlüsselein demnächst um den Hals zu hängen. Leider bringt das alles nichts, die
Heizung ist seit dem 22.1. tot und ich fördere eigentlich nur tropfenweise schmutziges,
kaltes Wasser zu Tage.
Erhaltener Kommentar: Um Gottes Willen, die elektrischen Heizöfen nicht entlüften!
29. Jänner 2013
Job-Interviews haben, wie mir jemand, der in den letzten Monaten das eine oder andere
hinter sich gebracht hat erzählt, eine lange Geschichte. YouTube anscheinend auch.
28. Jänner 2013
Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: „Lassen Sie mich das um des Wiederholens
willen wiederholen!“
25. Jänner 2013
Tag 3 des Heizungstotalausfalls. Bereits heiser möchte ich mich über die Grenze ins
wesentlich winterfreundlichere und besser geheizte Österreich retten. Stau wohin man
blickt. Und ich bin wieder einmal daran erinnert, dass die sogenannte Münchner
Lebensqualität dadurch gekennzeichnet ist, sobald ein Fetzerl Freizeit winkt nicht in
München bleiben zu müssen, sondern die Stadt schnell (!) zu verlassen und woanders
hin zu fahren.
24. Jänner 2013
So schnell wird sie Vogue nicht bekommen, daher heute wieder, die wöchentliche
Modekolumne von PA Charlotte: „Ich werde oft gefragt, wie ich es anstelle, so nachhaltig
elegant zu erscheinen, Woche für Woche. Meine Freundinnen wollen wissen, wie man
es schafft, gern gesehen und bemerkt zu werden, von jung und alt und egal, ob in
London, New York, Paris oder Mailand? Die Antwort kann nur sein: (a) die Liebe zum
Detail, (b) expertenhafte Koordination von Outfits, und (c) mit den neuesten Trends
mitzuhalten. Selbst wenn man eine schöne Bluse, einen Rock oder ein Kleid hat kann
das nichtssagend sein, wenn die Accessoires - Schuhe, Frisur, Schmuck, Hut,
Handtasche, Mantel und Handschuhe – nicht passen. Natürlich darf auch ein frisches
und hübsches Make-up nicht fehlen. Es geht um das Gesamtbild. Wenn ich etwa in
einem schwarzen Leder-Bleistiftrock und eleganter weißer Satinbluse in mein Büro
schlendere, müssen Handschuhe und Schuhe absolut dazu passen, ansonsten wird das
Ensemble einfach nicht passen. Wie alles im lohnende im Leben braucht es viel Zeit und
Mühe, gut aussehen und modisch zu sein. Aber es ist den Aufwand sicherlich wert! Und
wie die meisten Frauen liebe ich es, Menschen den Kopf zu verdrehen, auch wenn ich
mir nicht sicher bin, ob ich die gelegentlichen Pfiffe wirklich brauche.“
23. Jänner 2013
Unter all den lieben Geburtstagswünschen, die mich heute ereilt haben, möchte ich
besonders das Lied von Baz Luhmann, Everybody’s Free (To Wear Sunscreen)
hervorheben. Besonders die folgenden Zeilen gefallen mir sehr: „Erinnern Sie sich an
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jedes nette Wort, das man Ihnen sagt und vergessen Sie die Beleidigungen. Und wenn
Ihnen das gelingt, sagen Sie mir bitte, wie man das macht. Heben Sie alte Liebesbriefe
auf und werfen Sie alte Kontoauszüge weg.“
22. Jänner 2013
Reaktionen: “Ich habe ein wenig in Deinem Blog den letzten Mondrundgang betrachtet
und mir dabei gedacht: Du bist ganz schön konstruktiv mit Leben einsammeln, Leben in
Gang halten und verarbeiten von Inhalten beschäftigt. Fotografierst auf Partys Freunde
und herunterhängende Socken, machst Dir Gedanken über eine listenlange Steigerung
von Kreativität, entdeckst Psychopathen schon am Beruf und lässt Dir am 21. Dezember
zum Weltuntergang das Auto demolieren, von einer eisigen Scholle, die keine flache
Flunder ist. Gott sei Dank hast Du Dich zu dieser Unzeit nicht Dich über die Kühlerhaube
gebeugt, mit Feuereifer die Windschutzscheibe geputzt, weil ein paar Wintermücken
drauf gepickt sind. Sei also glücklich über Deine Nichtanwesenheit zu dieser Stunde!
Ein dickbauchiges, rotes Couchungetüm habt ihr nach München transportiert? Solche
Monster wehren sich oft sehr gegen einen Ortswechsel. In ein neues Heim wollen sie oft
nur mit großer Schwitzkunst der Möbelschlepper einziehen. Die verborgenen Energien
so einer Coucherei kann den sowieso schon schwer keuchenden kreuzbraven Packern
unversehens heimtückisch ins Kreuz springen und ihnen seinekreuzblaue
Bandscheiben-Wunder bescheren.“
21. Jänner 2013
Am Flämischen Nationaltheater in Brüssel findet sich folgender Spruch: “Alle Probleme
kann man nie lösen”.
19.-20. Jänner 2013
„So ist das Leben
Der Eine kommt nach Paris
Der Andere kommt nicht nach Paris
Wie das Leben halt so is“
Ja so ist das Leben, Josef Hader
18. Jänner 2013
Ich habe gehört, dass einen ein Poster in einer Bar in Verbier an folgendes erinnert: “Je
älter ich werde, desto besser bin ich früher gewesen!”
16. Jänner 2013
PA Charlottes wöchentlicher Modebeitrag: Die Wiener Ballsaison ist in vollem Gange.
Die Räumlichkeiten dieser Bälle sind beeindruckend und die Ballkleider immer sehr
glamourös, insofern sind natürlich auch die Vorfreude und Spannung hoch. Was kann
man dieses Jahr tragen? Traditionelles wie hier oder doch etwas Gewagteres? Ich muss
dagen, ich verbringe schalflose Nächte ob dieses Dilemmas!
15. Jänner 2013
“Je älter man wird, desto besser sind die eignen Geheimnisse bei Freunden
aufgehoben, weil sie sich genau wie man selbst nicht mehr an sie erinnern können.”
Gesehen in Panama
14. Jänner 2013
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Laut dem Autor eines neuen Buches es gibt angeblich einige Berufe, die Psychopathen
mehr anziehen als andere. Beamte (einschließlich Politiker), Juristen und TV-und RadioModeratoren liegen im Ranking sehr hoch.
Die Liste der Berufe die dem Autor nach anscheinend die meisten Psychopathen
aufweisen, sind:
1. Chief Executive Officer
2. Anwalt
3. Medien (TV / Radio)
4. Verkäufer
5. Chirurg
6. Journalist
7. Polizist
8. Klerus
9. Küchenchef
10. Beamter
Auf der anderen Seite sagt der Autor, er hätte herausgefunden, in welchen Berufen am
wenigsten Psychopathen beschäftigt sind:
1. Pflegekräfte
2. Krankenschwester
3. Therapeut
4. Kunsthandwerker
5. Kosmetiker/Friseur
6. Menschen in der Wohltätigkeitsbranche
7. Lehrer
8. Künstler
9. Arzt
10. Buchhalter
13. Januar 2013
Warnung des Webmasters bezüglich eines kürzlich erhaltenen Kommentars zum Eintrag
vom 11. Jänner: Schauben Sie Ihre Hoffnungen herunter, die folgende Nachricht ist
hölchstwahrscheinlich nicht authentisch.
Und so der Kommentar: Liebe Broken Muses: Ich finde, der Mode-Blog von PA
Charlotte ist sehr durchdacht und kreativ und voll des femininen Charmes. Bitte bieten
Sie Charlotte eine regelmäßige Kolumne bevor ich das tue. Anna Wintour, Editor, Vogue
12. Jänner 2013
Per aspera ad astram – ein schönes und allzu wahres Motto!
11. Jänner 2013
Aus dem Katalog der Volkshochschule: Der Kurs „Masken - das zweite Gesicht“ kommt
direkt nach dem Kurs „Picassos Stiere in 3D“ und vor dem Kurs „Gürtelschließen - selbst
entworfen und gestaltet“. Falls man sich für Nähtechniken interessiert, so werden 3
Module angeboten, mehr braucht man anscheinen nicht zu wissen: Modul 1: Die Naht,
Modul 2: Der Reißverschluss und Modul 3: die Tasche. Danach geht es weiter mit:
„Easy Fit: mein erstes Teil“ und, höchstwahrscheinlich für schwächelnde Modul 2Teilnehmer: „Gerafft, gefaltet: mein erste Teil ohne Reißverschluss“. Auch sehr nett und
fast wie im richtigen Leben: „Filzen für Einsteiger/Innen“, „Filzen im Atelier“, „Filzen was
das Herz begehrt“ und „Freies Filzen“.
Erhaltener Kommentar: Dieser Katalog klingt spanisch für mich...
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10. Jänner 2013
Ich bin eingeladen, an einer Konferenz zum Thema „schweres und organisiertes
Verbrechten“ teilzunehmen. Das klingt fast so, als wäre Verbrechen entweder schwer
oder organisiert.
9. Jänner 2013
Erhaltener Kommentar: Ich würde gerne sagen, dass dieses Blog (a) zu oft aktualisiert
wird und (b) keine wöchentlichen Modebeiträge enthalten sollte :-)
Erhaltener Kommentar: Ich bin neugierig auf das rote Sofa, das in dieser Nacht- und
Nebel-Aktion aus Österreich nach Deutschland geschmuggelt wurde.
8. Jänner 2013
Es scheint, dass 2013 das Jahr der Ghostwriter und gelegentliche Gastbeiträge werden
wird. Und so hat Charlotte, Persönliche Assistentin vulgo Sekretärin vom Dienst,
folgenden Beitrag geschickt: „Was die Mode betrifft, kann es für eine PA oder Sekretärin
recht langweilig werden. Die weiße Bluse als Standard, ein anthrazitfarbener,
Nadelstreifbleistiftrock und vernünftige Schuhe mögen smart aussehen, aber in einer
Menschenmenge wird man damit kaum herausstechen. Versuchen Sie doch einmal eine
farbige Bluse mit einer ebenso farbigen Satinschleife und einem Bleistiftrock mit
spannendem Aufdruck Bleistiftrock. Dazu ein Paar schwarzer Stilletos (idealerweise mit
Fesselriemen) und Sie werden die Schönheit des Büros sein. Hier eine hübsche Idee!“
6. Jänner 2013
Ich habe neuerdings in meinem Papa einen Ghostwriter für diesen Blog gewonnen, der
einen etwas umfassenderen Beitrag für den 1. Jänner 2013 vorschlägt und zwar
folgenden:
Bin um 3h früh aus dem Bett, da Arno um 4h mit beladenem Anhänger vor der Tür
stehen wird.
Vorgeschichte:
Die Margit hat im Weihnachtsurlaub beim Möbelhaus Leiner in Bruck eine rote
Ledersitzgruppe gesehen - ein Ausstellungsstück zu einem äußerst günstigen Preis.
Zum einen musste man klären wie man so ein Ding nach München transportiert, zum
anderen wollte Margit zur Sicherheit mit dem Maßband kontrollieren, ob sie dem
Augenmaß trauen kann. Ich telefonierte also mit meinem Freund Arno (dem einzigen,
der für eine solche Aktion in Frage kommt), ob es möglich wäre, mit seinem großen
Anhänger; eventuell eh mit meinem Auto, aber doch mit seiner Hilfe… usw, eine solche
logistische Gigantenarbeit zu meistern. Drei Stunden später war Arno zur Stelle um die
Sache zu besprechen und er bemühte sich sichtlich, meine (zugegeben etwas
theatralischen) Bedenken zu zerstreuen. Margit ist daraufhin schon früher als geplant
nach München aufgebrochen, hat sich überzeugt, das ihr Augenmaß wie eh und je
funktioniert, der Kauf wurde fixiert und das rote Monstrum war am Silvestertag
abholbereit.
Als ich mit meinem kleinen Auto vor Arnos Anhänger stand, stellten wir fest, dass der
Elektroanschluss nicht passte. Vorerst wurde beschlossen einen Adapter zu besorgen,
aber ich merkte doch Arnos Zweifel, in meinem kleinen Fahrzeug ein richtiges Auto zu
sehen. Also fuhren wir mit dem „richtigen“ Gespann zum Leiner um die Garnitur zu
laden.
Vor Ort stellte sich heraus dass die Sitzgruppe auch für den großen Anhänger zu
umfangreich war (für einen sicheren, wetterunabhängigen und langen Transport). Nach
kurzen Nachmessen baute Arno die Sitze in seinem Van aus und bestimmte: Langer
Teil und Hocker in den Trailer, kurzer Teil (der unheimlich schwere mit
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Doppelbettfunktion) ins Auto! Nachdem jetzt die transporttechnischen Probleme gelöst
waren, meinte Arno, man könnte eigentlich sofort losfahren. Zum Glück hat er sich dann
doch noch an seine normalen Pflichten erinnert und wir haben den Kindersitz in meinem
Auto montiert, damit seiner Frau Margit mit dem Enkelkind Simon die geplanten Wege
fahren konnte. Also bestimmte Arno: Abfahrt 1.1.2013 Zeit: 04h00 früh!!!!
Silvester also gestrichen, praktischerweise trägt das mitreißende Fernsehprogramm zu
schnellen Schlaf bei. Leidlich erfrischt war ich so in aller Frühe gestellt, und nach ruhiger
Reise auf leeren Straßen tauchten wir um halb neun Uhr bei Margit in München auf.
Da klar war das der lange Teil nicht in den Lift passt, begannen mit dem wie wir meinten
schweren Teil, dieses „Trumm“ über das Stiegenhaus in den vierten Stock zu tragen.
Das Treppenhaus erwies sich als überraschend geräumig, nach zwei Treppen war der
Bewegungsablauf ebenfalls klar und mir mein Übergewicht und meine
Konditionsschwäche noch klarer. Beim kürzeren, aber ungleich schwereren Teil
versuchen wir unser Glück vorerst im Lift. Wir meinten, man könnte das Ding stehend,
mit der Lehne voraus in die Kabine bekommen, wenn wir nur die Beine abschrauben.
Beim ersten Versuch machten wir die Erfahrung, dass die raffinierte Bettmechanik
auslöst wenn die Schwerkraft wirkt (da aufgestellt). Gemeinerweise passierte dies als
wir halb im Lift und Arno noch in der Kabine war. Das Ding sprang also auf, krallte sich
quasi an den Wänden an und nur an den dumpfen Tönen aus der hinteren Ecke konnte
man ahnen, dass es den Arno noch gibt. Vom aufgestellten Bett zur Kabinendecke
waren noch 30 Zentimeter Platz, dort tauchten Arnos Kopf und Schultern auf und mit
den Fingerspitzen voraus glitt er schlangengleich zu Boden und bei der Lifttür heraus.
Mit Ach und Weh konnten wir die Bettmechanik wieder schließen, aber trotz aller Tricks
war das Möbel um etwa drei Zentimeter zu groß, die Lifttüre ging nicht zu. Also alles wie
gehabt über die Treppe nur viel, viel schwerer. Um 17 Uhr waren wir wieder zu Hause in
Bruck. Ein wirklich bemerkenswerter Neujahrstag!
5. Jänner 2013
Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass das Universum beige ist. Junge
Sterne sind eher bläulich, ältere rötlich und im Durchschnitt ist das Universum
Milchkaffeefarben. Man nennt den Farbton „Kosmisch-Latte“. Skyvory und Univeige sind
auch vorgeschlagen worden.
4. Jänner 2013
Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. Gustav
Mahler
3. Jänner 2013
Im Internet kursiert eine nette Liste, 33 Wege zu mehr Kreativität:
1. Mach Listen
2. Führe immer ein Notizbuch mit Dir
3. Versuche Dich in kreativem Schreiben
4. Geh auch einmal vom Computer weg
5. Erlaube Dir, weltfremd, entrückt und jenseitig zu sein
6. Hör damit auf, Dich selbst zu geißeln
7. Mach Pausen
8. Singe in der Dusche
9. Trink Kaffee / Tee
10. Besinne Dich Deiner Wurzeln
11. Höre neue Musik
12. Sei offen für neue Ideen und Denkweisen
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13. Umgebe Dich mit kreativen Menschen
14. Hol Dir Feedback
15. Arbeite mit anderen zusammen
16. Gib nicht auf
17. Üben, üben, üben
18. Lass es zu, Fehler zu machen
19. Begib Dich in Gefielde, in denen Du noch nie warst
20. Schau Dir ausländische Filme an
21. Besinne Dich Deiner Vorzüge
22. Gönne Dir viel Ruhe
23. Sei risikobereit
Brich die Regeln
25. Tu mehr davon, was Dich gücklich macht
26. Erzwinge nichts
27. Lies eine Seite im Wörterbuch
28. Schaffe einen Rahmen
29. Hör auf damit, jemand anderes Vorstellung von Perfektion erfüllen zu wollen
30. Hast Du eine Idee? Schreib sie auf
31. Räum Deinen Arbeitsplatz auf
32. Hab Spaß
33. Schließe etwas ab
2. Jänner 2013
Im Dunkeln ist nicht nur gut Munkeln, sondern auch gut Denken!
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-11/kreativitaet-dunkelheit-studie/komplettansicht
1. Jänner 2013
Broken Muses wünscht alles Lesern ein Gutes, nein ein wirklich GUTES Neues Jahr!
27. Dezember – 31. Dezember 2012
Was bleibt mir noch zu sagen am Ende dieses langen, schwierigen Jahres? Ein Hoch
auf 2013, es soll ein besseres, ein gutes, nein, ein wunderbares Jahr werden!
26. Dezember 2012
Wien steht noch, die Weihnachtsbeleuchtung ist opulent wie eh und jeh und der Heilige
Geist schwebt an der Decke der Peterskirche.
25. Dezember 2012
Muss man sich angesichts einer weißen Maus, die von links kommend die Straße vor
einem quert ernsthafte Sorgen um sein geistiges Wohl machen oder darf man es getrost
der fehlenden Katze zuschreiben?
24. Dezember 2012
Broken Muses wünscht Frohe Weihnachten!
23. Dezember 2012
Inspiration bei der Arbeit: Zitat aus einer E-Mail-Konversation: „Ich wurde gebeten, das
beiliegende Schreiben ans Managementzeug weiterzuleiten.“
22. Dezember 2012
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„Man kann sich nicht selber kitzeln. Das Kitzeln ist ein frappanter Beweis dafür, dass
eine saubere Trennung von Leib und Seele nur als rationalistisches Ideal funktioniert,
nicht aber in Wirklichkeit.“ Aus einer Buchbesprechung in der Süddeutschen Zeitung
zum Buch: Curious Behavior: Yawning, Laughing, Hiccupping, and Beyond von Robert
R. Provine.
21. Dezember 2012
Leider hat der Blog in den letzten Tagen und Wochen etwas gelitten und an Aktualität
verloren. Ich muss mich dafür entschuldigen und nehme die Bedrohung meiner Leser,
dass einige von ihnen rebellieren könnten, natürlich sehr ernst.
Was mich so beschäftigt, dass ich den Blog so vernachlässigt habe? Nun ja, eine
Lawine hat mein Auto mehr oder weniger zerstört. Oder vielmehr die Eisblöcke, die mit
der Lawine mitgekommen sind. As ich das Auto endlich ausgeschaufelt hatte, war die
Windschutzscheibe in tausend Stücke zersplittert, der Großteil war im Inneren des Autos
verteilt und das Dach ist leider auch eingedrückt. Als dann die Windschutzscheibe
endlich repariert war, war einer der Reifen platt. Und nach dem Aufpumpen am nächsten
Tag wieder und dann am übernächsten Tag natürlich auch. Und irgendwie wollte ich
meine Leser mit allem nicht langweilen…
Und statt mit dem Auto irgendwo hinzufahren, wo es schöner ist, als in München, war
ich stattdessen als Fotografin auf einer Geburtstagsparty.
http://www.brokenmuses.com/friends-christof-en.php
15. Dezember 2012
Geschichten vom Frisör: Der Schwabe betrachtet Waschen als einen überbewerteten
Luxus. Zackig ordert er „oben 12, seitlich 9“ Millimeter. Ich beobachte ihn aus den
Augenwinkeln. Das (kostenlose) Ohrhaartrimmen ist ihm sichtlich unangenehm. Ein
anderer neben ihm lässt sich das angegraute Haar blond färben. Auch ihm scheint all
das peinlich zu sein. Viel ist nicht übrig, dafür massiert der Friseur den blöndlichen Skalp
mit einer Hingabe, als gelte es, durch Rastazöpfe hindurch ein Tribut an Che Guevara
zu morsen.
14. Dezember 2012
Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich in Guatemala weder Herrn McAfee getroffen
habe, noch seinen angeblichen Doppelgänger, der mit einem gefälschten
nordkoreanischen Reisepass unterwegs war.
13. Dezember 2012
Am 11. Dezember is Ravi Shankar gestorben. Aus heiterem Himmel bekomme ich am
13. Dezember eine E-Mail mit dem Betreff: „Neujahr in Berlin in Anwesenheit von Sri Sri
Ravi Shankar“. Zwischen dem 31. Dezember und dem 5. Januar könne ich mehr über
„Meditation, Atemtechniken und Weisheit ... in Gegenwart von Ravi Shankar“ erfahren.
Nebst der persönlichen Interaktion mit Ravi Shankar wird auch eine Flusskreuzfahrt
entlang der Spree mit ihm versprochen. In einigen Fällen geht das mit der Reinkarnation
ziemlich express.
12. Dezember 2012
Inspirations @ work: „Wir werden sehen, was möglich ist, und das so schnell wie
möglich.“
11. Dezember 2012
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Inspirations @ work: „Wir werden in ein anderes Gebäude umziehen und deshalb mehr
oder weniger nicht in der Lage sein, effektiv zu arbeiten.“
10. Dezember 2012
Die Arbeit ist eine wahre Quelle der Inspiration. Ein Zitat aus Inspirations @ work: "Das
Treffen war so geschäftig (und verwirrend), dass ich all meine Zeit und Energie darauf
verwenden musste zu verstehen, was eigentlich wo los war!“
9. Dezember 2012
Frag nicht, was Glück ist. Frag, was Dein Glück ist. – Zenita Komad
7. Dezember 2012
Die Münchner Schaufensterpuppen tragen nicht nur vornehmend Tracht, sondern auch
Weihnachtsmannmützen zur Tracht.
3. Dezember 2012
Graffiti in Berlin: Um irgendetwas zu gelten, müssen Nullen sich immer hübsch rechts
halten. Seen at: Loonies United, Art Shop
2. Dezember 2012
Allerorts sieht man mißmutige Menschen unter Kapuzen. Der einzige, der strahlt, ist ein
Mann auf einem Hörgerätewerbeplakat.
30. November - 1. Dezember 2012
Nach etwa 21h Reisezeit erreiche ich München. Nebel, minus drei Grad. Ich sitze im
Zug, um mein Auto abzuholen. Es weihnachtet. Neben mir sitzt eine Frau, die ein Buch
liest mit dem klingenden Titel: Früher war mehr Lametta.
29. November 2012
Was mir allerorts aufgefallen ist, waren die vielen Papageien. Ast jedes Hotel hatte
einen oder mehrere, meistens in grün. Viele begnügen sich mit einem Hallo: „Hola,
Hola“. Einer aber war besonders eloquent und hat, sobald man ihm den Rücken gekehrt
hat, sofort gefragt, wohin man ginge.
Also einmal noch Guatemala City. Ich habe mir das Museum Moderner Kunst
angesehen, bedrückend irgendwie und dann noch das Eisenbahnmuseum. Eine der
ersten Eisenbahnen in Amerika ist in 1877 in Guatemala gebaut worden, leider aber
dann 1996 eingestellt worden.
28. November 2012
Eine letzte Nacht in Flores, diesmal ohne vier- und mehrbeinige Mitbewohner im Zimmer
und als Abschluß eine Fahrt mit einem TukTuk zum Flughafen - eine nette Erfahrung!
27. November 2012
Ich habe wenig Glück mit den Quartieren derzeit. In Tikal hat man mich anscheinend in
den Belegschaftsquartieren untergebracht, zum Pool und Restaurant sind es gefühlte
1,5 Kilometer. Mitreisende scherzen, ich wäre in Honduras untergekommen. Beim
Abendessen fragt mich der Kellner, ob ich sicher sei, dass meine Zimmernummer C15
und nicht B15 lautet. Wenn ich auf C15 bestehe und sogar meinen Zimmerschlüssel
zeige sagt er, von der Existenz dieses Zimmers hätte er noch nie gehört. Hinter dem
Fliegengitter und zwischen den Lamellen meines Fensters hängt eine Tarantel fest. Ich
öffne die Lamellen und klopfe mit meiner Taschenlampe fest auf das Fliegengitter,
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woraufhin die Riesenspinne gen Urwald verschwindet. Den Frosch im Bad habe ich
noch nicht im Griff. Er ist aber relativ klein. Küssen kommt ob der hellgrünen
Schleimigkeit und dem etwas wirren Blick des Frosches nicht in Frage. Ein Italiener hat
angeboten, den Frosch zu töten, bessergesagt verzagt angefragt, ob er ihn töten solle,
war aber sichtlich nicht unfroh, als ich abgelehnt habe.
26. November 2012
Es gibt im Leben für alles ein erstes Mal hat schon die Oma immer gesagt und so habe
ich diesmal mit diversen ungustiösen Tieren im Bett Bekanntschaft gemacht. Ich
diskutiere ja im Allgemeinen nicht ungern, aber eine Diskussion um 10h abends, ob die
3 Küchenschaben, die sich am Kopfende meines Bettes befunden haben nun groß oder
wie der Hotelmitarbeiter betont hat, sehr klein bis eher klein sind, war schon unschön.
Die Folgediskussion mit demselben Mitarbeiter um 4h morgens war dann aber nur mehr
bizarr. Es ging darum, ob die dann etwa 25 Viecher (alle am linken oberen Bettrand
neben bzw. wahrscheinlich eine Zeit lang unter meinem Kopf) nun Flöhe oder
Küchenschaben sind, ob sie gefährlich oder harmlos seien und wenn, was sie in einem
Bett zu suchen hätten, was wiederum damit gekontert wurde, ich solle mir nichts antun,
sie seien sehr, sehr klein und außerdem Schaben und für den Menschen ungefährlich.
25. November 2012
Mein Weg hat mich heute über gezählte 109 (!) Fahrbahnschwellen (vulgo Hupferln), die
teilweise so gut getarnt sind, dass man sie erst im allerletzten Moment vor einem
Achsenbruch bemerkt und jeweils ob ihrer Höhe einen vollkommenen Stillstand
verlangen, nach Chichicastenango geführt. Zwischendurch gab es auch Löcher in der
Fahrbahn, in der ich Leihautoversenken spielen hätte können. Am Rückweg habe ich die
bessere Strasse mit nur 87 Fahrbahnschwellen und ausgesprochen wenigen anderen
Hürden gefunden. Na, wie auch immer, Chichicastenango („Chichi“) ist eine Ortschaft in
den Bergen, auf der donnerstags und sonntags ein überregional bekannter Markt
stattfindet. Der wäre angesichts der Schwemme an Stoffen und Kunsthandwerk, das
einem allerorts unterkommt, weiter nicht so besonders gewesen, was aber wirklich
bemerkenswert war, ist dass sich in dieser Ortschaft Schamanentum und Katholizismus
mischen. In der Hauptkirche, Santo Tomaso, werden am Aufgang zum Hauptportal
Blumen für die schamanischen Riten verkauft. Normalsterbliche sollen den
Seiteneingang benutzen. Im vorderen, linken Teil der Kirche hat eine „normale“ Messe
stattgefunden samt singendem Pfarrer mit Mikro und Unmengen stehender Gläubiger.
Dahinter im Mittelschiff sind gleichzeitig zur Messe von anderen Gläubigen Rauchopfer
dargebracht worden. Man traut seinen Augen nicht... Auch am kunterbunten (und mit
bunt meine ich wirklich bunt) Friedhof wurden allerorts zwischen und vor und neben den
Gruften Rauchopfer gebracht. Vor einer Kapelle haben einige Schamanen Riten mit
Rauch vollzogen.
24. November 2012
Bootstour in die verschiedensten Dörfer rund um den Atitlan-See. San Marcos
beherbergt eine Art Hippienklave – man kann dort hypnotisieren „ohne Pendel und ohne
Hexenbesenschwingen“ lernen, San Juan Maler, San Pedros und San Sebastian sind
eher nur mehr dazu da, Touristen Dinge anzudrehen.
So warm es tagsüber ist, so kalt ist es nachts. Mein Hotel ist von anderen Reisenden auf
einem Reiseportal als „es ist nicht das Ritz, hat aber große, luftige Räume und eine
wunderbare Aussicht“ beschrieben worden. Luftig stimmt, da die Ritzen zwischen
Balkontür und Fensterrahmen ca 2 cm breit sind. Es stürmt draußen und daher auch ein
wenig drinnen. Ich habe einen Kamin in meinem tatsächlich riesigen Zimmer mit Blick
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auf die drei Vulkane. Beim Versuch, den Kamin einzuheizen, hat sich dieser leider als
Attrappe erwiesen. Holz und Asche dürften echt sein, aber von Vormietern stammen, die
so wie ich mit einzelnen noch nicht brennenden Scheiten andere bereits brennende
ausgeschlagen haben, immer zwischen Balkon und Kamin hin- und herhechelnd, um
einer Rauchgasvergiftung zu entgehen. Mittlerweile ist zumindest die Luft im Zimmer
nicht mehr ein einziger dunkelgrauer Rauch. Dafür ist es ob der Lüfterei gleich noch
kälter.
23. November 2012
Man hat mir von verschiedener Seite den Freitagsmarkt in Sololá angepriesen und so
bin ich dort hingefahren. Die 11 Kilometer, unzählige Schlaglöcher und sonstige
Unwegsamkeiten haben mich etwa eine Stunde gekostet. Vom Fotografischen war der
Ausflug leider unbefriedigend. Entweder heißt es gleich „nein“, auch was die ausgelegte
Ware angeht, oder Bilder werden gegen Unsummen von Geld gehandelt - eine alte Frau
hat 100 USD verlangt und angeboten, bei Bedarf auch wechseln zu können.
Der Markt ist so dicht verstellt und so voller Menschen ohne jegliche Berührungsängste,
dass ich nach zehn Minuten erschöpft aufgebe. Kurz davor war mir, als hätte mir jemand
ein ungewöhnliches Daunenkissen in den Rücken geschoben. Bei näherer Betrachtung
war es eine Frau, die sich mit vier Hühnern, zwei pro Hand, an den Beinen gehalten an
mir vorbeidrängen wollte – und es natürlich geschafft hat. Ob die Hühner dabei Federn
gelassen haben, wollte ich nicht genau wissen.
In der Sololáschen Kirche waren zwei Beichtstühle für den Beichtverkehr geöffnet. An
jedem standen sage und schreibe 32 Menschen an, ausnahmslos in Tracht, wie auch
sonst allenthalben alles sehr Maya-trachtig gekleidet ist. Man fragt sich, ob sich das gute
5-6 Wochen vor dem vom Mayakalender vorhergesagten Weltuntergang noch auszahlt.
Vielleicht erwarten die Menschen aber auch eine schnellere Abfertigung später, weil es
dann nimmer so viel zu beichten gibt. Ich habe kurz erwägt, eine Diskussion in diese
Richtung anzuknüpfen, wurde aber von zwei Kleinkindern über Minuten als Art 8.
Weltwunder in Bockschaumanier angestarrt und bin daher irritiert von meinem Vorhaben
abgekommen. Speziell hier im Mayaland hat man es schwer, sich unerkannt unters Volk
zu mischen.
22. November 2012
Von Antigua aus bin ich über das wunderschöne Hochland zum Atitlansee gefahren.
Mein GPS wollte mich wie üblich diverse Male über irgendwelche Abkürzungen ans Ziel
bringen, ich habe diesmal allerdings nicht nachgegeben. Die Hauptstraße war eine Art
Autobahn, die nur wegen gelegentlicher Trümmer (eben vom Transporter davor
gefallene Kinderwägen u.ä., letztere ohne Kind) auf der Überholspur und der vielen
Busse spannend zu fahren war. Als es dann tatsächlich soweit war, eine Abzweigung
von ebendieser Hauptstraße zu nehmen, habe ich ob der Straßenverhältnisse wie schon
einige Male zuvor sofort wieder kehrt gemacht. Als mir eine Gruppe von zehn
Einheimischen weisgemacht hat, dass das schon die richtige Straße sei, habe ich zum
ersten Mal die leise Ironie dieses GPS entdeckt: Man möge für x Kilometer dem
Straßenverlauf folgen. Ein wirklich seltener Anflug von Humor seitens der Technik. Man
erahnt, dass mancherorts um die Schlaglöcher Asphalt gegossen wurde. Recht häufig
ist das bisschen Asphalt aber für umgekehrte Schlaglöcher genutzt worden, massive
Hügel und sonstige Bodenunebenheiten. Einzig die gelben oder bunt bemalten Busse,
ehemalige US-Schulbusse, scheint das nicht von Tempo 100 abzuhalten.
21. November 2012
42
Antigua ist wunderschön, Kolonialarchitektur im Schachbrettmuster, niedrige Gebäude in
Pastellfarben, viele kaputte Kirchen, von diversen Erdbeben zerstört, mehrmals
wiederaufgebaut, drei Vulkane umringen die Stadt, es schwebt eine Wolke über zweien.
Einer dient der Nord-Suedorientierung. Ich überlege kurz, mit dem Auto auf ebendiesen
zu fahren, mein Reiseführer meint allerdings, man solle das nicht ohne Eskorte der
Touristenpolizei versuchen. Auch Gruppen, und Gruppentouren werden zuhauf
angeboten, seien nicht ganz ungefährdet. Ich verzichte, man muss ja nicht mir Gewalt
auf einen Vulkan marschieren und oben in einen Abgrund starren. Oder in den Krater.
20. November 2012
Ich habe mir ein Auto ausgeliehen und mich gen Westen in die ehemalige Hauptstadt
Antigua aufgemacht.
Tagsüber ist es fast heiß, abends kühlt es merklich ab. Aus Temperaturgründen flüchte
ich in eine ihres Zeichens neapolitanische Pizzaria, die sich bei näherer Betrachtung als
Tempel der Geschmacklosigkeit herausstellt. Das Atrium ist mit einem Wellblech
überdacht, an den Wänden hängen kreuz und quer Bilder der WM 1982, in manchen
Winkeln baumeln leere Chiantiflaschen wie Bojen. Der einzige andere Gast schaut aus,
als hätte ihn einer der umliegenden Vulkane ausgespien. Und ich meine das nicht im
Sinn einer Eruption.
19. November 2012
In Guatemala City ist mir eigentlich kein einziger anderer Tourist untergekommen wenn
ich es mir so überlege. Eigentlich eine schöne, durchaus interessante Hauptstadt. Die
Leute sind hilfsbereit und genauso wie schon in Panama wirklich zuvorkommend.
Was ein wenig irritierend ist, sind die vielen bewaffnete Wächter. Nichts gegen kleine
Chinarestaurants am Stadtrand, aber muss man sie mit zwei Wachen versehen?
18. November 2012
Ich habe meine Reise heute fortgesetzt und bin nach Guatemala City geflogen. Die
Taxifahrt zum Flughafen war recht kurzweilig, zumal der Taxler und ich jeweils wilde
Tiere gemimt haben, die wir in Panama gesichtet haben. Meine Pantomime eines
Faultiers – gesichtet in Bocas del Tore - hat uns eine Zeit lang beschäftigt und recht gut
unterhalten.
Für einen internationalen Flughafen einer Hauptstadt ist es auf Guatemalas Flughafen
am späten Nachmittag erstaunlich entspannt zugegangen. Kaum Menschen, kaum
Taxis, alles sehr ruhig. Was einen ein wenig mißtrauisch stimmen könnte sind die vielen
bewaffneten Wachen. Ein kleines Lokal in der Nähe meines Hotels leistet sich gleich
zwei davon…
17. November 2012
Heute war der Tag der Tage: Es war grandios, einmalig, schwer zu beschreiben, was für
ein Gefühl! Ich bin den Panamakanal durchfahren vom Pazifik zum Atlantik, gute 80
Kilometer, über drei Staustufen hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter! Ein
alter Fiebertraum ist wahr geworden und das noch dazu bei Sonnenschein! Was für eine
Freude! Was für eine technische Meisterleistung!
Erhaltener Kommentar: Sonnenschein, großartige Leistung, ein Traum wird wahr! Nach
all dem Regen und Wanzen. Hoffentlich hält es ein paar Tage an. Gute Reise noch... ein
paar Fotos wären ganz schön... aber das klappt wahrscheinlich von der Übertragung
nicht.
15. – 16. November 2012
43
Ich bin weitergefahren nach Portobelo an der Karibikküste. Portobelo war ehemals
wichtigste Hafen für die Spanier, um Gold und Silber aus Peru nach Europa zu
verschiffen. Heute ist die kleine Hafenstadt heute völlig heruntergekommen und in die
absolute Bedeutungslosigkeit versunken. Sogar mir ist es hier fast zu abgerissen. Ich bin
wider Erwarten in einer Jugendherberge untergekommen, eine schlimme Erfahrung.
Kein Wasser, kein Strom, dafür ein Bar direkt über den Schlafgelegenheiten, wenn man
sie so nennen kann, die bis vier Uhr morgens in Betrieb war. Die Gäste: eine wilde
Mischung aus dem Alkohol zugeneigten, in erster Linie ankernden Bootsbesitzern,
sonstigen Aussteigern, ignoranten Studenten (Ah, in der einzigen Kirche gibt es eine
schwarze Jesusstatue? Ah, hier war einmal ein wichtiger Hafen? Ah, die Ruinen waren
wirklich
einmal
Befestigungsanlagen?)
und
einer
Mixtur
aus
lokalen
Leistungsverweigerern. Als dann irgendwann am Morgen doch wieder ein wenig Wasser
zur Verfügung gestanden ist, habe ich festgestellt, dass Bar und Bäder, wenn man
letztere so nennen kann, mit Flöhen übersät sind. Wenn ich es mir recht überlege habe
ich vorher eigentlich noch nie mit einem Handtuch Flöhe verscheucht.
14. November 2012
Zurück in Panama City. Ich wollte unbedingt ein Auto ausleihen und ein wenig mehr vom
Land sehen. Man hat mir einen Nissan gegeben, der jedem billigen Gangsterfilm aus
den 80-er Jahren alle Ehre gemacht hätte. Es ist weiß, hat abgedunkelte Scheiben. Ich
trage Hosen und fühle mich entsprechend wie Bonny ohne Kleid/Clyde. Die Frau von
der Autovermietung hat verschwörerisch auf das Reserverad im Kofferraum gedeutet.
Ich hoffe, es nicht verwenden zu müssen. Das Auto fährt bergab maximal 90 Kilometer
in der Stunde. Die Verfolgungsjagd müsste man also in slow motion filmen. Mir fällt auf,
dass die meisten Autos hier abgedunkelte Scheiben haben. Ich fahre gen Valle de
Anton. Eine Mücke oder wer weiß was reist mit und sticht mich etwa 20 Mal im Lauf der
Reise in ein und dasselbe Bein. Es regnet so stark, dass ich weder die
Baustellenmarkierungen, noch die Autos vor mir sehe. Die großen Schlaglöcher auf der
Panamericana bremsen besser als die Bremsen des Autos. Ich denke mir, hey, die
Panamericana, super, summe das Lied, das vor zwei Jahren der große Hit war.
Irgendwann biege ich nach El Valle ab. El Valle de Anton. Ich denke an Schifahren da
passt die Ortschaft im erloschenen Vulkan so irgendwie gar nicht dazu. Es gibt etliche
Wanderwege und eine Therme. Letztere besuche ich in den einzigen zwei regenfreien
Stunden. Ansonsten sitzen alle Reisenden auf der Terrasse des Hotels zusammen, ein
junger Israeli erzählt von seiner Angst, einberufen zu werden, nachdem Israel heute
Gaza angegriffen hat. Er fasst ganz gut zusammen, dass während er sich hier mit
goldenen Fröschen (eine ausstrebende in Panama beheimatete Spezies) befasst,
jederzeit ein Anruf kommen könnte, zurückzukommen. Und dass ihm, wenn er dem nicht
folgt, Militärgefängnis droht.
13. November 2012
Noch einmal Bocas del Drago. Vor ein paar Tagen war ich ja per Fahrrad dort, habe
aber dann die eigentiche Sehenswürdigkeit, den Seesternstrand, wetterbedingt nicht
besichtigen können (Sturzflut, mittlerweile ja bekannt, dass man hier die Regenzeit groß
schreibt!). Also heute per Bus und nicht per Fahrrad. In den ersten 20 Minuten ist der
Bus etwa 1,1 km weit gekommen. Wir haben zig Passagiere ge- und wieder entladen,
zudem Eis in Blöcken und Würfeln, Benzin in Kanistern, wir waren tanken und
irgendwann war dann der Fahrer auch beim zweiten Bier. Nach gut 50 Minuten haben
wir die 16 Kilometer dann aber doch geschafft. Die Seesterne, vier an der Zahl, waren
schön, aber in Bauchnabeltiefe und somit leider photographisch nicht abbildbar.
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12. November 2012
Die Magenverstimmung hält an und somit auch meine Diät aus trockenem Brot und
Cola. Dennoch bin ich auf einem Ausflug in den Inselachipell mitgefahren und habe mich
wacker durch den Tag gebracht. Am schönsten Strand, Zapatillos, habe ich mich in die
einzige Hängematte gerettet und von dort aus die Heldentat des Bootsführers, mir eine
Kokosnuss vom Baum zu holen, natürlich weder beobachtet, noch ausreichend
gewürdigt, was mir den restlichen Tag über vorgehalten wurde. Positiv daran war nur,
dass er danach auch nicht mehr auf E-Mail, Adresse, Telefonnummer, Handynummer
und (!) Blutgruppe bestanden hat.
11. November 2012
Ich habe mir den Magen ein wenig verstimmt. Notiz an nich selbst, merke: a) Du magst
auch zu Hause keine Mayonnaise und b) Mayonnaisesalat in den Tropen kommt einem
klinischen Abführmittel gleich.
10. November 2012
Mein gesamter Oberkörper tut weh, insbesondere die Arme. Ich habe mich gestern wohl
zu sehr an dieses Korallensurfbrett geklammert. Also habe ich mir gedacht, das beste
sei wohl, ein Fahrrad zu mieten und zum anderen Ende der Insel zu fahren.
Zusammenfassend: Jetzt schmerzen mir auch noch die Beine. 20 Kilometer können
recht weit sein, wenn man in brütender schwüler Hitze ohne Gangschaltung mit platten
Reifen über höchst hügeliges Gelände durch Mangrovenwälder strampelt. Dass mich ein
kleiner Bub auf einem Pferd überholt hat, hat nicht unbedingt zu meiner Motivation
beigetragen. Zumal er immer wieder und nicht ohne Schadenfreude hinter der nächsten
Kurve oder dem nächsten Hügel gewartet hat, um mich wieder zu grüßen, zu fragen, ob
ich an den Strand führe und um dann an mir vorbeizugalloppieren.
9 . November 2012
Heute war der einzige regenfreie Tag und insofern der ideale Tag für einen
Bootsausflug. Und so war ich nicht nur bei einem Schnorchelausflug, sondern bei etwas,
das sich Coral Surfing nennt. Ein unglaubliches Erlebnis. Man hät sich an einem
Fiberglasding fest, das entfernt aussieht wie Flügel und wird an diesem Flügelding hinter
einem Boot hergezogen. Wenn man die Flügel nach unten drückt, taucht man ab und
gleitet in einem unglaublichen Tempo über die Korallen. Zum Luftholen hebt man die
Flügel an und taucht so wieder auf. Wenn man die Flügel gegeneinander verdreht,
schlägt man unter Wasser Piruetten, was ich schulterbedingt unversucht gelassen habe.
8. November 2012
Bocas del Toro ist aufs erste Hinsehen wie man sich Onkel Tom's Hütte vorgestellt hat:
Die ganze Ortschaft besteht aus bunten, windschiefen, in sich beinahe
zusammenfallenden Holzhäusern, es gibt so gut wie keinen Verkehr, es herrscht
tropische, leicht feuchte Hitze und das nächste Gewitter und die nächste Intrige können
nicht weit sein. Den lokalen Antihelden, Captain Jack Sparrow, habe ich auch schon
kennengelernt. Wenn man sich einen Spatzen vorstellt, mit aus dem Dunkel
hervorstarrenden Augen, die einem bis auf den Grund der Seele schauen, einem
stechenden, erst die Handfläche, dann auf die eigenen Augen fixierenden Blick, dann
hat man Jack Sparrow, Black Sparrow vor sich. Er wollte mir meine Zukunft
vorhersagen. Ich habe auf morgen vertagt mit dem Argument, nachdem es sich ohnehin
um die Zukunft handelt, könne man das ja auch manana angehen.
7. November 2012
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Bin ich also mit dem Taxi zum Causeway Amador gefahren, dem Landstreifen, der
übriggeblieben ist beim Bau des Panamakanals, der den Eingang zum Kanal abzeichnet
und den Kanal zur Stadt hin abschirmt. Aufgrund akuter Überwältigung angesichts des
Kanals und seiner Geschichte sinke ich in einen Stuhl im örtlichen Yachtclub. Nach
einem feinen Mittagessen mache ich mich die 3 oder 4 Causewaykilometer gen Süden
auf und werde nach etwa 500 Metern vom tropischen Regen meines Lebens überrascht.
Ich habe eine Schirm und die Hoffnung, dass der Guss gleich vorbei ist. Nach 30
Minuten unter einem Mangobaum und erwähntem Schirm aus Sri Lanka, der
interessanterweise Wasser durch lässt, bin ich durch und durch nass. Man könnte
wahrscheinlich eine neue Sportart ausrufen, walken im nassen Dress. Stellen Sie sicher,
eine triefend nasse Leinenhose zu tragen, kippen sie jeweils einen guten halben Liter
Wasser in ihre Schuhe, hängen sie sich einen schweren Rucksack um und stellen Sie
sich vor, am im Nebel versunkenen Panamakanal entlangzulaufen. Stellen Sie sich insbesondere, wenn Sie Anfänger sind - gegebenenfalls in einer Telefonzelle von
Cable&Wireless unter und versuchen Sie, mit dem wasserdurchlässigen Schirm den von
außen hereinströmenden Regen abzuwehren. Niemand wird Sie mit einem Collect Call
zurückrufen wollen, was weiters nichts ausmacht, zumal Sie zum Telefonieren ohnehin
keine Hand frei hätten. Denken Sie bei all dem positiv.
Ich schleppe mich voran, marschiere schnell, erreiche irgendwann eine Art Zivilisation,
falle in ein Geschäft ein und verlautbare, ich sei "kind of wet". Die Verkäuferin steckt
mich in einen Ultramini aus Jeansstoff, das einzige Kleidungsstück, das mir zu passen
scheint, ein Top und mehr oder weniger passende (gelbe!) Habaneros-Flip-Flops. Fortan
bleibt jeder Taxler stehen. Ich habe etwas über Tarnkappen gelernt…
6. November 2012
Ich bin gebeten worden, ein wenig detaillierter zu erklären, was ich damit meine, dass
die wenigen Menschen in Panamahüten besser gekleidet sein könnten. Nun, ich würde
mir Männer in leichten, braunen Sommeranzügen, hochglanzpolierten Schuhen,
Spazierstöcken und kleidsamen Panamahüten wünschen, die auf den Kanal schauen,
einen Sundowner trinken und dabei ihren Arbeitern zurufen, während sie die Fracht
löschen oder sonst geschäftig herumeilen.
5. November 2012
Heute war ein Feiertag in Panama, der “Erste Schrei der Unabhängigkeit” von
Kolumbien. Folglich waren die Straßen der Altstadt, des Casco Viejo, leer. Die wenigen
Menschen, denen ich begegnet bin, haben mich gegrüßt, als sei ich eine der Ihren was
haut- und haarfarbemäßig unwahrscheinlich wirkt. Ein Kanadier, in Pension und seit
kurzem zugezogen, hat mir eindringlich dazu geraten, mich nur in Menschenmengen
und in unmittelbarer Nähe größerer Gruppen aufzuhalten, was angesichts der
gähnenden Leere auf den Straßen um uns leicht ironisch geklungen hat.
4. Dezember 2012
Die Zeit in Washington war viel zu schnell um, eine tolle Stadt mit vielen Gesichtern.
Meine Weiterreise nach Panama war unkompliziert, entspannt und völlig problemlos.
Der Platz neben mir war frei, meine Getränke habe ich diesmal nicht über Mitreisende
oder Gepäck verteilt und auch ansonsten waren die 4h bald um.
Zumindest die Touristen am Flughafen tragen Panamahüte, sind aber leider auch nicht
annähernd so elegant gekleidet, wie ich das gerne hätte.
Erhaltener Kommentar: Dein Leben würde ich gerne haben. Ehrlich. War noch nie in
Panama. Ist das nicht dort, wo der Suez Kanal ist. Würde auch gerne reisen!
46
3. Novemer 2012
Amerika scheint sich zu verändern. Mikrobrauereien sind der letzte Schrei in
Washington. Ich habe ein „Duck Rabbit Milk Stout“ getrunken, das beschrieben war wie
folgt: es schmekct nach Schokolade, Kaffee und getostetem Malz. Und so hat es dann
auch wirklich irgendwie geschmeckt und vor allem gerochen. Interessant! Das Fat Tire
(in etwa: dicker Reifen) habe ich dann nicht gekostet.
2. November 2012
Die Jefferson Bibliothek in Washington DC war bzw. ist in drei Sektionen aufgeteilt:
Erinnerung, Vernunft und Vorstellung. Dazu gibt es noch 44 Subkategorien. Ich sollte
meine Bücher auch wieder einmal neu sortieren…
1. November 2012
Meine Reise nach Amerika war unspektakulär, wenn man davon absieht, dass ich mir
ein Glas Cola über den Schoß und somit die einzige Jeans gekippt habe, die ich
mithabe. Das meiste hat allerdings die Süddeutsche abgefangen. Der Rest, der auf
meiner Tasche gelandet ist hat gezeigt, dass die Tasche zum Glück aus
colaabweisendem Material zu sein scheint. Die Dame neben mir oder sagen wir deren
offene Tasche hat im Vergleich nicht so klass ausgesehen, nachdem ich die Reste ihres
Baileys umgeschmissen habe. Na ja, auch so ein Flug mit demütigenden und leicht
hasserfüllten Blicken von nebenan geht vorbei.
25. Oktober 2012
Bin über ein paar alte Notizen gestolpert, eine davon war: Ich fühle mich wie eine nasse
Bettdecke in einem Null-Sterne-Hotel.
24. Oktober 2012
Somehow I found the so-called pretotyping manifesto on the web. Pretotyping more or
less stands for "Fake it before you make it.": http://www.pretotyping.org/ So the
manifesto reads:
- innovators beat ideas
- pretotypes beat producttypes
- data beats opinions
- doing beats talking
- simple beats complex
- now beats later
- committment beats committees
23. Oktober 2012
Aus der Kategorie da siehst es, da hast es: „In der Biedermeierzeit war der „Herr Papa“
traditionell das Oberhaupt der Familie. Es gehörte daher zum guten Ton, bei
Verabschiedungen dem Hausherrn einen Gruß zu übermitteln: „...und schöne Grüße an
den Herrn Papa!“ Geblieben ist „...Papa“, was in österreichischen Dialekten typisch
weich ausgesprochen zu baba mutierte. Siehe auch weiter unten: „Dann bis später!“ „Ja, baba!“ (hätte früher so gelautet: „Ja und liebe Grüße an den Herrn Papa!“)“
http://de.wiktionary.org/wiki/baba
21. Oktober 2012
Anscheinend gibt es eine ziemlich Aufregung rund um die jüngste Ausstellung im Wiener
Leopoldmuseum.
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20. Oktober 2012
Wie würde unsere Welt ausssehen, wenn es Hühner auf Snowboards gäbe?
Erhaltener Kommentar: Einfacher. Wie würden Schaukelstühle aussehen, wenn unsere
Knie sich auf die andere Seite durchbiegen würden?
19. Oktober 2012
Innovation a la Dilbert: Als ersten Schritt: Haben Sie eine Idee! Und dann, als zweiten
Schritt: Füllen sie beiliegendes Formular aus…
18. Oktober 2012
Aus der Sammlung bemerkenswerter E-Mail-Abwesenheitsmeldungen: “Bin für den Rest
des Tages nicht mehr im Büro. Diese E-Mail enthält absichtlicherweise keine Adresse
oder Telefonnummer, um Spammails und sonstigen Belästigungen entgegenzuwirken.
17. Oktober 2012
Ein Anruf bei der Computerhotline. Niemand nimmt ab, dafür wird mir die gesamte
Länge der „Kleinen Nachtmusik“ vorgespielt. Na gute Nacht denkt sich meinereiner. Und
bekommt prompt mitgeteilt, das Computerproblem sei schwebend und unerledigt in der
Kategorie „ich habe ein ANDERES Problem“ abgelegt worden.
16. Oktober 2012
Wir haben es ja schon lange vermutet und nun geht endlich eine Studie auf die positive
Korrelation von Schokoladeverzehr pro Land mit der Anzahl der Nobelpreisträger
selbigen Landes ein.
15. Oktober 2012
Erst neulich ist mir empfohlen worden, meine Obsessionen auf anderes zu verlegen.
Trotzdem muss ich es hier erwähnen. Es gibt einen beunruhigenden Trend zu braunen
Autos. Man möge mich an dieser Stelle bitte nicht falsch verstehen. Es handelt sich nicht
bloß um ein paar kleine braune Autos eher bedeutungsloser Nischenhersteller, nein,
gerade die größten und extravagantesten Autos kommen in, was man im heutigen
Sprachduktus nicht mehr 50 Shades of Grey (50 Grauschattierungen), sondern 50
Schattierungen von Durchfall nennen wird müssen.
Erhaltener Kommentar: Es gibt doch nichts schöneres als fäkal-metallic!
7. Oktober 2012
6. Oktober 2012
Situation in einem Geschäft für Künstlermaterial: Ein Mann kommt näher, aufgeregt. Er
sagt, einer müsse bestimmt hier Künstler sein und er würde hoffen, endlich eine
verlässliche Auskunft darüber zu erhalten, wer ihm auf Auftrag Vexierbilder, Kippbilder
malen könne. Eine bayrische Landschaft wäre schön und zwar eine solche, die bei
genauerer Betrachtung, auf den Kopf oder auf die Seite gestellt, eine schöne Frau
darstellen solle. Akte könne man ja ins Schlafzimmer und bayrische Landschaften in die
Bauernstube hängen, so man eine solche sein eigen nenne. Unter der Annahme, und
hier kommt mein eigener Gedankensprung, dass die Bauernstube im Keller und ohne
Fenster ist, kann man sich die bayrische oder welche Landschaft auch immer ohnehin
nur ausmalen und somit auch ausgemalt an die Wand hängen kann. Ein wenig wie
Malen nach Zahlen. Leider konnte dem Mann nicht geholfen werden. Kippbilder
bayrischer Landschaften sind eine künstlerische Marktlücke.
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5. Oktober 2012
T-Shirt Aufdruck: Ich kann besser küssen als kochen!
4. Oktober 2012
T-Shirt Aufdruck: Get rid of the sadness, return to the madness!
3. Oktober 2012
Hatte eine kurze Diskussion anlässlich der überbordenden Verwendung des Wortes
jedoch. Ende der Diskussion war die relativ geschlossene Ansicht, dass das Wort an
sich überbewertet sei, man es keinesfalls an den Anfang eines Satzes stellen solle und
es einem, in der Mitte des Satzes verwendet noch einmal die Gelegenheit gibt, über das
eigentliche Ende des Satzes nachzudenken und es gegebenenfalls auch kurzfristig noch
umzustoßen.
2. Oktober 2012
Zeitenwende? Ich habe endlich wieder ein Auto!
Zu den Kommentaren: Es ist ein Audi A2.
1. Oktober 2012
Die Heilung für Langeweile ist Neugier. Es gibt keine Heilung für Neugier.“ Dorothy
Parker
30. September 2012
Ein indisches Sprichwort sagt: Konzentriere Dich auf die Taten und nicht auf die
Ergebnisse.
29. September 2012
„Ja, es gibt Momente, wie in diesem Moment, wie heute Abend, da es beinahe den
Anschein hat, als sei ich dem Reich des Möglichen wieder anheimgegeben. Dann geht
es vorbei, ich bin wieder weit weg, ich habe noch eine Geschichte in weiter Ferne, ich
erwarte mich in der Ferne, damit meine Geschichte beginne, damit sie ende, und wieder
kann diese Stimme nicht meine sein. Dahin ginge ich, wenn ich gehen könnte, der dort
wäre ich, wenn ich sein könnte ...“ Samuel Beckett, Erzählungen und Texte um Nichts.
28. September 2012
Wie traurig: In der Schütte einer Buchhandlung finden sich zahlreiche Syrienlandkarten
zum Abverkaufspreis von 2.50 Euro. Auch die Geographie des Iraks und die von Köln
(!) scheinen nicht mehr zeitgemäß.
27. September 2012
T-Shirt-Aufdruck: Gestresst, unterdrückt, aber gut angezogen.
26. September 2012
Absurdistan live: Am Brüsseler Flughafen gibt es eine vom belgischen Energieversorger
gesponsorte Laptop- und Handyladestation, wobei aus den Steckdosen nur dann Strom
kommt, wenn man am als Heimtrainer gestalteten Sitz Platz nimmt und in die Pedale
tritt. Mein Handyakku ist leider insgesamt schon so altersschwach, dass ihm auch
gefühlte 10 km spätabendliche Radlstrecke nicht zum Wiederaufleben gereicht haben.
25. September 2012
Was für ein interessantes Firmenmotto: “Europa glaubt nicht an Opportunismus.”
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24. September 2012
Melancholie? Ein Mops ist an seiner roten Leine an einen Jugendstilkaffeetisch
gebunden. Alles schaut auf den Mops. Der Mops schaut in den Brüsseler Herbst.
23. September 2012
Vielleicht wiederum kein Beitrag zum Thema Mode, aber trotzdem recht interessant:
Hier kann man ein Fahndungsbild von sich anfertigen lassen.
http://www.bbcamerica.com/copper/mugshot-yourself/
22. September 2012
Da ich regelmäßig gebeten werde, mehr in Richtung Modeempfehlungen und
Verhaltenstips für angehende Assistentinnen zu erteilen, sei an dieser Stelle eine
Schuhseite empfohlen. http://www.damenschuh.de/
21. September 2012
Ratschläge von Mann zu Mann, 7 Tage die Woche findet man auf dieser Internetseite,
die es sich zum Ziel gemacht hat, Männer eine Frage beantworten zu lassen, nämlich:
Wenn Sie einem Mann einen einzigen Ratschlag zum Thema Liebe geben müssten, wie
würde er lauten? http://www.themansguidetolove.com/
20. September 2012
Was andere Blogger potentiellen Kommentatoren sagen: “Zum Kommentarfeld: Bitte
schreiben Sie einen Kommentar, um Ihre eigene Ignoranz, Ihre Unvertrautheit mit
empirischen Daten und Ihre Fähigkeit, bereits diskreditierte Memen wiederzugeben
sowie Ihren Mangel an Respekt für wissenschaftliche Erkenntnisse darzulegen. Stellen
Sie bitte auch sicher, Pseudoargumente vorzubringen und gegen Dinge zu
argumentieren, die ich weder gesagt noch impliziert habe. Bitte scheuen Sie sich nicht,
auch alles andere, was Ihnen sonst noch an Irrelevantem einfällt, anzuführen. Und
schlussendlich, bitte keine unangemessene Freundlichkeit, Sie sind ja hier anonym!“
http://www.ritholtz.com/blog/2012/09/around-the-globe-central-banks-flexmuscles/comment-page-1/#comment-639625
17. September 2012
Ich bin heute sehr intensive an dieses Veränderungstraining vom Sommer erinnert
worden. Angeblich unterscheidet unser Gehirn ja zwischen Bedrohungund belohung in
fünf Domänen: Status, Sicherheit, Autonomie, Verbundenheit und Fairness.
Hat es nicht geheißen, dass man bei Veränderungen eine oder mehrere Domänen
finden soll, auf die man Einfluss haben und somit das Belohnungssystem aktivieren
kann? Was macht man aber, wenn alle fünf zugleich herausgefordert werden, man keine
Wahl hat und schon gar keine Einflußmöglichkeit? Wie kann man das beheben?
16. September 2012
Voltaire hat angeblich einmal gesagt das Leben sei ein Schiffbruch, wir sollten nur nicht
vergessen, in den Rettungsbooten zu singen.
15. September 2012
Ich bin anscheinend unsichtbar und trage eine Tarnkappe. Ein Kollege schlägt bei mir im
Büro auf, steht etwa zwei Meter von mir entfernt und fragt mich, ob jemand von unserer
Abteilung da wäre. Ich sage ja und winke. Er scheint mich schemenhaft zu erkennen,
nickt irritiert und wirkt abwesend. Er erzählt eine unzusammenhängende Geschichte bei
50
der die wesentlichen Teile fehlen, sagt, Kollege A, der auf Urlaub ist, würde sich
auskennen. Er erwähnt aus unerfindlichen Gründen, er sei Italiener und wolle einen Text
korrigiert haben. Ich erfahre nicht, worum es in dem Text gehen wird, wie lange dieser
Text ist und wobei geschweige denn warum ich hier helfen soll. Dafür wird mir mitgeteilt,
ich würde ab jetzt alles in Kopie bekommen. Ich habe keine Ahnung, was alles bedeutet
und was alles mit diesem allumfassenden Alles auf mich zukommen wird.
13. September 2012
Plakat im Fenster einer Konditorei: Wir suchen Führungskräfte oder Nachmieter.
12. September 2012
Ich liebäugle seit längerem mit einer neuen Couch und bin auf einer namens Tom
probegesessen. Eine sehr bequeme und an sich angenehme Couch, allerdings hätte es
sie nur in schwarz und einigen anderen dumpfen Farben gegeben.
11. September 2012
Besuch in einem afghanischen Restaurant, samt einem Irrgang auf die dortige
Herrentoilette - die Pissoirkugeln sind meines Erachtens ein deutscher Alleingang, aber
ich war auch noch nie in Afghanistan, geschweige denn dort auf einer Herrentoilette gefolgt von einem Besuch in einer Cocktailbar, die als Getränkebegleitung Wasabinüsse
an Gummibärli serviert.
10. September 2012
Diese Webseite war jetzt einige Zeit nicht zu erreichen, weil die Server meines
Webhostingproviders sind Opfer einer Hackerattacke geworden sind…
2 – 9. September 2012
Nachtrag: Was kann ich von dieser Woche nachträglich berichten? Meine eigene Mutter
hat mich mangels Brille (meinerseits) nicht erkannt, einige Alpträume, die andere Margit
Brandl, die, die diesen Thomas geheiratet hat und deren Hochzeitsfotos ich seinerzeit
vom Fotografen bekommen habe (siehe Blogeintrag vom 7. September 2010), ist auf
eine Party eingeladen worden, wobei man mir zuvorkommenderweise die Einladung,
leider aber nicht wie beim letzten Mal auch das Zugticket hat zukommen lassen…
1. September 2012
Nicht mehr ganz tagesaktuell, aber trotzdem nett: Mr. Bean eröffnet die Olympischen
Spiele.
31. August 2012
Ein Highlight! Obama singt “Call Me Maybe” von Carly Rae Jepsen
30. August 2012
Ich bekomme interssante Zuschriften dieser Tage. So soll ich zum einen eine App
herunterladen, mit der ich virtuellen Kollegen ein Hackel ins Kreuz hauen kann, zum
anderen werde ich zu einer Diskussion zu den nächsten, dringend nötigen Schritten in
puncto Raketenabwehr eingeladen. Was passiert eigentlich gerade?
29. August 2012
Ich bin mir nicht sicher, ob es schlimmer ist, mit Immobilienmaklern (Stichwort:
Altbaujuwel) oder Gebrauchtwarenhändlern zu reden. Das Vokabular ist hier wie dort
gewöhnungsbedürftig, was bitte ist Vogelaugenahorn? So heißt es manchmal nämlich
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„Zierteile in Edelholz Vogelaugenahorn“? Und was ist ein Kneebag? Ein Airbag für die
Knie? Wenn ich den Begriff bei Wikipedia eingebe, kommt kein Eintrag sondern nur der
Hinweis auf einen „ähnlichen“ Begriff namens „Knebel“.
28. August 2012
Der neue Fiat 500 wird höchstwahrscheinlich eine eingebaute Kaffeemaschine haben.
Oder sie haben ein Auto um eine Espressomaschine herumgebaut, so genau ist das auf
den Bildern nicht zu erkennen.
24. August 2012
Laut dem Parkinsonschen Gesetz zum Bürokratiewachstum aus dem Jahr 1955 dehnt
sich Arbeit in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht und
nicht in dem Maß, wie komplex sie tatsächlich ist. Als Beispiel wird eine ältere Dame
angeführt, die einen ganzen Tag dafür braucht, ihrer Nichte eine Postkarte zu senden.
Erst braucht sie eine Stunde für die Wahl der Karte, eine weitere, um ihre Brille zu
finden, eine halbe Stunde, um die Adresse der Nichte zu finden, eineinviertel Stunden,
um den Text zu verfassen und zwanzig Minuten für die Entscheidung, ob sie für den
Weg zum Briefkasten einen Regenschirm mitnehmen soll. Den Kontrast bildet der
vielbeschäftigte Mann, der die gleiche Aufgabe in drei Minuten an seinem Schreibtisch
erledigt. Wobei hier natürlich anzumerken ist, dass das in dem Fall nur der Onkel wäre
und dieser vielleicht insgesamt nicht mit der Tante vergleichbar ist.
23. August 2012
T-Shirt Aufdruck: Born to grill.
22. August 2012
Entweder Hitchens oder Dawkins hat gesagt: “Blasphemie ist ein Verbrechen ohne
Opfer”.
20. August 2012
Teil vier und somit leider der letzte Teil des Trainings zum Thema Veränderungen und
Auswirkungen von Veränderungen im Gehirn hat sich auf das Thema „besser mit
anderen reden“ befasst.
Das Problem ist, dass es so etwas wie neuronale Vielfalt gibt: nach diesem Konzept
verarbeiten Menschen (Sinnes)eindrücke auf unterschiedliche Weise. Auch sehr
grundlegende und in Experimenten gleichgelagerte Erfahrungen wie etwa Schmerz
nehmen wir wie es scheint auf sehr unterschiedliche Weise wahr. Wenn es um
komplexe Sachverhalte geht wird das noch deutlicher.
Hinzu kommt der sogenannte „falsche Konsens“: Die Idee hierbei ist, dass es schwer
vorstellbar ist, dass andere etwas nicht wissen, was man selbst weiß. Und es ist noch
schwieriger, sich gedanklich zu dem Stadium zurückzubegeben und sich vorzustellen,
wie es war, als man selbst die entsprechende Erfahrung noch nicht hatte. Deshalb
gehen wir oft davon aus, dass andere mit ihren anderen Ansichten falsch liegen.
Bei der Interaktion mit anderen sollte man einen Weg finden, sich im Gespräch
konstruktiv über Dinge auszutauschen, die in der Zukunft liegen, statt über Probleme zu
streiten, die in der Vergangenheit aufgetreten sind. Dabei geht es auch darum,
Vertrauen zu schaffen und Kooperation zu betonen. Jemand, der verunsichert wird oder
sich seine Zukunft ungewiß ist, hat weniger Ideen. Um die Sicherheit im allgemeinen zu
erhöhen, ist es gut, über Emotionen zu sprechen und Dinge nicht ungesagt zu lassen.
Implizite Dinge explizit auszudrücken schafft Gewissheit und somit Sicherheit. Zudem
kommt es oft darauf an zu wissen, was man kontrollieren kann und was nicht. Um das
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herauszufinden, ist es unerlässlich, wann immer es geht Fragen zu stellen. Je eher man
das Gefühl hat, zu einer gemeinsamen Gruppe zu gehören, desto eher kommt Empathie
ins Spiel und desto leichter wird es dann, sich auf gemeinsame Ziele zu konzentrieren.
Authentizität, Fairness und Transparenz sind dabei ebenso wichtig wie das Einhalten
von Versprechen und, wenn genau das einmal nicht möglich ist, eine adäquate
Entschuldigung.
Bei der Auswahl dessen, worauf wir uns konzentrieren, gehen wir von der Vision zur
Planung, konzentrieren und dann gerne auf Details und Probleme und wenn alles schief
geht auf pures Drama.
Im Visionsstadium fragen wir uns (z.B. in einer Gruppe), warum wir etwas wollen und
was es genau ist. Das erfordert konzeptionelles Denken über die Zukunft, etwas, worin
wir Menschen nicht besonders gut sind oder viel Zeit damit verbringen wollen.
Sobald wir wissen, wohin wir wollen, planen wir, wie wir am besten dorthin gelangen.
Das ist greifbarer als das Erstellen einer Vision, aber immer noch bewegen wir uns in
Gedanken über die Zukunft was schwieriger ist, als über Details nachzudenken. Wir
neigen dazu, Konketes über Konzeptionelles zu stellen, sollten uns aber dennoch Zeit
nehmen, eine Vision un einen entsprechenden Plan zu erarbeiten.
Sobald wir wissen, wohin wir gehen und wie wir dorthin kommen, müssen wir die Details
planen. Die meisten Menschen konzentrieren darauf ihre meiste Energie.
Ein Fokussieren auf Probleme kann von Vorteil sein, aber unser Gehirn bleibt schnell im
Negativen stecken verliert den Überblick über Vision und Plan. Der einzige gangbare
Weg, Probleme anzugehen ist das Suchen nach Lösungen.
Wo Vision, Planung, Detailorientierung und Problemlösung auseinandergefallen sind,
bleibt nur noch eine emotionale Reaktion übrig, Drama. Manchmal ist es notwendig,
einige Zeit im Dramazustand zu verbringen, zum Beispiel im Laufe eines persönlichen
Trauerprozesses, aber ansonsten ist dieses Stadium oft kontraproduktiv.
Insgesamt kann man sich mit anderen gemeinsam folgende Fragen stellen:
Was haben wir gemeinsam?
Was wollen wir erreichen?
Wo wollen wir am Ende dieses Gesprächs sein?
Wie sieht die Realität aus und wo stehen wir jetzt?
Was wissen wir über die Situation?
Welche Wege bieten sich uns und was sind die Alternativen?
Worauf sollen wir unsere Energie jetzt konzentrieren?
15. August 2012
Schon erstaunlich, was die Sonne mit einem Gesicht oder Teilen eines Gesichts
machen kann. Englische Trucker können vermutlich die andere Wange hinhalten.
http://www.welt.de/vermischtes/article106416402/Der-Sonnen-Trucker-mit-den-zweiGesichtern.html
14. August 2012
Auf Youtube findet man sogar den Tarzanschrei:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=MwHWbsvgQUE
11. August 2012
Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit –
Erasmus von Rotterdam.
10. August 2012
Jetzt ist die gute alte Zeit, von der wir in 10 Jahren sprechen werden.
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9. August 2012
Ich lese gerade Richtlinien, die sich an Onlineautoren wenden und dabei helfen sollen,
verständlichere, bessere und somit auch eher gelesene Texte für die Onlinewelt zu
erstellen. Einer der vielen nützlichen Vorschläge lautet, die „Äußerung einer
persönlichen Meinung, sowei Ironie und Sarkasmus tunlichst zu vermeiden“. Wenn ich
diesen Ratschlag befolgen würde, käme dieser Blog zu einem sofortigen Stillstand! Und
ich glaube ich rufe an dieser Stelle besser nicht zu Kommentaren auf…
Erhaltener Kommentar: Ich würde darum ersuchen, persönliche Meinung, Ironie und
Sarkasmus tunlichst nicht aufzugeben, genausowenig wie andere hilfreiche Ratschläge.
6. August 2012
Bahnfahren ist abenteuerlich. Und wieder habe ich eine meiner mit teurem Lehrgeld
erkauften Binsenweisheiten meiner Weltreise hintangestellt, nämlich immer VORHER zu
testen, ob es auch fließendes Wasser gibt, BEVOR man sich über reichlich vorhandene
flüssige Seife freut. Es hinterläßt kein gutes Gefühl auf der Haut, Seife etwa 12 Stunden
vor der nächsten Waschgelegenheit unverrichteter Dinge in ein Handtuch zu schmieren
und dabei den Ausführungen des Boardpersonals zu lauschen, man möge so wenig wie
möglich trinken, da auch die Zugstoiletten mangels Spälwasser eher unbenutzbar sind.
4. – 5. August 2012
Neapel ist ganz so, wie eine (italienische) Stadt für mich sein soll: wild, durcheinander,
skurril, unsauber, ungeordnet, freundlich, unaufgeregt, auf eine eigenwillige Art schön.
Auf den Straßen steht immer wieder Sperrmüll. Ich frage mich ja immer wieder, was
Menschen dazu bewegt, schmutzige, in sich zusammengesunkene Doppelbettmatratzen
vor die Haustür zu lehnen. Oder ganze Haustüren vor die Haustür zu stellen, oder beim
Nachbarn anzulehnen. Ist der Wechsel der Matratze oder, in ganz krassen Fällen, der
Tausch der Matratze und der Haustüre das ultimative Ende einer Liebe?
30. Juli 2012 – 3. August 2012
Die UNESCO sollte Rom mangels Verdreckung den Weltkulturerbestatus aberkennen.
Sogar die Hundsdreck-am-Gehsteigquote geht gegen Null. Ende Juli hat man angeblich
mehr als eine halbe Million Euro aus dem Trevibrunnen gefischt. Ich habe meine Münze
über die Schulter hineingeworfen und somit höchstwahrscheinlich dazu beigetragen,
dass auch in Zukunft genug Geld für die Reinigung der römischen Straßen zur
Verfügung steht.
Andere Beobachtungen:
Ein Amerikanischer Tourist fragt seine sichtlich bereits gequälte Fremdenführerin: Und,
hat man die Sklaven seinerzeit eigentlich gut bezahlt? Wie war das gleich mit dem
Konzept der Sklaverei und dem Konzept, es gäbe keine blöden Fragen?
Ein Pilger in weiß liegt an einer Straßenkreuzung auf dem Rücken unter einem
Heiligenbild, das das Haus an der Kreuzung ziert. Er hält beide Arme nach oben
gestreckt und hält so den Himmel hoch, oder doch nur den Vollmond?
29. Juli 2012
Alle Wege führen nach Rom aber natürlich ist das in Rom selbst orientierungsmäßig ein
Problem.
28. Juli 2012
Rom ist sauber und wirkt aufgeräumt, etwas, mit dem ich so eigentlich nichtgerechnet
habe! Der Papst berichtet in der deutschsprachigen Ausgabe von L’Osservatore
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Romano über das Leben und Wirken von Guglielmo Marconi und dessen
bahnbrechenden Beitrag zum Mobilfunk. Nebst einer Uni in Rom sei in Ancona ein
Museum nach ihm benannt und ein Mondkrater auf der Rückseite (!) des Mondes. Was
ist aus Italien nur geworden…
27. Juli 2012
Man sagt, dass eine leicht hochgezogene Augenbraue genug ist, um einem intelligenten
Menschen eine umfassende Botschaft zukommen zu lassen. – Farahad Zama, The
Wedding Wallah.
26. Juli 2012
„Wenn weniger mehr ist dann ist nichts alles. Man muss daher weniger machen, sonst
hätte man alles. Und dann gäb es kein Ziel mehr. Aber um weniger zu machen, muss
ich erst mehr machen um etwas weg lassen zu können.“ - Uta Köbernick
http://oe1.orf.at/programm/306663#
25. Juli 2012
Grandios, Gunkl über Inkontinenz bei Dorfers Donnerstalk.
24. Juli 2012
Die EU ist sehr darauf bedacht, Urlaubern mit sachdienlichen Informationen
entgegenzukommen. Diejenigen, die ein Haustier mit in den Urlaub nehmen wollen,
werden darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie für die Tiere eine gültige Tollwutimpfung in
ihrem Heimtierausweis brauchen, wenn sie mit dem Hund in ein anderes EU-Land
reisen. Für Irland, Finnland, Malta und England muss das Tier einer Anti-ParasitenBehandlung unterzogen werden, wobei diese Regeln nicht nur für Hunde gelten,
sondern gleichfalls für Katzen und Frettchen (!).
23. Juli 2012
Sommer 2012: Hab gelesen morgen sollen es 16 Grad werden. Mir ist vor Freude fast
der Glühwein aus der Hand gefallen... Zeit Online
21. Juli 2012
T-Shirt Aufdruck mit der Tendenz zum besten Aufdruck des Jahres: Villenlos.
20. Juli 2012
Dialog: A: Bei mir war noch nie etwas einfach. Es wäre zu einfach wenn es einfach nur
einfach wäre. B: Aber wenn es einfach wäre, wäre es einfach.
19. July 2012
Der dritte Teil des Trainings zum Thema Veränderungen und Auswirkungen von
Veränderungen im Gehirn hat sich mit dem Thema Regulieren der eigenen Emotionen
beschäftigt. Seine eigenen Emotionen zu regulieren ist der Schlüssel dazu, trotz Stress
fokussiert zu bleiben. Stress reduziert kognitive Ressourcen gerade dann, wenn man sie
am dringendsten benötigt. Wenn eine Situation Bedrohung und Unsicherheit auslöst,
und einfach nicht so ist, wie man sie erwartet hat, erzeugt das Stress. Mäßiger Stress ist
kein Problem, es ist nur der anscheinend unbewältigbare Stress, der uns enorm unter
Druck setzt. Als Gesellschaft neigen wir dazu, unsere Gefühle zu unterdrücken. Aber je
mehr man übt, seine Emotionen in Worte zu fassen, desto besser kann man sie fassen.
Auch die Ergebnisse der Neurowissenschaft zeigen uns, dass wir besser beraten sind,
wenn wir unsere Gefühle weniger unterdrücken und uns besser darauf konzentrieren,
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unsere emotionalen Zustände mit Worten zu beschreiben. Je öfter wir das tun, desto
einfacher wird es und desto schwächer und bewältigbarer werden die Emotionen, die wir
vorher noch als unbewältigbar empfunden haben. Gleichzeitig haben wir auch wieder
mehr Ressourcen für bewußte und unbewußte Prozesse frei. Wenn wir das, was wir
empfinden in Worte fassen, fühlen wir uns besser. Der Schlüssel ist nicht unbedingt,
ununterbrochen über unsere Gefühle zu sprechen, aber sie zu benennen.
Eine solche Bennenung ist besonders dort hilfreich, wo wir uns milde bedroht fühlen.
Nach der Benennung kann eine Neubewertung stattfinden. Mit einer Neubewertung
ändern wir unsere Antwort auf eine Situation und können die Bedeutung einer Situation
verändern. Das Neubewerten ist eine Fertigkeit, die wir zwar alle haben, grundsätzlich
aber verbessern sollten. Neubewerten erfordert, seine eigene Sicht der Dinge zu
verändern, sich in jemanden hineinzuversetzen und die Dinge so zu betrachten, wie
diese Person sie möglicherweise sieht. Oder eine Situation so zu sehen, wie man sie
selbst sehen würde, wäre man selbst in einer anderen Situation. Es ist schwer, seine
Perspektive in einem bestimmten Moment zu ändern. Man muss schnell sein mit der
Neubewertung, schneller als es dauert, bis die eigenen Emotionen einsetzen.
Der nächste und darauf aufbauende Schritt ist es, die eigenen Emotionen zu regulieren.
Es gibt immer zwei Möglichkeiten, eine Situation zu einem bestimmten Zeitpunkt zu
erleben, nämlich entweder mit dem erzählerischen Netzwerk oder dem Netzwerk der
direkten Erfahrung.
Mit dem erzählerischen Netzwerk denkt man über die Vergangenheit, die Gegenwart
oder über Menschen nach. Man denkt an Ideen, anstatt Informationen von außen oder
von anderen wahrzunehmen. Hier geht es also ums Denken, Planen,
Strategieentwickeln und ums Tagträumen.
Das Netzwerk der direkten Erfahrung arbeitet nicht, wenn man das erzählende, narrative
Netzwerk nutzt. Direkte Erfahrung bedeutet, Informationen von der Welt um einen herum
wahrzunehmen. Dieses Netzwerk verbindet das sensorische System einschließlich der
inneren Sinne (wie Gefühle des Unwohlseins oder Schmerzen) und verknüpft die
einzelnen Sinnesreize. Wenn wir einen unserer Sinne zu aktivieren, aktivieren wir alle
anderen Sinne mit.
Wenn wir das Netzwerk der direkten Erfahrung aktivieren, deaktivieren wir folglich das
erzählerische, narrative Netzwerk. Wir erweitern unsere Möglichkeiten, Informationen zu
verarbeiten und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit für Gedankenblitze. Die
Aufmerksamkeit auf den Augenblick zu lenken und sich in die Gegenwart zu versetzen,
aktiviert bestimmte Areale im Gehirn. Das Umschalten zwischen den beiden inneren
Netzen und die Fokussierung der Aufmerksamkeit verringert Stress. Je mehr wir uns auf
undere direkten Empfindungen konzentrieren, auf unsere Gefühle und direkten
Erfahrungen, desto mehr können wir unsere Emotionen regulieren.
Erhaltener Kommentar: Interessanter Blog. Ich brauche einen guten neuen
Psychoanalytiker.
18. Juli 2012
Bevor du handelst, höre zu. Bevor du reagiert, denke nach. Bevor du ausgibst, verdiene.
Bevor du kritisierst, warte. Bevor du betest, vergib. Bevor du aufgibst, versuch es. Ernest Hemingway
17. Juli 2012
Für einen Mann von Welt ist das Universum ein Vorort. - Edward St. Aubyn
16. Juli 2012
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Man kann Dinge nur aufgeben, wenn sie anfangen, einen im Stich zu lassen. - Edward
St. Aubyn
15 July 2012
Man würde annehmen, die Schweizer machen alles richtig. Aber, was kann ich sagen,
ich habe eine schweizer Wasabischokolade aus gutem Hause gekauft. Regelmäßige
Leser dieses Blogs werden meine Hassliebe zu Wasabi kennen (siehe Einträge zu
Wasabinüssen vom 19. Dez 2008, 8. Feb 2009, 18-19 April 2009, zu Wasabikäse vom
10. Dez 2011, zu Wasabikartoffelchips vom 2. Juni 2011 und zu Wasabierbsen vom 1
April 2011). Aber zurück zur Schokolade, die kunstvoll “à la pointe de wasabi” heißt und
wie ein Nutellabrot mit Wasabinüssen schmeckt. Oder eigentlich schlimmer, wie ein
Nutellabrot mit Kren.
Erhaltener Kommentar: Guter Blog aber ein wenig schwach bezüglich
Sekeretärinnenmode und Verhaltenshinweisen.
14. Juli 2012
Der Spruch des Tages: Es gibt Menschen, die von allen Seiten perfekt aussehen: von
vorne, von hinten, von recht, von links… doch nicht von innen.
13. Juli 2012
„Es war schwer herauszufinden, was die Erwachsenen meinten, wenn sie Dinge sagten.
Eines Tages hatte er einen Weg gefunden zu erraten, was sie meinen könnten: nein
bedeutete nein, möglicherweise hieß vielleicht, ja möglicherweise und vielleicht nein,
aber das System funktionierte nicht richtig, und so zog er für sich den Schluß, dass
möglicherweise alles vielleicht bedeutete“.
12. Juli 2012
Ein Gedankeist eine Idee auf der Durchreise. Pythagoras
11. Juli 2012
Teil zwei des Trainings zum Thema Veränderungen und Auswirkungen von
Veränderungen im Gehirn hat sich mit dem Thema Unbewußtes und Gedankenblitzen
beschäftigt. Gedankenblitze dauern nur einen kurzen Moment, sie sind schwache
Signale, von denen wir uns nur allzu leicht durch alltägliche Gedanken ablenken lassen.
Wir haben dann besonders häufig Gedankenblitze, wenn der Geist ruhig ist und wir uns
auf uns selbst konzentrieren. Die meisten Gedankenblitze führen dazu, dass wir die Welt
mit anderen Augen sehen. Gedankenblitze drängen uns zum Handeln. Sie sind
ungemein hilfreich, um Veränderungen durchführen zu können. Man sollte einem
Gedankenblitze sofort folgen und gleich handeln, nicht erst nach Stunden oder Tagen.
10. Juli 2012
Musste ein Training zum Thema Veränderung und die Auswirkung von Veränderungen
im Gehirn machen. Es hat damit angefangen, dass den Zuhörern versichert wurde, dass
Veränderungen am häufigsten an Widerstand scheitern. Konsequenterweise solle man
sich selbt fragen, wo die eigenen Grenzen liegen was Veränderungen betrifft.
Veränderungen sind hart, schaffen Unsicherheit und Ungewissheit und das wiederum
verursacht Schmerzen. Fünf Mal pro Sekunde fragt sich dein Gehirn im Schnitt, ob
etwas gut oder schlecht ist. Wir bevorzugen es im Allgemeinen, dass die Dinge,
konstant sind, das ist normale und menschlich. Durch Änderungen können wir uns auf
vielerlei Ebenen bedroht fühlen.
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Darüberhinaus wissen wir auch, dass unsere Ressourcen dann begrenzt sind, wenn es
um die Verarbeitung bewußter Prozesse geht. Das meiste geschieht unbewußt und
unsere unbewussten Ressourcen sind um ein Vielfaches mächtiger als die bewußten.
Grundsätzich unterscheidet unser Gehirn zwischen Bedrohung und Belohnung. Dies
kann man grob in fünf Bereiche einteilen: Status, Sicherheit, Autonomie, Verbundenheit
und Fairness. Bei Veränderungen geht es darum, eine oder besser mehrere Domänen
zu finden, in der man Einfluss haben und somit das Belohnungssystem aktivieren kann.
Etwa Autonomie: wenn man sich bewußter wird, welche Möglichkeiten man hat, kann
man sich auf diese Möglichkeiten konzentrieren und sie umsetzen.
Wir können bei Veränderungen selbst eine Rolle spielen und beeinflussen, welche
Auswirkungen sie auf uns haben. Dabei kommt der Sprache eine wichtige Aufgabe zu:
wenn man verschiedene Optionen in Worte kleidet, so ermöglicht man sich genau
dadurch, differenzierte Entscheidungen zu treffen. Etwas in Worte fassen schafft neue
Wege im Gehirn und schafft somit neue Rahmenbedingungen.
9. Juli 2012
„Die kürzesten Wörter, nämlich 'ja' und 'nein' erfordern das meiste Nachdenken.“
(Pythagoras von Samos)
8. Juli 2012
Kaffeehaus in Wien. Verzweifelte Touristin mit Riesenrucksack und durchgeschwitztem
Stadtplan bei 36 Grad im Schatten: „Where are we?“ Kaffeehausbesitzer, unbeeindruckt,
die Karte keines Blickes würdigend, auf die Frage nur marginal eingehend, irgendwie
wienerisch-buddhistisch und ganz im Hier und Jetzt: „Here.“
7. Juli 2012
„Tapfer ist es, das Unvermeidliche durchzustehen, mutig hingegen ist, wer sich dem
Vermeidbaren stellt.“ Gunkl
6. Juli 2012
„Normal bin ich ja net so für die Natur. Wenn ich was Grünes haben will, geh ich zu einer
Ampel.“ Josef Hader
5. Juli 2012
Der Prolet im eigenen Land ist nichts wert. Ö3 Callboy.
4. Juli 2012
Budel di net auf Hustinettenbär! Das geht erm original genau nix au. Mischen sie sich
ihnen nicht hinein!
3. Juli 2012
Interessante Interpretation des Originals: Somebody I used to know.
2. Juli 2012
Auch wenn im Juli angeblich Eiszeit sein sollte, stellt sich doch heraus, dass auch dann,
wenn einem Großes versprochen wird, nicht unbedingt ein Magnum drinnen ist. Das
Konzept der Mogelpackung ist ja grundsätzlich interessant. Rein rechtlich hat man ja
bereits gute Chancen, wenn die Verpackung mehr als 30% Luft enthält. Bei 100% kann
man dann aber nur noch den Kopf schütteln.
1. Juli 2012
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Nun habe ich also meine ersten Bilder gemacht und das Ergebnis entspricht 100% dem,
wie ich mich gerade fühle. Eine Broken Bavarian Muse, der die Hände gebunden sind,
als ganzes in trauriger Maskerade, die Flagge auf halbmast.
30. Juni 2012
Schon Freud hat gesagt, man sei nicht Herr im eigenen Haus.
„Zwei große Kränkungen ihrer naiven Eigenliebe hat die Menschheit im Laufe der Zeiten
von der Wissenschaft erdulden müssen. Die erste, als sie erfuhr, daß unsere Erde nicht
der Mittelpunkt des Weltalls ist, sondern ein winziges Teilchen eines in seiner Größe
kaum vorstellbaren Weltsystems. Sie knüpft sich für uns an den Namen Kopernikus,
obwohl schon die alexandrinische Wissenschaft ähnliches verkündet hatte. Die zweite
dann, als die biologische Forschung das angebliche Schöpfungsvorrecht des Menschen
zunichte machte, ihn auf die Abstammung aus dem Tierreich und die Unvertilgbarkeit
seiner animalischen Natur 284 verwies. Diese Umwertung hat sich in unseren Tagen
unter dem Einfluß von Ch. Darwin, Wallace und ihren Vorgängern nicht ohne das
heftigste Sträuben der Zeitgenossen vollzogen. Die dritte und empfindlichste Kränkung
aber soll die menschliche Größensucht durch die heutige psychologische Forschung
erfahren, welche dem Ich nachweisen will, daß es nicht einmal Herr ist im eigenen
Hause, sondern auf kärgliche Nachrichten angewiesen bleibt von dem, was unbewußt in
seinem Seelenleben vorgeht...“ Sigmund Freud: Vorlesungen zur Einführung in die
Psychoanalyse - Kapitel 18 von 1917
29. Juni 2012
So. Jetzt habe ich immerhin – unter Zuhilfenahme des Handbuchs - den Tragegurt an
der Kamera befestigt. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass der Gurt Made in
China ist. Ich habe mich dann natürlich gleich versichern müssen, dass die Kamera
selbst eh Made in Japan ist. Wo kämen wir denn da hin! Schließlich habe ich sie dann
sogar schon einmal umgehängt und kann also sagen, dass sie mir langsam ans Herz
wächst. Allerdings habe ich noch kein Objektiv angeschraubt, geschweige denn, ein Bild
gemacht. Wie es scheint, warte ich auf eine besondere Gelegenheit.
28. Juni 2012
Wort des Tages: Amrolltreppenendimwegsteher.
27. Juni 2012
Jessica Hagy schreibt auf Forbes: Sagen Sie ja zu seltsamen Gelegenheiten. Sagen Sie
ja zu den Dingen, die Sie begeistern.
26. Juni 2012
Die Kamera ist noch immer gut verpackt in ihrer Schachtel. Wie vieles im Leben muss
auch sie erst einmal abrasten, ankommen, sich an ihre neue Lebensumgebung
gewöhnen und in aller Ruhe ihre Batterien aufladen.
25. Juni 2012
Heute war der Tag der Tage. Ein kleiner Schritt für die Menschheit aber ein ungemein
großer und sehr emotionaler für mich: Endlich, endlich habe ich mich durchgerungen,
eine neue, digitale (!) Kamera zu kaufen, eine Nikon D800E. Es ist mir nicht
leichtgefallen nach so vielen Jahren endlich zu sagen: M goes digital!
Erhaltener Kommentar: Digital oder nicht, ich bin sicher Deine Bilder werden die gleiche
Qualität haben, es kommt ja aufs Auge an. Ich hoffe, die Kamera fühlt sich schon ein
wenig zu Hause ;-)
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24. Juni 2012
Der Unterschied zwischen bereit sein und startklar sein ist, dass man in einem Sessel
sitzen und bereit sein kann, das Haus zu verlassen, aber erst dann startklar ist, wenn
man Hut und Mantel anhat.“ Aus „Nette Aussichten“ von Edward St. Aubyn
23. Juni 2012
Nur sehr gute Freunde können einem eine Postkarte mit dem Aufdruck “Ganz egal, was
Dein Papi sagt, Du bist keine Prinzessin.“ schenken, ohne einen zu beleidigen.
21. Juni 2012
“Wir glauben immer, jemand anderer, jemand der cleverer, fähiger, talentierter ist als wir
wird die anstehenden Probleme lösen. In Wahrheit gibt es diesen jemanden nicht.“
Regina Dugan @ TED
20. Juni 2012
Ich habe vorher zwar noch nie vom Streisand-Effekt gehört, aber anscheinend hat er
dieses kleine Mädchen ereilt, die einen Blog über ihr Schulessen geführt hat und der im
Anschluß verboten wurde. Jetzt darf sie weiterbloggen.
19. Juni 2012
Groteske Hypothesen? Aus Hiphopopotamus vs. Rhymenoceros von Flight of the
Conchords... Und nun ja: Seien wir doch alle konstruktiver beim Feedback.
18. Juni 2012
Auf Englisch kann man gestreßt rückwärts als Dessert lesen: stressed - desserts.
17. Juni 2012
T-Shirtaufdruck: Wenn Du mich einmal verläßt, darf ich dann mitkommen?
16. Juni 2012
Das Fußballgeschehen treibt seltsame Blüten II: Unweit meiner Wohnung sind drei
deutsche Flaggen nebeneinander wie Wäsche in Italien auf einer Leine über die Gasse
gespannt. Auf der mittleren prangt ein riesiges Schwarzweißportrait von Herrn Sebastian
Schweinsteiger, das jedem Partezettel Ehre machen würde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Parte
15. Juni 2012
Die Fußballeuropameisterschaft treibt seltsame Blüten. In der Kantine meiner Firma gibt
es nun jeden Tag ein Gericht, das von dem Land inspiriert ist, das zuletzt gegen
Deutschland verloren hat.
Erhaltener Kommentar: Ich hoffe, das holländische Essen war gut? Antwort: Na ja, recht
viel Käse halt.
14. Juni 2012
Immer wieder gibt es großartige Bücher: Lachsfischen im Jemen etwa, oder Vom Ende
einer Geschichte von Julian Barnes. Wie kürzlich jemand gesagt hat: Es gibt schnelle
und langsame Bücher. Langsame sind solche, die man am Morgen zu Ende liest, weil
es die falsche Art von Risiko wäre, sie noch am vorangehenden Abend auszulesen.
13. Juni 2012
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Ich finde den heutigen Dilbert einfach nur genial. Wie kann man mit so wenigen Worten
so viele Fälle abbilden? „Welches Feedback haben Sie von anderen bezüglich Ihrer Idee
bekommen?“ „Kluge Menschen mögen die Idee. Alle anderen fragen mich, was andere
darüber denken.“ http://dilbert.com/strips/comic/2012-06-13/
12. Juni 2012
Neues aus dem Gelobten Land (vulgo Bayern): In der Nähe von München kann man
Tauchen lernen. In einer ehemaligen Sauerkrautfabrik!
http://www.apnoe-online.de/html/divers_indoor_tauchzentrum.html
11. Juni 2012
Kant hat in seiner Metaphyisk der Sitten gesagt: „Demuth als Geringschätzung seiner
selbst in Vergleichung mit anderen Menschen ... ist gar keine Pflicht; vielmehr ist die
Bestrebung, in solcher Demuth Andern gleichzukommen, oder sie zu übertreffen, mit der
Überredung, sich dadurch auch einen inneren grösseren Werth zu verschaffen,
Hochmuth (ambitio), welcher der Pflicht gegen Andere gerade zuwider ist. Aber die
bloss als Mittel, zu Erwerbung der Gunst eines Anderen, (wer es auch sei,)
ausgosonnene Herabsetzung seines eigenen moralischen Werths (Heuchelei und
Schmeichelei) ist falsche (erlogene) Demuth, und als Abwürdigung seiner Persönlichkeit
der Pflicht gegen sich selbst entgegen.“ Und weiter: „Wer sich aber zum Wurm macht,
kann nachher nicht klagen, wenn er mit Füßen getreten wird.“
http://koriath.jura.unisaarland.de/textsammlung/pmwiki.php?n=KantDieMetaphysikDerSitten.0280
http://koriath.jura.unisaarland.de/textsammlung/pmwiki.php?n=KantDieMetaphysikDerSitten.0281
10. Juni 2012
Kürzlich bin ich wieder einmal über eine Sammlung von Austriazismen und deren
Übersetzung ins Hochdeutsche gestolpert. Ein Auszug meiner Favoriten:
Lurch (m) → knäuelartige Staubansammlung
Marmeladinger (m) → Bezeichnung für (Nord-)deutsche
Soletti (n) → sehr dünne Salzstange, ugs. dünner Mensch
Erhaltener Kommentar: Die „Lurche“ heißen bei uns (in Deutschland, Anm. Der
Redaktion) „Wollmäuse“ :-) – Im Münchener Umland wurden sie nachgewiesen und sind
nicht vom Aussterben bedroht.
9. Juni 2012
Bei einer Erkundungsfahrt durchs gelobte Land (vulgo Bayern, siehe Blogeintrag vom 6.
Dezember 2011) kommen einem die schrägsten Dinge unter. Nicht nur, dass es in den
örtlichen Baumärkten mit der Bayrischen Flage bedruckte Klobretter zu kaufen gibt,
nein, in Nürnberg gibt es „edle Vollmilchschokolade mit Salzbrezelstückchen“. Apropos
Salz: gleich neben dem Brezelschokoladen war ein Badesalzgeschäft, das
sinnigerweise (und hier verweise ich auf den Blogeintrag vom 3. Juni 2012) mit dem
Slogan wirbt: Weil Salz nicht gleich Salz ist.
7 Juni 2012
Zitat des Tages oder eigentlich eher wichtige Lebenserkenntnisse: “Als ich noch jünger
war habe ich mir immer gedacht, dass Menschen, die nicht das tun, was ich ihnen sage,
entweder dumm oder gemein seien. Heute weiß ich, dass weder das eine, noch das
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andere der Fall ist sondern dass das einfach in der Natur des Menschen liegt. Man muss
das Offensichtliche immer und immer wieder wiederholen, bis es sich langsam setzt und
sich Dein Gegenüber damit abfindet und die Erkenntnis durchdringt. Man darf sich nicht
von einem anfänglichen Nicken täuschen lassen; dieses Nicken ist ein notwendiger aber
nicht notwendigerweise ein hinreichender erster Schritt.“
6 Juni 2012
Zitat des Tages: “Wir kennen unser Motto und unsere Ziele, aber wir wissen noch nicht,
wie wir wirklich etwas Sinnvolles zur Zielerreichung beisteuern können.“
5 Juni 2012
Zitat des Tages: “Während wir noch damit beschäftigt waren, unseren schönen
Masterplan zu formulieren, ist das Leben leider weitergegangen.“
4 June 2012
Zitat des Tages: “Ich bin davon überzeugt, dass es oft gut ist, neben Meinungen auch
auf Fakten einzugehen.“
3 Juni 2012
Vor ein paar Tagen hat mir mein Nachbar ein recht großes Körbchen voll Badesalz
geschenkt - Gott weiß warum und das ist hier auch nicht wesentlich. Mein Punkt ist,
dass ich jetzt auf der Forbes-Website lese, dass „Badesalze in hohem Grade süchtig
machen und ein ähnlich intensive Verlangen wie Methamphetamin hervorrufen. Sie
wirken wie andere Stimulanzsubstanzen auf das Gehirn und werden manchmal auch als
„Kokainersatz“ bezeichnet. Weiters sind sie bekannt als „weißer Rausch, Wolke sieben,
Elfenbeinwelle, Ozeanschnee, Aufladung Plus, Weißer Blitz, Narbengesicht, Hurrikan
Charlie, rote Taube, weiße Taube, und Sextasy“. Ihre häufigsten Nebenwirkungen sind
Unruhe, Herzrasen und Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Krampfanfälle,
Bluthochdruck und Paranoia...“
2. Juni 2012
Poetry-Slam Meisterschaften in Leoben. Hochkarätig, anregend, etwas Neues für mich,
sehr interessant!
1. Juni 2012
Leider komme ich viel zu selten zu einer meiner liebsten Beschäftigungen, dem luziden
Träumen.
Auch interessant für die Hobbyschläfer unter uns sind folgende Bilder aus China. Man
spricht ja immer wieder vom Erwachen des schlafenden roten Drachen. De facto dürfte
recht viel geschlummert werden.
31. Mai 2012
Laktoseintoleranz ist in, man schämt sich fast, wenn man noch keine hat.
30 Mai 2012
2010 hat die Unesco verlautbart, dass es 759 Millionen Erwachsene gibt, die
Analphabethen sind. Das sind 16% der erwachsenen Weltbevölkerung. Das entspricht
auch in etwa dem eigenen Empfinden. Sage ich, nicht die Unesco.
29. Mai 2012
62
Wenn Sie das tun, was Sie schon immer getan haben, werden sie das bekommen, was
sie schon immer bekommen haben. Henry Ford (1863 – 1947)
28. Mai 2012
Ein Abend bei den Enden der Welt von Roger Willemsen, was für ein Erzähler!
26. Mai 2012
T-Shirt Spruch: Trink Kaffee und mache dumme Sachen schneller und mit mehr
Energie!
24. Mai 2012
In Deutschland sagt man anscheind, wenn etwas ist so interessant, als wenn in China
ein Fahrrad umfällt, dass es so sei, als falle in China ein Sack Reis um.
22. Mai 2012
Zitat des Tages: Warum sollte eine Internetverbindung Zugang zum Internet gewähren?
21. Mai 2012
Aus der Serie eloquenter Ausreden: Ich muß noch einmal unterstreichen, dass meine
bisherige Unachtsamkeit zu dieser peinlichen Situation geführt hat.
20. Mai 2012
Noch einmal zum gelobten Land Bayern: In einem Lokal der Landeshauptstadt kann
man sich zu einem königlich bayrischen Knödelkochkurs anmelden und im Zuge dessen
das Bayrische Knödeldiplom erwerben!
19. Mai 2012
Flußballspiel in München, Life Ball in Wien. Als Stadt muß man sich entscheiden!
18. Mai 2012
Wie sagt Mann/Frau von Welt heutzutage? Einem geschenkten Koran schaut man nicht
in die Sure.
16. Mai 2012
Aus der Serie erheiternder out of office-E-Mail-Meldungen: Ich habe eine leichte Grippe
und bleibe daher am 16. Mai zu Hause.
14. Mai 2012
Endlich gibt es eine Firma, die keine Lösungen anbietet, sondern Probleme! „Sind Sie
glücklich? Führen Sie ein zufriedenes, sorgenfreies Leben? Wie langweilig das sein
kann! Was Ihnen fehlt, sind Kontraste, Probleme, die es zu lösen gilt. Sie werden sehen
- es funktioniert!“ Die Firma zitiert auch Arthur Schopenhauer, der angeblich gesagt hat:
„Der größte Feind des Glücks ist - abgesehen vom Schmerz - die Langeweile“.
Für drei triviale Probleme hätte ich 3 USD per PayPal überweisen müssen, für ein
schwieriges 500 USD. Ich hoffe, die geneigte Leserschaft hat Verständnis dafür, dass
ein Nonprofitblog keine Schulden für triviale oder kompliziertere Probleme anhäufen
kann, nur um diese Probleme zu haben! Man kann Probleme auch verschenken, wie ich
gesehen habe und falls uns solch ein Geschenk in der Vergangenheit zugefallen sein
sollte, ohne dass wir das dezidiert als Geschenk empfunden hätten, herzlichen Dank!
http://www.needaproblem.com/en/
63
13. Mai 2012
http://www.napcabs.net/
Nun passiere ich den Münchner Flughafen ziemlich oft dieser Tage und so bin ich
zufällig auf etwas wirklich Neues gestoßen: Napcabs. Napcabs sind Schlafkabinen, die
mit den Fragen beworben werden: "Müde? Privatssphäre gewünscht? Arbeit, die es zu
tun gilt? – Probieren Sie die nächste Komfortstufe eines Flughafens aus ... die Napcab
Kabinen bieten ein privates Refugium mitten in der Hektik des Flughafens“. Sie befinden
sich am Flughafen München, in Terminal 2, Ebene 4, Gate G06 und in Terminal 2,
Ebene 5, Gate. H32.
Erhaltener Kommentar: Napcaps - die Idee könnte von mir sein! Das wünsche ich mir
schon seit Ewigkeiten. Ich werde für unseren Wirt ein Napcab Light entwefen (statt
Klimaanlage Landluft, aber mit Fliegengitter wege des Komforts.
12. Mai 2012
Blaue Augen sind eigentlich Folge eines Gendefekts. Eine Studie von 2008
zusammenfassend schrieb die Süddeutsche Zeitung damals: „Die Iris erscheint nur in
Blau, weil ihr der Farbstoff Melanin fehlt, der ihr üblicherweise braune Farbe verleiht und
auch die Ursache sonnengebräunter Haut ist. Grau und Grün sind nichts anderes als
Zwischentöne - solche Augen enthalten mehr Melanin als blaue, aber weniger als
braune Augen.“
http://www.sueddeutsche.de/wissen/urahn-der-blauen-augen-trendfarbe-der-evolution1.288702
11. Mai 2012
Wenn Du es nicht in einfachen Worten erklären kannst, hast Du es nicht gut genug
verstanden.- Albert Einstein
9. Mai 2012
Über ganz Berlin verteilt findet man Poster, die fragen: Wann war das letzte Mal, als Du
etwas zum ersten Mal gemacht hast?
8. Mai 2012
Notiz an mich selbst: Keine losen After Eights einstecken, sich draufsetzen und davon
ausgehen, dass Dinge wie Mobiltelefone dann noch neutral riechen.
7. Mai 2012
Die meisten Dinge, die wir für Varianten der Wahrheit halten, sind lediglich subjektive
Meinungen, die aus einer sehr lokalen Perspektive geäußert werden.
Erhaltener Kommentar: Dieser Blog wird literarischer.
6. Mai 2012
Zum Streben nach Glück: Glück ist nicht nur die Absenz von Elend. - Nancy Etcoff
5. Mai 2012
Wir pfeifen auf die Realität wenn sie sich anfühlt wie die Gegenwart. - Alexander Kluge
4. Mai 2012
Die (Süddeutsche) Zeitung schreibt (über ein Spiel), dass vier Komponenten abhängig
machen: die Einfachheit, die Belohnungsstruktur, der Humor und der physische
Realismus. Das dürfte für vieles andere auch gelten.
64
3. Mai 2012
Außer in Parallelwelten kann man zeitgleich auch in unterschiedlichen Klimazonen
leben. Ich wundere mich ja regelmäßig wenn andere im Ruderleiberl unterwegs sind
während ich noch halbwegs wohlig warm im Staubmantel nur hypothetisch ans
Schalablegen denke.
2. Mai 2012
Von der langen Nacht der Forschung an den Universitäten in Graz vergangene Woche
ist mir folgendes am besten in Erinnerung: Das Gehirn ist die größte Baustelle im
Menschen. Es braucht 20% der gesamten Energie und 50% des gesamten Blutzuckers.
Eine recht süße Angelegenheit also. Neuste Erkenntnisse der Hirnforschung haben
ergeben, dass das Vorstellen einer Bewegung die der Vorstellung entsprechende
Bewegung - was die Vorgänge im Gehirn betrifft - bereits vorwegnimmt, kontralateral
wohlgemerkt. Eine sich falsch vorgestellte Bewegung kann also meines Erachtens zu
einem Kontralateralschaden führen.
1. Mai 2012
Manche Menschen stehen früher unter Kuratel, als sie annehmen. Wenn früher
entmündigt wurde, gab es zumindest ausreichend erscheinende Gründe wie
Geisteskrankheit,
Geistesschwäche,
Trunksucht,
Rauschgiftsucht
oder
Verschwendungssucht. Heute reicht vielfach schon das Äußern eines eigenen Willens,
der ja, als freier solcher wie wir wissen völlig überbewertet ist.
30. April 2012
Noch einmal zu tertium non datur und damit auch zum weitverbreiteten Phänomen des
Mangels an Entschlossenheit. Dabei möchte ich nicht sagen, dass das logische
Ausschließen des Dritten, Dazwischenliegenden gleichzusetzen ist mit dem
charakterlichen Makel der Unentschlossenheit, vielmehr führt oft ebendieser Makel zu
einer Situation, die bis dato undenkbar war und es auch geblieben wäre, wäre anstelle
des Mangels eine entschlossene, zielgerichtete, zeitnahe Handlung getreten. Ein
Einschwingen auf Stabilität auf geringerem Niveau gewährt zwar eventuell eine
kurzfristige Verschnaufpause, aber keine wahre Alternative.
29. April 2012
Sind die berühmten drei Worte in der technikverliebten Welt heutzutage wirklich
„Neuberechnung der Fahrtroute“?
28. April 2012
Für 1.615.000 Flugmeilen bekommt man im Lufthansa World Shop eine
Designergartenhütte. Wenn man rechnet, im Schnitt zwischen 150 und 750 Meilen für
einen einfachen Flug innerhalb Europas zu bekommen, muß man also an die 5.400 Mal
in Europa hin- und retour fligen, um genug Meilen für die Gartenhütte beisammen zu
haben. Träumen Vielflieger vom trauten Heim, Glück allein, im übertragenen Sinn von
der Idylle des Kleingartens, des vollautomatischen Rasenmähers und ultimativ, der
Designergartenhütte? So wie Gartenhüttenbesitzer davon träumen, sich endlich in die
Lüfte und in die weite Welt hinein zu schwingen? Wie hat schon Lilian Harvey
gesungen? Irgendwo auf der Welt gibts ein kleines bißchen Glück, und ich träum davon
in jedem Augenblick. Irgendwo auf der Welt gibts ein kleines bißchen Seeligkeit... Wenn
ich wüßt, wo das ist, ging ich in die Welt hinein, denn ich möcht einmal einmal so recht
von Herzen glücklich sein...
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27. April 2012
Wie schon erwähnt hat die Total Control App (Blogeintrag vom 5. April) einiges an
Reaktion wie etwa die folgende hervorgerufen: „Ein guter Freund von mir hat vor ein
paar Wochen eine faszinieriende Frau kennen gelernt. Beim ersten gemeinsamen
Abendessen hat sie ihm - von ihm zunächst unbemerkt - eine Art von Applet in seine
zentrale Steuerung eingesetzt. Zunächst haben sich bei ihm körperliche Symptome
eingestellt, wie ein seliges Dauerlächeln, und das Gefühl von flatternden
Schmetterlingen im Solarplexus. Danach hat das Applet allmählich sein vegetatives
Nervensystem übernommen. Es hat sich in regelmäßigen Abständen in den
Vordergrund gedrängt und hat ständig den Gedanken an sie wach gehalten, sowohl bei
Tag als auch bei Nacht. Insbesondere wenn seine Aufmerksamkeit eigentlich von
anderen weiblichen Wesen beansprucht wurde, forderte das Applet besonders
vehement seinen Tribut. Erstaunlicherweise hat es auf ganz geschickte Weise bei ihm
jeglichen Abwehrmechanismus ausgeschaltet, so daß er dem Einfluß des Applets jetzt
vollkommen hilflos ausgeliefert ist und diese Tatsache sogar noch mit angenehmen
Empfindungen verbindet. Das Applet teilt ihm auf subtile Weise die Wünsche seiner
Eigentümerin mit, so daß er in scheinbar vorauseilendem Gehorsam alles versucht, um
sie wohlgesonnen zu stimmen. Er bemüht sich um regelmäßige persönliche
Begegnungen, ohne allerdings den Verdacht des Stalkings aufkommen zu lassen. Eine
derart effektive Fernsteuerung eines Mannes kann man sich bei einer Smartphone-App
kaum vorstellen. Zugegebenermaßen setzt diese Steuerung eine recht weitgehende
Kompatibilität von Hardware und Software voraus, funktioniert also sicherlich nicht bei
jeder Frau für jeden Mann. Allerdings sind Fälle in der Forschung bekannt, wo eine
solche Kompatibilität erfolgreich simuliert wurde, mit meistens eher negativen
Auswirkungen auf körperliche und seelische Unversehrtheit des Mannes. Solche Applets
sind wohl als Trojanische Applets zu bezeichnen. Ich nehme jedoch fest an, daß es sich
im Fall meines Freundes nicht um diese Spielart handelt.“
26. April 2012
Lesung aus dem neuen Buch von Margit Kuchler-D’Aiello, Ein Mundwerk für Nellja.
Der Pressebericht dazu findet sich hier.
25. April 2012
Manchmal bekomme ich sonderbare Einladungen, etwa zu Veranstaltungen wie den
folgenden: “Essen und Lernen: Mittagsveranstaltung zum Thema: Die perfekte
Fahrstuhlrede” oder “Letzter Wille: Etwas, was Sie tun müssen, bevor Sie sterben”.
Ein kurzer Flug von Wien nach Graz. Der Pilot wendet sich in sonorer Stimme an die
Passagiere, erwähnt irgendetwas von wegen „charmanter Crew“, brummt ein wenig
weiter, verliert dabei die Aufmerksamkeit der Zuhörer und setzt dann mit folgenden
Worten fort, die viele Augenbrauchen nach oben gehen hat lassen: Ich wünsche Ihnen
noch alles Gute für ihre weitere Zukunft. Genießen Sie Ihren letzten Flug nach Graz! Ich
wende
mich
an
meinen
Nachbarn
und
frage,
wie
hoch
er
die
Selbstmordwahrscheinlichkeit eines AUA-Piloten zur Zeit einschätzt. Er sagt im tiefsten
Tirolerisch: Sch iss wegen der Yvonne. Die Schtewardesss, die hot hoit ihrn letschten
Flug und deschhoib wünscht er ihr oisch Guate!
24. April 2012
Der Blogeintrag vom 5. April zur Total Control App hat einiges an Kommentaren
hervorgerufen. So etwa: „Ich warte noch immer auf die Total Control App. – Schon
eingebaut. – Ich fürchte, das stimmt. Der freie Wille wird total überbewertet.“
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23. April 2012
Manchmal geht es nur darum, einen Willen zum Wollen zu entwickeln.
22. April 2012
Motto eines italienischen Lokas: Tempus fugit, Eros manet.
Erhaltener Kommentar: Und wer hat gewonnen, Amor oder Eros? Antwort: Tertium non
datur, aber im Moment Ramazotti, in vino veritas.
21 April 2012
Gunkels Tips und Überlegungen zum Tag sind wie immer lesenswert. So etwa schrieb
er vor kurzem: „Nicht nur ist es nicht nie zu spät, oft ist das auch früher als man denkt.“
und: „Besprechen Sie mit einem Physiker und einem Esoteriker, ob es denn, wenn die
Zeit in die andere Richtung abliefe, eine Möglichkeit gibt, herauszufinden, daß das so
ist.“
20. April 2012
Aller guten Dinge sind drei. Anscheinend auch aller schlechten. Meine Stereoanlage ist
eingegangen, gefolgt von meiner geliebten giftgrünen Kaffeemaschine und meiner
Armbanduhr. Keine Musik, kein Kaffe, keine Zeit. Ich kann nur hoffen, dass zu
gegebener Zeit, zu einem geeigneten und dennoch kritischen Momet, in der Fülle der
Zeit die Musik wieder spielt und der Kaffee wieder fließt. Ich würde mich sogar über
kalten Kaffee freuen.
19. April 2012
T-Shirt Aufdruck, gesehen in einem Schaufenster in Berlin: Wo bleibt eigentlich der Prinz
mit seinem Scheißgaul? Nicht weit davon entfernt war der Altwarenhändler OFT – Ohne
Frage Tolll.
18. April 2012
In hunderten von Jahren wird es keine Rolle mehr spielen, wie viel auf mein Bankkonto
war, in welcher Art von Haus ich gewohnt habe oder welches Auto ich gefahren bin.
Aber die Welt kann anders sein, weil ich etwas so verblüffend Verrücktes in meinem
Leben gemacht habe, dass die Ruinen dessen nun eine Touristenattraktion geworden
sind.
17. April 2012
Es gibt Menschen, denen fehlt sogar der Mut, feige zu sein. Markus M. Ronner
16. April 2012
Vereinfachung ist nicht notwendigerweise gleichzusetzen mit Fairness.
15. April 2012
Hoffnung kann an dieser Stelle nicht gewährleistet warden.
14. April 2012
Barry Schwartz sagt uns zur Qual der Wahl: "Eine große Auswahl zu haben, hat
negative Auswirkungen. Paradoxerweise lähmt uns ein großes Angebot verschiedener
Optionen und führt am ehesten dazu, gar nichts zu wählen. Und selbst, wenn wir es
schaffen, die Lähmung zu überwinden, sind wir mit dem Ergebnis oft unzufriedener, als
hätten wir insgesamt weniger Optionen zur Auswahl gehabt. Je mehr Optionen wir
haben, umso eher bereuen wir unsere Wahl.“ Und zu Erwartungen insgesamt sagt er
67
polemisch: "Früher, als die Zeiten noch schlechter waren, war alles besser, denn damals
war es noch möglich, eine angenehme Überraschung zu erleben! Das Geheimnis des
Glücks liegt also darin, die Erwartungen so niedrig wie nur möglich zu halten!“ Leichter
gesagt, als getan.
13. April 2012
„Charakter ist die Fähigkeit, sich selbst im Wege zu stehen, obwohl man ausweichen
könnte.“ - Markus M. Ronner
12. April 2012
Warum klingen „vision“ und „mission“ in auf Englisch gehaltenen Besprechungen in
Deutschland immer wie „wischen“ und „mischen“? Man bekommt den Eindruck, dass es
den Beteiligten weniger um Aufgaben und Mission geht, sondern eher ums Putzen und
eventuell noch ums Cocktailmixen.
11. April 2012
Ich mag ja gut formulierte Beleidigungen bzw. Widersprüche. Hier vier Worte, die beides
sind. „Damals waren sie zeitlos.“ Als Kommentar zu angeblich objektiv betrachtet
scheußlichen Fliesen in einem zu vermietenden Haus.
Und immer wieder der Klassiker Yogi Berra (als Widerspruch in sich): Es ist schon
wieder wie ein Déjà-vu.
10. April 2012
Angeblich heißt es über die Österreicher, sie würden entweder zweifeln oder seien
verzweifelt. Manchmal wohl beides zur selben Zeit.
9. April 2012
Auf einer Graffitiwand in Hamburg steht: Keine Regierung ist wie keine Regierung. Ich
sage: Keine Kommunikation ist wie keine Kommunikation. Nicht zu kommunizieren, nicht
zu erklären, wenn man die Möglichkeit dazu hätte, ist mitunter das Unfairste, was man
anderen Menschen antun kann. Schweigen kann die größte Macht demonstrieren und
den größten Machtmißbrauch darstellen. Jemanden nicht verstehen und nicht wissen zu
lassen, wie er dran ist und warum er so dran ist, wie er anscheinend dran ist, ist das
Schlimmste.
8. April 2012
Der Prozess der Erstellung eines Schrumpfkopfes beginnt laut Wikipedia mit dem
Entfernen der Schädelknochen aus dem Kopf. Am Nacken wird dabei ein Schnitt
gemacht und in der Folge Haut und Fleisch aus dem Schädel entfernt. Unter den
Augenlidern werden dann rote Samen platziert, und die Augenlider anschließend
zugenäht. Der Mund wird mit drei Stichen zusammengenäht. Das restliche Fett wird
entfernt und dann wird eine hölzerne Kugel so eingesetzt, dass die Kopfform
beibehalten werden kann. Der Kopf wird dann in mit einer Reihe von Kräutern und
Gerbstoffen versehenen Wasser gekocht, anschließend mit heißen Steinen und Sand
getrocknet, wobei aber darauf geachtet wird, die menschliche Kopfform zu erhalten.
Später wird die Haut mit Holzkohlenasche eingerieben und dekorativer Kopfschmuck
angebracht.
7. April 2012
„Wer nicht vorwärts strebt,
Dem ist es nicht ernst um sich selber.“ – Johann Caspar Lavater
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„Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn,
Willst du die Vollendung sehn.“ – Friedrich Schiller
Beides steht in schönen Lettern am sogenannten Haus Vorwärts in Bremen, unweit vom
Bremer Dom.
http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Vorw%C3%A4rts
6. April 2012
Es ist nicht selbstredend, mit dem Zug erst von München nach Wien zu fahren und dann
von dort nach Hamburg zu fliegen, auch wenn man eine Ausstellung mitnehmen kann.
Aber wie sagt Anonym? Wenn man im Bett frühstücken will, muß man in der Küche
schlafen.
5. April 2012
Gut zu wissen, dass es für den techaffinen Stalker auch die entsprechenden Apps gibt.
Als Alternative zum Farbberater m/w bietet sich als Beschäftigungsfeld natürlich die
Entwicklung von Apps an, die entsprechende Überwachungsmaßnahmen ermöglichen.
Zukuftsträchtig, nicht nur was Frauen anbelangt, sondern sicher auch in das bisher
wenig erschlossene Feld des Husband Bashings ausweitbar. „Total Control Unlimited“
würde sich doch als einfach zu merkende Bezeichnung anbieten. Privacy wird ja noch
nicht überall groß geschrieben, es gibt also durchaus Potential. Aus rechtlicher Sicht
bliebe nur anzuraten, das vorherige Einverständnis (auf opt-in Basis) aller Betroffenen
einzuholen.
http://blogs.wsj.com/digits/2012/03/31/tracking-women-now-theres-not-an-app-forthat/?mod=WSJBlog&mkt_tok=3RkMMJWWfF9wsRoivqTIZKXonjHpfsX67e4vXqeg3843
1UFwdcjKPmjr1YIERcZ0dvycMRAVFZl5nRVZFOuQeYdS9eBN
4. April 2012
Ein Bericht, den ich dieser Tage gelesen habe, sagt „dort, wo Anreizsysteme nicht
funktionieren, dort greifen meist Steuerung und Kontrolle als die einzig wirksamen
Mittel“.
3. April 2012
Interessanterweise gibt es in der Geschichte vom Zauberer von Oz nur einen herzlosen
Holzfäller, eine Vogelscheuche ohne Verstand und einen Blechmann ohne Herz, aber
keine Fgur ohne Rückgrat, wobei der feige Löwe diese Doppelrolle durchaus spielen
könnte. Auf die Frage: „Warum bist du denn so feige? Du bist doch riesengroß. Du bist
ein Löwe! Wovor solltest du dich fürchten?“ antwortet der Löwe: „Ich weiß es nicht, ich
befürchte, ich bin schon so geboren. Alle Tiere im Wald denken, dass ich tapfer bin,
denn ein Löwe ist überall der König der Tiere. Wisst ihr, wenn ich besonders laut brülle,
dann haben alle Angst vor mir und laufen davon. Das ist praktisch. Immer wenn ich
jemanden traf, der mir Angst machte – Tier oder Mensch –, dann brüllte ich laut, und
jeder lief davon. Und ich habe sie natürlich immer laufen lassen. Wenn irgendjemand je
versucht hätte, mich anzugreifen, dann hätte ich selbst weglaufen müssen, solch ein
Feigling bin ich.“
2. April 2012
Chris Mulzer (und nein, ich bin kein NLP-Fan, finde in diesem Fall aber richtig, was er zu
sagen hat) schreibt auf seiner Hompage: „Es gibt nach meiner Erfahrung zwei
Möglichkeiten, „falsche Entscheidungen“ zu treffen und nicht zum gewünschten
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Ergebnis zu kommen. Die erste Möglichkeit ist der „Rohrkrepierer“, der alle Prozesse
innerhalb der Entscheidungsstrategie umfasst, die eine Entscheidung verzögern, oder
unmöglich machen. Die zweite Möglichkeit ist, eine Entscheidung zwar zu treffen, aber
die daraus resultierenden Handlungen nicht zum gewünschten Ergebnis führen zu
lassen.“
Weiters sagt er in einem anderen Beitrag: „In meiner Welt ist Selbstdisziplin immer dann
nötig, wenn Du Entscheidungen getroffen hast (sic!) und die Handlungsschritte im
Hinblick auf diese Entscheidungen auch dauerhaft ausführen willst. Oft sind repetitive
(wiederholende) Handlungen nötig...“
1. April 2012
Der Baseballspieler Yogi Berra ist ja bekannt für seine Yogiisms. Als Sportler hat er sich
interessaterweise noch nie darüber Gedanken gemacht, wie es ist, kurz vor dem Ziel
aufzugeben. Das hält selbst er vermutlich für unsportlich, zumal ihm ja zumindest das
Zitat „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist“ zugeschrieben wird. Jedenfalls sagt Yogi
Berra gerne Dinge wie: Wenn du nicht weißt, wohin du willst, kommst du ganz woanders
an. Oder: Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Oder: Antworte niemals
auf anonyme Briefe. Apropos anonyme Briefe und Anrufe: es gibt bessere Wege,
jemanden in den April zu schicken!
31. März 2012
Beobachtung zu einem (mißglückten) Flirt in der Drogerie. Der Mann vor mir fragt die
Kassierin: Sind Sie aus Arabien? Die Kassierin: Nein, aus der Türkei. Der Mann:
Anscheinend haben die auch hübsche Mädchen in der Türkei. Die Kassierin mimt ein
halbherziges Lächeln. Er fährt fort: Ich bin aus Deutschland und kaufe ein Deo. Die
Kassierin und ich scheinen zeitgleich zu denken: Das ist auch das einzige, was Dir im
Moment and Handlungsoptionen übrig bleibt.
30. März 2012
Ein wiederentdeckter Klassiker! Die Worried Men Skiffle Group mit: „Glaubst i bin bled“
von 1970. Es gibt natürlich auch Text und Übersetzung.
29. März 2012
Ich wünschte, mehr Leute könnten so wie André Heller sagen: „Ich allein trage die ganze
Verantwortung für mich. Ob ich nun 75, 85 oder 95 Jahre alt werde, ich werde, wage ich
jetzt schon zu behaupten, mein Leben nicht geschwänzt haben.“
28. März 2012
Aus gegebenem Anlaß: Wikipedia schreibt über Parallelwelten: „In der Psychologie wird
der Begriff der Parallelwelt manchmal verwendet, um Verhaltensweisen der
Realitätsflucht zu bezeichnen. So können Menschen mit Hilfe der Phantasie unerfüllbare
Sehnsüchte, Wünsche oder Bedürfnisse imaginär ausleben oder unerträgliche
Situationen verdrängen, indem sie sich Parallelwelten bzw. „Ersatzwirklichkeiten“
schaffen. In der Parallelwelt denkt sich der Phantasierende in eine oder mehrere
virtuelle, gewünschte Rollen hinein, kommuniziert mit den darin lebenden Personen und
schafft eine Umgebung, in der die realen Hemmnisse für seine Sehnsüchte nicht mehr
vorhanden sind.
Dies ist bis zu einem gewissen Grade normal und als Ausgleich zu Stresserfahrungen
sogar hilfreich für die psychische Regeneration und Entspannung – wie ja auch der
Traum, auf den der Mensch ebenfalls nicht verzichten kann, als Parallelwelt angesehen
werden kann. Im Zuge von Persönlichkeitsstörungen können Phantasiewelten jedoch
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auch problematische Ausmaße annehmen, vor allem dann, wenn diese Welten
bedeutender werden als die eigentliche Realität, wie es beim Eskapismus der Fall ist.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Parallelwelt
27. März 2012
Eine neue Studie hat angeblich das aufgezeigt, worauf Schokoladeliebhaber schon
lange warten, nämlich dass regelmäßiger Schokoladeverzehr hilft, schlank zu bleiben!
26. März 2012
Gesprächsweise ist die Frage aufgekommen, warum der Kaffee in den Wiener
Kaffeehäusern eigentlich auf einem Silbertablett mit einem Wasserglas serviert wird, auf
dem der Kaffeelöffel mit dem Gesicht nach unten balanciert. Anscheinend gibt es dafür
mehrere Gründe, die besseren sind die folgenden: In der Zeit, in der das Kaffeehaus
Adeligen vorbehalten war, hat das Glas dazu gedient, den benutzen (und keinesfalls, da
verpönt, abzuschleckenden) Löffel abzulegen. Dann natürlich gab und gibt es die
Tradition, das Glas immer wieder aufzufüllen, was einen Stunden bei einem Kaffee
verbringen lassen kann. Und schließlich war Wasser bei den Nomaden in Arabien
angeblich noch kostbarer als Kaffee. Und so war es Ausdruck höchster
Gastfreundlichekeit, wenn dem Gast zum Kaffee ein Glas Wasser gereicht wurde.
23. bis 25. März 2012
Nachdem ich rund um die ganze Welt unterwegs, aber doch noch nie in Stonehenge
und Bath war, habe ich mir gedacht, es sei langsam an der Zeit, dorthin zu fahren.
Stonehenge ist wirklich mythisch. Und dann gibt es natürlich auch Avebury mit seinen
konzentrischen Steinkreisen. Und wo Belgien Spa hat, hat England Bath. Die einzige
Thermalquelle in Großbritannien und lange Zeit das nordwestlichste Bad im römischen
Reich. Heute ist es eines der besten Museen, die ich je gesehen habe. Neben dem
Audio-Guide gibt es an die antiken Wände projizierte Videos, in denen als Römer
gekleidete Schauspieler ihren täglichen Verrichtungen nachgehen. Und über ihr
tägliches Leben von vor 2000 Jahren kann man mit ein paar „Römern“ in Tuniken neben
dem Hauptpool sprechen. Was mir mitunter aber am besten gefallen hat waren die
Fluchpättchen aus Blei. Wenn man etwas dramatisches erlebt hat – etwa dass einem
die Badetunika aus der Thermenumkleidekabine gestohlen worden ist - und man folglich
gezwungen war, die Person zu verfluchen, so hat man diesen Fluch in ein Bleiplättchen
geritzt, in der Mitte gefaltet und in ein Thermalbecken geworfen. Mehr zu diesem Thema
gibt es (auf Englisch) hier. Die gleiche Quelle berichtet, daß die Zeit leider nicht spurlos
an den Flüchen vorbeigegangen ist. Die Oberfläche des Bleis ist oft oxidiert und
korrodiert und die entsprechenden Flüche können daher in manchen Fällen kaum noch
gelesen werden. Eine andere Quelle sagt uns mehr über die eigentlichen Texte und die
oftmals sehr legistische Sprache, in der die Flüche abgefaßt waren. In der Regel haben
sich die Texte auf Diebstahl bezogen, in Bath etwa dem Diebstahl kleinerer Geldmengen
oder wie bereits erwähnt von Badebekleidung. Oft wird an Gottheiten appelliert, die
bekannten oder unbekannten Täter zu bestrafen und/oder auf Wiedergutmachung
hinzuarbeiten bzw. so lange zu strafen, bis eine Wiedergutmachung stattgefunden hat.
Die Gottheit wurde in der Regel aufgefordert, das physische und psychische
Wohlbefinden des Täters durch Schlaflosigkeit zu beeinträchtigen oder indem normale
Körperfunktionen gestört werden, in manchem Fall sogar bis hin zum Tod. Diese Leiden
sollen nur aufhören, wenn die Sache dem entsprechenden Eigentümer zurückgegeben
oder der Gottheit geopfert wurde.
20 März 2012
71
Das Licht am Ende des Tunnels wird aufgrund von Kosteneinsparungsmaßnahmen bis
auf weiteres ausgeschaltet.
19. März 2012
Apple verkauft eine App die sich „Sleep Talk Recorder Pro™“ nennt. Sobald man
anfängt, im Schlaf zu reden, aktiviert sich das Handy und zeichnet auf, worüber man im
Schlaf so spricht.
18. März 2012
T-Shirt-Aufdruck: Adonis: pur oder auf Eis?
17. März 2012
Die Situation: Man plaudert in einem gut sortierten Wiener Weingeschäft mit einem
Verkäufer und wird von einer Kundin mit folgenden Worten unterbrochen: „Ich möchte
Sie ja nicht unterbrechen, aber können Sie mir sagen, in welche Richtung ich gehen
muss, um Rom zu finden?“ Man reißt ein Auge auf und will sagen, dass obwohl wohl alle
Wege dahinführen, das vor allem angesichts der Ringstraße einen nicht unkomplexen
Navigationsaufwand erfordert. Der Angestellt, ebenfalls leicht konsterniert, schaltet
relativ rechtzeitig und geleitet die Dame zum Rumregal.
16. März 2012
Es gibt Aussagen, die auf keinen Fall aus dem Zusammenhang gerissen warden dürfen.
Zu diesen zählt etwa die folgende: Manchmal würde ich mir wünschen, um 9h morgens
schon beim zweiten Bier zu sitzen.
15. März 2012
Politisch korrekte Einladungen gehen heutzutage an LebenspartnerInnen,
LebensabschnittspartnerInnen und zukünftige RentenbeitragszahlerInnen, Bier und
BabyflaschentrinkerInnen sind Selbstversorger und Nichtraucher sind willkommen.
14. März 2012
Notiz an mich selbst: Es ist nicht notwendigerweise ein Zeichen von mangelnder
Hygiene, wenn Fliegen einen Menschen im Restaurant umkreisen.
13. März 2012
„Es kann sein, dass man sich in die Organisation, für die man arbeitet, verliebt, aber
man sollte sich keine Illusionen darüber machen, dass einen diese Organisation auch
liebt.“ Anonym
11. März 2012
Kognitionswissenschafter haben einen sogenannten "QWERTY-Effekt" (nach dem sehr
verbreiteten Tastaturlayout) für den niederländischen, spanischen und englischen
Sprachraum festgestellt. Den Forschern zufolge werden Wörter, die sich zum
überwiegenden Teil aus Buchstaben von der rechten Seite der Tastatur
zusammensetzen, mit positiveren Emotionen assoziiert als Wörter, die mehr Buchstaben
von der linken Tastaturhälfte enthalten.
10. März 2012
Menschen sind laut neuesten Erkenntnissen netter, als man gemeinhin angenommen
hat. Neurologen und Psychologen haben herausgefunden, dass grundsätzliche
Moralvorstellungen und Gewaltabneigung durchaus auch physiologische Gründe hat.
72
9. März 2012
„Die größte Gefahr, die uns droht, sind wir selbst und unsere irrationale Angst vor dem
Unbekannten. Aber eigentlich gibt es das Unbekannte als solches nicht – es gibt nur
temporär Verstecktes, temporär Unverstandenes.“ Captain James T. Kirk, U.S.S.
Enterprise.
7. März 2012
Wer eine Tragödie überlebt hat, ist nicht ihr Held gewesen. Voltaire
6. März 2012
BIG, die Breast International Group, sucht ab sofort einen Leiter/-in für die
Entwicklungsabteilung für Brüssel. Versprochen wird unter anderem Führungserfahrung
aus erster Hand.
5. März 2012
P. G. Wodehouse hat einmal gesagt, dass die Faszination des Schießens rein davon
abhängt, ob man auf der richtigen oder falschen Seite des Gewehrs steht. Früher oder
später werden wir alle mit der falschen Seite eines neuartigen Gewehrs konfrontiert
warden. Eine „shut up gun“, auch Audiopistole, Verstummungskanone und Distanzwaffe
gegen Dampfplauderer genannte neue japanische Erfindung könnte bisherige oft
vergebliche Versuche, andere zum Verstummen zu bringen, revolutionieren!
4. März 2012
Achtung, Reisewarnung! Für alle, die es immer noch nicht wissen: Neuseeland ist
langweilig! Für alle, die es noch nicht gesehen haben: auch das iPhone wurde in NZ
erfunden :-)
http://www.youtube.com/watch?v=gvSh7-jNLWs
3. März 2012
Kommende Woche soll ja das neue iPad vorgestellt werden. Insofern vielleicht ganz
interessant, was man bedenken sollte, bevor man ein iPad verschenkt und angeblich die
Gebrauchsanweisung, die Apple NICHT beigefügt hat und gleichzeitig der eigentliche
Grund warum Apple Marktführer ist :-)
http://www.youtube.com/watch?v=v0FVm_H_D18&feature=youtube_gdata_player
2. März 2012
Charme ist ja nicht jedermann in die Wiege gelegt, aber was man sich so im Laufe eines
Lebens alles sagen lassen muss ist schon immer wieder erstaunlich. So etwa der
Kommentar einer wohl nicht fehlsichtigen Person zum Thema (meiner) Kurzsichtigkeit:
„Ihre Welt wird immer kleiner sein als unsere!“. Und zum Thema Hornhautverkrümmung:
„Ihr Mond wird immer einen Schatten haben!“. Ich finde ja Punkt A, dass er einen Hof
und keinen Schatten hat und Punkt B sollte man einmal eine Grundsatzdiskussion
darüber führen, ob er nun wirklich eines von beiden oder beides oder gar nicht hat und
wenn ja, für wen. Und was Wahrheit eigentlich ist. Und wie es um die Empirie im Jahre
2012 generell bestellt ist. Ich gehe davon aus, dass die Diskussion blutig verlaufen
würde und sich die Fraktion der rationalen Normalsichtigen wahrscheinlich auf die
Behauptung zurückziehen wird, dass der Mann im Mond im Zweifel auch keinen Zwilling
hat.
1. März 2012
73
Leider schwer übersetzbar, dennoch absolut besuchenswert ist folgende Seite:
„Dogberts Zitate der neuen herrschenden Klasse“. Das sage ich, „obwohl ich nicht mehr
die Frau bin, die ich früher war und die ich nie gewesen bin“. Auch wenn es nicht
überzeugen klingt, so wird doch versichert, dass die Autoren „genug Tixo (vulgo:
Tesafilm) verwendet haben, um eine Dritte-Welt-Land zu ernähren“. Man muss zugeben,
dass sich „Walt Disney natürlich sich im Grabe umdrehen würde, wenn er heute noch
lebte.“ Und das „onwohl wir Effizienz hier mit einem großen A schreiben!“ Und was das
engliche „no“ betrifft kann man nur immer wieder fragen: „Welchen Teil von „NO“
verstehen Sie nicht? Das N oder die Null?“
29. Februar 2012
Kulinarisch kann man in good old Monaco einiges mitmachen, die Bandbreite ist groß.
Vorgestern Kaviar und Champagner in einem Nobelhotel, gestern ein
Würstelstandsbesuch nach einer Demonstration und heute also im Anschluß an einen
wie üblich traumatischen Augenarztbesuch Blümchenkaffee und Topfentorte. Was
natürlich lokal eine Käesetorte ist und auch wenn das ganze noch so ein Topfen ist,
wartet man hierzulande ja immer, bis „der Kas gessen“ ist. Der Deutsche an sich neigt ja
bekanntlich zur Gründlichkeit. Auch am Würstelstand werden daher das Davor und
Danach penibel ab- und angesprochen. Im Konkreten ist es nicht um die Wurst, sondern
um die Akquisition von Mottenpulver im Anschluß an die Wurst gegangen. Eine wirklich
nur minimal hochgezogene Augenbraue hat dabei leider ein Grundsatzreferat über
Kleidermotten im allgemeinen und Küchenmotten im speziellen ausgelöst. Letztere soll
man aus allen Küchenritzen rausblasen. Was danach mit ihnen zu geschehen hat, blieb
im dunklen. Prost Mahlzeit!
Erhaltener Kommentar: Das ist genau das, worauf wir gewartet haben: Eine fast blinde
Fotografin!
28. Februar 2012
Ein automatische E-Mail-Antwort sagt mir: „Ich bin von ... bis ... auf Urlaub. Während
dieser Zeit werde ich eingehenden E-Mails weder lesen noch beantworten.“ Im
Umkehrschluß heißt das also, dass es dem Absender möglich ist, E-Mails zu
beantworten, die er noch gar nicht gelesen hat. Bei näherer Betrachtung und wenn ich
mir manche der E-Mails ansehe, die ich so tagtäglich bekomme scheint mir das nicht nur
möglich, sondern sogar wahrscheinlich!
Erhaltener Kommentar: Solche Antworten auf E-Mails, die man nicht gelesen hat,
erfolgen vorzugsweise mit „Antowrt an alle“, um seine Ignoranz möglichst breit zur
Schau zu stellen.
27. Februar 2012
The world in Vorarlberg is too small... Erheiterndes aus Österreichs Westen, Hubert
Gorbachs Brief an Alistair Darling, hier im Original. Wie war das? Die besten vom
Westen, für die Posten im Osten? Sehr lesenswert sind vor allem die Kommentare auf
der Standardhomepage! Um mit einem Kommentator zu sprechen: ”I believe, I spider!”
Mit anderen Worten (eines anderen Kommentators): A new life begins - what does it
brings? Und zum „Kanton Übrig“ schreibt einer: „Bei der Volksabstimmung 1919 gabs
eine Mehrheit von 80% FÜR einen Anschluß Vorarlbergs an die Schweiz. Allerdings
lehnte die Schweizer Regierung dieses Ansinnen ab.“
Erhaltener Kommentar: Da gab es auch noch den österreichischen Bundeskanzler, der
mit dem Argument, man habe sogar die gleichen Farben in den Landesflaggen bei den
Schweizern um eine Vereinigung nachgesucht hat. Worauf der Schweizer Vertreter
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anwortete: Das ist schon richtig, aber wir haben ein „Plus“ in der Flagge und ihr ein
„Minus“... ;-)
25. Februar 2012
Die bayrische Werbelinie „From the sky to heaven on earth - welcome to Bavaria“ ist um
ein Plakat ergäzt worden, auf dem der Kondensstreifen Schloß Neuschwanstein
darstellt. Bisher haben die Kondensstreifen eine Lederhose bzw. eine Breze dargestellt.
24. Februar 2012
Viviane Westwood sagt, nie zuvor in der Geschichte waren die Menschen so schlecht
und dabei so uniform gekleidet wie heute. Die einzige Ausnahme davon seien die über
Siebzigjährigen.
23. Februar 2012
Wieder einmal zum Thema Mode. Die Ausgangssituation: Frühstücksraum in einem
Hotel, irgendwann zwischen acht und neun Uhr morgens. Herein kommt eine
großgewachsene, sehr schlanke Dame in einem Ultramini. Eigentlich in einer Art
Hotpants, bei der das Hosenelement wenig bis gar nicht ausgeprägt ist. Weiters trägt sie
ein schwarzes, enges Unterhemd unter einer weißen, offenen und vor allem
durchsichtigen Bluse. Sie lehnt sich erst mit durchgestreckten Knien, in der Hüfte
biegend über die gehäuteten Orangenspalten und dann, wenige Augenblicke später
über die etwa vier Stunden zuvor gekochten Rühreier. Mein Eindruck: verkrampfter
Versuch, aber extrem unsexy. Kurz darauf: Ein tritt eine Dame in einem Pyjamatop und
in zu engen Jeans, die den üppigen Hüftspeck sehr unvorteilhaft hervorstreichen. Auf
englisch heißt besagter Hüftspeck ja liebenswerterweise Liebesgriff. Wie auch immer,
der ebenfalls recht füllige Ehemann der besagten Dame taucht auch noch auf und baut
sich neben ihr am Büffet auf. Meine Empfehlung: alles, was man/frau hat (Pyjama,
Liebesgriffe, Ehemann) anderswo verwerten und nicht jeder Jeansmode sklavisch
folgen!
22. Februar 2012
Die Teilnahme an Sitzungen kann manchmal wirklich unterhaltsam sein. Analogien sind
dabei eine Quelle der Inspiration, oder wie oft hat man vorher schon jemanden sagen
hören: "Das ist wie ein haariges Mammut" oder "Das geschieht mit der Geschwindigkeit,
mit der Putin seine Unterwäsche wechselt"? Gerade bei letzterem würde es lohnen
darüber zu diskutieren, ob man Hinweise auf die durchschnittliche Dauer und/oder
Häufigkeit dessen hat und wie deren Glaubwürdigkeit einzustufen ist, bevor man den
Satz als Analogie für "schnell“ bzw „oft" hernimmt.
21. Februar 2012
Plötzlich gibt es in ganz München Plakate auf denen zu lesen steht: „Das ist dein Leben.
Tun, was Du liebst und tu es oft.“ Es scheint die ersten paar Zeilen des „Holstee
Manifests“ zu sein.
20. Februar 2012
Ich habe ein neues Wort kennengelernt nachdem mir nachgesagt worden ist, mir den
„gefürchteten Lurgi“ eingehandelt zu haben, angeblich ein Kindergartenname für jede
gängige Erkrankung, einschließlich Erkältungen, Grippe und erhöhter Temperatur.
Wikipedia sagt uns, dass der Lurgi im "modernen Sprachgebrauch" auch jede nichtspezifische Krankheit bezeichnen kann. Angeblich, so Wikipedia weiter, wurde der
Begriff Lurgi in einer BBC-Radio-Sendung (The Goon Show) geprägt, wobei die
75
Symptome von Lurgi damals den unkontrollierbaren Drang, „Yack-a-boo“ zu schreien
genauso umfaßten wie die Unpäßlichkeit, in nahezu erpresserischer Weise
Blasmusikinstrumente zu verkaufen.
19. Februar 2012
Nachdem ich die vergangenen Tage hauptsächlich grippig mit schlafen und mir selbst
leidtun verbracht habe, gibt es wenig zu berichten. Außer vielleicht für diejenigen, die
den BBC iPlayer nutzen: Dort gibt es einen sehr interessanten Beitrag von David
Hockney über den Ursprung der Fotografie.
15. Februar 2012
Es gibt eine Webseite über Probleme der Ersten Welt, auf die wirklich niemand gewartet
hat, die aber trotzdem den Zahn der Zeit zu treffen scheint. Dort können etwa die
folgenden Probleme gepostet warden: “Wegen der größeren Sitzabstände in der Ersten
Klasse im Flugzeug muß ich jetzt aufstehen, um mein Magazin aus der Tasche des
Sitzes vor mir zu nehmen!“
14. Februar 2012
Valentinstag und jederMANN möchte schön sein. Soweit verstehe ich die Motivation.
Dass aber mittlerweile auch Männer in der S-Bahn ihre Fingernägel feilen und darüber
hinaus - und ohne sich im mindesten zu genieren - auch die Haut rund um die Nägel bis
hin zum ersten Fingergelenk feilen geht dann doch etwas zu weit. Aber mich fragt ja
niemand.
13. Februar 2012
Manchmal ist es schon erstaunlich, wie sehr man in seiner eigenen Welt lebt. Und dass
etwa nicht jedermann weiß, was ein „Non-Paper“ ist. Wikipedia lehrt uns
zusammegefaßt folgendes: Ein Non-Paper (engl. für „Nicht-Papier“) ist ein inoffizielles
Arbeitsdokument. Es trägt keinen offiziellen Briefkopf, keinen Stempel und keine
Unterschrift. Oft bildet ein Non-Paper die Arbeits- und Diskussiongrundlage für das
Verfassen eines offiziellen Schriftstückes. Es eröffnet die Möglichkeit, einen Vorschlag in
eine Diskussion oder Verhandlung einzubringen, zu dem man sich noch nicht offiziell
bekennen will oder kann. Im Fall einer Ablehnung gibt man sich keine Blöße und hält
sich die Möglichkeit zu Positionsänderungen offen. Der Verfasser kann sich freihalten,
ob er die Verantwortung für den Inhalt übernehmen möchte, kann aber das Dokument
auch als unverbindliches Konzept kennzeichnen und/oder dem Empfänger die
Möglichkeit einräumen, das Dokument zu ignorieren.
12. Februar 2012
Zur Modeszene: Es ist zwar nicht ganz mein Name, dennoch finde ich es ganz
interessant, dass ein Kopenhagener Label namens Margit Brandt existiert.
11. Februar 2012
Ich wurde daran erinnert, dass das Thema Kuscheln auf diesem Blog seit dem 3. August
2007 nicht mehr diskutiert wurde. Damals hatte ich erstmals über das nach wie vor
erfolgreiche Konzept der Kuschelparties gehört.
Interessanterweise findet sich bei Wikipedia auf Deutsch kein Eintrag zum Thema
„kuscheln“, stattdessen wird man sofort zum Thema „Intimität“ geleitet. Auf den
englischen Seiten wird man ebenfalls vom Kuscheln abgebracht und zu „Umarmung“
umgeleitet (NB: auf den deutschen Wikipediaseiten wiederum gibt es keinen
entsprechenden Eintrag, sondern lediglich Beiträge zur „Tödlichen Umarmung“, zur
76
„Teuflischen Umarmung“ und zum „Sozialistischen Bruderkuss“, allesamt Themen, die
einer gesonderten Betrachtung verdienten). Zurück zur englischen Umarmung also, die "
eine Form von körperlicher Intimität“ ist, „die in der Regel das Arme um den Hals, den
Rücken, oder die Hüften einer anderen Person beinhaltet; sind mehr als zwei Personen
beteiligt, spricht man von einer Gruppenumarmung.“ Interessanterweise unterscheidet
Wikipedia zwischen einer Umarmung „von vorne“ die als nicht-intim definiert und streng
von der intimen Umarmung „von hinten“ abzugrenzen ist. Auch scheint das Umarmen
erwiesene gesundheitliche Vorteile zu haben. So hat eine Studie gezeigt, dass
Umarmungen das Oxytocinniveau erhöht und den Blutdruck senkt. Weiters sollte man
aber nicht vergessen, dass "Hunde Umarmungen weniger genießen als Menschen und
anderen Primaten, zumal Hunde es als Zeichen von Dominanz werten, wenn einzelne
Gliedmaßen über die Gliedmaßen anderer Tiere gelegt werden.“
10. Februar 2012
Wort des Tages: Tachnieren.
http://www.ostarrichi.org/wort-754-at-tachinieren.html
9. Februar 2012
Ich sitze im Flugzeug. Der Mensch neben mir spielt ein Kartenspiel auf seinem
Smartphone. Ich lese einen Zeitungsartikel über den vom Arabischen und Türkischen
beeinflußten Jugendslang der Großstädte. Das Flugzeugt steht auf dem Rollfeld, rollt
aber nicht einmal in Ansätzen. Dafür rollt eine AUA-Maschine flink vorbei, die de facto
später augerufen worden ist als die Lufhansa nach München - und hebt promt, so
schnell kann man gar nicht schauen, auch schon ab. Auf und davon, das rotbemalte
Schwanzerl wackelt noch in der Ferne. „Da guckste nicht Alter, AUA weg – eh“ würde
mein Artikel dazu sagen! Und der Kranich rührt sich keinen Millimeter. Was mich
natürlich am Gedanken kleben bleiben läßt, ob ich nicht im falschen Flieger sitze. Wie
hat schon Georg Kreisler gesagt? „Es gibt Deutsche, die zur Erholung nach Österreich
fahren. Ein Wiener fährt nach Deutschland aus Geschäftsgründen, oder weil er nicht
ganz bei Trost ist.“
8. Februar 2012
Harpe Kerkerling hat vor ein paar Tagen ein Duett mit Miss Piggy gesungen!
7. Februar 2012
Karl-Theodor zu Guttenberg ist zum Budeskuchenminister mutiert. Ohne Worte.
6. Februar 2012
Das Christentum ist derjenige Glaube, indem ein kosmischer jüdischer Zombie, der sein
eigener Vater war, Dich auf ewig leben lassen kann, wenn Du symbolisch sein Fleisch
ißt und ihm telepathisch sagst, dass Du ihn als Deinen Herrn und Meister akzeptierst,
damit er Deiner Seele eine böse Kraft austreiben kann, die wederum da ist, weil eine
Rippenfrau von einer sprechenden Schlange überzeugt worden ist, von einem
magischen Baum zu essen. – Das ergibt definitiv Sinn!
Der Atheismus ist wiederum der Glaube, dass es nichts gegeben hat und dass rein gar
nichts passiert ist, bis dieses Nichts magisch ohne Grund explodiert ist, und dann auf
einmal alles da war, woraufhin ein Haufen dieses Etwas dann von Zauberhand und ohne
jeglichen Grund in sich selbst vermehrende Teilchen mutiert ist, die sich dann wiederum
in Dinosaurier verwandelt haben. – Das ergibt definitiv Sinn!
5. Februar 2012
77
Bertrand Piccard sagt, wenn der Wind beim Ballonfahren in die falsche Richtung bläst,
dann muss man die Flughöhe ändern. Und um die Höhe in einem Ballon zu verändern,
muß man eine Menge Ballast fallen lassen. Und er fährt fort, dass es selbstverständlich
nicht leicht ist zu wissen, welche Ballast man getrost fallen lassen kann. Man müsse
seine eigenen Zweifel und auch seine Ängste akzeptieren. Einmal sei ergefragt worden,
ob er sehr schnell in die falsche Richtung, oder langsam in die richtige Richtung fliegen
möchte. Er sagt, man solle sich fragen, was man selbst gerne über Bord werfen würde.
Auf welcher Höhe man gerne in seinem eigenen Leben fliegen möchte, um so
erfolgreich zu sein, wie man möchte, sein Potential voll zu nutzen und an den Punkt zu
kommen, der wirklich zu einem gehört? Er sagt auch, die einzige erneuerbare Energie
wir alle haben, sei unser eigenes Potential und unsere Leidenschaft.
4. Februar 2012
PG Wodehouse hat gesagt: "Ich sitze eigentlich nur an der Schreibmaschine sitzen und
fluche ein bißchen." Genauso fühlt es sich manchmal an, diesen Blog zu schreiben. Er
hat auch gesagt: "Ich weiß, ich schreibe Geschichten, seit ich fünf bin. Keine Ahnung,
was ich vorher gemacht habe. Herumhängen nehme ich an.“
3. Februar 2012
Du mußt denken, ich sei ein Narr,
So prosaisch und unbeholfen und alles,
Glaubst du, du kannst mich runterziehen?
Glaubst du, ich bin bin noch nie verreist, noch nie weg gewesen?
... (Song von Keane "Leaving So Soon?")
2. Februar 2012
Das ist hier nicht die Wikileaksseite und ich habe auch keine Absicht, die Quelle des nun
folgenden Zitats bekannt zu geben, möchte meinen Lesern aber dennoch die Definition
von „Tech Freaks“ hier nicht vorenthalten. Also: „Tech-Freaks sind solche Personen, die
einen Kick und eine gewisse Zufriedenheit daraus schöpfen, dass sie ihre technischen
Fähigkeiten zeigen, auch dann, wenn genau das anderen Unannehmlichkeiten
verschafft... Manchmal ... stören sie durch ihre technischen Fähigkeiten und Kenntnisse
die Kommunikationskanäle von andern.“ Das könnte als Beschreibung auch auf viele
Hotlines zutreffen (worum es aber im konkreten Fall nicht geht).
Ebenfalls ein Zitat, diesmal aus einer Besprechungsnotiz: „Der Erkenntnisgewinn des
Vortrages war insgesamt (wie wohl auch beabsichtigt) äußerst gering.“
1. Februar 2012
Dass dieser Prozess keinem Masterplan folgt, ... sondern unter angespannten,
chaotischen, demokratisch rumpelnden Umständen, das ist das Wesen von allem
wahrhaft Neuen. Steht in der Zeit von Mitte Dezember (wie mir schon öfters vorgeworfen
wurde, lese ich ja manchmal Oldspaper statt Newspaper).
31. Jänner 2012
Ich bin heute an das berühmte Zitat von Martin Niemöller erinnert worden:
„Als sie die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein
Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein
Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
78
29. Jänner 2012
Sag mir, was willst Du mit Deinem einen, wertvollen Leben tun?” – Mary Oliver
28. Jänner 2012
Warum bekomme ich eigentlich dieser Tage so viele Viagra Spam-Mails? Ich habe
gelesen, dass sich - wenn man eines in Wasser auflöst und den Christbaum damit
wässert – der Baum bis Ende Jänner wacker frisch hält. Marketingmäßig kommt mir die
Werbekampagne etwas verspätet vor, oder hat noch jemand Weihnachtsbäume
herumstehen?
Einer meiner lieben Leser sagt, dass ich ihm den blauen Spam zusenden soll. Also
scheint es doch noch mehr Leute zu geben, die jetzt noch Christbäume haben, als ich
ursprünglich angenommen habe!
Und dann habe ich analytischere und höchst amüsante Anmerkungen bekommen,
nämlich, dass es sich bei Spammails meist um finanzielle Anreize,
Leistungsverbesserungsversprechen
oder
Systemerweiterungen
handelt.
In
umgekehrter Reihenfolge geht es also immer um größer oder besser oder reich genug,
damit größer und besser keine Kategorie mehr sind. Allerdings geht die
Leistungsverbesserung zugunsten eines dann wohl bis Ostern stählernen Christbaums
doch ein wenig zu weit.
27. Jänner 2012
Es ist eine Herausforderung, sich an die Gegebenheiten des öffentlichen Nahverkehrs
zu gewöhnen. Die Situation: Ich sitze in einer mehr oder weniger leeren Straßenbahn.
Ein Mann vom Typ Bill Bryson vor 20 Jahren setzt sich neben mich, liest in meiner
Zeitung mit und sagt dann etwas unvermittelt: Frauen in der Wirtschaft, die am
Aufschwung (?) teilhaben, können von einer guten Wirtschaftszeitung profitieren! Man
könne, so der Monolog weiter, Weizen online handeln, bis in die dritte Dimension (?), nie
zuvor habe die Menschheit Weizen so vielfältig handeln können, deshalb sei es gerade
jetzt... der Rest war argumentativ nicht nachvollziehbar.
26. Jänner 2012
Warten ist wirklich unmodern geworden. Und ein interessanter Gedanke ist, dass wir seit
wir mehr und mehr zum Digitalen tendieren, das Original verloren haben oder wie Jim
Rakete sagt, heute sei: „das Fehlen eines Originals der Phantomschmerz der
Fotografie“.
25. Jänner 2012
Deutsche Sprache, schwere Sprache: Wo der Österreicher da, dort oder hier ist, ist der
Deutsche hier, da und dort, was zu beliebigen Mißverständnissen führt.
In Österreich komme ich an und kündige folglich im Konjunktiv an, dass ich jetzt da
wäre. In Deutschland ist man in ähnlicher Konstellation aber einfach hier, zumal man
nicht da sein kann, weil da (deutsch) eben dort (österreischisch) und somit zwar in der
Nähe, aber doch woanders ist. Der Nachbartisch ist so zum Beispiel da (örtlich, nicht
existentiell gesprochen; auf letzteres könnte man sich wohl in beiden Sprachen einigen)
und nicht dort. Dafür wird aber die Endstation einer deutschen S-Bahn am vorletzten
Bahnhof mit mit den Worten „Liebe Fahrgäste, diese S-Bahn endet dort“ und nicht mit
„... endet hier“ angekündigt.
Erhaltener Kommentar: Lieber CBO (Chief Blogging Officer), darf ich unterstreichen,
dass Ihr geschätzter Blog-Eintrag für 25. Januar auf Deutsch ganz anders lautet als auf
Englisch? :-)
79
Antwort: Ich kann mich nur entschuldigen, also, hier kommt nun der fehlende Teil:
Europa bekommt neue Datenschutzregeln. George Orwell ist, sollte er Zugriff auf
offizielle (leider nur englische) Presseerklärungen haben, wahrscheinlich schon dabei,
sich im Grab umzudrehen. Dort steht nämlich in etwa: "Das Recht auf Vergessen ist
natürlich kein absolutes Recht. Es gibt Fälle, wo es eine legitimes und rechtlich
begründetes Interesse daran gibt, Daten in einer Datenbank zu speichern. ... Es ist auch
klar, dass das Recht auf Vergessen nicht ein Recht darauf sein kann, die Geschichte
völlig auszulöschen."
24. Jänner 2012
Die einzige Funktion von Wirtschaftspognosen ist es, der Astrologie einen ehrenwerten
Anstrich zu verleihen. Kenneth Galbraith
23. Jänner 2012
Ich habe heute ein sehr schönes Gedicht geschickt bekommen, das Joseph Beuys
zugeschrieben wird:
Lass Dich fallen.
Lerne Schlangen zu beobachten.
Pflanze unmögliche Gärten.
Lade jemanden Gefährlichen zum Tee ein.
Mache kleine Zeichen, die "Ja" sagen
Und verteile sie überall in Deinem Haus.
Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit.
Freue Dich auf Träume.
Weine bei Kinofilmen.
Schaukel so hoch Du kannst mit einer Schaukel bei Mondlicht.
Pflege verschiedene Stimmungen.
Verweigere Dich, "verantwortlich zu sein".
Tu es aus Liebe.
Mach eine Menge Nickerchen.
Gib Geld weiter. Mach es jetzt. Das Geld wird folgen.
Glaube an Zauberei.
Lache eine Menge.
Bade im Mondlicht.
Träume wilde, fantasievolle Träume.
Zeichne auf die Wände.
Lies jeden Tag.
Stell Dir vor, Du wärst verzaubert.
Kicher mit Kindern. Höre alten Leuten zu.
Öffne Dich. Tauche ein. Sei frei.
Preise Dich selbst.
Lass die Angst fallen.
Spiele mit allem.
Unterhalte das Kind in Dir.
Du bist unschuldig.
Baue eine Burg aus Decken.
Werde nass.
Umarme Bäume.
Schreibe Liebesbriefe.
22. Jänner 2012
80
Groupon ist immer wieder für eine Erheiterung gut. Heute wurde mir eine Bierflatrate
angeboten. Es handelt sich um eine (hoffentlich nicht bei Pioten beliebte) All-you-candrink-Rate für Fliegerbier im Fliegerbräu am Münchner Flughafen samt dem
(anscheinend für sich selbst sprechenden) „Piloten-Brotzeit-Brettl“. Daneben wird mir in
folgender Reihenfolge auch noch eine 90 Minuten Aromaölmassage, ein Sushi all-youcan-eat, ein um 73% billigerer, ansonsten nicht genauer definierter Sprachkurs (Deutsch
für Nichtdeutsche?) und etwas prosaisch „Fett weg“ angedient.
21. Jänner 2012
Aus der Serie “Bemerkenswertes rund um Telefonkonferenzen”: A: Können Sie Ihr
Telefon bitte auf stumm schalten? B: Nein A: Könnten Sie dann bitte mit dem
[zugegebenermaßen lauten] Atmen aufhören?
20. Jänner 2012
Ich habe versprochen, mich gegebenenfalls noch einmal zum Thema Rocklängen und
Absatzhöhen zu äußern. Vor vielen Jahren habe ich gelesen, dass sich die Rocklänge
umgekehrt proportional zur Konjunktur verhält. Obwohl man davon ausgehen müßte,
dass es in wirtschaftlich schlechteren Zeiten weniger Geld für Stoff gäbe werden die
Rocksäume länger und umgekehrt. Insofern nehme ich an, dass wir von Mini- und
Bleistitröcken wegsteuern.
Ein wenig Recherche hat ergeben, dass sich ein Wirtschaftstheoretiker (George Taylor,
Nomen est Omen) schon in den 1920-er Jahren mit der Thamatik beschäftigt und in
seiner Rocksaumtheorie versucht hat zu beweisen, dass die Saumlänge mit den
fallenden oder steigenden Aktienkursen korreliert. Ein Artikel, der das Thema im Jahr
2008 wieder aufgegriffen hat, geht noch einen Schritt weiter und behauptet, dass in
Rezessionszeiten der Absatz von Abführmitteln steige, weil sich Menschen sehr
zurückhaten müssen. Demgegenüber steigen in Boomzeiten die Absatzzahlen von
Deodorants, weil sie öfters tanzen gingen. Wenn Menschen weniger Geld zur Verfügung
haben, kaufen sie angeblich weniger Salat, Steak und Obst sondern eher trockene und
länger haltbare Lebensmittel wie Bohnen, Getreide und Pasta, obwohl meistens dann
der Pastapreis steigt und sie bei Bohnen und Reis bleiben.
Nicht dass meine Meinung hier zählen würde, aber ich finde die Rocksaumlängentheorie
besser als die Abführmitteltheorie.
19. Jänner 2012
Ich möchte den heutigen Eintrag zum Anlaß nehmen, allen begeisterten Lesern dieses
Blogs ganz herzlich zu danken!
Scott Mc Kain (wieder so ein Konsulent und Motivationssprecher mit runden Brillen,
nein, das war jetzt ganz und gar nicht nett) schreibt auf seinen Blogseiten: Die Frage,
die Menschen heute oft gestellt würden, seien, wieviele „Follower“ sie auf Twitter,
wieviele Freunde auf Facebook hätten und wieviele Leser ihren Blog besuchten und als
solches würden gerade diese Frage auf etwas hinweisen, was in unserem gesamten
Wirtschaftssystem falsch sei, nämlich der Fokus auf Quantität. Und die Annahme, mehr
sei besser. Mc Kain weist uns darauf hin, dass mehr nur mehr sei, und nur besser
besser. Und dass mit anderen Worten weniger Freunde und weniger, dafür begeisterte
Leser definitiv mehr zählen, als die schiere Masse.
18. Jänner 2012
Anläßlich einer bevorstehenden Eintagesreise nach Brüssel muß ich hier die Frage
stellen, ob es tatsächlich so ist, dass kaum jemand das Nicht-in-Brüssel-Sein als Exil
empfindet?
81
17. Jänner 2012
Es gibt ein sehr gutes wenn auch nicht ganz ernstes Video zu Photoshop oder
bessergesagt: Fotoshop und ein anderes (ebenfalls nur auf Englisch) zum Thema
Wiener Kaffeehäuser.
16. Jänner 2012
Deutschland ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Oder vielleicht sollte ich sagen,
es ist nicht das, was sie uns im Ausland weismachen wollen, dass es schon immer
gewesen sei. Ich habe mittlerweile mehr Handwerker gesehen, als mein Aufenthalt in
diesem Lande Tage hat. Heute waren es gleich sechs. Meine Wohnung, ein reines
Durchhaus. Wer eigentlich was macht, ist nie ganz klar, meist verweist der eine nur auf
den nächsten, der aber sicher gerade nicht anwesend ist und erst anfahren muß.
Unstrittig sind meist nur die Verrechnungsdetails der Anfahrtswege, die Menschen
erscheinen auch sehr pünktlich, aber ansonsten wie schon früher erwähnt: Hinterholz 8.
Der erste Handwerker heute war eine Kanalratte mit E-Spiralle. Auf seinem
Rohrreinigungsfirmensweatshirt stand, wie es sich auch für Fleischhacker oder ähnliche
Betriebe gern anbietet: Schweiger.... vom Feinsten! Besagte Kanalratte hat mehr oder
weniger besorgt blickend etwa 12m der Elektrospiralle in den Tiefen des Hauses
versenkt und von Paradoxa wie aufsteigenden Abflußleitungen und steigenden Gefällen
geunkt. Nummer zwei (vom Typ her Abercrombie-Fitch Jeans- und/oder
Unterwäschemodel, warum sie ihn im Keller versteckt haben, hat sich erst später
herausgestellt) hat in gebrochem Deutsch abgestritten, irgendetwas mit meinen
Frostbeulen zu tun zu haben, er würde den Heizungskeller nur streichen, hätte nichts mit
dem Heizungstotalausfall zu tun. Nummer drei hat mir beim routinierten, aber
verzweifelten Entlüften der Heizkörper assistiert und versichert, es wäre die schöne
Kellerratte gewesen, die „versehentlich“ die Heizung fürs Dachgeschoß abgedreht hätte.
Drei weitere Mannen haben dann noch diverse Zählerstände abgelesen, zwei davon
waren aus dem deutschen Osten, einer aus München und hat soweit beobachtbar als
Dolmetsch fungiert.
sei-still-und-sei-schön Kellerratte
Ich habe ja irgendwo einmal gelesen, dass die allernatürlichste Bewegung, auf der in der
Natur auch vieles fußt, die Siprallbewegung sei (siehe DNA, Wasserabflüsse, wenn sie
funktionieren etc.).
description how best effort interne should look like
Ernsthafte Zweifel, serious doubt letter
14. un 15. Jänner 2012
Was kann es schlimmeres geben, als am Samstagnachmittag zu Ikea zu gahren?
Richtig, ein Ikea-3D-Puzzle zusammenzubauen. Die Hardcorelegospieler haben es
wahrscheinlich geahnt, dass sie gegenüber uns Normalsterblichen irgendwann Vorteile
haben werden.
Was auch unangenehm auffällt ist das Bild in der zigseitigen Bauanleitung, auf dem sich
das verzerrt lächelnde Ikeamännchen am Kopf kratzt und die Ikeahotline anruft. Ich wäre
einmal neugierig, wie man die einzelnen namenlosen Trümmer am Telefon beschreibt,
nicht zu reden von Mikroschrauben aus durchsichtigem Plastik. Manche Schrauben sind
ja reine Zierde und sind anscheinend nur beigepackt, um die Geduld zu testen.
82
13. Jänner 2012
Der Poet William Blake empfiehlt, den Tag folgendermaßen einzuteilen: „Denk am
Morgen, handle zu Mittag, lese am Abend und schlafe in der Nacht.“
10. Jänner 2012
Über die Jahre sind E-Mail Signaturen auf- und wieder abgekommen. So habe ich mir
zumindest gedacht. Aber nun sehe ich ab und zu wieder welche, wie etwa folgedes des
2011 verstorbenen Brasilianischen Fußballers Socrates: "Erst kommt die Schönheit,
dann erst der Sieg. Und was wirklich zählt, ist die Freude.“
9. Jänner 2012
Und noch mehr neue Bilder, diesmal von Thailand, Australien und Neuseeland!
Erhaltener Kommentar: Schöne Bilder, speziell die aus Thailand.
7. Jänner 2012
Es war einige Tage ruhig im gelobten Land. Aber nun ist der Regionalstolz wieder
durchgebrochen, diesmal im Radio mit dem Hörerspruch des Tages: “It’s nice to be a
Preiss but it’s higher to be a Bayer.“
Auch interessant, dass am Flughafen nun Puppenteile aus dem Boden ragen. Es ist
natürlich schön, wenn man Puppen bewusst und unbewusst sofort mit mir assoziiert. De
facto gehe ich aber davon aus, dass es sich um eine Fujitsuwerbung nach dem
Fujitsumotto: „accept no boundaries“ handelt. Anscheinend gilt für Fujitsu auch die
Schwerkraft nicht mehr. Und das in München!
Apropos Schwerkraft: Einstein muß ja für einiges herhalten und so auch für einen ihm
zugeschriebenes, sehr nettes Zitat: „Gravitation is not responsible for people falling in
love“.
http://de.wikipedia.b/wiki/Bielefeldverschwörung
t7c4DN26Z5
6. Jänner 2012
Es gibt einige neue Bilder aus Chile, Singapur, Myanmar, Kuala Lumpur und Vietnam.
Zufällig bin ich über diese Kurzanleitung gestoßen, wie man interessanter wird. Was mir
dabei besonders gefallen hat war der Hinweis, doch die eigenen Seltsamkeiten zu
akzeptieren. Beide Artikel leider wieder einmal nur auf Englisch.
5. Jänner 2012
Das Video des Tages heißt Everybody’s Free (to wear sunscreen). Jeder ist frei, oder
hat zumindest die Freiheit, Sonnencreme zu verwenden. Leider nur auf Englisch.
4. Jänner 2012
Es ist mir ein alter Entwurf einer Blognotiz untergekommen und zwar zum Thema
Themen von morgen:
1. Staubsauger mit oder ohne Beutel?
2. Sollten Männer Eier kochen können?
3. Sind Mascherln (vulgo Fliegen) besser als Krawatten?
4. Wie macht man aus Eis Kürbis?
Speziell Nummer eins und vier haben mich an der Notiz überrascht. Aber es fällt mir ja
auch nicht mehr ein, warum ich eine kleine Seife, ein klebriges Zuckerl und einen noch
klebrigeren Kugelschreiber in einer Jackentasche hatte.
83
3. Jänner 2012
Es hat mich ein Kommentar erreicht, mit der Beschwerde, es gäbe hier nicht genug zum
Thema Mode und Sport zu lessen. Ich wage zu sagen, dass die Modefarben der
Frühjahrssaison Smoothiefarben sind, was der Tendenz unserer Gesellschaft, Nahrung
immer öfters auch noch im Erwachsenenalter in Breiform zu sich zu nehmen, sehr
entgegenkommen dürfte.Man denke nur daran, wie sich in dieser Saison Smoothie-,
Cremsuppen- und Pürreeflecken gut ins Oberbekleidungsbild einfügen werden!
Erhaltener Kommentar: Vielen Dank für die Frühlingsfarbempfehlung! Ich bin sicher, die
Leser dieses Blogs würden auch gerne Einträge hinsichtlich Rocklänge, Absatzhöhe und
Rugby lesen!
2. Jänner 2012
Was ich beim gestrigen Eintrag noch vergessen habe: Der mit Abstand beste
Werbespruch, der mir auf der langen Reise untergekommen ist und dem ich durchaus
zustimme war die Regel Nr. 7 von Tudor Watches und hat gelautet: „Verführung ist eine
Frage der Zeit“.
1. Jänner 2012
Das war also 2011: Mein einjähiges Sabbatical war im September zu Ende und in einem
Satz kann ich meine Weltreise wohl nur so zusammenfassen, dass ich überhaupt kein
Problem damit hätte, noch jahrelang durch die Welt zu mäandern.
Die längere Fassung möchte ich in einige Punkte aufteilen:
Zum Zustand der Welt im allgemeinen: Inkompetenz regiert die Welt.
Zu persönlichen Fragen: Sehr oft werden die Klassiker “Wo kommst Du her?” etc. zu
Endlosschleifen. Es folgt ein: “Österreich.” “Sidney?” [Nebenbemerkung: die Antwort
folgt Gründen der Einfachkeit:] “Wien.” “Wohin gehst du?” … “Wie heißt du?” … “Was
bist du von Beruf?” … “Wieviel verdienst du?” … “Wie alt bist du?” … “Bist du
verheiratet?” … “Was ist deine Schuhgröße?”… “Woher kommst du?” “Das hast du mich
schon gefragt!” “Oh, habe ich vergessen...”
Zum Essen: Merke: Im Zweifel ist eine Bohnenschote (grüne Bohne) in Asien immer
eine grüne Chilischote! Ein wichtiger Satz für Vegetarier, den ich in Asien gehört habe,
war: Ich hoffe, Sie mögen Reis.
Top 3 (+1) Cocktails: Ambience: Singapore Sling, Raffles Hotel, Singapore. Schräg +
bester Ausblick: Coco Loco, Hotel Pink Flamingo, Acapulco. Bester Geschmack: Pina
Colaca, Boracay/ Phillipinen. Außerhalb der eigentlichen Wertung und Extrapunkte für
bemerkenswertestes Versprechen: Orgasmo, Chapalasee in der Nähe von
Guadajahara, Mexiko.
Zur Hygiene und der richtigen Reihenfolge: Merke: Erst Wasserhahn aufdrehen und
dann Seife nehmen. Leider habe ich hier des öfteren was die Reihenfolge angeht
versagt. Es ist unschön, wenn man Seife mangels Wasser wieder loswerden muß. Das
beste an sechs Jahren wöchentlichem Pilatestraining war, eine vollendete Balance über
diversen zweifelhaften Toiletten zu halten.
Zu unfreundlichen Kontrollen auf Flughäfen: Wenn man auf Flüssigkeiten kontrolliert und
mit einer noch gefüllten Flasche ertappt wird, stellt man sich dem meist unwirsch
Kontrollierenden am besten mit all seinem Handgepäck ungeschickt wirkend in den Weg
und trinkt mit einem entschuldigenden Blick ganz langsam sein Wasser aus. Dieser
kleine Racheakt für unfreundliches Benehmen funktioniert auch bestens dort, wo man
mit militärischem Brüllen gezwungen wird, seine Schuhe auszuziehen. Man kann
jemandem lange im Weg stehen, wenn die Schuhbänder so gar nicht wollen.
84
Zur Eitelkeit und dem Verlust derselben: Man geht über Monate abends mit dem
Allernötigsten einem kleinen schwarzen Plastiksackerl (vulgo dem seinerzeit nicht
benutzten Speibsackerl der Sansibar-Dar Es Salaam Fähre) spazieren, als wäre es eine
Prada Handtasche.
Zum Material: Auch strapazfähige Schuhe lösen sich nach intensiver Beanspruchung
auf und wasserdichte Schuhe werden pitschnass, wenn das Wasser von Oben (mit dem
einen oder anderen Blutegel vermischt) hineinläuft. Jeans werden nicht nur heller,
sondern auch dünner und reißen irgendwann. Ich habe einen Schal, ein Sweatshirt,
meine Lieblingsjacke und einen Bikini verloren – zum Glück nicht alles auf einmal und
auch nicht, wenn das jeweilige Teil das einzige war, was ich gerade getragen habe. Des
weiteren habe ich zwei Bekannte verloren, die offensichtlich keine Freunde waren und
eine Decke – letzteres eines der sinnvolleren Dinge, die ich über Monate mit mir
herumgetragen habe.
Zu Hotels: In den meisten Hotelzimmern liegt entweder die Bibel auf oder die Gelben
Seiten; manchmal beides. Und das vor allem dann, wenn man eigentlich nur nach dem
Passwort für das Internet sucht.
31. Dezember 2011
Auf die Auslagenscheibe hier in München ist ein Spruch gesprüht, der dieses Jahr ganz
gut zusammenfasst: Die Revolution ist wegen Regens bis auf weiteres verschoben.
Guten Rutsch und ein Gutes Neues Jahr 2012!
Erhaltener Kommentar: Ich hoffe, der Neujahrstag wurde in München nicht auch wegen
Regen verschoben? Frohes Neues!
30. Dezember 2011
Bei wiederholter Betrachtung des großen, aber schiefen Christbaums auf dem Münchner
Marienplatz, der angeblich ein Geschenk von Tirol ist kann ich nur sagen: Einem
geschenkten Gaul schaut man wohl lieber wirklich nicht ins Maul.
29. Dezember 2011
Die Zeitung “Die Zeit” schreibt in einem interessanten Artikel über Epithesen (=
künstliche Augen, Ohren u.ä.), dass der neueste Schrei bei Epithesen solche seien, die
sich auch bewegen. Zudem sei es in Mode, dass sich Menschen mit Kunstohren in
zweierlei Farben anfertigen lassen, eines für den Winter, eines für den Sommer.
28. Dezember 2011
Ich habe ihn eigentlich selbst noch nie bemerkt, es scheint ihn aber zu geben, den
sogenannten Cappucino-Effekt. Laut Wikipedia handelt ess ich dabei um das
„akustische Phänomen, das unmittelbar nach dem Umrühren einer Tasse Cappuccino
auftritt: Klopft man mit dem Löffel mehrmals hintereinander an die Tasse, so steigt die
Tonhöhe innerhalb der ersten Sekunden deutlich hörbar an. Dieser Effekt lässt sich,
nach erneutem Umrühren, so lange wiederholen, wie noch Milchschaum vorhanden ist.“
In der Blog-Kategorie: da siehst du’s, da hast du’s.
24. Dezember 2011
Broken Muses wünscht allen treuen Broken Blog Lesern Frohe Weihnachten!
23. Dezember 2011
Leider gibt es keine deutschen Untertiltel für diese wirklich witzigen sieben Minuten
brillianten Witzes. Die Frage ist, warum die Riesenschildkröte für 300 Jahre lang zu
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keinem lateinischen Namen gekommen ist. Aus einem ähnlichen Grund, warum
Maltesers auch keinen lateinischen Namen haben...
22. Dezember 2011
Ich habe eine Zeit lang den Eintrag vom 11. Deember nicht auf Englisch übersetzt und
wurde bereits von den Lesern der englischen Blogseiten gerügt. Ich muß mich in aller
Form auch hier entschuldigen...
21. Dezember 2011
Es gibt einen neuen deutschen Bestseller: "SMS von gestern Nacht". Untertitel: „Ist
meine Hose noch bei Euch?“
20. Dezember 2011
An sich waren meine belgischen Lieblingspralinen immer die rosafarbenen
Wittamerherzen und die dunkelbraunen Euros von Neuhaus. Nun gibt es diese Euros
nicht mehr, sondern lediglich die geschmacklich ähnlichen hell- und dunkelbraunen
Neuhauser Ns. Wenn das kein Statement ist. Nicht einmal DER Pralinenhändler des
Landes bekennt sich mehr zum Euro...
19. Dezember 2011
Einer der wenigen Sätze, die ich mehr oder weniger fehlerfrei auf holländisch
aussprechen kann ist "ik bin op de pot" was mehr oder weniger direkt heißt: ich bin am
WC. Kein Ruhmesblatt nach fast acht Jahren in einem teils niederländischsprschigen
Land...
17. Dezember 2011
Nachdem mir kürzlich zu verstehen gegeben worden ist, dass München und/oder
Bayern der Himmel auf Erden und/oder das gelobte Land sind, so muß ich nun einmal
mehr annehmen, dass es sich beim Flughafen Frankfurt um den Nabel der Welt handelt.
Im Grunde könnte es sich bei Frankfurt oder genauer beim Flughafen Frankfurt auch um
eine Erfindung der Luftfahrindustrie handeln, die geschikct die Idee verbreiten möchte,
dass es sich bei Frankfurt um das wahre Herz von Europa handelt.
Kaum kommt man nach Belgien, regnet es, eigentlich genauso wie man es von Belgien
erwartet. Und nicht umsonst heißt ein bekanntes Modelabel hier "Mais il es ou le soleil?"
16. Dezember 2011
Vielen Dank für zwei sehr nette Zitate:
Kann einen die räumliche Distanz wirklich von Freunden trennen.... Wenn Du mit
jemandem sein möchtest, den Du gern hast, bist Du dann nicht eigentlich schon dort? –
Richard Bach
Die Abwesenheit verringert niedrige Begierden und steigert noble genauso, wie der
Wind Kerzen löscht und Feuer nährt.
14. Dezember 2011
Die wohl bekannteste und beliebteste Wiener App ist die auf offenen Daten der
Stadtvrwaltung basierende sogenannte "Toilet Map Vienna". Die App listet alle
öffentlichen Toiletten in Wien und gibt den schnellsten Weg zum nächsten WC bekannt.
http://data.wien.gv.at/apps/wc.html
12. Dezember 2011
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Wenn es um verstopfte Rohre geht habe ich feststellen müssen, dass es irrelevant ist,
welche Qualität die kurz zuvor benutzte Seife hatte; meist ist sie genauso unappetitlich
wie das andere, undefinierbare Zeug, das wieder an die Oberfläche gespült wird.
11. Dezember 2011
Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee war, sich bei Groupon anzumelden. Ich
bekomme nunmehr die Möglichkeit, Gutscheine mit 55% Ermäßigung zu Highlights wie
etwa den hier folgenden zu erwerben: "70er Jahre Fondue-Event für 6 Personen im Cafe
Fräulein". Oder einen um 53% ermäßigten 5-er Block für einen "Bollywood Tanzkurs in
der Bollywood Crazy Dance Company". Erwähnenswert auch die um 72% verbilligte
"Luxus-Gesichtsbehandlung und/oder Maniküre bei Egoist Cosmetics". O-Ton dort:
„Niemand ist dem Zahn der Zeit und den Widrigkeiten und Kapriolen des Wetters so
ausgesetzt, wie Deine Haut.“ Anscheinend erlebt meine Haut die „Widrigkeiten und
Kapriolen des Wetters“ anders als der Rest von mir.
10. Dezember 2011
Darf ich meine Leser um Beihilfe zum Boykott von Wasabikäse bitten? Ich verstehe ja,
dass sich Käseherrsteller heutzutage einem gnadenlosen Wettbewerb zu stellen haben,
aber trotzdem: Wasabikäse geht einen Schritt zu weit!
9. Dezember 2011
Es soll ja Menschen geben, die gerne zu Ikea fahren. Ich gehöre jedenfalls nicht dazu
Nach einem Handwerkerbesuch gestern fühle ich mich wieder einmal wie in Hinterholz 8
(die Dame in der weibliche Hauptrolle heißt dort ja bezeichnenderweise auch Margit).
Man kann nur hoffen, dass die Wände hier nicht bald nass und unter Strom stehen und
nur eine wasserfeste Tapete dagegen helfen kann :-)
8. Dezember 2011
Falls es jemanden interessiert: es gibt die Bibel als Hörbuch-App für iPhone, iPad und
iPod bei www.vorleser.net
7. Dezember 2011
Vielen Dank für einen Hinweis auf die Landkarten der Stereotypen des bulgarischen
Künstlers Yanko Tsvetkov. Mir persönlich gefällt die Karte der griechischen Stereotypen
besonders gut, aber vor allem den Briten unter uns empfehle ich auch einen Blick auf
die Karte Europa nach Sicht der Briten zu werfen.
6. Dezember 2011
Repubblica Bavaria: Ich bin heute auf dem sogenannten 6. nationalen IT-Gipfel, den
Gastgeber H. Seehofer tatsächlich und ohne einen Funken Ironie mit den Worten
"Willkommen im gelobten Land!" eröffnet hat.
4. Dezember 2011
Beim Sortieren von Bildern und Notizen bin ich heute über einen Buchtitel gestolpert,
den ich mir am Beginn meiner großen Reise in Amerika aufgeschrieben hatte, übersetzt
etwa: „Begrabt mein Herz in Konferenzraum B: Der unschlagbare Einfluß wirklich
engagierter Manager.“
2. Dezember 2011
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Belgien ist und bleibt Absurdistan: Ich bin heute zu einer Veranstaltung mit dem Titel:
Die unerträgliche Leichtigkeit des Schmetterlings: Welche neuen Steuern wird uns die
neue Belgische Regierung bescheren?“ eingeladen worden.
1 December 2011
Wie hat schon Peter Rosegger gedichtet? Bei mia z’Haus bin i nia z’Haus aber im
Wirtshaus bin ich wia z’Haus.
29. November 2011
Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich nicht besonders gerne öffentlich fahre? Heute
bin ich neben einem ungewaschenen Smartphonenutzer gesessen, dessen lange
Fingernägel ausgesehen haben, als hätte er des Nächtens sein Großmutter
ausgegraben. Unterm Herumwischen am Telefon ist er eingeschlafen und vornüber
gekippt, wobei die Haare in neuen Mustern verklebt sind.
28. November 2011
Ich bin in Brüssel, wo Menschen links und rechts auf Rolltreppen stehen und bei rot über
die Straße gehen, ohne angeschrien oder sonst gemaßregelt zu werden :-)
26. – 27. November 2011
Zum ersten Mal seit sechs Monaten in Österreich! Sehr empfehlenswert für alle, die
glauben, Deutsch zu sprechen: "Vo Mello bis ge Schoppornou"
http://www.youtube.com/watch?v=wmI2m06YFfc
25. November 2011
Neues vom Planet Germany: Ich bin in der Firmengarage schriftlich verwarnet worden,
weil ich verkehrt herum eingeparkt habe... Und gelesen habe, dass der Papst
Schwierigkeiten bekommen hat, weil er bei einem Deutschlandbesuch vergangenes
Jahr im Papamobil nicht angeschnallt war.
http://www.welt.de/vermischtes/prominente/article13736044/Im-Papamobil-nichtangeschnallt-Papst-angezeigt.html
17. bis 24. November 2011
Getränke. Ich vermisse Brüssel und die Geschichte(n), die es schreibt: Nach dreijähriger
Studie ist man zum Schluß gekommen, dass in Flaschen verkauftes Trinkwasser nicht
damit beworben werden darf, Wasser verhindere Dehydrierung!
Aber auch Wien hat Neues zu berichten: Die Wiener Kaffeehäuser kürzlich zum
immateriellen
Weltkulturerbe
erklärt
worden.
http://www.wien.gv.at/rk/msg/2011/11/11007.html Nach der Beschreibung der UNESCOKomission sind „Kaffeehäuser ein Ort, in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber
nur der Kaffee auf der Rechnung steht".
Was gibt es demgegenüber getränkemäßig aus Bayern zu berichten? In München
bewirbt eine Bar in meiner Nähe den Cocktail des Monats: Sex On The Beach. Bei
gefühlten minus zehn Grad.
In Berlin liegen die Dinge dann wieder ganz anders. Man geht von Kaffee ab und bietet
statt „Coffee to go“ nunmehr „Glühwein to go“ an.
16. November 2011
Neues aus Bayern: Am Münchner Flughafen hängen Plakate mit der Aufschrift: Direkt
vom Himmel zum Himmel auf Erden: Willkommen in Bayern. Im Hintergrund sind dabei
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entweder Kondensstreifen in Form einer Breze oder in Form einer Lederhose (!) zu
sehen.
15. November 2011
Muß ich mir Sorgen machen, wenn mich die Persoalabteilung nur unter dem Namen „Dr.
Brandes“ kennt?
14. November 2011
Es gibt neue Trends wie etwa „Owling“. Man sitzt dabei vorzugsweise im Baum und
versucht, wie eine Eule auszusehen. Ein weiterer Trend, bei dem mir der Name gleich
wieder einfallen ist hat zum alleinigen Inhalt, mit falschem Bart cool auszusehen. Was
recht schnell um sich gegriffen hat ist „Johanssonning“, ausgelöst durch ein eigentlich
nicht für die Öffentlichkeit bestimmtes Selbstportrait von Scarlett Johansson, bei dem sie
sich selbst mit dem Handy so fotografiert hat, dass man im Vordergrund ihr Gesicht und
im Hintergrund ihre Rückseite im Spiegel sieht. Weltweit posten seither Nachahmer
ähnliche Bilder von sich selbst auf http://scarlettjohanssoning.com/
http://www.spiegeloffline.de/2011/09/21/neuer-fototrend-scarlett-johanssoning/
13. November 2011
Servicewüste Deutschland? Getränkefachmarkt. Kunde hält Verkäufer fragend eine
Flasche vor Augen: Was ist das für ein Wein? Kundenberater: Weißwein!
12. November 2011
Bemerkenswertes aus Bayern: „Wandelbar“ ist der Name eines Bekleidundsgeschäfts,
wohingegen „Unhaltbar“ der Name einer Bar ist.
11. November 2011
Manche feiern heute das Ende des Ersten Weltkriegs, andere Faschingsbeginn. Ich
werde heute, am 11.11.11 nun tatsächlich in meine neue Wohnung einziehen, was
zugegebenermaßen sicher weniger historische Bedeutung haben wird als 1918 und
auch nicht nur ein Witz ist.
10. November 2011
News aus Brezen-County (vulgo Bayern): Menschen, die hier Vorträge halten, können
interessanterweise „alle Hände über dem Kopf zusammenschlagen“. Man würde das
ansonsten ja eher nur bei einer Shivainkarnation in Indien annehmen. Ansonsten hat
mich bei selbiger Veranstaltung ein Lebensmittelfarbstoffzusatzthoretiker noch vor dem
ersten Kaffee darüber aufgeklärt, dass ich eigentlich besser nie wieder irgendetwas
essen solle. Man wüßte ja nie. Es wäre wegen der Lebensmittelfarbstoffzusätze.
Unmittelbar danach wollte ich auch alle Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
9. November 2011
Ich bin in der Kantine neben einem Griechen gesessen, der sich als Kreter geoutet hat.
Was fällt einem da natürlich ein/rutscht einem da natürlich promt heraus? Richtig: Alle
Kreter lügen! Statt einer interessanten Epimenidesdiskussion habe ich einen
unverständigen und fast zornigen Blick geerntet und wäre im Fall der Wiederholung
sicher des Tisches verwiesen worden.
8. November 2011
ET hat wohl nie nach Hause telefoniert. Laut dem Weißen Haus kann man neuerdings
nämlich davon ausgehen, dass noch nie Außerirdische auf unserem Planeten waren.
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Erhaltener Kommentar: Gerade gestern habe ich mich wieder auf den neuesten Stand
deiner Blog-Einträge gebracht. Sehr amüsant, vor allem die Anzeigentexte des
Münchner Wohnungsmarkts. Sie sind schon in der nächsten Umgebung zum Besten
gegeben worden.
5. November 2011
Gelesen auf Toilettenpapier in einem deutschen Wirtshaus: Strebe nicht nach Dingen,
die auch anderen gelingen.
4. November 2011
Beim Münchner Ikea gibt es eine Indertoilette. Die bei Ikea erwarteten Inder müssen
sehr kleine Menschen sein.
3. November 2011
Wannimmer – und unter normalen Umständen kommt das ohnehin selten genug vor .
ich zum Schluß komme, mich von Besitztümern zu trennen und sie wegzuwerfen kommt
wie das Amen im Gebet jemand in meine Nähe, erstarrt, reißt die Augen weit auf und
sagt: DAS kannst du umöglich wegwerfen!
2. November 2011
Ich habe wildfremden Menschen heute erzählt, dass ich Belgien verlasse und nun nach
München ziehe. Im Vergleich muß ich leider sagen, dass es in der Vergangenheit
wesentlich aufregender war, fremden Menschen davon zu erzählen, dass ich ein Jahr
lang um die Welt reise.
1. November 2011
Vorletzter Tag in Belgien...
31. Oktober 2011
Nachdem ich mich drei Stunden lang bei der Gemeinde angestellt habe, bin ich nun
erfolgreich in Brüssel abgemeldet. Zwei Stunden davon - auf dem Ausländermeldeamt
nämlich - waren völlig sinnlos, nachdem ich nämlich nicht nur unter einem falschen
Namen („Brandi“), sondern auch als belgische Staatsangehörige registriert war. Eine
weitere Stunde bei den Inlandsmeldeangelegenheiten hat dann das gewünschte
Resultat gezeitigt...
Erhaltener Kommentar: Das kann auch nur dir passieren: ein plötzlicher, unerwarteter
Nationalitätswechsel. Auf der anderen Seite solltest Du Dich nicht wundern, wenn Du
den hierigen König ständig als deinen König vereinnahmst.
30. Oktober 2011
Ich bin müder als müde. Warum nimmt eigentlich auch meine Putzfrau an, ich würde
nicht kochen?
29. Oktober 2011
Brüssel. Eine tote Katze am Fahrradweg, die sicher eine schlimme Kollision mit einem
deutschen Radfahrer hinter sich hat.
25. bis 28. Oktober 2011
Wieder in Brüssel und damit beschäftigt, die Wohnung auszuräumen. Man unterschätzt,
wie viel man über die Jahre anhäuft. Hätte ich mich nicht ab und zu bewegt, hätten mich
die Herren von der Umzugsfirma sicher in Luftblasenfolie gehüllt und mit „Zerbrechlich“-
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Klebeband versehen in den LKW gestopft. Was schon kurios ist, ist dass immer dann,
wenn ich mich endlich von etwas trennen will, jemand anderer sagt, nein, aber DAS
kannst Du jetzt nicht wegwerfen. So habe ich nach wie vor meine blaue Ledercouch
und, obwohl ich sie teilweise bereits auseinandergeschraubt hatte und einer der
Umzugsmenschen konsequenterweise beim unvorsichtigen Draufsetzen damit
zusammengebrochen ist, meine Gartenmöbel. Und dass, obwohl ich nun in eine
Wohnung ohne Balkon oder Terrasse ziehe. Der Arbeitsunfall war übrigens glimpflich
und auf beiden Seiten eher erheiternd. Manche Menschen sinken elegant und
verletzungsfrei zu Boden. Bei einer Sache habe ich mich schlißendlich durchgesetzt: ich
habe mich trotz Protest der Umzugsmenschen, die ihn auf seine alten Tage auf Heinz
umgetauft haben und ihn recht interessant fanden, nach vielen Jahren der friedlichen
Koexistenz von meiner eingegipsten und mit Farbe übergossenen Schaufensterpuppe
Klaus getrennt. Er ist erstmals mit dem Lift gefahren, allerdings von dort gen Müllplatz,
nicht gen München.
Für diejenigen, die interessiert, wie er in Brüssel seinerzeit angekommen ist:
nachzulesen im Blog-Eintrag vom 16. Oktober 2007.
Schon damals hat mich anscheinend eine partielle Amnesie bezüglich der Anzahl und
Voluminosität meiner Besitztümer ergriffen gehabt...
24. Oktober 2011
Eureka! Ich habe ein Wohnung gefunden, bereits angemietet und den Schlüssel dazu in
Händen! Was für eine Erleichterung!
23. Oktober 2011
Vor einigen Tagen habe ich ja den „Immobilienmakler Kopf & Kollegen“ erwähnt, bei
dem man doch ein recht genaues Bild der Branche bekommt. Wofür allerdings die
„Pseudo Scheininger GmbH“ steht, muß erst noch recherchiert werden.
22. Oktober 2011
Notizen einer Ausländerin im Ausland: Der durchschnittliche Münchner Kinobesucher
fällt in die Altersgruppe UHU (unter hundert), das allerdings nur knapp.
21. Oktober 2011
Die Welt verändert sich. Der Euro wackelt, Gadaffi ist tot, die ETA hat ihr
Rahmenprogramm recht grundsätzlich geändert und was tut sich bei mir? Ich suche
immer noch eine Wohnung im deutschen Monaco. Auf dem Heimweg von einer
Besichtigung bin ich auf die rote Belgische Nummerntafel angesprochen worden und
habe durch die geöffnete Beifahrerscheibe einen Handkuß bekommen, bei dem ich nicht
sicher war, ob er mir oder dem belgischen Nummernschild gegolten hat.
Erhaltener Kommentar: Vom Froschkampf zum Wohnungskampf! Danke, dass Du mich
mit Deinen Kämpfen so erheitern kannst. Ich kann mir aber bei allem Ernst sehr gut
vorstellen, dass es speziell in München nicht leicht ist, eine entsprechendes Nest zu
bekommen. Aber ich hoffe, dass Du auch diesen Kampf gewinnen bzw. zu Deinen
Gunsten entscheiden kannst.
20. Oktober 2011
Aus der heiteren Welt der Wohnungsannoncen: Manche Wohnungen sind „top samiert“.
Andere werden vom „Immobilienmakler Kopf & Kollegen“ vertreten. Unter Umständen
handelt es sich um eine „gepflegte Wohnung im angesagten Schlachthofviertel“. Oder
wird angepriesen mit den Worten: „Bequemer gehts nicht! In der Nähe liegt der schöne
Südfriedhof.“
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19. Oktober 2011
95% der Münchner Radfaher sind Männer, beharren auf ihre Radwege und Vorränge
und sind generell viel zu schnell unterwegs. Wahre Testosteronbomben. Eine solche hat
mich bzw. das Auto, das ich gefahren bin heute seitlich gerammt. Zum Glück habe ich
den Parkschaden, der an der selben Stelle ist, noch nicht reparieren lassen. Später war
ich dann aus Vorsichtsgründen zu Fuß unterwegs, teilweise mangels Fußweg auf dem
Radweg, wo mir ein offenbar vom Baum gefallenes mit Fleischwunden übersätes
Eichörnchen untergekommen ist. Obwohl es nicht wahrscheinlich ist, dass ein
Eichhörnchen ungebremst vom Baum fällt, ist es sehr wohl wahrscheinlich, dass ein
Münchner Radfahrer es knapp nach dem Sturz überfahren hat.
18. Oktober 2011
Beobachtungen zu und in Deutschland: Drei Männer mit Sixpack (leer, die Glasflaschen
im Originalkarton) sind Schulter an Schulter und damit in einer fast furchteinflößenden
Phalanx unterwegs zum Diskonter, wo ebendieses Bier im Sonderangebot ist.
17. Oktober 2011
Deutschland ist gewöhnungsbedürftig. So habe ich folgender Szene beigewohnt: Eine
Kindergartengruppe ist in artigen Zweierreihen und sehr ruhig samt einigen
Betreuerinnen einen wie es hier heißt Gehweg entlang unterwegs. Auf ein minimales
und kaum hörbares Lachen hin brüllt eine der Betreuerinnen: „Wir machen keine Faxen
wenn wir in den Kindergarten gehen! Wenn wir in den Kindergarten gehen, gehen wir
vernünftig!“ Da verknoten sich einem die Darmschlingen...
16. Oktober 2011
Eines der entwürdigendsten Dinge im Rahmen der Wohnungssuche in München sind
die sogenannten Mieterselbstauskunftsbögen, die einem zumindest die gesamte eigene
Lebensgeschichte samt genauerster Liquiditätsangaben bis hin zu Bankdaten
abnötigen. Die auszufüllenden Auskunftsbögen variieren von Mal zu Mal und gehen ab
und zu ins mehr oder weniger Absurde. So etwa die Frage: „Sind Sie verheiratet?“
(anzukreuzen: ja/nein) und „wenn ja, ist Ihr Ehepartner auch verheiratet?“ Interessante
Frage. Ein: „wenn ja, mit wem und wird diese Person auch einziehen; wenn ja
Bankdaten und die drei letzten Gehaltsabrechnungen beilegen“ war dann aber doch
nicht mehr dabei.
15. Oktober 2011
Wohnungsbesichtigungen lassen ja oft tief blicken. Aber was genau wollen einem
Menschen mit einen knallorangen WC-Sitz mit der Aufschrift „Die Schwimmweste
befindet sich unter Ihrem Sitz!“ mitteilen?
14. Oktober 2011
Spruch des Tages: Ein Depp mit einem Werkzeug bleibt ein Depp.
13. Oktober 2011
Und mein Song des Tages ist No Monkey von Wally Warning.
http://www.youtube.com/watch?v=z2Zr3EgzbEs&noredirect=1
12. Oktober 2011
Bisher habe ich ja gedacht, die Milchstrasse sei über uns. Weit gefehlt, in München kann
man sie entlangspazieren. Der Gegenentwurf zum „Coffee to go“ heißt hierzulande
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übrigens etwas prosaisch „Sitzcafé“, und das obwohl die Süddeutsche Zeitung schreibt,
der Kaffee sei Assistent der Muse.
7 – 11. Oktober 2011
Und wieder sind einige Tage vergangen, an denen ich in erster Linie mit der
Wohnungssuche beschäftigt war. Die Sprache der Anzeigen ist gewöhnungsbedürftig.
Manchmal - Stichwort: „mediterranes Hinterhofambiente“ - muß man froh sein, dass
Immobilienmakler keine Dichter geworden sind. Oft sind auch die Gesetze der Physik
stark gebeutelt: so etwa ist ein 25 Quadratmeterapartement über zwei Ebenen irgendwie schwer vorstellbar.
Dann sind da die Wartezeiten, wo man in der Kälte auf der Straße vor dem jeweiligen
Haus steht. Bei einem dieser Besuche ist eine Gruppe vorbeigekommen, die
anscheinend eine kriminalgeschichtliche Führung durch München mitgemacht hat. Es
wurde dann lang und breit erläutert, wann sich zuletzt jemand im Keller des Hauses, in
dem man eventuell eine Wohnung mieten wollte, erhängt hat. An der nächsten
Kreuzung wurde den Teilnehmern dann das schier unerschöpfliche Thema der
Laiendarsteller und Statisten bei der Verfilmung von Pumuckl erläutert.
6. Oktober 2011
Wohnungssuche per Internet. Ich quäle mich durch blumige Beschreibungen. Großzügig
angelegt sind den Anbietern zufolge prinzipiell nur Kleinstwohnungen, vulgo
„lichtdurchflutete Wohnschmankerln“. Eine der heitersten Beschreibungen war wie folgt:
„Die Wohnung ist in einem ruhigen, begrünten Hinterhof gelegen. Hierin befindet sich
auch ein kleiner Teich. Mit Lärm ist hier nicht zu rechnen.“
30. September bis 5. Oktober 2011
Ich muß mich für die lange Pause entschuldigen. Die letzte Woche über habe ich
ausschließlich gepackt, ausgemistet und mich für die Abreise gen München
fertiggemacht. Was ich sehr zu meinem eigenen Leidwesen festgestellt habe ist, dass
ich ein ungemeines Talent dafür habe, Verpackungsmaterialien aufzuheben. Manchmal
fasziniert mich leider allein das Design einer Schachtel.
Die Ironie an meiner Reise nach München ist, dass ich mit sechs Koffern, drei
Rucksäcken und einigen Taschen angereist bin, wobei ich das ganze vergangene Jahr
mit einem einzigen Koffer, einer Tasche und einem Fotorucksack bestritten habe.
Dummerweise ist nun quasi ein durchaus ordentlich gefalteter Hund aus jedem Dorf in
einem der sechs Koffer, was zur Folge hat, dass ich auf Anhieb rein gar nichts finde. In
München irritiert mich mehreres, vorrangig, dass überall Deutsch gesprochen wird, aber
auch dass Dinge generell funktionieren und Sachen erledigt werden.
29. September 2011
Ich bin damit beschäftigt, Dinge auszusortieren und zu ordnen. Und wenn man Hilfe
dabei erwartet muß man wahrscheinlich mit einem gewissen Maß an Sarkasmus
rechnen, wie etwa, dass das Horten von Dingen unter Umständen genetisch sein kann
und man nur Generation 29 in einer klaren Linie von Hamstern ist. Oder dass man Dinge
„nach Art der Großmutter“ wegwerfen würde - nämlich gar nicht - und sie klammheimlich
nur in eine andere Ecke gestellt hätte. Aber es ist wahrscheinlich an der Zeit die Dinge
wegzugeben, in deren Taschen sich zehn Jahre nach der Euroeinführung noch 100 Lireund Einschillingmünzen finden.
28. September 2011
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Das Zeitalter der Gentlemen ist definitiv vorbei, auch in Europa, wie ich als
müllentsorgende Kellerratte heute angesichts zweier neben ihrer BMW stehender
Gestalten bemerken habe müssen, die an alles in der Welt eher gedacht haben müssen,
als mir zur Hand zu gehen.
27. September 2011
Und wieder ist meine E-Mailadresse gesperrt. Das wird seitens des Mailboxbetreibers
irgendwie zur Manie.
26. September 2011
Nun bin ich also zurück im guten alten Brüssel, wo sich alles so vertraut anfühlt. Eben
habe ich gelesen, dass eine Maschine von Buddha Airlines, mit denen auch ich einen
frühmorgendlichen Everestflug von Kathmandu aus gemacht habe, bei einem dieser
Flüge abgestürzt ist. Leider hat niemand überlebt…
Trotzdem plagt mich - kaum angekommen - schon wieder das Fernweh. Ich muß an all
die Orte und Länder denken, die ich auch besuchen wollte, zu denen ich aber aus meist
zeitlichen Gründen dann doch nicht gekommen bin. Tibet, Jekaterinenburg, Odessa,
Isfahan, die Mongolei, Madagaskar, Eritrea, Panama, Peru, die Galapagosinseln und
Kanada fallen mir ein und noch so viel mehr...
25. September 2011
Nach zwei Paßkontrollen innerhalb von 10 Metern habe ich tatsächlich ausreisen dürfen.
Erstaunlich eigentlich. Man fragt sich, welches Vergehen man sich innerhalb von 10
Metern zwischen der ersten und zweiten Kontrolle zu Schulden kommen lassen kann.
Der Istanbuler Flughafen ist übrigens um 4 Uhr früh eher nicht mondän.
24. September 2011
Das Ende einer langen Reise ist gekommen und ich stehe knapp vor dem Rückflug nach
Europa. Um mich am letzen Tag noch beschäftigt zu halten und mich positiv zu
überraschen ist diese Webseite aus einem mir weiter nicht nachvollziehbaren Grund
heute den ganzen Tag offline gewesen. Und das war noch bevor ich den kleinen Buben
in seinem T-Shirt mit dem nicht ganz unpassenden Aufdruck „Großer Bruder“ gesehen
habe. Ich glaube ich muß nicht erwähnen, dass neben ihm kein kleiner Bruder zu sehen
war, schließlich sind wir im Land der Einzelkinder. Nicht lange darauf ist mir dann ein
hamsterfarbener Pudel in knallroten und allem Anschein nach handgefertigten
Lederturnschuhen untergekommen, der von seinem Herrlein von einer weißen Pudelin
weggeschliffen worden ist, wogegen er, der Pudel, sich angesichts der wohl rutschigen
Lederschuhe nicht wehren hat können. Der Anblick der roten Schuhe war der
Augenblick, in dem ich mir gedacht habe, die Zeit nach Hause zu reisen ist wirklich
gekommen.
23. September 2011
Wieder einmal ein Wort zu chinesischen Toiletten. Nachdem ich vor ein paar Tagen über
die Politik der offenen WC-Türe berichtet habe (siehe Eintrag vom 17./18. September),
so hat mich die Situation am Xi’aner Flughafen eigentlich kaum mehr überrascht. Dort
gibt es nämlich für die einzige westliche Toilette gar keine Türe, dafür aber eine
Insektenspiralle, die fröhlich vor sich hinbrennt. Man muss zur Ehrenrettung der
zuständigen Flughafentoilettenarchitekten sagen, dass die Toilette nur dann einsehbar
ist, wenn man direkt auf sie zugesteuert, was konkret nur dreimal der Fall war. Bei der
durchschnittlichen Menge an Menschen, die einem im Weg stehen, sich vordrängen,
einen anniesen, anrempeln oder sonst irgendwie ungut sind eher ein geringer Störfaktor.
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22. September 2011
Eigentlich hätte der Besuch bei der Terrakottaarmee in Xi’an ja ein Highlight sein
können, aber leider. Genau wie mit der UNESCO habe ich ja auch mit der ISO-9000 und
fortfolgenden ISO-Qualitätszertifikatnummern seit Jahren Verständnisprobleme, um
nicht zu sagen meine liebe Mühe. So sollte es eigentlich wenig überraschend sein, dass
ein Museum, dass für sich einen UNESCO-Welterbekulturtitel beansprucht UND stolz
sagt, vor kurzem ISO-qualitätszertifiziert woden zu sein, nicht nur ein architektonischer
Alptraum ist, sondern aus allen Nähten platzt und die tausenden Menschen täglich, die
meist in Gruppen durchgedrängt werden, nicht abfertigen kann. Die Funstücke der
Terrakottaarmee sind überdacht, was das Gefühl, sich auf einer antiken
Ausgrabungsstäte zu befinden, gelinde und irgendwie nicht besonders treffend gesagt
untergräbt. Einen Lageplan gibt es nur auf chinesisch und zudem deckt er sich nicht mit
dem Gelände und der überteuerte Audioguide muß für die unwichtigen Details ein
anderes Museum aufgesprochen worden sein. Die Hauptfundstücke sind in
unbeleuchteten, stickigen Räumen im Keller, dort aber von unzähligen, inländischen
Reisegruppen verdeckt, die von laut schreienden Guides betreut und unmißverständlich
aufgefordert werden, sich in geschlossener Phalanx vor fremden Touristen aufzustellen
bzw sie gegebenenfalls brutal niederzurennen. Und dieser Fall tritt häufig ein.
21. September 2011
Wannimmer – und das ist selten genug - in China englischsprachige Hinweisschilder
angebracht sind, kann man davon ausgehen, dass sie einen in exakt die falsche und
meist dem Ziel entgegengesetzte Richtung weisen. Wenn etwa ein Hinweisschild, das
einen zum richtigen U-Bahnausgang zum Lamatempel oder dem Sommerpalast weisen
will, ausweist, dass einer der drei bis sechs Aufgänge der richtige ist, ist sicher, dass
dies der Ausgang ist, der vom Ziel am weitesten entfernt ist. Warum?
Wieder einmal ein paar Worte zum Essen: Ich bin an einigen recht interessant
klingenden Restaurants vorbeigekommen. In Shanghai etwa war neben der „Brauerei
zur Boxenden Katze“ ein Restaurant namens “Funky Chicken”. Und in Peking bin ich auf
ein Lokal gestoßen, dass sich “Walnußbaum im Mai – ein Restaurant mit niedrigem
CO2-Ausstoß” ausgewiesen hat, etwas völlig Neues! Ebenfalls in Peking habe ich an
etlichen Ständen Bienenkokoons, Schlangen, Wasserkäfer, Tusendfüßler und
Seidenraupen im Angebot gesehen, allesamt sauber auf Spießchen aufgespießt und
eßfertig gegrillt. Ich bin mir im Vorbeigehen mit meinem Maiskolben etwas konservativ
vorgekommen...
20. September 2011
Ich wollte heute einmal einen Tag mit einem leichteren Besichtigungsprogramm einlegen
und habe wieder einmal die Distanzen völlig unterschätzt. Ich war eigentlich nur beim
China Central TV Gebäude und beim Sommerpalast, dafür aber acht Stunden
unterwegs. Der Sommerpalast alleine erstreckt sich über eine Fläche von 3
Quadratkilometern, wobei man mit dem Material, das man beim Bau des künstlichen
Sees ausgehoben hat, einen Hügel gebaut haben, der im wesentlichen das Zentrum der
Palastanlage ausmacht. Ich wollte beim Rückweg eine Abkürzung nehmen und bin
durch widrige Umstände im Unterholz gelandet, durch das ich mich sehr zum Leidwesen
meiner ohnehin schon angeschlagenen Kleidung zurück auf die gepflasterten Alleen
gekämpft habe. Meine Jeans weist nunmehr zwei Flecken jeweils über den Knien auf.
Ohne die religiösen Gefühle meiner christlichen Leser verletzten zu wollen: man kann
sich das in etwa so vorstellen, wie die Stigmatawunden von Jesus ausgesehen hätten,
hätte er bei der Kreuzigung Jeans getragen.
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Erhaltener Kommentar: Um von MARGIT zu STIGMATA zu kommen braucht man
eigentlich nur ein S und ein R und einmal kräftig schütteln...
19. September 2011
Für all diejenigen, die die täglichen chinesischen Nachrichten nicht verfolgen können
mchte ich auf eine der heutigen Hauptnachrichten hinweisen, nämlich dass die hiesigen
Minzebauern die Regierung zu mehr Unterstützung für die Weiterentwicklung dieses
kleinen, aber nicht unwichtgen Sektors auffordern.
Nachdem ich ja eine Schwäche für Soiziologue und Sprache habe, hat mich die andere
Top-Story des heutigen Tages natürlich nachdenklich gestimmt. Wenn man sich den
„westlichen“ Storchansatz vor Augen hält, sagt es nicht einiges aus, dass chinesischen
Kindern, die nach ihrer Herkunft fragen gesagt wird, man hätte sie in Mistkübel (zu
deutsch: Abfalleimer) gefunden?
Nach der Lektüre habe ich beschlossen, das Brüten über der Zeitung wieder sein zu
lassen und mich unters Volk zu mischen. Leider habe ich dabei meinem eher
schematischen Stadtplan zu sehr vertraut und bin stundenlang zum und durch den
Beihai Park und die Gegend rund um Houhai gewandert. An touristisch-strategisch
wichtigen Stellen stehen vornehmlich chinesische Stadt- oder Lagepläne. Wenn man
seinen zweisprachig chinesisch-englischen Stadtplan danebenhält und sich an das
beharrliche, tägliche Training der „Suchen Sie die 5 Fehler im Bild“ in der Kronenzeitung
von vor 30 Jahren erinnert, merkt man, dass sich manche Dinge auch wenn man
überhaupt nicht damit gerechnet hätte spät, aber doch, bezahlt machen.
17. und 18. September 2011
Ich bin tatsächlich per Bahn in Peking angekommen, habe aber beschlossen, dass ich
kommende Woche nach Xi’an fliegen werde. Das Zugfahren, nun ja, was soll ich sagen.
Man meint ja, von Stadtmitte zu Stadtmitte zu fahren. In Shanghai ist das
Fernzuggebäude allerdings dirket neben dem Terminal für Inlandsflüge, auch gleich
groß und gleich modern. Man fühlt sich wie an einem Flughafen bis auf die Tatsache,
dass Bahnsteigänderungen nicht auf Englisch durchgesagt werden. Es hat auch einen
Speisewagen gegeben, wo das einzig für mich Identifizierbare getrocknete, unreife Kiwis
waren. Und etwas, was in einem früheren, weniger ausgedorrten Leben einmal ein
Schwein gewesen sein könnte (im jetzigen Leben war es natürlich zerkleinert;
Speisewagentresen sind ja nicht beliebig groß und eher nicht komplettschweintauglich).
Aber Peking! Was für eine ausufernde Stadt! Man macht sich als Mitteleuropäer ja keine
Vorstellung. Die Verbotene Stadt und der Platz des Himmlischen Friedens sind
Superlative und auf der Chinesischen Mauer zu stehen ist ähnlich, wie die Pyramiden zu
sehen: man kennt beides von zig Bildern und Fernsehberichten, aber es dann mit
eigenen Augen zu sehen, ist wieder ganz etwas anderes. Die Minggräber waren auch
sehr beeindruckend.
Es gibt aber dann auch immer wieder die andere und teils leicht skurille Seite. In einem
Spitzenrestaurant etwa die Aussage, es gebe keinen chinesischen Tee mehr. Ob im
Restaurant, in China oder überhaupt, war leider nicht auszudiskutieren. Das einzige
Angebot war Obst statt Tee. Oder die Politik der offenen WC-Türe in der Verbotenen
Stadt: 20 Damentoiletten, alle besetzt, wobei aber die Türen höchstens angelehnt, wenn
nicht gleich offen waren. Oder die Chinesischen und Englischen Hinweisschilder in der
Verbotenen Stadt, die alle von American Express gesponsort worden sind. Dass auf der
Speisekarte in einem Café in der Verbotenen Stadt „Hamburg“ im Angebot war, noch
dazu recht preiswert, war auch ganz nett. Oder dass es von dem Teil der Mauer
(Mutianyu), den wir angeschaut haben, eine Sommerrodelbahn hinunter ins Tal gibt...
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16. September 2011
Ich bin was meinen Hang zu interessanten T-Shirtaufdrucken und Werbeslogans angeht
dieser Tage wieder einmal sehr auf meine Kosten gekommen. Lipton etwa bewirbt
seinen Yellow Label Tee mit dem Slogan “Drink Positive”. Ein großartiges T-Shirt zeigt
Obama in Uniform als Chairman Obama. Und ein anders hat in etwa gesagt: Kleide Dich
aufregend (im Sinne von „um aufzuregen“, dress to distress). Apropos: Die meisten
Boutiquen hierzulande haben keine Umkleidekabinen. Man darf nicht einmal eine Jacke
anprobieren. Nur die wirklichen Haute Couture Geschäfte haben eine Art Umkleideraum,
meist als Vorhang, den man rund um die Kasse ziehen kann. Nachdem die Größen
meist ohnehin nur bis 32 oder maximal 34 vorrätig sind, war das aber eh keine Option.
Wie auch immer, es gibt nicht unwitzige Kreationen, wie etwa mit schwarzen Spitzen
besetze Maouniformen.
Wie schon angedeutet ist man ohne einen kleinen Zettel mit chinesischen Schriftzeichen
recht verloren, was das Auffinden von Adressen, das Bestellen von Speisen oder
sonstiges angeht. Interessanterweise habe ich ohne einen entsprechenden Zettel
irgendwie ein Zugticket nach Peking erstehen können. Aber das heißt noch lange nichts,
noch bin ich weder im Zug, noch auf dem Weg nach Peking.
Nachdem ich in der Vergangenheit mit verschiedensten Menschen, die mehr oder
weniger an dem Projekt beteiligt waren, so oft über den Transrapid (Maglev, wie er hier
heißt) gesprochen habe, habe ich einfach einmal damit fahren müssen. Und so habe ich
gestern zum Glück noch den 10:45-er gestern erwischt, der letzte am Vormittag, der
wirklich die Spitzengeschwindigkeit von 432km/h erreicht. Der Zug legt die 30 Kilometer
bis zum Flughafen in 8 Minuten zurück, verkehrt zwischen 8:30 und 17:30 und fährt nur
in der Früh und am Nachmittag mit Spitzengeschwindigkeitn, ansonsten so wie bei
meiner Rückfahrt „nur“ mit etwa 300 km/h – langweilig im Vergleich.
Und war es etwas Besonderes? Sicher! Nachdem ich die meiste Zeit im Fleecepulli und
Schal überm Kopf eingemummt in der auf 18 Grad gekühlten U-Bahn gesessen bin, war
einer der fühlbaren Unterschiede im Transrapid die gefühlten 14 Grad bei draußen 35.
Ob des doch relativ hohen Preises (man kann für 7 RMB mit der U-Bahn zum Flughafen
fahren oder für 50 RMB mit dem Transrapid, muss aber erst um ebenfalls 7 RMB zur
Station am Stadtrand anreisen), waren auch nur wenige Menschen mit dem schnellen
Zug unterwegs und mein mich sonst beständig begleitender Hauptgedank (Heans - tun
Sie Sich Ihnen nicht vordrängen! ) war einmal nicht notwendig.
15. September 2011
Weil ich mir unlängst Gedanken zu den hiesigen Toiletten und den positive Aspekten
des Pilatestrainings bezüglich des erforderlichen Balanceakts auf selbigen gemacht
habe: Beim hiesigen McDonalds gibt es auch westliche Toiletten. Den Fußabdrücken
auf den Toilettensitzen zu Folge werden diese allerdings ebenso wie die Loch-im-Boden
Varianten benutzt. Ich nehme an, dass man - um die Balance unter den gegebenen und
im Einzelfall sicher durchaus rutschigen Umständen zu halten - mehr als sechs Jahre
Pilatestraining braucht, ja ich würde sogar soweit gehen anzunehmen, dass man dazu
von Kindesbeinen an Tai Chi Stunden genommen haben muss.
14. September 2011
Wieder einmal ein paar Worte zu Speis und Trank. Ich weiß nicht, wie ich es ohne den
einen oder anderen Eiskaffee (in Dosen) durch das feuchtschwüle Wetter von Hong
Kong und Macao geschafft hätte. Sonderbarerweise ist das irgendwie ein Nebeneffekt
meiner Ayurvedakur: ich habe das Gefühl, meine tägliche Dosis Kaffee zu brauchen. In
China dreht sich alles um Tee, vornehmlich Milchtee. Im Milchtee kann dann alles
mögliche schwimmen, süße rote Bohnen etwa oder Geleekügelchen. Im Shanghaier
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Fuxin Park habe ich dann endlich wieder einmal einen Café Latte als Eiskaffee in der
Halbliterflasche gesehen. Die Flüssigkeit hat auch wunderbar nach Kaffee gerochen,
aber ich schwöre, es war Milchtee. Man kann nur hoffen, dass er nicht auf
Milchpulverbasis hergestellt worden ist.
Apropos Kaffee: In einem klitzekleinen Café im französischen Viertel Shanghais habe
ich eines der unterhaltsameren Mißverstädnisse der letzten Tage gehabt. Nachdem
mich die Kellnerin für etwa eine halbe Stunde alleine hat sitzen und auf ein Sandwich
und einen Kaffee hat warten lassen und mich in der halben Stunde etwa 7 Mücken
gestochen haben, war ich irgendwie redseelig. So habe ich gesagt: Es gibt bei Euch hier
schon viele Mücken oder? Sie hat mich völlig entgeistert angeschaut und geantwortet:
Nein, aber wenn Sie hinausgehen, geradeaus, und dann an der Kreuzung links
abbiegen, DORT ist Sie sicher eine!
Und Essen, nun ja. Ich führe ja seit ein paar Tagen ein kleines Papier mit mir, auf dem,
wie ich anfangs angenommen habe, steht: Diese Frau ist verrückt, sie will kein Fleisch.
In der Zwischenzeit bin ich davon überzeugt, dass draufsteht: Diese Frau ist verrückt,
gebt ihr Nudelsuppe! Bitte mich nicht falsch verstehen und nichts für ungut: Es gibt
wunderbare Nudelsuppe in China. Aber nach ein paar Tagen wird auch die beste
Nudelsuppe irgendwie eintönig. Die einzige Aufregung war, dass man mir gestern eine
gute Portion Gänsemagen in die Suppe schmuggeln wollte, aber das war es dann auch
wieder.
13. September 2011
Shanghai ist so, wie ich Hong Kong erwartet hätte. Am Huangpufluß, bessergesagt am
sogenannten „Bund“, stehen beeindruckende Gebäude aus den frühen Jahren des 20.
Jahrunderts und man kann sich wunderbar vorstellen, wie das Leben hier in den
Zwanzigerjahren gewesen sein muß. Der ehemalige Observation Tower ist zu einer Bar
umgebaut, von deren Terrasse man einen schönen Ausblick auf die andere Flußseite
hat, wo modernste Wolkenkratzer und der nicht zu übersehende rosa verspiegelte
Fernsehturm stehen. Shanghai muß ein Paradies für Architekten sein, die schiere
Anzahl an ungewöhnlichen Hochhäusern ist überwältigend.
Erhaltener Kommentar: Es ist super interessant, Deine Kommentare zu lesen. Ich werde
Deine Weltreise weiter verfolgen!
12. September 2011
Guangzhou ist schon eine irgendwie atemberaubende Stadt. 18 Millionen Einwohner,
Hochhäuser rund um den Pearl River, wohin man blickt und Menschen, Menschen,
Menschen. Ein Tag hier war natürlich viel zu wenig und wie mir Bekannte aus Österreich
erzählt habem, die ich heute vor meiner Weiterreise nach Shanghai besucht habe, habe
ich die anscheinend schönsten Sehenswürdigkeiten auf der Shamianinsel nicht
gesehen. Na, man kann nicht alles haben.
Nachdem die Nachtzugticktes nach Shanghai ausverkauft waren und ich keiner 19Stunden Bahnfahrt von Guangzhou nach Shanghai ins Auge sehen wollte, habe ich
kurzfristig doch noch einen Flug gebucht. Und wie ich so am Flughafen stehe, stelle ich
wieder einmal fest, dass – sogern ich fliege - mein Herz nicht nicht im Bahnfahren liegt.
Ich bin natürlich am alten, stadtnahen Flughafen im Westen angekommen und muß
sagen, die Fahrt mit der U-Bahn zum Hotel war wesentlich weniger aufregend, als ich
mir die Magnetschwebebahnfahrt ausgemalt hatte. Der Transrapid verbindet, wie
nämlich nur den neuen, im Osten und weit außerhalb des Zentrums gelegenen
Shanghaier Flughafen mit der Stadt...
11. September 2011
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Ich habe ja lange gezögert mit der Entscheidung, ob ich nun ins Land der Mitte reisen
soll, oder nicht. Und hier bin ich nun, im Land der Einzelkinder, in dem wie es scheint
einerseits die Ellbogentechnik erfunden worden ist und anderseits Männer ihren Frauen
die Handtaschen tragen.
Nach einem gewissen Anfangsschock ob der schieren Größe einer durchschnittlichen
Chinesischen Metropole und der Anzahl an Menschen bin ich schnell wieder in die
Leichtigkeit hineingekommen, die mich vor allem die letzten Wochen über begleitet hat.
Eine sehr nette Diskussion mit einem Brasilianer, der sich nicht vorstellen kann, wie man
in chinesischen Garküchen essen kann, habe ich dann leicht mit einem „1.3 Milliarden
Chinesen können nicht irren“ abgetan.
Ich wollte die Ironie dessen, dass alles Elektronische in China gefertigt wird, man aber
einfach gewisse Teile hier nicht kaufen kann nicht so stehenlassen und habe nach
einigem Suchen ein passendes Kabel für meinen Computer auftreiben können.
10. September 2011
In Hong Kong ein passendes Kabel für meinen Computer aufzutreiben, ist ein Ding der
Unmöglichkeit. Allein die Frage löst Blicke aus, die die nach Film für meine Kamera im
Grad des Unglaubens noch übertrumpfen. Und nun geht es also nach einer Nacht und
einem Vormittag, den ich mit einer „Mission Impossible“ in der Elektronik- und
Elektronikschrottstraße in Kowloon verbracht habe, weiter mit dem Zug nach
Guangzhou in „Mainland China“.
Jetzt bin ich wirklich auf Reisen! Elf Monate beständigen Unterwegsseins sind ins Land
gezogen und heute bin ich so aufgeregt, als würde ich zum ersten Mal überhaupt
reisen, wie absurd!
Der Zug selbst war bis auf die Toiletten sehr modern. Die Toiletten waren
italienische/französische/türkische mit Loch direkt auf die Geleise. Wenn sechs Jahre
Pilates irgendetwas gebracht haben, dann die Fähigkeit, selbst in schwankenden Zügen
ohne sich irgendwo festhalten zu können über ebensolchen Toiletten die Balance zu
halten und sich dabei auf eine gedachte Mittellinie zu konzentrieren, wo einen dann
nichts mehr aus dem Gleichgewicht bringen kann. Sehr nützlich war diese Fähigkeit
auch am Wegesrand in Afrika, wo man sich oft von Horden Kindern ablenken muss, die
touristennotdurftsmäßig beständig auf dem Beobachtungsposten liegen.
Gleich nach meiner Ankunft ist ein Wolkenbruch niedergegangen, der seinesgleichen
sucht. Und als ich völlig durchnäßt (das Dach des Taxis war undicht) endlich
eingecheckt war und mangels Strom am Laptop am Hotelcomputer meine E-Mails
abrufen wollte, habe ich feststellen müssen, dass mein Account blockiert oder – wie auf
dem Bildschirm zu lesen war – eventuell komplett gelöscht woden ist. Nach ein paar
Klicks war dann auch alles auf Mandarin. Die Hotelangestellten sind
zusammengelaufen, haben aber leider nicht adäquat übersetzen können. Ich will
miemanden mit Details langweilen, aber nach einigen Stunden habe ich alles wieder
irgendwie hinbekommen.
Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt gehabt habe, wollte ich ein wenig abschalten
und bin aus dem Hotel hinaus, wo mich als erstes prompt beinahe ein Elefantenmensch
mit einem kindskopfgroßen Gewächs am Hals (etwa fünf- bis sechsjähiges Kind)
umgerannt hätte. Hinter ihm war ein kleiner Chinese in einem T-Shirt mit dem Aufdruck
„Guten Tag“ (auf Deutsch!).
9. September 2011
Ich habe diesmal ein wenig bedachter gepackt und zum Beispiel alle Bücher bis auf die
Biografie des „Devine Mad Man“ in mein Handgepäck gestopft. Insgesamt war mein
Auftreten bei etwa 37 Grad Außentemperatur mit Pullover, Jacke und darüber noch
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dicker Jacke samt ausgestopfter Taschen etwas michelinmännchenmäßig, aber dafür
habe ich ohne weiteres diesmal meine 20,9 von 20.0 erlaubten Kilo Gepäck einchecken
können und wurde nicht wieder unfreundlich gebeten, die billigen Tickets von Kalibu
über Manila nach Hong Kong mit Gepäckaufschlagszahlungen querzufinanzieren.
Eine letzte Massage am Flughafen von Kalibo. Neben mir ist ein Koreaner (anzunehmen
aus dem Süden des Landes) im Sitzen massiert worden. Der Koreaner war voll auf sein
iPad fixiert, auf dem er hochkonzentriert mit einer Maschinenpistole auf Fische in einem
virtuellen Aquarium geschossen hat. Als kreuzwehgeplagter Mensch, dem eine
Massage mehr oder weniger heilig ist, ist mir beim Anblick dessen nur eines eingefallen,
nämlich das Zitat eines Werbeslogans einer bekannten österreichischen Versicherung:
Ihre Sorgen möcheten wir haben.
Was man auf einem Flug von Philippine Airlines - die, wie erwähnt, nach wie vor unter
den Spitzenreitern auf der schwarzen Liste derjenigen Airlines ist, die von der EU als
nicht den internationalen Sicherheitsstandards entsprechend eingestuft werden - nicht
hören möchte: Hier spricht Ihr Kapitän. Wir erleben im Augenblick - lange Pause,
Krachen in der Leitung - heftige Turbulenzen. Stille.Genauso wenig vertrauensfördernd
ist es, wenn die Person neben einem ein Buch mit dem Titel "Übergänge" von Ian. M.
Banks liest. Bis heute war mir nur eine Rosie M. Banks bekannt, ein fiktiver Charakter in
einem P. G. Wodehouse Roman.
Erhaltener Kommentar: Wunderbare Geschichten – viel Glück mit dem Laptop :-)
Erhaltener Kommentar: es hätte noch schlimmer sein können, stell Dir eine Durchsage
vor wie: " Hier spricht Ihr Kapitän... Haben wir einen Mechaniker an Bord?"
Antwort: Stimmt…Was ich auch etwas bizarre gefunden habe, war die Durchsage am
Ende des Fluges, nämlich dass das Mitnehmen jedweder Gegenstände wie etwa der
Decken nicht nur verboten sei, sondern ein schweres Verbrechen darstellt. Man stelle
sich vor, wegen einer unrechtmäßig akquirierten Flugzeugdecke in einem
philippinischen Gefängnis zu landen...
8. September 2011
Ich komme wieder so richtig in dieses Inselfeeling hinein, bewege mich im Umkreis von
wenigen hundert Quadratmetern - Baeckerei, Waescherei, Strassenverkehr beobachten
vom Frühstueck im Cafe aus, Zimmer, Pool, Strand, Massage am Strand, mit Buch zum
Cocktail zur Happy Hour, Abendessen nicht zu weit entfernt - und lasse den Herrgott
einen guten Mann sein.
7. September 2011
Wer hätte sich gedacht, dass einem alle sechs Monate ein Laptopladekabel eingehen
kann? Ich habe über 10 Jahre verschiedenste Laptops derselben Marke benutzt und nie
ist ein Adaptor eingegangen und seit dem Wechsel nun innerhalb eines Jahres schon
zwei. Auf der ganzen Insel ist leider kein entsprechendes Kabel aufzutreiben...
Als ich gestern Abend vom Essen zurueckgekommen bin, waren etwa 20 Ameisen in
und auf meinem Bett. An andere Tier gewohnt - ich erinnere an Hunde in Mexiko und
Chile, Schweine in Burma (gut, beides nicht IM Zimmer), eine Riesenspinne in Thailand,
diverse Kakerlaken in Singapur oder die regelmässigen Froschbesuche in Sri Lanka bin ich überraschend ruhig ans Werk gegangen, habe sie beseitigt um dann nach jedem
Absatz in meinem Buch wieder zwei neue zu entdecken. Die Diskussion mit dem
Nachtportier, ob die nämliche Sorte Ameisen nun bissig oder völlig harmlos ist, ist, wie
sich der geneigte Leser wird vorstellen koennen, von meiner Forderung nach einem
anderen Bett in einem anderen Zimmer im Keim erstickt worden. Dort - ameisenfrei waren dann zwar die koreanischen Karaokekuenstler noch zu hören, allerdings
wesentlich weniger aufdringlich und ich somit wieder sehr zufrieden.
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Nachdem es heute leider geregnet hat, habe ich mich in die Hände der lokalen Frisörin
begeben. Die obligaten Hochglanzmagazine waren aus dem Jahr 2001 und daher nicht
mehr besonders glänzend, der Waschtisch ein umfunktionierter Liegestuhl vor einem
Kaltwasserwaschbecken und sämtliche Spiegel blind. Der Sohn des Hauses ist immer
wieder zwischendurch barbrüstig aufgetaucht, um mit seiner Mutter im Duett bei
Radioschnulzen mitsingen zu können. Später hatte er dann ein T-Shirt mit dem Aufdruck
"I have issues" (etwa: Ich hab einiges an Themen/Problemen) an. Dem ist wohl nichts
hinzuzufügen.
Heute Abend bin ich nun wieder im ursprünglichen Zimmer mit nur einer Ameise, die
sich gut in Schach halten lässt. Dass mir ein Wurm beim Duschen zugesehen hat, habe
ich schon fast nicht mehr registriert.
Erhaltener Kommentar: Dein Blog ist täglich spannend, und besonders interessant fand
ich wieder einmal Deine philosophischen Anmerkungen über Sushi am 31. August.
Appetitliche Gelegenheiten, Butterfisch, Reisbällchen, huh, Deine metaphorishe
Bildsprache ist wieder mal köstlich, auch wenn ich nicht alle Versuchungen immer realen
Ereignissen zuordnen konnte. Aber vielleicht willst Du das auch gar nicht. ;-)
6. September 2011
Um den koreanischen Touristenmassen am White Beach zu entgehen, habe ich mich
per pedes zum Puka-Strand ganz im Norden von Boracay aufgemacht. Obwohl die Insel
nur neun Kilometer lang und an der engsten Stelle einen Kilometer breit ist, habe ich
natürlich einiges unterschätzt: ich bin nicht direkt von der Mitte aufgebrochen sondern
südlich davon; die Strasse windet sich und ist hügeliger, als man meint; Flip-Flops sind
nur bedingt langstreckentauglich und auch an einem bedeckten Tag kann so ein
Unternehmen mit Fotorucksack recht schweißtreibend sein. Nach fast drei Stunden
zähen Marsches und etlichen wenig ermutigenden Einheimischenkommentaren unisono "Puka Beach, oh, das ist so weit weg!" - bin ich dann aber schlußendlich
angekommen. Retour im Tricycle - einem Moped, das zur Rechten ein
Passagierhäuschen fuer bis zu 6 Personen hat - war ich dann in 20 Minuten und bin
noch rechtzeitig vor dem Beginn der Cocktail Happy Hour im Nachbarhotel zur
Erfrischung förmlich in den Pool kollabiert. Alles nur eine Frage des richtigen Timings.
Außer mir sind in meinem Hotel übrigens noch eine koreanische Familie und ein
koreanisches Freundespaar Ende Zwanzig untergebracht. Letztere sind heute um 5h
morgens laut grölend und obwohl nebeneinander hertrottend doch nacheinander rufend
nach Hause gekommen und waren etwas perplex, von mir im Pyjama etwas brüsk
zurechtgewiesen zu werden. Wir ignorieren uns seither.
5. September 2011
Aus mysteriösen Gründen hat mein Koffer mit einem Mal 24,8 Kilogramm und Philippine
Airlines hat mir tatsächlich 10 Kilo Übergepaeck verrechnet, da ich angeblich einen Flug
nach Boracay zu Sonderkonditionen und mit nur 15 Kilo Freigepäck gebucht habe. Als
ich meine angeblich fast 25 Kilo aufs Band gestellt habe, waren zwischen meinem Koffer
und der Schalterwand unglücklicherweise die Finger des unfreundlichen Check-InMenschen...
4. September 2011
Gestern bin ich der Empfehlung meines Reisehandbuchs gefolgt und war auf der Suche
nach einem der dort empfohlenen Restaurants. Schlußendlich habe ich es auch
gefunden, was allerdings in den spärlich beleuchteten Straßen der Touristenzone nicht
einfach war. Zum einen werden die Gehwege, wo es sie denn gibt, von schlafenden
Obdachlosen belegt, die man meist erst im allerletzten Augenblick sieht oder erst dann
101
bemerkt, wenn sie einen wie einen alten Bekannten grüßen. Der Rest ist irgendwie eine
laute Freakshow. Kleinwüchsige werden von Karaokebars beschäftigt, um vor der Türe
auf Barhockern sitzend Kunden anzulocken. Die meisten anderen Etablissements haben
spärlich bekleidete Damen draußen vor der Türe, andere wiederum beschäftigen
Transvestiten. Vor einem Club habe ich sogar einen blinden Transvestiten gesehen, der
in einem seinen Augen farblich entsprechenden weißen, engsitzenden Kleid vorgeführt
wurde. Zum Glück hat mein Reisehandbuch die Situation sehr treffend so
zusammengefaßt: Man solle mit Massagen vorsichtig sein, denn unter Umständen
würde man dann doch mehr bekommen, als man eigentlich wollte. Überhaupt scheint
Nebensaison zu sein. Außer mir habe ich eigentlich keine Touristen ausmachen können,
von den paar Nerds im Hotel, die ihre Katalogfrauen samt grimmig dreinblickenden
Schwiegereltern bereits haben, einmal abgesehen.
Heute habe ich dem schlauen Buch eine andere Restaurantempfehlung entnommen..
Der einzige Gast im “Happy Veggie” war eine Dame an die siebzig in einem T-Shirt mit
dem Aufdruck „Rettet die Eisbären“. Sie hat irgendwie auch den Eindruck erweckt,
kürzlich die nebenan angebotene Haarkur „Milchverbindung“ hinter sich gebracht zu
haben – nicht, dass ich genau wüßte, was das eigentlich hätte sein sollen. Kurz,
nachdem ich Platz genommen habe, ist ein Huhn am Restaurant vorbeimarschiert,
anscheinend ein wenig abgeschreckt von dem großen Schild mit der Aufschrift:
„Fleischprodukte sind hier nicht erlaubt“. Ich habe mich dann aber doch gefragt, wie es
das „Beefsteak“ auf die Karte geschafft hat. Unter Umständen für die Vegatarier, die
dann doch ab und zu die Fleischeslust packt?
Vor dem Restaurantbesuch habe ich mich in einem sogenannten Jeepney, einem
überlangen, jeepähnlichen Gefährt, dem Lokalbus hier sozusagen, gen Divisoriamarkt
und Chinatown aufgemacht. Das Hotelpersonal hat mir vom Marktbesuch eher
abgeraten. Der Markt sei zu groß, ich würde mich sicher verlaufen. Oder zumindest
würde mir jemand die Tasche stehlen. Nichts von alldem ist passiert, dafür hat der
Jeepney einen Unfall gebaut und ist in einen Milchtransporter gekracht, zum Glück bei
etwa 5km/h. Trotzdem bin ich unglücklicherweise auf den neben mir sitzenden, dürren
Alkoholiker gefallen, was insofern unangenehm war, als es nicht nur eine harte Landung
war sondern mir auch zusätzlich bestätigt hat, dass alle Alkoholiker weltweit gleich
unangenehm riechen.
Erhaltener Kommentar: Guter Blog-Eintrag! Wohin geht es als nächstes?
3. September 2011
Ich muss zugeben, dass es etwas beunruhigend war, mit einer Airline zu fliegen, die in
der EU auf der schwarzen Liste der Luftfahrtunternehmen steht, die mangels
ausreichender Sicherheitsstandards nicht landen darf. Nichtsdestotrotz hat mich die
nämliche Fluglinie gestern - so weit ich das beurteilen kann - sicher, pünktlich und samt
Gepäck nach Manila gebracht. Die einzigen Anomalien waren eine Durchsage, dass
aufgrund nationaler philippinischer Sicherheitsstandards nicht nur das Rauchen,
sondern auch das Rauchen „elektronischer Zigaretten“ (was immer das auch sein mag)
verboten sei. Darüber hinaus servieren die Stewards und Stewardessen von der gefühlt
falschen Seite aus. Wo andere Airlines meist von A nach F servieren, also von rechts
nach links von seiten des Servierwagens aus gesehen, wird hier von F nach A serviert,
was einen auf einem A-Platz sitzend etwas aus dem Gleichgewicht bringt. Meiner
Beobachtung nach zufolge zählen die Filipinos aber auch von links nach rechts wenn sie
ihre Finger zum Zählen heranziehen, beginnend mit dem linken kleinen und endend mit
dem rechten kleinen Finger. Seitens Philippine Airlines dürfte man übrigens mit Europa
kein Problem haben; man fliegt sogar Airbus.
102
Der Taxifahrer, der mich zum Hotel gebracht hat, war aus welchem Grund auch immer,
nicht davon abzubringen, dass ich aus der Türkei stamme. Nachdem er sich als Arnold,
„wie Arnie Schwarzenegger“, vorgestellet hat und ich selbigen als Landsmann
identifiziert habe, war er etwas irritiert. Arnie ein Türke? Er hat dann sofort das Thema
gewechselt und gefragt, ob wir - in der Türkei - denn viel über die Philippinen in den
Medien hören. Ich war irgendwie froh, dass er meine Antwort „nein, außer ein Flugzeug
stürzt ab, eine Fähre sinkt oder Manila führt wieder einmal im Ranking derjenigen Städte
mit den meisten Morden, dann nicht“ nicht ganz verstanden hat.
2. September 2011
Bevor ich die Fähre retour nach Hong Kong genommen habe, bin ich noch mit dem Bus
nach Taipa gefahren. Auf dem Rückweg bin ich beim A-Má Tempel ausgestiegen, wo
ich gestern Menschen Papiergeld, glänzende papierene Goldbarren, sehr schöne
Papierschuhe und vieles andere verbrennen habe sehen. Nachdem ich weder die
internationale Geste für “Papierfalschgeld zum Verbrennen”, noch die lokale in Macau
gängige Variante kenne, ist mir meine unter einem 20-Hong-Kong Dollar Schein
zündelnde Geste als Kaufgebot für folgende Waren ausgelegt worden: ein Feuerzeug,
Räucherstäbchen, eine riesige, rosafarbene Kerze in Form einer Lotusblüte und
schließlich, nach weiterem Gestikulieren meinerseits und Gelächter auf Seiten des
lokalen Mönchs und seiner zahlreichen Gehilfen dann für wirkliche Papierscheine,
ausgegeben von der „Bank of Hell“, der Bank der Hölle. Ich habe sie auf Anweisung der
Umstehenden unmittelbar nach dem Ankauf einzeln in einem Ofen neben dem Tempel
verbrannt. Meine verstorbene Oma dürfte nun wieder flüssig sein und einiges an
Spielgeld zur Verfügung haben.
1. September 2011
Macao ist viel echter und unrsprünglicher als Hong Kong, wo nichts, aber auch gar
nichts an die Kolonialgeschichte erinnernt. Die Hedonistin in mir freut sich natürich über
Pasteis de Belem/Nata. In Macao fühlt man sich teilweise wie in Lissabon oder Porto,
was fehlt, sind die kleinen Kaffeebars an jeder Ecke, die einem zu den Pasteis de Belem
einen starken Espresso machen. Trotzdem gibt es dieselben hochglänzenden
elfenbeinfärbigen und grauen Pflastersteine, wunderschöne alte Gebäude und auch der
Casinobezirk hat etwas Würdevolles - im Vergleich zu Las Vegas ist er würde ich sagen
unaufdringlich. In diesem Sinn bin ich froh, nicht nur für einen Tagesausflug
hierhergekommen zu sein.
Eines der Casinos ist in einem riesigen Gebäude in Form einer Lotusblüte untergebracht
und hat angeblich einen Preis im Rahmen der fünfzig bizarrsten Gebäude der Welt
gewonnen. Es hat etwas Anziehendes, einen wirklichen Spieler dabei zu beobachten,
wie er eine riesige Summe verliert und dabei wirkliche Größe zeigt.
31. August 2011
Ein paar Worte zum Essen: Nach zwei Abenden am Band vom Running Sushi-Lokal
gegenüber meines Hotels habe ich gestern gedacht, es wird Zeit für etwas ganz Neues.
Und so habe ich mich bei anderen Etablissements schlau gemacht, die folgendes unter
den vegetarischen Gerichten auf der Karte hatten: Schweinevorderhaxen mit rötlichem
Tofureis, Hühnersuppe, betrunkene Ochsenzunge, frittierte Schweinsinnereien und
betrunkene Ziegenleber. Für drei Dollar zusätzlich hätte man „heißes oder kaltes Cola
mit Zitrone oder Milch“ haben können. Man stelle sich vor, wie betrunkene Ziegenleber
mit heißem Cola mit Milch schmecken würde.
Ich war dann doch wo anders und habe ein Menü bestehend aus Suppe und
Pomfretfisch bestellt. In der klaren Suppe ist die Art von Riesenknochen geschwommen,
103
vor der mir schon als Kind beim Fleischahcker gegraust hat. Der Fisch war auf der eher
sehr schlanken Seite und ich habe all die Feinmotorik, die ich mir über die Monate in
Asien hinweg aneignen mußte gebraucht, um ihm mit den Stäbchen das wenige Fleisch
von den Rippen/Gräten zu kratzen. An der Fischoberfläche waren süße Klumpen und
wie schon die Oma gesagt hat, man weiß eh nie genau, wovon man dick wird.
Und so bin ich am letzten Abend natürlich wieder retour beim Sushirestaurant meiner
Wahl und denke über das Leben an sich nach. Manchmal ist ja das ganze Leben wie
Running Shushi. Man muß geduldig warten, bis wieder einmal etwas für einen dabei ist
und die nächste appetitliche Gelegenheit vorbeifährt. Und hat man sie dann beim
Schopf/Tellerchen ergriffen kommt bestimmt etwas nach, was noch besser aussieht.
Nicht alles ist Butterfisch, was glänzt. Das meiste ist dann doch nur dekorierter Reis und
wie schon Hader als Bösel im Film „Indien“ so treffend gesagt hat: „ich bin in dem Sinn
ja kein Beilagenesser“. Trotzdem fragt man sich dann von Zeit zu Zeit, ob der neben
einem nicht ein größeres Reisbällchen hat. Manchmal machen Dinge die Runde, von
denen man denkt, es gibt sie nicht. Dann führen einen Dinge in Versuchung und man ist
gezwungen, Entscheidungen zu treffen. Manches lauert um die Ecke und nähert sich
unbemerkt und ganz langsam an, manches entfernt sich ganz unmerklich wieder.
30. August 2011
Alten Bildern zufolge muss Hong Kong früher einmal eine wunderschöne Stadt gewesen
sein. Ich bin mit völlig anderen Erwartungen gekommen und habe angenommen, eine
Mischung zwischen alter, englischer Kolonialarchitektur, modernen Gebäuden,
chinesischen Geschäften und vielen, vielen Schneidern zu finden. Die Wirklichkeit ist so
ganz anders. Die alten Gebäude haben allesamt neuen weichen müssen und selbt am
Peak, dem Hausberg stehen keine feudalen alten Villen sondern Wolkenkratzer. Hong
Kong ist heute wohl DAS Shoppingparadies und eine so freie Marktwirtschaft, dass
sogar die Preise in ein under derselben Supermarktkette von Geschäft zu Geschäft
variieren. Sehr sonderbar. Was Kleidung anbelangt habe ich keinen einzigen Schneider
entdecken können, sondern nur prêt-à-porter Geschäfte, die vielfach allerdings nicht
erlauben, dass man die Sachen anprobiert. Und so sind dann auch viele Menschen
gekleidet.
29. August 2011
Nun habe ich auch Kowloon auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens
durchwandert. Und wo ich schon einmal dort war, habe ich mir gedacht, ich schaue
gleich einmal am Bahnhof vorbei. Im Moment bilde ich mir ein, unbedingt mit dem Zug
nach China fahren zu wollen. Dabei fahre ich ja eigentlich nicht gerne Bahn, aber nun ja.
Der Bahnhof ist natürlich riesig und ich bin im falschen Geschoß am U-Bahnschalter
gestanden und wollte dort ein Ticket nach Shanghai lösen. Man kann sich das Gesicht
des Menschen auf der anderen Seite des Schalters vorstellen. Wie alle war aber auch er
sehr, sehr freundlich und hat mich eine Etage höher geschickt. Vor meinem geistigen
Auge habe ich die Situation hypothetisch in Wien nachgestellt. Man stelle sich vor, so
etwas passiert einem Touristen sagen wir einmal in Hütteldorf. Ich nehme an, die
Reaktion wäre etwa „ich bin ja net der Kaiser von China“. Was in Kowloon auch sehr
interessant war ist, dass es dort einen Goldfischmarkt gibt. Man macht sich keine
Vorstellung davon, in wievielen Formen und Farben Goldfische vorkommen. Für
goldfischaffine Menschen lohnt sich eine Reise nach Hong Kong allemal. Nebst
Goldfischen gibt es weiters zu kaufen: eine erkleckliche Anzahl von Katzen (auch
goldfischfarben, der Goldfischschwund würde mich interessieren), Schildkröten,
Hamstern, Hunden, kleinen Meeresschlangen, Hasen und Fröschen, die gerade übers
104
Kaulquappenstadium hinaus sind – ich kann hierüber mittlerweile mit einer gewissen
Autorität sprechen.
28. August 2011
Heute habe ich mir die westliche Innenstadt von Hong Kong angeschaut. In der Gegend
rund um die Hollywood Street gibt es etliche Antiquitätengeschäfte. Viele verkaufen
riesige, aus Elfenbein geschnitzte Skulpturen. Manchmal sind es ganze
Märchenlandschaften, manchmal Kriegsszenen. Ein paar Straßen weiter wird so
ziemlich alles an getrockneten Meeresbewohnern verkauft, was man sich nur vorstellen
kann. Getrocknete Seegurken in allen Größen, getrocknete Shrimps, schwarzes,
haariges Seemoos, aber auch getrocknete Seesterne in der praktischen
Zehnerpackung. Zwischendurch werden immer wieder auch ausgelöste Walnüsse und
Cashewkerne angeboten, ganz nach dem Motto, der intelligente Kunde weiß, worauf zu
achten ist und kann nach dem was-gehört-hier-nicht-dazu-Prinzip kleine getrocknete
Seegurken von Cashews unterscheiden. Pilze sind eine weitere lokale Delikatesse und
können selbst getrocknet jede Form, Farbe, Größe und Konsistenz haben.
27. August 2011
Heute habe ich das mit den Massagen einmal bleiben lassen, nachdem eines der vielen
Massageinstitute sein „Fire Treatment“ beworben hat und ich mich nicht näher auf die
Diskussion einlassen wollte, worum es sich dabei eigentlich genau handelt. Stattdessen
habe ich die östliche Innenstadt rund um Causeway Bay erkundet. Die schiere Masse an
Menschen und Einkaufsmöglichkeiten ist erdrückend. Es gibt hier wohl nichts, was sich
nicht erwerben läßt. Mit dem Essen ist es allerdings schwierig. Entweder gibt es nur
chinesische Speisekarten oder zwar auch englische, dafür aber ist vieles
Definitionssache. So war etwa mit Fleisch gefüllter Tofu in einem Lokal unter den
vegetarischen Gerichten gelistet.
Nachdem ich zum Abendessen mit Blick auf die Hong Konger Skyline in Kowloon
gewesen bin und anschließend mit der Star Ferry wieder auf die Hauptinsel übergesetzt
habe, hat mich knapp vor Mitternacht eine Gruppe Polen darauf angesprochen, wo denn
die besten Bars zu finden seien. Beunruhigenderweise habe ich ihnen Auskunft geben
können.
26. August 2011
Was ich bisher von Hong Kong gesehen habe, beeindruckt und erschlägt mich fast. Es
fahren Doppeldeckerbusse und Doppedeckertramways durch die Stadt, jeder Zentimeter
scheint genutzt, und Lindor Kugeln, Ritter-Sport Schololade und Nutella werden mehr
oder weniger Seite an Seite mit gebratenen, glasierten Enten, Hühnern und anderem
Getier (Hunden?) angeboten.
Gleich nach der Ankunft in Hong Kong habe ich mich zum Chinesischen Konsulat
aufgemacht, um ein Visum für „den Rest von China“ zu beantragen. Allen
Schauergeschichten zum Trotz dauert die Standardprozedur genau 4 Werktage und
scheint trotz siebenseitigem überaus neugierigem Formular sehr professionell und
effizient zu sein. Das ganze kostet dann auch genau den auf der Konsulatsinternetseite
angegebenen Preis und somit etwa um das fünffache weniger als was mir mein Hotel
gerne dafür verrechnet hätte.
Um die Kur nicht gleich ganz so abrupt enden zu lassen, habe ich mich abends noch
massieren lassen. Mir war noch immer leicht übel, da ich beim Abendessen die
meditative Wirkung von Running Sushi überschätzt bzw das Anstarren der
vorüberfahrenden Reisteilchen übertrieben habe. Und ohne einen Fünfliterkanister
Wasser in der Hand schaue ich wahrscheinlich auch seriöser aus. Wie auch immer, die
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Fleischhackerin hat versucht, Beuschel (Lunge) und Schleugel (Keule) vom restlichen
Körper zu trennen und mit dem Ellbogen den Ischiasnerv freizulegen.
25. August 2011
Leider ist die Kur auf Sri Lanka viel zu schnell wieder zu Ende gegangen. Ich habe
meinen Buddha übrigens treuen Handen übergeben und so hat er sich selbständig
gemacht. Er reist privat nach München und legt dabei einen kurzen Stop in Dubai ein.
Mein Koffer hat trotzdem wieder 21,8 Kilo, was soll ich dazu sagen. Die Reise geht nun
also weiter und wieder einmal wäre ich beinahe unter falschem Namen abgereist und in
weiterer Folge als Mister Magoswalati in Bombay gestrandet. Den entsprechenden
Boardingpaß hatte ich schon in der Hand. Irgendetwas hat es mit Indien, das ich heuer
ja bewußt nicht bereise auf sich. Sogar das Horoskop im Fluglinienmagazin wollte mich
auf längere Aufenthalte in Delhi und Mumbai festnageln. Das liegt wohl daran, dass ich
ständig mit dieser indischen Fluglinie unterwegs bin, in der jedes Gericht und sogar
jedes Sandwich so mit Chilli durchtränkt ist, dass es einem die Sinne vernebelt, man
seinen eigenen Hauch sehen kann und meist verzweifelt um Wasser jammert. Kein
Wunder, dass sich auch die Mitarbeiter schlecht konzentrieren können. Apropos
Fluglinienmagazin. Wie man Märchen doch mißverstehen kann – Hänsel und Gretel
wurde dort als eines der appetitanregendsten Märchen überhaupt beschrieben
(Stichwort Lebkuchenhaus), wobei die Tragik der Gefangennahme, des Knöchleins und
der generellen Grausamkeit der Hexe leichtfertig unter den Teppich gekehrt wurden.
Indien ist, auch wenn ich wie gesagt diesmal nur den Flughafen von Bombay zum
wiederholten Male gesehen habe, auch dort anders. Es verwundert einen einfach, wenn
es „Mein Kampf“ erstens in einer Neuauflage zu kaufen gibt und dann noch im
Kombiangebot mit einer Verfilmung auf DVD zum Schleuderpreis. Und gleich daneben
eine skurille Reihe von Büchern mit den Titeln: Hühnersuppe für die Seele,
Hühnersuppe für Indische Lehrer, Hühnersuppe für Indische Frauen, Hühnersuppe für
die Seele der Indischen Braut, Hühnersuppe für Indische Väter, Hühnersuppe für die
Indischen Streitkräfte (!),Hühnersuppe für die Indische spirituelle Seele und zu guter
Letzt: Hühnersuppe für die Indische goldene Seele. Ich habe vom Ankauf aller
vorgenannten Titel Abstand genommen und mir stattdessen einen guten britischen
Roman von P.G. Wodehouse vergönnt.
Und nachdem ich seit Tagen „Du Bist Die Blume aus dem Gemeindebau“ vor mich
hinsinge hätte ich dann auch fast noch den Anschlußflug nach Hong Kong verpaßt, weil
ich ganz glückselig einer Aufnahme bei YouTube gelauscht und dabei beinahe den
lezten Aufruf überhört hätte.
24. August 2011
Und was habe ich sonst - außer zu kuren - in der Münchner Enklave in Hambantota im
Süden Sri Lankas eigentlich noch gemacht? In erster Linie habe ich Zeit mir interessante
Menschen verbracht, wobei mir auch wieder einmal ganz deutlich vor Augen getreten
ist, wie sehr ich Charisma und Authentizität schätze und genieße. Viele gute Gespräche
also und interessante Strandspaziergänge.
Apropos Strandspaziergänge. Ich bin ich ja recht gut darin, schlecht zu sehen. So
entgehen mir Fischer in traditionellen Holzbooten, auch wenn sie noch so farbenfroh
gestrichen sind und ich muß mich auf die Berichte von anderen verlassen, die
anscheinend im Detail Dinge wahrnehmen, die mir verborgen bleiben. So habe ich dann
natürlich auch den lokalen Exhibitionisten übersehen. Die Umstände waren insgesamt
auch nicht gerade ideal. Sonnenuntergangsstimmung und eine durch Salzwasser und
Sand verdreckten Brille haben das ihre getan und mich etwas verdattert stehenbleiben
lassen, als meine Spazierweggefährtin den Betreffenden filmreif zusammengebrüllt hat.
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Zu dem Zeitpunkt war der anscheinend zuerst offene Sarong allerdings schon beschämt
wieder geschlossen, zur Anatomie des Betreffenden kann ich also leider nichts näheres
berichten.
Gelesen habe ich relativ wenig, außer einen sehr unterhaltsamen alternativen
Reiseratgeber namens „No Shitting On The Toilet“, ein sarkastischer Ratgeber für
Situationen, in denen man wirklich nicht mehr weiter weiß und jede Sekunde davon
trotzdem genießt. Durch einen Mobbyingratgeber, in dem niemand gemobbt worden ist
und der somit eine klassische Themenverfehlung war habe ich mich gequält und an
seichter Literatur gibt es auch genug, ich nenne nur einen Titel, dem glaube ich nichts
hinzuzufügen ist: Ich trink Ouzo, was trinkst Du so.
22. und 23. August 2011
Ausflüge zum größten und heiligsten srilankesischen Pilgerort Kataragamatempel und
zum verwunschen wirkenden Dschungeltempel Mandunagala.
21. August 2011
Kein Wunder, dass das Hotel hier Oasis heißt. Es ist umgeben von einem schönen,
einsamen Strand mit einer wilden Brandung und einer Lagune mit Mangroven und
vielen Süß- und Salzwasserkanälen. Aus meinem heutigen eher unambitionierten
Vorhaben, zehn Minuten am Meer zu sitzen und hinauszuschauen ist ein
Mörderspaziergang mit dem Fischer Limahl geworden, bei dem wir mangels
gemeinsamer Sprache in stummer Zweisamkeit durch die Backwaters gewatet sind.
Manche Kanäle waren hüfttief und nach Einbruch der Dunkelheit haben wir einander
dann abwechselnd aus dem knietiefen Schlamm gezogen. Ich wollte manchmal gar
nicht zu genau wissen, was mir zwischen den Zehen quietscht. Das letzte Stück war
dann ein unwegsamer Pfad durch Dornenhecken. Meine Mitreisenden haben mich
schlammverkrustet eintrudeln sehen was mir dann auch promt folgenden Vergleich beim
Abendessen eingebracht hat„... und damals in woauchimmer haben wir bei bei dem und
dem Amt vorgesprochen und waren dabei so dreckig wie Du immer...“.
18. – 20. August 2011
Mittlerweile bin ich ja im Froschfang geübt. Kleinere Frösche fange ich in Briefkuverts,
die ich dann mit an die Rezeption nehme und dort dem erstbesten Angestellten
aushändige. Gestern bin ich über mich hinausgewachsen und habe ein großes
Exemplar in einer Teetasse samt passender Untertasse gefangen. Der Kellner im
Restaurant hat gemeint, ich würde ihm eine unbenutzte Tasse retourbringen und hat
etwas konsterniert reagiert, als ich ihm erklärt habe, dass es sich eigentlich um einen
Frosch handle und er vorsichtig hineinspähen solle. Einen dritten Frosch habe ich
wieder einmal weit von der Terrasse geworfen. Mittlerweile werde ich allerorts bereits
gefragt, warum ich nicht zum Kuß schreite oder einen einmal gegen die Wand werfe.
Aber solange sie nicht sprechen...
Erhaltener Kommentar: Frösche scheinen Dich irgendwie zu mögen, Du sie aber
weniger. Hmm...
Erhaltener Kommentar: Nach diesen schönen Bildern und Schilderungen möchte ich
mich liebend gerne als Frosch in Deinem Zimmer einnisten. In der Hoffnung als erster
die Froschkönigverwandlung vollziehen zu können und die Ayurvedakur noch positiv zu
unterstützen...
15 – 17 August 2011
Die Zeit vergeht hier auf Sri Lanka leider wie im Fluge. Ich mache meine Kur, gehe zu
den diversen Behandlungen, genieße die Massagen, das Rauschen und die
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wunderschöne Aussicht auf das rauhe Meer in Hambantota. Die Rücken- und
Nackenschmerzen der letzten Jahre kommen voll zur Geltung, alles tut mir weh, aber ich
bin guter Dinge, dass mir die ayurvedischen Massagen und Behandlungen helfen
werden zumindest einen Teil hierzulassen. Gestern habe ich einen Ausflug zu einem
nahegelegenen Udawalhawe Nationalpark mitgemacht. Der Park hat eine große Ruhe
ausgestrahlt und der Jeep hat in Mitten einer großen Elefanenherde anhalten können. In
der Herde waren auch einige erst zwei Wochen alte Elefantenbabies. Die Stimmung und
die Weite im Park waren wunderbar, auch die vielen Wasserbüffel, Pfaue und grünen
Papageien und die großartige Seenlandschaft.
Froschseitig gibt es natürlich auch Neues. Ich bin gefragt worden, ob ich mich schon
durchgerungen habe, den Frosch zu küssen umherauszufinden, ob es sich um den
Märchenprinzen handelt oder ob der Frosch als solcher nun doch zu ungustiös war, um
ebendies auch nur in Erwägung zu ziehen. Nun, mittlerweile sind es ja drei Frösche, die
sich mit mir die Villa teilen. Einer springt mich immer an, wenn ich abends heimkomme
und das Licht aufdrehen möchte. Der andere, ursprünglich an der Toilenttenwand
heimische ist in der Zwischenzeit auf riesige Dimensionen angewachsen und lebt nun in
der Toilette, weigert sich beständig, hinuntergespült zu werden und hat mir dadurch
nebst dem Küssen auch den Weg zur Toilette verleidet. Der dritte und kleinste war dann
aber langsam genug, um sich von mir fangen und hinauseskortieren zu lassen.
Erhaltener Kommentar: Ich habe mich köstlich unterhalten über deine
Froschbegegnungen (erinnert mich auch an den berührungsvollen Schweinekontakt in
Burma). Bei dieser forschen Seßhaftigkeit habe ich das Gefühl, dass ein Märchenprinz
dabei sein muss. Aber wer die Wahl hat, hat die Qual. Viel Erfolg beim Casting und
einen guten Kurverlauf!
12. August 2011
In meiner „Villa“ haust hinter der Toilettenschiebetüre ein kleiner, gelblich-weißer Frosch.
Er klebt an der Wand und ist bereits in der ersten Nacht auf wundersame Weise auf das
Doppelte seiner ursprünglichen Größe angewachsen. Am zweiten Abend ist er vorwitzig
vom Deckenventilator abgespungen und hat sich danach im Zimmer breitgemacht,
bevor er sich wieder auf den angestammten Wandplatz zurückgezogen hat. In der
dritten Nacht hat er die Toilette für sich eingenommen und sich partout nicht
hinunterspülen lassen.
Erhaltener Kommentar: Villa, Tropen, Massagen und ein Frosch. Was kann man sich
eigentlich noch mehr wünschen? Ich muß sagen, ich fange an, Dich zu beneiden, auch
wenn das Wetter hier in Toulouse auch sehr gut ist.
11. August 2011
Der weise Spruch einer weisen Großmutter: Neid muß man sich erarbeiten, Mitleid
bekommt man geschenkt.
10. August 2011
In meinem Kurhotel hier gibt es normale und Superiorzimmer und eine einzige – von mir
angemietete - Hütte, gennant Villa oder Kabana, die ausschließlich nach aurvedischen
Gesichtspunkten gebaut ist. Das bedeutet im wesentlichen, dass es sich um einen allein
und etwas abseits stehenden sechseckigen Bau handelt, der einem der vielen
Garagenbaupläne meines Vaters alle Ehre machen würde. Das Gebäude hat ein
Badezimmer, das im Freien an einer der sechs Kanten anschließt, ansonsten ist das
Häuschen aber zwecks Luftzirkulation nach allen Seiten mittels abgeschrägter
Fensterbalken und einem Ziwschenraum zwischen Mauern und Dach offen. Würde man
im Inneren eine Windmühle aufstellen, könnte man wohl das ganze Resort günstig mit
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Strom versorgen. Ich schlafe also trotz eingeforderter Abdichtung eingemummt in eine
Decke mit Fleecepullover, Schal und Mütze, was man sich im tropischen Gebiet einmal
vorstellen muss.
9. August 2011
Ich bin im Süden von Sri Lanka auf Ayurvedakur, meiner dritten Kur seit 2004. Im
wesentlichen läßt sich die Kur so zusammenfassen, dass man ein profundes
Verständnis dafür erwirbt, wie sich eine durch Zufall überlebende Ölsardine vor dem
Schließen der Dosen fühlen muß, wobei ich damit lediglich das Gefühl des runum
Eingeöltseins ansprechen möchte. Anfangs werden einem sitzend etwa zwei Handvoll
Öl in die Haare geleert, wobei das Ziel der anschließenden Kopfmassage darin
bestehen dürfte, auch wirklich jedes profund eingeölte Haar mit jedem anderen zu
verknoten.
8. August 2011
Unterwegs nach Sri Lanka wo ich wahrscheinlich für die kommenden 16 Tage keinen
Internetzugang haben werde!
7. August 2011
Phnom Penh erinnert mich an Indien. An den touristischen Plätzen sieht man bettelnde,
Mütter mit ihren Babies, Menschen mit schlimmen Augenkrankheiten, Landminenopfer,
Menschen ohne Gliedmaßen, die als Torso bettelnd am Gehsteig humpeln bis sie
jemand, nachdem sie alle Tische der Restaurants und Bars, die mit Happy Hour für
„Cooktails“ werben, abgeklappert haben, aufhebt und in einem Rollstuhl davonschiebt.
Straßenkinder wollen billige Ambänder oder Bücher verkaufen und schauen einem bei
jedem Bissen in den Mund nach. Es ist nicht leicht, all das zu verarbeiten. Das
Nationalgericht heißt „Amok“ – nicht, dass ich hier etwas unterstellen möchte.
Das wunderschöne Nationalmuseum konzentriert sich auf die Vor-Angkor und die
Angkorperiode und ist neben dem Königspalast und der Silverpagode sicher eine der
Hauptattraktionen der Stadt. Die Negativliste bzw die Liste der bedrückendsten
Sehenswüdigkeiten führt sicher das S21-Gefängnis an, in dem während der Roten
Khmer-Zeit 20.000 Menschen auf das schlimmste geoltert und getötet worden sind. Nur
sieben haben überlebt.
Am sogenannten Russischen Markt wird der Trockenfisch mit der Schere zerteilt.
Fischköpfe sind nirgendwo zu sehen, was mich sehr an Norwegen erinnert hat.
Angeblich werden norwegische Trockenfischköpfe ja zu fast 100% nach Nigerien
exportiert, wo sie als kulinarisches Statussymbol gelten. Wie auch immer. Für das
Mittagessen habe ich etwas voreilig für ein lokales Restaurant entschieden. Vor Ort hat
mein inneres Alarmsystem dann eigentlich nur Amöbenruhr geflüstert. In der Fischsuppe
ist etwas geschwommen, was entfernt wie Schlangenleber ausgesehen hat – nicht dass
ich wüßte, wie Schlangenleber aussieht. Nach einiger Diskussion und umfassender
Betrachtung hat sich die Schlangenleber dann aber als Pilz entpuppt.
6. August 2011
Nachdem ich so viele Monate in buddhistischen Ländern zugerbacht habe, habe ich nun
schlußendlich auch eine hübsche Buddhastatue gekauft. Der Budha ist vier Kilo schwer,
aus Holz und stammt aus einem Fair Trade Geschäft zur Unterstützung der
Landbevölkerung. Ich wollte mich auch gleich wieder von ihm trennen und per Post auf
eine mehrmonatige Reise schicken, wogegen er sich aber heftig gewehrt hat. Auf der
Hauptpost in Siam Reap hat an mir allerdings gesagt, alles könne man schicken, nur
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keinen Buddha. Aus welchem Grund (religiös? außer Landes Bringen von Antquitäten?)
konnte man mir nicht sagen. Ich bin also quasi auf dem Buddha sitzengeblieben.
Erhaltener Kommentar: … und auf einem wesentlich schwereren Koffer. Wie viel wiegt
er denn jetzt? Das letzte Mal, als ich dabei war hatte er 18.4 kg und 18.2 kg ein paar
Sekunden davor....
Antwort: 21.9 kg und 21.8 einen Moment vorher. Und der Buddha wiegt wie gesagt 4
Kilo…
5. August 2011
Nicht nur im Zusammenhang mit Essen finden seltene oder gefährliche Tiere
Erwähnung. So wirbt ein Massageinstitut mit folgendem Slogan: Dr. Fish – keine
Piranhas. Ein anderer Dr. Fish auf der anderen Seite der Stadt sagt: Dr. Fish kann sie
witzig und glücklich machen – eine Dose Freibier mit jeder 20 Minuten Massage für 3
USD. Aporpos Bier: auch hier interessante Werbung: „Jede große Reise beginnt mit
einem Kingdom. Kingdom – das Bier für die noch nicht ausgetretenen Pfade.“
Am Nachmittag bin ich mit einem Tuk Tuk an den Tonle Sap See gefahren, dem
angeblich größten See in Südostasien. Dort werden wohl auch die lächerlichsten
Bootsfahrten in ganz Südostasien angeboten. Jeder bezahlt gleich viel, egal ob in einer
großen Gruppe, allein oder zu zweit. Und dann bekommt eine Gruppe ein Boot für sich,
aber auch jeder Individualreisende. Man wird auch alleine als Gruppe angesehen und
hat dann wie auch viele andere ein Boot für 10 Personen für sich. Wie ineffizient. Der
See ist dunkelbraun und allerorts waschen sich Menschen oder erledigen von den
Hausbooten aus ihre Notdurft während sich der Nachbar die Zähne putzt. Vom
schwimmenden Markt war weit und breit nichts zu sehen. Das einzig wirklich
interessante war eine Krokodilfarm und die Tuk Tuk Fahrt hin und retour durch Reis- und
Lotusblumenfelder. Die Frucht der Lotusblume kann man übrigens auch essen; sie
schmeckt wie frische Haselnüsse. Und nein, ich glaube nicht, dass Haselnussallergiker
auch auf Lotusblumen allergisch sind.
4. August 2011
Heute habe ich mit der perfekten Antithese zu Broken Muses gesprochen, Mr. Fix aus
Alberta in Kanada. Über seinen Job befragt hat er gesagt: wenn etwas kaputt ist,
repariere ich es. Im Telefonbuch sollten sie mich unter Mr. Fix führen.
Ansonsten habe ich nun endlich Angkor Wat und Ta Prohm, den Jungletemple besucht.
Beide sind unbeschreiblich beeindruckend. Angkor Wat ist der größte Tempel der Welt,
900 Jahre alt und über einen Quadratkilometer groß. Ta Prohm ist ein verfallener
Tempel, den der Jungel übernommen hat. Riesige sogenannte Wasserbäume haben
ihre Wurzeln über die Mauern gelegt, manche wie Finger eines Riesen.
Weil man einen Teil von Angkor Wat nicht in Shorts besuchen darf, bin ich angehalten
worden, eine lange Hose zu tragen. Jeans (für die geneignte Stammleserschaft: besagte
Jeans sind seit dem letzten jeansbezogenen Eintrag bereist dreimal gewaschen worden,
nur um jedesmal am darauffolgenden Tag wieder völlig einzudrecken) bei gefühlten 50
Grad sind eine Zumutung. Bis jetzt habe ich noch keinen Weg zur Abkühlung
gefunden...
Mein heutiger Reiseleiter (ein anderer als gestern) hat mir von Kobras abgeraten, sich
aber stark für den Tarantelsnack eingesetzt. Sie würden nach Erdnüssen schmecken,
ein wahrer Genuß. Zum Glück war nirgendwo ein Straßenhändler zu sehen, der
Taranteln im Angebot gehabt hätte.
Erhaltener Kommentar: Verkaufen die dort wirklich gebratene Küchenschaben und
Taranteln auf der Straße? Und wenn ja, hast Du davon probiert?
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Antwort: Ja, und zudem auch Insektenlarven und nein, zum Probieren ist mir jede
Ausrede recht...
3. August 2011
Im Vergleich mit den Laoten sind die Kambodschaner außerordentlich gute
Geschäftsleute. In Laos versucht ein Tuk Tuk-Fahere, seine Transportleistung mit einem
lahmen „Tuk (Pause) Tuk“ ohne Intonation oder gar Frage an den Mann zu bringen. In
Kambodscha hört man immerhin ein freundliches “Tuk Tuk Lady?” samt Lächeln. Was
ich soweit sagen kann ist, dass mir Siam Reap gut gefällt. Mein Hotel ist wunderschön,
hat ein Pool. Zum meiner Schande ist das einzige in Siam Reap, an das ich mich von
der Lektüre meines Reiseführers zu Hause erinnern kann, eine Bar namens Angkor
What? Nach langem Suchen habe ich sie dann auch entdeckt. Es könnte auch eine
Untergrundbar in Berlin sein, wirklich trotz des originellen Namens nichts besonderes.
Während wir die Angkor Thom Tempel besichtigt haben, hat mein Reiseleiter davon
gesprochen, dass das Verzehren von Kobras ja an sich verboten wäre, wenn ich aber
gerne eine probieren würde, nun, es gäbe Mittel und Wege, er müßte nur den einen
oder anderen Jäger anrufen und in ein paar Tagen könnte ich dann in einem Lokal
seiner Wahl Kobra essen. Das Fleisch sei ja um so viel besser als Huhn! Obwohl er
auch noch angeführt hat, dass der Kopf mit den Giftzähnen natürlich abgetrennt würde,
habe ich höflich ablehnen müssen.
2. August 2011
Mein Flug nach Kambodscha hatte lediglich vier Stunden Verspätung. Zum Glück habe
ich vor einigen Tagen ein recht gutes Buch gegen einen Schundroman getauscht und
somit hunderte Seiten über Betrug und Vertrauensbrüche zu lesen gehabt. Unter den
gegebenen Umständen war das bei näherer Betrachtung doch kein Schund.
Meine ersten Eindrücke von Siam Reap? Bücher werden scheints exklusiv von
Landminenopfern verkauft; einer hat sogar seine eigene Geschichte als Buch im
Sprtiment gehabt. Andere Dinge werden nicht auf der Straße verkauft. Ein großer
Supermarkt im Stadtzentrum hat an der Kassa, dort, wo sonst Süßigkeiten und
Kaugummi ausliegen, Viagra in der praktischen Viererpackung um wohlfeile zehn Dollar
im Angebot.
Erhaltener Kommentar: Hast Du jemanden gesehen, der diese Tabletten gekauft hat?
Wäre das nicht großartig, um in den lokalen Tratsch einzusteiegen? :-)
Erhaltener Kommentar: Ich weiß Deinen Blog wirklich zu schätzen! Apropos Blog:
Glaubst Du nicht, dass Du Deinen Blog in ein E-Book umwandeln solltest, damit andere
Reisende, die mit „bloßen Verspätungen von vier Stunden“ konfrontiert sind, auch etwas
zu lesen haben? Illustriert natürlich mit vielen Margitangela-Bildern!
1. August 2011
Ich habe mich heute länger mit einem jungen Mönch unterhalten, der IT Administrator
werden will. Daneben haben sich sich seine Mönchsfreunde im Armdrücken geübt. Eine
Mönch hing klimmziehend im Baum. Nicht weit entfernt davon ist einer in der Kutte am
Tempeleingang lesend am Bauch gelegen. Die Welt in Laos ist sicher auch nicht mehr
das, was sie einmal gewesen ist. In unmittelbarer Nähe des Tempels sind einmal mehr
riesige, lebende Schmetterlingsraupen als Snack angeboten worden. Manche sind
giftgrün, die anderen hundstrümmerlbraun. Wespenraupen sind natürlich auch wieder im
Angebot gewesen. Wer allergisch auf Wespenstiche ist, sollte keine Raupen essen.
Mein Reiseleiter hat mir erklärt, er bekomme als Allergiker ab fünf verzehrter Raupen
Erstickungsanfälle und einen unangenehmen, roten Ausschlag. Man muß eben wissen,
wann genug ist, scheint er mir mit einem vielsagenden Blick zu bedeuten. Ich gebe eine
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wahrheitsnahe eine-Wespe-kann-mich-krankenhausreif-stechen-Allergie an und bin vom
Raupenkosten somit befreit.
31. Juli 2011
Wannimmer ich meine Laosreise in den letzten Monaten gegenüber Leuten
angesprochen habe, die schon einmal in Laos waren, war die einhellige Reaktion ein
mit glänzenden Augen gehauchtes „oh Laos!“. Was ich nun besser verstehen kann.
Laos ist sicher anderes. Entspannt, niemand will einem etwas verkaufen, alle scheinen
sehr entspannt. Am lokalen Gemüsemarkt gibt es getrocknete Büffelhaut für die
traditionelle Suppe, getrockneten Seetang aus einem Seitenarm des Mekong, frische
Schnecken und lebende Schmetterlings- und Wespenlarven.
Im Nationalmuseum (dem ehemaligen Königspalast) habe ich die Buddhaskulptur Phra
Bang gesehen, von der die Stadt ihren Namen ableitet.
Klöster heißen hier „Vat“ und nicht „Wat“ wie in Thailand. Die Mönche haben heute
einen Pflanztag gehab. Allerorten sind Bäumchen, Blumen und Gemüse gepflanzt
worden. Manche der Mönche haben ihre grellorangen Kutten so gekonnt zum
Lendenschurz geknüpft, dass sogar Tarzan vor Neid erblassen würden. Aber auf der
anderen Seite kann man sich Tarzan dann auch wieder schlecht als Gärtner beim
Baumpflanzen vorstellen.
Ich bin sicher keine Expertin in Sachen Werbung, aber ein Slogan wie “wir tun unser
bestes” ist meines Erachtens nicht unbedingt vertrauenserweckend.
Und noch in einer ganz anderen Sache: Ist es nicht interessant, dass man manchen
Leuten gar nicht zu sehr nach dem Mund reden kann und andere wiederum mißtrauisch
werden, wenn man ihnen einmal Recht gibt?
30. Juli 2011
Die gestrigen 170 Kilometer entlang des Mekong waren ganz und gar anders, als die
heutigen 130 Kilometer nach Luang Prabang: gestern strahlende Sonne, heute
Schnürlregen. Um ehrlich zu sein, war die Fahrt heute noch eindrucksstärker, gerade
wegen des Regens.
Unterwegs haben wir die Tham Ting Höhlen mit den tausend hölzernen Buddhafiguren
besucht und die darüberliegende Pak Ou Höhle.
Erhaltener Kommentar: Dein Blog ist so gut geschrieben; läßt mich an unsere letzten
Gespräche denken.
29. Juli 2011
Zwischen Nordthailand und Laos ist der Mekong die Grenze. Von meinem Zimmer habe
ich also bis heute Früh quasi nach Laos hinübergeschaut, bevor es dann mit einem
kleinen Boot ans andere Flußufer und zum Grenzposten gegangen ist. Die Einreise- und
Visaformalitäten sind harmlos und zum hölzernen Langboot nach Luang Prabang hat
man zu Fuß gehen können. Angeblich wird in Laos immer noch Opium angbaut und
verwendet. Davon bemerkt man allerdings entlang des Flusses nichts.
Die zweitägige Fahrt entlang des braunen Mekongs, der sich sehr malerisch von der
tiefgrünen Landschaft abzeichnet, wird in Pakbeng unterbrochen, wo man auch die
Nacht verbringt. Mein Hotelzimmer dort war ein perfekter Würfel, der einheitlich mit
hochglanzpoliertem Teakholz verkleidet war: Decke, Wände, Boden, Türen, alles. Ich
habe mich wie im Schiffsbauch eines antiken Schiffes gefühlt. Oder wie auf einer
Almhütte in den Alpen, die dann natürlich nicht aus Teakholz wäre und mich nicht bei
gefühlten fünfzig Grad und hoher Luftfeuchtigkeit langsam garen ließe, aber es ist ja
auch nur eine Analogie.
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Die lokalen Restaurants kennen als Hintergrundmusik wenig anderes als Bob Marley,
unterbrochen von den Beatles. Warum muss es eigentlich so sein, dass egal wo man
auf dieser Welt hinkommt, Bob Marley schon dort ist?
Eines der Geschäfte in Pakbeng war, soweit weiters nicht verwunderlich, auf
Mobiltelefone spezialisert, hatte aber - und das war durchaus bemerkenswert - unter
anderem gefälschte Nokia-Handies für vier SIM-Karten im Angebot. Das unmittelbar
benachbarte Geschäft war auf Werkzeug und Motoröl spezialisiert – von letzterem hat
es sicher 15 Sorten lagernd gegeben. Die BH-Auswahl dort war allerdings weniger
berauschend: ein einziger weißer, bereits etwas vergilbter BH inmitten etlicher
Arbeitshandschuhpaare.
Erhaltener Kommentar: Das klingt ja furchtbar! Stell Dir vor Du bist auf der Suche nach
einem neuen sexy BH und hast nur solche Geschäfte!
28. Juli 2011
In Chiang wieauchimmer ist der Hund begraben. Wie angenehm! Der lokale Tempel wird
nur von der benachbarten Mobilfunkantenne überragt und im Restaurant serviert man
gebratene Franzosen („French Fried“). Der Guide Routard Thailande liegt dort im Regal
ganz oben; den haben die Franzosen dort wohl noch rasch abgelegt, bevor sie
herausgebraten wurden.
Mein Zimmer hat einen schönen Balkon mit Blick auf den Mekong. Zwischen der steilen
Böschung und dem Fluß ist eine gepflasterte Strasse, die man entlangwandern könnte,
wüßte man, wie hinuntergelangen. An der Rezeption starrt man mich nach zweimaliger
Aufforderung, langsam zu sprechen nur entsetzt an. Dann steht eine Art Golffahrzeug
bereit und bringt mich etwa 120 Meter weit zu grasüberwachsenen Stufen. Der Fahrer
ruft mir nach „seien Sie vorsichtig!“ und klingt dabei wie der Australier vor ein paar
Monaten, der mir als seiner Meinung einzig wirklich wichtige Warnung ein: „Vorsicht bei
braunen Schlangen!“ mitgegeben hat. Der Abstieg und auch der Spaziergang waren
überraschenderweise völlig harmlos. Mit Ausnahme der kleinen schwarzen Fliegen
vieleicht, die sich am Mekong sehr wohl zu fühlen scheinen. Man fühlt sich mit der Zeit
wie mit kleinen schwarzen Fruchtfligen überzogenes Obst.
Andernorts ist das gering toruistische Gebiet hier wie ein allgemeiner Intelligenztest
nach dem Motto „streichen Sie, was nicht dazugehört“. Geschäftsreihen etwa: Thai
Massage, Thai Massage, Café mit Sandwichangebot, Mönchsausstatter,
Neonröhrenfachgeschäft, Thai Massage, Thai Massage.
27. Juli 2011
Nachdem ichmich die letzten zwei Tage lang im Hotel in Bangkok versteckt habe – nein,
ich kann KEINEN Schneider empfehlen und nein, Glorious Tailors sind nicht glorios –
bin ich heute nicht nach Chiang Mai, sondern nach Chiang Rai geflogen, um von dort
zwei Stunden lang weiter in den Norden nach Chiang Khong zu fahren. Chiang Khong
ist im Dreiländereck zwischen Thailand, Myanmar und Laos. Am Flughafen in Bangkok
gibt es übrigens für Mönche reservierte Sitzplätze. Ältere, Behinderte, Schwangere und
Frauen mit Kindern dürfen dort aber auch sitzen.
26. Juli 2011
Ein sehr treffender Kommentar zu meiner Anmerkung zu Brutus war: „Im Haifischbecken
haben die vegetarischen Fische die schlechteren Karten - und sie sollten sich nicht zu
sehr mit den netten Haien abgeben...“ Wie wahr, wie wahr.
Vor einiger Zeit habe ich mich hier gefragt, wie viele Leute wohl diesen Blog lesen bzw.
meine Webseite frequentieren. Ein sehr hilfreicher Hinweis hat mich daraufhin auf
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Google Analytics gebracht. Nd siehe da, seit ich das Programm vor vier Tagen installiert
habe, hat es 103 Besuche von 6 Kontinenten und 18 Ländern gegeben!
Erhaltener Kommentar: Ich bin ein regelmäßiger Besucher Deines kultivierten Blogs und
reise im Gedanken mit Dir!
Erhaltener Kommentar: Wir hoffen, dass Du die Reise trotz der Haie gebührend
genießen kannst! Es gibt nur ganz wenig Menschen die so etwas durchziehen können.
Du fliegst sozusagen souverän über das Haifischbecken!
25. Juli 2011
Jet Airways hat mich von Kathmandu via Neu Delhi nach Bangkok gebracht. In Neu
Delhi bin ich leider lediglich von einem zum anderen Ende des Fughafens gerannt, um
mit den letzten in den Anschlußflieger einzusteigen, bevor sie hinter unseren vor
Anstrengung roten Köpfen die Flugzeugtüren geschlossen haben. Es ist recht
beunruhigend, wenn man den letzten Aufruf zum Einsteigen hört, wärhend man noch bei
der Sicherheitskontrolle steht. Obwohl es einen weltweiten Trend dazu gibt frage ich
mich doch, was eigentich der Grund dafür ist, dass die ankommenden Flugzeuge immer
so weit wie nur irgend möglich von den Anschlußfliegern geparkt werden, sodaß
Passagiere nur unter Aufbrinngung der wirklich allerletzten Kräfte und hilflos hechelnd
ans andere Ende des Flughafengebäudes gelangen können...
Aber nach alldem bin ich dennoch pünktlich im Land der Tom Yam Suppe angekommen!
Wenn ich darüber nachdenke, tut mir die Zehe von der letzten Thai Massage in Chiang
Mai (siehe Blogeintrag vom 25. und 26. Februar 2011) immer noch weh, trotzdem habe
ich es wieder einmal versucht und diesmal war die Massage einfach wunderbar.
Diesmal bin ich nur zwei Nächte lang hier – das Hotel Me Style Place ist cool wie eh und
jeh - und versuche, meinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
Hoffentlich keine Betrügereien diesmal!
24. Juli 2011
Nach einer letzten, langen Autofahrt von Pokhara zurück nach Kathmandu und einem
letzen Besuch im wunderschönen Dream Garden bin ich noch für eine Nacht im I
Kantipur Temple House Hotel, bevor es weiter nach Thailand geht. Viele Leute, die ich
unterwegs treffe, scheinen ihren Aufenthalt in Nepal mit einer Indienreise zu
kombinieren. Dort ist Varanasi ein Evergreen, eine der ältesten Städte der Welt und
nicht zuletzt deswegen bekannt, weil dort einem hinuistischen Ritual folgend Tote am
Ufer des Ganges in der Öffentlichkeit verbrannt werden. Angeblich kann man allerdings
nicht verbrannt werden, wenn man a) ein Kind, b) ein Mönch, c) ein Leprakranker oder
d) von einer Kobra gebissen worden ist. In disen Fällen wird den Betreffenden lediglich
ein riesiger Stein umgebunden, mithilfe dessen sie dann im Ganges versenkt werden.
23. Juli 2011
Gestern Abend habe ich eine Pizza „Nepalitalia“ mit Yakkäse gegessen. Der Kellner hat
auf meine Frage „getrockeneter oder frischer Käse?“ gemeint, frisch, allerdings sei das
Aroma „ein bißchen sehr gewöhnungsbedürftig“. Überraschenderweise war die Pizza
dann aber wirklich ausgezeichnet. Überraschenderweise deshalb, weil ich ja in Bhutan
getrockneten Yakkäse probiert habe, einen lokalen Snack aus der Bumthanger Gegend.
Die steinharten, getrockneten Käsestückchen werden auf weißem Bindfaden aufgefädelt
und als Art Halskette verkauft - sehr praktisch für längere Routen. Nachdem ich aber nur
ein Stück kosten wollte und mir nicht nach einer ganzen, säuerlich-ranzig riechenden
Kette zumute war, bin ich in ein Geschäft vorgedrungen, wo man auch Einzelstücke
kaufen hat können, die in großen, durchsichtigen Plastikzuckerlbehältern aufbewahrt
werden. Nach einem etwa fünfminütigen, hektischen Gespäch, in dem der Behälter
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mehrmals kräftig geschüttelt worden ist und in dessen Verlauf die Verkäuferin und meine
Reiseleiterin sicher jeden Käse mindestens einmal in der Hand gehabt, begutachtet und
gegen das Licht gehalten haben, ist dann die Entscheidung für mein Käsestück gefallen.
Mein einziger Gedanke war, ich kann nur von Glück sprechen, wenn ich davon nun nicht
krank werde. Zum Glück habe ich den Käse gut überstanden, wenngleich er aber sicher
nicht das kulinarische Highlight meiner Reise war.
21. und 22. Juli 2011
Vom Chitwan Nationalpark bin ich weiter nach Pokhara gereist. Pokhara ist eine an
einem See gelegene, angenehme Stadt im Nachbartal, etwa 200 Kilometer von
Kathmandu entfernt. An sich gehen von hier die meisten Expeditionen ins
Annapurnamassiv aus, aber nachdem Monsumsaison ist, sind nicht viele Wanderer hier.
Eigentlich sind insgesamt nicht viele Touristen hier. An meinem ersten Abend war außer
mir abends im strömenden Regen nur der lokale Drogendealer unterwegs. Man hat sich
freudlich zugenickt.
Entlang des Sees gibt es mehrer Ruderbootanlegestellen, von denen man sich entlang
des Sees und zu einem kleinen Tempel auf einer Insel bringen lassen kann. Die meisten
Touristenattraktionen habe ich an den ersten beiden Tagen bereits abgeklappert. Neben
einem recht interessanten Bergmuseum – viele der 8.000-ender sind von Österreichern,
Schweizern und Franzosen zum ersten Mal erklommen worden – waren ein Wasserfall
und eine Flußmpndung mitten in der Stadt recht interessant. Und dann natürlich eine
Teppichmanufaktur in einem Tibetanischen Flüchtlingslager, das interessanterweise
auch als Touristenattraktion bekannt ist.
Ansonsten kann man hier gut Kaffee trinken und Zeitung lesen, unterbrochen nur von
der einen oder anderen Kuh, die am Rande des Gesichtsfeldes durch die Szenerie
marschiert.
20. Juli 2011
Für Dante war Brutus das Musterbeispiel schändlichen Verrats. Im „Inferno“ der
Göttlichen Komödie befindet er sich zusammen mit Judas Ischariot und Cassius im
innersten Kreis der Hölle, wo Satan beständig an ihm nagt, ihn aber nie völlig verzehrt.
Seit gestern bin ich im Nepalesischen Chitwan Nationalpark. Leider herrscht hier ein
Monsun, der diesen Namen auch wirklich verdient. Der Djungel und selbst die Wiesen
sind matschig und es wimmelt nur so von Blutegeln. Heute sehr zeitlich am Morgen war
eine Wanderung durch den Park auf dem Programm, aber außer ein paar Termiten,
Vögeln und den besagten Blutegeln war leider nichts an „Wildlife“ auszumachen. Umso
schöner war dann aber der Elefantenritt am Nachmittag. Ich habe mir mit einer
dreiköpfigen nepalesischen Familie einen Elefanten bzw. die Sänfte auf dessen Rücken
geteilt. Man erklimmt den Elefanten über eine Plattform, von der man bequem auf
Sänftenhöhe zusteigen kann. Man sitzt jeweils an einer Ecke der Sänfte, läßt die Beine
an der Seite des Elefanten baumeln und blickt im 45-Gradwinkel über den Elefantenkopf
bzw. das Elefantenderriere. Das Highlight waren sicher ein Rhinozeroß, das drei Meter
vom Elefanten entfernt gegrast hat und zwei Flußüberqeurungen, bei denen der Elefant
teilweise geschwommen ist und dabei graziös das Schwänzchen in die Luft gehalten
hat.
19. Juli 2011
Als ich gestern durch Kathmandu spaziert bin, habe ich eigentlich nur an eines gedacht,
nämlich, dass ich mich am liebsten in einen Beserlpark setzen und den Herrgott einen
guten Mann sein lassen würde. Kaum gedacht, bin ich auch schon vor dem Eingangstor
eines wunderschönen Parks gestanden, dem sogenannten „Garden of Dreams“ –
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angelegt in den 1920er Jahren von Kaiser Sumsher Rana, einem Bewunderer von
Kaiser Franz Joseph (daher auch der selbstgewählte Name „Kaiser“).
Die diversen Pavillions, idyllische Ecken, Statuen, der Seerosenteich und das
Amphietheater sind über lange Zeit vor sich hin verfallen, bis ein Österreichisches
Entwicklungshilfeteam den Park wirklich mit Liebe zum Detail restauriert hat. Daher auch
das Kaffeehaus namens „Kaiser“ mit der Sachertorte, dem Wienerschnitzel und dem
Backhendl auf der Karte, wo ich dann den restlichen Nachmittag zeitunglesend,
melangetrinkend und sachertorteessend (!) verbracht habe.
Stimmt einen schon sehr melancholisch. Wien mit den Geräuschen von Kathmandu
rundherum.
Erhaltener Kommentar: Ist das Schnitzel dort vom Kalb? Du siehst, welche Fragen einen
Wiener wirklich bewegen!!
Antwort: Ich gehe davon aus, zumal die Kälber sich in Kathmandu ja sozusagen selbst
frei Haus liefern und auf Gehsteigen und am Strassenrand herummäandern.
http://www.gardenofdreams.org.np/
Die Fahrt zum Chitwan Nationalpark, etwa 180km östlich von Kathmandu war wegen der
hochsommerlichen Schwüle ungemein anstrengend. Die Strasse windet sich durch
diverse Täler und man ist nie allein, irgendwo fährt oder hängt immer gerade ein LKW
oder Bus. Es hat allein zwei Stunden gedauert, um aus Kathmandu-Stadt
hinauszukommen.
, wholesale Eiermann, Leute, die sich am Strassenrand einseifen, Schwüle
Park, österreichische Speisen
18. Juli 2011
Interessanterweise ist die Bhutanesische Gesellschaft anders als die - grob gesprochen
– europäische nicht schuldbasiert. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten zenh
Tagen auch nur ein einziges Mal ein „tut mir leid“ oder „Entschuldigung“ gehört zu
haben. Es gibt nicht einmal dann eine Entschuldigung, wenn etwas wirklich schief geht.
Heute Morgen habe ich für den Rückflug nach Kathmandu eingecheckt (zwei Stunden
45 Minuten Verspätung, keine Entschuldigung), meinen Boardingpass bekommen, bin
durch die Paßkontrolle gegangen, wo mein Boardingpass kontrolliert und abgestempelt
wurde, habe mich in der Wartezone hingesetzt und eher zufällig auf den Boardingpass
geschaut. Dort ist in großen Lettern gestanden Mr. Martin Donald James,
Bestimmungsort: Neu Delhi. Also bin ich rückwärts wieder durch die Paßkontrolle (nicht
einmal ein müdes Lächeln über den Fehler) und in die Check-In Halle, wo mir dann ohne
den Wink eines Bedauerns ein Boardingpass auf meinen Namen ausgestellt und mein
Gepäck statt nach Neu Delhi nach Kathmandu umgeleitet worden ist. All das erscheint
einem durchaus bemerkenswert, wenn man aus einer Gesellschaft kommt, die sich
ständig, zweihundert Mal am Tag und für alles und jedes entschuldigt.
Bevor ich mich in die Schalterhalle begeben habe, habe ich versucht, diesen Mr. Martin
ausfindig zu machen in der Hoffnung, dass er meinen Boardingpass hätte. Das hat mich
als positiven Nebeneffekt mit einer sehr netten Gruppe aus Australien
bekanntgemacht.Schluendlich habe ich Herrn Martin auch tatsächlich gefunden und
festgestellt, dass wir uns eigentlich ja kannten, da wir gestern schon längere Zeit in der
Hotelbar geplaudert haben. Er wußte von nichts, auch nicht davon, dass er hätte nach
Neu Delhi fliegen sollen. Sein Boardingpass lautete auf seinen Namen, nach Kathmandu
und glücklicherweise auf einen eigenen Sitzplatz.
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17. Juli 2011
Die Wanderung zum Tiger’s Nest, einem Kloster hoch über Paro auf etwa 3.000 Meter
Seehöhe hat mich an meine Belastungsgrenze gebracht und mir klar gemacht, dass
mein seinerzeitiger Einfall, bis zum Mount Everest Base Camp zu wandern eine vöölige
Schnapsidee gewesen ist, von der mir Eltern und gute Freunde zum Glück milde
kopfschüttelnd abgeraten haben. Ich hätte mich auch mittles Pferd zum Tiger’s Nest
bringen lassen können, habe aber nachdem die Abwägung Pferdeangst versus Angst
vor Höhenkrankheit zu Gunsten der Pferdeangst ausgegangen ist, davon Abstand
genommen.
Beim Aufstieg habe ich eine neue Seite an mir entdeckt; ich scheine hochgradig giftig zu
sein. Bei der ersten Fliege, die mich angeflogen, aufgesessen und mehr oder weniger
augenbicklich verendet ist, habe ich mir noch nicht viel geacht. Nach Nummer zwei und
drei wird man dann aber nachdenklich. Vielleicht ist es aber auch an der halben Dose
Insektenvertilgungsmittel gelegen, die ich vorgestern in meinem Zimmer ausgesprüht
habe, nachdem ich einer übergroßen Küchenschabe angesichtig worden bin.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich nach so vielen Monaten des Reisens
schmutzresistenter geworden bin oder leichter damit leben kann, dass ich oder um mich
nicht immer alles ganz sauber ist. Leider nein. Aus dem einen oder anderen Grund habe
ich etwa meine (einzige) Jeans seit Südafrika nicht mehr waschen können. Mit viel
Phantasie kann man sich vorstellen, dass sie einmal blau gewesen sein muss. Wenn ich
sie abends ablege, ist es nicht nötig, sie aufzuhängen; ich kann sie wie sie ist in eine
Ecke stellen.
16. Juli 2011
Wieder eine lange Fahrt, dismal retour nach Paro. Wir haben unterwegs an einem
Brunnen mit heiligem Wasser angehalten. Man nimmt einen Schluck oder zwei, wäscht
sich Gesicht, Hände, Genick und was man sonst noch leicht erreicht und alle Sünden
sind weggewaschen. Im ältesten Fort (Dzong) des Landes war der Onkel meiner
Reiseleiterin. Er ist stellvertretender Abt im Klosterteil des Forts und hat uns zu sich in
die Mönchszelle zu Tee und Gebäck bzw mit Butter abgeschmalzenem, gebratenem
Reis (ein lokaler Snack, den man mit den Fingern ißt) eingeladen. Die Mönchszelle war
überraschenderweise sehr gemütlich. Die Wände waren türkis gestrichen und mit
Bildern anderer Mönche und der Königsfamilie behängt, der Holzboden einladend, das
Bett mit einem rosa Moskitonetz verhangen, zwei Fauteils, eine dicke Meditationsmatte
am Boden, eine schöne alte Kommode an einer Wand, ein Kühlschrank,
Wasserspender, ein Fernseher. Der Fernseher war eingeschaltet und so haben wir erst
Tee getrunken und der Ansprache des Königs im Fernsehen gelauscht. Ich habe
natürlich kein Wort verstanden, aber der König ist sehr gutaussehend, hat eine
angenehm sonore Stimme und eine sehr entspannte, gewählte Art zu sprechen und was
will man eigentlich mehr von einem König? Die Reiseleiterin und ich sind auf den
Fauteils gesessen, der Mönch selbst ist auf der Seite in seinem Bett gelegen, das rosa
Moskitonetz schön über die dunkelrote Robe drapiert. Ich habe gesagt, er schaue as wie
Buddha selbst. Er hat nur gelächelt und gemeint, seine Intention sei es, der künftige
Buddha zu werden und warum nicht bei jeder Gelegenheit üben? Und zudem, als er
klein war und in das Kloster eingetreten ist mußten alle Mönche in dieser Position
schlafen.
15. Juli 2011
Von Bumthang ist es heute wieder über lange, gewundene Bergstrassen und
nebelverhangene Täler zurück nach Punakha gegangen. Unterwegs gab es leider nur
eine Sehenswürdigkeit, nämlich das größte Fort (Dzong) Bhutans, das Trongsa Dzong.
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In so vielen Ländern habe ich mich schon gefragt, was was wir eigentlich vor der
Einführung der Flip Flops bzw. der Plastiksandale an sich gemacht haben? Ganze
Nationen scheinen nichts anderes zu tragen.
Mir klingt noch immer eine Geschichte im Ohr, die mir vor ein paar Tagen erzählt
worden ist. Der Oma des Betreffenden ist im Bhutansischen Gebirge von einem Bären
das Gesicht halb abgebissen worden, als sie 26 Jahre alt war. Angeblich hat sie die
Episode stärker gemacht. Sie hat mit dem dürftig zusammengenähten,
halbabgebissenem Gesicht weitergelebt und ist 96 geworden.
14. Juli 2011
Bumthang ist wie erwähnt die heiligste Stadt in Bhutan. Es gibt hier Tempel, die auf das
7. Oder 8. Jahrhundert zurückgehen und Festungen aus dem 17. Jahrhundert, die heute
noch teils als Klöster, teils als Regierungs- und Verwaltungssitz Verwendung finden. Die
Anzahl der Gottheiten ist im allgemeinen für den Laien unübersichtlich. Guru taucht
immer wieder auf, er hat den Buddhismus nach Bhutan gebracht, Pema Lingpa aus dem
frühen 16. Jahrhundert, Held und Stifter vieler Klöster, Zhabdrung Ngawang Namgyal,
der das Land vereint hat und natürlich Buddha in seiner früheren, gegenwärtigen und
künftigen Form samt seiner 16 Jünger, auch Arhats genannt.
Die LKWs sind bunt und haben an der Frontseite oft Äuglein aufgemalt, was ihnen ein
sehr heiteres Antlitz verleiht. Entlang der Strassen sind Frauen mit Ochsen kein
untypisches Bild. Im wesentlichen unterscheidet sich das ja kaum von Europa, nur, dass
dies dort oft im übertragenen Sinn der Fall ist.
Marihuana wächst hier als Unkraut am Straßenrand und wird an die Schweine verfüttert,
was sie, wie mir die Einheimischen versichern, zu glücklichen Schweinen macht.
13. Juli 2011
Nach 10 langen Autostunden bin ich ausgehend von Punakha in Bumthang
angekommen, dem spirituellem Zentrum von Bhutan. Unterwegs haben wir einen
Abstecher ins Phobjikha Valley gemacht und dort ein Kloster besucht, in dem die
Mönche gerade dabei waren, Pferde und Ponys wie Pfingstochsen aufzuputzen.
Tradition und Moderne vermischen sich zusehends. Um zum Allerheiligsten der
buddhistischen Tempel vorzudringen, muss man die Schuhe ausziehen, alles ist sehr
feierlich, oft musizieren ein paar Mönche oder rezitieren Gesänge und immer gibt es
einen Mönch, der die Gläubigen segnet und ihnen heiliges Wasser anbietet. Anders als
in Myanmar dürfen die Mönche hierzulande auch Besitz haben. Manche haben Autos,
fast alle Handys. Und so ist es immer wieder erstaunlich, wenn man seitens der
Reiseleitung flüsternd in die Details des Tempels eingeführt wird und gleichzeitig ein
Mönch nicht nur einen Anruf erhält, sondern diesen auch annimmt und lautstark
telefoniert.
Eine Reisebekanntschaft, die in dieselbe Richtung unterwegs war hat sich als
vietnamesischer Exhippie entpuppt, der 160 Länder auf dem Landweg besucht hat und
jedem, der ihm unterkommt, ungefragt die Landkarte mit seinem beschrittenen Weg
unter die Nase hält. Man könne ihn, wie er nicht müde wird zu betonen, alles fragen,
alles, was sich allerdings insofern als haltloses Versprechen entpuppt, als man einfach
nie zu Wort kommt.
Es ist schön, der einzige Gast in einem Hotel zu sein. Man bekommt ein schönes
Zimmer, Tee wann immer man will und hat zudem den Wachhund für sich. Exklusiv vor
der Zimmertüre. Auch ein Grund, das Zimmer nicht zu verlassen.
12. Juli 2011
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Der Devine Madman wird mir immer sympathischer. Heute habe ich seinen Tempel
aufgesucht und bin dort, schneller als ich bis drei zählen habe können, gesegnet
worden. Die Segnung ist mittels dreier Phalli vonstatten gegangen, die ein Mönch
simultan auf meinen Kopf hat fallen lassen. Einer war aus Holz, der zweite, relativ
überdimensionale aus Elfenbein und der dritte, relativ gesehen eher mickrige aus Stein.
Die überraschende Segnung und vor allem glaube ich der doch harsche Aufprall des
hölzernen sowie des steinernen Phallus hat verhältnismäßig weh getan.
Nun bin ich vier Tage in Bhutan und esse eine der Nationalspeisen, in die Hälfte
geschnittene und mit Tomaten, Zwiebeln und Käse gebratene Cillis als gäbe es kein
Morgen.
Am gestrigen Abend habe ich eine längere Diskussion mit einem Buddhisten geführt, in
der wir die relativen Vorteile des Stupaumrundens im Falle betagter Buddhisten
besprochen haben, im wesentlichen zwei, nämlich a) führt dies dazu, dass im Verhältnis
zu einem Altersheim weniger Zeit zum Besprechen der Krankheiten besteht und b) dass
es sich um einen idealen Ort für Romanzen im Alter handelt. Wir sind weiters zum
Schluß gekommen, dass sich das Konzept leider nicht 1:1 auf Europa übertragen läßt,
da man höchstwahrscheinlich relativ schief angesehen würde, würde man den ganzen
lieben Tag lang im Uhrzeigersinn um eine Kathedrale mrschieren.
Erhaltener Kommentar: Das Kirchenumrunden machen wir beim 4-Bergelauf auch,
dürfte doch vertiefend oder glaubensverfestigend wirken. Habe wieder einmal Deinen
Blog gelesen……..sehr schöne und vielseitige Eindrücke! Alles Gute und komme mit der
Reise gut voran.
Antwort: Mea maxima culpa für die Ignoranz!
11. Juli 2011
Abgesehen von manchen jüngeren Männern, die – angeblich wegen einem Film im
vergangenen Jahr, in dem der Held ein solches Leiberl angehabt hat – vorwiegend in
Superman T-Shirts herumlaufen trägt man in Bhutan noch stolz die Nationatracht. Für
Männer besteht sie aus einem riesigen Tuch, das gekonnt um die Schultern
geschlungen und mit einem Gürtel so verknotet wird, dass es ein Kilt und eine Bluse
gleichzeitig ist. Die Bluse ist angeblich die größte Tasche, die man(n) weltweit am
Körper trägt. Man kann dort alles aufbewahren, wie mir versichert worden ist. Ich
vermute dass dann, wenn jemand unangenehm zu riechen beginnt in dieser Tasche
nach Verdorbenem gesucht wird.
Auf der extensiven Sightseeingtour durch die Hauptstadt (Nonnenkloster,
Nationalbibliothek, Volkskundemuseum, Zentrum für traditionalle Medizin, Weberei,
Hauptpostamt, Nationalbank und Handwerkszentrum) haben wir heute zweimal die
Queen Mother begegnet, trotz Besichtigung des Königspalstes allerdings nicht den
König selbst. Im Prinzip ist das auch kaum nötig, prangt doch sein Konterfei so gut wie
überall. In Bhutan kennt man keinerlei Stress, gearbeitet wird von 9 bis 5 und wenn man
alt ist, hat man nur im Uhrzeigersinn rund um eine Stupa zu marschieren, wenn möglich
mit einer Gebetsmühle in der Hand.
Erhaltener Kommentar: Wie schnell die Zeit vergeht! Eben warst Du noch in Sansibar
am Strand und schon bist Du in Bhutan. Schade wegen der Dusche in Kathmandu, aber
immerhin hast Du den Everest gesehen, ich beneide Dich!
Antwort: UND die BIG FIVE in Südafrika auch!
10. Juli 2011
Beim Frühstück sagt mir die Kellnerin, sie würde viel lächeln, weil nämlich schon ihre
Großmutter gesagt hätte, lächeln kostet nichts. Sie fragt mich weiters, ob ich denn wohl
auch glücklich sei in Bhutan. Nach etwa 20 Stunden im Land kann ich nur sagen, soweit
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ja. Nach dem Frühstück geht es von Paro in die Hauptstadt Bhutans, Thimphu. Am
Wegesrand naschen Kühe an den niedrigen Ästen der Bäume. Auf Hausmauern und
gern auch über Eingangstüren prangen enorme aufgemalte Phalluse. Was moralisch ist
und was nicht, divergiert stark zwischen den Kulturen. Angeblich hat ein etwas
ungewöhnlicher, im 15. Jahrhundert aus Tibet eingewanderter Heiliger, bekannt auch als
Heiliger Verrückter, das Symbol zur Abwehr von Dämonen eingeführt. Seine Anhänger
pinseln es daher heute noch an die Hausmauer.
Werbetafeln sind in Bhutan verboten und so sieht man oft erst auf den zweiten Blick,
was Geschäfte hier so verkaufen. Manche sind Herren- manche Mönchsausstatter. In
der lokalen Buchhandlung hängt eine Tafel mit der aktuellen Frage: „Die wichtigste
Lektion, die ich im Kindergarten gelernt habe, war...“. Man kann PostIts mit
Kommentaren anbringen. Was bisher dort angeschlagen ist, ist eigentlich nicht der Rede
wert. Meine Kindergartenerfahrungen waren mir dann aber doch zu pesönlich, als dass
ich sie hätte an die Wand heften wollen.
9. Juli 2011
Zeitlich morgens bin ich bei recht ordentlicher Sicht entlang der Himalayas nach Bhutan
geflogen. Mein Reiseführer sagt, Bhutan sei Nepal für das Jet Set, verlangen die
Behörden Bhutans doch, dass man alles über ein akkreditiertes Reisebüro organisiert
und dafür mindestens 200 US Dollar pro Tag ausgibt. In dieser Summe ist allerdings
dann alles enthalten, was man als Tourist so braucht, Verpflegung, Unterkunft,
Transport, Sightseeing mit Guide etc. Wie schon in Nepal ist mir wieder eine Frau als
Guide zur Seite gestellt worden, diesmal jemand, der einen Hochschulabschluß in
Englisch hat und dadurch sehr gut zu verstehen ist. Bisher haben wir lediglich das
Nationalmuseum besichtigt, alles sehr interessant. Bhutan hat nur etwa 700.000
Einwohner, ist seit 2008 eine konstitutionelle Monarchie wobei es die Einwohner
angeblich lieber bei einer Monachie belassen hätten. Als Indikator für Wohlstand wird
hier nicht das Bruttoinlandsprodukt gemessen, sondern die allgemeine Zufriedenheit,
vulgo der Bruttoglücklichkeitsindex.
8. Juli 2011
Wieder in der Metropole Kathmandu scheint zur Abwechslung die Sonne. Auf der Straße
wird mir beständig Haschisch angeboten, was strahle ich eigentlich dieser Tage aus?
Eine Bekanntschaft aus Jordanien sagt mir, das sei ganz normal, als Mann würde ihm
auch noch anderes angeboten werden. Von einem Fremden gefragt zu werden, was
bisher die beste bzw die schlimmste Erfahrung während der Reise war, hat mich zum
Nachdenken gebracht. Die beste war sicherlich, in Mandalay meinen Geburtstag am
vorangeheden Tag vorhergesagt zu bekommen. Und die schlechteste Erfahrung? Ich
habe gebrochene Versprechen angeführt, was aber eigentlich, und das stimmt wohlt,
nicht die Reise direkt betrifft. In diesem Sinn war es dann wohl, in Saigon bestohlen und
in Bangkok betrogen worden zu sein. Alles in allem kann ich mich aber nicht beklagen,
die neun Monate seit ich am 1 Oktober in Richtung Los Angeles aufgebrochen sind,
waren fantastisch!
7. Juli 2011
Leider ist Regenzeit in Nepal. Und es regnet wirklich oft heftig, was es umso
erstaumlicher macht, dass unter einem Knirps bis zu drei Nepalesen Platz finden. Nepal
hat zu Mitteleuropa vier Stunden und 45 Minuten Zeitunterschied, angeblich, um sich
von den viereinhalb Stunden abzugrenzen, die Indien Europa voraus ist. Was es hier
auch gibt, ist eine „lebende Göttin“, Kumari Devi genannt. Es handelt sich bei der Kumari
um ein junges Mädchen, dass etlichen Anforderungen und Schönheitsidealen
120
entsprechen und eine Mutprobe bestehen muss, um bis zu ihrer ersten Menstruation als
lebende Göttin verehrt zu werden.
Kathmandu hat kulturell unglaublich viel zu bieten. Paläste, Stupas und Tempel, wohin
man blickt. Gestern war ich bei der größten tibetischen Stupa (Boudha) außerhalb
Tibets, sehr malerisch mit all den Gebetsflaggen und den aufgemalten Augen Buddhas,
die einem überallhin zu folgen scheinen.
Nach dem gestrigen Besuch in der zweiten Königsstadt neben Kathmandu, Patan, war
ich heute in der dritten Königsstadt Bhaktapur. Danach ist es nach Nagarkot in den
Bergen weitergegangen, wo mein Hotel „Country Villa“ nicht nur einen schönen Ausblick
auf die Himalayas hat, sondern auch einen Stromausfallsplan!
6. Juli 2011
Ich habe heute Morgen einen Mount Everest Experience Flug mit Buddha Air absolviert.
Das Motto der Airline ist: “Ich habe den Mount Everest nicht erklommen, ihn aber mit
dem Herzen berührt.”. Zum Glück sind wir nicht so nahe gekommen. Obwohl die
meisten Berge wolkenverhangen waren, hat man den Everest selbst bzw seine Spitze
sehr gut sehen können. Aus der Distanz hat er mich sehr an den Zuckerhut von Rio de
Janeiro erinnert. Same same wie die Thailänder sagen, nur rein wenig höher (8.848
Meter).
5. Juli 2011
Nach einer schlaflosen Nacht am Bombayer Flughafen bin ich dann doch noch heillos
übermüdet nach Kathmandu gekommen. Übermüdet ist ein deutsches Wort für das es in
vielen Sprachen interessanterweise kein Äquivalent gibt. Spricht Bände, aber das nur
nebenbei. Mein Hotel hier ist sehr hübsch und sehr umweltfreundlich ausgerichtet. Nur
die ersten drei Punkte der Hausordnung hier: A: Bitte nicht zu oft die WC-Spülung
betätigen. B: Wasser sparen, zusammen duschen! C: Möchten Sie Ihre Handtücher
wirklich jeden Tag gewechselt haben? Wir hoffen nicht! Die Regeln D bis G informieren
weiters näher über die Möglichkeit, dass man sich an der Rezeption eine Stofftragtasche
für Einkäufe ausborgen und seine Wasserflasche am Trinkwasserbrunnen auffüllen
kann, sowie darüber, dass es Usus ist, das Licht abzudrehen, sobald man ein Zimmer
verläßt. Soweit habe ich mich tunlichst um die Einhaltung der Regeln bemüht, mangels
unschuldiger, duschwilliger Passanten dann aber doch alleine geduscht.
4. Juli 2011
Zeit, Afrika wieder zu verlassen. Das nächste Ziel ist Nepal. Manche Reisen beginnen
aber leider nicht gerade ideal. Mein Ticket hätte mich von Johannesburg via Mumbai
und Neu Delhi nach Kathmandu bringen sollen. Nachdem ich in Indien nur umsteigen
wollte, habe ich mich nicht weiter um ein Visum bemüht, was sich in weiterer Folge
allerdings leider als Fehler herausgestellt hat. Um in Mumbai zum Domestic Terminal zu
gelangen hätte ich formal nach Indien einreisen müssen und ohne Visum nur ein Nein in
Form einer liegenden Acht am wiegenden Kopf des eincheckenden Stewards. Nachdem
mein Herz etwa fünf Minuten lang ausgesetzt hatte, ist zu meiner großen Erleichterung
eine Lösung in Form eines Fluges Johannesburg – Mumbai – Kathmandu gefunden
worden. Immer noch eher aufgeregt habe ich dann im Flugzeug feststellen müssen,
dass mein Sitzplatz zwischen einer unangenehm ungewaschen riechenden Person zu
meiner Linken und einem enorm übergewichtige - zugegebenermaßen neutral richenden
- Menschen zu meiner Rechten war. Nach einiger Überzeugungsarbeit habe ich mir
dann eine Alternative an einem geräumigen Notausgangsplatz erkämpft. Leider war die
Beinfreiheit dort eine gemäßigte, haben sich doch dort in mehr oder weniger
regelmäßigen Abständen Männer vor mir auf Flugzeugdecken auf die Knie geworfen.
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Meine ersten Gedanken war „müde“ bzw „desperat“, aber natürlich war beides falsch;
wir waren in nordöstlicher Richtung untwerwegs und Mekka somit in Richtung
Mittelgang.
29. Juni – 3. Juli 2011
Gleich nach Ankunft im Krüger Nationalpark haben wir uns auf die Terrasse unserer
Ferienlodge zu einem Mittagessen mit Salat setzen wollen, was leider von zwi Affen
durchkreuzt worden ist, die sich am Salat bedient haben. Ich war so überraschz und
gebannt von dem Bild “kleiner grauer Affe mit knallroter Babytomate”, dass ich leider
mehr oder weniger handlungsunfähig war. Der Park selbst ist großartig! Wir haben die
„Großen Fünf“ – Löwen, Leoparden, Elephanten, Rhinos und Büffel – aber auch Hippos,
Giraffen, Krokodile, Schildkröten, Adler, Zebras, Affen, Wildschweine und viele, viele
Vögel. Was mir am besten gefallen hat? Eine wunderbare, riesige, ebenmäßige
Elefantendungkugel im allerbesten Nachmittagslicht. Und ein vom Bauch der Mutter
hängendes Affenbaby.
28. Juni 2011
Auf meinem Afrikaschnelldurchlauf habe ich Dar Es Salaam verlassen und bin nach
Johannesburg weitergereist. Nachdem ich vorgehabt habe, den Krügerpark zu
besichtigen habe den Serengetinationalpark in Tansania dann doch nicht besucht und –
wie aufmerksame Leser sicher schon festgestellt haben, wesentlich mehr Zeit auf
Sansibar verbracht, als ursprünglich gedacht.
27. Juni 2011
Nach einigen Wutanfällen gegenüber unfähigen Hotelangestellten, Taxifahrern und
Autovermietern und der Feststellung, dass ich keine drei Stunden halb aus einem
lokalen Bus hängend verbringen kann, habe ich doch noch einen Fahrer samt Taxi
gefunden, der mich nach Bagamoyo hat bringen können. Leider hat sich dann auf
halbem Wege herausgestellt, dass er selbst erst einmal und das als junger Bub im Jahre
1984 dort gewesen war. Wir haben die Hauptstadt der ehemaligen Deutsch-OstafrikaKolonie also gemeinsam erkundet, was ob der Sprachbarriere beliebig schwierig war.
Mehrmalige Polizeikontrollen und die Notwendigkeit, ab und zu die Muttern an den reifen
nachzuziehen, haben mich aber dann wieder milde gestimmt und dankbar gemacht,
keinen Leihwagen genommen zu haben. Die Stadt selbst ist eher ein Nest mit langem
Küstenstreifen, Daufrachtverkehr nach Sansibar und vielen bis zur Unkenntlichkeit
verfallenen Kolonialbauten.
26. Juni 2011
Schweren Herzens bin ich wieder nach Dar Es Salaam übersetzt. Man kann sich schnell
eingewöhnen und zuletzt war ich dank eines Muslimen namens Jesus direkt in den
Klatsch und Tratsch auf der Insel involviert. Zum Abschluß war ich auch noch im
Palastmuseum, wo einen Franz-Josef und Sisi anlachen. Es sind mehr oder weniger die
einzigen beiden Gemälde dort und wurden anläßlich eines Handelsabkommens
zwischen Österreich-Ungarn und Sansibar dem Sultanshaus seitens Franz Josef
geschenkt. Die Bilder selbst sind noch ganz passabel, die Rahmen haben allerdings
sehr gelitten.
25. Juni 2011
Nach langem habe ich wieder einmal zwei originelle T-Shirts gesehen, eines mit dem
Aufdruck ‚Vertraue mir, ich bin Arzt‘, das andere bedruckt mit: ‚Mein Blog gefriert mir in
den Adern‘. Ich habe das T-Shirt später noch einmal gesehen und muss leider zugeben,
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dass ich mich verlesen habe und es wohl nur ‚Mein Blut gefriert mir in den Aderen‘
geheißen hat.
Ich habe heute einen fast unmenschlichen Aktivitätsschub gehabt und 4 (in Worten vier)
Postkarten geschrieben, ein paar Suveniers gekauft und tatsächlich die Stone Town
vorgelagerte Insel ‚Prison Island‘ besucht, auf der es eine Riesenschildkrötenkolonie
gibt.
24. Juni 2011
Heute war also der große Tag, der Abschluß des Sansibarer Film und Musikfestivals
und der krönende Auftritt von Shaggy. Es hat Tickets für Einheimische und – doppelt so
teure – für Fremde gegeben. Ohne Diskussion oder dass ich etwa danach gefragt hätte
hat man hat mir ein Einheimischenticket verkauft. Ich bin anscheinend mittlerweile
wirklich schon zu lange hier und so entschleunigt, vulgo langsam, dass ich das Konzert
dann zu allem Überfluß fast noch verpasst hätte. Wobei ich im Endeffekt nicht viel
versäumt hätte, denn ein etwas aus der Fasson und in die Jahre geratener Shaggy hat
in Strandkleidung, die jedem Pauschalkreuzfahrtstouristen peinlich gewesen wäre,
zwischen ein paar alten Hadern abwechselnd nur ‚are you ready?‘ und ‚put your hands
up in the air‘ gebrüllt. Immerhin brüllt er in einem schönen Bariton.
23. Juni 2011
Die Zeit vergehet und ich kann mich nicht aufraffen, Sansibar zu verlassen. Stone Town
ist wie ein orientalisches Venedig mit engen Gassen und sich windenden Straßen, zu
eng für Autos. Natürlich gibt es keine Kanäle.
22. Juni 2011
Und wieder bin ich vom Dhow Palace Hotel in ein anderes Hotel namens Emerson Spice
umgezogen. Es ist wiederum ein uralter Palast, manches ist noch unfertig, es wird noch
heftig um- und ausgebaut. Mein Zimmer hat eine große, holzgeschnitze Veranda, von
der ich auf einen kleinen Platz mitten in Stone Town schauen und das hiesige Leben
von oben beobachten kann. Frauen mit bunten Kopftüchern eilen vorbei und manchmal
sieht man kleine Mädchen im weißen oder rosa Sonntagsstaat mit zu kleinen Knöpfen
geflochtenen Haaren vorbeieeilen. Direkt gegenüber der Veranda ist eine Moschee,
deren Lautsprecher auch mich fünf Mal täglich wenn nicht aus den Schuhen, so doch
aus den Angeln hebt.
Im alten Fort finden täglich Konzerte tansanischer Musiker und Filmvorführungen von
hauptsächlich schwierigen Dokumentationen über das Leben in Afrika statt. Alles wartet
auf Shaggy, mit dem das jährliche Film und Musikfestival am Freitag zu Ende gehen
wird.
21. Juni 2011
Da ich wieder einmal einen kleinen Haarschnitt gebraucht habe, bin ich nach langem
Suchen am Stone Towner Bazaar bei einem Männerfrisör mit Rastazöpfen gelandet.
Der Mann hat eine Schere hervorgezogen, die jeder Drittklässler aus seinen
Bastelsachen ausmisten würde und damit eine erst ungemein schiefe Linie quer über
meine Stirnfransen geschnitten, die dann nach und nach zu ungunsten der Länge mehr
oder weniger gerade geworden ist. Diverse Schaulustige haben mich ebenso besorgt
wie ich beobachtet, unterbrochen nur von einem fliegenden Krabbenhändler, der sich
durchgezwängt und mir zu allem Überfluss zur näheren Begutachtung eine große,
schlammgrüne Krabbe unter die Nase gehalten hat.
20. Juni 2011
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Ich habe den zweiten Teil von Stephen Frys Autobiografie fertiggelesen, beeindruckend!
Angeblich sind Menschen dann am glücklichsten, wenn sie eine bestimmte Sache tun
und dabei voll und ganz bei dieser Sache, mit anderen Worten „im Hier und Jetzt“ sind.
Ich bin in meinem Fiebertraum auf Sansibar und kann trotzdem nicht schlafen.
19. Juni 2011
Wie man auf Sansibar so sagt (ein Buchtitel mit einer Sammlung von 2000
Sprichwörtern aus 110 Ländern):
„Wenn zwei Elephanten kämpfen, leidet das Gras.“
„Für eine Ameise ist Wasser in einer Kokosnußschale das Meer.“
18. Juni 2011
Die Werft ganz im Norden von Sansibar schaut aus wie ein holländisches Gemälde aus
dem 16. Jahrhundert. Vor dem weißen Sand treiben auf türkisem Wasser kleine bis
mittlere Dauseegelschiffe, manchmal schiebt sich eine dunkle Wolke in den Himmel und
läßt nur noch einzelne Sonnenstrahlen durch, die die vorbeifahrenden Schiffe fast
übernatürlich beleuchten. Im Sand vor der Werft sind zwei tote Thunfische angespült
worden, auf die sich nun die Krähen stürzen. Den knöchernen Pelikanschädel, der auch
immer wieder angewaschen wird, lassen sie links liegen.
Ich wollte ja eigentlich meinen Traum über den Siamesischen Eisbären unerwähnt
lassen, habe mich aber nun doch anders entschieden. Das Aufbäumen des Oberkörpers
mit den beiden Köpfen beim Versuch, sich auseinanderzureißen war doch sehr
sprechend. Daneben sind die über eine Mauer springenen Kühe und die Albinokuh mit
dem Löwenantlitz ein wenig verblasst.
17. Juni 2011
Am Strand gehen nebst dem schon erwähnten einen oder anderen
Massailaenschauspieler die illustresten Charaktäre vorbei. Sobald ich die Kamera parat
habe sind sie natürlich wie vom Erdboden verschluckt.
Interessanterweise sind ja die Massai relativ unbeliebt. Manche sprechen so abfällig
über sie als wären sie lediglich eine andere Spezies Tier, die man in gewissen
Reservaten ungestört beobachten könne. Trotz dieser nicht einmal verhaltenen
Ablehnung sind sie mehr oder weniger das einzige Motiv, das die unzähligen lokalen
Maler in leuchtendsten Farben – und meist von hinten wahlweise mit Speeren,
Neugeborenen oder Holzbündeln, immer aber mit Hand- und Fußschmuck – abbilden.
Ach ja, und ständig soll ich diese Bilder oder nicht besonders kunstfertige Schachspiele
aus Ebenholz kaufen.
16. Juni 2011
Was ist Manie? Wenn einen derselbe Polizist drei Mal innerhalb von anderthalb Tagen
kontrolliert und jedesmal den Führerschein sehen will.
14. und 15. Jui 2011
An Sansibars Nordostküste kann man zwar keine Sonnenuntergänge beobachten, dafür
aber vormittags einen Spaziergang bis zum Riff machen. Wo sich am Nachmittag mehr
oder weniger tiefes Wasser befindet, watet man bei Ebbe höchstens knietief zwischen
Seeigeln und lokalen Bäurinnen, die Seetang züchten, zum Korallenriff hinaus. Ein
norwegischer Beautykonzern beschäftigt die hiesigen Frauen damit, rosa und
blaßlilanen Seetang zu ernten und zu trocknen. Ab und zu liegt zwischen tausdenen von
Seeigeln auch einmal ein knalloranger Seestern. Ich habe meine Reisebegleitung
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überzeugt, mir einen der Seesterne zu Fotozwecken an Land zu tragen und empfohlen,
ihn während der ungewöhnlichen Reise ab und an zu wässern; ein Bild für Götter!
13. Juni 2011
Auf Sansibar sagt man zum Aperitiv “Sundowner” und der anscheinend wohl beste Platz
dafür ist auf der Terasse des ehemaligen britischen Clubs, dem heutigen Africa House.
Von dort sieht man antiquiert anmutende Seegelboote, die auch vor 400 Jahren schon
so ausgesehen haben müssen und die mit den Palmen insofern konkurrieren, als sich
beide in die Sonnenuntergangsstimmung drängen und man nicht weiß, was malerischer
ist. Mein Hotel (Dhow Palace) hier ist wie ein Palast aus 1001 Nacht und durch eine gute
Fügung nur ein paar Schritte vom Africa House entfernt. Massailaienschauspieler sieht
man auch zuhauf, meist dadurch erkennbar, dass sie in weißen Plastiksandalen und nie
ohne ein Handy am Ohr mehr oder weniger wie die richtigen Massai regungslos in der
Landschaft stehen.
http://www.dhowpalace-hotel.com/
12. Juni 2011
Stone Town ist interessant, verwinkelt, zeugt von früherem Glanz und hat eine
beeindruckende Architektur vorzuweisen. Auf dem Gelände des früheren Sklavenmarkts
ist heute eine Kathedrale wobei der Altar just an der Stelle steht, wo Sklaven früher
ausgepeitscht wurden. Es war er am längsten betriebene Sklavenmarkt unter freiem
Himmel, der erst 1873 durch erfolgreiche Intervention seitens Livingstones abgeschafft
wurde.
11. Juni 2001
Ich bin mit der Fähre nach Sanisbar übergesetzt und habe Stone Town schon ein wenig
erkunden können.
Wie auch am Festland sind hier gewisse Gespräche zum Scheitern verurteilt: A: Morgen
sollten Sie unbendingt gleich morgens das Museum besuchen, dann den Bazar und
später den Sklavenmarkt! B: Ich würde sagen eher umgelehrt oder, wenn ich frische
Sklaven möchte...
10. Juni 2011
Das gute alte österreichische Motto von wegen wo eine Kirche, da auch ein Kirchenwirt
respektive wo eine Post, da auch ein Poststüberl läßt sich so leider auf Afrika nicht
anwenden. Ich befinde mich aber auch in einem überwiegend muslimischen Land.
Nichtsdestotrotz hat der lokale Kirchenchor in der Lutherkirche ein Schlagzeug, ein
Keyboard und eine E-Gitarre mit Verstärker. Bei der Probe wird das Mikrofon statt mit
den sonst üblichen 1, 2, 3 abwechselnd mit kräftigen „Halllujahs“ oder „Jesus(en)“
getestet.
Als ich mich heute bei einem Safaritourveranstalter nach Möglichkeiten, die Serengetti
zu besuchen erkundigt habe, bin ich darüber aufgeklärt worden, dass im Tourpreis alles
inklusive sei bis auf Zigaretten und Whiskey. Ich war dankbar für den Hinweis.
9. Juni 2011
Meine erste Unterhaltung nach der Ankunft gestern hätte recht amüsant werden können,
wurde aber irgendwie im Keim erstickt. Der Taxifahrer hat sich sehr freundlich als „Hey, I
am Dead“ vorgestellt, worauf ich gesagt habe, dafür dass er tot sei, schaue er sehr
lebendig aus. Leider war unser Gespräch damit beendet. Nicht viel besser im Hotel, wo
meine Frage, was denn das für eine Suppe sei, die der Kellner serviert von diesem eher
einsilbig mit „Cremesuppe“ abgetan worden ist.
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Eine gewisse mangelnde Geschäftseinstellung kann aber durchaus charmant sein. So
hat mir ein Angestellter einer Hotelrezeption heute erklärt, ich könne mir gerne im
nahegelegenen Supermarkt etwas kaufen und dann in der Hotelbar auf der Dachterasse
trinken.
Apropos einkaufen: Nur ein kleiner Auszug der Dinge, die es hier auf der Straße zu
kaufen gibt: Unmengen an hochhackigen Schuhen für eher unebenes und für derartige
Schuhe definitiv ungeeignetes Stadtgelände; die lokalen Schuster sind aber bestens
vorbereitet und haben eine gute Auswahl an hohen, meist knallroten Absätzen vorrätig.
Dann gibt es noch fliegende Händler mit wahlweise bereits vorgebundenen Krawatten,
Nüssen, Äpfeln, Afrikalandkarten, Tischflaggen aus aller Herren Länder,
Handyautoladegeräten, einzelnen Zigaretten, Kindermosquitonetzen und Puppen.
Insgesamt ist es aber wahrlich nicht einfach, mich einfach so unters Volk zu mischen.
Nach über acht Monaten des Reisens bin ich immer noch nicht gebräunt genug um nicht
als weit und breit einzig Weiße aufzufallen. Nicht gut, was das Photographieren
anbelangt. Ein Einheimischer hat mich gefragt, ob ich andere Weiße ihren Ländern
zuordnen könne, ohne sie sprechen zu hören. Ich habe gesagt, teilweise und gefragt,
wie es denn bei ihm und den anderen Afrikanern sei. Die Antwort war recht originell,
nämlich, nein, er müsse die Leute sprechen hören, denn schließlich würden sie alle
gleich aussehen und keiner hätte etwa blonde Haare.
8. Juni 2011
Mark Twain hat angeblich gesagt dass derjenige, der keine guten Bücher lese
demjenigen, der diese nicht lesen könne, nichts voraus habe.
Mir ist übrigens wieder eingefallen, was ich über Neuseeland noch berichten wollte. Es
gibt dort rein weiblich geführte Bestattungsunternehmen, die mit „von Frauen für Frauen“
werben, etwa White Lady Funerals. Eine kleine Internetrecherche hat ergeben, dass
dies seit den späten 1990-er Jahren auch in Großbritannien in Mode ist. Die
Neuseeländer Bestattervereinigung – ihr Moto lautet: „weil das Leben es verdient,
gefeiert zu werden“ - wirbt auf ihrer Webseite für einen „Begräbnis-Kit“ und bietet nebst
Traueranleitungen auch „prepaid Begräbnisse“ an.
7. Juni 2011
Ich bin wieder aufgebrochen, dismal zum IV. Teil meiner Weltreise, der mich zu Beginn
via Äthiopien nach Dar Es Salaam in Tansania bringt. Ich reise noch immer nicht
federleicht, habe mich aber das Einpacken betreffend dramatisch verbessert und nur
mehr 18,2 Kilo in meinem Koffer, wobei das Stativ alleine schon zwei Kilo wiegt. Aus
mysteriösen und weiter nicht nachvollziehbaren Gründen sind daraus aber während der
zwei Minuten des Eincheckvorgangs und somit quasi beim Hinschauen schon 18,3 und
dann gar 18,4 Kilo geworden. Wie schon früher (siehe Eintrag vom 1. April 2011)
bemerkt, scheinen die Gesetze der Physik auf mein Gepäck schlicht und ergreifend
nicht anwendbar zu sein.
Erhaltener Kommentar vom einzigen Zeugen der mysteriösen Gewichtsveränderung: Ich
hoffe, Du hattest einen guten Flug. Hast Du den Koffer schon wiegen können und wenn
ja, was wiegt er jetzt?
Ich habe leider noch keine Gelegenheit dazu gehabt, habe aber das Gefühl, dass er sich
schwerer anfühlt als zuletzt in Brüssel...
6. Juni 2011
Die Belgier haben es nicht gerne, wenn man zu ihrem König “unser” König sagt. Sie sind
da irgendwie beitzgierig und erlauben es Fremden wie mir nicht, sich seiner zu
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bemächtigen. Der Einfachheit halber haben wir uns auf „mein Adoptivkönig“ geeinigt,
was aber selbigem, sollte er je davon hören, sicher nicht gefallen würde.
5. Juni 2011
Dass das Manneken Pis der ultimative Kitschbrocken ist, war ohnehin klar. Dass er
manchmal angezogen ist und einmal im Jahr Bier „spendet“, ist auch bekannt. Dass
aber nun eine Kopie von einem Süßwarengeschäft in einen Schokobrunnen
umgewandelt worden ist und nun also zähflüssige Schokolade aus dem Kind tröpfelt, ist
irgendwie unerhört.
4. Juni 2011
Die weitere Planung meiner Reise ist etwas zäh angelaufen. Ich habe bisher lediglich
einen one-way Flug nach Tansania gebucht – eher nicht der übliche Reiseverlauf:
Brüssel – Dar es Salaam – Ende.
3. Juni 2011
Wie hat die Oma immer gesagt? Was einen nicht umbringt, macht einen nur härter. Sie
hat wohl auch ab und zu gesagt, es kommt oft anders, als man denkt.
2. Juni 2011
Deutsche Sprache, schwere Sprache. Kleine Fehler können sehr erheiternd sein wie
etwa die Aussage eines begeisterten werdenen Vaters über die Fortschritte in seinem
Deutschkurs: „Ich werde das Baby futtern!“
Der Untergang des Abendlandes ist übrigens wieder einmal näher gerückt. In Österreich
gibt es mittlerweile Wasabi- und – noch schlimmer – Kernölkartoffelchips!
1. Juni 2011
Steven Pinker denkt in seinem Buch “The Blank Slate” darüber nach, ob es eher
„Gehirntransplantation“ oder „Körpertransplantation“ heißen sollte und zitiert dabei Dan
Dennett der meiner Meinung durchaus richtigerweise sagt, dass eine
Gehirntransplantation die wohl einzige Transplantation sei, in der man besser der
Spender als der Empfänger sein möchte.
31. Mai 2011
Wie mir zugetragen worden ist, führt die US Webseite, wo das Department of Justice
fein säuberlich alle Hingerichteten mit ihren „Last Statements“ auflistet.
23. bis 30. Mai 2011
Ich muss mich für die Blogferien in Belgien bzw. Österreich bei allen Lesern
entschuldigen ...
22. Mai 2011
Ich habe einen wunderschönen Bumerangschmuckanhänger geschenkt bekommen, der
mich nicht nur an Australien sondern auch an eine Zeit erinnert hat, in der ich folgendes
Gedicht auswendig gelernt und zwecks richtigen Tonfalls und sehr zum Leidwesen
meiner Mutter immer wieder auf Tonband gesprochen habe:
Bumerang von Joachim Ringelnatz
War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
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Publikum - noch stundenlang Wartete auf Bumerang.
21. Mai 2011
Wider Erwarten einiger ist die Welt heute doch nicht um 18 Uhr untergegangen. Man
kann froh sein.
20. Mai 2011
Was ich nicht alles versäumt habe während meiner Reise! Vor nicht ganz einer Woche
war in Wien die „Lange Nacht am Wiener Zentralfriedhof“ mit so interessanten
Programmpunkten wie:
* Präsentation Fuhrpark und Kutsche (bei Kirche)
* Laternen basteln und Sarg bemalen (Kinderprogramm)
* Leistungsschau der Bestattung Wien
* Museums-Präsentation mit Klapp- und Sitzsärgen
* Ausstellung Prachtbegräbnisse und internationale Parten
* Sargheben
Ein weiteres Highlight war wohl das „Sarg-Probeliegen“. Angeblich – so eine ausländige
Zeitung – hat ein Kind beim Sargbemalen eher trocken vermerkt: Ich will da nicht hinein.
17. bis 19. Mai 2011
Brüssel steht noch und die Falken brüten das siebten Jahr in Folge im Dom, was immer
noch keine Entschuldigung für das ewig falsche Glockenspiel ist. Das Viertel rund um
die Rue Froissart hat sich rasant weiterentwickelt und ist direkt urban geworden.
16. Mai 2011
Allem Anschein nach ist die Erde wirklich eine Kugel und heute ist es offiziell, dass ich
einmal ganz rundherum gekommen bin. Am 6. Jänner bin ich aus Brüssel aufgebrochen
und bin durch Singapore, Myanmar, Malaysien, Vietnam, Thailand, Neuseeland,
Australien, Fiji, Hawaii und San Francisco gereist und heil wieder in Brüssel
angekommen. Und Belgien vulgo Absurdistan hat mich wahrlich nicht enttäuscht und mir
einen interessanten Empfamg bereitet: Als ich auf mein Gepäck gewartet habe ist immer
wieder eine ansonsten leere graue Kiste mit einem einzelnen, knallrosa BH im Kreis
gefahren. Wie man beim Einchecken einen BH verlieren UND sicherstellen kann, dass
er unbeschadet am Zielort ankommt, ist mir ein Rätsel. Es war übrigens soweit ich
sehen konnte keine Lasche mit Bestimmungsort dran.
15. Mai 2011
Zeit, San Francisco Adieu zu sagen und mich auf die letzte Strecke der zweiten Etappe
meiner großen Reise aufzumachen. Gute Werbung mit Esprit ist dieser Tage ja nicht
einfach zu finden und so war ich recht angetan von einer Kampagne für ein
Vorsorgeimpfprofgramm, das am San Franciscoer Flughafen ausgehängt war. Auf dem
Foto war ein kleines Mädchen vor einem riesigen Koffer zu sehen. Über dem Bild stand
die Frage: Was hat Marie aus dem Urlaub mitgebracht? Anzukreuzen war: A: T-Shirt B:
Schneekugel oder C: Masern.
Der Fairness halber muß ich hier noch anführen, dass mich “Washaria” als Name für
eine Münzwäscherei amüsiert hat und ein großes Schild an einem Obststand nahe der
Autobahn mit der Aufschrift: “Geschenk der Natur: Knoblauch und Kirschen“ auch nicht
schlecht war.
14. Mai 2011
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Ich könne in San Francisco Tage damit verbringen, über die diversen Brücken zu fahren.
Die Golden Gate Bridge ist malerisch, vor allem bei Sonnenuntergang. Wie auf einer
Postkarte, nur dass man bei den Postkartenbidern nie daran denkt, wie windig und kalt
es dort sein kann. Und ja, ich bin noch einmal die Lombard Street hinuntergefahren! In
einer hügeligen Stadt wie San Francisco ist ein Auto ein wahrer Segen, auch wenn
Parken natürlich wie in jeder Großstadt ein Problem darstellt. Wenn ich an meine erste
San Franciscoreise vor 12 Jahren denke, erinnere ich mich am besten an das lange,
lange Bergauf- und Bergabgehen. Auch wenn ich diesmal mehr gefahren als gegangen
bin, so waren es doch auch wieder erkleckliche Strecken zu Fuß. Ich hätte mich gerne
massieren lassen, allerdings bin ich nur auf dubiose Etablissements wie “Die Nächte in
Paris – Massagen und Spa” gestoßen und habe es dann doch bleiben lassen.
13. Mai 2011
Die Valencia Street in San Francisco ist immer wieder eine Inspirationsquelle. Ich habe
ein Schild vor einem Geschäft gesehen, das mit „nachhaltigem Sex“ geworben hat. Man
bat Leute näherzutreten, um mehr über „die umweltfreundliche Methode“ zu lernen.
Wahrscheinlich kann man auf die eine oder andere Weise zu Co2-Ausgleichspunkte für
den Emissionshandel kommen. Auf der anderen Seite ist es ja heutzutage kaum mehr
möglich, mit jemandem in einem Café zu flirten. Die Cafés können noch so gemütlich,
stilvoll, interssant eingerichtet und voller jeweils einzeln Sitzender sein, sobald
kostenloses Schnurlosinternet angeboten wird, findet absolut keine Kommunikation an
Ort und Stelle mehr statt, weil alle mit oder ohne Kopfhörer an ihre Bildschrime gefesselt
sind.
Ich bin die Lombard Street hinuntergefahren, ein alter Fiebertraum, den ich hege, seit
ich diese unglaublich steile, sich in Miniserpentinen windende Straße zum ersten Mal
gesehen habe. Das beste daran waren die neidischen Blicke der anderen, nicht
motorisierten Touristen!
12. Mai 2011
Ich werde versuchen, heute nach San Francisco zurückzufahren. Mein I love New York
T-Shirt sollte ich wohl besser nicht tragen.
Unterwegs habe ich Santa Cruz besichtigt, das zum Teil strandseitig einfach ein riesiger
Vergnügungspark ist. Ein Stand hat sich „The Stinky Feet“ genannt. Man konnte sich
jeweils zu zweit auf Toiletten setzen und dann im Wettbewerb gegeneinander Seife auf
natürlich nicht wirklich stinkende Füße von Puppen werfen. Wo der springende Punkt
der eigentlichen Reinigung war bzw wie der Reinheitswert der Füße gemessen wird,
konnte mir der dort beschäftige Mensch leider nicht näherbringen. Die gaze Sache hat
mich sehr an Las Vegas erinnert, wo es einen Stand gibt, an dem man Gummihühner in
Spielzeugkochtöpfe katapultieren muss. In beiden Fällen frage ich mich, wie Leute, die
dort arbeiten ihren Job beschreiben. Wahrscheinlich, dass sie in der
Entertainmentbranche sind oder so.
11. Mai 2011
Ich fühle mich immer noch elend und habe das wunderbare Auqarium in Monterey gar
nicht richtig genießen können.
10. Mai 2011
Habe mich nach Napa City geschleppt und dort Kaffee getrunken. Pathetisch oder, in
Mitten einer der bekanntesten Weinregionen der Welt Kaffee zu trinken?
9. Mai 2011
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Ich habe eine Grippe oder Angina und bin mittlerweile in eine Phase eingetreten, in der
Freunde eine Überdosis Vitamin C anraten, ich Orangensaft zweiliterpackungsweise
trinke und mich nicht und nicht daran erinnern kann, wie es war, ohne Schnupfen,
Schluckbeschwerden und Kopfweh zu sein.
Die gute Nachricht des Tages, wie mir ein lieber Kommentator mitteilt, ist, dass meine
Webseiten im Gegesatz zu Google, Picasaweb oder Xing in China nicht mehr gesperrt
sind!
8. Mai 2011
Ich bin weiter ins Napa Valley gefahren und am Weg dorthin durch Berkeley und
Richmond gekommen. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist ja, mich durch
Buchhandlungen zu stöbern. Wie so oft sind mir auch hier sehr dubiouse Titel
untergekommen, etwa: „Zen Judentum“, „Bleiben Sie ruhig und an Ihrem
Kreuzworträtsel dran“, „Das Buch der allgemeinen Ignoranz – alles was sie meinen zu
wissen ist falsch“ oder „Der Guerillakunstaustattung“. Leider hat die Buchhandlung
geschlossen, bevor ich mich zum Erwerb eines der Werke habe durchringen können.
Als ich dann bei meinem neuen Hotel angekommen bin hat mich ein anderer Gast mit
folgenden Worten begrüßt: Willst Du einen deutschen Schäferhund? Ich verkauf Dir
einen für einen Nickel!
7 May 2011
Ich habe einen sehr angenehmen tag in Oakland verbracht, das mir übrigens
ausgezeichnet geafallen hat. Es gibt dort einige sehr nette Viertel (Rockridge/College
Street, Montclair Village, Piedmont Avenue und Old Oakland) mit interessanten
Geschäften, Cafes und Restaurants. Manche Etablissements haben auch interssante
Namen, so etwa „Ich zum Quadrat“, „Gottes Fitnesstudio“ oder „Piekfeiner Nagellack“.
Ein Restaurant hat ein “bodenloses Weinglas” im Angebot gehabt, wobei man mit einem
Essen so lange Wein triken kann, wie man will. Die Conga Lounge, eine Hawaiibar auf
der College Street, die von sich selbst sagten, sei seien “powered by pineapple”, setzt
sich basierend auf der Behauptung, er sei in Oakland erfunden worden, beflissen dafür
ein, den Mai Tai zu Oaklands offiziellem Dink zu machen.
6. Mai 2011
Es wird Zeit, Hawaii wieder zu verlassen. Ich habe einen Nacktscanner vermeiden
können, indem ich leider wahrheitsgemäß kundgetan habe, dass ich meinen linken Arm
immer noch nicht richtig heben kann. Moralische Gründe haben demgegenüber keinelei
Gewicht; erst habe ich es nämlich damit versucht, dass ich den Scanner einfach nicht
will. Es hieß nur lapidar: Sie sind die nächste, daher gehen Sie hier durch, basta.
Manchmal ist es wirklich schade, dass man gewisse Dinge nicht fotografieren kann. Ein
Mitreisender hat heute ausgesehen wie ein Koffer. Seine khakifärbige Jacke war über
und über mit Abzeichen von Ländern dekoriert, die er offensichtlich besucht hat. Wenn
er sich nicht ab und zu bewegt hätte, hätten ihn beflissene Flughafenmitarbeiter sicher
zum Lost and Foundschalter getragen und dort neben all die anderen Koffer gestellt.
5. Mai 2011
Captain Cook war omnipräsent in Australien und ist auch auf Hawaii eine illustre Figur.
Ich bin zu der Stelle gefahren, wo sie ihn dann am Ende gegessen haben. Sein
strategischer Fehler war es, sich im Rahmen der Verabschiedung eines Crewmitglieds
implizit als Sterblicher zu outen. Und Sterbliche können im Gegensatz zu Göttern halt
auch verspeist werden.
130
Man würde es ja nicht erwarten, aber eigentlich hat es seit ich auf Hawaii bin die meiste
Zeit über geregnet. Entgegen der landläufigen Meinung gibt es aber auch Bier auf
Hawaii.
Erhaltener Kommentar: Ich habe begonnen, Deinen Blog zu lessen, bin dann aber von
den Grand Canyonbildern abgelenkt worden. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so
hochwertige Bilder gesehen zu haben! Ich bin beeindruckt von Deiner Arbeit!!!
4. Mai 2011
Auf der rechten Straßenseite zu fahren ist auf der einen Seite einfach, auf der anderen
aber nach drei Monaten Linksverkehr mit einem Mal ungewohnt. Reisefüher sind
manchmal eine wahre Quelle der Inspiration. Wie sonst würde man wissen, dass es
beim Altwarenhändler das beste Eis gibt, dass ein Geschäft namens „Eselshoden“ eine
Schokoladenmanufaktur beherbergt und eine Massageschule daneben günstigst
Massagen feilbietet. Angeblich, so wiederum das schlaue Buch, gibt es auch auf Hawaii
viele Frösche, in Hilo auf der Ostseite mehr als in Kona auf der Westseite, was die
Autoren zur Aussage hingerissen hat, Hilo sei „froschiger“. Wie dem auch sei, ich habe
weder in Hilo noch in Kona auch nur einen einzigen Frosch gesehen. Dafür bin ich heute
mit einer Schildkröte geschwommen! Um ehrlich zu sein - und Menschen, die mich in
der Nähe anderer Tiere und vor Hühnern Respekt habend gesehen haben werden
verstehen - bin ich hinter einer Seeschildkröte hergeschnorchelt und habe mich
möglichst nicht zu erkennen gegeben.
3. Mai 2011
Ich bin meiner Zeit nun offiziell hinterher. Mir ist ein Termin für den 4. Mai angekündigt
worden, der für mich aber am 3. stattgefunden hat. Sehr verwirrend, aber wenn es in
Asien Vormittag ist, dann ist es in Hawaii noch Nachmittag des vorigen Tages...
Gestern oder für die meisten meiner Leser dann vorgestern war ich im Süden von Kona
unterwegs und bin bis zum Place of Refuge im Pu‘uhonua o Hōnaunau National
Historical Park gekommen. Heute bin ich einmal rund um die Insel gefahren, die größer
ist, als man annehmen möchte. Leider ist der berühmte Vulkan zum einen zu aktiv und
so ist die Kraterstraße teilweise gesperrt; dann aber ist er auch wieder zu wenig aktiv
und man sieht leider entgegen der Ankündigungen auf vielen Bildern kein Magma und
keine rote Lava.
2. Mai 2011
Ich frage mich ja oft, was künftige Archäologen und Antropologen über die Menschheit
rund um das Jahr 2000 sagen werden. Beispielsweise, wenn sie auf Trinkbrunnen
stroßen. Werden sie aufgrund von Skelett- und Petflaschenfunden darauf schließen,
dass im Schnitt 1,50 bis 1,90 große Menschen in einem mehr oder weniger großen
Winkel vornübergebeugt und mit der Hand einen komplizierten Pumpmechanismus
betätigend getrunken haben. Und werden sie meinen, dass das unsere vorwiegenden
Wasserquellen waren? Werden sie weiters annehmen, dass andere Menschen an
ebendiesen Brunnen Petflaschen für Betuchtere angefüllt haben?
1. Mai 2011
Von Honolulu ist es heute weiter nach Hawaii (der „großen Insel“) gegangen. Hawaiian
Airlines verlangt für einen Koffer, den man einchecken will, zehn Dollar extra, allerdings
nur von US-Bürgern, Greencardbesitzern und sonstigen Menschen, die sich länger legal
in Amerika aufhalten. Für alle anderen werden die Koffer kostenlos transportiert. Eine
seltene und sehr interessante Form der Inländerdiskriminierung. Normalerweise ist es ja
131
eher umgekehrt. In Australien und Neuseeland etwa gelten nur heimische Behinderte als
behindert, alle anderen sind formal pumperlgesund.
30. April 2011
Wilkommen also in Hawaii und gewissermaßen sehr in Amerika. Anstatt der
Blumenkränze erwartet einen ebenso quälerische Einreiseformalitäten wie überall sonst
in den USA: enorme Warteschlangen bei der Paßkontrolle, mißtrauische Fragen, wie
lange man denn nun wirklich im gelobten Land bleiben wolle und
Kühlschranktemperaturen in der Wartehalle, im Taxi und im Hotel. Honolulu ist trotzdem
eine Klasse für sich, auch wenn am Waikiki Beach leider keine Spur von Elvis mehr zu
sehen ist, auch wenn alles mit Hochhäusern und Hotels zugepflastert ist und auch wenn
man seinen Blumenkranz kaufen muß. Apropos einkaufen: ich habe versucht, zur Feier
des Tages eine Minimenge Alkohol zu erstehen und bin an der Kasse prompt gefragt
worden, wie alt ich denn sei. Ich habe lachend Auskunft gegeben und bin von der
Kassierin mit sehr ernster Mine nach einem Ausweis gefragt worden. Da ich leider
keinen Ausweis bei mir hatte, hat sie nur wortlos auf ein Schild gedeutet, auf dem stand:
Für Alkohol: Personen, die wie 30 oder jünger aussehen, müssen sich ausweisen. Für
Tabak: Personen unter 40 müssen sich ausweisen.
1 Mai 2011
Abreise aus Fiji am 1. Mai um 9:45 Uhr und Flug nach Hawaii! Und hey, nach
sechseinhalb Stunden Flug und nur zwei Stunden Zeitverschiebung ist es bei der
Ankunft wieder 30. April, 18:15 Uhr! Schon bei der Planung dieser Reise habe ich
diesem Tag entgegengefiebert. Vielleicht klingt es kindisch, aber die Symbolik der
internationalen Datumsgrenze hat etwas. Vor allem in einem Jahr, in dem ich nicht
arbeite, zweimal Tag der Arbeit zu feiern (und wie es sich ergibt, auch zweimal einen 30.
April zu haben) ist schon etwas besonderes!
30. April 2011
Ich habe an einer Kavazeremonie teilgenommen. Kava wird aus einer Wurzel
hergestellt, riecht entfernt nach Kakau und schmeckt, als Puder mit kaltem Wasser
vermischt wie kalter, chinesischer Tee mit einem Hauch Chilli. Wenn auf Fiji um die
Hand der Tochter angehalten wird, hat der künftige Schwiegersohn dem Schwiegervater
ein Kilogramm Kava und einen Wafischzahn zu bringen. Ich nehme einmal an, mein
Vater hätte für den Zahn wenig Verwendung.
Es wimmelt auf Fiji übrigens vor Fröschen, meiner konservatven Schätzung nach gibt es
pro Quadratmeter an die fünf bis zehn schlammgrün-braune Exemplare. Leider sind sie
sehr mobil; ans Küssen ist nicht zu denken!
Erhaltener Kommentar: Eigentlich wollte ich ja gerade schlafen gehen, hier ist es 0.30h.
Aber nach einem letzten Blick in Deine neuesten Blog-Einträge muss ich Dir unbedingt
noch mal Dankeschön sagen. You made my day! Deine letzten Einträge sind wirklich
wieder mal Margit vom Feinsten, obwohl Du ja offenbar mittlerweile mit dem Namen Eva
zu liebäugeln scheinst. :) Gibt es ein Foto von Dir mit dieser Mütze? Bittebitte! Ach, und
lass das mit den Fröschen sein! Menschliche Männer wissen Deine Küsse eher zu
schätzen.
Erhaltener Kommentar: Hi Putzi, im Blog vom 30. April meinst Du, ich hätte für einen
Walfischzahn keine Verwendung. Dazu muß ich sagen: Für Dich, müsste der
Betreffende mit einem ganzen Walgebiss ankommen. Ich würde daraus ein Gartentürl
machen, das wäre schon was. Bussi Papa
28. und 29. April 2011
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1. Notiz an mich selbst: Wenn man in einem sogenannten Surferaparadies in einem
Surferhotel absteigt, darf man sich nicht darüber wundern, auf Surfer zu stoßen, die kein
anderes Thema als Surfen kennen.
2. Notiz an mich selbst: Fiji mag es im Schnitt auf 300 Sonnentage bringen, man kann
allerdings auch Pech haben und während der restlichen 65 zu Gast sein.
3. Notiz an mich selbst: sich in eine kleine, traditionall gebaute Strandhütte einzumieten
kann eine romantische Idee sein, die einem aber schnell vergeht, wenn man von
sturzbachartigen Regengüssen, die sich ihren Weg durch das Strohdach auf die
Matratze gebahnt haben, aus dem ohnehin leichten Schlaf gerissen wird. (Der Name der
Hütte “rock lobster bure” ist in dem Sinn eigentlich durchaus angebracht; ich nehme an,
ein Hummer würde sich ebenso mit letzter Kraft an Steinen festklammern, um nicht
weggeschwemmt zu werden.)
26. und 27. April 2011
Nach Fiji zu fliegen hat eine weitere Kontrolle mit sich gebracht und natürlich habe ich
meine verbleibenden Cornflakes wieder angegeben. Die Dame am Zollschalter hat mir
tief ind ie Augen geschaut und festgestellt: Sie haben nichts zu verzollen. Ich habe
schwach entgegenet, doch, ich hättte es auf dem Formular auch angekreuzt. Sie hat,
diesmal mit noch festerer Stimme darauf bestanden, dass ich NICHTS zu deklarieren
hätte und hat mich brüsk weitergewunken. Nach einer Nacht in Nadi bin ich mit einer
Fähre weiter auf die Mamalukainseln gefahren. Das Resort, in dem ich untergekommen
bin, ist von vielen im Internet als ein „Zuhause fern der Heimat“ beschrieben worden. Bei
näherer Betrachtung muss ich sagen, dass es für eine solche Beschreibung im
allgemeinen wohl darauf ankommt, was man zu Hause als „daheim“ bezeichnet. Ich bin
in einer Mückenzone, die schlimmer ist als die in Cairns. Aber abgesehen davon ist die
Insel hier sehr hübsch, entspannend und abgelegen. Ich würde fast soweit gehen und
sagen, dass ich an einem äußeren Rand der Ziviisation gelandet bin. Und es gefällt mir
sehr gut hier.
Erhaltener Kommentar: Was ist eigentlich so schlimm, wenn man Essen per Flugzeug
mirbringt? Ich hoffe, Du hattest trotzdem angenehme Flüge!
25. April 2011
Gleich hinter der Sicherheitskontrolle steht auf alle den Australischen Flughäfen, die ich
gesehen habe, ein freundlicher Flughafenangestellter, hält stichprobenartig
ausgesuchten Passanten ein Schild unter die Nase, auf dem höflich um Kooperation bei
einem Sprengstofftest gebeten wird, den man selbstverständlich auf Freiwilligkeit
aufbaue. Im Falle der Verweigerung wird einem allerdings der Zugang zum Flugzeug
verwehrt. So viel zum sanften Zwang. Wie auch immer, ich werde jedesmal ausgewählt
und habe gestern nur noch grinsen müssen, als ich wieder einmal gebeten wurde, mich
für dem Test zur Verfügung zu stellen. Zum Glück hat der Mensch nicht genau zugehört
als ich gemurmelt habe: irgendwann wird einer Ihrer Kollegen etwas finden...
An sich darf man nach Neuseeland und Australien keine Nahrungsmittel einführen, es
sei denn, man deklariert sie. Andernfalls stehen drakonische Strafen ins Haus. Ich habe
also eine angebrochene Müslischachtel und einen Apfel (in Mandarinengröße)
angegeben und durfte die Erstkontrolle einmal passieren. Bei der Zweitkontrolle ist das
gesamte Gepäck geröntgt worden, woraufhin mir eine eisige Stimme anklagend an den
Kopf geworfen hat, ich hätte einen APFEL bei mir! Ich habe bejaht und gesagt, ich hätte
ihn auch brav deklariert. Ich habe den Apfel wunschgemäß aus der Tasche gezogen, bin
einige Minuten lang wie eine verhinderte Eva mit dem dunkelroten Miniapfel auf der
ausgestreckten Handfläche pflichtschuldig dagestanden und habe auf den Kontrolleur
gewartet, der mir den Apfel dann angewidert weggenommen und anschließend
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weggeworfen hat. Im Bus ins Zentrum hat mir ein neuseeländischer Mitreisender dann
erzählt, ihm sei es ähnlich gegangen, allerdings hätte er auf den Apfel vergessen und
prompt 400 Dollar Strafe bezahlen müssen. Nach etwa fünfzehn Minuten angeregter
Unterhaltung hat mir selbiger Mitreisender dann ein Kompliment bezüglich meiner
hervorragenden Französischsprachkenntnisse gemachtl. Meinem etwas verwirrten Blick
ausweichend – schließlich ist kein einziges französisches Wort gefallen – hat er dann
entgegnet, mein Bootsführerkapperl hätte ihm irgendwie nahegelegt, ich sei Französin.
Es war wohl ein langer Abend für alle...
24. April 2011
Frohe Ostern! Heute ist mein letzter Tag in Australien bevor ich heute Nachmittag noch
einmal nch Neusseeland fliege (kann ich bitte dortbleiben???) und dann übermorgen
weiter nach Fiji.
Was kann ich zusammenfassend über Australien berichten? Ich habe viel von meinen
jeweiligen Leihautos gesehen, aber natürlich auch von diesem riesigen Land und glaube
ich einen guten Eindruck von den Dimensionen bekommen. Als ich das Autoradio zum
ersten Mal eingeschaltet habe, wurde interessanterweise genau DAS Australienlied
gespielt, “I come from a land down under”.
Die Australischen Buchandlungen führen interessante Titel wie: Ich bin nicht verrückt,
ich bin nur nicht du“, „Der freie Wille, ein Ratgeber für den Ratlosen“ oder, sehr
interessant, „Obama und das Reich” von Fidel Castro. Preise für gebrauchte Bücher
erreichen hierzulande höhere Werte als die ursprünglichen Neuverkaufspreise. Und
insgesamt ist das Preisniveau genauso atemberaubend wie die landschaftliche
Schönheit mancher Orte. Jedermann hat mir versichert, dass 16-20 Dollar (etwa 14-18
Euro) für ein Kilo Bananen nur deshalb verlangt warden, weil die Überschwemmungen
in Queensland die Ernte großteils zerstört haben. Sieben Dollar für eine Flasche Wasser
und 20 Dollar für ein kleines Stück australischen Käses waren nicht mehr so einfach zu
erklären.
Die Australier sind Abkürzungsfanatiker. Die 2008-er Finanzkrise heißt hier GFC –
global financial crisis, BYO ist ein normaler Hinweis auf Speisekarten und steht für bring
your own, man kann also seine eigenen Getränke mitbringen. Das beste Schild war
meiner Meinung nach aber “Die Seemöwen nicht füttern oder sie s.o.y.“ (bleibt
unübersetzt…).
Erhaltener Kommentar: Vergiß nicht zu erwähnen, dass Belgisches Bier 12 Euro kostet;
man genießt dann jeden Tropfen!
Erhaltener Kommentar:Sehr informative Seite. Kann man in keinem Reiseführer so
ausfürhrlich im kleinen Detail erfahren. Schöne Ostern noch! Schöne weitere Reise!!!
23. April 2011
Ich habe mich um kurz vor sechs aus dem Bett gequält um zum Sonnenaufgang beim
Ayers Rock zu sein, was sich aber absolut gelohnt hat. Der Fels verändert seine Farbe
fast minütlich, von schwarz zu orange eine Stunde später. Am Nachmittag bin ich zu den
Olgas gefahren, die heute allerdings (wieder) Kata Tjuta heißen. Mit meinem schicken
Fliegennetz ausgestattet habe ich mich zu einer Wanderung durch das sogenannte
Valley of the Winds aufgemacht. Die Landschaft dort könnte in Neuseeland sein, sehr
schön!
22. April 2011
Meine letzte Station in Australien ist der Uluru, der Ayers Rock. Schon der Landeanflug
war grandios, die Olgas und der Ayers Rock in der Ferne, rote Riesen in der roten
Wüste. Obwohl rote Wüste ja gar nicht stimmt. Es hat ungewöhnlich viel geregnet in
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letzter Zeit und so sind die sonst trockenen Seen im Umland durchaus teilweise mit
Wasser gefüllt und vieles an Steppengras ist grün. Leider – und hier kann ich wiederum
leider an gestern anschließen – hat das auch zu einer Vielzahl von schwarzen Fliegen
geführt. Die Westaustralische Grenze ist nah und somit bin ich wieder im Gebiet der
schwarzen Fliegen. Die schiere Anzahl ist überwältigend. Vorzugsweise ziehen sich
diese Fliegen sofort in Ohren, Nase oder Mund zurück und wenn diese Plätze besetzt
sind, sitzen sie auf einem. Überall. Immerhin stechen sie nicht. Ich habe mir also wie
viele andere auch eine Art Fliegenschleier gekauft, ein Netz, das den gesamten Kopf
bedeckt, sehr kleidsam...
Aber zurück zum Felsen an sich. Er ist imposant. Und ja es stimmt: auch wenn man ihn
schon so oft auf Postkarten und sonstigen Abbildungen gesehen hat, es geht nichts
darüber, selbst davor zu stehen.
21. April 2011
Ich bin gefragt worden, wie es mit dem berühmt-berüchtigten "wild life" in Australien
aussieht. Nun, es gibt Zeiten und Orte, wo ich nicht unglücklich darüber bin, auch mit
Brille sehr schlecht zu sehen. Vor allem gestern und heute bei diversen Spaziergängen
durch die sogenannten „wet tropics“, wunderschöne Regenwälder, dunkel, unheimlich
und wie im Bilderbuch mit spirallförmig gedrehten Luftwurzeln, Lianen, Urwaldriesen,
Farnen und noch vielem mehr, wollte ich manchmal gar nicht genau hinschauen, wenn
sich wieder einmal etwas bewegt und geraschelt hat. Fazit: ich habe bisher keine
Schlangen gesehen, wilde Kängurus nur aus der Ferne, Koalas und Cassowarys nur im
Zoo und Krokodile und Box Jellyfish-Quallen nur auf Hinweisschildern. Dafür habe ich
seit vorgestern etwa 400 Mückenstiche, Tendenz steigend. Mein Insektenschutzmittel
hilft anscheinend nur dabei, noch mehr von ihnen anzuziehen. Und ja, man würde es
zwar nicht für möglich halten, aber die hiesigen Mücken können zweimal in dieselbe
Wunde stechen, wenn sie sonst keinen günstigen Platz mehr finden. Der Unterscheid zu
Westaustralien für mich als Nichtbiologin besteht diesbezüglich darin, dass die Mücken
im Osten fast unsichtbar klein sind und überall stechen, außer in der Kopfzone. Im
Westen sind es schwarze, große Exemplare, die eher nicht stechen, sich dafür aber
gerne in unmittelbarer Augennähe aufhalten oder sonstwo ins Gesicht setzen.
20. April 2011
Die weitere Erkundung rund um Cairns hat mich von Port Douglas aus im Norden bis zur
Cow Bay und dann weite bis Cape Tribulation geführt. Das Daintreeregenwaldgebiet ist
gut erschlossen und mit vielen Wanderwegen durchzogen. Am Weg zu den Table
Mountains bin ich an der Mossman Gorge vorbeigekommen, über den Mount Malloy
gefahren, war kurz in Marreeba und Atherton und dann in Yungaburra und Milla Milla.
Rund um Milla Milla habe ich dann einen Wasserfall nach dem anderen angeschaut,
insgesamt sechs oder sieben und ja, sie waren alle anders, wobei mir die Milla Milla
Falls am besten gefallen haben. Schön ist, dass man meist erst einige hundert Meter
durch den regenwald marschieren muss, bis man am Wasserfall ankommt. Nach
Innisfall wo ich mich am Flying Fish Point vorerst vom Meer verabschiedet habe, bin ich
dann noch über einen weiteren Wasserfall (Josephine Falls) und die Babinda Boulders
wieder retour nach Cairns gefahren.
18 und 19. April 2011
Ich bIn weiter nach Port Douglas gefahren. Ein nettes Örtchen mit einem
wunderschönen Strand. Und vor der Küste ist das einmalige Great Barrier Reef – auf
dem Captain Cook seinerzeit natürlich auf Grund gelaufen ist! Unbeschreiblich! Ich bIn
mit einem Schnellboot bis an den äußeren Rand nahe des Kontinentalsockels gefahren.
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Man sieht dort Fische und Korallen in allen Farben und Formen. Es war, wie in einem
Aquarium zu schwimmen, einmalig!
17. April 2011
Die Australier haben es mit Captain Cook und die Aborigines haben es nach wie vor
schwer mit ihm wie es scheint. Cook hat einen Faible dafür gehabt, alles was er an
Landschaftlichem gesehen hat zu benennen. Und nur mit Mühe gelingt es,
dieursprünglichen Namen wiederherzustellen. Zum Ausgleich dafür gibt es dann aber
wieder eine James Cook University und einen Captain Cook Highway.
Ich kann mich nicht und nicht entscheiden, welche von den gefühlt 150 verschiedenen
Grand Barrier Reef-Touren ich machen soll und so bin von Cairns ein wenig
ausgeschwärmt und bis zum Ellis Beach gefahren, wo mir das Baden allerdings ob der
vielen Hinweisschild auf Quallen und Krokodile trotz 35 Grad Außentemperatur gleich
wieder vergangen ist.
15. und 16. April 2011
Immer noch Brisbane und Umgebung. Der Australier an sich ist ja sehr stolz darauf,
entspannt, sorgenfrei und gemütlich zu sein. Das nimmt oft sehr geschäftige und
unechte Ausmaße an und scheint irgendwie stressig zu sein.
14. April 2011
Brisbane gefällt mir gut, hat eine gute Atmosphäre. Im Lone Pine Koala Park habe ich
endlich Koalas und Kängurus aus nächster Nähe sehen können. Die Koalas sind
wirklich süß.
13. April 2011
Wieder einmal eine lange, lange Autoreise, diesmal von Black Head nach Brisbane. Im
Radio diesmal eine ausführliche Sendung über spannende Themen wie „die englische
Burg über die Jahrhunderte“ – waren sie ein Erbe der Normannen oder doch dazu da,
um als Zeichen von Dekadenz und Extravaganz Frauen zu beeindrucken. Ein Thema,
das die Gemüter hierzulande zur Zeit erhitzt ist der Vorschlag, das Tempolimit von
bisher maximal 110 auf 80 Stundenkilometer zu reduzieren. Ich hoffe, etwaige
Beschlüsse werden nach meinem Aufenthalt gefällt werden.
11. und 12. April 2011
Ich habe zwei sehr nette und entspannende Tage in Black Head bzw. Hallidays Point
verbracht. Eine sehr schöne Gegend mit wieder einmal traumhaften, großteils leeren
Stränden. Wenn man auf sich hält, fischt man hier und wenn man wirklich zu den alten
Hasen zählen will, dann fischt man mit Strandwürmern, die man eigenhändig aus dem
Sand zieht. Sehr spannend. Die genannen Würmer können über einen meter lang sein.
Was so alles unter der Oberfläche krecucht und fleucht...
10. April 2011
Von vielen Seiten habe ich nur Gutes über die Blue Mountains gehört und so bin ich also
von Sydney aus hingefahren. Alle anderen Bewohner und Gäste Sydneys hatten
offenbar dieselbe Idee und die Straßenverwaltung war zuvorkommend genug, nahezu
die gesamte Strecke durch die Blue Mountains als meist einspurige Baustelle zu
deklarieren. Ich nehme an, dass wir alle guten Mutes bei strahlendem Sonnenschein
und 26 Grad in Sydney aufgebrochen sind, nur um am Ende des Staus bei Regen und
13 Grad aus dem Auto zu steigen, keinerlei Berg oder Hügel, geschweige denn die achso-gerühmten Three Sisters zu sehen. Und so haben wir uns dann wiederum alle mehr
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oder weniger gleichzeitig schweren Mutes wieder ins Auto geschwungen und haben uns
gemeinsam aus dem Tal wieder hinausgestaut. Ich habe es dann noch bis Newcastle
gebracht.
9. April 2011
Heute wäre meine Oma 95 geworden und hätte sicher Tränen in den Augen gehabt,
hätte sie gehört, dass ich an ihrem Geburtstag vor dem Opernhaus in Sydney stehe. Ich
habe die gesamte Stadt zu Fuß erkundet und bin glaube ich an die 15-20 Kilometer
gegangen. Ich glaube heute weiß ich, wovon ich müde bin!
8. April 2011
Ich verstehe nicht, warum mir so von Canberra als Hort der Politik abgeraten worden ist.
Mir hat es gut gefallen! Wo kann man in einer Jauptstadt in der Parlamentstiefgarage
drei Stunden lang kostenos parken und von dort alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß
erreichen? Das Parlament als solches ist architektonisch interessant und die geführte
Tour war wirklich gut. Und die National Gallery hat mich sowohl was das Gebäude
betrifft, als auch bezüglich der Ausstellungen beeindruckt.
7. April 2011
Ich habe zu wenig Zeit für Melbourne eingeplant und so habe ich mich heute schon
wieder auf den Weg machen müssen, den Hume Highway entlang nach Canberra.
Fahren auf den Australischen Straßen erinnert mich oft an den Spruch der Oma, Du bist
ja net allein auf der Straße. Manchmal doch. Es ist flach, flach, flach. Ab und zu steht
irgendwo ein Baum. Die Straßen sind schnurgerade und 650 Kilometer zu fahren ist
ermüdend. Mittlerweile verstehe ich wirklich, warum die Australier sagen, die meisten
Unfälle hier entstünden durch Müdigkeit. Man sieht außer einer erkläcklichen Anzahl von
Radarkameras, Koalabärwarnschildern (auf manchen sitzen die dargestellten Koalas nur
und schauen freundlich, auf anderen winken sie zaghaft) und gelegentlichen
Känguruhwarnschildern eigentlich nur ab und zu eine Tankstelle. Und der einzige
Radiosender, den man empfangen kann, spielt keine Musik sondern diskutiert über
Stunden hinweg Themen wie die Milchpreisentwicklung über was sich wie die letzten
200 Jahre anhört oder die Geschichte des Stofftaschentuchs und seine künftigen
Aussichten. Alles in allem und wenn man die ganze Fahrt betrachtet war der
Stofftaschentuchbeitrag sicher am interessantesten.
6. April 2011
Stadt, ich bin wieder einmal in einer Stadt und was für einer Stadt! Am ehesten erinnert
mich Melbourne stimmungsmäßig an San Francisco. Ich war in einem ganz besonderen
Viertel, in Fitzroy und dort in einer Strasse (Brunswick Street) voller schräger Leute,
Geschäfte und Cafés. Ich habe ja eine Schwäche für originelle Namen und daher mu ich
hier einiges anführen was es in der Brunswick Street so gibt. Etwa eine Boutique
namens Halsinky oder eine Bar mit Namen Naked for Satan. Nachdem davon
auszugehen ist, dass es in der Hölle heiß ist, wäre „Dressed for Satan“ glaube ich
argumentativ gesehen mit dem größeren Opfer verbunden. Und wenn ich schon bei
interessanten Neuerungen bin: Ich habe gelesen, dass es einen neuen Samsonite
Koffer gibt, der gleichzeitig Scooter ist, sehr praktisch. Was ich heute in Melbourne
gesehen habe, ist ein „Lego Architektur“, mit dem man zum Beispiel das New Yorker
Guggenheimmuseum bauen kann, oder das Rockefeller Center oder die Seattle Space
Needle. Apropos Melbourne und kurios Neues: In Chinatown und auch außerhalb gibt
es auch immer wieder Japanische Restaurants, von denen manche gerade ihren rohen
Fisch abverkaufen. Anscheinend ist seit dem Erdbeben und der anschließenden
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Atomkatastrophe der Sushikonsum zurückgegangen. Viele haben interessanterweise
Sushi mit braunem Reis im Angebot.
5. April 2011
In Australien ist das Nationalgericht anders als in England sicher immer noch Fish and
Chips. In England ist es mittlerweile angeblich Curry, aber das nur so nebenbei. Der
eher unangenehme Nebeneffekt von Fish and Chips ist leider, dass es an allen Ecken
und Enden nach altem Bratfett und Frittiertem riecht. Man nimmt ja auch einen
olfaktorischen Eindruck eines Landes mit.
4. April 2011
Ich bin heute durch ein Mißverständis zur Italienerin geworden. Ich habe in Fremantle
einen Espresso bestellt und auf die Frage, ob ich denn müde sei, lächelnd mit „ja“
geantwortet. Die Frage muss allerdings gewesen sein, ob ich Italienerin sei, denn wie
die nette Dame weiter ausgeführt hat, hätte sie das gleich gewußt. Allein das Wort
„Espresso“ hätte wie Musik geklungen. Ich habe sie in dem Glauben gelassen.
3. April 2011
Nach den 750 Kilometern von Esperance nach Perth bin ich völlig ermattet an meinem
Ziel, einer Jugendherberge, in der ich aus Gründen, die hier konkret nichts zur Sache
tun, ein Zimmer reserviert habe, angekommen. Als ich aus dem Auto geklettert bin hat
mich ein vollkommen betrunkener Achtzehnjähriger angelacht. Seine Mine hat sich nach
dem Hallo aber sofort verfinstert und er hat sehr ernst nachgelegt und gesagt: Du bist
aber keine Rucksacktouristin! Ich glaube ich muss zugeben, dass er Recht hat.
Mein erster Eindruck von Perth ist sehr angenehm, eine nette Stadt. In der Innenstadt
werden gerade viele Gebäude restauriert und einige bewerben die Dienste eines
Innenausstatters dessen Name übersetzt in etwa „Troijanisches Pferd Interior“ lautet.
Pbwohl ich mich sehr für die kreative Namensgebung erwärmen kann bin ich nicht ganz
sicher, ob das gegebenenfalls der Innenausstatter meines Vertrauens wäre.
2. April 2011
In Esperance habe ich wild laufende Kängurus gesehen, ein Segelrennen, noch mehr
traumhafte Strände (speziell im Cape Le Grand National Park und rund um Esperance)
und einen rosafarbenen See!
1. April 2011
Die Hälfte meines Sabbaticals ist um, Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen. In Neuseeland
habe ich gelernt würde eine Reise wie die meine „Überseeerfahrung“ heißen und für
jeden eigentlich fast selbstverständlich sein.
Es gibt auch in den entlegendsten Gegenden Wasabinüsse, was die Welt nicht
unbedingt spannender macht.
Meiner Beobachtung nach geht die Sozialisierung künftiger Pauschaltouristen meist so
so vonstatten, dass sie als Rucksacktouristen getarnt in Riesenbussen sitzen und dann
vom Reiseleiter an der richtigen Stelle für einige Minuten ausgesetzt werden.
Ohne das Internet ist so eine Reise heute nicht plan- oder durchführbar und ohne GPS
wäre ich an vielen Stellen mit wesentlich angespannteren Nerven unterwegs.
Mit meinem vorletzten Tribut an die analoge Welt, dem Film (oder Flim in Südostasien)
für meine Kamera, bin ich ein Kuriosum, das nur kopfschüttelnd angestarrt wird. Wenn
Geschäfte Schilder wie „wir arbeiten Film immer noch aus“ aufhängen, ist das Ergebnis
wie ich feststellen mußte wenig berauschend.
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Mein letzter Tribut an die analoge Welt, Bücher, tragen sicherlich auch dazu bei, dass
die Gesetze der Physik auf mein Gepäck anscheinend leider nicht angewandt werden
können. Im Jänner bin ich mit einem 19 Kilo schweren Koffer aufgebrochen (von den x
Kilos im Handgepäck möchte ich gar nicht erst reden). Meines Wissens habe ich
abgesehen von den 3 Anzügen und 12 Blusen in Bangkok (...) nur 40 Rollen Film, eine
kurze Hose, ein Kapperl, Sonnenmilch, eine Tasche, zwei Bücher und drei Reiseführer
gekauft. Eines der Bücher habe ich gegen ein anderes getauscht und dann irrtümlich
bevor ich es gelesen habe nach Österreich geschickt. Insgesamt habe ich seit Jänner
fünft Pakete mit einem Gesamtgewicht von 16 Kilo nach Hause geschickt, die nebst den
Anzügen und Blusen auch etliches der urprünglichen Ausrüstung enthalten haben.
Netto, so würde man annehemen, müßte ich mittlerweile weniger als am Anfang haben.
Erst vor ein paar Tagen hat aber ein Quantasmitarbeiter milde lächelnd ein „besonders
schwer, in die Knie gehen beim Heben“-Schild an meinem 25kg Koffer angebracht.
31. März 2011
Ich bin von Denmark nach Esperance weitergefahren. Ich habe nun insgesamt 1400
Kilometer in Australien zurückgelegt und dabei neun Känguru-Hinweissschilder und drei
überfahrene Kängurus gesehen. Man könnte entweder sagen, dass die Australier
durchaus auf bestehende Gefahren hinweisen. Andererseits könnte man auch sagen,
dass sie ein wenig knausrig mit ihren Schildern sind. Leider ist die Strecke, die ich
gefahren im Landesinneren und etwas monoton. Man sieht viel braune, trockene Ebene.
Radiosender gibt es auch nur in der Nähe der Ortschaften und die sind spärlich gesät.
30. März 2011
Meine heutige Etappe hat mich bis nach Denmark gebracht. Auf dem Weg dorthin habe
ich einen Abstecher zum sogenannten Tal der Giganten („Valley of the Giants“)
gemacht. Dort stehen die wohl riesigsten Bäume in ganz Australien und man hat ähnlich
wie im neuseeländischen AH Reed Memorial Kauri Park einen Hängebrückenweg mitten
durch den Wald gespannt. Die australische Variante ist – das muß man neidlos
zugestehen – um einiges beeindruckender als die neuseeländische. Die
Edelstahlbrücken sind in einer Art Zick-Zack vom Boden aus bis in eine Höhe von 38
Metern gespannt. An den Ecken sind jeweils Plattformen, die auf enormen Pfeilern
ruhen, oder bessergesagt nicht ruhen. Alles schwingt, Plattform wie Brücke.Man hat ein
etwas mulmiges Gefühl, während man über die Baumwipfel schaut. In der Nähe von
Denmark ist eine Bucht („Greens Pool“), die türkisgrün ist, wunderschön!
29. März 2011
Ich bin nach Margaret River weitergefahren und habe nebst einer Schokoladefabrik eine
von 200 Weinkellereien und einen Kaffeeröster besucht. Was mich aber am meisten
beeindruckt, sind die Strände und die Wellen, die sich meterhoch auftürmen, türkisgrün
durchsichtig werden, brechen und dann über Felsen hinwegbrausen und nur weiße
Gischt zurücklassen. Welche Urgewalt!
28. März 2011
Meine ersten Eindrücke von Australien? Über das Land zu fliegen war wie im
Geobildband „Die Erde von oben“ zu blättern. Salzseen, trockene, rote Landschaft,
Felder, Seen. Sehr schön, sehr weitläufig und sehr beeindruckend. Australien scheint
um so viel trockener und daher brauner als Neuseeland.
Auf der Erde habe ich bisher drei Hinweisschilder auf Kängurus gesehen und ein
überfahrenes (Känguru, nicht Schild) am Wegesrand. Ich hoffe inständigst, dass mir
keines vor die Motorhaube läuft!
139
26. und 27. März 2011
Es heißt Abeschied nehmen von Neuseeland. Die Reise ist heute, am 27. März
weitergegangen nach Perth (per Flugzeug, erst vier Stunden nach Brisbane und dann
noch einmal fünf Stunden nach Perth) und von dort per Auto nach Bunburry. Im Fliger
haben mich zwei Australier vor braunen Schlangen gewarnt. Ich solle aufpassen, wenn
ich ihr Revier verletze (das der Schlangen) würden sie auch die Jagd nach mir
aufnehmen. Sie seien relativ schnell und ein Biß sei tödlich. Ich habe ernsthaft überlegt,
einfach im Flieger sitzenzubleiben in der Hoffnung, erst in einer wirtlicheren Gegend
entdeckt und hinausgeworfen zu werden. Die Australier habenmich ungläubig angestarrt
und gemeint, ich solle mich nicht so haben, wir in Europa hätten schließlich Bären und
die würden einen im Fall einer Attacke auffressen. Ich habe mir die Diskussion gespart,
aber bei mir gedacht, dass es wohl debattierbar ist, ob ein Tod durch einen
Schlangenbiß dem Gefressenwerden vorzuziehen ist. Ich nehme an, es macht keinen
allzugroßen Unterschied, ob man versehrt oder scheinbar unversehrt tot ist.
25. März 2011
Ich bin nach Waitomo weitergefahren und war in einer sogenannten
Glühwürmchenhöhle. Man geht durch eine wunderschöne tropfsteinhöhle und kommt
durch einen riesigen Raum, der Kathedrale genannt wird und in dem wegen der
besonderen Akustik sogar die Wiener Sängerknaben einmal aufgetreten sind. Bvon dort
sind es nur einige Stufen hinunter zu einem nachtschwarzen See, den man mit einem
Boot durchquert. An der Höhlendecke sind tausende Glühwürmchen, die aussehen wie
ein unterirdisches Firmament. Oder wie sehr viele LED Lämpchen.
Ich übernachte heute in einer kleinen Frühstückspension namens Abseil Inn. Mein
Zimmer heißt „Höhle“. Das Himmelbett ist mit schwazem Chiffon dekoriert und Vorhänge
und Tagesdecke sind aus einem zotteligen Stoff. Auf dem Bett sitzt ein Mammut. Ein
Stofftiermammut.
24. März 2011
Ich habe die Tongariro Alpenüberquerung hinter mich gebracht! Mein Reiseführer sagt,
es würde sich dabei um die beste Eintageswanderung in Neuseeland handeln.
Ehrlichgesagt würde ich zwei solche Achtstundenwandertage fitnessmäßig auch nicht
überstehen, vor allem nicht mit der schweren Fotoausrüstung am Buckel. Das Leben
ohne Sherpa ist nicht einfach. Trotzdem und trotz meiner düsteren Gedanken nach dem
Verbleib einer Seilbahn war die Wanderung die Anstrengung absolut wert. Herzstück
des Tongariro Nationalparks sind drei Vulkane und die Wanderung führt einen entlang
dieser Vulkane. Der rote Krater und die smaragdfarbenen Seen sind unbeschreiblich
und die Namen sind nicht nur sprechend sondern absolut passend...
23. März 2011
Der gestrige Art Deco Spaziergang in Napier war gelungen. Nachdem ein Erdbeben in
den frühen Dreißigerjahren die Stadt dem Erdboden gleich gemacht hat, haben sich die
Bewohner dafür entschieden, die Stadt im Art Deco Stil wiederaufzubauen. Vom
architektonischen Standpunkt ist die Stadt daher ein absolutes Juwel. Ich bin daher
heute noch einmal hierhergefahren, um mir die Gebäude mit mehr Ruhe anschauen zu
können bevor ich weiter nach Tongariro gereist bin. Mein Hotel dort (das Bayview
Chateau Tongariro) ist auch ein wunderbares Gebäude. Im Keller gibt es ein Gästekino,
in der Lobby steht ein riesiger Billiardtisch, durch die Panoramafenster sieht man die
Vulkane und insgesamt hat man ein 1920ier Thomas Mann Gefühl.
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22. März 2011
Die Frühstückspension in Havelock North erwartet von mir, dass ich mir in der
Cottagehütte nicht nur das Frühstück mit den bereitgestellten Köstlichkeiten selber
mache, sondern ermutigt mich auch dazu, hernach das Familiensilber und das teure
englische Familienporzellan im Badezimmerwaschbecken abzuwaschen. Zum Glück
haben die werten Herrschaften keine Ahnung von der Glasbruchstatistik ante
Geschirrspüler (Rate der zerbrochenen Gläser pro Hundert per Hand abgewaschenen
Gläser). Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, während derer meine
verwzweifete Mutter während der Ausverkaufszeiten Großhandelsmengen günstiger
Trinkgläser erstanden hat.
21. März 2011
Ein weiteres Detail in der neuseeländischen Kinderzeichnung ist, dass es immer nur
eine Sorte von Tieren gibt, etwa schwarze Kühe mit weißen Köpfen, schwarze Kühe mit
schwarzen Köpfen oder schwarzweißgefleckte Kühe mit gemischtfarbenen Köpfen.
Habe ich schon erwähnt, dass ich meinen Frieden mit McDonald’s gemacht habe?
Früher habe ich dort höchstens die Toiletten aufgesucht, aber seit es dort recht
anständigen Kaffee und in vielen Ländern kostenloses Interent gibt, bin ich manchmal
sogar Gast. Apropos Internet: das ist wohl einer der wenigen Minuspunkte, die ich bisher
an Neuseeland zu vergeben habe. Entweder es gibt irgendwo Internetzugang und er ist
teuer bis unverschämt teuer oder es gibt einfach keinen Zugang, was meistens der Fall
ist. Was für ein Unterschied zu Vietnam und Thailand! Leider macht mir das das Leben
etwas schwer, zumal ich meine weitere Reise gerne planen würde, was heutzutage
ohne Internet eigentlich nahezu unmöglich ist.
20. März 2011
Heute habe ich einen Ausflug zum ehemaligen achten Weltwunder gemacht. Am
Rotomahanasee im Weimangu-Park waren ursprünglich weiße und rosarote
Sinterterrassen, die leider beim Vulkanausbruch des Mount Tarawera am 10. Juni 1886
zerstört wurden. Angeblich waren diese Sinterterassen vor 125 Jahren die
Sehenswürdigkeit und der Auslöser für erste Reisen nach Neuseeland. Erst vor kurzem
haben neuseeländische Wissenschaftler Reste der vermeintlich zerstörten Terassen
wiederentdeckt!
19. März 2011
Neuseeland hat etwas Friedliches und Ruhiges und schaut großteils aus wie einer
Kinderzeichnung: Hier ist der Wald, hier sind die Schafe, hier die Straße, ein Felsen, ein
Geschäft, die Kirche, ein Bahnübergang, eine Tankstelle, das Cafe, wo es das Eis gibt
und hier ist die Bücherei. So habe ich mir immer die Astrid Lindgren Landschaften
vorgestellt und hätte mir nicht gedacht, dass es sie tatsächlich so gibt!
Ich bin über die Kiwihaupstadt De Puke nach Rotorua weitergefahren. Leider ist keine
Kiwisaison, dennoch sind die Kiwihaine durchaus interessant. Enorme Hecken (sicher 7
oder 8 Meter hoch) grenzen sie voneinender ab.
Rotorua ist DIE Thermalstadt auf der Insel. An den Schwefelgeruch muß man sich erst
gewöhnen, aber an sich ist es ein hübsches Städchen.
18. März 2011
Grundsätzlich sind die neuseeländischen Straßen in einem sehr, sehr guten Zustand,
nur geht es immerzu bergauf, es ist kurvig und meist unübersichtlich, kurz wie eine Art
Fahrtraining. Noch dazu fährt man links, was ich ja eigentlich gut finde, weil es einen
immer wieder in die Schranken weist, wenn es um „wir fahren auf der richtigen/falschen
141
Seite“ geht und die Koordination fördert. Was mich ein wenig stresst ist das Schalten mit
der linken Hand.
Ein Ausflug heute war eine einstündige Motorbootfahrt, unter anderem zur Cathedral
Cove, sehr schön, allerdings in Hochgeschwindigk (12 Kilometer in einer
hochmotorisierten Nußschale).
Ein anderer Ausflug hat mich zu einem Heißwasserstrand geführt, was aber ein
ziemlicher Reinfall war. Ich habe mir einen Spaten ausgeliehen und insgesamt zwei tiefe
Löcher gegraben, leider aber ohne Erfolg, sprich kein heisses Wasser weit und breit,
dafür zahlreiche Schaulustige, die mit meinem Spaten im jeeiligen Loch für ein Bild
posieren wollten. Am Rückweg ist dann eine riesige Welle über mich hinweggeschwabbt
und hat mein neuestes Handy bzw. dessen Bildschrim ruiniert, was mich besonders
ärgert, da dieses Handy recht anständige Bilder gemacht hat und nun anscheinend
kaputt ist.
17. März 2011
Ich war auf dem Weg nach Tairua in einem sehr unpretentiösen Thermalbad. Im
wesentlichen war es nur ein riesiges Becken mit heißem Wasser. Außer mir waren noch
vier andere Gäste dort. Der Eintritt war interessanterweise für Nichtschwimmer billiger.
Da ich mich schulterbedingt noch immer nicht schwimmfit fühle habe ich kurz überlegt,
die Sache anzusprechen, dann aber doch verworfen.
Man muss beim neuseeländischen Essen wirklich aufpassen und vor allem die
Verpackung genau studieren. Beinahe hätte ich folgenden Text auf meiner
Stundentenfutterpackung übersehen: Meine Lieben, es kann sein, dass sich in Eurer
Packung Stundentenfutter unter anderem echte Perlen, Rubine oder andere Edelsteine
befinden. Also schaut genau, freßt nicht einfach so in Euch hinein oder ihr werdet es
bereuen!“ Ich vermute, dass die neuseeländische Zahnarztlobby hier ein Wörtchen
mitzureden hatte!
16. März 2011
Friedensreich Hundertwasser hat zu meinem Erstaunen zwischen 1973 und 2000 in
Neuseeland gelebt und die öffentlichen Toiletten in der kleinen Ortschaft Kawakawa
gestaltet. Auf eine wenig subtile Weise fühlt man sich daher dort heimisch, was trotzdem
komisch ist, denn weiter von Österreich weg könnte keine Hundertwassertoilette sein.
Ich bin heute nach Mangawhai weitergereist und habe am Weg dorthin den AH Reed
Memorial Kauri Park besucht. Was man dort gemacht hat ist recht interessant. Eine
Holzbrücke oder bessergesagt ein hölzener und rollstuhlgerechter waagrechter
Wanderweg samt Geländer ist in etwa 10 bis 15 Metern Höhe quer durch einen
Kauriwald gespannt worden und das ohne die uralten (manche werden bis zu 2000
Jahre alt), mächtigen Bäume zu beschädigen. Sie sind nicht einmal angebohrt worden.
So hat man einen interessanten Blickwinkel aus mittlerer Höhe.
Später bin ich dann noch den Mangawhai Cliffs Walkway entlangmarschiert und habe
wieder eine andere Perspektive auf Neusselands prächtige Natir gehabt.
Abends war ich dann in einem Restaurant, dessen Name sich in etwa als „pürrierter
Urin“ übersetzen ließe (smashed pipi). Wenn man so nachdenkt, hätte der Name auch
schlimmer sein können, das Essen war überraschenderweise hervorragend!
Erhaltener Kommentar: Immer wenn ich Zeit hab schau ich auf deinen Blog. Eine kleine
Reise zwischendurch für mich. Danke, ich amüsiere mich sehr über deine trockenen
Berichte!
14. und 15. März 2011
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Ich habe eine Bootsfahrt in der Bay of Islands mit Übernachtung an Bord der “The Rock”
gemacht, eine einmalige Erfahrung! Am moisten beeindrucken mich die Farben in
Neuseeland. Alles ist so klar und die Kontraste zwischen den üppig grünen Wiesen und
dem türkisblauen Meer etwa sind viel intensiver als ich das jemals zuvor gesehen habe.
Kann man einem Frisör vertauen, der folgendes auf einem Schild vor dem Salon
aushängt: „Alles kann sich ändern und deshalb versuche ich nichts, was passiert zu
ernst zu nehmen!“? Nun, nachdem ich einmal drüber geschlafen habe, habe ich den
Schritt dann doch gewagt und bin recht zufrieden.
Wir haben definitiv ein Problem mit der Globalisierung. Einer der Gründe, warum ch
unbedingt einmal nach Neuseeland kommen wollte war ja, dass ich als alte Kiwifreundin
Kiwis im Usprungsland essen wollte. Und was entdecke ich im Supermarkt? Die Kiwis,
die hier verkauft warden, stammen aus Italien!!!
13. März 2011
Ich habe meinen Tag heute mit einem Joghurt begonnen und zu meinem Erstaunen
festgestellt, dass die Verpackung wesentlich mehr hergibt als die üblichen
Nährewertangaben. So haben die Hersteller des sogenannten „Mammoth Yoghurt“
folgendes mitzuteilen: „Das ist ein Johurt für Männer. Sie müssen nun nur mehr einen
Löffel, eine Gabel oder einen Spaten finden und dann können Sie zuschlagen! Sie
haben ein dickes, cremiges, sättigendes Marillen-Honigjoghurt vor sich, gemacht von
Männern für Männer (im Ernst: es ist von einem Mann namens Brian gemacht worden).
Wir teilen Ihnen ebenfalls mit, dass Weinen für Männer inakzeptabel ist. Was akzeptabel
ist, ist Joghurt zu essen, speziell wenn es dick und voller Marillenteilchen ist und für
Männer gemacht wurde!“
Nach der Joghurterfahrung bin ich von Auckland aus 400 Kilometer nach Keo im Norden
der Nordinsel gefahren. 400 Kilometer auf einer „Autobahn“ klingt nicht nach besonders
viel oder nach einer anstrengenden Fahrt. Allerdings sind die Autobahnen hier so wie
bei uns im besten Fall Bundesstraßen, einspurig mit Gegenverkehr und winden sich
über zig Hügel und durch Urwälder. Viele Brücken haben überhaupt nur eine Spur und
man muß auf den Gegenverkehr (so vorhanden) auch noch achtgeben. Die Landschaft
ist wunderbar und ändert sich alle paar Kilometer. Das Licht ist das was mir am meisten
Eindruck gemacht hat. Alles ist klar und die Farben sind viel intensiver als anderswo.
Manchmal sieht man die absolute Idylle. Grüner als grüne Wiesen mit Bäumen um die
sich viele, viele Schafe tummeln. Die ganze Insel scheint Weinbaugebiet zu sein und
alle paar Kiometer gibt es Cafés mit so interessanten Namen wie „Eutopia“ oder
„Ingwerkatzencafé“.
Eine etwas bizarre Unterhaltung in einem Touristeninformationsbüro hat
folgendermaßen stattgefunden: A: Und woher kommst Du? B: Aus Österreich. A: Habt
ihr auch so viele Schafe in Österreich? B (leicht überfragt und daher eher ausweichend):
Nun ja, ich glaube, wir haben mehr Kühe als Schafe. A (mit einem triumphierenden
Gesichtsausdruck): Ha, dann haben wir mehr Schafe als ihr!
12. März 2011
Wärhend ich meine Zähne mit einer vietnamesischen Zahnpasta putze denke ich
gleichzeitig an einen thailändischen Sonnenuntergang und an ein Glas neuseeländischen Weißweins. Dann vermischt sich die Szenerie mit der wirklich überwältigenden landschaftlichen Schönheit von Neuseeland und dem Geschmack von
frischem Kokosnußssaft. Ich bin wirklich durcheinander heute glaube ich...
11. März 2011
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Auf dem Weiterflug von Sydney nach Auckland habe ich ein eine Art Fazit über meine
beiden Monate in Südoastasien gezogen:
In Singapore funktioniert alles wie am Schnürchen und trotzdem ist es noch exotisch
genug, nicht nur in Little India und Chinatown. Ein Gericht wie „Lebender Frosch im
Tontopf“ wird ganz selbstverständlich auf Foodcourts um die Ecke angeboten. Mit
meinem Hang zum Film bin ich aber auch in Südostasien auf verlorenem Posten. Meist
sagen die Menschen wie in Singapur dazu „Flim“ und schon die Frage allein ruft mesit
nur hochgezogene Augenbrauen hervor.
Kuala Lumpur ist irgendwie ähnlich wie Singapur und dann doch nicht. Das
Beeindruckendste dort war ein an einer Kreuzung regungslos verharrender nackter
Inder, der dann von der Polizei zu seinen auf der anderen Straßenseite liegenden
Kleidern eskortiert und dort gezwungen worden ist, sich wieder anzuziehen.
Neben den Männer in Longys und den Frauen in ihren farbenfrohen traditionellen
Gewändern ist der westliche Tourist in Myanmar (und natürlich auch anderswo)
outfitmaessig oft eine wahre Zumutung. Alles in allem war Myanmar mit Abstand das
beeindruckendste Land, das ich in Südostasien diesmal gesehen habe. Die Ballonfahrt
über Bagan und die Prophezeihung meines anstehenden Geburtstags zählen sicher zu
den bleibenden Erinnerungen.
Neben unangenehmen Erfahrungen in Saigon, wo ich bestohlen worden bin und
angenehmeren in Hanoi (Wasserpuppentheater) muß ich sagen, dass die Inschrift am
Mausoleum des letzten Kaisers die Stimmung in Vietnam am besten zusammenfasst:
„Wo die Traurigkeit lächelt und die Freude schluchtst“.
In Thailand ist Österreich-Ungarn weiterhin als Weltmacht präsent. Anders als in
Europa, wo man auf in Drogerien ständig auf Bräunungscremes stößt gibt es hier kaum
etwas, das nicht einen Aufhellungseffekt verspricht, von simpen „Whitening Creams“ bis
hin zu „Whitening Deos“. Bangkok ist entgegen anderen Hauptsädten, die ich bisher
bereist habe weltoffen genug, um Le Monde und den International Herald Tribune an
Zeitungsständen anzubieten. Mein Eindruck ist dennoch gemischt. Nachdem ich einem
ausgemachten Betrug bei einem Schneider aufgesessen bin und diverse eigenwillige
Erlebnisse bei Thaimassagen mitgemacht habe (eine Masseurin ist während der
Massage eingeschlafen, eine Massage hat mich mit Verdacht auf eine gebrochene Zehe
ins Krankenhaus gebracht und bei der allerletzten war die Masseurin ein ein Transvestit
bzw Ladyboy - durchaus bemerkenswert), muss ich natürlich auch sehr nette
Begegnungen erwähnen, unter anderem eine in einem Fish-Spa, eine auf der Insel Koh
Pha Ngan und ein angenehmes heimatliches Wiedersehen mit einer Reisebekanntschaft
aus Myanmar.
10. März 2011
Flug von Bangkok nach Sydney. Neun Stunden. Ich bin noch nie in einem derart leeren
Flugzeug gewesen. Es ist ein Airbus 340 mit acht Sitzen pro Reihe in der Economyclass. Manche Reihen sind frei und in den anderen sitzt maximal eine Person. Die
Premium Exomomyklasse ist vollständig leer und wenn ich fünf oder sechs
Businessclasspassagiere einsteigen habe sehen, war das viel. Sogar die Stewardess
hat eben zugegeben, dass sie sich einsam fühlt.
Ich selbst sitze alleine und völlig ungestört an meinem persönlichen Notausgang, der
sehr hübsch und modern ist. Er hat sogar ein kleines Fenster. Anstatt die Türe aus dem
Rahmen zu nehmen und hinauszuwerfen muss man angeblich nur an einem Hebel
ziehen, um sich dann bequem auf ein Floß gleiten lassen zu können. Ich bin darüber
unterrichtet worden, dass ich die anderen Passagiere im Notfall hier hinausdirigieren
soll. Das wäre im konkreten Anlaßfall denkbar schwierig, da mehr oder weniger jeder
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Passagier seinen persönlichen Notausgang hat und man sich sicher beim Anpreisen der
Attraktivität des jeweiligen Ausgangs in die Quere käme. Ob wohl jeder ein Floß hat?
9. März 2011
In einem fernen Land, in dem man sich schwer verständigen kann, empfiehlt es sich,
Sprachkundige dazu zu bringen, Überlebenswichtiges wie die Hoteladresse oder
Lieblingsgerichte in der Landessprache und lokalen Schrift auf kleine Zettel zu notieren.
Mit einem solchen Zettelchen ausgestattet bin ich zu meinem letzten thailändischen
Abendmahl aufgebrochen, habe ein paar Lacher seitens des Restaurantpersonals
geerntet und mich dann kurze Zeit später vor einem durchsichtigen, oben sorgfältig
verknoteten Plastiksackerl mit meiner Suppe wiedergefunden. Die lokale Variante das
Takeaways findet meist im Plastiksackerl statt. Man sieht Menschen aus Sackerln Saft
trinken und diverse Speisen mit sich herumtragen, die im Sackerl feinsäuberlich auf oder
unter einer Reisschicht gebettet sind. Nach einigem Hin und Her ist die Suppe dann in
einen Teller gewandert. Es war eine sogenannte Tom Yam Suppe. Von der
landesweiten Verfügbarkeit und vom Bekanntheitsgrad her könnte man sagen handelt
es sich um eine Art thailändische Wiener Schnitzel. Anders als das Wiener Schnitzel
steckt die Suppe allerdings voller Überraschungen und wird gerne variiert. Nicht nur, das
es sie jeweils mit oder ohne Fleisch, Meeresfrüchte, Pilze oder Nudeln gibt, so ist das
Erstaunlichste an ihr, dass sie erstaunlich viel Ungenießbares enthält. Es schwimmen
Blätter und Wurzeln in ihr und manches ist so gut getarnt, dass es entweder eine
Bohnenschote (vulgo grüne Bohne), eine riesige grüne Chillischote oder ein
Bambusstengel sein kann. Man bemerkt das wahre Selbst des Objekts oft erst, wenn es
schon zu spät ist und man daraufgebissen hat. Im Herzen, und das wird nun nicht mehr
verwundern, ist die Suppe ungemein scharf. Um aromatische harte Stengel schmiegen
sich gerne grüne Chillischoten, die man dann unbemerkt mitnascht. Auch wenn ihr
Kokosmilch beigemischt ist, wird die Schärfe damit nur nur scheinbar genommen.
Wegen der Schärfe und weil man beständig Essbares von Gewürzen sondern muss
handelt es sich bei der Tom Yam Suppe notgedrungen um Slow Food. Man muss auch
immer wieder pausieren, weil einem die Schärfe die Hitze ins Gesicht und Tränen ind
die Augen treibt. Im konkreten Fall hat mich das die vorbeilaufende schwarze Ratte nicht
allzu schweren Herzens ignorieren und fast vergessen lassen, dass die Wäscherei
etliche Paar Socken verschlampt hat, ich bei einer Thaimassage ein Sit-In machen
mußte um den Nacken auch noch massiert zu bekommen (ich sitze hier solange bis...)
und dass die frischgeschneiderten Blusen auch im gewaschenen und gebügelten
Zustand noch erbärmlich aussehen.
8. März 2011
Ich bin mitunter im coolsten Hotel seit Beginn meiner Reise. Es heißt Mestyle Place und
ist in Bangkok oder sagen wir in einem Außenbezirk von Bangkok. Man stelle sich ein
etwas belebteres Floridsdorf vor (für diejenigen, denen das ein Begriff ist). Das Hotel ist
ein umfunktionierter Plattenbau und insgesamt sehr bunt. An der Einfahrt ist eine Art
VW-Busskulptur, die Rezeption ist ein bzw in einem alten dunkelgrünen Minicooper und
die Bar im Außenbereich ist in einem alten Kleinbus untergebracht. Ein Sammler hat alte
Maschinenteile in Dekorobjekte umgewandelt. Ein hölzernes Kanu oder bessergesagt
ein Einbaum ist das zentrale Element des Barraums. Eine Glasplatte liegt auf dem
aufgebockten Einbaum und wird von unten blau beleuchtet. Am Eingang stehen
knallrote Ölfässer und in der Lobby diverse alte Zahnarztstühle und ein ultramoderner
blauer Wuzelapparat (Tischfußballtisch). An der Restaurantdecke hängen Besteckskulpturen und an der Lobyydecke alte Fensterrahmen und Fahrräder.
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7. März 2011
Mein Computerladegerät ist mir eingegangen... Eine lange Reise ist manchmal gar nicht
so anders als das Leben zu Hause. Man ist eigentlich ständig auf der Suche nach
irgendetwas, muss etwas besorgen oder erledigen, planen etc. Ich habe mich in der
sogenannten IT City, einem Einkaufszentrum, das auf Computer, Handies und sonstiges
Zubehör spezialisiert ist, durch endlose Reihen von diversen Computerfachhändlern
geschleppt und bin leider nicht richtig fündig geworden.
In einem anderen Enkaufszentrum in der Haupteinkaufsmeile von Bangkok habe ich nun
schlußendlich das richtige Kabel aufgetrieben...
4. bis 6. März 2011
Nach ein paar angenehmen Tagen auf der Insel bin ich nun also wieder in Bangkok, wo
mir ein Mann mit Haarspangerl im schneeweißen Ziegenbart nebst Katalogfrau - etwa
40 Jahre jünger - untergekommen ist. Manches kann man leider nicht fotografieren.
Auf den hiesigen Flughäfen bekommt man wenn man möchte Gratissimkarten, die man
dann in jedem 7/11 Supermarkt aufladen kann. Das ist schon ein ungemein krasser
Unterschied zu Myanmar, wo es kein Roaming gibt und jede Simkarte 1.500 US Dollar
kostet. Eine nette Reisebekanntschaft hat mich auf ein weiteres nationales Unikum
aufmerksam gemacht, nämlich die Reaktion auf das Airlineessen, das es immerhin noch
gibt. Es werden Pappkartonschächtelchen ausgeteilt, die der Thai Fluggast öffnet, den
Inhalt mit einem angewiderten Gesichtsausdruck scannt und dann angeekelt wieder
schließt. So schlecht ist es aber dann gar nicht. Man muß sich nur daran gewöhnen,
dass der meist beigepackte Marmorkuchen manchmal braun/gelb, manchmal
grünlich/gelb, aber manchmal auch lila/gelb sein kann.
1. bis 3. März 2011
Die Tattooshops haben hier auf Koh Pha Ngan definitiv Kundschaft. Ich habe selten so
viele Tätowierte auf einem Fleck gesehen, scheint groß in Mode zu sein. Ansonsten
sieht man Unmengen von Aussteigern, deren beste Zeit längst vorbei ist. Die
Dreadlocks verdrecken mehr und mehr und die Ersparnisse sind sichtlich seit Jahren
aufgezehrt. Die Insel ist soweit meine Mopederkundung die Beurteilung zuläßt, längst
nicht mehr das versteckte Fleckchen Erde, von dem nur Insider wissen. An manchen
Strandabschnitten reiht sich Resort and Resort. Ich bin in den Norden vorgedrungen und
habe in einem Restaurant gegessen, das folgendes auf der Karte hat: „no name with
chicken or pork“. Ich habe mich dann für etwas mit Namen und Tintenfisch entschieden.
Gleich daneben war das “The World's End Café”, das zum sicheren Entsetzen eines
lieben Freundes den ganzen Tag über Frühstück anbietet.
Ich logiere übrigens mittlerweile in einem spinnen- und weitgehend auch sonst
insektenfreien Zimmer.
27. und 28. Februar 2011
Ich bin von Chiang Mai über Bangkok nach Surat Thani geflogen und von dort mit Bus
und Fähre nach Koh Pha Ngan weitergereist. Für die erste Nacht habe ich ein Upgrade
auf einen Luxusbungalow bekommen, in dem ich lediglich eine Ameise erlegt und einen
großen schillernden Käfer in einem Wasserglas gefangen und so ruhiggestellt habe.
Mein neues und nicht mehr ganz so schickes Zimmer gleicht nun leider einem
Schlachtfeld. Ich habe mich erfolgreich gegen etwa 30 Ameisen und eine Riesenwespe
gewehrt. Nach letzterer habe ich in Ermangelung eines Wasserglases einige Schuhe
werfen müssen. Eine enorme Spinne (etwa 10cm Durchmesser, schwarz, etliche Beine)
im Badezimmer ist einer zweifachen Schuhattacke geschickt ausgewichen und hält sich
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seither im Hintergrund auf. Ansonsten bin ich im Augenblick im allgemeinen froh, nicht
besonders gut zu sehen.
Abgesehen von diversen Insekten sind Insel und Strand soweit sehr schön. Ich bin
ungemein müde und wie eine böse Zunge heute festgestellt hat, darf man sich nicht
wundern, nach fünf Monaten Urlaub müde und erhoungsbedürftig zu sein. Und so habe
ich heute nur die nähere Hotelumgebung erkundet und mich danach in die etwa 50
Meter weiter am Strand entlang liegende Pirates Bar geschleppt. Rund ums Hotel kann
man sich an jeder Ecke massieren lassen, einen Scooter mieten und betanken, seine
Wäsche waschen oder sich tätowieren lassen. Was man halt so braucht.
25. und 26. Februar 2011
Der 25. Februar war ein sehr unbeschwerter Tag and dem ich mich eigentlich nur
gefragt habe, ob ich am Abend eine ein- oder eine zweistündige Thaimassage buchen
sollte. Ich habe mich dann für eine einstündige Rücken- und Nakenmassage
entschieden. Aus nicht weiter nachvollziehbaren Gründen hat die etwas beleibte und
kräftifge Masseurin darauf bestanden, mir vorab die Füße zu waschen. Beim Abtrocknen
hat sie dann recht heftig an allen Zehen gezogen, was nicht unbedingt angenehm war.
Über Nacht ist dann der zweite Zeh rechts aufs Doppelte angeschwollen und hat sich
nur unter großer Pein bewegen lassen. Ich habe meinen Tagesausflug mit Wanderung
absagen müssen und bin stattdessen zu einem Krankenhaus aufgebrochen. Nach drei
Stunden und nachdem man Blutdruck, Blutzucker, Fieber und mich in der Länge
gemessen und anschließend gewogen hatte, durfte ich endlich mit einem Arzt sprechen.
Das Röntgenbild hat dann ergeben, dass dieser Zeh nicht gebrochen ist, dafür aber der
große Zeh eine Fraktur zeigt. Nachdem er aber nicht weiter schmerzt ist der Arzt davon
ausgegangen, es handle sich um eine alte Verletzung. Ich solle für den dicken zweiten
Zeh Entzündungshemmer und Schmerztabletten nehmen. Und lächelnd hat er
beigefügt, ihm gehe es auch oft so: nach einer Thaimassage täten ihm zwei Wochen
lang diverse Körperteile weh. Weiters, und da war es dann schon wieder witzig, hat er
mir die unvermeidliche Frage nach meiner Herkunft gestellt. Mein „Österreich“ ist
hellerfreut auf „Österreich-Ungarn!“ ausgebessert worden. Wir hätten ja so ein riesiges
Reich und was für ein schönes Schloß in Wien!
24. Februar 2011
Die Buchhandlungen in Chiang Mai sind nicht viel besser als die Flughafenbuchhandlungen (siehe 23. Februar 2011). Nur zwei der Titel, die ich gesehen habe zur
Illustration: “Verrückte Mönche auf der Straße” und “Ich bin zu sexy für meinen Volvo”.
Zum Sightseeingprogramm: Heute habe ich den Doi Suthep Tempel und den Phra
Tamnak Palast besichtigt.
23. Februar 2011
Es ist neun Uhr morgens und ich bin eben aus einer Buchhandlung am Bangkoker
Flughafen herausgekommen. Nicht dass ich noch ein Buch bräuchte, die 25 Kilo in
meinem Koffer, den ich vorhin aufgegeben habe verdanke ich glaube ich den drei neuen
dicken Reiseführern, die ich unlängst gekauft habe. Als alte Buchliebhaberin will ich es
fast nicht zugeben, dass auch ich manchmal mit einem e-book Lesegerät liebäugle, aber
dann denke ich mir wieder, dass es doch einen Unterschied macht, ob man einen
Bildschirm oder ein Buch in Händen hält. Das grundlegende Problem mit Buchhandlungen auf Flughäfen ist aber ein anderes. Man kann nicht erwarten, in einem
Zuckerlgeschäft (Süßwarenladen) mit ein paar Bücherregalen wirkliche Kleinode zu
entdecken. Nebst ungefähr 15 Titeln über diverse ihrer Meinung nach zu Unrecht
einsitzenden Gefängnisinsassen (teils autobiographisch, die Gefänginsse quer über die
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Welt verteilt) hatte ich die Auswahl zwischen etwa 30 Memoiren verschiedener
weiblicher, männlicher und transsexueller Sexarbeiter und -sklaven. Daneben waren
natürlich auch die Flughafenevergreens Dan Brown, Stieg Larsson, John Irving und
John Grisham vorrätig, wobei meiner Beobachtung nach letzterer - weltweit betrachtet zusehends an Flughafenbuchhandlungsregalfläche einbüßt. Der Horrortitel “Eat, Pray,
Love” wird weiterhin in Augenhöhe gehandelt und hat nun zu meinem Entsetzen einen
Fortstetzungsband mit Titel „Das Ja-Wort: Wie ich meinen Frieden mit der Ehe machte“
bekommen. Was mich aber dann schlußendlich die Flucht hat ergreifen lassen waren
die Harry Potter Bücher auf Latein und Altgriechisch.
22. Februar 2011
So nun habe ich
beeindruckend!
auch
eine
Ladyboyrevueshow
(„Calypso“)
gesehen,
sehr
21. Februar 2011
So, nun habe ich ein wenig mehr von Bangkok gesehen und bin immer noch sehr
angetan! Es gibt so viel zu entdecken! Chinatown war sehr interessant, genauso der
japanische Markt und der Wat Pho. Der Marmortempel war sensationell schön. Ich habe
den massivgoldenen Buddha (Wat Traimit, er wiegt über 5 Tonnen und ist aus reinem
Gold!) gesehen, bin aber anscheinend am Königspalast und am Smaragdbuddha
vorbeigegangen, ohne beides zu bemerken.
Was ich noch zu erwähnen vergeseen habe: Gestern habe ich meine erste
Thaimassage „genossen“. Leider ist die Masseurin nach etwa 30 Minuten Massage
eingeschlafen.
20. Februar 2011
Mein Reiseführer ist wirklich ungemein schlecht. Anstatt zu erklären, wie man vom
Flughafen am besten ins Zentrum von Bangkok kommt, ergeht sich der Autor in der
Erläuterung des von ihm als „Backpacker’s Burnout“ bezeichneten Phänomens, ihm
zufolge eine Art Lethargie, die Rucksacktouristen angesichts zu vieler Bilderbuchstrände
und Traumsonnenuntergänge überkommt und sie in die Städte und ins Chaos
zurücklockt. Ansonsten habe ich nur noch gelesen, man dürfe sich nicht über den König
lustig machen, da würden die Thais keinen Spaß kennen, Land des Lächelns hin oder
her. Leider ist es dann aber nicht leicht, keine Bemerkung zu machen, wenn man in
einem Taxi vom Flughafen in die Stadt sitzt, der Fahrer vor sich hinkichert, am
Amarturenbrett ein Plastikschweinchen sitzt, dessen Kopf unabläßlich wackelt und am
ersten Banner über der Autobahn „lang lebe der König“ steht.
Viel habe ich noch nicht gesehen in Bangkok, aber ich war am Wochenendmarkt
Chatuchak und war begglückt. Ein Traummarkt mit viel ausgefallener Kleidung, Ramsch,
Krimskrams, Geschirr, Dekoartikeln und vielem mehr. Man kann dort sogar
Hundewelpen erstehen. Oder Bücher. Oder Zahnersatz (ob neu oder gebraucht war
nicht festzustellen). Gekochtes Essen gibt es an jeder Ecke. Nach langem habe ich
wieder einmal ein paar interessante T-Shirts bzw. T-Shirtsprüche gesehen: Ein T-Shirt
etwa mit einer Badeente, eines auf dem Tut Ench Amun eine 3D-Brille trägt oder eines
mit der Aufschrift „Ich bin nicht perfekt aber dafür gibt es mich nur in begrenzter Auflage“
oder „Mein Blog ist besser als deiner“.
Ansonsten habe ich bisher nur einen tanzenden Ladyboy und nur eine Handvoll
westliche Männer mit Katalogfrauen gesichtet.
19. Februar 2011
148
Was die Veitnamesen so beschäftigt ist schon interessant. Anders als in Europa, wo ein
Kußmarathon wahrscheinlich niemand hinter dem Hofen hervorlocken würde, bewegt
dieser „Kissathlon“ hier die Gemüter und regt heftige Diskussionen an. Den Artikel gibt
es leider nur auf Englisch.
Ich bin wieder in Saigon angekommen und war positiv überrascht. Das Hotel, in dem mir
das Geld abhanden gekommen ist, hat mir das wahrscheinlich beste und ruhigste
Zimmer gegeben. Gratis. Und mit einem handgeschrieben Brief der Hotelmanagerin,
einer Rose und zwei Äpfeln als Geschenk auf dem Zimmer. Nachdem sie bereits die
Taxifahrt zum Flughafen vor zwei Wochen übernommen hatte, ist das schon sehr nett!
18. Februar 2011
Noch immer in der komischen Pension mit nur vier Zimmern auf Phu Quoc. Heute hat
das Frühstück ein wenig auf sich warten lassen, da erst im Vorgarten ein bereits
gekochtes Huhn auf einem Altar geopfert werden mußte. Ich wäre eher dafür gewesen,
das Opfer im oder zumindest unmittelbar danach zum Kühlschrank zu bringen.
Jedenfalls wollte ich mein Glück nicht weiter herausfordern und bin heute nicht mehr
Moped gefahren, sondern war nur am Strand.
In der Halongbucht ist übrigens zwei Tage nachdem ich dort war ein Schiff gesunken.
Ich war wie soviele andere auf einem ähnlichen Schiff unterwegs und habe dort auch
übernachtet...
17. Februar 2011
Um der „zweiten Heimat“, die mitten im Dschungel und zugegebenermaßen nahe dem
schönsten Strand der Insel liegt, zu entkommen kann man sich eigentlich nur per Moped
davonmachen. Leider habe ich nie Mopedfahren gelernt, was ich mir allerdings nicht
anmerken lassen wollte. Und so bin ich unter den Argusaugen der Zimmerwirtin einige
Male auf der Sand- bzw. Staubstraße vor dem Haus hin- und hergefahren. Mit dem
Gesichtsausdruck „Du verursachst sicher einen Totalschaden“ und weinerlicher Stimme
hat sie mir mitgeteilt, dass es mir sehr teuer zu stehen kommen würde, würde das
Moped zu Schaden kommen. Und so habe ich mich hauptsächlich auf der
Inselhauptstraße, die kaum breiter als die heimatliche Übelsteinerstrasse ist - und die ist
für alle ortsunkundigen gesprochen einspurig – teilweise von LKWs abgedrängt zur
Inselerkundung (An Thoi an der Südspitze, Ham Ninh mit Kunstperlzucht und Duong
Dong, die Hauptstadt) aufgemacht. Es herrscht Helmpflicht aber die hiesigen Helme sind
eher ein Modestatement (rosa, blau, grün, gescheckt, manche sogar im Burberrymuster)
und bedecken kaum den Hinterkopf. Zum Glück und zur Verwunderung der Madame
sind sowohl ich als auch das Moped abends wieder unbeschadet in der entlegenen
„Oase“ eingetroffen.
16. Februar 2011
Nach einer kurzen Nacht bin ich vom kalten Hanoi via Saigon auf die tropisch-heiße Phu
Quoc-Insel geflogen. Meine Wohlfühltemperatur ist wiederhergestellt! Die Insel hat in
etwa die Form von Südamerika und ich bin in Feuerland untergekommen. „Home away
from home“ wird hier so verstanden, dass einem angesagt wird, man müsse sich
eincremen, bevor man an den Strand geht. An den Strand habe ich auch nicht selber
gehen dürfen, sondern wurde vom Sohn der Hausherrin per Moped hingebracht. Sie
hatte Angst, ich koennte mich a) auf dem zehnminütigen Marsch im Urwald verlaufen
und mich b) auf selbigem Marsch alleine langweilen. Weiters bin ich gefragt worden, ob
ich vor dem Abendessen wohl brav geduscht hätte.
14. – 15. Februar 2011
149
Nach einem zweitägigen Ausflugg in die Halongbucht – einer UNESCOWeltkulturerbestätte - bin ich trotz sechs Schichten Kleidung (und somit allen warmen
Schichten, die ich bei mir habe) als Halbgefrorenes wieder nach Hanoi zurückgekehrt.
Wenn die Sonne scheint und frühlingshafte Temperaturen herrschen ist es sicher
wunderschön dort. Bei feuchtkaltem Wetter sieht man leider kaum etwas. Morgen geht
es wieder in den Süden!
13. Februar 2011
Der Vietnam ist und bleibt nicht mein Land. Heute war es feuchtkalt, eiskalt um genau zu
sein und ich habe eine Ausflug zur sogenannten Parfumpagode gebucht gehabt. Soweit
hat der Ausflug zwar stattgefunden, die 60km Busfahrt im ungeheizten Bus haben
allerdings Stunden gedauert, die Ruderbootsfahrt zur Pagodengegend wäre bei
Schönwetter sicher interessant gewesen – heute war sie in erster Linie kalt – und die
heute offiziell 51.000 gezählten Pilger haben dann leider den Weg zur Pagode so
verstellt, dass ich gar nicht hingekommen bin. Man kann sich die Massen auf
glitschigen, matschigen Steinen kaum vorstellen. Und Pilger stellt man sich an sich auch
anders vor. Das ganze hat leider nichts Bedächtiges oder Feierliches an sich gehabt.
Friere immer noch, während ich dies schreibe.
12. Februar 2011
Heute ist ein Tag wie Weihnachten und Ostern zusammen. Ich habe die Filme der
letzten Wochen zum Entwickeln gebracht (ja, tatsächlich habe ich in Hanoi ein Labor
aufgetrieben) und warte nun gespannt auf das Ergebnis! Ich verstehe ja immer noch
nicht, wie sich Menschen dieses Erlebnis so leicht haben aus der Hand nehmen lassen.
Oder bessergesagt wie sie sich Geräte in die Hand haben geben lassen, mit denen das
Ergebnis der photographischen Handlungen sofort begutachtet werden kann. Obwohl
ich mittlerweile viele hochgezogene Augenbrauen und die Blicke, die die Ewiggestrigen
treffen, aushalten muss, bin ich nach wie vor davon ueberzeugt, dass den Menschen die
Gabe, mit Belohnungsverzoegerung umzugehen, vom Tier unterscheidet.
11. Februar 2011
Ich bin eben von der Abendvorstellung des Hanoier Thang Long Wasserpuppentheaters
zurück, was für ein entzückendes Erlebnis! Man muß sich ein Becken in der Größe
eines Heimswimmingpools vorstellen, in dem sich ein Pagodentor spiegelt. Nach
verschiedenen Trommelwirbeln und einer Art Harfenspiel kommen erstmals die Puppen
ins Spiel, die wild gestikulierend mittrommeln und dabei ins Wasser klatschen. Beim
Drachentanz speien Puppendrachen Wasser und beim Stierkampf kämpfen ein herziger
kleiner weißer gegen einen ebenso niedlichen schwarzen Bullen. Das beste war
allerdings die Darstellung des bäuerlichen Lebens. Die Bauern pfügen ihr Land und
fahren mit Ochsenkarren durch das Pool, pflanzen Reis und ernten später. Der
Puppendarsteller, dem die weng dankbare Rolle des reifen Reises zugefallen ist (man
hat ihn nicht sehen können), hat mich sehr an die wenig glanzvolle Theaterkarriere
meines Vaters erinnert, der in einem Stück einmal den Wald mimen mußte. Was auch
sehr nett war, war ein Pferderennen, bei der eine Pferdemarionette unabsichtlich geköpft
wurde. Der Pferdekopf ist bis zum Ende der Vorstellung entwaffnet im Pool
geschwommen. Nach etwa einer Dreiviertelstunde war alles vorbei und ich muß sagen,
es war sehr amüsant!
10. Februar 2011
Ich bin jetzt in Hanoi und fühle mich hier wesentlich wohler als zuletzt! In der Stadt
herrscht eine gute Stimmung!
150
Wie hat die Oma immer gasagt? Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
Zum Beispiel, dass es Hotels gibt, in denen man bei der Haustür die Schuhe ausziehen
muss (Hotel Huenino, Hué), Hotels, in denen der Boden gefliest ist, die Fliesen aber wie
mit Lack versehene Steine aussehen, oder Hotels, die in jedem Zimmer einen Laptop
mit Internetzugang haben (beides Elegance Hotel, Hanoi). Von im Badezimmerspiegel
eingebauten Fernsehern habe ich ja schon berichtet (Hilton, Kuala Lumpur). Was
weiters bemerkenswert ist, ist dass man Frühlingsrollen nicht frittieren muss, sondern in
Krautblätter verschiedene Salate rollen kann (Hoi An und Hanoi) und dass in einer
Gemüsesuppe Fleisch- und Meeresfrüchteatrappen aus Gemüse sein können (in der
Form von Speck, Scampi, Tintenfisch und Muscheln, alles in einem „Hot Pot“ in Hué).
9. Februar 2011
Die Weiterreise per Bus nach Hoi An hat leider statt 2 bis 3 Stunden ohne sichtliches
Problem im Endeffekt fast 6 Stunden gedauert. Dass eine Fledermaus über die offene
Dachluke hereingefallen ist hat uns dabei nämlich nur marginal aufgehalten. Der
Buschauffeur hat sie recht nonchalant mit der dreckigen Fußmatte gepackt und in
hohem Bogen aus dem Fahrerfenster geworfen. Ob die Fußmatte dabei auch dran
glauben hat müssen ist mir leider entgangen. Sie war jedenfalls danach nicht mehr zu
sehen (Die Matte. Die Fledermaus aber auch nicht.)
8. Februar 2011
Für Hué, die ehemalige Residenz der Vietnamesischen Kaiser, hätte ich mehr Zeit
gebraucht, denn sie hat durchaus ihren Charme.
Das Tet-Fest ist vorüber, aber man sieht immer noch Zeichen davon. Die kegelförmigen
traditionellen Hüte hängen in den Bäumen und beschatten dort ebenfalls hängende
kleine Weihnachtssterne. Hué und alle kaiserlichen Denkmäler genießen - obwohl alles
sehr sauber ist und keinerlei Tauben- oder Hundsdreckinvasion festzustellen ist UNESCO-Weltkulturerbestatus (warum das nicht selbstverstädnlich ist, siehe Einträge
vom 20. Dezember 2010, 4. Dezember 2010, 28. November 2009 und 25./26. April
2009). Einige der Grabmäler im Tu Doc Mausoleum drohen zusammenzubrechen und
wurden mit häßlichen Stahlpfeilern abgestützt. Immerhin EIN untrügerisches Zeichen
dafuer, dass die UNESCO hier ihre Finger mit im Spiel gehabt hat! Wobei man
faierweise sagen muss, dass das ganze nicht annähernd so störend ist wie im
äthiopischen Lalibela...
In der Thien Mu Pagode habe ich erstmals im Vietnam einige Mönche gesehen. Die
Kleider sind hier entweder dunkelbraun oder aber schreiend gelb. Die Novizen tragen
ein ausgewaschenes Graublau und haben im Gegensatz zu den kahlköpfigen Mönchen
sehr originelle Haarschnitte. Die meisten haben eine Art Halbglatze mit zackenförmigen
Stirnfransen und einer Strähne an der rechten oder linken Schläfe, die teils bis zur Mitte
des Rückens reicht.
7. Februar 2011
Ho Chi Minhs Portrait ist allgegenwärtig. Was etwas bizarr erscheint iat, dass Ho Chi
Minhs Portrait in der ehemaligen Hauptstadt Hué auch den Eingang der Zittadelle und
somit den ehemaligen Kaisersitz ziert. Als charismatische Führungspersoenlichkeit hilft
es ungemein, über ein passables Äußeres zu verfügen, dass sich auch 70 Jahre nach
Erstveröffentlichung noch verwenden läßt. Ob sich die lokale Bevölkerung wohl schon
sattgesehen hat? Das frage ich mich bei den Fidel- und Chéportraits in Kuba ja auch.
Lenins schnittiges Äußeres ist ja in den touristischen Zonen Moskaus auch noch
durchaus stark präsent. In Kalkutta, einer der wenigen Städte mit kommunistischer
Regierung, ist mir seinerzeit (Anfang 2008) kein markanter indischer Kopf aufgefallen.
151
6. Februar 2011
Heute habe ich eine durchaus teure Lektion gelernt: Traue dem Hotelpersonal nicht,
auch wenn es noch so nett wirkt! Bisher war ich ja immer der Meinung, dass Menschen,
die im Hotel angestellt sind oder es reinigen dies deswegen machen, um ehrlich ihr Geld
zu verdienen. Wannimmer mir jemand erzählt hat, dass ihm Geld oder andere
Wertsachen abhanden gekommen sind, habe ich milde gelächelt und gemeint, das sei
mir noch nie passiert. Das hat sich nun leider ziemlich grundlegend geändert. Während
ich gestern auf der nicht unbedingt großartigen Mekongdeltafahrt war, sind mir 170
Euro, 50 Dollar und etwa 25 Dollar in lokaler Vietnamesischer Währung aus dem
Hotelzimmer abhanden gekommen. Die Hotelmanagerin war unglaublich betroffen und
ist mit mir zur Polizei gegangen, um Mitteilung zu machen. Und dort haben wir gleich die
nächste Lektion über Macht und Ungleichheit gelernt. Ein mit vier Sternen behängter
Polizist hat die Managerin ignoriert, sie weder angesehen noch richtig mit ihr
gesprochen und wollte partout keinen Bericht verfassen. Der zweite - mit nur zwei
Sternen dekoriert - war ebenso unmöglich und mußte bekniet werden, um seine Arbeit
zu tun. Viele Fragen später ist er dann zum Schluß gekommen, ich hätte vorsichtiger
sein sollen und all das sei ohnehin mein Problem. Die Sache hätte insgesamt sicher
anders ausgesehen, wäre die Managerin ein Manager gewesen und ich ebenso ein
Mann.
5. Februar 2011
Schlußendlich war ich nun doch im Mekongdelta, was ich mir allerdings hätte sparen
können. Im Endeffekt war die Fahrt eine bessere Heizdecken-Kaffeefahrt; wir wurden
von Ort zu Ort gebracht, wo man Diverses, von Honig über getrocknete Bananen bis hin
zu Cocosbonbons ständig hätte einkaufen sollen. Das tatsächliche Delta und die
Landschaft wurden links liegen gelassen und man hatte kaum Gelegenheit, auch nur
irgendwie auf die landschaftliche Schönheit zu achten. Die Rückfahrt nach Saigon, die
mit anderthalb Stunden im Schnellboot angekündigt war und dann vier Stunden
gedauert hat, war noch das Beste. Zumindest wollte dort niemand etwas verkaufen und
man konnte sich ausgiebigst die wunderschöne Deltalandschaft ansehen.
4. Februar 2011
Endlich habe ich mich fit genug für einen ersten Ausflug gefühlt. Es gibt hier im
Südvietnam eine Religion, die sich Caodaismus nennt und Christentum, Hinduismus,
Buddhismus, Laozetum und Konfuzianismus vereint. Nach einer interessanten
Mittagszeremonie in einem Cao Dai Tempel (in der Nähe von Tay Ninh) - die leider
durch die Scharen von Touristen sehr an Stimmigkeit eingebüßt hat - ging es weiter zu
den Cu Chi Tunnels, einer bemerkenswerten Anlage aus den Zeiten des Vietnamkriegs.
Ein ungemein enges Tunnelnetz hat den vietnamesischen Partisanen im Kampf gegen
die Amerikaner gedient und ist heute zu einer Art Touristenthemenpark umgestaltet
worden.
2. – 3. Februar 2011
Langsam fange ich mich von meiner leichten Grippe. Saigon habe ich soweit erkundet.
Das Chinesische Neujahrsfest wird noch bis zum 6. Februar dauern und bis dann sind
die meisten Geschäfte geschlossen, die größeren Touren finden nicht statt und
insgesamt geht das Leben in der Stadt einen gemächlicheren Gang. Leider komme ich
dadurch aber auch nicht wie geplant für drei Tage ins Mekongdelta, sondern mußte
meine Ausflüge und Weiterreise etwas umdisponieren...
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31. Jänner – 1. Februar 2011
Nach einer weiteren Nacht retour in Singapur bin ich nun in Saigon im Vietnam
angekommen, wo ich gegen eine aufkommende Grippe kämpfe. Dadurch sind die ersten
Eindrücke wohl nicht so stark, als ich mir gedacht hätte. Was auffällig ist, ist allerdings,
was alles auf der Straße verkauft wird. In den touristischeren Zonen sieht man überall
fliegende Händler, die mit Buchstapeln herumlaufen und von aktuellen Bestsellern über
Reisefüher versuchen, kopierte Bücher an den Mann zu bringen. Ansonsten gibt es
auch noch Sonnenbrillen, Zigaretten, Armbänder und interessanterweise Menschen mit
riesigen Personenwaagen. Als ob sich Restaurantgäste sofort nach Einnahme ihrer
Mahlzeiten wiegen lassen wollten...
29. – 30. Jänner 2011
So, nun habe ich alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten in Kuala Lumpur besucht,
inclusive der Petronastürme, des Telekomturms und des Orientalischen
Kunstmuseums.Was für ein Unterschied doch zwischen dieser modernen Stadt und den
Sttädten besteht, die ich in Myanmar gesehen habe. Man kann sich bei all den rieseigen
Einkaufszentren kaum vorstellen, dass nicht allzuweit entfernt auf Märkten sogar
getrocknete Ratten verkauft werden. Wie bei Trockenfisch muß man sie erst in Wasser
einweichen, bevor man sie kochen kann.
Aber was ich natürlich dazusagen muß ist, dass ich ab und zu auch durchaus eine
Schwäche für Luxus habe. So habe ich mein riesiges KLer Hotelzimmer mit in den
Toilettspiegel eingebautem Fernsehbildschirm, seiner hypermodernen Toilette, dem
riesigen Bett und großartigen Ausblick doch sehr genossen.
28. Jänner 2011
In Kuala Lumpur bin ich heute Nachmittag an einem Fish Spa vorbeigekommen. Nur der
Vollständigkeit halber: Dieses Etablissement war ein Massage- und Beautysalon und im
Gegensatz zu dem in Singapur kein Internetcafe. Es gibt dort drei Aquarien, eines mit
kleinen, eines mit mittelgroßen und ein weiteres mit verhältnismäßig großen Fischen. Ich
habe mir sagen lassen, dass die Fische die abgestorbene Haut an den Füßen
wegknabbern, wobei die kleinen Fische als Art Vibration wahrgenommen werden, die
mittleren vor allem bei der Erstbehandlung kitzeln und oftmals ein hysterisches Kichern
hervorrufen und die großen wirklich knabbern. Ich war relativ feig und habe mich für eine
klassische chinesische Rückenmassage entschieden.
Wie schnell man wieder ins moderne Leben einsteigen kann wird einem in Singapur und
Kuala Lumpur schnell bewußt. Alles funktioniert bestens, man kann in Singapur mit der
U-Bahn vom Flughafen ins Zentrum fahren, im Zug vom Flughafen zum Zentrum von
Kuala Lumpur gibt es sogar superschnelles Internet - im Fahrpreis inkludiert während
am Fenster die Palmenhaine vorbeizischen.
Die Menschen sind nicht unfreundlich, registrieren andere aber kaum, da sie in erster
Linie damit beschäftigt sind, auf ihre Telefone und sonstigen Gadgets zu starren und auf
ihnen herumzuwischen, oder ihnen sonstige tappende, streichelnde oder pieksende
Berührungen zukommen zu lassen. Heutzutage denke ich ja manchmal ist der ultimative
Beweis von Intimität wohl der, jemanden sein Telefon oder iPad berühren zu lassen.
27. Jänner 2011
Zum Abschluß einer großartigen Reise durch Myanmar war ich heute Vormittag noch
einma in der Schwedagonpagode in Yangun/Rangoon. Dieser Ort hat etwas ungemein
Kraftvolles, ein guter Ort zum Nachdenken und Schwadronieren. Ich hätte dort ganze
Tage verbringen mögen. Immer wieder nähern sich Mönche oder andere Menschen an
und verwickeln einen in mehr oder weniger absurde Dialoge.
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So etwa: A: Woher kommst Du? B: Austria. A: Aha, Sidney. B: Nein, Wien. Oder: A:
Woher kommst Du? B: Österreich. A: Wie heißt Du? B: Margit. A: Wohin gehst Du? B:
Im Moment nirgendwohin. A (das Thema abrupt wechselnd): Bist Du verheiratet? B:
Nein. A (forsch): Hast Du einen Liebhaber? B: ... (!) A (nicht um mehr Vertrauen bemüht,
dafür sehr interessiert): Wieviel verdienst Du? B: Das kommt ganz aufs Monat an. A: Bei
mir auch. A: Wie lange bleibst Du in Myanmar? B: 3 Wochen. A (etwas verärgert):
Warum nur drei Wochen, alle anderen Touristen bleiben vier Wochen! B: Nun, meine
Rundreise war halt nur drei Wochen. A (leicht zornig): Du mußt 4 Wochen bleiben!
Warum bleibst Du nur 3 Wochen? B (leicht irritiert): Tja, da kann man jetzt wohl nichts
machen. A: Woher kommst Du? B (noch irritierter): Aus Österreich. A: Ach, genau. Wie
heißt Du? B (säuerlich): Ich glaube, ich muss jetzt gehen.
Abschließend zur Reise hat es in der Gruppe noch eine Diskussion rund um die lästiger
werdenden Stechmücken gegeben: Angeblich, so ein an der Fauna sehr interessierter
Mitreisender, stechen nur trächtige Mückenweibchen. Ob dessen hat seine Begleitung,
ansonsten ungemein beliebt bei den Mücken, ein Gerät bei sich, das für das
menschliche Ohr nicht wahrnehmbare Mückenbrunfttöne aussendet. Nachdem das
Weibchen schon befruchtet ist, meidet es Männchen im allgemeinen und brunftige im
besonderen und somit auch den Träger des genannten Gerätes. Mein Schmunzeln ist
leider nicht unbemerkt geblieben und prompt mußte ich mich erklären. Wahrheitsgemäß
habe ich zugegeben, dass ich mir die Betreffende gerade vor meinem geistigen Auge
als brunftiges Mosquitomännchen vorgestellt habe.
26. Jänner 2011
Nachdem die Reise durch Myanmar nun langsam zu Ende geht und ich wieder in
Yangon/Rangoon bin habe ich endlich wieder eine Internetverbindung, die auch ein
Blogupdate zuläßt. Es ist schon interessant wie schnell man sich daran gewöhnt, nicht
ständig per Mobiltelefon errreichbar zu sein und keinen verläßlichen Internetzugang zu
haben. Ich glaube nachdem beides ja mehr oder weniger erst über das letzte Jahrzehnt
Teil unseres täglichen Lebens geworden ist und wir uns anscheinend unglaublich
schnell daran gewöhnt haben, so ist es ebenso schnell wieder vergessen. Jedenfalls
hatte ich den Eindruck, nun wirklich auf einer Reise zu sein, weit weg in einem fernen
Land.
25. Jänner 2011
Ich habe heute eine Heißluftballonfahrt über Bagan gemacht, ein einmaliges und auf
seine Art unbeschreibliches Erlebnis! Der Sonnenaufgang über der leicht nebeligen,
mystischen Pagodenlandschaft dieser uralten Stadt ist sagenhaft. Auch das Gefühl des
Schwebens ist ganz besonders. Man gleitet sehr sanft dahin und hat einen grandiosen
Ausblick!
24. Jänner 2011
Bagan ist ein märchenhafter Ort. Über 4.000 Tempel, Stupas und Pagoden sind auf
einer riesigen Fläche verteilt und wohin man schaut macht man eine Zeitreise in die
Vergangenheit. Das einzig befremdliche ist, dass diese Zeitreise in die Vergangenheit in
Farbe stattfindet und man die Bauten, Ochsenkarren und Pferdekuschen nicht wie man
von alten Bildern oder Fotos erwarten würde in Schwarzweiß sieht sondern bewegt im
Hier und Jetzt und wie gesagt in Farbe.
Die Sounvenirverkäufer sind lästig, haben aber teilweise intressante Dinge, so etwa ein
geschnitzte Schachbretter mit bronzenen Figuren bei denen die Bauern aussehen wie
streitbare und zu allem bereite Gartenzwerge.
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Der Sonnenuntergang von der Sonnenuntergangspagode aus betrachtet war
wunderschön. Die Pagodenlandschaft erscheint in einem dunstigen Licht und dahinter
geht die Sonne groß und glutrot unter.
23. Jänner 2011
Ein Geburtstag wie er meiner langen Reise entspricht: 9 Stunden Fahrt mit einem Boot
auf dem Irrawaddy von Mandalay nach Bagan... Der Sonnenaufgang war malerisch.
22. Jänner 2011
Beim Aufstieg auf den Mandalay Hill habe ich heute (ungewollt) von einem Wahrsager
auf den Kopf zugesagt bekommen, ich würde am nächsten Tag meinen 35. Geburtstag
feiern...
21. Jänner 2011
Mandalay ist eine an sich relativ junge Stadt, im Schachbrettmuster angelegt und voller
Mopeds und Autos. Trotzdem gibt es sehr viel Sehenswertes, etwa die
Blattgoldherstellung. Man kann sich diesen mühsamen Prozeß nicht vorstellen, wenn
man ihn nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Angeblich schafft man es mit Maschinen
nicht, auch nur annäherend so dünne Plättchen herzustellen, wie in Handarbeit. Dafür
schlagen Männer mit riesigen Hämmern stundenlang auf kleine Goldklümpchen ein und
plätten sie so nach und nach zu im wahrsten Sinn des Wortes hauchdünnen Blättern.
Wo diese Blätter dann verpackt werden darf nicht gesprochen werden, sonst würden die
Goldblätter wegfliegen. Eines der größten burmesischen Heiligtümer, die MahamuniPagode, steht auch in Mandalay. Dort wird der Körper eines großen Buddhas imZentrum
der Pagode seit Jahrhunderten mit immer mehr Blatgoldschichten überzogen.
Interessanterweise passen Kopf und massiger Körper proportional immer noch
zusammen.
Was mich fasziniert hat war der Sagainhügel in Amarapura, etwa 11km von Mandalay
entfernt. Dort reiht sich Kloster an Kloster, man sieht hunderte Novizen, Novizinnen,
Mönche und Nonnen. Vom Kloster ganz oben hat man einen herrlichen Ausblick, aber
das schönste ist die absolute Ruhe dort.
Zum Sonnenuntergang waren wir an der malerischen U-Bein Brücke in Amarapura, wo
ich mich lange mit einem Mönch unterhalten habe. Erst hat er mir eine Liste
unregelmäßiger englischer Verben unter die Nase gehalten und wollte er wissen, wie
man einige der Wörter ausspricht. Später haben wir dann über Gott und die Welt
geplaudert, vor allem aber über die Welt, da ich bei den 10 Geboten auch nach
zweimaliger Ermahnung, ich solle mich anstrengen bei Gebot 8 kläglich versagt habe. Er
konnte seine 10 Regeln sehr wohl hersagen, hat aber eingestanden, manche nicht
immer einhalten zu können. So würde er ab und zu auch nach 12 Uhr mittags etwas
essen. Und Musik fände er, sei Teil der Kultur und sollte ihm nicht verboten sein. Und
trotz des Bildschirmverbotes würde er gern ins Internet und Fußball schauen.
20. Jänner 2011
Mandalay, wie verheißungsvoll allein dieser Name klingt! Mandalay ist die Stadt des
letzten burmesischen Königs Thibaw Min, der von den Briten gestürzt und ins Exil
vertrieben worden ist. Mandalay oder bessergesagt die Geschichte rund um diesen
letzten König war eigentlich der Grund, warum ich überhaupt nach Myanmar reisen
wollte. Nach der Lektüre von Amitav Ghoshs Roman „The Glass Palace“, der die
historischen Detais geschichtsgetreu widergibt, wollte ich mir das Land einmal
anschauen. Der Roman beginnt mit den letzten Tagen des burmesischen Reiches spinnt
dann die Geschichte über vier Generationen weiter und deckt sogar noch den
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Teakholzboom und -hunger der Briten ab. Dass wir heute auch durch Teakholzwälder
und -lager gefahren war da natürlich besonders interessant.
19. Jänner 2011
Bei gewissen Gesprächsthemen im Rahmen einer ausgedehnten Wanderung rund um
Kalaw hat sich wieder einmal eine gewisse nationale Note gezeigt. Während sich andere
ob der delikaten Themenwahl dezent verabschieden, können sich Österreicher unter
Beteuerung, die Geschichte sei gar nicht witzig, köstlich darüber amüsieren, dass anno
dazumal eine Großmutter anscheinend lebendig bestattet worden ist. Das ganze hat
sich erst nach einigen Jahren herausgestellt, als nämlich bei der nächsten Beerdigung
und nachdem der Holzsarg verrottet war, die Gebeine der Großmutter mit dem Kopf
nach unten aufgefunden worden sind, sprich, nachdem sie sich buchstäblich im Grab
umgedreht hat. In nämlicher Gegend erzählt man sich angeblich immer wieder
Geschichten von Totgesagten, die dann auf dem Weg zur Kirche noch im Sarg klopfen.
18. Jänner 2011
Ich wundere mich ja manchmal, wie stoisch Männer sein können und wie wenig sensibel
sie auf Sarkasmus reagieren. So etwa heute bei einem Gespräch zwischen einem
Thailänder und seiner burmesischen Reiseleiterin. Der Thai: Also wirklich, Du findest,
dass ich gut aussehe? Die Burmesin: Nun ja im großen und ganzen schon.
Ein wenig später habe ich in der Nähe einer Papiermanufaktur ein Kind fotografieren
wollen und bin ob dessen einige Zeit in der Hocke verharrt, jäh unterbrochen durch
einen riesigen schwarzen Hund, der mir genüßlich quer übers Gesicht geschleckt hat.
Interessanterweise – und wenn ich „interessanteweise“ sage werden mir diejenigen, die
meine Hundepanik ansonsten kennen zustimmen - hat mich das nur moderat aus dem
Konzept gebracht. Ich habe das Kind anschließend doch noch fotografieren können,
bevor ich mir das Gesicht abgewischt habe.
17. Jänner 2011
Ein Mitreisender hat eine besondere Auffassung von Hilfe. Er trägt seine mitgebrachten
Hemden zwei Tage lang und gibt sie dann – getragen und ungewaschen – an Bettler.
Das stößt nicht immer unbedingt auf Gegenliebe oder Dankbarkeit. Die Erstreaktion ist –
wie zu beobachten war - leichte Verwunderung. Dann wird das Hemd begutachtet und
an den nächsten, dünnen Mann gehalten, dem das Hemd natürlich auch von Weitem
betrachtet viel zu groß ist. Dann kommt die Phase des ungläubigen Beschnupperns.
Das Hemd wird anschließend gefaltet, der nächsten Dame weitergereicht, die es wieder
begutachtet, gleich beschnuppert und etwas konsterniert an den nächsten dünnen Mann
hält und so fort.
15. und 16. Jänner 2011
Sich in Myanmar fortzubewegen ist nicht einfach, aber in der organisierten Gruppe
natürlich möglich. Nach dem um Stunden verspäteten Flug nach Heho, der dann
unerwartet erst nach Mandalay geflogen ist, sind wir schlußendlich abends am 16.
Jänner in Nyaungshwe am Inle/Inlaysee angekommen. Der See ist, wie man in einem
überaus vollgepackten Tag hat sehen können, eine Welt für sich: man befährt ihn mit
motrisierten Einbäumen - naja, meinetwegen sind es Kanus – und entdeckt ganze
Pfahlbautenstädte. Es gibt schwimmende Gärten mit einer Tomatenmonkultur, wobei
angeblich bis zu 50 Tonnen Tomaten pro Tag am Inle/Inlaysee geerntet werden. Diese
schwimmenden Gärten sind 10 Meter lang, zwei Meter breit und zwei Meter tief mit zwei
Metern Abstand zueinander, um per Kanu ernten zu können. Durch die Überdüngung ist
leider ein immenses Fischsterben im Gange. In den Pfahlbautendörfern gibt es
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Seidenwebereien, die noch wie anno dazumal vor Erfindung des mechanischen
Webstuhls arbeiten. Was mir neu war, waren Lotusstoffe. Dabei wird in mühseliger
Kleinstarbeit aus Lotusblumen bzw. deren Stengeln Fasern gewonnen, gesponnen und
dann zu Tuch verwebt.
Beeindruckend war auch ein Ruinenfeld von etwa 1000 Stupas, eine verfallener als die
andere. Manche werden gerade renoviert, wobei aber mit der historischen Bausubstanz
aus Laiensicht nicht gerade zimperlich umgegangen wird. Die schiere Anzahl der
übrigen, brökelnden ist faszinierend.
Das Spektakel, auf das ich eigentlich gespanntesten war, habe ich dann leider aus
widrigen Umständen nicht sehen können: ein Kloster, in dem die Mönche Katzen das
Springen durch Ringe beigebracht haben. Als wir angekommen sind, waren die Katzen
leider beim „Abendessen“ und danach, so wurde uns versichert, seien sie nicht mehr zur
Akrobatik aufgelegt. Schade.
14. Jänner 2011
Auf dem Weg zurück nach Ragoon/Yangon haben wir noch Bago besucht, eine große
Stadt mit einer der größten Pagoden und einem der größten liegenden Buddhas im
ganzen Land. Es fällt mir schwer, mich an das Gruppenreisen zu gewöhnen. Obwohl es
natürlich angenehm ist, per Bus von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gebracht zu
werden, so ist es doch zu einem großen Grade unselbständig und fremdbestimmt. Sich
die Dinge selbst zu organisieren ist dagegen um ein Vielfaches intensiver.
Ach ja, was ich noch erwähnen wollte: Ich habe keinerlei Mobilfunkzugang hier. Es gibt
zwar ein Netz aber anscheinend keine Roamingvereinbarungen und eine SIM-Karte zu
kaufen scheint schwierig bis unmöglich.
In Rangoon habe ich abends eine Fahrradrikscha zu meinem Hotel genommen, was
nicht unbedingt ungefährlicher war als zu Fuß zu gehen, zumal der Mann zwar allen
Schlaglöchern geschickt ausgewichen ist, zu diesem Behufe aber auf der vierspurigen
Strasse in die Gegenrichtung unterwegs war. Ohne Licht, dafür aber mit einer lauten
Glocke.
13. Jänner 2011
Eine lange Busfahrt hat uns heute nach Kyaikto und somit zum Goldenen Felsen, einer
der heiligsten buddhistischen Stätten in Myanmar gebracht. Der Felsen ist auf der Spitze
eines Berges, den man zumindest teilweise zu Fuß erklimmen muss. Man kann sich
sein Gepäck von Sherpas tragen lassen und an sich könnte man statt einer Stunde
Wanderung auch eine von vier Männern getragen Sänfte wählen. Ich war einen kurzen
Moment lang schwach, habe mich dann aber doch auch als Nicht-Bergfex für die
Wanderung entschieden. Der Felsen selbst ist faszinierend. Er liegt auf einem Hang,
hängt über, scheint jeden Moment zu fallen und fast zu schweben.
11. + 12. Jänner 2011
11.1.11. was für ein schönes Datum! Aber das Allererstaunlichste vorweg: Es gibt hier in
Yangon/Myanmar tatsächlich Internetzugang, wer hätte sich das gedacht! Zwar sind
viele Seiten gesperrt/zensiert, auch die meisten internetbasierten E-Mailkonten, aber
immerhin.
Mein erster Eindruck: Die Shwedagon-Pagode Rangon/Yagon ist überwältigend!
Welcher Prunk! Alles scheint vergoldet, ein Türmchen neben dem anderen und eine
sehr entspannte Stimmung bestimmen den Ort. Der liegende Buddha in der Kyaukhtagyi
Pagode war auch eindrucksvoll.
Auf den Strassen wimmelt es von barhäuptigen Mönchen in orange, braun und braunrot
und interessanterweise auch von rosagekleideten, ebenfalls barhäuptigen Nonnen.
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Obwohl der Verkehr an sich recht gesittet ist, empfiehlt es sich, hinter Nonnen oder
Mönchen die Strassen zu queren in der Hoffnung, dass die niemand absichtlich
überfahren wird. Die Gehsteige sind wackeliger als in Brüssel und zwar ungemein
wackeliger: man muß sich auf Sprunggelenke, Knöchel und das Gleichgewichtssystem
gleichzeitig verlassen können, um nicht auf einer der wackeligen Platten zu kippen, von
den teils bis zu einem Meter tiefen Löchern ganz zu schweigen.
10. Jänner 2011
Habe ich vor einigen Jahren nicht einmal gesagt, ich würde den Aufwand mögen Film
einzukaufen, Fotos machen, Film zum Entwickeln tragen und dann auf das Ergebnis
gespannt sein? Nun, die Sache artet irgendwie aus. Es war schon in den USA nicht
einfach, Film zu finden, aber über Empfehlung und Internetrecherchen habe ich dann
doch ein Fachgeschäft gefunden. Film heißt hier in Singapur universell „Flim“ und schon
allein die Frage wird als skurill abgetan. Den Sonntag habe ich hier zum Großteil damit
verbracht, alle Fotogeschäfte der Stadt Singapur abzuklappern, nur, um immer wieder
zu hören: Flim? No. Immerhin ist der Ton freundlich und man ist beflissen, zu helfen. So
wurde ich in diversen Einkaufszentren von Etage zu Etage geschickt: Vielleicht im 2.
Stock! Dort wiederum: Vielleicht im 5. Stock. Und dort: Vielleicht im Einkaufszentrum
nebenan. Oder: Nach Flim hat schon lange niemand mehr gefragt. Wir bekommen auch
nicht mehr so viel herein, vielleicht gibt es noch Restposten... Heute bin ich nun endlich
fündig geworden. Ruby Photo war meine Rettung! Ein Fotogeschäft mit Kühlschrank für
Filme, so wie es sich gehört! Ich habe 40 Stück gekauft...
Ansonsten ist Singapur eine Stadt, in der man teilweise nur noch staunt. Man kann sich
in Chinatown die Füße und den Nacken massieren lassen (leider hilft das auch nur
bedingt gegen meine Schulterpein) und dann drei U-Bahnstationen weiter in Little India
dann indisch essen. Auf dem Rückweg bekommt man – so man will - dann in einem
Einkaufszentrum in einem Fish Spa Internet Cafe (Bild hier) für 41 Singapurdollar
folgendes: einen Soft Drink, 30 minuten Fish-Spa (sprich, an einem kleinen Tischlein
sitzen und seine Füße in ein Aquarium mit vielen Fischlein halten, wobei dieses
Aquarium von der Straßenseite aus sichtbar ist) und 30 Minuten Internetzugang. Die drei
Dinge werden so scheint es kombiniert, sprich man trinkt und surft während man die
Füße im Fischtrog hat. Und nein, ich habe es NICHT ausprobiert!
Erhaltener Kommentar: Das ist ja köstlich. Gut zu wissen, dass es dir ok geht!
Erhaltener Kommentar: "Fatima" birgt natürlich definitionsmäßige Risiken in sich, bei
"Madonna" wäre ja alles klar gewesen...
8. – 9. Jänner 2011
Singapur ist die perfekte Inszenierung der postmodernen Gesellschaft: keine
Kriminalität, hohe Strafen für alles (man hat zwischendurch sogar Sorge, dass das
Trinken aus Wasserflaschen auf der Strasse verboten sein könnte), ein Shoppingcenter
neben dem anderen, unterbrochen vielleicht von Entertainmentkomplexen. Wo Kirchen
noch als Kirchen genutzt werden, finden Messen zeitlich gestaffelt in allen vier offiziellen
Sprachen statt. Gegenüber meines Hotels ist ein ehemaliges Kloster, dessen Innenhof
und Anbauten in einen Restaurantkomplex umgebaut worden ist. Das Kirchengebäude
selbst ist leer und kann für Spezialveranstaltungen gebucht werden.
Auf einer Tafel war zu lesen: „Fatima kommt nach Singapur“. Man fragt sich dabei, ob
das nun eine neue Rockband ist, oder ob es sich um einen sakralen Besuch handelt.
Dem Poster nach zu schließen wohl um letzteres.
In einer ehemaligen Katholischen Schule ist das Singapurer Kunstmuseum
untergebracht. Im Moment ist ein Teil des Gebäudes einer Soloausstellung eines jungen
Mannes, dessen Name mir entfallen ist, gewidmet, der mit Vorliebe den Hinterkopf
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seiner Mutter portraitiert. Das beste Bild im ganzen Museum war meines Erachtens ein
Foto eines Banners, das den 5. Jahreskongress einer islamischen Gesellschaft zur
Abschaffung der Polygamie beworben hat.
http://www.singaporeartmuseum.sg/museum/
In Chinatown hätte ich Krokodil essen können, diesmal wohl ungleich den Fröschen
gekocht. Ich habe trotzdem verzichtet.
7. Jänner 2011
Ich bin gut in Singapur angekommen. Mein erster Eindruck ist eigentlich in erster Linie,
dass sich das generelle Vorurteil einer ungemein sauberen Stadt bestätigt. Der erste
Einheimische, den ich abgesehen von der Grenzkontrolle gesehen habe, hat lächelnd
einen Besen geschwungen und die Flughafenhalle gefegt.
Mein GPS hatte einige Adaptionsschwierigkeiten zumal es davon ausgegangen ist, ich
würde die 12.800km von Brasilia, wo ich es zuletzt verwendet habe, gerne zu Fuß nach
Singapur gehen.
Beim Abendessen war die Spezialität des Hauses „Lebender Frosch“. Zum Glück stand
in der Speisekarte „minimum zwei Personen”. Die Auswahl war zwischen “ Lebender
Frosch im Tontopf”, “ Lebender Frosch mit Frühlingszwiebeln”, “ Lebender Frosch in
Hühneressenz” und “Betrunkener Lebender Frosch im Tontopf”. Ich frage mich ja
wirkIich, was es mit letzterem auf sich gehabt hätte. Ist der Frosch dabei, im irdenen
Töpfchen in Alkohol zu ertrinken? Und warum muß er überhaupt lebendig auf den Tisch
kommen? Meine gemischtes Gemüse war übrigens vorzüglich und gar nicht betrunken.
6. Jänner 2011
Es ist zwischendurch wirklich ärgerlich, wenn einen Menschen zu gut kennen. Solche
Leute können einen telefonisch daran erinnern, dass man sicher um 14:00 noch nicht für
einen Flug um 19:00 zu packen begonnen hat. Und sie haben sogar um 15:00 noch
Recht. Zu meiner Rechtfertigung sei zu sagen, dass es ja immer auch noch so viele
andere Dinge zu erledigen gilt wie Rechnungen zahlen, Kaffee trinken oder ein Visum
für Australien beantragen.
5. Jänner 2011
Ich habe gehört, dass man meinen Blog dann unterhaltsamer findet, wenn Dinge nicht
so ganz rund laufen oder schief gehen. Nun, dann sollte ich vielleicht noch das Ende der
Geschichte meiner leidigen Visabeantragung erzählen (der Beginn findet sic him Eintrag
vom 26. November). Nach meiner Rückkehr aus Brasilien am 23. Dezember bin ich
sofort vom Flughafen zur Botschaft des von Europa doch sehr weit entfernten Landes
geeilt und war etwa eine halbe Stunde nach Ende der groß an der Türe angeschlagenen
nachmittäglichen Visaabholzeit zu spät dort. Nachdem aber noch jemand vor Ort war
und meinen Kniefall akzeptiert hat kam ein süffisantes: Wie können Sie in Brasilien sein,
wenn ich Ihren Paß habe? Meine Antwort von wegen Zweitpaß hat unseren kleinen
Machtkampf vom November wieder aufleben lassen. Mein Paß wurde nach
ausgedehntem Showsuchen unter einigen anderen hervorgekramt und hat im letzten
Monat äußerlich sichtlich gelitten. Anscheinend habe ich das etwas zu unbeeindruckt
hingenommen und habe daher statt eines Zwanzigers und eines Fünfers
fünfundzwanzig einzelne Euromünzen als Wechselgeld für einen Fünfzigeuroschein
(und eine 25 Eurogebühr) erhalten. Zum Abschied hat er mir noch zu bedenken
mitgegeben, dass ich sein Land sicher sehr schön finden würde, besonders aber sei wie
freundliche und charmant seine Mitbürger seien. Meine Antwort war – Paß und
Wechselgeld festhaltend - nur, dass mich das sicher ob meiner überaus angenehmen
Erfahrungen hier in Brüssel nicht überraschen würde.
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3. Jänner 2011
Romeo und Julia sind immer noch unter uns. Man kann tatsächlich einen Brief,
respektive ein(e) E-Mail an Julia senden und bekommt innerhalb von zwei Wochen eine
persönliche Antwort...
2. Jänner 2011
Ich habe endlich (ja, ich weiss, ich habe ein Jahr frei...) Zeit gefunden, Bilder meiner
ersten beiden Reisen online zu stellen. Bilder meiner Reise durch den wilden Westen
finden sich hier und Bilder meiner Mexikoreise hier. Man kann nun auch auf die
entsprechenden Länder auf der Weltkarte klicken.
http://www.brokenmuses.com/shots2010-mexico-de.php
http://www.brokenmuses.com/shots2010-usa-de.php
http://www.brokenmuses.com/lamusesamuse-de.php
1. Jänner 2011
Resümee nach drei Monaten des Reisens: Die Ziffernblatt meiner Uhr wurde repariert
und ist schon wieder gebrochen. Das Stativ ist nun völlig hinüber aber ich habe ein
neues zu Weihnachten bekommen. Ich vermisse Kaff Country (den Radiosender) immer
noch und mein linker Flügel ist ob der Schulterverletzung sehr beleidigt.
31. Dezember 2010
Nach ein paar Tagen Weihnachtsurlaub vom Blog in Österreich ist es Zeit für ein
weiteres Resümee nach 3 Monaten des Reisens bzw eine Art Jahresrückblick: Kaff
Country fehlt mir immer noch. ist der Flügel immer noch lahm, obwohl nun der Doktor
eine weiterhin gute Reise gewunschen hat.
24. Dezember 2010
Frohe Weihachten vom Brüsseler Flughafen! Niemand will mit mir zusammenlegen und
einen Weihnachtsbaum kaufen! Nachdem ich gestern mehr als pünktlich von Brasilia
nach Brüssel gekommen bin, bin ich heute also hier hängengeblieben. Mein Flug nach
Wien ist annuliert und ob es heute noch einen geben wird, ist mehr als unklar. Nun ja,
alles halb so schlimm. In Zeiten moderner sozialer Netzwerke hätte die
Weihnachtsgeschichte übrigens ausgesehen wie in diesem Video.
22. und 23. Dezember 2010
Heimreise von Brasilia über Sao Paulo und Madrid nach Brüssel. Viele Wartezeiten,
aber an sich bin ich pünktlichst in Brüssel angekommen. Ein T-Shirtaufdruck, der
meinen Brasilienaufenthalt wohl treffend zusammenfaßt habe ich noch in Brasilia
gesehen: „Ich bin verloren!“
21. Dezember 2010
Ich habe mir ein Auto ausgeliehen und bin in Brasiliens zweite geplante Stadt, Goiania,
gefahren. 1933 hat man sie zu bauen begonnen. Was soll ich sagen? In insgesamt
sieben Stunden Autofahrt hat man viel Zeit zum Nachdenken. Vor allem, wenn man nur
80 oder maximal 100 km/h fahren darf. Bei den meisten 80-er Tafeln war ein
Zusatzschild mit der Aufschrift: „Jesus liebt Dich“ angebracht, bei den 100-er Tafeln hieß
es meist: „Lies die Bibel“. Überholt hat mich eigentlich nur ein Auto, die große Aufschrift
auf der Heckscheibe war: „Ich gehöre zu Jesus!“. Was ja an sich interessant ist, denn
wie ich wie berichtet in Rio de Janeiro zu meiner Frustration feststellen mußte, heißt
Jesus hier ja eigentlich nur Christus. Wenn einen Jesus liebt bzw. man sogar sagen
160
kann, man gehöre zu ihm, betet man dann trotzdem zur Sicherheit auch noch zu
Christus?
Wie auch immer, Goiania ist furchtbar und als Stadt noch lebloser und uninteressanter
als Brasilia. Der Mensch ist anscheinend nicht dazu geboren, in geplanten Städten zu
leben, auch wenn er sich dann millionenhaft dort einfindet.
20. Dezember 2010
Ich habe heute den anderen Touristen in Brasilia getroffen! Er ist Architekt und spricht
Engisch!
Brasilia ist in nur drei Jahren gebaut worden und feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen.
Als Gesamtkonzept hat Brasilia UNESCO Weltkulturerbestatus und wie schon zu einem
früheren Zeitpunkt hier reflektiert habe ich ja so meine Zweifel, worauf die UNESCO
Bewertungen wirklich beruhen. Auch Brasilia ist eine Stadt voller Tiere, diesmal sind es
zum Glück keine Hunde, dafür aber Tauben, die all die Monumente feindlich
übernommen haben.
Was die Gebäude angeht kann ich sagen, sie seien interessant, anders und irgendwie
bizarr. Als künstliche und vollständig durchgeplante Hauptstadt ist Brasilia auf jeden Fall
einzigartig und bemerkenswert.
All jenen, die ihre Staatslehrevorlesungen versäumt haben kann ich nur anraten, hierher
zu kommen. Man spaziert quasi lehrbuchhaft und architektonisch ansprechend durch
Legislative, Judikative und Exekutive. Eine Staatsreform scheint allerdings fast
unmöglich, denn die Anzahl der Ministerien (bzw der Ministerialgebäude) ist fix
vorgegeben, Verwaltungsverschlankungen sind also eher unwahrscheinlich, wobei für
jedes Ministerum leicht ein Annex dahinter möglich scheint.
19. Dezember 2010
Es war eine neue Erfahrung, in Brasilia mit dem Taxi zum gebuchten Hotel zu fahren
und zu erfahren, dass es nicht mehr existiert. Nun bin ich in einem anderen, zentraleren
gelandet, das ungemein laut ist, da direkt an der die Stadt teilenden Autobahn gelegen.
18. Dezember 2010
Die filmbasierte Photographie hat wohl endgültig ausgedient. Nun werden schon auf
Flohmärkten Filme, die im Jahr 2002 abgelaufen sind, als ideal für die Lomografie
angepriesen. Anscheinend ist das einzige, was noch halbwegs en vogue ist, die Lomo.
Auf selbigem Flohmarkt ist auffallend viel Kupfer (in allen möglichen Formen) verkauft
worden und – für Südamerika doch etwas ungewöhnlich – viele Buddhas. Und ich habe,
auch am Flohmarkt, wieder einen Anwalt kennengelernt (wieder kein Arzt, dabei tut die
Schulter immer noch so weh). Ich muss übrigens an meiner Jobbeschreibung arbeiten,
denn sobald ich erwähne, ich sei Firmenjuristin (weiß immer noch nicht, ob Lobbyistin
wirklich besser klingt, bezweifle es aber), tritt lähmende Langeweile ein. Im konkreten
Anlaßfall hieß es: Laß uns ins Lokal hineingehen und ein Fußballmatch anschauen. Das
war aber zum Glück nur ein Zwischentief, danach waren wir in einer Orientausstellung
mit wunderbaren Schwarzweißfotos von Frauen in Burkas beim Staubsaugen,
Radiohören und Fernsehen. Sehr ästhetisch. Die Bilder haben mich an meine in
Vorbereitung auf meine Iranreise beinahe erstandene 5 Euro XXL Burka erinnert, die mir
mit folgenden Worten angepriesen worden ist: Die können Sie zu Hause tragen beim
Putzen oder wenn nicht so wichtige Verwandte kommen.
Ein anderer, sehr interessanter Markt und zwei Sambaclubs haben den Rioaufenthalt
würdig ausklimgen lassen.
17. Dezember 2010
161
Ich fahre zwar nicht mit dem Radl nach Rio, sondern nur mit dem Bus durch Rio, aber
muß sagen, daß mir der 511er dirkekt ans Herz gewachsen ist. Er hat mich verälich von
allen Ecken dieser riesigen Stadt aufgelesen und wieder zur U-Bahn oder zur nächsten
Sehenswürdigkeit gebracht. Apropos Sehenswürdigkeiten: Der Zuckerhut ist übrigens
per Seilbahn erreichbar und wie die Copacabana touristisch überlaufen, die
Christusstatue per überlaufener Zahnradbahn oder Bus und wiederum Bus und nicht nur
überlaufen, sondern auch irgendwie als Skulptur überbewertet. Apropos Bus- und
Ubahnfahren: Interessanterweise will im Bus nie jemand neben mir sitzen. Komisch. So
komme ich, abgesehen davon, dass die Verständigung nach wie vor fast unmöglich ist,
kaum zu einem Tratscherl. Apropos Verständigung: Die Jesusstatue heißt Christus und
nicht Jesus. Bei Jesus reagiert einfach niemand. Und selbst bei Christus, auf tirolerisch
ausgesprochen, reagieren die Menschen erst bei phantomimischer Untermalung, in
meinem Fall (einarmig) erst ein wenig später.
Abends war ich dann Pizzaessen und habe dabei leider das Angebot des Kellners, mir
die Pizza zu schneiden, in Anspruch nehmen lassen. Leider war es kein süffisantes
„Darf ich dir deine Pizza schneiden?“, sondern die abrupte Geste eines kruden
Dorffleischhackers, der die Pizza, hätte ich nicht protestiert, nicht nur gezwanzigstelt,
sondern sicher auch vorgekaut hätte. Merke: Die schönen Menschen spielen Volleyball
am Strand und arbeiten nicht in Pizzarias.
16. Dezember 2010
Spät gestern Nacht bin ich nun also in Rio an- und in mein Hotel gekommen, dass auf
der Webseite Trip Advisor über den grünen Klee gelobt worden ist. Ich muß davon
ausgehen, dass niemand der Lobenden dort in letzter Zeit abgestiegen sein kann. Um
ein Uhr morgens war die Baustelle noch in vollem Gange und drei Mann damit
beschäftigt, den Lobbyboden mithilfe einer Flex herauszustemmen. Teile des neuen
Bodens wurden parallel dazu verlegt, der Silikongestank unerträglich. Nun ja, immerhin
hat man im Zimmer dann nichts mehr davon gehört.
Vielleicht habe ich es nicht so mit den Brasilianern, denn irgendwie verstehe ich vieles
nicht. Davon abgesehen, dass ich mich absolut nicht verständigen kann (auch nicht mit
Händen und Füßen), ist mir das brasilianische Wirtschaftswunder unerklärlich. Ich habe
noch keinen getroffen, der wirklich Geschäfte machen wollte. Zum Beispiel, gegenüber
einem Kellner: M: Ich hätte gerne einen Mangosaft. K bleibt stumm und kann nicht dazu
bewogen werden, auch nur irgendetwas zu unternehmen. Oder in einem Fotogeschäft,
dass Fotoausarbeitung in einer Stunde per Poster und große, Schild bewirbt: M:
Sprechen Sie Englisch? F: Nein. M: Auch nicht ein klein wenig? F (auf Englisch):
Vielleicht ein bißchen. M: Ich würde gerne 12 Filme ausarbeiten lassen, 36 Bilder pro
Film. F (stoisch): Nein. M: Was heißt nein? F: Nein. Und dreht sich um, läßt mich links
liegen, spricht nicht mehr mit mir und hat nicht einmal einen Gruß übrig.
Nach diesen und anderen durchaus unangenehmen Erfahrungen hat mich dann bei der
ungemein häßlichen Kathedrale ein etwa 400-jähriger Schweizer angesprochen, weil er
einen Blick auf meinen Stadtplan werfen wollte. Als ich ihm den Plan überreicht habe
und ihn freundlich siezend gefragt habe, ob er den aus Zürich sei, hat er etwas
uncharmant gemeint, ja, aber ich könne ihn ruhig duzen, da er ja nur unerheblich älter
als ich sei. So wird man anscheinend älter.
15. Dezember 2010
Auf der Reise von San Pedro de Atacama nach Rio de Janeiro habe ich einen langen
Aufenthalt in Santiago de Chile und Gelegenheit gehabt, meine letzten 6.500 Pesos
auszugeben, und zwar für: Ein Schließfach für den Großteil meiner Fotoausrüstung
(2.500), ein Retourbusticket zum Flughafen (2.500), eine Empanada mit Getränk (1.000)
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und einmal Schuhe putzen (500). Letzteres war die beste Investition von allen, nicht nur,
weil meine Schuhe nach vier Wüstentagen wirklich dreckig waren, sondern weil ich noch
nie so oft in so kurzer Zeit (und für so wenig Geld) „Königin“ genannt worden bin.
12 – 14. Dezember 2010
Die Atacamawüste ist ungemein trocken, man ist ständig durstig, alles wirkt sehr klar,
aber der rote Staub ist überall. Bei unter 1% Luftfeuchtigkeit spannt die Haut ungemein.
Apropos, ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass ich in Vina del Mar, in der Nähe
von Valparaiso, im archäologischen Museum war. In einer Sektion dort wird detailliert
beschrieben, wie man Schrumpfköpfe anfertigt. Sehr beeindruckend! Es gab sogar
einige Exemplare, um die Beschreibung Schritt für Schritt auch mehr oder weniger
haptisch zu begleiten. Es scheint sehr darauf anzukommen, welchen Kräutermix man in
den (zuvor in Expertenmanier geöffneten und geleerten Schädel) stopft, wie und wie
lange man den Kopf kocht und anschließend trocknet. Wenn man den Prozeß klar und
ordnungsgemäß vollzogen hat, ist einem anscheinend der Geist des Schrumpfkopfes
sehr zu Diensten.
Aber zurück in die Atacamawüste. Wo war ich? Genau, es ist trocken und heiß. Der Ort
San Pedro de Atacama liegt auf 2500m Höhe, tagsüber ist es sehr warm (25-30 Grad),
nachts kühlt es ab. Man sieht die Sterne gut, auch den Mond und die vier
Mobilfunkmasten, letztere eigentlich, verglichen mit Mond und Sternen, am besten.
Die Landschaft ist spektakulär. Am ersten Tag wollte ich mir nicht zu viel zumuten und
habe nur eine Halbtagsbustour zum Sonnenuntergang im Mondtal gebucht, die sich
dann als über zweieinhalbstündige Wandertour durch ausgetrocknete Flußbetten und
über Sanddünen entpuppt hat. Schön, aber sehr anstrengend. Am zweiten Tag ist es
dann schon um 4 Uhr Früh weitergegangen, in Windeseile von 2500m auf 4300m zu
heißen Thermalquellen und Geysieren, was mich leider wiederum etwas geschafft hat.
Höhenkrank sein fühlt sich sonderbar an. Trotzdem sind natürlich Phänomene wie
Geysiere beeindruckend, sowas sieht man nicht alle Tage! Vor einem Jahr ist angeblich
ein schweizer Arzt in eines der Becen getürzt und dort im kochenden Wasser
umgekommen. Der Reiseleiter hat das mit einer gewissen beunruhigenden Seelenruhe
von sich gegeben und erstaunt auf Fragen nach etwaigen Rettungsversuchen reagiert.
Warum? Man hätte sich ja ebenfalls verbrennen oder gar sterben können! Das Bad in
der Thermalquellen bei minus neun Grad draußen war trotzdem ganz nett. Am dritten
und letzten Tag war ich schlußendlich noch bei den Altiplanoseen, auch wieder auf gut
4000m. Die Farben dieser Seen sind einmalig von tiefblau bis helltürkis. Flamingos gibt
es in der Salzwüste auch.
11. Dezember 2010
Der zweite Teil meiner großen Reise ist zweifellos etwas dicht, um nicht zu sagen
hektisch. Daher war ich leider wieder nur eine Nacht und einen halben Tag in Santiago
de Chile. Aber man muss das beste aus der knappen Zeit machen...
10. Dezember 2010
Nachdem ich mich vor einiger Zeit durch das unglaublich gehypte Buch „Eat Pray Love“
(Plot: frisch geschiedene Frau fährt ein Jahr lang um die Welt und mach in Italien Station
um stereoptyp zu essen, in Indien um ebenso dem Stereotyp folgend in einem Ashram
zu meditierern und um schließlich, physisch wie psychisch aufgepäppelt in Bali einem
Latin Lover zu erliegen) gequält habe, ist mir auf dem Rückflug von der Osterinsel nun
der (überlange) ungemein schlechte Film untergekommen. Warum kommt Pathos
eigentlich derart gut an?
163
9. Dezember 2010
Gustostückerln von der Osterinsel: Kellner:„Das ist nicht das beste Restaurant der Insel,
aber ich arbeite hier und deswegen muss ich damit leben“.
Oder – nach einem langen Spaziergang vom Vulkan im Süden, dem Flughafen entlang
Richtung “Stadt” folgend – gegenüber einer Kellnerin in einem Lokal an einer
Straßenkreuzung: A: Welche der beiden Strassen (und es gibt nur zwei Hauptstraßen
om Ort) führt den ins Zentrum bitte? B: „Ich habe keine Ahnung, ich bin nicht von hier,
tut mir leid!“
Oder, in einer Diskussion, ob das Inselleben nicht oft einsam ist mit einer Person, die vor
11 Jahren aus Chile auf die Insel übersieldelt ist. Die Aussage war: „Lassen Sie es mich
mit den Worten eines berühmten Kubanischen Poeten ausdrücken: Armes Kuba, so weit
von Gott und so nahe an Amerika!“
Was anderes: Ich habe nach reiflicher Überlegung einen (kleinen, nachgebildeten) Moai
erstanden, sehr hübsch! Und ja, ich stimme mit einem meiner Leser überein wenn er
sagt, dass es eigentlich schade ist, dass es auf der Osterinsel Internet und Mobilfunk
gibt. Das moderne Leben macht auch vor den letzten Paradiesen nicht halt.
7. und 8. Dezember 2010
Die Osterinsel hält absolut, was sie verspricht. Ich habe selten oder wahrscheinlich noch
nie einen abgelegeneren Ort gesehen, der eine solch mystische Ausstrahlung hat. Die
Insel zieht einen in Bann, die Skulpturen haben etwas sehr Surreales an sich und sind
auf der anderen Seite auch wieder höchst ätherisch. Der Legende zufolge waren die
Einheimischen bis zu ihrer „Entdeckung“ der Auffassung, die einzigen Menschen auf der
Erde zu sein und somit quasi der Nabel der Welt. Wenn man auf dem
fünfeinhalbstündigen Flug von Santiago aus nur Wasser unter sich sieht und auch am
Bildschirm vor einem nur ein schematisches Flugzeug über einer blauen Fläche
unterwegs ist, bekommt man ein gutes Gefühl dafür. Es muss ein solcher Schock
gewesen sein, die ersten holländischen Seefahrer zu Ostern 1722 landen zu sehen. Das
Weltbild der Rapa Nui muss völlig ins Wanken gekommen sein!
Auf der Insel gibt es etwa 900 Maoiskulpturen. Ich liebe Skulpturen ja über alles, muss
aber sagen, dass diese Skulpturen auf ihre Art die schönsten und beeindruckendsten
sind, die ich je gesehen habe.
6. Dezember 2010
Auf dem Weg zurück nach Santiago de Chile habe ich ein anderes Weingut besucht –
Indomito. Das Gut liegt malerisch auf einem Hügel und hat einen grandiosen Blick über
das gesamte Tal.
Santiago hat mich ein wenig an Brüssel erinnert,insodern nämlich, als der Charme von
Santiago sich einem ebensowenig auf den ersten Blick erschließt wie der von Brüssel.
Was recht interessant ist sind die – ausschließöich männlichen – Schachspieler am
Hauptplatz. Ihre schiere Zahl ist schon beeindruckend und die Konzentration, die sie für
ihr Spiel unter freiem Himmel aufbringen, noch viel mehr. Sie lassen sich durch nichts
stören, auch nicht durch die vielen streunenden Hunde, die auf der Suche nach einem
schattigen Plätzchen zwischen den Tischen herumstreichen. Hat ein Hund dann seinen
Platz gefunden, liegt er meist mehr oder weniger hechelnd auf der Seite und spielt Hot
Dog.
5. Dezember 2010
Valparaiso ist anders. Viele Häuser snd bemalt oder mit Graffiti überzogen, die steilen,
kurvigen Straßen führen im Zickzack über die vielen Hügel und die vielen alten
Zahnradbahnen sind jede für sich genommen eine kleine Art Zeitreise. Eines von Pablo
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Nerudas Häusern steht in Valparaiso. Heute ist es ein Museum. Wenn man die
spektakuläre Aussicht von den moisten Zimmern sieht, versteht man besser, woher er
seine Inspiration haben mußte.
Mit dem schon erwähnten nicht besonders geglückten Reiseführer in meiner Tasche bin
ich der Küste entlang nach Norden gefahren, unter anderm in ein vielgepriesenes
Hippiedörfchen. Auch heute laufen dort noch einige in die Jahre gekommene Hieppies
herum. Mit den langen, nunmehr grauen Haaren und den ausgewaschenen
Blumenkleidern sehen sie etwas entrückt aus. Ich habe so bei mir gedacht, dass ich
wohl auch damals nicht zu ihnen gehört haben würde.
Ein anderer Gedanke, der mir bei näherer Betrachtung der letzten Begegnungen so
genkommen ist, war dass es schon sonderbar ist, dass man wenn man einen Arzt ganz
gut gebrauchen könnte (schultermäßig) interessanterweise nur auf Anwälte trifft.
4. Dezember 2010
Wie schlecht kann ein Reiseführer eigentlich sein? Der Aufhänger, mich in ein etwa 50
Kilometer entferntes Kaff zu locken war „ein Restaurant als spektakulärer Platz, um den
Sonnenuntergang zu beobachten“. Die Sonne ist dann leider hinter den Bergen und
nicht über dem Pazifik untergegangen und die Spezialität des Hauses waren mit
Käseersatz krustenfrei gratinierte, in Schlagobers gekochte Reste von Meeresfrüchten
(hauptsächlich Schalentierschalen, um genau zu sein). Zumindest am aus dem
Casablancatal stammenden Wein war nichts auszusetzen.
Valparaiso selbst ist eine Reise wert. Die Stadt ist anders, nicht schön im klassischen
Sinn, aber interessant. Seit 2003 hat Valparaiso UNESCO Weltkulturerbestatus, was
einen zum Nachdenken darüber bringt, wonach die UNESCO ihre Entscheidungen
eigentlich wirklich fällt. Porto in Portugal etwa genießt ja auch Weltkulturerbestatus,
wobei die halbe Stadt leersteht,die leerstehenden Häuser von Tauben bevölkert sind
und folglich ein schier unerträglicher Gestank nach Taubenexkrement über der Stadt
liegt. Valparaiso seinerseits beherbergt wohl alle heimatlosen Hunde mit
Verdauungsstörungen – hauptsächlich Verstopfung, wie ich als Laie annehmen muss.
Man kann innerhalb weniger Meter Fußweges wahrscheinlich alle möglichen flüssigen
wie festen Formen von Hundeexkrementen studieren. Ein schaler, die Stadt beinahe
gleichmäßig überziehender Geruch kommt dem olfaktorischen Eindruck, den die Stadt
beim Besucher hinterläßt, wohl am nächsten.
Erhaltener Kommentar: Habe Deinen Blog gelesen, sehr unterhaltsam!
Erhaltener Kommentar: Ich muss sagen, Du bist eine der farbenfrohsten Schreibenden,
über die ich bisher im Internet gestolpert bin... "heimatlose Hunde mit
Verdauungsstörungen " ... sehr kreativ! Und hoffentlich geht es der Schulter schon
besser.
3. Dezember 2010
Ich habe es – trotz verletzter Schulter – nach Chile und am Weg nach Valparaiso sogar
zur Besichtigung eines Weinguts (Veramonte im Casablanca Valley) geschafft.
http://www.veramonte.com/home.html
2. Dezember 2010
Nach wie vor in Sao Paulo. Bald mehr.
1. Dezember 2010
Ich habe gedacht, wir hätten uns weltweit auf Englisch als neue Lingua Franca geeinigt;
leider haben wir dabei anscheinend vergessen, den Brasilianern bescheid zu geben.
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Was auch bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass es nirgends fremdsprachige
Zeitungen gibt, weder in den USA, noch in Mexiko oder Brasilien. Zumindest in großen
Städten hätte ich das schon erwartet. Und die Neigkeit zum 1. Dezember ist, dass ich
mir (nach langen Jahren wieder einmal) die inke Schulter ausgerenkt habe, diesmal
ärgerlicherweise im Schlaf (!), der damit aber ein jähes Ende gefunden hat.
30. November 2010
Mein Alter Ego, die andere Margit Brandl, die kürzlich geheiratet hat, ist vor einigen
Tagen mit der Bahn von Wien Hüttelforf nach Wels gefahren. Die Österreichischen
Bundesbahnen waren so freundlich, mir das Ticket zuzumailen. Ich kann hier in Sao
Paulo nur hoffen, dass die Dame mit ihren extravaganten Reisen nur meine E-MailAdresse verwendet und nicht auch mein Konto belastet.
Ich habe heute einen Gutteil des Tages in der Kathedrale von Sao Paulo zugebracht.
Nicht ganz freiwillig, sondern in erster Linie wegen eines immensen Wolkenbruchs. Was
dort ganz interessant war, war nicht sosehr die schiere Größe – angeblich faßt die
Kirche an die 8.000 Menschen – sondern die witterungsbedingten Schlangen vor den
Beichtstühlen. Schiere Schlechtwetterbeichtstuhlschlangen haben sich gebildet!
29. November 2010
Und so bin ich also wieder unterwegs, dismal nach Brasilien. Auf langen Flügen liest
man Dinge wie das Bordmagazn etwas genauer und macht dabei ja seltsame
Entdeckungen. Speziell Erdnußallergien scheinen die Fluglinien zu belasten. Ich zitiere:
„XYZ Airlines stellt fest, dass manche Passagiere auf Erdnüsse allergisch reagieren.
Obwohl wir keine Erdnüsse servieren, haben wir andere Nußprodukte im Angebot, die
nicht weiter spezifizierte Ernußspuren enthalten können... Natürlich kann es auch
vorkommen, dass andere Passagiere Erdnußprodukte mit an Bord bringen. Aus den
eben genannten Gründen können wir nicht ausschließen, dass unsere Kunden während
des Fluges Erdnüssen ausgesetzt sind. Wir empfehlen daher allen betroffenen Kunden,
von sich aus alle erforderlichen Schritte zu setzen, um im Falle einer Ernußexposition
adäquat gerüstet zu sein.“ Klingt ein wenig radikal in meinen Ohren um ehrlich zu sein.
28. November 2010
Ein absoluter Klassiker! Hape Kerkeling gibt sich als Queen Beatrix auf Staatsbesuch
aus.
27. November 2010
Ich habe mich ja immer noch nicht entschieden, auf die digitale Fotografie umzusteigen
und interessanterweise könnte das in manchen Landstrichen von Vorteil sein. Kuwait hat
eben ein Verbot für digitale Spiegelreflexkameras erlassen, wobei ich mir vorstellen
kann, dass in der Praxis kein Unterschied zwischen analogen und digitalen
Spiegelreflexkameras gemacht werden wird.
26. November 2010
Machtspiele werden ja oft unter interessanten Bedingungen gespielt. Hier eine Variante,
die sich kürzlich in der in einem Keller befindlichen Visabateilung einer Botschaft eines
von Europa doch sehr weit entfernten Landes abgespielt hat. A wird
Nach einer unerklärlichen Stunde im ansonsten menschenleeren Warteraum wird A
schlußendlich aufgerufen. A: Ich würde gerne ein Visum beantragen. B: Antragstellung
vormittags, Abholung Nachmittags (4 wochen nach der Beantragung). A: Ah. Aber
könnten Sie zumindest meine Unterlagen durchsehen? B sieht die Unterlagen durch und
sagt: Das Bild ist nicht gut. A (überrascht): Warum? B: Was ich sagen wollte, das Bild ist
166
gut aber viel zu groß. Und wir können nur ihr Gesicht sehen. A (fragt sich, was mansonst
auf einem Paßbild sehen sollte): Aha, nun… B: Sie müssen ein anderes Bild vmachen
lassen und damit morgen wiederkommen.
Ein Tag später, drei Leute im Wartezimmer, keine frei ersichtliche Aktivität. Nach mehr
als einer Stunde: B zeigt keinerlei Zeichen, A wiederzuerkennen. A: Sie erinnern sich,
wir haben gestern kurz über meinen Visaantrag gesprochen und Sie haben mich um ein
neues Bild geschickt. Hier ist es! B (erfreut): Das Bild ist jetzt perfekt! Lassen Sie mich
die CD (mit der ebenfalls in einem Spezialformat erforderlichen Paßbildkopie)
anschauen! Bs Miene verfinstert sich. B: Aber das ist ja das ANDERE Bild! A: Ja,
gestern hatten Sie es sich angesehen und waren damit zufrieden. B (den Kommentar
übergehend): Aber das ist ja das Bild das auf Ihrem eigentlichen Visum verwendet
werden wird! Warum haben Sie das neue nicht auch auf die CD gebrannt? A: Ich habe
es erst heute bei einem Automaten machen lassen... B: Und warum haben Sie es nicht
gescannt? A (an Urheberrechtsverletzungen dem Paßbildmaschinenbetreieber
gegenüber denkend, das wahrscheinlich wenig zielführende Argument dann aber doch
verwerfend): Ich hatte keine Zeit dafür. B (sich der Absurdität der Situation langsam
bewußt werdend): Aber warum haben Sie es nicht gescannt? A: Nun, wissen Sie... B
(aprupt das Thema wechselnd, interessanterweise um mit einem konstruktiven
Vorschlag aufzuwarten): Wenn Sie aus dem Gebäude nach rechts bis zur Ampel gehen,
sehen Sie schräg gegenüber ein Fotogeschäft, wo man Ihnen das Bild im vorgegebenen
Format scannen kann. Schauen Sie zum in 15 Minuten wieder hier zu sein, denn
danach sperren wir zu. Nach 15 Minuten, einer eher unangenehmen Diskussion über die
Dringlichkeit der Lage im Geschäft und ein paar Minuten Dauerlauf. B (keinerlei
erkennbaren Wiedererkennungseffekt zeigend): Gehen Sie ins Wartezimmer. A: Ich
wollte Ihnen nur schnell die CD geben. B: Ah. A übergibt die CD. B: Und Sie haben Ihre
Quittung? A (einen tiefen Seuftser unterdrückend): Ja, vielen Dank.
Erhaltener Kommentar: Besorg Dir eine Kolumne im Wochenendstandard, das wird Dich
berühmt machen!
22-25 November 2010
Kurzer Heinmaturlaub in Österreich. In Bruck an der Mur ist in meiner Abwesenheit kein
Stein auf dem anderen geblieben. Eine der vielen Brücken, bessergesagt eine lange
Hochbrücke und Stadtumfahrung wird gerade abgerissen, was der Stadt ein völlig neues
und schöneres Gesicht gibt.
21 November 2010
In Brüssel geht alles seinen gewohnten Gang. Die einzige wirklich sichtbare Neuerung
ist eine Umbenennung eines ohnehin schon sehr eigenwillig genannten Lokals von
„Und, wer wird mit dem Hund spazieren gehen?“ auf „Und, wer wird den Hund
heinbringen?“ (Et Qui Va Ramener Le Chien?)
19 – 20. November 2010
Wieder in Brüssel. Was ich jetzt schon vermisse:
- Die Weite von Arizona und den Radiosender Kaff Country. Glücklicherweise hat Kaf
Country einen Internet live stream.
- Idiosynkrasien in Mexiko wie etwa: Zigarettenpackungen in den Hotelminibars von
Nichtraucherzimmern
- T-Shirt Aufdrucke wie “Wunderbar geschmacklos und immer noch unkultiviert.” Und –
an einem jungen Mann – “Schuldig”, an einem Mädchen “Kiss Me” und – wieder an
einem etwas übergewichtigen jungen Mann: “Sexiest Man Alive”.
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18. November 2010
Ein paar Beobachtungen zur modernen Art des Reisens und den vielen Licht- und
Schattenseiten: Wie kann es sein, dass ein Flughafenhotel den versprochenen und
vielfach angepriesenen Weckruf vergißt? Warum klingen mittlerweile alle Flugkapitäne
gleich desorientiert, wenn sie die ewig gleichen Sätze sagen wie: Wir… aaaahhh…
fliegen heute nach …aaaahhh… Dallas. Und was denken eigentlich Flugbegleiter über
die Zukunft des Bargeldes wenn sie bemerkenswerte Sätze wie folgende von sich
geben: Wir verkaufen Snacks und Getränke und akzeptieren alle Kreditkarten. Wir
nehmen kein Bargeld. Ich wiederhole: Wir erinnern Sie daran, dass wir kein Bargeld
annehmen! Ich frage mich ja manchmal, wann Flughäfen beginnen werden, für die
Toilettbenutzung Gebühren zu verlangen. Zu bezahlen mit Kreditkarte.
17. November 2010
Ein letzter Besuch im Zentrum von Mexico City hat zu einer Reihe von Erledigungen
geführt: Die Uhr ist repariert, eine lose Dichtung meiner Kamera ebenfalls, ich habe eine
wunderschöne Buchhandlung (El Péndulo, Cafebreria) besucht und sechs Käfertaxis
gezählt. Kurios war ein in Luftpolsterfolie eingewickelter Jesus in einem Jesus- und
Heiligenfigurengroßhandel.
16. November 2010
Sehr wertvolle Gedanken von J.: Es ist gut, eine Sache anzugehen, aber es ist besser,
eine Sache zu Ende zu bringen. Wenn es um das Abschließen einer Sache geht, ist
Perfektionismus der größte Stoplperstein.
15. November 2010
Die Anzahl der geählten Beetletaxis ist auf stattliche 756 gestiegen, wobei ich nicht
ausschließen kann, manche doppelt gezählt zu haben. Die Fahrer erkennen mich
mittlerweile wieder und grüßen mich bereits mit “Hello Austria”. Es scheint doch etwas
dran zu sein an dem Lied „Going Loco Down in Acapulco“...
In einem Gespräch über Panama ist mir heute aufgefallen, dass, egal wo man
hinkommt, Menschen sich dafür entschuldigen, was sie beim Frisör lesen. Die Einleitung
ist immer dieselbe: Ich würde das ja an sich nie lesen und diese Hefte nie kaufen, aber,
wissen Sie, ich war nun einmal beim Frisör und da gab es nichts anderes und jetzt, wo
ich daran denke erinnere ich mich an diese Geschichte...
14. November 2010
Ich könnte meine Tage hier mit Käfertaxifahren verbringen! Die üblichen drei Fragen
(wie heißt du, woher kommst du, bist du verheiratet) sind gestern auf wundersame
Weise anders gestellt worden, zugegeben nach ein wenig Plauderei über den schönen
Käfer (Modell 2003, einer der letzten, der vom Band gerollt ist). Die Fragen waren
diesmal: Wie heißt du? Woher kommst du? Möchtest du mit dem Käfer fahren? Ich habe
erst gemeint, dass sei ein Scherz, aber nein, es war ernst! „Und jetzt spielst du die
„taxista“ und ich den Fahrgast!“ Eine einmalige Erfahrung! Vor allem steil bergan mit 40
PS zum Hotel Los Flamingos war es eine reine Freude. Die verschiedenen Taxifahrer
sind hier alle besonders stolz auf ihre Käfer, weil sie bergauf angeblich jedem anderen
Auto voraus sind.
Was ich auch noch erwähnen und nicht nur erwähnen sollte sind die wagemutigen
Klippenspringer von La Quebrada. Sie werfen sich aus 35 Metern Höhe in eine enge
Schlucht hinunter, mit Saltos, teilweise zu zweit, manche springen sogar nach hinten
und lassen sich fallen, nicht ohne noch einen Salto einzubauen. Ich habe mir die Show
gestern Nacht gleich zweimal angesehen und heute tagsüber noch einmal.
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13. November 2010
Wenn ich mit vielem gerechnet hättem, aber nicht damit, dass es in Acapulco nun
schlußendlich all die Käfertaxis gibt, die ich in Mexico City vermißt habe! Allein bei der
Anreise gestern habe ich von der Stadtgrenze bis zum Hotel satte 200 gezählt. Mit
Nummer 202 bin ich dann heute ins Zentrum gefahren, recht unsozial und nicht
unbedingt zum Smalltalk aufgelegt, zumal ich ja mit Zählen beschäftigt war. Auch im
Zentrum habe ich im Gespräch meist den Faden verloren, oder – käferzählend –
unhöflich über die Schulter meines Gegenübers geschaut. Mit Ende des Tages waren es
543.
Acapulco wirkt in die Jahre gekommen, manche Badeanzüge, die an den vielen
Ramschbuden angeboten werden sind, geht man vom Schnitt aus, sicher noch aus den
50er-Jahren.
Wie in Mexico City auch gibt es in der Nähe der Kathedrale Jesusfiguren zu
Großhandelspreisen und in Großhandelsmengen. Für umgerechnet etwa 30 Euro ist
man mit einem passablen Babyjesusexeplar mit dabei. Man kann sogar zwischen
dunkler und heller Hautfarbe wählen.
Folgender Dialog hat sich heute beim Frühstück mit dem Frühstückskellner entsponnen:
A: Wo ist denn hier eigentlich der Friedhof und wie komme ich da hin? B (sehr milde):
Warte, ich zeichne es Dir auf. Am besten nimmst du vom Zentrum an der soundso-Ecke
einen gelben Bus mit der Aufschrift „Maxitunnel“ und hinter dem großen Tunnel ist dann
der Friedhof. A (denkt, wie passend): Aha, danke! B (noch milder und sehr
mexikanisch): Wenn ich fragen darf, wem erweist Du denn die Ehre? Familie? A (würde
gerne einen entfernten Onkel aus dem Gut ziehen, antwortet aber ehrlich und daher
etwas nüchtern): Johnny Weissmueller. Tarzan! B (konstaniert und bereits etwas
reserviert): Den? A: Ja, ich habe im Internet gelesen, dass auf seinem Grabstein
„Johnny Weissmueller, Tarzan“ eingraviert ist und seine Frau bei der Beerdigung, als
der Sarg abgesenkt worden ist, wunschgemäß den Tarzanschrei hat brüllen lassen.
(Wen sie dafür angeheuert hat oder ob das ganze auf Tonband war, habe ich noch nicht
rausfinden können, das hat aber den Frühstückskellner eh nicht mehr interessiert). B
(nunmehr sehr reserviert): Aber der liegt ja auf einem ganz anderen Friedhof begraben
und da kannst du nicht hingehen! A (irritiert): Warum nicht? B (abweisend): Viel zu
gefährlich. Was die Friedhofstouristin zumindest für den heutigen Tag ein wenig
abgeschreckt hat und „nur“ zum größeren der anscheinend zwei oder mehr lokalen
Friedhöfe pilgern hat lassen, der Empfehlung des Frühstückskellners folgend per Bus,
der ob seines Fahrstils (auf der Gegenfahrbahn trotz heftigem Verkehrs überholend,
manchmal durch Tankstellen kurvend, um rechts überholen zu können) beinahe alle
Insassen zum Friedhof gebracht hätte.
12. November 2010
Nun bin ich also per Autobus weiter nach Acapulco gefahren und in einem auf seine Art
und Weise grandiosen Hotel gelandet. Es heißt Los Flamingos und hat früher einmal
John Wayne und Johnny Weissmüller gehört. Es gibt auch noch einen Tarzan Pavillion,
wo Johnny Weissmüller seine Flitterwochen verbracht hat. Im und um das Hotel sind
anscheinend auch einige Filme gedreht worden. Es ist knallrosa gestrichen und recht
abgewohnt, dafür aber wunderschön auf den Klippen von Acapulco gelegen. Ich kann es
gar nicht recht fassen, hier zu sein. Mein Zimmer hat einen großen Balkon, der mich gen
Westen auf den Pazifik und die Steilküste hinunterschauen läßt. Sehr romantisch, aber
auf eine eigenartige Weise auch verlassen. Das rührt sicher daher, dass hier nicht mehr
die Hollywoodstars aus- und eingehen und ich auch sonst bisher nur eine Handvoll
Gäste gesehen habe.
169
11. November 2010
Die Zahl der gezählten Käfertaxis ist leider nur auf magere 82 angeschwollen und von
diesen 82 war kein einziges weiss-grün.
Mexico City ist unvorstellbar groß. Mit U-Bahn und Vorortezug hat es fast anderthalb
Stunden gedauert, um nach Xochimilco zu kommen, einer Art Venedig von Mexico City.
Man fährt mit Gondeln durch ein über 180km langes Kanalnetz, sehr malerisch.
10. November 2010
Mexico City hat sich rechts stark verändert, seit ich erstmals im Sommer 2003 hier war.
Was mir aus der Historie betrachtet natürlich am särksten auffällt ist, dass die VW
Käftertaxis wirklich weitgehend verschwunden sind. Im Frühjahr 2003 habe ich in der
Zeitung gelesen, dass Mexico City mit Ende 2003 aus Umweltschutzgründen alle grünweißen VW-Taxis aus dem Verkehr ziehen würde. Meine erste Reaktion war damals:
Die einzige (und die größte) Stadt der Welt, in der es VW-Taxis gibt will genau dieses
Unterscheidungsmerkmal ausphasen? Ich muß dort umgehend hin, bevor es soweit ist!
Also habe ich mich im Sommer dann dorthin aufgemacht und in drei Tagen über 3.600
grün-weiße Käfertaxis gezählt. Eigentlich habe ich damals nicht viel anderes gemacht,
als zu zählen. Heute schaut die Welt wirklich ganz anders aus. Zum einen sind nun alle
Taxis gold-dunkelrot und zum anderen gibt es nun eine Vielzahl von verschiedenen
Automarken als gold-dunkelrote Taxis. Was am ärgerlichsten ist: Ich habe bisher erst 39
gold-dunkelrote Käfertaxis gezählt und noch kein einziges grün-weißes!
All das erinnert mich an einen Satz in Malcolm Gladwells herrlichem Buch “Was der
Hund sah”, nämlich: Veränderung ist nicht unbedingt mit Fortschritt gleichzusetzen.
9. November 2010
Die Anonymen Alkoholiker von Puerto Escondido haben im beliebtesten Café ein Schild
angebracht, mit dem sie die mehrfach wöchentlich stattfindenden Gruppensitzungen
bewerben. Die spanischsprachige Gruppe trifft sich jeweils von 16:30 bis 18 Uhr, die
englischsprachige von 18 bis 19 Uhr. Was einem dabei auffällt ist, dass letztere damit
exakt auf den Zeitraum der im ganzen Ort ebenfalls stark beworbenen Happy Hour
zusammenfällt und erstere genau zu diesem Zeitpunkt wieder frei ist.
7 - 8. November 2010
Puerto Escondido ist ein kleines, unaufgeregtes Küstenstädtchen. Die Leute, die
hierherkommen, scheinen an schönen Stränden, Surfen, gutem Essen und,
interessanterweise, drahtlosem Internet und Tattoos
interessiert zu sein. Viele
Menschen unter 45 haben hier ein Tattoo, meist in Mustern und Formationen, die sich
relativ gesehen ästhetisch ausbreiten, wenn der Träger/die Trägerin an Gewicht zulegt
(was anscheinend oft vorkommt). Andererseits gibt es dann die Gruppe der meist über
sechzigjährigen Männer, die vornehmlich im hinteren Teil diverser Cafes sitzen und mit
sehr kleinen Notebooks mittels drahtlosem Internetzugang im Netz surfen.
6. November 2010
Heute Morgen ist die Reise von Oaxaca nach Puerto Escondido weitergegangen,
diesmal in einer sehr kleinen Cessna – eine Erfahrung für sich, zum Glück bei
Schönwetter! Nach Temperaturen von rund 10 Grad in Mexico City und abends auch in
Oaxaca tut die Sonne und die 25-30 Grad hier sehr gut.
Für die Leser, die sich für Kochen mit Alkohol interessieren: Ich habe heute eine
Tomatensuppe mit Pernod probiert, wobei der Pernod das beste an der Suppe war. Frei
nach dem, was die Oma immer gesagt hat: Das bißchen essen kann man auch trinken!
170
5. November 2010
Nach dem Besuch der Teotihuacanruinen bei Mexico City haben wir das Auto retourniert
und sind per Bus nach Oaxaca weitergefahren. Nichtmexikaner können den Namen der
Stadt nicht so aussprechen, dass Mexikaner verstehen, was gemeint ist, was vor allem
beim Ankauf von Bustickets zu einer gewissen Frustration führt. Richtig gesprochen
klingt es etwa wie o-a-ha-ha-ka, ausgesprochen im Stadium einer mittelschweren
Angina. Das mexikanische Bussystem ist beeindruckend. Die Busbahnhöfe schauen aus
wie kleine Flughäfen und auch das Gepäck checkt man wie am Flughafen ein. Die
Sicherheits- und Paßkontrolle hat mir beinahe die Reise vermiest, nachdem mein Ticket
auf Margarita Brandooooooo ausgestellt war. Eine etwas halbherzige Erklärung, dass
der Paß leider im bereits eingecheckten Koffer sei hat mir die Kontrolle dann aber
erspart und so bin ich ohne weiteres in den Bus gekommen. Im Bus ist reichlich Platz,
man bekommt Kopfhörer und kann so Musik hören oder wie im Flieger Filme ansehen,
was dem Spanisch wieder etwas auf die Sprünge hilft. Die Fahrt hat dann aber leider
über sieben statt sechs Stunden gedauert, was bei allem Komfort ermüdend ist.
Oaxaca selbst ist ein nettes Städtchen Irgendwo habe ich vor Monaten gelesen, dass
die Schokolade hier erfunden worden ist. Die Trinkschokolade ist auch wirklich gut,
wobei die normale Schokolade natürlich mit der Belgischen nicht mithalten kann. Was
interessant ist, ist, dass mit Schokolade gekocht wird und es diverse sogenannte „Mole“Soßen gibt, die auf Chili und Schokolade basieren, nicht unbedingt süß aber sehr
schwer sind und zu diversen Gerichten gereicht werden.
In der Nähe von Oaxaca gibt es am Monte Alban wie Teotihuacan eine riesige antike
Stadt zu besichtigebn, die zwar ein wenig kleiner, aber immer noch ungemein
beeindruckend ist.
4. November 2010
Heute Morgen beim Hotelfrühstück in Mexico City war es unmöglich, die folgende Szene
am Nebentisch nicht zu hören: Am Tisch saßen ein Ehepaar aus Australien, Mitte
sechzig, ein alleinreisender Amerikaner, abenfalls Mitte sechzig, ein blinder Mann um
die 40 und seine Mutter (?), sowie ein Pole Ende dreißig oder Anfang vierzig. Der Pole,
Typ Staubsaugervertreter, hat allen am Tisch lauthals zu erzählen begonnen, dass seine
Karriere erst seit drei Jahren so richtig abhebt, seit er sich dafür entschieden hat, für
diese einmalige Firma zu arbeiten. Die Firma sei in der Gesundheitsbranche tätig und
würde dieses wunderbare Produkt führen, das wahre Wunder vollbrächte. Erst kürzlich
sei ihm eine schielende Frau untergekommen und wenn er etwas trotz Job in der
Gesundheitsbranche nicht aushalte, dann seien das schielende Menschen. Er hätte sich
zu ihr vorgewagt und ihr das Produkt anempfohlen, was – und hier schwöre er unmittelbar zur Korrektur der Fehlsichtigkeit geführt habe. Bewunderndes Murmeln
seitens der Australier und des Amerikaners. Die Australier meinen, sie würden auch
gerne eine Flasche kaufen, ob man eine Visitenkarte haben könne. Der Blinde und seine
Mutter waren hingegen mehr als nur still.
3. November 2010
Was früher einmal „wenn mich das Reisebüro nicht vermittelt hätt“ geheißen hat, heißt
heute wohl „wenn mich das GPS nur nicht geleitet hätte“. Unglaublich, wie man sich
verfansen kann, wenn man keine ordentliche Landkarte hat und sich auf das eher
minder schlaue Kasterl verläßt. Vor allem, wenn man in Form des Handies auch noch
ein schlaueres GPS Kasterl mithat und nicht daran denkt, es vielleicht einmal damit zu
versuchen (was bestens funktioniert hat). Dennoch ist das Fahren in Mexico City ein
hartes Training für die Nerven.
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Interessanter war da ein eher irrealer Dialog, der sich gestern in Uruapan entsponnen
hat: A: Wissen Sie, ich finde keine Arbeit und ich bin etwas knapp bei Kasse. B: Aha. A:
Ich würde gerne in die USA gehen und dort arbeiten. B: Aha. A: Woher kommen Sie
denn? Aus den USA? B: Nein, aus Österreich und (C) aus Belgien. A (sichtlich
enttäuscht und eher zu sich selbst): Mhmmm, dann können Sie mich wohl nicht in die
USA mitnehmen. Hm. Österreich, Belgien, das ist in der Sovietunion, der UDSSR, oder?
A (leicht verdutzt): Nein, in Europa und die Sovietunion gibt es schon seit über 20
Jahren nicht mehr. A (aufrichtig entsetzt): Nein? B (weiß nicht ob lachen oder weinen):
Nein. A: Und Rußland, gibt es Rußland auch nicht mehr? B (beschwichtigend): Doch
doch, Rußland gibt es schon noch.
2. November 2010
Der Dia de los Muertos wird hier ausgiebigst gefeiert! Man macht sich keine Vorstelung,
wie bunt die Friedhöfe sind und wie ausgelassen die Menschen feiern. An manchen
Orten hat das ganze eher abschreckenden Volksfestcharakter, mit lauter Blasmusik etc.
An anderen Orten ist es sehr besinnlich, alte Frauen beten, der Priester geht von Grab
zu Grab und spricht mit den Familien Gebete für die kürzlich Verstorbenen. Und überall
wird gegessen! Man bringt en spezielles Totenbrot mit, meist süß - es schaut unseren
Osterpinzen ein wenig ähnlich - Orangen, Guaven, kandierten Kürbis, gekochte
Maiskolben und isst mit Verwandten und Bekannten.
Die Friedhöfe sind unglaublich vielfältig und vielfärbig! Die Gräber sind über und über mit
orangen Blumen und Gestecken dekoriert, es gibt Wettbewerbe zum
schönstgeschmückten Grab, Skulpturen, Kreuze aus Orangen Blumen, sogar ein
Fahrrad und ein Flugzeug aus Blumen habe ich gesehen.
1. November 2010
Das Fazit nach einem Monat des Reisen lautet in aller gebotenen Kürze: Uhr kaputt,
Stativ kaputt, Schal verloren, Jacke verloren, beinahe von einem Hund gebissen.
Die ersten vier Dinge sind halb so schlimm, aber der Beinahebiss hat es schon in sich
gehabt. Mitten auf einem Ausstellungsgelände oder eigentlich einer Art
Museumsinnenhof sind auf einmal drei Hunde auf mich zugelaufen, wobei mich der
größere von hinten angesprungen ist und meinen linken Oberarm ins Maul genommen
hat. Der kleinere ist nich ebenfalls von hinten angesprungen, was den größeren wohl
vom finalen Biß abgehalten hat. Der mittlere war eher passiv. Überhaupt gibt es in
Mexico sehr, sehr viele streunende Hunde.
Erhaltener Kommentar: Internationaler Tipp aus Albanien/Georgien zum Thema Hunde:
Hand heben, sich energisch größer machen, ein bisserl aufplustern, den Blick aufsetzen,
den Männer haben, wenn sie ein Meeting eröffnen von dem sie nicht wissen, was sie
erwartet und so tun als hätte man einen Stein in der Hand und würde ihn gleich werfen.
Hat bis jetzt überall funktioniert. Sogar in Mali, wo die Hunde nur Bambara sprechen.
31. Oktober 2010
Patzcuaro liegt an einem riesigen See und ist wohl der Zenit aller
Allerheiligenfestivitäten. Im Ort selbst hat es heuten nur so von Besuchern gewimmelt.
Aus dem diversen Ramsch, der verkauft wird, stechen natürlich die Skelette besonders
hervor. Eines ist dann aber wohl des Guten zu viel gewesen: Ein schwangeres Skelett
mit einem Babyskelett (Kopf unten) im Bauch.
30. Oktober 2010
Mehr und mehr komme ich zur Überzeugung, dass der Tod nicht ein Wiener, sondern
ein Mexikaner sein muss. Es ist schon erstaunlich, welcher Aufwand hier um den
172
Allerheiligen- und den Allerseelentag getrieben wird! Sogar Restaurants sind mit
Totenköpfen dekoriert. In Morelia, laut Reiseführer der besten Stadt, in der man noch nie
gewesen ist (und von der man noch nie gehört hat), ist die ganze Stadt und der
Stadtpark mit diversen Skelettfiguren in allen Größen und orangen Blumen verziert. Es
gibt Skelette, die Kutschen fahren, Skelette, die kokette Kleider tragen und ein kochiges
Knie zeigen, Skelette mit Schnurrbart, Skelette mit Patronengürtel und Gewehr.
29. Oktober 2010
Queretaro ist auch eine ehemalige Silberstadt, wobei der schöne Stadtkern sehr gut in
der Peripherie, die überall sein könnte, versteckt ist. Es gibt unzählige, wunderschöne
Kirchen, ein Kustmuseum, das in einem alten Kloster untergrbracht ist und viele
trumhafte Innenhöfe. In Queretaro ist Maximilian I. 1867 zum Tode verurteilt und
hingerichtet worden.
Überall in Queretaro sieht man, wie übrigens auch schon in San Miguel de Allende,
Stände, an denen Süßigkeiten in Totenkopfform angeboten werden. Die Köpfe sind aus
Schokolade, aus Zucker oder aus Marzipan und Mandeln. Sehr bizarr, aber sehr, sehr
interessant! Mehr und mehr sieht man auch verkleidete Gestalten. Gestern Abend etwa
hat ein Tod rote Rosen verkauft. Eine Familie, die auf den Bus gewartet hat, hatte ihren
kleinen Sohn in einem selbstgebastelen schwarzen Kartonsarg neben sich abgestellt.
Auf einer Seite hatte der Sarg ein weißes Kreuz, auf der anderen war er offen und der
kleine Bub war gerade damit beschäftigt, sich eine Totenmaske mit Totenschädelmuster
überzuziehen.
28. Oktober 2010
Wir einen sehr schönen kleinen Ort namens San Miguel de Allende besichtigt, laut
Reiseführer eine Art Disneyland für alternde Amerikaner. Und wirklich, es war
sozusagen das mexikanische Traumörtchen, an dem alles irgendwie stimmig ist. Der
Unterschied zu einem künstlichen Ort war nur, dass es dort auch Einwohner gibt und
viele Amerikaner dort heimisch geworden sind und ihre eigenen kleinen Geschäfte
haben.
Gestern beim Abendessen ist mir nicht mehr eingefallen, was „Löffel“ auf Spanisch
heißt. Also habe ich mit einem Löffel gestikulierend und leicht in Richtung Kellner
deutend ihn, den Kellner, gefragt: ..."y se llama?", was der wohl als etwas
herablassendes "... und er nennt sich?" verstanden hat. Etwas irritiert hat er "Pablo"
geantwortet.
27. Oktober 2010
Von Guadalajara, wo die Reise begonnen hat, ist es heute nach Guanajuato
weitergegangen. Guanajuato ist eine Stadt, die Uneso Weltkulturerbestatus genießt und
Heimatstadt von Diego Rivera ist. Es hat hier früher viele Silberminen gegeben, was
auch den Reichtum und die vielen, wunderschönen Gebäude erklärt. Die Stadt ist
ungemein bunt und hat mich abwechselnd an Positano, Peruggia und Budapest erinnert,
letzteres aber nur wegen der Markthalle. Guanajuato liegt auch nicht am Meer und hat
viele sehr steile Gäßchen, aber nun ja, man erinnert sich wohl immer an andere Plätze,
an denen man gewesen ist. Der Verkehr wird hier großteils unterirdisch geleitet, wobei
sich in den Tunnels Kreuzungen mit Querverkehr von anderen Tunnels befinden. Sehr
schräg. Die Tunnels an sich sind entweder alte Stollen oder das ehemalige Flußbett, aus
Urgestein und kaum beleuchtet oder sonst abgesichert. Sehr gespenstisch eigentlich.
Wir haben auch Katakomben besichtigt, wo ähnlich wie in Palermo mumifizierte Leichen
ausgestellt werden. Vor dem Museum werden Mumienlollies angeboten, was wohl etwas
ungustös ist. Wie auch immer, ich habe dann doch keinen Lolly gekauft.
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Zu den erhaltenen Kommentaren: Dass das Bloglesen manchmal nicht ganz
befriedigend ist, kann ich nachvollziehen. Die etwas indiskrete Frage, ob ich einen
Orgsmo probiert habe, möchte ich eigentlich nicht beantworten.
Ja, Brandl ist unaussprechbar und Brando eignet sich eher.
Im Yosemite hat mich das GPS ja an sich richtig geleitet. Nach dem Höllenritt bin ich
wieder auf eine Art Highway aufgefahren und habe die letzten 4 Meilen dann angenehm
zurücklegen können. Der Waldweg war eine Art Abkürzung und im GPS als Straße
verzeichnet...
26. Oktober 2010
Guadalajara ist eine sehr nette Stadt, in der es einiges zu Sehen gibt. Um in Mexico
leichter durchzukommen habe ich meinen Namen auf Margarita Brando geändert, was
sehr gut ankommt. Heute Nachmittag haben wir Ajicic am Chapalasee besichtitm auch
sehr sehenswert und eine Bar gefunden, die die folgenden Drinks anbietet: Vampiro, Gin
and Toni (wer ist Toni?) und Orgasmo. Die ersten beiden waren mit 39 Pesos
angeschrieben, der dritte mit 59 Pesos.
25. Oktober 2010
Eine elektronische Hotelumfrage wollte folgendes zu einem meiner letzten
Hotelaufenthalte wissen: Wurde Ihnen beim Einchecken ein Keks angeboten? Und dann
noch zusätzlich: War der Keks warm, als Sie ihn erhielten?
24. Oktober 2010
Tequila ist eine wirklich hübsche, kleine, ungemein farbenfrohe Stadt! Und überhaupt,
was für ein Kontrast zu den Vereinigten Staaten! Die Häuser sind bunt gestrichen,
Menschen flanieren und zeigen ihre beste Garderobe, vieles ist sehr pittoresk und alles
scheint voller Bilder! Die Besichtigung einer Tequillamanufaktur war besonders
interessant. Der riesige Agavenstrunk, der gepreßt und dann vergoren wird, sieht aus
wie eine riesige Ananas und wiegt bis zu 60 Kilogramm. Im Hof der Manufaktur waren
Unmengen dieser Strunke aufgestapelt, und das vor einer wunderbar abbröckelnden
gelben Mauer. Sehr, sehr malerisch!
23. Oktober 2010
Die Weiterreise nach Mexico war nicht ganz unproblematisch, obwohl sie an und für sich
ganz gut begonnen hat. Ich konnte das Mietauto ohne weitere Probleme in wenigen
Minuten retourieren und war mehr als rechtzeitig am Flughafen in Los Angeles. Der Flug
nach Dallas ging überpünktlich ab, was aber nur dadurch begründet war, dass Obama
sich angekündigt hatte und die Komplettsperre des Flughafens in Los Angeles
bevorstand. Der Anschlußflug in Dallas war an und für sich pünktlich, leider hat dann
aber ausgerechnet über mir etwas zu tropfen begonnen. Tropfen ist nicht der richtige
Ausdruck, eigentlich ist ein kleines Rinnsal von der Decke heruntergeronnen. Ein
Techniker mußte kommen, der Pilot dann auch noch, beide haben abwechselnd mit den
Schultern gezuckt und schienen dem Problem keine weitere Tragweite zuzumessen.
Dann ist lange gar nichts passiert. Nach einer Weile ist eine Stewardess aufgetaucht
und hat gefragt, ob ich denn nass würde. Und wenn ja, man würde mich gerne in die
erste Klasse setzen. Ich war guter Dinge. Für etwa 2 Minuten. Dann mußten nämlich alle
aussteigen, zu einem anderen Terminal fahren, dort stundenlang auf ein Ersatzflugzeug
warten und als es endlich da und alle wieder auf ihren Plätzen waren (ich natürlich auf
dem alten Platz weit hinten) hieß es, die Crew müsse nach 15h Arbeistzeit nun
ausgetauscht werden, man hätte schon eine neue angefordert. Die dann nach weiteren
174
anderthalb Stunden auch eingetroffen ist. Im Endeffekt hat die Reise von 8 Uhr morgens
bis Mitternacht gedauert...
22. Oktober 2010
Der Aufenthalt in den USA neigt sich leider dem Ende zu und auf dem Weg nach Mexico
komme ich dazu, mir ein paar Gedanken zu machen über Dinge, für die ich einfach nicht
sozialisiert bin. Zum Beispiel kann ich mich nicht daran gewöhnen, Kaffee aus Papieroder Plastikbechern zu trinken. Wie trinkt man allgemein gesehen aus einem Becher mit
Deckel? Wie schafft man es, in einen randvollen Becher noch Milch zu gießen, ohne
dabei oder knapp danach alles zu verschütten? Wo gehört der Strohhalm in die
jeweiligen Becher hinein und wo bekommt man überhaupt einen Strohhalm? Warum
muss ich meinen Kaffee eigentlich überhaupt mit einem Strohhalm trinken? Wie
befestigt man den Deckel, ohne sich anzuschütten bzw. wie bekommt man den Deckel
samt dem eventuell vorinstallierten Strohhalm vom Kaffeebecher, ohne sich lächerlich
zu machen?
Was ich auch schwer verkraftbar finde sind die diversen Feedbackrunden während einer
einzelnen Mahlzeit. Der durchschnittliche Kellner übt meiner Ansicht nach eine Form von
Rache für das „give them your best smile“-Mantra, indem er immer dann unter
zwanghaftem Lächeln fragt, ob wohl alles in Ordung, wie das Essen insgesamt so sei
oder ob man noch etwas bringen könne, wenn man gerade den Mund voll hat. Da der
Betreffende immer nur im Vorbeigehen fragt und dabei nie wirklich stehen bleibt, ist man
in einem mittleren Dilemma. Einerseits ist man höflichkitshalber gewungen zu antworten,
andererseits will man aber - ebenfalls höflichkeitshalber - nicht mit vollem Mund
antworten. Da wildes Gestikulieren auch nicht in Frage kommt, ist diesem Dilemma ist
einfach nicht beizukommen.
21. Oktober 2010
Am Weg zurück nach Los Angeles (und wieder habe ich die schiere Größe dieses
Landes unterschätzt) habe ich das Hearst Castle besichtigt. Überwältigend, was ein
Mensch hier mit der Hilfe einer großartigen Architektin schaffen hat können! Er hat der
Nachwelt wirklich etwas hinterlassen. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie es in den
30-er Jahren gewesen sein muß, als so illustre Gäste wie Chaplin oder Lindbergh zu
Gast waren. Hearst hat angeblich anregende Gesellschaft geschätzt und sich daher
interessante Menschen auf das Anwesen eingeladen.
20. Oktober 2010
Ich habe San Francisco in südlicher Richtung verlassen und bin über den Highway
Nummer 1 sowie auch den 17 Miles Drive entlanggefahren. Mehr kann ich darüber
leider nicht berichten, denn das Wetter war miserabelst und man konnte vor lauter Nebel
meist die Hand nicht vor den Augen sehen. Ich habe daher auch nicht viel vom Meer
sehen können. Meine Fahrt hätte im Prinzip auf jeder kurvigen Strasse stattfinden
können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Schade, denn auf diesen Teil der Strecke
habe ich mich besonders gefreut gehabt...
Ich habe übrigens eine Hitparade meiner persönlichen Lieblingscountrysongs
zusammengestellt:
1. Brad Paisley - Anything Like Me
2. Toby Keith - Bullets in a Gun
3. Heartland - I loved her first
4. Randy Travis - Three Wooden Crosses
5. Trace Adkins - Every Light In The House
6. Farmer's Daugher - Rodney Atkins
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7. Whiskey Lullaby - Bill Anderson
8. The Zac Brown Band – Toes (I call it rather “Life Is Good Today)
9. All Over Me - Josh Turner
10. Little Big Town - Little White Church
19. Oktober 2010
San Francisco ist schon ein besonderes Pflaster. Heute war ich in einem Geschäft, das
auf Piratenausstattung spezialisiert ist. Man verkauft dort auch Glasaugen. Neben den
Glasaugen ist ein Schild, auf dem die am häufigsten gestellte Frage vermerkt ist, die da
lautet: Können mich diese Augen sehen? Antwort: Wahrscheinlich.
Gleich daneben wurde auch eine Broschüre zum Thema Kuß angeboten. Ich zitiere:
„Man unterbreche nie einen Mann, wenn er gerade betet, flucht oder küßt.“ Aus: Rote
Perlen von Charlotte Mansfield.
18. Oktober 2010
Als ich nach San Francisco hineingefahren bin, habe ich an der Mautstation auf der Bay
Bridge anhalten müssen, um meine Gebühr zu entrichten. Der Mann in der Kabine hatte
anscheinend Zeit für ein kleines Tratscherl, hat mir aber interessanterweise nichtd ie drei
normalen Fragen (Wie heißt Du? Woher kommst Du? Bist Du verheiratet?) gestellt,
sondern hat die Fragen entsprechend abgewandelt. A: Woher kommst Du? B:
Österreich. A: Ah, Australien! B: Nein, Österreich. A: Ah, im Süden von Deutschland! B:
Na ja… A: Aber da kommt ja auch der Arnie her! B (entschuldigend): Genau! A (das
Thema wechselnd): Wie groß bist Du? B (leicht verdutzt): Ah, einen Meter und, nein,
fünf Fuß… A (nicht auf eine Antwort aus): Du bist so fesch! Einen schönen Tag noch!
17. Oktober 2010
Auf dem Weg nach Sacramento. Ein paar Überlegungen zur Fahrt durchs Land:
Ich fahre ja ständig an Ortschaften vorbei, die höchst eigenwillige Namen haben. So
etwa Red Bluff. Man stelle sich vor zu sagen, nun, ich komme aus Red Bluff. Oder aus
Bad Water. Nun ja, eigentlich, bei näherer Betrachtung sollte ich, beinahe aus Übelstein
stammend nicht über übles Wasser lästern.
Es gibt aus einem sehr simplen Grund in Amerika mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit keine Möglichkeit mehr, es vom Tellerwäscher zum Millionär zu
bringen, denn die meisten Teller sind aus Plastik und werden nach Gebrauch
weggeworfen. Genauso hätte man wahrscheinlich mit einem Kaffeehaus kein rechtes
Glück. Die Amerikaner nehmen unser gutes, altes „auf einen Kaffee gehen“ viel zu ernst
und gehen lieber mit einem Wegwerfbecher herum, als dass sie sich zum Kaffeetrinken
zusammensetzen. In dem Sinn gehen sie eigentlich eher mit einem Kaffee als auf einen
Kaffee.
16. Oktober 2010
Noch immer etwas wackelig auf den Beinen habe ich mich doch in den YosemiteNationalpark aufgemacht. Sehr schön, wieder einmal und nicht umsonst hat Ansel
Adams hier manche seiner eindrucksstärksten Naturaufnahmen gemacht.
15. Oktober 2010
Am Weg von Las Vegas zum Yosemite-Nationalpark bin ich bereits an die 800km
gefahren und war bereits über 11 Stunden unterwegs (man darf ja leider meist nur etwa
90-100km/h fahren), als das GPS auf einmal gesagt hat: "Bitte rechts auf dei Foresta
Road abbiegen!". Und da das die richtige Richtung war, ich vielleicht noch 15km vom
Ziel entfernt war und trotz Dunkelheit ein recht großes, grünes Schild auch wirklich diese
176
Foresta Road angekündigt hat, bin ich dort abgebogen. Ich hätte es wissen müssen.
Foresta klingt ja wie forest und das war es dann auch. Nach ein paar hundert Metern
war die Straße nicht mehr asphaltiert und zu schmal zum Wenden. Ab dann ging es steil
bergab. Der Weg war schlimmer als jeder Waldweg bei uns zu Hause. Wenige Meter
waren Erdbelag, das meiste war Urgestein mit kindskopfgroßen Steinen und 30, 40 cm
tiefen Rillen und Spalten im Gestein. Ich habe keinen Geländewagen, sondern einen
ganz normalen Van hier und ich muß sagen, selbst mit einem Geländewagen hätte ich
mich dort eigentlich nicht fahren getraut. Da ich nicht zurück konnte, habe ich
weiterfahren müssen, im Schrittempo oder noch langsamer. Sändig hat etwas an der
Bodenplatte des Autos geschabt oder es haben Zweige links und rechts das Auto
gestreift. Dort ist dem Bewuchs zufolge sicher seit Jahren niemand mehr gefahren. Nach
einigen Kilometern war rechts nach wie vor natürlich die Bergseite, links war dann aber
kein Wald mehr, sondern nur noch eine Schlucht. Der Weg war nicht breiter als das
Auto. Ich habe Blut geschwitzt, gezittert, bin aber ganz, ganz ruhig und konzentriert
geblieben.
Zum Glück habe ich erst später gelesen, dass die Gegend im und um den Yosemitepark
eine Braunbärengegen ist. Ich habe mir die ganze Zeit über gedacht, was, wenn ich ein
Rad wechseln muß? Gott sei Dank war das nicht nötig und ich bin wie auch immer
durchgekommen.
14. Oktober 2010
Nachdem ich gestern noch im Zion National Park war und dann durch die Wüste
Nevadas nach Las Vegas gefahren bin kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, wieder
einmal in einer Stadt zu sein. Ich hatte schon das Gefühl, jeden Tag an einem anderen
Abgrund zu stehen.
Die Country Radiosender sind nun auch weniger geworden, wobei mir Highlights von
Anruferinnen, die endlich durchkommen und dann nicht genau wissen, was sie sagen
sollen und den Moderator dann fragen: „... na ja, sagen Sie, ich kann über mein Pferd,
meinen Mann oder über Whiskey reden....“ (man beachte die Reihenfolge!) schon fast
wieder fehlen.
Las Vegas ist jedenfalls ein Kapitel für sich, vor allem abends.
13. Oktober 2010
Gestern habe ich den Red Canyon und den Bryce Canyon gesehen; wiederum zwei
völlig unterschiedliche und unvergleichliche Landschaften. Meist funktionieren hier nur
ein oder maximal zwei Radiosender. Mit sehr lokalem Liedgut und Nachrichten, die nicht
weit über die jeweilige Regionalgrenze hinausgehen. Einer dieser Sender hat heute eine
CD einer anscheinend hier durchaus nicht unbekannten Band verlost, deren Name mir
wieder entfallen ist. Der Nummer Eins Hit auf der CD heißt übersetzt: Recht gut im
Biertrinken. Wenn ich darüber so nachdenke, hätte ich gleich daheim in der Steiermark
bleiben können, die Unterschiede sind marginal. Übrigens bin ich gerade durch „Garfield
County“ gefahren, als die CD verlost wurde. Kein Witz. Es gibt doch Unterschiede...
12. Oktober 2010
Der Fotograf Carl Warner ist wirklich ein wahrer Künstler. Er verwendet Lebensmittel,
um seine Landschaften zu designen, die er dann statt „landscapes“ einfach
„foodscapes“ nennt…
11. Oktober 2010
Telekommunikationstechnisch bin ich in einer relativen Wüste unterwegs. Entweder
haben meine diversen geräte keinen Empfang, es gibt gar kein Netz oder die diversen
177
Betreiber haben keine Abkommen. Mein Belgisches Telefon ist auch wieder zum Leben
erwacht, aus oben erwähnten Gründen aber nur kurz. Nur diesmal liegt das Problem
nicht auf der belgischen Seite...
Für einen Stausee ist der Lake Powell wirklich mehr als schön und zu Recht ein
Nationalpark. Ganz außergewöhnlich ist aber der Antelope Canyon.
10. Oktober 2010
Meine Reise hat mich heute ins Monument Valley and der Grenze zwischen Arizona und
Utah geführt. Die Distanzen in diesem Land sind enorm und dabei bewege ich mich nur
in einem kleinen Teil der USA. Das Monument Valley ist, man kann es kaum anders
beschreiben, monumental. Man fährt durch dieses von den Navajos verwaltete Gebiet
über Sandstraßen und kommt aus dem Staunen über diese roten Felsen nicht heraus.
Ich habe mich ein wenig wie Joanna Wayne gefühlt, allerdings wie eine Joanna Wayne
mit einer furchtbaren Verkühlung. Anscheinend haben mir die Klimaanlagen und eisigen
Getränke oder aber auch der vierzigminütige Fotostopp im eiskalten Grand Canyon bei
Sonnenuntergang vor ein paar Tagen nicht bekommen.
9. Oktober 2010
Zwei Videos, eines wurde mir als Art interkulturelles Training für Amerika verschrieben,
das andere (Ich hab Dich relativ gern) ist einfach nur nett.
Reisetechnisch bin ich heute am Chanyon de Chelly angekommen, wieder ein
wunderbares Naturschauspiel mit dramatischen Abhängen.
8. Oktober 2010
Gestern bin ich am Grand Canyon angekommen. Das einzige, was ich abends noch
sehen konnte, waren Geschäfte mit Elchkitsch. Erinnert an Norwegen...
Aber dann der Grand Canyon selbst! Mir fehlen die Worte, um dieses Naturwunder zu
beschreiben! Sicher, man kennt Bilder oder hat den Canyon schon einmal im Fernsehen
gesehen, aber davor zu stehen ist noch einmal etwas ganz anderes. Diese Farben,
diese Weite. Außer den kalbenden Gletschern im Süden Argentiniens habe ich glaube
ich noch kein ähnlich beeindruckendes Naturschauspiel gesehen!
7. Oktober 2010
Ich habe ungünstigerweise noch eine Detour in den Süden Arizonas eingelegt,
ungünstig deswegen, weil ich dadurch heute den zweiten Tag in Folge an die 700km
gefahren bin. Nichtsdestotrotz war es den Umweg schon wert. Ich war beim AMARC
Flugzeugfriedhof in Tucson, Arizona. Dort werden alte Flugzeuge der Air Force
ausgesondert und gelagert. Daneben ist ein Museum, das die interessantere Sammlung
an alten, ausrangierten Flugzeugen hat. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es sich
hauptsächlich um Kampfflugzeuge handeln würde. Insgesamt läßt einen die schiere
Anzahl von verschieden gearteten Bombern, Tank-, Cargo und anderen Flugzeugen
schaudern; anscheinend sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es darum
geht, Waffen zu entwickeln.
6. Oktober 2010
Von San Diego aus bin ich heute über Palm Springs nach Phoenix/Scottsdale in Arizona
gefahren. Angeblich sind die USA ja Gottes Land. Das zeigt sich neuerdings an einer
Werbeplkatkampagne, wo Gott twitterähnlich Dinge von sich gibt wie: ‚Fühlst Du Dich
erloren? Mein Buch ist Deine Landkarte! – Gott‘. Man beachte das Minus! Es gibt dazu
sogar eine Webseite, die sich ‚Gott Spricht‘ nennt.
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5. Oktober 2010
Weiter nach San Diego! Eine nette Stadt, sehr hip. Angeblich regnet es ja nie im Süden
Kaliforniens. Leider stimmt das nicht. Es ist kalt, es regnet und ich bin ähnlich gekleidet
wie vor kurzem in Norwegen.
Folgenden Aufdruck habe ich heute auf einer Karte gelesen: Geburtstage tun Dir gut! Es
ist statistisch erwiesen, dass die Menschen, die die meisten Geburtstage haben auch
am ältesten werden. (Larry Lorenzoni)
4. Oktober 2010
Wie erwartet ist mein Belgisches Handy heute gestorben. Vielleicht kann ich es ja
wieder zum Leben erwecken, was aber sicherlich einiges an Aufwand bedeutet.
Apropos zum Leben erwecken: Ich habe eine Tour mitgemacht, die von einem
Veranstalter namens "Dearly Departed" (etwa: „schmerzlich vermißt“ „inniglich von uns
gegangen“) angeboten wird und „Hollywood's Tragical History Tour“ heißt. Für etwa
zweieinhalb Stunden wird man von einem Ort, wo ein Hollywoodstar oder -einwohner
umgekommen ist, zum nächsten geführt. Sehr interessant. Fast Wienerisch. Noch dazu
ist genau heute der vierzigste Todestag von Janis Joplin, die im Landmark Hotel (heute
Highland Gardens Hotel) in Hollywood umgekommen ist. Das Zimmer ist angeblich am
4. Oktober immer ausgebucht. Auch heute hat Licht darin gebrannt...
3. Oktober 2010
Disneyland. Eine Welt für sich. Es hat nur so von Prinzessinen und Menschen mit
Mickeymausohren gewimmelt. Erwachsene Menschen mit Ohren in diversen Farben,
selbst Männer tragen Haarreifen mit Mickeymausohren, schon erstaunlich. Der Park an
sich ist aber auch ein Erlebnis, unglaublich, wie die Disneygeschichten hier zum Leben
erwachen!
2. Oktober 2010
Gettymuseum und Hollywood, zwei Gegensätze. Die Photosammlung im Gettymuseum
war mehr als interessant, vor allem die Bilder von Leonard Freed und Heinrich Kühn
haben es mir angetan. Der Walk of Fame in Hollywood ist gerade 50 Jahre alt
geworden. Es gibt über 2000 Sterne und interessanterweise wird das ganze
anscheinend gar nicht gepflegt. Manche Sterne brechen schon auseinander. Überhaupt
erscheint mir das ganze Hollywoodviertel etwas heruntergekommen zu sein.
1. Oktober 2010
Die große Reise und das Sabbatical haben begonnen!!! Irgendwo habe ich gelesen,
dass es über 50 Muskeln für ein Lächeln braucht, aber nur einen, um zu sitzen. Nach
einem neunstündigen und einem vierstündigen Flug kann ich nur bestätigen, dass das
stimmt...
30. September 2010
Es wird immer schwieriger, Film zu kaufen. Ich war in drei Gechäften und es gab keinen
mehr im Angebot. Oder nur Fujifilm, was dem eben Gesagten gleichkommt.
29. September 2010
Was ich beim Eintrag über die Photokina vergessen hatte zu erwähnen war ein sehr
nettes Statement betreffend die Analogphotographie: Die Rückkehr von Glück, Zufall,
Eventualität, Aussicht, Glück und Überraschung.
28. September 2010
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Wirkliches Pech: Der Segway Chef ist mit einem Segway verunglück. Der wohl
gemeinste Kommentar war, dass der Segway angeblich während der gesamten
Fallphase absolut waagrecht blieb...
27. September 2010
Eine herrliche Webseite, wo endlich jemand gegen die erzwungen positive Grundhaltung
im Marketing aufbegehrt. Die Demotovatoren verkaufen Kalender, Kaffeetassen, TShirts und anderes, jeweils mit sehr, sehr klaren Botschaften.
Zum Beispiel:
BLOGGING: Nie zuvor haben so viele Leute so wenig zu sagen gehabt, und das zu so
wenigen.
AHNUNGSLOSIGKEIT: Es gibt keine dummen Fragen, aber sehr viele wissbegierige
Idioten.
SERVICEWÜSTE FÜR KUNDEN: Weil wir erst zufrienden sind, wenn Sie unzufrieden
sind!
VERZWEIFLUNG: Es ist gerade dann am Dunkelsten bevor es pechschwarz wird.
ZIELE: Man sollte vermeiden zwischen einem konkurrenzbetonten Dummkopf und
seinen Zielen zu stehen.
INSPIRATION: Genie ist zu einem Prozent Inspiration und zu 99% Genius is 1 percent
inspiration and 99% Ausdünstung, warum auch viele Ingenieure so schlecht riechen.
26. September 2010
Ich war in Köln auf der Photokina, der größten Photographiemesse der Welt. Die Messe
erschlägt einen. Unzählige Aussteller, ein unglaublicher Massenauflauf. Nikon hat eine
neue Werbelinie rund um Ich bin eine Nikon-Kamera, die schon auf den Stufen hin zum
Ausstellungsstand folgendes wissen läßt: Ich bin farbenfroh, Ich bin Vorstellungskraft,
Ich bin glücklich, Ich bin neugierig, Ich bin hier, Ich bin zu Hause, Ich bin ambitioniert, Ich
bin präzise, Ich bin witzig, Ich bin gestylt, Ich bin mutig, Ich bin der nächste Schritt, Ich
bin innovativ, Ich bin intelligent, Ich bin fantastisch, Ich bin cool, Ich bin Perfektion, Ich
bin deine Muse, Ich bin Passion
25. September 2010
Die Dinge sind meist nicht so einfach wie im Film, wo es Machos und Nichtmachos,
Geliebte und Zurückgewiesene gibt.
24. September 2010
Was sagen einem eigentlich die jeweiligen Klingeltöne über die Personen, die sie für
ihre Mobiltelefone verwenden? So zum Beispiel (übersetzt): Dein Lippenstiftabdruck hat
sich auf dem Frontallappen meiner linken Gehirnhälfte eingebrannt... (Beginn des Liedes
Hey Soul Sister von Train)
23. September 2010
Im Radio hat jemand gesagt, Konsum sei ein säkularisiertes Heilsversprechen.
22. September 2010
Was bewegt Menschen dazu, sich zum Zungenbrecher „Zwanzig Zwerge machen einen
Handstand, zehn im Wandschrank und zehn am Sandstrand“ rhythmisch zu bewegen
und zu klatschen?
http://www.youtube.com/watch?v=KbCtcctS0bI&feature=related
21. September 2010
180
Idyosynkratien:
- Einen langen, gelehrten Zeitungsartikel über Analphabethismus lesen.
- Belgier, die in der Schweiz Schololade kaufen.
- Eine ob Nebels verzögerte Landung eines Fluges in Zürich mit einem Anschlußflug
nach Brüssel, der trotz des Nebels überpünktlich abhebt und mich somit zwischen den
Welten hängen läßt.
20. September 2010
Nachdenken über Widersprüche: Schließen sich gewisse Dinge wirklich gegenseitig
aus? Angeblich hat schon Schopenhauer darüber nachgedacht, dass man manchmal
zwar einen allgemeinen Satz aufstellen kann, dann aber doch nicht in jedem beliebigen
Fall anwenden kann. Selbst wenn es allgemein so sein sollte, dass man etwas, was
zwei oder mehreren Spaß macht, auch gemeinsam machen könnte, so gilt das doch in
folgender kleinen Geschichte nicht. Jemand sagt, er gehe gerne alleine spazieren. Sein
Gegenüber sagt, na fein, er gehe seinerseits auch sehr gerne alleine spazieren, man
könne folglich also ja auch gemeinsam gehen.
17. September 2010
Es sollte viel mehr spritzige Zeitungsartikel geben wie diesen hier (aus der
Süddeutschen Zeitung vom 18. August 2010):
http://www.onleihe.de/static/content/sz/20100818/SZ20100818/vSZ20100818.pdf
„Mal angenommen, man könnte im Laufe eines langen Lebens nur einen einzigen Satz
sagen, wie würde der lauten? Für Romantiker ist die Sache klar: „Ich liebe dich“, und
damit ist im Grunde wirklich alles gesagt, es sei denn, man irrt sich im Adressaten,was
leider häufig vorkommt. Misanthrophen entscheiden sich vielleicht für ein knappes „Tür
zu, von außen!“. Unentschlossene setzen wägend an: „Tja, was soll man da sagen?“,
und dann erst geht ihnen auf, dass es das schon war. Satz gesprochen, Satz
verschenkt. Das ist natürlich nur ein Spiel der Gedanken, denn niemand spricht im Laufe
eines langen Lebens nur einen einzigen Satz. Vielmehr sprechen alle dauernd, stets und
ohne Unterlass, und immer, zumindest fast immer, ist es dummes Zeug, Papperlapapp,
Gewäsch. Als Ausnahme können der Deutschlandfunk und der Hund Pluto gelten –
ersterer, weil auf seinen Wellen bisweilen kluges Zeug gesprochen wird, letzterer, weil
er im Laufe seines langen Lebens tatsächlich nur einen Satz sagte. Er lautete: „Kiss
me“, zu Deutsch: Küss mich. Da Pluto, der Hund von Micky Maus, nicht näher
spezifizierte, wo genau er geküsst werden wollte, bleibt unklar, ob er eher ins
Romantische oder doch ins Misantrophische tendiert, oder ob er gar jener kleinen
Gruppe verzweifelter, innerlich zerrissener Kreaturen angehört, in denen beide
Wesenszüge angelegt und ausgeprägt sind. Möglich ist es, und das würde auch Plutos
besondere Rolle in Walt Disneys Kosmos erklären. All die Tiere, Micky und Minni Maus,
Goofy, Klarabella Kuh, Rudi Ross, der finstere, an Mario Adorf gemahnende Kater Karlo
(um nur einige zu nennen), laufen auf zwei Beinen herum und sprechen, sie sind
vermenschlicht. Pluto hingegen ist einfach ein Hund. Er ist meist Mickys Hund, aber er
war auch schon der Hund von Donald Duck. Pluto war sogar mal der Hund von Goofy,
der selber ein Hund ist, was bedeutet, dass der Hund Pluto dem Hunde ein Hund war.
EinHundejahr entspricht sieben Menschenjahren.Also ist Pluto, der am 18. August 1930
erstmals in einem Cartoon namens „The Chain Gang“ auftrat, umgerechnet 560 Jahre
alt. Wer so viele Jahre und so wenige Sätze zusammenbringt, dem eignet das Maulfaule
ebenso wie das Weise. Gesprochen hat er übrigens, nachdem Micky während einer
Jagd versehentlich auf ihn schoss. Pluto stellte sich tot, Micky eilte herbei, um dem
geliebten Hund in die Pupillen zu sehen, woraufhin dieser im Falsett den einzigen Satz
seines langen Lebens sprach. Dass er seither schweigt, obwohl er jederzeit sprechen
181
könnte, macht ihn zur interessantesten Figur der Disney-Welt. Es verleiht dieser stets so
fürchterlich heilen Welt eine angenehm dunkle Note, dass es der schweigende Hund ist,
mit dem man am ehesten mal auf ein Bier gehen würde.“
16. September 2010
T-Shirt Aufdruck: Vereinigte Staaten von Belgien.
15. September 2010
Was für ein Gustostückerl von automatisierter E-Mail Antwort: Bitte nehmen Sie zur
Kenntnis, dass ich am 15. September nachmittags auf Urlaub bin.
14. September 2010
Hektische Zeiten…
13. September 2010
Oft hört man ja heutzutage, dass jemand “aktiv“ an etwas interessiert ist. Wie es sich
wohl anfühlt, wenn jemand „passiv interessiert“ ist?
12. September 2010
Schon den ganzen Tag geht mir ein Lied nicht aus dem Kopft: Shirley Bassey, Kiss Me
Honey Honey Kiss Me…
http://www.youtube.com/watch?v=5JrfMsfnVbw&feature=related
11. September 2010
Angeblich war heute in Guangzhou in Chine die Schlagzeile des Tages folgende: Ein
30-jähriger Mann sei 47 Meter über der Guangzhou Haiyin Brücke eingeschlafen. Er ist
dort in Selbstmordabsicht hinaufgeklettert, hat aber davor auch sechs Schlaftabletten
genommen. Er wurde von der Feuerwehr gerettet.
10. September 2010
Amazon verkauft Eiswürfelbehälter, mit denen man Eiswürfel in der Form von
Osterinsel-Mauistatuen machen kann…
http://www.amazon.de/Eisw%C3%BCrfel-Form-STONE-COLD-OsterinselGesicht/dp/B002TL68AY/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=kitchen&qid=1284283272&sr=8-3
9. September 2010
Ich mag Idiosynkratien, wie Menschen, die auf einer Insel in äußerst feuchten
klimatischen Bedingungen leben und dabei Regenschirme nicht ausstehen können.
8. September 2010
Nach langer Zeit ist mein Name wieder einmal verdreht worden: Margrit
7. September 2010
Heute ist eine E-Mail von einer Hochzeitsphotographin in meinem Postfach eingetrudelt,
die mir freudig mitgeteilt hat, dass sich im Anhang an die 8MB Bilder von meiner
Hochzeit von letztem Samstag befänden. Den Bildern zufolge bin ich blond, mein Mann
heißt Thomas und wir haben einen etwa zweijährigen Sohn. Anscheinend hat meine
Namensverwandte eine ähnliche E-Mail-Adresse wie ich…
6. September 2010
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Eine Routineuntersuchung im Tropeninstitut hat mit der Aufforderung geendet, ich solle
am Leben bleiben und auf Reisen immer einen Sicherheitsgurt tragen. Nach wie vor
kämen mehr Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben als Menschen an Malaria etc
sterben.
5. September 2010
Im Internet kann man im Augenblick über das Jugendwort 2010 mitabstimmen. Zur
Auswahl stehen unter anderem: copypasten = abschreiben, egosurfen = sich im Internet
suchen, emotional flexibel = launisch, Phantomvibration = Einbildung, dass das eigene
Handy vibriert und Speckbarbie = aufgetakeltes Mädchen in zu enger Kleidung.
4. September 2010
Ein zweijähriges Kunstüprojekt, das vor kurzem geendet hat, hatte zum Zweck, Kaputtes
im öffentlichen Raum zu reparieren. Bilder davor und danach kann man hier sehen.
3. September 2010
Brüssel ist schon ein komisches Pflaster. So hat das enorm verstimmte Glockenspiel der
Kathedrale bis vor kurzem ‚Freude schöner Götterfunken‘ gespielt. Nun spielt es ebenso
falsch ‚Oh Du lieber Augustin‘.
2. September 2010
T-Shirt Aufdruck: Mein Freund ist diese Woche nicht in der Stadt.
1. September 2010
Nachdenken über Kant: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?
31. August 2010
Coca Cola punktet seit einiger Zeit ja nicht mehr so sehr mit dem Light-Produkt aber
vielmehr mit der "Zero"-Variante, die übrigens in erster Linie Männer ansprechen soll,
was ja auch eine Diskussion wert wäre.
30. August 2010
Ein neues Internetservice, das wirklich nett ist, ist Grooveshark. Man kann Musik
abspielen, Playlisten machen, super!
28. August 2010
Bald geht es auf die große Reise. Nun stellt sich die Frage: Neue Nikonobjektive oder
nicht?
27 . August 2010
Es ist immer wieder einmal unterhaltsam, sich Gunkels Tips und Überlegungen zum Tag
durchzulesen...
25. August 2010
Was soll man von einer Softwareapplikation halten, die einem sagt: Falls Sie eine
Sicherheitswarnung bekommen, klicken Sie auf ‚ignorieren‘.
24. August 2010
‘The Baseballs’ sollten viel bekannter sein, was für eine Musik!
http://www.thebaseballs.com/de
183
23. August 2010
An einer Münchner Autobahneinfahrt prangt ein Graffiti, das folgendes zum besten gibt:
München ist blau. Nun ja, Wien wirbt ja auch mit ‘Wien ist anders’.
21. August 2010
McDonalds Österreich hat zwei riesige Burgerwerbeplakate für ihre Chinawochen
aufgehängt, eines wirbt für Mei Lie Bling und das andere für Lang Tsu.
18 – 21. August 2010
Aufenthalt in Kroatien, in Tisno bei Murter und in Zagreb.
17. August 2010
Schweigen kann eine Form der Lüge sein. So hat es zumindest eine Philosoph im Radio
gesagt.
16. August 2010
Wieder in Österreich. Die Norwegen/Finnland/Schwedenreise war sehr, sehr intensive.
Ich bin immer noch damit beschäftigt, alle Eindrücke zu verarbeiten: Lanschaft,
Stockfisch, Lachsleitern, Rentiere, Fjorde, helle Nächte!
15. August 2010
Fähre von Helsinki nach Stockholm, die mit Abstand schönste Stadt im Norden. In
Stockholm waren wir dann im Astrid Lindgren Museum, was wirklich nett war. Man fährt
mit einer Bahn durch die verschiedenen Lindgrengeschichten, sehr nett!
14. August 2010
Helsinki: Die ‘Falsche Nudel Bar’ ist gleich neben der ‘Arctic Icebar’ und DER Frisör am
Platz wirbt mit einer erklecklichen Zahl von Sprüchen, so zum Beispiel:
Hairway to heaven.
Forget the brain, use the hair.
One single hair can make your day.
Sweet dreams are made of hair.
I love your thoughts under your hair.
Crazy little thing called hair.
You’re haired.
Hairs truly.
13. August 2010
T-Shirt Aufdruck: Ihre Lesefähigkeit ist um einen Punkt gestiegen.
12. August 2010
Meine Finnischkenntnisse sind ja eher dünn. Nebst meinen Lieblingsworten ‘banani’,
‘banki’, ‘posti’, ‘ravintola’ and ‘hissi’ habe ich aber zwei neue gelernt: ‘grammofoni’ and
‘messinki’.
11. August 2010
Dialog auf einem finnischen Boot: A: Wo kommen Sie her? B: Aus Österreich.
Schweigen. B: Und Sie? A: Von hier. B: Von hier??? A: Nein, aus Turku, in der Nähe
von Helsinki. B: Und hier machen Sie Urlaub? A: Ja, und das hier ist mein Hund.
184
10. August 2010
Überfahrt nach Finnland. In Gedanken bin ich noch am Nordkap. Die dortige Kapelle ist
eine ökumenische. Ein Franzose und sein kleiner Sohn kommen herein. Vater: „Ist das
das Kino? Nein? Ah, das ist die Kapelle!“ Zum Sohn: „Wir müssen gehen, sag Au
Revoir!“
9. August 2010
Lappland, Nordkap. Frei nach Qualtinger: „Was brauch i um Mitternocht a Sun? Fjorde?
Fjorde? Kann ma jo nirgends baden! Und die Lappen, de Lappen? Gscherde im Pelz!“
http://www.youtube.com/watch?v=uRAttwSV_7c
8. August 2010
Ich habe das Gefühl, in Norwegen durch die Kalenderbilderlandschaft meiner
Großmutter zu fahren.
7. August 2010
Sicherheitshinweise im Hotelzimmer: Ihr Zimmer ist mit * (roter Punkt auf einem Plan)
markiert. Machen Sie sich mit dem Notausgänger (!) bekannt. Rauchen Sie nicht im
Bett.
6. August 2010
Der Stockfisch ist nicht mit dem Klippfisch zu verwechseln. Ersterer wird ungesalzen auf
Holzgestellen aufgehängt und durch Lufttrocknung steinhart, zweiterer wird stark
eingesalzen auf den Klippen getrocknet. Bei beiden ist offensichtlich die Zunge eine
besondere Delikatesse, wird dem Fisch frühzeitig entnommen und extr verkauft. Die
getrockneten Köpfe der norwegischen Stockfische werden zu nahezu 100% nach
Nigeria verkauft, wo ein norwegischer Stockfischkopf eine Art Statussymbol darstellt.
5. August 2010
Es hat was, am Polarkreis zu stehen.
4. August 2010
Fahrt nach Trondheim, einer sehr, sehr netten nordischen Stadt.
3. August 2010
Ausflug zum Briksdalsgletscher und Bootsfahrt durch den Geirangerfjord. Sehr
beeindruckend. Was für ein Land!
2. August 2010
Sehr beeindruckend war auch der Frognerpark mit den Skulpturen von Gustav Vigeland.
Weiterreise über Lillehammer (Freilichtmuseum) nach Lom.
Sehr netter Postkartenspruch (50er-Jahre Postkarte, die eine Frau mit einem Toaster
gezeigt hat): Wenn es in einen Toaster passt, kann ich es kochen!
1. August 2010
Oslo hat früher, von 1624 bis 1925, Christiania geheißen. Das Rathaus ist irgendwie
eigen, es könnte auch wesentlich weiter im Osten sein. Am Holmenkollen wird eine neue
Schisprunganlage gebaut, sehr beeindruckend.
Tunnel???
Writers block vor ppt template, mag nicht an schiachen folien arbeiten
185
Der Koran als Hörbuch - 20 Suren kostenlos downloaden
30. Juli 2010
In bin ja an sich gerne in der Steiermark und weiß auch die landestypischen
Spezialitäten zu schätzen. Eine Stunde im Stau hinter einem LKW zu stehen, der den
Spruch ‚Steirerkraft: Der Kern – Die Bohne – Das Öl’ am Heck aufgedruckt hat, schafft
einen aber trotzdem. Der Kern – Die Bohne – Das Öl wird in einer solchen Stausituation
ungewollt zum Mantra.
29. Juli 2010
Aus einer Münchner Speisekarte: ‚Ein Hauch von Meer, Wind und Wohlgeschmack’
gefolgt von ‚Feine Desserts für alle, die sich gerne mal verwöhnen lassen’.
28. Juli 2010
Wenn einem im Smalltalk die Situation das Gesprächsthema gibt, so definiert nicht
notwendigerweise die Umgebung die Emotion. Manche Ashrams gibt es im Kopf.
27. Juli 2010
Zitate aus dem Brüsseler Alltag: ‚Man muss nicht dominant sein, um signifikant zu sein,
es geht eher um Relevanz als um Dominanz.’
26. Juli 2010
Die Brüsseler Buchhandlung Passa Porta hat an einer Wand folgenden Spruch stehen:
„Die babylonische Sprachverwirrung ist eigentlich kein Fluch, sondern ein Segen.”
25. Juli 2010
Oscar Wilde: „Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche
ihren Wert.“
24. Juli 2010
Interessant: Ein Perrückengeschäft namens “Zweitfrisur”.
23. Juli 2010
Gewisse Lücken in der Allgemeinbildung von Gesprächspartnern tun mir fast körperlich
weh. Solche Lücken können im eigentlichen auch wahre Gräben sein.
22. Juli 2010
In der Abgrenzung zu vernunftorientiertem Verhalten bezeichen Psychologen ein
Verhalten, das unter Belastung evolutionär ältere und einfachere Denkstrategien zum
Einsatz kommen läßt, prärational.
21. Juli 2010
Ich entdecke gerade (mir) neue Lieder in alten Operetten. So zum Beispiel den sehr
klingenden Refrain von ‚Küssen ist keine Sünd' aus ‚Die Goldn’e Meisterin’ von Edmund
Eysler:
Küssen ist keine Sünd’,
Mit einem schönen Kind;
Lacht dir ein Rosenmund,
Küß ihn zu jeder Stund'!
Pflücke die Rosen kühn,
Die dir am Wege Blüh'n,
186
Nimm dir, was dir bestimmt,
Weil's sonst ein andrer nimmt.
20. Juli 2010
So mancher Reisebüroangestellte will mich denke ich im Moment bei gutem Wind in ein
Flugzeug setzen, um sich nicht um weitere, komplizierte Anfragen kümmern zu müssen.
Insofern hat mein lieber Papa wohl Recht wenn er fragt, ob mir wohl auch jemand singt:
Wärst Du doch in Düsseldorf geblieben.
19. Juli 2010
‚Ich höre Dir so gern beim Denken zu’ ist glaube ich das schönste Kompliment, das ich
je bekommen habe.
18. Juli 2010
YouTube ist eine wahre Fundgrube. Sogar der Duracelhase hat es dorthin geschafft!
17. Juli 2010
Ein Lied, dass ich ja schon seit Jahren nicht mehr gehört habe ist „Heut' kommen
d'Engerln auf Urlaub nach Wean“. Die Version von Peter Alexander ist fast noch besser.
Was is denn heut nur los,
was is denn heut nur g'schehn,
heut san so überfüllt,
die achtadreiß`ger Wäg`n,
der Schaffner, den i frag`,
der schwitzt vor lauter Plag`,
und sagt mir gleich den Grund für diesen Feiertag.
Heut kommen d'Engerln auf Urlaub nach Wean,
denn dort war´n s´z´Haus,
drum hab´n s` d`Weanastadt gern,
hör`n dann die Schrammeln und singen dazua,
d`Leuteln beim Weinderl, die kriag`n gar net gnua.
Hinter an Bam steht Gott Amor und lacht,
viel wird er anstell`n in Wean heute Nacht,
der Petrus im Himmerl schaut runter auf Wien,
Weanaleut`, Weanafreud`, da liegt was drin!
Der Petrus sagt verschmitzt,
wie er beim Herrgott sitzt,
die Engerln möchten gern
auf Urlaub gehn nach Wean,
der Herrgott sieht das ein,
drum sagt er auch nicht nein
und unterschreibt für d`Engerln einen Urlaubsschein.
Heut kommen d'Engerln auf Urlaub nach Wean,
denn dort war´n s´z´Haus,
drum hab´n s` d`Weanastadt gern,
hör`n dann die Schrammeln und singen dazua,
d`Leuteln beim Weinderl, die kriag`n gar net gnua.
187
Hinter an Bam steht Gott Amor und lacht,
viel wird er anstell`n in Wean heute Nacht,
der Petrus im Himmerl schaut runter auf Wien,
Weanaleut`, Weanafreud`, da liegt was drin !
16. Juli 2010
In einem Gespräch habeich heute einen sehr interessanten Kommentar zu einigen
meiner Bilder gehört: Schon aus der Malereigeschichte ist angeblich bekannt, dass ein
direkter Blick eines Aktmodells in Richtung des Betrachters diesen in der Wahrnehmung
des Bildes unangenehm beeinflusst. Deshalb ist der Blick angeblich oft abgewandt.
Meine Puppen seien deshalb immer dann interessanter und auch erotischer, wenn der
Blick der Schaufensterpuppe von der Kamera abgewandt ist. Die fast aggressiv in
Richtung der Kameras blickenden Puppen würden als beinahe abschreckend
empfunden.
15. Juli 2010
Ich höre dass es eine Hierarchie von Verdienstorden im Britischen Beamtenwesen gibt
und zwar in der folgenden Rangordnung:
* CMG = Komptur (Companion in the order)
* KCMG = Ritterorden (Knight Commander)
* GCMG = Großkreuz (Grand Cross)
Bissig übersetzt werden diese Orden aber meist so:
* CMG = Nenn mich Gott (Call Me God)
* KCMG = Bitte nenn mich Gott (Kindly Call Me God)
* GCMG = Gott nennt mich Gott (God Calls Me God)
13. Juli 2010
Es gibt ein Leben nach dem Tod! Aus der Frage und Antwortsektion eines Newsletters:
Frage: Wie wirkt es sich auf mein Versicherungsverhältnis aus, wenn ich privat in ein
Hochrisikoland reise? Antwort: Wenn Sie privat in ein solches Land reisen, müssen Sie,
sollten Sie im Todesfall Ansprüche stellen wollen, vorab eine Zusatzpolizze abschließen.
12. Juli 2010
Ich bin zu einer Veranstaltung eingeladen, bei der hochauflösendes Fernsehen gezeigt
werden soll. Der Text auf der Einladung ist leider verschwommen. Ein Schelm, wer
Böses dabei denkt…
11. Juli 2010
Was die Heimat nicht so alles zustande bringt. Zotterschokolade und nun auch
Murtalerinnen, die sich Chilli da Mur nennen. Süß!
http://www.youtube.com/watch?v=MlnYJTMHgdU
10. Juli 2010
Dilberterfinder Scott Adams vertritt die These, dass man nur in solche Firmen
investieren soll, die man wirklich hasst. Was mir aber fast noch besser gefällt ist seine
Beschreibung der emotionalen Kontrolle, die Apple über ihn ausübt. Leider nur auf
Englisch.
http://online.wsj.com/article/SB10001424052748704025304575285000265955016.html
9. Juli 2010
188
Wie wahrscheinlich ist es, dass gewisse Dinge passieren? Ich eile zu einer
Besprechung, habe Papier und Kuli dabei, kann aber den Kuli nicht nutzen, weil sich in
seine Metallhülle justament eine Delle so ungünstig gewölbt hat, dass sich die Kulimine
trotz tatkräftiger Unterstützung der um mich Sitzenden nicht mehr herausbewegen lässt.
8. Juli 2010
Für die Zitatensammlung: ‚… und lassen Sie mich hier einigermaßen ehrlich antworten:
wir können nicht zulassen, dass das Beste der Feind des Guten wird!’
7. Juli 2010
Das Leben in der Großstadt ist immer wieder eine Herausforderung. Ich musste heute
mit dem Auto zum Reifenwechseln in eine Werkstatt. Gegenüber der Werkstatt war ein
Supermarkt und nachdem ich ohnehin eine Stunde Zeit hatte, habe ich mich also zum
Einkaufen dorthin begeben. Der Einkaufswagen hatte die Aufschrift: Bitte bringen Sie
mich zurück! Irgendwie nett, habe ich mir noch so gedacht und wollte die Strasse
überqueren, um die Einkäufe zum Auto zu bringen, als die Räder des Einkaufswagens
blockieren. Ich denke mir, dass ich wohl über etwas drübergerollt bin und hole einen
neuen Wagen, lade um, schiebe einen Meter weiter und wieder: blockierte Räder. Etwas
entnervt schleife ich das manövrierunfähige Gefährt zum Kassenbereich retour, wo ich
schon mit den Worten, ach, Sie waren das, die das Gelände verlassen wollte! Begrüßt
wurde. Man hätte eine elektronische Sperre in allen Wägen, die das Verlassen des
Supermarktgeländes verhindert, eingebaut. Die Aufschrift: Bitte bringen Sie mich zurück!
hätte besser heißen sollen: Wagen Sie es erst gar nicht, mich wegzubringen!
6. Juli 2010
Ende Juni sind 20 führende Experten in Paris zur ‘Ersten Internationalen Konferenz zum
Thema Gähnen’ zusammengekommen, um die Herausforderungen dieses neuen, sehr
dynamischen Forschungsfeldes zu diskutieren. Mehr hier.
5. Juli 2010
Zur Zitatensammlung auf dieser Seite gehört nebst ‚Auch Ihnen wünschen wir für Ihre
Zukunft noch alles Gute!’ natürlich auch: ‚Es tut uns leid, ihnen mitteilen zu müssen,
dass wir uns für Idee x und nicht für ihre Idee y entschieden haben … Für sie ist das
natürlich ein Pech.’
4. Juli 2010
Ein Lied, dass ich schon ewig nicht mehr gehört habe: Adieu mein kleiner
Gardeoffizier…
3. Juli 2010
Ich habe auf einer Hausmesse erstmals die neuesten Hasselbladkameras im Einsatz
sehen können. Beeindruckend. Der Preis ist allerdings leider auch.
2. Juli 2010
Die Ausstellungseröffnung bei Expression Deco war trotz der tropischen Hitze sehr nett
und stimmig. Interessante Kommentare zu den Bildern. Die Balkonsitzerin etwa ist mit
einer Gallionsfigur verglichen worden.
1. Juli 2010
Heute Abend ist die Ausstellungseröffnung bei Expression Deco!
189
30. Juni 2010
Nach einer eintägigen Reise nach Wien habe ich heute noch die Ausstellung bei
Expression Deco aufgehängt. Hektisch, hektisch.
29. Juni 2010
Ich habe gelesen, dass Bakterien in Kläranlagen besser arbeiten, wenn sie mit Mozart
beschallt werden. Nun war ich auf einer Toilette mit Radetzkymarschbeschallung.
Vielleicht hilft das bereits in der Vorverarbeitung.
28. Juni 2010
T-Shirt Aufdruck: Jeder will so sein wie ich!
27. Juni 2010
Mein Vater hat mir zum Thema Snobismus folgenden Witz mitgegeben: Ein englischer
Gentleman ist – als Gestrandeter - schon seit Jahren auf einer einsamen Insel. Endlich
kommt jemand vorbei und sieht, dass der Gestrandete drei Häuser gebaut hat. Er fragt
ihn, warum drei? Der Getleman antwortet: Nun, in einem wohne ich natürlich. Das
andere dort drüben ist der Club, den ich frequentiere. Und das dritte, möchte der
Besucher wissen? Nun, das ist der Club, den ich nicht frequentiere.
26. Juni 2010
Ich habe gehört, das Wort des Tages sei ‚finster’. Warum, weiss ich auch nicht genau.
25. Juni 2010
Eine erkleckliche Anzahl von Spanieren trägt den Vornamen ‚Jesus’. Manchmal habe ich
das Gefühl, dass nur ich schmunzle, wenn wieder einmal eine Sitzung mit den
salbungsvollen Worten ‚… und wir feuen uns besonders, dass heute auch Jesus wieder
unter uns ist’ eröffnet wird.
24. Juni 2010
Wie kann ein Computer einfach so sterben und keinen Mucks mehr von sich geben???
22. Juni 2010
Ein wirklich interessanter Künstler aus Larnaca hat sich unter anderem auf
Schaufensterpuppen spezialisert. Mehr auf seiner Webseite!
22. Juni 2010
Ist es wirklich ein Kompliment, wenn jemand über jemand anderen sagt: “So sehr er
auch dauernd mit Arbeit beschäftigt ist, so findet er dennoch immer wieder Zeit für
andere“?
21. Juni 2010
Wie oft muss man eigentlich etwas sagen, um sagen zu können: „ich sage ja immer...“?
Erhaltener Kommentar: Sieben mal.
20. Juni 2010
Ich lese „Zu Hause“ von Billy Bryson.
19.Juni 2010
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Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Man muss sich nur dieses
Bild einer BP-Tankstelle mit der Warnung: „Zapfhähne nicht unbeaufsichtigt lassen; Sie
werden für ausgeflossenes Öl zur Verantwortung gezogen“ ansehen.
18. Juni 2010
Ich zitiere aus seiner Reisefiebel, die ich für eine anstehende Österreichreise von einem
Reisebüro geschickt bekommen habe. Man lernt ja nie aus:
- Nennen Sie Österreicher nicht Deutsche und nehmen Sie nicht an, dass die Kultur
dieselbe sei.
- Vermeiden Sie, über Religion, Geld und Politik zu diskutieren, außer Sie kennen ihr
Gegenüber wirklich sehr gut.
- Im Westen gehöt es sich, einen größeren Respektsabstand vom Gesprächspartner
einzuhalten, wohingehen in der Gegend um Wien bei geselligen Anlässen auch näher
beisammen gestanden werden kann.
- Österreicher vermeiden Konfrontationen und sind eher bereit, Kompromisse
einzugehen, als zu widersprechen.
- Das Justizsystem ist nicht korrupt und unabhängig von der Legislative. Die Polizei ist
kompetent und manche Polizisten sprechen sogar Englisch.
17. Juni 2010
Gedanken über die Ästhetik im Alltag: Ist es normal fuer erwachsene Maenner, ein
Handy in einer handgestrickten Socke herumzutragen, riesige Kopfhoerer ueber die
Ohren gestuelpt zu haben und eine glaenzende, abgewetzte, mehrfach absichtlich
ramponierte Schnürlsamthose zu tragen?
16. Juni 2010
Wenn ein Entscheidungsträger sagt, er sei in der Zuhörerrolle, heißt das wahrscheinlich
nicht, dass er auch nur irgendetwas zu ändern gedenkt.
15. Juni 2010
Ein neues Gustostück aus meiner Serie „logisches Argumentieren oder das Fehlen
jeglichen logischen Denkens in der Argumentationskette“ (siehe auch Eintrag vom 8.
Dezember 2008): “Wir haben offensichtlich ein Problem mit dem zugang zu unserem
neuen Server. Mit anderen Worten gehen wir im Augenblick davon aus, dass Sie zur zeit
keinerlei Zugang zu diesem Server haben. Wir versuchen, das Problem schnellstmöglich
zu beheben und haben für einen besseren Überblick über den Status der
Problembehebung eine Webseite eingerichtet, nämlich http://www.server-den-du-nichterreichen-kannst.com. In diesem Zusammenhang wollen wir Sie nicht direkt mit
Statusupdates spammen. Die nächste und endgültige Information wird [natürlich nicht
von Dir, da Du ja wie eben gesagt keinen Zugang hast] am http://www.server-den-dunicht-erreichen-kannst.com einzusehen sein.
Eventuell schicken wir auch noch einmal ein E-Mail an Sie, wenn wir die Situation im
Griff haben und das Problem geläst ist [aber darüber sind wir uns noch nicht im klaren.
Es könnte ja der Eindruck entstehen, dass wir es ihnen zu leicht machen wollen].”
Kommentar: Die Kommentare sind lediglich eine Interpretation der Bloggerin.
14. Juni 2010
Obwohl die Ölkatasthrophe im Golf von Mexico natürlich furchtbar ist; dieses Video ist
wirklich böse, aber gut! Was, wenn BP verschütteten Kaffee auftunken müßte….
13. Juni 2010
191
Was für eine eigenartige Markentreue ist es eigentlich, dass ich immenses Fernweh
bekomme, wenn ich am frankfurter Flughafen vorbeifahre und Flugzeuge starten sehe,
mich aber kein so startkes Gefühl übermannt, wenn ich Charles de Gaulle passiere?
12. Juni 2010
Wer hat eigentlich Bonusprogramme und Pay-Back-Systeme erfunden und warum
meine ich mich daran zu erinnern, dass die allerersten Programme eine
Rückvergütungsratio von etwa 3% hatten?
11. Juni 2010
Was man nicht über USB so alles anschließen kann... Sogar Wein kann man
anscheinend zapfen ;-)
10. Juni 2010
Leute, die sich selbst in den Mittelpunkt stellen, stehen sich gerne selbst im Weg.
9. Juni 2010
Ich hatte versprochen, ein Bild des M&M-Spenders online zu stellen. Nun, hier ist es!
8. Juni 2010
Ein kleiner Unfall. Ich habe einen Finger knacken gehört, mir gedacht, er ist gebrochen,
bin in leichte Panik verfallen und habe ein Krankenhaus angerufen. Man hat mir gesagt,
ich möge bei der Notaufnahme vorbeikommen, man würde den Finger untersuchen.
Gesagt getan. Notaufnahme, alles ist hell erleuchtet, aber die Türe ist geschlossen. Ich
läute und erkläre dem Herrn am anderen Ende, ich hätte eben mit ihm telefoniert, ich
wäre wegen des gebrochenen Fingers da. Er fragt mich, ob ich mir da auch ganz sicher
wäre. Etwas verdutzt sage ich, nun ja, sicher sei ich mir sicher. Er wiederum hat darauf
eher trocken geantwortet, er würde mir ja gerne helfen, sei allerdings Psychiater und ich
könne es mir ja noch überlegen, ob ich nicht ihn konsultieren wolle. Ich habe mich dann
doch für das Röntgenbild entschieden, das in einer anderen Abteilung des
Krankenhauses nach etwa zwei Stunden angefertigt wurde und einen, trotz Quetschung,
dennoch knochenmäßig heilen Finger gezeigt hat.
7. Juni 2010
Dilbert`sche Momente: A erfährt, dass B eingeladen werden wird, bei X teilzunehmen. C
und D sollen B beraten, ob B teilnehmen soll. C bittet E, mögliche Vor- und Nachteile
einer Teilnahme aufzuschreiben, um B adäquat beraten zu können. A empfiehlt, B solle
annehmen. B sagt, B wolle annehmen. E sagt, Problem gelöst. C sagt, nein, eine
umfassende Abhandlung der Vor- und Nachteile einer Teilnahme seien noch
ausständig. E bittet A um Input. A seufzt und füllt ein anderthalbseitiges Formular aus,
dass Bs Entscheidung, an X teilzunehmen, guttheißt.
6. Juni 2010
Ich mag die Atmosphäre auf Märkten, wenn sie gerade zusperren, wenn alles
weggeräumt wird. Standbesitzer kümmern sich nicht mehr um mögliche Kunden, sind
stattdessen damit beschäftigt, alles zusammenzupacken und so schnell wie möglich
abzufahren. Manche Marktbesucher wühlen noch im Liegengelassenen während schon
die Müllabfuhr kommt, und alles saubermachen möchte. Heute Nachmittag sind meine
Mutter und ich an so einem in der Auflösung begriffenen Markt vorbeigekommen. Ein
Blumenhändler hat uns im Vorbeigehen 100 (!) Tulpen geschenkt!
192
5. Juni 2010
Ausflug nach Gouda und Delft. In Holland gibt es sogar grasgrünen, mit Basilikum
versetzten Käse!
4. Juni 2010
Moderne Gesellschaften und ihre Verhaltensmuster: Wenn eine an sich ziviliesierte
Person sagt: “Entschuldigt bitte, ich esse hier wie ein Schwein!” heißt das, das man
beschwichtigen sollte? Will die Person ein Kompliment hören? Und ist, unter den
gegebenen Umständen, ein entschuldigungsheischendes Kopfnicken eine Beleidigung?
Wie bewahrt man in solchen Situationen ein Pokerface und, wichtiger, wie bekommt
man seine Augenbrauen unter Kontrolle?
3. Juni 2010
Manchmal ist ungewollte Post durchaus interessant. Wie vor kurzem hier angesprochen
habe ich ja unlängst bei einem Powerpoint-Karaoke einen M&M-Spender gewonnen.
Nun bekomme ich ein E-Mail, das mir personalisierte M&Ms anbietet. Man kann auf eine
Seite der M&Ms etwas drucken lassen. Das führt natürlich in Versuchung.
Broken Muses M&Ms würden schon irgendwie cool sein…
Erhaltener Kommentar: Ich werde Dir eine große Box zerdrückter M&Ms in den
Postkasten legen!
Erhaltener Kommentar: Was hältst Du davon, ein Bild des M&M-Dispensers online zu
stellen?
2. Juni 2010
Zitat: “Wir haben eine zeitgemäße Webseite.” Ich frage mich, was das genau heißt.
1. Juni 2010
Ein recht interessantes Zitat: “Das iPad ist die Killerapplikation des mobilen Internets”.
Obwohl ich es bisher nur von Bildern kenne, scheint es doch ein wenig bullig für eine
Anwendung. Zumal es ja angeblich der sichere Hafen für so viele verschiedene
Anwendungen ist.
31. Mai 2010
Das ist auch Europa: Ich habe mein Mietauto in Zypern geparkt, bin durch die
Fußgängerzone geschlendert, an einem Kontrollpunkt angekommen und habe dort –
nach Visabeantragung und Passkontrolle – in die Türkei einreisen können. Abgesehen
von der sehr bizarren Situation einer geteilten Stadt muss ich sagen, dass der nördliche,
türkische Teil der Altstadt viel interessanter ist, als der südliche. Sehr pittoresk, leider
war es aber schon zu dunkel für Bilder.
30. Mai 2010
Beobachtungen vom Flughafen: Die meisten Menschen sind nicht gut angezogen.
Jeans, die in der Länge nicht passen, im Schritt oder generell zu eng oder zu weit sind
und insgesamt einfach nicht gut sitzen, scheinen sich heutzutage besonders gut zu
verkaufen. Auch zu hohe Schuhe, die zu einem tapsigen und Stiefel, die oft zu einem
schlurfenden Gang führen sind beliebt. In Summe muss man leider sagen, dass die
Eleganz auf der Strecke bleibt oder anscheinend einfach kein Faktor mehr ist.
29. Mai 2010
Meine nächste Ausstellung wird den ganzen Juli über bei Expression Deco in Brüssel
(Avenue Louise 226A) zu sehen sein. Vernissage: 1. Juli 2010.
193
28. Mai 2010
Ein Besucher im Büro, der auf die Toilette wollte, hat heute gefragt: Kann ich Ihr
Schlafzimmer benutzen? Wie kann man in einer solchen Situation ein Pokerface
bewahren?
27. Mai 2010
Ich fühle mich ja immer nur wohl in einer Stadt, wenn es dort ein potentielles
Lieblingscafé gibt. Ein ebensolches habe ich unlängst in Addis Abeba entdeckt. Es hat
recht neu gewirkt, war trotzdem gemütlich und direkt neben dem - leider aufgelassenen Bahnhofshauptgebäude. Dass die Bahnstrecke Addis Abbeba - Djibouti seit Jahren nicht
befahren wird, ist jammerschade, aber eine andere Geschichte. Zurück zum Café: Eben
habe ich erfahren, dass diese wunderbare kleine Oase namens Café Choché erst vor
ein paar Monaten eröffnet wurde und der Frau des Belgischen Botschafters gehört.
26. Mai 2010
Eine herrliche Aussage aus einem E-Mail, das ich heute Nachmittag bekommen habe:
"... und das ist mein Problem: Keine der Organisationen, die ich konsuliert habe, scheint
etwas sinnvolles zu produzieren. Jeder schaut sich nur um und faßt zusammen, was die
anderen tun." Könnte auch in die Sammlung der Zirkeldefinitionen eingehen: wenn
nämlich alle sich nur umschauen und keiner was macht, was kann man dann eigentlich
zusammenfassen, außer, dass es zu einer umfassenden Untätigkeit samt Umschau
gekommen ist?
25. Mai 2010
Mein Name wird seitens einer Person, die sich "Kommunikationsmanager" nennt,
konsequent falsch geschrieben (Margrit). Ist es nicht interessant, bei welchen
Berufsgruppen Lese- und Rechtschreibschwächen auftreten?
24. Mai 2010
Es ist Zeit, Afrika wieder zu verlassen. Einige Gedanken zum allgegenwärtigen Seuftser
TIA, this is Africa (das ist Afrika): Man darf sich einfach nicht wundern, wenn man etwa
sechs Briefmarken kauft und der Preis dann nicht durch sechs teilbar ist. Dasselbe gilt
natürlich auch für andere Waren, z.B. einen Preis von elf für drei Kaffees usw. Man
sollte als Frau auch nicht unbedingt ein Auge aufreissen, wenn einem jemand um drei
Uhr am Nachmittag ein aufmunterndes „gute Nacht Mister“ mit auf den Weg gibt. Auch
ein beherzter Versuch, bei strömendem Regen Sonnenbrillen oder T-Shirts mit dem
Aufdruck „Dreizehn Monate Sonnenschein“ zu verkaufen, sind wahrscheinlich einfach
nur Ausdruck von TIA.
23. Mai 2010
Wieder einmal eine neue Form meines Namens für die Sammlung: Merkit
19. – 22. Mai 2010
Der Tanasee ist wieder genauso schön gewesen wie beim letzten Aufenthalt. Die Fahrt
nach Bahir Dar hat alleine schon etwas Malerisches, was für eine Landschaft!
15. – 18. Mai 2010
Tage in Addis Abeba bei schlechtem Wetter und matschigen Strassen. Der Besuch am
Merkato, dem riesigen Markt, war wieder einmal ein Erlebnis für sich, diesmal wohl am
ehesten wegen der Gerüche und dem Schlamm, der in allen Ritzen und auf allen Wegen
194
war. Das Nationalmuseum ist in all seiner Einfachkeit einen Besuch wert. Es ist
faszinierend, wie wenig pompös so unglaubliche Funde wie Lucy, wie man bis vor
kurzem glaubte der älteste aufrecht gehende Mensch, und Ardi, mit 4.4 Millionen Jahren
nunmehr der älteste menschenähnliche Fund, dargestellt werden.
14. Mai 2010
Ausflug in den Süden von Addis Abeba; nicht ganz ins Omo-Tal – das würde wohl drei
Wochen in Anspruch nehmen – sondern „nur“ zu den Seen Langano und Ziway. Beim
einen gibt es brennend heiße Quellen, beim anderen Flamingos.
13. Mai 2010
Der Klimawandel ist allgegenwärig. Obwohl es um diese Jahreszeit noch schön und
warm sein sollte, ist es kühl und regnerisch in Addis Abeba. Die Strassen sind schmierig
und zum Teil verschlammt, Wasser sammelt sich in riesigen Pfützen. Trotzdem gibt es
viele pittoreske Eindrücke, Gesichter, Menschen bei der Arbeit. Ich bin allerdings noch
nicht in Fotolaune.
12. Mai 2010
Wieder einmal am Weg nach Afrika! Ich habe noch nie ein so leeres Flugzeug mit so
zuvorkommenden Stewardessen erlebt. Eine sehr angenehme Reise soweit!
11. Mai 2010
Leicht absurder Dialog: A: Darf ich mir ihren Kugelschreiber bitte ausborgen? B: Das ist
mein Kugelschreiber. A: Ja, darf ich ihn mir bitte ausborgen? B: Das ist meiner. A nimmt
ihn trotzdem. B starrt auf sein Telefon und sagt auch auf das Danke hin nichts mehr.
10. Mai 2010
Ich habe ja eine Schwäche für automatisch erstellte Reisewarnungen wie die folgende:
"Gruppen von organisierten Verbrechern bombardieren gelegentlich im kleinen Rahmen,
wobei diese Bombardements in der Regel lediglich gegen andere, meist ebenso dubiose
Geschäftsinhaber gerichtet sind und daher nur ein geringes Risiko für unser Personal
darstellen."
9. Mai 2010
Hafenrundfahrt in Antwerpen. Rotterdam hat nach wie vor den größten Hafen weltweit,
nach Rotterdam hat aber Antwerpen den zweitgrößten Hafen Europas. Leider sind am
Sonntag nicht allzuviele Kräne in Betrieb, aber die paar, die zu sehen waren, verladen
Container mit einer Leichtigkeit als wären es leere Schuhkartons.
8. Mai 2010
Was für ein interessanter Tag: Ich habe ein Flash Mob Event gesehen. Dabei rottet sich,
meist übers Internet organisiert, ad hoc eine Menge an Menschen zu einem bestimmten,
oft künstlerischen Zweck zusammen. In meinem Fall war e seine Menge, die auf ein
Pfiffsigal eine Polonaise tanzen wollte, dann wie Dominosteine umfallen und sich
aschließend, als ware ichts gewesen, wieder auflösen hätte sollen. Tatsächlich war es
eher ein gemeinschaftlicher Schulterschluß ohne Umfallen, gefolgt durch ein relativ
zügiges Wiederauflösen. Was wesentlich interessanter war, war ein anderes modernes
Phänomen, ein Power Point Karaoke. Auch ich habe mitgemacht und Folien präsentiert,
die ich vorher noch nie gesehen habe und die von den Veranstaltern zufällig aus dem
Internet heruntergeladen worden sind. Ich habe sogar gewonnen und auch einen Preis
bekommen (einen M&M-Spender in der Form eines überdimensionalen M&M-
195
Männchens, das Fußball spielt). Was mich nachdenklich stimmt ist, dass ich bei den
Gewinnern war.
Wie auch immer, wenn es um Power Point geht, geht es ja auch immer um eine
Kernbotschaften, die sogenannten „take home messages“. Nun, zusammenfassend
wäre das:
1. Das Niveau der Allgemeinbung vieler Menschen ist erschreckend niedrig.
2. Eine erkleckliche Anzahl hat Probleme mit essentiellem Textverständnis und
versiertem Ausdruck.
3. Es kommnt wirklich auf den Einzelfall an, wofür man sich schämen muss. Was die
Schwelle der Scham anbelangt, so liegt die Latte heute wesentlch höher als noch vor
einigen Jahren.
7. Mai 2010
Kommentar zum Blog vom 28. April: Wenn wir noch keine Stoptafeln hätten und
Arbeitsgruppen dazu einsetzen müßten...
6. Mai 2010
Zwei sehr aufmerksame Leser haben mir heute zwei Seiten derselben Geschichte
nähergebracht. Die eine Geschichte beschäftigt sich mit Schaufensterpuppen und ihrer
Geschichte, wobei besonders darauf eingegangen wird, dass die Puppen über die Zeit
wesentlich einförmiger, austauschbarer und dadurch gewissermaßen farbloser
geworden sind: “Auf der andren Seite, so der Artikel, sagen natürlich Puppen auch
etwas über uns selbst: In ihrer besten Form sage uns diese Puppen, wie und wo wir
stehen und wie wie unsere Körper präsentieren; ob wir groß sein wollen, gertenschlank,
athletisch, vollbusig oder amazonenhaft. Aber auch in ihren miesesten Form – kopflos,
farblos, aphatisch - sagen sie uns etwas über uns selbst.“
Der andere Artikel geht bei einem anderen Aspekt ein wenig mehr ins Detail, nämlich
dem Design hin zu wesentich schlankeren Modellen. Der Artikel erfindet dafür sogar
einen eigenen Ausdruck und nennt diese Puppen “manorexic mannequins”. Des
weiteren gibt es einige interessante Statistiken zu Größen und Umfängen, aber was mir
am interessantesten scheint ist die Liste anderer dünner bis magersüchtiger Männer in
der Geschichte. Diese Liste wird angeführt von Hermes und Jesus, Gandhi kommt auf
Platz acht, gefolgt von Fred Astaire…
Erhaltener Kommentar: Super Beitrag! Grandios!
5. Mai 2010
Teile meiner Broken Muses Ausstellung haben heute geendet. Etwa die Hälfte der Bilder
wird nocht bis zum Sommer ausgestellt bleiben.
4. Mai 2010
Kann man wirklich am besten dadurch, dass man seine Karten auf den Tisch legt eine
Sache vom Tisch bringen?
3. Mai 2010
Wieder einmal bin ich mit falschen Namen bedacht worden. Nach Marget war es wieder
einmal ein unvermeidliches Birgit. Und das von einem Menschen, dessen Nachname
wie der Name eines bekannten, gelben Gewürzes ausgesprochen wird!
2. Mai 2010
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Uncharmanter O-Ton aus der Zeitung: Ein wörtliches Zitat: "Immer mehr Zeitgenossen
arbeiten mit nie ermüdendem Eifer an sich selbst, ohne dabei zu überzeugenden
Ergebnissen zu kommen."
30. April bis 1. Mai
Reisen ist immer wieder ein Erlebnis. Interessant ist ja auch, was andere wartende
Menschen rund um einen so lesen. So war etwa auf dem Kölner Flughafen, wartend auf
den Abflug gen Wien ein Mitreisender in ein Buch mit dem Titel: „Moskau ist viel schöner
als Paris“ vertieft. Später denn im Flugzeug war es doch eher ungewöhnlich
festzustellen, dass sich ein erwachsener Mitreisender und Sitznachbar seine
Einkaufsliste auf dem Handrücken notiert hat. Dass darüber hinaus „Baldrian“ vor Brot
und Milch angeführt war, hat mich dann doch stirnrunzelnd zurückgelassen.
28. April 2010
Manche behaupten ja, ganz im Aristotelischen Sinn von wegen das Ganze sei mehr als
die Summe seiner Teile, Gruppen seien klüger als der oder die Einzelne. Nach vielen
mehr oder weniger leidvollen Erfahrungen in Arbeitsgruppen denke ich, dass dem eher
nicht so ist. Aber Aristoteles hat damit wahrscheinlich auch nichts zu tun; er musste sich
sicher auch nicht mit Arbeitsgruppen herumschlagen.
27. April 2010
„Idealisten nennen Realisten Zyniker.“ Sir Humphrey in Yes, Minister.
26. April 2010
T-Shirtaufdruck: Das Leben ist zu 10% das, was Du draus machst und zu 90% so, wie
du es siehst.
25. April 2010
Das folgende Zitat hat mich an meine Broken Muses erinnert: “Hinter jeder schönen
Sache steckt auch eine form von Schmerz.” Bob Dylan
24. April 2010
Wenn man etwas wirklich machen will, findet man Mittel und Wege. Wenn nicht, dann
findet man eine Ausrede.
23. April 2010
Die Casino Austria International haben in Brüssel ein Casino oder eigentlich
bessergesagt einen Unterhaltungspalast eröffnet. Beeindruckend!
22. April 2010
Noch einmal zu Bakterien: Kürzlich habe ich einen Slogan gelesen, der im Rahmen
einer Asiatischen Kampagne für vermehrtes Händewaschen verwendet und vor allem
auf Toiletten ausgehängt worden ist: “Wenn der Koch seine Hände nicht wäscht, essen
die Gäste mehr als nur Reis.”
21. April 2010
The New York Times quotes two interesting figures, stating that according to the
International Telecommunication Union, “the number of mobile phone subscription is
expected to pass five billion this year” which means that “more human beings today
have access to a mobile phone than the United Nations say have access to a clean
toilet.” That reminds me of a study stating that there are more bacteria on our mobile
197
phones than on an average toilet seat. Is there a trigger or are apples compared to
oranges here? In other words do people value phones over toilets, do clean phones lead
to clean toilets, or clean toilets to clean phones, or dirty phones to dirty toilets, or toilets
to higher phone usage or a generally higher phone penetration to dirtier toilets?
20. April 2010
Ich habe mich heute an einen gut gemeinten Ratschlag erinnert, den ich vor ein paar
Jahren einmal erhalten habe, nämlich niemals nach Morgenflügen in Morgenmeetings
helle Anzüge zu tragen. Die Kombination aus Morgenflug, Müdigkeit, leichter Langeweile
und schal schmeckendem Kaffee kann unangenehme Flecken am hellen Anzug
hinterlassen. Man soll dabei natürlich auch die Peinlichkeit – vor allem dem Gastgeber
gegenüber - nicht unterschätzen, während des Kaffeetrinkens und mit dem Schluck
Kaffee im Mund kurz weggedriftet zu sein. Was mich daran erinnert hat war, dass ich
heute während eines Meetings staubig geworden bin. Sei es, dass sich die isländische
Vulkanasche nun gen Boden senkt, sei es, dass sich zwei Stunden wie zwei Wochen
angefühlt haben, Fakt war, meine Hose ist irgendwie angestaubt gewesen.
19. April 2010
Man vergißt ja gelegentlich, dass der Inhalt noch so professionell aussehender - vor
allem gedruckter - Dokumente nicht notwendigerweise gut oder richtig ist.
18. April 2010
Man kann in 75 Tagen per Bus von Hamburg aus und später dann der Seidenstrasse
folgend bis nach Shanghai fahren! In einem Zeitungsiterview unterstreichen die
Veranstalter, dass es sich dabei um eine äußerst umweltfreundliche Art des Reisens
handle, da der durchschnittliche Spritverbrauch eines Busreisenden bei nur einem Liter
Benzin pro 100km liege und somit viermal so niedrig wie bei Bahnreisenden (4 Liter) und
ein vielfaches geringer als bei Flügen. Nachdem der islädische Vulkan den
Europäischen Luftraum mittlerweile mehr oder weniger zum Erliegen gebracht hat,
könnten solche Reisen ja durchaus in Mode kommen!
17. April 2010
Ein wirlich holländischer Tag: Besuch in einer Käserei in Gouda, etliches an belgischholländischer Geschichte und eine Besichtigung der Königlichen Porzellanmanufaktur in
Delft. Man muss diese Art von Porzellan mögen. Es gibt sehr originelle Tulpenvasen, die
allerdings ein kleines Vermögen kosten. Die eigenartigste und eine der wenigen
modernen Dekore ist eine Serie, die sich Diskus nennt. Insbesondere “Diskus! Plate
Men” ist bemerkenswert: "Erfolg ist nichts für Männer. Er macht sie zu sicher. Auf ihn
allein gestellt denkt der Mann an sich nicht übers Leben nach. Ein erfolgsverwöhnter
Mann meint, er hätte sich das alles selbst zuzuschreiben. So denkt er und deshalb muss
er vom Leben ein wenig schikaniert warden. Das kann den gewünschten Effekt haben.“
Bemerkenswert ist auch der Text des “Diskus! plate Chance”: "Ich bin sicher, es ist kein
zufall, dass wir hier gemeinsam an diesem Tisch sitzen. Manche Dinge können kein
Zufall sein; jeder hat dafür Beispiele parat. Genauso meine ich, dass man nicht sagen
kann, es gebe wahrscheinlich keinen Zufall, denn wer könnte sagen, wie hoch denn die
Wahrscheinlichkeit sei, dass es keinen Zufall gibt?” Letzters könnte es unter
Umständen, ja gleichsam zufällig, in meine Sammlung von Zirkeldefinitionen schaffen.
16. April 2010
Ist man schon allein deshalb kompetitiv, wenn man auf einen Diskussionspartner und
damit einherhegehenden Schlagabtausch Wert legt?
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15. April 2010
Ist es ein Zeichen von steigender Powerpointunverträglichkeit wenn man sich dabei
ertappt, auf den leeren Kreis in der Mitte eines ringförmigen Diagramms zu starren und
zu überlegen, ob man eine prinzipielle Präferenz für Tortendiagramme hat oder aus
ästethischen Gründen doch eher zu Ringdiagrammen neigt?
14. April 2010
Ich habe gelsen, dass über die letzten Jahre vergleichsweise mehr und mehr Bienen im
Winter sterben. Man fragt sich, was aus den Drohnen wird.
13. Aril 2010
T-Shirtaufdruck: Wir haben die Schafe erledigt.
12. April 2010
„Niemals das zu bekommen, was man will, bedeutet, nie das zu wolllen (oder danach zu
streben) was man bekommt – außer, manchmal, wenn es einem weggenommen wird.“
Susan Sontag.
9. - 11. April 2010
London scheint zwar von der Rezession ein wenig mitgenommen, trotz allem werden
aber bereits wieder durchdringende Slogans verwendet wie zum Beispiel: „Die Ikone –
wiederersonnen“.
8. April 2010
Nach einer überdurchschnittlich langen Periode der relativen Namensstabilität bin ich
heute wieder einmal kurzerhand umbenannt worden. Diesmal in den klingenden Namen
Marlies.
7. April 2010
In einem sehr professionellen Vortrag wird die Verwendung eines Softwareclients für EMails auf dem Handy umfassend, ja nachgerade erschöpfend erklärt. Der Präsentator
beginnt jeden Satz mit einem unnachahmlichen "unglücklicherweise". Sein bester Satz
war: "Unglücklicherweise kann dieses Telefon nicht hochgerüstet werden, aber bitte
schauen Sie trotzdem auf die eigens eingerichtete Internetseite für die Unterstützung
nicht mehr unterstützter Geräte. Ich darf hinzufügen, dass Sie das selbstverständlich auf
eigenes Risiko machen.”
5. April 2010
Sollte man einmal in die Verlegenheit kommen, eine Insel verkaufen oder kaufen zu
wollen, bei Vladi Private Islands wird man sicher fündig! Man kann dort
selbstverständlich auch eine Insel mieten.
4. April 2010
Frohe Ostern!
3. April 2010
Ostern ist Spammerhochzeit. Nachdem vor einiger Zeit die Welle der Viagraabgebote
zugunsten der Valiumofferten abgebbt ist, nehmen in den letzten Tagen Angebote von
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Kredithaien zu. Viagra erfreut sich auch wieder steigender Werbeeinschaltungen,
nunmehr auch in einer Generikavariante.
2. April 2010
Die Fotografin Bettina Rheims sagt, man müsse auch Geheimnisse vor sich selbst
haben.
1. April 2010
Präsidentschaftswahlkampf in Österreich. Dem werten Bürger wird vom einen gesagt,
„Unser Handeln braucht Werte“, von der anderen, es gebe „Ohne Mut keine Werte“.
31. März 2010
Helmi vom Kinderverkehrsclub gibt es immer noch, mittlerweile sehr zeitgemäß im
Internet! Laut Wikipedia ist Helmi „eine weiße, eiförmige Figur mit sehr kurzen Armen
und Beinen, die zur Hälfte in einem rot-weiß-roten Helm steckt“.
30. März 2010
Was man so an Hauptthesen einmal über Smalltalk gelesen hat, läßt sich in drei simplen
Merksätzen, auf Neudeutsch „Take Home Messages“, zusammenfassen: 1. Smalltalk ist
nichts Schlechtes und nichts, wofür man sich an sich schämen muss. 2. Die Situation
gibt einem das Thema. 3. Üben, üben, üben.
29. März 2010
Seit seiner Bestellung zum Minister (im Feb. 2009 als deutscher Wirtschafts-, jetzt als
Verteidigungsminister) hat man sich – so scheint es - darauf geeinigt, "Karl-Theodor von
und zu Guttenberg" aus Gründen der Einfachheit nur "Karl-Theodor zu Guttenberg" zu
nennen. Dies wurde von allen Medien und auch trotz der manchmal etwas skurill doppelt
nebeneinanderstehenden „zus“ konsequent duchgehalten. Seit er wegen der
Kundusaffäre in Bedrängnis geraten ist, ist das zum Namen gehörige "zu" immer öfter
weggefallen und scheint nun völlig abhanden gekommen zu sein.
28. März 2010
Ich habe gesehen, dass es sogar ein Buch darüber gibt, was man im Kindergarten fürs
Leben lernen kann. Dort sind hehre Werte und grundsätzliche Verhaltensregeln
vermerkt. Das meine ich allerdings nicht, wenn ich sage, dass meine drei Jahre im
Kindergarten die wichtigste Lebensvorbereitung waren. Ich meine – und das ist nur der
Beginn einer fortsetzungswürdigen Sammlung – Dinge wie: Rapide und teils
unbegründete Änderungen werden nicht oder nicht ausreichend kundgetan, aber als
bereits lange und gut bekannte Wahrheit verkauft: Im Beispiel: Kind A zu Kind B:
`Morgen spiele ich mit Dir in der Ecke da drüben!` Am nächsten Tag sitzt Kind A mit
Kind C in der bezeichneten Ecke, tut als wäre nichts geschehen, lächelt und auch allen
anderen beteiligten Kindern scheint alles ganz normal.
27. März 2010
Wie ich am 6. Juni 2009 notiert habe, gibt es eine Buchhandlung im Brüsseler Zentrum,
deren Eingang folgender Spruch ziert: ‚Vorsichtig austariert am Rande eines Loches in
der Zeit’. Nun sehe ich heute ein Theater mit ebenderselben Widmung über dem
Eingang. Gehören die Etablissements zusammen?
26. März 2010
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Männer unter sich: A: Dein Kommentar während des (offiziellen geladenen) Essens
heute Mittag war wirklich gut! B: Nun, eigentlich war es kein Kommentar sondern
vielmehr ein Vorschlag, der nochdazu angenommen worden ist und zu einer erheblichen
zahl an (selbstverständlich positiven) Änderungen führen wird! A: Richtig! Jetzt, wo Du
es sagst, erinnere ich mich. Ein Geniestreich, gratuliere! Daneben war meine eigene
Bemerkung natürlich unbedeutend, ja nachgerade überflüssig. B: Aber nein, Dein
Beitrag was essentiell, ohne ihn wären wir nicht, wo wir jetzt sind!
25. März 2010
Wikipedia sagt uns, dass der Turm im Schach früher als Roch oder Roche bezeichnet
wurde, wobei der Begriff auf das persische Wort roch oder ruch zurückgeht, das
wiederum vom indischen Wort ratha für Streitwagen abgeleitet zu sein scheint. Daneben
wird manchmal auch ein etymologischer Zusammenhang mit dem Vogel Roch aus der
Sagenwelt diskutiert.
Die Darstellung des Turms resultiert aus Figuren, die einen Elefanten mit Turmaufsatz
zeigten (allerdings nahmen die Elefanten in der indischen Schachform den Platz des
heutigen Läufers ein).
Heute ist der Turm oder Roch die zweitstärkste Figur im Schachspiel. Aus diesem Grund
wurde der Turm beziehungsweise Roch gerne als Wappenfigur verwendet. Im
mittelalterlichen Schach war der Roch die stärkste Figur, weil der Fers noch nicht über
die Zugmöglichkeiten der Dame verfügte. Der Fers (auch Fersan oder Alferza) war die
Bezeichnung für eine im Schatrandsch, einer frühen Schachform, benutzte Schachfigur,
die später durch die heutige Dame ersetzt wurde.
Im Ausdruck Rochade findet sich der alte Name des Turms wieder.
21. - 24. März 2010
Die letzten Tage waren hektisch, auch wegen der Vorbereitungen zur gestrigen
Ausstellungseröffnung und Lesung. Der Abend gestern war dann aber sehr schön und
ich glaube, es hat den Leuten recht gut gefallen!
23. März 2010
Ausstellungseröffnung und Lesung!
20. März 2010
Ich war wieder einmal in Oostende und habe meiner Puppe mit der mehr und mehr
absplitternden Nase einen Besuch gezollt. Durch die vielen Schrammen schaut sie noch
trauriger aus als vor einigen Jahren.
19 März 2010
Briefe können sich stapeln, Post kann sich türmen; was machen E-Mails? Läuft einfach
nur das Postfach über?
18. März 2010
Übrigens finde ich mittlerweile, dass meine drei Jahre im Kindergarten die wichtigste
Lebensvorbereitung waren. Nichts, was ich heute Tag für Tag an menschlicher
Interaktion erlebe, das sich nicht schon dort einmal, zugegeben nicht ganz so subitil,
abgespielt hätte.
17. März 2010
201
Je älter der Mensch, umso eher ist er wie es scheint am Phänomen Baustelle
interessiert. Keine moderne Baustelle, an deren Umzäunung nicht der eine oder andere,
meist im Durchschitt ältere Mitbürger steht und schaut.
16. März 2010
Führen Smartphones und Blackberries zu verstärkter Hornhautbildung an den
Fingerkuppen?
15. März 2010
Ich finde das Video zu “Serious” von Richard Hawley sehr witzig.
14. März 2010
Bilder für eine Ausstellung auszusuchen und einzurahmen bringt einen dem eigenen
Bild näher. Man ist gezwungen, sich mit den Bildern sehr ganau auseinanderzusetzen,
auf die eine oder andere Art und Weise.
13. März 2010
Adam war der erste Entwurf für Eva. Jeanne Moreau
12. März 2010
Ich glaube fest daran, dass es Menschen gibt, die bei anderen, geistig ansonsten völlig
gesunden, schwere Anfälle von Tourette-Syndrom auslösen können.
11. März 2010
Großstadtlegende: angeblich hat es in Wien einen Medizinstudenten gegeben, der einen
menschlichen Oberschenkelknochen als Schalthebel im Auto montiert hat. Er ist
angeblich auch vom Medizinstudium ausgeschlossen worden, ob wegen Pietätlosigkeit
oder wegen Entwendens von Forschungsmaterial ist nicht ganz klar.
10. März 2010
Vernissage (Broken Muses) und Lesung (Margit Kuchler-D´Aiello liest aus ihrem Buch
Portrait eines Balkonsitzers) am 23. März in Brüssel!
9. März 2010
Das Neueste aus den Buchhandlungen in Wien: Ich suche eine Birografie des Grafen
Portemkin und finde nur eine von Anderas Hofer, Held und Rebell der Alpen, wie es im
Titel klingend heißt. Weiters scheint folgender Titel eine Verkaufsschlager zu sein: ‚Ich
dachte, ich wäre ein Panther – Die Geschichte einer Ente auf der Suche nach sich
selbst‘.
8. März 2010
Wien, Paßamt. Nach langem Warten ist man endlich an der Reihe, hebt gerade an, das
eigene Anliegen zu beschreiben nur um sofort wieder vom Klingeln des Amtstelefons
unterbrochen zu werden. Aus den brummenden Kommentaren des Fräuleins vom
Paßamt läßt sich schließen, dass sich der Anrufer anscheined nach den
Gepflogenheiten eines Paßantrags für ein Neugeborenes erkundigt. Das gelangweilte
Fräulein zeigt latent passiven Widerstand, indem sie die Frage auf die Ebene des
Theoretischen hievt und unwirsch leiert: Sie brauchen ein Paßbild, einen
Staatsbürgerschaftsnachweis, eine Geburtsurkunde und - vor allem - ein Baby.
7. März 2010
202
Es blühen immer Blumen für die, die sie sehen wollen. Henri Matisse.
6. März 2010
Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare
Tapeten und Bilder die Wände bedecken. Hermann Hesse.
4. März 2010
Jetzt geht zwar die Tastatur wieder und auch das M ist gerettet, dafür ist das Mauspad
nicht mehr einsatzfähig.
3. März 2010
Ich habe Wasser über meine Computertastatur geschüttet. Unabsichtlich. Beim
Trocknen ist mir das M abhanden gekommen. Die Taste. Ärgerlich!
2. März 2010
Probleme sind etwas von vorgestern. Gestern hatten wir Herausforderungen. Heute ,
nun, heute gibt es lediglich noch Opportunitäten, Gelegenheiten also. Alles, selbst die
herausforderndste, die problematischste Situation ist so zu einer meist inhärent guten
Gelegenheit geworden. Im Orwellschen Neusprech würde so etwas wahrscheinlich
sogar als Paradigmenwechsel angesehen werden. Aber das wäre dann schon fast ein
Gedankenverbrechen.
1. März 2010
Ich habe heute gelernt, dass bewußtes Verhalten aus folgenden sechs Phasen besteht:
'Beobachten, Orientieren, Planen, Lernen, Entscheiden, Handeln'
27. Februar 2010
Warum ist der Film Up In The Air für 6 Oscars nominiert?
26. Februar 2010
Bis vor kurzem habe ich täglich zwischen drei und fünf Werbemails erhalten, die mir zum
Ankauf von Viagra geraten haben. Seit einigen Tagen hat sich das insofern verändert,
als mir nun Valium angepriesen wird. Was wollen mir die Spammer damit eigentlich
mitteilen?
25. Februar 2010
Nachdem ich in der letzten Dekade ja an zahllosen Besprechungen teilgenommen habe,
kann ich meine wesentlichen Erkenntnisse kurz zusammenfassen: Männer reden gerne
mit Männern. Ooder auf diese ein - das ist Anssichtssache. Dabei ist der eigentliche
Inhalt des Diskurses nebensächlich, allein das Adressieren des jeweiligen
Geschlechtsgenossen gibt ihnen wie es scheint Zuversicht, Bestätigung und
Selbstvertrauen. Was auch auffällig ist: Männer neigen in dieser Situation auch dazu,
ihre Ausführungen mehrfach wortreich zu wiederholen.
24. Februar 2010
Das Französische kennt 8 Ausdrücke für Suppe: Bouillon, Consommé, Crème, Bisque,
Potage, Soupe, Potée und Verlouté.
23. Februar 2010
Was ich zu erwähnen vergessen habe: Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem
über die neuesten Forschungserkenntnisse der Gehirnforschung berichtet wurde.
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Demnach ist das Vergessen - entgegen der bisherigen Meinung - ein aktiver Prozess
des Gehirns, der relativ aufwendig ist.
22. Februar 2010
Von wegen Gleichberechtigung: Ein 15cm langer Kratzer auf einem Auto, das bisher von
einem Mann gefahren wurde, wird vom Gutachter als minimaler, durch Politur
behebbarer Schaden gekennzeichnet. Drei kaum erkennbare Punkte auf einem bisher
von einer Frau gefahrenen Wagen werden demgegenüber als schwerer Schaden
bezeichnet.
21. Februar 2010
So nun wissen wir es, Tiger Woods hat sich angeblich entschuldigt. Man kann auch
wortreich schweigen und dabei sein Publikum langweilen. Übrigens hätte diese
Entschuldigung zu fast allem gepasst, was er nämlich genau auf dem Gewissen hat,
blieb eher im Dunklen.
20. Februar 2010
Vernissage der Fotocollagen von Bernadette Reginster. Interessant!
19. Februar 2010
Der Text beziehngsweise das Lied Puttin' on the Ritz hat ein sehr ungewöhnliches
Versmaß und wird laut Wikipedia von Musikwissenschaftlern als „komplex und
provokant“ beschrieben. Es hat die Form von AABA mit einem Vers. Kennzeichnend
sind angeblich in den A-Teilen, dass die rythmische Auflösung erst mit einiger
Verzögerung vorgenommen wird, was auch durch den Tecxtunterstrichen wird. Der
marschähnliche B-Teil dient als Kontrast dazu.
18. Februar 2010
Ein Reisebüro, über das ich kürzlich gestolpert bin, bietet Pauschalreise nach Saudi
Arabien an, wobei für Damen eine Burka im Reisepreis inklusive ist. Sie wird kurz vor
derAnkunft noch im Flugzeug ausgeteilt.
17. Februar 2010
Manche Tagebücher, insbesondere wenn sie von einem Sohn oder einer Tochter der
verstorbenen Berühmtheit editiert und als Buch herausgegeben worden sind, können
nur als moderates Mittel gegen Schlaflosigkeit angesehen werden.
16. Februar 2010
Buchbeschreibungen, die einen ratlos zurücklassen: ‘In jedem Holländer steckt ein
Finne.‘
15. Februar 2010
In letzter Zeit sind sehr eigenwillige Buchtitel modern: ‚Nur ich sag ich zu mir‘ von Ellis
Kaut (Pumucklautorin)
14. Februar 2010
Die Wirtschaftskrise treibt gar sonderbare Blüten, wie diesen Rap zwischen Keynes und
Hayek. Angeblich wird der Rap bereits an Universitäten verwendet, um die Tehorien von
Keynes und Hayek verständlich –oder unterhaltsam - darzustellen.
12. Februar 2010
204
Immer noch krank.
11. Februar 2010
Für all jene, die sich um das Schicksal des Perlhuhns (siehe 16. Dezember 2009 und
fortfolgende Tage) sorgen: mittlerweile stinkt es nicht mehr und hat sich von der eisigen
Terrasse ins warme Innere gemausert.
10. Februar 2010
Warum glauben manche Menschen, dass, wenn sie einem ihr altes, gelesenes
Exemplar des ‚Economist‘ aushändigen, man vor Freude und Dankbarkeit kaum noch an
sich halten können soll?
9. Februar 2010
Der amerikanische Fotograf Leonard Freud sagt, je mehrdeutiger ein Foto ist, desto
besser.
5. – 8. Februar 2010
Eine Angina zu haben ist schlimm genug, aber dann auch noch am Wochenende einen
Arzt aufzutreiben, der Antibiotika verschreiben kann, ist eine wahre Herausforderung.
Nun, eine an sich nicht unnette Apothekerin hat mich also zu einer Adresse eines
Wochenenddienstes in der Innenstadt geschickt, die sich als Adresse eines Brüsseler
Innenstadtspittals entpuppt hat. Es war natürlich geschlossen. Justament als ich an der
Glocke am Haupteingang läuten wollte, sagt eine Dame im Vorbeigehen, dass das ihrer
Erfahrung nach überhaupt nichts bringt und man stattdessen über die Garage des
Spittals ins Innere vordringen müsse. Ich folge ihr also durch eine finstere Garage ine
einen Lift, der aber leider nicht im Erdgeschoss anhält. Der Halteknopf für ‚Erdgeschoss‘
ist unbedienbar. Im 5. Stock steigt sie aus und verschwindet in der geriatrischen
Abteilung. Ein junger Mann mit enorm gewschwollener Backe steigt dort zu und versucht
sich – vergeblich - ebenfalls am Erdgeschosshalteknopf. Gemeinsam steigen wir jeweils
in der vierten, dritten und zweiten Etage aus, wandern durch verlassene, teilweise
unbeleuchtete Gänge, Baustellen, stoßen an verschlossene Türen mit merkwürdigen,
vor diversen Gefahren warnenden Aufklebern und finden schlußendlich einen anderen
Aufzug, der uns im Erdgeschoss ausspuckt. Dort ist es nicht minder gruselig. Die Halle
ist kaum beleuchtet, alle Geschäfte sind geschlossen und der Informationsschalter ist
selbstverständlich unbemannt. Unvermutet kommt uns ein junger Mann entgegen und
fragt hoffnungsvoll, ob wir auch den Ausgang suchen würden, er irre schon seit einiger
Zeit umher. Wir verneinen und geben zu verstehen, dass wir jeweils auf der Suche nach
einem Arzt wegen einer Schwellung an der Backe und im Hals seien, dass wir ihm aber
helfen könnten, da es ja noch immer den Ausgang über die Garage gäbe...
Die Moral von der Geschichte: Ich hätte einfach nur anläuten müssen. Die Glocke am
Haupteingang war der direkte Zugang zu einem überaus freundlichen
Wochenendservice, samt kompetenter Schwester und Ärztin, die mich sofort untersucht
und alsbald mit Rezept und dem Wunsch baldiger Genesung entlassen hat.
4. Februar 2010
Zeichen von Überforderung? Antwort eines gestressten Menschen auf eine simple
Frage: ‚Was ich damit meine? Ich habe das geschrieben, also muss ich mir damals
etwas gedacht haben’
3. Februar 2010
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Manipulation oder sympathische Umschreibung von ‚ich will’?
Wenn Du einen Kuchen nimmst, nehme ich auch einen!
2. Februar 2010
In den Kantinen von gestern werden die Gerichte von vorgestern mit Namen von heute
versehen, ohne dass sich auch nur das Geringste verändert hätte. Zum Beispiel heißt
nun ein kohlehydratreicher, sonst aber weitgehend geschmackfreier ordinärer
Linseneintopf mit zerkochtem Reis auf einmal Linsencurry auf Basmatireis.
1. Februar 2010
Die Schaufensterpuppenseite steht nun überarbeitet und mit neuen Bildern bereit!
31. Jänner 2010
Der Brüsseler Flohmarkt war heute schöner als sonst, vielleicht wegen der Kälte und der
Wintersonne, oder weil es viele, schön arrangierte Waren gegeben hat.
30. Jänner 2010
Nach einiger Zeit bin ich wieder einmal über eine sehr ausführliche Beschreibung zum
Thema richtiges Händewaschen gestolpert. Man rät zu folgender Routine:
1. Machen Sie Ihre Hände mit Wasser nass.
2. Geben Sie 3 bis 4 ml flüssige Seife in Ihre Hände.
3. Seifen Sie Ihre Hände mittels Reibebewegung für die Dauer von 30 Sekunden ein und
achten Sie dabei darauf, dass auch wirklich alle Stellen an Händen und Fingern
umfassend eingeseift werden.
4. Spülen Sie Ihre Hände und trocknen Sie sie mit einem Papierhandtuch ab.
5. Drehen Sie den Wasserhahn mit dem Papierhandtuch zu, um eine erneute
Verschmutzung Ihrer Hände zu vermeiden.
Als ware das alles nicht schon kompliziert genug - ich möchte nur an die logistische
Herausforderung Wasser, Flüssigseife und Papierhandtuch erinnern - so kommt die
beste Anweisung erst noch danach: ‘Vermeiden Sie es während des Tages Ihr Gesicht
mit den Händen zu berühren!’ In Zukunft also nur noch nachts...
29. Jänner 2010
Ein sehr inspirierendes Video eines neuen EU-Kommissars!
28. Jänner 2010
Jetzt ist es offiziell, der Himmel ist nicht nur auf Erden, sondern in Belgien! Eine
belgische Schokolademanufaktur rühmt sich auf der Verpackung ihrer Schokolade mit
folgendem Satz: ‚Schokolade, die im Himmel gemacht wurde.‘ Ein paar Zeilen darunter
steht auch ‘Hergestellt in Belgien’.
27. Jänner 2010
Giorgio Armani soll gesagt haben ‚Man sollte sich nicht für den Job kleiden, den man
hat, sondern für den, den man will.‘ Die letzten Tage über habe ich etwa so ausgesehen,
wie auf diesem Bild. Nun ja, das ist natürlich übertrieben. Trotzdem hat man sich
natürlich frei nach dem Motto ‚Eine dezent gekleidete Frau ist wie eine Perle in ihrer
Muschel‘ zu bewegen.
23. – 26. Jänner 2010
72 Stunden in Teheran. Wie so oft habe ich auch im Iran wieder einmal Schwierigkeiten
mit meinem Namen gehabt. Es hat schon damit begonnen, dass ich überall unter dem
206
Namen Brandi registriert war, was an sich zwar nicht so gut wie Brando aber dann auch
wieder nicht so schlecht war. Leicht ungehalten bin ich geworden, als mich eine Dame,
die den Zugang zum Hotelfrühstückraum kontrolliert hat, unsanft gefragt hat, wo denn
mein Mann sei, Herr Margit Brandi. Die Bemerkung, es müsse sich wohl um ein
Mißverständnis handeln und ich sei wohl als Mr. statt als Mrs. registriert, ist an ihr
abgeprallt. Stattdessen hat sie am Computer eine eingescannte Kopie meines
Reisepasses aufgerufen, auf das Bild gedeutet und gesagt: Das sind nicht Sie, das ist
Ihr Mann!.
Auch kurz bevor ich das Land dann wieder verlassen habe, sind mir noch die netten
Worte ‚Thank you Sir‘ mitgegeben worden.
Ich nehme an, dass unter der gegenwärtigen Kopftuchpflicht im Iran die ortsansässige
Friseurlobby relativ schwach ist. Das würde auch folgenden Wortwechsel erklären: Ich
rufe die Hotelrezeption an und frage höflich nach einem Haarfön. Die Stimme am
anderen Ende sagt sehr barsch: ‚Nur für Männer‘ und legt auf.
Der überdachte Basar in Teheran ist mit 10 Kilometern Ausdehnung angeblich der
größte seiner Art auf der Welt. Interessanterweise hat er sich als Paradies für männliche
Schaufensterpuppen herausgestellt! Obwohl ich eigentlich ja nicht auffallen wollte, habe
ich dann natürlich doch die Kamera hervorgekramt und einige Bilder gemacht. Das ist
natürlich nicht unbemerkt geblieben und hat mich in ein paar ganz nette Unterhaltungen
mit den ortsansässigen Geschäftsinhabern verwickelt. Nebst derobligaten Frage nach
dem Warum des Schaufensterpuppenfotografierens war auch das Moralverhalten
westlicher Frauen von großem Interesse. Etwas voreilig habe ich sowohl bei der Frage,
ob ich einen Ehemann hätte, als auch bei der, ob ich einen Freund hätte, genickt. Es
war eher schwierig, das dadurch entstandene Bild wieder geradezurücken, nachdem
dann vor allem interessiert hat, ob der Ehemann nicht ob des Freundes eifersüchtig sei.
Was auch noch von Interesse sein dürfte: Meine Webseite www.brokenmuses.com war
vom Iran aus leider nicht zugänglich.
22. Jänner 2010
Spruch auf einer Postkarte: Gefühle sind unvernünftig. Das zeichnet sie aus. (N. Stoffel)
21. Jänner 2010
Oskar (das Skelett) ist wieder unbemerkt quer durch die Stadt gereist und gut zu Hause
angekommen.
20. Jänner 2010
Der Oskar ist ein dankbares Fotomodell. Nach der anstrengenden Session gestern hat
er heute wieder sehr manierlich posiert! Morgen muss ich ihn leider wieder zurückgeben.
19. Jänner 2010
Brüssel ist liberal und das fasziniert und hält mich hier. Man könnte statt Liberalität auch
Wurstigkeit sagen, wollte man sehr kritisch sein, das käme wohl aufs selbe hinaus. Wie
auch immer. Was passiert ist, war nicht viel. Und doch. Ich habe mir nach langem
Lobbying – aber das ist eine andere Geschichte – ein Skelett ausborgen können. Es ist
aus echten Knochen. Ein Mann. Die Besitzerin nennt ihn Oskar. Der Oskar ist dann also
am Beifahrersitz sitzend mit mir quer durch Brüssel nach Hause ins Studio gefahren.
Und keiner, wirklich niemand, hat ein Auge aufgerissen! Das lobe ich mir!
18.Jänner 2010
Es scheint, dass ich auch in diesem Jahr wenig Glück mit der korrekten Wiedergabe
meines Namens habe. Heute habe ich gelesen, ich hieße Dr. Branol, was mich stark an
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den ersten und mir am stärksten in Erinnerung gebliebenen Fehler erinnert; damals, vor
Jahren, hat mich ein der Inhaber eines italienischen Fotolabors mit einem
entwaffnenden Lächeln Signora Brando genannt!
Kommentar von William: Du solltest ernsthaft darüber nachdenken, Deinen Namen auf
Schmidt oder Smith zu ändern!
17. Jänner 2010
Aus der Sammlung der nicht ganz so schlimmen Beleidigungen: ‚Oh, ich habe Dich gar
nicht erkannt. Du bist blonder als zuletzt!‘
16. Jänner 2010
Mein Name ist wieder einmal falsch geschrieben worden. Diesmal habe ich auf einer
Hotelreservierung ‚Brendl‘ geheißen. Netterweise war der Spruch des Tages an der
Hotelrezeption: ‚Falsch und falsch ergibt zusammen leider kein Richtig, aber immerhin
eine gute Ausrede!‘ (Thomas Szasz)
15. Jänner 2010
Ausgangssituation: Zwei Bettler, Vater und kleiner Sohn, sitzen am Trottoir und sehen
de Vorübereilenden sehnsüchtig an.
Was dann geschieht: Eine ältere Frau drückt beiden resolut und in kürzester Zeit jeweils
einen knallgrünen Apfel in die Hand.
Danach: Beide, Vater und Sohn, schauen drein wie die sprichwörtlichen Autobusse.
14. Jänner 2010
Auf der Verpackungsschachtel eines bekannten Herstellers von Boxen für
Stereoanlagen habe ich folgenden Werbespruch gelesen: ‚Verführt vom Design und
umgeben vom Klang’. Klingt nach viel Lärm.
13. Jänner 2010
Unlängst habe ich ein Mädchen mit einer Umhängetasche mit folgendem interessanten
Aufdruck gesehen: ‚Generation MTV – offizieller Sponsor von Freundschaften’
12. Jänner 2010
Apropos Äthiopien: Viele Schulen dort haben ihr eigenes Motto. Besonders gefallen
haben mir: ‚Ignoranz ist die schlimmste Form der Dunkelheit’ und ‚Wissen kann Dir
niemand mehr nehmen’.
11. Jänner 2010
Endlich sind die Äthiopienbilder auch online!
10. Jänner 2010
Und wieder Kaffee. Eine sehr amüsante Darstellung zu den 15 Dingen, die man über
Kaffee wissen sollte, findet sich hier (leider nur auf Englisch). Sehr skurril auch die
Kunstwerke von Karen Eland, die mit Kaffee malt und so berühmte alte Kunstwerke
nachmalt. Es würde mich ja interessieren, wie lange diese Werke noch nach Kaffee
riechen! Auch sehr interessant: Eine Mona Lisa, die aus 3.604 gefüllten Kaffeebechern
besteht, wobei die Abstufung und Schattierung durch die verschiedenen Brauntöne des
Kaffees entsteht.
9. Jänner 2010
208
Wieder einmal eine Geschichte rund um Nespresso. Der neueste Werbespot ist ja
wirklich gelungen, das muss man Nespresso neidlos zugestehen. Was aus der
Kurzzfassung nicht so hervorgeht, man aber aus der Langfassung meiner Meinung nach
durchaus ableiten kann, ist, dass Nespresso nichts Himmlisches ist, denn andernfalls
wären Maschine und Tabs dort bereits verfügbar :-)
8. Jänner 2010
Elvis lebt. Das Brüsseler Manneken Pis war heute anlässlich des heutigen Geburtstags
von Elvis (8.1.1935) als Elvis gekleidet. Leider war ich 30 min zu spät dran und es war
bereits wieder nackt...
7. Jänner 2010
Den Tag mit einer Zugreise um 6:54 zu beginnen ist an sich schon unangenehm genug.
Besonders unangenehm aber wird es dann, wenn eine metallische Stimme ohne einen
Deut des Bedauerns um 6:53 bekannt gibt, dass der Zug ausfallen wird, natürlich ohne
Benennung irgendwelcher Gründe und zudem die generelle Öffnungszeit aller im und
um den Bahnhof gelegenen Cafés 8 Uhr 30 ist.
6. Jänner 2010
In Amsterdam gibt es ein kleines Brillenmuseum, in dem an die tausend Brillen der
unterschiedlichsten Epochen ausgestellt sind, unter anderem auch Monokel. Monokel
sind, so die Ausführungen im Museum, ursprünglich als Vergrößerungsgläser verwendet
worden und ‚als spielerisches Element, um Distanz herzustellen’. Weiters, so der
Begleittext, waren sie, als es Mode wurde, sie in einem Auge festgeklemmt zuhalten, ein
‚bevorzugtes Accessoire für Exzentriker’,
5. Jänner 2010
Der neueste Trend bei T-Shirtaufdrucken in Amsterdam ist ‚I am Sterdam’. Auch in
Amsterdam entdeckt: Eine Spardose mit Obamas Konterfei mit dem großen Aufdruck
‚Change’ (Wechselgeld). Auch interessant ein Modegeschäft namens UN, wobei UN hier
für ‚United Nudes’ (vereinigte Nackte) steht.
4. Jänner 2010
Die Zeitung rät dazu, immer über mehr Wissen zu verfügen, als man zeigt.
3. Jänner 2010
Georg Diez fragt in der Süddeutschen Zeitung: Wenn so viel passiert, warum ereignet
sich so wenig?
1. Jänner 2010
Broken Muses wünscht ein Gutes Neues Jahr 2010!
31. Dezember 2009
Wenn ein Restaurant mit dem Slogan ‘Die Geduld ist eine Schwester der Klugheit’ wirbt,
verheißt das nichts Gutes…
29. Dezember 2009
Neue Buchtitel, die mich zusammenziehen: ‘Die Kunst des Gedankenlesens’, ‘111
Gründe, ein Spießer zu sein’ und ‘ich bin nun mal dick’.
28. Dezember 2009
209
Ich hätte beinahe eine Mundl-Box gekauft und all das nur wegen dem gratis
beigepackten Rippflanellunterleiberl mit dem Spruch: Mei Bier is net deppat!
27. Dezember 2009
Zitate wahre Freunde: ‚… und wenn Du mich in Amerika besuchen kommst, komm an
einem Dienstag. Dienstagabend ist gut, Dienstagabend habe ich Zeit!’
26. Dezember 2009
Familiengeschichten. Weihnachtsessen. Die allseits unbeliebte, langjährige Freundin
des verstorbenen Großvaters - vulgo: die Hexe - sitzt am Nebentisch und wird aus
diversen Augenwinkeln kritisch beäugt. Nach einiger Zeit grüsst sie und geht. Man geht
nach einer Weile auch und stellt dabei fest, dass einer der guten familieneigenen Mäntel
von der Garderobe verschwunden und gegen einen schäbigen, abgetragenen Mantel
ersetzt worden ist. Der Verdacht wird zur Gewissheit, es kann nur, ja es muss geradezu
die Hexe gewesen sein. Da sie kein Telefon hat, wird sie aufgesucht und milde aber
bestimmt zur Rede gestellt. Sie schleppt, ihre Unschuld beteuernd alle im Laufe eines
langen Lebens erworbene Mäntel auf die Strasse. Die Familie zieht unverrichteter Dinge
ab. Der unbekannte Mantel wird ins Lokal zurückgebracht. Man tauscht Geschichten
über vertauschte Schirme und Hüte aus. Der eifrigste Erzähler steigert sich hinein, ist
erbost, gibt Geschichten über letzte, übriggebliebene Hüte und Schirme zur Sperrstunde
preis. Kurz später will auch er gehen, findet seinen Mantel nicht. Der ist im Lokal
zurückgeblieben…
24. und 25. Dezember 2009
Frohe Weihnachten!
23. Dezember 2009
Fahrt nach Österreich. Alle 20 Minuten wurde im Radio die Nachricht des Tages
eingespielt, Schumacher kehrt in die Formel 1 zurück. Als hätten wir weltweit keine
anderen Sorgen. Immer wieder interessant sind die Unterschiede zwischen Deutschland
und Österreich. In Deutschland darf man oft so schnell fahren, wie man möchte, dafür
gibt es ab und zu Autobahnkirchen. In Österreich wird anders vorgegangen. Man hat
den direkteren Weg gewählt und Plakate aufgestellt, bei denen das Wort ‚Tod’ mit einem
Sicherheitsgurt durchgestrichen ist.
22. Dezember 2009
Es taut. Das Perlhuhn ist wieder sichtbar.
21. Dezember 2009
Immer wieder bin ich fasziniert von Nachrichten, die man von sogenannten Social
Networking Sites erhält. XYZ hat angegeben, dass Sie mit ihm/ihr befreundet sind. Wow!
Wie im Kindergarten. Dort war es allerdings unmittelbar und man wurde noch direkt
gefragt, ob man XYZs Freund sein möchte oder nicht.
20. Dezember 2009
Heute Morgen hat noch die Perlhuhnschnabelspitze hervorgelugt, mittlerweile ist das
Perlhuhn vollständig unter einer Schneedecke begraben. Ein Schneehügel erinnert vage
an seine Form und Größe.
19. Dezember 2009
210
Es hat tagsüber nur minus 7 Grad gehabt und im Weihnachtsstress rutschen die Autos
über eisige Strassen. Sogar die Schoßhündchen sind bekleidet. Ich habe eines im
Piratendress mit Jolly Roger Aufdruck gesehen. Gruselig.
18. Dezember 2009
Das Perlhuhn stank und musste daher auf die Terrasse ausweichen. Jetzt ist es
eingeschneit. Was dem Perlhuhn an sich ja selten passiert, nehme ich einmal an, zumal
es ja eher in warmen Regionen beheimatet ist. Schnee in Brüssel ist auch eine
Seltenheit, vor allem gleich 10 Zentimeter und Schnee, der liegenbliebt!
17. Dezember 2009
In der Zeitung war ein Transparent eines Demonstranten beim Kopenhagener
Klimagipfel abgebildet. Der Spruch darauf war in seiner Schlichtheit genial: There is no
planet B – Es gibt keinen Planeten B.
16. Dezember 2009
Ich habe ein Perlhuhn geschenkt bekommen. Es handelt sich um ein Helmperlhuhn,
nicht zu verwechseln mit dem Weißbrust-Perlhuhn oder gar dem KräuselhaubenPerlhuhn! Nein, es ist nicht echt, es ist aus Terrakotta. Es beschäftigt mich aber, zumal
es etwa lebensgroß ist und bei enormem Körper nur auf einen sehr kleinen Kopf kommt.
Wikipedia lässt uns wissen, dass man von mehreren Perlhuhnarten weiß, dass sie Affen
folgen, um die von ihnen fallen gelassene Nahrungsreste zu vertilgen. Helmperlhühner
halten sich hierbei oft an Paviangruppen. Auch interessant ist, dass Perlhuhnpaare
‚saisonal monogam’ leben.
Was auch interessant ist, ist das 1.500 Menschen zählende und bedrohte Volk der Karo
in Süd-Äthiopien. Die männlichen Karo schminken und bemalen sich anlässlich lokaler
Feste oder Tänze etwa mit weißen Punkten als Perlhuhn oder gelb als Leopard, wobei
das Schminken Tage dauern kann. Man kann durchaus nachvollziehen, dass ein Volk
als bedroht gilt, bei dem sich die Männer als Perlhühner verkleiden…
14. Dezember 2009
Karl Lagerfeld hat kürzlich in einem Interview gesagt, er hätte das perfekte Photo noch
nicht aufgenommen. Geht mir genauso.
13. Dezember 2009
Ich vergesse immer wieder, wie viele Galerien es in Brüssel gibt und wie viele kleine,
unbeachtete, aber sehr nette Details die Stadt als ganzes hat.
12. Dezember 2009
Sehr schöner T-Shirtaufdruck, sehr belgisch: Abhängig von belgischer Schokolade. Ich
habe heute auch eine sehr interessante, geheimnisvolle Muse gesehen; vielleicht lässt
sich diese Schaufensterpuppe sogar in meine nächste Ausstellung einbauen!
11. Dezember 2009
Mir gefällt ja an sich die Kreativität des Ansatzes sehr, eine Anleitung zu schreiben, wie
man sich die Hände richtig wäscht. Das hat Potential! Interessant, dass daran erinnert
wird, sich beim Händewaschen die Hände nass zu machen.
10. Dezember 2009
Ich habe wieder einmal einige T-Shirtsprüche notiert. Einer war einfach und lautetet
‘Nobel’, ein anderer ‘Mr. Zero’. Sehr unterschiedliche Ansätze, wenn man darüber
211
nachdenkt. Ein stolz präsentiertes ’Pyromane’ und ein ‘In dem Fall möchte ich lieber
tanzen’ waren auch ein schönes Sprüchepaar, obwohl sich die jeweiligen T-Shirtbesitzer
wohl nie über den Weg laufen werden.
9. Dezember 2009
Ein fast surrealer Dialog: Ich: Grüß Gott, wir sind hier für eine Besprechung mit Herrn X
und Frau Y, mein Name ist Brandl. Mein Gegenüber: Genau. Ich, leicht verstört: Ja. Und
Sie waren? Gegenüber: Genau. Ich: Und Ihr Name war? Antwort: Genau. Frau Y ist
krank. Herr X taucht auf und sagt: Wie Ihnen Herr Genau ja schon gesagt hat, ist Frau Y
krank…
8. Dezember 2009
Wer hat eigentlich die Idee gehabt, in Streifen geschnittene Karotten als Snack bei
Empfängen anzubieten? Man isst und glaubt, gegessen zu haben und spuckt trotzdem
mehr oder weniger und es ist einem je nach Gegenüber entweder eher peinlich oder
eher recht.
7. Dezember 2009
Die Wirklichkeit hat mich wieder; ich habe meinen Namen heute als Frau Brendel
geschrieben gesehen… Was bleibt mir da noch übrig zu sagen?
Vielleicht etwas zur Ironie des Schicksals: ich schleppe kiloweise äthiopischen Kaffee
mit nach Europa, davon verschiedene Sorten für meine Eltern. Und was haben meine
Lieben in der Zwischenzeit gemacht? Sich eine Nespressomaschine für Kapselkaffee
gekauft…
Kommentar: Wir bereuen es eh zutiefst, der Werbung erlegen zu sein! Bussi Ma&Pa
6. Dezember 2009
Ich hab so viele Eindrücke aus Äthiopien mitgenommen, so viele Bilder. Besonders in
Erinnerung ist mir ein kurzer Austausch hinsichtlich meiner Frage, wo sich das
Stadtzentrum befinde. Ich wollte ein hier hinaus und dann links hören oder ein vages
Deuten in eine Richtung sehen, Stattdessen war ich mit der simplen, aber durchaus
interessanten und nicht im Mindesten zynischen Gegenfrage ‚Was bedeutet
Stadtzentrum?’ konfrontiert. Eine gute Frage. Für ein paar Momente musste ich
nachdenken, bevor ich dann völlig unoriginell
‚Strassen, Häuser, Geschäfte’
hervorgebracht habe. Beim Wort ‚Geschäfte’ hat sich das Gesicht meines Gegenübers
auf einmal aufgehellt und er hat bedeutungsschwer ‚Ah, Geschäfte!’ wiederholt und
dann sehr bestimmt in eine Richtung gedeutet.
5. Dezember 2009
Ich bin wieder in Brüssel und habe eine ganz schlimme Verkühlung. Wer hätte sich
gedacht, dass man sich in Afrika verkühlen kann? Hat es nicht geheißen, dass es dort
immer heiß ist?
Was ich definitiv vermissen werde ist ein Wort, das mir in Äthiopien sehr ans Herz
gewachsen ist: Ischi. Ischi wird sehr oft verwendet, meist wie ein Seufzer gehaucht und
kann vieles heißen. So etwa: ja; ok; ich verstehe; stimmt; sehe ich auch so; schauen wir
einmal; schauen wir einmal, was sich machen lässt; ich werde tun, was in meiner Macht
steht; vielleicht glaubst du jetzt, dass ich tue, was in meiner Macht steht, darin täuscht
du dich aber ordentlich; nein; nicht wirklich; na ja; vielleicht; eventuell. Ischi ähnelt somit
dem österreichischen ‚eh’, ist aber noch mächtiger. Ein schönes Wort!
4. Dezember 2009
212
Mein letzter Tag in Addis und so viel ist noch zu tun. Die letzten Bilder wollen fotografiert
werden, die letzten Filme zum Entwickeln gebracht, die letzten Mitbringsel gekauft
werden. Gerade als mir alles ein wenig zu stressig wurde habe ich einen Burschen mit
dem schönen T-Shirtspruch: ‚Too blessed to be stressed’ (zu sehr vom Glück verwöhnt
um gestresst zu sein) gesehen.
3. Dezember 2009
Etwa anderthalb Fahrtstunden außerhalb von Dire Dawa hat man vor ein paar Jahren
7000 Jahre alte Höhlenmalereien entdeckt. Auf den ersten Blick ist man einmal
enttäuscht. Zwei, drei blasse Bilder und das soll die lange Fahrt über schlechte Strassen
wert gewesen sein? Je länger man aber vor der Höhlenwand steht, desto mehr sieht
man. Am Ende sind es hunderte verblasste aber doch sichtbare Darstellungen!
Dire Dawa sebst ist eine große Stadt, die aber erst hundert Jahre alt ist. Ursprünglich
hätte die Addis Abeba - Djibuti-Eisenbahnlinie über Harar geführt werden sollen. Das
war dann aber ob der abgelegenen Lage von Harar in den Bergen budgetär unmöglich
und so hat man beschossen, einen Zwischenbahnhof im damals noch kleinen Dire
Dawa zu bauen. Was dort für mich am interessantesten war, war definitiv der Bahnhof
und das Bahnhofsgelände, auf dem viele alte, ausrangierte Wagons und Loks stehen.
Sehr pittoresk! Ein gefundenes Fressen für Bilder des Unbeachteten, Weggelegten!
2. Dezember 2009
Von Dire Dawa aus fährt man etwa eine Stunde nach Harar, der nach Mekka, Medina
und Jerusalem viertwichtigsten muslimischen Stadt. Harar hat einen intakten, von einer
Mauer umgebenen Stadtkern, der mich an viele Städte im Jemen erinnert hat. Die 89
Moscheen der Stadt sind oft winzig und in Innenhöfen von Wohnhäusern verborgen.
Wasser ist ein rares Gut und das Leben in der Stadt scheint sich großteils im kampf für
genug Trink- und Brauchwasser abzuspielen.
1. Dezember 2009
Äthiopien folgt dem julianischen Kalender und wirbt mit 13 Monaten Sonnenschein.
Nachdem es auch die letzten beiden Tage immer wieder leicht geregnet hat, es
ansonsten auch eher bedeckt war und im Juli und August zwei Monate lang Regenzeit
herrscht, wage ich diese kühne Behauptung in Frage zu stellen.
Zugegebenermaßen war es einfacher, nach Dire Dawa zu fliegen, als wieder 550
Kilometer mit dem Auto zu fahren. Trotzdem entgeht einem auch vieles, irgendwie das
Reisen an sich. Wie auch immer, auf den ersten Blick wirkt Dire Dawa, die zweitgrößte
Stadt Äthiopiens nach Addis und Sprungbrett nach Harar, sehr sauber und aufgeräumt.
30. November 2009
Heute war ein Tag an dem ich zu den vielen Schuhputzern, die hier in den Straßen ihre
Dienst anbieten, endlich nicht mehr nein sagen wollte. Also habe ich mich schweren
Herzens mit furchtbar dreckigen Schuhen ins Auto gesetzt und bin gen Zentrum
gefahren. Nachdem anscheinend alle Schuhputzer frei hatten, bin ich auch wieder mit
schmutzigen Schuhen zurückgefahren. Dafür sind mir einige schöne angeknackste und
gebrochene Musen untergekommen.
Traditionelle äthiopische Restaurants haben oft Stroh am Boden liegen und eine Ecke,
in der die Kaffeezeremonie stattfinden kann. In dieser Ecke finden sich meist auch
diverse kleine Tiere wie Hasen und Hühner. Das Essen dort ist also recht frisch und
meist noch mobil. Was zwar logisch erscheint. einen aber doch ein wenig irritiert ist,
dass sich die Zahl der im Restaurant umherstreunendenden Tiere nach unten verändert,
je mehr Essen an Nachbartischen serviert wird.
213
29. November 2009
Die Rückfahrt von Lalibela bzw. Dessie - wo wir gestern spät abends durch missliche
Umstände in einer wasserlosen 2 Euro-Absteige gelandet sind - nach Addis hat, obwohl
nur 400km lang, unglaubliche 10 Stunden gedauert. Die Straßenbauarbeiten scheinen
relativ irrational geplant und durchgeführt zu werden. Im wesentlichen werden Straßen,
die noch in recht gutem Zustand sind und eventuell eine neue Asphaltschicht vertragen
würden, einfach weggerissen und zunächst einmal durch Schotter ersetzt. Das passiert
allerdings nicht kilometerweise in der Abfolge: Wegreißen - Schotter - neuer Belag,
sondern im Wegreißen von etwa 500 bis 1000 Metern Strasse, Errichten einer
Schotterumfahrung, dem erzwungenen Wiederauffahren auf die nicht ganz so schlechte
noch nicht weggerissene Strasse, die aber unter dem Gewischt der vielen SchotterLKWs leidet und immense Schlaglöcher aufweist und mündet ins Abfahren nach ca.
500-1000 Metern auf die Schotterumfahrung des nächsten bereits abgerissenen Stücks.
Die Entfernungen variieren manchmal, das Muster bleibt aber. Klarerweise wird ob der
schieren Anzahl nicht auf allen Baustellen gleichzeitig gearbeitet. Was zudem beliebt ist,
ist das Lochschnitzen in schöne Strassen. Da es keinerlei Wegweiser oder
Hinweisschilder gibt (auch in der Hauptstadt nicht), treffen einen solche Abgründe immer
sehr überraschend. Meist sind sie um die Spannung zu steigern hinter Kuppen oder
Kurven versteckt, auto- bis lastwagengroß und bestehen in einer Art Abschürfung der
Asphaltdecke um ca. 10-15 cm. Bei solchen Unebenheiten ist auch ein Jeep recht
undankbar. Was eine Autoreise durch Äthiopien darüber hinaus noch erschwert sind
neben den bereits erwähnten Tieren (in erster Linie Schaf- Ziegen und Rinderherden)
selbstmordgefährdete Menschen, die es zum Volkssport erklärt haben dürften, gerade
dann über die Strasse zu laufen, wenn sich ein Fahrzeug nähert. Was auch vorwiegend
bei Dunkelheit beliebt ist, sind Diskussionen unter Jugendlichen, die dann zu Dritt auf
der Fahrbahn sitzen. Man kann sich bequemere Plätze vorstellen. Nachdem es kaum
Straßenbeleuchtung gibt, bleibt einem als Autofahrer, nachdem man das Auto
angesichts einer solchen Gruppe verrissen hat, zeitweilig das Herz stehen. Die mit
Abstand aber fiesesten Hindernisse sind kinds- bis rindskopfgroße Steine, die mitten auf
der Fahrbahn arrangiert werden. Nach meiner Beobachtung gibt es drei Gründe dafür.
Im Pannenfall dienen sie der Abschottung des Pannenplatzes. Nach Beheben der
Panne werden sie dann aber nicht weggeräumt, sondern bleiben als Hindernisse für die
nachkommenden Fahrzeuge liegen. Im zweiten Fall, hier handelt es sich meist um die
kleineren Brocken, waren es Wurfgeschosse, die Herden beieinander zu halten oder,
seltener, von der Fahrbahn wegtreiben helfen. Und im dritten Fall spielen Kinder am
Straßenrand und platzieren die Steine aus Langeweile auf der Fahrbahn. Das unsichere
Moment des ‚wie nehmen wir den Stein heute’ bleibt.
28. November 2009
Lalibela ist wahrlich der Höhepunkt einer Nordäthiopienreise! Die 900 Jahre alten aus
Basaltmonolithen geschlagenen Felsenkirchen sind wahrliche Wunder. Elf sind es
insgesamt, in zwei Gruppen und eine Kirche steht frei ein wenig abseits. Was furchtbar
aussieht sind die von der UNESCO gesponserten Dächer, die über die zwei Gruppen
von Kirchen gespannt worden sind. Riesige Planen auf metallenen Pfeilern sind da über
diese Schätze gespannt worden, vom äsethischen Standpunkt her eine wahre
Zumutung. Angeblich wollte man die Kirchen vor weiteren Schäden vor allem durch
Wasser bewahren. Wenn man bedenkt, wie gut erhalten sie nach 900 Jahren aussehen
und dass anscheinend beim Aufstellen der Dächer eine Kirche einen riesigen Riss
bekommen hat weil man irgendwelche schweren Maschinen auf dem Kirchendach
geparkt hatte, kann man sich nur wundern. Die Kirchen haben meist einen rötlichen
214
Schimmer, unterscheiden sich in Größe, Bauweise, Gestaltung, Fensteranordnung,
Säulenform etc. Keine gleicht der anderen. König Lalibela wollte ein zweites Jerusalem
erbauen und hat angeblich 40.000 Menschen 33 Jahre lang beschäftigt, um diese
Kirchen entstehen zu lassen. Sie sind unterirdisch auch durch Gänge miteinander
verbunden und durch manche dieser Gänge kann man auch gehen. Es ist dort
stockfinster und soll den Menschen gezeigt haben, wie es in der Hölle aussehen und wie
es sich dort anfühlen könnte. Die wohl schönste Kirche ist die freistehende Bet Giyorgis,
die man erst von oben sieht und die von oben betrachtet Kreuzform hat. Die Kirchen
werden heute noch als Kirchen verwendet, wobei man dazusagen muss, dass die
Äthiopier generell sehr, sehr gläubig sind. In Lalibela allein gibt es an die 600 Äthiopischorthodoxe Priester und Mönche. Als Tourist fühlt man sich ob der vielen Gläubigen und
der zahlreichen Priester irgendwie noch fremder und wie ein Eindringling, der mild und
von leichtem Kopfschütteln begleitet angelächelt wird.
27. November 2009
Was wenn man lange Stunden durch die wunderschöne Landschaft fährt auffällig ist, ist
die Zahl der unbemannten Opferstöcke am Wegesrand. Weit und breit keine Kirche,
kein Marterl, kein Priester, aber ein blecherner, mit Vorhangschloss versperrter
Opferstock.
Nach Auskunft der befragten Einheimischen hätte die Fahrt nach Lalibela zwischen 6
Stunden und 2 Tagen dauern sollen. Was leicht irritierend war, waren die rollenden
Augen beim Blick auf den Jeep und die damit einhergehenden Fragen. Was, mit DEM
Auto wollen sie nach Lalibela fahren? Wie viele Reserveräder haben sie denn dabei?
Nur eines? Und damit trauen sie sich wegzufahren? Im Endeffekt war die Fahrt zwar
lange aber viel angenehmer als gedacht und die Strassen gut.
Die Rundhütte ist generell am Land hier die vorherrschende Bauform. In Lalibela gibt es
allerdings eine besondere Form der Rundhütte, die zweigeschossige. Originellerweise
hat kürzlich dort auch ein Hotel (Tukul Village) eröffnet, das diese Form aufnimmt. Man
mietet eine Etage in einer solchen Hütte und hat dort traditionelle Architektur bei
modernstem Komfort.
26. November 2009
Es gibt ungemein viele Heuschober auf zwei oder vier Beinen. Im ersten Fall sind es
Heuschober, die von Männern mit Hilfe ihres Stockes getragen werden, im zweiten Fall
sind es Hauschober, die von Pferden, Elsen oder Kamelen befördert werden. In allen
Fällen sind die Heuschober etwa gleich groß, die Transportgeschwindigkeit variiert. Vor
allem der Transport mit Eseln ist größeren Verzögerungen ausgesetzt, zumal sich die
Tiere gerne in Straßenmitte aufhalten und nicht mehr von der Stelle rühren. Überhaupt
spielt sich das Leben hauptsächlich auf der Straße ab. Menschen, vor allem Kinder
haben keinerlei natürlichen Fluchtreflex, wenn sich Autos nähern. Viele kleine Buben am
Land haben eine bis auf zwei Locken am Oberkopf kahlgeschorene Glatze. Wie mir ein
lieber Freund schon vor der Abreise berichtet hat dienen diese übriggebliebenen Locken
den jeweiligen Schutzengeln. Man geht zunächst davon aus, dass dem Kind schon
nichts zustoßen wird, um aber auf Nummer sicher zu gehen gibt es diese Haarbüschel;
der Schutzengel muss schließlich irgendwo zugreifen können, um den Buben zu retten
und aus der Affäre zu ziehen.
Was man sonst noch hört an lokalen Bräuchen ist auch ganz interessant. Angeblich wird
der Geburtstag nur einmal im Leben gefeiert und das unmittelbar nach der Geburt. Zu
diesem Zweck wird ein spezielles Brot gebacken, dass auf dem Rücken des
Neugeborenen gebrochen wird. Bricht es ohne dass das Kind schreit, dann glaubt man,
dass es sich um ein starkes, gegen alle Widrigkeiten des Lebens gefeites Kind handelt.
215
Bricht das Kind beim versuchten Brotbrechen in Tränen aus, wird den Eltern mehr oder
minder Beileid gewunschen.
25. November 2009
Axum war die Hauptstadt eines riesigen antiken Reiches und wird heute noch als die
heiligste Stadt in Äthiopien betrachtet. Man sagt, die Königen von Sheba habe hier eine
Zeit lang gelebt. Heute ist es eine kleine Stadt, die man auch wenn man die
Hauptsehenswürdigkeiten anschaut, in etwa einem halben Tag besichtigt hat. Die
Attraktion schlechthin sind die 1700 Jahre alten, aus Granitmonolithen gearbeiteten
Obelisken oder Stelen, die Gräber markiert haben. Manche dieser Gräber sind bereits
ausgegraben und können auch besichtigt werden. Der größte, etwa 33 Meter hohe
Obelisk liegt in 5 Teile zerbrochen auf der Erde. Laut Archäologen ist er wohl noch bei
der Errichtung zusammengebrochen und in die besagten fünf Teile zerschellt. Der
zweitgrößte (etwa 27 Meter) war etwa 70 Jahre lang in Rom - wo ich ihn auch vor ein
paar Jahren gesehen habe - und wurde im Jahr 2005 an Äthiopien retourniert. Beide
sind an allen vier Seiten verziert und wie auch die anderen wunderschön gearbeitet. Mir
hat der zerbrochene Obelisk am besten gefallen, vielleicht gerade, weil er zerbrochen
ist. Wie lang muss es gedauert haben, um so einen riesigen Block zu bearbeiten, ihn
erst herbeizuschaffen und nach vollendeter Arbeit aufzustellen, nur um ihn im selben
Augenblick kollabieren zu sehen.
Eine andere bemerkenswerte Sehenswürdigkeit – die Bundeslade - ist leider nicht
zugänglich. Angeblich befindet sich die Bundeslade mit den 10 Geboten in einer an sich
nur Männern zugänglichen Kirche in Axum und wird von einem Mönch bewacht, der die
Ehre an seinem Totenbett an seinen Nachfolger überträgt. Manchmal, an hohen
Feiertagen, wird die Lade in Tücher eingewickelt der Öffentlichkeit präsentiert. Niemand
darf allerdings in die Lade hineinschauen, auch der genannte Mönch nicht.
Wie auf so vielen Reisen beginnen Gespräche mit Fremden mit der unausweichlichen
Frage, woher man komme. Nachdem ich ‚Österreich’ angegeben habe, kam die
unerwartete Antwort: ‚Oh schön, ich komme auch aus Amerika!’ An sich habe ich es
aufgegeben, Menschen zu korrigieren, die erfreut ‚Australien!’ ausrufen, nachdem sie
‚Austria’ gehört haben. Was vor ein paar Tagen relativ peinlich war, nachdem der
erfreute Kellner mich sofort mit den Worten ‚hier sind Deine Landsleute’ der (tatsächlich)
Australischen Band vorgestellt hat. Die Australier haben mir höchst merkwürdige Blicke
zugeworfen, nachdem ich sie wohl oder übel aufgeklärt habe...
24. November 2009
Die Straße von Gondar bis Debark war die erste schlechte Strasse und von Debark bis
Axum war es wirklich schlimm. Man fährt mehr oder weniger auf der Schotterstrasse von
Schlagloch zu Schlagloch und atmet, sieht und fühlt dabei Staub, Staub und noch
einmal Staub. Roten Staub. Die Landschaft ist grandios aber mit der Zeit ist die Patina,
die Auto, Insassen und mitbeförderte Güter betrifft einfach so nervenaufreibend, dass
man nur mehr auf eine funktionierende Dusche hofft und ankommen möchte. Es gibt ein
Straßenbauprojekt für diesen Abschnitt, das teilweise schon begonnen worden ist und
von einer chinesischen Firma durchgeführt wird. Man sieht bereits allerorts Chinesische
Lastwagen, Bagger und Straßenwalzen. Überhaupt scheint das Land fest in
chinesischer Hand. Chinesische Schuhe und Kleidung überflutet die Märkte, allerorts
werden Telefonleitungen vergraben, die modernsten Mobilfunkmasten sind Made in
China und überall sieht man zwar einheimische Arbeiter aber ausschließlich chinesische
Vorarbeiter.
216
Was auch auffällt ist die relative Menge an Wuzelapparaten, vulgo Tischfußballspielen.
Dem Design nach zu schließen muss wohl vor etwa 25 Jahren eine recht große Menge
identischer Tische importiert worden und an diverse Gemeinden verteilt worden sein. In
fast jedem größeren Dorf und in jeder Stadt stehen ein, zwei drei am Straßenrand,
jeweils entweder von etwa 10-12 Kindern umringt oder von zwei bis vier Burschen im
Teenageralter. In ersterem Fall sieht das ganze eher statisch aus und ob der Menge an
potenziellen Mitspielern um den Tisch bewegen die Fußballer am Tisch relativ selten. Im
zweiten Fall scheint das Spiel hochkonzentriert gespielt zu werden, wobei die zwei
Spieler von ihren bis zu zwei Zuschauern anscheinend lediglich moralisch, nicht aber
tätig oder verbal unterstützt werden.
23. November 2009
Vielleicht sind sechs Jahre in Belgien zu viel des Guten, jedenfalls scheint eine
persönliche Regenwolke mein Reisebegleiter zu sein. Schon in Bahir Dar hat es, wenn
auch nur kurz, geregnet und man hat gesagt, das sei einfach nicht üblich zu der Zeit. In
Gondar hat es ebenfalls gute zwei Stunden genieselt und jetzt in Debark geht eine Art
Sintflut nieder. Es schüttet und das auf 2700 Meter Höhe bei durchaus unterkühlten
Temperaturen. Überhaupt hätte ich mir nicht gedacht, in Afrika zu frieren, aber ich muss
ohnehin vieles an meinem Afrikabild geraderücken und ändern. Das Simiangebirge, in
das man von Debark gelangt, ist spektakulär! Wir sind zwar nur durch den Nationalpark
gefahren und haben aus Zeitgründen keine Wanderung unternommen, dennoch
bekommt man einen wunderbaren Eindruck. Der höchste Berg ist über 4600 Meter hoch
und mit dem Auto fährt man kontinuierlich zwischen 2500 und 3200 Metern. Die Fahrt
hat mich an vielen Stellen an die Anden in Argentinien erinnert. Die Luft ist sehr dünn
und jede Bewegung anstrengend. Die 2700 Meter im ‚Tal’ wirken dagegen direkt normal.
Überhaupt ist die Landschaft beeindruckend, sehr ursprünglich, oft wie gesagt ähnlich
den Alpen und dann wieder ganz anders. Zum Beispiel gibt es anscheinend keine
Baumgrenze und auch auf höchsten Höhen findet sich üppige Vegetation und neben
Kühen, Schafen, Pferden und Affen sogar Bussarde und Lämmergeier, die man ohne
weiteres beobachten kann.
22. November 2009
Gondor ist eine wahre Entdeckung. Im 17. Jahrhundert war die Blüte des Kaiserreichs,
das von Gondor aus regiert worden ist und zahlreiche Paläste und Palastruinen zeugen
davon. Kaiser Fasilidas hat sich sogar ein riesiges Schwimmbad mit einem
Wasserschloss inmitten des Bades errichten lassen. Das Becken ist etwa 30 mal 70
Meter groß und wird sogar heute noch einmal pro Jahr anlässlich eines Festes gefüllt
und zum Schwimmen freigegeben. Die Dynastie geht der Legende nach bis zur
historischen Königin von Sheba zurück, die zu ihrer Zeit über Arabien und einen großen
Teil Ostafrikas geherrscht hat. Angeblich haben frühe Reisende aus Europa über dieses
hoch ausdifferenzierte Kaiserreich und seine Palastarchitektur bereichtet, wurden zu
Hause aber als Phantasten abgetan; man konnte oder wollte sich keine von Europa
unabhängig entstandene Kulturnation vorstellen. Seit dem Niedergang des Reiches
verfallen die Paläste leider und der ehemals reiche Schmuck wurde allesamt außer
Landes transportiert. Viel davon dürfte sich in diversen britischen Museen befinden.
Was in der Stadt selbst sehr skurril auffällt ist, dass Pepsi-Cola selbst die
Verkehrspolizistenhüttchen an den Kreuzungen sponsert. Nicht nur, dass die kleinen
Kabäuschen mit dem Logo verziert sind, nein, auf den Dächern thront jeweils eine etwa
mannshohe, vom Staub arg mitgenommene Colaflasche. Sehr nett!
217
21. November 2009
Nach einem sehr entspannenden Morgen im Spa des wunderbaren Kuriftu Lake Tana
Hotels in Bahir Dar (das sehr an Fred Feuerstein erinnert) sind wir etwa eine Stunde zu
den Nilwasserfällen gefahren. Mir geben solche Naturschauspiele ja generell eher
wenig, aber gesehen sollte man sie halt doch haben. Von dort ging es weiter nach
Gondar, der alten Kaiserstadt, die wir leider erst bei Dunkelheit erreicht haben. Die
Landschaft auf der Fahrt war wie schon bei der Anreise von Addis nach Bahir Dar
spektakulär. Vielerorts erinnert Äthiopien, oder was ich bisher davon gesehen habe,
sehr an Österreich oder bessergesagt an die Alpen. Und wenn man die Menge an
Feldern und Anbauflächen sieht, versteht man nicht ganz, warum die internationale
Staatengemeinschaft für dieses Jahr wieder vor einer Hungerkatastrophe gewarnt
worden ist.
http://kurifturesortspa.com/tana/index.html
20. November 2009
Von Bahir Dar am Tanasee aus haben wir den ganzen Tag per Boot diverse Inselklöster
besucht. Der See hat die Farbe der Mur meiner Kindheit, Mittelbraun, in etwa so wie
Wasser aussieht, wenn man diverse Wasserfarben aus einem Pinsel ausgewaschen
hat. Auf besagtem Wasser sind wir dann stundenlang zum ersten Kloster unterwegs
gewesen, das wahrlich in vollkommener Stille hinter Bäumen und Büschen versteckt
war. Im wesentlichen haben sich alle Klöster geähnelt: Es handelt sich um
strohgedeckte Rundhütten mit einem in etwa quadratischen Allerheiligsten in der Mitte,
das nur Priester betreten dürfen. An den Wänden des Allerheiligsten sind naive,
farbenfrohe Darstellungen diverser Bibelstellen aus dem alten und neuen Testament.
Besonders beliebt sind der Heilige Georg bei der Drachenenthauptung, die Märtyrer, die
konkrete Darstellung des Umkommens aller Apostel, Maria in allen Lebenslangen samt
Himmelfahrt und als Türsteher zum Allerheiligsten die Erzengel Michael und Gabriel
(manchmal auch Raphael). Besonders schön waren diverse kleine Museen, wo Gondar, Axum- und Lalibelakreuze sowie Bibeln aus dem 9. Jahrhundert (!) gezeigt wurden.
19. November 2009
Nach über 600 Kilometern Fahrt auf unglaublich guten Strassen, sind wir nun am Tana
See angekommen. Auf besagten Strassen ist viel los, was nicht unbedingt mit Autos
oder Lastwagen zu tun hat, sondern vielmehr mit Mensch und Tier. Neben Rindern und
ganzen Eselherden sind auch Schafherden und vereinzelte Tiere entweder allein oder in
Begleitung unterwegs, sowie zahlreiche Gruppen und Grüppchen von Menschen, die
sich vorwiegend in Straßenmitte sammeln, um dort ausgiebigst zu plaudern.
Allgegenwärtig sind auch Männer mit Wanderstöcken, die anscheinend vom
Kleinkindalter an zur üblichen Ausrüstung des (werdenden) Mannes zählt. Auch ein
Einjähriger schwang heute besagten Stab. Mit fortschreitendem Alter wird der
Wanderstab wahlweise als Art zusätzlicher Schultergürtel und zum Ausruhen bei
Wanderungen verwendet, zum Drauflehnen, Hunde verscheuchen, um anderes
Herdentier zu bändigen und auch um andere einzuschüchtern. Frauen arbeiten hier
tendenziell härter. Sie sammeln Brennholz und tragen selbiges in enormen Bündeln am
Rücken bergauf und bergab, schleppen Wasser in Kanistern und tönernen Amphoren (!)
und arbeiten im Straßenbau. Wie gesagt sind die Straßen meist in einwandfreiem
Zustand, wohingegen die übrigen Baustellen, auf denen vorwiegend Männer arbeiten,
eher angestaubt wirken. Die Gerüste für zumeist Hochhäuser sind aus mehr oder
weniger krummen Holzstämmen und durchwegs mit durchbrochen und löchrigen Planen
218
verhängt, die den jeweiligen Baustellen den Charme eines in die Jahre gekommenen
Kunstwerks von Christo und Jean Claude verleihen.
18. November 2009
Ausflug in den Süden zu prähistorischen Ausgrabungen. Sehr interessant und gut
aufbereitet!
17. November 2009
Mittlerweile habe ich glaube ich an die 80% aller Schaufensterpuppen hier gesehen und
die meisten auch fotografiert. Was die gebrochenen Musen angeht, ist diese Stadt ein
wahres Paradies! Ich bin in den letzten drei Tagen zusehends in eine Art Musentrance
verfallen und habe unentwegt Bilder gemacht, alles andere um mich vergessend.
Besonders schön hier waren Brillenträgerinnen unter den Musen und alle Arten von
Frakturen!
Ansonsten habe ich noch das Addis Abeba-Museum besucht. Nett der Raum zu
‚erstmals in Äthiopien’: das erste Fernmeldeamt, das erste Auto, der erste
Telefonapparat.
Mit meinem Fahrer/Sherpa habe ich auch recht interessante Unterhaltungen geführt.
Zum Beispiel über den Nutzen, das Licht einzuschalten, wenn man nachts in
Maximalgeschwindigkeit über eine Schotterpiste talwärts fährt. Oder warum es von
Vorteil wäre, Menschen nach dem Weg zu fragen, wenn man sich verfahren hat. Wie
man ein Auto mit Automatik fährt haben wir die ersten 100 Meter lang geübt, wobei ich
sein linkes Bein gewaltsam von der Bremse entfernen musste. Und sehr zu meiner
Überraschung hat der Rest schnell und vor der ersten Kurve geklappt.
16. November 2009
Meine ersten Eindrücke von Addis Abeba: Es ist eine große, nicht besonders schöne
Stadt. Der Verkehr ist chaotisch. Aufs zweite Hinsehen tun sich nette Details auf. Es
fahren viele VW Käfer, so viele, wie ich sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe!
Ansonsten ist der Gegensatz zwischen Arm und Reich enorm, wenn auch nicht ganz so
krass wie in Indien.
Der Merkato ist angeblich der größte Markt in ganz Afrika. Man kann dort wirklich alles
finden, wenn man nur lange genug sucht. Besonders skurril war der Abschnitt der
Sargzimmerer. Man kann von einfachsten, recht lieblos zusammengenagelten Särgen
über geschnitzt und bemalt bis hin zu aufwändig mit Stoff bespannt und mit
Schaumgummi ausgekleidet alles haben. Interessanterweise sind die Muster der
Stoffbespannung sehr ähnlich der Muster diverser Matratzenbespannungen. Es gibt
keine weißen Matratzen, lediglich bunte. Und wie gesagt kann man dann wohl im Design
ähnliche Muster für die Sargbespannung ordern. Kindersärge gab es in einer Ecke
ebenfalls. Auch diese waren eher einfach und grob, dafür waren sie knallrosa bemalt
und praktischerweise im Duzend stapelbar.
15. November 2009
Ich bin gestern spät abends in Addis Abeba angekommen und habe heute einen
wunderbaren Tag verbracht. Nach einem herrlichen Frühstück, einer Massage, einer
geführten Stadtrundfahrt mit vielen Stopps für Bilder von wunderbaren
Schaufensterpuppen, einem Drink in einem luxuriösen Hotel und einem
französisch/belgischen Abendessen kann man sich wahrlich nicht beklagen!
14. November 2009
219
Die neuesten T-Shirtaufdrucke: ‘Ihre Pizza ist da’ – ‘Idylle endet oft in Gewitterstürmen’ –
‘Ausverkauft’ – ‘Zukünftiger Künstler’ – ‘Ohne Titel’
13. November 2009
Freitag, der dreizehnte und ich habe wieder einmal Probleme mit meinem Namen.
Diesmal bin ich nach allen Regeln der Höflichkeit zu einer Podiumsdiskussion
eingeladen worden, mit richtig geschriebenem Namen aber als Herr Margit Brandl, im
Original: Monsieur Margit Brandl, nous avons le plaisir de vous inviter à une table ronde
sur le thème: "Irak 2010: année zéro?"
12. November 2009
Wenn ich mich gestern nicht ab und zu bewegt hätte, hätte man mich wahrscheinlich für
Flughafeninventar gehalten und mich abgestaubt. Was mir sonst noch aufgefallen ist:
Am Flughafen sieht man mehr Männer mit Rucksäcken als im Gebirge (nicht dass ich
mich dort so oft aufhalten würde, aber trotzdem). Und wo früher Zigaretten hinters Ohr
geklemmt wurden sind heute Handyfreisprecheinrichtungen. Man hat eben nur zwei
Ohren und obwohl man wie früher nur dann lässig ist, wenn hinter EINEM Ohr was
steckt, so gab es durchaus eine Trendwende weg vom Gespräch für eine
Zigarettenlänge hin zum Handytelefonat.
11. November 2009
Man sollte einmal Aufnahmen von fernsehenden Menschen in Flugzeugen machen.
Eine Masse von Menschen, die auf engem Raum eingepfercht ist. Meist kennen sich die
Menschen nicht, kommunizieren wenig miteinander und starren dann früher oder später
auf einen kleinen Schirm und geben sich unterschiedlich belustigt.
Beim Umsteigen in London hat mich die Gegenwart gleich wieder eingeholt. Drei
Bildschirme haben die Flüge der kommenden Stunden aufgelistet, meiner war der
allerletzte in der langen Liste. 6,5 Stunden Warten ist eine lange Zeit…
10. November 2009
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und es ist erschreckend, in welchem Ausmaß. Nach
meiner späten Ankunft vorgestern Nacht ist es mir noch nicht aufgefallen, gestern war
es verstörend und Abendgespräch und heute ist es schon ganz normal: Die
allgegenwärtige Miliz in Beirut. An jeder Ecke stehen freundliche, aber in Tarnanzug
gehüllte Mannen mit Maschinengewehren. Oft ist auch der nächste, ausfahrbereit
getarnte Panzer nicht weit. Die Uniformen unterscheiden sich nicht im Muster, wohl aber
in der Farbe. Es gibt sie in grau, dunkelblau und schlammgrün. Die Bewaffnung sieht
immer einschüchternd aus. Da aber die meisten eher lässig sind, plaudern und
telefonieren, ist die anfängliche Beunruhigung wohl nicht von Dauer. Trotzdem
erschreckend, wie schnell man sich an anderes gewöhnt.
9. November 2009
Aus der Sammlung der laut und deutlich vorgetragenen Beleidigungen: ‚Ihr English ist
wirklich sehr gut! Soll ich langsamer sprechen, damit Sie mich auch verstehen?’
Und, diesmal nur als unmittelbare Zeugin: Ein älterer Herr geht an einem Kollegen
vorbei und fragt selbigen mit vollendeter Gelassenheit: ‚Schlafen Sie?’
8. November 2009
Auch in der Finanzkrise machen Banken noch Werbung. Am Brüsseler Flughafen hängt
ein riesiges Plakat das sagt, BNP Paribas sei die Bank für eine sich verändernde Welt.
220
An derselben Stelle hat sich noch bis Herbst 2008 ein Plakat der Fortis Bank befunden
mit dem vielsagenden Spruch: „Das Leben ist eine Kurve. Wo sind Sie gerade?”
7. November 2009
Nachdem ich gestern in Paris einige wunderschöne gebrochene Musen gesehen und
leider keine Kamera dabei gehabt habe, habe ich heute nach langem wieder einmal in
der Dunkelkammer gearbeitet. Es ist so ein erhebendes Gefühl, das Bild im Entwickler
langsam entstehen zu sehen!
5. November 2009
Aus der Sammlung der laut und deutlich vorgetragenen Beleidigungen: ‚Wenn wir nicht
aufpassen, wird xyz noch zig Anwälte und ein paar andere Arbeitslose einstellen!’
4. November 2009
Das Zugfahren ist ja meine Sache nicht. Abgesehen davon, dass natürlich genau heute
wo ich per Zug nach London unterwegs bin und morgen (wo ich per Zug nach Paris
wollte) gestreikt wird, ist der Eurostar nach London heute im Ärmelkanaltunnel
steckengeblieben. Die Maschine macht keinen Muckser mehr, es gibt keine Durchsagen
und das Licht ist auch ausgegangen. Des Zugfahrers Horror! Als es endlich Durchsagen
gibt lauten die, dass der Schaffner in ‚permanentem Kontakt’ mit dem Lockführer stehe
(wahrscheinlich hat er ihn am Horizont gen Tunnelausgang laufen sehen) und in 15 - 20
Minuten Auskunft über das Unplanmäßige unterirdische Scheitern geben würde.
3. November 2009
Rainer Maria Rilke - Herbsttag (1902, aus: Das Buch der Bilder)
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
2. November 2009
In der heutigen Welt gibt es meist zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer…
1. November 2009
In Spanien lässt es sich gut leben, die Temperatur ist so angenehm und die Menschen
wirken gelassen. Auf einem T-Shirt habe ich gelesen: ‚Siesta = Spanisches Yoga’. An
einer Wand in meinem Hotel war groß der Spruch ‚Hic habitat felicitas – Hier wohnt das
Glück’ gepinselt. Und in der Lounge-Dachterassenbar eines anderen Hotels gab es
riesige Polster mit dem Aufdruck ‚Be fabulous’.
221
31. Oktober 2009
Manchmal ist das Leben gerecht. Nachdem ich tagelang der Sherpa für andere war, hat
mir heute jemand als verlässlicher Sherpa meine Fotoausrüstung getragen.
Es hat tagsüber 30 Grad in Sevilla. Auch abends ist es noch warm genug, um draußen
zu sitzen. Heute gab es spät nachts eine Allerheiligenprozession, mit Marienstatue auf
einem Prunkwagen und Unmengen von Weihrauch. In Mexico geht man zu Allerheiligen
und Allerseelen ja angeblich auf den Friedhof, um dort ein Picknick einzunehmen. Ein
großartiger Artikel darüber findet sich hier.
30. Oktober 2009
Man möchte nicht meinen, wie anmutig eine Flamencotanzshow sein kann! Wunderbare
Rhythmen, stolze Menschen!
29. Oktober 2009
Seit gestern bin ich nun also in Sevilla und war heute mit einem Kollegen auf der Suche
nach dem vielgerühmten Nachtleben. Leider vergeblich.
28. Oktober 2009
Mein Telefon sagt mir, ich hätte mich 11 Mal angerufen und mir sogar eine Nachricht am
Anrufbeantworter hinterlassen. Leider konnte ich mich nicht verstehen.
27. Oktober 2009
Werbung auf einem Laster einer bekannten Reifenfirma: Mein Sport ist Transport.
26. Oktober 2009
Es wird selten darüber gesprochen, aber meines Erachtens gibt es einen klaren Trend
dazu, dass das bloße Weiterleiten von Information zu einer umfassenden
Berufsbeschreibung geworden ist. Unter diesen Umständen darf man keinesfalls
unterschätzen, wie sehr die Funktion des E-Mail-Weiterleitens zu Wachstum und
Beschäftigung beiträgt!
25. Oktober 2009
Voreinigen Tagen habe ich darüber in der Zeitung gelesen und nun in Österreich auch
tatsächlich in einem Prospekt gesehen: Penny, ein unter anderem in Österreich
ansässiger Lebensmitteldiscounter, bietet neuerdings Reisen ins Weltall um 209.555
Euro an. Man kann praktischerweise über das Callcenter buchen. Es handelt sich
angeblich nicht um einen Marketinggag. Sogar die Preisgarantie – sieht man die Reise
irgendwo anders billiger, gibt es die Differenz zurück – gilt. Mehr hier.
http://www.pennypackngo.at/index.php?act=2&code=0F0081B4
24. Oktober 2009
Ich wollte eine neue (HP) Tastatur über das Internet bestellen. Nachdem ich eingetippt
habe, dass ich die Lieferung gerne nach Belgien wollte, wurde mir mitgeteilt, dass man
nicht nach Alaska, Hawaii oder Gefängnisse liefern würde. Die Welt ist recht klein; alles
außerhalb der USA scheint unter Gefängnis zu firmieren.
22. Oktober 2009
Nach einer recht langen Periode relativer Namensintegrität bin ich diese Woche 'Verena'
und 'Margite' genannt worden.
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21. Oktober 2009
Vor kurzem habe ich in einer Auslage einen Toilettsitz mit Obamas Konterfei und dem
unvermeidbaren ‚Yes we can’ gesehen.
20. Oktober 2009
Alle Welt schwärmt von Social Networking Websites. Nachdem ich ja bereits vor einiger
Zeit berichtet habe, dass meine Erfahrungen mit Twitter eher bitter waren, kann ich nun
nur staunen über das Kontaktansinnen eines Menschen, dessen Bild nur seinen sehr
durchtrainierten Oberkörper zeigt. Da kein Kopf sichtbar ist, ist dieser anscheinend
vernachlässigenswert.
19. Oktober 2009
Wie sagt ein lieber Freund von mir immer? Die Tatsache, dass man paranoid ist
bedeutet nicht, dass sie nicht hinter einem her sind!
18. Oktober 2009
Wie man weiß ist die chinesische Mauer aus dem Weltraum sichtbar. Was bisher wenig
bekannt war ist, dass Astronauten zufolge auch die – wie Kenner wissen – beleuchtete
belgische Autobahn aus dem All erkenntlich ist. Wer hätte sich gedacht, dass das
Königreich Belgien und das Reich der Mitte so viel gemein haben?
17. Oktober 2009
Ich habe durch wie mir scheint widrige Umstände ohne sichtbares Loch in den Taschen
Kleingeld in meinem Mantel verloren. Eine erkleckliche Summe hat sich am Mantelsaum
in Kniehöhe gesammelt und gibt mir nun bei jedem Schritt das Gefühl, ein wandelnder
Klingelbeutel zu sein.
Was tut sich sonst in der Welt? Hugo Chavez enteignet ein Hilton Hotel auf der Isla
Margarita und am Londoner Trafalgar Square ist eine Kunstveranstaltung (One and
Other) zu Ende gegangen, an 2400 Menschen je 60 Minuten auf einer Säule als
lebendes Denkmal gestanden sind. Einer war als Häufchen Kot verkleidet samt riesiger
Fliege am Derrière und hat darauf hingewiesen, dass fast 900 Millionen Menschen auf
diesem Planeten keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.
http://www.oneandother.co.uk/
16. Oktober 2009
Ich habe diese Woche auf einer Konferenz gesprochen und im Anschluss folgende nette
Dankeszeilen erhalten: ’Vielen Dank für Ihre Teilnahme an der xyz Konferenz 2009. Ihr
Beitrag war von unschätzbarem Wert und hat wesentlich dazu beigetragen, dass unsere
Konferenz ein voller Erfolg war. Ich hoffe, dass Sie beide die Veranstaltung genossen
haben…’ Anscheinend war es mir nicht möglich, mein Alter Ego zu verbergen, nachdem
man uns beiden (!)gratuliert hat!
15. Oktober 2009
Neu Neu Neu: Es gibt den Brokenmuses Blog nun auch in einer Version, die am Handy
einfacher zu handhaben ist. Für alle, die gerne auch am Handy mitlesen: Bitte einfach
diese Seite http://www.brokenmuses.com/brokenblog-de.php zu den Bookmarks
hinzufügen, oder den folgenden Code mit den Barcode-Leser des Handies scannen und
direkt hingeleitet werden:
223
13. Oktober 2009
Diese Seite zu Logos, bei denen man zweimal hinschauen muss, ist wirklich
bemerkenswert!
http://mytechnologyworld9.blogspot.com/2009/10/35-smart-logos-with-second-thoughtto.html
10. Oktober 2009
Eine Tiroler Bäckerei wirbt mit folgenden Sprüchen: ‘Wir backen Wünsche!’ und ‘Man
sollte dem Leib etwas Gutes geben, damit die Seele Lust hat, drinnen zu wohnen!’
8. Oktober 2009
Buchtitel: ‘Küssen, verbeugen oder Hände schütteln: Gepflogenheiten in 60 Ländern’
6. Oktober 2009
Sammlung von Gemeinplätzen:
… die kommenden fünf Jahre sind von entscheidender Bedeutung…
… wir brauchen Rahmenbedingungen, die den Akteuren eine deutliche Perspektive
aufzeigen ...
… Alleingänge gefährden die Zukunftsperspektiven des Standorts …
5. Oktober 2009
Neue T-Shirt Aufdrucke: ‘Was ist Mode?’ – ‘Zukünftiger Milliardär’ und ‘Es geht mir nur
um mich’.
4. Oktober 2009
Der heutige Dilbert Comic ist einfach herrlich. Ich habe schon immer gewusst, dass
Twitter hilfreich ist…
http://www.dilbert.com/strips/comic/2009-10-04/
2. Oktober 2009
Im Jahr 2000 hat der UN Sicherheitsrat eine Resolution 1325 mit dem Titel ‚Frauen,
Frieden und Sicherheit’ verabschiedet. Was für ein Titel!
29. September 2009
Belauschtes Gespräch, in dem entgegen der zu erwartenden Annahme des Lesers kein
Funken von Ironie war. A: Was ist das (xyz)? B: Ich weiß nicht. A: Du kannst nicht alles
wissen. Etwas später: A: Wo ist die Stadt (xyz)? B: Ich weiß nicht. A: Du kannst nicht
alles wissen. Wieder später. A: Wann kommen wir eigentlich an? B: Ich weiß nicht. A:
Du kannst nicht alles wissen.
28 September 2009
224
Was mich ärgert, sind unscharfe Fotos auf Flughäfen, die (die Fotos) für Innovation
werben. Man starrt sie an und denkt sich seinen Teil. Warum dieser Hang zu
verschwommenen Bildern?
27. September 2009
Wer hat eigentlich die Raucherzellen auf Flughäfen erfunden? Für die Benutzer sind sie
erniedrigend und für die, die daran vorbeieilen, eine muffelnde Quelle der Schwermut
und des beiläufigen Mitgefühls.
25. September 2009
Gedanken zum Freitag: Warum hat der Drucker immer am Freitagnachmittag oder wenn
man es eilig hat einen Papierstau?
Warum sind runde Sandwiches schwerer zu essen als längliche? Warum tropft einem
immer dann Mayonnaise über die Finger, wenn man keine Serviette zur Hand hat?
Warum wird überhaupt immer noch Mayonnaise in Sandwiches verwendet?
24. September 2009
Es gibt eine neue Schnellrestaurantkette in Brüssel, die sich ‚Take Eat Easy’ nennt.
20. September 2009
Erst gestern habe ich wieder einmal die Diskussion geführt, was an Brüssel besonders
ist und was es trotz einiger Schwächen angenehm und lebenswert macht. Für mich ist
es der surreale Moment, der immer wieder unerwartet eintritt. So auch heute am
autofreien und sommerlich warmen Sonntag. Eine Völkerwanderung war im Gange,
unerwartete und anscheinend spontan organisierte Flohmärkte wurden veranstaltet und
dann, völlig unerwartet, stand ich plötzlich vor einer Fassade, von der ein rotes Mieder
hing, das in einen roten Teppich übergegangen ist. Schöner hätte es auch Magritte nicht
malen können. Ein Bild findet sich hier.
19. September 2009
Besuch in der Champagne an einem sehr heiteren Tag. Die Kathedrale von Reims mit
ihrem lächelnden Engel, den anderen vielen wunderbaren
Skulpturen an der
Außenfront und den wunderschönen Fenstern von Chagall ist beeindruckend (UNESCO
Weltkulturerbe) und nichtsdestoweniger auch die Champagnerkellerei Pommery. Etwa
20 Millionen Flaschen reifen bis zu 9 Jahre in den 18km unterirdischen Kellern, die in
einem alten Kreidesteinbruch untergebracht sind. Die Gebäude an der Oberfläche
erinnern eher an ein Schloss, denn an ein Bergbauwerk.
Ich habe mit dem Ankauf einer Salmanazar geliebäugelt; einer 9 Liter Flasche, bin dann
aber ob mehrerer Gründe (Gewicht, Kühlung, Anlass – man soll Champagner nicht
lange liegen lassen – und Preis) wieder davon abgekommen. Auch die Methusalem (6
Liter) war von imposanter Größe, aber dann doch zu unhandlich.
17. September 2009
Einige neue T-Shirt Aufdrucke: ‘Höchstmögliche Verschwörung’, ‚Mach mir Kuchen’ und
– in der Nähe eines Museums – ‚Ich kann Kunst wirklich nicht leiden’.
16. September 2009
Ich war gestern im neuen Akropolismuseum in Athen. Es ist wirklich hervorragend! Das
Gebäude wiederholt, parallelversetzt die Akropolis, die sich auf dem Hügel in
unmittelbarer Nähe befindet und von den meisten Winkeln sieht man auch auf die
Akropolis. Viele Fundstücke sind ausgestellt und dort an der ‚Replik’ angebracht, wo sie
225
ursprünglich am Gebäude waren. Am meisten beeindruckt haben mich die Karyatiden,
die Säulen, Frauenskulpturen, die die Eingangshalle des Erechtheionpalasts auf der
Akropolis verziert haben. Heute stehen dort Kopien.
15 September 2009
It is always interesting to see people working close to airport terminals. Since one world
is sponsoring ‘electricity geysers’ on some airports, you see more and more people
around those pillars, connected through cables. In Byzantine times we had pillar saints
but as far as I know they were sitting on the pillars and were very ascetic. On second
thought I guess I prefer that they’re sitting next to the modern airport electricity pillars
and not on them.
14 September 2009
E-Mail programs are tricky and sometimes do more than they should. I just wanted to file
something in a draft folder, addressed ‘to self’. Who can assume that I have a colleague
whose name is Selfu to whom the message went automatically and who now probably
muses about my message? I tried to recall it but in vein.
Unrelated to that but also oddly enough I got an e-mail saying ‘Dear Mr. Margit … you
should rent a technical resource program’. I have no idea what that means but after just
having admitted writing e-mails to (my)self, I did not dare to ask. Ah yes, the gender
issue came up again with that as well!
13. September 2009
Aus der Serie ‘manchmal geht blöd, manchmal geht saublöd und manchmal geht gar
net’: Ich wollte einen Film sehen und war mit 15 Euro in der Tasche auf dem Weg zum
Kino. Anscheinend bin ich der 15 Euro auf dem Weg dorthin verlustig gegangen. Bin
wieder heimgegangen.
11. September 2009
Das neue Lied ‘Please don’t leave me’ von Pink ist wirklich gut, besser aber noch das
Video.
10. September 2009
Ich hatte ja keine Ahnung, dass man heutzutage immer noch Brieftauben einsetzt.
Anscheinend sind sie sogar verlässliche Alternative zu Breitbandinternetleitungen. Eine
amüsant zu lesende Geschichte … Wo kann ich so eine Taube kaufen?
9. September 2009
Die online Präsentation ist sehr schön finde ich. Speziell Beobachtungen wie, all die
Dinge wegzugeben, die nicht nützlich, schön oder freudvoll sind und dass einen das,
was die anderen über einen Denken eigentlich nichts angeht habe ich am besten
gefunden.
http://www.lshs64.com/enjoytheride.html
7. September 2009
Bestens passend zur gestrigen Beobachtung: Heute habe ich eine Bäckerei mit dem
schönen Namen 'Bäckerei Sorgenfrei' ('Boulangerie Sans Souci') gesichtet!
6. September 2009
In der Nähe des Brüssler Südbahnhofs gibt es einen Fleischhauer der sich 'Fleischerei
Stalingrad' ('Boucherie Stalingrad') nennt.
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5. September 2009
Eben habe ich folgenden zweckdienlichen Hinweis in einer Broschüre für Frauen auf
Reisen gelesen: ‘Um ihr Lieblingsschampoo zu konzentrieren, leeren sie es auf ein
Backblech oder in einer Kuchenform und stellen sie es bei ca. 200-250° für mehrere
Stunden in den Ofen. Das Wasser wird verdampfen und eine zähflüssige Masse
zurücklassen. Verwenden Sie eine Pipette um die verbliebene Masse in kleine
Reisefläschchen zu füllen und vergessen sie nicht, diese zu beschriften. Sie brauchen
jeweils nur ein paar Tropfen für eine Haarwäsche.’
4. September 2009
Ich war zu einer Hochzeit in Brügge eingeladen, was sehr schön war. Ich war dennoch
froh, nicht die Ehre des Hochzeitsfotografen gehabt zu haben.
1. September 2009
Es gibt eine neue Muse auf der Freunde-Seite!
31. August 2009
In Athen gibt es bekanntlich ein neues Akropolismuseum. Auf der Museumswebseite
steht bei Fragen und Antworten der erhellende Satz: ‘Das Museum wird so lange für die
Öffentlichkeit geschlossen beleiben, bis es offiziell eröffnet wird.’ No na.
29./30. August 2009
In meiner zweiwöchigen Brüsselabwesenheit unlängst sind drei riesige Häuser
abgerissen worden. Anscheinend ist die gestern erwähnte Abrissfirma bestens
beschäftigt. Interessanterweise nehme ich das zwar auf, sehe neue Perspektiven (und
zwar ganz konkret: dort wo früher ein Haus war, kann man nun durch das Bauloch
durchschauen), nehme die Entwicklung aber weiters gelassen und als durchaus normal
wahr. Als ich nun durch die Wiener Kärntnerstrasse spaziert bin und feststellen musste,
dass dort ein Haus abgerissen worden ist, war ich indes fassungslos.
28. August 2009
Der Spruch, den ich heute auf einem Auto gelesen habe, das anscheinend einer
Abrißfirma gehört ist aus dem Kontext gerissen nicht sonderlich erbaulich:
‘Our mission – your demolition.’ (unsere Mission – ihre Demolierung)
27. August 2009
Ich stehe ja mit dem Französischen immer schon auf Kriegsfuss. Gestern Abend war
wieder einmal ein herrlicher Dialog: Drei junge Männer in einem kleinen Auto halten an
und fragen mich nach der Uhrzeit. Oder zumindest war das das, was ich verstanden
habe. De facto haben sie nach dem Weg zum Nordbahnhof gefragt. Ein klassisches
Mürzbogen - Rindsuppe Problem, wie man in Bruck an der Mur sagen würde (Du
verstehst Rindsuppe statt Mürzbogen).
26. August 2009
T-Shirtaufdruck (rosa auf braunem Shirt, getragen von einem etwa Dreißigjährigen):
Meine Mama hat mich angezogen.
23. August 2009
227
An sich ist Himbeersaft (vulgo Himbeerwasser) ja ungemein aus der Mode gekommen.
Unter Umständen ist er mittlerweile ganz und gar vom Pfirsicheistee abgelöst worden,
wobei aber auch der nicht ganz der letzte Schrei ist.
22. August 2009
Ich bin zum absoluten Billy Bryson Fan mutiert und sehe mich gezwungen, alle seine
Reisebücher zu lesen.
20. August 2009
Neue, kürzlich gelesene T-Shirtaufdrucke: ‘Ich habe das Recht, mürrisch zu sein’
‘Kriminal’
‘Lebe über Deine Möglichkeiten’
7. – 19. August 2009
Umbrien, Rom.
Umbrien fühlt sich so ganz und gar nicht wie Italien an. Es ist sauber, aufgeräumt,
Blumen wachsen in Blumentöpfen vor gepflegten Hausfassaden oder in schönen
Vorgärten. Die meisten Ortschaften befinden sich auf den Hügelspitzen der durchaus
schönen Landschaft und sind mittelalterlicher oder etruskischer Prägung.
Die Erkenntnis meiner Zeit in Umbrien ist hauptsächlich, dass die Baci-Pralinen aus
Perugia kommen. In jedem Baci ist zudem ein kleiner Zettel mit einem Zitat oder einem
Sprichwort wie ‚Von allen Gefühlen ist Liebe dasjenige mit dem größten Bedürfnis für
Muße’ – Stendhal.
Perugia ist zudem meines Erachtens nach die angenehmste Stadt in Umbrien. Was
auffällt ist, dass – nachdem sie auch auf einem Hügel liegt – überall Rolltreppen gebaut
wurden. Man erreicht das historische Zentrum von rundherum über diese Rolltreppen.
Eine endet mitten in bzw. unter einem Palast. Anscheinend gibt es in Italien so viel an
Kunstschätzen, dass es auch in archäologisch interessantem Gebiet durchaus möglich
ist, eine Rolltreppe durch einen Berg hindurch zu errichten.
Assisi ist eine durch und durch touristische Stadt, zugegeben mit einem
beeindruckenden Dom, der auf zwei Ebenen angelegt ist, quasi als Kirche über der
Kirche oder Kirche unter der Kirche. Schwer zu beschreiben, aber nichtsdestotrotz
unübertroffen! Citta de la Pieve ist eine sehr angenehme mittelalterliche Kleinstadt,
Orvieto wiederum ob der dortigen Kathedrale sehenswert und Gubbio wegen seiner
Lage. Angeblich ist Gubbio die älteste vollständig erhaltene mittelalterliche Stadt.
Ansonsten haben mich urlaubstypische Fragen beschäftigt: Noch ein zweiter Kaffee zum
Frühstück? Sonne oder Kultur? Noch ein Kapitel lesen oder doch nur meinen Gedanken
nachhängen?
Am letzten Tag dann noch Rom, wieder ganz anders. Auch in der brütenden
Sommerhitze ist Rom sehenswert und hat ein ganz besonderes Flair. In einem Anflug
von Eile haben sind wir die gesamte Innenstadt abgewandert. Unvermeidlich: Fontana di
Trevi, Pantheon, Piazza Navona, Campo di Fiori, Trastevere und zu guter Letzt San
Giovanni in Laterano mit der beeindruckenden Heilige Treppe Scala Santa zum Sancta
Sanctorum. Diese Stufen dürfen nur Knien überwunden werden.
6. August 2009
Ohne die Gefahr der Pandemie schmälern zu wollen, sorgt die Schweinegrippe (oder
wie sie nun auch immer heißt) doch immer wieder einmal für Erheiterung. Die neuesten
anempfohlenen Vorbeugemaßnahmen (bitte besonders die ersten beiden beachten!)
sind:
- Hände waschen und vom Gesicht fern halten
228
- Hygienisch husten: Abstand halten und in den Ärmel oder in ein Taschentuch husten
- Geschlossene Räume regelmäßig lüften
- Abstand halten und Menschenansammlungen meiden
Pole Pole (Suaheli für "immer mit der Ruhe")
5. August 2009
Die Frage des Tages lautet, wie das ‚Plastikdings’ heißt, das man im Supermarkt am
Förderband zwischen seinen und den Einkauf des vorderen oder hinteren oder beiden
Kunden legt. Laut Wer-Weiß-Was http://www.wer-weiss-was.de/faq1143/entry1055.html
lauten ‚die "professionellen" Bezeichnungen: Warentrenner, Warenteiler,
Waren(ab)trennstab, Warentrennleiste, Warentrennholz.
Und zusätzlich nach der Form: Dreikantwarentrenner, Vierkantwarentrenner.
Weitere gebräuchliche Namen, die aber einem Kunden teilweise höchst suspekt
vorkommen müssen: Kundentrenner, Kundenteiler, Kundentrennstab, Produkttrenner,
Kassentrennleiste, Separator, Kundenseparationsleiste, Kundenabgrenzer.
Eher individuelle Lösungen:
Kundenlatte, Kundenstange, Kundenknüppel, Konsumknüppel, Konsumprügel, Brotstop,
Claimabstecker, Spießbürgerwall, Laufbandpolizist,
Warenauffließbandabtrennungsteilausplastikmanchmalauchausholz,
Warenkundenkassierüberblickshilfe, Rentnerberuhigungsstäbchen,
Höflichkeitsmahnstecken.
Aus der Kindersprache, sehr griffig: Deins-Meins.’
4. August 2009
Am 13. Februar habe ich die Frage gestellt, ob man jemanden, de schon Plastiksackerln
von Antikbuchhandlungen sammelt, dazu bringen kann, auch eine Sammlung von
Flugzeugspeibsackerln anzulegen. Anscheinend ist es möglich. Zudem gibt es bereits
seit einiger Zeit eine Galerie von Speibsackerln im Internet. Die gefragtesten Sackerln
sind solche aus den 70er Jahren. Man kann auch ein Gratisstartset (3 Speibsackerln)
bestellen.
Mein Favorit kurioser Sammlungen oder Unternehmungen ist allerdings Rafael Antonio
Lozano jr. Er ist auf einer persönlichen Mission rund um die Welt unterwegs und will
dabei jede Starbucksfiliale besuchen.
http://www.airsicknessbags.com/
http://www.starbuckseverywhere.net/
http://www.starbuckseverywhere.net/Winter.htm
2. August 2009
Sommerloch. In den Zeitungen geht es darum, welches Bier Obama bevorzugt, wenn er
Gäste im Garten des Weißen Hauses bewirtet, ob es Zeit ist, dass Sarkozy ein Kind mit
Frau Bruni bekommt, wo er doch demnächst Opa wird und ob es einer seriösen Zeitung
würdig ist, sich auf ein Interview mit einer Kunstfigur (im konkreten Fall Sacha Baron
Cohens Brüno) einzulassen.
1. August 2009
Ausflug an die Belgische Küste, nach Blankenberge. Ich glaube, einmal dortgewesen zu
sein, reicht.
31. Juli 2009
229
Der Belgische Künstler Phebus hat eine limitierte Serie von Broken Muses Briefmarken
kreiert.
30. Juli 2009
Laut Schätzungen von Manner haben 50% aller Österreicher, die verreisen,
Mannerschnitten im Gepäck!
29. Juli 2009
Steht das Mondlandungsvideo der Nasa eigentlich noch unter Urheberrechtsschutz?
27. Juli 2009
Die Schweinegrippe heißt ja nicht mehr so, auch mexikanische Grippe ist als Begriff
überholt. Der – etwas prosaische – Begriff der heute Verwendung findet lautet: Influenza
A/H1N1. Wie auch immer, es hat mich wieder einmal eine Warnung ereilt, Auszüge hier:
‘Persönliche Hygiene ist das wichtigste, besonders im Umgang mit Personen, die von
einer Reise zurückkommen, aber auch im allgemeinen sowie bei der Arbeit …
- Niesen und schnäuzen Sie sich in ein Papiertaschentuch [Anmerkung: am 28. April –
siehe Blogeintrag - hieß es noch, man könne zur Not auch in den Oberarmärmel seines
Hemdes schnäuzen; das ist wohl nun nicht mehr opportun].
- Halten Sie eine physische [!] Distanz zu Menschen mit Grippesymptomen ein.
- Vermeiden Sie Händeschütteln.
Generell gibt es keinen Grund zur Panik.’
Mir gefallen vor allem die letzten beiden Sätze.
24. Juli 2009
T-Shirt Aufdruck: ‚Geheime Veganer-Gesellschaft - wir schützen Einhörner seit den
90er Jahren’
23. Juli 2009
Manche Leute träumen - wie mein Papa sagen würde - wirklich von lauwarmen
Eislutschern.
22. Juli 2009
Artikel 24 der UN-Menschenrechtskonvention sagt: ‚Jeder hat das Recht auf Erholung
und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und
regelmäßigen bezahlten Urlaub.’
20. Juli 2009
Die Bilder von Kairo sind online, es gibt auch einige neue Musen!
19. Juli 2009
Ich kann, weil ich will, was ich muss. Immanuel Kant
18. Juli 2009
In Bruck an der Mur gibt es eine Sprengschule.
16. Juli 2009
T-Shirt Aufdruck: ‚Die Realität ist ein schmutziges Geschäft.’
15. Juli 2009
230
Manchmal weiß man nicht, ob etwas zur Abwechslung geschieht oder einen Wechsel
bedeutet.
14. Juli 2009
Selbst nach Jahren finde ich Smalltalk immer noch ermüdend. Und immer noch schaffe
ich es, an Büffets nicht genug zu essen zu bekommen und einen Empfang hungrig zu
verlassen.
13. Juli 2009
Die Finnen sind sehr merkwürdige Leute. Sie haben doch tatsächlich einen Wettbewerb,
bei dem sie sich ihre Frauen auf den Rücken schnallen und einen Hindernisparcours
samt Wassergraben bewältigen. Ein Video findet sich hier.
12 July 2009
‘Ich bin immer wieder verblüfft, wenn Leute sagen, ein Photo hätte jemanden wirklich
erfasst.’ Eine Photographie ist so ein kleiner Auszug des Photographierten, ein Stück
von ihm in einem Moment.’ Annie Leibovitz in ihrer Autobiographie At Work.
11. Juli 2009
‘Kleider machen Leute. Nackte Leute haben wenig bis gar keinen Einfluss auf die
Gesellschaft.’ Mark Twain
10. Juli 2009
‚Wenn man jemanden trifft, beurteilt man ihn nach seiner Kleidung; wenn man sich von
ihm verabschiedet, beurteilt man ihn nach seinem Herzen.’ Russisches Sprichwort
9. Juli 2009
‚Wenn ich ein wenig Geld habe, kaufe ich Bücher. Und wenn noch ein wenig Geld übrig
ist, kaufe ich Essen und Kleidung.’ Erasmus
‚Mein bester Freund ist derjenige, der mir ein Buch gibt, das ich noch nicht gelesen
habe.’ Abraham Lincoln.
8. Juli 2009
Nicht alle Liedertexte sind textlich gelungen. Jüngstes Beispiel (auf Englisch reimt es
sich zumindest): ‚Es gibt 9 Millionen Fahrräder in Peking – das ist eine Tatsache, die
man nicht bestreiten kann – Genauso wie die Tatsache, dass ich Dich bis zu meinem
Lebensende lieben werde.
Höchst skurriler Empfang am Münchner Flughafen. Unmengen von trachtig gekleideten
jungen Damen und Herren schwenken riesige Schilder auf denen steht: ‚Zur
internationalen Konferenz der Zeugen Jehovas’ und heißen halb Japan willkommen.
7. Juli 2009
Meine Oma hat immer gesagt: ‚Platz ist in der kleinsten Hütte.’
6. Juli 2009
Ich sage ja schon seit langem, dass der Rohstoff der Zukunft Wasser ist.
Es gibt zwei Trends
Unlängst habe ich mit einem Kollegen darüber diskutiert, ob es eine Art grundsätzliches
Recht auf freie Toilettenbenutzung im öffentlichen Raum, wobei man natürlich
diskutieren kann, was darunter fällt, geben sollte. Der Trend geht ja genau zum
Gegenteil. Immer öfters muss man zwischen 30 und 50 Cent, manchmal auch einen
231
Euro bezahlen, um die Toilette benutzen zu dürfen. Jüngst bin ich wieder einmal – auf
einer Tankstelle - auf eine moderne Wegelagerei dieser Art gestoßen. Wenn man nicht
durc ein kindförmiges Loch in der Trennwand passt (geeignet bis etwa 4 Jahre), gelangt
man dort nur dann zur Toilettanlage, wenn man einen Barriereschranken mittels Einwurf
einer 50 Cent Münze überwindet. Man bekommt ein Ticket, das gleichzeitig einen Bon
für 50 Cent darstellt und den man dann im Tankstellenshop als Teilzahlung überteuerten
Essens einlösen kann. Soweit, so trist.
5. Juli 2009
Werbung für eine Buchhandlung: ‚Machen Sie Ihren eigenen Film – lesen Sie ein Buch!’
Und aus der Kategorie T-Shirt Aufdrucke: ‚99% Engel’.
4. Juli 2009
Kann man es als regelmäßigen Sport bezeichnen, Flugzeugen hinterher- respektive von
Gate zu Gate zu laufen?
Ich habe auch wieder einmal einen interessanten T-Shirt Aufdruck gesehen: ‚Grüße aus
Dschibuti.’ Das hat sicher auch nicht jeder.
3. Juli 2009
Ich bin wieder einmal über Wittgenstein gestolpert:
Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
2. Juli 2009
Dennis Meadows, Vordenker des Club of Rome, sagt: ‚Man muss auf kurze Sicht oft
komplizierte Wege gehen, um Dinge langfristig zu verbessern’ und ‚wir müssen
kurzfristig Opfer bringen um langfristig besser zu leben’.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/231/476739/text/
1. Juli 2009
Henry Ford hat angeblich einmal gesagt: ‚Wenn alles gegen dich zu sein scheint, dann
erinnere dich, dass ein Flugzeug nur gegen den Wind abhebt und nicht mit dem Wind.’
Was er wohl auch gesagt hat war: ‚Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das,
was er schon ist.’
30. Juni 2009
Die Oma hat oft gesagt: ‚Das Leben ist kein Wunschkonzert!’ Das Wort des Tages:
‚verworren’.
29. Juni 2009
Das Wort des Tages: Mürrisch, muffig.
28. Juni 2009
Der Nobelpreisträger Eric Kandel hat in einem Interview gesagt: ‚Ein Mensch ist das,
was er gelernt hat und was er erinnert.’
27. Juni 2009
Ich frage mich, warum Politiker wie Obama mit Slogans wie ‘change’, ‘yes we can’ oder
‘the time is now’ so erfolgreich sind. Veränderungen scheinen doch für die meisten
Menschen mitunter das schwierigste überhaupt darzustellen. Vielleicht ist es die
indirekte Botschaft in diesen Slogans, dass man nur dafür sein braucht und der Rest, die
232
eigentliche Arbeit und alle damit verbundenen Unannehmlichkeiten von jemand
anderem erledigt werden. Vielleicht punktet ja auch bald die Opposition in den
Schlagzeilen mit Slogans wie ‚zu wenig, zu spät’.
26. Juni 2009
Was braucht man mehr an einem Freitag als eine Taube, die sich über einem entleert,
einen gestohlenen PC und die Polizei, die drei Mann hoch aufmarschiert und behauptet,
ihr sei nicht das Abhandenkommen eines Laptops, sondern die Geiselname einer
Person gemeldet worden.
25. Juni 2009
Bertrand Russell hat angebliche einmal gesagt: ‚Was man kurz und bündig sagen kann,
soll man auch so sagen.’
24. Juni 2009
Neue Bilder auf der Broken Muses Homepage. http://www.brokenmuses.com/indexde.php
23. Juni 2009
Ich frage mich ja häufig, was Leute dazu bringt, Dinge auf der Strasse zu deponieren.
Heute gesehen: ein Paar Stiefel. Anscheinend hat sie jemand abgestreift und einfach
dort weggeworfen. Warum?
22. Juni 2009
Nach langen Monaten der namensbezogenen relativen Stabilität gab es heute wieder
eine ‚Birgit’ und eine ‚Margrit’, letztere wahrscheinlich in Anlehnung an das kürzlich
eröffnete Brüsseler Magritte-Museum.
21. Juni 2009
Sommerbeginn und es ist kalt und schüttet in Brüssel.
20. Juni 2009
Ich kann mich nicht von dem Buch Shantaram von Gregoy David Roberts lösen. So
fesselnd, eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe!
18. Juni 2009
Ich versuche, mich von der Ausstellung und meinen blutenden Händen und sonstigen
Schmerzen zu erholen.
17. Juni 2009
Ausstellung im Königlichen Kunst- und Geschichtemuseum in Brüssel. Meine
Haupterkenntnis ist, dass das Erfolgsgeheimnis mancher Menschen darin zu liegen
scheint, dass sie die Kunst, anderen beim Arbeiten zuzuschauen vervollkommnet
haben. Abgesehen davon muss ich mein Bild meiner persönlichen Hölle leicht
revidieren. Bisher bestand es darin, dass ich dort bis zum St. Nimmerleinstag
Bilderrahmen zusammenschrauben muss. Nachdem ich nun Alubilder ausstelle,
revidiere ich: die Hölle muss sein, Feldstaffeleien zusammenzuschrauben und
aufzubauen. Manche, aber wirklich nur ganz wenige Besucher haben sich für meine
Bilder interessiert. Die Kommentare haben rangiert zwischen : ‚ich mag die Bilder’, über
‚sie sind alle sehr traurig’ bis zu ‚mir gefällt ja nur die Kunst aus dem fernen Osten’.
233
16. Juni 2009
Ich habe einen schockierenden Artikel von einer Frau gelesen, die eine Gefängnisstrafe
in Nordkorea überlebt hat.
14. Juni 2009
Nach Monaten habe ich endlich wieder einmal Zeit gefunden, in meiner Dunkelkammer
zu arbeiten. Beim Durchsehen meiner Negative ist mir erst aufgefallen, wie viel ich in
letzter Zeit unterwegs war: Heuer allein war ich in Wien, Budapest, Lissabon, Porto,
Prag, Maastricht, New York, München, Kairo und Athen.
Auf der Webseite gibt es nun übrigens ein Newsarchiv und eine sehr kurze, halbtägige
Ausstellung wird auch wieder stattfinden, am kommenden Mittwoch, um genau zu sein.
Ausstellungsort ist das Königliche Kunst und Geschichtemuseum in Brüssel.
13. Juni 2009
Meine beste Freundin sagt oft: ‘Männer sollten unter sich bleiben und Fußball spielen.’
12. Juni 2009
Bin wieder retour aus Athen. Auf dem Rückflug habe ich einen sehr interessanten
Artikel übers Retuschieren von Fotos gelesen (leider nur auf Englisch verfügbar).
Mittlerweile nimmt das Retuschieren solche bizarren Ausmaße an, dass derselbe Star
auf drei verschiedenen Magazincovern unterschiedlich aussieht und kaum
wiederzuerkennen ist.
11. Juni 2009
Neue T-Shirt Aufdrucke: ‘Drei Gründe, Lehrer zu sein: Juni, Juli, August’ und ‘To do is to
be. Socrates - To be is to do. Plato - Do Be Do Be Do. Sinatra.’
10. Juni 2009
Ich bin leider sehr spät in Athen angekommen und hatte kaum 20 Minuten Zeit, die
Akropolis zu besichtigen. So eine riesige und interessante Stadt und so wenig Zeit…
6. Juni 2009
Inschrift über dem Eingang einer Brüsseler Buchhandlung: ‚Vorsichtig austariert am
Rande eines Loches in der Zeit’.
5 Juni 2009
Meine Kamera hat den Eindruck erweckt, kaputt zu sein. Zum Glück waren es nur leere
Batterien.
4. Juni 2009
Eine sehr interessante Beobachtung von jemandem, der heute die Broken Muses
Webseite zum ersten Mal angesehen hat war die Frage, ob ich denn durch das Bild
andeuten wolle, James Bond sei auch eine gebrochene Muse. Gute Frage.
3. Juni 2009
Rundschreiben sind ja immer wieder eine gute Quelle für Zitate. Heute gelesen unter der
Überschrift ‚erfreuliche Nachrichten’: ‚Wir möchten dieses Schreiben zum Anlass
nehmen, Sie über die Geburt (!) unserer neuen Webseite zu informieren!’
2. Juni 2009
234
Vor einiger Zeit habe ich einmal die Beobachtung erwähnt, dass man manche
Menschen riechen kann, bevor man sie noch sieht. Das gilt leider auch umgekehrt, vor
allem in Aufzügen. Dort kann man manche Menschen noch lange, nachdem sie den
Aufzug schon wieder verlassen haben noch riechen.
1. Juni 2009
Was ich noch vergessen hatte über Kairo zu berichten waren die höchst interessanten
Buttons, die jeder Angestellte an der Livree tragen musste. Darauf stand: ‚Die Antwort ist
ja. Wie lautet die Frage?’ An sich eine nette Idee, nur wie nach dem Frühstücksraum
oder den Checkout-Zeiten fragen, wenn man auf ja/nein Fragen reduziert wird?
30. – 31-. Mai 2009
Ein klassischer Parisausflug zum Triumphbogen, dem Eiffelturm, einer Bootsfahrt auf
der Seine, einem Spaziergang durch St. Germain des Pres und einem Besuch von
Versailles. Was vielleicht nicht ganz so klassisch war, war ein Abstecher zum größten
Floh- und Antiquitätenmarkt aller Zeiten bei der Porte de Clinancourt, wo meine
Hochzeiterin immer noch in ihrem nach und nach schmutziger werdenden Kleid im
Innenhof eines Alteisenhändlers sitzt.
29. Mai 2009
2 Jahre Broken Muses Blog!
28. Mai 2009
Der WWF sagt, ohne die Umwelt gibt es keine Wirtschaft.
27. Mai 2009
Pizzeria. Ich warte auf eine Pizza zum Mitnehmen, der Inhaber belegt gerade zwei
weitere. Eine Frau öffnet die Türe und hat einen Hund am Arm. Sie fragt den
Pizzeriabesitzer, ob er einen Hund brauche. Er verneint höflich, nein, heute wohl nicht.
Ich war froh, eine vegetarische Pizza geordert zu haben.
26. Mai 2009
Man kann keinen Nebenwohnsitz in einem Land haben, in dem man keinen
Hauptwohnsitz hat. In weiterer Folge kann man daher in mehreren Ländern einen
Hauptwohnsitz haben, allerdings wohl in Europa nur in einem Land bei der EUParlamentswahl wählen.
25. März 2009
Ich bin zu einem anderen Geschäft geradelt, um ein neues Schloss zu erwerben. Das
Geschäft hatte zu.
21. – 24. Mai 2009
Mein Besuch in Kairo hat schon sehr gut begonnen. Der Fahrer, der mich vom
Flughafen abgeholt hat, hätte optisch der Enkel von Omar Sharif sein können und
gemeint, er hieße Honey. Seine einzigen beiden Sätze auf Englisch waren dann
‘Welcome to Egypt’ und ‘no problem’. Ohne weitere Probleme bin ich in etwa 15 Mal in
Ägypten willkommen geheißen worden, womit unsere Unterhaltung auch bereits
zusammengefasst wäre.
Wir sind dann auch zu den Pyramiden von Gizeh gefahren. Ich habe sie zwar schon
viele Male auf Bildern oder im Fernsehen gesehen, trotzdem ist der Eindruck, den sie
machen, schwer zu beschreiben. Es ist überwältigend, vor diesen Gebäuden zu stehen.
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Es ist keine Übertreibung, sie Weltwunder zu nennen. Wie muss es sich für die
Entdecker angefühlt haben, die noch keine Bilder kannten? Natürlich sind sie auch eine
Touristenattraktion und an manchen Stellen kann man sich einfach nicht gegen die
Kameltreiber und Souvenirverkäufer wehren.
Der Bazar im islamischen Teil der Stadt ist auch einen Besuch wert. Speziell Geschäfte,
die Fez-Hüte herstellen oder Bücher binden sind dort genauso zu finden wie Stände, an
denen Zuckerrohrsaft verkauft wird oder Häuser, vor denen einige Ziegen leben.
Jedenfalls sehenswert ist das El Fishawy Café am Khan El Khalili Bazar. Etwas
abgehoben, aber vom Ausblick her schön ist dann die Dachterrassenbar des Nile Hilton
Hotels, von wo aus man die ganze Stadt überblickt.
Coptic Cairo ist wohl der älteste Teil der Stadt und geschichtlich wie architektonisch
interessant. Gleiches gilt auch für das Ägyptische Museum, das eine ungemein
reichhaltige Sammlung von antiken, altägyptischen Skulpturen, Sarkophagen, Mumien,
Grabbeigaben und sonstigen Fundstücken beherbergt. Wahrscheinlich hätte man den
Schatz dieses Museums auch in einem zweiwöchigen exklusiven Museumsbesuch nicht
ganz gesehen.
Was mich abgesehen von den Pyramiden am meisten beeindruckt hat, war die
sogeannte Stadt der Toten, von den Einheimischen auch ‚der Friedhof’ genannt. Etwa
eine Million Menschen leben dort in Hütten zwischen den Gräbern und Gruften. Die
Wege zwischen den Gräbern haben Namen und die Gräber Nummern. Man kann also
auch Post bekommen. Es gibt dort Busse, Lebensmittelläden, Autowerkstätten.
20. Mai 2009
Ich habe beschlossen, öfters mit dem Fahrrad zu fahren. Gute drei Wochen Anlaufzeit
sind vergangen, weil ich die Schlüssel zum alten Schloss nicht gefunden habe. Heute ist
nun am Tag 2 des neuen Schlosses besagtes neues Radschloss verloren gegangen.
Als ich dann zu Fuß zum einzigen mir bekannten Sportgeschäft gegangen bin um ein
neues zu erwerben, musste ich feststellen, dass es dieses Geschäft nicht mehr gibt; es
ist durch ein Modegeschäft ersetzt worden. Radfahren steht unter keinem besonders
guten Stern zur Zeit.
19. Mai 2009
Wo eine Baustelle ist, sind die Beobachter nicht weit. Baustellen scheinen Menschen
magisch anzuziehen. Anscheinend hat es etwas Meditatives, einer Veränderung
beizuwohnen oder vielleicht beruhigt es nur, anderen beim Arbeiten zuzuschauen.
16. Mai 2009
Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Karl Valentin
15. Mai 2009
Wenn das hier kein Brokenmusesappartment ist!
14. Mai 2009
Brauereibesichtigung in München. Abgesehen von einer ungemein interessanten
Abfüllanlage und auch ansonsten einer beeindruckenden modernen Anlage war doch
eine Geschichte aus früheren Zeiten am amüsantesten. Im Fermentierprozess muss das
Bier auch einmal gekühlt werden und dabei tritt eine gewisse Menge CO2 aus. Das Gas
kann man nicht riechen und wenn es in zu hoher Konzentration auftritt, ist es für den
Menschen tödlich. Früher konnte man den CO2-Gehalt in den Kühlräumen nicht messen
und immer wieder sind Braumeister umgekommen, wenn sie zu lange in diesen Räumen
waren. Die meisten haben sich mit einem Dackel beholfen, der beim Kontrollgang durch
236
die Brauerein mitgenommen und an einer langen Leine in die Kühlräume geschickt
worden ist. Fiel der Dackel um, war zu viel CO2 in der Luft. Der Dackel hat sich
regelmäßig wieder erholt, war aber meist tagelang benommen.
13. Mai 2009
Warum
gibt
es
Gerichte,
die
folgendermaßen
beschrieben
werden:
‚Fliegenfischkaviarschmand auf Castell-Franco-Salat, Achrobenhauser Spargelspitzen in
Brunnenkressevinaigrette dazu Ciabattabrot zum Draufstreichen’.
12. Mai 2009
… Schönheit findet sich im Alltäglichen leichter als im Ideal … Ann Temkin, Blanchette
Rockefeller Kuratorin für Malerei und Skulptur.
11. Mai 2009
Es gibt interessante Sätze, die man beim Einkaufen hört, die einem
entgegengeschleudert werden von Menschen, die ansonsten mehr oder weniger stumm
an der Kasse sitzen. Manche sind langweilig, wie ‘Möchten Sie ein Plastiksackerl?’
andere befremdlich, wie ‚Sammeln Sie Disneyaufkleber?’
10. Mai 2009
Angeblich kommt der Ausdruck Blümchenkaffee daher, dass Meißner seit 1815 ein
Kaffeeservice im Angebot hat, das als Dekor rund um eine mittig platzierte Blume
Rosen, Vergissmeinnicht, Kornblumen und Veilchen angeordnet hat. Bei den
Kaffeetassen ist auf dem Tassenboden innen eine einzelne Blume aufgemalt. Wenn
man diese Blume bei voller Tasse am Boden durchscheinen sieht, ist der Kaffee so
dünn, dass er zum Blümchenkaffee geworden ist.
9. Mai 2009
Ein Weinliebhaber und Bücherwurm hat unlängst verkündet, nur Rotwein sei richtiger
Wein. Weißwein sei dagegen nur eine Erfrischung.
Übrigens gibt es neue Bilder aus Rom!
8. Mai 2009
Manche Menschen halten es für exzentrisch, alte Zeitungen zu lesen. Der Vorteil ist,
dass die Chance, etwas verpasst zu haben, recht gering ist. Andererseits ist man nie
richtig im Bilde, was am gegenwärtigen Tag passiert ist.
7. Mail 2009
Am Flughafen wurde mir heute eine Broschüre ausgehändigt, was als Anzeichen der
wie ich dachte als Schweinegrippe bezeichneten Krankheit gewertet werden sollte und
wie man darauf zu reagieren habe. Nun heißt das ganze aber Mexikanische Grippe. Erst
wurde eine ganze Gattung zum Sündenbock erklärt, nun ist es eine Nation.
1. – 6. Mai 2009
Ein interessantes Detail am Rande, das ich vorher och nicht gestreift hatte ist, dass New
York früher einmal kurz New Orange geheißen hat. Die Holländer haben die Stadt von
August 1673 bis November 1674 kurz noch einmal von den Briten übernommen und sie
damals so bezeichnet. Danach und seither heißt New York aber New York.
Ganz nett war auch das Library Hotel, in dem jedes Zimmer ein anderes Thema hat und
das ‚bitte nicht stören’ Zeichen, ‚pst, bitte lass mich lesen’ heißt und die Kehrseite ‚bitte
meine Bücher abstauben’. Auf einmal hat es so ausgesehen, als ginge es in ganz New
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York nur ums Lesen. Eine Buchhandlung, die wegen Renoverierung völlig eingerüstet
war, hat mit dem Slogan ‚Beurteilen Sie eine Buchhandlung nicht anhand des Einbands’
geworben. Weil es dauernd geregnet hat, habe ich auch die Zeitungen ausführlicher
gelesen als sonst und bin über zwei interessante Artikel gestolpert. Einer hat sich mit
dem Mythos des Multitaskings beschäftigt und der andere mit dem Erfinder und Genie
Nikola Tesla.
In New York sind anscheinend alle Jugendlichen zwischen 16 und 20 in Mode von
Abercrombie & Fitch verschossen. Selbst im strömenden Regen sieht man sie mit ihren
Papiersackerln flanieren, wobei sie in Kauf zu nehmen scheinen, dass sie selber nass
werden, so lange die Schirme nur das Wasser von besagten Papiersackerln abhalten.
Auf diesen Sackerln sieht man in Schwarzweiß den trainierten nackten Bauch eines
männlichen Models und den oberen Teil seiner Jeans. Angeblich ist es in den
Geschäften finster und man sieht die Mode kaum. Ich wollte mir das anschauen und
habe schon im Eingangsbereich eine Traube kreischender junger Mädchen gesehen.
Über ihnen war ein riesiges Plakat eben dieses drchtrainierten Bauches samt Jeans und
darunter stand das Modell. Eine Angestellt war mit einer Polaroidkamera zur Stelle. Ich
habe die Mädchen rechts überholt und mich neben das Modell gestellt und Sekunden
später hatte ich mein Polaroidbild.
Ansonsten war es wie gesagt eigentlich hauptsächlich verregnet. Trotzdem habe ich
Bezrike gesehen, wo ich noch nicht war, die Upper und Lower East Side, Teile von
Brooklyn. Eine echte Entdeckung war die Bar des Mandarine Oriental Hotels im 35.
Stock mit Blick über den Central Park.
30. April 2009
‘Ich habe mir das Paradies immer al seine Art Bibliothek vorgestellt’ – Jorge Luis
Borges. Ebenfalls heute gelesen: ‘Beschäftigt damit, zu lieben, beschäftigt damit, zu
hassen, beschäftigt damit, zu lachen, beschäftigt damit, verrückt zu werden.’
Und ein neues T-Shirt Zitat: ‘Es gibt keine Zukunft für Zeitreisen’.
29. April 2009
Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee war, sich bei Twitter zu registrieren. Menschen
geben dort Auskunft darüber, was sie gerade machen (‚ich gehe jetzt zur Toilette’). Die
ersten beiden, die sich entschlossen haben, zu verfolgen, was ich denn so mache
heißen ‘Harpi Bizarre’ und ‘ich hasse Menschen’.
28. April 2009
Bezüglich der Schweinepest wurde ich auf folgendes aufmerksam gemacht. Man habe
in Hinkunft:
- Hygiene hochzuhalten und seine Hände oft zu waschen.
- Sein eigenes Gesicht nicht zu berühren (!)
- Menschen zu meiden, die offensichtlich (!) krank sind.
Und nun mein absoluter Lieblingshinweis:
- Falls man niesen müsse, habe man ein Taschentuch zu verwenden und dieses
hinterher sofort wegzuwerfen. Falls keines zur Hand sei, solle man sich in den
Oberarmärmel seines Hemdes schnäuzen, keinesfalls aber in die Hände.
27. April 2009
Ich gedenke, eine Sammlung von Beleidigungen anzulegen. Heute gehört, nachdem
eine Person länglich argumentiert hatte. ‚Kürzlich habe ich etwas sehr intelligentes
gehört und wenn ich mich recht erinnere war es genau das Gegenteil von dem, was Sie
gerade ausgeführt haben!’
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25. - 26. April 2009
Es ist ein wirkliches Pech, ich bin in Porto (Samstag) und genau heute ist der
portugiesische Nationalfeiertag! Alles hat zu, die Geschäfte vor allem und insofern ist es
nicht die vibrierende Innenstadt, die ich erwartet hatte, sondern eher ein
Sonntagsgefühl. Auch sonst sind denke ich nicht viele Menschen auf den Strassen, gut
die Hälfte aller Häuser sind leer oder verfallen. Dächer stürzen ein, Tauben haben die
hügelige Stadt übernommen. Die Innenstadt ist UNESCO Weltkulturerbe und man
versteht, warum. So geisterhaft die Stadt ist, liegt doch ein morbider Charme über allem.
Natürlich habe ich gerade das sehr genossen. Ich habe auch einige Broken Muses
gefunden. Was man nicht verpassen sollte, ist das Cafe de Paris, die Bar dos Livros
(beide Rua da Galleria de Paris), das Café Majestic (Rua Santa Catarina) und die
Buchhandlung Llelo (Livraria Llelo, Rua des Carmelitos).
24. April 2009
Es gibt ungemein viele Blinde in Lissabon fällt mir auf. Ich habe sicher schon 10 oder 15
gesehen in den letzten paar Tagen. Heute bin ich einem ausgewichen, der noch nicht
besonders gut im Umgang mit seinem Stock war. Trotz meiner Seitwärtsbewegung hat
er mich mit dem Stock getroffen.
Ansonsten: Zum Mrs. Bean-Syndrom (© eine Freundin von mir: sie versteht darunter
eine Art der Ungeschicklichkeit, die an Mr. Bean erinnert): Erst habe ich mir am frühe
Morgen die Zunge an einem Pasteis de Belem (einem Blätterteiggebäck mit frischer,
warmer Creme) verbrannt, Dann wurde ich wie gesagt von einem Blindenstock
getroffen. Als ich an einem Mittagsbuffet versucht habe, einem anderen zu helfen, habe
ich meinen eigenen Teller so schräg gehalten, dass mir Sauce über Hand und Ärmel
geronnen sind. Und zu guter Letzt: Ohne die Hilfe von George Clooney habe ich beim
Betrieb einer Nespressomaschine völlig versagt und nur heißes Wasser produziert,
23. April 2009
Konferenz: ich wurde von einem Kollegen gebeten, mit dem Delegierten eines
bestimmten Landes zu sprechen. Als ich ihn endlich gefunden, mich vorgestellt und
erklärt hatte, worum es sich handle war die – wie ich meine etwas unhöfliche – Antwort:
‚Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, mit Ihnen zu sprechen.’
22. April 2009
Ich habe mich am späten Nachmittag in Sintra so verlaufen, dass ich buchstäblich erst
nach einer guten Stunde herausgefunden habe, im Kreis gegangen zu sein. Müde und
allgemein erledigt habe ich die Polizei aufgehalten und nach dem Weg gefragt.
Nachdem ich anscheinend wirklich völlig falsch gegangen bin und etwa 15km vom
Bahnhof entfernt war, haben sich die beiden Polizisten liebenswürdigerweise dazu
entschlossen, mich im Fond des mit Gittern verriegelten Wagens zum Bahnhof zu
bringen. Verabschiedet haben sie sich mit einem ‚Viel Spaß noch in Portugal’.
Gleich nach meiner Ankunft in Lissabon wollte ich dann mit einem Taxi weiter zu einer
Abendveranstaltung, die in einem Kloster stattgefunden hat. Da ich mich nicht gleich an
den Namen erinnern konnte, habe ich zum Taxler nur mit wahrscheinlich ein wenig zu
ernster Mine gesagt, ich wolle ins Kloster. Seinem Blick zufolge war er für einen kurzen
Augenblick tatsächlich der Meinung, ich wolle dort eintreten und er habe eine künftige
Nonne im Fond.
21. April 2009
239
Ist man moralisch verpflichtet, Menschen zu sagen, wenn sie dabei sind, sich lächerlich
zu machen? Jedenfalls ist es nicht einfach, nicht zu schmunzeln, wenn jemandem, der
in einem, vom Videobeamer an die Wand geworfenen Bild steht, ein Play-Button auf die
Hose projiziert wird.
20. April 2009
Es gibt keinen ‘casual’ Montag habe ich heute festgestellt. Nachdem keine Meetings
angesetzt waren, war ich heute eher leger gekleidet im Büro. Kurzfristig hat sich dann
aber doch ein Meeting ergeben. Also habe ich mich vorbereitet und bin noch kurz nach
Hause gefahren, um mich umzuziehen, nur um dann vor Ort zu erfahren, dass die
Besprechung abgesagt wurde.
18. - 19. April 2009
Maastricht ist eine interessante Stadt. Es gibt dort eine Buchhandlung (Boekhandel
Selexyz Dominicanen), die in einer ehemaligen Dominikanerkirche aus dem 13.
Jahrhundert untergebracht ist. Wo früher der Altar war, ist heute ein Cafe. Nicht weit von
dort ist ein ehemaliges Dominikanerkloster zu einem Hotel (Kruisherenhotel Maastricht)
umgebaut worden. Dort ist die Bar im ehemaligen Altarbereich bzw. der Frühstücksraum
auf der Empore. Bemerkenswert ist auch die Innenhofgestaltung. Es gibt dort eine
Skulptur mit rotierender Schiffsschraube, die einen Strudel erzeugt, der ein Straußenei
mit unglaublichem Sog nach unten zieht. Und bevor ich es vergesse: Die Wasabinuß ist
auch Teil der gängigen Maastrichter Knabbereien…
17. April 2009
Es ist immer wieder interessant zu sehen, was Leute so wegwerfen. Heute war es eine
Ikone neben einem Staubsaugerschlauch. Ein Bild findet sich hier.
blog-daybyday-hoover-de.php
16. April 2009
In Stockholm hat ein Hotel eröffnet, das sich in einem Jumbo (Boing 747), der 1976 für
Singapore Airlines gebaut wurde, befindet. Man kann sogar im Cockpit schlafen. Hier die
Webseite des Jumbo-Hotels.
15. April 2009
Prag ist ein interessantes Pflaster. Tschechisches Bier ist weltbekannt und wird auch
überall feilgeboten. Interessantes Detail am Rande: In der Hotelminibar war das am
Abstand billigste Produkt eine Kodomdreierpackung. Kostenpunkt 1/3 des billigsten in
der Minibar verfügbaren tschechischen Bieres.
14. April 2009
Eine liebe Bekannte von mir ist eben zu einer Weltreise aufgebrochen. Ihre Tour führt
sie von Wien nach Madras, Sri Lanka, Singapur, Hongkong, Australien, auf die
Osterinseln und nach Chile. Mehr bei ihrem Reiseblog.
13. April 2009
Bestsellerliste (Sachbücher; nur Titel; 4 Titel entnommen aus den Büchern auf Platz 1 10 gelistet im ‚Standard’ vom 11. April): Der verletzte Mensch. Die Olive und wir. Glück
kommt selten allein. Wer gesund stirbt, hat mehr vom Leben.
12. April 2009
240
Ich wurde am Flughafen aufgehalten, weil ich 26 Filme in meinem Handgepäck hatte.
Vier Angestellte sind um einen Bildschirm zusammengelaufen. Am Schwarzweißmonitor
haben sie die Kamera klar als solche identifizieren können, die dazugehörigen Filme
aber nicht. Anscheinend kommt Filmmaterial in der Schulung nicht mehr vor, seit es
hauptsächlich Digitalkameras gibt. Jedenfalls bin ich ihnen mehr als verdächtig
vorgekommen. Wer will heutzutage schon 26 (!) Filme von Österreich nach Belgien
bringen...
10. April 2009
Bin nach einem Kinobesuch nur knapp einer Granny-Smith-Apfelattacke entgangen.
Glücklicherweise hat der (angebissene) Apfel eine etwas schiefe Bahn genommen und
ist am Gehsteig neben mir aufgeprallt.
9. April 2009
Die Wasabinuss hat Bruck an der Mur erreicht… Weiters gibt es eigens aufgestellte
Hundekotmistkübel, hier ein Bild!
8. April 2009
Wie ich höre, gibt es an der Universität Graz eine höchst interessante
Philosophievorlesung, die sehr gut besucht ist. Unter anderem gibt es dort ein etwas
älteres Semester, das während der Vorlesung eine Art braunen Brei löffelt, was von
diversen Mithörern als unpassend und darüber hinaus auch als recht ungustiös
empfunden wird. Bei der letzten Vorlesung vor Ostern hat besagter Herr nicht nur seinen
Brei gelöffelt, sondern hinterher sein Gebiss herausgenommen und anschließend die
Reste des braunen Breis von selbigem abgeschleckt.
7. April 2009
Ich habe einen Schokohasen bekommen. Es handelt sich nach den Angaben des
Herstellerunternehmens um einen Hohlkörper aus Zartbitterschokolade. Besagter
Hohlkörper schaut etwas grimmig, ist in güldenes Stanniolpapier gehüllt und trägt an
einem Bändchen eine braune Masche samt Medaillon (!).
6 April 2009
Kierkegaard hat einmal gesagt: ‚Man kann Wildgänse zähmen, aber niemals aus
zahmen Gänsen Wildgänse machen.’
4. April 2009
Und wieder ein Klassiker aus der Welt der T-Shirt-Aufdrucke: ‘Meine Schwester ist
schuld’.
3. April 2009
Wie ich von einem Kenner erfahren habe, ist ein Bilby ein eierlegendes Säugetier. Für
ein Bilbybild, hier klicken.
2. April 2009
Passend zu Ostern bin ich auf ein interessantes Vorabentscheidungsverfahren vor dem
Europäischen Gerichtshof aufmerksam geworden. Es geht um einen Osterhasenstreit
zwischen der burgenländischen Firma Hauswirth und dem Schweizer Unternehmen
Lindt&Sprüngli. Es handelt sich im wesentlichen um einen Markenrechtsstreit. Lindt hat
im Jahr 2004 eine Klage gegen Hauswirth
eingebracht, weil deren
Schokoladeosterhase (goldene Hasenverpackung, rotes Mascherl ohne Glockerl) dem
241
Lindt-Goldhasen (goldene Hasenverpackung, rotes Mascherl mit Glockerl) zu ähnlich
sehe und damit Lindts Markenrecht am Goldhasen mit Mascherl und Glockerl verletze.
Der oberste Gerichtshof hat die strittige Markenrechtsfrage (Hauswirth will, dass die
Lindt’sche Marke für ungültig erklärt wird) dem Europäischen Gerichtshof zur
Vorabentscheidung vorgelegt. Soweit die Sache selbst. Sehr amüsant ist die Definiten
des Osterhasen der Generalanwältin: ‚Zur österlichen Mythologie gehört ein Eier
austragendes Wesen, das als Osterhase bekannt ist. In verschiedenen Sprachen wird
das Wesen als Hase oder als Kaninchen bezeichnet, und der englische Begriff „bunny“
ist wohl dehnbar genug, um beide Formen zu umfassen. In Australien, wo Kaninchen
nicht gut angesehen sind, ist ihre mythologische Nische zum Teil vom „Easter bilby“
(Osterkaninchennasenbeutler) besetzt worden (obwohl man angesichts der möglichen
Fähigkeit, Eier zu legen, eher ein „Osterschnabeltier“ erwarten mag). Der im
vorliegenden Fall unter der streitigen Marke vertriebene Artikel wird vom Hersteller auf
Deutsch als „Goldhase“, auf Englisch als „Gold bunny“, auf Französisch als „Lapin d’or“,
auf Italienisch als „Coniglio d’oro“ usw. bezeichnet. Zum Glück ist die genaue
zoologische Einordnung dieses (vermutlichen) Hasenartigen für alle Streitfragen des
vorliegenden Falls vollkommen irrelevant.’
1. April 2009
Rechtzeitig zum ersten April hat eine neue Sandwichbar in Brüssel ihre Tore geöffnet.
Sie hat den klingenden Namen ‚Fou’d food’ – verrückt nach Essen. Diese Bar ist nicht
weit vom Theorem des Archimedes, einem Restaurant, das sich Le The au Harem
d’Archi Ahmed schreibt (Der Tee im Harem von Archi Ahmed), was aber wie Le
Theorem d’Archimed ausgesprochen wird. Auch ganz hoch in meiner Sammlung
klingender und origineller Brüsseler Lokalnamen: ‚Et qui va promener le chien?’ – ‚Und
wer geht mit dem Hund spazieren?’.
31. März 2009
Wohin sich wenden, wohin gehen?
30. März 2009
Viele reden heute vom Internet der Dinge, dem Internet of Things. Kürzlich habe ich
einen Bericht gelesen, wo es ein kleines Missverständnis gegeben haben dürfte und
man sich auf das ‚Internet of Thins’, also das Internet für Dünne bezogen hat.
29. März 2009
Schokoladeneierwerbung: ‘Eggspolsion des Geschmacks’.
28. März 2009
Neues aus der Welt der T-Shirt Aufdrucke: ‚Tiere schmecken gut’. Und neben einem
sehr beleibten Buddha: ‚Ich habe die Figur eines Gottes.’
27. März 2009
Kleinanzeige in einer Zeitung: ‚Schwarz-braun getigerte Katze entlaufen. Besonderes
Merkmal: Hasenscharte.’
26. März 2009
Tagung in einem Kölner Hotel. Die Spannungen zwischen Köln und Düsseldorf gehen
anscheinend so weit, dass die Toiletten im Kölner Tagungshotel ‚Düsseldorf’ heißen…
25. März 2009
242
Ist es wirklich ein Zeichen des kulturellen Verfalls, wenn Lokale für Frühstück bis 17 Uhr
werben?
21. – 22. März 2009
Neues aus der Welt der T-Shirt-Aufdrucke: Unter einem Atomium-Aufdruck steht ‚Das ist
nicht Porto’. Oder: ‚Portugal möchte sich dafür entschuldigen, den Fado erfunden zu
haben’. Oder: ‚Laden Sie die gesamte portugiesische Wirtschaft aus dem Internet
herunter – nur 20kb’.
Auch sehr nett: die handgeschriebene Webung für handgemachte portugiesische
Schuhe: ‚schöne Schuhe = schöne Füße’.
19. März 2009
Einige Autobusse in Brüssel tragen seit kurzem den Schriftzug ‘Dieser Bus respektiert
die Umwelt’. Meist sind es genau diese Busse, die einem dann im nächsten Moment den
Weg abschneiden…
18. März 2009
Am Brüsseler Berlaymontgebäude prangt ein riesiges neues Poster mit der Aufschrift:
‘Unsere Nahrungsmittel sind grüner geworden’ Das ist mir auch schon aufgefallen. Es
dauert Ewigkeiten, bis Bananen endlich gelb und essbar sind, nachdem man sie grün
gekauft hat.
16. März 2009
Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: ‚Nein, es handelt sich um keine Konferenz,
es ist eine Besprechung mit richtigen Themen!’
15. März 2009
Ich tendiere ja dazu, mich immer zu beklagen, es gäbe nicht genügend Geldautomaten
in Brüssel. Nun hat man wenigstens am Flughafen einige aufgestellt. Die Bilder, die an
der Seite der Geldautomatenummantelung angebracht sind, sprechen aber Bände. Hier
klicken für einen Eindruck.
13. März 2009
Dank eines großzügigen Sponsors, der Werbeladestationen für Mobiltelefone und
Stecker für Laptops aufgestellt hat, gibt es heute in den Wartezonen der Flughäfen, die
ich in letzter Zeit besucht habe, mehr Steckdosen als früher. Geschäftsreisende sitzen
daher tendenziell nicht mehr in der Nähe der Toiletten neben den raren, niedrig
angelegten Steckdosen auf dem Boden. Auch die Kabel der Laptops sind nun lange
genug, dass die – meist Herren – bequem auf nahe den Werbeladestationen gelegenen
Wartebänken Platz finden und dort adäquat verkabelt auf ihre kleinen Tastaturen
einhämmern. Eigentlich schade; ich habe das etwas entwürdigende Bild der am Boden
kauernden Herrn im feinen Zwirn ganz lieb gewonnen.
12. März 2009
Auf dem Dach des Brüsseler Musikinstrumentemuseums ist neuerdings eine Installation
– ein riesiges blitzblaues Gehirn. Interessant.
10. März 2009
Nun scheint es also erwiesen, dass Multitasking nicht das Allheilmittel ist, als das es
immer beschrieben wird, sondern unnötigen Stress und Fehleranfälligkeit erzeugt. Man
braucht der Studie zufolge oft doppelt so viel Zeit, um Dinge zu erledigen, wenn man
243
versucht, sie gleichzeitig zu machen, als wenn man sie sequenziell abarbeitet. Mehr hier
und hier.
6. – 8. März
Neue Geschichten aus Absurdistan: Chaudfontaine ist ein Thermalkurort mit
Mineral(wasser)quellen und hat als Sehenswürdigkeit unter anderem einen alten
Brunnen. An eben diesem Brunnen prangen zwei Hinweisschilder. Das eine weist darauf
hin, dass das Brunnenwasser kein Trinkwasser ist. Das andere führt an, dass das
Wasser keiner wie auch immer gearteten Kontrolle unterliegt. Interessanterweise stellen
sich dort aber ganze Familien an, um mitgebrachte Mineralwasserflaschen und Kanister
aufzufüllen.
5 März 2009
Aus meiner Sammlung von Aufdrucken auf T-Shirts: ‚Informationsüberflutung’
4. März 2009
Eine eher kontroversielle Aussage in einer kontroversiellen Debatte: ‘Lassen Sie mich
zuallererst unterstreichen, dass ich all dem, was bisher gesagt wurde, zustimmen
kann…’
3. März 2009
Neue Geschichten aus Absurdistan: Ich wurde per E-Mail darauf hingewiesen, ich könne
mich einer Jogginggruppe anschließen. Beworben wurde das ganze mit dem
denkwürdigen Satz: ‚Gemeinsam mit Betreuer xyz werden Sie lernen, in 10 Wochen 5
Kilometer zu laufen.’ Nun, in 10 Wochen kommt man bestimmt 5km weit. Das gibt einem
etwa 336 Stunden für einen einzigen Kilometer oder 20,16 Minuten pro Meter. Auch in
recht untrainiertem Zustand ist das wohl zu schaffen.
28. Februar 2009
Ryanair erwägt anscheinend ernsthaft, in Zukunft von Fluggästen Gebühren für den
Gang zur Toilette zu erheben.
27. Februar 2009
Aus der Serie ‘Ihre Sorgen möchten wir haben’: Zitat aus einem Newsletter: Es gibt
offensichtlich Auffassungsunterschiede betreffend die Qualität des Kaffees in unserem
neuen Büro. Es wird eine Geschmackstest-Session organisiert werden, um eventuell
den Kaffee zu wechseln’.
26. Februar 2009
Zum Konzept einer Bad Bank fallen manchen Menschen wie ich höre, originelle
Funktionsbezeichnungen ein. Etwa: Vizepräsident für giftige Wertpapiere, Bad Bank.
25. Februar 2009
Ich dachte schon, es gäbe Fortschritte, nur um festzustellen, dass mein Name schon
wieder falsch geschrieben wurde. Heute war es Margit Brandle.
24. Februar 2009
Mein Name war heute auf einem Konferenz-Namenschild richtig (!) geschrieben!
23. Februar 2009
244
Ein amerikanischer Freund, der in Kalifornien lebt, sagt, dass er meinen Akzent lieber
hört als den von Arnold. Ich gehe einmal davon aus, dass das als Kompliment gemeint
ist.
22. Februar 2009
Aus meiner Sammlung von Aufdrucken auf T-Shirts: 'Ich brauche Wahrheit und Aspirin.'
Fernando Pessoa.
Ein weiteres T-Shirt mit dem Aufdruck: 'Hilfsbuchhalter' war auch ganz interessant.
21. Februar 2009
Geschichten vom Frisör (immer wieder eine ergiebige Quelle): Eine etwa sechzigjährige
Frau mit sehr kurzen Haaren kommt gegen elf Uhr vormittags zum Frisör und sagt, sie
hätte am Abend (Faschingsamstag) den Buergermeister zu parodieren. Zu diesem
Behufe würde sie gerne die Haare zu einer Glatze (!) feststecken lassen und würde
ferner ersuchen, einige zwanzig- bis dreißig Zentimeter lange dunkle Strähnen quer über
die Glatze zu kleben. Sie gebe zu, dass es wohl einige Schwierigkeiten mit den langen
Strähnen geben könne, zumal ihr eigenes Haupthaar ja nicht so lange sei. Die Frisörin,
deren Stimmung zwischen Amüsement, Verärgerung und Unverständnis lag, hat das
Ansinnen mit dem – nicht unlogischen Argument - man könne aus Haaren keine
Buergermeisterglatze modellieren und überdies sein man kein Maskenbildner, abgetan.
Um nicht als völlig unkooperativ dazustehen, hat sie dann aber auf eventuell im ‚Handel’
verfügbare Glatzenmasken oder rasierbare Perücken verwiesen, die man entweder
kombinieren oder, im letzteren Fall zur gewünschten Buergermeisterhaartracht
hinrasieren könne.
20. Februar 2009
Angeblich gibt es amtierende Bibliothekare, die sich beharrlich weigern, Bücher von
Autorinnen zu lesen.
16. Februar 2009
Ich habe ja lange mit mir gehadert, aber ich muss zugeben, die Studiophotographie übt
eine gewisse Faszination auf mich aus. Eine neue Richtung auf dieser Seite? Vielleicht.
Studiomusen. Hier kann man sich ein Bild machen…
http://www.brokenmuses.com/studio-de.php
15. Februar 2009
Ernst Bloch hat einmal gesagt: ‚Man muss ins Gelingen verliebt sein, nicht ins
Scheitern.’ Übrigens und nicht zusammenhängend: Daniel Craig alias James Bond hat
angeblich Schlafprobleme.
14. Februar 2009
Ich dachte immer, drei Kreuze stehen für die Unterschrift von Analphabeten. Jetzt habe
ich herausgefunden, dass man damit auch Küsse meint. Vielleicht die Küsse von
Analphabeten, wer weiß?
13. Februar 2009
Kann man jemanden, der bereits Einkaufssackerln von Antiquariaten sammelt, dazu
bringen, auch eine Sammlung von Flugzeug-Speibsackerln anzulegen?
12. Februar 2009
245
Es gibt kreative neue Ansätze, wie man Dinge (z.B. Häuser) unters Volk bringt. Etwa
eine Verlosung. Eine Kärntnerin hat Lose um 99 Euro verkauft und so ihr Haus an den
Mann gebracht... Mehr hier.
11. Februar 2009
Ich bin zufällig wieder auf eine Liste aus dem Kurhotel auf der Margitinsel in Budapest
gestoßen. Dort werden höchst seltsame Behandlungen angeboten. Darunter: Eine
Weincrememassage, ein Salz-Schnaps-Körperpeeling und eine Honig-Kraut-Packung!
9. Februar 2009
‚Ja, sie finden am Naschmarkt mehr als Wasabi-Nüsse und Oliven.’ … so eine
Internetseite zum Naschmarkt! Sehr interessant auch ein Artikel zur Verpraterung des
Naschmarktes, der den schönen Satz enthält: ‚Der Naschmarkt verkommt zur NussWüste.’
http://www.wienernaschmarkt.eu/index_zukunft.html
http://www.sueddeutsche.de/reise/120/452818/text/
8. Februar 2009
Ein paar Neuigkeiten: Ich habe einige Bilder meiner Reise nach Budapest (Anfang
Jänner 2009) online gestellt (hier klicken). Weiters bin ich darüber informiert worden,
dass die Wasabinuss nun auch Belgien erreicht hat; ein mittelgroßer Haufen wurde
gestern auf einem Antwerpener Markt gesichtet. Und zu guter Letzt: Bernd das Brot
(siehe Blog-Eintrag vom 18. Jänner), bzw. eine zwei Meter große Berndskulptur, die in
Erfurt an einer Hausmauer befestigt war, ist vor kurzem entführt (!) worden und konnte
nach 11 Tagen gerettet werden. Mehr zur Entführung hier und zur Befreiung hier.
7. Februar 2009
Ist Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän wirklich das längste, zusammengesetzte
deutsche Wort? Es dürfte jedenfalls ein interessantes neues Buch zur Sprache im
allgemeinen geben (siehe Artikel zu ‚Ich Jane, du Goethe. Eine Geschichte der Sprache’
von Guy Deutscher).
6. Februar 2009
Beim Überqueren der Strasse heute morgen hat mich ein junger Mann angesprochen.
Er wäre auf der Suche nach einem günstigen Hotel, ein Zimmer für 15-20 Euro wäre im
angenehm. Nach kurzem Zögern habe ich ihm den Weg zu einer nahegelegenen
Jugendherberge gewiesen. Er hat mich daraufhin, sichtlich in Mark und Bein
erschrocken, angestarrt und gestammelt: ‚Nein, nie. Ich habe einen Film über die
Herbergen hier gesehen…’ Das hat wiederum mich etwas ratlos und leicht irritiert
zurückgelassen. Was für Filme gibt es über die Brüsseler Jugendherbergen? Oder, noch
besorgniserregender, was passiert dort?
5. Februar 2009
Ich bin wieder einmal aus mir unerfindlichen Gründen als IT-Administrator genannt
worden. Eine Kollegin hat mir daraufhin folgende nette Zeile geschrieben: ‚Stimmen Sie
zu, dass Sie hier zuständig sind?’
4. Februar 2009
Sehr nett sind die Beschreibungen auf einer Hotelwebseite: Ins Zentrum sei es nur ‘Ein
Sprung von der Katze der Stadt’. Man bedenke. Wie es sich etwa so von einer Katze
aus in die Stadt springt…
246
3. Februar 2009
Und wieder einmal wurde mein Name malträtiert: Gestern hieß es ‘Margriet Brandel’ und
heute ‘Margit Brandle’.
2. Februar 2009
Zu meinem Thema der allgegenwärtigen Wasabinuss auf den Wiener Märkten (Wien
wird meines Erachtens von der Wasabinuss überschwemmt. Es handelt sich dabei um
eine Art Erdnuss, die grasgrün mit Wasabipaste überzogen in Viertel-, Halb- und
Kilosäcken angeboten wird und vor allem auf dem Wiener Naschmarkt mehr und mehr
Verkaufsfläche in Anspruch nimmt) kann ich folgende Beobachtung aus Rom und
Brüssel ergänzen: Keinerlei Wasabiprodukte in Rom, dafür gibt es in einem Restaurant
in Brüssel ein Gericht, das von Wasabimayonnaise begleitet serviert wird.
31. Jänner 2009
Zu den typisch österreichischen Aussagen zählen (übersetzt): ‚eh, klar: und jetzt ist es
wieder keiner gewesen…’, ‚gibt’s noch eine Krone(n Zeitung), oder was?’ und
(Bus/Taxifahrer) ‚na warten’s, i schupf eana no gschwind ume’ (in etwa: ich bringe Sie
noch dorthin).
30. Jänner 2009
Bei Austrian Airlines gibt es ‚Hausgemachtes Dessert’. Anscheinend sind die
Flugbegleiter in ihrer Freizeit damit beschäftigt, Desserts zuzubereiten.
29. Jänner 2009
Wieder einmal Neues zu meinem Namen: Ich habe einen Brief bekommen, der an
Hanne Brandl [sic] adressiert ist.
28. Jänner 2009
Ist ein Informationsdokument, das mit den Worten ‘auf der anderen Seite’ beginnt, auf
der einen Seite nicht schon beinahe poetisch?
27. Jänner 2009
Neues aus Absurdistan: Neben dem Aufzug klebt ein großes “Außer Betrieb” Schild, das
eifrig werkende Menschen bei der Reparatur eines Aufzuges zeigt. Der Aufzug ist alles
andere als außer Betrieb. Er ist schneller als sonst und macht weniger unangenehme
Geräusche.
26. Jänner 2009
Es gibt Schauspieler, die dafür geschätzt werden, dass sie sich auf Wunsch des
Regisseurs übergeben können. Mehr hier (auf Bild Nummer 6 klicken).
http://de.wikipedia.org/wiki/Ostia_antica
23. Jänner 2009
Rom
http://de.wikipedia.org/wiki/Sedletz-Ossarium
http://www.italylogue.com/planning-a-trip/capuchin-crypt.html
22. Jänner 2009
247
Und wieder einmal Neuigkeiten zur Variabilität meines Namens: In einem E-Mail aus
den USA wurde ich heute zur “Margaret Brandl“.
21. Jänner 2009
Eine englische Buchhandlung in Brüssel verkauft neuerdings “Anti-Establishment Mints”.
19. Jänner 2009
Auch andere haben Vorstellungen einer persönlichen Hölle. Genannt wurde unter
anderem eine Verdammnis zur händischen Abänderung von Telefonnummern auf
niemals enden wollenden Visitenkarten.
18. Jänner 2008
Es gibt eine Comicfigur namens Bernd das Brot. Es handelt sich dabei um ein
sprechendes, depressives Weißbrot. Es starrt zu Hause gerne die Südwand seines
Hauses an. Weitere Lieblingsbeschäftigungen sind: das Muster der Raufasertapete
auswendig zu lernen, die Lieblingszeitschrift „Die Wüste und du“ lesen oder seine
Sammlung der langweiligsten Eisenbahnfahrtstrecken auf Video zu erweitern. Mehr bei
Wikipedia.
16. Jänner 2009
Ich kann mir nicht helfen und werde misstrauisch, wenn ein Kostenvoranschlag mit den
Sätzen „Unser Ziel ist es, jedem Kunden einen Mehrwert zu verschaffen. Kosten sind
nur ein Teilaspekt des Wertes…“
13. Jänner 2009
Es gibt sehr seltsame Krankheitsbilder. Kürzlich habe ich über die sogenannte Body
Integrity Identity Disorder gelesen, bei der gesunde Menschen Teile oder Funktionen
des eigenen Körpers als überflüssig oder störend empfinden und freiwillig die
Lebensweise von Menschen mit einer Behinderung annehmen. Auch der Wunsch,
Gliedmaßen zu amputieren oder das Rückenmark zu durchtrennen ist dabei nicht selten.
Mehr bei Wikipedia.
12. Jänner 2009
Vor einiger Zeit habe ich ja einmal geschrieben, dass ich in meiner persönlichen
Vorstellung von Hölle bis in alle Ewigkeit dazu verdammt sein werde, Bilderrahmen mit
nicht dazupassenden Schraubenziehern auseinander- und nach dem Einrahmen der
jeweiligen Bilder wieder zusammenzuschrauben. Die einzige Abwechslung, die ich
haben werde wird sein, Formulare auszufüllen, um fehlende Flugmeilen einzufordern.
11. Jänner 2009
In Paris haben die Aktmodelle für einen höheren Stundenlohn und die Legalisierung des
Trinkgeldes gestreikt. Der behördlich festgelegte Stundenlohn beträgt zwölf Euro netto,
dafür müssen die Modelle aber oft stundenlang regungslos stehen. Mehr hier (link).
10. Jänner 2009
Die Berliner Firma Kryolan ist angeblich der weltweit wichtigste Hersteller von
Theaterblut. Neben Blut, Schminke, Haarfarbe und Bartkleber werden auch
Ausscheidungen wie Kot, Eiter oder Erbrochenes angeboten. Man möchte, dass die
Produkte in Farbe und Konsistenz dem Original gleichen, aber nicht schlecht riechen
oder schmecken. Produziert wird seit 1945, wichtigster Abnehmer ist Hollywood. Sehr
interessant dazu folgender Artikel (link).
248
8. Jänner 2009
Gelesen auf einer Postkarte: „Suppe – Seife – Seelenheil’. Hm. Eine neue Art
Intelligenztest?
7. Jänner 2009
Die Brüsseler Broken Muses Ausstellung ist zu Ende.
6. Jänner 2009
‘Das Gesicht des Menschen lügt nicht. Es ist die einzige Landkarte die all die Gebiete
zeigt, wo wir gelebt haben.’ Luis Sepulveda
5. Jänner 2009
Es hat sich irgendwie schleichend eine neue Multitasking-Unsitte eingebürgert, das
Telefonieren auf öffentlichen WCs. Mir nichts, dir nichts marschieren Leute während
eines Telefonats in die entsprechende Toilette und telefonieren dort einfach weiter.
4. Jänner 2009
‘Unsere soziale Persönlichkeit ist eine geistige Schöpfung der anderen.’ Marcel Proust,
1918
3. Jänner 2008
Finnisches Sprichwort: „Maailmaa on jos jonnekin paein, sanoi akka, kun kepillae
saunanluukusta koitti.“ - Wie ist die Welt doch groß und weit, sprach die Alte, als sie den
Stock zur Saunaluke hinausstreckte.
Allgemeine Info: http://www.budapestinfo.hu/de
Hotel: Danubius Health Spa Resort Margitsziget – Hotel
Freitag: Cafe Oberlaa, Hotel, Kärntnerstrasse, Loos Bar, Palmenhaus
Samstag: Kärntner Strasse, Stephansdom, Buchhandlung, Wollzeile, Strassenbahn,
Votivkirsche, Freyung, Palais Ferstl, Cafe Zentral, Brunnen an der Hotburg, Passage am
Michaelerplatz, Petersdom, Meinl am Graben, Hofburg, Natur- und Kunsthistorisches
Museum, wein und Co, Mocca Club, Naschmarkt, Cafe Sperl, Schönbrunn, Hotel, Essen
im The Ring Hotel
Sonntag: Hainburgerstrasse, Spittelberg, Mexican Bar, American Bar im Hotel Fürst
Metternich, Cantinetta Antinori
2. Jänner 2009
Photomuseum
Antiquitätenviertel bei Margitbrücke
Komisches geschäft mit Leninbüsten
## Cemetery.
2. Jänner 2009
After having been to the Astoria hotel’s fine coffee shop and the posh New York Bar in
the New York Palace hotel the day before yesterday, to the Boston bar and to the Gellert
and the Callas coffee shops yesterday, the Gresham Palace coffee shop was still on my
249
list for today. Not that there wasn’t anything else to do here than sitting in coffee shops.
The Museum of Fine Arts and the Szecheny Bath were also worth a visit.
http://en.wikipedia.org/wiki/New_York_Palace_(Budapest)
31. Dezember 2008
Es ist zwar eiskalt in Budapest, dafür war das blasse Licht ideal für Photos auf dem
sogenannten Memento Park. Etwa 15km außerhalb von Budapest hat man einen
Themenpark kreiert, in dem viele der ehemals in Budapest befindlichen Statuen aus der
kommunistischen Zeit ausgestellt sind.
30. Dezember 2008
Nach einem Tag in Graz bin ich nun nach Budapest gefahren, genauer gesagt auf die
Margitinsel - zum Margithotel. Die Insel ist mittels der Margitbrücke mit beiden Seiten
von Budapest (Buda und Pest) verbunden. Der Legende nach ist die Insel nach Margit,
der Tochter König Belas IV, benannt. Sie hat dort in einem Kloster gelebt und
Leprakranke gepflegt und geheilt und auch sonst noch einige bemerkenswerte Dinge
vollbracht, wofür sie später heiliggesprochen worden ist. Der eher unschöne Teil der
Legende besagt, dass sie sich zeitlebens niemals über den Fußfesseln gewaschen
hätte. Gut, das war im 13. Jahrhundert.
27. Dezember 2008
Aus meiner Sammlung von Aufdrucken auf T-Shirts: Heute entdeckt: „Zimtstern“
Und weiters habe ich eine Bauernregel entdeckt die sagt: Je tiefer der Schnee, umso
höher der Klee. Mich wundert es, dass es solche Dinge noch nicht auf T-Shirts geschafft
haben.
26. Dezember 2008
Photosession im Photostudio. Das ist eine ganz neue Erfahrung, aber durchaus
interessant.
24./25. Dezember 2008
Die Britische Regierung hat Flugblätter mit Informationen an die Bevölkerung verteilt, die
vor allem Eltern beim Vermeiden typischer Unfälle am Heiligen Abend helfen sollen. Zu
den häufigsten Ursachen einer weihnachtlichen Krankenhauseinlieferung zählen:
- Eltern, die sich stechen, weil sie Spielzeug mit Messern statt mit Schraubendrehern
zusammenbauen;
- Menschen, die sich Schnittwunden zufügen, weil sie Geschenke zu schnell und mit der
Hilfe von Messern öffnen;
- Kinder, die von Schaukelpferden fallen oder mit neuen Fahrrädern gegen die Wand
fahren;
- Bratensoße, die in der Mikrowelle explodiert und
- Beschwipste Gäste, die über Stiegen oder - mein absoluter Favorit! – zu Boden fallen,
weil sie beim Hinsetzen ihren Sessel verfehlen.
Mehr (auf Englisch) beim Britischen Familienministerium oder als Kommentar hier.
22. Dezember 2008
Zeitunglesen bildet: Der Ausdruck Nerd kommt eigentlich vom Ausdruck Knurd und das
wiederum ist rückwärts geschrieben drunk und bezeichnet eine Spezies
computerversessener Spezialisten, die dem Alkohol alles andere als zugetan sind.
250
21. Dezember 2008
Manche Leute sind von Haus aus eher unhöflich. Ich zitiere aus einem E-Mail: „Sollten
sie welche haben, senden Sie mir ihre Kommentare und Gedanken bitte vor
Jahresende.“
20. Dezember 2008
Laut Angaben von Manner wird in Österreich alle zwei Minuten eine Mannerschnitte
gegessen!
19. Dezember 2009
Zugfahrt von Wien nach Bruck an der Mur. Eine junge Dame steigt ein mit einer Katze
im Transportbehälter. Die Katze mauzt und ist sichtlich nervös. Die junge Dame
entschulkdigt sich gegenüber den restlichen, im Abteil sitzenden Mitreisenden mit der
netten Ausrede, die Katze sei nervös und würde beim reisen nebst einem trockenen
Mund auch schwitzige (sic!) Pfoten bekommen. Ich bin also neben einer Katze mit
Schweißfüßen gesessen.
18. Dezember 2008
In Onlinedienst hat mich heute darüber in Kenntnis gesetzt, dass Weihnachten auch
dieses Jahr wieder am 24.12. ist. Sogar mit einem Ausrufezeichen! Das hat mich sehr
an ein sehr amüsantes Buch erinnert, das ich vor Jahren gelesen habe und das den
Titel „Unsere zweite Tochter ist wieder ein Mädchen“ trug.
17. Dezember 2008
Schon interessant, dass man den modernen Nierensteinzertrümmerer als
„Nebenprodukt“ für Überschallflugzeuge erfunden hat. Mehr über den DornierNierensteinzertrümmerer bei Wikipedia.
16. Dezember 2008
Ein herrlicher Artikel für alle Österreichliebhaber und –innen! So schaut’s anscheinend
aus wenn man nur Knochen will und sich als Privathistoriker betrachtet…
15. Dezember 2008
Es ist manchmal sehr leicht, seiner Zeit voraus zu sein. Heute gehört: „Die Richtlinie von
1998 ist nun auch schon 20 Jahre alt.“
12. Dezember 2008
Was ich bei meinem Kurzbericht zu Tokyo ganz vergessen hatte zu erwähnen war, dass
ich James Bond getroffen habe. Bezüglich des Bildes kann ich nur um Verständnis
bitten. Mein Papa würde sagen, ich schaue aus wie ein „gespiebenes Äpfelkoch“, was
auf Hochdeutsch etwa einem „erbrochene Apfelmus“ gleichkommen dürfte. Nicht nett,
aber wenn man hohes Fieber und Grippe hat, sieht man leider nicht wie das klassische
Bondgirl aus.
10. Dezember 2008
Woher kommt eigentlich der Ausdruck „Null Komma Josef“? (Für die
nichtösterreichischen Leser: Null Komma Josef kann für „sogut wie nichts“ stehen, aber
auch für „sofort“ oder „ohne Verzögerung“ in der Form „das wird in Null Komma Josef
erledigt“).
9. Dezember 2008
251
Aus dem Reservoir der Zirkeldefinitionen: „Eine vernetzte Welt ist eine bessere Welt, da
es in einer solchen möglich ist, Menschen mit anderen Menschen zu vernetzen!“
8. Dezember 2008
Ich glaube ja, dass man mit Kursen wie „Logisches Argumentieren für IT-Fachkräfte“ viel
Geld verdienen könnte. Ein Grundgedanke wäre da auf jeden Fall einmal: „Kein E-Mail
ohne E-Mail“ oder, länger: „Ich darf meine Kunden/Nutzer nicht per E-Mail darüber
informieren, dass er keinen E-Mail-Zugang hat!“ Modul zwei wäre dann: „Wenn - Dann Beziehungen“ oder „Warum es erforderlich ist, dass der Kunde/Nutzer einen
funktionstüchtigen Internetzugang hat, bevor man ihn aus welchen Gründen auch immer
auf eine Webseite verweist.“ Modul drei könnte sein „Über die Verwendung des
zulässigen „Weils“, mit anderen Worten der Ansatz, bessere Gründe für das Versagen
von Diensten anzuführen, als „das Problem besteht, weil sich der Kunde/Nutzer in
Belgien befindet“. Ein anderes Modul würde ich „Grenzen des Vorstellbaren“ nennen,
oder warum das „bei mir geht es aber“ nur bedingt zielführend ist und die Annahme,
dass etwas, was beim IT-Fachmann funktioniert, trotz Nachahmeffekt noch lange nicht
auch beim Kunden/Nutzer funktioniert.
6. Dezember 2008
Es wird zunehmend schwieriger, als Privatperson Fabriken oder Betriebe zu besichtigen.
Erst heute habe ich (mit zweiwöchiger Verspätung) eine Absage aus Japan bekommen,
für eine Anfrage, eine Fabrik in Sendai zu besichtigen. Man mache keine Führungen für
Touristen, hieß es. Was mich abgesehen davon auch reizen würde, sind alte,
aufgelassene Hallen.
5. Dezember 2008
Ich wundere mich ja oft über moderne Berufsbezeichnungen und kann in vielen Fällen
einfach nichts damit anfangen. Es wird einem auch nicht unbedingt leicht gemacht. Wer
hätte sich gedacht, dass sich hinter einem „after sales service technician“ ein Uhrmacher
verbirgt?
4. Dezember 2008
Durchsage in einem Bus: „Die Passagiere werden gebeten, ihre Mobiltelefone nicht zu
verwenden, da dies die Sitznachbarn verärgert.“
3. Dezember 2008
Warum stellt jemand den Kopfteil seines Bettes in die Bürogarage? Meine Vermutung
ist, dass sich die Person sorgt, ansonsten beim Einparken an der Wand
anzuschrammen. Dennoch schaut das ganze etwas sonderbar aus.
2. Dezember 2008
Geschichten aus meinem dilbertesken Leben: Aus welchem mysteriösen Grund auch
immer hat die IT-Abteilung meinen Namen an all diejenigen gegeben, die heute mit
einem bestimmten Intranetdienst Probleme hatten. Ich bin also auf einmal als
vermeintliche Administratorin mit diversen mehr oder weniger freundlichen Anfragen
bombardiert worden, das Problem endlich aus der Welt zu schaffen. Mit der Mitteilung
an diverse Unbekannte, nichts mit der Sache zu tun zu haben und das Problem leider
auch nicht beheben zu können, kann man Tage verbringen.
29. November 2008
252
Ich bin wieder im guten, alten Europa wo die Dinge nicht ganz so reibungslos
funktionieren wie in Japan. Aber andererseits tragen die Menschen hier auch keine
Atemschutzmasken und man fühlt sich dadurch nicht gleich wie in einem Science-Fiction
B-Movie, wo alle – außer man selbst - über die Gefährlichkeit verschiedener Bakterien
und die effektivste Art, sich zu schützen auf dem Laufenden zu sein scheinen. Die
Bakterien haben mich ja auch in Form einer der heftigsten Grippen der letzten Jahre
ziemlich erwischt.
20 - 28. November 2008
Tokyo ist gleichzusetzen mit Erster Welt, sehr sogar. Alles scheint reibungslos zu
funktionieren und niemand macht viel Aufhebens darüber. Züge sind pünktlich, Taxis an
jeder Straßenecke verfügbar, die Leute freundlich und niemand scheint leicht in Stress
zu geraten.
Mein erster Eindruck von Tokyo waren die Toiletten. Die Bretter sind beheizt und man
hat eine Programmauswahl für Spülung, Bidetfunktion und – meiner Ansicht nach am
interessantesten – eine Taste fürs Spülgeräusch. Man kann sich dem Spülgeräusch
hingeben ohne zu spülen. Die Spültaste selbst ist dann oft etwas versteckter und nicht
unbedingt Teil der komplizierten Menüführung.
Schon auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt ist es bemerkenswert, wie wenig
Werbung einem die Sicht auf die Gebäude verstellt. Es ist so, wie es in großen Städte
sein sollte: man hat einen ungehinderten Ausblick auf die Skyline und ist nicht durch
Plakate, Leuchtschriften oder dergleichen abgelenkt.
Die größte Metropole der Welt vermittelt genau eines nicht, nämlich, eine Metropole zu
sein. Man sieht die Dimensionen einfach nicht, außer natürlich, man blickt von einem
Wolkenkratzer auf die Stadt hinab. Wenn man auf der Strasse ist, hat man den
Eindruck, in einer Kleinstadt zu sein. Es ist alles andere als hektisch, die Luft ist gut, es
gibt kaum Verkehr und schon gar keine Staus und keinen Lärm. Neben Hochhäusern
sind Wohngegenden mit niedrigen Häusern, wo man mitten auf den schmalen Strassen
gehen kann ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen, dass einen ein Auto
anfahren könnte.
Was interessant ist, ist die ungemeine Effizienz des täglichen Lebens. So wird vieles an
den Straßenecken über Automaten verkauft. Heiße und kalte Getränke, aber auch
Essen. Das funktioniert dann so, dass man sein Menü per Knopfdruck wählt, Geld
einwirft und – sobald es fertig gekocht ist – in ein an den Automaten angeschlossenes
kleines Geschäft eingelassen wird, wo man sein Essen dann frisch gekocht mitnehmen
kann. Daneben gibt es auch Zigarettenautomaten mit klingenden Zigarettennamen wie:
Hoffnung, Sieben Sterne, Pianissimo, Kabine und Pfirsich.
Im Mori Kunstmuseum werden Besucher mit den Worten begrüßt: “Besucher, die
Alkohol konsumiert haben, wird der Zutritt zum Museum verweigert”. Im Museum selbst
war das Beeindruckendste dann eine Skulptur einer Tuk-Tuk Autorikscha aus
künstlichen Knochen mit dem klingenden Titel “Autosaurus”.
20. November 2008
Obwohl sich Einkaufsstrassen mehr und mehr ähneln habe ich eigentlich immer
gedacht, dass man sie zumindest am Geruch unterscheiden kann. Die Brüsseler
Einkaufsstrassen riechen beispielsweise nach Waffeln. Seit ich heute in London an
einem Stand mit der Aufschrift „Gourmet Wunderwaffeln“ vorbeigegangen bin, ziehe ich
diese Idee irgendwie in Zweifel.
19. November 2008
253
Ein Webeslogan in einer bereits für Weihnachten deorierten Auslage in der Oxford
Street in London sagt: Je mehr, desto fröhlicher. Dieser Spruch ist wohl vor der aktuellen
Wirtschaftskrise abgesegnet worden.
18. November 2008
Wieder einmal Neues zu meinem Namen: Ein Taxifahrer hatte meine Reservierung
unter Brandl Marie.
17. November 2008
Leider habe ich eine Ausstellung namens Revoltierende Schaufensterpuppen in den
Auslagen des Berliner KDW (Kaufhaus des Westens) versäumt.
16. November 2008
Komischer Flug heute. Mein Gepäck hat beschlossen, nach dem Zwischenstopp nicht
mehr mitzukommen und die Stewardess hat auf Englisch durchgesagt, dass wenn sie
sich nicht beeilen würden, sie seitens der Airline alle noch nicht an Board befindlichen
Passagiere „uploaden“ würden.
15. November 2008
J. M. Keynes hat nach einigen Rückschlägen gemeint: „Drei Dinge treiben mich zum
Wahnsinn: die Liebe, die Eifersucht und das Studium der Börsenkurse.“
14. November 2008
Die Kleine Zeitung schreibt nach der ersten Lesung von Margit Kuchler-D’Aiello in ihrer
Ausgabe vom 14.11.2008: „Über die Brüchigkeit des Lebens: Ihr literarisches Debüt
feierte dieser Tage Margit Kuchler-D'Aiello in der Buchhandlung Plautz in Gleisdorf. Die
Trägerin des "Franz Innerhofer-Preises" begeisterte die Gäste mit ihrem ersten Roman
"Portrait eines Balkonsitzers". Eine Geschichte voller Poesie und Bildkraft über das
Altern und die Brüchigkeit des Lebens.“
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/weiz/1639262/index.do
13. November 2008
Meine Mutter spricht aus jüngster Erfahrung und sagt, dass ein iPod nicht weißer wird,
wenn man ihn wäscht (auch nicht bei 60 Grad). Er wird – auch wenn hinterher einiges
scheppert - durchs Waschen auch nicht zu einem iPod shuffle. Die Lieder auf dem
neuen iPod kann man hingegen tatsächlich durch Schütteln des Geräts in eine neue
Abspielreihenfolge bringen.
11. November 2008
In Belgien wird heute um 11:11 Uhr des Endes des Ersten Weltkrieges gedacht. In
Österreich beginnt der Fasching.
10. November 2008
Werbung eines Naturkostgeschäfts: „Denken Sie positiv,
Einstellungssache!“ Da werden sich viele Schwerkranke freuen.
Gesundheit
ist
8. November 2008
Der Roman „Portrait eines Balkonsitzers“ meiner besten Freundin Margit KuchlerD’Aiello ist erschienen! Der Klappentext verrät nur wenig: „Herr T. sitzt auf seinem
Balkon und betrachtet die Welt. Herr T. ist ganz zufrieden, bis er eines Tages auf eine
junge Frau im Nachbarhaus aufmerksam wird ... Margit Kuchler-D’Aiello hat eine
254
berührende Erzählung verfasst, voller Melancholie, voller Poesie und Bildkraft. Eine
Geschichte über das Altern und die Sehnsucht, über das Scheitern, die
Hoffnungslosigkeit und die Brüchigkeit der Liebe.“
7. November 2008
Aus meiner Bespechungs-Zitatesammlung, diesmal aus einem moderaten
Steitgespräch: A: „ich habe das Gefühl, in einer Parallelwelt zu leben!“ B: „Das ist sicher
richtig.“
6. November 2008
Zu bleibenden (immateriellen) Werten: Ein Brüsseler Bettler spielt auf einer Flöte die
Europahymne.
5. November 2008
Zu bleibenden (materiellen) Werten: Nutella Belgien verlost ein goldenes Nutellaglas (14
Karat Gold).
4. November 2008
Es gibt hier in Brüssel verschiedene Müllmänner: normale, Laubsauger und Laubbläser.
Die Laubsauger halten sich vorwiegend an dicht befahrenen Kreuzungen auf, wo nur
vereinzelte Blätter herumliegen, da es meist keinen großen Baumbestand in der Nähe
gibt. Emsig saugen sie die wenigen Blätter mit einem überdimensionalen Laubsauger
auf. Die Laubbläser finden sich vornehmlich auf Fahrbahnmittel- oder -randstreifen und
in der Nähe von Bäumen. Sie verteilen die abgefallenen Blätter meiner Beobachtung
nach nur um und zeichnen Laubstreifenmuster.
3. November 2008
Ich habe versucht, mir für kommenden Donnerstag einen Termin in einem Institut
auszumachen. Sympathischerweise werden dort noch einzelne Blätter für die jeweiligen
Tage verwendet. Leider ist ihnen der Donnerstag abhanden gekommen, was der
Empfangsdame sehr unangenehm war. Sie hat sich dann Hilfesuchend an eine Kollegin
gewandt und diese gebeten, in einer anderen Ecke des Büros nach dem Donnerstag zu
suchen.
2. November 2008
Ich habe ein paar Bilder von der Vernissage von vor zwei Wochen in Kapfenberg online
gestellt.
1. November 2008
Es gibt mittlerweile einen iPod mit dem Gesamtwerk von Johann Sebastian Bach zu
kaufen, den sogenannten BachPod. Ich frage mich, ob man in Zukunft Kindern anstatt
eines Kinderfotoalbums einen Memorystick in die Hand drücken wird, nach dem Motto
„deine Kopie fürs restliche Leben“.
31. Oktober 2008
Zeitschinden (aus meiner Bespechungs-Zitatesammlung): Ich werde Ihnen das
demnächst mitteilen, davor aber wirklich noch einmal sagen wir, sozusagen überprüfen.
30. Oktober 2008
255
Zur Abwechslung wieder einmal eine Geschichte zu meinem Namen. Ich habe einen
Tisch in einem Restaurant auf meinen Namen reserviert. Begrüßt wurde ich mit: Guten
Abend, Frau Wandel.
29. Oktober 2008
Manche Buchhandlungen verwenden Sackerln (für die deutschen Leser: Tüten) mit dem
Aufdruck „Aufgepasst, Lesen kann die Dummheit gefährden!“.
28. Oktober 2008
Der Stern schreibt: „Beim Versuch, sein Handy aus einer Zugtoilette des TGV zu
fischen, hat sich ein französischer Bahngast den Arm eingeklemmt und einen groß
angelegten Rettungseinsatz ausgelöst. Der 26-Jährige hatte während der Zugfahrt am
Sonntagabend versehentlich sein Telefon in die Toilette fallen lassen. Als er es
herausfischen wollte, wurde sein Arm von dem Saugmechanismus in die Schüssel
hineingezogen. Die Rettungskräfte konnten ihn zunächst nicht befreien. Also griffen sie
zu rigoroseren Methoden und rissen die gesamte Toilettenschüssel heraus. Der Mann
wurde auf einer Trage herausgebracht - der Arm steckte immer noch in dem
Abflussrohr, wie ein Passagier dem Radiosender sagte. Er habe Schmerzen am
Ellbogen, aber es sei glücklicherweise nichts gebrochen, sagte ein Feuerwehrsprecher.“
27. Oktober 2008
Es gibt in Belgien den “Bund der Optimisten des Königreichs Belgien”, der laut
Broschüre „zum Ziel hat, die Entwicklung der Einstellungen der Einwohner Belgiens zu
mehr Optimismus zu fördern, den Enthusiasmus, die gute Laune, das positive Denken,
die Kühnheit, den Unternehmergeist, die Toleranz, sowie das Verständnis der Bürger
und der Gemeinschaften untereinander zu stärken“.
26. Oktober 2008
Manchmal fühle ich mich wie ein Stadtplan auf zwei Beinen. Wahllos kommen Leute auf
mich zu und fragen mich nach Adressen, Straßennamen, Richtungen. Besonders witzig
war heute die Begegnung mit einer Dame, die nach einem Haus gesucht hat, das
kürzlich abgerissen worden ist.
25. Oktober 2008
Es gibt ein Buch mit dem schönen Titel: Frauen, die lesen, sind gefährlich (von Stefan
Bollmann). Vom selben Autor gibt es ein Buch „Frauen, die schreiben, leben gefährlich“.
23. Oktober 2008
Ist es besser, Goldkartenbesitzer bei einer Airline oder Platinkartenbesitzer bei Ikea zu
sein? Ich frage mich ja, wie es etwa ist, beim Ikea-Rückkaufschalter zu arbeiten. Ikea
nimmt ja alles zurück und erstattet die volle Summe. D.h. es kommen wutentbrannte,
kampfwütige Menschen, die diverse Dinge retournieren wollen und sich auf eine
Diskussion einstellen und dann verpufft deren Zorn sehr zur Schadenfreude des
Rückkaufschalterangestellten, weil der freundliche Mensch am Rückkaufschalter ohne
weiteres und ohne zu debattieren "zurückkauft".
22. Oktober 2008
Ausstellungseröffnung in Brüssel. Ein schöner Abend, sehr bereichernd. Was mich
schon beim Aufhängen der Bilder gefreut hat, nämlich, dass sogar das
Reinigungspersonal über die Bilder diskutiert hat, hat sich heute Abend fortgesetzt.
256
Niemand war nur zum Weintrinken und Plaudern da, ich glaube alle haben die Bilder
angesehen und sich anregend darüber unterhalten. Das ist ein großes Kompliment.
21. Oktober 2008
Ein typischer Dienstreisetag, Aufstehen um 5 Uhr morgens, Heimkommen nach 11 Uhr
abends. Die letzten Vorbereitungen zu meiner Ausstellungseröffnung in Brüssel habe ich
am Heimflug getätigt. Nun haben alle Bilder auch ihre Beschriftung.
20. Oktober 2008
Es gibt einen Fisch mit dem klingenden Namen „Knurrhahn“.
18. Oktober 2008
Neue Geschichten aus Absurdistan: Fortis wirbt immer noch mit dem bemerkenswerten
Slogan entlang einer roten Sinuskurve: „Das Leben ist eine Kurve. Wo sind Sie gerade?”
Es gibt ein Belgisches Luxuslabel mut dem klingenden Namen: “Aber wo ist die Sonne?”
(Mais Il Est Où Le Soleil?) und einen neuen (Belgischen?) Film namens “Erzähl mir vom
Regen” (parle-moi de la pluie).
17. Oktober 2008
Aus einem sehr amüsanten Meeting: „Das ist keine Inkonsistenz ich sag’s euch gleich,
das ist ein Blümchenargument!“ und A: „Haben die sonst noch etwas Intelligentes dazu
geschrieben?“ B: „Man kann es nicht ausschließen.“
16. Oktober 2008
Wieder einmal zu meinem Namen. Ich habe eben im Intranet eine neue Seite kreiert.
Normalerweise steht unten dann immer der Autor, in der Form MargitBrandl (in einem).
Nun ist die Autorin der neuen Seite auf einmal eine SabineBrandt. Das stimmt mich
nachdenklich. Man hat mir nicht nur den Vornamen genommen, sondern auch meinen
Nachnamen abgewandelt. Was soll ich davon halten? Birgit war da ja noch harmlos.
15. Oktober 2008
Die gestrige Ausstellungseröffnung in Kapfenberg war ein gelungenes Fest. Es waren
sicher über 100 Leute dabei, viele davon haben sich wirklich an den Bildern erfreut. Der
interessanteste Kommentar zu meinen Photos war: „Trotz dem deine Bilder eigentlich
unbelebte Objekte zum Gegenstand haben, sind sie die lebendigsten hier.“
Eine Dame hat mich gefragt, warum gerade kaputte, zerbrochene Puppen. Ich habe
gesagt, genau deswegen. Sie war wie gebannt von meinem Bild aus Moskau (Inside
Gum) und hat sicher zwei Stunden davor verbracht. Das hat wiederum mich ungemein
beeindruckt.
14. Oktober 2008
Frisörin zur Kundin: Wie alt bist Du jetzt eigentlich?
Kundin: Siebzehn.
Frisörin: Und, wie geht's Dir damit?
9. Oktober 2008
Im Taxi auf dem Weg zum Flughafen in Rumänien. Der Fahrer ist sehr stolz auf Tarom,
die nationale rumänische Fluglinie, die mich wieder nach Brüssel bringen soll. Zitat:
"Unsere Piloten sind die besten der Welt. Sollte es dennoch einen Unfall geben, war es
sicher nicht ihre Schuld."
257
8. Oktober 2008
Ist es ein Zeichen von Übermüdung, wenn einem beim Running Sushi schwindelig wird,
wenn das Essen an einem vorbeifährt?
6. Oktober 2008
Finde nur ich eine Beschreibung wie die folgende kompliziert? Gefunden in eine
Zeitungsartikel, eine Werkschau eines Künstlers beschreibend: „Er [der Künster] steht
abseits von den neoexpressionistischen Ausbrüchen, die in Übereinstimmung mit einer
theoriemüden Zeitstimmung die Kunstszene überfluten.“ Und später: „[Die] Abfolge
[seiner Themen] ist ein hoch codiertes ikonographisches Programm, wie man es in
enzyklopädischen Bildfolgen aus älterer Zeit antrifft - nur zerbrochen in biomorphe,
medizinische, sektiererische Bizarrerie.“
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/282/143958/
5. Oktober 2008
Schwarzweißentwickeln ist immer wieder spannend. Es ist so faszinierend, das Bild
langsam erscheinen zu sehen. Schwarzweiß ist so ganz anders als Farbe, manche
meiner Bilder machen mir fast Angst, sie haben etwas Entrücktes.
4. Oktober 2008
Kürzlich gehört: Bestellung: Zwei Sandwich Hawaii bitte. Antwort: Kann ich Brötchen
belegen mit Käse und Schinken, aber nicht mit Hawaii.
3. Oktober 2008
Man kann mit der IT schon auf Kriegsfuss stehen. Margit befindet sich beim
Computerdoktor, folgender Dialog spielt sich ab:
Margit: Der Computer ist unsagbar langsam.
Es wird einiges getestet.
Computerdoktor: Es liegt auf keinen Fall an der Internetverbindung.
Margit: Was kann es sonst sein?
Computerdoktor: Vielleicht haben sie Spyware auf ihrem Rechner.
Margit: Hm, und wie stellen wir das fest?
Computerdoktor: Dafür bin ich nicht zuständig. Eigentlich bin ich für sie überhaupt nicht
zuständig. Auch die Updates, die wir gerade gemacht haben, bin ich eigentlich nicht
zuständig.
Margit (Kniefall überdenkend, dann aber verwerfend): Ich zahle ihnen einen Kaffee.
Computerdoktor (lehnt ab, hat aber deutlich aufgehelltere Züge): Das mit der Spyware
kann man schon feststellen. Sie müssten den Rechner für ein-, eineinhalb Wochen
dalassen.
Margit: Bekomme ich in der Zwischenzeit einen Ersatzrechner?
Computerdoktor: Nein, das ist nicht vorgesehen.
1. Oktober 2008
Habe gearbeitet, war Abendessen, bin nach Hause gegangen. In Paris würden sie
sagen: Métro, boulot, dodo (U-Bahn, Arbeit, Bett).
29. September 2008
Es gibt immer noch besetzte Häuser in Berlin, eines ist anscheinend eine richtige
Institution und beherbergt etliche Künstler..
26. September 2008
258
Ist das nicht eine wunderschöne Formulierung? „Unsere bisherige Debatte hat ergeben,
dass wir lediglich einen marginalen Konsenskorridor haben…“
25 September 2008
Was soll man von einem Schild halten, dass folgendes wissen lässt "Das Befestigen
jeglicher Hinweise ist hier verboten“?
23. September 2008
Ich bin nun offiziell als Spammerin bekannt. Ein paar Nachzügler spammen immer noch
zurück.
21. September 2008
Gelesen auf einem T-Shirt in Paris: “Ich bin Muslim. Keine Panik.”
20. September 2008
Ich hätte es mir nicht gedacht, aber es gibt sie noch, meine Hochzeiterin! Sechs jahre
nachdem ich ein Bild von ihr gemacht habe, sitzt sie, etwas ramponierter aber immer
noch im selben Brautkleid am größten Flohmarkt der Welt im Norden von Paris.
19. September 2008
Ich glaube, heute verstanden zu haben, was man mit der berühmten unsichtbaren
Glasdecke meint. Sie scheint etwas mit Lärmschutz zu tun zu haben.
Folgende Geschichte zur Illustration:
VIP: Ich hatte einen Anruf in Abwesenheit von einer Nummer, die mit +27 beginnt.
Welches Land hat +27 als Vorwahl?
Margit: Südafrika.
Stellvertretender VIP (tut so, als hätte noch niemand etwas gesagt): Ich weiß nicht.
VIP: Hmmm….
Margit: Südafrika.
Stellvertretender VIP, der immer noch so tut, als hätte noch niemand etwas gesagt, tippt
auf seinem Handy herum und verkündet schließlich strahlend: Südafrika!
VIP: Vielen Dank!
18. September 2008
Jede öffentliche Verwaltung sollte sich Leute wünschen, die wie heute gehört, folgendes
sagen: „Ich habe dazu auch eine Privatmeinung, aber die ist hier irrelevant!“.
17. September 2008
Wir sind wieder bei Birgit. Oder besser gesagt bei: „Birgit, streich mich von der Liste“.
Aber auch Margrit, Mgit und Martingit wurden kürzlich verwendet. Fairerweise sollte ich
dazusagen, dass ich in den letzten 24 Stunden etwas über 100.000 E-Mails bekommen
habe.
16. September 2008
Nachdem es Mode geworden ist, mich Birgit zu nennen, hat es heute jemand mit Kathrin
versucht.
11. September 2008
Absurdistan: Abends. Restaurant. Ich sage, dass ich noch auf jemanden warte, aber
bitte schon einmal die Karte möchte. Kurz darauf bekomme ich einen Kaffee serviert.
259
9. September 2008
Heute habe ich wieder eine halbe Matratze gesehen, die jemand weggeworfen hat. Es
war aber nicht die zweite Hälfte der anderen, die ich vor ein paar Tagen gesehen habe.
8. September 2008
Ich habe heute Abend erstmals meine Retouchefarben ausgepackt und versucht, ein
paar SW-Bilder mit Farbe zu retouchieren. Sehr interessant!
7. September 2008
Ich habe einen Straßenkünstler namens Mimi the Clown getroffen, was mich besonders
freut, weil mir seine Spraykunstwerke schon wiederholt aufgefallen sind und ich mich
immer gefragt habe, wer bloß dahinter ist.
6. September 2008
Kürzlich gelesen: Schönheit heißt, eine Sache besonders gut zu können.
5. September 2008
Wieder einmal bestehen massive E-Mail Probleme. Der Dienstleister der Hotline hat
gewechselt, was einen Zugewinn an Freundlichkeit aber ansonsten keinerlei
Verbesserung betreffend Problemlösungskompetenz gebracht hat. Freundlich unfähig
ist auch unfähig. Die Nummer, die zur Nachverfolgung nötig ist, wurde netterweise per
E-Mail versandt, wobei die E-Mails nicht zugänglich sind (das ist das Problem, das
behoben werden soll).
Früher gab es Yves. Jedes Mal, wenn ich die alte Hotline bemüht habe, war Yves am
Apparat. Teilweise bis zu 10 Mal täglich hat mich Yves jedes Mal wieder nach Kerndaten
gefragt und sich beharrlich geweigert, meinen Namen oder zumindest die Erinnerung
daran zu behalten, dass wir bereits wiederholt miteinander gesprochen haben. Im
Gegenteil, für ihn war es jedes Mal so, als hätten wir noch nie das zweifelhafte
Vergnügen gehabt.
Den Mitarbeitern der neuen Hotline ist es untersagt, ihren Namen preiszugeben (sie
klingen aber nicht mehr wie Yves). Sie sind also namenlos und können unter keinen
Umständen wieder erreicht werden, da sie auch keinerlei persönliche Telefonnummern
haben. Eine Art Gipfel der Austauschbarkeit.
Ich weiß nicht, ob mir der mich zur Verzweiflung bringende Yves oder diese neuen
Namenlosen lieber sind. Ein Tag im Leben von Yves. Das wäre immerhin ein
brauchbarer Titel für eine Tragödie. Nach Komödie ist mir diesbezüglich nicht mehr.
4. September 2008
Aufgeschnappt bei einem Workshop: „… es kommt ganz darauf an, ob Sie mehr oder
weniger als 25km von ihrer Wohnung weg wohnen“. Das ist einmal ein kreativer Ansatz,
als Prinzip etliche Kilometer von der eigenen Wohnung entfernt zu wohnen und verdient
näherer Betrachtung!
3. September 2008
Auszug aus einer Konversation, die ich am Gang gehört habe: A: “Ich hasse mein Auto!”
B: “Warum das?” A: “Einige essentielle Teile fehlen ihm einfach!” B: “Was? Ein
Lenkrad?”
Immer noch 2. September 2008
Demokratie live. Ich war einen Gutteil des Nachmittags über im Europäischen
Parlament. Die Plenardebatte hat diesmal ausnahmsweise in Brüssel stattgefunden,
260
nachdem im August 200 Quadratmeter der Deckenkonstruktion im Plenarsaal in
Strassburg heruntergebrochen ist. Von den über 786 Abgeordneten waren vielleicht 20
anwesend, einige von ihnen – allerdings nur auf der Seite der Sozialisten - hatten
Bauarbeiterhelme mitgebracht.
2. September 2008
Dass die Urlaubszeit wieder vorbei ist, merkt man an der Anzahl der
Telefonkonferenzen. Drei meiner Kollegen hatten heute folgendes Problem: A: „Ich kann
euch fast nicht hören!“ B: „Nein, nein, wir sind hier, kein Problem!“ A: „Seid mir nicht
böse, aber nach der Akustik zu schließen klingt es als wäret Ihr auf einer Toilette!“ B:
„Ich kann Dir versichern, dass wir NICHT auf einer Toilette sind!“ Zumindest nicht
zusammen habe ich mir gedacht.
1. September 2008
Auf dem Weg zur Arbeit bin ich an einer achtlos am Straßenrand weggeworfenen halben
(!) Matratze vorbeigekommen. Wer wirft eine halbe Matratze weg? Ich verstehe ja, dass
man sich von einer Matratze trennt. Aber von einer halben?
29. August 2008
26. August: ich werde in einem E-Mail an eine ganze Gruppe Birgit genannt. Das
schmerzt, ich weise dezent auf den Fehler hin, bekomme eine Entschuldigung. 29.
August, dieselbe Person schreibt an dieselbe Gruppe „Birgit und ich schlagen vor“.
Alzheimer ist eine heimtückische Krankheit. Das Kurzzeitgedächtnis dürfte zuerst
befallen werden. Ich bin gespannt, ob wir uns nun ab heute auf einen gemeinsamen
Ansatz betreffs eines Namens für mich verständigt haben. Ich merke, dass ich
diesbezüglich wenig Spielraum für Kompromisse sehe.
28 August 2008
Warum become ich Einladungen wie die folgende? Einladung zu einem Mittagessen (!)
zum Thema: “Übergewicht und Abnehmen: Der informierte Konsument“
Wahrscheinlich lautet der neueste Slogan in Brüssel: “Verbrenne Fett statt Öl”.
25. August 2008
Willkommen in Absurdistan: Ich halte an einem Zebrastreifen, wo gerade eine Frau im
rosa Pyjama dabei ist, einen leeren (!) Kinderwagen über die Kreuzung zu schieben, als
mich ein Anruf ereilt, in dem mir die Person mitteilt, dass sie mich leider nicht zu einem
Termin treffen kann, der vergangenen Montag stattgefunden hat.
23. August 2008
Dialog in Amsterdam: A: „Die Welt ist schon schön.“ B: „Schon wahr…“
Für Insider: Die Wöt is scho schen. – Scho woahr!
22. August 2008
21. August 2008
Den sieben Todsünden stehen sieben Kardinals- oder Primärtugenden gegenüber:
chastity, abstinence, temperance, diligence, patience, kindness and humility.
20. August 2008
261
Um der Globalisierung und Modernisierung der Gesellschaft Rechnung zu tragen, hat
der Vatikan, den Katalog der sieben Todsünden um weitere sieben Todsünden zu
erweitern. Seit dem sechsten Jahrhundert, spätestens aber seit Dantes „Inferno“ sind die
Todsünden Stolz, Geiz, Neid, Zorn, Wollust, Völlerei und Faulheit bekannt. Das
Begehen einer Todsünde zieht die ewige Höllenstrafe nach sich. Vergebung kann – nur
vor dem Tod - über Beichte und durch vollkommene Reue erzielt werden. Andere
Vergehen sind als "lässlichen Sünden" bekannt.
Die sieben neuen Todsünden sind nun:
1. Drogenhandel und -konsum
2. Missbrauch von Kindern und Jugendlichen
3. Umweltverschmutzung (besonders das Einleiten von giftigen Substanzen in die Natur)
4. Prostitution bzw. Abtreibung, weil sie die "Würde und Rechte der Frauen verletzt"
5. Genmanipulation bei Menschen
6. Andere aus Profitgier in die Armut treiben
7. Exzessiver Reichtum bzw. Geldverschwendung für Luxusartikel
19. August 2008
Der Beo ist bekanntlich ein Vogel der dadurch Berühmtheit erlangt hat, dass er seine
Umgebung sehr gut nachahmt!
18. August 2008
Ist das Globalisierung, wenn man am Sonntag in Amsterdam ist, in Brüssel schläft, am
Montag in Helsinki Indisch isst und dann mit dem Fahrrad zurück zum Hotel fährt?
15. August 2008
Der Blumenteppich ist doch noch in time fertig geworden, ich hätte es kaum geglaubt.
Sogar gestern Abend war er schon in voller Pracht und Schönheit zu bewundern! Man
kann während der drei Tage, an denen er zu sehen ist, auch ins Rathaus hinein und
vom Rathausbalkon auf den Grand Place hinunterschauen. Wirklich beeindruckend! Und
noch dazu war Kaiserwetter!
14. August 2008
Der Brüsseler Blumenteppich, der den gesamten Grand Place vier Tage lang zieren soll,
sollte heute eigentlich schon fertig sein; de facto wird aber noch heftig daran gebastelt.
13. August 2008
Mails nach der Urlaubssaison beginnen mit entschuldigenden Sätzen wie dem
folgenden: “Ich bin gerade erst aus dem Urlaub zurückgekommen. Alles ist nach wie vor
ein wenig unorganisiert und vermutlich wird das auch so bleiben…“
12. August 2008
Aus der Reihe der Nullaussagen: „… es ist zu beachten, dass dies eine komplexe
Aufgabe und keinesfalls trivial ist“.
11. August 2008
Die Abreise aus Stockholm ist anscheinend immer schwierig für mich. Letztes Mal habe
ich meinen Rückflug wegen eines Unfalls auf dem Weg zum Flughafen versäumt und
diesmal ist der Flug aufgrund eines Streiks am Brüsseler Flughafen abgesagt worden.
Aber all das ist halb so schlimm im Vergleich mit meinen morgentlichen Erlebnissen. Wir
wurden telefonisch gebeten, mit dem Boot auszufahren und jemandem zu helfen, der
mit einem kleinen Motorboot gekentert ist. Es war ein schöner Morgen und ruhige See
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und daher hat all das nicht besonders aufregend geklungen. Als wir hinkamen, ist das
Boot nach wie vor kopfüber geschwommen, am Ufer war ein Mann in der Badehose,
zitternd, der einen anderen Mann hielt. Dieser andere war sehr blass und bewusstlos.
De facto war er da bereits tot. Ein Hubschrauber war auch schon da und zwei Schiffe
der Küstenwache. Auch das medizinische Team konnte leider nichts mehr machen. Es
ist ein Schock, jemanden sterben zu sehen. Und man ist wohl nie richtig darauf
vorbereitet. Das Leben hängt an einem seidenen Faden…
10. August 2008
Im Zentrum von Stockholm war eine Lennart Nielsson Fotoausstellung seiner frühen
Werke, Schwarzweissaufnahmen von Stockholm. Ansonsten ist er ja für seine
Aufnahmen von Ungeborenen bekannt, insofern war es interessant zu sehen, wie
vielseitig er ist. Manche der Bilder, die in dieser Ausstellung im Kulturhuset waren, sind
zuvor niemald öffentlich gezeigt worden. Auch die Lennart Nilsson Webseite ist
sehenswert: www.lennartnilsson.com.
9. August 2008
Eine Bootstour im Archipel von Stockholm hat ein wenig länger gedauert, als geplant.
Auch in Schweden wird es um 10 Uhr abends dunkel…
8. August 2008
Heute habe ich folgenden schönen Satz gelesen: Wirkliche Erfolge sind nur mit
Leidenschaft zu erzielen“.
7. August 2008
1865 hat die Boston Post geschrieben: “Gut informierte Leute wissen, dass es
unmöglich ist, Sprache über Drähte zu übermitteln. Selbst wenn es mölich wäre, gäbe
es keinerlei praktischen Nutzen dafür.“
6. August 2008
Sogar Universitäten haben Marketingslogans. Die Yale Universität wirbt für ihre
Sommerkurse mit : „Same veritas. More lux.”, also dieselbe Wahrheit, aber (bei) mehr
Licht.
5. August 2008
Ich habe eine Postkarte vom „Anfang der Welt“, anscheinend ein Werbespruch der
Bretagne, erhalten. Sehr interessant, wir kennen sonst ja eher das Ende der Welt.
4. August 2008
Aus der Sammlung markanter und wegbegleitender Aussagen: „Die Gruppe war sehr
erfolgreich. Man hat sich nicht einmal darum bemüht, Konsens zu erlangen.“
1. August 2008
Es gibt tatsächlich CDs für Babys zu kaufen, mit den klingenden Titeln: „Babytraum“,
„Klassische Schlaflieder“ und „Natürliche Geräusche“. Irgendwie wäre ich ja gespannt,
was auf der letztgenannten drauf ist.
31. Juli 2008
Die Rückreise nach Belgien hat viel länger gedauert, als erwartet. Aber, auf Reisen lernt
man. Zum Beispiel, dass es Worms tatsächlich und nicht nur in der Sage gibt. Allerdings
scheint sich die ganze Stadt auf die Nibelungenfestspiele vorzubereiten. Das dortige
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Weinbaugebiet heiß „Weinbiet“ und stellt Spezialitäten mit den Namen „Gimpeldinger
Meerspinne“, „Haardter Herzog“ und „Mußbacher Eselshaut“ her.
30. Juli 2008
Ein schöner Freud’scher Versprecher mir gegenüber: „… das ist ja alles nicht so ein
Problem, nachdem Sie keine Kinder und keine Frau haben…“
Übrigens bin ich im Gespräch mit einem Wohnungssuchenden bin ich wieder an diese
besondere Sprache erinnert worden, ganz nach dem Motto „großzügige Wohnung (34
Quadratmeter)“.
29. Juli 2008
Eine besondere Form der Diskriminierung: Der VIP-Kundendienst hat eine Anfrage ein
Monat lang liegen lassen bzw. meine Nachricht und Problemschilderung, die ich auf
Band gesprochen habe, einfach gelöscht. Und all das nicht, weil ich kein VIP bin,
sondern wegen meines „Wiener“ Dialekts.
28. Juli 2008
Im Radio gab es eine Sendung über Glücksforschung. Um vor allem beruflich langfristig
zufrieden zu sein, empfehlen die Forscher, sich drei Fragen über seine Tätigkeiten zu
stellen, die alle positiv beantwortet sein sollten:
1. Was erachte ich als sinnvoll?
2. Was macht mir Spaß?
3. Was kann ich am besten?
27. Juli 2008
Wieder einmal Mariazell samt Basilika. Was gibt es Neues dort? Nun, man verkauft jjetzt
nicht nur Lebkuchen, sondern auch Lebkucheneis, mitten am Kirchplatz gibt es eine
Pizzeria und ein Sportwettbüro.
23. Juli 2008
Ein möglicher Kunde, der gerne ein Bild von mir gekauft hätte, wurde leider von seiner
Familie mit dem Argument zurückgehalten, er sei ein alter Sammler und hätte zudem 34
Paar Schuhe. Bevor er nichts wegwerfen und aussortieren würde, kein Neuankauf.
Manchmal sind die Dinge sehr einfach.
21. Juli 2008
20. Juli 2008
Nach einer schönen Hochzeitsfeier bin ich nach Kroatien weitergereist. Die
Schwäbische Alp ist aber doch an die 1000 km vom schönen Kroatien entfernt, was die
Reise etwas beschwerlich gemacht hat. Angekommen bin ich dann nicht in CervarPorat, sondern am Eingang des lokalen Nudistencamps. Aber mit der Hilfe netter
Freunde hat sich dann der richtige Weg leicht gefunden.
19. Juli 2008
Europa ohne Grenzen – man erkennt Auto fahrend am ehesten, dass man in einem
anderen Land ist, wenn man sieht, dass das Handy einen anderen Mobilfunkbetreiber
anzeigt.
264
18. Juli 2008
Zur Höflichkeit in der elektronischen Welt: Ich habe meine großartige neue E-MailVerteilerliste zum Versand einer Einladung zu einer Besprechung verwendet und
tatsächlich von besagter Liste auch eine Einladung bekommen. Um nicht mir selbst
gegenüber ungehobelt aufzutreten, wollte ich die Einladung dankend annehmen, wurde
aber recht harsch über ein aufpoppendes Fenster mit folgenden Worten in die
Schranken gewiesen: „Als Veranstalter dieser Besprechung brauchen Sie nicht auf die
Einladung zu reagieren“.
17. Juli 2008
Ich fühle mich ein wenig wie der Zauberlehrling. Ich wollte mir Arbeit ersparen und eine
Mailingliste einrichten und habe dabei versehentlich 57.000 Leute subskribiert. Nun
versuche ich verzweifelt, Herrin der Lage zu werden und die Leute von der Liste zu
bringen.
16. Juli 2008
Ein aufmerksamer Leser hat mir zugetragen, dass es in seinem Unternehmen
sogenannte "Flurbeauftragte" gibt. Das sind Menschen, die im Unglücksfall zusehen,
dass alle Zimmer geräumt sind. Laut Jobdescription, die es dafür tatsächlich gibt, muss
man Fremdsprachenkenntnisse und eine laute Stimme haben. Nicht unerwähnt sollte
bleiben, dass es natürlich auch einen Stellvertretenden Flurbeauftragten gibt. Man stelle
sich einen Trainingsworkshop aller Flurbeauftragten weltweit vor.
15. Juli 2008
Was es auch gibt in Belgien sind interessante Namen von Lokalen. Eines heißt
„Allerletztes Atom“, ein anderes „zweites Element“ und ein weiteres „Ultimative
Halluznation“. In letzterem war ich kürzlich wieder einmal; es gibt dort tatsächlich halbe
Gläser Champagner.
14. Juli 2008
Wieder einmal ein paar grundsätzliche Betrachtungen über Belgien: Es gibt hier Bier mit
Himbeer-, Pfirsich- und Kirscharoma, das etwas anders als Radler schmeckt und eher
ungenießbar ist. Die berühmteste Brauerei, die unter anderem auch solche Biere
herstellt, heißt "A la mort subite", zum plötzlichen Tod, hat aber so weit ich weiß nicht die
Rechte für das ebenso klangvolle Bier "Delirium Tremens".
12. Juli 2008
Das Fotomuseum in Charleroi ist eine Perle! Angeblich ist es das größte Fotomuseum
Europas mit 50.000 Bildern und über 1 Million Negativen.
Auf einer der Anschlagetafeln steht: „Ist Photographie ein Fenster oder ein Spiegel, ein
Blick auf die Realität oder eine Reflexion der Subjektivität des Photographen? Die
beiden Seiten ergänzen sich, ein Fenster kann den Blick auf einen Spiegel gewähren
und ein Spiegel kann ein Fenster reflektieren.“
11. Juli 2008
„Wer seiner Führungsrolle gerecht werden will, muss genug Vernunft besitzen, um die
Aufgaben den richtigen Leuten zu übertragen, und genügend Selbstdisziplin, um ihnen
nicht ins Handwerk zu pfuschen.“ Theodore Roosevelt
10. Juli 2008
Auszüge aus einer Straßburger Speisekarte:
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Kleine Sauerkraut mit drei Auflagen
Kleine Teller Münsterkäse mit seinem Blatt Salat
Eisbein in dem bernsteinfarbene Bier mit Äpfeln übersprungen
9. Juli 2008
Ich habe schon lang nicht mehr so schlecht gegessen wir heute Mittag auf der Zugfahrt
nach Straßburg. Sandwiches waren aus und der „salade compose“ hat sich als kleine
Würfel toten Schweins auf verschiedenen Sorten verdorbenen Salats entpuppt.
6. Juli 2008
Sissel Tolaas ist eine Geruchsforscherin, die gerade dabei ist herauszufinden, wie Glück
riecht. Sie ist seit 2006 Professorin an der Harvard Business School für "unsichtbare
Kommunikation und Rhetorik".
5. Juli 2008
"Nicht alles, das man zählen kann, zählt. Und nicht alles, was zählt, kann man zählen."
Albert Einstein
4. Juli 2008
Es gibt Bonbonnieren, die anscheinend jahrelang herumgereicht werden und immer ein
schönes Geschenk darstellen. Leider habe ich eine solche nicht nur bekommen,
sondern auch geöffnet, was sich als Fehler herausgestellt hat. Die Schokolade war
kaum mehr als solche erkennbar und mit einem dicken weißen Film überzogen.
2. Juli 2008
Im Aufzug stand heute ein Nachbar mit einem auffälligen Namensschild neben mir. Auf
dem Schild stand: Free Lancer. Ich habe noch so bei mir gedacht, was für ein komischer
Name, der hat ihm sicher schon viel Spott eingebracht, bis ich entdeckt habe, dass er
natürlich Freddy soundso heißt und das nur seine Funktionsbezeichnung ist.
1. Juli 2008
Wie kann man sich bei strahlendem Sonnenschein grippig fühlen?
30. Juni 2008
Interessanterweise werden bei dem Monument in der Nähe meiner Wohnung nun auch
die anderen drei Statuen entfernt. Sie sind bereits von ihren Sockeln genommen und mit
Gitter eingekleidet worden. Nach der Pressefreiheit sind nun also auch die
Versammlungs-, die Bildungs- und die Religionsfreiheit an der Reihe (siehe Blog-Eintrag
vom 3. Mai 2008). Ob sie renoviert werden, steht wohl wieder auf einem anderen Blatt.
29. Juni 2008
Retour in Belgien. Es ist nicht leicht, wieder in die eigene Zeitzone zurückzufinden.
22. bis 28. Juni 2008
Ein Snapshot und ein kleine Nachlese zu Montreal: Ich habe eine Metropole erwartet,
aber de facto ist Montreal eher eine nordamerikanische Großstadt, die unaufgeregt ist
und sehr ruhig - zumindest in der Zeit, in der ich dort war. Die Strassen sind breit und,
praktisch zur Orientierung, schachbrettartig angeordnet, auch in der Altstadt. Es herrscht
kaum Verkehr. Geschäfte sieht man an der Oberfläche weniger häufig als in anderen
Städten. Dafür ist ein Großteil der Stadt unterkellert und mit Gängen verbunden,
angeblich insgesamt an die 30km. Diese Stadt unter der Stadt hat etwas Unheimliches.
266
Am Sonntag war ich – wegen Regens - lange dort unterwegs. Es war teilweise düster,
die Geschäfte hatten großteils geschlossen. Man wandert auf und ab, über Rolltreppen
und Stiegen, passiert Zwischentüren und findet sich in mal breiteren, mal schmäleren
Gängen. Perfekte Umstände für einen Horrorfilm. Man bräuchte nicht einmal absperren,
denn es sind ohnehin kaum Leute dort unterwegs. Vielleicht ist es unter der Woche
besser, ich war dann nicht mehr dort.
Am Rande der Altstadt gibt es eine Bar namens Wunderbar. Sehr nett. Und an jeder
Stassenecke sitzen oder stehen ein oder mehrere Bettler, auffällig viele und meist sehr
junge Leute.
Wenn Bukarest die Stadt der Brautkleider ist, dann ist Montreal wohl die Stadt der
Hochzeiten. (Die Vermutung, dass alle Montrealer Brautpaare vorab in Bukarest waren,
um sich einzukleiden, spreche ich besser nicht aus.) Ich habe, ohne besonders darauf
zu achten, am Samstagabend fünf Hochzeiten gezählt, mit allem, was dazugehört.
Stretchlimousinen, Brautjungfrauen im halben Duzend und in einheitlichen Kleidern,
mindestens zwei Fotografen und ein professioneller Kameramann pro Hochzeitspaar.
Das interessanteste Viertel, nicht zuletzt weil es dort ein Wiener Café gibt, befindet sich
rund um den Boulevard Saint-Laurent. Apropos Wiener Café: Der Name ist zwar Cafe
Vienne, aber Sachertorte gibt es leider keine. Auf meine Nachfrage, warum nicht, hat mir
ein sehr netter Kellner folgende, direkt rührende Antwort gegeben: Man hätte zu Beginn,
als das Cafe eröffnet wurde, sehr wohl österreichische Mehlspeisen angeboten, aber
über die Zeit sei, da all diese Kuchen und Torten ja auf Champagnerbasis (!) hergestellt
werden, die Herstellung einfach zu teuer gekommen. Und man könne den Kunden ja
keine überteuerten Süßspeisen anbieten. Daher sei man auf lokale Kuchen
ausgewichen, wohl wissend, dass diese nicht an die Österreichischen herankommen.
Nach einem Test der vielversprechend aussehenden „besten“ Torte es Hauses kann
man ihm nur beipflichten. Nichtsdestotrotz, immerhin ein Kaffeehaus und das ist ja
schon einmal etwas.
Auch sonst ist die Strasse interessant. Es gibt eine Unzahl an Lokalen und Geschäften.
Das wohl skurillste war ein Kostümverleih mit angeschlossenem Café. Ich schätze, dass
es dort zwischen 500 und 1000 verschiedene Kostüme gegeben hat. Manche waren
natürlich auch an Schaufensterpuppen ausgestellt, wobei sowohl die Kostüme, als auch
die Puppen bereits bessere Zeiten gesehen haben dürften. Leider war das
Photographieren dort nicht erlaubt.
Im Museum for Modern Art war eine Retrospektive auf das Schaffen von Yves Saint
Laurent – auch dort eine Vielzahl von (nicht kaputten) Puppen mit wunderbaren (nicht
alten) Kleidern – und ein Verbot, mit Blitz zu photographieren…
21. Juni 2008
Auf der Reise nach Kanada wurde ich vom Jet Airways Steward beharrlich Mrs. Brandy
genannt. Er war, für eine indische Fluglinie nicht untypisch, Inder und hat bei jedem Mal
mit seinem Kopf gewackelt. Ich habe bald festgestellt, dass er nicht von Brandy
abzubringen war. Irgendwie hat es mir dann sogar gefallen. Meine offizielle belgische
ID-Karte, weist mich ja genauso auch, nur dass es dort anders geschrieben wird,
nämlich Brandi.
20. Juni 2008
Im belgischen Radio werden zwei Lieder auf und ab gespielt. In dem einen wird im
Refrain unaufhaltsam darauf Bezug genommen, dass die Augen der Besungenen groß
seien wie der Mond, im anderen geht es darum, dass sich ein Paar versichert, jeweils
eine Silhouette gesehen zu haben, die dem anderen ähnele. Ich frage mich nun, wie die
Silhouette einer Person mit Augen, so groß wie der Mond wohl aussehen mag.
267
19. Juni 2008
Die geistreichste Bemerkung des heutigen Tages war: Delegation ist erlernbar, aber
dennoch befindet sich die Komfortzone der meisten Menschen im Mikromanagement.
18. Juni 2008
Ein Freund von mir meint besser als gar nicht bekannt zu sein, sei dafür zu sein, dass
man exzentrisch ist.
16. Juni 2008
Auszug aus einer Buchbesprechung in der Zeitung: “ Er ist kein Chronist, der O-Töne
sammelt, um Authentizität zu erzeugen. Vielmehr nutzt er die sprachlichen Vorlagen, um
sie literarisch weiterzuentwickeln und dabei den Dialogen eine allegorische Kraft zu
verleihen, die ganz ohne die aufdringliche Bildhaftigkeit in den Metaphernfluten
dilettantischer Anfängerliteratur auskommt.“ Ich bin nicht sicher, dass ich dieses Buch
lesen möchte…
15. Juni 2008
Der neueste Trend am Seminarmarkt beschäftigt sich mit „Entärgerung”.
14. Juni 2008
Wien befindet sich im Fussballfieber. Am Flughafen ist mir gestern Abend ein Fan mit
mindestens 15 cm hohem Irokesenstreifen begegnet, der flaggenähnlich in Rot-WeissRot besprüht war.
13. Juni 2008
Der neueste Trend, jedermann Manager zu nennen, ist mir heute zu Ohren gekommen:
Es gibt neuerdings den Beruf des „Engagement Managers”. Vielleicht jemand, der
Einstellungen vornimmt?
12. Juni 2008
Freud hätte sicher seine Freunde gehabt, wenn er mich hätte sagen hören: Wen kochst
Du heute Abend? Ich wollte wohl „was“ sagen…
11. Juni 2008
Ein Beitrag für die Sammlung logischer Argumentationshilfen: Also wenn wir Schritt eins
abgeschlossen haben, dann können wir eigentlich Schritt zwei angehen.
10. Juni 2008
Nach einer längeren Pause habe ich wieder einmal etwas für “sozusagen – mit anderen
Worten” Sammlung: Manche Menschen beenden alle ihre Sätze mit „und so“.
8. Juni 2008
So, nun ist die Ausstellung in Leuven – trotz Verlängerung - wirklich zu Ende. Die Bilder
sind abgehängt und wieder gut verstaut und eine neue Vernissage kann in Leuven heute
Nachmittag stattfinden.
6. Juni 2008
Heute hat mir jemand erzählt, dass Busfahrer neuerdings „Fahrziel-Manager“ genannt
werden.
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5. Juni 2008
Aus der Serie der beliebig einsetzbaren Füllsätze: „Wir haben wahrscheinlich hier so
viele Meinungen wie Leute im Raum.“
4. Juni 2008
Nachdem mein Auto in der Werkstätte ist, fahre ich wieder einmal einen Leihwagen.
Gestern habe ich den Kofferraum aufgemacht und dort einen riesigen Sack mit diversen
kleineren Säcken drinnen gefunden. Erst wollte ich gar nicht so richtig hineinschauen,
dann habe ich mich aber doch vorgewagt. Alle kleinen Säcke sind voll mit altem, hartem
und trockenen Brot. Ob das heute zur Ausstattung eines Leihwagens gehört?
3. Juni 2008
Was mich an Telefonkonferenzen immer wieder beängstigt sind Menschen, die nach
einem großartigen Einstieg (Begrüßung, Vorstellen) nur mehr atmen. Wenn es einmal
still wird, hört man von denen ab und zu einen Atemzug.
2. Juni 2008
An heißen Tagen wie diesem kann man manche Leute leider schon riechen, bevor man
sie sieht. Aber ich bin ja auch kurzsichtig.
1. Juni 2008
Mittlerweile werden Raucher ja diskriminiert (siehe Blog Eintrag vom 14. Mai). Am
Münchner Bahnhof gibt es parkplatzgroße und mit gelben Linien eingezeichnete Areale,
in denen sie sich zusammenrotten und rauchen dürfen.
31. Mai 2008
Aus der Sammlung höchste eigenwilliger Namen von Wirelss LANs: Heute habe ich –
respektive mein Computer - eines gesehen mit dem Namen „Butterkekse“.
30. Mai 2008
Zugansage in Salzburg, frei nach dem Motto die Österreicher sind nie schuld: „Wegen
Verzögerung des Zuges auf Deutschem Territorium (!) haben wir 12 Minuten
Verspätung!“
Der Grund für die Verzögerung waren Kinder, die – irgendwo zwischen München und
Salzburg - auf den Gleisen gespielt haben. Der Zug hat dort angehalten und über den
Deutschen Schaffner bekanntgeben, dass man 10 – 15 Minuten warten werde.
Wahrscheinlich, um die Kinder fertig spielen zu lassen.
29. Mai 2008
Aus der Sammlung von Abschlusszeilen beginnen, die Menschen Ihren E-Mails
anhängen: „Enthusiasmus ist ansteckend, fang an und starte eine Epidemie!“
28. Mai 2008
Der neueste Trend in der Hotellerie sind anscheinend Hotelzimmer, die speziell für
Frauen desiged wurden, sogenannte Frauenzimmer. Der letzte Schrei, nachdem der
Frauenparkplatz ja anscheinend wieder aus der Mode gekommen ist. Ein solches
Zimmer zeichnet sich anscheinend durch eine Auswahl spezieller Frauenzeitschriften,
mehr und qualitativ hochwertiger Kosmetika und besserer Haarföns aus.
27. Mai 2008
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Brüssel hat eine neue Attraktion, eine abgestürzte, zerbrochene Boing 747. Es scheint
gerade sehr in zu sein, zum Wrack des verunglückten Frachtflugzeus zu fahren.
26. Mai 2008
Das Zigeunerviertel in Bukarest hatte ich größer in Erinnerung, als es tatsächlich ist.
Dennoch ist es ein interessanter Stadtteil. Viele Familien sind anscheinend im
Blumengeschäft und verbringen die Vormittage damit, vor ihren Häusern zu sitzen,und
Blumen zu Sträußen zu binden.
25. Mai 2008
Eine andere, sehr starke Erinnerung an meine erste Reise nach Bukarest war eine
inflationäre Zahl an Brautkleid- und Hochzeitszubehörgeschäften. Heiraten scheint
immer noch sehr modern zu sein; die Innenstadt ist nach wie vor gepflastert mit
Auslagen, die Brautkleider ausstellen. Es wirkt ein wenig obsessiv. Und tatsächlich
haben wir dann auch eine Hochzeit gesehen, was aber insofern etwas enttäuschend
war, als die meisten Gäste entweder bereits gegangen oder vielleicht auch nie dort
waren. Das Brautpaar und ein, zwei andere Paare haben getanzt, weitere drei oder vier
Paare saßen weit verstreut an Tischen und ansonsten war das recht große Lokal recht
leer. Das Restaurant nannte sich Monte Carlo und liegt in einem Park inmitten eines
Teiches. Rund um das Restaurant waren etliche Tretboote im Einsatz. Man kann nur
mutmaßen, dass sich die restliche Hochzeitsgesellschaft kollektiv zum Tretbootfahren
entscheiden hat.
24. Mai 2008
Ich wusste nicht, dass man neuerdings den Parlamentspalast, dieses riesige von
Ceausescu während seiner letzten Amtsjahre verwirklichte Gebäude, auch besuchen
kann. Wir hatten dennoch leider nicht die Gelegenheit, bei einer Führung dabei zu sein;
man hätte sehr viel früher reservieren müssen. Aber auch wenn man rund um dieses
unwirkliche und riesige Gebäude spaziert bekommt man einen Eindruck von der
Konzentration der Macht, die hier baulich Ausdruck gefunden hat.
Woran ich mich von meinem früheren Aufenthalt gut erinnern kann war ein Boulevard,
der in die Richtung des Parlamentspalasts geführt hat. Entlang dieses Boulevards waren
damals viele unfertige Villen und Verwaltungsgebäude. Fast auf jedem Grundstück
stand noch ein Kran mit der Jahreszahl 1989, die meisten schienen einfach während der
Bauarbeiten abgestellt und stillgelegt worden zu sein. Es war auf eine eigenwillige Art
und Weise gespenstisch. Ich habe diese Strasse nicht wiedergefunden. Wahrscheinlich
sind die Gebäude mittlerweile doch fertig gestellt oder zumindest die Kräne
abtransportiert worden.
23. Mai 2008
2002 war ich schon einmal in Bukarest. Seither hat sich einiges geändert. Die Stadt wirkt
viel moderner und westlicher als noch vor sechs Jahren. Überall sind riesige
Plakatwände, manche bedecken ganze Häuser und geben einem das Gefühl, in einer
beliebigen Großstadt zu sein. Was mich 2002 fasziniert hat war, dass ich ständig darauf
achten musste, nicht in ein Loch im Gehsteig zu fallen, in Hundekot oder Motoröl zu
treten. Davon, dass man auch an allen Ecken und Enden über streunende, in der Sonne
dösende, graue Hunde stolpern konnte, will ich gar nicht reden. Heute gibt es nach wie
vor unglaublich viele und nach wie vor tiefe, unerwartete Löcher, aber die Zahl der
Öllachen und Hunde und daher natürlich auch deren Exkremente ist massiv
zurückgegangen. Dass es weniger Hunde gibt kommt einer biobigotten Person wie mir
natürlich entgegen.
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22. Mai 2008
Auf meinem Weg nach Rumänien war ich kurz zum Umsteigen in Wien, was immer
wieder komisch ist. Man kommt in eine Stadt, die so lange ein zu Hause war und steigt
eigentlich nur in ein anderes Flugzeug um.
21. Mai 2008
Ist es bedenklich wenn einen der Lieblingskellner mit „Sie nehmen sicher ein Helles
begrüßt?“
20. Mai 2008
Was tut man gegen Zynismus?
19. Mai 2008
Ich habe ein wunderschönes Schwarzweißbild in Slowenien aufgenommen und heute
entwickelt.
18. Mai 2008
Eine der besten Reaktionen auf ein paar Schwarzweißbilder aus New York
(aufgenommen im April 2008) stammt von einem Elfjährigen. Er hat gemeint: „und… ist
es schon länger her, dass Du dort warst…?“
17. Mai 2008
Der New York Times zufolge gibt es einen eigenen Ausdruck dafür, dass wir bestimmte
Tierarten mögen und andere nicht: Biobigotterie.
16 May 2008
Ich glaube ich werde mit einer Sammlung von Abschlusszeilen beginnen, die Menschen
Ihren von Mobiltelefonen und ähnlichem aus gesandten E-Mails anhängen. Ein sehr
netter Spruch lautet: “Ich sende diese Nachricht von unterwegs. Bitte entschuldigen Sie
das fehlen von Grammatik und Orthographie.“
14. Mai 2008
Raucher werden heutzutage wirklich diskriminiert. Mittlerweile – so gesehen auf dem
Flughafen von Ljubljana - werden sie in Glaskäfigen zu maximal viert weggesperrt, wo
sie von drinnen auf glückliche Nichtraucher draußen blicken können.
13. Mai 2008
Ich bin ja an sich nicht abergläubisch, aber an einem dreizehnten eine schwarze Katze
von links, nun ja…
Airlines: inflation miles programs
Paying a drink in mainly 1 Cent coins
Ich möchte mich ja nicht wiederholt über schlechten Service auf innereuropäischen
Flügen aufregen. Dass z.B. eine Zeitung 2 Euro kostet, man für einen Besuch in der
Lounge,.
12. Mai 2008
Meilen oder Punkte verschiedener Fluglinien entwickeln sich ja einerseits zusehends zu
einer Art Parallelwährung, andererseits herrscht dort Hyperinflation. Man wird beworben,
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im Meilenprogramm willkommen geheißen, als sei man der allerwichtigste aller
Fluggäste, aber dann, wenn es um eine tatsächliche Leistung geht, geht meistens gar
nichts. Entweder, man hat durch Zufall Zugang zu einer Lounge, darf aber dann keinen
Mitreisenden mitnehmen, weil leider vor kurzem die Bedingungen geändert wurden.
Oder man muss überhaupt 3.500 Meilen für den Zugang zu einer Lounge „zahlen“,
wobei man bei einem innereuropäischen Flug im Gegenzug aber nur 250 Meilen
„verdient“. Am schlimmsten bei den Quasivorteilen sind aber dann die Prämien, denn
hier macht sich die Inflation am stärksten bemerkbar. Meilen haben selten etwas mit
tatsächlich zurückgelegten Flugmeilen zu tun. Vor einiger Zeit haben beide Programme,
die ich kenne, 1.000 Meilen pro Strecke für einen innereuropäischen Flug
gutgeschrieben. Man brauchte damals dann rund 20.000 Meilen für einen Freiflug. Nun
ist aber die Meilenanzahl pro Flug rapide am Abnehmen, zwischen null und 750 Meilen
sind noch möglich, wobei der Schnitt sich bei 250 einpendelt. Die Preise für Flüge gehen
aber tendenziell nach oben, zwischen 20.000 beim einen und 30.000 beim anderen
Programm, zuzüglich natürlich der Taxen, was einen „Freiflug“ mit einer
Zwischenlandung leicht einmal 170 Euro kosten lässt. Wenn er denn überhaupt vrfügbar
ist. Eher nämlich nur zu Randzeiten, die nicht interessieren. Wäre das nicht genug,
werden einseitig permanent Änderungen am Programm vorgenommen, wobei der Trend
zu einer Verminderung des „Meilenverdienens“ bei gleichzeitiger Verteuerung der
„Prämien“ geht. Eine klassisch inflationäre Situation. Mich wundert, dass nicht mehr
Leute protestieren.
10. Mai 2008
Die obdachlose Frau sitzt noch immer tagein, tagaus auf einer Hausschwelle neben
einem Blumenladen (siehe Blog 23. März).
7. Mai 2008
In der Reihe der sicherlich eher eigenartigen bis frustrierenden Jobs (siehe Einträge vom
8. Februar – Haifisch auf einer Tauchmesse und 15. Februar – Polizist trotz Ampel) kann
man wohl auch die Studentinnen einreihen, die heute auf dem Brüsseler Place
Luxemburg stehen mussten und in ein knallrotes, enges Kleid mit auf hochschwanger
drapierten Bäuchen mit einem neuen Magazin schwanger gehen und dafür werben
mussten.
4. Mai 2008
Fahrradfahren auf einem Tandem will geübt sein…
3. Mai 2008
In unmittelbarer Nähe zu meiner Wohnung befindet sich ein Monument, das an die
Opfer des Ersten Weltkriegs erinnern soll und Grabmal von fünf unbekannten Soldaten
ist. Eine über 40 Meter hohe Säule wird von zwei Löwen mit einem immerwährenden
Feuer unter sich bewacht und von vier auf Podesten sitzenden Statuen flankiert. Laut
Wikipedia stehen die vier Statuen für die vier wichtigsten Grundfreiheiten, die die
Belgische Verfassung gewährt: die Versammlungsfreiheit, die Bildungsfreiheit, die
Religionsfreiheit und die Pressefreiheit. Irgendwann im Jänner 2007 ist auf einmal eine
der vier Bronzestatuen am Boden gelegen. Kurze Zeit später war sie umzäunt und dann
ist sie auf einmal verschwunden. Erst heute ist mir wieder einmal aufgefallen, dass die
Statue immer noch fehlt. Man muss dazusagen, dass es sich um keine kleine Skulptur
handelt, immerhin wiegt sie angeblich – obwohl innen hohl – etwa eine Tonne. Also
habe ich mich auf die Suche nach Informationen gemacht, da ich das Gerücht, man
habe sie zur Restauration gebracht und könne sie wohl einfach nicht mehr finden, nicht
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glauben wollte. Und siehe da, auch im Internet finden sich nur Gerüchte. Angeblich sei
sie bei einem Orkan vom Sockel gestürzt und müsse seither renoviert werden.
Interessanterweise handelt es sich um „die Pressefreiheit“, die es erwischt hat. Und –
Zufall? – heute entnehme ich der Zeitung, dass der 3. Mai der internationale Tag der
Pressefreiheit ist. Hier ein Bild der gefallen Statue, das ich im Februar 2007
aufgenommen habe.
2. Mai 2008
Nach langer Zeit war ich wieder einmal im Kino. „Bienvenue chez les Ch’tis“, eine
wunderbare Komödie über Vorurteile im eigenen Land.
1. Mai 2008
Irgendwie mag ich es, dass ich sogar in Jeans eine Bügelfalte gebügelt bekomme. Das
hat etwas sehr Altmodisches, aber auch etwas Korrektes, dass bei Jeans schon wieder
grotesk wirkt.
30. April 2008
Die selbstmordgefährdeten Tauben vor meinem Bürofenster sind zurück. Der Baum, auf
dem sie anscheinend nisten, treibt wieder aus, streckt sich gegen meine Fenster und
erzeugt im Wind ein unangenehm quietschendes Geräusch, wenn sich die Äste gegen
das Glas stemmen. Als wäre das nicht schon irritierend genug, sitzen dann auch immer
noch die besagten Tauben dort, gurren, starren mich an oder fliegen mit einer
ungemeinen Wucht gegen die Scheibe, um wahrscheinlich mit einem schweren
Schädelhirntrauma geschlagen abzustürzen.
28 April 2008
Aus der Serie zum Thema Vermeidung unmittelbarer Handlung: “Wir fangen wirklich
gerade erst an und haben keine besonders hoch gesteckten Ziele, die durch zu
schnelles Handeln erreicht werden könnten.”
24 April 2008
Eine Bemerkung, die es fast verdient hat, in die Sammlung der Zirkeldefinitionen
aufgenommen zu werden: “Wir dürfen den Begriff Dienstleistung nicht mit dem Begriff
Dienstleistung verwechseln!”
23 April 2008
Kürzlich habe ich ein Bild von Markus Vater gesehen, dass eine Karotteund noch zwei
andere Gemüse darstellt, wobei eines der Gemüse sagt: „Ich mag Pflanzen, weil sie
einen anderen organischen Hintergund haben“.
22 April 2008
Es gibt Hotels, die 1 Euro 50 für die Benutzung der Dusche verlangen und Duschen
nach 22 Uhr generell untersagen, dafür aber kosten- und drahtlosen Internetzugang im
Zimmer anbieten.
21. April 2008
Warum hängen sich Leute Duftbäume in geöffnete Cabrios?
20 April 2008
Viktor & Rolf sagen, dass Angst ein schlechter Ratgeber sei.
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19 April 2008
Den halbe Tag am Frankfurter Flughafen zu verbringen, ist eine langweilige Sache.
18. April 2008
“Ich habe noch eine Videokonferenz mit dem Papst” war sicher eine der bestern
Ausreden, um kurzfristig eine Verabredung abzusagen. Die ich in der letzten Zeit gehört
habe.
17. April 2008
Bei einer Veranstaltung am heutigen Donnerstag ist ein Mann gesessen, dessen Socken
den eleganten Aufdruck “Freitag” getragen haben. Glücklicherweise war ich nicht nahe
genug um festzustellen, ob sie vom letzen Freitag waren.
14. April 2008
Meine Versicherung hat mir dankenswerterweise mitgeteilt, dass es weder in Österreich,
noch in Deutschland Malaria gibt.
13. April 2008
Das ehemalige Golden Tulip Hotel ist jetzt Teil der Thon Hotels. Ich weiß nicht recht, ob
das ein Schritt in die richtige Richtung war. Von der goldenen Tulpe zum Thunfisch.
12. April 2008
Der neueste Slogan einer in Brüssel mehrmals vertretenen Hotelkette lautet: “Kommen
Sie herein, kommen Sie näher, bleiben Sie eine Weile und genießen Sie die Erfahrung
so behandelt zu werden, wie Sie es verdienen.“ Ist das nicht schön…
11. April 2008
Nachdem ich die Entfernung zwischen Brüssel und Düsseldorf etwas unterschätzt habe,
bin ich noch abends zur Ausstellung “Radical Advertising” gefahren. Insgesamt waren
das wohl etwa 500 km und gegen 19:00 wegfahren war wohl zu spät, aber es hat sich
absolut gelohnt! Am meisten hat mich eine Serie Schwarzweißbilder beeindruckt, die
Calvin Klein Werbung in Städten festgehalten hat. Und obwohl ich bisher der Videokunst
immer etwas skeptisch gegenübergestanden bin, habe ich diesmal etwas wirklich
Witziges und Anregendes gesehen: einen Amerikaner, der einfach alles in einem
Standmixer mixt, von Hendl und Cola (teilweise noch in der Dose) bis hin zum iPhone.
Der Aufhänger dabei ist immer die Frage, ob es sich wohl mixen lasse.
9. April 2008
Auf dem Rückweg von New York über Washington nach Europa. Die Zeit ist leider vie
zu schnell vergangen.
8. April 2008
Im Museum of Modern Art habe ich eine interessante Äußerung der Kuratorin für Malerei
und Skulptur von Blanchette Rockefeller, Ann Temkin, gelesen. Sie sagt: “… Schönheit
findet man eher im Alltäglichen als im Ideal.”
SoHo war wie immer faszinierend, obwohl ich meine New York Muses, die ich vor fast
drei Jahren photographieret habe, nicht mehr wiedergefunden habe. Dafür gibt es aber
mein Lieblingscafe in der Broom Street in Little Italy noch.
7. April 2008
274
Nach einer intensiven Photozubehöreinkaufstour gestern waren wir heute beim Flat Iron
Building, in der Fifth Avenue, am Empire State Building, bei Grund Zero und sind über
die Brooklyn Brücke gegangen.
Gestern waren wir unter anderem im Guggenheimmuseum. Dort stellt ein
bemerkenswerter chinesischer Künstler namens Cai Guo-Qiang aus. Seine Ausstellung
nennt sich „Ich möchte glauben“ und besteht aus Bildern, Skulpturen, Videos und
Installationen. Ein grandioses Gesamtkunstwerk, das sich wunderbar in die Spirale des
Museums einfindet. Ein altes chinesisches Schiffswrack ist in einem Nebenraum auf
Unmengen gebrochenen Porzellans gestrandet. Die Bilder sind allesamt durch
Schwarzpulverexplosionen entstanden und die Videos zeigen Explosionen, die auf der
ganzen Welt veranstaltet wurden. Viele Skulpturen stellen einen Drachen dar. Ein
solcher Drache wird aus lauter laufenden Wölfen gebildet. Andere Skulpturen sind
einfache Menschen, Arbeiter, Geschundene, Schinder, Kinder, allesamt mit fast zu
wirklichen Gesichtszügen und Augen.
6. April 2008
Vor acht Jahren hat mein Broken Muses Konzept seinen Anfang genommen und zwar
mit einem Bild, das ich am Italienischen Markt in Philadelphia aufgenommen habe. Am
Weg von Washington DC nach New York gestern habe ich ein paar Stunden damit
verbracht, meine Musen wiederzufinden. Ich hätte schon beinahe aufgeben wollen, als
ich sie schlussendlich doch noch entdeckt habe, versteckt in einer Ecke. Manche gibt es
nicht mehr, andere haben erstaunlich wenig gelitten in den vergangenen acht Jahren.
Ein paar Kratzer hier, ein etwas größeres Loch in der Nase dort, aber im Allgemeinen
würde ich sagen geht es ihnen gut.
5. April 2008
Ein paar Zitate:
Manche Think Tanks reden mehr als sie denken.
Nicht viel über eine Sache zu wissen, hält viele nicht davon ab, trotzdem eine Meinung
zu haben.
Eine gängige Antwort auf Krisen ist Reorganisation.
Oft triumphiert die Erfahrung über die Leistung.
Die meisten Gruppen werden effizienter, wenn sie ihre Manager verlieren.
86 Millionen Fass Öl werden weltweit täglich verbraucht.
Wenn man sich die westliche Wirtschaft heute ansieht, dann bleibt für unsere Kinder
nicht viel mehr an Jobs übrig als Burgerbraten und Gleichberechtigungsberater.
30. März bis 4. April, 2008
Es tut gut, wieder einmal an einer Uni zu sein, auch wenn es nur für ein paar Tage ist.
Es fühlt sich irgendwie an wie intelektuelle Ferien, gespickt mit interessanten Vorträgen
und Diskussionen mit Teilnehmern aus über 30 verschiedenen Ländern und das ganze,
untermalt durch ein anregendes Rahmenprogramm. An einer amerikanischen Uni zu
sein ist an sich schon eine Erfahrung. Die Identifikation mit der Hochschule ist
allgegenwärtig. Neben T- und Sweatshirts und anderen Devotionalien gibt es sogar
Georgetown University Pyjamas.
30. März 2008
Am Beginn eines Langstreckenfluges bekommt man meist ein kleines Säckchen
ausgehändigt. So auch heute und auf der Verpackung dieses Säckchens sind die
Inhalte einzeln auflistet, was einen speziellen Blickwinkel auf die globalisierte Welt
eröffnet. Angeführt sind die folgenden Dinge: Tasche – hergestellt in China, Socken -
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hergestellt in China, Schlafaugenmaske - hergestellt in China, Ohrstöpsel - hergestellt in
USA, Taschentücher - hergestellt in China, Minzbonbons - hergestellt in Spanien,
Marine Körperlotion - hergestellt in USA; Zahnbürste - hergestellt in China, Zahnpasta hergestellt in Indien und eine Romantikkarte - hergestellt in USA Die Romantikkarte fehlt
interessanterweise.
Eine andere Fluglinie, andere Sicherheitsbestimmungen. Sehr charmant finde ich ja
folgendes: „Wenn Sie … neben einem Notausgang sitzen, müssen Sie die
Flugbesatzung verständigen, damit diese Ihnen einen neuen Platz zuteilen kann, sollten
Sie: die Sprache nicht sprechen, lesen oder verstehen können, oder die graphischen
Darstellungen nicht verstehen, oder sollten Sie die mündlichen Anordnungen der
Besatzungen nicht verstehen.“ Vor allem, wenn ich die Sprache (welche Sprache
eigentlich?) nicht spreche, wie soll ich mitbekommen, dass ich mich für einen neuen
Platz melden soll?
29. März 2008
In Den Haag gibt es gerade eine Ausstellung von Lucian Freud, dem Enkel von Sigmund
Freund. Er ist ein Maler, der fast photorealistisch malt. Im selben Museum wird auch
Picasso ausgestellt, der wohl einmal gesagt hat „Die Photographie ist genau zum
richtigen Zeitpunkt gekommen, um die Malerei von all dem zu befreien, was literarisch
und anekdotisch war, ja sogar vom Subjekt.“
24. März 2008
Es gibt einige neue Indienbilder unter diesem Link und drei neue Trinities!
23. März 2008
Osterspaziergang auf den Seitenstrassen einer Großstadt. Eine Obdachlose campiert im
Eingang neben der neu eröffneten Blumenhandlung, das Glasaugengeschäft einig
Häuser weiter stellt nach wie vor dieselben verschieden großen Glasaugen im Fenster
zur Schau, eine alte Dame im Fuchspelzmantel zieht auf und schnäuzt sich mit Hilfe des
Zeigefingers leicht vornüber gebeugt lauthals auf die Strasse und nicht allzu weit
entfernt lehnt an einer Bushaltestelle ein ausgedienter Ventilator.
22. März 2008
Vor einigen Tagen bin ich wieder einmal geflogen und saß an einem Notausgang, wo
man von großäugigen Stewards oder Stewardessen langsam und als ob man nicht bis
drei zählen könnte darauf hingewiesen wird, wie man sich im Notfall zu verhalten habe.
Am Ende der unwürdigen Darbietung wird man eindringlich auf die in der Sitztasche
befindliche Zusatzinformationskarte für „Passagiere bei Notausstiegen“ hingewiesen, die
man tunlichst zu lesen habe. Sie ist es auch durchaus wert, gelesen zu werden. Ich
zitiere: „1. Bei Anordnung der Crew öffnen Sie Ihren Sitzgurt“. Sprich, wenn die Crew
dummerweise auf diese Anordnung vergisst, haben alle verloren. Oder was, wenn es
nicht ausdrücklich heißt, die Passagiere bei den Notausstiegen haben ihre Gurte zu
öffnen? Nun, weiter im Text: „2. Schauen Sie durch das Fenster und öffnen Sie keine
Notausstiege in Gefahrenbereichen (z.B. Feuer).“ Also man sitzt dann nicht mehr
angegurtet, schaut aus dem Fenster und sagt sich, wenn ich rechts sitze und es links
brennt, habe ich also ruhig (und nicht angegurtet) rechts aus dem Fenster zu schauen
und die Tür links in Frieden zu lassen. Aber nein, es geht doch weiter. Man hat die
„Abdeckung“ zu entfernen, „den Hebel“ (der sich anscheinend unter der Abdeckung
befindet) zu sich zu ziehen und mit der anderen Hand in eine Öffnung unten zu greifen
(Schritte 3 – 4). Nun aber kommt es: „5. Ziehen Sie den Notausgang herein. 6. Werfen
Sie den Notausgang aus dem Flugzeug.“ Man konnte sich wohl nicht entscheiden.
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Notausgang rein oder raus und als Kompromiss kommt, zuerst hereinziehen, dann
hinauswerfen. Klingt irgendwie schäbig. Außerdem ist es ein starkes Stück, das einem
als Passagier beim Notausstieg zugemutet wird, man soll immerhin den ganzen
Notausgang (!) aus dem Fenster werfen! Zu guter Letzt wird dann 7. verlangt, mit den
Füßen zuerst auf die Tragfläche zu steigen, über die Notrutsche zu rutschen und dann
„anderen Passagieren beim Rutschen“ zu helfen. Man bedenke, nicht beim Aussteigen,
sich in Sicherheit bringen oder ähnlichem, lediglich beim Rutschen muss man anderen
zur Hand gehen. Wollen wir hoffen, dass man dieser Anleitung niemals wird folgen
müssen.
18. März 2008
Meine E-Mail-Adresse ist nun wieder einmal komplett gestorben und weist mir selbst
gegenüber die Fehlermeldung aus, dass ich ein unbekannter Absender bin und somit
nicht existiere.
17. März 2008
Mein E-Mail Account stirbt gerade ab und gibt Leuten, die mir etwas schicken wollen die
Fehlermeldung aus, dass ich nicht mehr existiere.
13. März 2008
Für die Sammlung besonders positiver Aussagen: „Ich war positiv glücklich mit der
Veranstaltung!“
10. März 2008
Kein Mensch vor dem Lieblingsbankomaten, das war heute verdächtig. Und tatsächlich:
eine metallene Absperrung hat ihn eingehüllt, was jedes Durchringen zu ihm unmöglich
gemacht hat. Und so verbleibe ich mit 20 Cent ohne Aussicht auf Nachschub.
9. März 2008
Schlüsseldienste betreiben eine Preisfindung, die direkt proportional ist zum Grad der
Verzweiflung des sich aus der Wohnung Ausgesperrten. Und zudem gibt es
anscheinend ein Wochenendkartell in ebendieser Branche. Und zudem gibt es
anscheinend ein Wochenendkartell in ebendieser Branche.
8. März 2008
Der Fotograf Miroslav Tichý sagt: Das Schöne und das Perfekte interessiert keinen!
6. März 2008
Endlich bin ich dazu gekommen, ein paar Bilder von Indien online zu stellen. Am besten
hier hier klicken!
3. März 2008
Eine kleine Sammlung von Sätzen die dazu dienen, nichts zu sagen: Wir dürfen diese
Sache nicht unterschätzen. Diese Angelegenheit ist viel mehr wichtig als dringend. Es ist
nie zu spät, das richtige zu tun!
2. März 2008
In einem Zeitungsinterview wurde darüber nachgedacht, dass die Kunst weiblich sei und
es zudem keine männlichen Musen gäbe. Was stimmt, denn alle neun sind weiblich.
1. März 2008
277
Wieder einmal beim Bilderentwickeln in der Dunkelkammer, ein langwieriger
Lernprozess.
29. Februar 2008
Wieder einmal in der Reihe zu „ziemlich“, „eigentlich“ und „sozusagen“: Ich habe eine
Jazz-CD, die übersetzt in etwa „ziemlich traurig“ heißt.
28. Februar 2008
In der Zeitung stand, dass es in Singapur ein neues Gesetz gibt, das es verbietet, zu
Hause nackt herumzugehen. Es würde mich ja schon sehr interessieren, wie dieses
Gesetz vollstreckt werden soll.
27. Februar 2008
Will man einen Laptop ins Europäische Parlament mitnehmen, so muss man ihn bei
einer eigens dafür eingerichteten Stelle registrieren lassen. Es wird ein Formular
ausgefüllt und nebst der Seriennummer des PCs auch die Unterschrift des Besitzers
eingeholt. Soweit, so verständlich, wenn man davon ausgeht, dass es auch beim
Verlassen des Gebäudes wieder zu einer Kontrolle kommt. Das ist aber nicht der Fall. In
diesem Sinne habe ich meinen Laptop schon zigmal hinein, aber theoretisch nie wieder
herausgetragen.
26. Februar 2008
Für die Sammlung sinnleerer Füllwörter: “Der verbleibende Satz würde eigentlich eine
zusätzliche Erklärung brauchen da er sonst sozusagen verloren dasteht.“
24. Februar 2008
Im Zug von Österreich nach Deutschland habe ich nahe einem Ausgang einen
sogenannten „Schlusslichtschalter“ entdeckt. Interessant was es nicht alles gibt!
23. Februar 2008
Angeblich steht das alteingesessene Lieblingscafé meiner Heimatstadt vor dem
Konkurs. Wird es verschwinden? Und wenn ja, wo werde ich dann einen Gutteil meiner
Zeit in ebendieser Stadt verbringen?
22. Februar 2008
Am Münchner Bahnhof herrscht Mülltrennung. Ein Sandler ist unterwegs und versucht in
die unhandlich geformten Müllcontainer zu greifen, die in vier Kategorien Müll unterteilt
sind. Auch er hat vier verschiedene Plastiksackerln dabei, um die magere Beute
einzusortieren.
21. Februar 2008
Darf man annehmen, dass eine Stockwerkskaffeemaschine, die trotz reichlich
vorhandenem Wasser im rückwärtigen Tank und funktionierendem Stromanschluß den
Dienst unter dem Hinweis „no flow“ verweigert, sie einfach nicht im Fluss und somit alles
andere als glücklich ist?
20. Februar 2008
Wenn Leute ins Flugzug einsteigen, haben sie ja manchmal abenteuerliche Sachen bei
sich. So etwa ein Passagier, der – an sich harmlos aussehend – folgenden
Buchrückseitentext vor sich herschob: „Mein Name ist Joe. Eigentlich bin ich ein netter
Kerl, doch manchmal bringe ich Leute um.“
278
19. Februar 2008
Ist es nicht sarkastisch, dass einem ein Hotlinemitarbeiter „weiterhin“ einen guten Tag
wünscht, nachdem man vom Zusammenbruch des Computersystems berichtet hat?
18. Februar 2008
Irgendwie ist scheint’s „okidoki“ wieder in Mode gekommen. Ich fürchte, bald kommt
dann auch „super-duper“ wieder. Gemeinsam mit „eigentlich“, „sozusagen“ und „mit
anderen Worten” kann man hier schon den einen oder anderen Satz formen.
15. Februar 2008
In der Reihe der sicherlich sehr frustrierenden Jobs (siehe Eintrag vom 8. Februar –
Haifisch auf einer Tauchmesse) reiht sich meines Erachtens auch der des
Verkehrspolizisten, der zusätzlich zur Ampel den Verkehr regeln muss. Ohne Ampel,
das ist natürlich eine andere Sache, aber zusätzlich, quasi unterstützend zur
funktionierenden Ampel winken und pfeifen, na, ich weiß nicht.
14. Februar 2008
In Brüssel gibt es eine Straßenbahn, die nach Wiener fährt und einen Bus in Richtung
Helden. Man kann also davon ausgehen, dass sich Wiener nicht neben Helden befindet.
Kann man als eingesessener Wiener nach Helden ziehen? Können Wiener also Helden
werden? Wie schaut es mit den Helden aus, die Wiener werden wollen? Kann man es
den Helden verdenken, dass sie keine Wiener sein wollen? Das schlimme dabei ist
aber, dass beides Endstationen sind.
13. Februar 2008
Der Drachenläufer ist heute im Kino angelaufen und ist eine der besten
Literaturverfilmungen, die ich je gesehen habe. Die anderen Zuschauer haben das wohl
ähnlich gesehen, am Ende der Vorstellung wurde geklatscht.
12. Februar 2008
Wie oft kann man „eigentlich“ in einen Satz einbauen?
11. Februar 2008
Im Haus schräg gegenüber findet seit geraumer Zeit nebst einer Hausbesetzung ein
Hungerstreik statt. Mitten in Brüssel und von behördlicher Seite fühlt sich anscheinend
niemand in der Lage, etwas zu unternehmen.
10. Februar 2008
Das Spa (Thermalbad) in Spa hat etwas, vor allem an einem wunderschönen,
frühlingshaften Tag.
9. Februar 2008
Ein bekanntes Hamburgerrestaurant verkauft in Holland gerade Sauerkrautburger.
Eigenwillige Wahl. Dieselbe Restaurantkette verlangt von männlichen Toilettgängern 25
Eurocent, wohingegen Damen gratis gehen dürfen, Auch eigenwillig. Dafür hat Holland
eine gute Streuung von Geldautomaten. Vier nebeneinander – gesehen heute in
Utrecht!
8. Februar 2008
279
Es gibt schon miese Jobs, z.B. Haifisch auf einer Tauchermesse. In einem
überdimensionalen Haifischkostüm Werbung verteilen ist sicher weniger witzig, als es
aussieht.
7. Februar 2008
Allem Anschein nach ist Belgien von Großbritannien annektiert worden. Klammheimlich
und ohne Medienrummel. Auf der Verpackung meines Sandwichs stand heute: „Bitte
haltet Großbritannien sauber und verwendet einen Papierkorb!”
6. Februar 2008
Bucht man über die Webseite einer bekannten Internethotelplattform ein
Nichtraucherzimmer und einen Parkplatz im Hotel, so wird einem das ganze als
Nichtraucherparkplatz angezeigt. Bei näherer Betrachtung scheint das vielleicht sogar
wirklich eine Marktlücke zu sein…
5. Februar 2008
Ich war abends in ein längeres Gespräch mit einem Anthropologen verwickelt. Er hat all
seine bisherigen Erkenntnisse über das Wesen des Menschen folgendermaßen
zusammengefasst: Es zeichne den Menschen aus, sich irrational zu verhalten.
4. Februar 2008
Zum Thema Autohändler und Urheberrecht: „... und dann haben sie hier einen Schlitz für
eine Datenkarte. Praktischerweise kann dieselbe Datenkarte verwendet werden, die
man auch am PC verwendet. Sie laden einfach Musik aus dem Internet herunter und
speichern sie auf der Karte und dann haben Sie sie im Auto!“
3. Februar 2008
Ich habe viel über Indien erzählt, Bilder gezeigt und wieder einmal darüber nachgedacht,
wie privilegiert wir hier „im Westen“ doch sind. Kalkutta hat übrigens eine
Städtepartnerschaft mit Neapel.
2. Februar 2008
Ein etwas schläfriger Tag nach einer langen Ballnacht und eine schöne Zugfahrt durch
Österreich.
1. Februar 2008
Ich war zwar gestern nicht auf dem Opernball, dafür aber heute auf dem
Kaffeesiederball in der Wiener Hofburg. Ein wunderbares, beeindruckendes Fest,
prunkvoll, herrlich dekoriert.
31. Jänner 2008
Wien mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wien, wo es mehr Bankomaten
gibt als Einwohner, nein, das ist natürlich auch übertrieben. Aber auf der einen Seite
habe ich das Gefühl, nie weg gewesen zu sein und auf der anderen Seite bin ich auch
nicht mehr richtig dort.
30 Jänner 2008
Ein Gustostückerl in Sachen Smalltalk: „Nun, vielen Dank für den Termin, ich glaube wir
müssen jetzt gehen und ich denke, wir müssen durch eine Tür gehen…“.
29. Jänner 2008
280
Die von mir lange schon für eine Schnecke gehaltene Skulptur in einem schönen
Brüsseler Restaurant ist wohl doch eine Scheibtruhe (für meine deutschen Leser:
Schubkarre), die interessant umgestaltet wurde und deren Griffe nach oben zeigen.
28. Jänner 2008
Die besten Dinge im Leben verdanken wir dem Zufall – so steht es auf meinem neuen
Mauspad, das Casanova zitiert.
27. Jänner 2008
Ausnahmslos jeder sieht mit einem Parkticket im Mund auf dem Weg zum oder am Weg
vom Auto unvorteilhaft aus.
26. Jänner 2008
Sagen extreme genderbewußte Menschen wirklich: “Kannst Du mir einmal die
Salzstreuerin herübergeben?”
25. Jänner 2008
Belauscht am Nachbartisch, wo frischer Orangensaft getrunken wurde: „Wenn Du
denkst, dass das vor zwei Minuten noch 3 Orangen waren...“. Das Nobelpreiskomitee
wird sich wohl nicht besonders für die Person interessieren.
24. Jänner 2008
Ich war ja der Meinung, dass hierzulande weniger gespuckt wird als in Indien. Ein
genauerer Blick auf den Boden rund um die Busstation, an der ich fast täglich
vorbeikomme und rund um den Lieblingsbankomaten zeigt ein anderes Bild. Zwar ist es
nicht unbedingt Sputum, dass sich dort sammelt, dafür aber umso mehr Kaugummireste.
Es scheint, dass das Spucken einfach nur andere Gestalt angenommen hat.
23. Jänner 2008
Ich sollte wieder dazu übergehen, mir an meinem Geburtstag frei zu nehmen.
22. Jänner 2008
In einer Garage in der Brüsseler Innenstadt, die ich recht oft verwende, steht seit
Monaten ein altes, ehemals blaues Auto und verstaubt. Vor nicht allzu langer Zeit hat
jemand auf die Graue Motorhaube geschrieben „Gibt es auch in blau“ (siehe Blog vom
19.12.2007). Nun steht in großen Lettern im Staub der Heckscheibe: „Wash Me!“.
19. Jänner 2008
Verglichen mit Delhi kommt mir Brüssel vor wie ein Luftkurort und fast ausgestorben.
Niemand läuft mir nach, will etwas, berührt mich. Es ist ruhig, kein Hupen. Für
Fußgänger wird gebremst, Ampeln werden nicht direkt ignoriert, Rotlicht hat nicht nur
empfehlenden Charakter. Niemand räuspert sich knapp neben mir, zieht auf und spuckt.
Und ich meine, kein Spucken, überhaupt kein Spucken, nicht nur kein unmittelbar in
meine Richtung zielendes Spucken oder ein Spucken im 180-Grad Radius. Thomas
Mann wäre ja angesichts des ubiquitären Sputums in Indien hingerissen gewesen.
Obwohl man damals wohl auch in Europa gespuckt haben dürfte. Ich kann mich gut an
die zahlreichen Spucknäpfe an den Wänden des alten Unigebäudes in Graz erinnern.
Ansonsten genieße ich auch das einlullend-warme Licht normaler Glühbirnen und denke
über den unglaublichen Luxus der westlichen Welt nach.
18. Jänner 2008
281
Meine Rückreise nach Europa wird begleitet von einem exzellenten Buch eines
indischen Schriftstellers, Animal’s People von Indra Sinha. Ich hätte noch ein paar
Stunden fliegen können.
17. Jänner 2008
Nach über drei Wochen quer durch Indien ist Delhi fast langweilig. Was mich wieder
versöhnt ist die Cha Bar im Oxford Bookstore. Es scheint in den indischen Meropolen
gerade äußerst hip zu sein, Tee zu trinken. Auch die Kaffeehäuser oder bessergesagt
Kaffeehausketten boomen. Aber diese Teebar in der Buchhandlung, das ist schon ein
Schmuckstück. Wie überhaupt die Inder gerne lesen. Es gibt ausgezeichnete Zeitungen
und Zeitschriften, brillant geschrieben. Und überall Bücher, auf den Strassen,
ausgebreitet am Boden, gestapelt, auf rollenden Läden in Bahnhöfen, in
Buchhandlungen. Was den Oxford Bookstore auszeichnet ist nicht nur die Auswahl an
Büchern und die angenehme Atmosphäre, sondern, dass man über einem Tee
schmökern kann. Und es ist ja nicht irgendein Tee. Über 40 verschiedene Sorten gibt es
und der Klassiker, der Marsala Chai (Schwarztee mit Kardamom) wird in einem Glas
serviert, dass von einem Affen aus Silber gehalten wird.
16. Jaenner 2008
Agra ist etwa zweieinhalb Zugstunden von Delhi entfernt und ob des Taj Mahal natürlich
sehr touristisch. Es ist ein malerisches, blendend weißes Gebäude und schon sehr
beeindruckend obwohl ich es glaube ich schon zu oft auf Bildern gesehen habe. Wenn
man näher kommt, ist das Weiß nicht mehr ganz so strahlend, der Marmor hat durchaus
auch seine farbigen Einschlüsse, aber aus der Distanz sieht man das nicht. Alle paar
Wochen muss das gesamte Gebäude gereinigt werden, so stark setzt ihm die
Luftverschmutzung zu. Innen ist das Grabmahl der verstorbenen Lieblingsfrau des
Mughal Shah Jahan, Mumtaz Mahal.
Nicht weit von Agra sind die verlassenen Paläste von Fatehpur Sikri, ebenfalls sehr
beeindruckend. Vor allem das dortige Rote Fort, wie in Delhi aus rotem Sandstein und
Zeugnis von wunderbarer Palastarchitektur. Leider sind all diese Sehenswürdigkeiten
sehr touristisch und die Andenkenverkäufer in einer Form lästig, wie ich das noch nie
erlebt habe.
Die Armut war überall bisher gegenwärtig, heute allerdings schlimmer als sonst. Man
kann sich kein Bild davon machen, wie viele Leprakranke oder schwerst
Körperbehinderte es hier unter den Bettlern gibt. Der Zug von Agra zurück nach Delhi
war sehr verspätet und daher sind alle Bettler einmal am Bahnsteig vorbeigekommen.
Ein kleiner Bub und ein etwa 20-jaehriger waren beide auf ihre Arme gestützt, sind auf
den Armen gehumpelt, die Beine so verkrüppelt, dass sie in einer Art
ineinandergewundenen Langsitz beim einen und hinterher geschliffen beim anderen
nachgezogen wurden. Die beiden waren so schmutzig, staubig, dass ich mir gedacht
habe, ihre Kleidung ist wahrscheinlich vor einigen Monaten und ihre Haut vor Wochen
zum letzten Mal mit Wasser in Berührung gekommen. Dann kommen fünf oder
sechsjährige Kinder, tauchen einfach irgendwo von der Gleisstrecke im Bahnhof auf,
springen auf den Bahnsteig hinauf, beuteln die vor Schmutz starrende Kleidung aus und
starren Dich mit Großen, schönen aus dreckigen Gesichtern lachenden und dabei
bettelnden Augen an, deuten auf Ihren Mund zeigen Hunger. Ihre abgemagerten Körper
sprechen aber auch für sich alleine. Man möchte helfen, aber man fühlt sich so machtlos
angesichts der Fülle an Elend.
15. Jänner 2008
282
New Delhi und Old Delhi sind zwei sehr verschiedene Stadtteile. Neu Delhi ist relativ
langweilig. Es besteht aus einer Unzahl von breiten Strassen, bewachten Wohnanlagen,
modernen riesigen Hotels und erstickt im Verkehr. Alt Delhi beherbergt das von weitem
sichtbare Rote Fort, schräg gegenüber eine riesige Moschee und natürlich unzehlige
Marktstrassen, von denen verwinkelte labyrinthartige Gassen wegfuehren. Es bleibt
keine Zeit zum Verweilen, ständig läuft einem jemand hinterher, beruehrt einen, will
etwas, sei es Geld, Schokolade oder Kugelschreiber oder bietet etwas von Taxifahren
ueber Ramsch und Kunsthandwerk. Vergleichsweise ist der Cannaught Platz eine
ruhige Oase (obwphle Verkehrsknotenpunkt ziwschen Alt und Neu Delhi und
Kreisverkehr im Kreisverkehr). Hier haelt die moderne U-Bahn, hier gibt es
Kaffeehaueser und Buchhandlungen, Geschaefte fuer alles und jedes und sogar die
Kunsthandwerkverkaeufer sind halbwegs moderat.
14. Jaenner 2008
Mein Koffer ist nach langem Warten doch wieder aufgetaucht und ab nun sind alle Filme
im Handgepaeck!
Kalkutta ist eine imposante Stadt mit wunderschoenen, aber verfallenden Bauwerken.
Die Briten haben sich wirklich nicht lumpen lassen!
Ein Viertel gibt es, in dem eine Buchhandlung an die andere grenzt, lauter Second Hand
Geschäfte mit Büchern aus aller Herren Länder und zu allen Gebieten. Mitten in diesem
Viertel ist ein Kaffeehaus, das auch irgendwo in Arabien sein könnte. Eine riesige Halle
mit unzähligen einfachen Tischen, alle besetzt und ein Stimmengewirr wie auf einem
Bazar. Das einzige Bild, eine in dem riesigen Raum eher klein wirkende Photographie,
zeigt den indischen Literaturnobelpreisträger, Rabindranath Thakur.
Gleich daneben befindet sich eine Strasse, in der in auf engstem Raum, Haus Haus
Schreiber sitzen, die Texte für ihre Kunden auf uralten Schreibmaschinen tippen.
13. Jänner 2008
Kalkutta war ja das eigentliche Ziel meiner Reise. Kalkutta, für mich Inbegriff Indiens. Ich
bin recht bald auf den Boden der Realität zurückgeholt worden, nämlich dadurch, dass
mein Gepäck auf dem Weg von Kerala hierher verloren gegangen ist. Ich darf gar nicht
daran denken, all die Filme, die ich bisher verschossen habe sind in diesem Koffer.
Kalkutta ist aber natürlich doch faszinierend. Auf eine gewisse Weise erinnert Kalkutta
stark an Palermo, wie dort gibt es hier wunderschöne Paläste, die auseinanderfallen und
vor sich hinbröckeln. Viele Fassaden würde man eher in großen Europaeischen
Metropolen erwarten. Angeblich wollten die Briten ein schöneres London in Indien
bauen. Das ist ihnen sicher teilweise gelungen, auch wenn der Zahn der Zeit gewaltig
nagt. Schier alles wird überwuchert von Menschen, Pflanzen, Staub und Schutt.
Kalkutta hat ein Viertel, in dem Kadistatuen aus dem Flußschlamm des Ganges gefertigt
werden. Kadi ist die Göttin des Todes und verlangt ihre Opfer. Mindestens einmal im
Jahr werden die Kadistatuen während einer Prozession dem Ganges geopfert und der
Schlamm somit zurückgegeben. Sofort danach wird wieder damit begonnen, neue
Statuen zu fertigen. Unzählige Skulpteure basteln an diesen Statuen. Erst wird eine Art
inneres Gerüst aus Stroh zusammengewunden. darueber wird dann der Schlamm oder
besser gesagt eine Art Mischung zwischen Schlamm und Ton gelegt und wieder und
wieder darüber gestrichen, bis die Skulptur fertig ist. Es gibt sie in allen Größen, mit und
ohne Gesichter, frischer und daher noch feucht oder schon älter und mit Rissen übersät.
Ich war vor Staunen so hingerissen, dass ich wie in Trance durch die engen Gassen
geschlendert bin und unzählige Bilder gemacht habe.
283
12. Jaenner 2008
Der
grosse
Unterschied
zwischen
einem
Fuenfsternhotel
und
einer
Fruehstueckspension liegt wohl darin, dass man in letzterer wesentlich mehr ueber Land
und Leute (und andere Reisende) erfaehrt. Waehrend des Fruehstuecks gab die
Hausherrin eine Einfuerhungsvorlesung ueber das Indische Mitgiftsystem zum Besten.
Gleich danach wurde das Familienalbum geholt, um Bilder einer Indischen, aber
dennoch Roemisch Katholischen Hochzeit herzuzeigen. Das waere an sich noch nicht
so spektakulaer. Das beste kam aber dann noch danach. Der Pascha und Familienvater
hat gefragt, ob, wenn das nicht zu stoerend waere, er uns nicht Bilder von seinem
vergangene Woche verstorbenene Vater zeigen koenne. Ich habe gedacht, aha, ja,
meinetwegen, halt Bilder von einem alten Herren waehrend seiner letzten Jahre. Weit
gefehlt. Obwohl der Tod allgegenwaertig ist, sprechen die Inder an sich nicht vom
Sterben. Sie sagen eher, dass es jemandem wirklich nicht sehr gut geht oder dass er
oder sie “abgelaufen” ist. Besagte Bilder waren also Bilder von jenem “abgelaufenen”
Herren, knapp vor und wahrend der Beerdigung. Nicht nur, dass der Sarg offen war,
noch dazu werden auch Bilder vom Verstorbenen bzw. von den Hinterbliebenen
gemacht, die von ihm Abschied nehmen und ihn noch einmal kuessen. Relativ gesehen
hat das blaeuliche Gesicht des Verstorbenen auf den Bildern viel groesser gewirkt als
das der trauernden Angehoerigen. Es war wohl etwas wie die Tonnenverzerrung von
Weitwinkelaufnahmen, allerdings hier eher Zeugnis schlechter Perspektive. Wie auch
immer, es war eher eigen.
Im juedischen Teil von Cochi hat ein Kuenstler ziemlichen Eindruck auf mich gemacht.
Er hat ein langes Batikhemd getragen, auf dem Ruecken war eine Krishnaabbildung.
Sein Gesicht war besonders und die Einladung, sein Studio zu besichtigen, einfach zu
verlockend. Er hat angeboten, ein Portrait im Rahmen einer meditativen Sitzung
anzufertigen. Ich war neugierig und recht aufgeregt, habe mich in Lotusposition zu
Boden begeben und sass voller Erwartung da. Er hat begonnen zu zeichnen und zu
plaudern. Und hat weitergeplaudert. Ueber das Leben eines Kuenstlers, wie es ist, wenn
man eine bekannte Persoenlichkeit (einen Richter) portraitiert und sogar eine Bueste
anfertigt und in den lokalen Zeitungen deswegen verrissen wird. Im Smalltalk hat er mich
das uebliche gefragt, woher ich komme, wohin ich fahre. Dass der einzge Indische
Literaturnobelpreistraeger in Kalkutta zu Hause war. Schwierig sei es, einen guten Platz
fuer Ausstellungen zu finden. Ich konnte nur beipflichten. Aber er kenne den
Kultusminister von Kerala persoenlich, koenne mir, falls Interesse bestuende, sogar die
Telefonnummer geben. Die Session war bald zu Ende, obwohl ich insgeheim immer
noch auf den Beginn der Meditation gewartet habe. Leider umsonst. Das Portrait wuchs
und wuchs und hat am Ende eines sehr gut getroffen, naemlich die Farbe meines TShirts. Ansonsten ist der Wiedererkennungseffekt eher gering.
Der Name des Ministers ist uebrigens Mr. Baby...
11. Jaenner 2008
Ein Tag am Strand von Cherrai, der mit viel zu viel Tee einhergegangen ist. Dieser Tee
mit Kardamom ist einfach viel zu gut. Dieser Strand ist wohl einer der wenigen, wo es
noch keine Touristenpreise gibt. Ein Mittagessen kostet umgerechnet etwa 40 Eurocent.
Der Strand wird auch in erster Linie von Einheimischen genutzt und von denen auch
eher dazu, das Meer zu betrachten, als tatsaechlich zu baden. Busse voller Schulkinder
werden ueber 120 km weit hierhergebracht, um dann nicht ins Wasser gehen zu
duerfen. Sie spielen in Schuluniform am Strand und duerfen maximal knoecheltief
eintauchen. Ihre Lehrer tragen die farbenfrohsten Saris, wollen aber sichtlich auch nicht
ins Wasser. Ein eigenartiges Schauspiel. Die meiste Zeit ueber haben wir mit einer
englischen Krankenschwester geplaudert, die fuer drei Monate unbezahlten Urlaub
284
genommen hat, um beim Aufbau eines Krankenhauses mituarbeiten. Sie ist in einem
Ashram untergebracht und hat definitiv einen Einblick in die Indische Gesellschaft
gewonnen.
10. Jaenner 2008
Cochi hat einiges an verstecketem Charme. Man kann in Hinterhoefen sehen, wie
Kerzen gezogen warden oder wie Ingwer im Innenhof eines riesigen Lagerhauses
getrocknet wird. Magopickles werden unter unmenschlichen Bedingungen von Hand
hergestellt, am Gang im ersten Stocjk eines Lagerhauses. Das Waschbecken haengt
schief und unbenutzbar an der Wand, die Sessel auf denen die Maedchen und Frauen
sitzen sind durchgesessen und wackelig. Eine kocht und ruehrt, eine andere fuellt die
Pickles in kleine Plasticksaeckchen, die naechste verschliesst die Saeckchen mit einer
archaischen Klebemaschine und die letzte klebt Etiketten auf die fertig verpackten
Saeckchen. Ebendieses Maedchen ware anderswo wahrscheinlich Model. In einem
anderen Lagerhaus, das aussieht, als sei es seit 200 Jahren (mit Ausnahme der
Energiesparlampen) nicht veraendert worden, werden Gewuerze gehandelt, von denen
ich die meisten noch nie gesehen habe. Andere, die mir sehr wohl bekannt waren, habe
ich noch nie in einer derartigen Groesse gesehen (Pfefferkoerner, getrocknete
Chillischoten, Kardamom, Koriander). Mitten im Gewuerzviertel war dann auf einmal
eine Kunstgalerie mit interessanten moderenen Werken. Leider waren gerade die, fuer
die ich mich interessiert haette, unverkauflich.
Es gibt hier regelmaessige Stromausfaelle, die meist auch vorab angekuendigt werden.
Waehrend des Abendessens war es wieder einmal soweit, was eine interessante
Szenerie hervorgerufen hat: schwach beleuchtete Ueberbleibsel vom Abendessen, der
Geruch nach kalten Gewuerzen, das unangenehme Surren von Muecken und auf einmal
die Bewegung eines anscheinend leeren Schaukelstuhls. Kurz bevor die tropfenden
Kerzen angezuendet wurden, hatte ich das Gefuehl, mitten im Wohnzimmer der Addams
Family zu sitzen.
9 Jaenner 2008
Weitere fuenf Zugstunden entfernt liegt Cochi (Kerala). Die Portugiesen, Hollaender und
Briten haben Cochi als Hauptstuetzpunkt fuer den Gewuerzhandel genutzt. Einige sehr
schoene Kolonialbauten und ein wunderbarer Geruch nach den verschiedensten
Gewuerzen ist davon noch uebrig, In der Hafengegend sind etwa zehn riesige
sogenannte Chinesische Fischernetze gespannt, die mit Hife eines archaischen, mit
Steinen beschwerten Flaschenzugs ins Wasser getaucht und nach etwa drei Minutren –
im Bestfall gefuellt mt Fischen, Scampi und Krabben - wieder in die Hoehe gehieft
werden. So die Theorie. Seit dem Tsunami sind nur noch zehn der urspruenglich 24
Netze vorhanden. Seit 700 Jahren wird diese Technik im Hafenbecken von Cochin
betrieben, aber seit dem Tsunami ist die Ausbeute mager. Es wird laut Biologen noch
weitere 5 Jahre dauern, bis die Fische wieder dorthin zurueckkkehren. Trotzdem wird
doch einiges an Fisch gefangen, vor allem der grosse, flache “Pomfret”, der an einer
Stelle des Marktes malerisch in Koerben gewogen und dann mit diversen Schichten von
gecrashtem Eis in Kisten verpackt wird. Das Eis wird mit einem riesigen Hechsler in
Schnipsel gehackt, wobei zwei Mann noetig sind, um die Eisbloecke in den Hechseler zu
wuchten.
8 Jaenner 2008
Aufbruch vom Dschungelresort zur Schmalspurzahnradeisenbahn von Ooty nach
Metupalayiam. Diese Zugstrecke ist 1886 von Schweizern gebaut worden und seither
285
unveraendert. Nach etwa einer Stunde Fahrt wird die Lok gegen eine Dieseldampflok
getauscht, die dem Zug einen hoechst originellen Kopf verpasst und Gesicht und Haare
dunkler faerbt. Dreienhalb Stunden geht es durch eine gebirgige Landschaft, malerisch,
vor allem durch die Teeplantagen und die meist weiss gekleideten Arbeiter(innern), die
man leider nur von der Ferne sieht. Von Metupalayiam geht es mit einem anderen Zug
weiter nach Coimbatore, der Modehauptstadt Indiens. Leider kommen wir viel zu spaet
abends an, um noch etwas davon mitzubekommen. Der Dialog des Tages entspannt
sich beim Abendessen in einem Hotel: A: Haben Sie noch ein Einzelzimmer fuer heute
Nacht frei? B: Ja, gerne, fuer wie viele Personen? A: Fuer eine Person. B: Ja, gerne,
aber wie viele Personen werden genau drin schlafen? A: Eine. B: Ja, also ein
Einzelzimmer, aber fuer wie viele Personen? … und so weiter. Nichtsdestotrotz fand
dieser Dialog in einer sehr freundlichen Atmosphaere statt, unterstrichen durch die
wiegenden Kopfbewegungen auf der indischen Seite. Die Inder lieben es ja, den Kopf in
einer Art Achterschleife zu bewegen, was alles heissen kann; ja, nein, vielleicht, ich
verstehe nicht, oder zumindest nicht ganz, ausgeschlossen, das glaubst Du ja wohl
selber nicht, selbstverstaendlich, hab ich auch immer schon so gesehen etc., etc.
7. Jaenner 2008
6 Uhr 15 Tagwache um mit einem Jeep eine gute halbe Stunde zu einem Fluss zu
fahren, wo Elefanten gewaschen werden. Leider laedt uns der Fahrer zunaechst auf der
falschen Seite des Flusses ab. Es ist unwegsam, zum Fluss zu kommen und obwohl
dort gerade ein Elefant ins Wasser getrieben wird, kann von Waschen keine Rede sein.
Er wird auf die andere Seite gebracht, wo er sich hinlegt und einmal kurz
abgeschwemmt wird und dann zieht man ihn auch schon wieder bergan und weg ist er.
Das ganze in unangenehmen Gegenlicht. Eine kurze Diskussion mit dem Fahrer,
zumindest auf die andere Seite zu wechseln, wird von diesem unter dem Hinweis auf
einen boesen Foerster auf der anderen Seite abgetan. Als wir auf zwei Touristen auf der
anderen Seite deuten, scheint sich der Foerster auf einmal als Illusion zu erweisen und
eine Fahrt zum anderen Ufer ist moeglich. Leider wird dort gerade der letzte von
angeblich 24 Elefanten gewaschen und der Fahrer meint trocken, man haette frueher
aufbrechen muessen, aber auf ihn hoere man ja nicht im Hotel. Etwas saeuerlich habe
ich die Geschichte dann spaeter dem Herren erzaehlt, der die Tour verkauft hat. Der hat
natuerlich seine Haende in Unschuld gewiegt und es sehr bedauert. Am Nachmittag
wuerde er uns gerne noch einmal mitnehmen. Aber natuerlich nur, wenn man noch
einmal fuer die Tour bezahlen wolle. Nachdem das ganze nicht wirklich abendfuellend
ist, habe ich davon abgesehen, in eine intensive Diskussion abzugleiten. Morgen geht
es zurueck in die Zivilisation und ich bin nicht ungluecklich darueber...
6. Jaenner 2008
Nach einer weiteren sehr anstrengenden und langen Taxifahrt sind wir in Nilgeri
angekommen, einem der letzten noch erhalten Dschungelgebiete. Das Hotel ist am
Ende der Welt, weit von der letzten bewohnten Ortschaft entfernt. Auf dem Weg dorthin
im Dschungel stehen alle paar Meter Schilder, die vor wilden Tigern, Elefanten und
Wasserbueffeln warnen und eloquent daran erinnern, dass das menschliche Leben
ksotbar ist. Nun war mir also schon etwas mulmig, aber der Empfang im Hotel hat michg
fast endgueltig zum Kippen gebracht: zwei rottweileraehnliche Hunde und kein
Vorbeikommen. Nun, ganz so uebel ist es natuerlich nicht. Die Zimmer sind wunderbar
und endlich ist es wieder einmal so ruhig, dass man Geraeusche der Natur wahrnehmen
kann. Mir ist ja an sich die Stadt lieber, aber nun ja, fuer zwei Tage, ok. Die anderen
Gaeste sind allesamt Amerikaner, wahrscheinlich haben sie India und Indiana
verwechselt, nein, das war jetzt nicht nett. Die sind sicher absichtlich hier.
286
5. Jaenner 2008
Mysore war die Hauptstadt eines der letzten Maharadjareiche, die bis zur
Unabhaengigkeit 1946 bestanden hat. Von der sehr alten Stadt kann man leider nichts
mehr erkennen, da sie vor gut 200 Jahren vollstaendig geschliffen worden ist. Die
interessanteste Sehenswuerdigkeit neben dem grossen Markt ist der riesige
Mahardjapalast. Ein Palast wie aus 1001er Nacht, natuerlich auch sehr kitschig. Leider
darf man innen keine Photos machen.
Das Green Hotel war auch sehr nett. Es wurde als Palast fuer die unverheirtateten
Schwestern des Maharadjas gebaut, in den 1950er Jahren in Filmstudios umfunktioniert
und erst kuerzlich zu einem umweltfreunlichen Hotel umgebaut. Man kann sich Miss
Marple hier sehr gut vorstellen. Das Hauptgebaude und der eigentliche ehemalige
Palast sind am interessantesten. Leider gibt es dort nur sieben Zimmer, die alle
ausgebucht waren. Unsere Zimmer waren im Nebengebaeude, wahrscheinlich der
vormalige Gesindeblock. Trotzdem konnte ich ein Zimmer im Haupthaus ansehen und
ja, man kann sich gut vorstellen, dass sich hier der Hofstaat zurueckgezogen hat.
Im Hauptgebaeude gibt es neben dem grossen Saal auch noch eine kleine Bibliothek,
mit Lesedivan direkt neben den mehrfarbigen Fenstern, sehr gemuetlich und genauso
malerisch wie die Terrasse. Auch das Spielzimmer war sehr nett, hier insbesondere der
kleine, aber meisterhaft gefertigte Schachtisch.
4. Jaenner 2008
Die Energiesparlampe hat Indien erobert und taucht alles in ein schiefes, unfreundliches,
kaltes Licht. Sogar der Zug, den wir heute sehr zeitig in der Frueh erwischen mussten,
war mit ihnen erleuchtet. Die blauen Leder(?)sitze und Vorhaenge der ersten Klasse
waren dadurch noch kuehler und distanzoerter und die Pritischen dadurch kaelter. Ich
habe mich mit einem dicken Anorak zugedeckt und die drei Stunden lang gedoest.
Leider, aber ich war viel zu muede, um auch nur einen Blick aus dem Fenster zu werfen.
Sobald ich die Augen nach draussen gewandt habe, sind sie mir auch schon wieder
zugefallen. In Arsikere Junction hat dann ein Taxi gewartet, dass uns in weiteren zei
Stunden zum Hoysaleswaratempelin Halebid gebracht hat. Dieser tempel und der
wieder eine gewaltige Strecke entfernet Channekeshavatempel in Belur sind ueber und
ueber mit Skulpturen und Halbreliefs bedeckt Manche erzaehlen Geschichten der
untergegangenen Koenigsreiche. Wiederum zwei Stunden Fahrt entfernt liegt der
Sravanabelagolatempel, den man erst erreicht, nachdem man 600 Stufen steil bergan
gestiegen ist. Dort befindet sich die angeblich groesste Statue weltweit, die aus einem
Block gehauen ist. Sie ist ca. 17 m hoch und zeigt einen nackten Gott. Hinter der Statue
ist eine Art Kreuzgang mit weiteren Statuen. Vor einer ist ein nackter Mann geniet, der
die Statue gereingt hat. Auf Nachfrage hat sich herausgestellt. Dass in diesem Tempel
zwoelf Moenche leben, von denen vier nackt diesem Gott dienen. Der nette Nackte war
einer davon.
Rund um diese drei Tempel sind wenige Touristen unterwegs. Dadurch sind die
Andenkenverkaeufer umso emsiger, wenn sich einmal ein Tourist zeigt. Sie heissen dort
alle „Mein Name ist Johnny Vielleichtspaeter“. Ja, vielleicht spaeter.
3. Jänner 2008
Nach einem kurzen Ausflug in das Zentrum von Hospet sind wir wieder retour nach
Bangalore geflogen. Dieselbe Belehrung, wie das Speibsackerl zu verwenden ist, ein
kurzer Flug und schon waren wir wieder im luxuriösen Ambiente eines Hotels, in dem
einem die heiße Schokolade nicht nur auf der Terrasse serviert, sondern auch der
Zucker in der gewünschten Menge aus dem Sackerl in die geschmackvolle Tasse
287
geleert und dann auch noch aufgerührt wird. Sogar die Zahnpasta schmeckt hier nach
Zimt. Ich frage mich ja schon länger, warum die Engländer und Hollaender, die so lange
den Gewürzwelthandel kontrolliert haben, eigentlich keine eigene, auf diesen Gewürzen
beruhende Küche entwickelt haben.
2. Jänner 2008
Reise nach Bellary, Hampi und Hospet. Im Propellerflugzeug von Deccan Airways
haben sie tatsaechlich im Rahmen der Sicherheitsvorfuehrung den Gebrauch der
Speibsackerln erklärt.
In Hampi sind die Überbleibsel eines alten Königreiches zu sehen. Etwa um das Jahr
1550 ist das Koenigreich wodurchauch immer untergegangen. Ganz habe ich die
Geschichte trotz mehrmaligem Nachfragen nicht verstanden. Der Fremdenfuehrer hatte
zwar einige Geschichten auf Lager, konnte sich aber nicht immer schlüssig äußern.
Jedenfalls waren gegen Ende der Monarchie auch noch die Portugiesen dort und haben
eine Unmenge an Pferden hinterlassen, die dann friedlich mit den Elefanten zusammen
gegrast haben und ab und zu in eine Schlacht gezigen sind. Die Elefantenställe sind
vollständig erhalten, die Gesindegebäude der Elefantenwärter nicht. Von der Bauweise
her also eine klare Diskriminierung zugunsten der Elefanten.
Der beeindruckendste Palast ist aber der sogenannte Musikpalast. Er wird getragen von
Säulen, von andern, kleineren Säulen umrundet werden. Man meint erst, das sei reine
Zierde, aber tatsaechlich sind diese kleineren Steinsäulen hohl und geben, wenn sie
geschlagen werden, unterschiedliche Töne von sich. Leider wird der Palast gerade
renoviert und man kann die Säulen nicht selbst anschlagen. Ein Wärter hat aber im
Geheimen vorgeführt, wie es klingt.
An Hospet ist vor allem bemerkenswert, dass eine Unmenge an Schweinen in der Stadt
herumläuft. Der Weg zum Hotel war eigentlich auch am einfachsten daran
wiederzufinden, dass man einfach beim schwarzen, beleibten Schwein, dass in einer
Mulde entweder frisst oder schläft, rechts abbiegt.
1. Jänner 2008
Man wird es nicht für möglich halten, aber der Dalai Lama ist justament im selben Hotel
abgestiegen. Wir haben kurzfristig natürlich umdisponiert, um dem beiwohnen zu
können. Der Besuch an sich wurde aus Sicherheitsgruenden sehr geheim gehalten,
nicht einmal die Hotelgaeste haben davon offiziell erfahren. Ich war ungemein aufgeregt
und habe stundenlang gemeinsam mit ein paar Mönchen vor dem Hotel gewartet. 12
Mönche und ich, ein wenig wie beim letzten Abendmahl. Der Zeremonienmeister hatte
mich im Verdacht, ein Sicherheitsrisiko zu sein, mein Photorucksack hat wohl zu
verdächtig ausgesehen. Ich bin auch etwas desillusioniert worden, was die Mönche
angeht. Im Schnitt waren immer vier der zwölf Mönche per Handy im Gespräch mit
anderen, die übrigen haben entweder geplaudert oder SMSe gesendet und der
hübscheste Mönch, der weder Gespraechspartner noch Handy hatte, hat hingebungsvoll
in der Nase gebohrt.
Und dann war es endlich so weit und er ist angekommen! Die Mönche und die lokale
buddhistische Gemeinde standen an einer Seite des extra ausgerollten roten Teppichs
Spalier, und wir sechs Europaer standen am Ende der Schlange und warteten um nichts
weniger gespannt als die anderen. Ich habe mir so sehr gewünschten, dass ich ihm die
Hand geben kann und hatte auch ein Sprüchlein vorbereitet. Von meinem Satz „Eure
Heiligkeit, es ist eine große Ehre, sie zu treffen!“ konnte ich dann aber leider während
des Händeschüttelns nicht mehr als „Eure Heiligkeit...“ sagen.
31. Dezember 2007
288
Silvester im Hotel, ein entspannter Tag mit Massagen und Sauna und eine schöne
Party. H. ist im Zuge der Party zum „Besten Europäischen Bollywood Tänzer“ gekürt
worden und hat einen Hotelgutschein überreicht bekommen.
30. Dezember 2007
Abreise aus Mumbai und Anreise in Bangalore. Angeblich gibt es im Englischen bereits
den Ausdruck „to bangalore“, weil outsourcen schon nicht mehr ausreicht und als Begriff
abgekommen ist. Und tatsaechlich ist Bangalore um einiges gepflegter und dem Schein
nach wohlhabender als Mumbai. Wärmer ist es hier auch, fast heiß könnte man sagen.
Der City Market ist eine wunderbare Mischung aus Obst, Gemüse, Farben und Blumen,
wobei ihm diese Beschreibung wohl nicht gerecht wird. Blumen werden zu langen
Ketten geflochten, die dann in Tempeln geopfert werden oder zum Schmücken von
Heiligenbildern dienen. Diese Blumenketten werden in großen, endlosen Schleifen
ringfoermig aufgeschichtet, sehen aus wie Wagenraeder, nur bunt und duftend. Der
Wohlgeruch ist allgegenwärtig. Auch die sich immer wieder nähernden heiligen Kühe
(und deren wohl auch heilige Fladen) können dem nichts abtun.
29. Dezember 2007
Diejenigen, die meine ersten selbst entwickelten Bilder schon gesehen haben, werden
nicht glauben, wen ich hier in Bombay zufällig getroffen habe. Mitten auf einem Markt, in
einer Markthalle, die ich eigens beschreiben sollte, stand auf einmal Herr Kahn, der
Kuenstler aus Paris, den ich im august photographiert habe und dessen Bild mein
erstes, selbst entwickeltes Bild war, vor mir. Leibhaftig. Ich war nicht nur erstaunt,
sondern so glücklich, ich kann es kaum beschreiben. Wie kann der Zufall nur so spielen,
dass man in einer 20 Millionen Einwohner zählenden Stadt einen Menschen trifft, den
man erst einmal in Paris getroffen hat, der aber nichtsdestotrotz einen immensen
Eindruck hinterlassen hat? Ich habe nur noch gestrahlt und konnte mein Glück nicht
fassen. Nach einem Besuch in einem beruehmten alten Cafe hat er uns über den
Stoffbazar und ins muslimische Viertel geführt.
Er ist 1973 nach Paris ausgewandert und nun seit dem 24.12. auf Familienbesuch in
Bombay.
Erst am Donnerstag vor Weihnachten habe ich ihm per Post ein paar Abzüge geschickt
und wie oft habe ich in letzter Zeit an ihn gedacht, wenn ich die Bilder hergezeigt habe?
Er konnte sich erinnern, dass ich ihn im August vertröstet und vom Ankauf meiner
Dunkelkamer berichtet habe. Dass ich gesagt habe, es wuerde einige Monate dauern,
bis ich ihm Abzuege schicken koenne.
Er hat sogar die Einladung zum Abendessen angenommen. Ich war davon überzeugt,
dass er nicht kommen würde. Aber dann, und das war das zweite Mal, dass ich verblüfft
und hingerissen war, ist er doch gekommen und hat mit uns gegessen.
Ich glaube, er war auch hingerissen von meiner Begeisterung.
28. Dezember 2007
Ein Besuch in Bollywood stand ganz oben auf meiner „must see“ Liste. Aber das ist nicht
so einfach, wie man sich das gemeinhin vorstellen wuerde. Aus Erzaehlungen von
Hollywoodbesuchern weiss man, dass man nach Hollywood faehrt, ein Ticket loest und
dann mit unzaehligen anderen Touristen die Studieos besichtigt, Spezialeffekte eklaert
bekommt und Kulissen bestaunen darf. Nicht so hier. Am Eingang der sogenannten Film
Citz steht ein riesiges Schild, das Besuchern bescheinigt, nicht willkommen zu sein.
Keine Besucher erlaubt. Auf intensives Nachfragen hin bekommt man die halbherzige
Erklaerung, die Schauspieler und Regisseure wollen auf dem Set nicht gestoert werden.
Man moege ein Fax an die Verwaltng senden und dann vielleicht. Mittlerweile bin ioch
289
am Telefon und spreche mit jemandem aus der Verwaltung. Nein, auch hier wird mir
milde mitgeteilt, man wolle keine Besucher und ja, Fax sei moeglich, aber wenn, dann
sei ein Besuch keinesfalls mehr heute sondern bestenfalls in einigen Tagen moeglich.
Ich entsinne mich einer Tourorganisation, die fuer 150 Dollar Touren nach Bollywood im
Programm hat und beschliesse, mein Glueck im naechsten Internetcafe zu versuchen:
auf der Suche nach deren Telefonnummer und einer hoffentlich serviceorientierten
Haltung seitens der Tourorganisation. Der fuer die Hin- und retourfahrt gemietete Taxler
wird zusehens nervoeser und sucht eher halbherzig nach einem Internetcafe, die hier
ueberigens ausnahmslos Cybercafe heissen. Dort finde ich zwar die Nummer der
Organisation aber vermutlich sind sie wegen grober Ueberteuerung schon laengst pleite
gegangen. Die Telefonnummern funktyionieren nicht mehr und das letzte Update der
Seite stammt aus dem Jahr 2002. Knapp vor einem Anfall aus Aerger ueber einen
vertanen Tag (die Taxifahrt zur Film City hat immerhin ueber eine Stunde gedauert)
speirch mich ein Inder in wohlklingendem wunderbaren Englisch vom PC daneben an
und kuendigt ein Serverupdate und somit den Verlust der Internetverbindung an. Ich
packe die gelegenheit beim Schopf und schildere mein Begehr, was zu einer
erstaunlichen Wendung fuehrt. Der Besitzer des Cybercafes gehe bei den Studios ein
und aus und koenne uns selbstverstaendlich hineinbringen. Dass ich noch nie einen
Film gesehen habe, sei ueberigens weiter kein Problem, und am besten wuerde ich das
auch weiterhin so halten, denn man muesse mindestens hirntot sein, um so einen Film
in der vollen Laenge (3 Stunden minimum) zu verkraften. Er war uebrigens Pilot bei
Kathar Airways und auf Heimatbesuch in Bombay. Mit dem Cybercafebesitzer und
dessen Neffen im Schlepptau fahren wir also wieder zur Filmcity, um dort noch harscher
abgewiesen zu werden als beim ersten Mal. Der Cafebesitzer, um seine Ehre bangend
und zusehens unter Erfolgsdruck, schlaegt vor, zu einem anderen Studio zu fahren und
es dort zu versuchen. Aber auch dort schaut es erst so aus, als wuerde aus der
Besichtigung nichts. Waehrend wir warten und Cafebesitzer und Neffe verhandeln,
gehen mindestens 100 Inder ohne im mindesten kontrolliert zu werden am Portier vorbei
und schnurstracks hinein. Ich fuelhe mich abwechselnd verarscht und diskriminiert, habe
aber nach wie vor ein durchaus positives Gefuehl, doch noch zum Ziel zu kommen.
Undn siehe da, eine gute Stunde und 500 Rupien spaeter wird unmoegliches moeglich.
Und was fuer eine Belohnung fuer das lange Warten! Die Dreharbeiten zu einem Film
ueber ein Gefaengnis bzw. den `Straefling 420` vorbereitet. Nun verstehe ich auch,
warum so viele Leute hineingedraengt haben. Mindestens 200 Straeflinge und Waerter
lungern im Schatten der Studios herum und unterhalten sich blendend, vore allem ueber
die Tatsache, dass sich nun zwei Touristen unter sie mischen. Ich bin hingerissen und
verschiesse einiges an Filmmaterial. Was fuer ein Anblick! Ueber 800 Filme werden pro
Jahr in Bollywood gedreht und justament bei einem so kostmintensiven komme ich
dazu! Am besten war aber sicher der Aufenthalt in der Kantine, die natuerlich
ausgesehen hat wie eine Straeflingskantine. Selten hat mir wo ein Essen so gut
geschmeckt. Die Schauspieler haben sich natuerlich auch einen Spass daraus gemacht,
sich von mir photographieren zu lassen.
27. Dezember 2007
Mumbai (Bombay) ist eine riesige, laute Stadt, in der einem die Armut nur so
entgegenschwappt. Mein erster Eindruck war ein niederschmetternder: Menschen, die
auf der Strasse schlafen, oft nur in ein Tuch eingewickelt und auf dem Gehsteig
zusammengerollt. Ein paar Zentimeter weiter ist die Gehsteigkante und zig Autos fahren
hupend vorbei. Die wenigen Habseligkeiten sind in einem Plastiksackerl neben oder
hinter den Personen zusammengepfercht. Manche haben Planen gespannt, meist
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entlang der Eisenbahnstrecken. Ein behelfsmaessiges Zelt koennte man sagen, aber
dann ist es doch wieder nur eine Plane aus schaebigem Plastik.
26. Dezember 2007
Alle Reisevorbereitungen fuer Indien sind getroffen. Es kann losgehen!
25. Dezember 2007
Weihnachten artet immer irgendwie in Stress aus, aber schoen ist es trotzdem.
Anscheinend wird man in der Steiermark mit Wiener Kennzeichen fuer einen Auslaender
gehalten. Beim Aussteigen hat mir ein Passant "Merry Christmas" gewunschen
24. Dezember 2007
Brokenmuses wuenscht Frohe Weihnachten!
23. Dezember 2007
Am Flug von Bruessel nach Wien habe ich einen Artikel ueber die neueste Woody Allen
Autobiographie gelesen. Er schreibt dort, der Mensch sei das einzige Lebewesen, das
einem kellner sein Trinkgeld vorenthalten kann.
21. Dezember 2007
Meine Mailbox ist nicht mehr zugänglich und sagt also gar nichts mehr.
20. Dezember 2007
Meine Mailbox sagt mit selbst per E-Mail, dass ich nicht mehr existiere.
19. Dezember 2007
Meine Mailbox verweigert ankommende E-Mails und sagt den Absendern, dass es mich
nicht gibt.
18. Dezember 2007
Unter dem Punkt Bizarres und Skurriles habe ich ein Bild eines Werbeschildes, auf dem
es heißt “lust is life the rest is just details”. Nun hat mir ein Bekannter erzählt, ein
Autorennfahrer habe einmal gesagt, sein Leben sei ein Autorennen, dazwischen würde
er nur warten.
17. Dezember 2007
Nach langem habe ich endlich die Sandwunschwerbung photographieren können!
16. Dezember 2007
Vor ein paar Tagen habe ich in einer Parkgarage ein Auto entdeckt, das völlig verdreckt
ist und dort wahrscheinlich schon sehr, sehr lange steht. Irgendjemand hat in die graue
Schicht geschrieben: “Gibt es auch in blau.”
15. Dezember 2007
Nach weiteren akribischen Stunden in der Dunkelkammer bin ich dem Geheimnis des
Bilderentwicklens wieder ein Stück weiter auf die Spur gekommen. Es geht wohl nichts
übers Üben!
14. Dezember 2007
Zur Entdeckung der Langsamkeit: Im vorweihnachtlichen Kaufrausch gibt es tatsächlich
noch Menschen, die sich Zeit nehmen. Unvorsichtig um weihnachtliche Verpackung
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anfragend habe ich geschlagene 25 Minuten und etwas zähneknirschend einer
Verkäuferin zugesehen, wie sie mein Geschenk eingewickelt hat.
13. Dezember 2007
Etliche Stunden und die ersten hundert Blatt Papier später habe ich endlich das Gefühl,
das System des Bilderentwickelns ein wenig zu durchschauen.
11. Dezember 2007
Ein neuer Beitrag in meiner Sammlung von Zirkeldefinitionen: Ich glaube, dass jeder, der
bereits angekommen ist, nun auch hier ist.
10. Dezember 2007
Eine Besprechung heute wurde mit folgendem charmanten Satz eingeleitet: Ich sehe
hier im Raum einige neue Gesichter und viele alte.
9. Dezember 2007
Ende einer fünftägigen Ausstellung.
8. Dezember 2007
Ein langer Nachmittag bei der Ausstellung. Die Interaktion ist spärlich, am ehesten noch
zwischen den einzelnen Ausstellenden.
6. Dezember 2007
Heute Abend war ich noch einmal kurz bei der Ausstellung, die ja noch bis Sonntag
läuft. Es ist interessant, wenn jemand vor den eigenen Bildern steht und sich angeregt
mit anderen darüber unterhält. Ich habe verstanden „bemerkenswert“, „unglaublich“,
„beeindruckend“, all das nur aufgeschnappte Wortfragmente, weil ich natürlich nicht
ganz so nahe rücken wollte. Dann später kam die an mich gerichtete obligate Frage,
nach dem Warum gerade Schaufensterpuppen.
5. Dezember 2007
Der Abend der Abende. Ausstellungseröffnung der Selection XXI in St. Gilles in Brüssel.
Es waren sicherlich einige hundert, wenn nicht gar 1000 Leute da. Viele haben sich
meine Bilder angesehen, einige mit mir gesprochen, mich gefragt, warum Puppen,
warum dieses Sujet, warum die Bruchstellen. Einige haben auch erst gefragt, ob es sich
nun um Photos oder Malerei handle. Auch der kritische Blick tut gut, der sehr
ungeschminkt gemeint hat, die Bilder seien doch auch sehr traurig. Die Stimmung war
gut, das Ambiente schön, harmonisch. Champagner und kleine Häppchen, wie man sich
eine Vernissage vorstellt.
4. Dezember 2007
Letzte Vorbereitungen zur Ausstellung. Ich musste aus Zeitgründen meine Bilder schon
sehr zeitig in der Früh aufhängen und habe unterschätzt, wie scharfkantig
Aluminiumplatten sein können. Es ist mir leider erst aufgefallen, als mir das Blut über die
Hände geronnen ist. Nichtsdestotrotz war ich dann trotz schmerzender Handflächen
vom Gesamteindruck angetan.
3. Dezember 2007
Die letzten Einladungen für die Vernissage am Mittwoch sind ausgesprochen, nun steht
dem ganzen nicht mehr viel im Wege!
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2. Dezember 2007
Habe wieder einige Stunden in der Dunkelkammer verbracht. Es geht wohl nichts übers
Üben.
1. Dezember 2007
Es ist wohl wirklich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Was das Entwickeln von
Bilden anbelangt, so ist das eine durchaus lehrreiche und interessante Angelegenheit.
Leider produziere ich noch viel Ausschuss.
30. November 2007
Dieser LINK ist wirklich besonders (einfach auf das Wort „Link“ klicken.)
29. November 2007
Ich habe die Bilder für die Ausstellung kommende Woche heute abgeholt. Diesmal sind
sie auf Aluminium aufgezogen, sehr schön verarbeitet und so groß wie noch nie zuvor.
27. November 2007
Die Sandwunsch-Werbetafel (siehe Blog –Eintrag vom 30. Juni 2007) ist wieder da!
26. November 2007
In einem Besprechungsraum heute lag eine umfangreiche Anleitung auf mit dem Titel
“Die Kunst, eine Telefonkonferenz einzuleiten“.
23. November 2007
Gelesen in einem Kochrezept: „Aufgießen mit einem halben Liter Hühnersuppe oder
wahlweise Schutzengel- oder Ingwer-Energiesuppe.“
22. November 2007
Ich habe wieder einmal Nachhilfe bei der Schwarz-Weiß Filmentwicklung bekommen.
21. November 2007
In Wien hat man sich ja vor einiger Zeit für das Gackerlsackerl stark gemacht. Jedem
Hundebesitzer sein Sackerl fürs Gackerl. In Graz geht man die Sache noch
pragmatischer an. Es gibt nun neben verschiedenen Mistkübeln auch
Gackerlsackerlspender.
20. November 2007
Zusammen mit einem Freund mit großem Talent für graphisches Design habe ich heute
an einem Broken Muses Katalog gearbeitet.
19. November 2007
In einer Wiener Buchhandlung habe ich heute zufällig gehört, wie sich zwei
Verkäuferinnen über einen amerikanischen Kunden unterhalten haben. Er würde zwar
nach 10 Jahren in Wien sehr gut Deutsch sprechen, hätte aber dennoch seine durchaus
liebenswerten Schwächen. Neulich sei er gekommen und habe sehr ernst erklärt, dass
er sich große Sorgen mache, weil seine Frau bald an der Schildkröte operiert werden
müsse.
18. November 2007
Zweistündiges Familien-Photoshooting bei einer Freundin in Wien. Ich glaube, ich habe
nun genug Material zum Schwarz-Weiß-Entwickeln bis Weihnachten…
293
17. November 2007
Mehre Duzend Geburtstagskerzen auf einer Sachertorte sind nicht nur eine logistische
Herausforderung, sondern auch eine Wärmequelle.
16. November 2007
Auf dem Flug von Brüssel nach München bin ich neben einem netten Herrn gesessen
der mich todernst gefragt hat, ob wir uns jemals im Leben schon begegnet seien. Ich
musste schmunzeln. Nach einer kleinen Pause hat er gemeint, er meine nein und umso
besser. Und so habe ich mich an Handgelenken schnuppernd wiedergefunden, um eine
unabhängige Parfum- und Typenbeurteilung abzugeben.
15. November 2007
Nun habe ich also doch mein allererstes Bild entwickelt. Es ist ein großartiges abstraktes
Werk, das höchstwahrscheinlich in die Kunstgeschichte eingehen wird. Es ist
tiefschwarz und hochglänzend.
14. November 2007
Nachdem eine große deutsche Fluglinie zahlreiche meiner Flugbuchungen auf das
abenteuerlichste durcheinandergebracht und höchst unvorteilhaft umgebucht hatte, bot
man mir zum Ausgleich ein Upgrade auf Business Class an. Frei nach Omas Motto es
ist zwar nicht viel aber der Mensch freut sich, habe ich mich auf meinem Sitz
niedergelassen und mich über das gute Essen gefreut. Als ich mich umgeschaut habe,
war ich die einzige, die das Essen überhaupt genommen hatte. Es scheint eine neue
Form von Luxus zu sein, zu exzellentem Essen berechtigt zu sein und es trotzdem oder
gerade deswegen abzulehnen.
13. November 2007
I habe in der Zeitung gelesen, dass die Katholische Kirche nach jahrelangen Debatten
beschlossen hat, den Text des Vaterunsers zu ändern. Stein des Anstoßes war die
Textzeile “und führe uns nicht in Versuchung”. Viele Theologen sind dafür eingetreten,
diesen Passus zu ändern. Grund war wohl die Gewaltenteilung zwischen einem Gott,
der zur Sünde anstiftet und einem, dem ebendiese Sünden gebeichtet werden müssen.
Der abgesegnete Kompromissvorschlag lautet nun „und lass uns nicht der Versuchung
anheimfallen“.
12. November 2007
Wenn man heutzutage eine Drohung aussprechen will, reicht ein „lasst uns das per EMail diskutieren“ aus.
11. November 2007
Heute wollte ich nun zur Belichtung meines ersten Bildes schreiten aber leider leider
hatte ich alles, nur kein Papier. Das muss irgendwo abhanden gekommen sein.
10. November 2007
Jemand hat angemerkt, dass es wohl egal sei, ob die Dunkelkammer schön sei oder
nicht, da ihr Hauptzweck ja darin bestehe, dunkel zu sein. Nicht der winzigste Funke für
Ästhetik kann ich nur sagen…
9. November 2007
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Der Nachbarhund heißt Nero. Ob er nach dem Kaiser oder der Farbe benannt ist, bleibt
wohl auf weiteres im Dunkeln.
8. November 2007
Gibt es eine Richtung in der modernen Kunst, die sich der Ästhetik verschrieben hat?
7. November 2007
Kann man, ja muss man davon ausgehen, dass der Spazierstock mit im Knauf
integriertem Kompass heute ein Handy mit GPS-Empfänger ist?
6. November 2007
Gehört heute in München im Zubringerbus zwischen Terminal und Flugzeug von einem
aufgeregten auf französisch in sein Handy sprechenden Mann: „Nun, ich bin gerade in
Frankfurt.“ Ein Schmunzeln ist über viele Gesichter gezogen.
5.November 2007
Es gibt nicht nur Werbung für Volkswagen, sondern neuerdings auch für ein
Volksnotebook.
4. November 2007
Ich glaube, jeder Benutzer einer Parkgarage hat früher oder später, meist beim
Einfahren und knapp vor dem Bezahlen, sein Parkticket im Mund. Es ist interessant,
dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, dem Ticket eine bestimmte
Geschmacksrichtung zu geben. Kaffeegeschmack wäre gut und würde den umliegenden
Lokalen sicher gute Umsätze bescheren.
3. November 2007
Heute gesehen in Amsterdam: 10 Leute vor einem Geldautomaten.
2. November 2007
Die Nachbarn haben vor einigen Tagen neben ihren Permanentweihnachtsbaum ein
Skelett von der Größe eines etwa dreijährigen Kindes gehängt.
1. November 2007
Handwerker müsste man sein: Am Dienstag vor dem Feiertag am Donnerstag wurde mir
bereits mitgeteilt, dass man unmöglich einen Auftrag annehmen könne, zumal es bereits
Dienstagmittag sei, der Mittwoch mehr oder weniger zu knapp vor dem Feiertag läge
und sich insofern nicht anbieten würde und am Freitag würde, da es sich ja um einen
Fenstertag handle, ohnehin niemand arbeiten.
31. Oktober 2007
Aus der Reihe der Zirkelargumentationsketten: Ich würde vorschlagen so weiter
vorzugehen, wie ich eben vorgeschlagen habe.
30. Oktober 2007
Es gibt eine Modedesignerin namens Sisi Wasabi. Der Name bezieht sich auf Kaiserin
Sisi und die scharfe japanische Wasabipaste.
29. Oktober 2007
Der Papa sagt, die Dunkelkammer wird ein Lichtblick!
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28. Oktober 2007
Ich glaube der Vorbesitzer meiner Dunkelkammer hatte eine Schwäche für
Filmentwicklerdosen. Ein Gutteil der heute ausgepackten Ausrüstung besteht aus den
unterschiedlichsten Modellen, sei es aus Metall oder Plastik. Und dann gibt es eine
Menge von kleinen und größeren Dingen, deren Funktion sich mir noch nicht richtig
erschlossen hat.
27. Oktober 2007
Der Versuch, mein Hab und Gut zu schlichten und aus Teilen eine Dunkelkammer
einzurichten, erweist sich als umfangreiche Aufgabe. Was mich ja beruhigt ist, dass
auch mein Vater viele Teile, die er schlussendlich selbst gebaut hat, im in Luftpolsterfolie
verpackten Zustand nicht wiedererkennt.
26. Oktober 2007
Zur aktuellen Umwelt- und Klimaschutzdebatte kann man nur sagen, dass schon Kermit
in der Muppetshow von der Schwierigkeit gesungen hat, „grün“ zu sein.
25. Oktober 2007
Ich hatte heute eine interessante Unterhaltung zum Thema Hotels und was einem da so
unterkommen kann. So wie kürzlich in Helsinki, als um ein Uhr morgens die beiden seit
Wochen gebuchten Zimmer für meinen Chef und mich einfach nicht verfügbar waren
und man uns (müde lächelnd) mit einem kostenlosen Taxitransfer ins 60km entfernt
liegende nächste freie Hotel abspeisen wollte.
24. Oktober 2007
Ich habe heute erfahren, dass meine Webseite von China aus nicht zugänglich ist.
Vielleicht, weil das Wort „zensiert“ auftaucht?
23. Oktober 2007
Nach meiner Rückkehr aus London bin ich wieder einmal an dem von mir im Blog vom
1. Juli 2007als „brandneu“ bezeichneten Geldautomaten vorbeigekommen. Damals war
er so neu, dass er noch nicht an die Stromversorgung angeschlossen war und ergo nicht
funktioniert hat. Heute ist er nicht mehr so neu, dafür aber auch kein Geldautomat mehr.
Die riesigen orangen Buchstaben an der Seite weisen ihn als „ash“-Maschine aus. Also
wieder kein Geld, sondern nur Asche.
22. Oktober 2007
London hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Wenn mich meine
Erinnerung nicht trügt war früher eine Buchhandlung neben der anderen. Heute bin ich
mindestens 45 Minuten durch den kalten Nieselregen gestapft, bevor ich endlich die
erste Buchhandlung ausfindig machen konnte, die dann leider das gesuchte Buch nicht
hatte.
21. Oktober 2007
Zur Ausstellungseröffnung in Leuven sind etwa 60 Leute gekommen und ich habe sehr
nettes Feedback zu meinen Bildern bekommen.
20. Oktober 2007
Charles Dickens hat gesagt: „Ich fühle, dass Kleinigkeiten die Summe des Lebens
ausmachen.“
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19. Oktober 2007
Was von einer Taube übrig bleibt… genau das ist mir heute auf einem Zebrastreifen
untergekommen. Anscheinend war das eine von den suizidgefährdeten Tauben, die
einen anderen Weg gegangen ist, als gegen mein Bürofenster zu fliegen (siehe Eintrag
vom 20. September 2007).
18. Oktober 2007
In der Ästhetische Theorie von Adorno (1970) heißt es: "Selbst Kunstwerke, die als
Abbilder der Realität auftreten, sind es nur peripher, sie werden zur zweiten Realität,
indem sie auf die erste reagieren."
17. Oktober 2007
Gestern habe ich ein Cola Light ohne Koffein getrunken. Ich frage mich, was als
nächstes auf den Markt kommen wird. Entweder farbloses Cola, Cola ohne Kohlensäure
oder halbvolle Dosen, mehr kann man nicht mehr weglassen.
16. Oktober 2007
Mittlerweile sind also beinahe alle meine Besitztümer in Brüssel angekommen. Die
Möbelpacker haben Kiste um Kiste aus dem Lift ausgeladen und gestapelt. Es ist ein
durchaus unangenehmes Gefühl, das meiste, was man besessen hat, vergessen zu
haben. Eigentlich haben die Leute von der Spedition nichts außer einer Statue, Klaus,
ausgepackt. Klaus ist in Wien in einer riesigen Schachtel und in Unmengen
Styroporflocken beigesetzt worden. Gerade in dem Moment, als die zwei kräftigeren
Jungs den Klaus im Stiegenhaus aus seinem Sarg gehoben haben, ist die ungeliebte
Nachbarin samt großem schwarzen Hund aus dem Lift ausgestiegen. Ihre abfällige
Reaktion zu dem Schauspiel war ein knappes, an den Hund gerichtetes „Liebling, komm
wir gehen, die Dame mag keine Hunde!“. Womit sie Recht hat. Als ob das noch nicht
genügt hätte. Es kam natürlich noch besser. In der Aufregung konnten die Herren den
Ständer nicht finden, ohne den Klaus nicht aufrecht stehen kann. Etwas übereilt haben
sie ihn dann einfach in mein Bett gelegt. Gegen 23:30 habe ich dann, nachdem ich eine
Nacht auf der Couch ernsthaft in Erwägung gezogen habe, in der allerletzten Schachtel
den Ständer gefunden.
15. Oktober 2007
Interessanterweise wird das Rathaus in Brüssel nur für touristische Zwecke genutzt. Die
Amtswege sind einige Straßen weiter in einem völlig heruntergekommenen Gebäude
aus den späten 60-er Jahren zu erledigen. Dort habe ich mich dann mit 70 anderen für
eine Nummer angestellt, die uns dann zum Warten auf die eigentliche Amtshandlung
qualifiziert hat.
14. Oktober 2007
Die Einwohner des besetzten Hauses hatten heute Waschtag. Leider nicht ganz so
elegant wie in Italien hat sich Wäsche in allen Farben quer über die Fassade im dritten
Stock gespannt.
13. Oktober 2007
Seit das Mitführen von gelben oder orangefarbenen Warnwesten im Auto europaweit
verpflichtend eingeführt worden ist, sind diese 3-Euro-Westen allgenwärtig. Sie haben
sich vor allem unter den Radfahrern durchgesetzt und haben dort eine nivellierende
Wirkung auf den radfahrenden Teil der Gesellschaft. Egal ob Mann oder Frau, alt oder
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jung, groß oder klein, dick oder dünn, gut gekleidet oder nicht - über allen und allem
prangt die leuchtende Einheitsweste.
12. Oktober 2007
In meiner Straße gibt es ein besetztes Haus. Vor kurzem ist dort eine Kommune
eingezogen, die teilweise alte Sofas auf die Strasse schleppt und sich dort gemütlich
niederlässt und, soweit ich das bisher mitbekommen habe, gegen das Autofahren ist.
11. Oktober 2007
Heute ist mir wieder einmal ein schönes Beispiel gesellschaftlich akzeptierter, irrwitziger
männlicher Argumentation untergekommen: „Es scheint, dass unser Geschäft dort gut
läuft, wo wir auf keine Handelshemmnisse stoßen. Und dort, wo es welche gibt, haben
wir Schwierigkeiten.“ No na.
10. Oktober 2007
Wer kennt sie nicht, die “sozusagen – mit anderen Worten” Reden. Es gibt Leute, die
leiten jeden Gedanken mit den Phrasen „sozusagen“ oder „mit anderen Worten“ ein,
was es den Zuhörern unmöglich macht, sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Aber
wahrscheinlich wollen diese Menschen ohnehin nur sozusagen etwas sagen, was
ohnehin nur, mit anderen Worten, sozusagen heißen soll, dass, um es anders
auszudrücken, sozusagen, Sie verstehen?
9. Oktober 2007
Heute Abend hat meine bisher kürzeste Ausstellung stattgefunden. Ich habe eilig nach
einer ganztägigen Sitzung mein Auto geholt, die Bilder zum Komitee der Regionen
gebracht und auf Staffeleien drapiert, was wirklich interessant ausgesehen hat. Während
des Aufstellens habe ich sehr nettes Feedback zu den Bildern bekommen, ein
Erstaunen, wie menschlich und zugleich zerbrechlich die Puppen nicht wirken würden.
Leider konnte ich wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht am Cocktail teilnehmen.
Nach 22 Uhr hat dann ein guter Freund die Bilder wieder abgeholt.
8. Oktober 2007
Ich spiele ein leicht absurdes Spiel mit meiner Putzfrau. Sobald sie mich sieht, gefrieren
ihre Züge, sie wird ernst und spricht über das Problem meiner Pflanzen. Leich vorweg:
es gibt eigentlich kein Problem mit meinen Pflanzen, außer, dass sie den Eindruck hat,
ich würde sie nicht oft genug und wenn, dann nicht ausreichend gießen. Aus diesem
Grund hat sie damit begonnen, sie nach ihren Maßstäben und mehrmals pro Woche zu
gießen. Meist fällt es mir dann auf, wenn ich eine der Pflanzen beiseite rücken will und
sie ungewohnt schwer in ihrem Topf ruht. Das ist dann der Punkt für mich, literweise
überstehendes Wasser abzugießen, um den Pflanzen nicht das Gefühl zu geben, dass
Brüssel Teil der Amazonassümpfe ist. Natürlich kommt mir meine Fee dahinter. Sie traut
mir nicht zu, dass ich dahinterstecke, sondern meint, dass die Pflanzen die Unmengen
an Wasser, die sie ihnen verabreicht aufsaugen, sie also innerhalb kürzester Zeit wieder
auf dem Trockenen sitzen, ich in all meiner Ignoranz mich absolut nicht darum kümmere
und all die Verantwortung allein auf ihren Schultern ruht. Und dann gibt es da einen
Impuls in mir, der verhindert, die Sache aufzuklären.
7. Oktober 2007
Oscar Wilde hat geschrieben: „Persönlichkeiten, nicht Prinzipien, bringen die Zeit in
Bewegung.“
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6. Oktober 2007
Ich war wieder einmal in meiner persönlichen Hölle des Bilderrahmens. Vor allem unter
Zeitdruck ist das kein Spaß, allerdings entschädigt das Ergebnis dafür umso mehr.
Die Nachbarn haben übrigens neben ihrer weihnachtlich dekorierten Tanne nun
Luftballons und Faschingsgirlanden aufgehängt. Im Oktober! Und da soll man nicht mit
den Jahreszeiten durcheinanderkommen. Vielleicht hat das mit dem Klimawandel zu
tun. Sie sollten sich einmal ausrechnen, wie viel weniger CO2 sie als Familie ausstoßen
würden, wenn sie keinen Hund hätten.
5. Oktober 2007
Telefonkonferenz reiht sich an Telefonkonferenz, eine Unsitte der heutigen Zeit. Mittags
hatte ich einen Zeugen für 12 gezählte Menschen vor dem Lieblingsbankomaten. Wäre
ich alleine gewesen, ich hätte nach der auditiven Überforderung auch meinen Augen
nicht mehr getraut.
4. Oktober 2007
Was mich ja schon seit langem beschäftigt sind bevorzugte Plätze für die menschliche
Notdurft. Auf dem Brüsseler Flughafen zum Beispiel gibt es einen Expressparkplatz.
Nähr kann man der Ankunftshalle nicht kommen. Justament an den beiden Parkplätzen,
die dem Ausgang am nächsten sind, stinkt es bestialisch nach Urin. Ich frage mich, ob
das damit zu tun hat, dass der Meisterjäger, der den besten Parkplatz des Terrains
erkämpft hat, den in der letzten Hektik bevor er die Ankunftshalle stürmt noch markieren
muss?
3. Oktober 2007
Und noch eine Ausstellung ist geplant für heuer im Dezember. Näheres wird noch nicht
verraten!
2. Oktober 2007
Heute war ich kurz im Komitee der Regionen, um mir den Ausstellungsort für Dienstag
anzusehen. Es ist durchaus eine Herausforderung, in vier Stunden aufzubauen,
auszustellen und wieder abzubauen.
1. Oktober 2007
Ich habe erst heute erfahren, dass ich kommende Woche im Ausschuss der Regionen
einige Bilder ausstellen soll. Das wird mit nur vier Stunden Abstand die kürzeste
Ausstellung sein, die ich bisher gemacht habe.
30. September 2007
In einem Radiointerview mit dem Autor Ilija Trojanow ist mir eine Geschichte besonders
haften geblieben. Die Gabel wurde um das Jahr 1000 von einer Byzantinischen
Prinzessin am Italienischen Hof eingeführt und hat einen Skandal ausgelöst (in Byzanz
wurden Gabeln schon seit dem 4. Jahrhundert verwendet). Dem Menschen seien Finger
zum essen gegeben, so der amtierende Kardinalbischof, der das neue Werkzeug als
gotteslästerlich verdammt hat.
29. September 2007
Ich habe heute eine völlig neue Erfahrung gemacht, nämlich zum ersten Mal meine
eigenen Schwarzweißfilme zu entwickeln. Das ist ein erhebendes Gefühl, wenn man
endlich die Negative in der Hand hat und weiß, man hat nicht nur die Bilder selbst
gemacht, sondern auch die Filme entwickelt!
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28. September 2007
Mit dem Bus vom Terminal zum Flugzeug gebracht zu werden ist keine angenehme
Sache, Man schleppt sein Gepäck meist nach unten zum Bus, wird hineingequetscht,
Leute drängen nach, zwingen einen, die gewählte Position aufzugeben und irgendwann
findet man sich dann strategisch ungünstig in der Mitte des Busses. Dort spielt sich dann
meist ein sonderbares Spektakel ab: Es ist heiß, der Bus bewegt sich nicht und bleibt oft
noch gute 20 Minuten an Ort und Stelle und trotzdem klammern sich gut zwei Drittel der
Fahrgäste verbissen an Haltestangen oder sonstige Haltegriffe. Man fragt sich, ob
dieses Haltsuchen im völligen Stillstand eine archaische Verhaltensweise ist,
26. September 2007
Lissabon im Spätsommer. Die Sonne scheint, blauer Himmel. Das Leben kann
schlechteres bereithalten. Nebst den beeindruckenden Gehsteigen hat Lissabon ja vor
allem die alte Tramlinie Nummer 28, die sich atemberaubend bis an die Spitze eines
Hügels schlängelt. Das Beeindruckendste aber war diesmal für mich, dass ich eines
Elefantenmenschen geworden bin. Eine Art dunkelrote, wuchernde Geschwulst hat sich
über das gesamte Gesicht eines Mannes gezogen, riesig, schwer hat es ausgesehen
und gleichzeitig unglaublich. Diese dicke, wuchernde Schicht hat das ganze Gesicht,
Mund, Nase und Augen überzogen. Ich habe kein Photo gemacht, vor allem, weil ich
mich gefragt habe, ob das ethisch zu vertreten wäre. Darf man von einem so
unbeschreiblichen Schicksal Bilder machen oder soll man es nicht besser dabei
belassen, sich ein Bild zu machen?
26. September 2007
Die letzten Bilder sind aufgehängt, die Namensschildchen kleben daneben. Jetzt
müssen nur noch die Einladungen fertig gestellt werden, dann steht der Ausstellung
eigentlich nichts mehr im Wege.
25. September 2007
Ich habe Nachbarn, die nicht nur einen und großen schwarzen Hund besitzen, was an
sich schon schlimm genug wäre, sondern auch noch ganzjährig einen
Plastikweihnachtsbaum in der Wohnung stehen haben. Die elektrischen Kerzen sieht
man vom Gang aus, was besonders im Sommer, aber auch jetzt im Herbst befremdlich
wirkt.
24. September 2007
Das Kleidungsstück, das ich heute mitten auf der Strasse gesehen habe, war eine
durchaus hochwertige Regenjacke mit anzippbaren Ärmeln, die beide neben der Jacke
lagen. Mein Verdacht ist ja, dass all das Gewand (für meine deutschen Leser: all die
Kleidung), das auf der Strasse liegt, etwas mit den nicht vorhandenen Geldautomaten zu
tun hat. In anderen Städten liegt ja bekanntlich das Geld auf der Strasse, hier muss man
sich mit anderem abfinden.
24 September 2007
Today the piece of clothes I saw was an expensive looking rain jacket with two zip
fastened arms, detached but assembled right next to the jacket. My suspicion is that all
this clothes in the street has to do with the cash machines or their absence that is. The
saying goes that in some places the money is lying on the street. As it is difficult o get
money, maybe that’s why the clothes are lying there.
300
23. September 2007
Heute war autofreier Tag in Brüssel. Man meint gar nicht, wie viele Menschen ein
Fahrrad besitzen und nicht nur den Autos, sondern auch allen Verkehrsregeln
abschwören. Morgen wird es zwar wieder mehr Autos geben, aber dafür wird es für
Fußgänger wieder sicherer.
22. September 2007
Eine rosa Antirutschbabysocke. Gut, dafür habe ich Verständnis, die wurde
wahrscheinlich nicht freiwillig deponiert.
21. September 2007
Interessanterweise scheinen sich in Städten immer wieder Menschen im wahrsten Sinn
des Wortes zu häuten und ihre Kleidung, gern auch ihr Schuhwerk abzulegen. Vor nicht
allzu langer Zeit habe ich in München einen einzelnen schwarzweiß getupften Schuh auf
dem Gehweg gesehen. In Neapel ist mir ein Paar verwaister Ballerinas untergekommen.
Vor ein paar Tagen bin ich an einer Jeans vorbeigegangen, die zusammengeknüllt am
Rande eines Parkplatzes lag. Nicht weit davon stand ein paar Wanderschuhe - in
durchaus gutem Zustand, beide Schuhe ordentlich nebeneinander. Heute bin ich dann in
einem ganz andren Viertel an etwa sieben oder acht einzelnen schwarzen gebrauchten
Socken vorbeigekommen, die über 20 Meter verstreut auf einem Gehsteig lagen. Im
Rinnstein war auch ein Paar gebrauchter weißer Handschuhe.
20. September 2007
Meine Bürofenster bilden einen rechten Winkel und werden teilweise von Bäumen
verdeckt. Die Äste der Bäume wachsen mit einer beachtlichen Geschwindigkeit und
verursachen ein recht unheimliches Geräusch, wenn sie im Wind an den
Fensterscheiben entlangschrammen. Das ist aber halb so schlimm im Vergleich zu den
Tauben, die in hohem Tempo angeflogen kommen und ungebremst gegen die Scheiben
knallen. Ich vermute, dass die meisten durch den Aufprall zu Tode kommen und dann
senkrecht abstürzen. Unter Umständen gibt es weiter unten einen Taubenfriedhof.
Vielleicht stinkt es auch. Ich werde das Fenster nicht mehr öffnen.
19. September 2007
Belgien hat nach über 100 Tagen noch immer keine Regierung. Als Ausländer merkt
man das kaum. Nichtsdestotrotz gibt es anscheinend Kritiker, die den Untergang dieses
Landes kommen sehen und schlechte Presse machen. Ein findiger Mensch hat
daraufhin beschlossen, Belgien auf Ebay zur Versteigerung anzubieten, dreigeteilt
versteht sich. Das erstaunlichste dabei war, dass sich tatsächlich ein Käufer gefunden
hätte! Ebay hat das ganze aber leider wieder vom Netz genommen.
18. September 2007
Wie kann man Arbeitsteilung verstehen? Man versucht, Arbeit aufzuteilen und wiegt sich
in der Quasisicherheit von „geteiltes Leid ist halbes Leid“ bis zu dem Punkt, an dem
andere die zugesagten Leistungen nicht erfüllen und lediglich mit kreativen Ausreden
aufwarten.
17. September 2007
Gezählte 18 Leute vor einem Bankomaten…
16. September 2007
301
Es wird bald wieder eine Brokenmuses-Ausstellung geben, diesmal in Leuven!
15. September 2007
Vor meiner Haustüre bzw. vor dem Lift dort liegt ein einzelner Minigeheimratskäse
(Babybel). Er ist klein, dunkelrot verpackt und sieht mich vorwurfsvoll an, wenn ich an
ihm vorbeigehe.
14. September 2007
Auf Anregung habe ich über die knapp vor Supermarktkassen gestrandeten Produkte
nachgedacht, Manche Menschen entscheiden anscheinend ja spontan und in letzter
Sekunde, etwas nicht zu kaufen sondern dort einfach zu deponieren. Kann das als
Referenz gelten, wenn jemand ein Produkt zumindest während des ganzen
Supermarktbesuches mitgeführt und für gut befunden hat? Soll man gerade das
kaufen? Interessant ist ja nicht nur, was die Leute da zurücklassen, sondern dass sie es
zuerst überhaupt gefunden haben.
13. September 2007
Donnerstag der Dreizehnte und vor meinem Lieblingsbankomaten standen 5 Leute und
ein Blindenhund. Wie schaut eigentlich die Blindenhundausbildung heute aus, dass die
sogar den Weg zu den so seltenen Geldautomaten in Brüssel finden?
12. September 2007
Wieder einmal eine Stilblüte zum Diskussionsverhalten. Argumentation eines
männlichen Kollegen in der Diskussion um die Formulierung eines umstrittenen Punktes,
wo man gegensätzlicher Ansicht war: „Mein Vorschlag wäre, es so hinzuschreiben, wie
ich es eben gesagt habe!“.
11. September 2007
Anschließend an die Frage vom 6. September, warum Männer mit gewissen Aussagen
immer davonkommen kann wohl folgendes Zitat, das ich heute aufgeschnappt habe, als
stellvertretend dafür gelten, wie Frauen an Dinge herangehen: „Ich erledige das jetzt
gleich, denn es muss ohnehin gemacht werden und wenn ich es gleiche mache, dann ist
es erledigt.“
10. September 2007
Die Impfung meines dienstlichen Ichs ist nach dem Moto Doppelt hält besser
durchgeführt worden. In einer Art Kompromiss wurden gewisse Impfungen meines
privaten Ichs anerkannt – mit Ausnahme der Hepatitisimpfung, die in einer Kombispritze
so ungeschickt verabreicht wurde, dass ich meinen linken Arm den ganzen Tag lang
nicht mehr heben konnte.
9. September 2007
Auch andernorts geht es absonderlich zu. So wurde mir von einer Sicherheitsbelehrung
berichtet, die mit einem vorgefertigten Foliensatz durchzuführen war. Die erste Folie hat
einen Grundriss des Standorts gezeigt, in dem all die Durchgänge farbig markiert waren,
die nur 3.10 m hoch sind. Dass all diejenigen Mitarbeiter, die größer sind, besondere
Vorsicht walten lassen müssen wurde durch folgenden Satz unterstrichen: "Der Eintritt
eines Unfalls ist wahrscheinlich".
8. September 2007
302
Zum leidigen Thema der noch ausstehenden Impfungen für meinen kommenden
Belgienaufenthalt (siehe 31. Aug) habe ich heute erfahren, dass allfällig bestehender
Impfschutz, der sich aus meinem Impfpass ableiten lässt, lediglich dann zähle, wenn er
dienstlich veranlasst verabreicht worden sei. Andernfalls würde er negiert. Ich harre
gespannt der Dinge, ob man mich – alles andere außer Acht lassend - tatsächlich am
kommenden Montag für meine dienstlichen Belange eines Komplettimpfschutzpakets
unterziehen will.
7. September 2007
Ich hatte heute eine Besprechung in einem Raum namens “Topfentorte” (für die nur
deutschsprachigen unter uns: „Käsekuchen“). Der Raum war eigentlich ohne fremde
Hilfe und gewisse Finnischkenntnisse nicht auffindbar. Schlimmer war dann, dass ich
meinen Weg zurück in die Zivilisation selbst suchen musste und mir dabei gedacht
habe, dass, - sollte mich am steinigen Weg ein trauriges Ende ereilen – man meine
Geburtsurkunde bei mir finden würde, die ich aus anderen Gründen mit mir umhertrage.
Juristisch hat mich dabei die Frage beschäftigt, ob rein rechtlich der Totenschein die
Geburtsurkunde ersetzt.
6. September 2007
Warum kommen Männer mit Aussagen wie den folgenden eigentlich immer glimpflich
davon? „Wir werden eine Antwort darauf finden, weil wir nämlich eine Antwort finden
müssen obwohl die meisten darauf in der Regel keine Antwort wissen”. Oder: „Wir
haben September und müssen uns darüber im klaren sein dass das, was im Februar
passiert nur noch fünf Monate von uns entfernt ist“.
5. September 2007
Ein Schild in einer Istanbuler Flughafentoilette gab etwa folgendes zu bedenken: “Bitte
helfen Sie uns, Wasser zu sparen. Betätigen Sie die Spülung zweimal!“
4. September 2007
Oberflächlich betrachtet war mein Konferenzhotel wohl eines der besseren Hotels in
Istanbul. Entgegen der Erwartung kam es aber dort zu den merkwürdigsten
Verhaltensweisen der Angestellten, die ich je in einem Hotel erlebt habe. Gleich am
ersten Tag stand ohne vorheriges Anklopfen auf einmal ein türkischsprachiges
Zimmermädchen mitten im Raum und gab mir wild gestikulierend zu verstehen, dass sie
zu kontrollieren habe, ob sich mehr als eine Person im gebuchten Einzelzimmer
aufhalten würde. Etwas verwundert gab ich an, dass sich keine weiteren Personen im
Zimmer oder unter den Betten befinden würden. Am darauffolgenden Tag bin ich
derselben Dame im Badezimmer begegnet, wo sie auch mit einem Mal zufällig
hereingeschneit ist, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass sie gerne aufräumen
würde. Etwa eine Stunde später – das Zimmer war immer noch unaufgeräumt – kam sie
wieder, um erneut den Personenstand zu kontrollieren. Zu allem Überfluss kam dann
kurz danach noch ein junger Bursche, um die Minibar zu kontrollieren (die
wahrscheinlich das Battailon der „blinden Übernachtungspassagiere“ geplündert haben).
Er war wahrscheinlich verwundert, dass ich ihn eher unfreundlich hinausgebeten habe.
3. September 2007
Die Augen sind der Spiegel der Seele sagt man. Kann man sagen, dass die Kamera
das, was an Seele gespiegelt wird, auf Film bannt?
2. September 2007
303
Ich hatte heute die Gelegenheit, das Pera Palace Hotel zu besichtigen, wo Agatha
Christie den Mord im Orient-Express geschrieben hat. An sich ist es wegen Renovierung
geschlossen, aber die Wächter haben sich gnädig gezeigt und mich einen Blick
hineinwerfen lassen.
Abends war ich dann in einem 500 Jahre alten Hammam. Die Erfahrung war etwas
zwiespältig, denn nachdem man etwa eine halbe Stunde auf einer Marmorempore im
etwa 40 Grad heißen Schwitzraum liegt und anschließend eher grob mit einem
Peelinghandschuh abgeschrubbt wird, wird einem kaltes Wasser übergegossen. Dem
folgt warmer Seifenschaum, der in Unmengen über einen ausgebreitet wird und die
Grundlage der Massage bildet. Kaum fühlt man sich aber richtig wohl, wird man wieder
mit kaltem Wasser begossen.
Ich vermute ja, dass manche „modernen“ Foltermethoden ihren Ursprung dort
genommen haben. Wenn man sich vorstellt, wie lange es dauert, seifiges Haarshampoo
aus langen haaren auszuspülen – und das noch dazu mit kaltem Wasser – dann ist der
Schritt zum Brett und dem kopfüber ins kalte Wasser stellen nicht weit.
1. September 2007
Ich musste nach meiner Ankunft feststellen, dass mein Gepäck wohl auf dem Weg von
München nach Istanbul verlorengegangen ist. Etwas zerknirscht habe ich mich auf den
Weg zum Lost and Found Schalter am anderen Ende der Ankunftshalle gemacht und
mich im Geiste für den restlichen Tag schon mit der Suche nach Geschäften für neue
Kleidung beschäftigt gesehen. Auf wundersame Weise stand der Koffer dann auf einmal
Mitten am Weg, unweit von einem Band, auf dem „Rom“ als Abflughafen stand.
31. August 2007
Im Rahmen einer Besprechung mit der Personalabteilung sind mir dringend
verschiedene Impfungen für meinen weiteren Aufenthalt in Brüssel ans Herz gelegt
worden. Wahrscheinlich gegen das EU- Virus.
29. August 2007
Egal wo ich in München hinfahren will, es sind immer 8 Kilometer. Ich gebe ein Ziel ein
und wie das Amen im Gebet sagt das Navigationsgerät 8 Kilometer. Manchmal habe ich
es im Verdacht, dass es das absichtlich macht und mich auch bei einer Strecke von nur
5 Kilometern so geschickt umlenkt, dass es 8 Kilometer werden.
28. August 2007
Das Bonner UN-Gebäude ist unter anderem Sitz von EUROBATS, dem Sekretariat des
Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulation.
27. August 2007
In einer Münchner Supermarktkette gibt es “Tsunami Sushi” zu kaufen. Kein gelungener
Name.
26. August 2007
Eine Mitarbeiterin der Personalabteilung hat folgende automatische Antwort eingestellt,
die jedem zugeht, der versucht, ihr ein E-Mail zu senden: „Sehr geehrter Absender, ich
werde gerade auf eine neue Datenbank umgestellt…“ Wie kann eine Person umgestellt
werden?
25. August 2007
304
Auf einer Plakatwand wirbt eine Zahnpastafirma mittels der Lippen von Marilyn Monoroe
für ein „Lächeln für die Ewigkeit“. Daneben sieht man den Papst abgebildet, von dem
man automatische Segenssprüche via SMS erhalten kann.
24. August 2007
Wieder einmal ein Ausflug in die Welt der Bankomaten. In Österreich gibt es sie nicht
nur wie Sand am Meer, man kann mit ihnen auch sein Wertkartenhandy laden.
23. August 2007
Ist wirklich nicht mehr die Welt, sondern die Fotografie der Maßstab des Schönen?
22. August 2007
Ein Münchner Innenstadtrestaurant bietet ein Abendmenü unter folgendem Slogan an:
“Genießen im Dunklen – es gibt wenig zu sehen, aber viel zu erleben”.
21. August 2007
Nachdem ich ihr von einem „Nicht-Papier“, an dem ich gerade arbeite, erzählt habe, hat
eine Kollegin gesagt: „Deinen Job möchte ich nicht haben.“ Meine Antwort „Ich auch
nicht.“
20. August 2007
U-Bahn Graffiti in München: Für immer Dein. Dein Aids.
19. August 2007
Wie funktioniert eigentlich der Kunstmarkt und wie werden Kunstwerke beurteilt und
bewertet? Wie kommt es zur Einschätzung, dass jemand bedeutendes geschaffen hat?
Und wie funktioniert diese Szene im Allgemeinen?
17. August 2007
Haben politisch korrekte Toiletten eine Handbrause? Es stimmt ich darüber hinaus
nachdenklich, dass mich Japaner in Helsinki nach dem weg zu ihrem Hotel fragen und
ich ihnen die richtige Auskunft geben kann. Übrigens heißen alle Bankomaten in Helsinki
Otto, aber danach hat mich keiner gefragt.
16. August 2007
Die Welt steht übrigens noch – was ich ja manchmal wirklich bezweifle. Das Geschäft für
Räder für Einkaufswägen und dergleichen in Helsinki, das ich 2002 photographiert habe,
gibt es tatsächlich noch.
15. August 2007
Schopenhauer hat gesagt „Bescheidenheit bei mittelmäßigen Fähigkeiten ist bloße
Ehrlichkeit; bei großen Talenten ist sie Heuchelei.“
14. August 2007
In meiner persönlichen Hölle, so eine geben sollte, werde ich bis zum Ende meiner
Tage, das es dann ja auch per Definition nicht mehr geben wird, Ikeabilderrahmen mit
einem schlecht passenden Schraubenzieher auf- und zuschrauben.
13. August 2007
305
Kann man CO2 sparen, indem man z.B. vorschreiben würde, dass jeder vor einer
Autofahrt einen WC-Besuch absolvieren muss? Weniger Gewicht = weniger
Spritverbrauch = weniger CO2 Ausstoß. Nach dem Motto „don’t drink and drive“.
12. August 2007
Paris ist im August ausgestorben. Wirklich. Kaum Menschen in den Strassen, Galerien
sind geschlossen, Geschäfte zu. Es herrscht eine ganz eigene Stimmung.
Zum Abendessen im Le Procope, dem ältesten oder überhaupt ersten Kaffeehaus der
Welt, das heute ein wunderbares Restaurant beherbergt.
11. August 2007
In Paris gibt es auf einer der Seineinseln eine Replik der Freiheitsstatue. Es sieht
eigenartig aus, wenn im Hintergrund der Freiheitsstatue der Eifelturm hervorragt.
10. August 2007
Ich war bei einer Galerieeröffnung in Düsseldorf. Das beste an der Galerie war ein Kino
mir roten Plüschsesseln für zwei Personen, in dem ein Abspann eines spanischen
Filmes in Endlosschleife gezeigt wurde.
9. August 2007
Beim Stöbern nach Galerien in Brüssel ist mir eine namens „Es tut uns leid, wir haben
geschlossen“ aufgefallen. Die ist sicher gleich neben dem Restaurant „Und wer wird mit
dem Hund Gassi gehen?“ Siehe auch: http://www.etquivapromenerlechien.be/
8. August 2007
Abendessen in einem Restaurant mit einem Kollegen. Etwas befremdlich war das
„Guten Appetit meine Herren!“ des Kellners.
7. August 2007
Ein Kollege von mir pflegt zu sagen, dass nur wer ein Ziel hat, es auch erreichen kann.
Aber auch nur dann kann man es verfehlen.
6. August 2007
Wieder in München. Die Erkenntnis des Tages ist, dass moderne Gesetze anscheinend
von Menschen geschrieben werden, denen logisches Denken und der Sinn für das
Einfache abhanden gekommen ist. Anstatt sich Gedanken über kurze, prägnante und
dauerhafte Regelungen zu machen, scheint die Detailfülle en vogue zu sein.
5. August 2007
Schild an der Wand eines Buschenschanks in der Weststeiermark: „Bitte die Katzen
nicht füttern. Sie gehören der Nachbarin.“
3. August 2007
Neue Trends interessieren mich ja immer sehr. Seit kurzem scheint sich das Phänomen
der Kuschelparty auszubreiten. Wildfremde Menschen treffen sich, um miteinander unter
der Aufsicht eines Kuscheltrainers zu kuscheln. Meine Oma hätte gesagt, „die Welt steht
nimmer lang“.
2. August 2007
306
Aus der Riege der Kommunikationskiller stammt der Ausspruch, der sich auf mehr oder
weniger jede Frage anwenden lässt, die man weder beantworten kann noch will: „Ich
hatte Ihnen dazu ja bereits Folien geschickt.“
1. August 2007
Ich denke darüber nach, eine neue Fotoserie zu beginnen: Schmutzige Hände von
Menschen/Männern bei der Arbeit. Ich finde ja, dass schmutzige Finger etwas
Beruhigendes haben, etwas das einem die Lösung von Problemen und das Beheben
jeglicher Mängel verspricht. Die natürliche Grenze, auf die diese Menschen aber
anscheinend stoßen müssen, ist elektronischer Natur und liegt in der Autoelektronik.
Nachdem mein Auto heute Nachmittag die Wegfahrsperre aktiviert hatte und sich
geweigert hat, den Schlüssel zu erkennen, ist nach gut zwei Stunden und etwa
zweihundert Versuchen, das Auto doch noch anzubekommen, endlich die Pannenhilfe
gekommen. Nun ist das Auto abgeschleppt und bei einer Werkstatt in einem mir völlig
unbekannten Stadtteil. Bin gespannt, ob ich es wiederfinde.
31. Juli 2007
Gesprächsfetzen am Katinennebentisch: „Wir sollten öfters Mittagessen.“ Wie jetzt?
Mehrmals täglich? Mehrere Mahlzeiten täglich als Mittagessen bezeichnen?
30. Juli 2007
Eben habe ich gelesen: Lass Dir niemals von der Dummheit der anderen die Freude
rauben. Einfacher gesagt als getan bei der Fülle von Gelegenheiten.
29. Juli 2007
Warum regnet es immer dann, wenn mein Auto Frisch geputzt ist?
28. Juli 2007
Warum kann ich nicht tanken, ohne Mitglied beim tankstellenketteneignen Gewinnspiel
zu werden, ohne dass mir also Punkte aufgedrängt werden, die ich in Sammelpässe
kleben muss um dann den vollen Sammelpass gegen eine Gewinnchance
einzutauschen, die mir im unwahrscheinlichen Fall eines Gewinnes einen Gutschein
eintragen würde, den ich ohnehin nicht brauchen könnte?
27. Juli 2007
Anscheinend ist es in München verpönt, in der U- oder S-Bahn alleine und halbwegs
bequem sitzen zu wollen. Oder die Berührungsängste sind hierzulande nicht besonders
ausgeprägt. Ich wundere (und ärgere) mich jedenfalls immer wieder, dass sich Leute auf
Tuchfühlung neben mich setzen und zwar auch dann, wenn wo anders genug Platz
wäre. Sie zwingen einen, Computertasche und Handtasche auf den Schoß zu nehmen,
einen etwaigen Koffer neben sich zu zwängen und auf ein Häuflein Elend reduziert
schweigend und beengt dazusitzen. Für Zeitung oder Buch sind einem dann ja die
Hände gebunden.
26. Juli 2007
Manchmal bin ich leicht angeschlagen, wenn ich meine Kamera nicht zur Hand habe. So
gesehen gestern: Ein riesiger Schwarzer mit Cornettofigur in einem weißen Unterhemd
mit Armaniaufdruck im Genick und einem Strohhut. Heute am Flughafen – weniger
fotogen, dafür zum Schmunzeln: Ein wenig eleganter Typ, der in die falsche Richtung
aufs Förderband steigen wollte und auf der Rückseite seines T-Shirts den Aufdruck:
307
„best time to make friends“ hatte. Macht man wirklich Bekanntschaften wenn man gegen
sich gegen den Förderbandstrom stellt?
25. Juli 2007
Auch andere Leute sind Zeugen erheiternder Argumentationsketten. Jüngst gehört: „Nur
weil 99% aller Kunden mit der Dienstleistung zufrieden sind, heißt das noch lange nicht,
dass wir keine Probleme haben!“
Oder, fast noch besser und ebenfalls auf den ebengenannten Dienst bezogen: „Im
Augenblick haben wir tatsächlich kein Problem. Aber stellen Sie sich vor, wir hätten
eines, wie würde dann Ihre Lösung dazu aussehen?“
24. Juli 2007
Szene beim Mittagessen in einem kleinen italienischen Restaurant: Eine Dame am
Nebentisch, dem Vernehmen nach britischer Herkunft, bekleidet mit giftgrünem Top und
knallgelber Bluse hat ihre Pizza ganz ungeniert mit einer Schere in winzige Bissen
zerschnitten. Die Scherengriffe waren übrigens im selben Gelb gehalten wie die Bluse.
An unserem Tisch gab es übrigens auch Messer.
23. Juli 2007
Weitere Details zur Feiertagssituation 2008: Der 1. Mai fällt auf einen Donnerstag und
auf denselben Tag wie Christi Himmelfahrt. Man wollte den 1. Mai daher feiertagsmäßig
auf den 2. Mai verschieben, was aber an der Opposition diverser Geschäftstreibender
gescheitert ist, die nicht beide Tage (Donnerstag und Freitag) geschlossen haben
wollten. Ein eigens eingerichtetes Komitee hat daher den 1. Mai bewusst auf Sonntag,
den 17. August gelegt, an dem ohnehin die meisten Geschäfte geschlossen haben. Für
Arbeitnehmer hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass sie den Feiertag irgendwann
„nehmen“ können, was de facto wohl bei den meisten der 2. Mai sein wird.
22. Juli 2007
Was ich an Belgien mag sind die skurrilen Augenblicke und Eindrücke. Jüngst gesehen:
Ein halber Staubsauger als Überbleibsel der Nationalfeiertagsparty. Er lag neben
meinem Haus und irgendwie hinter dem dortigen Hotel. Ich frage mich ernstlich, von wo
der dorthin gefallen sein mag. Und, wo die zweite Hälfte eigentlich geblieben ist.
21. Juli 2007
Heute ist Belgischer Nationalfeiertag. An einem Samstag. Es gibt die Regel, dass der
Bevölkerung eine gewisse Anzahl arbeitsfreier Feiertage pro Jahr zustehen. Wenn nun
ein hoher Feiertag auf einen Samstag oder Sonntag fällt, wir er nachgeholt. Für einen
den Maifeiertage 2008, der ungünstigerweise auch auf ein Wochenende fällt, hat man
beschlossen, den 17. August 2008 frei zu geben. Da der 17. August 2008 ein Sonntag
sein wird, ist dann wohl aufgrund einer anderen Regel, die sagt, dass Feirtage, die auf
einen Sonntag fallen, am Montag nachzuholen sind, der darauffolgende Montag frei.
20. Juli 2007
Die Hausverwaltung hat das Schloss an der Hauseingangstür gewechselt, während ich
in Deutschland war. Statt eines Schlosses öffnet die Tür nun durch Eingabe eines
Codes. Den Code hat man mir in der Wohnung hinterlegt. Zur Sicherheit. Auf meine
Frage, wie ich denn an den Code hätte herankommen sollen, wo ich ja schon an der
Haupteingangstür unten scheitere ist mit einem milden „stimmt, stimmt eigentlich…“
geantwortet worden.
308
19. Juli 2007
Wo sind die Zeiten, wo es nur Reisebüros und langfristige Reisepläne gab? Ich habe
den Eindruck, man kann sich heute für Stunden nur damit beschäftigen, Flugzeiten und –preise über diverse Webseiten zu vergleichen, um am Ende festzustellen, dass auch
dann, wenn man bereit ist, Freizeit für dienstliche Reisen zu opfern, die Zeiten
unmöglich und die Preise willkürlich sind.
18. Juli 2007
Keine Sandwünsche mehr: Das Lokal mit den Sandwünschen hat einen neuen Besitzer
und verkauft nun Sandwichs.
16. Juli 2007
Wieder einmal eine schöne Stilblüte im Rahmen der beliebten Zirkeldefinitionen: Wir
müssen auf diesem Markt Fuß fassen, denn wenn man drinnen ist, ist man drinnen,
denn wenn man nicht drinnen ist, ist man draußen!
15. Juli 2007
Beim Frühstück in einem Cafe hat sich eine alte Dame zu uns gesetzt, die 81 Jahre alt
war aber geplaudert hat, als wäre sie vielleicht gerade sechzig. Sie hatte einen riesigen
blauen Fleck am rechten Oberarm. Ohne große Bitterkeit und auch ohne sich zu
beklagen hat sie erzählt, dass ein paar Jugendliche an dem Platz, an dem sie schon seit
40 Jahren wohnt, oft Pflastersteine ausgraben und sich gegenseitig damit bewerfen.
Einmal war leider die alte Dame im Schussfeld.
14. Juli 2007
Ein Wochenende bei Kaiserwetter in München. 36 Grad im Schatten. Die verwundernste
Entdeckung heute waren nebst einem Fachhandel für Kirchenbedarf und
Spezialelektrogeräte die Wellenreiter Mitten in München. Im Englischen Garten gibt es
eine stehende Welle und zig Wellenreiter mit ihren Surfborden, die in dem Schmalen
Kanal immer wieder hin und hersurfen.
13. Juli 2007
Ich habe daran gedacht, eine Sammlung von Kommunikationskillern anzulegen.
Anlassfall war vor einigen Wochen die schöne Satzeinleitung „wie Sie heute morgen
bestimmt in der Financial Times gelesen haben…“.
12. Juli 2007
Erst gestern habe ich in der Zeitung ein Interview mit dem Tschechischen
Außenminister, Graf von Schwarzenberg, gelesen. Ein sehr gutes Interview mit einer
interessanten Persönlichkeit. Worüber ich lächeln musste war, dass Graf
Schwarzenberg Wert auf seine Manieren legt, vor allem auf den Handkuss, den er mit
großem Erfolg auch seinen Amtskolleginnen angedeihen lässt. Sehr zu meiner Freude
wurde ich heute bei einem Meeting in London, zwar nicht von Graf von Schwarzenberg,
aber immerhin mit Handkuss begrüßt.
11. Juli 2007
Anruf bei einem Kollegen, von dem ich eine Auskunft gebraucht hätte. Ich stelle mich
höflich vor, erkläre, von wem ich seinen Namen genannt bekommen habe und beginne
voller Zuversicht, mein Anliegen zu schildern, um brüsk unterbrochen zu werden. Wer
ich denn eigentlich sei. Noch recht milde nenne ich wieder meinen Namen und meine
Abteilung. Wieder eine Unterbrechung. Man kenne meine Telefonnummer nicht. Ich,
309
immer noch milde, sage, man sei wohl mit den neuen internen Verzeichnissen noch
nicht so weit. Der Kollege sagt, ich solle zwecks Identifizierung meiner Person eine EMail senden. Etwas verstört versuche ich das, wobei er gleichzeitig noch einmal meinen
Namen zum Mitschreiben abfrägt und nach bereits etwas gereizter Auskunft meinerseits
mich im Telefonverzeichnis findet. Aber mit einer anderen Nummer. Ich dachte schon,
dass nun wohl alles in Ordnung sei und ich zum Grund meines Anrufes zurückkommen
könne. Weit gefehlt. Ich werde ein drittes Mal unterbrochen. Ich könne ja sonst wer sein,
von der Presse oder der Konkurrenz. Man rufe mich unter der anderen, der einzig
richtigen Nummer zurück. Das Schicksal war mir gnädig. Die andere Nummer war mein
Mobiltelefon.
10. Juli 2007
Eine bemerkenswerte Reaktion zu meinen Blogeinträgen zu Sandwünschen:
„Die Europäische Kommission empfiehlt in ihren Restaurants regelmäßig das Sandwich
der Woche. Diese Woche ist es das sogenannte “Provencette” (Brot aus der Provence)
mit Maredsouskäse und Jambon Braisé (Preßschinken). Jetzt kommt das Aber und was
darunter geschrieben stand: Der Jambon Braisé wurde durch Jambon d'Ardenne
(Rohschinken) und der Maredsouskäse durch Mazzarella ersetzt. Auf die berechtigte
Frage, warum das Sandwich dann nicht Provencette mit Mozzarella und Jambon
d'Ardenne heißt wurde nicht geantwortet.“
9. Juli 2007
Am Freitagabend habe ich am Weg nach Österreich an einer Autobahntankstelle gleich
nach München getankt und wurde dabei von einem etwas eigenwillig gekleideten jungen
Mann auf Schweizerdeutsch angesprochen. Ob ich nicht zwei Wandersleute bis nach
Salzburg mitnehmen könne. Ich war ob des eigenwilligen Aufzugs erst ein wenig
misstrauisch, habe dann aber nach einem Blick auf den anderen Schweizer und beider
Reisegepäck beschlossen, mir ein Herz zu fassen und sie einzupacken. Was soll ich
sagen: Die gemeinsame Fahrt war großartig! Die beiden waren Zimmerer auf der Walz
und haben mir, die ich skeptisch war und schon mit einem Auftritt bei der versteckten
Kamera gerechnet habe, versichert, dass ich mich im Irrglauben befände und diese Art
der fahrenden Handwerker nicht in den Bereich der Märchen- und Sagenwelt gehöre
und also keineswegs ausgestorben sei. Gewiss, es gäbe nicht mehr viele, die sich nach
den Lehrjahren auf die Wanderschaft begeben, es sei aber dennoch durchaus üblich
und anerkannt. Wenn man sich dazu entschließe, sei man drei Jahre und einen Tag
lang auf der Walz und dürfe in diesen drei Jahren nicht näher als 50 km an seinen
Heimatort kommen. Man müsse sich ehrbar verhalten, seinen Lebensunterhalt verdiene
man durch die Ausübung der erlernten Tätigkeit und wenn es die Mittel erlaubten, reise
man nach Herzenslust. Die Tracht sei obligatorisch zu tragen und außer dem
Wanderstock und dem Bündel mit den Arbeitskleidern führe man nichts mit sich. Meist
reise man alleine.
8. Juli 2007
Ich tanke mein Auto ja sehr ungern. Seit ich einmal mit einem Tankwart gesprochen
habe, der gemeint hat, es würde ihm so vorm Ölschauen grausen, ist es ein wenig
besser geworden.
7. Juli 2007
Aufgrund einer Reaktion zum meinem Blog ist mir eingefallen, dass ich tatsächlich in
Brüssel schon des öfteren Probleme mit dem Eingeschlossensein hatte. Vor ein paar
Monaten konnte ich nur aufgrund der heldenhaften Tat aus der Bürotoilette befreit
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werden, bei der das Schloss auf einmal kaputt war und vor nicht allzu langer Zeit bin ich
von einem Kollegen im Büro eingeschlossen worden.
6. Juli 2007
München ist schon ganz, ganz eigen. Auf einem kleinen Platz mir einem noch kleineren
Gemüsemarkt habe ich einen mobilen Hendlverkaufsstand gesehen, auf dessen Dach
ein überdimensionales, halbes, gegrilltes Hendl montiert war. Darunter stand „nimm
mich“.
5. Juli 2007
Deutschland ist das Dorado der Schnäppchenjäger. 6 Markenweingläser für 10 Euro,
drei Handtücher für 4 Euro 50, drei zum Preis von zwei, alles noch billiger, alles noch
besser. Nur die Wohnungspreise bleiben quadratmeterweise konstant hoch. Da gibt es
keine 60 qm zum Preis von 30. Wenn man also einen Gutteil seines Einkommens in
billige Schnäppchenware investiert, bleibt immer noch das Problem, diese vielen Dinge
auch unterzubringen.
4. Juli 2007
Ich habe den Hausmeister, der mich unlängst aus einer Notlage befreit hat (ich war
abends mit drei Gästen im Büro eingesperrt worden und konnte nur durch die
heldenhafte Tat besagten Hausmeisters befreit werden) wieder getroffen. Seine Blicke
scheinen vieldeutig zu sein, am ehesten aber zwischen sorgen- und mitleidvollem „wäre
ich nicht gewesen, wärst Du jetzt nicht dort, wo Du bist“ und einem vorwurfsvollen „wie
kommt es, dass sie dich frei herumlaufen lassen“ zu variieren.
3. Juli 2007
Nebst Sandwünschen gibt es auf der erwähnten Werbetafel übrigens auch noch
profaneres wie Pizza und Salate.
2. Juli 2007
Gerüchtweise ist der Preis (oder die Steuern) für Alufolie in Belgien massiv angehoben
worden, um einige ehrgeizige Umweltschutzziele zu erreichen. Alufolie kostet angeblich
nun das dreifache. Ganz erschließt sich mir der tiefere Sinn dieser Maßnahme nicht.
Wahrscheinlich hat das mit den Sandwünschen zu tun (siehe Blogeintrag vom 30. Juni).
Wahrscheinlich gehen in Alufolie verpackte Sandwünsche nicht in Erfüllung.
1. Juli 2007
Am Weg zum Brüsseler Südbahnhof und dessen Blumenmarkt war ich wieder einmal
auf der Suche nach einem Bankomaten. Am (einzigen) Bahnhofsbankomaten haben 14
Leute gewartet. Am Automaten am anderen Ende des Marktgeländes war wundersamer
Weise nur ein Mann und ein Grüppchen Untenschlossene, die mich zunächst einmal
vorgelassen mir aber im selben Moment erklärt haben, dass der Bankomat ohnehin leer
sein, sich beim dem ums Eck eine ungemein lange Schlange gebildet habe und
außerdem der schräg gegenüber (200 m Luftlinie hinter einer stark befahrenen
Kreuzung) ohnehin das "bessere" Geld ausspucke. Etwas befremdet habe ich mich
dann auf die andere Kreuzungsseite gekämpft, allerdings nur um zu sehen, dass dort
weitere 12 Leute anstanden. Etwas entmutigt habe ich aufgegeben und für die 15 Euro
Bargeld, die ich noch hatte, gekauft, was ich bekommen konnte. Am Weg zur U-Bahn
war dann ein brandneuer Bankomat, leider so neu, dass er noch nicht einmal an die
Stromversorgung angeschlossen war. Zu guter Letzt bin ich dann an der Haltestelle
nahe meinem Lieblingsbankomaten ausgestiegen. An dem Automaten stand gar
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niemand, was mir schon nicht geheuer erschienen ist und tatsächlich stand in dicken
elektronischen Lettern auf dem Bildschirm: „vorübergehend außer Betrieb“. Irgendwie
klingt das fast nach einer Verschwörung.
30. Juni 2007
In der Nähe von meinem Büro gibt es ein recht grindiges Lokal, dass auf einer großen
Werbetafel Sandwishes bewirbt. Ich frage mich schon seit einigen Tagen, wie man wohl
einen solchen Sandwunsch hegt und wo man ihn am besten ausspricht. Ist es der
Wunsch an einer Steil- oder Steinküste nach Sandstrand? Oder ist es der Wunsch nach
einem kühlen Getränk an einem heißen Strand? Ist diese Bar wirklich das, was einer
Beachbar am nähesten kommt und wenn ja, kann man sich dann nicht eigentlich anstatt
Sand nur einen Seeblick erhoffen?
29. Juni 2007
Die Lesungen an Board von Dr. Putzi waren ein Riesenerfolg! Besser als erträumt
schreibt mein Papa per SMS.
28. Juni 2007
Heute ist der zweite Tag, an dem Margit an Deck von Dr. Putzi liest. Ich wurde gefragt,
wie auf einem so kleinen Schiff (6 Meter 60) eine ganze Bibliothek Platz hat.
Anscheinend hat mein Vater halt so seine Prioritäten… Für den Rest der Saison wird er
einen „Literarischen Koffer“ mit an Board führen.
27. Juni 2007
Ich verpasse gerade einen wahrscheinlich ganz klassen Abend in der Marina Nikola in
Tisno in Kroatien, wo meine Freundin Margit an Deck von Dr. Putzi, dem Schiff meines
Papas, aus ihrem literarischen Werk liest. Die beiden Abende heute und morgen stehen
unter dem Motto: Literatur geht auf " Literatur geht auf die Reise -Leseabende an Deck"
und sind in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum zustande
gekommen.
26. Juni 2007
Warum bekomme ich E-Mails mit Sätzen wie: “Ich halte das für ein wichtiges Thema,
weil es schon heute wichtig ist und in Zukunft noch wichtiger werden wird”?
Wahrscheinlich weil wir alle Älter werden und der Umstand des Alterns mit
zunehmendem Alter nicht besser wird.
25. Juni 2007
Ich bin heute gemeinsam mit zwei Besuchern im Büro eingesperrt worden. Während wir
im Besprechungszimmer waren, haben die Putzfrauen die Tür zu meinem Büro von
außen versperrt, leider mit meinem Koffer, dem Notebook und vor allem den Haus- und
Büroschlüsseln drinnen. Da das Büro sehr sicher konstruiert ist, kann man es nicht
verlassen (oder betreten), ohne ein vollständiges Schlüsselset zu besitzen. Schlüssel
eins für die Büroeingangstüre, Schlüssel zwei für die Gebäudetür nach außen und
Schlüssel drei für die Garage. Um Panik zu vermeiden, habe ich versucht, die Gäste mit
Erdnüssen und Cola Light zu besänftigen. Nachdem der Hausmeister sich lang und breit
die Lage und die genauen Umstände, wie ich in sie habe geraten können, hat schildern
lassen und nach einigem Zögern auch bereit war, zwecks Rettung mit dem
Generalschlüssel zu kommen war es nur noch an mir, über ein paar bissige
Kommentare zu lachen und den Hausmeister in seiner Rolle des Jahres als Helden und
Rächer der Entrechteten auftreten zu lassen.
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24. Juni 2007
Vermittelt das Auto-GPS eine Art Freiheit oder arbeitet das System für sich und spiegelt
einem eine Art Scheindemokratie wieder?
An und für sich habe ich ja die Besitzer solcher Geräte bis vor kurzem eher verächtlich
des Nichtkartenlesenkönnens bezichtigt und ihnen auch sonstige Faulheit unterstellt.
Seit ich selbst ein solches Gerät besitze, weiß ich um die Annehmlichkeiten desselben,
aber auch um seine Tücken. Es leitet einen gnadenlos auf einen Autobahnzubringer, der
in einer mehr oder weniger verstauten Autobahn mündet und meint dann mit der größten
Gelassenheit: fahren Sie in 300 Metern auf die Autobahn auf. Die Stimme senkt sich bei
„auf“ als ob der Sprecher wüsste, dass die angekündigten 300 Meter eine halbe Stunde
bedeuten.
23. Juni 2007
Verbirgt sich ein tieferer Sinn hinter Spezialgeschäften in verschiedenen Städten? In
Brüssel sticht mir immer wieder ein Geschäft ins Auge, das auf Glasaugen spezialisiert
ist, in München eines, das maßgeschneiderte Toupets verkauft.
19. Juni 2007
Immer wieder sehe ich auf diversen Flughäfen jämmerliche Gestalten auf dem Boden
sitzen, das Sakko achtlos auf die neben ihnen liegende Computertasche geworfen und,
den PC auf den Oberschenkeln und den darunter im Langsitz ausgestreckten Beinen,
eifrig vor sich hin tippen. Meist spielt sich das Toilettnähe ab, anscheinend ein
besonders fruchtbarer Boden für Steckdosen.
16. Juni 2007
Ein Besuch in der Surrealismusausstellung des Museums der schönen Künste von
Mons. Die Bilder, Collagen und Skulpturen rund um die Gruppe von Magritte sind
faszinierend. Subtiler und offener Humor und sehr viel an Andeutung. Louis Scutenaire
aus der Gruppe der Belgischen Surrealisten hat es treffend folgendermaßen
ausgedrückt: „Der Humor ist eine Form der Melancholie."
15. Juni 2007
Heute hat mich eine Kollegin aus einem fernen Land im hohen Norden angerufen, einige
Punkte andiskutiert und dann gefragt, ob sie, um mir zusätzliche Informationen
zusenden dürfe und meinen Namen korrekt notiert habe. Nachdem ich diese Fragen
bejaht hatte, hat sie die Frage nachgeschoben, ob ich maennlich oder weiblich sei.
13. Juni 2007
Report von meinem Lieblingsbankomaten: In der Früh war dort ein einsamer
Polizeiwagen zu sichten (wahrscheinlich in einem wenig spektakulären Einsatz) und zu
Mittag sind dann wieder sechs fröhliche Leute angestanden.
10. Juni 2007
Ein wunderschöner Sonntag in Mariazell. Mariazell putzt sich auf und bereitet sich auf
den Papstbesuch im September vor. Die Lebkuchen glänzen. Die Andenken verstauben.
In der Basilika befindet sich etwas versteckt in einer Ecke ein eher unscheinbarer Tisch
mit allerlei mehr oder weniger kitschigen Kleinoden. Just dort habe ich einen Pfarrer
beobachtet, der mit einer Engelsgeduld und der Welt entrückt Kleinst-, man könnte auch
sagen Kinderrosenkränze, also Rosenkränzchen auf einen Ständer aufgefädelt hat.
Einen nach dem anderen, behutsam, bedächtig.
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8. Juni 2007
Das neue Auto ist wenig vertrauenserweckend. Man startet es nach dem Einschieben
einer Scheckkarte durch Pressen eines Startknopfes. Die Handbremse ist nicht mehr in
der Mittelkonsole sondern links vorne und betätigt sich manchmal selbst (v.a. beim
Parken). Man kann ob des nichtvorhandenen Schlüssels den Motor auch nicht mehr mit
der gewohnten Handbewegung abstellen, sondern muss wieder den Startknopf
betätigen. Das erinnert sehr an eine Computerumgebung und ist gewöhnungsbedürftig.
Ein Detail am Rande beschäftigt mich allerdings noch viel mehr und zwar sind das
Schrauben in einem kleinen Plastiksackerl, dass ich im Handschuhfach entdeckt habe.
Ich würde gerne wissen, wo die fehlen…
6. Juni 2007
Ich hatte heute einen kleinen Autounfall. Während ich an einer roten Ampel an einer
Kreuzung stand, wollte eine ältere Dame links abbiegen. Ihr Augenmaß hat sie etwas
getäuscht und so ist sie in einer ungemein langsamen, aber beständigen Art und Weise
an meinem linken Hinteren Kotflügel entlang geschrammt. Ich habe mich im wahrsten
Sinn des Wortes deplaziert gefühlt. Nachdem sie nicht aufgegeben hat und langsam
gegen den Widerstand weitergefahren ist, hat sie nun eine etwa einmeterlange Delle an
ihren beigen Beifahrertüre, die mit einem dunkelgrünen Streifen hinterlegt ist. Mein
Kotflügel hat im Gegenzug all seine Farbe verloren. Gut, ich habe das Jägergrün dieses
Autos eh nie leiden können.
4. Juni 2007
Es gibt immer wieder amüsante Unterschiede in Europa, vor allem rund um die Dichte
der Bankomaten. Das Problem in Belgien ist schlicht das, dass es kaum welche gibt und
man permanent auf der Suche nach einem ist. Die seltenen gesegneten Stellen erkennt
man vor allem daran, dass der Bankomat selbst hinter einer Menschenschlange
versteckt ist. Mindestens drei Wartende sind es immer, in Spitzenzeiten habe ich schon
zwölf gezählt. Meist findet sich ein zweiter, vereinsamter Bankomat daneben, der gerade
nicht funktioniert. Ich traue mich wetten, dass (funktionierende) Bankomaten die
Flirtstellen schlechthin sind und in diversen Smalltalk-Anfängerkursen das richtige
Anbandeln zum Behufe des kurzen und unverbindlichen Gespräches anhand des
praktischen Beispiels „Bankomatschlange“ geübt wird.
2. Juni 2007
Arrangierte Bilder liegen mir ja an sich nicht, dennoch habe mich heute auf ein etwas
anderes photographisches Terrain begeben, um etwas Neues auszuprobieren. Mit
Kamera und einem riesigen Wasserball, auf dem eine Weltkarte aufgedruckt ist,
gerüstet, war ich in einem eher windigen Brüsseler Viertel unterwegs. Die Leute haben
mich angestarrt, als sei ich das achte Weltwunder.
1. Juni 2007
Ich war heute in Brüssel kurz bei einer Photovernissage. Am Eingang war ein Plakat mit
nützlichen Hinweisen angebracht: Es würde sich bei den Räumlichkeiten um
Räumlichkeiten für Künstler handeln. Man möge das und die Tatsache respektieren,
dass hier auch noch andere Leute wohnen. Soweit, so verständlich. Und dann: Man
möge soweit möglich nicht auf die Straße urinieren (die Vernissage war im zweiten
Stock…) und die Nachbarn respektieren!
31.Mai 2007
314
Die Angestellte des örtlichen Brüsseler Mediamarktes hat vor etwa zwei Monaten einen
Teil meine Istanbulphotos verloren und bemüht ich seither mehr oder weniger redlich,
sie irgendwie wieder herzuzaubern. Wir sind mittlerweile beinahe Freunde. Heute hat sie
mir quasi als Entschädigung für den Verlust das Duwort angeboten…
29. Mai 2007
Heutzutage wird man von Augenärzten danach beurteilt, wie dick die eigene Hornhaut
ist. Nur wenn sie dick genug ist kann potentiell eine Laserkorrektur und damit Umsatz für
den Arzt gemacht werden. Es gibt also eine positive Diskriminierung zugunsten derer,
die eine ausreichende Hornhautdicke aufweisen können.
Weiters interessantes Detail des heutigen verregneten und stürmischen Münchentages:
Ukrainer scheinen eine besondere Vorliebe für spezielle, auf Gemüse und Obst
spezialisierte italienische Supermärkte zu haben und ich bin anscheinend die einzige
Person, die als Wegweiser gelten kann. Ich glaube ich brauche nicht dazuzusagen, dass
mir bisher italienische Supermärkte in München verborgen geblieben sind. Durch
heftiges Deuten bin ich dann aber unsanft auf die grobe Richtung aufmerksam gemacht
worden und habe also nun eine Ahnung. Man weiß nie, wozu gewisse Informationen gut
sind.
27. Mai 2007
Auf Capri tummelt sich anscheinend das ganze Jahr über alles, was Rang und Namen
hat. Fotos von Prominenten gibt es in beinahe jeder Auslage und kaum sonst wo habe
ich so viele Luxusgeschäfte nebeneinander gesehen. Man sieht sich schnell satt und
möchte nur noch flüchten, was mit dem Ziel „Villa Jovis“ möglich, aber langwierig ist.
Diese Villa ist eine von insgesamt dreizehn Villen, die Kaiser Tiberius auf Capri hat
bauen lassen und erstaunlich weit von Capri-Stadt in den Hügeln versteckt. Man
marschiert beinahe eine Stunde lang durch labyrinthartige Gässchen bergan, wird dann
aber mit einer ungemein großen und interessanten römischen Ruine belohnt. Sehr zu
meiner Freude hat sich zur selben Zeit ein sehr kundiger Fremdenführer dort
eingefunden, der voller Enthusiasmus auf seine zwei Schweizer Touristinnen eingeredet
hat, die seine Ausführungen aber nur mäßig zu interessieren schienen. Er, vermutlich
ein Geschichtsprofessor mit einem Hang zur Romanistik, hat sich fesselnd zu allerlei
Details des Bauwerks ausgelassen und diese auf gekonnte Weise mit Tacitus und der
politischen Situation der damaligen Zeit verknüpft. Ich hätte ihm stundenlang zuhören
können und hatte den Eindruck, er wäre damals schon mit dabei gewesen.
25. Mai 2007
Nach Ravello scheint man vor allem zu kommen, um dort zu heiraten. Meinen
mindestens zweistündigen Beobachtungen (auf der Treppe vor der Hauptkirche am
Platzl sitzend) zufolge, sind mindestens vier oder fünf Hochzeiten zeitgleich vonstatten
gegangen, wobei nicht mit Sicherheit zu sagen war, dass sich die Gäste nicht arglos
oder absichtlich untereinander vermischt haben. Allen gemeinsam war, dass sowohl die
Brautpaare, die Gäste und die Zeremonie(n) überfrachtet und überladen waren.
23. Mai 2007
Pompei ist riesig, ich hätte es bei weitem nicht so groß erwartet. Man geht durch die
Geschichte dieses Vulkanausbruchs und sieht in den vielen noch so gut erhaltenen
Häusern Prunk und vergangenen Reichtum einer versunkenen Stadt. Es ist schwer
vorstellbar, dass das alles innerhalb weniger Stunden in einem Meer aus Schutt und
Tuffstein begraben worden ist. Anscheinend wird laufend weiter ausgegraben und
erweitert. Es muss faszinierend sein, dort mitzuarbeiten. Meinen kleinen Beitrag, den ich
315
dort geleistet habe, kann ich natürlich nicht unerwähnt lassen: Eine Archäologin hat mich
angesprochen, dass sie Hilfe bräuchte und so konnte ich zur historisch sicher
einmaligen :-) Vermessung einer Wand entlang einer der Hauptstrassen beitragen.
Herculaneum hat mir allerdings fast noch besser gefallen. Es ist kleiner, kompakter und
vor allem finden sich dort weniger Touristen ein. Drei Viertel des antiken Herculaneum
sind noch unter der Erde, unter der heutigen Stadt und werden wahrscheinlich nicht
ausgegraben werden können. Was mich besonders begeistert hat ist, wie gut manche
Wandmalereien noch erhalten sind. Man darf sie teilweise sogar berühren. Zweitausend
Jahre alte glatte Farbe, die leuchtet, als wäre sie vor nicht all zu langer Zeit erst
aufgetragen worden. Wasserleitungen aus Blei gab es, ein ausgeklügeltes System,
Zisternen und Schwimmbecken und die Mauern sind in einer erdbebensicheren Technik
gebaut worden. Wie konnte so viel über die Baukunst und die Malerei Wissen wieder
verloren gehen? Und wie würde es aussehen, wenn ein Vulkanausbruch sich heute über
eine Stadt legen würde?
Auf der Rückreise von Herculaneum hat sich im Bus von Salerno nach Minori der lokale
Sonderling neben mich gesetzt. Er hat mir ein Zuckerl aufgenötigt und mich dann
ausfragen wollen woher ich komme usw. Ich wollte eigentlich nicht reden, war zu müde,
und habe nur etwas von Österreich gemurmelt. Daraufhin hat er gelacht und gemeint, er
sei ja auch Ausländer, er komme aus Sizilien.
22. Mai 2007
Nachdem mich Amalfi selbst ob der Touristenmassen eher enttäuscht hat ist mir
Positano umso malerischer ins Auge gestochen. Man geht von oben kommend nach
unten ins Zentrum und zum Hafen und sieht von weitem die vielen bunten Häuschen an
den Hügel gelehnt.
21. Mai 2007
An der Amalfiküste fallen vor allem die vielen Zitronenhaine auf, die sich grün mit gelben
Punkten und überzogen von schwarzen Netzen in die Steilküste einfügen. Maiori war
wohl in der Vergangenheit sehr wichtig, ist heute aber eher uninteressant. In den
Vierzigerjahren wurden dort einige italienische Filme gedreht, die Kirche am Hügel und
ihre Treppe, die zurück in den Ort führt ist recht imposant und man kann sich gut
vorstellen, dass sie eine interessante Filmkulisse ergibt.
Die Villa Romana in Minori ist eine der ältesten noch erhaltenen Römischen Strandvillen.
Ich war fasziniert davon, dass der größere Teil der Villa noch unentdeckt ist und bis auf
weiteres auch nicht ausgegraben werden kann, weil dieser Teil unter mehreren
Privathäusern liegt.
20. Mai 2007
Am Sonntag gibt es etwas außerhalb der Altstadt einen Flohmarkt, der wirklich
sehenswert ist. Alte hölzerne Hutmodelle habe ich dort gesehen, Kaleidoskope und
viele, viele Kaffeemühlen.
19. Mai 2007
Wenn man durch die Altstdt spaziert, dann fällt die Piazza Bellini als ein ganz
besonderer Ort auf. Die Farben sind einnehmend und warm, manche Fassaden sind von
riesigen magentafarbenen Bougainvilleen überwuchert. Es klingt zwar widersprüchlich,
aber dennoch kann man sagen, dass der Platz prunkvoll und dennoch völlig
heruntergekommen ist. Mit einem Wort, er hat Atmosphäre.
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Ein altes Tor und eine kurze Gasse mit zahlreichen Buchhändlern verbindet die Piazza
Bellini mit der Piazza Dante.
Die typischste, die schönste Strasse Neapels ist für mich die Via Tribunali. Sie hat,
abgesehen von den unvermeidlichen Limoncelloshops etwas sehr altes, einnehmendes.
Einige kleine Plätze, meist mit Kirche und Kirchenwirt unterbrechen sie und irgendwo
mitten drinnen haben sich ein paar Antiquitätenhändler angesiedelt, die in ihren
Geschäften Kraut und Rüben übereinander gestapelt haben. Antike Skulpturen, Glas,
Miniaturen, Bronzebüsten, alte Instrumente, allerlei Kleinigkeiten und natürlich auch
Ramsch wohin man schauen kann.
Von der Via Tribunali gelangt man auch in die neapolitanische Unterwelt (Napoli
Sottoterraneo). Vor einigen Jahren hat man ein riesiges römisches Theater unter der
heutigen Stadt entdeckt. Auch wenn bisher nur ein winziger Teil unterirdisch zugänglich
ist, bekommt man einen Eindruck von der ungemeinen Kunstfertigkeit und Baukunst der
Römer. Durch unzählige Gänge sind auch die ehemaligen Zisternen und Aquädukte
zugänglich. Manche dieser Verbindungsgänge sind unbeleuchtet (man bekommt
Kerzen) und so schmal, dass man kaum durchkommt und entweder seitlich gewandt
geht oder beklemmenderweise an beiden Seiten mit den Schultern an der feuchten
Tuffsteinwand streift. Etwas unheimlich. Besonders schön ist es dann aber, wenn man
die Grotte erreicht, die sich unterirdisch gebildet hat. Manche der riesigen
Wassersammelstellen wurden im zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller genutzt, wovon
noch immer ein paar eingeritzte und berührende Inschriften zeugen.
Vom Zentrum hinaus und auf einen schönen Hügel über der Stadt führen die drei
Seilbahnen. Irgendwo habe ich gelesen, es seien vier, aber ich habe nur drei
ausmachen können. Leider sind sie nicht mehr im ursprünglichen Zustand sondern
relativ modern. Angeblich ist die erste Seilbahn am Hang des Vesuvs gebaut worden.
Zur Eröffnung 1880 haben Luigi Denza (Musik) und Peppino Turco (Text) das Lied
Funiculi Funicula komponiert, das die Taxifahrer noch immer summen. Die Seilbahn war
nicht für die Ewigkeit konzipiert, wie man sieht, denn mit dem Vesuvausbruch von 1944
ist sie mit zerstört worden.
18. Mai 2007
Neapel ist ja für vielerlei bekannt. Gefährlich und schmutzig soll es sein, eine der
höchsten Mordraten Europas haben, laut, ein ständiges Verkehrschaos soll herrschen
und neuerdings ist angeblich das Müllproblem kaum noch in den Griff zu bekommen. In
manchen Vierteln wird der Müll sogar verbrannt. Viel davon kann ich nicht bestätigen.
Gut, der Müll ist schon allgegenwärtig, aber auch nicht schlimmer als in Brüssel. Das
Verkehrschaos ist mir nicht weiter schwerwiegend erschienen und bedroht habe ich
mich eigentlich auch nicht gefühlt. Ich hätte es, vor allem für meine Bilder, ein wenig
morbider erwartet, bin in dieser Hinsicht aber recht enttäuscht geworden. Es ist nicht so
heruntergekommen, wie erwartet.
Was mir allerdings natürlich sofort aufgefallen ist, ist der Kaffee, den man überall riechen
kann und der vor allem in Espressoform wunderbar cremig ist. Die Pizza wurde
angeblich in Neapel erfunden, sehr zu meiner Freude in ihrer Urform, der Pizza
Magherita. Und wirklich war gerade die einfache Pizza die beste. Auch die Bruschetti
sind nicht zu verachten, allem voran aber geht natürlich der Mozzarella, den ich vorher
noch nie so frisch gegessen habe.
17. Mai 2007
317
„Neapel sehen und sterben“ sagt man. Eigentlich ein eigenartiger Ausspruch, bei
genauerer Betrachtung. Meine Internetrecherche (und deren Verweis auf ein Lexikon
der sprichwörtlichen Redensarten) hat ergeben, dass dieser Ausspruch vor allem dann –
und in Begeisterung - verwendet wird, wenn man etwas Schönes gesehen hat. Das
Italienische 'Vedi Napoli e poi muori' ist angeblich aber insofern schlecht oder nur
unzureichend übersetzt, weil es im Italienischen ein Wortspiel mit dem Namen des Ortes
'Muori' einem kleinen Ort bei Neapel, den man erst nach Neapel sehen kann, und der
Verbform 'muori' (für sterben) ist. Wer allerdings das italienische Sprichwort geprägt hat,
ist unklar. Wie dem auch sei, ich bin also vorsichtshalber nicht gestorben.
17. und 18. März 2006 - Wien
Rückreise nach Wien.
16. März 2006 – Letzter Tango in Buenos Aires
Jetzt wäre ich fast noch in Stress geraten, ob der letzten „Verpflichtungen“ in Buenos
Aires: Massage, Tangoschuhe kaufen, aufmascherln und in eine der urigsten TangoTanzschulen fahren. Da die Leider hier leider eher spät ausgehen, war der Tanzkurs am
frühen Abend eher spärlich besucht. Vor Mitternacht war nur ein wunderbares Tanzpaar
zu beobachten: die Reinkarnation von Salvador Dali in seinen frühen 80-ern, der mit
einer Schönheit um die 20 getanzt hat. Die Showeinlage der lokalen Stars um 1:30
morgens habe ich leider nicht mehr abwarten können.
15. März 2006 - Iguazú
Die Wasserfällen von Iguazú und der dazugehörige Nationalpark sind beeindruckend.
Riesige Schmetterlinge in blau, rot und gelb haben mich von den "Achtung Schlagen"
Zeichen und den Menschen, die darauf mit überdrehten Augen und wankend dargestellt
werden, abgelenkt. Wäre ich nicht ab und an mehr oder weniger über ein Krokodil
gestolpert (ich übertreibe), hätte ich nichts anderes zu tun gehabt, als von der Natur
fasziniert zu sein. Der so genannte "Teufelsschlund" und das Postkartenpanorama der
Wasserfälle entschädigen für einen 9-stündigen Marsch durch den Park bei 43 Grad.
14. März 2006 - Salta
Nachdem erstmal alles nach einem völlig verquerten Tag, der um 5h morgens beginnt
und kurz vor 6h schon wieder endet sich alles kurzfristig dann doch zum besten
gewendet. Ein unbeschreiblich schöner Ausflug hat mich bis auf 4200 m Höhe mit Blick
auf die 6000ender der Anden geführt. Vielfach gefärbte Berge (Gesteinssedimente in
zigfachen Farbschattierungen) werden gesäumt von Kakteenwäldern wie in Lucky Luke
Comics. Und überall diese Weite.
Von Salta fuhren wir durch den Regenwald bis hinauf nach Purnamarca und weiter zu
den Salinas Grandes. Die Salzfelder reichen bis zum Horizont und erwecken auf kurze
Distanz immer wieder den Eindruck, Wasser oder Seen zu sein.
Was mich eigentlich nach Salta geführt hat, war der Treno a las Nubes, ein Zug, der
über die Anden führt, "bis in die Wolken". Ich wusste von vornherein, dass der Zug im
Moment außer Betrieb ist, wollte aber dennoch die architektonische Meisterleistung
sehen, die zig Viadukte und Spiralen, mit denen der Zug die Höhe überwindet. Wir sind
ziemlich am Ende der langen Tagestour dort angekommen und haben uns gerade eines
der Viadukte zu Fuß besichtigt, als tatsächlich ein Zug kam. Anscheinend hatte man
aufgrund von mittelschweren Vermurungen auf der Strecke beschlossen, den Zug zum
Transport für Baumaschinen zu nutzen. In Anbetracht dessen, dass der Zug aber
"eigentlich" nicht hätte fahren dürfen, war das schon fast mehr als Zufall.
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13. März - Salta
Salta ist wirklich sehr schön. Kolonial geprägt, sehrt entspannt und hat viele nette
Details. Zum Beispiel gibt es an jeder Ecke Aschanti zu kaufen. Abends werden auch
andere Formen von Erdnüssen verkauft, dann allerdings von Männern, die die Nüsse in
zu kleinen Zügen umgebauten dreirädrigen Fahrrädern rösten. Mit den Zügen können
sie übrigens auch hupen und Dampf erzeugen, sehr originell!
12. März - Oh it is Sunday? Must be Buenos Aires...
Die Taxifahrer in El Calafate unterscheiden sich von denen in Buenos Aires sehr
deutlich. In Calafate baumelt ein Wunderbaum der Marke "Pinie" vom Rückspiegel, in
dessen Baumzacken sich ein weißer Plastikrosenkranz verfangen hat. Das Entwirren
von Baum und Rosenkranz hat den Fahrer dort ein wenig vom eigentlichen, nämlich
dem Fahren abgelenkt. Im direkten Vergleich mit dem Taxler in Buenos Aires war des
allerdings eher harmlos; der hat nämlich bei den Für unsere Fahrt anscheinend
wesentlichen Verkehrsschildern eine Art Zwicker vor die Brille gehalten... Ansonsten war
er aber mehr als aufmerksam und hat bei meinen Versuchen, den am Autobahnrand
Globen anbietenden Fliegenden Händler zu photographieren bravourös gebremst und
mit gelitten, weil das Licht so gar nicht passen wollte.
11. März 2006 - El Calafate – Perito Moreno Gletscher die zweite
Wenn ein Naturschauspiel beeindruckend ist, dann ist es dieser Gletscher. Ich musste
unbedingt noch einmal hinfahren. Der Gletscher bildet die natürliche Grenze zwischen
den beiden Armen des Lago Argentino. Alle heiligen Zeiten stauen sich am Suedarm die
Wassermassen auf und der immense Druck bewirkt, dass sich eine Höhle formt, durch
die das Wasser durchbricht. Es ist unvorstellbar, wie schön diese Höhle ist! Blau
schimmernd und dann und wann brechen riesige Stücke aus der Höhlendecke und
fallen ins Wasser.
Wikipedia schreibt dazu folgendes: "Durch das ständige Vorrücken blockiert er alle vier
bis zehn Jahre einen Nebenarm des Lago Argentino, den Brazo Rico. Dadurch wächst
der Wasserspiegel in dem von Flüssen gespeisten südlichen Teil dieses Arms rapide an,
was schließlich nach kurzer Zeit zum Zusammenbruch des gesamten vorderen Teils des
Gletschers führt. Dieses kaum vorhersehbare Spektakel ist eines der größten und
berühmtesten Naturschauspiele der Welt. Es ruft jedesmal viele Touristen und
Dokumentarfilmer zum Gletscher. Die letzten beiden Vorstellungen des Gletschers
waren 1988 und März 2004."
10. März 2006 - El Calafate - Los Glaciares
Die Färbung der Gletscher im Los Glaciares Nationalpark http://www.losglaciares.com/
ist überwältigend. Das dunkle, helle, weißliche oder wie auch immer geartete Blau der
aus dem türkisblauen Wasser des Lago Argentino ragenden Eisblöcke ist
unbeschreiblich.
An Bord des Schiffes hat mich eine Argentinierin angesprochen, die mir folgende
Weisheit mit auf den Weg gegeben hat: "we are all the architects of our own destiny".
Darüber hinaus war sie nicht davon abzubringen, dass ich vergangene Woche beim U2Konzert in Buenos Aires gewesen sein müsse, vor allem, weil U2 Recht hätte, U2
nämlich für den Weltfrieden wäre und folglich auch ich absolut Recht hätte, indem ich
nämlich pro U2 und daher pro Weltfrieden wäre. Abgesehen davon sei ihr Lieblingslied
"what a wonderful world". Ich konnte das nur noch mit einer zustimmenden, auf den
wunderschönen Lago Argentino und die Gletscher weisenden Geste bestätigen, dann
mussten wir uns zum Anlegen hinsetzten.
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9. März 2006 - El Calafate
Der Pertito Moreno Gletscher im Todos las Glaciares Nationalpark war denke ich das
beeindruckendste, was ich jemals an Natur gesehen habe. Er bildet die riesige
natürliche Grenze zwischen den beiden Armen des Lago Argentino und wechselt je
nach Licht-, Sonnen- und Wolkenverhältnissen die Blauschattierung. Ich kann das
Gefühl wie es ist, wenn sich krachend ein Stück aus der Gletscherwand löst und mit
Getöse in den See fällt, kaum beschreiben. Ich hätte Stunden und wahrscheinlich Tage
nur dort sitzen mögen und dem Schauspiel zusehen!
El Calafate ist ein sympathisches Dorf entlang einer Hauptstrasse und zeichnet sich wie
Ushuaia durch Pinguine aus, die hier allerdings mit Schafen variiert werden. Die Schafe
(die aus Plüsch) tragen teilweise Ohrenschützer.
8. März 2006 - Ushuaia
Der Feuerlandnationalpark war sehr beeindruckend. Wunderschöne Seen und Ausblicke
auf den Beaglekanal. In Ushuaia habe ich beide Museen gesehen, das Museo del Fin
del Mundo – alles, was man über die Entdeckung und bisherige Entwicklung der
Gegend samt allen gescheiterten Expeditionen und gesunkenen Schiffen wissen muss
in 5 übersichtlichen Räumen - und das Museo Maritmo, das im ehemaligen Gefängnis
untergebracht ist.
Man kann Ushuaia mit Australien vergleichen, es ist zwar wesentlich kleiner, aber
dennoch: man hat um 1880 versucht, im Gefängnis die Schwerstverbrecher
unterzubringen, wobei der Assistent des Direktors auch ein verurteilter Mörder war.
Wodurch er sich hochgedient hat, blieb im Dunkeln. Wie auch immer, wollte hier kein
bloßes Gefängnis errichten, sondern das Gefängnis als Kolonie mit anfangs 20 Mann
verstehen. Die eigentliche Absicht war, die unwirtliche Gegend zu bevölkern. Etwas
eigen, aber nun ja.
Einem der Hauptverbrecher wurde übrigens nachgesagt, seine Verbrechensneigung
käme von den Ohren (!); die plastische Operation hat leider nichts eingebracht, er
verstarb ungeläutert und mit – nach der Operation - abstehenden Ohren.
7. März 2006 - Ushuaia
Ushuaia wird als Ende der Welt ausgeschlachtet. Darüber hinaus gibt es wo man
hinschaut, Pinguine. Direkt unheimlich, Pinguine als Schaufensterpuppen (sehr zu
meinem Leidwesen), ein Pinguin Mitten im Feuerlandnationalpark als Denkmal vor dem
südlichsten Postamt der Welt, Pinguine als Schmuckstücke und Pinguine zum
Verpacken der Schmuckstücke.
6. März 2006 - Montevideo - Ushuaia
Heute bin ich von Montevideo über Buenos Aires nach Ushuaia geflogen. Eine sehr
lange und anstrengende Anreise, die vor allem zum Schluss sehr turbulent war. Ich
habe glaube ich noch nie einen derart windigen Anflug erlebt und bin froh, heil
angekommen zu sein. Aber wie hat schon die Oma immer gesagt? Hinunter sind noch
alle gekommen...
5. März 2006 - Montevideo
Montevideo ist sehr interessant, ganz anders als Buenos Aires. Es ist irgendwie
heruntergekommen, sieht aus wie eine Stadt in Osteuropa, der einzige Unterschied ist,
dass alles auf Spanisch angeschrieben ist. Und dass überall auf der Strasse Matetee
getrunken wird. Montevideo ist sozusagen das genaue Gegenteil zu Belgien, es gibt
keine Straßenbeleuchtung. Das macht es abends unheimlich und verwegen. Selbst ein
Liebespaare oder unbescholtene Alte auf Parkbänken wirken bedrohlich und sind
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potentiell finstere und illustre Gestalten. Tagsüber sieht die Sache natürlich wieder ganz
anders aus: ruhig, nichts ist los, Kleinstadtatmosphäre.
Auf dem riesigen (Floh)markt glaube ich, ein paar sehr gute Bilder gemacht zu haben.
Eine Frau beim Zähneputzen hinter ihrem Stand mit alten Ziehharmonikas, ein paar
hingeworfene Puppenköpfe, ein Griller aus einem auseinander geschnittenen Ölfass
samt Würsteln, die gegrillt werden und einem Bettpfosten, der zu diesem Zweck verheizt
wird. Blecherne, völlig verrostete Nummernschilder und überall Taschenuhren.
3. März 2006 - Buenos Aires
Nach vier Tagen in Buenos Aires und habe denke ich das wichtigste bereits gesehen.
Hierher kommen wollte ich ja ursprünglich wegen einem Viertel, das Palermo Viejo
heißt. Angeblich gibt es dort Künstler, die sich die Werkstatten mit Automechanikern
teilen. Ich habe viele Werkstätten gefunden, bin Palermo Viejo großteils durchwandert
(ein großer Stadtteil), leider habe ich aber nirgends diese ominösen Künstlergaragen
finden können. Schade. Trotzdem ist dieser Teil einer der interessantesten.
2. März 2006 - Buenos Aires - La Boca
La Boca, das alte Hafenviertel, ist auch sehr malerisch, aber sehr touristisch. Dort sind
die Häuser wie fast auch sonst überall niedrig, aber aus Wellblech und bunt. Das wird
natürlich ausgeschlachtet. An jeder Ecke hört man Tango, maskierte Pärchen stehen
bereit, jedem (männlichen) Passanten einen Hut aufzusetzen und ihn mit der
bereitstehenden Dame in Netzstrümpfen für ein Foto in eine Tangopose zu schwingen.
Für die Damen gibt es den entsprechend gekleideten Herren, mit Hut und Anzug. Sonst
schmettern selbsterklärte Tangosänger ihre Lieder und man wünscht sich Sinatras
"strangers in the night", die als Pausenmelodie eingespielt werden, als Hauptprogramm.
1. März 2006 - Buenos Aires - Recoleta
Die beiden Friedhöfe, die ich besichtigt habe, sind malerisch, Totenstädte. Pomp,
Pflastersteine dazwischen, Haus and Haus, Gräber in dem Sinn gibt es keine, sondern
nur Grabmale, Gruften enormen Ausmaßes. Und viele Katzen. Ich wurde von einer
kleinen, ominösen Sekte in eine Gruft hinein- oder besser gesagt hinunter gebeten.
Unheimlich. Konnte nach Ableisten eines Obulus der Gruft ohne weitere Verpflichtungen
wieder entsteigen.
28. Februar 2006 - Buenos Aires
Ich bin der örtlichen Verrückten begegnet: Eine alte Dame, hexenartig, in schwarzem,
wallenden Rock und ebensolcher Bluse, die eine Puppe an sich gedrückt hielt. Zuerst
habe ich gedacht, dass sie eine gewöhnliche Großmutter ist, der das Enkelkind gerade
stiften gegangen ist und die in einer mittleren Panik die Puppe umklammert. Aber nein:
weit und breit kein Enkelkind, vielmehr hat sie ununterbrochen auf diese Puppe
eingeredet. Den Verfolgungswahn, den ich ihr sofort angedichtet habe, habe ich
natürlich sofort selbst bestätigt, indem ich sie mit der Kamera verfolgt habe. Wenn ich
versucht habe, ihr einen Schritt voraus zu sein, hat sie die Straßenseite gewechselt, die
fünfspurig war, was es nicht immer leicht gemacht hat, ihr auf den Fersen zu bleiben.
Irgendwann habe ich dann auch ein Foto machen können, wobei ich sicher bin, dass ich
die Stimmung und ihr Verhalten leider nicht auf den Film bannen habe können. Schade,
aber dennoch.
Februar 2003
Eine Reise nach Kuba, eine Reise in eine andere Welt!
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Ich habe die ersten 3 Stunden über den Mund vor Staunen nicht mehr zubekommen.
Pferdefuhrwerke auf den Strassen, Rikschas, Ochsengespanne und auf einem Fahrrad
bis zu 4 Personen. Auf den wenigen Kilometern Autobahn finden sich Radfahrer und
Fußgänger, tratschende Paare, Nachbarn. Alle heiligen Zeiten ein hupendes Auto.
Ein Bauer bestellt sein Feld auf der gegenüberliegenden Seite der Autobahn und quert
sie mitsamt dem Karren und den Ochsen davor.
In Havanna die knallrosaroten Busse, in denen 300 Leute gedrängt werden, eine
Angestellte am Gehsteig neben dem Bus, deren Beruf es ist, Menschen in den Bus zu
drängen. Einige fallen wieder heraus (was mich besonders amüsiert hat), der Vorfall ist
normal und geht unter in der Masse.
Gegenüber Photographen mit alten Apparaten, ein kaputtes Haus neben dem anderen.
Bröckelnde Farbe, aber Farbe. Viel Farbe. Farbe, die man nicht an Häusern zu sehen
gewohnt ist.
Und immer wieder die Revolution und ihre Sprüche, die sie und die Gedanken aufrecht
erhalten. Es lebe die Revolution und Che und Fidel und die übrigen, ich schließe mich
an!
Ein so armes Land und doch so viele fröhliche Gesichter. Schöne Gesichter in bunter
Kleidung. Alle Menschen scheinen auf der Strasse zu leben, kein Stress, außer wie von
A nach B kommen. Auf einem Laster, per Anhalter oder - wie meistens - wohl gar nicht.
Am nächsten Tag dasselbe, eine Busstation, die keine ist, weil es keine Busse gibt.
Geleise, vor denen man anhalten muss, die aber seit Jahren von Gras überwuchert sind.
Und dann wieder einspurige Geleise, auf denen eine Dampflok einen Zug vorüberzieht.
Die alten bunte Schlitten, gepflegt und doch verkommen. Ein Friedhof mit
strahlendweißen Gräbern.
So viel Verfall und gerade das tut der Seele ungemein gut!
Über alle Bilder und alle Menschen legt sich eine Sinnlichkeit, die ansteckend und fast
drückend ist. Kontakte werden geknüpft, mit den Augen, ohne zu sehen und ohne zu
schauen.
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