BROKENMUSES BLOG - Hätte nur jede eloquente Person auch etwas zu sagen! - 3. Februar 2014 Ich habe gelernt, dass CET (= MEZ = Mitteleuropäische Zeit) auch Romance Standard Time genannt wird! 2. Februar 2014 Willkommen auf der neuen Broken Muses Website! Seit einiger Zeit habe ich nun darüber nachgedacht, dieser Webseite einen moderneren Anstrich zu geben und, voila, hier ist sie nun! ich freue mich über Kommentare und Anregungen und bitte um Nachsicht, was die Vollständigkeit der Portfolios angeht. Die Seite wird nach und nach erweitert werden! 1. Februar 2014 Ich gehe davon aus, dass heute der beste Tag ist, um an eine Anzeige zu erinnern, die gelautet hat: The future is bright, the future is Orange - Die Zukunft ist hell, die Zukunft ist Orange! 31. Jänner 2014 Bei meinem Retourflug unlängst sind eigenartige Dinge angezeit worden, wannimmer man am kleinen Bildschirm vor sich die Landkarte und Flugroute eingeblendet hat, nämlich berühmte Schiffshavarien mit Jahresangabe: Alabama 1864, Titanic 1912, Colossus 1798, Egypt 1922. 23. Jänner 2014 Ein Bauer hat sich mit mir am Strand unterhalten. Ich habe vorgeschlagen, die Melonen, der er in drei Wochen ernten will, einmal ins Meer zu tauchen und dann als Salzwassermelonen (© TV-Serie "Der Sonne entgegen") zu verkaufen. Er hat mich etwas befremdet angesehen und wird den Vorschlag aller Wahrscheinlichkeit nach wohl nicht aufgreifen. Ein anderer ist in einen Bienenschwarm gekommen und hat mir erklärt, das einzige, was helfe, sei sich unmittelbar nach der Bienenattacke mit Rum einzureiben. Der Wind war günstig und so habe ich es nicht direkt riechen müssen. Am Weg in die Ortschaft bin ich an einer Souvenirhändlerin vorbeigekommen, die mir, als sie mitbekommen hat, dass ich zum Supermarkt unterwegs bin, 150 jamaikanische Dollar (etwa 1.20 Euro) in die Hand gedrückt hat und mir aufgetragen hat, ihr Ölsardinen mitzubringen. Etwas ermahnend hat sie mir nachgerufen, sie würde mir vertrauen. Zu meinem Geburtstag habe ich so an die Geburtstage der letzten Jahre gedacht, Rom, Iran, Myanmar, München. Ich wollte gar kein großes Aufhebens machen gestern und dann ist doch einiges passiert, ein Freudenfeuer ist entzündet worden, eine Torte organisiert, sogar Kerzen und ein Candle-Light Dinner am Strand. Das Familiensilber ist allerdings nicht zum Vorschein gekommen, aber man kann halt nicht alles haben. 22. Jänner 2014 Ob ich es mit dem mehrtägigen Aufenthalt in Treasure Beach wirklich gut getroffen habe, ist schwer zu sagen. Das Zimmer ist, gelinde gesagt, sehr einfach. Der Frosch vor meinem Zimmer ist so groß, dass ihm das Springen Probleme bereitet, der Frosch im Zimmer so klein, dass er problemlos in der etwas kruden Kaltwasserdusche hinuterzuspülen war. 1 Um etwa 21h gehen hier die Lichter aus. Ich war nach einem erfolglosen Kampf um den Sessel vor meinem Zimmer, den die pensionseigene Katze mit einem satten 1:0 für sich entschieden hat, dann auch bald im Bett. Treasure Beach ist ein kleiner Ort mit einem starken Gemeinschaftsdenken. Der Communitygedanke geht hier soweit, dass man das Internetsignal des Nachbarn als das eigene erachtet. Mit anderen Worten: Es gibt in der Pension keinen einenen Internetzugang, man aquiriert aber freimütig das Signal des Nachbarn, gibt jedem, der danach fragt, das entsprechende Passwort und lächelt dabei. Zum Befremden und Ärgernis der hiesigen Guesthousebesitzer hat der Nachbar es allerdings rund um Weihnachten gewagt, das Passwort zu ändern. Ich möchte anmerken, dass der dabei wiederum nicht sehr phantasievoll vorgegangen ist. Allerdings scheint es so zu sein dass a) die Leitung unglaublich langsam ist, b) der starke Wind oder anderes im Metaphysischen das Signal oft killt und c) der Nachbar das Netz abschaltet, wenn er es nicht braucht. Tja, soweit meine ersten Eindrücke. 20. – 21. Jänner 2014 Nach den Summerset-Wasserfällen, den Reach Wasserfällen, Port Antonio und Kingston habe ich ein etwas durchwachsenes Bild von Jamaika. Zum einen ist die Insel landschaftlich sehr, sehr abwechslungsreich, zum andern gerade in den Städten nicht ganz ungefährlich, obwohl man das auch beim Durchfahren nicht so richtig bemerkt. Aber was soll man sagen in einem Land, wo das das Hauptgewürz für Fleisch und Fisch „Jerk“ heißt und eine beinahe ungenießbare Beilage aus Maismehl in Form und Farbe eines Hundstrümmerls „Festival“? 14. – 19. Jänner 2014 Jamaika ist sehr vielfältig, die schönsten Strände, und dann das Hochland, wo einer der seltensten Kaffeesorten der Welt wächst, der Blue Mountain Kaffee. Es gefällt mir sehr gut hier, ein Urlaub weitab vom Massentourismus und sehr interessant. Bei einer Floßfahrt entlang des Rio Grande bin ich auch selber einmal geschippert, das ist wie Stand Up Paddeling nur auf einem Bambusfloß mit Bambusstock zum Staksen und Rudern. Durch Wasserfälle schwimmen und dann in Höhlen wieder weiter nach oben zu klettern, hat auch etwas. Und dass ich mich jemals traue, durch ein Loch von oben in einen Wasserfall einzusteigen, hätte ich mir auch nicht gedacht. Meine Flip-Flops haben ja schon einiges mitgemacht, nicht zuletzt eine Wanderung entlang eines glitschigen Wasserfalls (Reach Falls) und über Wurzeln und glitschige Blätter retour durch den Regenwald. Aber der Abstieg zum Winnifred Beach über matschiges Wurzelwerk war ein Highlight der anderen Art. Auch in der Karibik kann es regnen, und wie. Und wenn man mit einem Tiroler Reiseleiter unterwegs ist, muss man darauf gefasst sein, über Stock und Stein und Matsch und Wurzeln geschickt zu werden. Es hätte natürlich auch eine Straße gegeben, die marginal länger gewesen wäre, aber nein, dort zwischen den Bäumen führt ein Pfad entlang und so weiter. 13. Jänner 2014 Ich habe mir in Montego Bay den Kopf an einer Palme gestoßen. Er brummt nach Tagen immer noch. Ist das ein Fall von First World Problems? 12. Jänner 2014 Dein Körper ist endlich da, wo Dein Geist schon immer war - Richard "Rick" Hershman 1974, Gründer von Ricks Cafe, Jamaika 2 11. Jänner 2014 Wenn es eine Weltmeisterschaft in Ungeschicktheit gäbe, wäre ich dort der Star... Ich schaffe es jederzeit, über auch wirklich alles zu stolpern. Gestern hat die Stewardess Orangensaft über mich geleert (und ich möchte anmerken, dass das einmal nicht meine Schuld war, Ausnahmen bestätigen die Regel). Ich habe dann unmittelbar danach meine Kopfhörer in den restlichen Orangensaft im Becher fallen lassen, sie dann mit Wasser mit wenig Erfolg zu reinigen versucht und unterdessen eine Geschichte über eine erfolgreiche Ohrenoperation gelesen, bei der dem Patienten eine zwei Zentimeter lange Kakerlaake aus dem Ohr entfernt wurde, nachdem sie dort für einige Zeit gelebt hatte. Der den Ohrstöpseln und sicher auch meinen Ohren noch anhaftende Orangenduft und das karibische Klima werden hoffentlich keines dieser Tiere anziehen... 10. Jänner 2014 Mir ist gerade eingefallen, dass ich vergessen habe, den Zeitungsartikel über Alzheimer zu lesen. 9. Jänner 2014 Die Rechtschreibprüfung auf meinem Computer will, dass ich in Salzburg in Sandburg ändere. Ich bin nicht sicher, ob das den Salzburgern so passen würde... 8. Jänner 2014 Ich habe ein wenig in den alten Blogeinträgen weitergelesen und muss zu meinem gestrigen Eintrag hinzufügen, dass einige grundlegende Fakten nach wie vor Bestand haben: - Niemand sieht mit einem Parkticket im Mund attraktiv aus. - Die größten Drohungen in der heutigen Zeit verstecken sich oft hinter sehr einfachen Sätzen, etwa: "Lassen Sie uns dazu weiter via E -Mail diskutieren". - Speziell an heißen Tagen kann man manche Leute riechen, bevor man sie tatsächlich sieht. 7. Jänner 2014 Ich habe ein paar alte Blogeinträge gelesen und bin draufgekommen, dass zwar einige Jahre ins Land gezogen sind, dennoch aber grundlegende Fragen unbeantwortet geblieben sind, zum Beispiel: - Gibt es kollektive Obsessionen? - Kann man Zynismus behandeln? - Was ist die tiefere Bedeutung eines Duftbaums in einem Cabrio? - Gibt es in der modernen Kunst eigentlich eine Kunstrichtung, die sich auf Ästhetik konzentriert? 6. Jänner 2013 Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden und ich glaube den regelmäßigen Lesern dieses Blogs ist mittlerweile klar, dass ich so meine Probleme mit Hunden habe. Dennoch finde ich Ergebnisse einer neuen Studie eher hilfreich. Sollte es wirklich so sein, dass Hunde ihre Exkremente im Einklang mit dem Erdmagnetfeld in einer exakten Nord-Süd- Richtung platzieren, dann wäre das schlichtweg revolutionär! Man bedenke die Möglichkeiten der Orientierung in fremden Städten, einfach ein bis zwei Hundstrümmerln orten und schon weiß man, in welche Richtung man sich bewegt. Obwohl 100%-ig sicher kann man sich da natürlich nicht sein, denn die Forscher sagen ja auch, dass das Verhalten der Hunde nicht unter "instabilen Bedingungen" auftritt. 3 Insofern empfiehlt es sich, Hund und Herrl während des gesamten Prozesses zu beobachten, bevor man voreilig Schlüsse aus dem Trümmerl zieht. http://www.sueddeutsche.de/wissen/sinn-fuer-das-erdmagnetfeld-hunde-pinkelnrichtung-nordpol-1.1854714 4. Januar 2013 Ich habe zwei Freunde, denen moderne Hobby-Freuds wahrscheinlich zwanghafte Buchankaufsstörung diagnostizieren würden. Sie kaufen beide für ihr leben gerne und beständig Bücher und ich bin ungemein fasziniert davon. Um ehrlich zu sein frage ich mich dabei aber auch, wohin sich unsere Welt eigentlich entwickel: wie werden wir in Zukunft die Menschen erkennen, deren Liebe zu Büchern alles andere übertrumpft, werden sie einfach Sie eBook-Reader nach eBook-Reader füllen und ins Regal stellen? 31. Dezember 2013 Der Spruch im Glückskeks: Du liebst Schokolade. Dem ist nichts hinzuzufügen. Oder vielleicht doch: Ergeben Sie sich Ihrer Gier nach Schokolade ohne Komplexe und falscher Schuldgefühle, denn denken Sie daran: Kein vernünftiger Mensch ist ohne einen Funken von Wahnsinn. - Francois Du de La Rochefoucaul 28. Dezember 2013 Ich bin erst heute über diesen Zeitungsartikel gestolpert und frage mich ernsthaft, wie ich dazu stehe, dass während der Trauerfeier zu Ehren Nelson Mandelas ein Mann den Eindruck erweckt, Simultandolmetscher für Gebärdensprache zu sein, tatsächlich aber sinnentleert stundenlang vor sich hinfuchtelt. Es amüsiert mich und künstlerisch finde ich sowas ja sehr ansprechend, vor allem, wenn es darum geht, inhaltsleere Reden in sinnenfreie Gesten zu übersetzen. Er scheint einigen Rednern damit auf seine Art die Show gestohlen zu haben… Dann aber wieder stellt sich doch die Frage, ob eine Beerdigung der richtige Rahmen für so etwas ist. 27. Dezember 2013 PA Charlottes Modekolumne: Das Schottenkaro hat eine lange Tradition. Es ist ein Klidungsstil in Farben und Mustern, der Generationen von schottischen Familien verbindet. Es war wohl ursprünglich eine Unisex-Mode, denn Frauen wie Männer trugen Kilts. Jetzt hat sich diese Mode über die Tradition hinausbewegt und ist Teil der Haute Couture geworden. Schauen Sie sich folgendes Modell an, oder auch dieses hier. Ich plane eine Schottenkaro-Kollektion für Damen und Herren, sodass die Koordination der Outfits bei Arbeit und Freizeit einfacher wird. Das Schottenkaro scheint nicht generell bei allen Kelten gleich gut angekommen zu sein. Die irischen Kilts etwa sind viel dezenter. Auch der letzte Asterix, der in Schottland spielt, widmet sich dem Kilt, aber natürlich auch dem Whiskeytrinken und Baumstammwerfen, man darf den Kilt hier nicht überbewerten. Vielleicht wird der Kilt aber schließlich ja doch noch zu einem Teil der Haute Couture! 24. Dezember 2013 Broken Muses wünscht allen Bloglesern Frohe Weihnachten! 23. Dezember 2013 Und noch einmal Herr Tischbein mit: Ich bin eine Blume! 22. Dezember 2013 4 Nichts auf der Welt ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. - Victor Hugo 20. Dezember 2013 Legendär, bitte unbedingt ansehen: Der Imagefilm mit CEO Didi Schweiger und seinem Obststand in München! 16. Dezember 2013 In turbulenten Zeiten liegt die größte Gefahr nicht in den Turbulenzen selbst, sondern darin, auf sie mit der gestrigen Logik zu antworten. - Peter Drucker 15. Dezember 2013 Was für eine Entdeckung, der Herr Tischbein…! Bitte unbedingt das Video anschauen und wie singt er so schön? …schön, dass es Gefühle gibt, die man nicht erklären will und ich hab so ein Gefühl! 7. Dezember 2013 Gelesen im Museum ägyptischer Kunst in München: „Jede Form der Kunst war einmal zeitgenössisch“. Stimmt das? 5. Dezember 2013 „Die Utopie wird immer besser, während man auf sie wartet.“ Gelesen am Eingang der Goldenen Bar in München. 4. Dezember 2013 Viele Menschen sagen ja, dass Rituale sehr wichtig und auch effektiv sind. Seitdem ich in München lebe, habe ich dieses Morgenritual, Heizkörper zu entlüften. Natürlich nur in den Heizperioden, aber das kann natürlich bedeuten, dass ich meinem Ritual von September bis Juni fröne. Jeden Morgen also, bevor ich noch irgendetwas anderes tue, grabe ich meinen kleinen Schlüssel aus, der mit anderen Schlüsseln für andere Heizkörpermodelle an einem alten Schuhband baumelt und nachdem die Luft herausgeströmt ist, kann mein Tag beginnen. 25. November 2013 Das Deutsche Jugendwort des Jahres ist Babo und das vom letzten Jahr war YOLO, you only live once. Im englischsprachigen Raum war 2012 eine zur angeblich „kreativsten“ Wortkreationen die der Gateläuse, womit Menschen gemeint sind, die sich in Boradingabsicht um ein Gate am Flughafen scharen. 23. November 2013 Schnell notiert die für mich schönsten Kaffeehäuser dieser Welt (Reihung nur zufällg): 1. Wien - Diglas Wollzeile 2. Wien - Cafe Central 3. Wien - Cafe Sperl 4. Lissabon - Cafe a Brasileira 3. Rio de Janeiro - Confeitaria Colombo 4. New York - Cafe on Broome Street 5. Brüssel - Cafe Metropole 6. Mürzzuschlag - Cafe Wien 7. Budapest - Cafe New York 5 8. Budapest - Cafe Gerbeaud's 9. Helsinki - Cafe Kappeli 10. Amsterdam - Eden America Hotel 16. – 22. November 2013 3D-Druck übt eine gewisse Faszination auf mich aus. Ich habe auf einer Konferenz in Bangkok eine Ausstellung der Ars Electronica gesehen. In einer kurzen Einführung wurde gesagt, dass der heute übliche 3D-Druck noch verschiedene ungewollte Auswirkungen zeitigt, etwa dass man nicht weiss, was tun mit den vielen Kunststoffabfällen, die dabei unvermeidlich produziert werden. Obwohl heute meist Kunststoff verwendet wird, kann man aber auch bereits heute fast jede Substanz, die verflüssigt werden kann, zum Drucken verwenden. Etwa Schokolade. Das hat mich dann doch interessiert. Der Mensch, der die Einführung gegeben hat hat dann gemeint, er könnte etwa ein 3D-Bild seines Gesichts auf einen Schokoladennikolaus drucken. Ich muss ihn wohl ebenso entsetzt angesehen haben wie sein Zahnarzt, der ihn auch schon vor Jahren aufgegeben haben muss. Es hat aber auch andere Dinge gegeben, die ich in Bangkok gelernt habe. Zum Beispiel, dass es neue Arbeitsplätze gibt, nämlich "Zukunftsforscher". Die Stellenbeschreibung eines Zukunftsforschers hat Ähnlichkeiten mit denen der Propheten und Wahrsager, ist aber dann eher noch weniger spezifisch. Und dann habe ich erfahren, dass wenn Hose um die Taille passen sollte, man nur den Hosenbund zu nehmen braucht und ihn locker um den Hals legen muss. Wenn der durch diese Übung genau auf die Hälfte reduzierte Bund genau um den Hals passt, passt die Hose um die Mitte. Wenn man einen dicken Hals bekommt, hat das also anscheinend proportionale Auswirkungen auf die Taille. Mit anderen Worten entspricht anscheinend die Hälfte des jeweiligen Taillenumfanga der jeweiligen Kragenweite. Faszinierende habe ich mir gedacht! Ein ganz anderes Thema: Ich bin gefragt worden, ob ich denn Läuse zu meiner Mahlzeit möchte (do you want lice with your meal?). Ich war schon dabei, abzulehnen, zumal mir nur die Wespenlarven eingefallen sind, die ich einmal auf einem Markt in Laos gesehen hatte. Aber in diesem Fall hat sich das alles als völlig harmlos erwiesen und war nur eine kleine Verständigungsschwierigkeit und hat sich auf Reis bezogen. Ach ja, und dann war dann noch der Göttin Tuptim Schrein auf Grundstück hinter dem Swissotel! Angeblich hat der damalige Besitzer des Grundstücks Nai Lert (1872-1945) den Teil eines Tempels im vorbeifließenden Kanal gefunden und dort aufgestellt, wo heute der Göttin Tuptim Schrein ist, der bei wie folgt beschrieben wird: " Die Ursprünge des Chao Mae Tuptim sind unklar. Es sei daran erinnert, dass er von Nai Lert für den Geist gebaut wurde, der sich im großen Ficusbaum befindet. Ursprünglich wurden hier duftende Kränze aus schneeweißen Jasminblüten, Räucherstäbchen und rosa und weiße Knospen abgelegt. Chao Mae Tuptim hat aber über die Jahre noch eher unkonventionelle Arten von Geschenken bekommen, nämlich kleine und große, stilisierte und realistische Phalli. Im Laufe der Jahre wurden sie zu Tausenden gebracht und heute füllen sie den Platz rund um den Schrein. Seither hat man daraus geschlossen, dass der Schrein der Fruchtbarkeit gewidmet sei. 15. November 2013 Angeblich hat kürzlich ein Rechtschreibprogramm vorgeschlagen, das Wort Topfenstrudelreste in Nylonstrumpfhosen zu korrigieren. Vermutlich wäre der Roman die Strudelhofstiege heute nie geschrieben worden, er hätte nie geschrieben werden können, sondern wäre ein Sumpf aus Strümpfen geworden. 6 12. November 2013 Werte und Leitsätze sind in Mode, sogar auf dem Sackerl der Bäckerei stehen 5 Leitsätze, die sich die Bäckerei gegeben hat und denen sie sich verpflichtet fühlt. 1. Zurück zum Original. 2. Höchste Qualitätsstandards. 3. Wir leben Werte. 4. Echt und ehrlich. 5. Mit ganzem Einsatz. Wer könnte ihnen widersprechen? Ich hätte ob der Zirkeldefinition in Punkt 3 ein paar Vorbehalte und würde gerne wissen wollen, worum es sich beim Original eigentlich gehandelt hat, bevor ich vorbehaltslos dazu zurückwollen wollen würde, aber vielleicht ist das auch nur Haarspalterei meinerseits. 11. November 2013 Montagmorgen, ich bin unterwegs in die heimliche Hauptstadt Deutschlands, zumindest Fluggästen als solche bekannt: Frankfurt. Ich versuche allerdings, Frankfurt per Bahn zu erreichen. Die Idee muss als Ausdruck geistiger Umnachtung gewertet werden, denn wie wir wissen, Zugfahren liegt mir einfach nicht. Es passiert immer etwas. Diesmal war die Ausrede per Durchsage aber durchaus kreativ: Wegen polizeilicher Ermittlungen an einem anderen (!) Zug wird sich unsere Weiterfahrt verzögern. Auf Englisch war das ganze allerdings etwas puristischer: Our line to Würzburg is closed. No supa! 7. November 2013 Legendär, leider nur auf Englisch, die unvermeidliche Frage: Was ist ein Wochenende? 6. November 2013 Im Prinzip bin ich ja kein großer Fan von Twitter, aber die Frage, die mir jemand von @Harlequin 77 retweetet hat - ist das mittlerweile eigentlich ein deutsches Wort, sagt man im Imperfekt dan retweetete oder heißt es generell eher weitergezwitschert? - ist gut: „Darf man eigentlich nach Telefonaten fremder Leute in der S-Bahn Fragen stellen, wenn einem etwas unklar geblieben ist?“ Das gilt im Grunde genommen ja auch in Großraumbüros. 4. November 2013 Was antwortet man auf die Aussage, es sei jemandem ein Schwein auf die Windschutzscheibe gefallen? Ich war jedenfalls borderline entsetzt. War es lebendig? Ein Ferkel oder schon ausgewachsen? Gefroren? Bis ich eher im Kontext draufgekommen bin, dass es sich um einen Stein gehandelt hat… Schweinschlag, hm, Montagmorgen sag ich nur. 1. November 2013 Allerheiligen, ich komme an meinem Lieblingsgrab vorbei, es gehört Alfred Null. Wie geht man durch ein Leben mit diesem Namen? Er ist im 2. Weltkrieg gefallen, aber trotzdem stolze 40 Jahre alt geworden, vierzig Jahre Null. Das Grab gegenüber unserem Familiengrab väterlicherseits verzeichnet zwei Kinder mit demselben Namen, die im selben Jahr geboren und wieder verstorben sind. Das nenne ich Überzeugung oder ist es Einfallslosigkeit, schwer zu sagen. Es würde mich ja interessieren, ob das dritte Kind a) jemals geboren wurde, und falls a) positiv ist dann b) noch am Leben oder c) nur wo anderes begraben ist und falls a) positiv, b) positiv oder, andernfalls a) positiv, b) negativ und gleichzeitig c) positiv sind, dann d) auch wieder denselben Namen hat. 7 24. Oktober 2013 Auf einem Roadtrip entlang der Route 66 bei Nacht: Die etwas düstere Sammlung eines Photographen von Ruinen und leerstehenden Häusern entlang des Highways nach Einbruch der Dunkelheit. 23. Oktober 2013 Ein Puzzlesammler bei „schwer verliebt“: http://vimeo.com/67505508 22. Oktober 2013 Wie man "ja und nein" sagt: Konzeptionell betrachtet unterstützen wir das Konzept, genauso wie wir der Meinung sind, dass man sich genau diese Ziele als Ziel setzen muss, auch wenn wir über das Große und Ganze hinaus Bedenken hinsichtlich die Besonderheiten haben. 21. Oktober 2013 Was für ein Lied, was für ein Tanz! Catgroove von Parov Stelar. 20. Oktober 2013 Aus einem meiner all-time Favorites: Yes, Minister, Die Tagebücher eines Kabinettsministers von der Minister James Hacker, von Jonathan Lynn und Antony Jay bearbeitet: "Humphrey", sagte ich, "werden Sie mir eine klare Antwort auf eine klare Frage geben? "Solange Sie nicht mich bitten, auf grobe, undurchdachte Verallgemeinerungen oder Vereinfachungen wie ein einfaches Ja oder Nein zurückgreifen", sagte er "werde ich mein Möglichstes tun." "Heißt das ja ?" fragte ich. Ein heftiger innerer Kampf schien in ihm zu toben. "Ja", sagte er schließlich. "In Ordnung" sagte ich, "hier ist die klare Frage" Sir Humphrey Gesicht wurde äschern. "Oh", sagte er, "ich dachte, das war es schon." Ich hielt durch. "Humphrey, sind Sie auch der Ansicht, dass dieses Komittee heillos überfrachtet ist und viel zu viele Menschen mitarbeiten? Ja oder nein! Klare Antwort!" Könnte ich diese Frage deutlicher gestellt haben? Ich glaube nicht. Seine Antwort war: "Herr Minister, wenn ich eine klare Antwort geben soll, dann möchte ich sagen, dass, soweit wir das heute absehen können, im Großen und Ganzen, wobei man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann, dass es in Bezug auf den Durchschnitt der Abteilungsgröße letzter Analyse wahrscheinlich richtig ist zu sagen, dass am Ende des Tages, allgemein gesprochen ohne zu streng zu sein, so oder so nicht viel Unterschied besteht. ' Während ich noch überlegte fügte er zweifellos zur Klärung hinzu: "Soweit man das heute in diesem Stadium beurteilen kann." Ich machte einen letzten eher hoffnungslosen Versuch: "Heißt das nun ja oder nein?". "Ja und nein", antwortete er - hilfsbereit. "Angenommen", sagte ich, "ich würde Sie nicht um eine klare Antwort bitten?" "Na dann, Herr Minister", sagte er fröhlich, "dann würde ich auf Zeit spielen!' 9. Oktober 2013 Glückskeks in Rosenheim: Großen Herrn und schönen Frauen soll man wohl dienen, doch wenig trauen. 4. Oktober 2013 8 T-Shirt Aufdruck: „Eine Glatze ist FKK auf höchstem Niveau“ – was ist dann eigentlich barfuß, FKK auf tiefstem Niveau? 3. Oktober 2013 Tag der Deutschen Wiedervereinigung, Feiertag in good old Germany und sonniger Wandertag zur sogenannten Brecherspitze. Selbige war mir bisher nur als schrägste Pension Münchens mit Duschverbot ab 22:00 - für die Zimmer mit Dusche und WC am Gang - bekannt. Ob man nach 22:00 auch nicht mehr aufs WC darf, ist mir entfallen. Beim Wandern ist es ja oft fast wie im richtigen Leben: kaum fühlt man sich trittsicher, verändern sich die äußeren Umstände und gibt etwa der Boden unter den Füßen nach und man sitzt prompt auf dem Allerwertesten. 2. Oktober 2013 Eine der wesentlichen Erkenntnisse auf dieser Kur ist, dass die Bildzeitung tatsächlich eine erkleckliche Anzahl von Lesern hat. 1. Oktober 2013 Nach dem Marsch auf den Wendelstein vergangenen Samstag war die Wanderung zur Tregler Alm bei teils dichtem Nebel heute ja fast ein Spaziergang. Dafür haben wir drei (!) Feuersalamander gesehen, recht dicke Exemplare, aber eigentlich habe ich ja keinen Vergleich, denn ich habe glaube ich noch nie zuvor einen Feuersalamander live und in Farbe gesehen. 25. September 2013 – 30. September 2013 Auf die Schaumbremsung hin bin ich natürlich in eine Grippe gesunken, von der ich mich dann aber, da ja auf Kur, doch wieder recht bald erholt habe. So eine Kur ist schon etwas Wunderbares! Man bekommt seine diversen Behandlungen, turnt, kneipt, geht spazieren, unterhält sich, wandert und hat wirklich Zeit, sich zu erholen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind vielleicht die Rollatorenparkplätze beim Speisesaal und das altersuntypische Puzzlespielen. An den zwei Gemeinschaftspuzzlespielen stehen meist ein bis zwei Menschen mittleren bis höheren Alters und sind ins Spiel vertieft. Allerdings hat die Puzzlefreude eine grobe Einbuße erlitten, nachdem jemand über Nacht ein beinahe fertiggestelltes Bild zerstört hat. Prompt gab es dann auch einen Zettel mit der Frage: Wer war der Zerstörer? Und ein Angebot einer Antwort: Ich wars nicht! unmittelbar daruntergekritzelt. Hmm, jemand bricht den ungeschriebenen Gesellschaftsvertrag und alles liegt im Argen. 24. September 2013 Ach wie die Zeit vergeht! Ich bin zur Kur in Bad Feilnbach angekommen und schwerstens abgebremst worden. Entschleunigung the hard way. Ich war wie bestellt morgens gestellt und dann ist einmal rein gar nichts passiert. Das Zimmer war noch nicht fertig und als es dann fertig war, war ich in 5 Minuten mit dem Auspacken fertig. 10 Minuten samt Auto vor die Haustüre fahren und wieder am Parkplatz abstellen. Von 150%-Streß und Multitasking und dies noch und das noch bin ich in die Schaumbremsung hinein, es fühlt sich alles an wie Watte. Ich habe einen Arzttermin absolviert, mein erstes Buch bereits halb ausgelesen, bin in der Sonne gelegen, habe einen Spaziergang in den Ort gemacht, dort jedes Geschäft begutachtet, die drei Kaffeehäuser und die Kirche gesichtet und bin somit erstmals mit dem ersten Umschauen auch fertig. 22. September 2013 9 Ich bin mir nicht sicher, ob es sich hier um schlechten Geschmack handelt, aber wahrscheinlich muss sich jeder selbst ein Bild machen: H. findet heraus, dass learns Microsoft Nokia gekauft hat… 19. September 2013 Die Kuh macht Muh und der Fuchs macht??? 17. September 2013 Ich bin in letzter Zeit viel unterwegs gewesen, unter anderem mit zwei Billigairlines. Die eine wirbt – nicht besonders vertrauenserweckend wie ich meine - mit dem Slogan "I believe I can fly". Die andere wiederum hat das Lied "Upside down" auf Dauerschleife vor dem Abflug, hat dann aber doch davon Abstand genommen, das Flugzeug überzudrehen. 16. September 2013 Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich nicht gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahre? Auf einer langen Fahrt heute habe ich - unfreiwillig, da einfach zu nahe - dem wohl langweiligsten Gespräch des Jahrhunderts gelauscht. Zwei Verkäufer, die scheint in derselben Boutique am Flughafen arbeiten, haben sich über das ihrer Meinung nach hässlichste braune Kleid aller Zeiten unterhalten, das sie in die Auslage hängen mussten und per Order des Boutiquenbesitzers nicht verkaufen dürfen (!). Insofern besteht die Krise zusammengefasst nun darin, dass beide mit dem Anblick des hässlichen braunen Kleides auf Dauer konfrontiert sind. Weiters gibt es ein leeres Regal im Geschäft, dessen Sinn und tiefere Bedeutung weitere 15 Minuten in Anspruch genommen hat… 15. September 2013 Eben habe ich folgendes Zitat gelesen: “Wenn man tot ist, weiß man nicht, dass man tot ist, schwierig ist das alles nur für die anderen. Vergleichbar ist, wenn man dumm ist.” 10. – 12. September 2013 Brüssel. Ich war zu einer Buchpräsentation eingeladen. Einer der Festredner hat gesagt, er fände es mutig, gerade jetzt ein Buch zum nämlichen Thema zu veröffentlichen, allerdings nicht mutig im Sinne von Yes, Minister (i.e. halsbrecherisch). Im Yes, MinisterSinn kann sich der Autor nur glücklich schätzen, dass niemand sein Werk als „originell“, „einfallsreich“ oder gar „neuartig“ bezeichnet hat. 9. September 2013 Habe mir anscheinend ein paar sehr vorwitzige Darmbakterien aus Usbekistan mitgebracht und so stimmt der alte Spruch halt immer noch: Im Wein liegt die Wahrheit, im Bier die Freiheit und im Wasser die Bakterien. 8. September 2013 Retour aus Usbekistan paddle ich gedankenversunken mit einem SUP-Board über einen kleinen See. 6. auf 7. September 2013 Nur noch ein kurzer Stopover in Taschkent für eine Nacht und dann geht es retour ins Abendland. Die süßen Melonen werden mir fehlen, die Taptschans, diese Sitzbetten, an denen man essen, liegen und auch sonst in allen Lebenslagen ausharren kann, das Türkis und Blau und Grün der Fliesen. 10 6. September 2013 Der Reiseleiter sorgt kurz vor der Abreise noch einmal für Heiterkeit, indem er ein Plastiksackerl mit zwei gebrauchten Damenunterhosen schwenkt und nach der Besitzerin fahndet. Der Busfahrer spielt auf einmal alle Farben von rosa bis dunkelrot und bekennt sich mit einer es-möge-sich-ein-Loch-im-Boden-auftun-und-michverschlucken-Geste zum Plastiksackerl und dessen Inhalt. 5. September 2013 Der große Stromausfall in Samarkand hat nun 26h gedauert. In der Zwischenzeit waren wir unterwegs zu einem Museum, vor dem wir uns mit einem Archäologen treffen wollten, den wir ein paar Tage zuvor in Buchara kennengelernt hatten. Erst waren wir mit einem telefonierenden Taxifahrer unterwegs, der grundsätzlich bei Rot über die Kreuzungen und dann beharrlich in die unserem Ziel entgegengesetzte Richtung gefahren ist. Nachdem wir dann geschlossen an einer Kreuzung einfach aus- und in ein Privattaxi umgestiegen sind, das uns partout zu einer anderen Sehenswürdigkeit und nicht zum unserem angepeilten Museum fahren wollte, sind wir dann doch noch kurz nach dem vereinbarten Zeitpunkt dort gewesen. Wir haben uns auf eine Bank vor dem Museum niedergelassen und dem Museumspersonal erklärt, dass wir nur mit einem hochdekorierten Archäologen, der nun demnächst kommen würde, in die Ausstellung wollen. Eine Dreiviertelstunde später waren wir – immer noch wie die vier Grazien im Schatten vor dem Museum sitzend – dann doch etwas kleinlauter und sind durch das stromlose und finstere Museum. Später hat sich dann herausgestellt, dass der Archäologe (irgendwie passenderweise) in ein Loch gefallen ist, sich den Fuß gebrochen hat und uns krankenhausaufenthaltsbedingt hat versetzen müssen. 4. September 2013 Samarkand – eine der ältesten Städte der Welt und allein der Klang dieses Wortes lässt einen schon schwelgen. Samarkand ist wie Buchara eine Ansammlung historischer Gebäude inmitten einer recht modernen, weitläufigen Stadt. Und auch hier ist die Architektur wieder ganz anders als noch in Buchara und Chiwa. Der Registanplatz ist monumental, mit Moschen und Medresen und weiter draußen, in der Nähe der ursprünglichen Stadt Samarkand, kann man Überreste des riesigen Sextanten sehen, mit dem Ulugh Beg anstelle eines Teleskops den Sternenhimmel vermessen und Sterne katalogisiert hat. In einem der vielen Souvenirläden sticht mir ein altes, riesiges türkises Fliesenornament ins Auge. Es steht zum Verkauf, seine Herkunft wirkt zweifelhaft, es ist wunderschön. Die Regeln in Usbekistan sind streng und natürlich darf nichts Antikes ausgeführt werden. Ich erkundige mich trotzdem nach dem Preis. Der Händler wittert Geschäft und meint, ganz die Flexibilität selbst, wenn mir das Ding zu schwer wäre, würde er auch gerne einen Teil davon abschneiden und mir ein kleineres Fragment davon verkaufen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich den Mann mit der zarten Fliese und einer Flex vor mir… 3. September 2013 Von der Wüste aus sind wir in ein Dorf gefahren, nach Sentab und verbringen einen Tag in einem sogenannten „Home Stay“. Erst hat das Dorf wie ein paar Häuser in einer kargen, steinigen Gegend gewirkt, aber siehe da, hinter den hohen Mauern tut sich eine Oase auf. Ein riesiger Garten voller Walnussbäume, ein steinernes Pool, eine Mischung aus Teich und Schwimmbad, ein Gebäude daneben für die Siesta. Dort liegt ein Teppich 11 im Bucharamuster aus und samtbezogene Matten und Kissen, um sich feudal niederzulassen. Am Vormittag ist aus der Reisegesellschaft auf einmal eine Brigade Ehrengäste bei einer Hochzeit geworden. Man feiert in dem Dorf die Hochzeiten von 9h morgens, gegen 13h ist das Fest dann aber auch wieder vorbei. Als wir kurz nach 11h dazustoßen, liegen unter dem uns zugewiesenen Tisch schon fünf leere Vodkaflaschen. Ein beflissener Hochzeitsgast im knallgrünen T-Shirt bemüht sich um zwei Damen aus unserer Runde. Ich nehme all das nur im Augenwinkel wahr und bemerke auf einmal, wie etwas Grünes aus dem Augenwinkel kippt. Der Beflissene sinkt langsam mit seinem Stuhl nach hinten, sinkt selbst dabei vom Stuhl und fällt ein paar Meter den Hügel hinunter, an dessen Kuppe unser Tisch steht. Er rappelt sich aber gleich wieder auf und prostet uns zu, als sei nichts geschehen. Am Nachmittag geht es zu einer Wanderung, vorbei am Grab der Frau, die den Teig im 16. Jahrhundert nach Sentab gebracht hat. Erst seit damals gibt es Brot und ähnliches im Dorf. 2. September 2013 Von Buchara aus geht es in die Wüste und dort in ein Jurtencamp. Mir ist etwas mulmig, anscheinend ist der allgegenwärtige Durchfall. Die Nacht in der Wüste ist einfach atemberaubend! Ich habe noch nie so viele Sterne gesehen, nicht einmal in der Bay of Islands in Neuseeland. Die Milchstraße war nicht nur grandios sichtbar, sondern auch zum Greifen nahe. Manch Mitreisende haben sogar Sternschnuppen gesehen, ich leider nicht. 1. September 2013 Immer noch Buchara. Die Kuppeln und türkisen Fliesen sind einfach atemberaubend. Und wo Chiwa so gewirkt hat, als wäre es ein Freilichtmuseum mit der Stimmung von Pompei kurz vor dem Vulkanausbruch, einer Phantasie aus eintausend und zwei Nächten, wo man Scheherezade an jeder Ecke vermutet hätte und in der Stille einen Steinmeißler, da ist Buchara eher eine Mischung aus Alt und Neu. 31. August 2013 In Buchara gibt es einen Vergnügungspark, der beinahe museal anmutet. Am Eingang werden kleine 1-2 Jahre alte Kinder in kleine Autos gesetzt und dann per Fernsteuerung (!) über den großen, asphaltierten Platz gelenkt. Die Eltern bewegen sich dabei nicht vom Fleck. Das Riesenrad bewegt sich gemächlich und wirkt alles andere als vertrauenserweckend. Wie schon in Chiwa sind auch hier die allermeisten Gebäude perfekt renoviert. Nur zwei Medresen am Rande der Altstadt sind noch etwas baufällig und in einer kann man durch die zerfallenen Zimmerchen und über abenteuerliche enge Wendeltreppen bis aufs Dach hinaufsteigen. 30. August 2013 Weiterfahrt von Chiwa nach Buchara. Die Melone wird zur allgemeinen Erheiterung angeschnitten und ist zur allseitigen Verwunderung nicht nur eine Zuckermelone sondern auch die allersüßeste Melone aller Zeiten, geschmacklich die beste Melone die alle jeh gegessen haben und – am überraschendsten – reicht aus, damit 10 Leute probieren können. 29. August 2013 Der Markt außerhalb der inneren Stadtmauer von Chiwa ist schon fast am Zusperren, als wir ihn besuchen. Am Eingang finden sich die Schwarzgeldhändler ein, die 12 taschenweise Bargeld mit sich führen (100 Euro werden dort in 340.000 Sum gewechselt) und ein eigener, recht weitläufiger Teil ist den Melonenhändlern vorbehalten. Wir bekommen – aus nicht näher ersichtlichem Grund – die allerkleinste Wassermelone aller Zeiten geschenkt. Neben dieser Melone ist ein Straußenei im Größenvergleich riesig. Man mag sich gar nicht mehr unters Volk mischen mit dieser kleinen Melone, eigentlich muss man sich damit Genieren. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass schon in der Antike die usbekischen Melonen weit über die Grenzen bekannt waren und man teilweise 1:1 eine Melone gegen einen Sklaven gehandelt hat. Für unsere Minimelone würden wir nicht einmal einen kleinen Sklaven bekommen, ja nicht einmal einen Minisklaven als Minijobber auf Timesharingbasis. Die anderen Obsthändler lächeln uns milde zu. In der 1000 Jahre alten Moschee fragt mich jemand, was wir dafür wohl bezahlt hätten, ich sage, die Melone wäre „free“ also kostenlos gewesen, die Dame versteht „three“ und erleidet einen massiven Schock, dass wir 3.000 Sum für eine so mickrige Melone bezahlt hätten. 28. August 2013 Flug nach Urgentsch (der Pilot hat das Fenster offen und nimmt zur allgemeinen Erheiterung noch einen Schluck aus einer Vodkaflasche), Fahrt nach Chiwa, Besichtigung der Wüstenfestung Ayaz-Kala. Nach dem Abendessen in Chiwa stellen wir fest, dass es weder auf dem Hotelzimmer noch in der Hotelbar Wasser gibt. Wir wandern zurück an die Hauptstraße, es gibt kein Geschäft, kein offenes Lokal. Jemand bedeutet mir, an eine Türe zu klopfen. Dort steht nur jemand in der Unterhose und wäscht sich mit etwa zwei Litern Wasser in einem kleinen Behälter vor sich. Es war die falsche Türe und um die Ecke öffnet sich dann der Hintereingang des Restaurants, von wo die etwas verdutzte Kellnerin sagt, sie könne nicht so einfach Wasser verkaufen, sie müsse schon erst den Vater und Eigentümer des Restaurants fragen. Sie kommt also aus dem sehr geräumigen Haus, geht mit uns durch den Garten und klopft nein, wackelt an der Jurte, die dort steht und anscheinend dem Vater vorbehalten ist. Eine halbe Stunde zuvor ist mir ebendiese Jurte auch schon aufgefallen, allerdings ob der Fernsehantenne und dem laufenden Fernseher drinnen. Mittlerweile schnarcht der ehemalige Fernseher natürlich und so wird aus dem Wasser leider nichts mehr. 27. August 2013 Taschkent ist so ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe. Weitläufig, sehr, sehr gepflegt, ex-sozialistische Palastarchitektur, überbordende Parkanlagen, riesige repräsentative Monumentalbauten, Tore, Springbrunnenanlagen, mächtige Skulpturen, prächtige Blumenrabatte. Der Chorsu-Markt war auch sehr interessant, fliegende Händler haben dort ihre Waren auf alten Kinderwägen platziert, Äpfel sind aus Japan importiert und zeigen absichtlich eingewachsene Symbole, Saschlikspieße werden an jeder Ecke gebraten und dann gibt es natürlich auch überall Tee. 26. August 2013 Weiterreise nach Usbekistan. Am Gate kommt ein junger Mann auf uns zu und steigt grußlos mit den Worten „… na dann hoffen wir einmal, dass die islamische Welt nicht in den nächsten 14 Tagen untergeht. Sie sind doch auch unterwegs nach Usbekistan?“ ins Gespräch ein. No na, am Gate. Kaum aus München weg wieder ein Verrückter denke ich mir, das kann ja heiter werden. Ich schaue ihn etwas mitleidig an. Erst dann fällt mein Blick auf das Buch meiner Reisebegleitung, Hamed Abdel-Samad: Der Untergang der islamischen Welt. 13 25. August 2013 Ausflug nach Jürmala, ein Bad an der lettischen Ostseeküste. Was auffällt, sind viele dicke Vögel, manche außerordentlich zerrupft, andere nur schräg. Manche telefonieren im Wasser, andere ziehen erst auf den letzten Metern im dann doch nicht mehr so harten Sand hochhackigen Schuhe mit den Bleistiftabsätzen aus, um sie dann in de Kamera der Begleitung zu halten. Ob der Fokus auf den Schuhen oder dem jeweiligen platinblond umrahmten Gesicht liegt, ist oft schwer auszumachen. Am Strand sind Hunde und Rauchen verboten. Ansonsten ist die Küste weitläufig, eher unspektakulär und unterscheidet sich von Jürmala vor zehn Jahren vor allem durch die Abwesenheit des Nachsaisongefühls und der erklecklichen Anzahl von neuen, beeindruckenden Gebäuden, die die sozialistischen Ferienheime abgelöst haben. Aber immer noch gibt es die Bernsteinhändler und ihre Stände auf der Hauptstraße von Maiori. Und dann ist da natürlich dieses besondere Licht, alles ist klar, die fernsten Dinge sind zum Angreifen nahe, schon kurz nach Mittag gibt es lange Schatten und Spiegelungen wie sonst nur zu Sonnenuntergangszeiten. 24. August 2013 Ich sitze auf einer Terrasse in einem sehr netten Lokal in Riga und starre auf ein Goldfischglas. Ist es wirklich so, dass der Goldfisch auf halbem Weg durchs Glas bereits vergessen hat, dass er die ewig gleichen Runden zieht? Wahrscheinlich scheint es. Und das nicht nur bei Goldfischen. Solche Menschen kenne ich auch, die nach einer halben Runde schon vergessen haben, wo sie gestartet sind. Meist sind die aber weniger hübsch anzusehen als Goldfische. 23. August 2013 Urlaub! Heute bin ich nach Riga geflogen, wo ich zuletzt vor 10 Jahren war. Es hat sich einiges verändert. Damals hat es kaum Restaurants gegeben und jetzt ist das eine vibrierende und dennoch unprätentiöse Stadt, an jeder Ecke eine Bar, ein Restaurant, überall Livemusik. Musik scheint hier überhaupt eine besondere Bedeutung zu haben. Ich habe das damals nicht mitbekommen, aber es hat eine singende Revolution im Baltikum gegeben. Ein Lokal, das ich gerne gesehen hätte, hat leider schon wieder geschlossen, es hat Ginger&Fred geheißen und war der Musik der 30-er Jahre gewidmet. Überall gibt es Blumen zu kaufen, sogar noch um Mitternacht haben noch Stände offen, einer bietet perfektere, schönere, größere Rosen, Sonnenblumen und Dahlien an als der andere. Der berühmte Markt mit den fünf riesigen, flugzeughangarähnlichen Markthallen ist noch so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. In einer Halle gibt es Fleisch, in einer Fisch, in der nächsten Obst und Gemüse, dann Brot und schließlich Käse und Milch. Vor allem die Milchhalle hat es mir angetan; Rahm wird dort noch in Emailgefäßen wie zu Großmutters Zeiten angeboten. Und es gibt auch noch die alten Frauen, die Plastiksackerln verkaufen. 19. August 2013 Gestern bin ich endlich dazugekommen, DIE neue Sportart auszuprobieren und es war einfach großartig! Sie heißt Stand-Up Paddling. Heute habe ich einem Freund davon erzählt, der wiederum eine Familie kennt, die just an dem See ein Seegrundstück besessen hat, an dem ich das Stehendpaddeln ausprobiert habe. Der Großvater war allerdings Bauer und hat seinerzeit beschlossen, das Seegrundstück gegen ein anderes, höhergelegenes zu tauschen. Der Grud dafür war, dass er seine Kühe nicht regelmäßig 14 aus dem Wasser ziehen wollte. Die Familie bedauert das heute noch, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Die Preise dort steigen bestöndig und heute göbe es wohl einen von einem Butler servierte Cocktails dort statt versunkener Kühe... Aber andererseits mag ich das Bild des Kühe-vor-dem-Ertrinken-Rettens. Heute bröchte man nur ein paar Standup Paddling (SUP) Boards für die Kühe. Stellt man eine Kuh auf ein SUP, würde sie mehr oder weniger wie Jesus auf dem Wasser gehen. Oder eben wie ein moderner Jesus mit Spazierstock, vulgo Paddel. 14. August 2013 Hoffnungsvoll reisen ist besser als ankommen - Robert Louis Stevenson 13. August 2013 Ich mag ja zu einer gewissen Melancholie neigen was die Vergänglichkeit der Dinge betrifft, aber heute habe ich beinahe meinen Augen nicht getraut. Der Kulturstrand an der Corneliusbrücke unweit meiner Wohnung ist gerade abgerissen worden. Erst vergangenen Montag war ich (erstmals) dort und habe mich seit über einem Jahr ebenfalls erstmals - wieder wie ich selbst gefühlt. 12. August 2013 Die Webseite meiner Freundin Margit Kuchler-D’Aiello hier! 10-11 August 2013 Two different experiences entirely: being in a photography workshop one day and in a canoe paddling down the Isar river the other day. 9. August 2013 Immer wieder stellen wir fest, dass anderen Menschen sich nicht an das Drehbuch halten, das wir für sie geschrieben haben. - Frank Berzbach 8. August 2013 Josef Hader zum Thema "komisch tragisch : tragisch komisch" an der Uni Graz. 7. August 2013 Ich habe Marillenmarmelade gekocht und die Gesellschaft dabei vermisst. 6. August 2013 Es hat sicher 35 Grad draußen, ich sitze im Büro und bin vermummt. Es zieht kalt von oben und unten. Ich trage einen, heute zwei Pullover, eine fleecegefütterte Softshelljacke und ein Halstuch, heute als Kopftuch. Ich habe Angst, an der Tastatur festzufrieren. Die meisten lachen, verstehen nicht, wie man die Klimaanlage nicht gut finden kann, manche sagen, ich würde ob der Kopfbedeckung wie eine Nomadin wirken. 5. August 2013 Fast wie im richtigen Leben – einfach auf den roten Knopf drücken und das Drama steigern! 4. August 2013 Vor kurzem habe ich mit einem Freund über zweite Vornamen gesprochen. Leider habe ich ja weder einen zweiten, noch einen dritten Vornamen, hätte aber irgendwie gerne einen, zumindest einen. Im Scherz (oder aus Mitleid?) habe ich dann den zweiten Vornamen besagten Freundes zur Mitverwendung angeboten bekommen. John, was 15 mich zu MJ (gesprochen dann wohl Em-Tschai) machen würde. MJ Brandl, oder, wie immer, wenn es ums Verdrehen meines Namens geht, vorzugsweise natürlich MJ Brando. 3. August 2013 Was für „aufbauende“ Worte man doch manchmal im Kollegenkreis in den EMailadressteilen liest: Wiederum habe ich unter der Sonne beobachtet: Nicht den Schnellen gehört im Wettlauf der Sieg, / nicht den Tapferen der Sieg im Kampf, / auch nicht den Gebildeten die Nahrung, / auch nicht den Klugen der Reichtum, / auch nicht den Könnern der Beifall, / sondern jeden treffen Zufall und Zeit. – Kohelet 9, 11. Erhaltener Kommentar: Jetzt zitierst Du sogar schon die Bibel - und dann noch schwere, unbekannnnnte Stellen aus dem Alten Testament. - Kompliment! Da musste sogar unser "Katechet im Nebenamt" ein bisschen nachblättern, war aber sehr interessant und dann stand noch ein Wort drin, wie für Dich gemacht: "Lieber ein lebendiger Hund als ein toter Löwe“... - oder wär's Dir andersrum doch lieber? Antwort: Kohelet 9, 4: 3Für jeden Lebenden gibt es noch Zuversicht. Denn: Ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe.“ Na ja, wenn ich es mir aussuchen könnt würde ich an den Hunden nicht länger festhalten... 1. August 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Meine Lieblingssommerdrink dieses Jahr ist Gin & Tonic mit deutschem Monkey 47 Gin, Gurkenstreifen und einem Hauch Pfeffer. Das hat mich dann aber doch auch nachdenklich gestimmt. Passen Getränke und Mode zusammen? Ein Gin&Tonic oder sogar ein Wodka-Martini impliziert eine gewisse Förmlichkeit und daher eher ein Businesskostüm mit entsprechenden Schuhen. Demgegenüber stehen ein Gin Fizz oder ein Pimms eher in einer Linie mit einem leichten, fließenden Sommerkleid, vielleicht aus Chiffon oder Seide, kombiniert mit Keilabsätzen. Der trendige Moet & Chandon Ice mit Orangenschalen schreit direkt nach einem weißen fließenden Kleid mit orangen Schuhen und entsprechender Handtasche und natürlich einer großen schwarzen Sonnenbrille. Beim Lesen Cosmopolitan Magazins muss man natürlich den entsprechenden Cocktail (Wodka, Triple Sec und Cranberry & Limettensaft) trinken. Aber was passt zu einem Tequila Sunrise oder einem Manhattan? Oder umgekehrt zu einem Mini-Rock? Die Gedanken der Leser sind hier natürlich willkommen! Und was ist der beste C-Level-Power Drink für Frauen, wenn man davon ausgeht, dass es für Männer Whisky ist? Meine Präferenz ist ja an sich ganzjährig Cointreau mit Eis, aber ich spreche hier natürlich als PA! 25. Juli 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Ich liebe es, einkaufen zu gehen! Das muss ein sehr weibliches Gen sein! Und ich muss sagn, dass ich sowohl die High-Street, als auch die Designer Outlet-Shoppingerfahrung mag, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. In einer Großstadt etwa zu Dior zu gehen ist fast eine religiöse Erfahrung: Eine Welle der Hingabe überkommt mich und nach vielen Stunden stehe ich da mit einem ziemlich unpraktischen Kleid, meist nicht unbedingt dazu passenden Schuhen und ohne eine Pfennig in der Tasche. Ein Designer-Outlet ist da eher die kalte, atheistischen Logik: es gibt hier viel und oft sehr günstige Kleidung, und man entwickelt eine Strategie, so viel wie möglich (oft etwa mehrere Röcke die sich dann auch noch ähnlen...) so schnell wie möglich kaufen und dann schnell wieder nach Hause zu fahren! 16 24. Juli 2013 Abgeschiedenheit und Privatssphäre in der Öffentlichkeit gibt es nicht. Kurze Mittagspause im Park. Hund eins erschreckt mich zu Tode und begegnet mir definitiv nicht auf Augenhöhe sondern wie üblich weit darüber (ich liege lesend, der Hund beugt sich über mich und schaut gefährlich). Hund Nummer zwei hinkt auf mich zu mittlerweile sitze ich und kann mich nicht mehr 100%-ig auf meine Lektüre konzentrieren. Hund Nummer zwei ist semmelfarben, oder bessergesagt hat die Farbe von in Milch eingeweichten Semmeln, hinkt, hat diverse eitrige Stellen an den Gelenken und versucht mit einem lederhäutigen Alten Schritt zu halten. Der Lederhäutige steckt in einem etwas abgetragenen dunkelgrauen Slip und will mein Handy. Ich deute auf den Hund. Er sagt, der tue nichts, ich solle ihm mein Handy leihen, er müsse wegen einer Wohnungszeitungsannonce wo anrufen. Es steht Hund gegen Handy. Gott, bin ich leicht zu bestechen. Dem Hund wurde ein Platz im Respektsabstand angewiesen. Ob diese Wohnung einen Balkon hätte? 21. Juli 2013 Ich brauche einen Balkon. Warum? In aller Kürze: wegen Hunden, Exhibitionisten und sonstigen Verrückten. Wo soll ich anfangen? Es ist Sommer und wirklich heiß. Ohne Balkon ist man gezwungen, nach draußen zu gehen. Und egal, wohin man sich begibt, Hunde sind nie weit. München scheint ein Paradies für Hunde zu sein und Leinen sind definitiv nicht en vogue. Nachdem ich nach und nach fünf Hunde von meiner Decke verscheucht habe, nähert sich ein Italiener und fragt, ob er sich auch auf dieser Wiese sonnen könne. Etwas verdutzt nicke ich. Zwei Minuten später steht er wiedr vor mir und fragt, ob er hier nackt baden dürfe. Das scheint so eine Münchner Sache zu sein, überall trifft man auf Nacktbadende, an der Isar, in den Parks. Also sagte ich, ich wüßte es nicht genau, würde aber denken, es wäre nicht verboten. Der Italiener zieht sich also aus und steht zwei Minuten später wieder vor mir, drückt mir eine Kamera in die Hand und bittet mich, ihn zu fotografieren. Es gibt keine Privatsphäre im öffentlichen Raum... Ein wenig später sitze ich lesend auf einer Bank. Auf der Bank neben mir spricht jemand sehr laut in sein Telefon. Erst als ich laut und wüst beschimpft werde bemerkte ich, dass hier gar kein Telefon im Spiel war. Ich brauche einen Balkon. Dringend! 19. Juli 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Es ist viel zu heiß. Aber der Modekalender wartet nicht! Die Herbst- und Winterkollektionen kommen mit Siebenmeilenstiefeln auf uns zu. Würfelmuster und florale Motive auf Mänteln scheinen wieder da zu sein, zusammen mit klobigen Schuhen. Handschuhe feiern eine willkommene Rückkehr. Es sieht fast so aus, als wäre meine Garderobe von 1998 wieder 'en vogue'! 17. Juli 2013 Der neueste Trend was Kindergartenausflüge in München betriftt scheint zu sein, die Kindergartenkinder in orange oder gelbe Warnwesten zu stecken. Und so finden sich in der oft schon mogentlichen Hitze von bis zu 5 Erwachsenen begleitete kleine und mittlere Grüppchen, die aussehen, als wären sie Nachwuchskräfte der örtlichen Straßenmeisterei. 11. Juli 2013 Oberfläche ist eine Illusion, aber auch Tiefe. David Hockney 10. Juli 2013 17 Zurück aus Italien stehe ich in der Firmengarage und habe keinen Ausweis mit, um ins Gebäude zu kommen. Ich schließe mich einem Kollegen an, murmle entschuldigend, dass ich keinen Ausweis hätte. Er schaut mich zweifelnd an und fragt: Heißen Sie zufällig Snowden? Ich antworte, das sei so geheim, dass ich die Frage leider nicht beantworten könne. 9. Juli 2013 Auf dem Weg zurück aus Italien pfeift es und das Auto tut kund, eine neue Scheinwerferlampe zu wollen. Anderthalb Stunden später war ich bestens über die Lebensgeschicte von Ossi, dem Tankwart, informiert, der in der Zwischenzeit blutende Stellen an den Händen und das Auto beinahe zerstört hatte. Er hat mir dann noch zwei Trümmer überreicht, die ihm beim Wiedereinbau als überflüssig erschiebnen und somit übrig geblieben sind. Bei der Werkstatt, zu der er mich geschickt hat, war ich natürlich auch der Meinung des Mechanikers, dass man solche Dinge nur dann anfangen sollte, wenn man sich wirklich auskennt. 50 Minuten später war dann die Birne und die Teile, die sie spannen und dort halten, wo sie sein soll, auch wieder eingebaut. 4. Juli 2013 Bemerkenswerte Zitate: Auch wenn man die besten Absichten unterstellt wäre es doch überraschend, wenn sie jetzt Dinge vorschlagen würden, gegen die sie noch vor einem Jahr vehement ausgesprochen haben. 3. Juli 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolunme: Escada enttäuscht nie - eine zeitlose Marke. Der Sportkollektion dieses Sommers zeigt kurze und lange fließende Kleider und zitronen-, pfirsich-, limetten- und rosafarbene Rüschenröcke: sehr hübsch und wunderbar geschnitten! Die Duftkollektion ergänzt die Kleider ganz wunderbar. Eine bessere Selbstdarstellung geht nicht. Dies verheißt auch Gutes für die Herbst-und Winterkollektion. Hoffentlich sind die Anzüge und Mäntel in dunkleren Farben gehalten, vielleicht dunkelgrau, purpurn oder in verbranntem orange. Und vielleicht ist diese Kollektion dann enger und strenger geschnitten und hat Saumschlitze an den Seiten. Und dann wünsche ich mir längere Schöße an den Jacken zurück, eine Art Fischschwanzallegorie, was auch ideal zum Parfum Marine Groove passen würde! Meinem eigenen Outfit würde ich dann noch Netzstrümpfe und meergrünen Nagellack hinzufügen. 26. Juni - 2. Juli 2013 Ich war irgendwie sehr viel unterwegs in letzter Zeit, Brüssel, Bruck, Berlin, natürlich München und bald Italien! 23. Juni 2013 „Ich glaube dass die Potentiale der Volksverblödung grenzenlos sind.“ Bernhard Heinzlmaier, Jugendkulturforscher 21. Juni 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Pünktlichkeit. Wichtige Aufgaben zu spät zu erledigen kann schwerwiegende Folgen haben, vor allem wenn man es mit einer anspruchsvollen Chefin zu tun hat. Und was ist die Antwort? Investieren Sie in eine gute zuverlässige Uhr! Achten Sie darauf, ein Modell zu wählen, das elegant (wie etwa eine Schweizer Rado) und gleichzeitig zeitlosen ist. Eine Uhr, die zu den meisten Outfits passt. Aber Vorsicht! Die Zeit kann wie im Fluge vergehen, während Sie ihre schöne Uhr 18 bewunderen und die anspruchsvollen Aufgaben stapeln sich währenddessen. Es ist eigentlich schade, dass uns Einsteins Relativitätstheorie so wenig dabei helfen konnte, die Zeit im Büro auszudehnen. Ich muss zugeben, dass das Raum-Zeit-Kontinuum für mich ein Buch mit sieben Siegeln geblieben ist, aber meine Uhr demonstriert die Relativitätstheorie Tag für Tag: Die Zeit vergeht deutlich langsamer, wenn ich Dinge sortieren oder Korrespondenz zu erledigen habe, als wenn ich vor mich hindöse oder die italienische Vogue lese. Und was sage ich Ihnen, mein Jahresurlaub scheint regelmäßig mit Lichtgeschwindigkeit in einem schwarzen Loch zu verschwinden! Erhaltener Kommentar: Was würde PA Charlotte zu diesem Modeaccessoir sagen? Ich habe mir schon gedacht, dass PA Charlotte das nicht gerade auf die leichte Schulter nehmen würde, aber offensichtlich ist sie schier entsetzt. Sie schreibt, man solle diese Art Strümpfe im Großen verbrennen. http://www.breitbart.com/InstaBlog/2013/06/18/Anti-Pervert-Hairy-Leggings-Catch-FireAmong-Chinese-Girls 18. Juni 2013 „Zu viel der täglichen Arbeit besteht darin, irrelevante Informationen über unbedeutende Themen an desinteressierte Menschen zu verteilen.“ – Zitiert nach Yes, Minister. 17. Juni 2013 Ich habe mein Fahrrad auf einem für Motorräder vorgesehenen Parkplatz abgestellt und prompt einen Strafzettel bekommen, der mich auffordert zur Kenntnis zu nehmen, dass „ich kein Motorrad sei“! 14. Juni 2013 Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: Es gibt Vor-und Nachteile, wobei aber in beiden Fällen große Unsicherheiten bestehen bleiben. Ein ebenfalls bemerkenswertes Zitat: Unter Druck ist Untätigkeit wesentlich wahrscheinlicher als jegliche Aktivität. 12. Juni 2013 Es ist immer wieder bemerkenswert, wenn man Menschen sagen hört, dass das, was sie eben zum Ausdruck bringen, ihre gegenwärtige, keinesfalls aber ihre endgültige Position sei. 9. Juni 2013 Viel öfter als man denkt sind Menschen genau so, wie sie zu sein scheinen. – Malcolm Forbes. 8. Juni 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Sollte das Trägerkleid ein wohlverdientes Comeback feiern? Ursprünglich war es einfärbig, es war praktisch und wurde oft von Lehrern, Sekretärinnen oder Verkäuferinnen getragen. Aber hellere Farben, kürzere Längen oder aber ganz lange Rocksäume, kombiniert mit einer schönen Schluppenbluse könnten es in einen neuen, moderneren Kontext setzen. Warum beschäftigen sich unsere brillanten jungen Designer nicht damit? Vielleicht hängt zu viel Nostalgie und schöne Erinnerungen an diesem Kleidungsstück. Meine eigenen Erfahrungen mit einem Trägerkleid der alten Sorte waren eher durchwachsen, die Kollegen haben mich ausgelachtund gefragt,ob ich mich am Weg in den Kindegarten 19 verlaufen hätte. Und dann die eigenartigen Aufzugsmädcehn in japanischen Kaufhäusern mit ihren schrillen Stimmen und kurzen rosa Trägerkleidern und wahnwitzig kleinen Hütchen… 7. Juni 2013 Manchmal denke ich, wahrer Luxus ist etwas sehr Einfaches, nämlich, die Muße zu haben, sich nur einer einzigen Sache widmen zu können anstatt zwei Telefonkonferenzen parallel zu führen und daneben noch 10 E-Mails und 1000 andere Dinge gleichzeitig zu machen. 6. Juni 2013 Am 29. Mai 2013 wurde das deutsche Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz aufgehoben und somit verschwindet vermutlich eines der längsten deutschen Wörter aus dem Sprachgebrauch. 5. Juni 2013 So schön können die Einzelteile von Gebrauchsgegenständen sein. Man fragt sich wirklich, ob das Aristoteles mit seiner Ansicht, das Ganze sei mehr als die Summe seiner Teile Recht gehabt hat. Unter Umständen hätte er diese Aussage ein wneig abgeschwächt, wenn er diese Bilder gesehen hätte. http://www.toddmclellan.com/thingscomeapart 31. Mai 2013 "Bitte schicken Sie mir keinen Text, nur Stichpunkte!" Nichts einfacher als das: • • • 28. Mai 2013 Was ist nur aus dieser Welt geworden? Folgendes wird derzeit als große Idee ausgegeben: “Versuchen Sie, täglich mindestens einen Tweet zu re-tweeten.“ Und – als weitere Aufforderung zum produktiven Handeln: „Sie können wichtige hausinterne Nachrichten auch vielfach wiederholen, etwa zu verschiedenen Tageszeiten!“ 27. Mai 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Es ist an der Zeit, ein Vorhersage zum Thema Mode zu treffen! Genau wie in Wirtschaft und Kultur wird man auch in der Mode in den Osten schauen. Nehmen Sie beispielsweise nur den körperbetonten, in bunter Seide gehaltenen chinesischen Cheongsam oder Qipao, bekannt geworden durch die Shanghaier Schauspielerin Suzy Wong in den 1950er Jahren. Sie können ihn im Büro knielang und in schlichteren Farben tragen und abends dann knöchellang und in schillernden Farben. Und: Er schmeichelt jeder Figur. Probieren Sie es einfach aus! 26. Mai 2013 Von einem Artikel, den ich kürzlich online gelesen habe: “Fünf Frösche sitzen auf einem Holzklotz. Vier beschließen, hinunterzuspringen. Wie viele bleiben übrig? Fünf, weil entscheiden etwas anderes ist als tun.“ 25. Mai 2013 Sprachkürze gibt Denkweite. - Spruch auf einem Kugelschreiber. 20 24. Mai 2013 Nach zwei Tagen in Leipzig habe ich das Gefühl, nicht genug Zeit gehabt zu haben, um die Industriedenkmäler und –ruinen im Viertel Plagwitz zu erkunden. Die Baumwollspinnerei war aber definitiv sehenswert! 23. Mai 2013 Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende - Demokrit. Zitiert nach einem Schriftzug auf dem Dachabschluss eines Gebäudes in Dresden. 22. Mai 2013 Nach guten drei Tagen in Dresden bin ich begeistert von dieser Stadt. Malerisch, anders, als andere Innenstädte mit den immergleichen Fußgängerzonen und den immergleichen Geschäften. 20. Mai 2013 Sind Sie auch die Hälfte des Tages mit Telefonkonferenzen mit Kollegen auf der ganzen Welt beschäftigt? Sofern Sie nicht selbst sprechen oder das Thema wirklich interessant ist, ist es natürlich sehr schwer, aufmerksam zu bleiben. Hier ist Multi-Tasking essentiell, etwas, worin Frauen gut sind. Ich werde natürlich weiterhin aufmerksam zuhören, aber in der Zwischenzeit ein paar Notizen und Briefings fertigmachen. Die neuesten Jimmy Choo und Christian Laboutin Schuhe sind es natürlich auch wert, ein wenig im Internet zu surfen, genauso wie die neuesten Röcke, die diese Jahr viele Volants und Falten haben und in sehr kräftigen Farben gehalten sind. Ich muss natürlich auch mit meinem Officefitnesstraining vorankommen, ein paar Sit-Ups und Beinübungen und zwischendurch ein paar Zielübungen in Richtung Mülleimmer. Ich kann mir sogar einen Kaffee machen, denn die Maschine ist gleich in der nähe, und natürlich manchmal meine Nägel machen, vor allem, wenn der Anruf in meine Mittagspause hineindauert... 19. Mai 2013 Zerstörung ist einfach, etwas Schaffen, vergleichsweise schwierig. Fragen Sie bloß eine beliebige große Gottheit. Aus: Ein Jahr voller Glück und ohne Kekse. 17. Mai 2013 Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: Mein Englisch wird nicht besser wenn ich nachdenke. Oder singe. Oder: Drei ist was übrig bleibt, wenn Du mit Deinen Fingern zählst und zwei abschneidest. Und, diesmal ein Eigentor und ein guter Grund für Urlaub: Nein, ich habe keine neuen non-papers gesehen. 16. Mai 2013 Du wirst Ruhm und Glück erleben, relativ gesehen. Aus: Ein Jahr voller Glück und ohne Kekse. 10. Mai 2013 Schmuck ist sehr individuell. Geschmack und Stil variieren enorm und das gilt natürlich noch um ein vielfaches mehr als bei Kleidung, Schuhen und Frisuren. Schmuck kann natürlich auch sehr teuer sein, vor allem, wenn Sie versuchen, Ihre Ohrringe, Armbänder, Halsketten, Uhren, Ringe etc. tagtäglich mit Ihrem Outfit zu koordinieren versuchen. Einige Juweliere (siehe Beispiel eins und Beispiel zwei des brasilianischen 21 Juweliers Amsterdam Sauer) bieten jedoch zarten und eleganten mehrfärbigen Schmuck zu relativ günstigen Preisen an. Diese Schmuckstücke passen zu jedem Outfit, von der glamourösen Abendgarderobe bis hin zu bunten Wochenend- und Strandoutfits. Ich persönlich mache aber dort halt, wo es ums Tragen solchen Schmucks im Büro geht: schwarze oder graue Businesskleidung, die entsprechenden Schuhe und weiße oder pastellfarbene Blusen kombiniere ich hier am liebsten mit Silberschmuck. Aber behalten Sie multifunktionale bunte Schmuckstücke im Auge. Sie werden großartig aussehen, ohne Ihren Geldbeutel groß zu belasten! Es sei denn, Sie sehr reich sind oder haben einen reichen Ehepartner. Wie man zu letzerem kommt, geht aber leider über das Thema dieser Kolumne hinaus! 6. Mai 2013 Reiseanleitung für London (und das ist kein Witz sondern entstammt einer Broschüre): Auf der Straße ein Taxi zu rufen ist recht einfach, wenn es Sie nicht stört, einem schwarzen Taxi mit beiden Armen zu winken. 5. Mai 2013 Blue-Ocean-Strategie: 1. Was kann man weglassen? ELIMINIEREN 2. Was kann man kürzen? REDUZIEREN 3. Was muss verstärkt werden? STEIGERUNG 4. Fehlt etwas, muss etwas hinzugefügt warden? KREIEREN 4. Mai 2013 Man erinnere sich an Peter Alexander… 2. Mai 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Das Wetter war in letzter Zeit mehr als durchwachsen, warm und kalt, feucht und windig und all das oft am selben Tag. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, den richtigen Mantel zu tragen. Daher ist es Zeit, den bescheidenen Trenchcoat hervorzukramen. Obwohl man ja sagen muss, dass sich die Dinge auch auf diesem Gebiet seit der Inspector Colombo Variation weiterentwickelt haben! Dieser Mantel hält trocken und ist sehr leicht. Es gibt auch neue Variationen in glänzenden Materialien wie etwa hier von Burberry, die wunderschön sind und fast zu jedem Outfit passen. Mir gefallen ja die weiteren, glockigen Mäntel besser mit einem schönen Gürtel und passenden Schuhen. 29 April 2013 Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der eloquent ist und etwas zu sagen hat. 27. April 2013 Noch einmal zu Schokolade und Hasen: Die Ureinwohner von Nicaragua haben seinerzeit mit Kakaobohnen bezahlt und auch die Spanier haben Kakaobohnen noch als Währung verwendet. Ein Hase etwa hat zehn Kakaobohnen gekostet, ein Sklave 100. 26. April 2013 Bevor sich ein Traum erfüllen kann, muss man ihn erst einmal träumen. - Ronald McNair 25. April 2013 22 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Wie weit sollte man bei der Koordinierung des Outfits gehen? Die richtigen Schuhe zum richtigen Rock, ja. Die richtige Bluse zum richtigen Rock, ja. Handtasche, Ohrringe und Handschuhe in Farbe, Stil und Wirkung zu koordinieren mag akzeptabel sein, ist aber teuer. Aber auch andere Accessoires zu abzustimmen könnte einen Schritt zu weit gehen. Nur Gold- oder Silberschmuck zu tragen wenn sich jeweils entweder goldene oder silberne Reißverschlüsse an der Jacke befinden ist grenzwertig, könnte aber als noch nicht zu obsessiv durchgehen. Aber dass Ihr Partner etwa eine türkisfarbene Krawatte trägt, wenn Sie ein türkisfarbens Kleid anhaben, oder einen zu ihrer Bürokleidung passenden Nadelstreifanzug, geht meines Erachtens einen Schritt zu weit. Und den Partner zu den gleichen schönen blonden Strähnchen zu überreden wäre wohl etwas extrem! Wo könnte das alles enden? Das Klonen des eigenen Images könnte eines Tages zum Trend werden… Erhaltener Kommentar: Meine Krawatte passt jeden Tag zu ihrem Kleid! Erhaltener Kommentar: Erfahrungsbericht: Seit 35 Jahren tragen mein Mann und ich dasselbe Outfit 24. April 2013 Gestern war Welttag des Buches. Es ist immer wieder gut, durch Buchhandlungen zu schlendern. Besonders, wenn sie einem Auswahl geben, einen absolut auf nichts festlegen und daher auch nicht einschränken wollen. So werden unter anderem folgende Bücher nebeneinander feilgeboten: „Zellen fahren gerne Fahrrad“ und „Die Kunst des Stillsitzens“. 23. April 2013 Ich war bei „Dummy 2.0“ – einem Varietétheaterstück, einer Show, schwer zu beschreiben, was es eigentlich für ein Genre war. Eine Art Akrobatikshow, in der Schaufensterpuppen eine wensentliche Rolle spielen. Insgesamt einfach nur beeindruckend und sehr empfehlenswert! 21. April 2013 Ich glaube, es gibt einfach so Tage, an denen man zum Klang eines Radiosenders namens „Martini am Morgen“ aufwacht und dabei einen Schokoladenosterhasen enthauptet. Erhaltener Kommentar: Ich glaube, man kann einen Schokoladenosterhasen reinen Gewissens enthaupten. Ich war auch schon soweit. 20. April 2013 Aus der Serie der unbefriedigenden Dialoge: Beim Anblick einer sehr futuristisch wirkenden Bühne: A: Und was wird das? B: Das wird nichts mehr, das war schon. 19. April 2013 Ich bin hingerissen von den Fotoarbeiten von Sebastião Salgado. Er stellt seit einer guten Woche sein Werk „Genesis“ im Londoner National History Museum aus. Alle Bilder sind in schwarzweiß gehalten und monumental. Das Projekt hat ihn 8 Jahre lang rund um die Welt geführt, angefangen von den Galapagosinseln 2004, über Sibirien, der Antarktis, bis hin zu den Dschungeln, Wüsten und Bergen Asiens, Afrikas und Südamerikas. Er hat die unwirtlichsten und unberührten Gegenden dieser Erde besucht und in teilweise unwirklichen Portraits, Landschafts- und Tierbildern festgehalten. Genesis ist auch der Titel eines Bildbandes, der zeitgleich mit der Ausstellung erschienen ist. Es gibt eine auf 100 Stück limitierte Sonderedition, ein 48,8 x 70cm 23 großes Buch samt Buchständer und einem von Salgdao signierten Abzug. Es kostet 7.500 Euro. Ich bin beinahe schwach geworden… 18. April 2013 Aus meiner Serie von Besprechungszitaten – und man wird sich gerne an mein Lieblingszitat erinnern: „Lassen Sie mich das um des Wiederholens willen wiederholen!“: „Die sind genauso wie ich, die bringen dem Unternehmen nicht besonders viel an Zusatznutzen“ und „Wenn man nicht soviel weiß kann man viel bessere Ergebnisse erzielen!“ 17. April 2013 Mit Photoshop kann man schon so einiges anstellen, grandiose diese Bilder hier, bei denen Sportbälle durch Katzen ersetzt wurden. Und, nachdem ich heute in London bin: Es gibt einen Live Blog für Thatchers Begräbnis. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Kann man live tot sein oder aktiv begraben warden? Immerhin ist sie sicher eine schöne Leiche und hat dann noch eine private Verbrennung nach der öffentlichen Zeremonie vor sich. 16. April 2013 Fun Infographic fragt, also, möchten Sie ein professioneller Fotograf sein? 11. April 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Der Sommer kommt angeblich! Weiße Designer-Jeans sind essenziell für zwanglose Treffen oder Urlaubsreisen, aber ehrlichgesagt sollten sie nur getragen werden, wenn man groß ist und die entsprechede Silhouette hat. Ein Rock verzeiht natürlich viel mehr, aber man kann ja nicht immer Röcke tragen (auch wenn meine Chefin da anderer Meinung ist). Jeans sollten (a) vom Schnitt „Boot Cut“ sein, wobei nur die Spitzen der Schuhe (keinesfalls weiß!) hervorragen sollten, (b) mit einer starken Handtasche und einer bunten Bluse z.B. in lachsrosa oder hellblau und (c) einer lockeren Aufsteckfrisur kombiniert werden. Weiße Jeans werden leider furchtbar schnell schmutzig, daher sollte man keinesfalls mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein und während man sie trägt nie Dinge essen oder trinken, die unangenehm abfärben können. Am besten sollte man im Fall weißer Jeans überhaupt nicht essen, was wiederum auch das Silhouettenproblem positiv beeinflussen kann. Zum Thema Jeansröcke, muss ich sagen, dass ich nicht unbedingt ein Fan davon bin; nicht so klassisch wie andere Röcke und auf keinen Fall so lässig wie Jeanshosen. Am ehesten finden sie sich irgendwo dazwischen und daher muss ich wohl davon abraten. Erhaltener Kommentar: Ich möchte PA Charlotte in einem Jeansrock sehen… Erhaltener Kommentar: Ich muss sagen, ich lerne einiges über Mode und würde PA Charlotte gern in ihren schönsten Kleidern sehen. Ich bin nicht sicher, ob ich wissen möchte, was sie über meinen Kleiderschrank denken würde… 10. April 2013 Ist die folgende Aussage ein Ausdruck des neuen Pragmatismus oder eine Rückbesinnung auf das Wesentliche? „Erreichen Sie erst einmal das Wesentliche und kümmern Sie sich dann um das Außergewöhnliche“. Erhaltener Kommentar: Ich würde sagen, strebe nach dem Außergewöhnlichen und das Wesentliche wird sich von selbst ergeben… 9. April 2013 24 Bei verschiedenen Menschen ist Vorsicht geboten, vor allem bei jenen, die 15 Minuten über eher unverständliche Dinge sprechen, um dann an einem Punkt anzukommen, an dem sie etwas sagen wie: „ich glaube, was ich sagen will, ist“ oder „ich glaube, ich wollte eigentlich nur folgendes sagen“ und dann für weitere 15 Minuten und mehr wieder in einen Monolog zu verfallen. 7. April 2013 Endlich habe ich alle Bilder meiner Weltreise online stellen können! 6. April 2013 Ich liebe rot! Ich bin sehr loyal zu meinen Farben. Ich liebe violet! Elizabeth Taylor, 1932-2011 Erhaltener Kommentar: Lila, lavendel und violett sind meine Lieblingsfarben. 4. April 2013 Ein recht interessanter Ansatz im Economist bezüglich der Umgestaltung von Europa. Wenn sich Länder ihre Nachbarn aussuchen könnten, würde Europa vielleicht wirklich anders aussehen… http://www.economist.com/node/16003661 3. April 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Ich habe mich hoffnungslos in diesen Mantel und die entsprechenden Stiefel verliebt, auch wenn beides irgendwie an die böse Königin oder Hexe im Märchen erinnert! Beide Teile sind Sie von einem koreanischen Designer namens Sang Lie Bong. Irendwie „Gangnam Stil“, dann aber doch wieder eleganter als der zugegebenermaßen hypnotische und leicht enervierende Gesang und Tanz eines etwas rundlicher Mannes namens Psy, der noch dazu meist in einem lindgrünen Dinnerjacket und zweifarbigen Schuhen steckt! Schauen Sie sich nur den Saum des wunderschönen, maßgeschneiderten bodenlangen schwarzen Mantels an und dazu das rosa Futter – was für ein schöner Kontrast! Die resoluten Stiefel ergänzen das Outfit perfekt. Leider kann ich nicht Hals über Kopf nach Korea aufbrechen, um bei Sang Lie Bong einzukaufen, wie ungerecht! Wo ist meine gute Fee oder von mir aus auch die böse Königin wenn ich sie einmal brauche? http://angedeforme.files.wordpress.com/2009/11/liesangbong_2009_fall_03.jpg 2. April 2013 Erneuter Büroumzug in ein Hot Desk-Großraumbüro. Man hat an sich keinen festen Platz mehr, sondern hat stunden- oder tageweise an einer grade unbesetzten Scholle zu kleben. Leider gibt es kein Parkleitsystem mit grünen Lämpchen ober unbesetzten Tischen. Auf jedem Tisch liegt eine rot Karte beidseitig beduckt mit „Please do not disturb!“ bzw. „Bitte nicht stören!“. Ein Piktogramm hilft denen, die kein Englisch oder Deutsch sprechen oder sehr schlecht sehen. Das ist das beste am neuen Konzept. Man kann sich wohl selbst die rote Karte zeigen, wenn man zu laut telefoniert oder sich sonst aufreibt und stört. Sie anderen vor die Nase zu halten wäre doch unhöflich. Ich suche also eine Scholle, meine Scholle, denn wo eine Regel, da auch eine Ausnahme, aber sie ist nicht leicht zu finden. Ich orientiere mich an zwei Weihnachtsmännern aus Schokolade, die mir beim Vorbeigehen den Rücken kehren und vor denen das Schild: Bitte nicht stören! aufgestellt ist. Daneben sind ein paar Ostereier. Was mache ich, wenn all das verschwindet, wo ist der rote Faden? 1. April 2013 25 Zum Glück hat mich heute niemand mit einem anonymen Anruf in den April geschickt… Der Schreck vom letzten Jahr sitzt mir noch in den Knochen. 31. März 2013 Broken Muses wünscht Frohe Ostern! 27. März 2013 Ist es wirklich so, dass es am Ende überhaupt keinen Unterschied macht, ob man sich für oder gegen etwas entscheidet? Wenn ich etwa als Morgenmuffel mich bewusst fürs Aufstehen und somit gegen das wiederholte Betätigen der Schlummertatste entscheide? Oder gibt es doch einen Unterschied, etwa wenn man eine zweite Tasse Kaffee ablehnt oder absichtlich nicht um eine bittet? Fühlt man sich besser wenn ich mich für etwas entscheide, als wenn ich mich gegen etwas entscheide? Geht es um die Betroffenen, ist es also eher eine Frage der Höflichkeit im Falle dessen, dass andere betroffen sind und ansonsten, wenn es nur um einen selbst geht, eine bloße Frage des freien Willens? 25. März 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Warum sind Frauen am Arbeitsplatz immer noch benachteiligt was Arbeit und Lohn betrifft? Weltweit betrachtet variieren die Dinge natürlich, aber immer noch ist das an den meisten Orten ein Problem. Ich bin sicher, dass es an einer Kombination von überholten Vorstellungen von Frauen in der Gesellschaft und generall an einer eher historischen Vorstellungen von Weiblichkeit liegt. Wie kann man hier etwas verändern? In meinem Fall war es auch so, dass ich trotz guter Ausbildung die PA Arbeit in der Modebranche vorgezogen habe, was mir auch einfacheren Zugang zu den neuesten Trends gibt. Aber was, wenn sich die Dinge zu schnell verändern? Es wäre ziemlich unangenehem, in einem Rock wie ihn die Dame im Bild trägt, nicht unter, sondern auf der Glasdecke zu stehen und die suchenden Blicke der Männer darunter auf sich zu ziehen. Maßgeschneiderte Hosen sind hier sicher besser. Oder umgekehrt, wenn auf einmal alle Männer Kleider und Frauen Anzüge trügen! Wir würden dann wahrscheinlich schnell erkennen, dass es darum geht, wie wir uns selbst durch die soziale Brille sehen und anstatt über die vermeintlichen Grenzen der Natur. Erhaltener Kommentar: Vielleicht sollte die Dame auf dem Bild einfach von ihrem Standpunkt aus einen Stuhl durch die Decke stoßen...? 24. März 2013 Neue Bilder online von Sansibar, Südafrika, Nepal, Bhutan, Laos, Kambodscha, Sri Lanka and Hong Kong! Erhaltener Kommentar: Ich habe mir Deine neuen Bilder angesehen, super Arbeiten! Erhaltener Kommentar: Ich bin fasziniert von Deinen Bildern! 23. März 2013 Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, dass Karmapunkte über Jahrzehnte und vor allem ungleichmäßig verteilt werden. Wie ungerecht! Erhaltener Kommentar: Zu Karmapunkten und dem damit verbundenen Wartenmüssen: Geduld ist wie Schokolade. Man kann nie genug davon haben. (Christelle Heurtault) Gesehen auf einem Stück Papier, das um eine Schokolade gewickelt war. 22. März 2013 26 Laut Forbes gibt es 17 nicht unmittelbar einleuchtende Dinge, die die erfolgreichsten Menschen auszeichnen. Mein Favorit ist: „Fehler wiederholen – und zwar oft genug, bis man wirklich seine Lektion gelernt hat. Manchmal muss man sie wirklich bis zur Leidensgrenze wiederholen, bis es einem wirklich dämmert. Und das meiste lernt man nicht nach nur einem Versuch.“ Was ich auch ganz gut gefunden habe war: „absichtlich beleidigen um Menschen aus der Reserve zu locken und „sich dummstellen“. Erhaltener Kommentar: Wie ware es mit “Präventivrache”? 21. März 2013 Aus der Serie da siehst es, da hast es: Das Gefängnis Alcatraz wurde am 21. März 1969 geschlossen. 20. März 2013 Geschichten aus Absurdistan: Es regnet in Strömen, vor dem Brüsseler Nordbahnhof steht ein Jongleur, der in Seelenruhe mit drei brennenden Fackeln jongliert. 19. März 2013 Aus der Serie da siehst es, da hast es: Auf Ungarisch bedeutet „kiss“ nicht mehr und nicht weniger als „klein“. 18. März 2013 Der Glaube daran, dass die eigene Handlung zählt und man durch eigenständiges Handeln etwas erreichen kann, ist die Grundlage optimistischen Denkens. 17. März 2013 In der Theorie gibt es zwischen Theorie und Praxis keinen Unterschied. Aber in der Praxis dann eben doch. Yogi Berra Erhaltener Kommentar: In einem Komitte setzt ein britischer Delegierter - ganz den Sitten seines Landes entsprechend - seinen Kollegen Vorschläge seines Landes klar, pragmatisch und vernünftig auseinander. Sein französischer Kollege hört geduldig zu, nickt des öfteren und sagt schließlich: „Nun, ich sehe deutlich, dass dieser Plan in der Praxis funktioniert, aber wird er auch in der Theorie funktionieren?“ Nacherzählt von Julian Barnes. 16. März 2013 Nur kurz ein Kommentar seitens der Redaktion weil ich immer wieder gefragt werde, ob ich mich denn nun so verändert hätte und für Mode interessieren würde: Die klare Antwort ist: nein. Bei der wöchentlichen Kolumne handelt es sich um einen Gastbeitrag von dritter Seite, der sich meiner Meinung nach insofern zum Thema Broken Muses passt, weil er sich mit einer anderen Art von Musen beschäftigt, die eine Welt bevölkern die mindestens ebenso verheißungsvoll, unzugänglich und in aller Offenheit verhüllt ist wie die des menschlichen Ausdrucks in „meinen“ gebrochenen Musen. 14. März 2013 PA Charlottes wöchentliche Modekolumne: Nun, liebe Leserinnen und Leser, was halten Sie von diesem Hut? Ich bin am kommenden Wochenende von einem wohlhabenden Freund zu einer High-Society Hochzeit eingeladen worden und natürlich sehr nervös. Ich habe ein knielanges rotgraues A-Linienkleid, und passende dunkelrote Schuhe. Aber Hüte sind wirklich mein Untergang! Wie bekomme ich die Koordination hin? Passt der? Ich fühle mich wie der verrückte Hutmacher bei Alice im Wunderland! 27 13. März 2013 Habe gerade ein Lied angehört, dass übersetzt heißt: Mein Kanarienvogel hat Ringe unter den Augen. 12. März 2013 Über die andere Art von Aufzugsgesprächen oder warum zu Hause arbeiten doch nicht mit den Möglichkeiten großer Bürostandorte vergleichbar ist: Die Szene: Man wartet auf einen Aufzug. Ein ziemlich gut aussehender Mann kommt dazu, Dresscode Berater oder eventuell sogar etwas Besseres. Man nickt und sagt Hi. Der Aufzug kommt. Es entsteigt ihm ein anderer Mann, Dresscode maximal Berater, eventuell schlechter. Die beiden tauschen ein oder zwei Sätze aus, der zweite geht fort. Man betritt den Aufzug gemeinsam mit dem ersten. Dieser verbreitet einen intensiven, ungemein wohlriechenden Geruch. Man denkt, man kann schließlich bei einer Fahrt über vier Stockwerke nicht allzuviel sagen, uns sagt also lediglich: Sie haben ein wirklich tolles Parfüm! Die unglaublich gut riechende Mann setzt nun auch noch ein Lächeln auf und sagt: Nun, das ist aus einer Boutique-Serie und heißt French Lover. 11. März 2013 Groll gegen jemanden zu hegen bedeutet nichts anderes, als dass diese Person einen Teil in Deinem Kopf umsonst gemietet hat. Erhaltener Kommentar: Ich hoffe nur, dass es auch solche Menschen gibt, die Du gern als Untermieter in Deinem Kopf hast. Umgekehrt weiß ich nämlich, dass es die auch gibt! 7. März 2013 Ich muss mich bei meinen Leser dafür entschuldigen, in den letzten 2 Wochen nicht gebloggt zu haben. Ich war auf Urlaub und habe natürlich die Modeshows in Mailand, London und Paris besucht. Es hat jeder erdenklichen Form von Krativität bedurft, um in die Shows zu kommen, einmal musste ich vorgeben, eine Make-up-Künstlerin zu sein, für die russische Vogue reichte ein gefälschter Journalistenausweis, dann wieder musste ich meine bestes Lagerfeldoutfit trafgen, um zumindest so auszusehen, als ob ich dazugehören würde und schließlich auch einem Date mit einem der wenigen heterosexuellen Designer zustimmen... Es ist schon eine Reise, ich glaube, ich brauche Urlaub! Die Qualität mancher Entwürfe ist atemberaubend. Mein Favorit? Miu Miu in Paris. Betrachten Sie die außergewöhnlichen, schönen Details auf den Jacken, die eleganten, verspielten Röcke. Ich würde nur zu gern das eine oder andere Stück ergattern, aber was meine Chefin über die Bürotauglichkeit denkt, steht natürlich auf einem anderen Blatt. http://static.vogue.com/voguepedia/images/d/d5/Miu-Miu-Brand.jpg 6. März 2013 Das Österreichische Dauerstatement, „schau ma einmal“, vulgo ja/nein/vielleicht/eventuell/eher nicht/eher schon/kann jetzt nicht entscheiden/vertagen wir uns/lass uns gegebenenfalls darauf zurückkommen/lass uns nie wieder davon sprechen/sei mir nicht böse/das kannst Du echt nicht von mir erwarten/kompromittier mich nicht/Du willst es nicht wissen/glaub mir, es ist besser so etc. wird in Bayern zum „schau ma einmal, dann sehen wir schon“. Erhaltener Kommentar: Es war einmal als ein Spanier auf den Britischen Inseln unterwegs war. Eines Abends kam er mit jemanden ins Gespräch, der Gälisch sprach. Sie unterhielten sich auf Englisch, kamen aber recht bald auf Sprachen an sich zu sprechen. An einer Stelle erwähnte der Spanier den Begriff "mañana, mañana". Der 28 andere fragte, was das denn bedeutete, und ihm wurde gesagt: ‚Vielleicht morgen, aber sehr wahrscheinlich gar nicht. Irgendwann in der Zukunft, vielleicht, auch wenn es alles andere als klar ist, wann genau“. Die andere dachte eine Weile nach und sagte dann: „Also ich glaube nicht, dass wir im Gälischen etwas ähnliches haben, was ein derartiges Gefühl der Dringlichkeit vermittelt würde!“ 5. März 2013 Es gibt noch Leuchtstreifen am Horizont! Nach Monaten des Entzugs gibt es wieder ein Glückskeks zum Wok in der Kantine. Der Spruch im heutigen lautet: Billige Dinge haben keinen Wert – wertvolle Dinge sind nicht billig. 4. März 2013 Neue Bilder online von Fiji und Hawaii! 28. Februar 2013 Ich bin wieder einmal daran erinnert worden, was ich mit meinem Namen schon so alles mitgemacht habe. Meine bisherige Sammlung: Brandes, Brandi, Branol, Brendl, Brendel, Brandle, Monsieur Margit Brandl, Martin Donald James (das war besonders bemerkenswert), Margarita Brando (mein Favorit, der eigentlich fast nur durch Marlene Brando übertroffen werden könnte!), Brandl Marie, Margaret, Margrit, Merkit, Marget, Marlies, Margite, Margriet Brandel, Verena, Hanne Brandl und Margit Wandel. 27. Februar 2013 Das Heizproblem besteht weiter, nur dass nunmehr die Temperatur in der Nachbarwohnung leidet, wenn ich die Heizung bei mir drossle. Der Nachbar zündet im Schnitt abends 50 (!) Kerzen an, hat es aber trotzdem an keinem Abend über 18 Grad warm. Die Heizungsmonteure sind, wie nicht anders zu erwarten, ratlos und finden den vom Hausmeister (vulgo Bastelkönig) zur Bekämpfung des beständig tropfenden, wenn nicht sogar rinnenden Küchenheizkörpers des Nachbarn mit einem Gummiring fixierten Strohhalm, der in einer große Bratpfanne mündet, eine Spitzenidee. Die Hausverwaltung meint, die beiden Wohnungen in Zukunft nur mehr an Paare zu vergeben und regt an, sich doch noch einmal zu überlegen, ob das nicht eine Lösung wäre. Man könne sich in der wärmeren Wohnung aufhalten und der, der gerne im Kalten schläft, könne sich ja dann gegebenenfalls nachts zurückziehen. 25. Februar 2013 Ein klassischer Montag. WIr sind am Standort büromäßig umgezogen. Ich finde das neue Büro nicht, treffe dafür aber einige Kollegen, die Asyl anbieten. Später werde ich aus dem dann doch gefundenen Büro ausgesperrt. Wiederum später muss ich zu einer Spezialtrainingseinheit, da mein Arzt meint, ich sei nicht schwarzeneggeresk genug und bräuchte mehr Muskelmasse. Ich kämpfe mich durch ein Altersheim, um endlich die Turnräumlichkeiten zu finden. Vor Ort stelle ich fest, dass ich die Turnhose nur in meiner geistigen Liste abgehakt, aber nicht mitgenommen habe. Ich trete in einer Strumpfhose auf, deren undichte Stellen durch unglaublich lächerliche rutschfeste Socken, die es aus wer weiß welchem Grund ins Gepäck geschafft haben, verdeckt werden. 21. Februar 2013 Willkommen zurück in Absurdistan: Es ist Generalstreik in Belgien. Angeblich fährt die U-Bahn nicht oder ist zumindest stark verzögert. Tatsächlich fährt die U-Bahn-System zuverlässiger und öfter als je zuvor und das Personal reinigt die Stationen! 29 20. Februar 2013 PA Charlotte ist auf Reisen und wird in den nächsten ein, zwei Wochen nicht bloggen. 18. Februar 2013 Das schönste Wort der Welt? Schokolade! 17. Februar 2013 Erhaltene Kommentare: „Es ist eine Sünde, die Wahrheit vorzeitig zu sagen.“ sagt ein Sprichwort der Kirche von Schottland. Also waren alle Kleider auf dem Ball wunderbar? Und darf man dann erst Jahre später über einem netten Glas bestimmte Dinge sagen dürfen? ;-) Können Sie bitte dafür sorgen, dass die englische und deutsche Sprachversion synchron ist? Ich freue mich auch schon auf Fotos von PA Charlotte. Kate Moss 16. Februar 2013 Heute war seit 100 Jahren erstmals wieder der sogenannte Wiener Wäschermädelball. Die Dekoration allein war schon sehenswert, Wäscheleinen kreuz und quer durch die Räumlichkeiten des Gschwandner und darauf bunte Wäsche. Und dann die Besucher! Ein Blick in die Vergangenheit, die Enkel und Urenkel der Wäschermädchen und Zeitungsausträger schauen in der entsprechenden Kleidung ebenso aus wie ihre Ahnen. Die Frauen in groben Leinenkleidern, Schürzen, Reifröcken, Wäschehauben oder Kopftüchern, die Herren in Cordhosen, Hosenträgern und Käppis. Meine eigene Interpretation des ganzen war sicher auch ein wenig sonderbar – türkises Kleid und ein riesiger Haardutt am Hinterkopf. Die Musik aus den 20-ern und 30-ern war grandios, ein Genuß, ein großartiger Ball! 15. Februar 2013 Das Hotel Sacher in Wien ist schon eine Institution. Das Spa bietet angeblich Schokolademassagen, Duschgel, Haarschampoo und Bodylotions mit Schokolade an. Man wird also gegebenenfalls umfassend getortet. 14 February 2013 Und wieder ist eine Woche vergangen und es ist somit Zeit für PA Charlottes Modekolumne: Warum mag ich Bleistiftröcke so gerne? Spezeille gefallen mir diejenigen Röcke, die genau über die Kielinie fallen oder eventuell sogar bis zur Mitte des Schienbeins, schawz oder grau in Nadelstreif. Meist sind sie ja eher eng und ungemütlich, es geht sich schwierig und sitzt sich noch schwieriger in ihnen. Glatte Strümpfe helfen ein wenig uns dien daher essentiell. Wenn man diese Röcke so wie ich mit einem breiten Gürtel und hohen Schuhen kombiniert, kommt man leider nicht immer leicht von der Stelle! (Mehr im Video). Versuchen Sie es erst gar nicht, in Richtung eines Taxis zu laufen, wenn sie spät zu einem Termin dran sind. Auch Stiegensteigen und das Einsteigen in ein Sportauto kann ein wahrer Alptraum warden. Trotzdem bin ich nach vielen Jahren davon überzeugt, dass man Mode erst dann versteht, wenn man weiss, dass es darauf ankommt, wie man erscheint und nicht, wie man sich fühlt. Ein Bleistiftrock zum Beispiel ist smart, macht schlank und sexy; er betont Kurven und gibt einem eine schöne Silhouette, er ist fast immer im Trend und paßt zu jeder Jahreszeit. Man sieht darin gut aus, auch wenn man sich nicht so gut darin fühlt. 13. Februar 2013 30 Auf der Fahrt nach Wien, genauergesagt an einer Kreuzung in einem Wiener Randgebiet hat neben mir ein Auto angehalten, das statt einem Duftbaum eine ganze Knoblauchknolle am Rückspiegel hängen hatte. Man fragt sich schon… 10. Februar 2013 Schifahren ist das leinwandste, was man sich nur vorstellen kann. Interessant sind meines Erachtens ja immer wieder die kleinen, aber feien Unterschiede in der Sprache. So nennt man in der Schweiz das Wegwerfen eines Schleppliftbügels abbügeln. Und man wird des öfteren darauf hingewiesen, sich entweder demnächst abbügeln zu müssen oder sich auf keinen Fall vorzeitig abbügeln zu dürfen. In jedem Fall muss man sich früher oder später aber abbügeln. 7. Februar 2013 PA Charlottes Gedanken des Tages: In den späten 1970er Jahren startete Harmony Hairspray eine Werbekampagne. Kann solch schönes, natürlich wallendes Haar wirklich durch ein Produkt beeinflusst worden sein? Nun ja, natürlich, so die Kampagne, und zudem verspricht dieses Produkt noch ein wunderbares Leben! In den darauf folgenden 30 Jahren ist das Unnatürliche natürlich und zur zweiten Natur geworden. Künstluche Sonne bräunt, es gibt aufgespritzte Riesenlippen und Faltenfreiheit (dank Botox), gefärbtes Haar in allen Schattierungen und Farben, wobei lila und blauen Streifen zur Zeit am angesagtesten scheinen. Es gibt aufgeklebte Fingernägel und Wimpern und natürlich Haarverlängerungen. Der Markt für durch plastische Chirurgie neu gestaltete Körper ist ebenfalls explodiert. Kleidung formt und strafft, Korsetts sind wieder populär. Ist sie echt oder doch nicht? Viel zu oft habe ich absolut keine Ahnung und wünsche mir die Harmony Haarspraytage zurück, es war damals einfacher. 6. Februar 2013 Modekolumne von PA Charlotte: Die Ballsaison ist in vollem Gange und die meisten von uns tragen wunderschöne trägerlose Kleidern (siehe Link). Diese Kleider sind natürlich sehr feminin, können aber auch sehr kalt sein, vor allem an den Stellen, an denen man den Elementen ausgesetzt ist. Gibt es eine Möglichkeit, ein steifes Genick zu vermeiden? Nun, man könnte natürlich einen Schal oder eine kleine Felljacke tragen. Oder zur Abwechslung ein Kleid mit hohem Kragen und langen Ärmeln. Oder man könnte darauf bestehen, dass einem die Begleitung den ganzen Abend lang den Arm um die Schultern legt. Alternativ könnte man natürlich Hitzegel auftragen, was aber ob des ziemlich starken und unangenehmen Geruches eher nicht zu empfehlen ist, vor allem, da man dann auch notwendigerweise ein Mehr an Parfüm benötigt, was auch zu einer Geruchsbelastng werden kann. Am Ende, und das ist ja leider fast immer der Fall, muss man sich wahrscheinlich eingestehen, dass Schönheit leiden muss. Erhaltener Kommentar: Liebe Charlotte, lass Dir von einem „Alten Hasen“ dazu was sagen: Wir Männer sind doch viel zu schüchtern um einfach so den Arm um eine fremde Frau zu legen und außerdem würde uns das nicht so gut bekommen. Früher hätten wir dafür eine schallende Ohrfeige erhascht (vgl. Operette) und heutzutage wird man gleich „gebrüderlet“ – Oh, Ihr Frauen habt es wirklich schwer, aber wir Männer haben es auch nicht leichter. Nun mein Rat. Entweder Du hast Deinen eigenen Mann, den Du mitnehmen kannst oder Du musst Dir von außen einen Mann auf Vorrat mitnehmen und den musst Du genau instruieren. Am besten erstellst Du ihm ein Handbuch, dann kann er nachlesen. Aber leider kommt mein Rat nun zu spät, denn die Ballsaison – zumindest im katholischen Bayern – ist nun zu Ende. Du kannst entweder noch nach Basel gehen, die 31 feiern 14 Tage länger weil sie als Calvinisten die Katholiken ärgern wollten oder Du kannst nach Wien gehen, da ist immer Ballsaison oder Du wartest bis Mai, da sind die Frühlingsbälle und da ist es dann wärmer und da stellt sich die Frage gar nicht. 5. Februar 2013 Zitate von geborenen Kommunikateuren: Zum gegebenen Zeitpunkt brauchen Sie mir nichts mehr mitzuteilen! 3. Februar 2013 Vor etwa einem Monat habe ich einen Artikel über strukturiertes Aufschieben gelesen. Seitdem habe ich glaube ich einiges getan und eine Reihe von Dingen erledigt. Was genau bitte mich nicht zu fragen, aber irgend etwas muss es ja schließlich gewesen sein! Aber das legt ja die Theorie von John Perry auch nahe. Immerhin habe ich sein Buch „Einfach liegen lassen: Das kleine Buch vom effektiven Arbeiten durch gezieltes Nichtstun“ gelesen. Und natürlich das Bild auf Perrys Website einige Male angeschaut, auf dem er mit Algen Seilspringen übt. Was mich wiederum ans Strandwurmziehen an den australischen Stränden erinnert hat (siehe Blogeintrag vom 11. und 12. April 2011). Wie auch immer, wo war ich? Der Grundgedanke, dass nämlich das Aufschieben auch seine gute Seiten hat, stammt von Robert Benchley und lautet „... jeder kann jede Menge Arbeit verrichten, vorausgesetzt, es ist nicht die Arbeit, die er angeblich geade in diesem Moment tun möchte.“ 2. Februar 2013 Kann man zu viel Jack Johnson hören und dadurch in einen Zustand der Tiefentspannung versetzt werden? Einige Beispiele hier. 1. Februar 2013 Die größere Gefahr besteht nicht darin, dass wir uns zu hohe Ziele setzen und sie nicht erreichen, sondern darin, dass wir uns zu niedrige Ziele setzen und sie erreichen. Michelangelo 31. Januar 2013 Modekolumne von PA Charlotte: Heute fühle ich mich irgendwie wie ein Kummerkasten. Meine Freundin Sylvia hat ein Problem in ihrem Büro (einer Anwaltskanzlei). Während sie selbst immer sehr geschmackvoll gekleidet ist, ist ihre Chefin oft ziemlich schlecht angezogen und hat zudem eine recht ruppige Art, mit den Kunden umzugeen. Sylvia mag ihren Job und möchte so sensibel wie möglich mit der Situation umgehen. Mein Rat ist unten. Würden Sie, liebe Leserin, lieber Leser das gleiche gesagt haben, oder würden Sie etwas anders raten? Charlotte Rat an Sylvia war: - Sie darf es nicht zulassen, ihre eigenen Standards zu unterbieten: mit gutem Beispiel vorangehen! (Wie auch ich.) - Sie sollte ihrer Chefin dann Komplimente machen, wenn sie gut gekleidet ist und sie daran erinnern, wie gut sie das vorherige Outfit gefunden hat, wenn sie einmal weniger gut gekleidet ist: eine Art von positiver Verstärkung! - Zeitschriften für das Büro mitbringen wie Elle, Vogue, Harper `s Bazaar: Wandel durch Osmose! - Sie sollte einen Kollegen oder Kunden ermutigen, der Chefin ein Kompliment zu machen, wenn sie gut gekleidet ist: der psychologische Blickwinkel! 32 - Zum Geburtstag und zu Weihnachten der Chefin etwas schönes schenken, etwa einen Schal, eine Tasche oder ein Paar Handschuhe: verstohlene Bestechung! Zum Beispiel. 30. Jänner 2013 Man würde meinen München regt neue Hobbies wie Biertrinken oder Bergwandern an. Nicht in meinem Fall! Mein neuestes Hobby ist Heizkörperentlüften. Morgens, nachmittags und abends entlüfte ich wie ein Profi und erwäge ernsthaft, mir das Schlüsselein demnächst um den Hals zu hängen. Leider bringt das alles nichts, die Heizung ist seit dem 22.1. tot und ich fördere eigentlich nur tropfenweise schmutziges, kaltes Wasser zu Tage. Erhaltener Kommentar: Um Gottes Willen, die elektrischen Heizöfen nicht entlüften! 29. Jänner 2013 Job-Interviews haben, wie mir jemand, der in den letzten Monaten das eine oder andere hinter sich gebracht hat erzählt, eine lange Geschichte. YouTube anscheinend auch. 28. Jänner 2013 Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: „Lassen Sie mich das um des Wiederholens willen wiederholen!“ 25. Jänner 2013 Tag 3 des Heizungstotalausfalls. Bereits heiser möchte ich mich über die Grenze ins wesentlich winterfreundlichere und besser geheizte Österreich retten. Stau wohin man blickt. Und ich bin wieder einmal daran erinnert, dass die sogenannte Münchner Lebensqualität dadurch gekennzeichnet ist, sobald ein Fetzerl Freizeit winkt nicht in München bleiben zu müssen, sondern die Stadt schnell (!) zu verlassen und woanders hin zu fahren. 24. Jänner 2013 So schnell wird sie Vogue nicht bekommen, daher heute wieder, die wöchentliche Modekolumne von PA Charlotte: „Ich werde oft gefragt, wie ich es anstelle, so nachhaltig elegant zu erscheinen, Woche für Woche. Meine Freundinnen wollen wissen, wie man es schafft, gern gesehen und bemerkt zu werden, von jung und alt und egal, ob in London, New York, Paris oder Mailand? Die Antwort kann nur sein: (a) die Liebe zum Detail, (b) expertenhafte Koordination von Outfits, und (c) mit den neuesten Trends mitzuhalten. Selbst wenn man eine schöne Bluse, einen Rock oder ein Kleid hat kann das nichtssagend sein, wenn die Accessoires - Schuhe, Frisur, Schmuck, Hut, Handtasche, Mantel und Handschuhe – nicht passen. Natürlich darf auch ein frisches und hübsches Make-up nicht fehlen. Es geht um das Gesamtbild. Wenn ich etwa in einem schwarzen Leder-Bleistiftrock und eleganter weißer Satinbluse in mein Büro schlendere, müssen Handschuhe und Schuhe absolut dazu passen, ansonsten wird das Ensemble einfach nicht passen. Wie alles im lohnende im Leben braucht es viel Zeit und Mühe, gut aussehen und modisch zu sein. Aber es ist den Aufwand sicherlich wert! Und wie die meisten Frauen liebe ich es, Menschen den Kopf zu verdrehen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich die gelegentlichen Pfiffe wirklich brauche.“ 23. Jänner 2013 Unter all den lieben Geburtstagswünschen, die mich heute ereilt haben, möchte ich besonders das Lied von Baz Luhmann, Everybody’s Free (To Wear Sunscreen) hervorheben. Besonders die folgenden Zeilen gefallen mir sehr: „Erinnern Sie sich an 33 jedes nette Wort, das man Ihnen sagt und vergessen Sie die Beleidigungen. Und wenn Ihnen das gelingt, sagen Sie mir bitte, wie man das macht. Heben Sie alte Liebesbriefe auf und werfen Sie alte Kontoauszüge weg.“ 22. Jänner 2013 Reaktionen: “Ich habe ein wenig in Deinem Blog den letzten Mondrundgang betrachtet und mir dabei gedacht: Du bist ganz schön konstruktiv mit Leben einsammeln, Leben in Gang halten und verarbeiten von Inhalten beschäftigt. Fotografierst auf Partys Freunde und herunterhängende Socken, machst Dir Gedanken über eine listenlange Steigerung von Kreativität, entdeckst Psychopathen schon am Beruf und lässt Dir am 21. Dezember zum Weltuntergang das Auto demolieren, von einer eisigen Scholle, die keine flache Flunder ist. Gott sei Dank hast Du Dich zu dieser Unzeit nicht Dich über die Kühlerhaube gebeugt, mit Feuereifer die Windschutzscheibe geputzt, weil ein paar Wintermücken drauf gepickt sind. Sei also glücklich über Deine Nichtanwesenheit zu dieser Stunde! Ein dickbauchiges, rotes Couchungetüm habt ihr nach München transportiert? Solche Monster wehren sich oft sehr gegen einen Ortswechsel. In ein neues Heim wollen sie oft nur mit großer Schwitzkunst der Möbelschlepper einziehen. Die verborgenen Energien so einer Coucherei kann den sowieso schon schwer keuchenden kreuzbraven Packern unversehens heimtückisch ins Kreuz springen und ihnen seinekreuzblaue Bandscheiben-Wunder bescheren.“ 21. Jänner 2013 Am Flämischen Nationaltheater in Brüssel findet sich folgender Spruch: “Alle Probleme kann man nie lösen”. 19.-20. Jänner 2013 „So ist das Leben Der Eine kommt nach Paris Der Andere kommt nicht nach Paris Wie das Leben halt so is“ Ja so ist das Leben, Josef Hader 18. Jänner 2013 Ich habe gehört, dass einen ein Poster in einer Bar in Verbier an folgendes erinnert: “Je älter ich werde, desto besser bin ich früher gewesen!” 16. Jänner 2013 PA Charlottes wöchentlicher Modebeitrag: Die Wiener Ballsaison ist in vollem Gange. Die Räumlichkeiten dieser Bälle sind beeindruckend und die Ballkleider immer sehr glamourös, insofern sind natürlich auch die Vorfreude und Spannung hoch. Was kann man dieses Jahr tragen? Traditionelles wie hier oder doch etwas Gewagteres? Ich muss dagen, ich verbringe schalflose Nächte ob dieses Dilemmas! 15. Jänner 2013 “Je älter man wird, desto besser sind die eignen Geheimnisse bei Freunden aufgehoben, weil sie sich genau wie man selbst nicht mehr an sie erinnern können.” Gesehen in Panama 14. Jänner 2013 34 Laut dem Autor eines neuen Buches es gibt angeblich einige Berufe, die Psychopathen mehr anziehen als andere. Beamte (einschließlich Politiker), Juristen und TV-und RadioModeratoren liegen im Ranking sehr hoch. Die Liste der Berufe die dem Autor nach anscheinend die meisten Psychopathen aufweisen, sind: 1. Chief Executive Officer 2. Anwalt 3. Medien (TV / Radio) 4. Verkäufer 5. Chirurg 6. Journalist 7. Polizist 8. Klerus 9. Küchenchef 10. Beamter Auf der anderen Seite sagt der Autor, er hätte herausgefunden, in welchen Berufen am wenigsten Psychopathen beschäftigt sind: 1. Pflegekräfte 2. Krankenschwester 3. Therapeut 4. Kunsthandwerker 5. Kosmetiker/Friseur 6. Menschen in der Wohltätigkeitsbranche 7. Lehrer 8. Künstler 9. Arzt 10. Buchhalter 13. Januar 2013 Warnung des Webmasters bezüglich eines kürzlich erhaltenen Kommentars zum Eintrag vom 11. Jänner: Schauben Sie Ihre Hoffnungen herunter, die folgende Nachricht ist hölchstwahrscheinlich nicht authentisch. Und so der Kommentar: Liebe Broken Muses: Ich finde, der Mode-Blog von PA Charlotte ist sehr durchdacht und kreativ und voll des femininen Charmes. Bitte bieten Sie Charlotte eine regelmäßige Kolumne bevor ich das tue. Anna Wintour, Editor, Vogue 12. Jänner 2013 Per aspera ad astram – ein schönes und allzu wahres Motto! 11. Jänner 2013 Aus dem Katalog der Volkshochschule: Der Kurs „Masken - das zweite Gesicht“ kommt direkt nach dem Kurs „Picassos Stiere in 3D“ und vor dem Kurs „Gürtelschließen - selbst entworfen und gestaltet“. Falls man sich für Nähtechniken interessiert, so werden 3 Module angeboten, mehr braucht man anscheinen nicht zu wissen: Modul 1: Die Naht, Modul 2: Der Reißverschluss und Modul 3: die Tasche. Danach geht es weiter mit: „Easy Fit: mein erstes Teil“ und, höchstwahrscheinlich für schwächelnde Modul 2Teilnehmer: „Gerafft, gefaltet: mein erste Teil ohne Reißverschluss“. Auch sehr nett und fast wie im richtigen Leben: „Filzen für Einsteiger/Innen“, „Filzen im Atelier“, „Filzen was das Herz begehrt“ und „Freies Filzen“. Erhaltener Kommentar: Dieser Katalog klingt spanisch für mich... 35 10. Jänner 2013 Ich bin eingeladen, an einer Konferenz zum Thema „schweres und organisiertes Verbrechten“ teilzunehmen. Das klingt fast so, als wäre Verbrechen entweder schwer oder organisiert. 9. Jänner 2013 Erhaltener Kommentar: Ich würde gerne sagen, dass dieses Blog (a) zu oft aktualisiert wird und (b) keine wöchentlichen Modebeiträge enthalten sollte :-) Erhaltener Kommentar: Ich bin neugierig auf das rote Sofa, das in dieser Nacht- und Nebel-Aktion aus Österreich nach Deutschland geschmuggelt wurde. 8. Jänner 2013 Es scheint, dass 2013 das Jahr der Ghostwriter und gelegentliche Gastbeiträge werden wird. Und so hat Charlotte, Persönliche Assistentin vulgo Sekretärin vom Dienst, folgenden Beitrag geschickt: „Was die Mode betrifft, kann es für eine PA oder Sekretärin recht langweilig werden. Die weiße Bluse als Standard, ein anthrazitfarbener, Nadelstreifbleistiftrock und vernünftige Schuhe mögen smart aussehen, aber in einer Menschenmenge wird man damit kaum herausstechen. Versuchen Sie doch einmal eine farbige Bluse mit einer ebenso farbigen Satinschleife und einem Bleistiftrock mit spannendem Aufdruck Bleistiftrock. Dazu ein Paar schwarzer Stilletos (idealerweise mit Fesselriemen) und Sie werden die Schönheit des Büros sein. Hier eine hübsche Idee!“ 6. Jänner 2013 Ich habe neuerdings in meinem Papa einen Ghostwriter für diesen Blog gewonnen, der einen etwas umfassenderen Beitrag für den 1. Jänner 2013 vorschlägt und zwar folgenden: Bin um 3h früh aus dem Bett, da Arno um 4h mit beladenem Anhänger vor der Tür stehen wird. Vorgeschichte: Die Margit hat im Weihnachtsurlaub beim Möbelhaus Leiner in Bruck eine rote Ledersitzgruppe gesehen - ein Ausstellungsstück zu einem äußerst günstigen Preis. Zum einen musste man klären wie man so ein Ding nach München transportiert, zum anderen wollte Margit zur Sicherheit mit dem Maßband kontrollieren, ob sie dem Augenmaß trauen kann. Ich telefonierte also mit meinem Freund Arno (dem einzigen, der für eine solche Aktion in Frage kommt), ob es möglich wäre, mit seinem großen Anhänger; eventuell eh mit meinem Auto, aber doch mit seiner Hilfe… usw, eine solche logistische Gigantenarbeit zu meistern. Drei Stunden später war Arno zur Stelle um die Sache zu besprechen und er bemühte sich sichtlich, meine (zugegeben etwas theatralischen) Bedenken zu zerstreuen. Margit ist daraufhin schon früher als geplant nach München aufgebrochen, hat sich überzeugt, das ihr Augenmaß wie eh und je funktioniert, der Kauf wurde fixiert und das rote Monstrum war am Silvestertag abholbereit. Als ich mit meinem kleinen Auto vor Arnos Anhänger stand, stellten wir fest, dass der Elektroanschluss nicht passte. Vorerst wurde beschlossen einen Adapter zu besorgen, aber ich merkte doch Arnos Zweifel, in meinem kleinen Fahrzeug ein richtiges Auto zu sehen. Also fuhren wir mit dem „richtigen“ Gespann zum Leiner um die Garnitur zu laden. Vor Ort stellte sich heraus dass die Sitzgruppe auch für den großen Anhänger zu umfangreich war (für einen sicheren, wetterunabhängigen und langen Transport). Nach kurzen Nachmessen baute Arno die Sitze in seinem Van aus und bestimmte: Langer Teil und Hocker in den Trailer, kurzer Teil (der unheimlich schwere mit 36 Doppelbettfunktion) ins Auto! Nachdem jetzt die transporttechnischen Probleme gelöst waren, meinte Arno, man könnte eigentlich sofort losfahren. Zum Glück hat er sich dann doch noch an seine normalen Pflichten erinnert und wir haben den Kindersitz in meinem Auto montiert, damit seiner Frau Margit mit dem Enkelkind Simon die geplanten Wege fahren konnte. Also bestimmte Arno: Abfahrt 1.1.2013 Zeit: 04h00 früh!!!! Silvester also gestrichen, praktischerweise trägt das mitreißende Fernsehprogramm zu schnellen Schlaf bei. Leidlich erfrischt war ich so in aller Frühe gestellt, und nach ruhiger Reise auf leeren Straßen tauchten wir um halb neun Uhr bei Margit in München auf. Da klar war das der lange Teil nicht in den Lift passt, begannen mit dem wie wir meinten schweren Teil, dieses „Trumm“ über das Stiegenhaus in den vierten Stock zu tragen. Das Treppenhaus erwies sich als überraschend geräumig, nach zwei Treppen war der Bewegungsablauf ebenfalls klar und mir mein Übergewicht und meine Konditionsschwäche noch klarer. Beim kürzeren, aber ungleich schwereren Teil versuchen wir unser Glück vorerst im Lift. Wir meinten, man könnte das Ding stehend, mit der Lehne voraus in die Kabine bekommen, wenn wir nur die Beine abschrauben. Beim ersten Versuch machten wir die Erfahrung, dass die raffinierte Bettmechanik auslöst wenn die Schwerkraft wirkt (da aufgestellt). Gemeinerweise passierte dies als wir halb im Lift und Arno noch in der Kabine war. Das Ding sprang also auf, krallte sich quasi an den Wänden an und nur an den dumpfen Tönen aus der hinteren Ecke konnte man ahnen, dass es den Arno noch gibt. Vom aufgestellten Bett zur Kabinendecke waren noch 30 Zentimeter Platz, dort tauchten Arnos Kopf und Schultern auf und mit den Fingerspitzen voraus glitt er schlangengleich zu Boden und bei der Lifttür heraus. Mit Ach und Weh konnten wir die Bettmechanik wieder schließen, aber trotz aller Tricks war das Möbel um etwa drei Zentimeter zu groß, die Lifttüre ging nicht zu. Also alles wie gehabt über die Treppe nur viel, viel schwerer. Um 17 Uhr waren wir wieder zu Hause in Bruck. Ein wirklich bemerkenswerter Neujahrstag! 5. Jänner 2013 Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass das Universum beige ist. Junge Sterne sind eher bläulich, ältere rötlich und im Durchschnitt ist das Universum Milchkaffeefarben. Man nennt den Farbton „Kosmisch-Latte“. Skyvory und Univeige sind auch vorgeschlagen worden. 4. Jänner 2013 Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. Gustav Mahler 3. Jänner 2013 Im Internet kursiert eine nette Liste, 33 Wege zu mehr Kreativität: 1. Mach Listen 2. Führe immer ein Notizbuch mit Dir 3. Versuche Dich in kreativem Schreiben 4. Geh auch einmal vom Computer weg 5. Erlaube Dir, weltfremd, entrückt und jenseitig zu sein 6. Hör damit auf, Dich selbst zu geißeln 7. Mach Pausen 8. Singe in der Dusche 9. Trink Kaffee / Tee 10. Besinne Dich Deiner Wurzeln 11. Höre neue Musik 12. Sei offen für neue Ideen und Denkweisen 37 13. Umgebe Dich mit kreativen Menschen 14. Hol Dir Feedback 15. Arbeite mit anderen zusammen 16. Gib nicht auf 17. Üben, üben, üben 18. Lass es zu, Fehler zu machen 19. Begib Dich in Gefielde, in denen Du noch nie warst 20. Schau Dir ausländische Filme an 21. Besinne Dich Deiner Vorzüge 22. Gönne Dir viel Ruhe 23. Sei risikobereit Brich die Regeln 25. Tu mehr davon, was Dich gücklich macht 26. Erzwinge nichts 27. Lies eine Seite im Wörterbuch 28. Schaffe einen Rahmen 29. Hör auf damit, jemand anderes Vorstellung von Perfektion erfüllen zu wollen 30. Hast Du eine Idee? Schreib sie auf 31. Räum Deinen Arbeitsplatz auf 32. Hab Spaß 33. Schließe etwas ab 2. Jänner 2013 Im Dunkeln ist nicht nur gut Munkeln, sondern auch gut Denken! http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-11/kreativitaet-dunkelheit-studie/komplettansicht 1. Jänner 2013 Broken Muses wünscht alles Lesern ein Gutes, nein ein wirklich GUTES Neues Jahr! 27. Dezember – 31. Dezember 2012 Was bleibt mir noch zu sagen am Ende dieses langen, schwierigen Jahres? Ein Hoch auf 2013, es soll ein besseres, ein gutes, nein, ein wunderbares Jahr werden! 26. Dezember 2012 Wien steht noch, die Weihnachtsbeleuchtung ist opulent wie eh und jeh und der Heilige Geist schwebt an der Decke der Peterskirche. 25. Dezember 2012 Muss man sich angesichts einer weißen Maus, die von links kommend die Straße vor einem quert ernsthafte Sorgen um sein geistiges Wohl machen oder darf man es getrost der fehlenden Katze zuschreiben? 24. Dezember 2012 Broken Muses wünscht Frohe Weihnachten! 23. Dezember 2012 Inspiration bei der Arbeit: Zitat aus einer E-Mail-Konversation: „Ich wurde gebeten, das beiliegende Schreiben ans Managementzeug weiterzuleiten.“ 22. Dezember 2012 38 „Man kann sich nicht selber kitzeln. Das Kitzeln ist ein frappanter Beweis dafür, dass eine saubere Trennung von Leib und Seele nur als rationalistisches Ideal funktioniert, nicht aber in Wirklichkeit.“ Aus einer Buchbesprechung in der Süddeutschen Zeitung zum Buch: Curious Behavior: Yawning, Laughing, Hiccupping, and Beyond von Robert R. Provine. 21. Dezember 2012 Leider hat der Blog in den letzten Tagen und Wochen etwas gelitten und an Aktualität verloren. Ich muss mich dafür entschuldigen und nehme die Bedrohung meiner Leser, dass einige von ihnen rebellieren könnten, natürlich sehr ernst. Was mich so beschäftigt, dass ich den Blog so vernachlässigt habe? Nun ja, eine Lawine hat mein Auto mehr oder weniger zerstört. Oder vielmehr die Eisblöcke, die mit der Lawine mitgekommen sind. As ich das Auto endlich ausgeschaufelt hatte, war die Windschutzscheibe in tausend Stücke zersplittert, der Großteil war im Inneren des Autos verteilt und das Dach ist leider auch eingedrückt. Als dann die Windschutzscheibe endlich repariert war, war einer der Reifen platt. Und nach dem Aufpumpen am nächsten Tag wieder und dann am übernächsten Tag natürlich auch. Und irgendwie wollte ich meine Leser mit allem nicht langweilen… Und statt mit dem Auto irgendwo hinzufahren, wo es schöner ist, als in München, war ich stattdessen als Fotografin auf einer Geburtstagsparty. http://www.brokenmuses.com/friends-christof-en.php 15. Dezember 2012 Geschichten vom Frisör: Der Schwabe betrachtet Waschen als einen überbewerteten Luxus. Zackig ordert er „oben 12, seitlich 9“ Millimeter. Ich beobachte ihn aus den Augenwinkeln. Das (kostenlose) Ohrhaartrimmen ist ihm sichtlich unangenehm. Ein anderer neben ihm lässt sich das angegraute Haar blond färben. Auch ihm scheint all das peinlich zu sein. Viel ist nicht übrig, dafür massiert der Friseur den blöndlichen Skalp mit einer Hingabe, als gelte es, durch Rastazöpfe hindurch ein Tribut an Che Guevara zu morsen. 14. Dezember 2012 Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich in Guatemala weder Herrn McAfee getroffen habe, noch seinen angeblichen Doppelgänger, der mit einem gefälschten nordkoreanischen Reisepass unterwegs war. 13. Dezember 2012 Am 11. Dezember is Ravi Shankar gestorben. Aus heiterem Himmel bekomme ich am 13. Dezember eine E-Mail mit dem Betreff: „Neujahr in Berlin in Anwesenheit von Sri Sri Ravi Shankar“. Zwischen dem 31. Dezember und dem 5. Januar könne ich mehr über „Meditation, Atemtechniken und Weisheit ... in Gegenwart von Ravi Shankar“ erfahren. Nebst der persönlichen Interaktion mit Ravi Shankar wird auch eine Flusskreuzfahrt entlang der Spree mit ihm versprochen. In einigen Fällen geht das mit der Reinkarnation ziemlich express. 12. Dezember 2012 Inspirations @ work: „Wir werden sehen, was möglich ist, und das so schnell wie möglich.“ 11. Dezember 2012 39 Inspirations @ work: „Wir werden in ein anderes Gebäude umziehen und deshalb mehr oder weniger nicht in der Lage sein, effektiv zu arbeiten.“ 10. Dezember 2012 Die Arbeit ist eine wahre Quelle der Inspiration. Ein Zitat aus Inspirations @ work: "Das Treffen war so geschäftig (und verwirrend), dass ich all meine Zeit und Energie darauf verwenden musste zu verstehen, was eigentlich wo los war!“ 9. Dezember 2012 Frag nicht, was Glück ist. Frag, was Dein Glück ist. – Zenita Komad 7. Dezember 2012 Die Münchner Schaufensterpuppen tragen nicht nur vornehmend Tracht, sondern auch Weihnachtsmannmützen zur Tracht. 3. Dezember 2012 Graffiti in Berlin: Um irgendetwas zu gelten, müssen Nullen sich immer hübsch rechts halten. Seen at: Loonies United, Art Shop 2. Dezember 2012 Allerorts sieht man mißmutige Menschen unter Kapuzen. Der einzige, der strahlt, ist ein Mann auf einem Hörgerätewerbeplakat. 30. November - 1. Dezember 2012 Nach etwa 21h Reisezeit erreiche ich München. Nebel, minus drei Grad. Ich sitze im Zug, um mein Auto abzuholen. Es weihnachtet. Neben mir sitzt eine Frau, die ein Buch liest mit dem klingenden Titel: Früher war mehr Lametta. 29. November 2012 Was mir allerorts aufgefallen ist, waren die vielen Papageien. Ast jedes Hotel hatte einen oder mehrere, meistens in grün. Viele begnügen sich mit einem Hallo: „Hola, Hola“. Einer aber war besonders eloquent und hat, sobald man ihm den Rücken gekehrt hat, sofort gefragt, wohin man ginge. Also einmal noch Guatemala City. Ich habe mir das Museum Moderner Kunst angesehen, bedrückend irgendwie und dann noch das Eisenbahnmuseum. Eine der ersten Eisenbahnen in Amerika ist in 1877 in Guatemala gebaut worden, leider aber dann 1996 eingestellt worden. 28. November 2012 Eine letzte Nacht in Flores, diesmal ohne vier- und mehrbeinige Mitbewohner im Zimmer und als Abschluß eine Fahrt mit einem TukTuk zum Flughafen - eine nette Erfahrung! 27. November 2012 Ich habe wenig Glück mit den Quartieren derzeit. In Tikal hat man mich anscheinend in den Belegschaftsquartieren untergebracht, zum Pool und Restaurant sind es gefühlte 1,5 Kilometer. Mitreisende scherzen, ich wäre in Honduras untergekommen. Beim Abendessen fragt mich der Kellner, ob ich sicher sei, dass meine Zimmernummer C15 und nicht B15 lautet. Wenn ich auf C15 bestehe und sogar meinen Zimmerschlüssel zeige sagt er, von der Existenz dieses Zimmers hätte er noch nie gehört. Hinter dem Fliegengitter und zwischen den Lamellen meines Fensters hängt eine Tarantel fest. Ich öffne die Lamellen und klopfe mit meiner Taschenlampe fest auf das Fliegengitter, 40 woraufhin die Riesenspinne gen Urwald verschwindet. Den Frosch im Bad habe ich noch nicht im Griff. Er ist aber relativ klein. Küssen kommt ob der hellgrünen Schleimigkeit und dem etwas wirren Blick des Frosches nicht in Frage. Ein Italiener hat angeboten, den Frosch zu töten, bessergesagt verzagt angefragt, ob er ihn töten solle, war aber sichtlich nicht unfroh, als ich abgelehnt habe. 26. November 2012 Es gibt im Leben für alles ein erstes Mal hat schon die Oma immer gesagt und so habe ich diesmal mit diversen ungustiösen Tieren im Bett Bekanntschaft gemacht. Ich diskutiere ja im Allgemeinen nicht ungern, aber eine Diskussion um 10h abends, ob die 3 Küchenschaben, die sich am Kopfende meines Bettes befunden haben nun groß oder wie der Hotelmitarbeiter betont hat, sehr klein bis eher klein sind, war schon unschön. Die Folgediskussion mit demselben Mitarbeiter um 4h morgens war dann aber nur mehr bizarr. Es ging darum, ob die dann etwa 25 Viecher (alle am linken oberen Bettrand neben bzw. wahrscheinlich eine Zeit lang unter meinem Kopf) nun Flöhe oder Küchenschaben sind, ob sie gefährlich oder harmlos seien und wenn, was sie in einem Bett zu suchen hätten, was wiederum damit gekontert wurde, ich solle mir nichts antun, sie seien sehr, sehr klein und außerdem Schaben und für den Menschen ungefährlich. 25. November 2012 Mein Weg hat mich heute über gezählte 109 (!) Fahrbahnschwellen (vulgo Hupferln), die teilweise so gut getarnt sind, dass man sie erst im allerletzten Moment vor einem Achsenbruch bemerkt und jeweils ob ihrer Höhe einen vollkommenen Stillstand verlangen, nach Chichicastenango geführt. Zwischendurch gab es auch Löcher in der Fahrbahn, in der ich Leihautoversenken spielen hätte können. Am Rückweg habe ich die bessere Strasse mit nur 87 Fahrbahnschwellen und ausgesprochen wenigen anderen Hürden gefunden. Na, wie auch immer, Chichicastenango („Chichi“) ist eine Ortschaft in den Bergen, auf der donnerstags und sonntags ein überregional bekannter Markt stattfindet. Der wäre angesichts der Schwemme an Stoffen und Kunsthandwerk, das einem allerorts unterkommt, weiter nicht so besonders gewesen, was aber wirklich bemerkenswert war, ist dass sich in dieser Ortschaft Schamanentum und Katholizismus mischen. In der Hauptkirche, Santo Tomaso, werden am Aufgang zum Hauptportal Blumen für die schamanischen Riten verkauft. Normalsterbliche sollen den Seiteneingang benutzen. Im vorderen, linken Teil der Kirche hat eine „normale“ Messe stattgefunden samt singendem Pfarrer mit Mikro und Unmengen stehender Gläubiger. Dahinter im Mittelschiff sind gleichzeitig zur Messe von anderen Gläubigen Rauchopfer dargebracht worden. Man traut seinen Augen nicht... Auch am kunterbunten (und mit bunt meine ich wirklich bunt) Friedhof wurden allerorts zwischen und vor und neben den Gruften Rauchopfer gebracht. Vor einer Kapelle haben einige Schamanen Riten mit Rauch vollzogen. 24. November 2012 Bootstour in die verschiedensten Dörfer rund um den Atitlan-See. San Marcos beherbergt eine Art Hippienklave – man kann dort hypnotisieren „ohne Pendel und ohne Hexenbesenschwingen“ lernen, San Juan Maler, San Pedros und San Sebastian sind eher nur mehr dazu da, Touristen Dinge anzudrehen. So warm es tagsüber ist, so kalt ist es nachts. Mein Hotel ist von anderen Reisenden auf einem Reiseportal als „es ist nicht das Ritz, hat aber große, luftige Räume und eine wunderbare Aussicht“ beschrieben worden. Luftig stimmt, da die Ritzen zwischen Balkontür und Fensterrahmen ca 2 cm breit sind. Es stürmt draußen und daher auch ein wenig drinnen. Ich habe einen Kamin in meinem tatsächlich riesigen Zimmer mit Blick 41 auf die drei Vulkane. Beim Versuch, den Kamin einzuheizen, hat sich dieser leider als Attrappe erwiesen. Holz und Asche dürften echt sein, aber von Vormietern stammen, die so wie ich mit einzelnen noch nicht brennenden Scheiten andere bereits brennende ausgeschlagen haben, immer zwischen Balkon und Kamin hin- und herhechelnd, um einer Rauchgasvergiftung zu entgehen. Mittlerweile ist zumindest die Luft im Zimmer nicht mehr ein einziger dunkelgrauer Rauch. Dafür ist es ob der Lüfterei gleich noch kälter. 23. November 2012 Man hat mir von verschiedener Seite den Freitagsmarkt in Sololá angepriesen und so bin ich dort hingefahren. Die 11 Kilometer, unzählige Schlaglöcher und sonstige Unwegsamkeiten haben mich etwa eine Stunde gekostet. Vom Fotografischen war der Ausflug leider unbefriedigend. Entweder heißt es gleich „nein“, auch was die ausgelegte Ware angeht, oder Bilder werden gegen Unsummen von Geld gehandelt - eine alte Frau hat 100 USD verlangt und angeboten, bei Bedarf auch wechseln zu können. Der Markt ist so dicht verstellt und so voller Menschen ohne jegliche Berührungsängste, dass ich nach zehn Minuten erschöpft aufgebe. Kurz davor war mir, als hätte mir jemand ein ungewöhnliches Daunenkissen in den Rücken geschoben. Bei näherer Betrachtung war es eine Frau, die sich mit vier Hühnern, zwei pro Hand, an den Beinen gehalten an mir vorbeidrängen wollte – und es natürlich geschafft hat. Ob die Hühner dabei Federn gelassen haben, wollte ich nicht genau wissen. In der Sololáschen Kirche waren zwei Beichtstühle für den Beichtverkehr geöffnet. An jedem standen sage und schreibe 32 Menschen an, ausnahmslos in Tracht, wie auch sonst allenthalben alles sehr Maya-trachtig gekleidet ist. Man fragt sich, ob sich das gute 5-6 Wochen vor dem vom Mayakalender vorhergesagten Weltuntergang noch auszahlt. Vielleicht erwarten die Menschen aber auch eine schnellere Abfertigung später, weil es dann nimmer so viel zu beichten gibt. Ich habe kurz erwägt, eine Diskussion in diese Richtung anzuknüpfen, wurde aber von zwei Kleinkindern über Minuten als Art 8. Weltwunder in Bockschaumanier angestarrt und bin daher irritiert von meinem Vorhaben abgekommen. Speziell hier im Mayaland hat man es schwer, sich unerkannt unters Volk zu mischen. 22. November 2012 Von Antigua aus bin ich über das wunderschöne Hochland zum Atitlansee gefahren. Mein GPS wollte mich wie üblich diverse Male über irgendwelche Abkürzungen ans Ziel bringen, ich habe diesmal allerdings nicht nachgegeben. Die Hauptstraße war eine Art Autobahn, die nur wegen gelegentlicher Trümmer (eben vom Transporter davor gefallene Kinderwägen u.ä., letztere ohne Kind) auf der Überholspur und der vielen Busse spannend zu fahren war. Als es dann tatsächlich soweit war, eine Abzweigung von ebendieser Hauptstraße zu nehmen, habe ich ob der Straßenverhältnisse wie schon einige Male zuvor sofort wieder kehrt gemacht. Als mir eine Gruppe von zehn Einheimischen weisgemacht hat, dass das schon die richtige Straße sei, habe ich zum ersten Mal die leise Ironie dieses GPS entdeckt: Man möge für x Kilometer dem Straßenverlauf folgen. Ein wirklich seltener Anflug von Humor seitens der Technik. Man erahnt, dass mancherorts um die Schlaglöcher Asphalt gegossen wurde. Recht häufig ist das bisschen Asphalt aber für umgekehrte Schlaglöcher genutzt worden, massive Hügel und sonstige Bodenunebenheiten. Einzig die gelben oder bunt bemalten Busse, ehemalige US-Schulbusse, scheint das nicht von Tempo 100 abzuhalten. 21. November 2012 42 Antigua ist wunderschön, Kolonialarchitektur im Schachbrettmuster, niedrige Gebäude in Pastellfarben, viele kaputte Kirchen, von diversen Erdbeben zerstört, mehrmals wiederaufgebaut, drei Vulkane umringen die Stadt, es schwebt eine Wolke über zweien. Einer dient der Nord-Suedorientierung. Ich überlege kurz, mit dem Auto auf ebendiesen zu fahren, mein Reiseführer meint allerdings, man solle das nicht ohne Eskorte der Touristenpolizei versuchen. Auch Gruppen, und Gruppentouren werden zuhauf angeboten, seien nicht ganz ungefährdet. Ich verzichte, man muss ja nicht mir Gewalt auf einen Vulkan marschieren und oben in einen Abgrund starren. Oder in den Krater. 20. November 2012 Ich habe mir ein Auto ausgeliehen und mich gen Westen in die ehemalige Hauptstadt Antigua aufgemacht. Tagsüber ist es fast heiß, abends kühlt es merklich ab. Aus Temperaturgründen flüchte ich in eine ihres Zeichens neapolitanische Pizzaria, die sich bei näherer Betrachtung als Tempel der Geschmacklosigkeit herausstellt. Das Atrium ist mit einem Wellblech überdacht, an den Wänden hängen kreuz und quer Bilder der WM 1982, in manchen Winkeln baumeln leere Chiantiflaschen wie Bojen. Der einzige andere Gast schaut aus, als hätte ihn einer der umliegenden Vulkane ausgespien. Und ich meine das nicht im Sinn einer Eruption. 19. November 2012 In Guatemala City ist mir eigentlich kein einziger anderer Tourist untergekommen wenn ich es mir so überlege. Eigentlich eine schöne, durchaus interessante Hauptstadt. Die Leute sind hilfsbereit und genauso wie schon in Panama wirklich zuvorkommend. Was ein wenig irritierend ist, sind die vielen bewaffnete Wächter. Nichts gegen kleine Chinarestaurants am Stadtrand, aber muss man sie mit zwei Wachen versehen? 18. November 2012 Ich habe meine Reise heute fortgesetzt und bin nach Guatemala City geflogen. Die Taxifahrt zum Flughafen war recht kurzweilig, zumal der Taxler und ich jeweils wilde Tiere gemimt haben, die wir in Panama gesichtet haben. Meine Pantomime eines Faultiers – gesichtet in Bocas del Tore - hat uns eine Zeit lang beschäftigt und recht gut unterhalten. Für einen internationalen Flughafen einer Hauptstadt ist es auf Guatemalas Flughafen am späten Nachmittag erstaunlich entspannt zugegangen. Kaum Menschen, kaum Taxis, alles sehr ruhig. Was einen ein wenig mißtrauisch stimmen könnte sind die vielen bewaffneten Wachen. Ein kleines Lokal in der Nähe meines Hotels leistet sich gleich zwei davon… 17. November 2012 Heute war der Tag der Tage: Es war grandios, einmalig, schwer zu beschreiben, was für ein Gefühl! Ich bin den Panamakanal durchfahren vom Pazifik zum Atlantik, gute 80 Kilometer, über drei Staustufen hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter! Ein alter Fiebertraum ist wahr geworden und das noch dazu bei Sonnenschein! Was für eine Freude! Was für eine technische Meisterleistung! Erhaltener Kommentar: Sonnenschein, großartige Leistung, ein Traum wird wahr! Nach all dem Regen und Wanzen. Hoffentlich hält es ein paar Tage an. Gute Reise noch... ein paar Fotos wären ganz schön... aber das klappt wahrscheinlich von der Übertragung nicht. 15. – 16. November 2012 43 Ich bin weitergefahren nach Portobelo an der Karibikküste. Portobelo war ehemals wichtigste Hafen für die Spanier, um Gold und Silber aus Peru nach Europa zu verschiffen. Heute ist die kleine Hafenstadt heute völlig heruntergekommen und in die absolute Bedeutungslosigkeit versunken. Sogar mir ist es hier fast zu abgerissen. Ich bin wider Erwarten in einer Jugendherberge untergekommen, eine schlimme Erfahrung. Kein Wasser, kein Strom, dafür ein Bar direkt über den Schlafgelegenheiten, wenn man sie so nennen kann, die bis vier Uhr morgens in Betrieb war. Die Gäste: eine wilde Mischung aus dem Alkohol zugeneigten, in erster Linie ankernden Bootsbesitzern, sonstigen Aussteigern, ignoranten Studenten (Ah, in der einzigen Kirche gibt es eine schwarze Jesusstatue? Ah, hier war einmal ein wichtiger Hafen? Ah, die Ruinen waren wirklich einmal Befestigungsanlagen?) und einer Mixtur aus lokalen Leistungsverweigerern. Als dann irgendwann am Morgen doch wieder ein wenig Wasser zur Verfügung gestanden ist, habe ich festgestellt, dass Bar und Bäder, wenn man letztere so nennen kann, mit Flöhen übersät sind. Wenn ich es mir recht überlege habe ich vorher eigentlich noch nie mit einem Handtuch Flöhe verscheucht. 14. November 2012 Zurück in Panama City. Ich wollte unbedingt ein Auto ausleihen und ein wenig mehr vom Land sehen. Man hat mir einen Nissan gegeben, der jedem billigen Gangsterfilm aus den 80-er Jahren alle Ehre gemacht hätte. Es ist weiß, hat abgedunkelte Scheiben. Ich trage Hosen und fühle mich entsprechend wie Bonny ohne Kleid/Clyde. Die Frau von der Autovermietung hat verschwörerisch auf das Reserverad im Kofferraum gedeutet. Ich hoffe, es nicht verwenden zu müssen. Das Auto fährt bergab maximal 90 Kilometer in der Stunde. Die Verfolgungsjagd müsste man also in slow motion filmen. Mir fällt auf, dass die meisten Autos hier abgedunkelte Scheiben haben. Ich fahre gen Valle de Anton. Eine Mücke oder wer weiß was reist mit und sticht mich etwa 20 Mal im Lauf der Reise in ein und dasselbe Bein. Es regnet so stark, dass ich weder die Baustellenmarkierungen, noch die Autos vor mir sehe. Die großen Schlaglöcher auf der Panamericana bremsen besser als die Bremsen des Autos. Ich denke mir, hey, die Panamericana, super, summe das Lied, das vor zwei Jahren der große Hit war. Irgendwann biege ich nach El Valle ab. El Valle de Anton. Ich denke an Schifahren da passt die Ortschaft im erloschenen Vulkan so irgendwie gar nicht dazu. Es gibt etliche Wanderwege und eine Therme. Letztere besuche ich in den einzigen zwei regenfreien Stunden. Ansonsten sitzen alle Reisenden auf der Terrasse des Hotels zusammen, ein junger Israeli erzählt von seiner Angst, einberufen zu werden, nachdem Israel heute Gaza angegriffen hat. Er fasst ganz gut zusammen, dass während er sich hier mit goldenen Fröschen (eine ausstrebende in Panama beheimatete Spezies) befasst, jederzeit ein Anruf kommen könnte, zurückzukommen. Und dass ihm, wenn er dem nicht folgt, Militärgefängnis droht. 13. November 2012 Noch einmal Bocas del Drago. Vor ein paar Tagen war ich ja per Fahrrad dort, habe aber dann die eigentiche Sehenswürdigkeit, den Seesternstrand, wetterbedingt nicht besichtigen können (Sturzflut, mittlerweile ja bekannt, dass man hier die Regenzeit groß schreibt!). Also heute per Bus und nicht per Fahrrad. In den ersten 20 Minuten ist der Bus etwa 1,1 km weit gekommen. Wir haben zig Passagiere ge- und wieder entladen, zudem Eis in Blöcken und Würfeln, Benzin in Kanistern, wir waren tanken und irgendwann war dann der Fahrer auch beim zweiten Bier. Nach gut 50 Minuten haben wir die 16 Kilometer dann aber doch geschafft. Die Seesterne, vier an der Zahl, waren schön, aber in Bauchnabeltiefe und somit leider photographisch nicht abbildbar. 44 12. November 2012 Die Magenverstimmung hält an und somit auch meine Diät aus trockenem Brot und Cola. Dennoch bin ich auf einem Ausflug in den Inselachipell mitgefahren und habe mich wacker durch den Tag gebracht. Am schönsten Strand, Zapatillos, habe ich mich in die einzige Hängematte gerettet und von dort aus die Heldentat des Bootsführers, mir eine Kokosnuss vom Baum zu holen, natürlich weder beobachtet, noch ausreichend gewürdigt, was mir den restlichen Tag über vorgehalten wurde. Positiv daran war nur, dass er danach auch nicht mehr auf E-Mail, Adresse, Telefonnummer, Handynummer und (!) Blutgruppe bestanden hat. 11. November 2012 Ich habe mir den Magen ein wenig verstimmt. Notiz an nich selbst, merke: a) Du magst auch zu Hause keine Mayonnaise und b) Mayonnaisesalat in den Tropen kommt einem klinischen Abführmittel gleich. 10. November 2012 Mein gesamter Oberkörper tut weh, insbesondere die Arme. Ich habe mich gestern wohl zu sehr an dieses Korallensurfbrett geklammert. Also habe ich mir gedacht, das beste sei wohl, ein Fahrrad zu mieten und zum anderen Ende der Insel zu fahren. Zusammenfassend: Jetzt schmerzen mir auch noch die Beine. 20 Kilometer können recht weit sein, wenn man in brütender schwüler Hitze ohne Gangschaltung mit platten Reifen über höchst hügeliges Gelände durch Mangrovenwälder strampelt. Dass mich ein kleiner Bub auf einem Pferd überholt hat, hat nicht unbedingt zu meiner Motivation beigetragen. Zumal er immer wieder und nicht ohne Schadenfreude hinter der nächsten Kurve oder dem nächsten Hügel gewartet hat, um mich wieder zu grüßen, zu fragen, ob ich an den Strand führe und um dann an mir vorbeizugalloppieren. 9 . November 2012 Heute war der einzige regenfreie Tag und insofern der ideale Tag für einen Bootsausflug. Und so war ich nicht nur bei einem Schnorchelausflug, sondern bei etwas, das sich Coral Surfing nennt. Ein unglaubliches Erlebnis. Man hät sich an einem Fiberglasding fest, das entfernt aussieht wie Flügel und wird an diesem Flügelding hinter einem Boot hergezogen. Wenn man die Flügel nach unten drückt, taucht man ab und gleitet in einem unglaublichen Tempo über die Korallen. Zum Luftholen hebt man die Flügel an und taucht so wieder auf. Wenn man die Flügel gegeneinander verdreht, schlägt man unter Wasser Piruetten, was ich schulterbedingt unversucht gelassen habe. 8. November 2012 Bocas del Toro ist aufs erste Hinsehen wie man sich Onkel Tom's Hütte vorgestellt hat: Die ganze Ortschaft besteht aus bunten, windschiefen, in sich beinahe zusammenfallenden Holzhäusern, es gibt so gut wie keinen Verkehr, es herrscht tropische, leicht feuchte Hitze und das nächste Gewitter und die nächste Intrige können nicht weit sein. Den lokalen Antihelden, Captain Jack Sparrow, habe ich auch schon kennengelernt. Wenn man sich einen Spatzen vorstellt, mit aus dem Dunkel hervorstarrenden Augen, die einem bis auf den Grund der Seele schauen, einem stechenden, erst die Handfläche, dann auf die eigenen Augen fixierenden Blick, dann hat man Jack Sparrow, Black Sparrow vor sich. Er wollte mir meine Zukunft vorhersagen. Ich habe auf morgen vertagt mit dem Argument, nachdem es sich ohnehin um die Zukunft handelt, könne man das ja auch manana angehen. 7. November 2012 45 Bin ich also mit dem Taxi zum Causeway Amador gefahren, dem Landstreifen, der übriggeblieben ist beim Bau des Panamakanals, der den Eingang zum Kanal abzeichnet und den Kanal zur Stadt hin abschirmt. Aufgrund akuter Überwältigung angesichts des Kanals und seiner Geschichte sinke ich in einen Stuhl im örtlichen Yachtclub. Nach einem feinen Mittagessen mache ich mich die 3 oder 4 Causewaykilometer gen Süden auf und werde nach etwa 500 Metern vom tropischen Regen meines Lebens überrascht. Ich habe eine Schirm und die Hoffnung, dass der Guss gleich vorbei ist. Nach 30 Minuten unter einem Mangobaum und erwähntem Schirm aus Sri Lanka, der interessanterweise Wasser durch lässt, bin ich durch und durch nass. Man könnte wahrscheinlich eine neue Sportart ausrufen, walken im nassen Dress. Stellen Sie sicher, eine triefend nasse Leinenhose zu tragen, kippen sie jeweils einen guten halben Liter Wasser in ihre Schuhe, hängen sie sich einen schweren Rucksack um und stellen Sie sich vor, am im Nebel versunkenen Panamakanal entlangzulaufen. Stellen Sie sich insbesondere, wenn Sie Anfänger sind - gegebenenfalls in einer Telefonzelle von Cable&Wireless unter und versuchen Sie, mit dem wasserdurchlässigen Schirm den von außen hereinströmenden Regen abzuwehren. Niemand wird Sie mit einem Collect Call zurückrufen wollen, was weiters nichts ausmacht, zumal Sie zum Telefonieren ohnehin keine Hand frei hätten. Denken Sie bei all dem positiv. Ich schleppe mich voran, marschiere schnell, erreiche irgendwann eine Art Zivilisation, falle in ein Geschäft ein und verlautbare, ich sei "kind of wet". Die Verkäuferin steckt mich in einen Ultramini aus Jeansstoff, das einzige Kleidungsstück, das mir zu passen scheint, ein Top und mehr oder weniger passende (gelbe!) Habaneros-Flip-Flops. Fortan bleibt jeder Taxler stehen. Ich habe etwas über Tarnkappen gelernt… 6. November 2012 Ich bin gebeten worden, ein wenig detaillierter zu erklären, was ich damit meine, dass die wenigen Menschen in Panamahüten besser gekleidet sein könnten. Nun, ich würde mir Männer in leichten, braunen Sommeranzügen, hochglanzpolierten Schuhen, Spazierstöcken und kleidsamen Panamahüten wünschen, die auf den Kanal schauen, einen Sundowner trinken und dabei ihren Arbeitern zurufen, während sie die Fracht löschen oder sonst geschäftig herumeilen. 5. November 2012 Heute war ein Feiertag in Panama, der “Erste Schrei der Unabhängigkeit” von Kolumbien. Folglich waren die Straßen der Altstadt, des Casco Viejo, leer. Die wenigen Menschen, denen ich begegnet bin, haben mich gegrüßt, als sei ich eine der Ihren was haut- und haarfarbemäßig unwahrscheinlich wirkt. Ein Kanadier, in Pension und seit kurzem zugezogen, hat mir eindringlich dazu geraten, mich nur in Menschenmengen und in unmittelbarer Nähe größerer Gruppen aufzuhalten, was angesichts der gähnenden Leere auf den Straßen um uns leicht ironisch geklungen hat. 4. Dezember 2012 Die Zeit in Washington war viel zu schnell um, eine tolle Stadt mit vielen Gesichtern. Meine Weiterreise nach Panama war unkompliziert, entspannt und völlig problemlos. Der Platz neben mir war frei, meine Getränke habe ich diesmal nicht über Mitreisende oder Gepäck verteilt und auch ansonsten waren die 4h bald um. Zumindest die Touristen am Flughafen tragen Panamahüte, sind aber leider auch nicht annähernd so elegant gekleidet, wie ich das gerne hätte. Erhaltener Kommentar: Dein Leben würde ich gerne haben. Ehrlich. War noch nie in Panama. Ist das nicht dort, wo der Suez Kanal ist. Würde auch gerne reisen! 46 3. Novemer 2012 Amerika scheint sich zu verändern. Mikrobrauereien sind der letzte Schrei in Washington. Ich habe ein „Duck Rabbit Milk Stout“ getrunken, das beschrieben war wie folgt: es schmekct nach Schokolade, Kaffee und getostetem Malz. Und so hat es dann auch wirklich irgendwie geschmeckt und vor allem gerochen. Interessant! Das Fat Tire (in etwa: dicker Reifen) habe ich dann nicht gekostet. 2. November 2012 Die Jefferson Bibliothek in Washington DC war bzw. ist in drei Sektionen aufgeteilt: Erinnerung, Vernunft und Vorstellung. Dazu gibt es noch 44 Subkategorien. Ich sollte meine Bücher auch wieder einmal neu sortieren… 1. November 2012 Meine Reise nach Amerika war unspektakulär, wenn man davon absieht, dass ich mir ein Glas Cola über den Schoß und somit die einzige Jeans gekippt habe, die ich mithabe. Das meiste hat allerdings die Süddeutsche abgefangen. Der Rest, der auf meiner Tasche gelandet ist hat gezeigt, dass die Tasche zum Glück aus colaabweisendem Material zu sein scheint. Die Dame neben mir oder sagen wir deren offene Tasche hat im Vergleich nicht so klass ausgesehen, nachdem ich die Reste ihres Baileys umgeschmissen habe. Na ja, auch so ein Flug mit demütigenden und leicht hasserfüllten Blicken von nebenan geht vorbei. 25. Oktober 2012 Bin über ein paar alte Notizen gestolpert, eine davon war: Ich fühle mich wie eine nasse Bettdecke in einem Null-Sterne-Hotel. 24. Oktober 2012 Somehow I found the so-called pretotyping manifesto on the web. Pretotyping more or less stands for "Fake it before you make it.": http://www.pretotyping.org/ So the manifesto reads: - innovators beat ideas - pretotypes beat producttypes - data beats opinions - doing beats talking - simple beats complex - now beats later - committment beats committees 23. Oktober 2012 Aus der Kategorie da siehst es, da hast es: „In der Biedermeierzeit war der „Herr Papa“ traditionell das Oberhaupt der Familie. Es gehörte daher zum guten Ton, bei Verabschiedungen dem Hausherrn einen Gruß zu übermitteln: „...und schöne Grüße an den Herrn Papa!“ Geblieben ist „...Papa“, was in österreichischen Dialekten typisch weich ausgesprochen zu baba mutierte. Siehe auch weiter unten: „Dann bis später!“ „Ja, baba!“ (hätte früher so gelautet: „Ja und liebe Grüße an den Herrn Papa!“)“ http://de.wiktionary.org/wiki/baba 21. Oktober 2012 Anscheinend gibt es eine ziemlich Aufregung rund um die jüngste Ausstellung im Wiener Leopoldmuseum. 47 20. Oktober 2012 Wie würde unsere Welt ausssehen, wenn es Hühner auf Snowboards gäbe? Erhaltener Kommentar: Einfacher. Wie würden Schaukelstühle aussehen, wenn unsere Knie sich auf die andere Seite durchbiegen würden? 19. Oktober 2012 Innovation a la Dilbert: Als ersten Schritt: Haben Sie eine Idee! Und dann, als zweiten Schritt: Füllen sie beiliegendes Formular aus… 18. Oktober 2012 Aus der Sammlung bemerkenswerter E-Mail-Abwesenheitsmeldungen: “Bin für den Rest des Tages nicht mehr im Büro. Diese E-Mail enthält absichtlicherweise keine Adresse oder Telefonnummer, um Spammails und sonstigen Belästigungen entgegenzuwirken. 17. Oktober 2012 Ein Anruf bei der Computerhotline. Niemand nimmt ab, dafür wird mir die gesamte Länge der „Kleinen Nachtmusik“ vorgespielt. Na gute Nacht denkt sich meinereiner. Und bekommt prompt mitgeteilt, das Computerproblem sei schwebend und unerledigt in der Kategorie „ich habe ein ANDERES Problem“ abgelegt worden. 16. Oktober 2012 Wir haben es ja schon lange vermutet und nun geht endlich eine Studie auf die positive Korrelation von Schokoladeverzehr pro Land mit der Anzahl der Nobelpreisträger selbigen Landes ein. 15. Oktober 2012 Erst neulich ist mir empfohlen worden, meine Obsessionen auf anderes zu verlegen. Trotzdem muss ich es hier erwähnen. Es gibt einen beunruhigenden Trend zu braunen Autos. Man möge mich an dieser Stelle bitte nicht falsch verstehen. Es handelt sich nicht bloß um ein paar kleine braune Autos eher bedeutungsloser Nischenhersteller, nein, gerade die größten und extravagantesten Autos kommen in, was man im heutigen Sprachduktus nicht mehr 50 Shades of Grey (50 Grauschattierungen), sondern 50 Schattierungen von Durchfall nennen wird müssen. Erhaltener Kommentar: Es gibt doch nichts schöneres als fäkal-metallic! 7. Oktober 2012 6. Oktober 2012 Situation in einem Geschäft für Künstlermaterial: Ein Mann kommt näher, aufgeregt. Er sagt, einer müsse bestimmt hier Künstler sein und er würde hoffen, endlich eine verlässliche Auskunft darüber zu erhalten, wer ihm auf Auftrag Vexierbilder, Kippbilder malen könne. Eine bayrische Landschaft wäre schön und zwar eine solche, die bei genauerer Betrachtung, auf den Kopf oder auf die Seite gestellt, eine schöne Frau darstellen solle. Akte könne man ja ins Schlafzimmer und bayrische Landschaften in die Bauernstube hängen, so man eine solche sein eigen nenne. Unter der Annahme, und hier kommt mein eigener Gedankensprung, dass die Bauernstube im Keller und ohne Fenster ist, kann man sich die bayrische oder welche Landschaft auch immer ohnehin nur ausmalen und somit auch ausgemalt an die Wand hängen kann. Ein wenig wie Malen nach Zahlen. Leider konnte dem Mann nicht geholfen werden. Kippbilder bayrischer Landschaften sind eine künstlerische Marktlücke. 48 5. Oktober 2012 T-Shirt Aufdruck: Ich kann besser küssen als kochen! 4. Oktober 2012 T-Shirt Aufdruck: Get rid of the sadness, return to the madness! 3. Oktober 2012 Hatte eine kurze Diskussion anlässlich der überbordenden Verwendung des Wortes jedoch. Ende der Diskussion war die relativ geschlossene Ansicht, dass das Wort an sich überbewertet sei, man es keinesfalls an den Anfang eines Satzes stellen solle und es einem, in der Mitte des Satzes verwendet noch einmal die Gelegenheit gibt, über das eigentliche Ende des Satzes nachzudenken und es gegebenenfalls auch kurzfristig noch umzustoßen. 2. Oktober 2012 Zeitenwende? Ich habe endlich wieder ein Auto! Zu den Kommentaren: Es ist ein Audi A2. 1. Oktober 2012 Die Heilung für Langeweile ist Neugier. Es gibt keine Heilung für Neugier.“ Dorothy Parker 30. September 2012 Ein indisches Sprichwort sagt: Konzentriere Dich auf die Taten und nicht auf die Ergebnisse. 29. September 2012 „Ja, es gibt Momente, wie in diesem Moment, wie heute Abend, da es beinahe den Anschein hat, als sei ich dem Reich des Möglichen wieder anheimgegeben. Dann geht es vorbei, ich bin wieder weit weg, ich habe noch eine Geschichte in weiter Ferne, ich erwarte mich in der Ferne, damit meine Geschichte beginne, damit sie ende, und wieder kann diese Stimme nicht meine sein. Dahin ginge ich, wenn ich gehen könnte, der dort wäre ich, wenn ich sein könnte ...“ Samuel Beckett, Erzählungen und Texte um Nichts. 28. September 2012 Wie traurig: In der Schütte einer Buchhandlung finden sich zahlreiche Syrienlandkarten zum Abverkaufspreis von 2.50 Euro. Auch die Geographie des Iraks und die von Köln (!) scheinen nicht mehr zeitgemäß. 27. September 2012 T-Shirt-Aufdruck: Gestresst, unterdrückt, aber gut angezogen. 26. September 2012 Absurdistan live: Am Brüsseler Flughafen gibt es eine vom belgischen Energieversorger gesponsorte Laptop- und Handyladestation, wobei aus den Steckdosen nur dann Strom kommt, wenn man am als Heimtrainer gestalteten Sitz Platz nimmt und in die Pedale tritt. Mein Handyakku ist leider insgesamt schon so altersschwach, dass ihm auch gefühlte 10 km spätabendliche Radlstrecke nicht zum Wiederaufleben gereicht haben. 25. September 2012 Was für ein interessantes Firmenmotto: “Europa glaubt nicht an Opportunismus.” 49 24. September 2012 Melancholie? Ein Mops ist an seiner roten Leine an einen Jugendstilkaffeetisch gebunden. Alles schaut auf den Mops. Der Mops schaut in den Brüsseler Herbst. 23. September 2012 Vielleicht wiederum kein Beitrag zum Thema Mode, aber trotzdem recht interessant: Hier kann man ein Fahndungsbild von sich anfertigen lassen. http://www.bbcamerica.com/copper/mugshot-yourself/ 22. September 2012 Da ich regelmäßig gebeten werde, mehr in Richtung Modeempfehlungen und Verhaltenstips für angehende Assistentinnen zu erteilen, sei an dieser Stelle eine Schuhseite empfohlen. http://www.damenschuh.de/ 21. September 2012 Ratschläge von Mann zu Mann, 7 Tage die Woche findet man auf dieser Internetseite, die es sich zum Ziel gemacht hat, Männer eine Frage beantworten zu lassen, nämlich: Wenn Sie einem Mann einen einzigen Ratschlag zum Thema Liebe geben müssten, wie würde er lauten? http://www.themansguidetolove.com/ 20. September 2012 Was andere Blogger potentiellen Kommentatoren sagen: “Zum Kommentarfeld: Bitte schreiben Sie einen Kommentar, um Ihre eigene Ignoranz, Ihre Unvertrautheit mit empirischen Daten und Ihre Fähigkeit, bereits diskreditierte Memen wiederzugeben sowie Ihren Mangel an Respekt für wissenschaftliche Erkenntnisse darzulegen. Stellen Sie bitte auch sicher, Pseudoargumente vorzubringen und gegen Dinge zu argumentieren, die ich weder gesagt noch impliziert habe. Bitte scheuen Sie sich nicht, auch alles andere, was Ihnen sonst noch an Irrelevantem einfällt, anzuführen. Und schlussendlich, bitte keine unangemessene Freundlichkeit, Sie sind ja hier anonym!“ http://www.ritholtz.com/blog/2012/09/around-the-globe-central-banks-flexmuscles/comment-page-1/#comment-639625 17. September 2012 Ich bin heute sehr intensive an dieses Veränderungstraining vom Sommer erinnert worden. Angeblich unterscheidet unser Gehirn ja zwischen Bedrohungund belohung in fünf Domänen: Status, Sicherheit, Autonomie, Verbundenheit und Fairness. Hat es nicht geheißen, dass man bei Veränderungen eine oder mehrere Domänen finden soll, auf die man Einfluss haben und somit das Belohnungssystem aktivieren kann? Was macht man aber, wenn alle fünf zugleich herausgefordert werden, man keine Wahl hat und schon gar keine Einflußmöglichkeit? Wie kann man das beheben? 16. September 2012 Voltaire hat angeblich einmal gesagt das Leben sei ein Schiffbruch, wir sollten nur nicht vergessen, in den Rettungsbooten zu singen. 15. September 2012 Ich bin anscheinend unsichtbar und trage eine Tarnkappe. Ein Kollege schlägt bei mir im Büro auf, steht etwa zwei Meter von mir entfernt und fragt mich, ob jemand von unserer Abteilung da wäre. Ich sage ja und winke. Er scheint mich schemenhaft zu erkennen, nickt irritiert und wirkt abwesend. Er erzählt eine unzusammenhängende Geschichte bei 50 der die wesentlichen Teile fehlen, sagt, Kollege A, der auf Urlaub ist, würde sich auskennen. Er erwähnt aus unerfindlichen Gründen, er sei Italiener und wolle einen Text korrigiert haben. Ich erfahre nicht, worum es in dem Text gehen wird, wie lange dieser Text ist und wobei geschweige denn warum ich hier helfen soll. Dafür wird mir mitgeteilt, ich würde ab jetzt alles in Kopie bekommen. Ich habe keine Ahnung, was alles bedeutet und was alles mit diesem allumfassenden Alles auf mich zukommen wird. 13. September 2012 Plakat im Fenster einer Konditorei: Wir suchen Führungskräfte oder Nachmieter. 12. September 2012 Ich liebäugle seit längerem mit einer neuen Couch und bin auf einer namens Tom probegesessen. Eine sehr bequeme und an sich angenehme Couch, allerdings hätte es sie nur in schwarz und einigen anderen dumpfen Farben gegeben. 11. September 2012 Besuch in einem afghanischen Restaurant, samt einem Irrgang auf die dortige Herrentoilette - die Pissoirkugeln sind meines Erachtens ein deutscher Alleingang, aber ich war auch noch nie in Afghanistan, geschweige denn dort auf einer Herrentoilette gefolgt von einem Besuch in einer Cocktailbar, die als Getränkebegleitung Wasabinüsse an Gummibärli serviert. 10. September 2012 Diese Webseite war jetzt einige Zeit nicht zu erreichen, weil die Server meines Webhostingproviders sind Opfer einer Hackerattacke geworden sind… 2 – 9. September 2012 Nachtrag: Was kann ich von dieser Woche nachträglich berichten? Meine eigene Mutter hat mich mangels Brille (meinerseits) nicht erkannt, einige Alpträume, die andere Margit Brandl, die, die diesen Thomas geheiratet hat und deren Hochzeitsfotos ich seinerzeit vom Fotografen bekommen habe (siehe Blogeintrag vom 7. September 2010), ist auf eine Party eingeladen worden, wobei man mir zuvorkommenderweise die Einladung, leider aber nicht wie beim letzten Mal auch das Zugticket hat zukommen lassen… 1. September 2012 Nicht mehr ganz tagesaktuell, aber trotzdem nett: Mr. Bean eröffnet die Olympischen Spiele. 31. August 2012 Ein Highlight! Obama singt “Call Me Maybe” von Carly Rae Jepsen 30. August 2012 Ich bekomme interssante Zuschriften dieser Tage. So soll ich zum einen eine App herunterladen, mit der ich virtuellen Kollegen ein Hackel ins Kreuz hauen kann, zum anderen werde ich zu einer Diskussion zu den nächsten, dringend nötigen Schritten in puncto Raketenabwehr eingeladen. Was passiert eigentlich gerade? 29. August 2012 Ich bin mir nicht sicher, ob es schlimmer ist, mit Immobilienmaklern (Stichwort: Altbaujuwel) oder Gebrauchtwarenhändlern zu reden. Das Vokabular ist hier wie dort gewöhnungsbedürftig, was bitte ist Vogelaugenahorn? So heißt es manchmal nämlich 51 „Zierteile in Edelholz Vogelaugenahorn“? Und was ist ein Kneebag? Ein Airbag für die Knie? Wenn ich den Begriff bei Wikipedia eingebe, kommt kein Eintrag sondern nur der Hinweis auf einen „ähnlichen“ Begriff namens „Knebel“. 28. August 2012 Der neue Fiat 500 wird höchstwahrscheinlich eine eingebaute Kaffeemaschine haben. Oder sie haben ein Auto um eine Espressomaschine herumgebaut, so genau ist das auf den Bildern nicht zu erkennen. 24. August 2012 Laut dem Parkinsonschen Gesetz zum Bürokratiewachstum aus dem Jahr 1955 dehnt sich Arbeit in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht und nicht in dem Maß, wie komplex sie tatsächlich ist. Als Beispiel wird eine ältere Dame angeführt, die einen ganzen Tag dafür braucht, ihrer Nichte eine Postkarte zu senden. Erst braucht sie eine Stunde für die Wahl der Karte, eine weitere, um ihre Brille zu finden, eine halbe Stunde, um die Adresse der Nichte zu finden, eineinviertel Stunden, um den Text zu verfassen und zwanzig Minuten für die Entscheidung, ob sie für den Weg zum Briefkasten einen Regenschirm mitnehmen soll. Den Kontrast bildet der vielbeschäftigte Mann, der die gleiche Aufgabe in drei Minuten an seinem Schreibtisch erledigt. Wobei hier natürlich anzumerken ist, dass das in dem Fall nur der Onkel wäre und dieser vielleicht insgesamt nicht mit der Tante vergleichbar ist. 23. August 2012 T-Shirt Aufdruck: Born to grill. 22. August 2012 Entweder Hitchens oder Dawkins hat gesagt: “Blasphemie ist ein Verbrechen ohne Opfer”. 20. August 2012 Teil vier und somit leider der letzte Teil des Trainings zum Thema Veränderungen und Auswirkungen von Veränderungen im Gehirn hat sich auf das Thema „besser mit anderen reden“ befasst. Das Problem ist, dass es so etwas wie neuronale Vielfalt gibt: nach diesem Konzept verarbeiten Menschen (Sinnes)eindrücke auf unterschiedliche Weise. Auch sehr grundlegende und in Experimenten gleichgelagerte Erfahrungen wie etwa Schmerz nehmen wir wie es scheint auf sehr unterschiedliche Weise wahr. Wenn es um komplexe Sachverhalte geht wird das noch deutlicher. Hinzu kommt der sogenannte „falsche Konsens“: Die Idee hierbei ist, dass es schwer vorstellbar ist, dass andere etwas nicht wissen, was man selbst weiß. Und es ist noch schwieriger, sich gedanklich zu dem Stadium zurückzubegeben und sich vorzustellen, wie es war, als man selbst die entsprechende Erfahrung noch nicht hatte. Deshalb gehen wir oft davon aus, dass andere mit ihren anderen Ansichten falsch liegen. Bei der Interaktion mit anderen sollte man einen Weg finden, sich im Gespräch konstruktiv über Dinge auszutauschen, die in der Zukunft liegen, statt über Probleme zu streiten, die in der Vergangenheit aufgetreten sind. Dabei geht es auch darum, Vertrauen zu schaffen und Kooperation zu betonen. Jemand, der verunsichert wird oder sich seine Zukunft ungewiß ist, hat weniger Ideen. Um die Sicherheit im allgemeinen zu erhöhen, ist es gut, über Emotionen zu sprechen und Dinge nicht ungesagt zu lassen. Implizite Dinge explizit auszudrücken schafft Gewissheit und somit Sicherheit. Zudem kommt es oft darauf an zu wissen, was man kontrollieren kann und was nicht. Um das 52 herauszufinden, ist es unerlässlich, wann immer es geht Fragen zu stellen. Je eher man das Gefühl hat, zu einer gemeinsamen Gruppe zu gehören, desto eher kommt Empathie ins Spiel und desto leichter wird es dann, sich auf gemeinsame Ziele zu konzentrieren. Authentizität, Fairness und Transparenz sind dabei ebenso wichtig wie das Einhalten von Versprechen und, wenn genau das einmal nicht möglich ist, eine adäquate Entschuldigung. Bei der Auswahl dessen, worauf wir uns konzentrieren, gehen wir von der Vision zur Planung, konzentrieren und dann gerne auf Details und Probleme und wenn alles schief geht auf pures Drama. Im Visionsstadium fragen wir uns (z.B. in einer Gruppe), warum wir etwas wollen und was es genau ist. Das erfordert konzeptionelles Denken über die Zukunft, etwas, worin wir Menschen nicht besonders gut sind oder viel Zeit damit verbringen wollen. Sobald wir wissen, wohin wir wollen, planen wir, wie wir am besten dorthin gelangen. Das ist greifbarer als das Erstellen einer Vision, aber immer noch bewegen wir uns in Gedanken über die Zukunft was schwieriger ist, als über Details nachzudenken. Wir neigen dazu, Konketes über Konzeptionelles zu stellen, sollten uns aber dennoch Zeit nehmen, eine Vision un einen entsprechenden Plan zu erarbeiten. Sobald wir wissen, wohin wir gehen und wie wir dorthin kommen, müssen wir die Details planen. Die meisten Menschen konzentrieren darauf ihre meiste Energie. Ein Fokussieren auf Probleme kann von Vorteil sein, aber unser Gehirn bleibt schnell im Negativen stecken verliert den Überblick über Vision und Plan. Der einzige gangbare Weg, Probleme anzugehen ist das Suchen nach Lösungen. Wo Vision, Planung, Detailorientierung und Problemlösung auseinandergefallen sind, bleibt nur noch eine emotionale Reaktion übrig, Drama. Manchmal ist es notwendig, einige Zeit im Dramazustand zu verbringen, zum Beispiel im Laufe eines persönlichen Trauerprozesses, aber ansonsten ist dieses Stadium oft kontraproduktiv. Insgesamt kann man sich mit anderen gemeinsam folgende Fragen stellen: Was haben wir gemeinsam? Was wollen wir erreichen? Wo wollen wir am Ende dieses Gesprächs sein? Wie sieht die Realität aus und wo stehen wir jetzt? Was wissen wir über die Situation? Welche Wege bieten sich uns und was sind die Alternativen? Worauf sollen wir unsere Energie jetzt konzentrieren? 15. August 2012 Schon erstaunlich, was die Sonne mit einem Gesicht oder Teilen eines Gesichts machen kann. Englische Trucker können vermutlich die andere Wange hinhalten. http://www.welt.de/vermischtes/article106416402/Der-Sonnen-Trucker-mit-den-zweiGesichtern.html 14. August 2012 Auf Youtube findet man sogar den Tarzanschrei: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=MwHWbsvgQUE 11. August 2012 Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit – Erasmus von Rotterdam. 10. August 2012 Jetzt ist die gute alte Zeit, von der wir in 10 Jahren sprechen werden. 53 9. August 2012 Ich lese gerade Richtlinien, die sich an Onlineautoren wenden und dabei helfen sollen, verständlichere, bessere und somit auch eher gelesene Texte für die Onlinewelt zu erstellen. Einer der vielen nützlichen Vorschläge lautet, die „Äußerung einer persönlichen Meinung, sowei Ironie und Sarkasmus tunlichst zu vermeiden“. Wenn ich diesen Ratschlag befolgen würde, käme dieser Blog zu einem sofortigen Stillstand! Und ich glaube ich rufe an dieser Stelle besser nicht zu Kommentaren auf… Erhaltener Kommentar: Ich würde darum ersuchen, persönliche Meinung, Ironie und Sarkasmus tunlichst nicht aufzugeben, genausowenig wie andere hilfreiche Ratschläge. 6. August 2012 Bahnfahren ist abenteuerlich. Und wieder habe ich eine meiner mit teurem Lehrgeld erkauften Binsenweisheiten meiner Weltreise hintangestellt, nämlich immer VORHER zu testen, ob es auch fließendes Wasser gibt, BEVOR man sich über reichlich vorhandene flüssige Seife freut. Es hinterläßt kein gutes Gefühl auf der Haut, Seife etwa 12 Stunden vor der nächsten Waschgelegenheit unverrichteter Dinge in ein Handtuch zu schmieren und dabei den Ausführungen des Boardpersonals zu lauschen, man möge so wenig wie möglich trinken, da auch die Zugstoiletten mangels Spälwasser eher unbenutzbar sind. 4. – 5. August 2012 Neapel ist ganz so, wie eine (italienische) Stadt für mich sein soll: wild, durcheinander, skurril, unsauber, ungeordnet, freundlich, unaufgeregt, auf eine eigenwillige Art schön. Auf den Straßen steht immer wieder Sperrmüll. Ich frage mich ja immer wieder, was Menschen dazu bewegt, schmutzige, in sich zusammengesunkene Doppelbettmatratzen vor die Haustür zu lehnen. Oder ganze Haustüren vor die Haustür zu stellen, oder beim Nachbarn anzulehnen. Ist der Wechsel der Matratze oder, in ganz krassen Fällen, der Tausch der Matratze und der Haustüre das ultimative Ende einer Liebe? 30. Juli 2012 – 3. August 2012 Die UNESCO sollte Rom mangels Verdreckung den Weltkulturerbestatus aberkennen. Sogar die Hundsdreck-am-Gehsteigquote geht gegen Null. Ende Juli hat man angeblich mehr als eine halbe Million Euro aus dem Trevibrunnen gefischt. Ich habe meine Münze über die Schulter hineingeworfen und somit höchstwahrscheinlich dazu beigetragen, dass auch in Zukunft genug Geld für die Reinigung der römischen Straßen zur Verfügung steht. Andere Beobachtungen: Ein Amerikanischer Tourist fragt seine sichtlich bereits gequälte Fremdenführerin: Und, hat man die Sklaven seinerzeit eigentlich gut bezahlt? Wie war das gleich mit dem Konzept der Sklaverei und dem Konzept, es gäbe keine blöden Fragen? Ein Pilger in weiß liegt an einer Straßenkreuzung auf dem Rücken unter einem Heiligenbild, das das Haus an der Kreuzung ziert. Er hält beide Arme nach oben gestreckt und hält so den Himmel hoch, oder doch nur den Vollmond? 29. Juli 2012 Alle Wege führen nach Rom aber natürlich ist das in Rom selbst orientierungsmäßig ein Problem. 28. Juli 2012 Rom ist sauber und wirkt aufgeräumt, etwas, mit dem ich so eigentlich nichtgerechnet habe! Der Papst berichtet in der deutschsprachigen Ausgabe von L’Osservatore 54 Romano über das Leben und Wirken von Guglielmo Marconi und dessen bahnbrechenden Beitrag zum Mobilfunk. Nebst einer Uni in Rom sei in Ancona ein Museum nach ihm benannt und ein Mondkrater auf der Rückseite (!) des Mondes. Was ist aus Italien nur geworden… 27. Juli 2012 Man sagt, dass eine leicht hochgezogene Augenbraue genug ist, um einem intelligenten Menschen eine umfassende Botschaft zukommen zu lassen. – Farahad Zama, The Wedding Wallah. 26. Juli 2012 „Wenn weniger mehr ist dann ist nichts alles. Man muss daher weniger machen, sonst hätte man alles. Und dann gäb es kein Ziel mehr. Aber um weniger zu machen, muss ich erst mehr machen um etwas weg lassen zu können.“ - Uta Köbernick http://oe1.orf.at/programm/306663# 25. Juli 2012 Grandios, Gunkl über Inkontinenz bei Dorfers Donnerstalk. 24. Juli 2012 Die EU ist sehr darauf bedacht, Urlaubern mit sachdienlichen Informationen entgegenzukommen. Diejenigen, die ein Haustier mit in den Urlaub nehmen wollen, werden darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie für die Tiere eine gültige Tollwutimpfung in ihrem Heimtierausweis brauchen, wenn sie mit dem Hund in ein anderes EU-Land reisen. Für Irland, Finnland, Malta und England muss das Tier einer Anti-ParasitenBehandlung unterzogen werden, wobei diese Regeln nicht nur für Hunde gelten, sondern gleichfalls für Katzen und Frettchen (!). 23. Juli 2012 Sommer 2012: Hab gelesen morgen sollen es 16 Grad werden. Mir ist vor Freude fast der Glühwein aus der Hand gefallen... Zeit Online 21. Juli 2012 T-Shirt Aufdruck mit der Tendenz zum besten Aufdruck des Jahres: Villenlos. 20. Juli 2012 Dialog: A: Bei mir war noch nie etwas einfach. Es wäre zu einfach wenn es einfach nur einfach wäre. B: Aber wenn es einfach wäre, wäre es einfach. 19. July 2012 Der dritte Teil des Trainings zum Thema Veränderungen und Auswirkungen von Veränderungen im Gehirn hat sich mit dem Thema Regulieren der eigenen Emotionen beschäftigt. Seine eigenen Emotionen zu regulieren ist der Schlüssel dazu, trotz Stress fokussiert zu bleiben. Stress reduziert kognitive Ressourcen gerade dann, wenn man sie am dringendsten benötigt. Wenn eine Situation Bedrohung und Unsicherheit auslöst, und einfach nicht so ist, wie man sie erwartet hat, erzeugt das Stress. Mäßiger Stress ist kein Problem, es ist nur der anscheinend unbewältigbare Stress, der uns enorm unter Druck setzt. Als Gesellschaft neigen wir dazu, unsere Gefühle zu unterdrücken. Aber je mehr man übt, seine Emotionen in Worte zu fassen, desto besser kann man sie fassen. Auch die Ergebnisse der Neurowissenschaft zeigen uns, dass wir besser beraten sind, wenn wir unsere Gefühle weniger unterdrücken und uns besser darauf konzentrieren, 55 unsere emotionalen Zustände mit Worten zu beschreiben. Je öfter wir das tun, desto einfacher wird es und desto schwächer und bewältigbarer werden die Emotionen, die wir vorher noch als unbewältigbar empfunden haben. Gleichzeitig haben wir auch wieder mehr Ressourcen für bewußte und unbewußte Prozesse frei. Wenn wir das, was wir empfinden in Worte fassen, fühlen wir uns besser. Der Schlüssel ist nicht unbedingt, ununterbrochen über unsere Gefühle zu sprechen, aber sie zu benennen. Eine solche Bennenung ist besonders dort hilfreich, wo wir uns milde bedroht fühlen. Nach der Benennung kann eine Neubewertung stattfinden. Mit einer Neubewertung ändern wir unsere Antwort auf eine Situation und können die Bedeutung einer Situation verändern. Das Neubewerten ist eine Fertigkeit, die wir zwar alle haben, grundsätzlich aber verbessern sollten. Neubewerten erfordert, seine eigene Sicht der Dinge zu verändern, sich in jemanden hineinzuversetzen und die Dinge so zu betrachten, wie diese Person sie möglicherweise sieht. Oder eine Situation so zu sehen, wie man sie selbst sehen würde, wäre man selbst in einer anderen Situation. Es ist schwer, seine Perspektive in einem bestimmten Moment zu ändern. Man muss schnell sein mit der Neubewertung, schneller als es dauert, bis die eigenen Emotionen einsetzen. Der nächste und darauf aufbauende Schritt ist es, die eigenen Emotionen zu regulieren. Es gibt immer zwei Möglichkeiten, eine Situation zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erleben, nämlich entweder mit dem erzählerischen Netzwerk oder dem Netzwerk der direkten Erfahrung. Mit dem erzählerischen Netzwerk denkt man über die Vergangenheit, die Gegenwart oder über Menschen nach. Man denkt an Ideen, anstatt Informationen von außen oder von anderen wahrzunehmen. Hier geht es also ums Denken, Planen, Strategieentwickeln und ums Tagträumen. Das Netzwerk der direkten Erfahrung arbeitet nicht, wenn man das erzählende, narrative Netzwerk nutzt. Direkte Erfahrung bedeutet, Informationen von der Welt um einen herum wahrzunehmen. Dieses Netzwerk verbindet das sensorische System einschließlich der inneren Sinne (wie Gefühle des Unwohlseins oder Schmerzen) und verknüpft die einzelnen Sinnesreize. Wenn wir einen unserer Sinne zu aktivieren, aktivieren wir alle anderen Sinne mit. Wenn wir das Netzwerk der direkten Erfahrung aktivieren, deaktivieren wir folglich das erzählerische, narrative Netzwerk. Wir erweitern unsere Möglichkeiten, Informationen zu verarbeiten und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit für Gedankenblitze. Die Aufmerksamkeit auf den Augenblick zu lenken und sich in die Gegenwart zu versetzen, aktiviert bestimmte Areale im Gehirn. Das Umschalten zwischen den beiden inneren Netzen und die Fokussierung der Aufmerksamkeit verringert Stress. Je mehr wir uns auf undere direkten Empfindungen konzentrieren, auf unsere Gefühle und direkten Erfahrungen, desto mehr können wir unsere Emotionen regulieren. Erhaltener Kommentar: Interessanter Blog. Ich brauche einen guten neuen Psychoanalytiker. 18. Juli 2012 Bevor du handelst, höre zu. Bevor du reagiert, denke nach. Bevor du ausgibst, verdiene. Bevor du kritisierst, warte. Bevor du betest, vergib. Bevor du aufgibst, versuch es. Ernest Hemingway 17. Juli 2012 Für einen Mann von Welt ist das Universum ein Vorort. - Edward St. Aubyn 16. Juli 2012 56 Man kann Dinge nur aufgeben, wenn sie anfangen, einen im Stich zu lassen. - Edward St. Aubyn 15 July 2012 Man würde annehmen, die Schweizer machen alles richtig. Aber, was kann ich sagen, ich habe eine schweizer Wasabischokolade aus gutem Hause gekauft. Regelmäßige Leser dieses Blogs werden meine Hassliebe zu Wasabi kennen (siehe Einträge zu Wasabinüssen vom 19. Dez 2008, 8. Feb 2009, 18-19 April 2009, zu Wasabikäse vom 10. Dez 2011, zu Wasabikartoffelchips vom 2. Juni 2011 und zu Wasabierbsen vom 1 April 2011). Aber zurück zur Schokolade, die kunstvoll “à la pointe de wasabi” heißt und wie ein Nutellabrot mit Wasabinüssen schmeckt. Oder eigentlich schlimmer, wie ein Nutellabrot mit Kren. Erhaltener Kommentar: Guter Blog aber ein wenig schwach bezüglich Sekeretärinnenmode und Verhaltenshinweisen. 14. Juli 2012 Der Spruch des Tages: Es gibt Menschen, die von allen Seiten perfekt aussehen: von vorne, von hinten, von recht, von links… doch nicht von innen. 13. Juli 2012 „Es war schwer herauszufinden, was die Erwachsenen meinten, wenn sie Dinge sagten. Eines Tages hatte er einen Weg gefunden zu erraten, was sie meinen könnten: nein bedeutete nein, möglicherweise hieß vielleicht, ja möglicherweise und vielleicht nein, aber das System funktionierte nicht richtig, und so zog er für sich den Schluß, dass möglicherweise alles vielleicht bedeutete“. 12. Juli 2012 Ein Gedankeist eine Idee auf der Durchreise. Pythagoras 11. Juli 2012 Teil zwei des Trainings zum Thema Veränderungen und Auswirkungen von Veränderungen im Gehirn hat sich mit dem Thema Unbewußtes und Gedankenblitzen beschäftigt. Gedankenblitze dauern nur einen kurzen Moment, sie sind schwache Signale, von denen wir uns nur allzu leicht durch alltägliche Gedanken ablenken lassen. Wir haben dann besonders häufig Gedankenblitze, wenn der Geist ruhig ist und wir uns auf uns selbst konzentrieren. Die meisten Gedankenblitze führen dazu, dass wir die Welt mit anderen Augen sehen. Gedankenblitze drängen uns zum Handeln. Sie sind ungemein hilfreich, um Veränderungen durchführen zu können. Man sollte einem Gedankenblitze sofort folgen und gleich handeln, nicht erst nach Stunden oder Tagen. 10. Juli 2012 Musste ein Training zum Thema Veränderung und die Auswirkung von Veränderungen im Gehirn machen. Es hat damit angefangen, dass den Zuhörern versichert wurde, dass Veränderungen am häufigsten an Widerstand scheitern. Konsequenterweise solle man sich selbt fragen, wo die eigenen Grenzen liegen was Veränderungen betrifft. Veränderungen sind hart, schaffen Unsicherheit und Ungewissheit und das wiederum verursacht Schmerzen. Fünf Mal pro Sekunde fragt sich dein Gehirn im Schnitt, ob etwas gut oder schlecht ist. Wir bevorzugen es im Allgemeinen, dass die Dinge, konstant sind, das ist normale und menschlich. Durch Änderungen können wir uns auf vielerlei Ebenen bedroht fühlen. 57 Darüberhinaus wissen wir auch, dass unsere Ressourcen dann begrenzt sind, wenn es um die Verarbeitung bewußter Prozesse geht. Das meiste geschieht unbewußt und unsere unbewussten Ressourcen sind um ein Vielfaches mächtiger als die bewußten. Grundsätzich unterscheidet unser Gehirn zwischen Bedrohung und Belohnung. Dies kann man grob in fünf Bereiche einteilen: Status, Sicherheit, Autonomie, Verbundenheit und Fairness. Bei Veränderungen geht es darum, eine oder besser mehrere Domänen zu finden, in der man Einfluss haben und somit das Belohnungssystem aktivieren kann. Etwa Autonomie: wenn man sich bewußter wird, welche Möglichkeiten man hat, kann man sich auf diese Möglichkeiten konzentrieren und sie umsetzen. Wir können bei Veränderungen selbst eine Rolle spielen und beeinflussen, welche Auswirkungen sie auf uns haben. Dabei kommt der Sprache eine wichtige Aufgabe zu: wenn man verschiedene Optionen in Worte kleidet, so ermöglicht man sich genau dadurch, differenzierte Entscheidungen zu treffen. Etwas in Worte fassen schafft neue Wege im Gehirn und schafft somit neue Rahmenbedingungen. 9. Juli 2012 „Die kürzesten Wörter, nämlich 'ja' und 'nein' erfordern das meiste Nachdenken.“ (Pythagoras von Samos) 8. Juli 2012 Kaffeehaus in Wien. Verzweifelte Touristin mit Riesenrucksack und durchgeschwitztem Stadtplan bei 36 Grad im Schatten: „Where are we?“ Kaffeehausbesitzer, unbeeindruckt, die Karte keines Blickes würdigend, auf die Frage nur marginal eingehend, irgendwie wienerisch-buddhistisch und ganz im Hier und Jetzt: „Here.“ 7. Juli 2012 „Tapfer ist es, das Unvermeidliche durchzustehen, mutig hingegen ist, wer sich dem Vermeidbaren stellt.“ Gunkl 6. Juli 2012 „Normal bin ich ja net so für die Natur. Wenn ich was Grünes haben will, geh ich zu einer Ampel.“ Josef Hader 5. Juli 2012 Der Prolet im eigenen Land ist nichts wert. Ö3 Callboy. 4. Juli 2012 Budel di net auf Hustinettenbär! Das geht erm original genau nix au. Mischen sie sich ihnen nicht hinein! 3. Juli 2012 Interessante Interpretation des Originals: Somebody I used to know. 2. Juli 2012 Auch wenn im Juli angeblich Eiszeit sein sollte, stellt sich doch heraus, dass auch dann, wenn einem Großes versprochen wird, nicht unbedingt ein Magnum drinnen ist. Das Konzept der Mogelpackung ist ja grundsätzlich interessant. Rein rechtlich hat man ja bereits gute Chancen, wenn die Verpackung mehr als 30% Luft enthält. Bei 100% kann man dann aber nur noch den Kopf schütteln. 1. Juli 2012 58 Nun habe ich also meine ersten Bilder gemacht und das Ergebnis entspricht 100% dem, wie ich mich gerade fühle. Eine Broken Bavarian Muse, der die Hände gebunden sind, als ganzes in trauriger Maskerade, die Flagge auf halbmast. 30. Juni 2012 Schon Freud hat gesagt, man sei nicht Herr im eigenen Haus. „Zwei große Kränkungen ihrer naiven Eigenliebe hat die Menschheit im Laufe der Zeiten von der Wissenschaft erdulden müssen. Die erste, als sie erfuhr, daß unsere Erde nicht der Mittelpunkt des Weltalls ist, sondern ein winziges Teilchen eines in seiner Größe kaum vorstellbaren Weltsystems. Sie knüpft sich für uns an den Namen Kopernikus, obwohl schon die alexandrinische Wissenschaft ähnliches verkündet hatte. Die zweite dann, als die biologische Forschung das angebliche Schöpfungsvorrecht des Menschen zunichte machte, ihn auf die Abstammung aus dem Tierreich und die Unvertilgbarkeit seiner animalischen Natur 284 verwies. Diese Umwertung hat sich in unseren Tagen unter dem Einfluß von Ch. Darwin, Wallace und ihren Vorgängern nicht ohne das heftigste Sträuben der Zeitgenossen vollzogen. Die dritte und empfindlichste Kränkung aber soll die menschliche Größensucht durch die heutige psychologische Forschung erfahren, welche dem Ich nachweisen will, daß es nicht einmal Herr ist im eigenen Hause, sondern auf kärgliche Nachrichten angewiesen bleibt von dem, was unbewußt in seinem Seelenleben vorgeht...“ Sigmund Freud: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse - Kapitel 18 von 1917 29. Juni 2012 So. Jetzt habe ich immerhin – unter Zuhilfenahme des Handbuchs - den Tragegurt an der Kamera befestigt. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass der Gurt Made in China ist. Ich habe mich dann natürlich gleich versichern müssen, dass die Kamera selbst eh Made in Japan ist. Wo kämen wir denn da hin! Schließlich habe ich sie dann sogar schon einmal umgehängt und kann also sagen, dass sie mir langsam ans Herz wächst. Allerdings habe ich noch kein Objektiv angeschraubt, geschweige denn, ein Bild gemacht. Wie es scheint, warte ich auf eine besondere Gelegenheit. 28. Juni 2012 Wort des Tages: Amrolltreppenendimwegsteher. 27. Juni 2012 Jessica Hagy schreibt auf Forbes: Sagen Sie ja zu seltsamen Gelegenheiten. Sagen Sie ja zu den Dingen, die Sie begeistern. 26. Juni 2012 Die Kamera ist noch immer gut verpackt in ihrer Schachtel. Wie vieles im Leben muss auch sie erst einmal abrasten, ankommen, sich an ihre neue Lebensumgebung gewöhnen und in aller Ruhe ihre Batterien aufladen. 25. Juni 2012 Heute war der Tag der Tage. Ein kleiner Schritt für die Menschheit aber ein ungemein großer und sehr emotionaler für mich: Endlich, endlich habe ich mich durchgerungen, eine neue, digitale (!) Kamera zu kaufen, eine Nikon D800E. Es ist mir nicht leichtgefallen nach so vielen Jahren endlich zu sagen: M goes digital! Erhaltener Kommentar: Digital oder nicht, ich bin sicher Deine Bilder werden die gleiche Qualität haben, es kommt ja aufs Auge an. Ich hoffe, die Kamera fühlt sich schon ein wenig zu Hause ;-) 59 24. Juni 2012 Der Unterschied zwischen bereit sein und startklar sein ist, dass man in einem Sessel sitzen und bereit sein kann, das Haus zu verlassen, aber erst dann startklar ist, wenn man Hut und Mantel anhat.“ Aus „Nette Aussichten“ von Edward St. Aubyn 23. Juni 2012 Nur sehr gute Freunde können einem eine Postkarte mit dem Aufdruck “Ganz egal, was Dein Papi sagt, Du bist keine Prinzessin.“ schenken, ohne einen zu beleidigen. 21. Juni 2012 “Wir glauben immer, jemand anderer, jemand der cleverer, fähiger, talentierter ist als wir wird die anstehenden Probleme lösen. In Wahrheit gibt es diesen jemanden nicht.“ Regina Dugan @ TED 20. Juni 2012 Ich habe vorher zwar noch nie vom Streisand-Effekt gehört, aber anscheinend hat er dieses kleine Mädchen ereilt, die einen Blog über ihr Schulessen geführt hat und der im Anschluß verboten wurde. Jetzt darf sie weiterbloggen. 19. Juni 2012 Groteske Hypothesen? Aus Hiphopopotamus vs. Rhymenoceros von Flight of the Conchords... Und nun ja: Seien wir doch alle konstruktiver beim Feedback. 18. Juni 2012 Auf Englisch kann man gestreßt rückwärts als Dessert lesen: stressed - desserts. 17. Juni 2012 T-Shirtaufdruck: Wenn Du mich einmal verläßt, darf ich dann mitkommen? 16. Juni 2012 Das Fußballgeschehen treibt seltsame Blüten II: Unweit meiner Wohnung sind drei deutsche Flaggen nebeneinander wie Wäsche in Italien auf einer Leine über die Gasse gespannt. Auf der mittleren prangt ein riesiges Schwarzweißportrait von Herrn Sebastian Schweinsteiger, das jedem Partezettel Ehre machen würde. http://de.wikipedia.org/wiki/Parte 15. Juni 2012 Die Fußballeuropameisterschaft treibt seltsame Blüten. In der Kantine meiner Firma gibt es nun jeden Tag ein Gericht, das von dem Land inspiriert ist, das zuletzt gegen Deutschland verloren hat. Erhaltener Kommentar: Ich hoffe, das holländische Essen war gut? Antwort: Na ja, recht viel Käse halt. 14. Juni 2012 Immer wieder gibt es großartige Bücher: Lachsfischen im Jemen etwa, oder Vom Ende einer Geschichte von Julian Barnes. Wie kürzlich jemand gesagt hat: Es gibt schnelle und langsame Bücher. Langsame sind solche, die man am Morgen zu Ende liest, weil es die falsche Art von Risiko wäre, sie noch am vorangehenden Abend auszulesen. 13. Juni 2012 60 Ich finde den heutigen Dilbert einfach nur genial. Wie kann man mit so wenigen Worten so viele Fälle abbilden? „Welches Feedback haben Sie von anderen bezüglich Ihrer Idee bekommen?“ „Kluge Menschen mögen die Idee. Alle anderen fragen mich, was andere darüber denken.“ http://dilbert.com/strips/comic/2012-06-13/ 12. Juni 2012 Neues aus dem Gelobten Land (vulgo Bayern): In der Nähe von München kann man Tauchen lernen. In einer ehemaligen Sauerkrautfabrik! http://www.apnoe-online.de/html/divers_indoor_tauchzentrum.html 11. Juni 2012 Kant hat in seiner Metaphyisk der Sitten gesagt: „Demuth als Geringschätzung seiner selbst in Vergleichung mit anderen Menschen ... ist gar keine Pflicht; vielmehr ist die Bestrebung, in solcher Demuth Andern gleichzukommen, oder sie zu übertreffen, mit der Überredung, sich dadurch auch einen inneren grösseren Werth zu verschaffen, Hochmuth (ambitio), welcher der Pflicht gegen Andere gerade zuwider ist. Aber die bloss als Mittel, zu Erwerbung der Gunst eines Anderen, (wer es auch sei,) ausgosonnene Herabsetzung seines eigenen moralischen Werths (Heuchelei und Schmeichelei) ist falsche (erlogene) Demuth, und als Abwürdigung seiner Persönlichkeit der Pflicht gegen sich selbst entgegen.“ Und weiter: „Wer sich aber zum Wurm macht, kann nachher nicht klagen, wenn er mit Füßen getreten wird.“ http://koriath.jura.unisaarland.de/textsammlung/pmwiki.php?n=KantDieMetaphysikDerSitten.0280 http://koriath.jura.unisaarland.de/textsammlung/pmwiki.php?n=KantDieMetaphysikDerSitten.0281 10. Juni 2012 Kürzlich bin ich wieder einmal über eine Sammlung von Austriazismen und deren Übersetzung ins Hochdeutsche gestolpert. Ein Auszug meiner Favoriten: Lurch (m) → knäuelartige Staubansammlung Marmeladinger (m) → Bezeichnung für (Nord-)deutsche Soletti (n) → sehr dünne Salzstange, ugs. dünner Mensch Erhaltener Kommentar: Die „Lurche“ heißen bei uns (in Deutschland, Anm. Der Redaktion) „Wollmäuse“ :-) – Im Münchener Umland wurden sie nachgewiesen und sind nicht vom Aussterben bedroht. 9. Juni 2012 Bei einer Erkundungsfahrt durchs gelobte Land (vulgo Bayern, siehe Blogeintrag vom 6. Dezember 2011) kommen einem die schrägsten Dinge unter. Nicht nur, dass es in den örtlichen Baumärkten mit der Bayrischen Flage bedruckte Klobretter zu kaufen gibt, nein, in Nürnberg gibt es „edle Vollmilchschokolade mit Salzbrezelstückchen“. Apropos Salz: gleich neben dem Brezelschokoladen war ein Badesalzgeschäft, das sinnigerweise (und hier verweise ich auf den Blogeintrag vom 3. Juni 2012) mit dem Slogan wirbt: Weil Salz nicht gleich Salz ist. 7 Juni 2012 Zitat des Tages oder eigentlich eher wichtige Lebenserkenntnisse: “Als ich noch jünger war habe ich mir immer gedacht, dass Menschen, die nicht das tun, was ich ihnen sage, entweder dumm oder gemein seien. Heute weiß ich, dass weder das eine, noch das 61 andere der Fall ist sondern dass das einfach in der Natur des Menschen liegt. Man muss das Offensichtliche immer und immer wieder wiederholen, bis es sich langsam setzt und sich Dein Gegenüber damit abfindet und die Erkenntnis durchdringt. Man darf sich nicht von einem anfänglichen Nicken täuschen lassen; dieses Nicken ist ein notwendiger aber nicht notwendigerweise ein hinreichender erster Schritt.“ 6 Juni 2012 Zitat des Tages: “Wir kennen unser Motto und unsere Ziele, aber wir wissen noch nicht, wie wir wirklich etwas Sinnvolles zur Zielerreichung beisteuern können.“ 5 Juni 2012 Zitat des Tages: “Während wir noch damit beschäftigt waren, unseren schönen Masterplan zu formulieren, ist das Leben leider weitergegangen.“ 4 June 2012 Zitat des Tages: “Ich bin davon überzeugt, dass es oft gut ist, neben Meinungen auch auf Fakten einzugehen.“ 3 Juni 2012 Vor ein paar Tagen hat mir mein Nachbar ein recht großes Körbchen voll Badesalz geschenkt - Gott weiß warum und das ist hier auch nicht wesentlich. Mein Punkt ist, dass ich jetzt auf der Forbes-Website lese, dass „Badesalze in hohem Grade süchtig machen und ein ähnlich intensive Verlangen wie Methamphetamin hervorrufen. Sie wirken wie andere Stimulanzsubstanzen auf das Gehirn und werden manchmal auch als „Kokainersatz“ bezeichnet. Weiters sind sie bekannt als „weißer Rausch, Wolke sieben, Elfenbeinwelle, Ozeanschnee, Aufladung Plus, Weißer Blitz, Narbengesicht, Hurrikan Charlie, rote Taube, weiße Taube, und Sextasy“. Ihre häufigsten Nebenwirkungen sind Unruhe, Herzrasen und Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Krampfanfälle, Bluthochdruck und Paranoia...“ 2. Juni 2012 Poetry-Slam Meisterschaften in Leoben. Hochkarätig, anregend, etwas Neues für mich, sehr interessant! 1. Juni 2012 Leider komme ich viel zu selten zu einer meiner liebsten Beschäftigungen, dem luziden Träumen. Auch interessant für die Hobbyschläfer unter uns sind folgende Bilder aus China. Man spricht ja immer wieder vom Erwachen des schlafenden roten Drachen. De facto dürfte recht viel geschlummert werden. 31. Mai 2012 Laktoseintoleranz ist in, man schämt sich fast, wenn man noch keine hat. 30 Mai 2012 2010 hat die Unesco verlautbart, dass es 759 Millionen Erwachsene gibt, die Analphabethen sind. Das sind 16% der erwachsenen Weltbevölkerung. Das entspricht auch in etwa dem eigenen Empfinden. Sage ich, nicht die Unesco. 29. Mai 2012 62 Wenn Sie das tun, was Sie schon immer getan haben, werden sie das bekommen, was sie schon immer bekommen haben. Henry Ford (1863 – 1947) 28. Mai 2012 Ein Abend bei den Enden der Welt von Roger Willemsen, was für ein Erzähler! 26. Mai 2012 T-Shirt Spruch: Trink Kaffee und mache dumme Sachen schneller und mit mehr Energie! 24. Mai 2012 In Deutschland sagt man anscheind, wenn etwas ist so interessant, als wenn in China ein Fahrrad umfällt, dass es so sei, als falle in China ein Sack Reis um. 22. Mai 2012 Zitat des Tages: Warum sollte eine Internetverbindung Zugang zum Internet gewähren? 21. Mai 2012 Aus der Serie eloquenter Ausreden: Ich muß noch einmal unterstreichen, dass meine bisherige Unachtsamkeit zu dieser peinlichen Situation geführt hat. 20. Mai 2012 Noch einmal zum gelobten Land Bayern: In einem Lokal der Landeshauptstadt kann man sich zu einem königlich bayrischen Knödelkochkurs anmelden und im Zuge dessen das Bayrische Knödeldiplom erwerben! 19. Mai 2012 Flußballspiel in München, Life Ball in Wien. Als Stadt muß man sich entscheiden! 18. Mai 2012 Wie sagt Mann/Frau von Welt heutzutage? Einem geschenkten Koran schaut man nicht in die Sure. 16. Mai 2012 Aus der Serie erheiternder out of office-E-Mail-Meldungen: Ich habe eine leichte Grippe und bleibe daher am 16. Mai zu Hause. 14. Mai 2012 Endlich gibt es eine Firma, die keine Lösungen anbietet, sondern Probleme! „Sind Sie glücklich? Führen Sie ein zufriedenes, sorgenfreies Leben? Wie langweilig das sein kann! Was Ihnen fehlt, sind Kontraste, Probleme, die es zu lösen gilt. Sie werden sehen - es funktioniert!“ Die Firma zitiert auch Arthur Schopenhauer, der angeblich gesagt hat: „Der größte Feind des Glücks ist - abgesehen vom Schmerz - die Langeweile“. Für drei triviale Probleme hätte ich 3 USD per PayPal überweisen müssen, für ein schwieriges 500 USD. Ich hoffe, die geneigte Leserschaft hat Verständnis dafür, dass ein Nonprofitblog keine Schulden für triviale oder kompliziertere Probleme anhäufen kann, nur um diese Probleme zu haben! Man kann Probleme auch verschenken, wie ich gesehen habe und falls uns solch ein Geschenk in der Vergangenheit zugefallen sein sollte, ohne dass wir das dezidiert als Geschenk empfunden hätten, herzlichen Dank! http://www.needaproblem.com/en/ 63 13. Mai 2012 http://www.napcabs.net/ Nun passiere ich den Münchner Flughafen ziemlich oft dieser Tage und so bin ich zufällig auf etwas wirklich Neues gestoßen: Napcabs. Napcabs sind Schlafkabinen, die mit den Fragen beworben werden: "Müde? Privatssphäre gewünscht? Arbeit, die es zu tun gilt? – Probieren Sie die nächste Komfortstufe eines Flughafens aus ... die Napcab Kabinen bieten ein privates Refugium mitten in der Hektik des Flughafens“. Sie befinden sich am Flughafen München, in Terminal 2, Ebene 4, Gate G06 und in Terminal 2, Ebene 5, Gate. H32. Erhaltener Kommentar: Napcaps - die Idee könnte von mir sein! Das wünsche ich mir schon seit Ewigkeiten. Ich werde für unseren Wirt ein Napcab Light entwefen (statt Klimaanlage Landluft, aber mit Fliegengitter wege des Komforts. 12. Mai 2012 Blaue Augen sind eigentlich Folge eines Gendefekts. Eine Studie von 2008 zusammenfassend schrieb die Süddeutsche Zeitung damals: „Die Iris erscheint nur in Blau, weil ihr der Farbstoff Melanin fehlt, der ihr üblicherweise braune Farbe verleiht und auch die Ursache sonnengebräunter Haut ist. Grau und Grün sind nichts anderes als Zwischentöne - solche Augen enthalten mehr Melanin als blaue, aber weniger als braune Augen.“ http://www.sueddeutsche.de/wissen/urahn-der-blauen-augen-trendfarbe-der-evolution1.288702 11. Mai 2012 Wenn Du es nicht in einfachen Worten erklären kannst, hast Du es nicht gut genug verstanden.- Albert Einstein 9. Mai 2012 Über ganz Berlin verteilt findet man Poster, die fragen: Wann war das letzte Mal, als Du etwas zum ersten Mal gemacht hast? 8. Mai 2012 Notiz an mich selbst: Keine losen After Eights einstecken, sich draufsetzen und davon ausgehen, dass Dinge wie Mobiltelefone dann noch neutral riechen. 7. Mai 2012 Die meisten Dinge, die wir für Varianten der Wahrheit halten, sind lediglich subjektive Meinungen, die aus einer sehr lokalen Perspektive geäußert werden. Erhaltener Kommentar: Dieser Blog wird literarischer. 6. Mai 2012 Zum Streben nach Glück: Glück ist nicht nur die Absenz von Elend. - Nancy Etcoff 5. Mai 2012 Wir pfeifen auf die Realität wenn sie sich anfühlt wie die Gegenwart. - Alexander Kluge 4. Mai 2012 Die (Süddeutsche) Zeitung schreibt (über ein Spiel), dass vier Komponenten abhängig machen: die Einfachheit, die Belohnungsstruktur, der Humor und der physische Realismus. Das dürfte für vieles andere auch gelten. 64 3. Mai 2012 Außer in Parallelwelten kann man zeitgleich auch in unterschiedlichen Klimazonen leben. Ich wundere mich ja regelmäßig wenn andere im Ruderleiberl unterwegs sind während ich noch halbwegs wohlig warm im Staubmantel nur hypothetisch ans Schalablegen denke. 2. Mai 2012 Von der langen Nacht der Forschung an den Universitäten in Graz vergangene Woche ist mir folgendes am besten in Erinnerung: Das Gehirn ist die größte Baustelle im Menschen. Es braucht 20% der gesamten Energie und 50% des gesamten Blutzuckers. Eine recht süße Angelegenheit also. Neuste Erkenntnisse der Hirnforschung haben ergeben, dass das Vorstellen einer Bewegung die der Vorstellung entsprechende Bewegung - was die Vorgänge im Gehirn betrifft - bereits vorwegnimmt, kontralateral wohlgemerkt. Eine sich falsch vorgestellte Bewegung kann also meines Erachtens zu einem Kontralateralschaden führen. 1. Mai 2012 Manche Menschen stehen früher unter Kuratel, als sie annehmen. Wenn früher entmündigt wurde, gab es zumindest ausreichend erscheinende Gründe wie Geisteskrankheit, Geistesschwäche, Trunksucht, Rauschgiftsucht oder Verschwendungssucht. Heute reicht vielfach schon das Äußern eines eigenen Willens, der ja, als freier solcher wie wir wissen völlig überbewertet ist. 30. April 2012 Noch einmal zu tertium non datur und damit auch zum weitverbreiteten Phänomen des Mangels an Entschlossenheit. Dabei möchte ich nicht sagen, dass das logische Ausschließen des Dritten, Dazwischenliegenden gleichzusetzen ist mit dem charakterlichen Makel der Unentschlossenheit, vielmehr führt oft ebendieser Makel zu einer Situation, die bis dato undenkbar war und es auch geblieben wäre, wäre anstelle des Mangels eine entschlossene, zielgerichtete, zeitnahe Handlung getreten. Ein Einschwingen auf Stabilität auf geringerem Niveau gewährt zwar eventuell eine kurzfristige Verschnaufpause, aber keine wahre Alternative. 29. April 2012 Sind die berühmten drei Worte in der technikverliebten Welt heutzutage wirklich „Neuberechnung der Fahrtroute“? 28. April 2012 Für 1.615.000 Flugmeilen bekommt man im Lufthansa World Shop eine Designergartenhütte. Wenn man rechnet, im Schnitt zwischen 150 und 750 Meilen für einen einfachen Flug innerhalb Europas zu bekommen, muß man also an die 5.400 Mal in Europa hin- und retour fligen, um genug Meilen für die Gartenhütte beisammen zu haben. Träumen Vielflieger vom trauten Heim, Glück allein, im übertragenen Sinn von der Idylle des Kleingartens, des vollautomatischen Rasenmähers und ultimativ, der Designergartenhütte? So wie Gartenhüttenbesitzer davon träumen, sich endlich in die Lüfte und in die weite Welt hinein zu schwingen? Wie hat schon Lilian Harvey gesungen? Irgendwo auf der Welt gibts ein kleines bißchen Glück, und ich träum davon in jedem Augenblick. Irgendwo auf der Welt gibts ein kleines bißchen Seeligkeit... Wenn ich wüßt, wo das ist, ging ich in die Welt hinein, denn ich möcht einmal einmal so recht von Herzen glücklich sein... 65 27. April 2012 Wie schon erwähnt hat die Total Control App (Blogeintrag vom 5. April) einiges an Reaktion wie etwa die folgende hervorgerufen: „Ein guter Freund von mir hat vor ein paar Wochen eine faszinieriende Frau kennen gelernt. Beim ersten gemeinsamen Abendessen hat sie ihm - von ihm zunächst unbemerkt - eine Art von Applet in seine zentrale Steuerung eingesetzt. Zunächst haben sich bei ihm körperliche Symptome eingestellt, wie ein seliges Dauerlächeln, und das Gefühl von flatternden Schmetterlingen im Solarplexus. Danach hat das Applet allmählich sein vegetatives Nervensystem übernommen. Es hat sich in regelmäßigen Abständen in den Vordergrund gedrängt und hat ständig den Gedanken an sie wach gehalten, sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Insbesondere wenn seine Aufmerksamkeit eigentlich von anderen weiblichen Wesen beansprucht wurde, forderte das Applet besonders vehement seinen Tribut. Erstaunlicherweise hat es auf ganz geschickte Weise bei ihm jeglichen Abwehrmechanismus ausgeschaltet, so daß er dem Einfluß des Applets jetzt vollkommen hilflos ausgeliefert ist und diese Tatsache sogar noch mit angenehmen Empfindungen verbindet. Das Applet teilt ihm auf subtile Weise die Wünsche seiner Eigentümerin mit, so daß er in scheinbar vorauseilendem Gehorsam alles versucht, um sie wohlgesonnen zu stimmen. Er bemüht sich um regelmäßige persönliche Begegnungen, ohne allerdings den Verdacht des Stalkings aufkommen zu lassen. Eine derart effektive Fernsteuerung eines Mannes kann man sich bei einer Smartphone-App kaum vorstellen. Zugegebenermaßen setzt diese Steuerung eine recht weitgehende Kompatibilität von Hardware und Software voraus, funktioniert also sicherlich nicht bei jeder Frau für jeden Mann. Allerdings sind Fälle in der Forschung bekannt, wo eine solche Kompatibilität erfolgreich simuliert wurde, mit meistens eher negativen Auswirkungen auf körperliche und seelische Unversehrtheit des Mannes. Solche Applets sind wohl als Trojanische Applets zu bezeichnen. Ich nehme jedoch fest an, daß es sich im Fall meines Freundes nicht um diese Spielart handelt.“ 26. April 2012 Lesung aus dem neuen Buch von Margit Kuchler-D’Aiello, Ein Mundwerk für Nellja. Der Pressebericht dazu findet sich hier. 25. April 2012 Manchmal bekomme ich sonderbare Einladungen, etwa zu Veranstaltungen wie den folgenden: “Essen und Lernen: Mittagsveranstaltung zum Thema: Die perfekte Fahrstuhlrede” oder “Letzter Wille: Etwas, was Sie tun müssen, bevor Sie sterben”. Ein kurzer Flug von Wien nach Graz. Der Pilot wendet sich in sonorer Stimme an die Passagiere, erwähnt irgendetwas von wegen „charmanter Crew“, brummt ein wenig weiter, verliert dabei die Aufmerksamkeit der Zuhörer und setzt dann mit folgenden Worten fort, die viele Augenbrauchen nach oben gehen hat lassen: Ich wünsche Ihnen noch alles Gute für ihre weitere Zukunft. Genießen Sie Ihren letzten Flug nach Graz! Ich wende mich an meinen Nachbarn und frage, wie hoch er die Selbstmordwahrscheinlichkeit eines AUA-Piloten zur Zeit einschätzt. Er sagt im tiefsten Tirolerisch: Sch iss wegen der Yvonne. Die Schtewardesss, die hot hoit ihrn letschten Flug und deschhoib wünscht er ihr oisch Guate! 24. April 2012 Der Blogeintrag vom 5. April zur Total Control App hat einiges an Kommentaren hervorgerufen. So etwa: „Ich warte noch immer auf die Total Control App. – Schon eingebaut. – Ich fürchte, das stimmt. Der freie Wille wird total überbewertet.“ 66 23. April 2012 Manchmal geht es nur darum, einen Willen zum Wollen zu entwickeln. 22. April 2012 Motto eines italienischen Lokas: Tempus fugit, Eros manet. Erhaltener Kommentar: Und wer hat gewonnen, Amor oder Eros? Antwort: Tertium non datur, aber im Moment Ramazotti, in vino veritas. 21 April 2012 Gunkels Tips und Überlegungen zum Tag sind wie immer lesenswert. So etwa schrieb er vor kurzem: „Nicht nur ist es nicht nie zu spät, oft ist das auch früher als man denkt.“ und: „Besprechen Sie mit einem Physiker und einem Esoteriker, ob es denn, wenn die Zeit in die andere Richtung abliefe, eine Möglichkeit gibt, herauszufinden, daß das so ist.“ 20. April 2012 Aller guten Dinge sind drei. Anscheinend auch aller schlechten. Meine Stereoanlage ist eingegangen, gefolgt von meiner geliebten giftgrünen Kaffeemaschine und meiner Armbanduhr. Keine Musik, kein Kaffe, keine Zeit. Ich kann nur hoffen, dass zu gegebener Zeit, zu einem geeigneten und dennoch kritischen Momet, in der Fülle der Zeit die Musik wieder spielt und der Kaffee wieder fließt. Ich würde mich sogar über kalten Kaffee freuen. 19. April 2012 T-Shirt Aufdruck, gesehen in einem Schaufenster in Berlin: Wo bleibt eigentlich der Prinz mit seinem Scheißgaul? Nicht weit davon entfernt war der Altwarenhändler OFT – Ohne Frage Tolll. 18. April 2012 In hunderten von Jahren wird es keine Rolle mehr spielen, wie viel auf mein Bankkonto war, in welcher Art von Haus ich gewohnt habe oder welches Auto ich gefahren bin. Aber die Welt kann anders sein, weil ich etwas so verblüffend Verrücktes in meinem Leben gemacht habe, dass die Ruinen dessen nun eine Touristenattraktion geworden sind. 17. April 2012 Es gibt Menschen, denen fehlt sogar der Mut, feige zu sein. Markus M. Ronner 16. April 2012 Vereinfachung ist nicht notwendigerweise gleichzusetzen mit Fairness. 15. April 2012 Hoffnung kann an dieser Stelle nicht gewährleistet warden. 14. April 2012 Barry Schwartz sagt uns zur Qual der Wahl: "Eine große Auswahl zu haben, hat negative Auswirkungen. Paradoxerweise lähmt uns ein großes Angebot verschiedener Optionen und führt am ehesten dazu, gar nichts zu wählen. Und selbst, wenn wir es schaffen, die Lähmung zu überwinden, sind wir mit dem Ergebnis oft unzufriedener, als hätten wir insgesamt weniger Optionen zur Auswahl gehabt. Je mehr Optionen wir haben, umso eher bereuen wir unsere Wahl.“ Und zu Erwartungen insgesamt sagt er 67 polemisch: "Früher, als die Zeiten noch schlechter waren, war alles besser, denn damals war es noch möglich, eine angenehme Überraschung zu erleben! Das Geheimnis des Glücks liegt also darin, die Erwartungen so niedrig wie nur möglich zu halten!“ Leichter gesagt, als getan. 13. April 2012 „Charakter ist die Fähigkeit, sich selbst im Wege zu stehen, obwohl man ausweichen könnte.“ - Markus M. Ronner 12. April 2012 Warum klingen „vision“ und „mission“ in auf Englisch gehaltenen Besprechungen in Deutschland immer wie „wischen“ und „mischen“? Man bekommt den Eindruck, dass es den Beteiligten weniger um Aufgaben und Mission geht, sondern eher ums Putzen und eventuell noch ums Cocktailmixen. 11. April 2012 Ich mag ja gut formulierte Beleidigungen bzw. Widersprüche. Hier vier Worte, die beides sind. „Damals waren sie zeitlos.“ Als Kommentar zu angeblich objektiv betrachtet scheußlichen Fliesen in einem zu vermietenden Haus. Und immer wieder der Klassiker Yogi Berra (als Widerspruch in sich): Es ist schon wieder wie ein Déjà-vu. 10. April 2012 Angeblich heißt es über die Österreicher, sie würden entweder zweifeln oder seien verzweifelt. Manchmal wohl beides zur selben Zeit. 9. April 2012 Auf einer Graffitiwand in Hamburg steht: Keine Regierung ist wie keine Regierung. Ich sage: Keine Kommunikation ist wie keine Kommunikation. Nicht zu kommunizieren, nicht zu erklären, wenn man die Möglichkeit dazu hätte, ist mitunter das Unfairste, was man anderen Menschen antun kann. Schweigen kann die größte Macht demonstrieren und den größten Machtmißbrauch darstellen. Jemanden nicht verstehen und nicht wissen zu lassen, wie er dran ist und warum er so dran ist, wie er anscheinend dran ist, ist das Schlimmste. 8. April 2012 Der Prozess der Erstellung eines Schrumpfkopfes beginnt laut Wikipedia mit dem Entfernen der Schädelknochen aus dem Kopf. Am Nacken wird dabei ein Schnitt gemacht und in der Folge Haut und Fleisch aus dem Schädel entfernt. Unter den Augenlidern werden dann rote Samen platziert, und die Augenlider anschließend zugenäht. Der Mund wird mit drei Stichen zusammengenäht. Das restliche Fett wird entfernt und dann wird eine hölzerne Kugel so eingesetzt, dass die Kopfform beibehalten werden kann. Der Kopf wird dann in mit einer Reihe von Kräutern und Gerbstoffen versehenen Wasser gekocht, anschließend mit heißen Steinen und Sand getrocknet, wobei aber darauf geachtet wird, die menschliche Kopfform zu erhalten. Später wird die Haut mit Holzkohlenasche eingerieben und dekorativer Kopfschmuck angebracht. 7. April 2012 „Wer nicht vorwärts strebt, Dem ist es nicht ernst um sich selber.“ – Johann Caspar Lavater 68 „Rastlos vorwärts mußt du streben, Nie ermüdet stille stehn, Willst du die Vollendung sehn.“ – Friedrich Schiller Beides steht in schönen Lettern am sogenannten Haus Vorwärts in Bremen, unweit vom Bremer Dom. http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Vorw%C3%A4rts 6. April 2012 Es ist nicht selbstredend, mit dem Zug erst von München nach Wien zu fahren und dann von dort nach Hamburg zu fliegen, auch wenn man eine Ausstellung mitnehmen kann. Aber wie sagt Anonym? Wenn man im Bett frühstücken will, muß man in der Küche schlafen. 5. April 2012 Gut zu wissen, dass es für den techaffinen Stalker auch die entsprechenden Apps gibt. Als Alternative zum Farbberater m/w bietet sich als Beschäftigungsfeld natürlich die Entwicklung von Apps an, die entsprechende Überwachungsmaßnahmen ermöglichen. Zukuftsträchtig, nicht nur was Frauen anbelangt, sondern sicher auch in das bisher wenig erschlossene Feld des Husband Bashings ausweitbar. „Total Control Unlimited“ würde sich doch als einfach zu merkende Bezeichnung anbieten. Privacy wird ja noch nicht überall groß geschrieben, es gibt also durchaus Potential. Aus rechtlicher Sicht bliebe nur anzuraten, das vorherige Einverständnis (auf opt-in Basis) aller Betroffenen einzuholen. http://blogs.wsj.com/digits/2012/03/31/tracking-women-now-theres-not-an-app-forthat/?mod=WSJBlog&mkt_tok=3RkMMJWWfF9wsRoivqTIZKXonjHpfsX67e4vXqeg3843 1UFwdcjKPmjr1YIERcZ0dvycMRAVFZl5nRVZFOuQeYdS9eBN 4. April 2012 Ein Bericht, den ich dieser Tage gelesen habe, sagt „dort, wo Anreizsysteme nicht funktionieren, dort greifen meist Steuerung und Kontrolle als die einzig wirksamen Mittel“. 3. April 2012 Interessanterweise gibt es in der Geschichte vom Zauberer von Oz nur einen herzlosen Holzfäller, eine Vogelscheuche ohne Verstand und einen Blechmann ohne Herz, aber keine Fgur ohne Rückgrat, wobei der feige Löwe diese Doppelrolle durchaus spielen könnte. Auf die Frage: „Warum bist du denn so feige? Du bist doch riesengroß. Du bist ein Löwe! Wovor solltest du dich fürchten?“ antwortet der Löwe: „Ich weiß es nicht, ich befürchte, ich bin schon so geboren. Alle Tiere im Wald denken, dass ich tapfer bin, denn ein Löwe ist überall der König der Tiere. Wisst ihr, wenn ich besonders laut brülle, dann haben alle Angst vor mir und laufen davon. Das ist praktisch. Immer wenn ich jemanden traf, der mir Angst machte – Tier oder Mensch –, dann brüllte ich laut, und jeder lief davon. Und ich habe sie natürlich immer laufen lassen. Wenn irgendjemand je versucht hätte, mich anzugreifen, dann hätte ich selbst weglaufen müssen, solch ein Feigling bin ich.“ 2. April 2012 Chris Mulzer (und nein, ich bin kein NLP-Fan, finde in diesem Fall aber richtig, was er zu sagen hat) schreibt auf seiner Hompage: „Es gibt nach meiner Erfahrung zwei Möglichkeiten, „falsche Entscheidungen“ zu treffen und nicht zum gewünschten 69 Ergebnis zu kommen. Die erste Möglichkeit ist der „Rohrkrepierer“, der alle Prozesse innerhalb der Entscheidungsstrategie umfasst, die eine Entscheidung verzögern, oder unmöglich machen. Die zweite Möglichkeit ist, eine Entscheidung zwar zu treffen, aber die daraus resultierenden Handlungen nicht zum gewünschten Ergebnis führen zu lassen.“ Weiters sagt er in einem anderen Beitrag: „In meiner Welt ist Selbstdisziplin immer dann nötig, wenn Du Entscheidungen getroffen hast (sic!) und die Handlungsschritte im Hinblick auf diese Entscheidungen auch dauerhaft ausführen willst. Oft sind repetitive (wiederholende) Handlungen nötig...“ 1. April 2012 Der Baseballspieler Yogi Berra ist ja bekannt für seine Yogiisms. Als Sportler hat er sich interessaterweise noch nie darüber Gedanken gemacht, wie es ist, kurz vor dem Ziel aufzugeben. Das hält selbst er vermutlich für unsportlich, zumal ihm ja zumindest das Zitat „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist“ zugeschrieben wird. Jedenfalls sagt Yogi Berra gerne Dinge wie: Wenn du nicht weißt, wohin du willst, kommst du ganz woanders an. Oder: Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Oder: Antworte niemals auf anonyme Briefe. Apropos anonyme Briefe und Anrufe: es gibt bessere Wege, jemanden in den April zu schicken! 31. März 2012 Beobachtung zu einem (mißglückten) Flirt in der Drogerie. Der Mann vor mir fragt die Kassierin: Sind Sie aus Arabien? Die Kassierin: Nein, aus der Türkei. Der Mann: Anscheinend haben die auch hübsche Mädchen in der Türkei. Die Kassierin mimt ein halbherziges Lächeln. Er fährt fort: Ich bin aus Deutschland und kaufe ein Deo. Die Kassierin und ich scheinen zeitgleich zu denken: Das ist auch das einzige, was Dir im Moment and Handlungsoptionen übrig bleibt. 30. März 2012 Ein wiederentdeckter Klassiker! Die Worried Men Skiffle Group mit: „Glaubst i bin bled“ von 1970. Es gibt natürlich auch Text und Übersetzung. 29. März 2012 Ich wünschte, mehr Leute könnten so wie André Heller sagen: „Ich allein trage die ganze Verantwortung für mich. Ob ich nun 75, 85 oder 95 Jahre alt werde, ich werde, wage ich jetzt schon zu behaupten, mein Leben nicht geschwänzt haben.“ 28. März 2012 Aus gegebenem Anlaß: Wikipedia schreibt über Parallelwelten: „In der Psychologie wird der Begriff der Parallelwelt manchmal verwendet, um Verhaltensweisen der Realitätsflucht zu bezeichnen. So können Menschen mit Hilfe der Phantasie unerfüllbare Sehnsüchte, Wünsche oder Bedürfnisse imaginär ausleben oder unerträgliche Situationen verdrängen, indem sie sich Parallelwelten bzw. „Ersatzwirklichkeiten“ schaffen. In der Parallelwelt denkt sich der Phantasierende in eine oder mehrere virtuelle, gewünschte Rollen hinein, kommuniziert mit den darin lebenden Personen und schafft eine Umgebung, in der die realen Hemmnisse für seine Sehnsüchte nicht mehr vorhanden sind. Dies ist bis zu einem gewissen Grade normal und als Ausgleich zu Stresserfahrungen sogar hilfreich für die psychische Regeneration und Entspannung – wie ja auch der Traum, auf den der Mensch ebenfalls nicht verzichten kann, als Parallelwelt angesehen werden kann. Im Zuge von Persönlichkeitsstörungen können Phantasiewelten jedoch 70 auch problematische Ausmaße annehmen, vor allem dann, wenn diese Welten bedeutender werden als die eigentliche Realität, wie es beim Eskapismus der Fall ist.“ http://de.wikipedia.org/wiki/Parallelwelt 27. März 2012 Eine neue Studie hat angeblich das aufgezeigt, worauf Schokoladeliebhaber schon lange warten, nämlich dass regelmäßiger Schokoladeverzehr hilft, schlank zu bleiben! 26. März 2012 Gesprächsweise ist die Frage aufgekommen, warum der Kaffee in den Wiener Kaffeehäusern eigentlich auf einem Silbertablett mit einem Wasserglas serviert wird, auf dem der Kaffeelöffel mit dem Gesicht nach unten balanciert. Anscheinend gibt es dafür mehrere Gründe, die besseren sind die folgenden: In der Zeit, in der das Kaffeehaus Adeligen vorbehalten war, hat das Glas dazu gedient, den benutzen (und keinesfalls, da verpönt, abzuschleckenden) Löffel abzulegen. Dann natürlich gab und gibt es die Tradition, das Glas immer wieder aufzufüllen, was einen Stunden bei einem Kaffee verbringen lassen kann. Und schließlich war Wasser bei den Nomaden in Arabien angeblich noch kostbarer als Kaffee. Und so war es Ausdruck höchster Gastfreundlichekeit, wenn dem Gast zum Kaffee ein Glas Wasser gereicht wurde. 23. bis 25. März 2012 Nachdem ich rund um die ganze Welt unterwegs, aber doch noch nie in Stonehenge und Bath war, habe ich mir gedacht, es sei langsam an der Zeit, dorthin zu fahren. Stonehenge ist wirklich mythisch. Und dann gibt es natürlich auch Avebury mit seinen konzentrischen Steinkreisen. Und wo Belgien Spa hat, hat England Bath. Die einzige Thermalquelle in Großbritannien und lange Zeit das nordwestlichste Bad im römischen Reich. Heute ist es eines der besten Museen, die ich je gesehen habe. Neben dem Audio-Guide gibt es an die antiken Wände projizierte Videos, in denen als Römer gekleidete Schauspieler ihren täglichen Verrichtungen nachgehen. Und über ihr tägliches Leben von vor 2000 Jahren kann man mit ein paar „Römern“ in Tuniken neben dem Hauptpool sprechen. Was mir mitunter aber am besten gefallen hat waren die Fluchpättchen aus Blei. Wenn man etwas dramatisches erlebt hat – etwa dass einem die Badetunika aus der Thermenumkleidekabine gestohlen worden ist - und man folglich gezwungen war, die Person zu verfluchen, so hat man diesen Fluch in ein Bleiplättchen geritzt, in der Mitte gefaltet und in ein Thermalbecken geworfen. Mehr zu diesem Thema gibt es (auf Englisch) hier. Die gleiche Quelle berichtet, daß die Zeit leider nicht spurlos an den Flüchen vorbeigegangen ist. Die Oberfläche des Bleis ist oft oxidiert und korrodiert und die entsprechenden Flüche können daher in manchen Fällen kaum noch gelesen werden. Eine andere Quelle sagt uns mehr über die eigentlichen Texte und die oftmals sehr legistische Sprache, in der die Flüche abgefaßt waren. In der Regel haben sich die Texte auf Diebstahl bezogen, in Bath etwa dem Diebstahl kleinerer Geldmengen oder wie bereits erwähnt von Badebekleidung. Oft wird an Gottheiten appelliert, die bekannten oder unbekannten Täter zu bestrafen und/oder auf Wiedergutmachung hinzuarbeiten bzw. so lange zu strafen, bis eine Wiedergutmachung stattgefunden hat. Die Gottheit wurde in der Regel aufgefordert, das physische und psychische Wohlbefinden des Täters durch Schlaflosigkeit zu beeinträchtigen oder indem normale Körperfunktionen gestört werden, in manchem Fall sogar bis hin zum Tod. Diese Leiden sollen nur aufhören, wenn die Sache dem entsprechenden Eigentümer zurückgegeben oder der Gottheit geopfert wurde. 20 März 2012 71 Das Licht am Ende des Tunnels wird aufgrund von Kosteneinsparungsmaßnahmen bis auf weiteres ausgeschaltet. 19. März 2012 Apple verkauft eine App die sich „Sleep Talk Recorder Pro™“ nennt. Sobald man anfängt, im Schlaf zu reden, aktiviert sich das Handy und zeichnet auf, worüber man im Schlaf so spricht. 18. März 2012 T-Shirt-Aufdruck: Adonis: pur oder auf Eis? 17. März 2012 Die Situation: Man plaudert in einem gut sortierten Wiener Weingeschäft mit einem Verkäufer und wird von einer Kundin mit folgenden Worten unterbrochen: „Ich möchte Sie ja nicht unterbrechen, aber können Sie mir sagen, in welche Richtung ich gehen muss, um Rom zu finden?“ Man reißt ein Auge auf und will sagen, dass obwohl wohl alle Wege dahinführen, das vor allem angesichts der Ringstraße einen nicht unkomplexen Navigationsaufwand erfordert. Der Angestellt, ebenfalls leicht konsterniert, schaltet relativ rechtzeitig und geleitet die Dame zum Rumregal. 16. März 2012 Es gibt Aussagen, die auf keinen Fall aus dem Zusammenhang gerissen warden dürfen. Zu diesen zählt etwa die folgende: Manchmal würde ich mir wünschen, um 9h morgens schon beim zweiten Bier zu sitzen. 15. März 2012 Politisch korrekte Einladungen gehen heutzutage an LebenspartnerInnen, LebensabschnittspartnerInnen und zukünftige RentenbeitragszahlerInnen, Bier und BabyflaschentrinkerInnen sind Selbstversorger und Nichtraucher sind willkommen. 14. März 2012 Notiz an mich selbst: Es ist nicht notwendigerweise ein Zeichen von mangelnder Hygiene, wenn Fliegen einen Menschen im Restaurant umkreisen. 13. März 2012 „Es kann sein, dass man sich in die Organisation, für die man arbeitet, verliebt, aber man sollte sich keine Illusionen darüber machen, dass einen diese Organisation auch liebt.“ Anonym 11. März 2012 Kognitionswissenschafter haben einen sogenannten "QWERTY-Effekt" (nach dem sehr verbreiteten Tastaturlayout) für den niederländischen, spanischen und englischen Sprachraum festgestellt. Den Forschern zufolge werden Wörter, die sich zum überwiegenden Teil aus Buchstaben von der rechten Seite der Tastatur zusammensetzen, mit positiveren Emotionen assoziiert als Wörter, die mehr Buchstaben von der linken Tastaturhälfte enthalten. 10. März 2012 Menschen sind laut neuesten Erkenntnissen netter, als man gemeinhin angenommen hat. Neurologen und Psychologen haben herausgefunden, dass grundsätzliche Moralvorstellungen und Gewaltabneigung durchaus auch physiologische Gründe hat. 72 9. März 2012 „Die größte Gefahr, die uns droht, sind wir selbst und unsere irrationale Angst vor dem Unbekannten. Aber eigentlich gibt es das Unbekannte als solches nicht – es gibt nur temporär Verstecktes, temporär Unverstandenes.“ Captain James T. Kirk, U.S.S. Enterprise. 7. März 2012 Wer eine Tragödie überlebt hat, ist nicht ihr Held gewesen. Voltaire 6. März 2012 BIG, die Breast International Group, sucht ab sofort einen Leiter/-in für die Entwicklungsabteilung für Brüssel. Versprochen wird unter anderem Führungserfahrung aus erster Hand. 5. März 2012 P. G. Wodehouse hat einmal gesagt, dass die Faszination des Schießens rein davon abhängt, ob man auf der richtigen oder falschen Seite des Gewehrs steht. Früher oder später werden wir alle mit der falschen Seite eines neuartigen Gewehrs konfrontiert warden. Eine „shut up gun“, auch Audiopistole, Verstummungskanone und Distanzwaffe gegen Dampfplauderer genannte neue japanische Erfindung könnte bisherige oft vergebliche Versuche, andere zum Verstummen zu bringen, revolutionieren! 4. März 2012 Achtung, Reisewarnung! Für alle, die es immer noch nicht wissen: Neuseeland ist langweilig! Für alle, die es noch nicht gesehen haben: auch das iPhone wurde in NZ erfunden :-) http://www.youtube.com/watch?v=gvSh7-jNLWs 3. März 2012 Kommende Woche soll ja das neue iPad vorgestellt werden. Insofern vielleicht ganz interessant, was man bedenken sollte, bevor man ein iPad verschenkt und angeblich die Gebrauchsanweisung, die Apple NICHT beigefügt hat und gleichzeitig der eigentliche Grund warum Apple Marktführer ist :-) http://www.youtube.com/watch?v=v0FVm_H_D18&feature=youtube_gdata_player 2. März 2012 Charme ist ja nicht jedermann in die Wiege gelegt, aber was man sich so im Laufe eines Lebens alles sagen lassen muss ist schon immer wieder erstaunlich. So etwa der Kommentar einer wohl nicht fehlsichtigen Person zum Thema (meiner) Kurzsichtigkeit: „Ihre Welt wird immer kleiner sein als unsere!“. Und zum Thema Hornhautverkrümmung: „Ihr Mond wird immer einen Schatten haben!“. Ich finde ja Punkt A, dass er einen Hof und keinen Schatten hat und Punkt B sollte man einmal eine Grundsatzdiskussion darüber führen, ob er nun wirklich eines von beiden oder beides oder gar nicht hat und wenn ja, für wen. Und was Wahrheit eigentlich ist. Und wie es um die Empirie im Jahre 2012 generell bestellt ist. Ich gehe davon aus, dass die Diskussion blutig verlaufen würde und sich die Fraktion der rationalen Normalsichtigen wahrscheinlich auf die Behauptung zurückziehen wird, dass der Mann im Mond im Zweifel auch keinen Zwilling hat. 1. März 2012 73 Leider schwer übersetzbar, dennoch absolut besuchenswert ist folgende Seite: „Dogberts Zitate der neuen herrschenden Klasse“. Das sage ich, „obwohl ich nicht mehr die Frau bin, die ich früher war und die ich nie gewesen bin“. Auch wenn es nicht überzeugen klingt, so wird doch versichert, dass die Autoren „genug Tixo (vulgo: Tesafilm) verwendet haben, um eine Dritte-Welt-Land zu ernähren“. Man muss zugeben, dass sich „Walt Disney natürlich sich im Grabe umdrehen würde, wenn er heute noch lebte.“ Und das „onwohl wir Effizienz hier mit einem großen A schreiben!“ Und was das engliche „no“ betrifft kann man nur immer wieder fragen: „Welchen Teil von „NO“ verstehen Sie nicht? Das N oder die Null?“ 29. Februar 2012 Kulinarisch kann man in good old Monaco einiges mitmachen, die Bandbreite ist groß. Vorgestern Kaviar und Champagner in einem Nobelhotel, gestern ein Würstelstandsbesuch nach einer Demonstration und heute also im Anschluß an einen wie üblich traumatischen Augenarztbesuch Blümchenkaffee und Topfentorte. Was natürlich lokal eine Käesetorte ist und auch wenn das ganze noch so ein Topfen ist, wartet man hierzulande ja immer, bis „der Kas gessen“ ist. Der Deutsche an sich neigt ja bekanntlich zur Gründlichkeit. Auch am Würstelstand werden daher das Davor und Danach penibel ab- und angesprochen. Im Konkreten ist es nicht um die Wurst, sondern um die Akquisition von Mottenpulver im Anschluß an die Wurst gegangen. Eine wirklich nur minimal hochgezogene Augenbraue hat dabei leider ein Grundsatzreferat über Kleidermotten im allgemeinen und Küchenmotten im speziellen ausgelöst. Letztere soll man aus allen Küchenritzen rausblasen. Was danach mit ihnen zu geschehen hat, blieb im dunklen. Prost Mahlzeit! Erhaltener Kommentar: Das ist genau das, worauf wir gewartet haben: Eine fast blinde Fotografin! 28. Februar 2012 Ein automatische E-Mail-Antwort sagt mir: „Ich bin von ... bis ... auf Urlaub. Während dieser Zeit werde ich eingehenden E-Mails weder lesen noch beantworten.“ Im Umkehrschluß heißt das also, dass es dem Absender möglich ist, E-Mails zu beantworten, die er noch gar nicht gelesen hat. Bei näherer Betrachtung und wenn ich mir manche der E-Mails ansehe, die ich so tagtäglich bekomme scheint mir das nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich! Erhaltener Kommentar: Solche Antworten auf E-Mails, die man nicht gelesen hat, erfolgen vorzugsweise mit „Antowrt an alle“, um seine Ignoranz möglichst breit zur Schau zu stellen. 27. Februar 2012 The world in Vorarlberg is too small... Erheiterndes aus Österreichs Westen, Hubert Gorbachs Brief an Alistair Darling, hier im Original. Wie war das? Die besten vom Westen, für die Posten im Osten? Sehr lesenswert sind vor allem die Kommentare auf der Standardhomepage! Um mit einem Kommentator zu sprechen: ”I believe, I spider!” Mit anderen Worten (eines anderen Kommentators): A new life begins - what does it brings? Und zum „Kanton Übrig“ schreibt einer: „Bei der Volksabstimmung 1919 gabs eine Mehrheit von 80% FÜR einen Anschluß Vorarlbergs an die Schweiz. Allerdings lehnte die Schweizer Regierung dieses Ansinnen ab.“ Erhaltener Kommentar: Da gab es auch noch den österreichischen Bundeskanzler, der mit dem Argument, man habe sogar die gleichen Farben in den Landesflaggen bei den Schweizern um eine Vereinigung nachgesucht hat. Worauf der Schweizer Vertreter 74 anwortete: Das ist schon richtig, aber wir haben ein „Plus“ in der Flagge und ihr ein „Minus“... ;-) 25. Februar 2012 Die bayrische Werbelinie „From the sky to heaven on earth - welcome to Bavaria“ ist um ein Plakat ergäzt worden, auf dem der Kondensstreifen Schloß Neuschwanstein darstellt. Bisher haben die Kondensstreifen eine Lederhose bzw. eine Breze dargestellt. 24. Februar 2012 Viviane Westwood sagt, nie zuvor in der Geschichte waren die Menschen so schlecht und dabei so uniform gekleidet wie heute. Die einzige Ausnahme davon seien die über Siebzigjährigen. 23. Februar 2012 Wieder einmal zum Thema Mode. Die Ausgangssituation: Frühstücksraum in einem Hotel, irgendwann zwischen acht und neun Uhr morgens. Herein kommt eine großgewachsene, sehr schlanke Dame in einem Ultramini. Eigentlich in einer Art Hotpants, bei der das Hosenelement wenig bis gar nicht ausgeprägt ist. Weiters trägt sie ein schwarzes, enges Unterhemd unter einer weißen, offenen und vor allem durchsichtigen Bluse. Sie lehnt sich erst mit durchgestreckten Knien, in der Hüfte biegend über die gehäuteten Orangenspalten und dann, wenige Augenblicke später über die etwa vier Stunden zuvor gekochten Rühreier. Mein Eindruck: verkrampfter Versuch, aber extrem unsexy. Kurz darauf: Ein tritt eine Dame in einem Pyjamatop und in zu engen Jeans, die den üppigen Hüftspeck sehr unvorteilhaft hervorstreichen. Auf englisch heißt besagter Hüftspeck ja liebenswerterweise Liebesgriff. Wie auch immer, der ebenfalls recht füllige Ehemann der besagten Dame taucht auch noch auf und baut sich neben ihr am Büffet auf. Meine Empfehlung: alles, was man/frau hat (Pyjama, Liebesgriffe, Ehemann) anderswo verwerten und nicht jeder Jeansmode sklavisch folgen! 22. Februar 2012 Die Teilnahme an Sitzungen kann manchmal wirklich unterhaltsam sein. Analogien sind dabei eine Quelle der Inspiration, oder wie oft hat man vorher schon jemanden sagen hören: "Das ist wie ein haariges Mammut" oder "Das geschieht mit der Geschwindigkeit, mit der Putin seine Unterwäsche wechselt"? Gerade bei letzterem würde es lohnen darüber zu diskutieren, ob man Hinweise auf die durchschnittliche Dauer und/oder Häufigkeit dessen hat und wie deren Glaubwürdigkeit einzustufen ist, bevor man den Satz als Analogie für "schnell“ bzw „oft" hernimmt. 21. Februar 2012 Plötzlich gibt es in ganz München Plakate auf denen zu lesen steht: „Das ist dein Leben. Tun, was Du liebst und tu es oft.“ Es scheint die ersten paar Zeilen des „Holstee Manifests“ zu sein. 20. Februar 2012 Ich habe ein neues Wort kennengelernt nachdem mir nachgesagt worden ist, mir den „gefürchteten Lurgi“ eingehandelt zu haben, angeblich ein Kindergartenname für jede gängige Erkrankung, einschließlich Erkältungen, Grippe und erhöhter Temperatur. Wikipedia sagt uns, dass der Lurgi im "modernen Sprachgebrauch" auch jede nichtspezifische Krankheit bezeichnen kann. Angeblich, so Wikipedia weiter, wurde der Begriff Lurgi in einer BBC-Radio-Sendung (The Goon Show) geprägt, wobei die 75 Symptome von Lurgi damals den unkontrollierbaren Drang, „Yack-a-boo“ zu schreien genauso umfaßten wie die Unpäßlichkeit, in nahezu erpresserischer Weise Blasmusikinstrumente zu verkaufen. 19. Februar 2012 Nachdem ich die vergangenen Tage hauptsächlich grippig mit schlafen und mir selbst leidtun verbracht habe, gibt es wenig zu berichten. Außer vielleicht für diejenigen, die den BBC iPlayer nutzen: Dort gibt es einen sehr interessanten Beitrag von David Hockney über den Ursprung der Fotografie. 15. Februar 2012 Es gibt eine Webseite über Probleme der Ersten Welt, auf die wirklich niemand gewartet hat, die aber trotzdem den Zahn der Zeit zu treffen scheint. Dort können etwa die folgenden Probleme gepostet warden: “Wegen der größeren Sitzabstände in der Ersten Klasse im Flugzeug muß ich jetzt aufstehen, um mein Magazin aus der Tasche des Sitzes vor mir zu nehmen!“ 14. Februar 2012 Valentinstag und jederMANN möchte schön sein. Soweit verstehe ich die Motivation. Dass aber mittlerweile auch Männer in der S-Bahn ihre Fingernägel feilen und darüber hinaus - und ohne sich im mindesten zu genieren - auch die Haut rund um die Nägel bis hin zum ersten Fingergelenk feilen geht dann doch etwas zu weit. Aber mich fragt ja niemand. 13. Februar 2012 Manchmal ist es schon erstaunlich, wie sehr man in seiner eigenen Welt lebt. Und dass etwa nicht jedermann weiß, was ein „Non-Paper“ ist. Wikipedia lehrt uns zusammegefaßt folgendes: Ein Non-Paper (engl. für „Nicht-Papier“) ist ein inoffizielles Arbeitsdokument. Es trägt keinen offiziellen Briefkopf, keinen Stempel und keine Unterschrift. Oft bildet ein Non-Paper die Arbeits- und Diskussiongrundlage für das Verfassen eines offiziellen Schriftstückes. Es eröffnet die Möglichkeit, einen Vorschlag in eine Diskussion oder Verhandlung einzubringen, zu dem man sich noch nicht offiziell bekennen will oder kann. Im Fall einer Ablehnung gibt man sich keine Blöße und hält sich die Möglichkeit zu Positionsänderungen offen. Der Verfasser kann sich freihalten, ob er die Verantwortung für den Inhalt übernehmen möchte, kann aber das Dokument auch als unverbindliches Konzept kennzeichnen und/oder dem Empfänger die Möglichkeit einräumen, das Dokument zu ignorieren. 12. Februar 2012 Zur Modeszene: Es ist zwar nicht ganz mein Name, dennoch finde ich es ganz interessant, dass ein Kopenhagener Label namens Margit Brandt existiert. 11. Februar 2012 Ich wurde daran erinnert, dass das Thema Kuscheln auf diesem Blog seit dem 3. August 2007 nicht mehr diskutiert wurde. Damals hatte ich erstmals über das nach wie vor erfolgreiche Konzept der Kuschelparties gehört. Interessanterweise findet sich bei Wikipedia auf Deutsch kein Eintrag zum Thema „kuscheln“, stattdessen wird man sofort zum Thema „Intimität“ geleitet. Auf den englischen Seiten wird man ebenfalls vom Kuscheln abgebracht und zu „Umarmung“ umgeleitet (NB: auf den deutschen Wikipediaseiten wiederum gibt es keinen entsprechenden Eintrag, sondern lediglich Beiträge zur „Tödlichen Umarmung“, zur 76 „Teuflischen Umarmung“ und zum „Sozialistischen Bruderkuss“, allesamt Themen, die einer gesonderten Betrachtung verdienten). Zurück zur englischen Umarmung also, die " eine Form von körperlicher Intimität“ ist, „die in der Regel das Arme um den Hals, den Rücken, oder die Hüften einer anderen Person beinhaltet; sind mehr als zwei Personen beteiligt, spricht man von einer Gruppenumarmung.“ Interessanterweise unterscheidet Wikipedia zwischen einer Umarmung „von vorne“ die als nicht-intim definiert und streng von der intimen Umarmung „von hinten“ abzugrenzen ist. Auch scheint das Umarmen erwiesene gesundheitliche Vorteile zu haben. So hat eine Studie gezeigt, dass Umarmungen das Oxytocinniveau erhöht und den Blutdruck senkt. Weiters sollte man aber nicht vergessen, dass "Hunde Umarmungen weniger genießen als Menschen und anderen Primaten, zumal Hunde es als Zeichen von Dominanz werten, wenn einzelne Gliedmaßen über die Gliedmaßen anderer Tiere gelegt werden.“ 10. Februar 2012 Wort des Tages: Tachnieren. http://www.ostarrichi.org/wort-754-at-tachinieren.html 9. Februar 2012 Ich sitze im Flugzeug. Der Mensch neben mir spielt ein Kartenspiel auf seinem Smartphone. Ich lese einen Zeitungsartikel über den vom Arabischen und Türkischen beeinflußten Jugendslang der Großstädte. Das Flugzeugt steht auf dem Rollfeld, rollt aber nicht einmal in Ansätzen. Dafür rollt eine AUA-Maschine flink vorbei, die de facto später augerufen worden ist als die Lufhansa nach München - und hebt promt, so schnell kann man gar nicht schauen, auch schon ab. Auf und davon, das rotbemalte Schwanzerl wackelt noch in der Ferne. „Da guckste nicht Alter, AUA weg – eh“ würde mein Artikel dazu sagen! Und der Kranich rührt sich keinen Millimeter. Was mich natürlich am Gedanken kleben bleiben läßt, ob ich nicht im falschen Flieger sitze. Wie hat schon Georg Kreisler gesagt? „Es gibt Deutsche, die zur Erholung nach Österreich fahren. Ein Wiener fährt nach Deutschland aus Geschäftsgründen, oder weil er nicht ganz bei Trost ist.“ 8. Februar 2012 Harpe Kerkerling hat vor ein paar Tagen ein Duett mit Miss Piggy gesungen! 7. Februar 2012 Karl-Theodor zu Guttenberg ist zum Budeskuchenminister mutiert. Ohne Worte. 6. Februar 2012 Das Christentum ist derjenige Glaube, indem ein kosmischer jüdischer Zombie, der sein eigener Vater war, Dich auf ewig leben lassen kann, wenn Du symbolisch sein Fleisch ißt und ihm telepathisch sagst, dass Du ihn als Deinen Herrn und Meister akzeptierst, damit er Deiner Seele eine böse Kraft austreiben kann, die wederum da ist, weil eine Rippenfrau von einer sprechenden Schlange überzeugt worden ist, von einem magischen Baum zu essen. – Das ergibt definitiv Sinn! Der Atheismus ist wiederum der Glaube, dass es nichts gegeben hat und dass rein gar nichts passiert ist, bis dieses Nichts magisch ohne Grund explodiert ist, und dann auf einmal alles da war, woraufhin ein Haufen dieses Etwas dann von Zauberhand und ohne jeglichen Grund in sich selbst vermehrende Teilchen mutiert ist, die sich dann wiederum in Dinosaurier verwandelt haben. – Das ergibt definitiv Sinn! 5. Februar 2012 77 Bertrand Piccard sagt, wenn der Wind beim Ballonfahren in die falsche Richtung bläst, dann muss man die Flughöhe ändern. Und um die Höhe in einem Ballon zu verändern, muß man eine Menge Ballast fallen lassen. Und er fährt fort, dass es selbstverständlich nicht leicht ist zu wissen, welche Ballast man getrost fallen lassen kann. Man müsse seine eigenen Zweifel und auch seine Ängste akzeptieren. Einmal sei ergefragt worden, ob er sehr schnell in die falsche Richtung, oder langsam in die richtige Richtung fliegen möchte. Er sagt, man solle sich fragen, was man selbst gerne über Bord werfen würde. Auf welcher Höhe man gerne in seinem eigenen Leben fliegen möchte, um so erfolgreich zu sein, wie man möchte, sein Potential voll zu nutzen und an den Punkt zu kommen, der wirklich zu einem gehört? Er sagt auch, die einzige erneuerbare Energie wir alle haben, sei unser eigenes Potential und unsere Leidenschaft. 4. Februar 2012 PG Wodehouse hat gesagt: "Ich sitze eigentlich nur an der Schreibmaschine sitzen und fluche ein bißchen." Genauso fühlt es sich manchmal an, diesen Blog zu schreiben. Er hat auch gesagt: "Ich weiß, ich schreibe Geschichten, seit ich fünf bin. Keine Ahnung, was ich vorher gemacht habe. Herumhängen nehme ich an.“ 3. Februar 2012 Du mußt denken, ich sei ein Narr, So prosaisch und unbeholfen und alles, Glaubst du, du kannst mich runterziehen? Glaubst du, ich bin bin noch nie verreist, noch nie weg gewesen? ... (Song von Keane "Leaving So Soon?") 2. Februar 2012 Das ist hier nicht die Wikileaksseite und ich habe auch keine Absicht, die Quelle des nun folgenden Zitats bekannt zu geben, möchte meinen Lesern aber dennoch die Definition von „Tech Freaks“ hier nicht vorenthalten. Also: „Tech-Freaks sind solche Personen, die einen Kick und eine gewisse Zufriedenheit daraus schöpfen, dass sie ihre technischen Fähigkeiten zeigen, auch dann, wenn genau das anderen Unannehmlichkeiten verschafft... Manchmal ... stören sie durch ihre technischen Fähigkeiten und Kenntnisse die Kommunikationskanäle von andern.“ Das könnte als Beschreibung auch auf viele Hotlines zutreffen (worum es aber im konkreten Fall nicht geht). Ebenfalls ein Zitat, diesmal aus einer Besprechungsnotiz: „Der Erkenntnisgewinn des Vortrages war insgesamt (wie wohl auch beabsichtigt) äußerst gering.“ 1. Februar 2012 Dass dieser Prozess keinem Masterplan folgt, ... sondern unter angespannten, chaotischen, demokratisch rumpelnden Umständen, das ist das Wesen von allem wahrhaft Neuen. Steht in der Zeit von Mitte Dezember (wie mir schon öfters vorgeworfen wurde, lese ich ja manchmal Oldspaper statt Newspaper). 31. Jänner 2012 Ich bin heute an das berühmte Zitat von Martin Niemöller erinnert worden: „Als sie die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“ 78 29. Jänner 2012 Sag mir, was willst Du mit Deinem einen, wertvollen Leben tun?” – Mary Oliver 28. Jänner 2012 Warum bekomme ich eigentlich dieser Tage so viele Viagra Spam-Mails? Ich habe gelesen, dass sich - wenn man eines in Wasser auflöst und den Christbaum damit wässert – der Baum bis Ende Jänner wacker frisch hält. Marketingmäßig kommt mir die Werbekampagne etwas verspätet vor, oder hat noch jemand Weihnachtsbäume herumstehen? Einer meiner lieben Leser sagt, dass ich ihm den blauen Spam zusenden soll. Also scheint es doch noch mehr Leute zu geben, die jetzt noch Christbäume haben, als ich ursprünglich angenommen habe! Und dann habe ich analytischere und höchst amüsante Anmerkungen bekommen, nämlich, dass es sich bei Spammails meist um finanzielle Anreize, Leistungsverbesserungsversprechen oder Systemerweiterungen handelt. In umgekehrter Reihenfolge geht es also immer um größer oder besser oder reich genug, damit größer und besser keine Kategorie mehr sind. Allerdings geht die Leistungsverbesserung zugunsten eines dann wohl bis Ostern stählernen Christbaums doch ein wenig zu weit. 27. Jänner 2012 Es ist eine Herausforderung, sich an die Gegebenheiten des öffentlichen Nahverkehrs zu gewöhnen. Die Situation: Ich sitze in einer mehr oder weniger leeren Straßenbahn. Ein Mann vom Typ Bill Bryson vor 20 Jahren setzt sich neben mich, liest in meiner Zeitung mit und sagt dann etwas unvermittelt: Frauen in der Wirtschaft, die am Aufschwung (?) teilhaben, können von einer guten Wirtschaftszeitung profitieren! Man könne, so der Monolog weiter, Weizen online handeln, bis in die dritte Dimension (?), nie zuvor habe die Menschheit Weizen so vielfältig handeln können, deshalb sei es gerade jetzt... der Rest war argumentativ nicht nachvollziehbar. 26. Jänner 2012 Warten ist wirklich unmodern geworden. Und ein interessanter Gedanke ist, dass wir seit wir mehr und mehr zum Digitalen tendieren, das Original verloren haben oder wie Jim Rakete sagt, heute sei: „das Fehlen eines Originals der Phantomschmerz der Fotografie“. 25. Jänner 2012 Deutsche Sprache, schwere Sprache: Wo der Österreicher da, dort oder hier ist, ist der Deutsche hier, da und dort, was zu beliebigen Mißverständnissen führt. In Österreich komme ich an und kündige folglich im Konjunktiv an, dass ich jetzt da wäre. In Deutschland ist man in ähnlicher Konstellation aber einfach hier, zumal man nicht da sein kann, weil da (deutsch) eben dort (österreischisch) und somit zwar in der Nähe, aber doch woanders ist. Der Nachbartisch ist so zum Beispiel da (örtlich, nicht existentiell gesprochen; auf letzteres könnte man sich wohl in beiden Sprachen einigen) und nicht dort. Dafür wird aber die Endstation einer deutschen S-Bahn am vorletzten Bahnhof mit mit den Worten „Liebe Fahrgäste, diese S-Bahn endet dort“ und nicht mit „... endet hier“ angekündigt. Erhaltener Kommentar: Lieber CBO (Chief Blogging Officer), darf ich unterstreichen, dass Ihr geschätzter Blog-Eintrag für 25. Januar auf Deutsch ganz anders lautet als auf Englisch? :-) 79 Antwort: Ich kann mich nur entschuldigen, also, hier kommt nun der fehlende Teil: Europa bekommt neue Datenschutzregeln. George Orwell ist, sollte er Zugriff auf offizielle (leider nur englische) Presseerklärungen haben, wahrscheinlich schon dabei, sich im Grab umzudrehen. Dort steht nämlich in etwa: "Das Recht auf Vergessen ist natürlich kein absolutes Recht. Es gibt Fälle, wo es eine legitimes und rechtlich begründetes Interesse daran gibt, Daten in einer Datenbank zu speichern. ... Es ist auch klar, dass das Recht auf Vergessen nicht ein Recht darauf sein kann, die Geschichte völlig auszulöschen." 24. Jänner 2012 Die einzige Funktion von Wirtschaftspognosen ist es, der Astrologie einen ehrenwerten Anstrich zu verleihen. Kenneth Galbraith 23. Jänner 2012 Ich habe heute ein sehr schönes Gedicht geschickt bekommen, das Joseph Beuys zugeschrieben wird: Lass Dich fallen. Lerne Schlangen zu beobachten. Pflanze unmögliche Gärten. Lade jemanden Gefährlichen zum Tee ein. Mache kleine Zeichen, die "Ja" sagen Und verteile sie überall in Deinem Haus. Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit. Freue Dich auf Träume. Weine bei Kinofilmen. Schaukel so hoch Du kannst mit einer Schaukel bei Mondlicht. Pflege verschiedene Stimmungen. Verweigere Dich, "verantwortlich zu sein". Tu es aus Liebe. Mach eine Menge Nickerchen. Gib Geld weiter. Mach es jetzt. Das Geld wird folgen. Glaube an Zauberei. Lache eine Menge. Bade im Mondlicht. Träume wilde, fantasievolle Träume. Zeichne auf die Wände. Lies jeden Tag. Stell Dir vor, Du wärst verzaubert. Kicher mit Kindern. Höre alten Leuten zu. Öffne Dich. Tauche ein. Sei frei. Preise Dich selbst. Lass die Angst fallen. Spiele mit allem. Unterhalte das Kind in Dir. Du bist unschuldig. Baue eine Burg aus Decken. Werde nass. Umarme Bäume. Schreibe Liebesbriefe. 22. Jänner 2012 80 Groupon ist immer wieder für eine Erheiterung gut. Heute wurde mir eine Bierflatrate angeboten. Es handelt sich um eine (hoffentlich nicht bei Pioten beliebte) All-you-candrink-Rate für Fliegerbier im Fliegerbräu am Münchner Flughafen samt dem (anscheinend für sich selbst sprechenden) „Piloten-Brotzeit-Brettl“. Daneben wird mir in folgender Reihenfolge auch noch eine 90 Minuten Aromaölmassage, ein Sushi all-youcan-eat, ein um 73% billigerer, ansonsten nicht genauer definierter Sprachkurs (Deutsch für Nichtdeutsche?) und etwas prosaisch „Fett weg“ angedient. 21. Jänner 2012 Aus der Serie “Bemerkenswertes rund um Telefonkonferenzen”: A: Können Sie Ihr Telefon bitte auf stumm schalten? B: Nein A: Könnten Sie dann bitte mit dem [zugegebenermaßen lauten] Atmen aufhören? 20. Jänner 2012 Ich habe versprochen, mich gegebenenfalls noch einmal zum Thema Rocklängen und Absatzhöhen zu äußern. Vor vielen Jahren habe ich gelesen, dass sich die Rocklänge umgekehrt proportional zur Konjunktur verhält. Obwohl man davon ausgehen müßte, dass es in wirtschaftlich schlechteren Zeiten weniger Geld für Stoff gäbe werden die Rocksäume länger und umgekehrt. Insofern nehme ich an, dass wir von Mini- und Bleistitröcken wegsteuern. Ein wenig Recherche hat ergeben, dass sich ein Wirtschaftstheoretiker (George Taylor, Nomen est Omen) schon in den 1920-er Jahren mit der Thamatik beschäftigt und in seiner Rocksaumtheorie versucht hat zu beweisen, dass die Saumlänge mit den fallenden oder steigenden Aktienkursen korreliert. Ein Artikel, der das Thema im Jahr 2008 wieder aufgegriffen hat, geht noch einen Schritt weiter und behauptet, dass in Rezessionszeiten der Absatz von Abführmitteln steige, weil sich Menschen sehr zurückhaten müssen. Demgegenüber steigen in Boomzeiten die Absatzzahlen von Deodorants, weil sie öfters tanzen gingen. Wenn Menschen weniger Geld zur Verfügung haben, kaufen sie angeblich weniger Salat, Steak und Obst sondern eher trockene und länger haltbare Lebensmittel wie Bohnen, Getreide und Pasta, obwohl meistens dann der Pastapreis steigt und sie bei Bohnen und Reis bleiben. Nicht dass meine Meinung hier zählen würde, aber ich finde die Rocksaumlängentheorie besser als die Abführmitteltheorie. 19. Jänner 2012 Ich möchte den heutigen Eintrag zum Anlaß nehmen, allen begeisterten Lesern dieses Blogs ganz herzlich zu danken! Scott Mc Kain (wieder so ein Konsulent und Motivationssprecher mit runden Brillen, nein, das war jetzt ganz und gar nicht nett) schreibt auf seinen Blogseiten: Die Frage, die Menschen heute oft gestellt würden, seien, wieviele „Follower“ sie auf Twitter, wieviele Freunde auf Facebook hätten und wieviele Leser ihren Blog besuchten und als solches würden gerade diese Frage auf etwas hinweisen, was in unserem gesamten Wirtschaftssystem falsch sei, nämlich der Fokus auf Quantität. Und die Annahme, mehr sei besser. Mc Kain weist uns darauf hin, dass mehr nur mehr sei, und nur besser besser. Und dass mit anderen Worten weniger Freunde und weniger, dafür begeisterte Leser definitiv mehr zählen, als die schiere Masse. 18. Jänner 2012 Anläßlich einer bevorstehenden Eintagesreise nach Brüssel muß ich hier die Frage stellen, ob es tatsächlich so ist, dass kaum jemand das Nicht-in-Brüssel-Sein als Exil empfindet? 81 17. Jänner 2012 Es gibt ein sehr gutes wenn auch nicht ganz ernstes Video zu Photoshop oder bessergesagt: Fotoshop und ein anderes (ebenfalls nur auf Englisch) zum Thema Wiener Kaffeehäuser. 16. Jänner 2012 Deutschland ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Oder vielleicht sollte ich sagen, es ist nicht das, was sie uns im Ausland weismachen wollen, dass es schon immer gewesen sei. Ich habe mittlerweile mehr Handwerker gesehen, als mein Aufenthalt in diesem Lande Tage hat. Heute waren es gleich sechs. Meine Wohnung, ein reines Durchhaus. Wer eigentlich was macht, ist nie ganz klar, meist verweist der eine nur auf den nächsten, der aber sicher gerade nicht anwesend ist und erst anfahren muß. Unstrittig sind meist nur die Verrechnungsdetails der Anfahrtswege, die Menschen erscheinen auch sehr pünktlich, aber ansonsten wie schon früher erwähnt: Hinterholz 8. Der erste Handwerker heute war eine Kanalratte mit E-Spiralle. Auf seinem Rohrreinigungsfirmensweatshirt stand, wie es sich auch für Fleischhacker oder ähnliche Betriebe gern anbietet: Schweiger.... vom Feinsten! Besagte Kanalratte hat mehr oder weniger besorgt blickend etwa 12m der Elektrospiralle in den Tiefen des Hauses versenkt und von Paradoxa wie aufsteigenden Abflußleitungen und steigenden Gefällen geunkt. Nummer zwei (vom Typ her Abercrombie-Fitch Jeans- und/oder Unterwäschemodel, warum sie ihn im Keller versteckt haben, hat sich erst später herausgestellt) hat in gebrochem Deutsch abgestritten, irgendetwas mit meinen Frostbeulen zu tun zu haben, er würde den Heizungskeller nur streichen, hätte nichts mit dem Heizungstotalausfall zu tun. Nummer drei hat mir beim routinierten, aber verzweifelten Entlüften der Heizkörper assistiert und versichert, es wäre die schöne Kellerratte gewesen, die „versehentlich“ die Heizung fürs Dachgeschoß abgedreht hätte. Drei weitere Mannen haben dann noch diverse Zählerstände abgelesen, zwei davon waren aus dem deutschen Osten, einer aus München und hat soweit beobachtbar als Dolmetsch fungiert. sei-still-und-sei-schön Kellerratte Ich habe ja irgendwo einmal gelesen, dass die allernatürlichste Bewegung, auf der in der Natur auch vieles fußt, die Siprallbewegung sei (siehe DNA, Wasserabflüsse, wenn sie funktionieren etc.). description how best effort interne should look like Ernsthafte Zweifel, serious doubt letter 14. un 15. Jänner 2012 Was kann es schlimmeres geben, als am Samstagnachmittag zu Ikea zu gahren? Richtig, ein Ikea-3D-Puzzle zusammenzubauen. Die Hardcorelegospieler haben es wahrscheinlich geahnt, dass sie gegenüber uns Normalsterblichen irgendwann Vorteile haben werden. Was auch unangenehm auffällt ist das Bild in der zigseitigen Bauanleitung, auf dem sich das verzerrt lächelnde Ikeamännchen am Kopf kratzt und die Ikeahotline anruft. Ich wäre einmal neugierig, wie man die einzelnen namenlosen Trümmer am Telefon beschreibt, nicht zu reden von Mikroschrauben aus durchsichtigem Plastik. Manche Schrauben sind ja reine Zierde und sind anscheinend nur beigepackt, um die Geduld zu testen. 82 13. Jänner 2012 Der Poet William Blake empfiehlt, den Tag folgendermaßen einzuteilen: „Denk am Morgen, handle zu Mittag, lese am Abend und schlafe in der Nacht.“ 10. Jänner 2012 Über die Jahre sind E-Mail Signaturen auf- und wieder abgekommen. So habe ich mir zumindest gedacht. Aber nun sehe ich ab und zu wieder welche, wie etwa folgedes des 2011 verstorbenen Brasilianischen Fußballers Socrates: "Erst kommt die Schönheit, dann erst der Sieg. Und was wirklich zählt, ist die Freude.“ 9. Jänner 2012 Und noch mehr neue Bilder, diesmal von Thailand, Australien und Neuseeland! Erhaltener Kommentar: Schöne Bilder, speziell die aus Thailand. 7. Jänner 2012 Es war einige Tage ruhig im gelobten Land. Aber nun ist der Regionalstolz wieder durchgebrochen, diesmal im Radio mit dem Hörerspruch des Tages: “It’s nice to be a Preiss but it’s higher to be a Bayer.“ Auch interessant, dass am Flughafen nun Puppenteile aus dem Boden ragen. Es ist natürlich schön, wenn man Puppen bewusst und unbewusst sofort mit mir assoziiert. De facto gehe ich aber davon aus, dass es sich um eine Fujitsuwerbung nach dem Fujitsumotto: „accept no boundaries“ handelt. Anscheinend gilt für Fujitsu auch die Schwerkraft nicht mehr. Und das in München! Apropos Schwerkraft: Einstein muß ja für einiges herhalten und so auch für einen ihm zugeschriebenes, sehr nettes Zitat: „Gravitation is not responsible for people falling in love“. http://de.wikipedia.b/wiki/Bielefeldverschwörung t7c4DN26Z5 6. Jänner 2012 Es gibt einige neue Bilder aus Chile, Singapur, Myanmar, Kuala Lumpur und Vietnam. Zufällig bin ich über diese Kurzanleitung gestoßen, wie man interessanter wird. Was mir dabei besonders gefallen hat war der Hinweis, doch die eigenen Seltsamkeiten zu akzeptieren. Beide Artikel leider wieder einmal nur auf Englisch. 5. Jänner 2012 Das Video des Tages heißt Everybody’s Free (to wear sunscreen). Jeder ist frei, oder hat zumindest die Freiheit, Sonnencreme zu verwenden. Leider nur auf Englisch. 4. Jänner 2012 Es ist mir ein alter Entwurf einer Blognotiz untergekommen und zwar zum Thema Themen von morgen: 1. Staubsauger mit oder ohne Beutel? 2. Sollten Männer Eier kochen können? 3. Sind Mascherln (vulgo Fliegen) besser als Krawatten? 4. Wie macht man aus Eis Kürbis? Speziell Nummer eins und vier haben mich an der Notiz überrascht. Aber es fällt mir ja auch nicht mehr ein, warum ich eine kleine Seife, ein klebriges Zuckerl und einen noch klebrigeren Kugelschreiber in einer Jackentasche hatte. 83 3. Jänner 2012 Es hat mich ein Kommentar erreicht, mit der Beschwerde, es gäbe hier nicht genug zum Thema Mode und Sport zu lessen. Ich wage zu sagen, dass die Modefarben der Frühjahrssaison Smoothiefarben sind, was der Tendenz unserer Gesellschaft, Nahrung immer öfters auch noch im Erwachsenenalter in Breiform zu sich zu nehmen, sehr entgegenkommen dürfte.Man denke nur daran, wie sich in dieser Saison Smoothie-, Cremsuppen- und Pürreeflecken gut ins Oberbekleidungsbild einfügen werden! Erhaltener Kommentar: Vielen Dank für die Frühlingsfarbempfehlung! Ich bin sicher, die Leser dieses Blogs würden auch gerne Einträge hinsichtlich Rocklänge, Absatzhöhe und Rugby lesen! 2. Jänner 2012 Was ich beim gestrigen Eintrag noch vergessen habe: Der mit Abstand beste Werbespruch, der mir auf der langen Reise untergekommen ist und dem ich durchaus zustimme war die Regel Nr. 7 von Tudor Watches und hat gelautet: „Verführung ist eine Frage der Zeit“. 1. Jänner 2012 Das war also 2011: Mein einjähiges Sabbatical war im September zu Ende und in einem Satz kann ich meine Weltreise wohl nur so zusammenfassen, dass ich überhaupt kein Problem damit hätte, noch jahrelang durch die Welt zu mäandern. Die längere Fassung möchte ich in einige Punkte aufteilen: Zum Zustand der Welt im allgemeinen: Inkompetenz regiert die Welt. Zu persönlichen Fragen: Sehr oft werden die Klassiker “Wo kommst Du her?” etc. zu Endlosschleifen. Es folgt ein: “Österreich.” “Sidney?” [Nebenbemerkung: die Antwort folgt Gründen der Einfachkeit:] “Wien.” “Wohin gehst du?” … “Wie heißt du?” … “Was bist du von Beruf?” … “Wieviel verdienst du?” … “Wie alt bist du?” … “Bist du verheiratet?” … “Was ist deine Schuhgröße?”… “Woher kommst du?” “Das hast du mich schon gefragt!” “Oh, habe ich vergessen...” Zum Essen: Merke: Im Zweifel ist eine Bohnenschote (grüne Bohne) in Asien immer eine grüne Chilischote! Ein wichtiger Satz für Vegetarier, den ich in Asien gehört habe, war: Ich hoffe, Sie mögen Reis. Top 3 (+1) Cocktails: Ambience: Singapore Sling, Raffles Hotel, Singapore. Schräg + bester Ausblick: Coco Loco, Hotel Pink Flamingo, Acapulco. Bester Geschmack: Pina Colaca, Boracay/ Phillipinen. Außerhalb der eigentlichen Wertung und Extrapunkte für bemerkenswertestes Versprechen: Orgasmo, Chapalasee in der Nähe von Guadajahara, Mexiko. Zur Hygiene und der richtigen Reihenfolge: Merke: Erst Wasserhahn aufdrehen und dann Seife nehmen. Leider habe ich hier des öfteren was die Reihenfolge angeht versagt. Es ist unschön, wenn man Seife mangels Wasser wieder loswerden muß. Das beste an sechs Jahren wöchentlichem Pilatestraining war, eine vollendete Balance über diversen zweifelhaften Toiletten zu halten. Zu unfreundlichen Kontrollen auf Flughäfen: Wenn man auf Flüssigkeiten kontrolliert und mit einer noch gefüllten Flasche ertappt wird, stellt man sich dem meist unwirsch Kontrollierenden am besten mit all seinem Handgepäck ungeschickt wirkend in den Weg und trinkt mit einem entschuldigenden Blick ganz langsam sein Wasser aus. Dieser kleine Racheakt für unfreundliches Benehmen funktioniert auch bestens dort, wo man mit militärischem Brüllen gezwungen wird, seine Schuhe auszuziehen. Man kann jemandem lange im Weg stehen, wenn die Schuhbänder so gar nicht wollen. 84 Zur Eitelkeit und dem Verlust derselben: Man geht über Monate abends mit dem Allernötigsten einem kleinen schwarzen Plastiksackerl (vulgo dem seinerzeit nicht benutzten Speibsackerl der Sansibar-Dar Es Salaam Fähre) spazieren, als wäre es eine Prada Handtasche. Zum Material: Auch strapazfähige Schuhe lösen sich nach intensiver Beanspruchung auf und wasserdichte Schuhe werden pitschnass, wenn das Wasser von Oben (mit dem einen oder anderen Blutegel vermischt) hineinläuft. Jeans werden nicht nur heller, sondern auch dünner und reißen irgendwann. Ich habe einen Schal, ein Sweatshirt, meine Lieblingsjacke und einen Bikini verloren – zum Glück nicht alles auf einmal und auch nicht, wenn das jeweilige Teil das einzige war, was ich gerade getragen habe. Des weiteren habe ich zwei Bekannte verloren, die offensichtlich keine Freunde waren und eine Decke – letzteres eines der sinnvolleren Dinge, die ich über Monate mit mir herumgetragen habe. Zu Hotels: In den meisten Hotelzimmern liegt entweder die Bibel auf oder die Gelben Seiten; manchmal beides. Und das vor allem dann, wenn man eigentlich nur nach dem Passwort für das Internet sucht. 31. Dezember 2011 Auf die Auslagenscheibe hier in München ist ein Spruch gesprüht, der dieses Jahr ganz gut zusammenfasst: Die Revolution ist wegen Regens bis auf weiteres verschoben. Guten Rutsch und ein Gutes Neues Jahr 2012! Erhaltener Kommentar: Ich hoffe, der Neujahrstag wurde in München nicht auch wegen Regen verschoben? Frohes Neues! 30. Dezember 2011 Bei wiederholter Betrachtung des großen, aber schiefen Christbaums auf dem Münchner Marienplatz, der angeblich ein Geschenk von Tirol ist kann ich nur sagen: Einem geschenkten Gaul schaut man wohl lieber wirklich nicht ins Maul. 29. Dezember 2011 Die Zeitung “Die Zeit” schreibt in einem interessanten Artikel über Epithesen (= künstliche Augen, Ohren u.ä.), dass der neueste Schrei bei Epithesen solche seien, die sich auch bewegen. Zudem sei es in Mode, dass sich Menschen mit Kunstohren in zweierlei Farben anfertigen lassen, eines für den Winter, eines für den Sommer. 28. Dezember 2011 Ich habe ihn eigentlich selbst noch nie bemerkt, es scheint ihn aber zu geben, den sogenannten Cappucino-Effekt. Laut Wikipedia handelt ess ich dabei um das „akustische Phänomen, das unmittelbar nach dem Umrühren einer Tasse Cappuccino auftritt: Klopft man mit dem Löffel mehrmals hintereinander an die Tasse, so steigt die Tonhöhe innerhalb der ersten Sekunden deutlich hörbar an. Dieser Effekt lässt sich, nach erneutem Umrühren, so lange wiederholen, wie noch Milchschaum vorhanden ist.“ In der Blog-Kategorie: da siehst du’s, da hast du’s. 24. Dezember 2011 Broken Muses wünscht allen treuen Broken Blog Lesern Frohe Weihnachten! 23. Dezember 2011 Leider gibt es keine deutschen Untertiltel für diese wirklich witzigen sieben Minuten brillianten Witzes. Die Frage ist, warum die Riesenschildkröte für 300 Jahre lang zu 85 keinem lateinischen Namen gekommen ist. Aus einem ähnlichen Grund, warum Maltesers auch keinen lateinischen Namen haben... 22. Dezember 2011 Ich habe eine Zeit lang den Eintrag vom 11. Deember nicht auf Englisch übersetzt und wurde bereits von den Lesern der englischen Blogseiten gerügt. Ich muß mich in aller Form auch hier entschuldigen... 21. Dezember 2011 Es gibt einen neuen deutschen Bestseller: "SMS von gestern Nacht". Untertitel: „Ist meine Hose noch bei Euch?“ 20. Dezember 2011 An sich waren meine belgischen Lieblingspralinen immer die rosafarbenen Wittamerherzen und die dunkelbraunen Euros von Neuhaus. Nun gibt es diese Euros nicht mehr, sondern lediglich die geschmacklich ähnlichen hell- und dunkelbraunen Neuhauser Ns. Wenn das kein Statement ist. Nicht einmal DER Pralinenhändler des Landes bekennt sich mehr zum Euro... 19. Dezember 2011 Einer der wenigen Sätze, die ich mehr oder weniger fehlerfrei auf holländisch aussprechen kann ist "ik bin op de pot" was mehr oder weniger direkt heißt: ich bin am WC. Kein Ruhmesblatt nach fast acht Jahren in einem teils niederländischsprschigen Land... 17. Dezember 2011 Nachdem mir kürzlich zu verstehen gegeben worden ist, dass München und/oder Bayern der Himmel auf Erden und/oder das gelobte Land sind, so muß ich nun einmal mehr annehmen, dass es sich beim Flughafen Frankfurt um den Nabel der Welt handelt. Im Grunde könnte es sich bei Frankfurt oder genauer beim Flughafen Frankfurt auch um eine Erfindung der Luftfahrindustrie handeln, die geschikct die Idee verbreiten möchte, dass es sich bei Frankfurt um das wahre Herz von Europa handelt. Kaum kommt man nach Belgien, regnet es, eigentlich genauso wie man es von Belgien erwartet. Und nicht umsonst heißt ein bekanntes Modelabel hier "Mais il es ou le soleil?" 16. Dezember 2011 Vielen Dank für zwei sehr nette Zitate: Kann einen die räumliche Distanz wirklich von Freunden trennen.... Wenn Du mit jemandem sein möchtest, den Du gern hast, bist Du dann nicht eigentlich schon dort? – Richard Bach Die Abwesenheit verringert niedrige Begierden und steigert noble genauso, wie der Wind Kerzen löscht und Feuer nährt. 14. Dezember 2011 Die wohl bekannteste und beliebteste Wiener App ist die auf offenen Daten der Stadtvrwaltung basierende sogenannte "Toilet Map Vienna". Die App listet alle öffentlichen Toiletten in Wien und gibt den schnellsten Weg zum nächsten WC bekannt. http://data.wien.gv.at/apps/wc.html 12. Dezember 2011 86 Wenn es um verstopfte Rohre geht habe ich feststellen müssen, dass es irrelevant ist, welche Qualität die kurz zuvor benutzte Seife hatte; meist ist sie genauso unappetitlich wie das andere, undefinierbare Zeug, das wieder an die Oberfläche gespült wird. 11. Dezember 2011 Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee war, sich bei Groupon anzumelden. Ich bekomme nunmehr die Möglichkeit, Gutscheine mit 55% Ermäßigung zu Highlights wie etwa den hier folgenden zu erwerben: "70er Jahre Fondue-Event für 6 Personen im Cafe Fräulein". Oder einen um 53% ermäßigten 5-er Block für einen "Bollywood Tanzkurs in der Bollywood Crazy Dance Company". Erwähnenswert auch die um 72% verbilligte "Luxus-Gesichtsbehandlung und/oder Maniküre bei Egoist Cosmetics". O-Ton dort: „Niemand ist dem Zahn der Zeit und den Widrigkeiten und Kapriolen des Wetters so ausgesetzt, wie Deine Haut.“ Anscheinend erlebt meine Haut die „Widrigkeiten und Kapriolen des Wetters“ anders als der Rest von mir. 10. Dezember 2011 Darf ich meine Leser um Beihilfe zum Boykott von Wasabikäse bitten? Ich verstehe ja, dass sich Käseherrsteller heutzutage einem gnadenlosen Wettbewerb zu stellen haben, aber trotzdem: Wasabikäse geht einen Schritt zu weit! 9. Dezember 2011 Es soll ja Menschen geben, die gerne zu Ikea fahren. Ich gehöre jedenfalls nicht dazu Nach einem Handwerkerbesuch gestern fühle ich mich wieder einmal wie in Hinterholz 8 (die Dame in der weibliche Hauptrolle heißt dort ja bezeichnenderweise auch Margit). Man kann nur hoffen, dass die Wände hier nicht bald nass und unter Strom stehen und nur eine wasserfeste Tapete dagegen helfen kann :-) 8. Dezember 2011 Falls es jemanden interessiert: es gibt die Bibel als Hörbuch-App für iPhone, iPad und iPod bei www.vorleser.net 7. Dezember 2011 Vielen Dank für einen Hinweis auf die Landkarten der Stereotypen des bulgarischen Künstlers Yanko Tsvetkov. Mir persönlich gefällt die Karte der griechischen Stereotypen besonders gut, aber vor allem den Briten unter uns empfehle ich auch einen Blick auf die Karte Europa nach Sicht der Briten zu werfen. 6. Dezember 2011 Repubblica Bavaria: Ich bin heute auf dem sogenannten 6. nationalen IT-Gipfel, den Gastgeber H. Seehofer tatsächlich und ohne einen Funken Ironie mit den Worten "Willkommen im gelobten Land!" eröffnet hat. 4. Dezember 2011 Beim Sortieren von Bildern und Notizen bin ich heute über einen Buchtitel gestolpert, den ich mir am Beginn meiner großen Reise in Amerika aufgeschrieben hatte, übersetzt etwa: „Begrabt mein Herz in Konferenzraum B: Der unschlagbare Einfluß wirklich engagierter Manager.“ 2. Dezember 2011 87 Belgien ist und bleibt Absurdistan: Ich bin heute zu einer Veranstaltung mit dem Titel: Die unerträgliche Leichtigkeit des Schmetterlings: Welche neuen Steuern wird uns die neue Belgische Regierung bescheren?“ eingeladen worden. 1 December 2011 Wie hat schon Peter Rosegger gedichtet? Bei mia z’Haus bin i nia z’Haus aber im Wirtshaus bin ich wia z’Haus. 29. November 2011 Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich nicht besonders gerne öffentlich fahre? Heute bin ich neben einem ungewaschenen Smartphonenutzer gesessen, dessen lange Fingernägel ausgesehen haben, als hätte er des Nächtens sein Großmutter ausgegraben. Unterm Herumwischen am Telefon ist er eingeschlafen und vornüber gekippt, wobei die Haare in neuen Mustern verklebt sind. 28. November 2011 Ich bin in Brüssel, wo Menschen links und rechts auf Rolltreppen stehen und bei rot über die Straße gehen, ohne angeschrien oder sonst gemaßregelt zu werden :-) 26. – 27. November 2011 Zum ersten Mal seit sechs Monaten in Österreich! Sehr empfehlenswert für alle, die glauben, Deutsch zu sprechen: "Vo Mello bis ge Schoppornou" http://www.youtube.com/watch?v=wmI2m06YFfc 25. November 2011 Neues vom Planet Germany: Ich bin in der Firmengarage schriftlich verwarnet worden, weil ich verkehrt herum eingeparkt habe... Und gelesen habe, dass der Papst Schwierigkeiten bekommen hat, weil er bei einem Deutschlandbesuch vergangenes Jahr im Papamobil nicht angeschnallt war. http://www.welt.de/vermischtes/prominente/article13736044/Im-Papamobil-nichtangeschnallt-Papst-angezeigt.html 17. bis 24. November 2011 Getränke. Ich vermisse Brüssel und die Geschichte(n), die es schreibt: Nach dreijähriger Studie ist man zum Schluß gekommen, dass in Flaschen verkauftes Trinkwasser nicht damit beworben werden darf, Wasser verhindere Dehydrierung! Aber auch Wien hat Neues zu berichten: Die Wiener Kaffeehäuser kürzlich zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt worden. http://www.wien.gv.at/rk/msg/2011/11/11007.html Nach der Beschreibung der UNESCOKomission sind „Kaffeehäuser ein Ort, in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht". Was gibt es demgegenüber getränkemäßig aus Bayern zu berichten? In München bewirbt eine Bar in meiner Nähe den Cocktail des Monats: Sex On The Beach. Bei gefühlten minus zehn Grad. In Berlin liegen die Dinge dann wieder ganz anders. Man geht von Kaffee ab und bietet statt „Coffee to go“ nunmehr „Glühwein to go“ an. 16. November 2011 Neues aus Bayern: Am Münchner Flughafen hängen Plakate mit der Aufschrift: Direkt vom Himmel zum Himmel auf Erden: Willkommen in Bayern. Im Hintergrund sind dabei 88 entweder Kondensstreifen in Form einer Breze oder in Form einer Lederhose (!) zu sehen. 15. November 2011 Muß ich mir Sorgen machen, wenn mich die Persoalabteilung nur unter dem Namen „Dr. Brandes“ kennt? 14. November 2011 Es gibt neue Trends wie etwa „Owling“. Man sitzt dabei vorzugsweise im Baum und versucht, wie eine Eule auszusehen. Ein weiterer Trend, bei dem mir der Name gleich wieder einfallen ist hat zum alleinigen Inhalt, mit falschem Bart cool auszusehen. Was recht schnell um sich gegriffen hat ist „Johanssonning“, ausgelöst durch ein eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmtes Selbstportrait von Scarlett Johansson, bei dem sie sich selbst mit dem Handy so fotografiert hat, dass man im Vordergrund ihr Gesicht und im Hintergrund ihre Rückseite im Spiegel sieht. Weltweit posten seither Nachahmer ähnliche Bilder von sich selbst auf http://scarlettjohanssoning.com/ http://www.spiegeloffline.de/2011/09/21/neuer-fototrend-scarlett-johanssoning/ 13. November 2011 Servicewüste Deutschland? Getränkefachmarkt. Kunde hält Verkäufer fragend eine Flasche vor Augen: Was ist das für ein Wein? Kundenberater: Weißwein! 12. November 2011 Bemerkenswertes aus Bayern: „Wandelbar“ ist der Name eines Bekleidundsgeschäfts, wohingegen „Unhaltbar“ der Name einer Bar ist. 11. November 2011 Manche feiern heute das Ende des Ersten Weltkriegs, andere Faschingsbeginn. Ich werde heute, am 11.11.11 nun tatsächlich in meine neue Wohnung einziehen, was zugegebenermaßen sicher weniger historische Bedeutung haben wird als 1918 und auch nicht nur ein Witz ist. 10. November 2011 News aus Brezen-County (vulgo Bayern): Menschen, die hier Vorträge halten, können interessanterweise „alle Hände über dem Kopf zusammenschlagen“. Man würde das ansonsten ja eher nur bei einer Shivainkarnation in Indien annehmen. Ansonsten hat mich bei selbiger Veranstaltung ein Lebensmittelfarbstoffzusatzthoretiker noch vor dem ersten Kaffee darüber aufgeklärt, dass ich eigentlich besser nie wieder irgendetwas essen solle. Man wüßte ja nie. Es wäre wegen der Lebensmittelfarbstoffzusätze. Unmittelbar danach wollte ich auch alle Hände über dem Kopf zusammenschlagen. 9. November 2011 Ich bin in der Kantine neben einem Griechen gesessen, der sich als Kreter geoutet hat. Was fällt einem da natürlich ein/rutscht einem da natürlich promt heraus? Richtig: Alle Kreter lügen! Statt einer interessanten Epimenidesdiskussion habe ich einen unverständigen und fast zornigen Blick geerntet und wäre im Fall der Wiederholung sicher des Tisches verwiesen worden. 8. November 2011 ET hat wohl nie nach Hause telefoniert. Laut dem Weißen Haus kann man neuerdings nämlich davon ausgehen, dass noch nie Außerirdische auf unserem Planeten waren. 89 Erhaltener Kommentar: Gerade gestern habe ich mich wieder auf den neuesten Stand deiner Blog-Einträge gebracht. Sehr amüsant, vor allem die Anzeigentexte des Münchner Wohnungsmarkts. Sie sind schon in der nächsten Umgebung zum Besten gegeben worden. 5. November 2011 Gelesen auf Toilettenpapier in einem deutschen Wirtshaus: Strebe nicht nach Dingen, die auch anderen gelingen. 4. November 2011 Beim Münchner Ikea gibt es eine Indertoilette. Die bei Ikea erwarteten Inder müssen sehr kleine Menschen sein. 3. November 2011 Wannimmer – und unter normalen Umständen kommt das ohnehin selten genug vor . ich zum Schluß komme, mich von Besitztümern zu trennen und sie wegzuwerfen kommt wie das Amen im Gebet jemand in meine Nähe, erstarrt, reißt die Augen weit auf und sagt: DAS kannst du umöglich wegwerfen! 2. November 2011 Ich habe wildfremden Menschen heute erzählt, dass ich Belgien verlasse und nun nach München ziehe. Im Vergleich muß ich leider sagen, dass es in der Vergangenheit wesentlich aufregender war, fremden Menschen davon zu erzählen, dass ich ein Jahr lang um die Welt reise. 1. November 2011 Vorletzter Tag in Belgien... 31. Oktober 2011 Nachdem ich mich drei Stunden lang bei der Gemeinde angestellt habe, bin ich nun erfolgreich in Brüssel abgemeldet. Zwei Stunden davon - auf dem Ausländermeldeamt nämlich - waren völlig sinnlos, nachdem ich nämlich nicht nur unter einem falschen Namen („Brandi“), sondern auch als belgische Staatsangehörige registriert war. Eine weitere Stunde bei den Inlandsmeldeangelegenheiten hat dann das gewünschte Resultat gezeitigt... Erhaltener Kommentar: Das kann auch nur dir passieren: ein plötzlicher, unerwarteter Nationalitätswechsel. Auf der anderen Seite solltest Du Dich nicht wundern, wenn Du den hierigen König ständig als deinen König vereinnahmst. 30. Oktober 2011 Ich bin müder als müde. Warum nimmt eigentlich auch meine Putzfrau an, ich würde nicht kochen? 29. Oktober 2011 Brüssel. Eine tote Katze am Fahrradweg, die sicher eine schlimme Kollision mit einem deutschen Radfahrer hinter sich hat. 25. bis 28. Oktober 2011 Wieder in Brüssel und damit beschäftigt, die Wohnung auszuräumen. Man unterschätzt, wie viel man über die Jahre anhäuft. Hätte ich mich nicht ab und zu bewegt, hätten mich die Herren von der Umzugsfirma sicher in Luftblasenfolie gehüllt und mit „Zerbrechlich“- 90 Klebeband versehen in den LKW gestopft. Was schon kurios ist, ist dass immer dann, wenn ich mich endlich von etwas trennen will, jemand anderer sagt, nein, aber DAS kannst Du jetzt nicht wegwerfen. So habe ich nach wie vor meine blaue Ledercouch und, obwohl ich sie teilweise bereits auseinandergeschraubt hatte und einer der Umzugsmenschen konsequenterweise beim unvorsichtigen Draufsetzen damit zusammengebrochen ist, meine Gartenmöbel. Und dass, obwohl ich nun in eine Wohnung ohne Balkon oder Terrasse ziehe. Der Arbeitsunfall war übrigens glimpflich und auf beiden Seiten eher erheiternd. Manche Menschen sinken elegant und verletzungsfrei zu Boden. Bei einer Sache habe ich mich schlißendlich durchgesetzt: ich habe mich trotz Protest der Umzugsmenschen, die ihn auf seine alten Tage auf Heinz umgetauft haben und ihn recht interessant fanden, nach vielen Jahren der friedlichen Koexistenz von meiner eingegipsten und mit Farbe übergossenen Schaufensterpuppe Klaus getrennt. Er ist erstmals mit dem Lift gefahren, allerdings von dort gen Müllplatz, nicht gen München. Für diejenigen, die interessiert, wie er in Brüssel seinerzeit angekommen ist: nachzulesen im Blog-Eintrag vom 16. Oktober 2007. Schon damals hat mich anscheinend eine partielle Amnesie bezüglich der Anzahl und Voluminosität meiner Besitztümer ergriffen gehabt... 24. Oktober 2011 Eureka! Ich habe ein Wohnung gefunden, bereits angemietet und den Schlüssel dazu in Händen! Was für eine Erleichterung! 23. Oktober 2011 Vor einigen Tagen habe ich ja den „Immobilienmakler Kopf & Kollegen“ erwähnt, bei dem man doch ein recht genaues Bild der Branche bekommt. Wofür allerdings die „Pseudo Scheininger GmbH“ steht, muß erst noch recherchiert werden. 22. Oktober 2011 Notizen einer Ausländerin im Ausland: Der durchschnittliche Münchner Kinobesucher fällt in die Altersgruppe UHU (unter hundert), das allerdings nur knapp. 21. Oktober 2011 Die Welt verändert sich. Der Euro wackelt, Gadaffi ist tot, die ETA hat ihr Rahmenprogramm recht grundsätzlich geändert und was tut sich bei mir? Ich suche immer noch eine Wohnung im deutschen Monaco. Auf dem Heimweg von einer Besichtigung bin ich auf die rote Belgische Nummerntafel angesprochen worden und habe durch die geöffnete Beifahrerscheibe einen Handkuß bekommen, bei dem ich nicht sicher war, ob er mir oder dem belgischen Nummernschild gegolten hat. Erhaltener Kommentar: Vom Froschkampf zum Wohnungskampf! Danke, dass Du mich mit Deinen Kämpfen so erheitern kannst. Ich kann mir aber bei allem Ernst sehr gut vorstellen, dass es speziell in München nicht leicht ist, eine entsprechendes Nest zu bekommen. Aber ich hoffe, dass Du auch diesen Kampf gewinnen bzw. zu Deinen Gunsten entscheiden kannst. 20. Oktober 2011 Aus der heiteren Welt der Wohnungsannoncen: Manche Wohnungen sind „top samiert“. Andere werden vom „Immobilienmakler Kopf & Kollegen“ vertreten. Unter Umständen handelt es sich um eine „gepflegte Wohnung im angesagten Schlachthofviertel“. Oder wird angepriesen mit den Worten: „Bequemer gehts nicht! In der Nähe liegt der schöne Südfriedhof.“ 91 19. Oktober 2011 95% der Münchner Radfaher sind Männer, beharren auf ihre Radwege und Vorränge und sind generell viel zu schnell unterwegs. Wahre Testosteronbomben. Eine solche hat mich bzw. das Auto, das ich gefahren bin heute seitlich gerammt. Zum Glück habe ich den Parkschaden, der an der selben Stelle ist, noch nicht reparieren lassen. Später war ich dann aus Vorsichtsgründen zu Fuß unterwegs, teilweise mangels Fußweg auf dem Radweg, wo mir ein offenbar vom Baum gefallenes mit Fleischwunden übersätes Eichörnchen untergekommen ist. Obwohl es nicht wahrscheinlich ist, dass ein Eichhörnchen ungebremst vom Baum fällt, ist es sehr wohl wahrscheinlich, dass ein Münchner Radfahrer es knapp nach dem Sturz überfahren hat. 18. Oktober 2011 Beobachtungen zu und in Deutschland: Drei Männer mit Sixpack (leer, die Glasflaschen im Originalkarton) sind Schulter an Schulter und damit in einer fast furchteinflößenden Phalanx unterwegs zum Diskonter, wo ebendieses Bier im Sonderangebot ist. 17. Oktober 2011 Deutschland ist gewöhnungsbedürftig. So habe ich folgender Szene beigewohnt: Eine Kindergartengruppe ist in artigen Zweierreihen und sehr ruhig samt einigen Betreuerinnen einen wie es hier heißt Gehweg entlang unterwegs. Auf ein minimales und kaum hörbares Lachen hin brüllt eine der Betreuerinnen: „Wir machen keine Faxen wenn wir in den Kindergarten gehen! Wenn wir in den Kindergarten gehen, gehen wir vernünftig!“ Da verknoten sich einem die Darmschlingen... 16. Oktober 2011 Eines der entwürdigendsten Dinge im Rahmen der Wohnungssuche in München sind die sogenannten Mieterselbstauskunftsbögen, die einem zumindest die gesamte eigene Lebensgeschichte samt genauerster Liquiditätsangaben bis hin zu Bankdaten abnötigen. Die auszufüllenden Auskunftsbögen variieren von Mal zu Mal und gehen ab und zu ins mehr oder weniger Absurde. So etwa die Frage: „Sind Sie verheiratet?“ (anzukreuzen: ja/nein) und „wenn ja, ist Ihr Ehepartner auch verheiratet?“ Interessante Frage. Ein: „wenn ja, mit wem und wird diese Person auch einziehen; wenn ja Bankdaten und die drei letzten Gehaltsabrechnungen beilegen“ war dann aber doch nicht mehr dabei. 15. Oktober 2011 Wohnungsbesichtigungen lassen ja oft tief blicken. Aber was genau wollen einem Menschen mit einen knallorangen WC-Sitz mit der Aufschrift „Die Schwimmweste befindet sich unter Ihrem Sitz!“ mitteilen? 14. Oktober 2011 Spruch des Tages: Ein Depp mit einem Werkzeug bleibt ein Depp. 13. Oktober 2011 Und mein Song des Tages ist No Monkey von Wally Warning. http://www.youtube.com/watch?v=z2Zr3EgzbEs&noredirect=1 12. Oktober 2011 Bisher habe ich ja gedacht, die Milchstrasse sei über uns. Weit gefehlt, in München kann man sie entlangspazieren. Der Gegenentwurf zum „Coffee to go“ heißt hierzulande 92 übrigens etwas prosaisch „Sitzcafé“, und das obwohl die Süddeutsche Zeitung schreibt, der Kaffee sei Assistent der Muse. 7 – 11. Oktober 2011 Und wieder sind einige Tage vergangen, an denen ich in erster Linie mit der Wohnungssuche beschäftigt war. Die Sprache der Anzeigen ist gewöhnungsbedürftig. Manchmal - Stichwort: „mediterranes Hinterhofambiente“ - muß man froh sein, dass Immobilienmakler keine Dichter geworden sind. Oft sind auch die Gesetze der Physik stark gebeutelt: so etwa ist ein 25 Quadratmeterapartement über zwei Ebenen irgendwie schwer vorstellbar. Dann sind da die Wartezeiten, wo man in der Kälte auf der Straße vor dem jeweiligen Haus steht. Bei einem dieser Besuche ist eine Gruppe vorbeigekommen, die anscheinend eine kriminalgeschichtliche Führung durch München mitgemacht hat. Es wurde dann lang und breit erläutert, wann sich zuletzt jemand im Keller des Hauses, in dem man eventuell eine Wohnung mieten wollte, erhängt hat. An der nächsten Kreuzung wurde den Teilnehmern dann das schier unerschöpfliche Thema der Laiendarsteller und Statisten bei der Verfilmung von Pumuckl erläutert. 6. Oktober 2011 Wohnungssuche per Internet. Ich quäle mich durch blumige Beschreibungen. Großzügig angelegt sind den Anbietern zufolge prinzipiell nur Kleinstwohnungen, vulgo „lichtdurchflutete Wohnschmankerln“. Eine der heitersten Beschreibungen war wie folgt: „Die Wohnung ist in einem ruhigen, begrünten Hinterhof gelegen. Hierin befindet sich auch ein kleiner Teich. Mit Lärm ist hier nicht zu rechnen.“ 30. September bis 5. Oktober 2011 Ich muß mich für die lange Pause entschuldigen. Die letzte Woche über habe ich ausschließlich gepackt, ausgemistet und mich für die Abreise gen München fertiggemacht. Was ich sehr zu meinem eigenen Leidwesen festgestellt habe ist, dass ich ein ungemeines Talent dafür habe, Verpackungsmaterialien aufzuheben. Manchmal fasziniert mich leider allein das Design einer Schachtel. Die Ironie an meiner Reise nach München ist, dass ich mit sechs Koffern, drei Rucksäcken und einigen Taschen angereist bin, wobei ich das ganze vergangene Jahr mit einem einzigen Koffer, einer Tasche und einem Fotorucksack bestritten habe. Dummerweise ist nun quasi ein durchaus ordentlich gefalteter Hund aus jedem Dorf in einem der sechs Koffer, was zur Folge hat, dass ich auf Anhieb rein gar nichts finde. In München irritiert mich mehreres, vorrangig, dass überall Deutsch gesprochen wird, aber auch dass Dinge generell funktionieren und Sachen erledigt werden. 29. September 2011 Ich bin damit beschäftigt, Dinge auszusortieren und zu ordnen. Und wenn man Hilfe dabei erwartet muß man wahrscheinlich mit einem gewissen Maß an Sarkasmus rechnen, wie etwa, dass das Horten von Dingen unter Umständen genetisch sein kann und man nur Generation 29 in einer klaren Linie von Hamstern ist. Oder dass man Dinge „nach Art der Großmutter“ wegwerfen würde - nämlich gar nicht - und sie klammheimlich nur in eine andere Ecke gestellt hätte. Aber es ist wahrscheinlich an der Zeit die Dinge wegzugeben, in deren Taschen sich zehn Jahre nach der Euroeinführung noch 100 Lireund Einschillingmünzen finden. 28. September 2011 93 Das Zeitalter der Gentlemen ist definitiv vorbei, auch in Europa, wie ich als müllentsorgende Kellerratte heute angesichts zweier neben ihrer BMW stehender Gestalten bemerken habe müssen, die an alles in der Welt eher gedacht haben müssen, als mir zur Hand zu gehen. 27. September 2011 Und wieder ist meine E-Mailadresse gesperrt. Das wird seitens des Mailboxbetreibers irgendwie zur Manie. 26. September 2011 Nun bin ich also zurück im guten alten Brüssel, wo sich alles so vertraut anfühlt. Eben habe ich gelesen, dass eine Maschine von Buddha Airlines, mit denen auch ich einen frühmorgendlichen Everestflug von Kathmandu aus gemacht habe, bei einem dieser Flüge abgestürzt ist. Leider hat niemand überlebt… Trotzdem plagt mich - kaum angekommen - schon wieder das Fernweh. Ich muß an all die Orte und Länder denken, die ich auch besuchen wollte, zu denen ich aber aus meist zeitlichen Gründen dann doch nicht gekommen bin. Tibet, Jekaterinenburg, Odessa, Isfahan, die Mongolei, Madagaskar, Eritrea, Panama, Peru, die Galapagosinseln und Kanada fallen mir ein und noch so viel mehr... 25. September 2011 Nach zwei Paßkontrollen innerhalb von 10 Metern habe ich tatsächlich ausreisen dürfen. Erstaunlich eigentlich. Man fragt sich, welches Vergehen man sich innerhalb von 10 Metern zwischen der ersten und zweiten Kontrolle zu Schulden kommen lassen kann. Der Istanbuler Flughafen ist übrigens um 4 Uhr früh eher nicht mondän. 24. September 2011 Das Ende einer langen Reise ist gekommen und ich stehe knapp vor dem Rückflug nach Europa. Um mich am letzen Tag noch beschäftigt zu halten und mich positiv zu überraschen ist diese Webseite aus einem mir weiter nicht nachvollziehbaren Grund heute den ganzen Tag offline gewesen. Und das war noch bevor ich den kleinen Buben in seinem T-Shirt mit dem nicht ganz unpassenden Aufdruck „Großer Bruder“ gesehen habe. Ich glaube ich muß nicht erwähnen, dass neben ihm kein kleiner Bruder zu sehen war, schließlich sind wir im Land der Einzelkinder. Nicht lange darauf ist mir dann ein hamsterfarbener Pudel in knallroten und allem Anschein nach handgefertigten Lederturnschuhen untergekommen, der von seinem Herrlein von einer weißen Pudelin weggeschliffen worden ist, wogegen er, der Pudel, sich angesichts der wohl rutschigen Lederschuhe nicht wehren hat können. Der Anblick der roten Schuhe war der Augenblick, in dem ich mir gedacht habe, die Zeit nach Hause zu reisen ist wirklich gekommen. 23. September 2011 Wieder einmal ein Wort zu chinesischen Toiletten. Nachdem ich vor ein paar Tagen über die Politik der offenen WC-Türe berichtet habe (siehe Eintrag vom 17./18. September), so hat mich die Situation am Xi’aner Flughafen eigentlich kaum mehr überrascht. Dort gibt es nämlich für die einzige westliche Toilette gar keine Türe, dafür aber eine Insektenspiralle, die fröhlich vor sich hinbrennt. Man muss zur Ehrenrettung der zuständigen Flughafentoilettenarchitekten sagen, dass die Toilette nur dann einsehbar ist, wenn man direkt auf sie zugesteuert, was konkret nur dreimal der Fall war. Bei der durchschnittlichen Menge an Menschen, die einem im Weg stehen, sich vordrängen, einen anniesen, anrempeln oder sonst irgendwie ungut sind eher ein geringer Störfaktor. 94 22. September 2011 Eigentlich hätte der Besuch bei der Terrakottaarmee in Xi’an ja ein Highlight sein können, aber leider. Genau wie mit der UNESCO habe ich ja auch mit der ISO-9000 und fortfolgenden ISO-Qualitätszertifikatnummern seit Jahren Verständnisprobleme, um nicht zu sagen meine liebe Mühe. So sollte es eigentlich wenig überraschend sein, dass ein Museum, dass für sich einen UNESCO-Welterbekulturtitel beansprucht UND stolz sagt, vor kurzem ISO-qualitätszertifiziert woden zu sein, nicht nur ein architektonischer Alptraum ist, sondern aus allen Nähten platzt und die tausenden Menschen täglich, die meist in Gruppen durchgedrängt werden, nicht abfertigen kann. Die Funstücke der Terrakottaarmee sind überdacht, was das Gefühl, sich auf einer antiken Ausgrabungsstäte zu befinden, gelinde und irgendwie nicht besonders treffend gesagt untergräbt. Einen Lageplan gibt es nur auf chinesisch und zudem deckt er sich nicht mit dem Gelände und der überteuerte Audioguide muß für die unwichtigen Details ein anderes Museum aufgesprochen worden sein. Die Hauptfundstücke sind in unbeleuchteten, stickigen Räumen im Keller, dort aber von unzähligen, inländischen Reisegruppen verdeckt, die von laut schreienden Guides betreut und unmißverständlich aufgefordert werden, sich in geschlossener Phalanx vor fremden Touristen aufzustellen bzw sie gegebenenfalls brutal niederzurennen. Und dieser Fall tritt häufig ein. 21. September 2011 Wannimmer – und das ist selten genug - in China englischsprachige Hinweisschilder angebracht sind, kann man davon ausgehen, dass sie einen in exakt die falsche und meist dem Ziel entgegengesetzte Richtung weisen. Wenn etwa ein Hinweisschild, das einen zum richtigen U-Bahnausgang zum Lamatempel oder dem Sommerpalast weisen will, ausweist, dass einer der drei bis sechs Aufgänge der richtige ist, ist sicher, dass dies der Ausgang ist, der vom Ziel am weitesten entfernt ist. Warum? Wieder einmal ein paar Worte zum Essen: Ich bin an einigen recht interessant klingenden Restaurants vorbeigekommen. In Shanghai etwa war neben der „Brauerei zur Boxenden Katze“ ein Restaurant namens “Funky Chicken”. Und in Peking bin ich auf ein Lokal gestoßen, dass sich “Walnußbaum im Mai – ein Restaurant mit niedrigem CO2-Ausstoß” ausgewiesen hat, etwas völlig Neues! Ebenfalls in Peking habe ich an etlichen Ständen Bienenkokoons, Schlangen, Wasserkäfer, Tusendfüßler und Seidenraupen im Angebot gesehen, allesamt sauber auf Spießchen aufgespießt und eßfertig gegrillt. Ich bin mir im Vorbeigehen mit meinem Maiskolben etwas konservativ vorgekommen... 20. September 2011 Ich wollte heute einmal einen Tag mit einem leichteren Besichtigungsprogramm einlegen und habe wieder einmal die Distanzen völlig unterschätzt. Ich war eigentlich nur beim China Central TV Gebäude und beim Sommerpalast, dafür aber acht Stunden unterwegs. Der Sommerpalast alleine erstreckt sich über eine Fläche von 3 Quadratkilometern, wobei man mit dem Material, das man beim Bau des künstlichen Sees ausgehoben hat, einen Hügel gebaut haben, der im wesentlichen das Zentrum der Palastanlage ausmacht. Ich wollte beim Rückweg eine Abkürzung nehmen und bin durch widrige Umstände im Unterholz gelandet, durch das ich mich sehr zum Leidwesen meiner ohnehin schon angeschlagenen Kleidung zurück auf die gepflasterten Alleen gekämpft habe. Meine Jeans weist nunmehr zwei Flecken jeweils über den Knien auf. Ohne die religiösen Gefühle meiner christlichen Leser verletzten zu wollen: man kann sich das in etwa so vorstellen, wie die Stigmatawunden von Jesus ausgesehen hätten, hätte er bei der Kreuzigung Jeans getragen. 95 Erhaltener Kommentar: Um von MARGIT zu STIGMATA zu kommen braucht man eigentlich nur ein S und ein R und einmal kräftig schütteln... 19. September 2011 Für all diejenigen, die die täglichen chinesischen Nachrichten nicht verfolgen können mchte ich auf eine der heutigen Hauptnachrichten hinweisen, nämlich dass die hiesigen Minzebauern die Regierung zu mehr Unterstützung für die Weiterentwicklung dieses kleinen, aber nicht unwichtgen Sektors auffordern. Nachdem ich ja eine Schwäche für Soiziologue und Sprache habe, hat mich die andere Top-Story des heutigen Tages natürlich nachdenklich gestimmt. Wenn man sich den „westlichen“ Storchansatz vor Augen hält, sagt es nicht einiges aus, dass chinesischen Kindern, die nach ihrer Herkunft fragen gesagt wird, man hätte sie in Mistkübel (zu deutsch: Abfalleimer) gefunden? Nach der Lektüre habe ich beschlossen, das Brüten über der Zeitung wieder sein zu lassen und mich unters Volk zu mischen. Leider habe ich dabei meinem eher schematischen Stadtplan zu sehr vertraut und bin stundenlang zum und durch den Beihai Park und die Gegend rund um Houhai gewandert. An touristisch-strategisch wichtigen Stellen stehen vornehmlich chinesische Stadt- oder Lagepläne. Wenn man seinen zweisprachig chinesisch-englischen Stadtplan danebenhält und sich an das beharrliche, tägliche Training der „Suchen Sie die 5 Fehler im Bild“ in der Kronenzeitung von vor 30 Jahren erinnert, merkt man, dass sich manche Dinge auch wenn man überhaupt nicht damit gerechnet hätte spät, aber doch, bezahlt machen. 17. und 18. September 2011 Ich bin tatsächlich per Bahn in Peking angekommen, habe aber beschlossen, dass ich kommende Woche nach Xi’an fliegen werde. Das Zugfahren, nun ja, was soll ich sagen. Man meint ja, von Stadtmitte zu Stadtmitte zu fahren. In Shanghai ist das Fernzuggebäude allerdings dirket neben dem Terminal für Inlandsflüge, auch gleich groß und gleich modern. Man fühlt sich wie an einem Flughafen bis auf die Tatsache, dass Bahnsteigänderungen nicht auf Englisch durchgesagt werden. Es hat auch einen Speisewagen gegeben, wo das einzig für mich Identifizierbare getrocknete, unreife Kiwis waren. Und etwas, was in einem früheren, weniger ausgedorrten Leben einmal ein Schwein gewesen sein könnte (im jetzigen Leben war es natürlich zerkleinert; Speisewagentresen sind ja nicht beliebig groß und eher nicht komplettschweintauglich). Aber Peking! Was für eine ausufernde Stadt! Man macht sich als Mitteleuropäer ja keine Vorstellung. Die Verbotene Stadt und der Platz des Himmlischen Friedens sind Superlative und auf der Chinesischen Mauer zu stehen ist ähnlich, wie die Pyramiden zu sehen: man kennt beides von zig Bildern und Fernsehberichten, aber es dann mit eigenen Augen zu sehen, ist wieder ganz etwas anderes. Die Minggräber waren auch sehr beeindruckend. Es gibt aber dann auch immer wieder die andere und teils leicht skurille Seite. In einem Spitzenrestaurant etwa die Aussage, es gebe keinen chinesischen Tee mehr. Ob im Restaurant, in China oder überhaupt, war leider nicht auszudiskutieren. Das einzige Angebot war Obst statt Tee. Oder die Politik der offenen WC-Türe in der Verbotenen Stadt: 20 Damentoiletten, alle besetzt, wobei aber die Türen höchstens angelehnt, wenn nicht gleich offen waren. Oder die Chinesischen und Englischen Hinweisschilder in der Verbotenen Stadt, die alle von American Express gesponsort worden sind. Dass auf der Speisekarte in einem Café in der Verbotenen Stadt „Hamburg“ im Angebot war, noch dazu recht preiswert, war auch ganz nett. Oder dass es von dem Teil der Mauer (Mutianyu), den wir angeschaut haben, eine Sommerrodelbahn hinunter ins Tal gibt... 96 16. September 2011 Ich bin was meinen Hang zu interessanten T-Shirtaufdrucken und Werbeslogans angeht dieser Tage wieder einmal sehr auf meine Kosten gekommen. Lipton etwa bewirbt seinen Yellow Label Tee mit dem Slogan “Drink Positive”. Ein großartiges T-Shirt zeigt Obama in Uniform als Chairman Obama. Und ein anders hat in etwa gesagt: Kleide Dich aufregend (im Sinne von „um aufzuregen“, dress to distress). Apropos: Die meisten Boutiquen hierzulande haben keine Umkleidekabinen. Man darf nicht einmal eine Jacke anprobieren. Nur die wirklichen Haute Couture Geschäfte haben eine Art Umkleideraum, meist als Vorhang, den man rund um die Kasse ziehen kann. Nachdem die Größen meist ohnehin nur bis 32 oder maximal 34 vorrätig sind, war das aber eh keine Option. Wie auch immer, es gibt nicht unwitzige Kreationen, wie etwa mit schwarzen Spitzen besetze Maouniformen. Wie schon angedeutet ist man ohne einen kleinen Zettel mit chinesischen Schriftzeichen recht verloren, was das Auffinden von Adressen, das Bestellen von Speisen oder sonstiges angeht. Interessanterweise habe ich ohne einen entsprechenden Zettel irgendwie ein Zugticket nach Peking erstehen können. Aber das heißt noch lange nichts, noch bin ich weder im Zug, noch auf dem Weg nach Peking. Nachdem ich in der Vergangenheit mit verschiedensten Menschen, die mehr oder weniger an dem Projekt beteiligt waren, so oft über den Transrapid (Maglev, wie er hier heißt) gesprochen habe, habe ich einfach einmal damit fahren müssen. Und so habe ich gestern zum Glück noch den 10:45-er gestern erwischt, der letzte am Vormittag, der wirklich die Spitzengeschwindigkeit von 432km/h erreicht. Der Zug legt die 30 Kilometer bis zum Flughafen in 8 Minuten zurück, verkehrt zwischen 8:30 und 17:30 und fährt nur in der Früh und am Nachmittag mit Spitzengeschwindigkeitn, ansonsten so wie bei meiner Rückfahrt „nur“ mit etwa 300 km/h – langweilig im Vergleich. Und war es etwas Besonderes? Sicher! Nachdem ich die meiste Zeit im Fleecepulli und Schal überm Kopf eingemummt in der auf 18 Grad gekühlten U-Bahn gesessen bin, war einer der fühlbaren Unterschiede im Transrapid die gefühlten 14 Grad bei draußen 35. Ob des doch relativ hohen Preises (man kann für 7 RMB mit der U-Bahn zum Flughafen fahren oder für 50 RMB mit dem Transrapid, muss aber erst um ebenfalls 7 RMB zur Station am Stadtrand anreisen), waren auch nur wenige Menschen mit dem schnellen Zug unterwegs und mein mich sonst beständig begleitender Hauptgedank (Heans - tun Sie Sich Ihnen nicht vordrängen! ) war einmal nicht notwendig. 15. September 2011 Weil ich mir unlängst Gedanken zu den hiesigen Toiletten und den positive Aspekten des Pilatestrainings bezüglich des erforderlichen Balanceakts auf selbigen gemacht habe: Beim hiesigen McDonalds gibt es auch westliche Toiletten. Den Fußabdrücken auf den Toilettensitzen zu Folge werden diese allerdings ebenso wie die Loch-im-Boden Varianten benutzt. Ich nehme an, dass man - um die Balance unter den gegebenen und im Einzelfall sicher durchaus rutschigen Umständen zu halten - mehr als sechs Jahre Pilatestraining braucht, ja ich würde sogar soweit gehen anzunehmen, dass man dazu von Kindesbeinen an Tai Chi Stunden genommen haben muss. 14. September 2011 Wieder einmal ein paar Worte zu Speis und Trank. Ich weiß nicht, wie ich es ohne den einen oder anderen Eiskaffee (in Dosen) durch das feuchtschwüle Wetter von Hong Kong und Macao geschafft hätte. Sonderbarerweise ist das irgendwie ein Nebeneffekt meiner Ayurvedakur: ich habe das Gefühl, meine tägliche Dosis Kaffee zu brauchen. In China dreht sich alles um Tee, vornehmlich Milchtee. Im Milchtee kann dann alles mögliche schwimmen, süße rote Bohnen etwa oder Geleekügelchen. Im Shanghaier 97 Fuxin Park habe ich dann endlich wieder einmal einen Café Latte als Eiskaffee in der Halbliterflasche gesehen. Die Flüssigkeit hat auch wunderbar nach Kaffee gerochen, aber ich schwöre, es war Milchtee. Man kann nur hoffen, dass er nicht auf Milchpulverbasis hergestellt worden ist. Apropos Kaffee: In einem klitzekleinen Café im französischen Viertel Shanghais habe ich eines der unterhaltsameren Mißverstädnisse der letzten Tage gehabt. Nachdem mich die Kellnerin für etwa eine halbe Stunde alleine hat sitzen und auf ein Sandwich und einen Kaffee hat warten lassen und mich in der halben Stunde etwa 7 Mücken gestochen haben, war ich irgendwie redseelig. So habe ich gesagt: Es gibt bei Euch hier schon viele Mücken oder? Sie hat mich völlig entgeistert angeschaut und geantwortet: Nein, aber wenn Sie hinausgehen, geradeaus, und dann an der Kreuzung links abbiegen, DORT ist Sie sicher eine! Und Essen, nun ja. Ich führe ja seit ein paar Tagen ein kleines Papier mit mir, auf dem, wie ich anfangs angenommen habe, steht: Diese Frau ist verrückt, sie will kein Fleisch. In der Zwischenzeit bin ich davon überzeugt, dass draufsteht: Diese Frau ist verrückt, gebt ihr Nudelsuppe! Bitte mich nicht falsch verstehen und nichts für ungut: Es gibt wunderbare Nudelsuppe in China. Aber nach ein paar Tagen wird auch die beste Nudelsuppe irgendwie eintönig. Die einzige Aufregung war, dass man mir gestern eine gute Portion Gänsemagen in die Suppe schmuggeln wollte, aber das war es dann auch wieder. 13. September 2011 Shanghai ist so, wie ich Hong Kong erwartet hätte. Am Huangpufluß, bessergesagt am sogenannten „Bund“, stehen beeindruckende Gebäude aus den frühen Jahren des 20. Jahrunderts und man kann sich wunderbar vorstellen, wie das Leben hier in den Zwanzigerjahren gewesen sein muß. Der ehemalige Observation Tower ist zu einer Bar umgebaut, von deren Terrasse man einen schönen Ausblick auf die andere Flußseite hat, wo modernste Wolkenkratzer und der nicht zu übersehende rosa verspiegelte Fernsehturm stehen. Shanghai muß ein Paradies für Architekten sein, die schiere Anzahl an ungewöhnlichen Hochhäusern ist überwältigend. Erhaltener Kommentar: Es ist super interessant, Deine Kommentare zu lesen. Ich werde Deine Weltreise weiter verfolgen! 12. September 2011 Guangzhou ist schon eine irgendwie atemberaubende Stadt. 18 Millionen Einwohner, Hochhäuser rund um den Pearl River, wohin man blickt und Menschen, Menschen, Menschen. Ein Tag hier war natürlich viel zu wenig und wie mir Bekannte aus Österreich erzählt habem, die ich heute vor meiner Weiterreise nach Shanghai besucht habe, habe ich die anscheinend schönsten Sehenswürdigkeiten auf der Shamianinsel nicht gesehen. Na, man kann nicht alles haben. Nachdem die Nachtzugticktes nach Shanghai ausverkauft waren und ich keiner 19Stunden Bahnfahrt von Guangzhou nach Shanghai ins Auge sehen wollte, habe ich kurzfristig doch noch einen Flug gebucht. Und wie ich so am Flughafen stehe, stelle ich wieder einmal fest, dass – sogern ich fliege - mein Herz nicht nicht im Bahnfahren liegt. Ich bin natürlich am alten, stadtnahen Flughafen im Westen angekommen und muß sagen, die Fahrt mit der U-Bahn zum Hotel war wesentlich weniger aufregend, als ich mir die Magnetschwebebahnfahrt ausgemalt hatte. Der Transrapid verbindet, wie nämlich nur den neuen, im Osten und weit außerhalb des Zentrums gelegenen Shanghaier Flughafen mit der Stadt... 11. September 2011 98 Ich habe ja lange gezögert mit der Entscheidung, ob ich nun ins Land der Mitte reisen soll, oder nicht. Und hier bin ich nun, im Land der Einzelkinder, in dem wie es scheint einerseits die Ellbogentechnik erfunden worden ist und anderseits Männer ihren Frauen die Handtaschen tragen. Nach einem gewissen Anfangsschock ob der schieren Größe einer durchschnittlichen Chinesischen Metropole und der Anzahl an Menschen bin ich schnell wieder in die Leichtigkeit hineingekommen, die mich vor allem die letzten Wochen über begleitet hat. Eine sehr nette Diskussion mit einem Brasilianer, der sich nicht vorstellen kann, wie man in chinesischen Garküchen essen kann, habe ich dann leicht mit einem „1.3 Milliarden Chinesen können nicht irren“ abgetan. Ich wollte die Ironie dessen, dass alles Elektronische in China gefertigt wird, man aber einfach gewisse Teile hier nicht kaufen kann nicht so stehenlassen und habe nach einigem Suchen ein passendes Kabel für meinen Computer auftreiben können. 10. September 2011 In Hong Kong ein passendes Kabel für meinen Computer aufzutreiben, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Allein die Frage löst Blicke aus, die die nach Film für meine Kamera im Grad des Unglaubens noch übertrumpfen. Und nun geht es also nach einer Nacht und einem Vormittag, den ich mit einer „Mission Impossible“ in der Elektronik- und Elektronikschrottstraße in Kowloon verbracht habe, weiter mit dem Zug nach Guangzhou in „Mainland China“. Jetzt bin ich wirklich auf Reisen! Elf Monate beständigen Unterwegsseins sind ins Land gezogen und heute bin ich so aufgeregt, als würde ich zum ersten Mal überhaupt reisen, wie absurd! Der Zug selbst war bis auf die Toiletten sehr modern. Die Toiletten waren italienische/französische/türkische mit Loch direkt auf die Geleise. Wenn sechs Jahre Pilates irgendetwas gebracht haben, dann die Fähigkeit, selbst in schwankenden Zügen ohne sich irgendwo festhalten zu können über ebensolchen Toiletten die Balance zu halten und sich dabei auf eine gedachte Mittellinie zu konzentrieren, wo einen dann nichts mehr aus dem Gleichgewicht bringen kann. Sehr nützlich war diese Fähigkeit auch am Wegesrand in Afrika, wo man sich oft von Horden Kindern ablenken muss, die touristennotdurftsmäßig beständig auf dem Beobachtungsposten liegen. Gleich nach meiner Ankunft ist ein Wolkenbruch niedergegangen, der seinesgleichen sucht. Und als ich völlig durchnäßt (das Dach des Taxis war undicht) endlich eingecheckt war und mangels Strom am Laptop am Hotelcomputer meine E-Mails abrufen wollte, habe ich feststellen müssen, dass mein Account blockiert oder – wie auf dem Bildschirm zu lesen war – eventuell komplett gelöscht woden ist. Nach ein paar Klicks war dann auch alles auf Mandarin. Die Hotelangestellten sind zusammengelaufen, haben aber leider nicht adäquat übersetzen können. Ich will miemanden mit Details langweilen, aber nach einigen Stunden habe ich alles wieder irgendwie hinbekommen. Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt gehabt habe, wollte ich ein wenig abschalten und bin aus dem Hotel hinaus, wo mich als erstes prompt beinahe ein Elefantenmensch mit einem kindskopfgroßen Gewächs am Hals (etwa fünf- bis sechsjähiges Kind) umgerannt hätte. Hinter ihm war ein kleiner Chinese in einem T-Shirt mit dem Aufdruck „Guten Tag“ (auf Deutsch!). 9. September 2011 Ich habe diesmal ein wenig bedachter gepackt und zum Beispiel alle Bücher bis auf die Biografie des „Devine Mad Man“ in mein Handgepäck gestopft. Insgesamt war mein Auftreten bei etwa 37 Grad Außentemperatur mit Pullover, Jacke und darüber noch 99 dicker Jacke samt ausgestopfter Taschen etwas michelinmännchenmäßig, aber dafür habe ich ohne weiteres diesmal meine 20,9 von 20.0 erlaubten Kilo Gepäck einchecken können und wurde nicht wieder unfreundlich gebeten, die billigen Tickets von Kalibu über Manila nach Hong Kong mit Gepäckaufschlagszahlungen querzufinanzieren. Eine letzte Massage am Flughafen von Kalibo. Neben mir ist ein Koreaner (anzunehmen aus dem Süden des Landes) im Sitzen massiert worden. Der Koreaner war voll auf sein iPad fixiert, auf dem er hochkonzentriert mit einer Maschinenpistole auf Fische in einem virtuellen Aquarium geschossen hat. Als kreuzwehgeplagter Mensch, dem eine Massage mehr oder weniger heilig ist, ist mir beim Anblick dessen nur eines eingefallen, nämlich das Zitat eines Werbeslogans einer bekannten österreichischen Versicherung: Ihre Sorgen möcheten wir haben. Was man auf einem Flug von Philippine Airlines - die, wie erwähnt, nach wie vor unter den Spitzenreitern auf der schwarzen Liste derjenigen Airlines ist, die von der EU als nicht den internationalen Sicherheitsstandards entsprechend eingestuft werden - nicht hören möchte: Hier spricht Ihr Kapitän. Wir erleben im Augenblick - lange Pause, Krachen in der Leitung - heftige Turbulenzen. Stille.Genauso wenig vertrauensfördernd ist es, wenn die Person neben einem ein Buch mit dem Titel "Übergänge" von Ian. M. Banks liest. Bis heute war mir nur eine Rosie M. Banks bekannt, ein fiktiver Charakter in einem P. G. Wodehouse Roman. Erhaltener Kommentar: Wunderbare Geschichten – viel Glück mit dem Laptop :-) Erhaltener Kommentar: es hätte noch schlimmer sein können, stell Dir eine Durchsage vor wie: " Hier spricht Ihr Kapitän... Haben wir einen Mechaniker an Bord?" Antwort: Stimmt…Was ich auch etwas bizarre gefunden habe, war die Durchsage am Ende des Fluges, nämlich dass das Mitnehmen jedweder Gegenstände wie etwa der Decken nicht nur verboten sei, sondern ein schweres Verbrechen darstellt. Man stelle sich vor, wegen einer unrechtmäßig akquirierten Flugzeugdecke in einem philippinischen Gefängnis zu landen... 8. September 2011 Ich komme wieder so richtig in dieses Inselfeeling hinein, bewege mich im Umkreis von wenigen hundert Quadratmetern - Baeckerei, Waescherei, Strassenverkehr beobachten vom Frühstueck im Cafe aus, Zimmer, Pool, Strand, Massage am Strand, mit Buch zum Cocktail zur Happy Hour, Abendessen nicht zu weit entfernt - und lasse den Herrgott einen guten Mann sein. 7. September 2011 Wer hätte sich gedacht, dass einem alle sechs Monate ein Laptopladekabel eingehen kann? Ich habe über 10 Jahre verschiedenste Laptops derselben Marke benutzt und nie ist ein Adaptor eingegangen und seit dem Wechsel nun innerhalb eines Jahres schon zwei. Auf der ganzen Insel ist leider kein entsprechendes Kabel aufzutreiben... Als ich gestern Abend vom Essen zurueckgekommen bin, waren etwa 20 Ameisen in und auf meinem Bett. An andere Tier gewohnt - ich erinnere an Hunde in Mexiko und Chile, Schweine in Burma (gut, beides nicht IM Zimmer), eine Riesenspinne in Thailand, diverse Kakerlaken in Singapur oder die regelmässigen Froschbesuche in Sri Lanka bin ich überraschend ruhig ans Werk gegangen, habe sie beseitigt um dann nach jedem Absatz in meinem Buch wieder zwei neue zu entdecken. Die Diskussion mit dem Nachtportier, ob die nämliche Sorte Ameisen nun bissig oder völlig harmlos ist, ist, wie sich der geneigte Leser wird vorstellen koennen, von meiner Forderung nach einem anderen Bett in einem anderen Zimmer im Keim erstickt worden. Dort - ameisenfrei waren dann zwar die koreanischen Karaokekuenstler noch zu hören, allerdings wesentlich weniger aufdringlich und ich somit wieder sehr zufrieden. 100 Nachdem es heute leider geregnet hat, habe ich mich in die Hände der lokalen Frisörin begeben. Die obligaten Hochglanzmagazine waren aus dem Jahr 2001 und daher nicht mehr besonders glänzend, der Waschtisch ein umfunktionierter Liegestuhl vor einem Kaltwasserwaschbecken und sämtliche Spiegel blind. Der Sohn des Hauses ist immer wieder zwischendurch barbrüstig aufgetaucht, um mit seiner Mutter im Duett bei Radioschnulzen mitsingen zu können. Später hatte er dann ein T-Shirt mit dem Aufdruck "I have issues" (etwa: Ich hab einiges an Themen/Problemen) an. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Heute Abend bin ich nun wieder im ursprünglichen Zimmer mit nur einer Ameise, die sich gut in Schach halten lässt. Dass mir ein Wurm beim Duschen zugesehen hat, habe ich schon fast nicht mehr registriert. Erhaltener Kommentar: Dein Blog ist täglich spannend, und besonders interessant fand ich wieder einmal Deine philosophischen Anmerkungen über Sushi am 31. August. Appetitliche Gelegenheiten, Butterfisch, Reisbällchen, huh, Deine metaphorishe Bildsprache ist wieder mal köstlich, auch wenn ich nicht alle Versuchungen immer realen Ereignissen zuordnen konnte. Aber vielleicht willst Du das auch gar nicht. ;-) 6. September 2011 Um den koreanischen Touristenmassen am White Beach zu entgehen, habe ich mich per pedes zum Puka-Strand ganz im Norden von Boracay aufgemacht. Obwohl die Insel nur neun Kilometer lang und an der engsten Stelle einen Kilometer breit ist, habe ich natürlich einiges unterschätzt: ich bin nicht direkt von der Mitte aufgebrochen sondern südlich davon; die Strasse windet sich und ist hügeliger, als man meint; Flip-Flops sind nur bedingt langstreckentauglich und auch an einem bedeckten Tag kann so ein Unternehmen mit Fotorucksack recht schweißtreibend sein. Nach fast drei Stunden zähen Marsches und etlichen wenig ermutigenden Einheimischenkommentaren unisono "Puka Beach, oh, das ist so weit weg!" - bin ich dann aber schlußendlich angekommen. Retour im Tricycle - einem Moped, das zur Rechten ein Passagierhäuschen fuer bis zu 6 Personen hat - war ich dann in 20 Minuten und bin noch rechtzeitig vor dem Beginn der Cocktail Happy Hour im Nachbarhotel zur Erfrischung förmlich in den Pool kollabiert. Alles nur eine Frage des richtigen Timings. Außer mir sind in meinem Hotel übrigens noch eine koreanische Familie und ein koreanisches Freundespaar Ende Zwanzig untergebracht. Letztere sind heute um 5h morgens laut grölend und obwohl nebeneinander hertrottend doch nacheinander rufend nach Hause gekommen und waren etwas perplex, von mir im Pyjama etwas brüsk zurechtgewiesen zu werden. Wir ignorieren uns seither. 5. September 2011 Aus mysteriösen Gründen hat mein Koffer mit einem Mal 24,8 Kilogramm und Philippine Airlines hat mir tatsächlich 10 Kilo Übergepaeck verrechnet, da ich angeblich einen Flug nach Boracay zu Sonderkonditionen und mit nur 15 Kilo Freigepäck gebucht habe. Als ich meine angeblich fast 25 Kilo aufs Band gestellt habe, waren zwischen meinem Koffer und der Schalterwand unglücklicherweise die Finger des unfreundlichen Check-InMenschen... 4. September 2011 Gestern bin ich der Empfehlung meines Reisehandbuchs gefolgt und war auf der Suche nach einem der dort empfohlenen Restaurants. Schlußendlich habe ich es auch gefunden, was allerdings in den spärlich beleuchteten Straßen der Touristenzone nicht einfach war. Zum einen werden die Gehwege, wo es sie denn gibt, von schlafenden Obdachlosen belegt, die man meist erst im allerletzten Augenblick sieht oder erst dann 101 bemerkt, wenn sie einen wie einen alten Bekannten grüßen. Der Rest ist irgendwie eine laute Freakshow. Kleinwüchsige werden von Karaokebars beschäftigt, um vor der Türe auf Barhockern sitzend Kunden anzulocken. Die meisten anderen Etablissements haben spärlich bekleidete Damen draußen vor der Türe, andere wiederum beschäftigen Transvestiten. Vor einem Club habe ich sogar einen blinden Transvestiten gesehen, der in einem seinen Augen farblich entsprechenden weißen, engsitzenden Kleid vorgeführt wurde. Zum Glück hat mein Reisehandbuch die Situation sehr treffend so zusammengefaßt: Man solle mit Massagen vorsichtig sein, denn unter Umständen würde man dann doch mehr bekommen, als man eigentlich wollte. Überhaupt scheint Nebensaison zu sein. Außer mir habe ich eigentlich keine Touristen ausmachen können, von den paar Nerds im Hotel, die ihre Katalogfrauen samt grimmig dreinblickenden Schwiegereltern bereits haben, einmal abgesehen. Heute habe ich dem schlauen Buch eine andere Restaurantempfehlung entnommen.. Der einzige Gast im “Happy Veggie” war eine Dame an die siebzig in einem T-Shirt mit dem Aufdruck „Rettet die Eisbären“. Sie hat irgendwie auch den Eindruck erweckt, kürzlich die nebenan angebotene Haarkur „Milchverbindung“ hinter sich gebracht zu haben – nicht, dass ich genau wüßte, was das eigentlich hätte sein sollen. Kurz, nachdem ich Platz genommen habe, ist ein Huhn am Restaurant vorbeimarschiert, anscheinend ein wenig abgeschreckt von dem großen Schild mit der Aufschrift: „Fleischprodukte sind hier nicht erlaubt“. Ich habe mich dann aber doch gefragt, wie es das „Beefsteak“ auf die Karte geschafft hat. Unter Umständen für die Vegatarier, die dann doch ab und zu die Fleischeslust packt? Vor dem Restaurantbesuch habe ich mich in einem sogenannten Jeepney, einem überlangen, jeepähnlichen Gefährt, dem Lokalbus hier sozusagen, gen Divisoriamarkt und Chinatown aufgemacht. Das Hotelpersonal hat mir vom Marktbesuch eher abgeraten. Der Markt sei zu groß, ich würde mich sicher verlaufen. Oder zumindest würde mir jemand die Tasche stehlen. Nichts von alldem ist passiert, dafür hat der Jeepney einen Unfall gebaut und ist in einen Milchtransporter gekracht, zum Glück bei etwa 5km/h. Trotzdem bin ich unglücklicherweise auf den neben mir sitzenden, dürren Alkoholiker gefallen, was insofern unangenehm war, als es nicht nur eine harte Landung war sondern mir auch zusätzlich bestätigt hat, dass alle Alkoholiker weltweit gleich unangenehm riechen. Erhaltener Kommentar: Guter Blog-Eintrag! Wohin geht es als nächstes? 3. September 2011 Ich muss zugeben, dass es etwas beunruhigend war, mit einer Airline zu fliegen, die in der EU auf der schwarzen Liste der Luftfahrtunternehmen steht, die mangels ausreichender Sicherheitsstandards nicht landen darf. Nichtsdestotrotz hat mich die nämliche Fluglinie gestern - so weit ich das beurteilen kann - sicher, pünktlich und samt Gepäck nach Manila gebracht. Die einzigen Anomalien waren eine Durchsage, dass aufgrund nationaler philippinischer Sicherheitsstandards nicht nur das Rauchen, sondern auch das Rauchen „elektronischer Zigaretten“ (was immer das auch sein mag) verboten sei. Darüber hinaus servieren die Stewards und Stewardessen von der gefühlt falschen Seite aus. Wo andere Airlines meist von A nach F servieren, also von rechts nach links von seiten des Servierwagens aus gesehen, wird hier von F nach A serviert, was einen auf einem A-Platz sitzend etwas aus dem Gleichgewicht bringt. Meiner Beobachtung nach zufolge zählen die Filipinos aber auch von links nach rechts wenn sie ihre Finger zum Zählen heranziehen, beginnend mit dem linken kleinen und endend mit dem rechten kleinen Finger. Seitens Philippine Airlines dürfte man übrigens mit Europa kein Problem haben; man fliegt sogar Airbus. 102 Der Taxifahrer, der mich zum Hotel gebracht hat, war aus welchem Grund auch immer, nicht davon abzubringen, dass ich aus der Türkei stamme. Nachdem er sich als Arnold, „wie Arnie Schwarzenegger“, vorgestellet hat und ich selbigen als Landsmann identifiziert habe, war er etwas irritiert. Arnie ein Türke? Er hat dann sofort das Thema gewechselt und gefragt, ob wir - in der Türkei - denn viel über die Philippinen in den Medien hören. Ich war irgendwie froh, dass er meine Antwort „nein, außer ein Flugzeug stürzt ab, eine Fähre sinkt oder Manila führt wieder einmal im Ranking derjenigen Städte mit den meisten Morden, dann nicht“ nicht ganz verstanden hat. 2. September 2011 Bevor ich die Fähre retour nach Hong Kong genommen habe, bin ich noch mit dem Bus nach Taipa gefahren. Auf dem Rückweg bin ich beim A-Má Tempel ausgestiegen, wo ich gestern Menschen Papiergeld, glänzende papierene Goldbarren, sehr schöne Papierschuhe und vieles andere verbrennen habe sehen. Nachdem ich weder die internationale Geste für “Papierfalschgeld zum Verbrennen”, noch die lokale in Macau gängige Variante kenne, ist mir meine unter einem 20-Hong-Kong Dollar Schein zündelnde Geste als Kaufgebot für folgende Waren ausgelegt worden: ein Feuerzeug, Räucherstäbchen, eine riesige, rosafarbene Kerze in Form einer Lotusblüte und schließlich, nach weiterem Gestikulieren meinerseits und Gelächter auf Seiten des lokalen Mönchs und seiner zahlreichen Gehilfen dann für wirkliche Papierscheine, ausgegeben von der „Bank of Hell“, der Bank der Hölle. Ich habe sie auf Anweisung der Umstehenden unmittelbar nach dem Ankauf einzeln in einem Ofen neben dem Tempel verbrannt. Meine verstorbene Oma dürfte nun wieder flüssig sein und einiges an Spielgeld zur Verfügung haben. 1. September 2011 Macao ist viel echter und unrsprünglicher als Hong Kong, wo nichts, aber auch gar nichts an die Kolonialgeschichte erinnernt. Die Hedonistin in mir freut sich natürich über Pasteis de Belem/Nata. In Macao fühlt man sich teilweise wie in Lissabon oder Porto, was fehlt, sind die kleinen Kaffeebars an jeder Ecke, die einem zu den Pasteis de Belem einen starken Espresso machen. Trotzdem gibt es dieselben hochglänzenden elfenbeinfärbigen und grauen Pflastersteine, wunderschöne alte Gebäude und auch der Casinobezirk hat etwas Würdevolles - im Vergleich zu Las Vegas ist er würde ich sagen unaufdringlich. In diesem Sinn bin ich froh, nicht nur für einen Tagesausflug hierhergekommen zu sein. Eines der Casinos ist in einem riesigen Gebäude in Form einer Lotusblüte untergebracht und hat angeblich einen Preis im Rahmen der fünfzig bizarrsten Gebäude der Welt gewonnen. Es hat etwas Anziehendes, einen wirklichen Spieler dabei zu beobachten, wie er eine riesige Summe verliert und dabei wirkliche Größe zeigt. 31. August 2011 Ein paar Worte zum Essen: Nach zwei Abenden am Band vom Running Sushi-Lokal gegenüber meines Hotels habe ich gestern gedacht, es wird Zeit für etwas ganz Neues. Und so habe ich mich bei anderen Etablissements schlau gemacht, die folgendes unter den vegetarischen Gerichten auf der Karte hatten: Schweinevorderhaxen mit rötlichem Tofureis, Hühnersuppe, betrunkene Ochsenzunge, frittierte Schweinsinnereien und betrunkene Ziegenleber. Für drei Dollar zusätzlich hätte man „heißes oder kaltes Cola mit Zitrone oder Milch“ haben können. Man stelle sich vor, wie betrunkene Ziegenleber mit heißem Cola mit Milch schmecken würde. Ich war dann doch wo anders und habe ein Menü bestehend aus Suppe und Pomfretfisch bestellt. In der klaren Suppe ist die Art von Riesenknochen geschwommen, 103 vor der mir schon als Kind beim Fleischahcker gegraust hat. Der Fisch war auf der eher sehr schlanken Seite und ich habe all die Feinmotorik, die ich mir über die Monate in Asien hinweg aneignen mußte gebraucht, um ihm mit den Stäbchen das wenige Fleisch von den Rippen/Gräten zu kratzen. An der Fischoberfläche waren süße Klumpen und wie schon die Oma gesagt hat, man weiß eh nie genau, wovon man dick wird. Und so bin ich am letzten Abend natürlich wieder retour beim Sushirestaurant meiner Wahl und denke über das Leben an sich nach. Manchmal ist ja das ganze Leben wie Running Shushi. Man muß geduldig warten, bis wieder einmal etwas für einen dabei ist und die nächste appetitliche Gelegenheit vorbeifährt. Und hat man sie dann beim Schopf/Tellerchen ergriffen kommt bestimmt etwas nach, was noch besser aussieht. Nicht alles ist Butterfisch, was glänzt. Das meiste ist dann doch nur dekorierter Reis und wie schon Hader als Bösel im Film „Indien“ so treffend gesagt hat: „ich bin in dem Sinn ja kein Beilagenesser“. Trotzdem fragt man sich dann von Zeit zu Zeit, ob der neben einem nicht ein größeres Reisbällchen hat. Manchmal machen Dinge die Runde, von denen man denkt, es gibt sie nicht. Dann führen einen Dinge in Versuchung und man ist gezwungen, Entscheidungen zu treffen. Manches lauert um die Ecke und nähert sich unbemerkt und ganz langsam an, manches entfernt sich ganz unmerklich wieder. 30. August 2011 Alten Bildern zufolge muss Hong Kong früher einmal eine wunderschöne Stadt gewesen sein. Ich bin mit völlig anderen Erwartungen gekommen und habe angenommen, eine Mischung zwischen alter, englischer Kolonialarchitektur, modernen Gebäuden, chinesischen Geschäften und vielen, vielen Schneidern zu finden. Die Wirklichkeit ist so ganz anders. Die alten Gebäude haben allesamt neuen weichen müssen und selbt am Peak, dem Hausberg stehen keine feudalen alten Villen sondern Wolkenkratzer. Hong Kong ist heute wohl DAS Shoppingparadies und eine so freie Marktwirtschaft, dass sogar die Preise in ein under derselben Supermarktkette von Geschäft zu Geschäft variieren. Sehr sonderbar. Was Kleidung anbelangt habe ich keinen einzigen Schneider entdecken können, sondern nur prêt-à-porter Geschäfte, die vielfach allerdings nicht erlauben, dass man die Sachen anprobiert. Und so sind dann auch viele Menschen gekleidet. 29. August 2011 Nun habe ich auch Kowloon auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens durchwandert. Und wo ich schon einmal dort war, habe ich mir gedacht, ich schaue gleich einmal am Bahnhof vorbei. Im Moment bilde ich mir ein, unbedingt mit dem Zug nach China fahren zu wollen. Dabei fahre ich ja eigentlich nicht gerne Bahn, aber nun ja. Der Bahnhof ist natürlich riesig und ich bin im falschen Geschoß am U-Bahnschalter gestanden und wollte dort ein Ticket nach Shanghai lösen. Man kann sich das Gesicht des Menschen auf der anderen Seite des Schalters vorstellen. Wie alle war aber auch er sehr, sehr freundlich und hat mich eine Etage höher geschickt. Vor meinem geistigen Auge habe ich die Situation hypothetisch in Wien nachgestellt. Man stelle sich vor, so etwas passiert einem Touristen sagen wir einmal in Hütteldorf. Ich nehme an, die Reaktion wäre etwa „ich bin ja net der Kaiser von China“. Was in Kowloon auch sehr interessant war ist, dass es dort einen Goldfischmarkt gibt. Man macht sich keine Vorstellung davon, in wievielen Formen und Farben Goldfische vorkommen. Für goldfischaffine Menschen lohnt sich eine Reise nach Hong Kong allemal. Nebst Goldfischen gibt es weiters zu kaufen: eine erkleckliche Anzahl von Katzen (auch goldfischfarben, der Goldfischschwund würde mich interessieren), Schildkröten, Hamstern, Hunden, kleinen Meeresschlangen, Hasen und Fröschen, die gerade übers 104 Kaulquappenstadium hinaus sind – ich kann hierüber mittlerweile mit einer gewissen Autorität sprechen. 28. August 2011 Heute habe ich mir die westliche Innenstadt von Hong Kong angeschaut. In der Gegend rund um die Hollywood Street gibt es etliche Antiquitätengeschäfte. Viele verkaufen riesige, aus Elfenbein geschnitzte Skulpturen. Manchmal sind es ganze Märchenlandschaften, manchmal Kriegsszenen. Ein paar Straßen weiter wird so ziemlich alles an getrockneten Meeresbewohnern verkauft, was man sich nur vorstellen kann. Getrocknete Seegurken in allen Größen, getrocknete Shrimps, schwarzes, haariges Seemoos, aber auch getrocknete Seesterne in der praktischen Zehnerpackung. Zwischendurch werden immer wieder auch ausgelöste Walnüsse und Cashewkerne angeboten, ganz nach dem Motto, der intelligente Kunde weiß, worauf zu achten ist und kann nach dem was-gehört-hier-nicht-dazu-Prinzip kleine getrocknete Seegurken von Cashews unterscheiden. Pilze sind eine weitere lokale Delikatesse und können selbst getrocknet jede Form, Farbe, Größe und Konsistenz haben. 27. August 2011 Heute habe ich das mit den Massagen einmal bleiben lassen, nachdem eines der vielen Massageinstitute sein „Fire Treatment“ beworben hat und ich mich nicht näher auf die Diskussion einlassen wollte, worum es sich dabei eigentlich genau handelt. Stattdessen habe ich die östliche Innenstadt rund um Causeway Bay erkundet. Die schiere Masse an Menschen und Einkaufsmöglichkeiten ist erdrückend. Es gibt hier wohl nichts, was sich nicht erwerben läßt. Mit dem Essen ist es allerdings schwierig. Entweder gibt es nur chinesische Speisekarten oder zwar auch englische, dafür aber ist vieles Definitionssache. So war etwa mit Fleisch gefüllter Tofu in einem Lokal unter den vegetarischen Gerichten gelistet. Nachdem ich zum Abendessen mit Blick auf die Hong Konger Skyline in Kowloon gewesen bin und anschließend mit der Star Ferry wieder auf die Hauptinsel übergesetzt habe, hat mich knapp vor Mitternacht eine Gruppe Polen darauf angesprochen, wo denn die besten Bars zu finden seien. Beunruhigenderweise habe ich ihnen Auskunft geben können. 26. August 2011 Was ich bisher von Hong Kong gesehen habe, beeindruckt und erschlägt mich fast. Es fahren Doppeldeckerbusse und Doppedeckertramways durch die Stadt, jeder Zentimeter scheint genutzt, und Lindor Kugeln, Ritter-Sport Schololade und Nutella werden mehr oder weniger Seite an Seite mit gebratenen, glasierten Enten, Hühnern und anderem Getier (Hunden?) angeboten. Gleich nach der Ankunft in Hong Kong habe ich mich zum Chinesischen Konsulat aufgemacht, um ein Visum für „den Rest von China“ zu beantragen. Allen Schauergeschichten zum Trotz dauert die Standardprozedur genau 4 Werktage und scheint trotz siebenseitigem überaus neugierigem Formular sehr professionell und effizient zu sein. Das ganze kostet dann auch genau den auf der Konsulatsinternetseite angegebenen Preis und somit etwa um das fünffache weniger als was mir mein Hotel gerne dafür verrechnet hätte. Um die Kur nicht gleich ganz so abrupt enden zu lassen, habe ich mich abends noch massieren lassen. Mir war noch immer leicht übel, da ich beim Abendessen die meditative Wirkung von Running Sushi überschätzt bzw das Anstarren der vorüberfahrenden Reisteilchen übertrieben habe. Und ohne einen Fünfliterkanister Wasser in der Hand schaue ich wahrscheinlich auch seriöser aus. Wie auch immer, die 105 Fleischhackerin hat versucht, Beuschel (Lunge) und Schleugel (Keule) vom restlichen Körper zu trennen und mit dem Ellbogen den Ischiasnerv freizulegen. 25. August 2011 Leider ist die Kur auf Sri Lanka viel zu schnell wieder zu Ende gegangen. Ich habe meinen Buddha übrigens treuen Handen übergeben und so hat er sich selbständig gemacht. Er reist privat nach München und legt dabei einen kurzen Stop in Dubai ein. Mein Koffer hat trotzdem wieder 21,8 Kilo, was soll ich dazu sagen. Die Reise geht nun also weiter und wieder einmal wäre ich beinahe unter falschem Namen abgereist und in weiterer Folge als Mister Magoswalati in Bombay gestrandet. Den entsprechenden Boardingpaß hatte ich schon in der Hand. Irgendetwas hat es mit Indien, das ich heuer ja bewußt nicht bereise auf sich. Sogar das Horoskop im Fluglinienmagazin wollte mich auf längere Aufenthalte in Delhi und Mumbai festnageln. Das liegt wohl daran, dass ich ständig mit dieser indischen Fluglinie unterwegs bin, in der jedes Gericht und sogar jedes Sandwich so mit Chilli durchtränkt ist, dass es einem die Sinne vernebelt, man seinen eigenen Hauch sehen kann und meist verzweifelt um Wasser jammert. Kein Wunder, dass sich auch die Mitarbeiter schlecht konzentrieren können. Apropos Fluglinienmagazin. Wie man Märchen doch mißverstehen kann – Hänsel und Gretel wurde dort als eines der appetitanregendsten Märchen überhaupt beschrieben (Stichwort Lebkuchenhaus), wobei die Tragik der Gefangennahme, des Knöchleins und der generellen Grausamkeit der Hexe leichtfertig unter den Teppich gekehrt wurden. Indien ist, auch wenn ich wie gesagt diesmal nur den Flughafen von Bombay zum wiederholten Male gesehen habe, auch dort anders. Es verwundert einen einfach, wenn es „Mein Kampf“ erstens in einer Neuauflage zu kaufen gibt und dann noch im Kombiangebot mit einer Verfilmung auf DVD zum Schleuderpreis. Und gleich daneben eine skurille Reihe von Büchern mit den Titeln: Hühnersuppe für die Seele, Hühnersuppe für Indische Lehrer, Hühnersuppe für Indische Frauen, Hühnersuppe für die Seele der Indischen Braut, Hühnersuppe für Indische Väter, Hühnersuppe für die Indischen Streitkräfte (!),Hühnersuppe für die Indische spirituelle Seele und zu guter Letzt: Hühnersuppe für die Indische goldene Seele. Ich habe vom Ankauf aller vorgenannten Titel Abstand genommen und mir stattdessen einen guten britischen Roman von P.G. Wodehouse vergönnt. Und nachdem ich seit Tagen „Du Bist Die Blume aus dem Gemeindebau“ vor mich hinsinge hätte ich dann auch fast noch den Anschlußflug nach Hong Kong verpaßt, weil ich ganz glückselig einer Aufnahme bei YouTube gelauscht und dabei beinahe den lezten Aufruf überhört hätte. 24. August 2011 Und was habe ich sonst - außer zu kuren - in der Münchner Enklave in Hambantota im Süden Sri Lankas eigentlich noch gemacht? In erster Linie habe ich Zeit mir interessante Menschen verbracht, wobei mir auch wieder einmal ganz deutlich vor Augen getreten ist, wie sehr ich Charisma und Authentizität schätze und genieße. Viele gute Gespräche also und interessante Strandspaziergänge. Apropos Strandspaziergänge. Ich bin ich ja recht gut darin, schlecht zu sehen. So entgehen mir Fischer in traditionellen Holzbooten, auch wenn sie noch so farbenfroh gestrichen sind und ich muß mich auf die Berichte von anderen verlassen, die anscheinend im Detail Dinge wahrnehmen, die mir verborgen bleiben. So habe ich dann natürlich auch den lokalen Exhibitionisten übersehen. Die Umstände waren insgesamt auch nicht gerade ideal. Sonnenuntergangsstimmung und eine durch Salzwasser und Sand verdreckten Brille haben das ihre getan und mich etwas verdattert stehenbleiben lassen, als meine Spazierweggefährtin den Betreffenden filmreif zusammengebrüllt hat. 106 Zu dem Zeitpunkt war der anscheinend zuerst offene Sarong allerdings schon beschämt wieder geschlossen, zur Anatomie des Betreffenden kann ich also leider nichts näheres berichten. Gelesen habe ich relativ wenig, außer einen sehr unterhaltsamen alternativen Reiseratgeber namens „No Shitting On The Toilet“, ein sarkastischer Ratgeber für Situationen, in denen man wirklich nicht mehr weiter weiß und jede Sekunde davon trotzdem genießt. Durch einen Mobbyingratgeber, in dem niemand gemobbt worden ist und der somit eine klassische Themenverfehlung war habe ich mich gequält und an seichter Literatur gibt es auch genug, ich nenne nur einen Titel, dem glaube ich nichts hinzuzufügen ist: Ich trink Ouzo, was trinkst Du so. 22. und 23. August 2011 Ausflüge zum größten und heiligsten srilankesischen Pilgerort Kataragamatempel und zum verwunschen wirkenden Dschungeltempel Mandunagala. 21. August 2011 Kein Wunder, dass das Hotel hier Oasis heißt. Es ist umgeben von einem schönen, einsamen Strand mit einer wilden Brandung und einer Lagune mit Mangroven und vielen Süß- und Salzwasserkanälen. Aus meinem heutigen eher unambitionierten Vorhaben, zehn Minuten am Meer zu sitzen und hinauszuschauen ist ein Mörderspaziergang mit dem Fischer Limahl geworden, bei dem wir mangels gemeinsamer Sprache in stummer Zweisamkeit durch die Backwaters gewatet sind. Manche Kanäle waren hüfttief und nach Einbruch der Dunkelheit haben wir einander dann abwechselnd aus dem knietiefen Schlamm gezogen. Ich wollte manchmal gar nicht zu genau wissen, was mir zwischen den Zehen quietscht. Das letzte Stück war dann ein unwegsamer Pfad durch Dornenhecken. Meine Mitreisenden haben mich schlammverkrustet eintrudeln sehen was mir dann auch promt folgenden Vergleich beim Abendessen eingebracht hat„... und damals in woauchimmer haben wir bei bei dem und dem Amt vorgesprochen und waren dabei so dreckig wie Du immer...“. 18. – 20. August 2011 Mittlerweile bin ich ja im Froschfang geübt. Kleinere Frösche fange ich in Briefkuverts, die ich dann mit an die Rezeption nehme und dort dem erstbesten Angestellten aushändige. Gestern bin ich über mich hinausgewachsen und habe ein großes Exemplar in einer Teetasse samt passender Untertasse gefangen. Der Kellner im Restaurant hat gemeint, ich würde ihm eine unbenutzte Tasse retourbringen und hat etwas konsterniert reagiert, als ich ihm erklärt habe, dass es sich eigentlich um einen Frosch handle und er vorsichtig hineinspähen solle. Einen dritten Frosch habe ich wieder einmal weit von der Terrasse geworfen. Mittlerweile werde ich allerorts bereits gefragt, warum ich nicht zum Kuß schreite oder einen einmal gegen die Wand werfe. Aber solange sie nicht sprechen... Erhaltener Kommentar: Frösche scheinen Dich irgendwie zu mögen, Du sie aber weniger. Hmm... Erhaltener Kommentar: Nach diesen schönen Bildern und Schilderungen möchte ich mich liebend gerne als Frosch in Deinem Zimmer einnisten. In der Hoffnung als erster die Froschkönigverwandlung vollziehen zu können und die Ayurvedakur noch positiv zu unterstützen... 15 – 17 August 2011 Die Zeit vergeht hier auf Sri Lanka leider wie im Fluge. Ich mache meine Kur, gehe zu den diversen Behandlungen, genieße die Massagen, das Rauschen und die 107 wunderschöne Aussicht auf das rauhe Meer in Hambantota. Die Rücken- und Nackenschmerzen der letzten Jahre kommen voll zur Geltung, alles tut mir weh, aber ich bin guter Dinge, dass mir die ayurvedischen Massagen und Behandlungen helfen werden zumindest einen Teil hierzulassen. Gestern habe ich einen Ausflug zu einem nahegelegenen Udawalhawe Nationalpark mitgemacht. Der Park hat eine große Ruhe ausgestrahlt und der Jeep hat in Mitten einer großen Elefanenherde anhalten können. In der Herde waren auch einige erst zwei Wochen alte Elefantenbabies. Die Stimmung und die Weite im Park waren wunderbar, auch die vielen Wasserbüffel, Pfaue und grünen Papageien und die großartige Seenlandschaft. Froschseitig gibt es natürlich auch Neues. Ich bin gefragt worden, ob ich mich schon durchgerungen habe, den Frosch zu küssen umherauszufinden, ob es sich um den Märchenprinzen handelt oder ob der Frosch als solcher nun doch zu ungustiös war, um ebendies auch nur in Erwägung zu ziehen. Nun, mittlerweile sind es ja drei Frösche, die sich mit mir die Villa teilen. Einer springt mich immer an, wenn ich abends heimkomme und das Licht aufdrehen möchte. Der andere, ursprünglich an der Toilenttenwand heimische ist in der Zwischenzeit auf riesige Dimensionen angewachsen und lebt nun in der Toilette, weigert sich beständig, hinuntergespült zu werden und hat mir dadurch nebst dem Küssen auch den Weg zur Toilette verleidet. Der dritte und kleinste war dann aber langsam genug, um sich von mir fangen und hinauseskortieren zu lassen. Erhaltener Kommentar: Ich habe mich köstlich unterhalten über deine Froschbegegnungen (erinnert mich auch an den berührungsvollen Schweinekontakt in Burma). Bei dieser forschen Seßhaftigkeit habe ich das Gefühl, dass ein Märchenprinz dabei sein muss. Aber wer die Wahl hat, hat die Qual. Viel Erfolg beim Casting und einen guten Kurverlauf! 12. August 2011 In meiner „Villa“ haust hinter der Toilettenschiebetüre ein kleiner, gelblich-weißer Frosch. Er klebt an der Wand und ist bereits in der ersten Nacht auf wundersame Weise auf das Doppelte seiner ursprünglichen Größe angewachsen. Am zweiten Abend ist er vorwitzig vom Deckenventilator abgespungen und hat sich danach im Zimmer breitgemacht, bevor er sich wieder auf den angestammten Wandplatz zurückgezogen hat. In der dritten Nacht hat er die Toilette für sich eingenommen und sich partout nicht hinunterspülen lassen. Erhaltener Kommentar: Villa, Tropen, Massagen und ein Frosch. Was kann man sich eigentlich noch mehr wünschen? Ich muß sagen, ich fange an, Dich zu beneiden, auch wenn das Wetter hier in Toulouse auch sehr gut ist. 11. August 2011 Der weise Spruch einer weisen Großmutter: Neid muß man sich erarbeiten, Mitleid bekommt man geschenkt. 10. August 2011 In meinem Kurhotel hier gibt es normale und Superiorzimmer und eine einzige – von mir angemietete - Hütte, gennant Villa oder Kabana, die ausschließlich nach aurvedischen Gesichtspunkten gebaut ist. Das bedeutet im wesentlichen, dass es sich um einen allein und etwas abseits stehenden sechseckigen Bau handelt, der einem der vielen Garagenbaupläne meines Vaters alle Ehre machen würde. Das Gebäude hat ein Badezimmer, das im Freien an einer der sechs Kanten anschließt, ansonsten ist das Häuschen aber zwecks Luftzirkulation nach allen Seiten mittels abgeschrägter Fensterbalken und einem Ziwschenraum zwischen Mauern und Dach offen. Würde man im Inneren eine Windmühle aufstellen, könnte man wohl das ganze Resort günstig mit 108 Strom versorgen. Ich schlafe also trotz eingeforderter Abdichtung eingemummt in eine Decke mit Fleecepullover, Schal und Mütze, was man sich im tropischen Gebiet einmal vorstellen muss. 9. August 2011 Ich bin im Süden von Sri Lanka auf Ayurvedakur, meiner dritten Kur seit 2004. Im wesentlichen läßt sich die Kur so zusammenfassen, dass man ein profundes Verständnis dafür erwirbt, wie sich eine durch Zufall überlebende Ölsardine vor dem Schließen der Dosen fühlen muß, wobei ich damit lediglich das Gefühl des runum Eingeöltseins ansprechen möchte. Anfangs werden einem sitzend etwa zwei Handvoll Öl in die Haare geleert, wobei das Ziel der anschließenden Kopfmassage darin bestehen dürfte, auch wirklich jedes profund eingeölte Haar mit jedem anderen zu verknoten. 8. August 2011 Unterwegs nach Sri Lanka wo ich wahrscheinlich für die kommenden 16 Tage keinen Internetzugang haben werde! 7. August 2011 Phnom Penh erinnert mich an Indien. An den touristischen Plätzen sieht man bettelnde, Mütter mit ihren Babies, Menschen mit schlimmen Augenkrankheiten, Landminenopfer, Menschen ohne Gliedmaßen, die als Torso bettelnd am Gehsteig humpeln bis sie jemand, nachdem sie alle Tische der Restaurants und Bars, die mit Happy Hour für „Cooktails“ werben, abgeklappert haben, aufhebt und in einem Rollstuhl davonschiebt. Straßenkinder wollen billige Ambänder oder Bücher verkaufen und schauen einem bei jedem Bissen in den Mund nach. Es ist nicht leicht, all das zu verarbeiten. Das Nationalgericht heißt „Amok“ – nicht, dass ich hier etwas unterstellen möchte. Das wunderschöne Nationalmuseum konzentriert sich auf die Vor-Angkor und die Angkorperiode und ist neben dem Königspalast und der Silverpagode sicher eine der Hauptattraktionen der Stadt. Die Negativliste bzw die Liste der bedrückendsten Sehenswüdigkeiten führt sicher das S21-Gefängnis an, in dem während der Roten Khmer-Zeit 20.000 Menschen auf das schlimmste geoltert und getötet worden sind. Nur sieben haben überlebt. Am sogenannten Russischen Markt wird der Trockenfisch mit der Schere zerteilt. Fischköpfe sind nirgendwo zu sehen, was mich sehr an Norwegen erinnert hat. Angeblich werden norwegische Trockenfischköpfe ja zu fast 100% nach Nigerien exportiert, wo sie als kulinarisches Statussymbol gelten. Wie auch immer. Für das Mittagessen habe ich etwas voreilig für ein lokales Restaurant entschieden. Vor Ort hat mein inneres Alarmsystem dann eigentlich nur Amöbenruhr geflüstert. In der Fischsuppe ist etwas geschwommen, was entfernt wie Schlangenleber ausgesehen hat – nicht dass ich wüßte, wie Schlangenleber aussieht. Nach einiger Diskussion und umfassender Betrachtung hat sich die Schlangenleber dann aber als Pilz entpuppt. 6. August 2011 Nachdem ich so viele Monate in buddhistischen Ländern zugerbacht habe, habe ich nun schlußendlich auch eine hübsche Buddhastatue gekauft. Der Budha ist vier Kilo schwer, aus Holz und stammt aus einem Fair Trade Geschäft zur Unterstützung der Landbevölkerung. Ich wollte mich auch gleich wieder von ihm trennen und per Post auf eine mehrmonatige Reise schicken, wogegen er sich aber heftig gewehrt hat. Auf der Hauptpost in Siam Reap hat an mir allerdings gesagt, alles könne man schicken, nur 109 keinen Buddha. Aus welchem Grund (religiös? außer Landes Bringen von Antquitäten?) konnte man mir nicht sagen. Ich bin also quasi auf dem Buddha sitzengeblieben. Erhaltener Kommentar: … und auf einem wesentlich schwereren Koffer. Wie viel wiegt er denn jetzt? Das letzte Mal, als ich dabei war hatte er 18.4 kg und 18.2 kg ein paar Sekunden davor.... Antwort: 21.9 kg und 21.8 einen Moment vorher. Und der Buddha wiegt wie gesagt 4 Kilo… 5. August 2011 Nicht nur im Zusammenhang mit Essen finden seltene oder gefährliche Tiere Erwähnung. So wirbt ein Massageinstitut mit folgendem Slogan: Dr. Fish – keine Piranhas. Ein anderer Dr. Fish auf der anderen Seite der Stadt sagt: Dr. Fish kann sie witzig und glücklich machen – eine Dose Freibier mit jeder 20 Minuten Massage für 3 USD. Aporpos Bier: auch hier interessante Werbung: „Jede große Reise beginnt mit einem Kingdom. Kingdom – das Bier für die noch nicht ausgetretenen Pfade.“ Am Nachmittag bin ich mit einem Tuk Tuk an den Tonle Sap See gefahren, dem angeblich größten See in Südostasien. Dort werden wohl auch die lächerlichsten Bootsfahrten in ganz Südostasien angeboten. Jeder bezahlt gleich viel, egal ob in einer großen Gruppe, allein oder zu zweit. Und dann bekommt eine Gruppe ein Boot für sich, aber auch jeder Individualreisende. Man wird auch alleine als Gruppe angesehen und hat dann wie auch viele andere ein Boot für 10 Personen für sich. Wie ineffizient. Der See ist dunkelbraun und allerorts waschen sich Menschen oder erledigen von den Hausbooten aus ihre Notdurft während sich der Nachbar die Zähne putzt. Vom schwimmenden Markt war weit und breit nichts zu sehen. Das einzig wirklich interessante war eine Krokodilfarm und die Tuk Tuk Fahrt hin und retour durch Reis- und Lotusblumenfelder. Die Frucht der Lotusblume kann man übrigens auch essen; sie schmeckt wie frische Haselnüsse. Und nein, ich glaube nicht, dass Haselnussallergiker auch auf Lotusblumen allergisch sind. 4. August 2011 Heute habe ich mit der perfekten Antithese zu Broken Muses gesprochen, Mr. Fix aus Alberta in Kanada. Über seinen Job befragt hat er gesagt: wenn etwas kaputt ist, repariere ich es. Im Telefonbuch sollten sie mich unter Mr. Fix führen. Ansonsten habe ich nun endlich Angkor Wat und Ta Prohm, den Jungletemple besucht. Beide sind unbeschreiblich beeindruckend. Angkor Wat ist der größte Tempel der Welt, 900 Jahre alt und über einen Quadratkilometer groß. Ta Prohm ist ein verfallener Tempel, den der Jungel übernommen hat. Riesige sogenannte Wasserbäume haben ihre Wurzeln über die Mauern gelegt, manche wie Finger eines Riesen. Weil man einen Teil von Angkor Wat nicht in Shorts besuchen darf, bin ich angehalten worden, eine lange Hose zu tragen. Jeans (für die geneignte Stammleserschaft: besagte Jeans sind seit dem letzten jeansbezogenen Eintrag bereist dreimal gewaschen worden, nur um jedesmal am darauffolgenden Tag wieder völlig einzudrecken) bei gefühlten 50 Grad sind eine Zumutung. Bis jetzt habe ich noch keinen Weg zur Abkühlung gefunden... Mein heutiger Reiseleiter (ein anderer als gestern) hat mir von Kobras abgeraten, sich aber stark für den Tarantelsnack eingesetzt. Sie würden nach Erdnüssen schmecken, ein wahrer Genuß. Zum Glück war nirgendwo ein Straßenhändler zu sehen, der Taranteln im Angebot gehabt hätte. Erhaltener Kommentar: Verkaufen die dort wirklich gebratene Küchenschaben und Taranteln auf der Straße? Und wenn ja, hast Du davon probiert? 110 Antwort: Ja, und zudem auch Insektenlarven und nein, zum Probieren ist mir jede Ausrede recht... 3. August 2011 Im Vergleich mit den Laoten sind die Kambodschaner außerordentlich gute Geschäftsleute. In Laos versucht ein Tuk Tuk-Fahere, seine Transportleistung mit einem lahmen „Tuk (Pause) Tuk“ ohne Intonation oder gar Frage an den Mann zu bringen. In Kambodscha hört man immerhin ein freundliches “Tuk Tuk Lady?” samt Lächeln. Was ich soweit sagen kann ist, dass mir Siam Reap gut gefällt. Mein Hotel ist wunderschön, hat ein Pool. Zum meiner Schande ist das einzige in Siam Reap, an das ich mich von der Lektüre meines Reiseführers zu Hause erinnern kann, eine Bar namens Angkor What? Nach langem Suchen habe ich sie dann auch entdeckt. Es könnte auch eine Untergrundbar in Berlin sein, wirklich trotz des originellen Namens nichts besonderes. Während wir die Angkor Thom Tempel besichtigt haben, hat mein Reiseleiter davon gesprochen, dass das Verzehren von Kobras ja an sich verboten wäre, wenn ich aber gerne eine probieren würde, nun, es gäbe Mittel und Wege, er müßte nur den einen oder anderen Jäger anrufen und in ein paar Tagen könnte ich dann in einem Lokal seiner Wahl Kobra essen. Das Fleisch sei ja um so viel besser als Huhn! Obwohl er auch noch angeführt hat, dass der Kopf mit den Giftzähnen natürlich abgetrennt würde, habe ich höflich ablehnen müssen. 2. August 2011 Mein Flug nach Kambodscha hatte lediglich vier Stunden Verspätung. Zum Glück habe ich vor einigen Tagen ein recht gutes Buch gegen einen Schundroman getauscht und somit hunderte Seiten über Betrug und Vertrauensbrüche zu lesen gehabt. Unter den gegebenen Umständen war das bei näherer Betrachtung doch kein Schund. Meine ersten Eindrücke von Siam Reap? Bücher werden scheints exklusiv von Landminenopfern verkauft; einer hat sogar seine eigene Geschichte als Buch im Sprtiment gehabt. Andere Dinge werden nicht auf der Straße verkauft. Ein großer Supermarkt im Stadtzentrum hat an der Kassa, dort, wo sonst Süßigkeiten und Kaugummi ausliegen, Viagra in der praktischen Viererpackung um wohlfeile zehn Dollar im Angebot. Erhaltener Kommentar: Hast Du jemanden gesehen, der diese Tabletten gekauft hat? Wäre das nicht großartig, um in den lokalen Tratsch einzusteiegen? :-) Erhaltener Kommentar: Ich weiß Deinen Blog wirklich zu schätzen! Apropos Blog: Glaubst Du nicht, dass Du Deinen Blog in ein E-Book umwandeln solltest, damit andere Reisende, die mit „bloßen Verspätungen von vier Stunden“ konfrontiert sind, auch etwas zu lesen haben? Illustriert natürlich mit vielen Margitangela-Bildern! 1. August 2011 Ich habe mich heute länger mit einem jungen Mönch unterhalten, der IT Administrator werden will. Daneben haben sich sich seine Mönchsfreunde im Armdrücken geübt. Eine Mönch hing klimmziehend im Baum. Nicht weit entfernt davon ist einer in der Kutte am Tempeleingang lesend am Bauch gelegen. Die Welt in Laos ist sicher auch nicht mehr das, was sie einmal gewesen ist. In unmittelbarer Nähe des Tempels sind einmal mehr riesige, lebende Schmetterlingsraupen als Snack angeboten worden. Manche sind giftgrün, die anderen hundstrümmerlbraun. Wespenraupen sind natürlich auch wieder im Angebot gewesen. Wer allergisch auf Wespenstiche ist, sollte keine Raupen essen. Mein Reiseleiter hat mir erklärt, er bekomme als Allergiker ab fünf verzehrter Raupen Erstickungsanfälle und einen unangenehmen, roten Ausschlag. Man muß eben wissen, wann genug ist, scheint er mir mit einem vielsagenden Blick zu bedeuten. Ich gebe eine 111 wahrheitsnahe eine-Wespe-kann-mich-krankenhausreif-stechen-Allergie an und bin vom Raupenkosten somit befreit. 31. Juli 2011 Wannimmer ich meine Laosreise in den letzten Monaten gegenüber Leuten angesprochen habe, die schon einmal in Laos waren, war die einhellige Reaktion ein mit glänzenden Augen gehauchtes „oh Laos!“. Was ich nun besser verstehen kann. Laos ist sicher anderes. Entspannt, niemand will einem etwas verkaufen, alle scheinen sehr entspannt. Am lokalen Gemüsemarkt gibt es getrocknete Büffelhaut für die traditionelle Suppe, getrockneten Seetang aus einem Seitenarm des Mekong, frische Schnecken und lebende Schmetterlings- und Wespenlarven. Im Nationalmuseum (dem ehemaligen Königspalast) habe ich die Buddhaskulptur Phra Bang gesehen, von der die Stadt ihren Namen ableitet. Klöster heißen hier „Vat“ und nicht „Wat“ wie in Thailand. Die Mönche haben heute einen Pflanztag gehab. Allerorten sind Bäumchen, Blumen und Gemüse gepflanzt worden. Manche der Mönche haben ihre grellorangen Kutten so gekonnt zum Lendenschurz geknüpft, dass sogar Tarzan vor Neid erblassen würden. Aber auf der anderen Seite kann man sich Tarzan dann auch wieder schlecht als Gärtner beim Baumpflanzen vorstellen. Ich bin sicher keine Expertin in Sachen Werbung, aber ein Slogan wie “wir tun unser bestes” ist meines Erachtens nicht unbedingt vertrauenserweckend. Und noch in einer ganz anderen Sache: Ist es nicht interessant, dass man manchen Leuten gar nicht zu sehr nach dem Mund reden kann und andere wiederum mißtrauisch werden, wenn man ihnen einmal Recht gibt? 30. Juli 2011 Die gestrigen 170 Kilometer entlang des Mekong waren ganz und gar anders, als die heutigen 130 Kilometer nach Luang Prabang: gestern strahlende Sonne, heute Schnürlregen. Um ehrlich zu sein, war die Fahrt heute noch eindrucksstärker, gerade wegen des Regens. Unterwegs haben wir die Tham Ting Höhlen mit den tausend hölzernen Buddhafiguren besucht und die darüberliegende Pak Ou Höhle. Erhaltener Kommentar: Dein Blog ist so gut geschrieben; läßt mich an unsere letzten Gespräche denken. 29. Juli 2011 Zwischen Nordthailand und Laos ist der Mekong die Grenze. Von meinem Zimmer habe ich also bis heute Früh quasi nach Laos hinübergeschaut, bevor es dann mit einem kleinen Boot ans andere Flußufer und zum Grenzposten gegangen ist. Die Einreise- und Visaformalitäten sind harmlos und zum hölzernen Langboot nach Luang Prabang hat man zu Fuß gehen können. Angeblich wird in Laos immer noch Opium angbaut und verwendet. Davon bemerkt man allerdings entlang des Flusses nichts. Die zweitägige Fahrt entlang des braunen Mekongs, der sich sehr malerisch von der tiefgrünen Landschaft abzeichnet, wird in Pakbeng unterbrochen, wo man auch die Nacht verbringt. Mein Hotelzimmer dort war ein perfekter Würfel, der einheitlich mit hochglanzpoliertem Teakholz verkleidet war: Decke, Wände, Boden, Türen, alles. Ich habe mich wie im Schiffsbauch eines antiken Schiffes gefühlt. Oder wie auf einer Almhütte in den Alpen, die dann natürlich nicht aus Teakholz wäre und mich nicht bei gefühlten fünfzig Grad und hoher Luftfeuchtigkeit langsam garen ließe, aber es ist ja auch nur eine Analogie. 112 Die lokalen Restaurants kennen als Hintergrundmusik wenig anderes als Bob Marley, unterbrochen von den Beatles. Warum muss es eigentlich so sein, dass egal wo man auf dieser Welt hinkommt, Bob Marley schon dort ist? Eines der Geschäfte in Pakbeng war, soweit weiters nicht verwunderlich, auf Mobiltelefone spezialisert, hatte aber - und das war durchaus bemerkenswert - unter anderem gefälschte Nokia-Handies für vier SIM-Karten im Angebot. Das unmittelbar benachbarte Geschäft war auf Werkzeug und Motoröl spezialisiert – von letzterem hat es sicher 15 Sorten lagernd gegeben. Die BH-Auswahl dort war allerdings weniger berauschend: ein einziger weißer, bereits etwas vergilbter BH inmitten etlicher Arbeitshandschuhpaare. Erhaltener Kommentar: Das klingt ja furchtbar! Stell Dir vor Du bist auf der Suche nach einem neuen sexy BH und hast nur solche Geschäfte! 28. Juli 2011 In Chiang wieauchimmer ist der Hund begraben. Wie angenehm! Der lokale Tempel wird nur von der benachbarten Mobilfunkantenne überragt und im Restaurant serviert man gebratene Franzosen („French Fried“). Der Guide Routard Thailande liegt dort im Regal ganz oben; den haben die Franzosen dort wohl noch rasch abgelegt, bevor sie herausgebraten wurden. Mein Zimmer hat einen schönen Balkon mit Blick auf den Mekong. Zwischen der steilen Böschung und dem Fluß ist eine gepflasterte Strasse, die man entlangwandern könnte, wüßte man, wie hinuntergelangen. An der Rezeption starrt man mich nach zweimaliger Aufforderung, langsam zu sprechen nur entsetzt an. Dann steht eine Art Golffahrzeug bereit und bringt mich etwa 120 Meter weit zu grasüberwachsenen Stufen. Der Fahrer ruft mir nach „seien Sie vorsichtig!“ und klingt dabei wie der Australier vor ein paar Monaten, der mir als seiner Meinung einzig wirklich wichtige Warnung ein: „Vorsicht bei braunen Schlangen!“ mitgegeben hat. Der Abstieg und auch der Spaziergang waren überraschenderweise völlig harmlos. Mit Ausnahme der kleinen schwarzen Fliegen vieleicht, die sich am Mekong sehr wohl zu fühlen scheinen. Man fühlt sich mit der Zeit wie mit kleinen schwarzen Fruchtfligen überzogenes Obst. Andernorts ist das gering toruistische Gebiet hier wie ein allgemeiner Intelligenztest nach dem Motto „streichen Sie, was nicht dazugehört“. Geschäftsreihen etwa: Thai Massage, Thai Massage, Café mit Sandwichangebot, Mönchsausstatter, Neonröhrenfachgeschäft, Thai Massage, Thai Massage. 27. Juli 2011 Nachdem ichmich die letzten zwei Tage lang im Hotel in Bangkok versteckt habe – nein, ich kann KEINEN Schneider empfehlen und nein, Glorious Tailors sind nicht glorios – bin ich heute nicht nach Chiang Mai, sondern nach Chiang Rai geflogen, um von dort zwei Stunden lang weiter in den Norden nach Chiang Khong zu fahren. Chiang Khong ist im Dreiländereck zwischen Thailand, Myanmar und Laos. Am Flughafen in Bangkok gibt es übrigens für Mönche reservierte Sitzplätze. Ältere, Behinderte, Schwangere und Frauen mit Kindern dürfen dort aber auch sitzen. 26. Juli 2011 Ein sehr treffender Kommentar zu meiner Anmerkung zu Brutus war: „Im Haifischbecken haben die vegetarischen Fische die schlechteren Karten - und sie sollten sich nicht zu sehr mit den netten Haien abgeben...“ Wie wahr, wie wahr. Vor einiger Zeit habe ich mich hier gefragt, wie viele Leute wohl diesen Blog lesen bzw. meine Webseite frequentieren. Ein sehr hilfreicher Hinweis hat mich daraufhin auf 113 Google Analytics gebracht. Nd siehe da, seit ich das Programm vor vier Tagen installiert habe, hat es 103 Besuche von 6 Kontinenten und 18 Ländern gegeben! Erhaltener Kommentar: Ich bin ein regelmäßiger Besucher Deines kultivierten Blogs und reise im Gedanken mit Dir! Erhaltener Kommentar: Wir hoffen, dass Du die Reise trotz der Haie gebührend genießen kannst! Es gibt nur ganz wenig Menschen die so etwas durchziehen können. Du fliegst sozusagen souverän über das Haifischbecken! 25. Juli 2011 Jet Airways hat mich von Kathmandu via Neu Delhi nach Bangkok gebracht. In Neu Delhi bin ich leider lediglich von einem zum anderen Ende des Fughafens gerannt, um mit den letzten in den Anschlußflieger einzusteigen, bevor sie hinter unseren vor Anstrengung roten Köpfen die Flugzeugtüren geschlossen haben. Es ist recht beunruhigend, wenn man den letzten Aufruf zum Einsteigen hört, wärhend man noch bei der Sicherheitskontrolle steht. Obwohl es einen weltweiten Trend dazu gibt frage ich mich doch, was eigentich der Grund dafür ist, dass die ankommenden Flugzeuge immer so weit wie nur irgend möglich von den Anschlußfliegern geparkt werden, sodaß Passagiere nur unter Aufbrinngung der wirklich allerletzten Kräfte und hilflos hechelnd ans andere Ende des Flughafengebäudes gelangen können... Aber nach alldem bin ich dennoch pünktlich im Land der Tom Yam Suppe angekommen! Wenn ich darüber nachdenke, tut mir die Zehe von der letzten Thai Massage in Chiang Mai (siehe Blogeintrag vom 25. und 26. Februar 2011) immer noch weh, trotzdem habe ich es wieder einmal versucht und diesmal war die Massage einfach wunderbar. Diesmal bin ich nur zwei Nächte lang hier – das Hotel Me Style Place ist cool wie eh und jeh - und versuche, meinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Hoffentlich keine Betrügereien diesmal! 24. Juli 2011 Nach einer letzten, langen Autofahrt von Pokhara zurück nach Kathmandu und einem letzen Besuch im wunderschönen Dream Garden bin ich noch für eine Nacht im I Kantipur Temple House Hotel, bevor es weiter nach Thailand geht. Viele Leute, die ich unterwegs treffe, scheinen ihren Aufenthalt in Nepal mit einer Indienreise zu kombinieren. Dort ist Varanasi ein Evergreen, eine der ältesten Städte der Welt und nicht zuletzt deswegen bekannt, weil dort einem hinuistischen Ritual folgend Tote am Ufer des Ganges in der Öffentlichkeit verbrannt werden. Angeblich kann man allerdings nicht verbrannt werden, wenn man a) ein Kind, b) ein Mönch, c) ein Leprakranker oder d) von einer Kobra gebissen worden ist. In disen Fällen wird den Betreffenden lediglich ein riesiger Stein umgebunden, mithilfe dessen sie dann im Ganges versenkt werden. 23. Juli 2011 Gestern Abend habe ich eine Pizza „Nepalitalia“ mit Yakkäse gegessen. Der Kellner hat auf meine Frage „getrockeneter oder frischer Käse?“ gemeint, frisch, allerdings sei das Aroma „ein bißchen sehr gewöhnungsbedürftig“. Überraschenderweise war die Pizza dann aber wirklich ausgezeichnet. Überraschenderweise deshalb, weil ich ja in Bhutan getrockneten Yakkäse probiert habe, einen lokalen Snack aus der Bumthanger Gegend. Die steinharten, getrockneten Käsestückchen werden auf weißem Bindfaden aufgefädelt und als Art Halskette verkauft - sehr praktisch für längere Routen. Nachdem ich aber nur ein Stück kosten wollte und mir nicht nach einer ganzen, säuerlich-ranzig riechenden Kette zumute war, bin ich in ein Geschäft vorgedrungen, wo man auch Einzelstücke kaufen hat können, die in großen, durchsichtigen Plastikzuckerlbehältern aufbewahrt werden. Nach einem etwa fünfminütigen, hektischen Gespäch, in dem der Behälter 114 mehrmals kräftig geschüttelt worden ist und in dessen Verlauf die Verkäuferin und meine Reiseleiterin sicher jeden Käse mindestens einmal in der Hand gehabt, begutachtet und gegen das Licht gehalten haben, ist dann die Entscheidung für mein Käsestück gefallen. Mein einziger Gedanke war, ich kann nur von Glück sprechen, wenn ich davon nun nicht krank werde. Zum Glück habe ich den Käse gut überstanden, wenngleich er aber sicher nicht das kulinarische Highlight meiner Reise war. 21. und 22. Juli 2011 Vom Chitwan Nationalpark bin ich weiter nach Pokhara gereist. Pokhara ist eine an einem See gelegene, angenehme Stadt im Nachbartal, etwa 200 Kilometer von Kathmandu entfernt. An sich gehen von hier die meisten Expeditionen ins Annapurnamassiv aus, aber nachdem Monsumsaison ist, sind nicht viele Wanderer hier. Eigentlich sind insgesamt nicht viele Touristen hier. An meinem ersten Abend war außer mir abends im strömenden Regen nur der lokale Drogendealer unterwegs. Man hat sich freudlich zugenickt. Entlang des Sees gibt es mehrer Ruderbootanlegestellen, von denen man sich entlang des Sees und zu einem kleinen Tempel auf einer Insel bringen lassen kann. Die meisten Touristenattraktionen habe ich an den ersten beiden Tagen bereits abgeklappert. Neben einem recht interessanten Bergmuseum – viele der 8.000-ender sind von Österreichern, Schweizern und Franzosen zum ersten Mal erklommen worden – waren ein Wasserfall und eine Flußmpndung mitten in der Stadt recht interessant. Und dann natürlich eine Teppichmanufaktur in einem Tibetanischen Flüchtlingslager, das interessanterweise auch als Touristenattraktion bekannt ist. Ansonsten kann man hier gut Kaffee trinken und Zeitung lesen, unterbrochen nur von der einen oder anderen Kuh, die am Rande des Gesichtsfeldes durch die Szenerie marschiert. 20. Juli 2011 Für Dante war Brutus das Musterbeispiel schändlichen Verrats. Im „Inferno“ der Göttlichen Komödie befindet er sich zusammen mit Judas Ischariot und Cassius im innersten Kreis der Hölle, wo Satan beständig an ihm nagt, ihn aber nie völlig verzehrt. Seit gestern bin ich im Nepalesischen Chitwan Nationalpark. Leider herrscht hier ein Monsun, der diesen Namen auch wirklich verdient. Der Djungel und selbst die Wiesen sind matschig und es wimmelt nur so von Blutegeln. Heute sehr zeitlich am Morgen war eine Wanderung durch den Park auf dem Programm, aber außer ein paar Termiten, Vögeln und den besagten Blutegeln war leider nichts an „Wildlife“ auszumachen. Umso schöner war dann aber der Elefantenritt am Nachmittag. Ich habe mir mit einer dreiköpfigen nepalesischen Familie einen Elefanten bzw. die Sänfte auf dessen Rücken geteilt. Man erklimmt den Elefanten über eine Plattform, von der man bequem auf Sänftenhöhe zusteigen kann. Man sitzt jeweils an einer Ecke der Sänfte, läßt die Beine an der Seite des Elefanten baumeln und blickt im 45-Gradwinkel über den Elefantenkopf bzw. das Elefantenderriere. Das Highlight waren sicher ein Rhinozeroß, das drei Meter vom Elefanten entfernt gegrast hat und zwei Flußüberqeurungen, bei denen der Elefant teilweise geschwommen ist und dabei graziös das Schwänzchen in die Luft gehalten hat. 19. Juli 2011 Als ich gestern durch Kathmandu spaziert bin, habe ich eigentlich nur an eines gedacht, nämlich, dass ich mich am liebsten in einen Beserlpark setzen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen würde. Kaum gedacht, bin ich auch schon vor dem Eingangstor eines wunderschönen Parks gestanden, dem sogenannten „Garden of Dreams“ – 115 angelegt in den 1920er Jahren von Kaiser Sumsher Rana, einem Bewunderer von Kaiser Franz Joseph (daher auch der selbstgewählte Name „Kaiser“). Die diversen Pavillions, idyllische Ecken, Statuen, der Seerosenteich und das Amphietheater sind über lange Zeit vor sich hin verfallen, bis ein Österreichisches Entwicklungshilfeteam den Park wirklich mit Liebe zum Detail restauriert hat. Daher auch das Kaffeehaus namens „Kaiser“ mit der Sachertorte, dem Wienerschnitzel und dem Backhendl auf der Karte, wo ich dann den restlichen Nachmittag zeitunglesend, melangetrinkend und sachertorteessend (!) verbracht habe. Stimmt einen schon sehr melancholisch. Wien mit den Geräuschen von Kathmandu rundherum. Erhaltener Kommentar: Ist das Schnitzel dort vom Kalb? Du siehst, welche Fragen einen Wiener wirklich bewegen!! Antwort: Ich gehe davon aus, zumal die Kälber sich in Kathmandu ja sozusagen selbst frei Haus liefern und auf Gehsteigen und am Strassenrand herummäandern. http://www.gardenofdreams.org.np/ Die Fahrt zum Chitwan Nationalpark, etwa 180km östlich von Kathmandu war wegen der hochsommerlichen Schwüle ungemein anstrengend. Die Strasse windet sich durch diverse Täler und man ist nie allein, irgendwo fährt oder hängt immer gerade ein LKW oder Bus. Es hat allein zwei Stunden gedauert, um aus Kathmandu-Stadt hinauszukommen. , wholesale Eiermann, Leute, die sich am Strassenrand einseifen, Schwüle Park, österreichische Speisen 18. Juli 2011 Interessanterweise ist die Bhutanesische Gesellschaft anders als die - grob gesprochen – europäische nicht schuldbasiert. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten zenh Tagen auch nur ein einziges Mal ein „tut mir leid“ oder „Entschuldigung“ gehört zu haben. Es gibt nicht einmal dann eine Entschuldigung, wenn etwas wirklich schief geht. Heute Morgen habe ich für den Rückflug nach Kathmandu eingecheckt (zwei Stunden 45 Minuten Verspätung, keine Entschuldigung), meinen Boardingpass bekommen, bin durch die Paßkontrolle gegangen, wo mein Boardingpass kontrolliert und abgestempelt wurde, habe mich in der Wartezone hingesetzt und eher zufällig auf den Boardingpass geschaut. Dort ist in großen Lettern gestanden Mr. Martin Donald James, Bestimmungsort: Neu Delhi. Also bin ich rückwärts wieder durch die Paßkontrolle (nicht einmal ein müdes Lächeln über den Fehler) und in die Check-In Halle, wo mir dann ohne den Wink eines Bedauerns ein Boardingpass auf meinen Namen ausgestellt und mein Gepäck statt nach Neu Delhi nach Kathmandu umgeleitet worden ist. All das erscheint einem durchaus bemerkenswert, wenn man aus einer Gesellschaft kommt, die sich ständig, zweihundert Mal am Tag und für alles und jedes entschuldigt. Bevor ich mich in die Schalterhalle begeben habe, habe ich versucht, diesen Mr. Martin ausfindig zu machen in der Hoffnung, dass er meinen Boardingpass hätte. Das hat mich als positiven Nebeneffekt mit einer sehr netten Gruppe aus Australien bekanntgemacht.Schluendlich habe ich Herrn Martin auch tatsächlich gefunden und festgestellt, dass wir uns eigentlich ja kannten, da wir gestern schon längere Zeit in der Hotelbar geplaudert haben. Er wußte von nichts, auch nicht davon, dass er hätte nach Neu Delhi fliegen sollen. Sein Boardingpass lautete auf seinen Namen, nach Kathmandu und glücklicherweise auf einen eigenen Sitzplatz. 116 17. Juli 2011 Die Wanderung zum Tiger’s Nest, einem Kloster hoch über Paro auf etwa 3.000 Meter Seehöhe hat mich an meine Belastungsgrenze gebracht und mir klar gemacht, dass mein seinerzeitiger Einfall, bis zum Mount Everest Base Camp zu wandern eine vöölige Schnapsidee gewesen ist, von der mir Eltern und gute Freunde zum Glück milde kopfschüttelnd abgeraten haben. Ich hätte mich auch mittles Pferd zum Tiger’s Nest bringen lassen können, habe aber nachdem die Abwägung Pferdeangst versus Angst vor Höhenkrankheit zu Gunsten der Pferdeangst ausgegangen ist, davon Abstand genommen. Beim Aufstieg habe ich eine neue Seite an mir entdeckt; ich scheine hochgradig giftig zu sein. Bei der ersten Fliege, die mich angeflogen, aufgesessen und mehr oder weniger augenbicklich verendet ist, habe ich mir noch nicht viel geacht. Nach Nummer zwei und drei wird man dann aber nachdenklich. Vielleicht ist es aber auch an der halben Dose Insektenvertilgungsmittel gelegen, die ich vorgestern in meinem Zimmer ausgesprüht habe, nachdem ich einer übergroßen Küchenschabe angesichtig worden bin. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich nach so vielen Monaten des Reisens schmutzresistenter geworden bin oder leichter damit leben kann, dass ich oder um mich nicht immer alles ganz sauber ist. Leider nein. Aus dem einen oder anderen Grund habe ich etwa meine (einzige) Jeans seit Südafrika nicht mehr waschen können. Mit viel Phantasie kann man sich vorstellen, dass sie einmal blau gewesen sein muss. Wenn ich sie abends ablege, ist es nicht nötig, sie aufzuhängen; ich kann sie wie sie ist in eine Ecke stellen. 16. Juli 2011 Wieder eine lange Fahrt, dismal retour nach Paro. Wir haben unterwegs an einem Brunnen mit heiligem Wasser angehalten. Man nimmt einen Schluck oder zwei, wäscht sich Gesicht, Hände, Genick und was man sonst noch leicht erreicht und alle Sünden sind weggewaschen. Im ältesten Fort (Dzong) des Landes war der Onkel meiner Reiseleiterin. Er ist stellvertretender Abt im Klosterteil des Forts und hat uns zu sich in die Mönchszelle zu Tee und Gebäck bzw mit Butter abgeschmalzenem, gebratenem Reis (ein lokaler Snack, den man mit den Fingern ißt) eingeladen. Die Mönchszelle war überraschenderweise sehr gemütlich. Die Wände waren türkis gestrichen und mit Bildern anderer Mönche und der Königsfamilie behängt, der Holzboden einladend, das Bett mit einem rosa Moskitonetz verhangen, zwei Fauteils, eine dicke Meditationsmatte am Boden, eine schöne alte Kommode an einer Wand, ein Kühlschrank, Wasserspender, ein Fernseher. Der Fernseher war eingeschaltet und so haben wir erst Tee getrunken und der Ansprache des Königs im Fernsehen gelauscht. Ich habe natürlich kein Wort verstanden, aber der König ist sehr gutaussehend, hat eine angenehm sonore Stimme und eine sehr entspannte, gewählte Art zu sprechen und was will man eigentlich mehr von einem König? Die Reiseleiterin und ich sind auf den Fauteils gesessen, der Mönch selbst ist auf der Seite in seinem Bett gelegen, das rosa Moskitonetz schön über die dunkelrote Robe drapiert. Ich habe gesagt, er schaue as wie Buddha selbst. Er hat nur gelächelt und gemeint, seine Intention sei es, der künftige Buddha zu werden und warum nicht bei jeder Gelegenheit üben? Und zudem, als er klein war und in das Kloster eingetreten ist mußten alle Mönche in dieser Position schlafen. 15. Juli 2011 Von Bumthang ist es heute wieder über lange, gewundene Bergstrassen und nebelverhangene Täler zurück nach Punakha gegangen. Unterwegs gab es leider nur eine Sehenswürdigkeit, nämlich das größte Fort (Dzong) Bhutans, das Trongsa Dzong. 117 In so vielen Ländern habe ich mich schon gefragt, was was wir eigentlich vor der Einführung der Flip Flops bzw. der Plastiksandale an sich gemacht haben? Ganze Nationen scheinen nichts anderes zu tragen. Mir klingt noch immer eine Geschichte im Ohr, die mir vor ein paar Tagen erzählt worden ist. Der Oma des Betreffenden ist im Bhutansischen Gebirge von einem Bären das Gesicht halb abgebissen worden, als sie 26 Jahre alt war. Angeblich hat sie die Episode stärker gemacht. Sie hat mit dem dürftig zusammengenähten, halbabgebissenem Gesicht weitergelebt und ist 96 geworden. 14. Juli 2011 Bumthang ist wie erwähnt die heiligste Stadt in Bhutan. Es gibt hier Tempel, die auf das 7. Oder 8. Jahrhundert zurückgehen und Festungen aus dem 17. Jahrhundert, die heute noch teils als Klöster, teils als Regierungs- und Verwaltungssitz Verwendung finden. Die Anzahl der Gottheiten ist im allgemeinen für den Laien unübersichtlich. Guru taucht immer wieder auf, er hat den Buddhismus nach Bhutan gebracht, Pema Lingpa aus dem frühen 16. Jahrhundert, Held und Stifter vieler Klöster, Zhabdrung Ngawang Namgyal, der das Land vereint hat und natürlich Buddha in seiner früheren, gegenwärtigen und künftigen Form samt seiner 16 Jünger, auch Arhats genannt. Die LKWs sind bunt und haben an der Frontseite oft Äuglein aufgemalt, was ihnen ein sehr heiteres Antlitz verleiht. Entlang der Strassen sind Frauen mit Ochsen kein untypisches Bild. Im wesentlichen unterscheidet sich das ja kaum von Europa, nur, dass dies dort oft im übertragenen Sinn der Fall ist. Marihuana wächst hier als Unkraut am Straßenrand und wird an die Schweine verfüttert, was sie, wie mir die Einheimischen versichern, zu glücklichen Schweinen macht. 13. Juli 2011 Nach 10 langen Autostunden bin ich ausgehend von Punakha in Bumthang angekommen, dem spirituellem Zentrum von Bhutan. Unterwegs haben wir einen Abstecher ins Phobjikha Valley gemacht und dort ein Kloster besucht, in dem die Mönche gerade dabei waren, Pferde und Ponys wie Pfingstochsen aufzuputzen. Tradition und Moderne vermischen sich zusehends. Um zum Allerheiligsten der buddhistischen Tempel vorzudringen, muss man die Schuhe ausziehen, alles ist sehr feierlich, oft musizieren ein paar Mönche oder rezitieren Gesänge und immer gibt es einen Mönch, der die Gläubigen segnet und ihnen heiliges Wasser anbietet. Anders als in Myanmar dürfen die Mönche hierzulande auch Besitz haben. Manche haben Autos, fast alle Handys. Und so ist es immer wieder erstaunlich, wenn man seitens der Reiseleitung flüsternd in die Details des Tempels eingeführt wird und gleichzeitig ein Mönch nicht nur einen Anruf erhält, sondern diesen auch annimmt und lautstark telefoniert. Eine Reisebekanntschaft, die in dieselbe Richtung unterwegs war hat sich als vietnamesischer Exhippie entpuppt, der 160 Länder auf dem Landweg besucht hat und jedem, der ihm unterkommt, ungefragt die Landkarte mit seinem beschrittenen Weg unter die Nase hält. Man könne ihn, wie er nicht müde wird zu betonen, alles fragen, alles, was sich allerdings insofern als haltloses Versprechen entpuppt, als man einfach nie zu Wort kommt. Es ist schön, der einzige Gast in einem Hotel zu sein. Man bekommt ein schönes Zimmer, Tee wann immer man will und hat zudem den Wachhund für sich. Exklusiv vor der Zimmertüre. Auch ein Grund, das Zimmer nicht zu verlassen. 12. Juli 2011 118 Der Devine Madman wird mir immer sympathischer. Heute habe ich seinen Tempel aufgesucht und bin dort, schneller als ich bis drei zählen habe können, gesegnet worden. Die Segnung ist mittels dreier Phalli vonstatten gegangen, die ein Mönch simultan auf meinen Kopf hat fallen lassen. Einer war aus Holz, der zweite, relativ überdimensionale aus Elfenbein und der dritte, relativ gesehen eher mickrige aus Stein. Die überraschende Segnung und vor allem glaube ich der doch harsche Aufprall des hölzernen sowie des steinernen Phallus hat verhältnismäßig weh getan. Nun bin ich vier Tage in Bhutan und esse eine der Nationalspeisen, in die Hälfte geschnittene und mit Tomaten, Zwiebeln und Käse gebratene Cillis als gäbe es kein Morgen. Am gestrigen Abend habe ich eine längere Diskussion mit einem Buddhisten geführt, in der wir die relativen Vorteile des Stupaumrundens im Falle betagter Buddhisten besprochen haben, im wesentlichen zwei, nämlich a) führt dies dazu, dass im Verhältnis zu einem Altersheim weniger Zeit zum Besprechen der Krankheiten besteht und b) dass es sich um einen idealen Ort für Romanzen im Alter handelt. Wir sind weiters zum Schluß gekommen, dass sich das Konzept leider nicht 1:1 auf Europa übertragen läßt, da man höchstwahrscheinlich relativ schief angesehen würde, würde man den ganzen lieben Tag lang im Uhrzeigersinn um eine Kathedrale mrschieren. Erhaltener Kommentar: Das Kirchenumrunden machen wir beim 4-Bergelauf auch, dürfte doch vertiefend oder glaubensverfestigend wirken. Habe wieder einmal Deinen Blog gelesen……..sehr schöne und vielseitige Eindrücke! Alles Gute und komme mit der Reise gut voran. Antwort: Mea maxima culpa für die Ignoranz! 11. Juli 2011 Abgesehen von manchen jüngeren Männern, die – angeblich wegen einem Film im vergangenen Jahr, in dem der Held ein solches Leiberl angehabt hat – vorwiegend in Superman T-Shirts herumlaufen trägt man in Bhutan noch stolz die Nationatracht. Für Männer besteht sie aus einem riesigen Tuch, das gekonnt um die Schultern geschlungen und mit einem Gürtel so verknotet wird, dass es ein Kilt und eine Bluse gleichzeitig ist. Die Bluse ist angeblich die größte Tasche, die man(n) weltweit am Körper trägt. Man kann dort alles aufbewahren, wie mir versichert worden ist. Ich vermute dass dann, wenn jemand unangenehm zu riechen beginnt in dieser Tasche nach Verdorbenem gesucht wird. Auf der extensiven Sightseeingtour durch die Hauptstadt (Nonnenkloster, Nationalbibliothek, Volkskundemuseum, Zentrum für traditionalle Medizin, Weberei, Hauptpostamt, Nationalbank und Handwerkszentrum) haben wir heute zweimal die Queen Mother begegnet, trotz Besichtigung des Königspalstes allerdings nicht den König selbst. Im Prinzip ist das auch kaum nötig, prangt doch sein Konterfei so gut wie überall. In Bhutan kennt man keinerlei Stress, gearbeitet wird von 9 bis 5 und wenn man alt ist, hat man nur im Uhrzeigersinn rund um eine Stupa zu marschieren, wenn möglich mit einer Gebetsmühle in der Hand. Erhaltener Kommentar: Wie schnell die Zeit vergeht! Eben warst Du noch in Sansibar am Strand und schon bist Du in Bhutan. Schade wegen der Dusche in Kathmandu, aber immerhin hast Du den Everest gesehen, ich beneide Dich! Antwort: UND die BIG FIVE in Südafrika auch! 10. Juli 2011 Beim Frühstück sagt mir die Kellnerin, sie würde viel lächeln, weil nämlich schon ihre Großmutter gesagt hätte, lächeln kostet nichts. Sie fragt mich weiters, ob ich denn wohl auch glücklich sei in Bhutan. Nach etwa 20 Stunden im Land kann ich nur sagen, soweit 119 ja. Nach dem Frühstück geht es von Paro in die Hauptstadt Bhutans, Thimphu. Am Wegesrand naschen Kühe an den niedrigen Ästen der Bäume. Auf Hausmauern und gern auch über Eingangstüren prangen enorme aufgemalte Phalluse. Was moralisch ist und was nicht, divergiert stark zwischen den Kulturen. Angeblich hat ein etwas ungewöhnlicher, im 15. Jahrhundert aus Tibet eingewanderter Heiliger, bekannt auch als Heiliger Verrückter, das Symbol zur Abwehr von Dämonen eingeführt. Seine Anhänger pinseln es daher heute noch an die Hausmauer. Werbetafeln sind in Bhutan verboten und so sieht man oft erst auf den zweiten Blick, was Geschäfte hier so verkaufen. Manche sind Herren- manche Mönchsausstatter. In der lokalen Buchhandlung hängt eine Tafel mit der aktuellen Frage: „Die wichtigste Lektion, die ich im Kindergarten gelernt habe, war...“. Man kann PostIts mit Kommentaren anbringen. Was bisher dort angeschlagen ist, ist eigentlich nicht der Rede wert. Meine Kindergartenerfahrungen waren mir dann aber doch zu pesönlich, als dass ich sie hätte an die Wand heften wollen. 9. Juli 2011 Zeitlich morgens bin ich bei recht ordentlicher Sicht entlang der Himalayas nach Bhutan geflogen. Mein Reiseführer sagt, Bhutan sei Nepal für das Jet Set, verlangen die Behörden Bhutans doch, dass man alles über ein akkreditiertes Reisebüro organisiert und dafür mindestens 200 US Dollar pro Tag ausgibt. In dieser Summe ist allerdings dann alles enthalten, was man als Tourist so braucht, Verpflegung, Unterkunft, Transport, Sightseeing mit Guide etc. Wie schon in Nepal ist mir wieder eine Frau als Guide zur Seite gestellt worden, diesmal jemand, der einen Hochschulabschluß in Englisch hat und dadurch sehr gut zu verstehen ist. Bisher haben wir lediglich das Nationalmuseum besichtigt, alles sehr interessant. Bhutan hat nur etwa 700.000 Einwohner, ist seit 2008 eine konstitutionelle Monarchie wobei es die Einwohner angeblich lieber bei einer Monachie belassen hätten. Als Indikator für Wohlstand wird hier nicht das Bruttoinlandsprodukt gemessen, sondern die allgemeine Zufriedenheit, vulgo der Bruttoglücklichkeitsindex. 8. Juli 2011 Wieder in der Metropole Kathmandu scheint zur Abwechslung die Sonne. Auf der Straße wird mir beständig Haschisch angeboten, was strahle ich eigentlich dieser Tage aus? Eine Bekanntschaft aus Jordanien sagt mir, das sei ganz normal, als Mann würde ihm auch noch anderes angeboten werden. Von einem Fremden gefragt zu werden, was bisher die beste bzw die schlimmste Erfahrung während der Reise war, hat mich zum Nachdenken gebracht. Die beste war sicherlich, in Mandalay meinen Geburtstag am vorangeheden Tag vorhergesagt zu bekommen. Und die schlechteste Erfahrung? Ich habe gebrochene Versprechen angeführt, was aber eigentlich, und das stimmt wohlt, nicht die Reise direkt betrifft. In diesem Sinn war es dann wohl, in Saigon bestohlen und in Bangkok betrogen worden zu sein. Alles in allem kann ich mich aber nicht beklagen, die neun Monate seit ich am 1 Oktober in Richtung Los Angeles aufgebrochen sind, waren fantastisch! 7. Juli 2011 Leider ist Regenzeit in Nepal. Und es regnet wirklich oft heftig, was es umso erstaumlicher macht, dass unter einem Knirps bis zu drei Nepalesen Platz finden. Nepal hat zu Mitteleuropa vier Stunden und 45 Minuten Zeitunterschied, angeblich, um sich von den viereinhalb Stunden abzugrenzen, die Indien Europa voraus ist. Was es hier auch gibt, ist eine „lebende Göttin“, Kumari Devi genannt. Es handelt sich bei der Kumari um ein junges Mädchen, dass etlichen Anforderungen und Schönheitsidealen 120 entsprechen und eine Mutprobe bestehen muss, um bis zu ihrer ersten Menstruation als lebende Göttin verehrt zu werden. Kathmandu hat kulturell unglaublich viel zu bieten. Paläste, Stupas und Tempel, wohin man blickt. Gestern war ich bei der größten tibetischen Stupa (Boudha) außerhalb Tibets, sehr malerisch mit all den Gebetsflaggen und den aufgemalten Augen Buddhas, die einem überallhin zu folgen scheinen. Nach dem gestrigen Besuch in der zweiten Königsstadt neben Kathmandu, Patan, war ich heute in der dritten Königsstadt Bhaktapur. Danach ist es nach Nagarkot in den Bergen weitergegangen, wo mein Hotel „Country Villa“ nicht nur einen schönen Ausblick auf die Himalayas hat, sondern auch einen Stromausfallsplan! 6. Juli 2011 Ich habe heute Morgen einen Mount Everest Experience Flug mit Buddha Air absolviert. Das Motto der Airline ist: “Ich habe den Mount Everest nicht erklommen, ihn aber mit dem Herzen berührt.”. Zum Glück sind wir nicht so nahe gekommen. Obwohl die meisten Berge wolkenverhangen waren, hat man den Everest selbst bzw seine Spitze sehr gut sehen können. Aus der Distanz hat er mich sehr an den Zuckerhut von Rio de Janeiro erinnert. Same same wie die Thailänder sagen, nur rein wenig höher (8.848 Meter). 5. Juli 2011 Nach einer schlaflosen Nacht am Bombayer Flughafen bin ich dann doch noch heillos übermüdet nach Kathmandu gekommen. Übermüdet ist ein deutsches Wort für das es in vielen Sprachen interessanterweise kein Äquivalent gibt. Spricht Bände, aber das nur nebenbei. Mein Hotel hier ist sehr hübsch und sehr umweltfreundlich ausgerichtet. Nur die ersten drei Punkte der Hausordnung hier: A: Bitte nicht zu oft die WC-Spülung betätigen. B: Wasser sparen, zusammen duschen! C: Möchten Sie Ihre Handtücher wirklich jeden Tag gewechselt haben? Wir hoffen nicht! Die Regeln D bis G informieren weiters näher über die Möglichkeit, dass man sich an der Rezeption eine Stofftragtasche für Einkäufe ausborgen und seine Wasserflasche am Trinkwasserbrunnen auffüllen kann, sowie darüber, dass es Usus ist, das Licht abzudrehen, sobald man ein Zimmer verläßt. Soweit habe ich mich tunlichst um die Einhaltung der Regeln bemüht, mangels unschuldiger, duschwilliger Passanten dann aber doch alleine geduscht. 4. Juli 2011 Zeit, Afrika wieder zu verlassen. Das nächste Ziel ist Nepal. Manche Reisen beginnen aber leider nicht gerade ideal. Mein Ticket hätte mich von Johannesburg via Mumbai und Neu Delhi nach Kathmandu bringen sollen. Nachdem ich in Indien nur umsteigen wollte, habe ich mich nicht weiter um ein Visum bemüht, was sich in weiterer Folge allerdings leider als Fehler herausgestellt hat. Um in Mumbai zum Domestic Terminal zu gelangen hätte ich formal nach Indien einreisen müssen und ohne Visum nur ein Nein in Form einer liegenden Acht am wiegenden Kopf des eincheckenden Stewards. Nachdem mein Herz etwa fünf Minuten lang ausgesetzt hatte, ist zu meiner großen Erleichterung eine Lösung in Form eines Fluges Johannesburg – Mumbai – Kathmandu gefunden worden. Immer noch eher aufgeregt habe ich dann im Flugzeug feststellen müssen, dass mein Sitzplatz zwischen einer unangenehm ungewaschen riechenden Person zu meiner Linken und einem enorm übergewichtige - zugegebenermaßen neutral richenden - Menschen zu meiner Rechten war. Nach einiger Überzeugungsarbeit habe ich mir dann eine Alternative an einem geräumigen Notausgangsplatz erkämpft. Leider war die Beinfreiheit dort eine gemäßigte, haben sich doch dort in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Männer vor mir auf Flugzeugdecken auf die Knie geworfen. 121 Meine ersten Gedanken war „müde“ bzw „desperat“, aber natürlich war beides falsch; wir waren in nordöstlicher Richtung untwerwegs und Mekka somit in Richtung Mittelgang. 29. Juni – 3. Juli 2011 Gleich nach Ankunft im Krüger Nationalpark haben wir uns auf die Terrasse unserer Ferienlodge zu einem Mittagessen mit Salat setzen wollen, was leider von zwi Affen durchkreuzt worden ist, die sich am Salat bedient haben. Ich war so überraschz und gebannt von dem Bild “kleiner grauer Affe mit knallroter Babytomate”, dass ich leider mehr oder weniger handlungsunfähig war. Der Park selbst ist großartig! Wir haben die „Großen Fünf“ – Löwen, Leoparden, Elephanten, Rhinos und Büffel – aber auch Hippos, Giraffen, Krokodile, Schildkröten, Adler, Zebras, Affen, Wildschweine und viele, viele Vögel. Was mir am besten gefallen hat? Eine wunderbare, riesige, ebenmäßige Elefantendungkugel im allerbesten Nachmittagslicht. Und ein vom Bauch der Mutter hängendes Affenbaby. 28. Juni 2011 Auf meinem Afrikaschnelldurchlauf habe ich Dar Es Salaam verlassen und bin nach Johannesburg weitergereist. Nachdem ich vorgehabt habe, den Krügerpark zu besichtigen habe den Serengetinationalpark in Tansania dann doch nicht besucht und – wie aufmerksame Leser sicher schon festgestellt haben, wesentlich mehr Zeit auf Sansibar verbracht, als ursprünglich gedacht. 27. Juni 2011 Nach einigen Wutanfällen gegenüber unfähigen Hotelangestellten, Taxifahrern und Autovermietern und der Feststellung, dass ich keine drei Stunden halb aus einem lokalen Bus hängend verbringen kann, habe ich doch noch einen Fahrer samt Taxi gefunden, der mich nach Bagamoyo hat bringen können. Leider hat sich dann auf halbem Wege herausgestellt, dass er selbst erst einmal und das als junger Bub im Jahre 1984 dort gewesen war. Wir haben die Hauptstadt der ehemaligen Deutsch-OstafrikaKolonie also gemeinsam erkundet, was ob der Sprachbarriere beliebig schwierig war. Mehrmalige Polizeikontrollen und die Notwendigkeit, ab und zu die Muttern an den reifen nachzuziehen, haben mich aber dann wieder milde gestimmt und dankbar gemacht, keinen Leihwagen genommen zu haben. Die Stadt selbst ist eher ein Nest mit langem Küstenstreifen, Daufrachtverkehr nach Sansibar und vielen bis zur Unkenntlichkeit verfallenen Kolonialbauten. 26. Juni 2011 Schweren Herzens bin ich wieder nach Dar Es Salaam übersetzt. Man kann sich schnell eingewöhnen und zuletzt war ich dank eines Muslimen namens Jesus direkt in den Klatsch und Tratsch auf der Insel involviert. Zum Abschluß war ich auch noch im Palastmuseum, wo einen Franz-Josef und Sisi anlachen. Es sind mehr oder weniger die einzigen beiden Gemälde dort und wurden anläßlich eines Handelsabkommens zwischen Österreich-Ungarn und Sansibar dem Sultanshaus seitens Franz Josef geschenkt. Die Bilder selbst sind noch ganz passabel, die Rahmen haben allerdings sehr gelitten. 25. Juni 2011 Nach langem habe ich wieder einmal zwei originelle T-Shirts gesehen, eines mit dem Aufdruck ‚Vertraue mir, ich bin Arzt‘, das andere bedruckt mit: ‚Mein Blog gefriert mir in den Adern‘. Ich habe das T-Shirt später noch einmal gesehen und muss leider zugeben, 122 dass ich mich verlesen habe und es wohl nur ‚Mein Blut gefriert mir in den Aderen‘ geheißen hat. Ich habe heute einen fast unmenschlichen Aktivitätsschub gehabt und 4 (in Worten vier) Postkarten geschrieben, ein paar Suveniers gekauft und tatsächlich die Stone Town vorgelagerte Insel ‚Prison Island‘ besucht, auf der es eine Riesenschildkrötenkolonie gibt. 24. Juni 2011 Heute war also der große Tag, der Abschluß des Sansibarer Film und Musikfestivals und der krönende Auftritt von Shaggy. Es hat Tickets für Einheimische und – doppelt so teure – für Fremde gegeben. Ohne Diskussion oder dass ich etwa danach gefragt hätte hat man hat mir ein Einheimischenticket verkauft. Ich bin anscheinend mittlerweile wirklich schon zu lange hier und so entschleunigt, vulgo langsam, dass ich das Konzert dann zu allem Überfluß fast noch verpasst hätte. Wobei ich im Endeffekt nicht viel versäumt hätte, denn ein etwas aus der Fasson und in die Jahre geratener Shaggy hat in Strandkleidung, die jedem Pauschalkreuzfahrtstouristen peinlich gewesen wäre, zwischen ein paar alten Hadern abwechselnd nur ‚are you ready?‘ und ‚put your hands up in the air‘ gebrüllt. Immerhin brüllt er in einem schönen Bariton. 23. Juni 2011 Die Zeit vergehet und ich kann mich nicht aufraffen, Sansibar zu verlassen. Stone Town ist wie ein orientalisches Venedig mit engen Gassen und sich windenden Straßen, zu eng für Autos. Natürlich gibt es keine Kanäle. 22. Juni 2011 Und wieder bin ich vom Dhow Palace Hotel in ein anderes Hotel namens Emerson Spice umgezogen. Es ist wiederum ein uralter Palast, manches ist noch unfertig, es wird noch heftig um- und ausgebaut. Mein Zimmer hat eine große, holzgeschnitze Veranda, von der ich auf einen kleinen Platz mitten in Stone Town schauen und das hiesige Leben von oben beobachten kann. Frauen mit bunten Kopftüchern eilen vorbei und manchmal sieht man kleine Mädchen im weißen oder rosa Sonntagsstaat mit zu kleinen Knöpfen geflochtenen Haaren vorbeieeilen. Direkt gegenüber der Veranda ist eine Moschee, deren Lautsprecher auch mich fünf Mal täglich wenn nicht aus den Schuhen, so doch aus den Angeln hebt. Im alten Fort finden täglich Konzerte tansanischer Musiker und Filmvorführungen von hauptsächlich schwierigen Dokumentationen über das Leben in Afrika statt. Alles wartet auf Shaggy, mit dem das jährliche Film und Musikfestival am Freitag zu Ende gehen wird. 21. Juni 2011 Da ich wieder einmal einen kleinen Haarschnitt gebraucht habe, bin ich nach langem Suchen am Stone Towner Bazaar bei einem Männerfrisör mit Rastazöpfen gelandet. Der Mann hat eine Schere hervorgezogen, die jeder Drittklässler aus seinen Bastelsachen ausmisten würde und damit eine erst ungemein schiefe Linie quer über meine Stirnfransen geschnitten, die dann nach und nach zu ungunsten der Länge mehr oder weniger gerade geworden ist. Diverse Schaulustige haben mich ebenso besorgt wie ich beobachtet, unterbrochen nur von einem fliegenden Krabbenhändler, der sich durchgezwängt und mir zu allem Überfluss zur näheren Begutachtung eine große, schlammgrüne Krabbe unter die Nase gehalten hat. 20. Juni 2011 123 Ich habe den zweiten Teil von Stephen Frys Autobiografie fertiggelesen, beeindruckend! Angeblich sind Menschen dann am glücklichsten, wenn sie eine bestimmte Sache tun und dabei voll und ganz bei dieser Sache, mit anderen Worten „im Hier und Jetzt“ sind. Ich bin in meinem Fiebertraum auf Sansibar und kann trotzdem nicht schlafen. 19. Juni 2011 Wie man auf Sansibar so sagt (ein Buchtitel mit einer Sammlung von 2000 Sprichwörtern aus 110 Ländern): „Wenn zwei Elephanten kämpfen, leidet das Gras.“ „Für eine Ameise ist Wasser in einer Kokosnußschale das Meer.“ 18. Juni 2011 Die Werft ganz im Norden von Sansibar schaut aus wie ein holländisches Gemälde aus dem 16. Jahrhundert. Vor dem weißen Sand treiben auf türkisem Wasser kleine bis mittlere Dauseegelschiffe, manchmal schiebt sich eine dunkle Wolke in den Himmel und läßt nur noch einzelne Sonnenstrahlen durch, die die vorbeifahrenden Schiffe fast übernatürlich beleuchten. Im Sand vor der Werft sind zwei tote Thunfische angespült worden, auf die sich nun die Krähen stürzen. Den knöchernen Pelikanschädel, der auch immer wieder angewaschen wird, lassen sie links liegen. Ich wollte ja eigentlich meinen Traum über den Siamesischen Eisbären unerwähnt lassen, habe mich aber nun doch anders entschieden. Das Aufbäumen des Oberkörpers mit den beiden Köpfen beim Versuch, sich auseinanderzureißen war doch sehr sprechend. Daneben sind die über eine Mauer springenen Kühe und die Albinokuh mit dem Löwenantlitz ein wenig verblasst. 17. Juni 2011 Am Strand gehen nebst dem schon erwähnten einen oder anderen Massailaenschauspieler die illustresten Charaktäre vorbei. Sobald ich die Kamera parat habe sind sie natürlich wie vom Erdboden verschluckt. Interessanterweise sind ja die Massai relativ unbeliebt. Manche sprechen so abfällig über sie als wären sie lediglich eine andere Spezies Tier, die man in gewissen Reservaten ungestört beobachten könne. Trotz dieser nicht einmal verhaltenen Ablehnung sind sie mehr oder weniger das einzige Motiv, das die unzähligen lokalen Maler in leuchtendsten Farben – und meist von hinten wahlweise mit Speeren, Neugeborenen oder Holzbündeln, immer aber mit Hand- und Fußschmuck – abbilden. Ach ja, und ständig soll ich diese Bilder oder nicht besonders kunstfertige Schachspiele aus Ebenholz kaufen. 16. Juni 2011 Was ist Manie? Wenn einen derselbe Polizist drei Mal innerhalb von anderthalb Tagen kontrolliert und jedesmal den Führerschein sehen will. 14. und 15. Jui 2011 An Sansibars Nordostküste kann man zwar keine Sonnenuntergänge beobachten, dafür aber vormittags einen Spaziergang bis zum Riff machen. Wo sich am Nachmittag mehr oder weniger tiefes Wasser befindet, watet man bei Ebbe höchstens knietief zwischen Seeigeln und lokalen Bäurinnen, die Seetang züchten, zum Korallenriff hinaus. Ein norwegischer Beautykonzern beschäftigt die hiesigen Frauen damit, rosa und blaßlilanen Seetang zu ernten und zu trocknen. Ab und zu liegt zwischen tausdenen von Seeigeln auch einmal ein knalloranger Seestern. Ich habe meine Reisebegleitung 124 überzeugt, mir einen der Seesterne zu Fotozwecken an Land zu tragen und empfohlen, ihn während der ungewöhnlichen Reise ab und an zu wässern; ein Bild für Götter! 13. Juni 2011 Auf Sansibar sagt man zum Aperitiv “Sundowner” und der anscheinend wohl beste Platz dafür ist auf der Terasse des ehemaligen britischen Clubs, dem heutigen Africa House. Von dort sieht man antiquiert anmutende Seegelboote, die auch vor 400 Jahren schon so ausgesehen haben müssen und die mit den Palmen insofern konkurrieren, als sich beide in die Sonnenuntergangsstimmung drängen und man nicht weiß, was malerischer ist. Mein Hotel (Dhow Palace) hier ist wie ein Palast aus 1001 Nacht und durch eine gute Fügung nur ein paar Schritte vom Africa House entfernt. Massailaienschauspieler sieht man auch zuhauf, meist dadurch erkennbar, dass sie in weißen Plastiksandalen und nie ohne ein Handy am Ohr mehr oder weniger wie die richtigen Massai regungslos in der Landschaft stehen. http://www.dhowpalace-hotel.com/ 12. Juni 2011 Stone Town ist interessant, verwinkelt, zeugt von früherem Glanz und hat eine beeindruckende Architektur vorzuweisen. Auf dem Gelände des früheren Sklavenmarkts ist heute eine Kathedrale wobei der Altar just an der Stelle steht, wo Sklaven früher ausgepeitscht wurden. Es war er am längsten betriebene Sklavenmarkt unter freiem Himmel, der erst 1873 durch erfolgreiche Intervention seitens Livingstones abgeschafft wurde. 11. Juni 2001 Ich bin mit der Fähre nach Sanisbar übergesetzt und habe Stone Town schon ein wenig erkunden können. Wie auch am Festland sind hier gewisse Gespräche zum Scheitern verurteilt: A: Morgen sollten Sie unbendingt gleich morgens das Museum besuchen, dann den Bazar und später den Sklavenmarkt! B: Ich würde sagen eher umgelehrt oder, wenn ich frische Sklaven möchte... 10. Juni 2011 Das gute alte österreichische Motto von wegen wo eine Kirche, da auch ein Kirchenwirt respektive wo eine Post, da auch ein Poststüberl läßt sich so leider auf Afrika nicht anwenden. Ich befinde mich aber auch in einem überwiegend muslimischen Land. Nichtsdestotrotz hat der lokale Kirchenchor in der Lutherkirche ein Schlagzeug, ein Keyboard und eine E-Gitarre mit Verstärker. Bei der Probe wird das Mikrofon statt mit den sonst üblichen 1, 2, 3 abwechselnd mit kräftigen „Halllujahs“ oder „Jesus(en)“ getestet. Als ich mich heute bei einem Safaritourveranstalter nach Möglichkeiten, die Serengetti zu besuchen erkundigt habe, bin ich darüber aufgeklärt worden, dass im Tourpreis alles inklusive sei bis auf Zigaretten und Whiskey. Ich war dankbar für den Hinweis. 9. Juni 2011 Meine erste Unterhaltung nach der Ankunft gestern hätte recht amüsant werden können, wurde aber irgendwie im Keim erstickt. Der Taxifahrer hat sich sehr freundlich als „Hey, I am Dead“ vorgestellt, worauf ich gesagt habe, dafür dass er tot sei, schaue er sehr lebendig aus. Leider war unser Gespräch damit beendet. Nicht viel besser im Hotel, wo meine Frage, was denn das für eine Suppe sei, die der Kellner serviert von diesem eher einsilbig mit „Cremesuppe“ abgetan worden ist. 125 Eine gewisse mangelnde Geschäftseinstellung kann aber durchaus charmant sein. So hat mir ein Angestellter einer Hotelrezeption heute erklärt, ich könne mir gerne im nahegelegenen Supermarkt etwas kaufen und dann in der Hotelbar auf der Dachterasse trinken. Apropos einkaufen: Nur ein kleiner Auszug der Dinge, die es hier auf der Straße zu kaufen gibt: Unmengen an hochhackigen Schuhen für eher unebenes und für derartige Schuhe definitiv ungeeignetes Stadtgelände; die lokalen Schuster sind aber bestens vorbereitet und haben eine gute Auswahl an hohen, meist knallroten Absätzen vorrätig. Dann gibt es noch fliegende Händler mit wahlweise bereits vorgebundenen Krawatten, Nüssen, Äpfeln, Afrikalandkarten, Tischflaggen aus aller Herren Länder, Handyautoladegeräten, einzelnen Zigaretten, Kindermosquitonetzen und Puppen. Insgesamt ist es aber wahrlich nicht einfach, mich einfach so unters Volk zu mischen. Nach über acht Monaten des Reisens bin ich immer noch nicht gebräunt genug um nicht als weit und breit einzig Weiße aufzufallen. Nicht gut, was das Photographieren anbelangt. Ein Einheimischer hat mich gefragt, ob ich andere Weiße ihren Ländern zuordnen könne, ohne sie sprechen zu hören. Ich habe gesagt, teilweise und gefragt, wie es denn bei ihm und den anderen Afrikanern sei. Die Antwort war recht originell, nämlich, nein, er müsse die Leute sprechen hören, denn schließlich würden sie alle gleich aussehen und keiner hätte etwa blonde Haare. 8. Juni 2011 Mark Twain hat angeblich gesagt dass derjenige, der keine guten Bücher lese demjenigen, der diese nicht lesen könne, nichts voraus habe. Mir ist übrigens wieder eingefallen, was ich über Neuseeland noch berichten wollte. Es gibt dort rein weiblich geführte Bestattungsunternehmen, die mit „von Frauen für Frauen“ werben, etwa White Lady Funerals. Eine kleine Internetrecherche hat ergeben, dass dies seit den späten 1990-er Jahren auch in Großbritannien in Mode ist. Die Neuseeländer Bestattervereinigung – ihr Moto lautet: „weil das Leben es verdient, gefeiert zu werden“ - wirbt auf ihrer Webseite für einen „Begräbnis-Kit“ und bietet nebst Traueranleitungen auch „prepaid Begräbnisse“ an. 7. Juni 2011 Ich bin wieder aufgebrochen, dismal zum IV. Teil meiner Weltreise, der mich zu Beginn via Äthiopien nach Dar Es Salaam in Tansania bringt. Ich reise noch immer nicht federleicht, habe mich aber das Einpacken betreffend dramatisch verbessert und nur mehr 18,2 Kilo in meinem Koffer, wobei das Stativ alleine schon zwei Kilo wiegt. Aus mysteriösen und weiter nicht nachvollziehbaren Gründen sind daraus aber während der zwei Minuten des Eincheckvorgangs und somit quasi beim Hinschauen schon 18,3 und dann gar 18,4 Kilo geworden. Wie schon früher (siehe Eintrag vom 1. April 2011) bemerkt, scheinen die Gesetze der Physik auf mein Gepäck schlicht und ergreifend nicht anwendbar zu sein. Erhaltener Kommentar vom einzigen Zeugen der mysteriösen Gewichtsveränderung: Ich hoffe, Du hattest einen guten Flug. Hast Du den Koffer schon wiegen können und wenn ja, was wiegt er jetzt? Ich habe leider noch keine Gelegenheit dazu gehabt, habe aber das Gefühl, dass er sich schwerer anfühlt als zuletzt in Brüssel... 6. Juni 2011 Die Belgier haben es nicht gerne, wenn man zu ihrem König “unser” König sagt. Sie sind da irgendwie beitzgierig und erlauben es Fremden wie mir nicht, sich seiner zu 126 bemächtigen. Der Einfachheit halber haben wir uns auf „mein Adoptivkönig“ geeinigt, was aber selbigem, sollte er je davon hören, sicher nicht gefallen würde. 5. Juni 2011 Dass das Manneken Pis der ultimative Kitschbrocken ist, war ohnehin klar. Dass er manchmal angezogen ist und einmal im Jahr Bier „spendet“, ist auch bekannt. Dass aber nun eine Kopie von einem Süßwarengeschäft in einen Schokobrunnen umgewandelt worden ist und nun also zähflüssige Schokolade aus dem Kind tröpfelt, ist irgendwie unerhört. 4. Juni 2011 Die weitere Planung meiner Reise ist etwas zäh angelaufen. Ich habe bisher lediglich einen one-way Flug nach Tansania gebucht – eher nicht der übliche Reiseverlauf: Brüssel – Dar es Salaam – Ende. 3. Juni 2011 Wie hat die Oma immer gesagt? Was einen nicht umbringt, macht einen nur härter. Sie hat wohl auch ab und zu gesagt, es kommt oft anders, als man denkt. 2. Juni 2011 Deutsche Sprache, schwere Sprache. Kleine Fehler können sehr erheiternd sein wie etwa die Aussage eines begeisterten werdenen Vaters über die Fortschritte in seinem Deutschkurs: „Ich werde das Baby futtern!“ Der Untergang des Abendlandes ist übrigens wieder einmal näher gerückt. In Österreich gibt es mittlerweile Wasabi- und – noch schlimmer – Kernölkartoffelchips! 1. Juni 2011 Steven Pinker denkt in seinem Buch “The Blank Slate” darüber nach, ob es eher „Gehirntransplantation“ oder „Körpertransplantation“ heißen sollte und zitiert dabei Dan Dennett der meiner Meinung durchaus richtigerweise sagt, dass eine Gehirntransplantation die wohl einzige Transplantation sei, in der man besser der Spender als der Empfänger sein möchte. 31. Mai 2011 Wie mir zugetragen worden ist, führt die US Webseite, wo das Department of Justice fein säuberlich alle Hingerichteten mit ihren „Last Statements“ auflistet. 23. bis 30. Mai 2011 Ich muss mich für die Blogferien in Belgien bzw. Österreich bei allen Lesern entschuldigen ... 22. Mai 2011 Ich habe einen wunderschönen Bumerangschmuckanhänger geschenkt bekommen, der mich nicht nur an Australien sondern auch an eine Zeit erinnert hat, in der ich folgendes Gedicht auswendig gelernt und zwecks richtigen Tonfalls und sehr zum Leidwesen meiner Mutter immer wieder auf Tonband gesprochen habe: Bumerang von Joachim Ringelnatz War einmal ein Bumerang; War ein Weniges zu lang. Bumerang flog ein Stück, Aber kam nicht mehr zurück. 127 Publikum - noch stundenlang Wartete auf Bumerang. 21. Mai 2011 Wider Erwarten einiger ist die Welt heute doch nicht um 18 Uhr untergegangen. Man kann froh sein. 20. Mai 2011 Was ich nicht alles versäumt habe während meiner Reise! Vor nicht ganz einer Woche war in Wien die „Lange Nacht am Wiener Zentralfriedhof“ mit so interessanten Programmpunkten wie: * Präsentation Fuhrpark und Kutsche (bei Kirche) * Laternen basteln und Sarg bemalen (Kinderprogramm) * Leistungsschau der Bestattung Wien * Museums-Präsentation mit Klapp- und Sitzsärgen * Ausstellung Prachtbegräbnisse und internationale Parten * Sargheben Ein weiteres Highlight war wohl das „Sarg-Probeliegen“. Angeblich – so eine ausländige Zeitung – hat ein Kind beim Sargbemalen eher trocken vermerkt: Ich will da nicht hinein. 17. bis 19. Mai 2011 Brüssel steht noch und die Falken brüten das siebten Jahr in Folge im Dom, was immer noch keine Entschuldigung für das ewig falsche Glockenspiel ist. Das Viertel rund um die Rue Froissart hat sich rasant weiterentwickelt und ist direkt urban geworden. 16. Mai 2011 Allem Anschein nach ist die Erde wirklich eine Kugel und heute ist es offiziell, dass ich einmal ganz rundherum gekommen bin. Am 6. Jänner bin ich aus Brüssel aufgebrochen und bin durch Singapore, Myanmar, Malaysien, Vietnam, Thailand, Neuseeland, Australien, Fiji, Hawaii und San Francisco gereist und heil wieder in Brüssel angekommen. Und Belgien vulgo Absurdistan hat mich wahrlich nicht enttäuscht und mir einen interessanten Empfamg bereitet: Als ich auf mein Gepäck gewartet habe ist immer wieder eine ansonsten leere graue Kiste mit einem einzelnen, knallrosa BH im Kreis gefahren. Wie man beim Einchecken einen BH verlieren UND sicherstellen kann, dass er unbeschadet am Zielort ankommt, ist mir ein Rätsel. Es war übrigens soweit ich sehen konnte keine Lasche mit Bestimmungsort dran. 15. Mai 2011 Zeit, San Francisco Adieu zu sagen und mich auf die letzte Strecke der zweiten Etappe meiner großen Reise aufzumachen. Gute Werbung mit Esprit ist dieser Tage ja nicht einfach zu finden und so war ich recht angetan von einer Kampagne für ein Vorsorgeimpfprofgramm, das am San Franciscoer Flughafen ausgehängt war. Auf dem Foto war ein kleines Mädchen vor einem riesigen Koffer zu sehen. Über dem Bild stand die Frage: Was hat Marie aus dem Urlaub mitgebracht? Anzukreuzen war: A: T-Shirt B: Schneekugel oder C: Masern. Der Fairness halber muß ich hier noch anführen, dass mich “Washaria” als Name für eine Münzwäscherei amüsiert hat und ein großes Schild an einem Obststand nahe der Autobahn mit der Aufschrift: “Geschenk der Natur: Knoblauch und Kirschen“ auch nicht schlecht war. 14. Mai 2011 128 Ich könne in San Francisco Tage damit verbringen, über die diversen Brücken zu fahren. Die Golden Gate Bridge ist malerisch, vor allem bei Sonnenuntergang. Wie auf einer Postkarte, nur dass man bei den Postkartenbidern nie daran denkt, wie windig und kalt es dort sein kann. Und ja, ich bin noch einmal die Lombard Street hinuntergefahren! In einer hügeligen Stadt wie San Francisco ist ein Auto ein wahrer Segen, auch wenn Parken natürlich wie in jeder Großstadt ein Problem darstellt. Wenn ich an meine erste San Franciscoreise vor 12 Jahren denke, erinnere ich mich am besten an das lange, lange Bergauf- und Bergabgehen. Auch wenn ich diesmal mehr gefahren als gegangen bin, so waren es doch auch wieder erkleckliche Strecken zu Fuß. Ich hätte mich gerne massieren lassen, allerdings bin ich nur auf dubiose Etablissements wie “Die Nächte in Paris – Massagen und Spa” gestoßen und habe es dann doch bleiben lassen. 13. Mai 2011 Die Valencia Street in San Francisco ist immer wieder eine Inspirationsquelle. Ich habe ein Schild vor einem Geschäft gesehen, das mit „nachhaltigem Sex“ geworben hat. Man bat Leute näherzutreten, um mehr über „die umweltfreundliche Methode“ zu lernen. Wahrscheinlich kann man auf die eine oder andere Weise zu Co2-Ausgleichspunkte für den Emissionshandel kommen. Auf der anderen Seite ist es ja heutzutage kaum mehr möglich, mit jemandem in einem Café zu flirten. Die Cafés können noch so gemütlich, stilvoll, interssant eingerichtet und voller jeweils einzeln Sitzender sein, sobald kostenloses Schnurlosinternet angeboten wird, findet absolut keine Kommunikation an Ort und Stelle mehr statt, weil alle mit oder ohne Kopfhörer an ihre Bildschrime gefesselt sind. Ich bin die Lombard Street hinuntergefahren, ein alter Fiebertraum, den ich hege, seit ich diese unglaublich steile, sich in Miniserpentinen windende Straße zum ersten Mal gesehen habe. Das beste daran waren die neidischen Blicke der anderen, nicht motorisierten Touristen! 12. Mai 2011 Ich werde versuchen, heute nach San Francisco zurückzufahren. Mein I love New York T-Shirt sollte ich wohl besser nicht tragen. Unterwegs habe ich Santa Cruz besichtigt, das zum Teil strandseitig einfach ein riesiger Vergnügungspark ist. Ein Stand hat sich „The Stinky Feet“ genannt. Man konnte sich jeweils zu zweit auf Toiletten setzen und dann im Wettbewerb gegeneinander Seife auf natürlich nicht wirklich stinkende Füße von Puppen werfen. Wo der springende Punkt der eigentlichen Reinigung war bzw wie der Reinheitswert der Füße gemessen wird, konnte mir der dort beschäftige Mensch leider nicht näherbringen. Die gaze Sache hat mich sehr an Las Vegas erinnert, wo es einen Stand gibt, an dem man Gummihühner in Spielzeugkochtöpfe katapultieren muss. In beiden Fällen frage ich mich, wie Leute, die dort arbeiten ihren Job beschreiben. Wahrscheinlich, dass sie in der Entertainmentbranche sind oder so. 11. Mai 2011 Ich fühle mich immer noch elend und habe das wunderbare Auqarium in Monterey gar nicht richtig genießen können. 10. Mai 2011 Habe mich nach Napa City geschleppt und dort Kaffee getrunken. Pathetisch oder, in Mitten einer der bekanntesten Weinregionen der Welt Kaffee zu trinken? 9. Mai 2011 129 Ich habe eine Grippe oder Angina und bin mittlerweile in eine Phase eingetreten, in der Freunde eine Überdosis Vitamin C anraten, ich Orangensaft zweiliterpackungsweise trinke und mich nicht und nicht daran erinnern kann, wie es war, ohne Schnupfen, Schluckbeschwerden und Kopfweh zu sein. Die gute Nachricht des Tages, wie mir ein lieber Kommentator mitteilt, ist, dass meine Webseiten im Gegesatz zu Google, Picasaweb oder Xing in China nicht mehr gesperrt sind! 8. Mai 2011 Ich bin weiter ins Napa Valley gefahren und am Weg dorthin durch Berkeley und Richmond gekommen. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist ja, mich durch Buchhandlungen zu stöbern. Wie so oft sind mir auch hier sehr dubiouse Titel untergekommen, etwa: „Zen Judentum“, „Bleiben Sie ruhig und an Ihrem Kreuzworträtsel dran“, „Das Buch der allgemeinen Ignoranz – alles was sie meinen zu wissen ist falsch“ oder „Der Guerillakunstaustattung“. Leider hat die Buchhandlung geschlossen, bevor ich mich zum Erwerb eines der Werke habe durchringen können. Als ich dann bei meinem neuen Hotel angekommen bin hat mich ein anderer Gast mit folgenden Worten begrüßt: Willst Du einen deutschen Schäferhund? Ich verkauf Dir einen für einen Nickel! 7 May 2011 Ich habe einen sehr angenehmen tag in Oakland verbracht, das mir übrigens ausgezeichnet geafallen hat. Es gibt dort einige sehr nette Viertel (Rockridge/College Street, Montclair Village, Piedmont Avenue und Old Oakland) mit interessanten Geschäften, Cafes und Restaurants. Manche Etablissements haben auch interssante Namen, so etwa „Ich zum Quadrat“, „Gottes Fitnesstudio“ oder „Piekfeiner Nagellack“. Ein Restaurant hat ein “bodenloses Weinglas” im Angebot gehabt, wobei man mit einem Essen so lange Wein triken kann, wie man will. Die Conga Lounge, eine Hawaiibar auf der College Street, die von sich selbst sagten, sei seien “powered by pineapple”, setzt sich basierend auf der Behauptung, er sei in Oakland erfunden worden, beflissen dafür ein, den Mai Tai zu Oaklands offiziellem Dink zu machen. 6. Mai 2011 Es wird Zeit, Hawaii wieder zu verlassen. Ich habe einen Nacktscanner vermeiden können, indem ich leider wahrheitsgemäß kundgetan habe, dass ich meinen linken Arm immer noch nicht richtig heben kann. Moralische Gründe haben demgegenüber keinelei Gewicht; erst habe ich es nämlich damit versucht, dass ich den Scanner einfach nicht will. Es hieß nur lapidar: Sie sind die nächste, daher gehen Sie hier durch, basta. Manchmal ist es wirklich schade, dass man gewisse Dinge nicht fotografieren kann. Ein Mitreisender hat heute ausgesehen wie ein Koffer. Seine khakifärbige Jacke war über und über mit Abzeichen von Ländern dekoriert, die er offensichtlich besucht hat. Wenn er sich nicht ab und zu bewegt hätte, hätten ihn beflissene Flughafenmitarbeiter sicher zum Lost and Foundschalter getragen und dort neben all die anderen Koffer gestellt. 5. Mai 2011 Captain Cook war omnipräsent in Australien und ist auch auf Hawaii eine illustre Figur. Ich bin zu der Stelle gefahren, wo sie ihn dann am Ende gegessen haben. Sein strategischer Fehler war es, sich im Rahmen der Verabschiedung eines Crewmitglieds implizit als Sterblicher zu outen. Und Sterbliche können im Gegensatz zu Göttern halt auch verspeist werden. 130 Man würde es ja nicht erwarten, aber eigentlich hat es seit ich auf Hawaii bin die meiste Zeit über geregnet. Entgegen der landläufigen Meinung gibt es aber auch Bier auf Hawaii. Erhaltener Kommentar: Ich habe begonnen, Deinen Blog zu lessen, bin dann aber von den Grand Canyonbildern abgelenkt worden. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so hochwertige Bilder gesehen zu haben! Ich bin beeindruckt von Deiner Arbeit!!! 4. Mai 2011 Auf der rechten Straßenseite zu fahren ist auf der einen Seite einfach, auf der anderen aber nach drei Monaten Linksverkehr mit einem Mal ungewohnt. Reisefüher sind manchmal eine wahre Quelle der Inspiration. Wie sonst würde man wissen, dass es beim Altwarenhändler das beste Eis gibt, dass ein Geschäft namens „Eselshoden“ eine Schokoladenmanufaktur beherbergt und eine Massageschule daneben günstigst Massagen feilbietet. Angeblich, so wiederum das schlaue Buch, gibt es auch auf Hawaii viele Frösche, in Hilo auf der Ostseite mehr als in Kona auf der Westseite, was die Autoren zur Aussage hingerissen hat, Hilo sei „froschiger“. Wie dem auch sei, ich habe weder in Hilo noch in Kona auch nur einen einzigen Frosch gesehen. Dafür bin ich heute mit einer Schildkröte geschwommen! Um ehrlich zu sein - und Menschen, die mich in der Nähe anderer Tiere und vor Hühnern Respekt habend gesehen haben werden verstehen - bin ich hinter einer Seeschildkröte hergeschnorchelt und habe mich möglichst nicht zu erkennen gegeben. 3. Mai 2011 Ich bin meiner Zeit nun offiziell hinterher. Mir ist ein Termin für den 4. Mai angekündigt worden, der für mich aber am 3. stattgefunden hat. Sehr verwirrend, aber wenn es in Asien Vormittag ist, dann ist es in Hawaii noch Nachmittag des vorigen Tages... Gestern oder für die meisten meiner Leser dann vorgestern war ich im Süden von Kona unterwegs und bin bis zum Place of Refuge im Pu‘uhonua o Hōnaunau National Historical Park gekommen. Heute bin ich einmal rund um die Insel gefahren, die größer ist, als man annehmen möchte. Leider ist der berühmte Vulkan zum einen zu aktiv und so ist die Kraterstraße teilweise gesperrt; dann aber ist er auch wieder zu wenig aktiv und man sieht leider entgegen der Ankündigungen auf vielen Bildern kein Magma und keine rote Lava. 2. Mai 2011 Ich frage mich ja oft, was künftige Archäologen und Antropologen über die Menschheit rund um das Jahr 2000 sagen werden. Beispielsweise, wenn sie auf Trinkbrunnen stroßen. Werden sie aufgrund von Skelett- und Petflaschenfunden darauf schließen, dass im Schnitt 1,50 bis 1,90 große Menschen in einem mehr oder weniger großen Winkel vornübergebeugt und mit der Hand einen komplizierten Pumpmechanismus betätigend getrunken haben. Und werden sie meinen, dass das unsere vorwiegenden Wasserquellen waren? Werden sie weiters annehmen, dass andere Menschen an ebendiesen Brunnen Petflaschen für Betuchtere angefüllt haben? 1. Mai 2011 Von Honolulu ist es heute weiter nach Hawaii (der „großen Insel“) gegangen. Hawaiian Airlines verlangt für einen Koffer, den man einchecken will, zehn Dollar extra, allerdings nur von US-Bürgern, Greencardbesitzern und sonstigen Menschen, die sich länger legal in Amerika aufhalten. Für alle anderen werden die Koffer kostenlos transportiert. Eine seltene und sehr interessante Form der Inländerdiskriminierung. Normalerweise ist es ja 131 eher umgekehrt. In Australien und Neuseeland etwa gelten nur heimische Behinderte als behindert, alle anderen sind formal pumperlgesund. 30. April 2011 Wilkommen also in Hawaii und gewissermaßen sehr in Amerika. Anstatt der Blumenkränze erwartet einen ebenso quälerische Einreiseformalitäten wie überall sonst in den USA: enorme Warteschlangen bei der Paßkontrolle, mißtrauische Fragen, wie lange man denn nun wirklich im gelobten Land bleiben wolle und Kühlschranktemperaturen in der Wartehalle, im Taxi und im Hotel. Honolulu ist trotzdem eine Klasse für sich, auch wenn am Waikiki Beach leider keine Spur von Elvis mehr zu sehen ist, auch wenn alles mit Hochhäusern und Hotels zugepflastert ist und auch wenn man seinen Blumenkranz kaufen muß. Apropos einkaufen: ich habe versucht, zur Feier des Tages eine Minimenge Alkohol zu erstehen und bin an der Kasse prompt gefragt worden, wie alt ich denn sei. Ich habe lachend Auskunft gegeben und bin von der Kassierin mit sehr ernster Mine nach einem Ausweis gefragt worden. Da ich leider keinen Ausweis bei mir hatte, hat sie nur wortlos auf ein Schild gedeutet, auf dem stand: Für Alkohol: Personen, die wie 30 oder jünger aussehen, müssen sich ausweisen. Für Tabak: Personen unter 40 müssen sich ausweisen. 1 Mai 2011 Abreise aus Fiji am 1. Mai um 9:45 Uhr und Flug nach Hawaii! Und hey, nach sechseinhalb Stunden Flug und nur zwei Stunden Zeitverschiebung ist es bei der Ankunft wieder 30. April, 18:15 Uhr! Schon bei der Planung dieser Reise habe ich diesem Tag entgegengefiebert. Vielleicht klingt es kindisch, aber die Symbolik der internationalen Datumsgrenze hat etwas. Vor allem in einem Jahr, in dem ich nicht arbeite, zweimal Tag der Arbeit zu feiern (und wie es sich ergibt, auch zweimal einen 30. April zu haben) ist schon etwas besonderes! 30. April 2011 Ich habe an einer Kavazeremonie teilgenommen. Kava wird aus einer Wurzel hergestellt, riecht entfernt nach Kakau und schmeckt, als Puder mit kaltem Wasser vermischt wie kalter, chinesischer Tee mit einem Hauch Chilli. Wenn auf Fiji um die Hand der Tochter angehalten wird, hat der künftige Schwiegersohn dem Schwiegervater ein Kilogramm Kava und einen Wafischzahn zu bringen. Ich nehme einmal an, mein Vater hätte für den Zahn wenig Verwendung. Es wimmelt auf Fiji übrigens vor Fröschen, meiner konservatven Schätzung nach gibt es pro Quadratmeter an die fünf bis zehn schlammgrün-braune Exemplare. Leider sind sie sehr mobil; ans Küssen ist nicht zu denken! Erhaltener Kommentar: Eigentlich wollte ich ja gerade schlafen gehen, hier ist es 0.30h. Aber nach einem letzten Blick in Deine neuesten Blog-Einträge muss ich Dir unbedingt noch mal Dankeschön sagen. You made my day! Deine letzten Einträge sind wirklich wieder mal Margit vom Feinsten, obwohl Du ja offenbar mittlerweile mit dem Namen Eva zu liebäugeln scheinst. :) Gibt es ein Foto von Dir mit dieser Mütze? Bittebitte! Ach, und lass das mit den Fröschen sein! Menschliche Männer wissen Deine Küsse eher zu schätzen. Erhaltener Kommentar: Hi Putzi, im Blog vom 30. April meinst Du, ich hätte für einen Walfischzahn keine Verwendung. Dazu muß ich sagen: Für Dich, müsste der Betreffende mit einem ganzen Walgebiss ankommen. Ich würde daraus ein Gartentürl machen, das wäre schon was. Bussi Papa 28. und 29. April 2011 132 1. Notiz an mich selbst: Wenn man in einem sogenannten Surferaparadies in einem Surferhotel absteigt, darf man sich nicht darüber wundern, auf Surfer zu stoßen, die kein anderes Thema als Surfen kennen. 2. Notiz an mich selbst: Fiji mag es im Schnitt auf 300 Sonnentage bringen, man kann allerdings auch Pech haben und während der restlichen 65 zu Gast sein. 3. Notiz an mich selbst: sich in eine kleine, traditionall gebaute Strandhütte einzumieten kann eine romantische Idee sein, die einem aber schnell vergeht, wenn man von sturzbachartigen Regengüssen, die sich ihren Weg durch das Strohdach auf die Matratze gebahnt haben, aus dem ohnehin leichten Schlaf gerissen wird. (Der Name der Hütte “rock lobster bure” ist in dem Sinn eigentlich durchaus angebracht; ich nehme an, ein Hummer würde sich ebenso mit letzter Kraft an Steinen festklammern, um nicht weggeschwemmt zu werden.) 26. und 27. April 2011 Nach Fiji zu fliegen hat eine weitere Kontrolle mit sich gebracht und natürlich habe ich meine verbleibenden Cornflakes wieder angegeben. Die Dame am Zollschalter hat mir tief ind ie Augen geschaut und festgestellt: Sie haben nichts zu verzollen. Ich habe schwach entgegenet, doch, ich hättte es auf dem Formular auch angekreuzt. Sie hat, diesmal mit noch festerer Stimme darauf bestanden, dass ich NICHTS zu deklarieren hätte und hat mich brüsk weitergewunken. Nach einer Nacht in Nadi bin ich mit einer Fähre weiter auf die Mamalukainseln gefahren. Das Resort, in dem ich untergekommen bin, ist von vielen im Internet als ein „Zuhause fern der Heimat“ beschrieben worden. Bei näherer Betrachtung muss ich sagen, dass es für eine solche Beschreibung im allgemeinen wohl darauf ankommt, was man zu Hause als „daheim“ bezeichnet. Ich bin in einer Mückenzone, die schlimmer ist als die in Cairns. Aber abgesehen davon ist die Insel hier sehr hübsch, entspannend und abgelegen. Ich würde fast soweit gehen und sagen, dass ich an einem äußeren Rand der Ziviisation gelandet bin. Und es gefällt mir sehr gut hier. Erhaltener Kommentar: Was ist eigentlich so schlimm, wenn man Essen per Flugzeug mirbringt? Ich hoffe, Du hattest trotzdem angenehme Flüge! 25. April 2011 Gleich hinter der Sicherheitskontrolle steht auf alle den Australischen Flughäfen, die ich gesehen habe, ein freundlicher Flughafenangestellter, hält stichprobenartig ausgesuchten Passanten ein Schild unter die Nase, auf dem höflich um Kooperation bei einem Sprengstofftest gebeten wird, den man selbstverständlich auf Freiwilligkeit aufbaue. Im Falle der Verweigerung wird einem allerdings der Zugang zum Flugzeug verwehrt. So viel zum sanften Zwang. Wie auch immer, ich werde jedesmal ausgewählt und habe gestern nur noch grinsen müssen, als ich wieder einmal gebeten wurde, mich für dem Test zur Verfügung zu stellen. Zum Glück hat der Mensch nicht genau zugehört als ich gemurmelt habe: irgendwann wird einer Ihrer Kollegen etwas finden... An sich darf man nach Neuseeland und Australien keine Nahrungsmittel einführen, es sei denn, man deklariert sie. Andernfalls stehen drakonische Strafen ins Haus. Ich habe also eine angebrochene Müslischachtel und einen Apfel (in Mandarinengröße) angegeben und durfte die Erstkontrolle einmal passieren. Bei der Zweitkontrolle ist das gesamte Gepäck geröntgt worden, woraufhin mir eine eisige Stimme anklagend an den Kopf geworfen hat, ich hätte einen APFEL bei mir! Ich habe bejaht und gesagt, ich hätte ihn auch brav deklariert. Ich habe den Apfel wunschgemäß aus der Tasche gezogen, bin einige Minuten lang wie eine verhinderte Eva mit dem dunkelroten Miniapfel auf der ausgestreckten Handfläche pflichtschuldig dagestanden und habe auf den Kontrolleur gewartet, der mir den Apfel dann angewidert weggenommen und anschließend 133 weggeworfen hat. Im Bus ins Zentrum hat mir ein neuseeländischer Mitreisender dann erzählt, ihm sei es ähnlich gegangen, allerdings hätte er auf den Apfel vergessen und prompt 400 Dollar Strafe bezahlen müssen. Nach etwa fünfzehn Minuten angeregter Unterhaltung hat mir selbiger Mitreisender dann ein Kompliment bezüglich meiner hervorragenden Französischsprachkenntnisse gemachtl. Meinem etwas verwirrten Blick ausweichend – schließlich ist kein einziges französisches Wort gefallen – hat er dann entgegnet, mein Bootsführerkapperl hätte ihm irgendwie nahegelegt, ich sei Französin. Es war wohl ein langer Abend für alle... 24. April 2011 Frohe Ostern! Heute ist mein letzter Tag in Australien bevor ich heute Nachmittag noch einmal nch Neusseeland fliege (kann ich bitte dortbleiben???) und dann übermorgen weiter nach Fiji. Was kann ich zusammenfassend über Australien berichten? Ich habe viel von meinen jeweiligen Leihautos gesehen, aber natürlich auch von diesem riesigen Land und glaube ich einen guten Eindruck von den Dimensionen bekommen. Als ich das Autoradio zum ersten Mal eingeschaltet habe, wurde interessanterweise genau DAS Australienlied gespielt, “I come from a land down under”. Die Australischen Buchandlungen führen interessante Titel wie: Ich bin nicht verrückt, ich bin nur nicht du“, „Der freie Wille, ein Ratgeber für den Ratlosen“ oder, sehr interessant, „Obama und das Reich” von Fidel Castro. Preise für gebrauchte Bücher erreichen hierzulande höhere Werte als die ursprünglichen Neuverkaufspreise. Und insgesamt ist das Preisniveau genauso atemberaubend wie die landschaftliche Schönheit mancher Orte. Jedermann hat mir versichert, dass 16-20 Dollar (etwa 14-18 Euro) für ein Kilo Bananen nur deshalb verlangt warden, weil die Überschwemmungen in Queensland die Ernte großteils zerstört haben. Sieben Dollar für eine Flasche Wasser und 20 Dollar für ein kleines Stück australischen Käses waren nicht mehr so einfach zu erklären. Die Australier sind Abkürzungsfanatiker. Die 2008-er Finanzkrise heißt hier GFC – global financial crisis, BYO ist ein normaler Hinweis auf Speisekarten und steht für bring your own, man kann also seine eigenen Getränke mitbringen. Das beste Schild war meiner Meinung nach aber “Die Seemöwen nicht füttern oder sie s.o.y.“ (bleibt unübersetzt…). Erhaltener Kommentar: Vergiß nicht zu erwähnen, dass Belgisches Bier 12 Euro kostet; man genießt dann jeden Tropfen! Erhaltener Kommentar:Sehr informative Seite. Kann man in keinem Reiseführer so ausfürhrlich im kleinen Detail erfahren. Schöne Ostern noch! Schöne weitere Reise!!! 23. April 2011 Ich habe mich um kurz vor sechs aus dem Bett gequält um zum Sonnenaufgang beim Ayers Rock zu sein, was sich aber absolut gelohnt hat. Der Fels verändert seine Farbe fast minütlich, von schwarz zu orange eine Stunde später. Am Nachmittag bin ich zu den Olgas gefahren, die heute allerdings (wieder) Kata Tjuta heißen. Mit meinem schicken Fliegennetz ausgestattet habe ich mich zu einer Wanderung durch das sogenannte Valley of the Winds aufgemacht. Die Landschaft dort könnte in Neuseeland sein, sehr schön! 22. April 2011 Meine letzte Station in Australien ist der Uluru, der Ayers Rock. Schon der Landeanflug war grandios, die Olgas und der Ayers Rock in der Ferne, rote Riesen in der roten Wüste. Obwohl rote Wüste ja gar nicht stimmt. Es hat ungewöhnlich viel geregnet in 134 letzter Zeit und so sind die sonst trockenen Seen im Umland durchaus teilweise mit Wasser gefüllt und vieles an Steppengras ist grün. Leider – und hier kann ich wiederum leider an gestern anschließen – hat das auch zu einer Vielzahl von schwarzen Fliegen geführt. Die Westaustralische Grenze ist nah und somit bin ich wieder im Gebiet der schwarzen Fliegen. Die schiere Anzahl ist überwältigend. Vorzugsweise ziehen sich diese Fliegen sofort in Ohren, Nase oder Mund zurück und wenn diese Plätze besetzt sind, sitzen sie auf einem. Überall. Immerhin stechen sie nicht. Ich habe mir also wie viele andere auch eine Art Fliegenschleier gekauft, ein Netz, das den gesamten Kopf bedeckt, sehr kleidsam... Aber zurück zum Felsen an sich. Er ist imposant. Und ja es stimmt: auch wenn man ihn schon so oft auf Postkarten und sonstigen Abbildungen gesehen hat, es geht nichts darüber, selbst davor zu stehen. 21. April 2011 Ich bin gefragt worden, wie es mit dem berühmt-berüchtigten "wild life" in Australien aussieht. Nun, es gibt Zeiten und Orte, wo ich nicht unglücklich darüber bin, auch mit Brille sehr schlecht zu sehen. Vor allem gestern und heute bei diversen Spaziergängen durch die sogenannten „wet tropics“, wunderschöne Regenwälder, dunkel, unheimlich und wie im Bilderbuch mit spirallförmig gedrehten Luftwurzeln, Lianen, Urwaldriesen, Farnen und noch vielem mehr, wollte ich manchmal gar nicht genau hinschauen, wenn sich wieder einmal etwas bewegt und geraschelt hat. Fazit: ich habe bisher keine Schlangen gesehen, wilde Kängurus nur aus der Ferne, Koalas und Cassowarys nur im Zoo und Krokodile und Box Jellyfish-Quallen nur auf Hinweisschildern. Dafür habe ich seit vorgestern etwa 400 Mückenstiche, Tendenz steigend. Mein Insektenschutzmittel hilft anscheinend nur dabei, noch mehr von ihnen anzuziehen. Und ja, man würde es zwar nicht für möglich halten, aber die hiesigen Mücken können zweimal in dieselbe Wunde stechen, wenn sie sonst keinen günstigen Platz mehr finden. Der Unterscheid zu Westaustralien für mich als Nichtbiologin besteht diesbezüglich darin, dass die Mücken im Osten fast unsichtbar klein sind und überall stechen, außer in der Kopfzone. Im Westen sind es schwarze, große Exemplare, die eher nicht stechen, sich dafür aber gerne in unmittelbarer Augennähe aufhalten oder sonstwo ins Gesicht setzen. 20. April 2011 Die weitere Erkundung rund um Cairns hat mich von Port Douglas aus im Norden bis zur Cow Bay und dann weite bis Cape Tribulation geführt. Das Daintreeregenwaldgebiet ist gut erschlossen und mit vielen Wanderwegen durchzogen. Am Weg zu den Table Mountains bin ich an der Mossman Gorge vorbeigekommen, über den Mount Malloy gefahren, war kurz in Marreeba und Atherton und dann in Yungaburra und Milla Milla. Rund um Milla Milla habe ich dann einen Wasserfall nach dem anderen angeschaut, insgesamt sechs oder sieben und ja, sie waren alle anders, wobei mir die Milla Milla Falls am besten gefallen haben. Schön ist, dass man meist erst einige hundert Meter durch den regenwald marschieren muss, bis man am Wasserfall ankommt. Nach Innisfall wo ich mich am Flying Fish Point vorerst vom Meer verabschiedet habe, bin ich dann noch über einen weiteren Wasserfall (Josephine Falls) und die Babinda Boulders wieder retour nach Cairns gefahren. 18 und 19. April 2011 Ich bIn weiter nach Port Douglas gefahren. Ein nettes Örtchen mit einem wunderschönen Strand. Und vor der Küste ist das einmalige Great Barrier Reef – auf dem Captain Cook seinerzeit natürlich auf Grund gelaufen ist! Unbeschreiblich! Ich bIn mit einem Schnellboot bis an den äußeren Rand nahe des Kontinentalsockels gefahren. 135 Man sieht dort Fische und Korallen in allen Farben und Formen. Es war, wie in einem Aquarium zu schwimmen, einmalig! 17. April 2011 Die Australier haben es mit Captain Cook und die Aborigines haben es nach wie vor schwer mit ihm wie es scheint. Cook hat einen Faible dafür gehabt, alles was er an Landschaftlichem gesehen hat zu benennen. Und nur mit Mühe gelingt es, dieursprünglichen Namen wiederherzustellen. Zum Ausgleich dafür gibt es dann aber wieder eine James Cook University und einen Captain Cook Highway. Ich kann mich nicht und nicht entscheiden, welche von den gefühlt 150 verschiedenen Grand Barrier Reef-Touren ich machen soll und so bin von Cairns ein wenig ausgeschwärmt und bis zum Ellis Beach gefahren, wo mir das Baden allerdings ob der vielen Hinweisschild auf Quallen und Krokodile trotz 35 Grad Außentemperatur gleich wieder vergangen ist. 15. und 16. April 2011 Immer noch Brisbane und Umgebung. Der Australier an sich ist ja sehr stolz darauf, entspannt, sorgenfrei und gemütlich zu sein. Das nimmt oft sehr geschäftige und unechte Ausmaße an und scheint irgendwie stressig zu sein. 14. April 2011 Brisbane gefällt mir gut, hat eine gute Atmosphäre. Im Lone Pine Koala Park habe ich endlich Koalas und Kängurus aus nächster Nähe sehen können. Die Koalas sind wirklich süß. 13. April 2011 Wieder einmal eine lange, lange Autoreise, diesmal von Black Head nach Brisbane. Im Radio diesmal eine ausführliche Sendung über spannende Themen wie „die englische Burg über die Jahrhunderte“ – waren sie ein Erbe der Normannen oder doch dazu da, um als Zeichen von Dekadenz und Extravaganz Frauen zu beeindrucken. Ein Thema, das die Gemüter hierzulande zur Zeit erhitzt ist der Vorschlag, das Tempolimit von bisher maximal 110 auf 80 Stundenkilometer zu reduzieren. Ich hoffe, etwaige Beschlüsse werden nach meinem Aufenthalt gefällt werden. 11. und 12. April 2011 Ich habe zwei sehr nette und entspannende Tage in Black Head bzw. Hallidays Point verbracht. Eine sehr schöne Gegend mit wieder einmal traumhaften, großteils leeren Stränden. Wenn man auf sich hält, fischt man hier und wenn man wirklich zu den alten Hasen zählen will, dann fischt man mit Strandwürmern, die man eigenhändig aus dem Sand zieht. Sehr spannend. Die genannen Würmer können über einen meter lang sein. Was so alles unter der Oberfläche krecucht und fleucht... 10. April 2011 Von vielen Seiten habe ich nur Gutes über die Blue Mountains gehört und so bin ich also von Sydney aus hingefahren. Alle anderen Bewohner und Gäste Sydneys hatten offenbar dieselbe Idee und die Straßenverwaltung war zuvorkommend genug, nahezu die gesamte Strecke durch die Blue Mountains als meist einspurige Baustelle zu deklarieren. Ich nehme an, dass wir alle guten Mutes bei strahlendem Sonnenschein und 26 Grad in Sydney aufgebrochen sind, nur um am Ende des Staus bei Regen und 13 Grad aus dem Auto zu steigen, keinerlei Berg oder Hügel, geschweige denn die achso-gerühmten Three Sisters zu sehen. Und so haben wir uns dann wiederum alle mehr 136 oder weniger gleichzeitig schweren Mutes wieder ins Auto geschwungen und haben uns gemeinsam aus dem Tal wieder hinausgestaut. Ich habe es dann noch bis Newcastle gebracht. 9. April 2011 Heute wäre meine Oma 95 geworden und hätte sicher Tränen in den Augen gehabt, hätte sie gehört, dass ich an ihrem Geburtstag vor dem Opernhaus in Sydney stehe. Ich habe die gesamte Stadt zu Fuß erkundet und bin glaube ich an die 15-20 Kilometer gegangen. Ich glaube heute weiß ich, wovon ich müde bin! 8. April 2011 Ich verstehe nicht, warum mir so von Canberra als Hort der Politik abgeraten worden ist. Mir hat es gut gefallen! Wo kann man in einer Jauptstadt in der Parlamentstiefgarage drei Stunden lang kostenos parken und von dort alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen? Das Parlament als solches ist architektonisch interessant und die geführte Tour war wirklich gut. Und die National Gallery hat mich sowohl was das Gebäude betrifft, als auch bezüglich der Ausstellungen beeindruckt. 7. April 2011 Ich habe zu wenig Zeit für Melbourne eingeplant und so habe ich mich heute schon wieder auf den Weg machen müssen, den Hume Highway entlang nach Canberra. Fahren auf den Australischen Straßen erinnert mich oft an den Spruch der Oma, Du bist ja net allein auf der Straße. Manchmal doch. Es ist flach, flach, flach. Ab und zu steht irgendwo ein Baum. Die Straßen sind schnurgerade und 650 Kilometer zu fahren ist ermüdend. Mittlerweile verstehe ich wirklich, warum die Australier sagen, die meisten Unfälle hier entstünden durch Müdigkeit. Man sieht außer einer erkläcklichen Anzahl von Radarkameras, Koalabärwarnschildern (auf manchen sitzen die dargestellten Koalas nur und schauen freundlich, auf anderen winken sie zaghaft) und gelegentlichen Känguruhwarnschildern eigentlich nur ab und zu eine Tankstelle. Und der einzige Radiosender, den man empfangen kann, spielt keine Musik sondern diskutiert über Stunden hinweg Themen wie die Milchpreisentwicklung über was sich wie die letzten 200 Jahre anhört oder die Geschichte des Stofftaschentuchs und seine künftigen Aussichten. Alles in allem und wenn man die ganze Fahrt betrachtet war der Stofftaschentuchbeitrag sicher am interessantesten. 6. April 2011 Stadt, ich bin wieder einmal in einer Stadt und was für einer Stadt! Am ehesten erinnert mich Melbourne stimmungsmäßig an San Francisco. Ich war in einem ganz besonderen Viertel, in Fitzroy und dort in einer Strasse (Brunswick Street) voller schräger Leute, Geschäfte und Cafés. Ich habe ja eine Schwäche für originelle Namen und daher mu ich hier einiges anführen was es in der Brunswick Street so gibt. Etwa eine Boutique namens Halsinky oder eine Bar mit Namen Naked for Satan. Nachdem davon auszugehen ist, dass es in der Hölle heiß ist, wäre „Dressed for Satan“ glaube ich argumentativ gesehen mit dem größeren Opfer verbunden. Und wenn ich schon bei interessanten Neuerungen bin: Ich habe gelesen, dass es einen neuen Samsonite Koffer gibt, der gleichzeitig Scooter ist, sehr praktisch. Was ich heute in Melbourne gesehen habe, ist ein „Lego Architektur“, mit dem man zum Beispiel das New Yorker Guggenheimmuseum bauen kann, oder das Rockefeller Center oder die Seattle Space Needle. Apropos Melbourne und kurios Neues: In Chinatown und auch außerhalb gibt es auch immer wieder Japanische Restaurants, von denen manche gerade ihren rohen Fisch abverkaufen. Anscheinend ist seit dem Erdbeben und der anschließenden 137 Atomkatastrophe der Sushikonsum zurückgegangen. Viele haben interessanterweise Sushi mit braunem Reis im Angebot. 5. April 2011 In Australien ist das Nationalgericht anders als in England sicher immer noch Fish and Chips. In England ist es mittlerweile angeblich Curry, aber das nur so nebenbei. Der eher unangenehme Nebeneffekt von Fish and Chips ist leider, dass es an allen Ecken und Enden nach altem Bratfett und Frittiertem riecht. Man nimmt ja auch einen olfaktorischen Eindruck eines Landes mit. 4. April 2011 Ich bin heute durch ein Mißverständis zur Italienerin geworden. Ich habe in Fremantle einen Espresso bestellt und auf die Frage, ob ich denn müde sei, lächelnd mit „ja“ geantwortet. Die Frage muss allerdings gewesen sein, ob ich Italienerin sei, denn wie die nette Dame weiter ausgeführt hat, hätte sie das gleich gewußt. Allein das Wort „Espresso“ hätte wie Musik geklungen. Ich habe sie in dem Glauben gelassen. 3. April 2011 Nach den 750 Kilometern von Esperance nach Perth bin ich völlig ermattet an meinem Ziel, einer Jugendherberge, in der ich aus Gründen, die hier konkret nichts zur Sache tun, ein Zimmer reserviert habe, angekommen. Als ich aus dem Auto geklettert bin hat mich ein vollkommen betrunkener Achtzehnjähriger angelacht. Seine Mine hat sich nach dem Hallo aber sofort verfinstert und er hat sehr ernst nachgelegt und gesagt: Du bist aber keine Rucksacktouristin! Ich glaube ich muss zugeben, dass er Recht hat. Mein erster Eindruck von Perth ist sehr angenehm, eine nette Stadt. In der Innenstadt werden gerade viele Gebäude restauriert und einige bewerben die Dienste eines Innenausstatters dessen Name übersetzt in etwa „Troijanisches Pferd Interior“ lautet. Pbwohl ich mich sehr für die kreative Namensgebung erwärmen kann bin ich nicht ganz sicher, ob das gegebenenfalls der Innenausstatter meines Vertrauens wäre. 2. April 2011 In Esperance habe ich wild laufende Kängurus gesehen, ein Segelrennen, noch mehr traumhafte Strände (speziell im Cape Le Grand National Park und rund um Esperance) und einen rosafarbenen See! 1. April 2011 Die Hälfte meines Sabbaticals ist um, Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen. In Neuseeland habe ich gelernt würde eine Reise wie die meine „Überseeerfahrung“ heißen und für jeden eigentlich fast selbstverständlich sein. Es gibt auch in den entlegendsten Gegenden Wasabinüsse, was die Welt nicht unbedingt spannender macht. Meiner Beobachtung nach geht die Sozialisierung künftiger Pauschaltouristen meist so so vonstatten, dass sie als Rucksacktouristen getarnt in Riesenbussen sitzen und dann vom Reiseleiter an der richtigen Stelle für einige Minuten ausgesetzt werden. Ohne das Internet ist so eine Reise heute nicht plan- oder durchführbar und ohne GPS wäre ich an vielen Stellen mit wesentlich angespannteren Nerven unterwegs. Mit meinem vorletzten Tribut an die analoge Welt, dem Film (oder Flim in Südostasien) für meine Kamera, bin ich ein Kuriosum, das nur kopfschüttelnd angestarrt wird. Wenn Geschäfte Schilder wie „wir arbeiten Film immer noch aus“ aufhängen, ist das Ergebnis wie ich feststellen mußte wenig berauschend. 138 Mein letzter Tribut an die analoge Welt, Bücher, tragen sicherlich auch dazu bei, dass die Gesetze der Physik auf mein Gepäck anscheinend leider nicht angewandt werden können. Im Jänner bin ich mit einem 19 Kilo schweren Koffer aufgebrochen (von den x Kilos im Handgepäck möchte ich gar nicht erst reden). Meines Wissens habe ich abgesehen von den 3 Anzügen und 12 Blusen in Bangkok (...) nur 40 Rollen Film, eine kurze Hose, ein Kapperl, Sonnenmilch, eine Tasche, zwei Bücher und drei Reiseführer gekauft. Eines der Bücher habe ich gegen ein anderes getauscht und dann irrtümlich bevor ich es gelesen habe nach Österreich geschickt. Insgesamt habe ich seit Jänner fünft Pakete mit einem Gesamtgewicht von 16 Kilo nach Hause geschickt, die nebst den Anzügen und Blusen auch etliches der urprünglichen Ausrüstung enthalten haben. Netto, so würde man annehemen, müßte ich mittlerweile weniger als am Anfang haben. Erst vor ein paar Tagen hat aber ein Quantasmitarbeiter milde lächelnd ein „besonders schwer, in die Knie gehen beim Heben“-Schild an meinem 25kg Koffer angebracht. 31. März 2011 Ich bin von Denmark nach Esperance weitergefahren. Ich habe nun insgesamt 1400 Kilometer in Australien zurückgelegt und dabei neun Känguru-Hinweissschilder und drei überfahrene Kängurus gesehen. Man könnte entweder sagen, dass die Australier durchaus auf bestehende Gefahren hinweisen. Andererseits könnte man auch sagen, dass sie ein wenig knausrig mit ihren Schildern sind. Leider ist die Strecke, die ich gefahren im Landesinneren und etwas monoton. Man sieht viel braune, trockene Ebene. Radiosender gibt es auch nur in der Nähe der Ortschaften und die sind spärlich gesät. 30. März 2011 Meine heutige Etappe hat mich bis nach Denmark gebracht. Auf dem Weg dorthin habe ich einen Abstecher zum sogenannten Tal der Giganten („Valley of the Giants“) gemacht. Dort stehen die wohl riesigsten Bäume in ganz Australien und man hat ähnlich wie im neuseeländischen AH Reed Memorial Kauri Park einen Hängebrückenweg mitten durch den Wald gespannt. Die australische Variante ist – das muß man neidlos zugestehen – um einiges beeindruckender als die neuseeländische. Die Edelstahlbrücken sind in einer Art Zick-Zack vom Boden aus bis in eine Höhe von 38 Metern gespannt. An den Ecken sind jeweils Plattformen, die auf enormen Pfeilern ruhen, oder bessergesagt nicht ruhen. Alles schwingt, Plattform wie Brücke.Man hat ein etwas mulmiges Gefühl, während man über die Baumwipfel schaut. In der Nähe von Denmark ist eine Bucht („Greens Pool“), die türkisgrün ist, wunderschön! 29. März 2011 Ich bin nach Margaret River weitergefahren und habe nebst einer Schokoladefabrik eine von 200 Weinkellereien und einen Kaffeeröster besucht. Was mich aber am meisten beeindruckt, sind die Strände und die Wellen, die sich meterhoch auftürmen, türkisgrün durchsichtig werden, brechen und dann über Felsen hinwegbrausen und nur weiße Gischt zurücklassen. Welche Urgewalt! 28. März 2011 Meine ersten Eindrücke von Australien? Über das Land zu fliegen war wie im Geobildband „Die Erde von oben“ zu blättern. Salzseen, trockene, rote Landschaft, Felder, Seen. Sehr schön, sehr weitläufig und sehr beeindruckend. Australien scheint um so viel trockener und daher brauner als Neuseeland. Auf der Erde habe ich bisher drei Hinweisschilder auf Kängurus gesehen und ein überfahrenes (Känguru, nicht Schild) am Wegesrand. Ich hoffe inständigst, dass mir keines vor die Motorhaube läuft! 139 26. und 27. März 2011 Es heißt Abeschied nehmen von Neuseeland. Die Reise ist heute, am 27. März weitergegangen nach Perth (per Flugzeug, erst vier Stunden nach Brisbane und dann noch einmal fünf Stunden nach Perth) und von dort per Auto nach Bunburry. Im Fliger haben mich zwei Australier vor braunen Schlangen gewarnt. Ich solle aufpassen, wenn ich ihr Revier verletze (das der Schlangen) würden sie auch die Jagd nach mir aufnehmen. Sie seien relativ schnell und ein Biß sei tödlich. Ich habe ernsthaft überlegt, einfach im Flieger sitzenzubleiben in der Hoffnung, erst in einer wirtlicheren Gegend entdeckt und hinausgeworfen zu werden. Die Australier habenmich ungläubig angestarrt und gemeint, ich solle mich nicht so haben, wir in Europa hätten schließlich Bären und die würden einen im Fall einer Attacke auffressen. Ich habe mir die Diskussion gespart, aber bei mir gedacht, dass es wohl debattierbar ist, ob ein Tod durch einen Schlangenbiß dem Gefressenwerden vorzuziehen ist. Ich nehme an, es macht keinen allzugroßen Unterschied, ob man versehrt oder scheinbar unversehrt tot ist. 25. März 2011 Ich bin nach Waitomo weitergefahren und war in einer sogenannten Glühwürmchenhöhle. Man geht durch eine wunderschöne tropfsteinhöhle und kommt durch einen riesigen Raum, der Kathedrale genannt wird und in dem wegen der besonderen Akustik sogar die Wiener Sängerknaben einmal aufgetreten sind. Bvon dort sind es nur einige Stufen hinunter zu einem nachtschwarzen See, den man mit einem Boot durchquert. An der Höhlendecke sind tausende Glühwürmchen, die aussehen wie ein unterirdisches Firmament. Oder wie sehr viele LED Lämpchen. Ich übernachte heute in einer kleinen Frühstückspension namens Abseil Inn. Mein Zimmer heißt „Höhle“. Das Himmelbett ist mit schwazem Chiffon dekoriert und Vorhänge und Tagesdecke sind aus einem zotteligen Stoff. Auf dem Bett sitzt ein Mammut. Ein Stofftiermammut. 24. März 2011 Ich habe die Tongariro Alpenüberquerung hinter mich gebracht! Mein Reiseführer sagt, es würde sich dabei um die beste Eintageswanderung in Neuseeland handeln. Ehrlichgesagt würde ich zwei solche Achtstundenwandertage fitnessmäßig auch nicht überstehen, vor allem nicht mit der schweren Fotoausrüstung am Buckel. Das Leben ohne Sherpa ist nicht einfach. Trotzdem und trotz meiner düsteren Gedanken nach dem Verbleib einer Seilbahn war die Wanderung die Anstrengung absolut wert. Herzstück des Tongariro Nationalparks sind drei Vulkane und die Wanderung führt einen entlang dieser Vulkane. Der rote Krater und die smaragdfarbenen Seen sind unbeschreiblich und die Namen sind nicht nur sprechend sondern absolut passend... 23. März 2011 Der gestrige Art Deco Spaziergang in Napier war gelungen. Nachdem ein Erdbeben in den frühen Dreißigerjahren die Stadt dem Erdboden gleich gemacht hat, haben sich die Bewohner dafür entschieden, die Stadt im Art Deco Stil wiederaufzubauen. Vom architektonischen Standpunkt ist die Stadt daher ein absolutes Juwel. Ich bin daher heute noch einmal hierhergefahren, um mir die Gebäude mit mehr Ruhe anschauen zu können bevor ich weiter nach Tongariro gereist bin. Mein Hotel dort (das Bayview Chateau Tongariro) ist auch ein wunderbares Gebäude. Im Keller gibt es ein Gästekino, in der Lobby steht ein riesiger Billiardtisch, durch die Panoramafenster sieht man die Vulkane und insgesamt hat man ein 1920ier Thomas Mann Gefühl. 140 22. März 2011 Die Frühstückspension in Havelock North erwartet von mir, dass ich mir in der Cottagehütte nicht nur das Frühstück mit den bereitgestellten Köstlichkeiten selber mache, sondern ermutigt mich auch dazu, hernach das Familiensilber und das teure englische Familienporzellan im Badezimmerwaschbecken abzuwaschen. Zum Glück haben die werten Herrschaften keine Ahnung von der Glasbruchstatistik ante Geschirrspüler (Rate der zerbrochenen Gläser pro Hundert per Hand abgewaschenen Gläser). Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, während derer meine verwzweifete Mutter während der Ausverkaufszeiten Großhandelsmengen günstiger Trinkgläser erstanden hat. 21. März 2011 Ein weiteres Detail in der neuseeländischen Kinderzeichnung ist, dass es immer nur eine Sorte von Tieren gibt, etwa schwarze Kühe mit weißen Köpfen, schwarze Kühe mit schwarzen Köpfen oder schwarzweißgefleckte Kühe mit gemischtfarbenen Köpfen. Habe ich schon erwähnt, dass ich meinen Frieden mit McDonald’s gemacht habe? Früher habe ich dort höchstens die Toiletten aufgesucht, aber seit es dort recht anständigen Kaffee und in vielen Ländern kostenloses Interent gibt, bin ich manchmal sogar Gast. Apropos Internet: das ist wohl einer der wenigen Minuspunkte, die ich bisher an Neuseeland zu vergeben habe. Entweder es gibt irgendwo Internetzugang und er ist teuer bis unverschämt teuer oder es gibt einfach keinen Zugang, was meistens der Fall ist. Was für ein Unterschied zu Vietnam und Thailand! Leider macht mir das das Leben etwas schwer, zumal ich meine weitere Reise gerne planen würde, was heutzutage ohne Internet eigentlich nahezu unmöglich ist. 20. März 2011 Heute habe ich einen Ausflug zum ehemaligen achten Weltwunder gemacht. Am Rotomahanasee im Weimangu-Park waren ursprünglich weiße und rosarote Sinterterrassen, die leider beim Vulkanausbruch des Mount Tarawera am 10. Juni 1886 zerstört wurden. Angeblich waren diese Sinterterassen vor 125 Jahren die Sehenswürdigkeit und der Auslöser für erste Reisen nach Neuseeland. Erst vor kurzem haben neuseeländische Wissenschaftler Reste der vermeintlich zerstörten Terassen wiederentdeckt! 19. März 2011 Neuseeland hat etwas Friedliches und Ruhiges und schaut großteils aus wie einer Kinderzeichnung: Hier ist der Wald, hier sind die Schafe, hier die Straße, ein Felsen, ein Geschäft, die Kirche, ein Bahnübergang, eine Tankstelle, das Cafe, wo es das Eis gibt und hier ist die Bücherei. So habe ich mir immer die Astrid Lindgren Landschaften vorgestellt und hätte mir nicht gedacht, dass es sie tatsächlich so gibt! Ich bin über die Kiwihaupstadt De Puke nach Rotorua weitergefahren. Leider ist keine Kiwisaison, dennoch sind die Kiwihaine durchaus interessant. Enorme Hecken (sicher 7 oder 8 Meter hoch) grenzen sie voneinender ab. Rotorua ist DIE Thermalstadt auf der Insel. An den Schwefelgeruch muß man sich erst gewöhnen, aber an sich ist es ein hübsches Städchen. 18. März 2011 Grundsätzlich sind die neuseeländischen Straßen in einem sehr, sehr guten Zustand, nur geht es immerzu bergauf, es ist kurvig und meist unübersichtlich, kurz wie eine Art Fahrtraining. Noch dazu fährt man links, was ich ja eigentlich gut finde, weil es einen immer wieder in die Schranken weist, wenn es um „wir fahren auf der richtigen/falschen 141 Seite“ geht und die Koordination fördert. Was mich ein wenig stresst ist das Schalten mit der linken Hand. Ein Ausflug heute war eine einstündige Motorbootfahrt, unter anderem zur Cathedral Cove, sehr schön, allerdings in Hochgeschwindigk (12 Kilometer in einer hochmotorisierten Nußschale). Ein anderer Ausflug hat mich zu einem Heißwasserstrand geführt, was aber ein ziemlicher Reinfall war. Ich habe mir einen Spaten ausgeliehen und insgesamt zwei tiefe Löcher gegraben, leider aber ohne Erfolg, sprich kein heisses Wasser weit und breit, dafür zahlreiche Schaulustige, die mit meinem Spaten im jeeiligen Loch für ein Bild posieren wollten. Am Rückweg ist dann eine riesige Welle über mich hinweggeschwabbt und hat mein neuestes Handy bzw. dessen Bildschrim ruiniert, was mich besonders ärgert, da dieses Handy recht anständige Bilder gemacht hat und nun anscheinend kaputt ist. 17. März 2011 Ich war auf dem Weg nach Tairua in einem sehr unpretentiösen Thermalbad. Im wesentlichen war es nur ein riesiges Becken mit heißem Wasser. Außer mir waren noch vier andere Gäste dort. Der Eintritt war interessanterweise für Nichtschwimmer billiger. Da ich mich schulterbedingt noch immer nicht schwimmfit fühle habe ich kurz überlegt, die Sache anzusprechen, dann aber doch verworfen. Man muss beim neuseeländischen Essen wirklich aufpassen und vor allem die Verpackung genau studieren. Beinahe hätte ich folgenden Text auf meiner Stundentenfutterpackung übersehen: Meine Lieben, es kann sein, dass sich in Eurer Packung Stundentenfutter unter anderem echte Perlen, Rubine oder andere Edelsteine befinden. Also schaut genau, freßt nicht einfach so in Euch hinein oder ihr werdet es bereuen!“ Ich vermute, dass die neuseeländische Zahnarztlobby hier ein Wörtchen mitzureden hatte! 16. März 2011 Friedensreich Hundertwasser hat zu meinem Erstaunen zwischen 1973 und 2000 in Neuseeland gelebt und die öffentlichen Toiletten in der kleinen Ortschaft Kawakawa gestaltet. Auf eine wenig subtile Weise fühlt man sich daher dort heimisch, was trotzdem komisch ist, denn weiter von Österreich weg könnte keine Hundertwassertoilette sein. Ich bin heute nach Mangawhai weitergereist und habe am Weg dorthin den AH Reed Memorial Kauri Park besucht. Was man dort gemacht hat ist recht interessant. Eine Holzbrücke oder bessergesagt ein hölzener und rollstuhlgerechter waagrechter Wanderweg samt Geländer ist in etwa 10 bis 15 Metern Höhe quer durch einen Kauriwald gespannt worden und das ohne die uralten (manche werden bis zu 2000 Jahre alt), mächtigen Bäume zu beschädigen. Sie sind nicht einmal angebohrt worden. So hat man einen interessanten Blickwinkel aus mittlerer Höhe. Später bin ich dann noch den Mangawhai Cliffs Walkway entlangmarschiert und habe wieder eine andere Perspektive auf Neusselands prächtige Natir gehabt. Abends war ich dann in einem Restaurant, dessen Name sich in etwa als „pürrierter Urin“ übersetzen ließe (smashed pipi). Wenn man so nachdenkt, hätte der Name auch schlimmer sein können, das Essen war überraschenderweise hervorragend! Erhaltener Kommentar: Immer wenn ich Zeit hab schau ich auf deinen Blog. Eine kleine Reise zwischendurch für mich. Danke, ich amüsiere mich sehr über deine trockenen Berichte! 14. und 15. März 2011 142 Ich habe eine Bootsfahrt in der Bay of Islands mit Übernachtung an Bord der “The Rock” gemacht, eine einmalige Erfahrung! Am moisten beeindrucken mich die Farben in Neuseeland. Alles ist so klar und die Kontraste zwischen den üppig grünen Wiesen und dem türkisblauen Meer etwa sind viel intensiver als ich das jemals zuvor gesehen habe. Kann man einem Frisör vertauen, der folgendes auf einem Schild vor dem Salon aushängt: „Alles kann sich ändern und deshalb versuche ich nichts, was passiert zu ernst zu nehmen!“? Nun, nachdem ich einmal drüber geschlafen habe, habe ich den Schritt dann doch gewagt und bin recht zufrieden. Wir haben definitiv ein Problem mit der Globalisierung. Einer der Gründe, warum ch unbedingt einmal nach Neuseeland kommen wollte war ja, dass ich als alte Kiwifreundin Kiwis im Usprungsland essen wollte. Und was entdecke ich im Supermarkt? Die Kiwis, die hier verkauft warden, stammen aus Italien!!! 13. März 2011 Ich habe meinen Tag heute mit einem Joghurt begonnen und zu meinem Erstaunen festgestellt, dass die Verpackung wesentlich mehr hergibt als die üblichen Nährewertangaben. So haben die Hersteller des sogenannten „Mammoth Yoghurt“ folgendes mitzuteilen: „Das ist ein Johurt für Männer. Sie müssen nun nur mehr einen Löffel, eine Gabel oder einen Spaten finden und dann können Sie zuschlagen! Sie haben ein dickes, cremiges, sättigendes Marillen-Honigjoghurt vor sich, gemacht von Männern für Männer (im Ernst: es ist von einem Mann namens Brian gemacht worden). Wir teilen Ihnen ebenfalls mit, dass Weinen für Männer inakzeptabel ist. Was akzeptabel ist, ist Joghurt zu essen, speziell wenn es dick und voller Marillenteilchen ist und für Männer gemacht wurde!“ Nach der Joghurterfahrung bin ich von Auckland aus 400 Kilometer nach Keo im Norden der Nordinsel gefahren. 400 Kilometer auf einer „Autobahn“ klingt nicht nach besonders viel oder nach einer anstrengenden Fahrt. Allerdings sind die Autobahnen hier so wie bei uns im besten Fall Bundesstraßen, einspurig mit Gegenverkehr und winden sich über zig Hügel und durch Urwälder. Viele Brücken haben überhaupt nur eine Spur und man muß auf den Gegenverkehr (so vorhanden) auch noch achtgeben. Die Landschaft ist wunderbar und ändert sich alle paar Kilometer. Das Licht ist das was mir am meisten Eindruck gemacht hat. Alles ist klar und die Farben sind viel intensiver als anderswo. Manchmal sieht man die absolute Idylle. Grüner als grüne Wiesen mit Bäumen um die sich viele, viele Schafe tummeln. Die ganze Insel scheint Weinbaugebiet zu sein und alle paar Kiometer gibt es Cafés mit so interessanten Namen wie „Eutopia“ oder „Ingwerkatzencafé“. Eine etwas bizarre Unterhaltung in einem Touristeninformationsbüro hat folgendermaßen stattgefunden: A: Und woher kommst Du? B: Aus Österreich. A: Habt ihr auch so viele Schafe in Österreich? B (leicht überfragt und daher eher ausweichend): Nun ja, ich glaube, wir haben mehr Kühe als Schafe. A (mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck): Ha, dann haben wir mehr Schafe als ihr! 12. März 2011 Wärhend ich meine Zähne mit einer vietnamesischen Zahnpasta putze denke ich gleichzeitig an einen thailändischen Sonnenuntergang und an ein Glas neuseeländischen Weißweins. Dann vermischt sich die Szenerie mit der wirklich überwältigenden landschaftlichen Schönheit von Neuseeland und dem Geschmack von frischem Kokosnußssaft. Ich bin wirklich durcheinander heute glaube ich... 11. März 2011 143 Auf dem Weiterflug von Sydney nach Auckland habe ich ein eine Art Fazit über meine beiden Monate in Südoastasien gezogen: In Singapore funktioniert alles wie am Schnürchen und trotzdem ist es noch exotisch genug, nicht nur in Little India und Chinatown. Ein Gericht wie „Lebender Frosch im Tontopf“ wird ganz selbstverständlich auf Foodcourts um die Ecke angeboten. Mit meinem Hang zum Film bin ich aber auch in Südostasien auf verlorenem Posten. Meist sagen die Menschen wie in Singapur dazu „Flim“ und schon die Frage allein ruft mesit nur hochgezogene Augenbrauen hervor. Kuala Lumpur ist irgendwie ähnlich wie Singapur und dann doch nicht. Das Beeindruckendste dort war ein an einer Kreuzung regungslos verharrender nackter Inder, der dann von der Polizei zu seinen auf der anderen Straßenseite liegenden Kleidern eskortiert und dort gezwungen worden ist, sich wieder anzuziehen. Neben den Männer in Longys und den Frauen in ihren farbenfrohen traditionellen Gewändern ist der westliche Tourist in Myanmar (und natürlich auch anderswo) outfitmaessig oft eine wahre Zumutung. Alles in allem war Myanmar mit Abstand das beeindruckendste Land, das ich in Südostasien diesmal gesehen habe. Die Ballonfahrt über Bagan und die Prophezeihung meines anstehenden Geburtstags zählen sicher zu den bleibenden Erinnerungen. Neben unangenehmen Erfahrungen in Saigon, wo ich bestohlen worden bin und angenehmeren in Hanoi (Wasserpuppentheater) muß ich sagen, dass die Inschrift am Mausoleum des letzten Kaisers die Stimmung in Vietnam am besten zusammenfasst: „Wo die Traurigkeit lächelt und die Freude schluchtst“. In Thailand ist Österreich-Ungarn weiterhin als Weltmacht präsent. Anders als in Europa, wo man auf in Drogerien ständig auf Bräunungscremes stößt gibt es hier kaum etwas, das nicht einen Aufhellungseffekt verspricht, von simpen „Whitening Creams“ bis hin zu „Whitening Deos“. Bangkok ist entgegen anderen Hauptsädten, die ich bisher bereist habe weltoffen genug, um Le Monde und den International Herald Tribune an Zeitungsständen anzubieten. Mein Eindruck ist dennoch gemischt. Nachdem ich einem ausgemachten Betrug bei einem Schneider aufgesessen bin und diverse eigenwillige Erlebnisse bei Thaimassagen mitgemacht habe (eine Masseurin ist während der Massage eingeschlafen, eine Massage hat mich mit Verdacht auf eine gebrochene Zehe ins Krankenhaus gebracht und bei der allerletzten war die Masseurin ein ein Transvestit bzw Ladyboy - durchaus bemerkenswert), muss ich natürlich auch sehr nette Begegnungen erwähnen, unter anderem eine in einem Fish-Spa, eine auf der Insel Koh Pha Ngan und ein angenehmes heimatliches Wiedersehen mit einer Reisebekanntschaft aus Myanmar. 10. März 2011 Flug von Bangkok nach Sydney. Neun Stunden. Ich bin noch nie in einem derart leeren Flugzeug gewesen. Es ist ein Airbus 340 mit acht Sitzen pro Reihe in der Economyclass. Manche Reihen sind frei und in den anderen sitzt maximal eine Person. Die Premium Exomomyklasse ist vollständig leer und wenn ich fünf oder sechs Businessclasspassagiere einsteigen habe sehen, war das viel. Sogar die Stewardess hat eben zugegeben, dass sie sich einsam fühlt. Ich selbst sitze alleine und völlig ungestört an meinem persönlichen Notausgang, der sehr hübsch und modern ist. Er hat sogar ein kleines Fenster. Anstatt die Türe aus dem Rahmen zu nehmen und hinauszuwerfen muss man angeblich nur an einem Hebel ziehen, um sich dann bequem auf ein Floß gleiten lassen zu können. Ich bin darüber unterrichtet worden, dass ich die anderen Passagiere im Notfall hier hinausdirigieren soll. Das wäre im konkreten Anlaßfall denkbar schwierig, da mehr oder weniger jeder 144 Passagier seinen persönlichen Notausgang hat und man sich sicher beim Anpreisen der Attraktivität des jeweiligen Ausgangs in die Quere käme. Ob wohl jeder ein Floß hat? 9. März 2011 In einem fernen Land, in dem man sich schwer verständigen kann, empfiehlt es sich, Sprachkundige dazu zu bringen, Überlebenswichtiges wie die Hoteladresse oder Lieblingsgerichte in der Landessprache und lokalen Schrift auf kleine Zettel zu notieren. Mit einem solchen Zettelchen ausgestattet bin ich zu meinem letzten thailändischen Abendmahl aufgebrochen, habe ein paar Lacher seitens des Restaurantpersonals geerntet und mich dann kurze Zeit später vor einem durchsichtigen, oben sorgfältig verknoteten Plastiksackerl mit meiner Suppe wiedergefunden. Die lokale Variante das Takeaways findet meist im Plastiksackerl statt. Man sieht Menschen aus Sackerln Saft trinken und diverse Speisen mit sich herumtragen, die im Sackerl feinsäuberlich auf oder unter einer Reisschicht gebettet sind. Nach einigem Hin und Her ist die Suppe dann in einen Teller gewandert. Es war eine sogenannte Tom Yam Suppe. Von der landesweiten Verfügbarkeit und vom Bekanntheitsgrad her könnte man sagen handelt es sich um eine Art thailändische Wiener Schnitzel. Anders als das Wiener Schnitzel steckt die Suppe allerdings voller Überraschungen und wird gerne variiert. Nicht nur, das es sie jeweils mit oder ohne Fleisch, Meeresfrüchte, Pilze oder Nudeln gibt, so ist das Erstaunlichste an ihr, dass sie erstaunlich viel Ungenießbares enthält. Es schwimmen Blätter und Wurzeln in ihr und manches ist so gut getarnt, dass es entweder eine Bohnenschote (vulgo grüne Bohne), eine riesige grüne Chillischote oder ein Bambusstengel sein kann. Man bemerkt das wahre Selbst des Objekts oft erst, wenn es schon zu spät ist und man daraufgebissen hat. Im Herzen, und das wird nun nicht mehr verwundern, ist die Suppe ungemein scharf. Um aromatische harte Stengel schmiegen sich gerne grüne Chillischoten, die man dann unbemerkt mitnascht. Auch wenn ihr Kokosmilch beigemischt ist, wird die Schärfe damit nur nur scheinbar genommen. Wegen der Schärfe und weil man beständig Essbares von Gewürzen sondern muss handelt es sich bei der Tom Yam Suppe notgedrungen um Slow Food. Man muss auch immer wieder pausieren, weil einem die Schärfe die Hitze ins Gesicht und Tränen ind die Augen treibt. Im konkreten Fall hat mich das die vorbeilaufende schwarze Ratte nicht allzu schweren Herzens ignorieren und fast vergessen lassen, dass die Wäscherei etliche Paar Socken verschlampt hat, ich bei einer Thaimassage ein Sit-In machen mußte um den Nacken auch noch massiert zu bekommen (ich sitze hier solange bis...) und dass die frischgeschneiderten Blusen auch im gewaschenen und gebügelten Zustand noch erbärmlich aussehen. 8. März 2011 Ich bin mitunter im coolsten Hotel seit Beginn meiner Reise. Es heißt Mestyle Place und ist in Bangkok oder sagen wir in einem Außenbezirk von Bangkok. Man stelle sich ein etwas belebteres Floridsdorf vor (für diejenigen, denen das ein Begriff ist). Das Hotel ist ein umfunktionierter Plattenbau und insgesamt sehr bunt. An der Einfahrt ist eine Art VW-Busskulptur, die Rezeption ist ein bzw in einem alten dunkelgrünen Minicooper und die Bar im Außenbereich ist in einem alten Kleinbus untergebracht. Ein Sammler hat alte Maschinenteile in Dekorobjekte umgewandelt. Ein hölzernes Kanu oder bessergesagt ein Einbaum ist das zentrale Element des Barraums. Eine Glasplatte liegt auf dem aufgebockten Einbaum und wird von unten blau beleuchtet. Am Eingang stehen knallrote Ölfässer und in der Lobby diverse alte Zahnarztstühle und ein ultramoderner blauer Wuzelapparat (Tischfußballtisch). An der Restaurantdecke hängen Besteckskulpturen und an der Lobyydecke alte Fensterrahmen und Fahrräder. 145 7. März 2011 Mein Computerladegerät ist mir eingegangen... Eine lange Reise ist manchmal gar nicht so anders als das Leben zu Hause. Man ist eigentlich ständig auf der Suche nach irgendetwas, muss etwas besorgen oder erledigen, planen etc. Ich habe mich in der sogenannten IT City, einem Einkaufszentrum, das auf Computer, Handies und sonstiges Zubehör spezialisiert ist, durch endlose Reihen von diversen Computerfachhändlern geschleppt und bin leider nicht richtig fündig geworden. In einem anderen Enkaufszentrum in der Haupteinkaufsmeile von Bangkok habe ich nun schlußendlich das richtige Kabel aufgetrieben... 4. bis 6. März 2011 Nach ein paar angenehmen Tagen auf der Insel bin ich nun also wieder in Bangkok, wo mir ein Mann mit Haarspangerl im schneeweißen Ziegenbart nebst Katalogfrau - etwa 40 Jahre jünger - untergekommen ist. Manches kann man leider nicht fotografieren. Auf den hiesigen Flughäfen bekommt man wenn man möchte Gratissimkarten, die man dann in jedem 7/11 Supermarkt aufladen kann. Das ist schon ein ungemein krasser Unterschied zu Myanmar, wo es kein Roaming gibt und jede Simkarte 1.500 US Dollar kostet. Eine nette Reisebekanntschaft hat mich auf ein weiteres nationales Unikum aufmerksam gemacht, nämlich die Reaktion auf das Airlineessen, das es immerhin noch gibt. Es werden Pappkartonschächtelchen ausgeteilt, die der Thai Fluggast öffnet, den Inhalt mit einem angewiderten Gesichtsausdruck scannt und dann angeekelt wieder schließt. So schlecht ist es aber dann gar nicht. Man muß sich nur daran gewöhnen, dass der meist beigepackte Marmorkuchen manchmal braun/gelb, manchmal grünlich/gelb, aber manchmal auch lila/gelb sein kann. 1. bis 3. März 2011 Die Tattooshops haben hier auf Koh Pha Ngan definitiv Kundschaft. Ich habe selten so viele Tätowierte auf einem Fleck gesehen, scheint groß in Mode zu sein. Ansonsten sieht man Unmengen von Aussteigern, deren beste Zeit längst vorbei ist. Die Dreadlocks verdrecken mehr und mehr und die Ersparnisse sind sichtlich seit Jahren aufgezehrt. Die Insel ist soweit meine Mopederkundung die Beurteilung zuläßt, längst nicht mehr das versteckte Fleckchen Erde, von dem nur Insider wissen. An manchen Strandabschnitten reiht sich Resort and Resort. Ich bin in den Norden vorgedrungen und habe in einem Restaurant gegessen, das folgendes auf der Karte hat: „no name with chicken or pork“. Ich habe mich dann für etwas mit Namen und Tintenfisch entschieden. Gleich daneben war das “The World's End Café”, das zum sicheren Entsetzen eines lieben Freundes den ganzen Tag über Frühstück anbietet. Ich logiere übrigens mittlerweile in einem spinnen- und weitgehend auch sonst insektenfreien Zimmer. 27. und 28. Februar 2011 Ich bin von Chiang Mai über Bangkok nach Surat Thani geflogen und von dort mit Bus und Fähre nach Koh Pha Ngan weitergereist. Für die erste Nacht habe ich ein Upgrade auf einen Luxusbungalow bekommen, in dem ich lediglich eine Ameise erlegt und einen großen schillernden Käfer in einem Wasserglas gefangen und so ruhiggestellt habe. Mein neues und nicht mehr ganz so schickes Zimmer gleicht nun leider einem Schlachtfeld. Ich habe mich erfolgreich gegen etwa 30 Ameisen und eine Riesenwespe gewehrt. Nach letzterer habe ich in Ermangelung eines Wasserglases einige Schuhe werfen müssen. Eine enorme Spinne (etwa 10cm Durchmesser, schwarz, etliche Beine) im Badezimmer ist einer zweifachen Schuhattacke geschickt ausgewichen und hält sich 146 seither im Hintergrund auf. Ansonsten bin ich im Augenblick im allgemeinen froh, nicht besonders gut zu sehen. Abgesehen von diversen Insekten sind Insel und Strand soweit sehr schön. Ich bin ungemein müde und wie eine böse Zunge heute festgestellt hat, darf man sich nicht wundern, nach fünf Monaten Urlaub müde und erhoungsbedürftig zu sein. Und so habe ich heute nur die nähere Hotelumgebung erkundet und mich danach in die etwa 50 Meter weiter am Strand entlang liegende Pirates Bar geschleppt. Rund ums Hotel kann man sich an jeder Ecke massieren lassen, einen Scooter mieten und betanken, seine Wäsche waschen oder sich tätowieren lassen. Was man halt so braucht. 25. und 26. Februar 2011 Der 25. Februar war ein sehr unbeschwerter Tag and dem ich mich eigentlich nur gefragt habe, ob ich am Abend eine ein- oder eine zweistündige Thaimassage buchen sollte. Ich habe mich dann für eine einstündige Rücken- und Nakenmassage entschieden. Aus nicht weiter nachvollziehbaren Gründen hat die etwas beleibte und kräftifge Masseurin darauf bestanden, mir vorab die Füße zu waschen. Beim Abtrocknen hat sie dann recht heftig an allen Zehen gezogen, was nicht unbedingt angenehm war. Über Nacht ist dann der zweite Zeh rechts aufs Doppelte angeschwollen und hat sich nur unter großer Pein bewegen lassen. Ich habe meinen Tagesausflug mit Wanderung absagen müssen und bin stattdessen zu einem Krankenhaus aufgebrochen. Nach drei Stunden und nachdem man Blutdruck, Blutzucker, Fieber und mich in der Länge gemessen und anschließend gewogen hatte, durfte ich endlich mit einem Arzt sprechen. Das Röntgenbild hat dann ergeben, dass dieser Zeh nicht gebrochen ist, dafür aber der große Zeh eine Fraktur zeigt. Nachdem er aber nicht weiter schmerzt ist der Arzt davon ausgegangen, es handle sich um eine alte Verletzung. Ich solle für den dicken zweiten Zeh Entzündungshemmer und Schmerztabletten nehmen. Und lächelnd hat er beigefügt, ihm gehe es auch oft so: nach einer Thaimassage täten ihm zwei Wochen lang diverse Körperteile weh. Weiters, und da war es dann schon wieder witzig, hat er mir die unvermeidliche Frage nach meiner Herkunft gestellt. Mein „Österreich“ ist hellerfreut auf „Österreich-Ungarn!“ ausgebessert worden. Wir hätten ja so ein riesiges Reich und was für ein schönes Schloß in Wien! 24. Februar 2011 Die Buchhandlungen in Chiang Mai sind nicht viel besser als die Flughafenbuchhandlungen (siehe 23. Februar 2011). Nur zwei der Titel, die ich gesehen habe zur Illustration: “Verrückte Mönche auf der Straße” und “Ich bin zu sexy für meinen Volvo”. Zum Sightseeingprogramm: Heute habe ich den Doi Suthep Tempel und den Phra Tamnak Palast besichtigt. 23. Februar 2011 Es ist neun Uhr morgens und ich bin eben aus einer Buchhandlung am Bangkoker Flughafen herausgekommen. Nicht dass ich noch ein Buch bräuchte, die 25 Kilo in meinem Koffer, den ich vorhin aufgegeben habe verdanke ich glaube ich den drei neuen dicken Reiseführern, die ich unlängst gekauft habe. Als alte Buchliebhaberin will ich es fast nicht zugeben, dass auch ich manchmal mit einem e-book Lesegerät liebäugle, aber dann denke ich mir wieder, dass es doch einen Unterschied macht, ob man einen Bildschirm oder ein Buch in Händen hält. Das grundlegende Problem mit Buchhandlungen auf Flughäfen ist aber ein anderes. Man kann nicht erwarten, in einem Zuckerlgeschäft (Süßwarenladen) mit ein paar Bücherregalen wirkliche Kleinode zu entdecken. Nebst ungefähr 15 Titeln über diverse ihrer Meinung nach zu Unrecht einsitzenden Gefängnisinsassen (teils autobiographisch, die Gefänginsse quer über die 147 Welt verteilt) hatte ich die Auswahl zwischen etwa 30 Memoiren verschiedener weiblicher, männlicher und transsexueller Sexarbeiter und -sklaven. Daneben waren natürlich auch die Flughafenevergreens Dan Brown, Stieg Larsson, John Irving und John Grisham vorrätig, wobei meiner Beobachtung nach letzterer - weltweit betrachtet zusehends an Flughafenbuchhandlungsregalfläche einbüßt. Der Horrortitel “Eat, Pray, Love” wird weiterhin in Augenhöhe gehandelt und hat nun zu meinem Entsetzen einen Fortstetzungsband mit Titel „Das Ja-Wort: Wie ich meinen Frieden mit der Ehe machte“ bekommen. Was mich aber dann schlußendlich die Flucht hat ergreifen lassen waren die Harry Potter Bücher auf Latein und Altgriechisch. 22. Februar 2011 So nun habe ich beeindruckend! auch eine Ladyboyrevueshow („Calypso“) gesehen, sehr 21. Februar 2011 So, nun habe ich ein wenig mehr von Bangkok gesehen und bin immer noch sehr angetan! Es gibt so viel zu entdecken! Chinatown war sehr interessant, genauso der japanische Markt und der Wat Pho. Der Marmortempel war sensationell schön. Ich habe den massivgoldenen Buddha (Wat Traimit, er wiegt über 5 Tonnen und ist aus reinem Gold!) gesehen, bin aber anscheinend am Königspalast und am Smaragdbuddha vorbeigegangen, ohne beides zu bemerken. Was ich noch zu erwähnen vergeseen habe: Gestern habe ich meine erste Thaimassage „genossen“. Leider ist die Masseurin nach etwa 30 Minuten Massage eingeschlafen. 20. Februar 2011 Mein Reiseführer ist wirklich ungemein schlecht. Anstatt zu erklären, wie man vom Flughafen am besten ins Zentrum von Bangkok kommt, ergeht sich der Autor in der Erläuterung des von ihm als „Backpacker’s Burnout“ bezeichneten Phänomens, ihm zufolge eine Art Lethargie, die Rucksacktouristen angesichts zu vieler Bilderbuchstrände und Traumsonnenuntergänge überkommt und sie in die Städte und ins Chaos zurücklockt. Ansonsten habe ich nur noch gelesen, man dürfe sich nicht über den König lustig machen, da würden die Thais keinen Spaß kennen, Land des Lächelns hin oder her. Leider ist es dann aber nicht leicht, keine Bemerkung zu machen, wenn man in einem Taxi vom Flughafen in die Stadt sitzt, der Fahrer vor sich hinkichert, am Amarturenbrett ein Plastikschweinchen sitzt, dessen Kopf unabläßlich wackelt und am ersten Banner über der Autobahn „lang lebe der König“ steht. Viel habe ich noch nicht gesehen in Bangkok, aber ich war am Wochenendmarkt Chatuchak und war begglückt. Ein Traummarkt mit viel ausgefallener Kleidung, Ramsch, Krimskrams, Geschirr, Dekoartikeln und vielem mehr. Man kann dort sogar Hundewelpen erstehen. Oder Bücher. Oder Zahnersatz (ob neu oder gebraucht war nicht festzustellen). Gekochtes Essen gibt es an jeder Ecke. Nach langem habe ich wieder einmal ein paar interessante T-Shirts bzw. T-Shirtsprüche gesehen: Ein T-Shirt etwa mit einer Badeente, eines auf dem Tut Ench Amun eine 3D-Brille trägt oder eines mit der Aufschrift „Ich bin nicht perfekt aber dafür gibt es mich nur in begrenzter Auflage“ oder „Mein Blog ist besser als deiner“. Ansonsten habe ich bisher nur einen tanzenden Ladyboy und nur eine Handvoll westliche Männer mit Katalogfrauen gesichtet. 19. Februar 2011 148 Was die Veitnamesen so beschäftigt ist schon interessant. Anders als in Europa, wo ein Kußmarathon wahrscheinlich niemand hinter dem Hofen hervorlocken würde, bewegt dieser „Kissathlon“ hier die Gemüter und regt heftige Diskussionen an. Den Artikel gibt es leider nur auf Englisch. Ich bin wieder in Saigon angekommen und war positiv überrascht. Das Hotel, in dem mir das Geld abhanden gekommen ist, hat mir das wahrscheinlich beste und ruhigste Zimmer gegeben. Gratis. Und mit einem handgeschrieben Brief der Hotelmanagerin, einer Rose und zwei Äpfeln als Geschenk auf dem Zimmer. Nachdem sie bereits die Taxifahrt zum Flughafen vor zwei Wochen übernommen hatte, ist das schon sehr nett! 18. Februar 2011 Noch immer in der komischen Pension mit nur vier Zimmern auf Phu Quoc. Heute hat das Frühstück ein wenig auf sich warten lassen, da erst im Vorgarten ein bereits gekochtes Huhn auf einem Altar geopfert werden mußte. Ich wäre eher dafür gewesen, das Opfer im oder zumindest unmittelbar danach zum Kühlschrank zu bringen. Jedenfalls wollte ich mein Glück nicht weiter herausfordern und bin heute nicht mehr Moped gefahren, sondern war nur am Strand. In der Halongbucht ist übrigens zwei Tage nachdem ich dort war ein Schiff gesunken. Ich war wie soviele andere auf einem ähnlichen Schiff unterwegs und habe dort auch übernachtet... 17. Februar 2011 Um der „zweiten Heimat“, die mitten im Dschungel und zugegebenermaßen nahe dem schönsten Strand der Insel liegt, zu entkommen kann man sich eigentlich nur per Moped davonmachen. Leider habe ich nie Mopedfahren gelernt, was ich mir allerdings nicht anmerken lassen wollte. Und so bin ich unter den Argusaugen der Zimmerwirtin einige Male auf der Sand- bzw. Staubstraße vor dem Haus hin- und hergefahren. Mit dem Gesichtsausdruck „Du verursachst sicher einen Totalschaden“ und weinerlicher Stimme hat sie mir mitgeteilt, dass es mir sehr teuer zu stehen kommen würde, würde das Moped zu Schaden kommen. Und so habe ich mich hauptsächlich auf der Inselhauptstraße, die kaum breiter als die heimatliche Übelsteinerstrasse ist - und die ist für alle ortsunkundigen gesprochen einspurig – teilweise von LKWs abgedrängt zur Inselerkundung (An Thoi an der Südspitze, Ham Ninh mit Kunstperlzucht und Duong Dong, die Hauptstadt) aufgemacht. Es herrscht Helmpflicht aber die hiesigen Helme sind eher ein Modestatement (rosa, blau, grün, gescheckt, manche sogar im Burberrymuster) und bedecken kaum den Hinterkopf. Zum Glück und zur Verwunderung der Madame sind sowohl ich als auch das Moped abends wieder unbeschadet in der entlegenen „Oase“ eingetroffen. 16. Februar 2011 Nach einer kurzen Nacht bin ich vom kalten Hanoi via Saigon auf die tropisch-heiße Phu Quoc-Insel geflogen. Meine Wohlfühltemperatur ist wiederhergestellt! Die Insel hat in etwa die Form von Südamerika und ich bin in Feuerland untergekommen. „Home away from home“ wird hier so verstanden, dass einem angesagt wird, man müsse sich eincremen, bevor man an den Strand geht. An den Strand habe ich auch nicht selber gehen dürfen, sondern wurde vom Sohn der Hausherrin per Moped hingebracht. Sie hatte Angst, ich koennte mich a) auf dem zehnminütigen Marsch im Urwald verlaufen und mich b) auf selbigem Marsch alleine langweilen. Weiters bin ich gefragt worden, ob ich vor dem Abendessen wohl brav geduscht hätte. 14. – 15. Februar 2011 149 Nach einem zweitägigen Ausflugg in die Halongbucht – einer UNESCOWeltkulturerbestätte - bin ich trotz sechs Schichten Kleidung (und somit allen warmen Schichten, die ich bei mir habe) als Halbgefrorenes wieder nach Hanoi zurückgekehrt. Wenn die Sonne scheint und frühlingshafte Temperaturen herrschen ist es sicher wunderschön dort. Bei feuchtkaltem Wetter sieht man leider kaum etwas. Morgen geht es wieder in den Süden! 13. Februar 2011 Der Vietnam ist und bleibt nicht mein Land. Heute war es feuchtkalt, eiskalt um genau zu sein und ich habe eine Ausflug zur sogenannten Parfumpagode gebucht gehabt. Soweit hat der Ausflug zwar stattgefunden, die 60km Busfahrt im ungeheizten Bus haben allerdings Stunden gedauert, die Ruderbootsfahrt zur Pagodengegend wäre bei Schönwetter sicher interessant gewesen – heute war sie in erster Linie kalt – und die heute offiziell 51.000 gezählten Pilger haben dann leider den Weg zur Pagode so verstellt, dass ich gar nicht hingekommen bin. Man kann sich die Massen auf glitschigen, matschigen Steinen kaum vorstellen. Und Pilger stellt man sich an sich auch anders vor. Das ganze hat leider nichts Bedächtiges oder Feierliches an sich gehabt. Friere immer noch, während ich dies schreibe. 12. Februar 2011 Heute ist ein Tag wie Weihnachten und Ostern zusammen. Ich habe die Filme der letzten Wochen zum Entwickeln gebracht (ja, tatsächlich habe ich in Hanoi ein Labor aufgetrieben) und warte nun gespannt auf das Ergebnis! Ich verstehe ja immer noch nicht, wie sich Menschen dieses Erlebnis so leicht haben aus der Hand nehmen lassen. Oder bessergesagt wie sie sich Geräte in die Hand haben geben lassen, mit denen das Ergebnis der photographischen Handlungen sofort begutachtet werden kann. Obwohl ich mittlerweile viele hochgezogene Augenbrauen und die Blicke, die die Ewiggestrigen treffen, aushalten muss, bin ich nach wie vor davon ueberzeugt, dass den Menschen die Gabe, mit Belohnungsverzoegerung umzugehen, vom Tier unterscheidet. 11. Februar 2011 Ich bin eben von der Abendvorstellung des Hanoier Thang Long Wasserpuppentheaters zurück, was für ein entzückendes Erlebnis! Man muß sich ein Becken in der Größe eines Heimswimmingpools vorstellen, in dem sich ein Pagodentor spiegelt. Nach verschiedenen Trommelwirbeln und einer Art Harfenspiel kommen erstmals die Puppen ins Spiel, die wild gestikulierend mittrommeln und dabei ins Wasser klatschen. Beim Drachentanz speien Puppendrachen Wasser und beim Stierkampf kämpfen ein herziger kleiner weißer gegen einen ebenso niedlichen schwarzen Bullen. Das beste war allerdings die Darstellung des bäuerlichen Lebens. Die Bauern pfügen ihr Land und fahren mit Ochsenkarren durch das Pool, pflanzen Reis und ernten später. Der Puppendarsteller, dem die weng dankbare Rolle des reifen Reises zugefallen ist (man hat ihn nicht sehen können), hat mich sehr an die wenig glanzvolle Theaterkarriere meines Vaters erinnert, der in einem Stück einmal den Wald mimen mußte. Was auch sehr nett war, war ein Pferderennen, bei der eine Pferdemarionette unabsichtlich geköpft wurde. Der Pferdekopf ist bis zum Ende der Vorstellung entwaffnet im Pool geschwommen. Nach etwa einer Dreiviertelstunde war alles vorbei und ich muß sagen, es war sehr amüsant! 10. Februar 2011 Ich bin jetzt in Hanoi und fühle mich hier wesentlich wohler als zuletzt! In der Stadt herrscht eine gute Stimmung! 150 Wie hat die Oma immer gasagt? Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Zum Beispiel, dass es Hotels gibt, in denen man bei der Haustür die Schuhe ausziehen muss (Hotel Huenino, Hué), Hotels, in denen der Boden gefliest ist, die Fliesen aber wie mit Lack versehene Steine aussehen, oder Hotels, die in jedem Zimmer einen Laptop mit Internetzugang haben (beides Elegance Hotel, Hanoi). Von im Badezimmerspiegel eingebauten Fernsehern habe ich ja schon berichtet (Hilton, Kuala Lumpur). Was weiters bemerkenswert ist, ist dass man Frühlingsrollen nicht frittieren muss, sondern in Krautblätter verschiedene Salate rollen kann (Hoi An und Hanoi) und dass in einer Gemüsesuppe Fleisch- und Meeresfrüchteatrappen aus Gemüse sein können (in der Form von Speck, Scampi, Tintenfisch und Muscheln, alles in einem „Hot Pot“ in Hué). 9. Februar 2011 Die Weiterreise per Bus nach Hoi An hat leider statt 2 bis 3 Stunden ohne sichtliches Problem im Endeffekt fast 6 Stunden gedauert. Dass eine Fledermaus über die offene Dachluke hereingefallen ist hat uns dabei nämlich nur marginal aufgehalten. Der Buschauffeur hat sie recht nonchalant mit der dreckigen Fußmatte gepackt und in hohem Bogen aus dem Fahrerfenster geworfen. Ob die Fußmatte dabei auch dran glauben hat müssen ist mir leider entgangen. Sie war jedenfalls danach nicht mehr zu sehen (Die Matte. Die Fledermaus aber auch nicht.) 8. Februar 2011 Für Hué, die ehemalige Residenz der Vietnamesischen Kaiser, hätte ich mehr Zeit gebraucht, denn sie hat durchaus ihren Charme. Das Tet-Fest ist vorüber, aber man sieht immer noch Zeichen davon. Die kegelförmigen traditionellen Hüte hängen in den Bäumen und beschatten dort ebenfalls hängende kleine Weihnachtssterne. Hué und alle kaiserlichen Denkmäler genießen - obwohl alles sehr sauber ist und keinerlei Tauben- oder Hundsdreckinvasion festzustellen ist UNESCO-Weltkulturerbestatus (warum das nicht selbstverstädnlich ist, siehe Einträge vom 20. Dezember 2010, 4. Dezember 2010, 28. November 2009 und 25./26. April 2009). Einige der Grabmäler im Tu Doc Mausoleum drohen zusammenzubrechen und wurden mit häßlichen Stahlpfeilern abgestützt. Immerhin EIN untrügerisches Zeichen dafuer, dass die UNESCO hier ihre Finger mit im Spiel gehabt hat! Wobei man faierweise sagen muss, dass das ganze nicht annähernd so störend ist wie im äthiopischen Lalibela... In der Thien Mu Pagode habe ich erstmals im Vietnam einige Mönche gesehen. Die Kleider sind hier entweder dunkelbraun oder aber schreiend gelb. Die Novizen tragen ein ausgewaschenes Graublau und haben im Gegensatz zu den kahlköpfigen Mönchen sehr originelle Haarschnitte. Die meisten haben eine Art Halbglatze mit zackenförmigen Stirnfransen und einer Strähne an der rechten oder linken Schläfe, die teils bis zur Mitte des Rückens reicht. 7. Februar 2011 Ho Chi Minhs Portrait ist allgegenwärtig. Was etwas bizarr erscheint iat, dass Ho Chi Minhs Portrait in der ehemaligen Hauptstadt Hué auch den Eingang der Zittadelle und somit den ehemaligen Kaisersitz ziert. Als charismatische Führungspersoenlichkeit hilft es ungemein, über ein passables Äußeres zu verfügen, dass sich auch 70 Jahre nach Erstveröffentlichung noch verwenden läßt. Ob sich die lokale Bevölkerung wohl schon sattgesehen hat? Das frage ich mich bei den Fidel- und Chéportraits in Kuba ja auch. Lenins schnittiges Äußeres ist ja in den touristischen Zonen Moskaus auch noch durchaus stark präsent. In Kalkutta, einer der wenigen Städte mit kommunistischer Regierung, ist mir seinerzeit (Anfang 2008) kein markanter indischer Kopf aufgefallen. 151 6. Februar 2011 Heute habe ich eine durchaus teure Lektion gelernt: Traue dem Hotelpersonal nicht, auch wenn es noch so nett wirkt! Bisher war ich ja immer der Meinung, dass Menschen, die im Hotel angestellt sind oder es reinigen dies deswegen machen, um ehrlich ihr Geld zu verdienen. Wannimmer mir jemand erzählt hat, dass ihm Geld oder andere Wertsachen abhanden gekommen sind, habe ich milde gelächelt und gemeint, das sei mir noch nie passiert. Das hat sich nun leider ziemlich grundlegend geändert. Während ich gestern auf der nicht unbedingt großartigen Mekongdeltafahrt war, sind mir 170 Euro, 50 Dollar und etwa 25 Dollar in lokaler Vietnamesischer Währung aus dem Hotelzimmer abhanden gekommen. Die Hotelmanagerin war unglaublich betroffen und ist mit mir zur Polizei gegangen, um Mitteilung zu machen. Und dort haben wir gleich die nächste Lektion über Macht und Ungleichheit gelernt. Ein mit vier Sternen behängter Polizist hat die Managerin ignoriert, sie weder angesehen noch richtig mit ihr gesprochen und wollte partout keinen Bericht verfassen. Der zweite - mit nur zwei Sternen dekoriert - war ebenso unmöglich und mußte bekniet werden, um seine Arbeit zu tun. Viele Fragen später ist er dann zum Schluß gekommen, ich hätte vorsichtiger sein sollen und all das sei ohnehin mein Problem. Die Sache hätte insgesamt sicher anders ausgesehen, wäre die Managerin ein Manager gewesen und ich ebenso ein Mann. 5. Februar 2011 Schlußendlich war ich nun doch im Mekongdelta, was ich mir allerdings hätte sparen können. Im Endeffekt war die Fahrt eine bessere Heizdecken-Kaffeefahrt; wir wurden von Ort zu Ort gebracht, wo man Diverses, von Honig über getrocknete Bananen bis hin zu Cocosbonbons ständig hätte einkaufen sollen. Das tatsächliche Delta und die Landschaft wurden links liegen gelassen und man hatte kaum Gelegenheit, auch nur irgendwie auf die landschaftliche Schönheit zu achten. Die Rückfahrt nach Saigon, die mit anderthalb Stunden im Schnellboot angekündigt war und dann vier Stunden gedauert hat, war noch das Beste. Zumindest wollte dort niemand etwas verkaufen und man konnte sich ausgiebigst die wunderschöne Deltalandschaft ansehen. 4. Februar 2011 Endlich habe ich mich fit genug für einen ersten Ausflug gefühlt. Es gibt hier im Südvietnam eine Religion, die sich Caodaismus nennt und Christentum, Hinduismus, Buddhismus, Laozetum und Konfuzianismus vereint. Nach einer interessanten Mittagszeremonie in einem Cao Dai Tempel (in der Nähe von Tay Ninh) - die leider durch die Scharen von Touristen sehr an Stimmigkeit eingebüßt hat - ging es weiter zu den Cu Chi Tunnels, einer bemerkenswerten Anlage aus den Zeiten des Vietnamkriegs. Ein ungemein enges Tunnelnetz hat den vietnamesischen Partisanen im Kampf gegen die Amerikaner gedient und ist heute zu einer Art Touristenthemenpark umgestaltet worden. 2. – 3. Februar 2011 Langsam fange ich mich von meiner leichten Grippe. Saigon habe ich soweit erkundet. Das Chinesische Neujahrsfest wird noch bis zum 6. Februar dauern und bis dann sind die meisten Geschäfte geschlossen, die größeren Touren finden nicht statt und insgesamt geht das Leben in der Stadt einen gemächlicheren Gang. Leider komme ich dadurch aber auch nicht wie geplant für drei Tage ins Mekongdelta, sondern mußte meine Ausflüge und Weiterreise etwas umdisponieren... 152 31. Jänner – 1. Februar 2011 Nach einer weiteren Nacht retour in Singapur bin ich nun in Saigon im Vietnam angekommen, wo ich gegen eine aufkommende Grippe kämpfe. Dadurch sind die ersten Eindrücke wohl nicht so stark, als ich mir gedacht hätte. Was auffällig ist, ist allerdings, was alles auf der Straße verkauft wird. In den touristischeren Zonen sieht man überall fliegende Händler, die mit Buchstapeln herumlaufen und von aktuellen Bestsellern über Reisefüher versuchen, kopierte Bücher an den Mann zu bringen. Ansonsten gibt es auch noch Sonnenbrillen, Zigaretten, Armbänder und interessanterweise Menschen mit riesigen Personenwaagen. Als ob sich Restaurantgäste sofort nach Einnahme ihrer Mahlzeiten wiegen lassen wollten... 29. – 30. Jänner 2011 So, nun habe ich alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten in Kuala Lumpur besucht, inclusive der Petronastürme, des Telekomturms und des Orientalischen Kunstmuseums.Was für ein Unterschied doch zwischen dieser modernen Stadt und den Sttädten besteht, die ich in Myanmar gesehen habe. Man kann sich bei all den rieseigen Einkaufszentren kaum vorstellen, dass nicht allzuweit entfernt auf Märkten sogar getrocknete Ratten verkauft werden. Wie bei Trockenfisch muß man sie erst in Wasser einweichen, bevor man sie kochen kann. Aber was ich natürlich dazusagen muß ist, dass ich ab und zu auch durchaus eine Schwäche für Luxus habe. So habe ich mein riesiges KLer Hotelzimmer mit in den Toilettspiegel eingebautem Fernsehbildschirm, seiner hypermodernen Toilette, dem riesigen Bett und großartigen Ausblick doch sehr genossen. 28. Jänner 2011 In Kuala Lumpur bin ich heute Nachmittag an einem Fish Spa vorbeigekommen. Nur der Vollständigkeit halber: Dieses Etablissement war ein Massage- und Beautysalon und im Gegensatz zu dem in Singapur kein Internetcafe. Es gibt dort drei Aquarien, eines mit kleinen, eines mit mittelgroßen und ein weiteres mit verhältnismäßig großen Fischen. Ich habe mir sagen lassen, dass die Fische die abgestorbene Haut an den Füßen wegknabbern, wobei die kleinen Fische als Art Vibration wahrgenommen werden, die mittleren vor allem bei der Erstbehandlung kitzeln und oftmals ein hysterisches Kichern hervorrufen und die großen wirklich knabbern. Ich war relativ feig und habe mich für eine klassische chinesische Rückenmassage entschieden. Wie schnell man wieder ins moderne Leben einsteigen kann wird einem in Singapur und Kuala Lumpur schnell bewußt. Alles funktioniert bestens, man kann in Singapur mit der U-Bahn vom Flughafen ins Zentrum fahren, im Zug vom Flughafen zum Zentrum von Kuala Lumpur gibt es sogar superschnelles Internet - im Fahrpreis inkludiert während am Fenster die Palmenhaine vorbeizischen. Die Menschen sind nicht unfreundlich, registrieren andere aber kaum, da sie in erster Linie damit beschäftigt sind, auf ihre Telefone und sonstigen Gadgets zu starren und auf ihnen herumzuwischen, oder ihnen sonstige tappende, streichelnde oder pieksende Berührungen zukommen zu lassen. Heutzutage denke ich ja manchmal ist der ultimative Beweis von Intimität wohl der, jemanden sein Telefon oder iPad berühren zu lassen. 27. Jänner 2011 Zum Abschluß einer großartigen Reise durch Myanmar war ich heute Vormittag noch einma in der Schwedagonpagode in Yangun/Rangoon. Dieser Ort hat etwas ungemein Kraftvolles, ein guter Ort zum Nachdenken und Schwadronieren. Ich hätte dort ganze Tage verbringen mögen. Immer wieder nähern sich Mönche oder andere Menschen an und verwickeln einen in mehr oder weniger absurde Dialoge. 153 So etwa: A: Woher kommst Du? B: Austria. A: Aha, Sidney. B: Nein, Wien. Oder: A: Woher kommst Du? B: Österreich. A: Wie heißt Du? B: Margit. A: Wohin gehst Du? B: Im Moment nirgendwohin. A (das Thema abrupt wechselnd): Bist Du verheiratet? B: Nein. A (forsch): Hast Du einen Liebhaber? B: ... (!) A (nicht um mehr Vertrauen bemüht, dafür sehr interessiert): Wieviel verdienst Du? B: Das kommt ganz aufs Monat an. A: Bei mir auch. A: Wie lange bleibst Du in Myanmar? B: 3 Wochen. A (etwas verärgert): Warum nur drei Wochen, alle anderen Touristen bleiben vier Wochen! B: Nun, meine Rundreise war halt nur drei Wochen. A (leicht zornig): Du mußt 4 Wochen bleiben! Warum bleibst Du nur 3 Wochen? B (leicht irritiert): Tja, da kann man jetzt wohl nichts machen. A: Woher kommst Du? B (noch irritierter): Aus Österreich. A: Ach, genau. Wie heißt Du? B (säuerlich): Ich glaube, ich muss jetzt gehen. Abschließend zur Reise hat es in der Gruppe noch eine Diskussion rund um die lästiger werdenden Stechmücken gegeben: Angeblich, so ein an der Fauna sehr interessierter Mitreisender, stechen nur trächtige Mückenweibchen. Ob dessen hat seine Begleitung, ansonsten ungemein beliebt bei den Mücken, ein Gerät bei sich, das für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbare Mückenbrunfttöne aussendet. Nachdem das Weibchen schon befruchtet ist, meidet es Männchen im allgemeinen und brunftige im besonderen und somit auch den Träger des genannten Gerätes. Mein Schmunzeln ist leider nicht unbemerkt geblieben und prompt mußte ich mich erklären. Wahrheitsgemäß habe ich zugegeben, dass ich mir die Betreffende gerade vor meinem geistigen Auge als brunftiges Mosquitomännchen vorgestellt habe. 26. Jänner 2011 Nachdem die Reise durch Myanmar nun langsam zu Ende geht und ich wieder in Yangon/Rangoon bin habe ich endlich wieder eine Internetverbindung, die auch ein Blogupdate zuläßt. Es ist schon interessant wie schnell man sich daran gewöhnt, nicht ständig per Mobiltelefon errreichbar zu sein und keinen verläßlichen Internetzugang zu haben. Ich glaube nachdem beides ja mehr oder weniger erst über das letzte Jahrzehnt Teil unseres täglichen Lebens geworden ist und wir uns anscheinend unglaublich schnell daran gewöhnt haben, so ist es ebenso schnell wieder vergessen. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, nun wirklich auf einer Reise zu sein, weit weg in einem fernen Land. 25. Jänner 2011 Ich habe heute eine Heißluftballonfahrt über Bagan gemacht, ein einmaliges und auf seine Art unbeschreibliches Erlebnis! Der Sonnenaufgang über der leicht nebeligen, mystischen Pagodenlandschaft dieser uralten Stadt ist sagenhaft. Auch das Gefühl des Schwebens ist ganz besonders. Man gleitet sehr sanft dahin und hat einen grandiosen Ausblick! 24. Jänner 2011 Bagan ist ein märchenhafter Ort. Über 4.000 Tempel, Stupas und Pagoden sind auf einer riesigen Fläche verteilt und wohin man schaut macht man eine Zeitreise in die Vergangenheit. Das einzig befremdliche ist, dass diese Zeitreise in die Vergangenheit in Farbe stattfindet und man die Bauten, Ochsenkarren und Pferdekuschen nicht wie man von alten Bildern oder Fotos erwarten würde in Schwarzweiß sieht sondern bewegt im Hier und Jetzt und wie gesagt in Farbe. Die Sounvenirverkäufer sind lästig, haben aber teilweise intressante Dinge, so etwa ein geschnitzte Schachbretter mit bronzenen Figuren bei denen die Bauern aussehen wie streitbare und zu allem bereite Gartenzwerge. 154 Der Sonnenuntergang von der Sonnenuntergangspagode aus betrachtet war wunderschön. Die Pagodenlandschaft erscheint in einem dunstigen Licht und dahinter geht die Sonne groß und glutrot unter. 23. Jänner 2011 Ein Geburtstag wie er meiner langen Reise entspricht: 9 Stunden Fahrt mit einem Boot auf dem Irrawaddy von Mandalay nach Bagan... Der Sonnenaufgang war malerisch. 22. Jänner 2011 Beim Aufstieg auf den Mandalay Hill habe ich heute (ungewollt) von einem Wahrsager auf den Kopf zugesagt bekommen, ich würde am nächsten Tag meinen 35. Geburtstag feiern... 21. Jänner 2011 Mandalay ist eine an sich relativ junge Stadt, im Schachbrettmuster angelegt und voller Mopeds und Autos. Trotzdem gibt es sehr viel Sehenswertes, etwa die Blattgoldherstellung. Man kann sich diesen mühsamen Prozeß nicht vorstellen, wenn man ihn nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Angeblich schafft man es mit Maschinen nicht, auch nur annäherend so dünne Plättchen herzustellen, wie in Handarbeit. Dafür schlagen Männer mit riesigen Hämmern stundenlang auf kleine Goldklümpchen ein und plätten sie so nach und nach zu im wahrsten Sinn des Wortes hauchdünnen Blättern. Wo diese Blätter dann verpackt werden darf nicht gesprochen werden, sonst würden die Goldblätter wegfliegen. Eines der größten burmesischen Heiligtümer, die MahamuniPagode, steht auch in Mandalay. Dort wird der Körper eines großen Buddhas imZentrum der Pagode seit Jahrhunderten mit immer mehr Blatgoldschichten überzogen. Interessanterweise passen Kopf und massiger Körper proportional immer noch zusammen. Was mich fasziniert hat war der Sagainhügel in Amarapura, etwa 11km von Mandalay entfernt. Dort reiht sich Kloster an Kloster, man sieht hunderte Novizen, Novizinnen, Mönche und Nonnen. Vom Kloster ganz oben hat man einen herrlichen Ausblick, aber das schönste ist die absolute Ruhe dort. Zum Sonnenuntergang waren wir an der malerischen U-Bein Brücke in Amarapura, wo ich mich lange mit einem Mönch unterhalten habe. Erst hat er mir eine Liste unregelmäßiger englischer Verben unter die Nase gehalten und wollte er wissen, wie man einige der Wörter ausspricht. Später haben wir dann über Gott und die Welt geplaudert, vor allem aber über die Welt, da ich bei den 10 Geboten auch nach zweimaliger Ermahnung, ich solle mich anstrengen bei Gebot 8 kläglich versagt habe. Er konnte seine 10 Regeln sehr wohl hersagen, hat aber eingestanden, manche nicht immer einhalten zu können. So würde er ab und zu auch nach 12 Uhr mittags etwas essen. Und Musik fände er, sei Teil der Kultur und sollte ihm nicht verboten sein. Und trotz des Bildschirmverbotes würde er gern ins Internet und Fußball schauen. 20. Jänner 2011 Mandalay, wie verheißungsvoll allein dieser Name klingt! Mandalay ist die Stadt des letzten burmesischen Königs Thibaw Min, der von den Briten gestürzt und ins Exil vertrieben worden ist. Mandalay oder bessergesagt die Geschichte rund um diesen letzten König war eigentlich der Grund, warum ich überhaupt nach Myanmar reisen wollte. Nach der Lektüre von Amitav Ghoshs Roman „The Glass Palace“, der die historischen Detais geschichtsgetreu widergibt, wollte ich mir das Land einmal anschauen. Der Roman beginnt mit den letzten Tagen des burmesischen Reiches spinnt dann die Geschichte über vier Generationen weiter und deckt sogar noch den 155 Teakholzboom und -hunger der Briten ab. Dass wir heute auch durch Teakholzwälder und -lager gefahren war da natürlich besonders interessant. 19. Jänner 2011 Bei gewissen Gesprächsthemen im Rahmen einer ausgedehnten Wanderung rund um Kalaw hat sich wieder einmal eine gewisse nationale Note gezeigt. Während sich andere ob der delikaten Themenwahl dezent verabschieden, können sich Österreicher unter Beteuerung, die Geschichte sei gar nicht witzig, köstlich darüber amüsieren, dass anno dazumal eine Großmutter anscheinend lebendig bestattet worden ist. Das ganze hat sich erst nach einigen Jahren herausgestellt, als nämlich bei der nächsten Beerdigung und nachdem der Holzsarg verrottet war, die Gebeine der Großmutter mit dem Kopf nach unten aufgefunden worden sind, sprich, nachdem sie sich buchstäblich im Grab umgedreht hat. In nämlicher Gegend erzählt man sich angeblich immer wieder Geschichten von Totgesagten, die dann auf dem Weg zur Kirche noch im Sarg klopfen. 18. Jänner 2011 Ich wundere mich ja manchmal, wie stoisch Männer sein können und wie wenig sensibel sie auf Sarkasmus reagieren. So etwa heute bei einem Gespräch zwischen einem Thailänder und seiner burmesischen Reiseleiterin. Der Thai: Also wirklich, Du findest, dass ich gut aussehe? Die Burmesin: Nun ja im großen und ganzen schon. Ein wenig später habe ich in der Nähe einer Papiermanufaktur ein Kind fotografieren wollen und bin ob dessen einige Zeit in der Hocke verharrt, jäh unterbrochen durch einen riesigen schwarzen Hund, der mir genüßlich quer übers Gesicht geschleckt hat. Interessanterweise – und wenn ich „interessanteweise“ sage werden mir diejenigen, die meine Hundepanik ansonsten kennen zustimmen - hat mich das nur moderat aus dem Konzept gebracht. Ich habe das Kind anschließend doch noch fotografieren können, bevor ich mir das Gesicht abgewischt habe. 17. Jänner 2011 Ein Mitreisender hat eine besondere Auffassung von Hilfe. Er trägt seine mitgebrachten Hemden zwei Tage lang und gibt sie dann – getragen und ungewaschen – an Bettler. Das stößt nicht immer unbedingt auf Gegenliebe oder Dankbarkeit. Die Erstreaktion ist – wie zu beobachten war - leichte Verwunderung. Dann wird das Hemd begutachtet und an den nächsten, dünnen Mann gehalten, dem das Hemd natürlich auch von Weitem betrachtet viel zu groß ist. Dann kommt die Phase des ungläubigen Beschnupperns. Das Hemd wird anschließend gefaltet, der nächsten Dame weitergereicht, die es wieder begutachtet, gleich beschnuppert und etwas konsterniert an den nächsten dünnen Mann hält und so fort. 15. und 16. Jänner 2011 Sich in Myanmar fortzubewegen ist nicht einfach, aber in der organisierten Gruppe natürlich möglich. Nach dem um Stunden verspäteten Flug nach Heho, der dann unerwartet erst nach Mandalay geflogen ist, sind wir schlußendlich abends am 16. Jänner in Nyaungshwe am Inle/Inlaysee angekommen. Der See ist, wie man in einem überaus vollgepackten Tag hat sehen können, eine Welt für sich: man befährt ihn mit motrisierten Einbäumen - naja, meinetwegen sind es Kanus – und entdeckt ganze Pfahlbautenstädte. Es gibt schwimmende Gärten mit einer Tomatenmonkultur, wobei angeblich bis zu 50 Tonnen Tomaten pro Tag am Inle/Inlaysee geerntet werden. Diese schwimmenden Gärten sind 10 Meter lang, zwei Meter breit und zwei Meter tief mit zwei Metern Abstand zueinander, um per Kanu ernten zu können. Durch die Überdüngung ist leider ein immenses Fischsterben im Gange. In den Pfahlbautendörfern gibt es 156 Seidenwebereien, die noch wie anno dazumal vor Erfindung des mechanischen Webstuhls arbeiten. Was mir neu war, waren Lotusstoffe. Dabei wird in mühseliger Kleinstarbeit aus Lotusblumen bzw. deren Stengeln Fasern gewonnen, gesponnen und dann zu Tuch verwebt. Beeindruckend war auch ein Ruinenfeld von etwa 1000 Stupas, eine verfallener als die andere. Manche werden gerade renoviert, wobei aber mit der historischen Bausubstanz aus Laiensicht nicht gerade zimperlich umgegangen wird. Die schiere Anzahl der übrigen, brökelnden ist faszinierend. Das Spektakel, auf das ich eigentlich gespanntesten war, habe ich dann leider aus widrigen Umständen nicht sehen können: ein Kloster, in dem die Mönche Katzen das Springen durch Ringe beigebracht haben. Als wir angekommen sind, waren die Katzen leider beim „Abendessen“ und danach, so wurde uns versichert, seien sie nicht mehr zur Akrobatik aufgelegt. Schade. 14. Jänner 2011 Auf dem Weg zurück nach Ragoon/Yangon haben wir noch Bago besucht, eine große Stadt mit einer der größten Pagoden und einem der größten liegenden Buddhas im ganzen Land. Es fällt mir schwer, mich an das Gruppenreisen zu gewöhnen. Obwohl es natürlich angenehm ist, per Bus von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gebracht zu werden, so ist es doch zu einem großen Grade unselbständig und fremdbestimmt. Sich die Dinge selbst zu organisieren ist dagegen um ein Vielfaches intensiver. Ach ja, was ich noch erwähnen wollte: Ich habe keinerlei Mobilfunkzugang hier. Es gibt zwar ein Netz aber anscheinend keine Roamingvereinbarungen und eine SIM-Karte zu kaufen scheint schwierig bis unmöglich. In Rangoon habe ich abends eine Fahrradrikscha zu meinem Hotel genommen, was nicht unbedingt ungefährlicher war als zu Fuß zu gehen, zumal der Mann zwar allen Schlaglöchern geschickt ausgewichen ist, zu diesem Behufe aber auf der vierspurigen Strasse in die Gegenrichtung unterwegs war. Ohne Licht, dafür aber mit einer lauten Glocke. 13. Jänner 2011 Eine lange Busfahrt hat uns heute nach Kyaikto und somit zum Goldenen Felsen, einer der heiligsten buddhistischen Stätten in Myanmar gebracht. Der Felsen ist auf der Spitze eines Berges, den man zumindest teilweise zu Fuß erklimmen muss. Man kann sich sein Gepäck von Sherpas tragen lassen und an sich könnte man statt einer Stunde Wanderung auch eine von vier Männern getragen Sänfte wählen. Ich war einen kurzen Moment lang schwach, habe mich dann aber doch auch als Nicht-Bergfex für die Wanderung entschieden. Der Felsen selbst ist faszinierend. Er liegt auf einem Hang, hängt über, scheint jeden Moment zu fallen und fast zu schweben. 11. + 12. Jänner 2011 11.1.11. was für ein schönes Datum! Aber das Allererstaunlichste vorweg: Es gibt hier in Yangon/Myanmar tatsächlich Internetzugang, wer hätte sich das gedacht! Zwar sind viele Seiten gesperrt/zensiert, auch die meisten internetbasierten E-Mailkonten, aber immerhin. Mein erster Eindruck: Die Shwedagon-Pagode Rangon/Yagon ist überwältigend! Welcher Prunk! Alles scheint vergoldet, ein Türmchen neben dem anderen und eine sehr entspannte Stimmung bestimmen den Ort. Der liegende Buddha in der Kyaukhtagyi Pagode war auch eindrucksvoll. Auf den Strassen wimmelt es von barhäuptigen Mönchen in orange, braun und braunrot und interessanterweise auch von rosagekleideten, ebenfalls barhäuptigen Nonnen. 157 Obwohl der Verkehr an sich recht gesittet ist, empfiehlt es sich, hinter Nonnen oder Mönchen die Strassen zu queren in der Hoffnung, dass die niemand absichtlich überfahren wird. Die Gehsteige sind wackeliger als in Brüssel und zwar ungemein wackeliger: man muß sich auf Sprunggelenke, Knöchel und das Gleichgewichtssystem gleichzeitig verlassen können, um nicht auf einer der wackeligen Platten zu kippen, von den teils bis zu einem Meter tiefen Löchern ganz zu schweigen. 10. Jänner 2011 Habe ich vor einigen Jahren nicht einmal gesagt, ich würde den Aufwand mögen Film einzukaufen, Fotos machen, Film zum Entwickeln tragen und dann auf das Ergebnis gespannt sein? Nun, die Sache artet irgendwie aus. Es war schon in den USA nicht einfach, Film zu finden, aber über Empfehlung und Internetrecherchen habe ich dann doch ein Fachgeschäft gefunden. Film heißt hier in Singapur universell „Flim“ und schon allein die Frage wird als skurill abgetan. Den Sonntag habe ich hier zum Großteil damit verbracht, alle Fotogeschäfte der Stadt Singapur abzuklappern, nur, um immer wieder zu hören: Flim? No. Immerhin ist der Ton freundlich und man ist beflissen, zu helfen. So wurde ich in diversen Einkaufszentren von Etage zu Etage geschickt: Vielleicht im 2. Stock! Dort wiederum: Vielleicht im 5. Stock. Und dort: Vielleicht im Einkaufszentrum nebenan. Oder: Nach Flim hat schon lange niemand mehr gefragt. Wir bekommen auch nicht mehr so viel herein, vielleicht gibt es noch Restposten... Heute bin ich nun endlich fündig geworden. Ruby Photo war meine Rettung! Ein Fotogeschäft mit Kühlschrank für Filme, so wie es sich gehört! Ich habe 40 Stück gekauft... Ansonsten ist Singapur eine Stadt, in der man teilweise nur noch staunt. Man kann sich in Chinatown die Füße und den Nacken massieren lassen (leider hilft das auch nur bedingt gegen meine Schulterpein) und dann drei U-Bahnstationen weiter in Little India dann indisch essen. Auf dem Rückweg bekommt man – so man will - dann in einem Einkaufszentrum in einem Fish Spa Internet Cafe (Bild hier) für 41 Singapurdollar folgendes: einen Soft Drink, 30 minuten Fish-Spa (sprich, an einem kleinen Tischlein sitzen und seine Füße in ein Aquarium mit vielen Fischlein halten, wobei dieses Aquarium von der Straßenseite aus sichtbar ist) und 30 Minuten Internetzugang. Die drei Dinge werden so scheint es kombiniert, sprich man trinkt und surft während man die Füße im Fischtrog hat. Und nein, ich habe es NICHT ausprobiert! Erhaltener Kommentar: Das ist ja köstlich. Gut zu wissen, dass es dir ok geht! Erhaltener Kommentar: "Fatima" birgt natürlich definitionsmäßige Risiken in sich, bei "Madonna" wäre ja alles klar gewesen... 8. – 9. Jänner 2011 Singapur ist die perfekte Inszenierung der postmodernen Gesellschaft: keine Kriminalität, hohe Strafen für alles (man hat zwischendurch sogar Sorge, dass das Trinken aus Wasserflaschen auf der Strasse verboten sein könnte), ein Shoppingcenter neben dem anderen, unterbrochen vielleicht von Entertainmentkomplexen. Wo Kirchen noch als Kirchen genutzt werden, finden Messen zeitlich gestaffelt in allen vier offiziellen Sprachen statt. Gegenüber meines Hotels ist ein ehemaliges Kloster, dessen Innenhof und Anbauten in einen Restaurantkomplex umgebaut worden ist. Das Kirchengebäude selbst ist leer und kann für Spezialveranstaltungen gebucht werden. Auf einer Tafel war zu lesen: „Fatima kommt nach Singapur“. Man fragt sich dabei, ob das nun eine neue Rockband ist, oder ob es sich um einen sakralen Besuch handelt. Dem Poster nach zu schließen wohl um letzteres. In einer ehemaligen Katholischen Schule ist das Singapurer Kunstmuseum untergebracht. Im Moment ist ein Teil des Gebäudes einer Soloausstellung eines jungen Mannes, dessen Name mir entfallen ist, gewidmet, der mit Vorliebe den Hinterkopf 158 seiner Mutter portraitiert. Das beste Bild im ganzen Museum war meines Erachtens ein Foto eines Banners, das den 5. Jahreskongress einer islamischen Gesellschaft zur Abschaffung der Polygamie beworben hat. http://www.singaporeartmuseum.sg/museum/ In Chinatown hätte ich Krokodil essen können, diesmal wohl ungleich den Fröschen gekocht. Ich habe trotzdem verzichtet. 7. Jänner 2011 Ich bin gut in Singapur angekommen. Mein erster Eindruck ist eigentlich in erster Linie, dass sich das generelle Vorurteil einer ungemein sauberen Stadt bestätigt. Der erste Einheimische, den ich abgesehen von der Grenzkontrolle gesehen habe, hat lächelnd einen Besen geschwungen und die Flughafenhalle gefegt. Mein GPS hatte einige Adaptionsschwierigkeiten zumal es davon ausgegangen ist, ich würde die 12.800km von Brasilia, wo ich es zuletzt verwendet habe, gerne zu Fuß nach Singapur gehen. Beim Abendessen war die Spezialität des Hauses „Lebender Frosch“. Zum Glück stand in der Speisekarte „minimum zwei Personen”. Die Auswahl war zwischen “ Lebender Frosch im Tontopf”, “ Lebender Frosch mit Frühlingszwiebeln”, “ Lebender Frosch in Hühneressenz” und “Betrunkener Lebender Frosch im Tontopf”. Ich frage mich ja wirkIich, was es mit letzterem auf sich gehabt hätte. Ist der Frosch dabei, im irdenen Töpfchen in Alkohol zu ertrinken? Und warum muß er überhaupt lebendig auf den Tisch kommen? Meine gemischtes Gemüse war übrigens vorzüglich und gar nicht betrunken. 6. Jänner 2011 Es ist zwischendurch wirklich ärgerlich, wenn einen Menschen zu gut kennen. Solche Leute können einen telefonisch daran erinnern, dass man sicher um 14:00 noch nicht für einen Flug um 19:00 zu packen begonnen hat. Und sie haben sogar um 15:00 noch Recht. Zu meiner Rechtfertigung sei zu sagen, dass es ja immer auch noch so viele andere Dinge zu erledigen gilt wie Rechnungen zahlen, Kaffee trinken oder ein Visum für Australien beantragen. 5. Jänner 2011 Ich habe gehört, dass man meinen Blog dann unterhaltsamer findet, wenn Dinge nicht so ganz rund laufen oder schief gehen. Nun, dann sollte ich vielleicht noch das Ende der Geschichte meiner leidigen Visabeantragung erzählen (der Beginn findet sic him Eintrag vom 26. November). Nach meiner Rückkehr aus Brasilien am 23. Dezember bin ich sofort vom Flughafen zur Botschaft des von Europa doch sehr weit entfernten Landes geeilt und war etwa eine halbe Stunde nach Ende der groß an der Türe angeschlagenen nachmittäglichen Visaabholzeit zu spät dort. Nachdem aber noch jemand vor Ort war und meinen Kniefall akzeptiert hat kam ein süffisantes: Wie können Sie in Brasilien sein, wenn ich Ihren Paß habe? Meine Antwort von wegen Zweitpaß hat unseren kleinen Machtkampf vom November wieder aufleben lassen. Mein Paß wurde nach ausgedehntem Showsuchen unter einigen anderen hervorgekramt und hat im letzten Monat äußerlich sichtlich gelitten. Anscheinend habe ich das etwas zu unbeeindruckt hingenommen und habe daher statt eines Zwanzigers und eines Fünfers fünfundzwanzig einzelne Euromünzen als Wechselgeld für einen Fünfzigeuroschein (und eine 25 Eurogebühr) erhalten. Zum Abschied hat er mir noch zu bedenken mitgegeben, dass ich sein Land sicher sehr schön finden würde, besonders aber sei wie freundliche und charmant seine Mitbürger seien. Meine Antwort war – Paß und Wechselgeld festhaltend - nur, dass mich das sicher ob meiner überaus angenehmen Erfahrungen hier in Brüssel nicht überraschen würde. 159 3. Jänner 2011 Romeo und Julia sind immer noch unter uns. Man kann tatsächlich einen Brief, respektive ein(e) E-Mail an Julia senden und bekommt innerhalb von zwei Wochen eine persönliche Antwort... 2. Jänner 2011 Ich habe endlich (ja, ich weiss, ich habe ein Jahr frei...) Zeit gefunden, Bilder meiner ersten beiden Reisen online zu stellen. Bilder meiner Reise durch den wilden Westen finden sich hier und Bilder meiner Mexikoreise hier. Man kann nun auch auf die entsprechenden Länder auf der Weltkarte klicken. http://www.brokenmuses.com/shots2010-mexico-de.php http://www.brokenmuses.com/shots2010-usa-de.php http://www.brokenmuses.com/lamusesamuse-de.php 1. Jänner 2011 Resümee nach drei Monaten des Reisens: Die Ziffernblatt meiner Uhr wurde repariert und ist schon wieder gebrochen. Das Stativ ist nun völlig hinüber aber ich habe ein neues zu Weihnachten bekommen. Ich vermisse Kaff Country (den Radiosender) immer noch und mein linker Flügel ist ob der Schulterverletzung sehr beleidigt. 31. Dezember 2010 Nach ein paar Tagen Weihnachtsurlaub vom Blog in Österreich ist es Zeit für ein weiteres Resümee nach 3 Monaten des Reisens bzw eine Art Jahresrückblick: Kaff Country fehlt mir immer noch. ist der Flügel immer noch lahm, obwohl nun der Doktor eine weiterhin gute Reise gewunschen hat. 24. Dezember 2010 Frohe Weihachten vom Brüsseler Flughafen! Niemand will mit mir zusammenlegen und einen Weihnachtsbaum kaufen! Nachdem ich gestern mehr als pünktlich von Brasilia nach Brüssel gekommen bin, bin ich heute also hier hängengeblieben. Mein Flug nach Wien ist annuliert und ob es heute noch einen geben wird, ist mehr als unklar. Nun ja, alles halb so schlimm. In Zeiten moderner sozialer Netzwerke hätte die Weihnachtsgeschichte übrigens ausgesehen wie in diesem Video. 22. und 23. Dezember 2010 Heimreise von Brasilia über Sao Paulo und Madrid nach Brüssel. Viele Wartezeiten, aber an sich bin ich pünktlichst in Brüssel angekommen. Ein T-Shirtaufdruck, der meinen Brasilienaufenthalt wohl treffend zusammenfaßt habe ich noch in Brasilia gesehen: „Ich bin verloren!“ 21. Dezember 2010 Ich habe mir ein Auto ausgeliehen und bin in Brasiliens zweite geplante Stadt, Goiania, gefahren. 1933 hat man sie zu bauen begonnen. Was soll ich sagen? In insgesamt sieben Stunden Autofahrt hat man viel Zeit zum Nachdenken. Vor allem, wenn man nur 80 oder maximal 100 km/h fahren darf. Bei den meisten 80-er Tafeln war ein Zusatzschild mit der Aufschrift: „Jesus liebt Dich“ angebracht, bei den 100-er Tafeln hieß es meist: „Lies die Bibel“. Überholt hat mich eigentlich nur ein Auto, die große Aufschrift auf der Heckscheibe war: „Ich gehöre zu Jesus!“. Was ja an sich interessant ist, denn wie ich wie berichtet in Rio de Janeiro zu meiner Frustration feststellen mußte, heißt Jesus hier ja eigentlich nur Christus. Wenn einen Jesus liebt bzw. man sogar sagen 160 kann, man gehöre zu ihm, betet man dann trotzdem zur Sicherheit auch noch zu Christus? Wie auch immer, Goiania ist furchtbar und als Stadt noch lebloser und uninteressanter als Brasilia. Der Mensch ist anscheinend nicht dazu geboren, in geplanten Städten zu leben, auch wenn er sich dann millionenhaft dort einfindet. 20. Dezember 2010 Ich habe heute den anderen Touristen in Brasilia getroffen! Er ist Architekt und spricht Engisch! Brasilia ist in nur drei Jahren gebaut worden und feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen. Als Gesamtkonzept hat Brasilia UNESCO Weltkulturerbestatus und wie schon zu einem früheren Zeitpunkt hier reflektiert habe ich ja so meine Zweifel, worauf die UNESCO Bewertungen wirklich beruhen. Auch Brasilia ist eine Stadt voller Tiere, diesmal sind es zum Glück keine Hunde, dafür aber Tauben, die all die Monumente feindlich übernommen haben. Was die Gebäude angeht kann ich sagen, sie seien interessant, anders und irgendwie bizarr. Als künstliche und vollständig durchgeplante Hauptstadt ist Brasilia auf jeden Fall einzigartig und bemerkenswert. All jenen, die ihre Staatslehrevorlesungen versäumt haben kann ich nur anraten, hierher zu kommen. Man spaziert quasi lehrbuchhaft und architektonisch ansprechend durch Legislative, Judikative und Exekutive. Eine Staatsreform scheint allerdings fast unmöglich, denn die Anzahl der Ministerien (bzw der Ministerialgebäude) ist fix vorgegeben, Verwaltungsverschlankungen sind also eher unwahrscheinlich, wobei für jedes Ministerum leicht ein Annex dahinter möglich scheint. 19. Dezember 2010 Es war eine neue Erfahrung, in Brasilia mit dem Taxi zum gebuchten Hotel zu fahren und zu erfahren, dass es nicht mehr existiert. Nun bin ich in einem anderen, zentraleren gelandet, das ungemein laut ist, da direkt an der die Stadt teilenden Autobahn gelegen. 18. Dezember 2010 Die filmbasierte Photographie hat wohl endgültig ausgedient. Nun werden schon auf Flohmärkten Filme, die im Jahr 2002 abgelaufen sind, als ideal für die Lomografie angepriesen. Anscheinend ist das einzige, was noch halbwegs en vogue ist, die Lomo. Auf selbigem Flohmarkt ist auffallend viel Kupfer (in allen möglichen Formen) verkauft worden und – für Südamerika doch etwas ungewöhnlich – viele Buddhas. Und ich habe, auch am Flohmarkt, wieder einen Anwalt kennengelernt (wieder kein Arzt, dabei tut die Schulter immer noch so weh). Ich muss übrigens an meiner Jobbeschreibung arbeiten, denn sobald ich erwähne, ich sei Firmenjuristin (weiß immer noch nicht, ob Lobbyistin wirklich besser klingt, bezweifle es aber), tritt lähmende Langeweile ein. Im konkreten Anlaßfall hieß es: Laß uns ins Lokal hineingehen und ein Fußballmatch anschauen. Das war aber zum Glück nur ein Zwischentief, danach waren wir in einer Orientausstellung mit wunderbaren Schwarzweißfotos von Frauen in Burkas beim Staubsaugen, Radiohören und Fernsehen. Sehr ästhetisch. Die Bilder haben mich an meine in Vorbereitung auf meine Iranreise beinahe erstandene 5 Euro XXL Burka erinnert, die mir mit folgenden Worten angepriesen worden ist: Die können Sie zu Hause tragen beim Putzen oder wenn nicht so wichtige Verwandte kommen. Ein anderer, sehr interessanter Markt und zwei Sambaclubs haben den Rioaufenthalt würdig ausklimgen lassen. 17. Dezember 2010 161 Ich fahre zwar nicht mit dem Radl nach Rio, sondern nur mit dem Bus durch Rio, aber muß sagen, daß mir der 511er dirkekt ans Herz gewachsen ist. Er hat mich verälich von allen Ecken dieser riesigen Stadt aufgelesen und wieder zur U-Bahn oder zur nächsten Sehenswürdigkeit gebracht. Apropos Sehenswürdigkeiten: Der Zuckerhut ist übrigens per Seilbahn erreichbar und wie die Copacabana touristisch überlaufen, die Christusstatue per überlaufener Zahnradbahn oder Bus und wiederum Bus und nicht nur überlaufen, sondern auch irgendwie als Skulptur überbewertet. Apropos Bus- und Ubahnfahren: Interessanterweise will im Bus nie jemand neben mir sitzen. Komisch. So komme ich, abgesehen davon, dass die Verständigung nach wie vor fast unmöglich ist, kaum zu einem Tratscherl. Apropos Verständigung: Die Jesusstatue heißt Christus und nicht Jesus. Bei Jesus reagiert einfach niemand. Und selbst bei Christus, auf tirolerisch ausgesprochen, reagieren die Menschen erst bei phantomimischer Untermalung, in meinem Fall (einarmig) erst ein wenig später. Abends war ich dann Pizzaessen und habe dabei leider das Angebot des Kellners, mir die Pizza zu schneiden, in Anspruch nehmen lassen. Leider war es kein süffisantes „Darf ich dir deine Pizza schneiden?“, sondern die abrupte Geste eines kruden Dorffleischhackers, der die Pizza, hätte ich nicht protestiert, nicht nur gezwanzigstelt, sondern sicher auch vorgekaut hätte. Merke: Die schönen Menschen spielen Volleyball am Strand und arbeiten nicht in Pizzarias. 16. Dezember 2010 Spät gestern Nacht bin ich nun also in Rio an- und in mein Hotel gekommen, dass auf der Webseite Trip Advisor über den grünen Klee gelobt worden ist. Ich muß davon ausgehen, dass niemand der Lobenden dort in letzter Zeit abgestiegen sein kann. Um ein Uhr morgens war die Baustelle noch in vollem Gange und drei Mann damit beschäftigt, den Lobbyboden mithilfe einer Flex herauszustemmen. Teile des neuen Bodens wurden parallel dazu verlegt, der Silikongestank unerträglich. Nun ja, immerhin hat man im Zimmer dann nichts mehr davon gehört. Vielleicht habe ich es nicht so mit den Brasilianern, denn irgendwie verstehe ich vieles nicht. Davon abgesehen, dass ich mich absolut nicht verständigen kann (auch nicht mit Händen und Füßen), ist mir das brasilianische Wirtschaftswunder unerklärlich. Ich habe noch keinen getroffen, der wirklich Geschäfte machen wollte. Zum Beispiel, gegenüber einem Kellner: M: Ich hätte gerne einen Mangosaft. K bleibt stumm und kann nicht dazu bewogen werden, auch nur irgendetwas zu unternehmen. Oder in einem Fotogeschäft, dass Fotoausarbeitung in einer Stunde per Poster und große, Schild bewirbt: M: Sprechen Sie Englisch? F: Nein. M: Auch nicht ein klein wenig? F (auf Englisch): Vielleicht ein bißchen. M: Ich würde gerne 12 Filme ausarbeiten lassen, 36 Bilder pro Film. F (stoisch): Nein. M: Was heißt nein? F: Nein. Und dreht sich um, läßt mich links liegen, spricht nicht mehr mit mir und hat nicht einmal einen Gruß übrig. Nach diesen und anderen durchaus unangenehmen Erfahrungen hat mich dann bei der ungemein häßlichen Kathedrale ein etwa 400-jähriger Schweizer angesprochen, weil er einen Blick auf meinen Stadtplan werfen wollte. Als ich ihm den Plan überreicht habe und ihn freundlich siezend gefragt habe, ob er den aus Zürich sei, hat er etwas uncharmant gemeint, ja, aber ich könne ihn ruhig duzen, da er ja nur unerheblich älter als ich sei. So wird man anscheinend älter. 15. Dezember 2010 Auf der Reise von San Pedro de Atacama nach Rio de Janeiro habe ich einen langen Aufenthalt in Santiago de Chile und Gelegenheit gehabt, meine letzten 6.500 Pesos auszugeben, und zwar für: Ein Schließfach für den Großteil meiner Fotoausrüstung (2.500), ein Retourbusticket zum Flughafen (2.500), eine Empanada mit Getränk (1.000) 162 und einmal Schuhe putzen (500). Letzteres war die beste Investition von allen, nicht nur, weil meine Schuhe nach vier Wüstentagen wirklich dreckig waren, sondern weil ich noch nie so oft in so kurzer Zeit (und für so wenig Geld) „Königin“ genannt worden bin. 12 – 14. Dezember 2010 Die Atacamawüste ist ungemein trocken, man ist ständig durstig, alles wirkt sehr klar, aber der rote Staub ist überall. Bei unter 1% Luftfeuchtigkeit spannt die Haut ungemein. Apropos, ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass ich in Vina del Mar, in der Nähe von Valparaiso, im archäologischen Museum war. In einer Sektion dort wird detailliert beschrieben, wie man Schrumpfköpfe anfertigt. Sehr beeindruckend! Es gab sogar einige Exemplare, um die Beschreibung Schritt für Schritt auch mehr oder weniger haptisch zu begleiten. Es scheint sehr darauf anzukommen, welchen Kräutermix man in den (zuvor in Expertenmanier geöffneten und geleerten Schädel) stopft, wie und wie lange man den Kopf kocht und anschließend trocknet. Wenn man den Prozeß klar und ordnungsgemäß vollzogen hat, ist einem anscheinend der Geist des Schrumpfkopfes sehr zu Diensten. Aber zurück in die Atacamawüste. Wo war ich? Genau, es ist trocken und heiß. Der Ort San Pedro de Atacama liegt auf 2500m Höhe, tagsüber ist es sehr warm (25-30 Grad), nachts kühlt es ab. Man sieht die Sterne gut, auch den Mond und die vier Mobilfunkmasten, letztere eigentlich, verglichen mit Mond und Sternen, am besten. Die Landschaft ist spektakulär. Am ersten Tag wollte ich mir nicht zu viel zumuten und habe nur eine Halbtagsbustour zum Sonnenuntergang im Mondtal gebucht, die sich dann als über zweieinhalbstündige Wandertour durch ausgetrocknete Flußbetten und über Sanddünen entpuppt hat. Schön, aber sehr anstrengend. Am zweiten Tag ist es dann schon um 4 Uhr Früh weitergegangen, in Windeseile von 2500m auf 4300m zu heißen Thermalquellen und Geysieren, was mich leider wiederum etwas geschafft hat. Höhenkrank sein fühlt sich sonderbar an. Trotzdem sind natürlich Phänomene wie Geysiere beeindruckend, sowas sieht man nicht alle Tage! Vor einem Jahr ist angeblich ein schweizer Arzt in eines der Becen getürzt und dort im kochenden Wasser umgekommen. Der Reiseleiter hat das mit einer gewissen beunruhigenden Seelenruhe von sich gegeben und erstaunt auf Fragen nach etwaigen Rettungsversuchen reagiert. Warum? Man hätte sich ja ebenfalls verbrennen oder gar sterben können! Das Bad in der Thermalquellen bei minus neun Grad draußen war trotzdem ganz nett. Am dritten und letzten Tag war ich schlußendlich noch bei den Altiplanoseen, auch wieder auf gut 4000m. Die Farben dieser Seen sind einmalig von tiefblau bis helltürkis. Flamingos gibt es in der Salzwüste auch. 11. Dezember 2010 Der zweite Teil meiner großen Reise ist zweifellos etwas dicht, um nicht zu sagen hektisch. Daher war ich leider wieder nur eine Nacht und einen halben Tag in Santiago de Chile. Aber man muss das beste aus der knappen Zeit machen... 10. Dezember 2010 Nachdem ich mich vor einiger Zeit durch das unglaublich gehypte Buch „Eat Pray Love“ (Plot: frisch geschiedene Frau fährt ein Jahr lang um die Welt und mach in Italien Station um stereoptyp zu essen, in Indien um ebenso dem Stereotyp folgend in einem Ashram zu meditierern und um schließlich, physisch wie psychisch aufgepäppelt in Bali einem Latin Lover zu erliegen) gequält habe, ist mir auf dem Rückflug von der Osterinsel nun der (überlange) ungemein schlechte Film untergekommen. Warum kommt Pathos eigentlich derart gut an? 163 9. Dezember 2010 Gustostückerln von der Osterinsel: Kellner:„Das ist nicht das beste Restaurant der Insel, aber ich arbeite hier und deswegen muss ich damit leben“. Oder – nach einem langen Spaziergang vom Vulkan im Süden, dem Flughafen entlang Richtung “Stadt” folgend – gegenüber einer Kellnerin in einem Lokal an einer Straßenkreuzung: A: Welche der beiden Strassen (und es gibt nur zwei Hauptstraßen om Ort) führt den ins Zentrum bitte? B: „Ich habe keine Ahnung, ich bin nicht von hier, tut mir leid!“ Oder, in einer Diskussion, ob das Inselleben nicht oft einsam ist mit einer Person, die vor 11 Jahren aus Chile auf die Insel übersieldelt ist. Die Aussage war: „Lassen Sie es mich mit den Worten eines berühmten Kubanischen Poeten ausdrücken: Armes Kuba, so weit von Gott und so nahe an Amerika!“ Was anderes: Ich habe nach reiflicher Überlegung einen (kleinen, nachgebildeten) Moai erstanden, sehr hübsch! Und ja, ich stimme mit einem meiner Leser überein wenn er sagt, dass es eigentlich schade ist, dass es auf der Osterinsel Internet und Mobilfunk gibt. Das moderne Leben macht auch vor den letzten Paradiesen nicht halt. 7. und 8. Dezember 2010 Die Osterinsel hält absolut, was sie verspricht. Ich habe selten oder wahrscheinlich noch nie einen abgelegeneren Ort gesehen, der eine solch mystische Ausstrahlung hat. Die Insel zieht einen in Bann, die Skulpturen haben etwas sehr Surreales an sich und sind auf der anderen Seite auch wieder höchst ätherisch. Der Legende zufolge waren die Einheimischen bis zu ihrer „Entdeckung“ der Auffassung, die einzigen Menschen auf der Erde zu sein und somit quasi der Nabel der Welt. Wenn man auf dem fünfeinhalbstündigen Flug von Santiago aus nur Wasser unter sich sieht und auch am Bildschirm vor einem nur ein schematisches Flugzeug über einer blauen Fläche unterwegs ist, bekommt man ein gutes Gefühl dafür. Es muss ein solcher Schock gewesen sein, die ersten holländischen Seefahrer zu Ostern 1722 landen zu sehen. Das Weltbild der Rapa Nui muss völlig ins Wanken gekommen sein! Auf der Insel gibt es etwa 900 Maoiskulpturen. Ich liebe Skulpturen ja über alles, muss aber sagen, dass diese Skulpturen auf ihre Art die schönsten und beeindruckendsten sind, die ich je gesehen habe. 6. Dezember 2010 Auf dem Weg zurück nach Santiago de Chile habe ich ein anderes Weingut besucht – Indomito. Das Gut liegt malerisch auf einem Hügel und hat einen grandiosen Blick über das gesamte Tal. Santiago hat mich ein wenig an Brüssel erinnert,insodern nämlich, als der Charme von Santiago sich einem ebensowenig auf den ersten Blick erschließt wie der von Brüssel. Was recht interessant ist sind die – ausschließöich männlichen – Schachspieler am Hauptplatz. Ihre schiere Zahl ist schon beeindruckend und die Konzentration, die sie für ihr Spiel unter freiem Himmel aufbringen, noch viel mehr. Sie lassen sich durch nichts stören, auch nicht durch die vielen streunenden Hunde, die auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen zwischen den Tischen herumstreichen. Hat ein Hund dann seinen Platz gefunden, liegt er meist mehr oder weniger hechelnd auf der Seite und spielt Hot Dog. 5. Dezember 2010 Valparaiso ist anders. Viele Häuser snd bemalt oder mit Graffiti überzogen, die steilen, kurvigen Straßen führen im Zickzack über die vielen Hügel und die vielen alten Zahnradbahnen sind jede für sich genommen eine kleine Art Zeitreise. Eines von Pablo 164 Nerudas Häusern steht in Valparaiso. Heute ist es ein Museum. Wenn man die spektakuläre Aussicht von den moisten Zimmern sieht, versteht man besser, woher er seine Inspiration haben mußte. Mit dem schon erwähnten nicht besonders geglückten Reiseführer in meiner Tasche bin ich der Küste entlang nach Norden gefahren, unter anderm in ein vielgepriesenes Hippiedörfchen. Auch heute laufen dort noch einige in die Jahre gekommene Hieppies herum. Mit den langen, nunmehr grauen Haaren und den ausgewaschenen Blumenkleidern sehen sie etwas entrückt aus. Ich habe so bei mir gedacht, dass ich wohl auch damals nicht zu ihnen gehört haben würde. Ein anderer Gedanke, der mir bei näherer Betrachtung der letzten Begegnungen so genkommen ist, war dass es schon sonderbar ist, dass man wenn man einen Arzt ganz gut gebrauchen könnte (schultermäßig) interessanterweise nur auf Anwälte trifft. 4. Dezember 2010 Wie schlecht kann ein Reiseführer eigentlich sein? Der Aufhänger, mich in ein etwa 50 Kilometer entferntes Kaff zu locken war „ein Restaurant als spektakulärer Platz, um den Sonnenuntergang zu beobachten“. Die Sonne ist dann leider hinter den Bergen und nicht über dem Pazifik untergegangen und die Spezialität des Hauses waren mit Käseersatz krustenfrei gratinierte, in Schlagobers gekochte Reste von Meeresfrüchten (hauptsächlich Schalentierschalen, um genau zu sein). Zumindest am aus dem Casablancatal stammenden Wein war nichts auszusetzen. Valparaiso selbst ist eine Reise wert. Die Stadt ist anders, nicht schön im klassischen Sinn, aber interessant. Seit 2003 hat Valparaiso UNESCO Weltkulturerbestatus, was einen zum Nachdenken darüber bringt, wonach die UNESCO ihre Entscheidungen eigentlich wirklich fällt. Porto in Portugal etwa genießt ja auch Weltkulturerbestatus, wobei die halbe Stadt leersteht,die leerstehenden Häuser von Tauben bevölkert sind und folglich ein schier unerträglicher Gestank nach Taubenexkrement über der Stadt liegt. Valparaiso seinerseits beherbergt wohl alle heimatlosen Hunde mit Verdauungsstörungen – hauptsächlich Verstopfung, wie ich als Laie annehmen muss. Man kann innerhalb weniger Meter Fußweges wahrscheinlich alle möglichen flüssigen wie festen Formen von Hundeexkrementen studieren. Ein schaler, die Stadt beinahe gleichmäßig überziehender Geruch kommt dem olfaktorischen Eindruck, den die Stadt beim Besucher hinterläßt, wohl am nächsten. Erhaltener Kommentar: Habe Deinen Blog gelesen, sehr unterhaltsam! Erhaltener Kommentar: Ich muss sagen, Du bist eine der farbenfrohsten Schreibenden, über die ich bisher im Internet gestolpert bin... "heimatlose Hunde mit Verdauungsstörungen " ... sehr kreativ! Und hoffentlich geht es der Schulter schon besser. 3. Dezember 2010 Ich habe es – trotz verletzter Schulter – nach Chile und am Weg nach Valparaiso sogar zur Besichtigung eines Weinguts (Veramonte im Casablanca Valley) geschafft. http://www.veramonte.com/home.html 2. Dezember 2010 Nach wie vor in Sao Paulo. Bald mehr. 1. Dezember 2010 Ich habe gedacht, wir hätten uns weltweit auf Englisch als neue Lingua Franca geeinigt; leider haben wir dabei anscheinend vergessen, den Brasilianern bescheid zu geben. 165 Was auch bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass es nirgends fremdsprachige Zeitungen gibt, weder in den USA, noch in Mexiko oder Brasilien. Zumindest in großen Städten hätte ich das schon erwartet. Und die Neigkeit zum 1. Dezember ist, dass ich mir (nach langen Jahren wieder einmal) die inke Schulter ausgerenkt habe, diesmal ärgerlicherweise im Schlaf (!), der damit aber ein jähes Ende gefunden hat. 30. November 2010 Mein Alter Ego, die andere Margit Brandl, die kürzlich geheiratet hat, ist vor einigen Tagen mit der Bahn von Wien Hüttelforf nach Wels gefahren. Die Österreichischen Bundesbahnen waren so freundlich, mir das Ticket zuzumailen. Ich kann hier in Sao Paulo nur hoffen, dass die Dame mit ihren extravaganten Reisen nur meine E-MailAdresse verwendet und nicht auch mein Konto belastet. Ich habe heute einen Gutteil des Tages in der Kathedrale von Sao Paulo zugebracht. Nicht ganz freiwillig, sondern in erster Linie wegen eines immensen Wolkenbruchs. Was dort ganz interessant war, war nicht sosehr die schiere Größe – angeblich faßt die Kirche an die 8.000 Menschen – sondern die witterungsbedingten Schlangen vor den Beichtstühlen. Schiere Schlechtwetterbeichtstuhlschlangen haben sich gebildet! 29. November 2010 Und so bin ich also wieder unterwegs, dismal nach Brasilien. Auf langen Flügen liest man Dinge wie das Bordmagazn etwas genauer und macht dabei ja seltsame Entdeckungen. Speziell Erdnußallergien scheinen die Fluglinien zu belasten. Ich zitiere: „XYZ Airlines stellt fest, dass manche Passagiere auf Erdnüsse allergisch reagieren. Obwohl wir keine Erdnüsse servieren, haben wir andere Nußprodukte im Angebot, die nicht weiter spezifizierte Ernußspuren enthalten können... Natürlich kann es auch vorkommen, dass andere Passagiere Erdnußprodukte mit an Bord bringen. Aus den eben genannten Gründen können wir nicht ausschließen, dass unsere Kunden während des Fluges Erdnüssen ausgesetzt sind. Wir empfehlen daher allen betroffenen Kunden, von sich aus alle erforderlichen Schritte zu setzen, um im Falle einer Ernußexposition adäquat gerüstet zu sein.“ Klingt ein wenig radikal in meinen Ohren um ehrlich zu sein. 28. November 2010 Ein absoluter Klassiker! Hape Kerkeling gibt sich als Queen Beatrix auf Staatsbesuch aus. 27. November 2010 Ich habe mich ja immer noch nicht entschieden, auf die digitale Fotografie umzusteigen und interessanterweise könnte das in manchen Landstrichen von Vorteil sein. Kuwait hat eben ein Verbot für digitale Spiegelreflexkameras erlassen, wobei ich mir vorstellen kann, dass in der Praxis kein Unterschied zwischen analogen und digitalen Spiegelreflexkameras gemacht werden wird. 26. November 2010 Machtspiele werden ja oft unter interessanten Bedingungen gespielt. Hier eine Variante, die sich kürzlich in der in einem Keller befindlichen Visabateilung einer Botschaft eines von Europa doch sehr weit entfernten Landes abgespielt hat. A wird Nach einer unerklärlichen Stunde im ansonsten menschenleeren Warteraum wird A schlußendlich aufgerufen. A: Ich würde gerne ein Visum beantragen. B: Antragstellung vormittags, Abholung Nachmittags (4 wochen nach der Beantragung). A: Ah. Aber könnten Sie zumindest meine Unterlagen durchsehen? B sieht die Unterlagen durch und sagt: Das Bild ist nicht gut. A (überrascht): Warum? B: Was ich sagen wollte, das Bild ist 166 gut aber viel zu groß. Und wir können nur ihr Gesicht sehen. A (fragt sich, was mansonst auf einem Paßbild sehen sollte): Aha, nun… B: Sie müssen ein anderes Bild vmachen lassen und damit morgen wiederkommen. Ein Tag später, drei Leute im Wartezimmer, keine frei ersichtliche Aktivität. Nach mehr als einer Stunde: B zeigt keinerlei Zeichen, A wiederzuerkennen. A: Sie erinnern sich, wir haben gestern kurz über meinen Visaantrag gesprochen und Sie haben mich um ein neues Bild geschickt. Hier ist es! B (erfreut): Das Bild ist jetzt perfekt! Lassen Sie mich die CD (mit der ebenfalls in einem Spezialformat erforderlichen Paßbildkopie) anschauen! Bs Miene verfinstert sich. B: Aber das ist ja das ANDERE Bild! A: Ja, gestern hatten Sie es sich angesehen und waren damit zufrieden. B (den Kommentar übergehend): Aber das ist ja das Bild das auf Ihrem eigentlichen Visum verwendet werden wird! Warum haben Sie das neue nicht auch auf die CD gebrannt? A: Ich habe es erst heute bei einem Automaten machen lassen... B: Und warum haben Sie es nicht gescannt? A (an Urheberrechtsverletzungen dem Paßbildmaschinenbetreieber gegenüber denkend, das wahrscheinlich wenig zielführende Argument dann aber doch verwerfend): Ich hatte keine Zeit dafür. B (sich der Absurdität der Situation langsam bewußt werdend): Aber warum haben Sie es nicht gescannt? A: Nun, wissen Sie... B (aprupt das Thema wechselnd, interessanterweise um mit einem konstruktiven Vorschlag aufzuwarten): Wenn Sie aus dem Gebäude nach rechts bis zur Ampel gehen, sehen Sie schräg gegenüber ein Fotogeschäft, wo man Ihnen das Bild im vorgegebenen Format scannen kann. Schauen Sie zum in 15 Minuten wieder hier zu sein, denn danach sperren wir zu. Nach 15 Minuten, einer eher unangenehmen Diskussion über die Dringlichkeit der Lage im Geschäft und ein paar Minuten Dauerlauf. B (keinerlei erkennbaren Wiedererkennungseffekt zeigend): Gehen Sie ins Wartezimmer. A: Ich wollte Ihnen nur schnell die CD geben. B: Ah. A übergibt die CD. B: Und Sie haben Ihre Quittung? A (einen tiefen Seuftser unterdrückend): Ja, vielen Dank. Erhaltener Kommentar: Besorg Dir eine Kolumne im Wochenendstandard, das wird Dich berühmt machen! 22-25 November 2010 Kurzer Heinmaturlaub in Österreich. In Bruck an der Mur ist in meiner Abwesenheit kein Stein auf dem anderen geblieben. Eine der vielen Brücken, bessergesagt eine lange Hochbrücke und Stadtumfahrung wird gerade abgerissen, was der Stadt ein völlig neues und schöneres Gesicht gibt. 21 November 2010 In Brüssel geht alles seinen gewohnten Gang. Die einzige wirklich sichtbare Neuerung ist eine Umbenennung eines ohnehin schon sehr eigenwillig genannten Lokals von „Und, wer wird mit dem Hund spazieren gehen?“ auf „Und, wer wird den Hund heinbringen?“ (Et Qui Va Ramener Le Chien?) 19 – 20. November 2010 Wieder in Brüssel. Was ich jetzt schon vermisse: - Die Weite von Arizona und den Radiosender Kaff Country. Glücklicherweise hat Kaf Country einen Internet live stream. - Idiosynkrasien in Mexiko wie etwa: Zigarettenpackungen in den Hotelminibars von Nichtraucherzimmern - T-Shirt Aufdrucke wie “Wunderbar geschmacklos und immer noch unkultiviert.” Und – an einem jungen Mann – “Schuldig”, an einem Mädchen “Kiss Me” und – wieder an einem etwas übergewichtigen jungen Mann: “Sexiest Man Alive”. 167 18. November 2010 Ein paar Beobachtungen zur modernen Art des Reisens und den vielen Licht- und Schattenseiten: Wie kann es sein, dass ein Flughafenhotel den versprochenen und vielfach angepriesenen Weckruf vergißt? Warum klingen mittlerweile alle Flugkapitäne gleich desorientiert, wenn sie die ewig gleichen Sätze sagen wie: Wir… aaaahhh… fliegen heute nach …aaaahhh… Dallas. Und was denken eigentlich Flugbegleiter über die Zukunft des Bargeldes wenn sie bemerkenswerte Sätze wie folgende von sich geben: Wir verkaufen Snacks und Getränke und akzeptieren alle Kreditkarten. Wir nehmen kein Bargeld. Ich wiederhole: Wir erinnern Sie daran, dass wir kein Bargeld annehmen! Ich frage mich ja manchmal, wann Flughäfen beginnen werden, für die Toilettbenutzung Gebühren zu verlangen. Zu bezahlen mit Kreditkarte. 17. November 2010 Ein letzter Besuch im Zentrum von Mexico City hat zu einer Reihe von Erledigungen geführt: Die Uhr ist repariert, eine lose Dichtung meiner Kamera ebenfalls, ich habe eine wunderschöne Buchhandlung (El Péndulo, Cafebreria) besucht und sechs Käfertaxis gezählt. Kurios war ein in Luftpolsterfolie eingewickelter Jesus in einem Jesus- und Heiligenfigurengroßhandel. 16. November 2010 Sehr wertvolle Gedanken von J.: Es ist gut, eine Sache anzugehen, aber es ist besser, eine Sache zu Ende zu bringen. Wenn es um das Abschließen einer Sache geht, ist Perfektionismus der größte Stoplperstein. 15. November 2010 Die Anzahl der geählten Beetletaxis ist auf stattliche 756 gestiegen, wobei ich nicht ausschließen kann, manche doppelt gezählt zu haben. Die Fahrer erkennen mich mittlerweile wieder und grüßen mich bereits mit “Hello Austria”. Es scheint doch etwas dran zu sein an dem Lied „Going Loco Down in Acapulco“... In einem Gespräch über Panama ist mir heute aufgefallen, dass, egal wo man hinkommt, Menschen sich dafür entschuldigen, was sie beim Frisör lesen. Die Einleitung ist immer dieselbe: Ich würde das ja an sich nie lesen und diese Hefte nie kaufen, aber, wissen Sie, ich war nun einmal beim Frisör und da gab es nichts anderes und jetzt, wo ich daran denke erinnere ich mich an diese Geschichte... 14. November 2010 Ich könnte meine Tage hier mit Käfertaxifahren verbringen! Die üblichen drei Fragen (wie heißt du, woher kommst du, bist du verheiratet) sind gestern auf wundersame Weise anders gestellt worden, zugegeben nach ein wenig Plauderei über den schönen Käfer (Modell 2003, einer der letzten, der vom Band gerollt ist). Die Fragen waren diesmal: Wie heißt du? Woher kommst du? Möchtest du mit dem Käfer fahren? Ich habe erst gemeint, dass sei ein Scherz, aber nein, es war ernst! „Und jetzt spielst du die „taxista“ und ich den Fahrgast!“ Eine einmalige Erfahrung! Vor allem steil bergan mit 40 PS zum Hotel Los Flamingos war es eine reine Freude. Die verschiedenen Taxifahrer sind hier alle besonders stolz auf ihre Käfer, weil sie bergauf angeblich jedem anderen Auto voraus sind. Was ich auch noch erwähnen und nicht nur erwähnen sollte sind die wagemutigen Klippenspringer von La Quebrada. Sie werfen sich aus 35 Metern Höhe in eine enge Schlucht hinunter, mit Saltos, teilweise zu zweit, manche springen sogar nach hinten und lassen sich fallen, nicht ohne noch einen Salto einzubauen. Ich habe mir die Show gestern Nacht gleich zweimal angesehen und heute tagsüber noch einmal. 168 13. November 2010 Wenn ich mit vielem gerechnet hättem, aber nicht damit, dass es in Acapulco nun schlußendlich all die Käfertaxis gibt, die ich in Mexico City vermißt habe! Allein bei der Anreise gestern habe ich von der Stadtgrenze bis zum Hotel satte 200 gezählt. Mit Nummer 202 bin ich dann heute ins Zentrum gefahren, recht unsozial und nicht unbedingt zum Smalltalk aufgelegt, zumal ich ja mit Zählen beschäftigt war. Auch im Zentrum habe ich im Gespräch meist den Faden verloren, oder – käferzählend – unhöflich über die Schulter meines Gegenübers geschaut. Mit Ende des Tages waren es 543. Acapulco wirkt in die Jahre gekommen, manche Badeanzüge, die an den vielen Ramschbuden angeboten werden sind, geht man vom Schnitt aus, sicher noch aus den 50er-Jahren. Wie in Mexico City auch gibt es in der Nähe der Kathedrale Jesusfiguren zu Großhandelspreisen und in Großhandelsmengen. Für umgerechnet etwa 30 Euro ist man mit einem passablen Babyjesusexeplar mit dabei. Man kann sogar zwischen dunkler und heller Hautfarbe wählen. Folgender Dialog hat sich heute beim Frühstück mit dem Frühstückskellner entsponnen: A: Wo ist denn hier eigentlich der Friedhof und wie komme ich da hin? B (sehr milde): Warte, ich zeichne es Dir auf. Am besten nimmst du vom Zentrum an der soundso-Ecke einen gelben Bus mit der Aufschrift „Maxitunnel“ und hinter dem großen Tunnel ist dann der Friedhof. A (denkt, wie passend): Aha, danke! B (noch milder und sehr mexikanisch): Wenn ich fragen darf, wem erweist Du denn die Ehre? Familie? A (würde gerne einen entfernten Onkel aus dem Gut ziehen, antwortet aber ehrlich und daher etwas nüchtern): Johnny Weissmueller. Tarzan! B (konstaniert und bereits etwas reserviert): Den? A: Ja, ich habe im Internet gelesen, dass auf seinem Grabstein „Johnny Weissmueller, Tarzan“ eingraviert ist und seine Frau bei der Beerdigung, als der Sarg abgesenkt worden ist, wunschgemäß den Tarzanschrei hat brüllen lassen. (Wen sie dafür angeheuert hat oder ob das ganze auf Tonband war, habe ich noch nicht rausfinden können, das hat aber den Frühstückskellner eh nicht mehr interessiert). B (nunmehr sehr reserviert): Aber der liegt ja auf einem ganz anderen Friedhof begraben und da kannst du nicht hingehen! A (irritiert): Warum nicht? B (abweisend): Viel zu gefährlich. Was die Friedhofstouristin zumindest für den heutigen Tag ein wenig abgeschreckt hat und „nur“ zum größeren der anscheinend zwei oder mehr lokalen Friedhöfe pilgern hat lassen, der Empfehlung des Frühstückskellners folgend per Bus, der ob seines Fahrstils (auf der Gegenfahrbahn trotz heftigem Verkehrs überholend, manchmal durch Tankstellen kurvend, um rechts überholen zu können) beinahe alle Insassen zum Friedhof gebracht hätte. 12. November 2010 Nun bin ich also per Autobus weiter nach Acapulco gefahren und in einem auf seine Art und Weise grandiosen Hotel gelandet. Es heißt Los Flamingos und hat früher einmal John Wayne und Johnny Weissmüller gehört. Es gibt auch noch einen Tarzan Pavillion, wo Johnny Weissmüller seine Flitterwochen verbracht hat. Im und um das Hotel sind anscheinend auch einige Filme gedreht worden. Es ist knallrosa gestrichen und recht abgewohnt, dafür aber wunderschön auf den Klippen von Acapulco gelegen. Ich kann es gar nicht recht fassen, hier zu sein. Mein Zimmer hat einen großen Balkon, der mich gen Westen auf den Pazifik und die Steilküste hinunterschauen läßt. Sehr romantisch, aber auf eine eigenartige Weise auch verlassen. Das rührt sicher daher, dass hier nicht mehr die Hollywoodstars aus- und eingehen und ich auch sonst bisher nur eine Handvoll Gäste gesehen habe. 169 11. November 2010 Die Zahl der gezählten Käfertaxis ist leider nur auf magere 82 angeschwollen und von diesen 82 war kein einziges weiss-grün. Mexico City ist unvorstellbar groß. Mit U-Bahn und Vorortezug hat es fast anderthalb Stunden gedauert, um nach Xochimilco zu kommen, einer Art Venedig von Mexico City. Man fährt mit Gondeln durch ein über 180km langes Kanalnetz, sehr malerisch. 10. November 2010 Mexico City hat sich rechts stark verändert, seit ich erstmals im Sommer 2003 hier war. Was mir aus der Historie betrachtet natürlich am särksten auffällt ist, dass die VW Käftertaxis wirklich weitgehend verschwunden sind. Im Frühjahr 2003 habe ich in der Zeitung gelesen, dass Mexico City mit Ende 2003 aus Umweltschutzgründen alle grünweißen VW-Taxis aus dem Verkehr ziehen würde. Meine erste Reaktion war damals: Die einzige (und die größte) Stadt der Welt, in der es VW-Taxis gibt will genau dieses Unterscheidungsmerkmal ausphasen? Ich muß dort umgehend hin, bevor es soweit ist! Also habe ich mich im Sommer dann dorthin aufgemacht und in drei Tagen über 3.600 grün-weiße Käfertaxis gezählt. Eigentlich habe ich damals nicht viel anderes gemacht, als zu zählen. Heute schaut die Welt wirklich ganz anders aus. Zum einen sind nun alle Taxis gold-dunkelrot und zum anderen gibt es nun eine Vielzahl von verschiedenen Automarken als gold-dunkelrote Taxis. Was am ärgerlichsten ist: Ich habe bisher erst 39 gold-dunkelrote Käfertaxis gezählt und noch kein einziges grün-weißes! All das erinnert mich an einen Satz in Malcolm Gladwells herrlichem Buch “Was der Hund sah”, nämlich: Veränderung ist nicht unbedingt mit Fortschritt gleichzusetzen. 9. November 2010 Die Anonymen Alkoholiker von Puerto Escondido haben im beliebtesten Café ein Schild angebracht, mit dem sie die mehrfach wöchentlich stattfindenden Gruppensitzungen bewerben. Die spanischsprachige Gruppe trifft sich jeweils von 16:30 bis 18 Uhr, die englischsprachige von 18 bis 19 Uhr. Was einem dabei auffällt ist, dass letztere damit exakt auf den Zeitraum der im ganzen Ort ebenfalls stark beworbenen Happy Hour zusammenfällt und erstere genau zu diesem Zeitpunkt wieder frei ist. 7 - 8. November 2010 Puerto Escondido ist ein kleines, unaufgeregtes Küstenstädtchen. Die Leute, die hierherkommen, scheinen an schönen Stränden, Surfen, gutem Essen und, interessanterweise, drahtlosem Internet und Tattoos interessiert zu sein. Viele Menschen unter 45 haben hier ein Tattoo, meist in Mustern und Formationen, die sich relativ gesehen ästhetisch ausbreiten, wenn der Träger/die Trägerin an Gewicht zulegt (was anscheinend oft vorkommt). Andererseits gibt es dann die Gruppe der meist über sechzigjährigen Männer, die vornehmlich im hinteren Teil diverser Cafes sitzen und mit sehr kleinen Notebooks mittels drahtlosem Internetzugang im Netz surfen. 6. November 2010 Heute Morgen ist die Reise von Oaxaca nach Puerto Escondido weitergegangen, diesmal in einer sehr kleinen Cessna – eine Erfahrung für sich, zum Glück bei Schönwetter! Nach Temperaturen von rund 10 Grad in Mexico City und abends auch in Oaxaca tut die Sonne und die 25-30 Grad hier sehr gut. Für die Leser, die sich für Kochen mit Alkohol interessieren: Ich habe heute eine Tomatensuppe mit Pernod probiert, wobei der Pernod das beste an der Suppe war. Frei nach dem, was die Oma immer gesagt hat: Das bißchen essen kann man auch trinken! 170 5. November 2010 Nach dem Besuch der Teotihuacanruinen bei Mexico City haben wir das Auto retourniert und sind per Bus nach Oaxaca weitergefahren. Nichtmexikaner können den Namen der Stadt nicht so aussprechen, dass Mexikaner verstehen, was gemeint ist, was vor allem beim Ankauf von Bustickets zu einer gewissen Frustration führt. Richtig gesprochen klingt es etwa wie o-a-ha-ha-ka, ausgesprochen im Stadium einer mittelschweren Angina. Das mexikanische Bussystem ist beeindruckend. Die Busbahnhöfe schauen aus wie kleine Flughäfen und auch das Gepäck checkt man wie am Flughafen ein. Die Sicherheits- und Paßkontrolle hat mir beinahe die Reise vermiest, nachdem mein Ticket auf Margarita Brandooooooo ausgestellt war. Eine etwas halbherzige Erklärung, dass der Paß leider im bereits eingecheckten Koffer sei hat mir die Kontrolle dann aber erspart und so bin ich ohne weiteres in den Bus gekommen. Im Bus ist reichlich Platz, man bekommt Kopfhörer und kann so Musik hören oder wie im Flieger Filme ansehen, was dem Spanisch wieder etwas auf die Sprünge hilft. Die Fahrt hat dann aber leider über sieben statt sechs Stunden gedauert, was bei allem Komfort ermüdend ist. Oaxaca selbst ist ein nettes Städtchen Irgendwo habe ich vor Monaten gelesen, dass die Schokolade hier erfunden worden ist. Die Trinkschokolade ist auch wirklich gut, wobei die normale Schokolade natürlich mit der Belgischen nicht mithalten kann. Was interessant ist, ist, dass mit Schokolade gekocht wird und es diverse sogenannte „Mole“Soßen gibt, die auf Chili und Schokolade basieren, nicht unbedingt süß aber sehr schwer sind und zu diversen Gerichten gereicht werden. In der Nähe von Oaxaca gibt es am Monte Alban wie Teotihuacan eine riesige antike Stadt zu besichtigebn, die zwar ein wenig kleiner, aber immer noch ungemein beeindruckend ist. 4. November 2010 Heute Morgen beim Hotelfrühstück in Mexico City war es unmöglich, die folgende Szene am Nebentisch nicht zu hören: Am Tisch saßen ein Ehepaar aus Australien, Mitte sechzig, ein alleinreisender Amerikaner, abenfalls Mitte sechzig, ein blinder Mann um die 40 und seine Mutter (?), sowie ein Pole Ende dreißig oder Anfang vierzig. Der Pole, Typ Staubsaugervertreter, hat allen am Tisch lauthals zu erzählen begonnen, dass seine Karriere erst seit drei Jahren so richtig abhebt, seit er sich dafür entschieden hat, für diese einmalige Firma zu arbeiten. Die Firma sei in der Gesundheitsbranche tätig und würde dieses wunderbare Produkt führen, das wahre Wunder vollbrächte. Erst kürzlich sei ihm eine schielende Frau untergekommen und wenn er etwas trotz Job in der Gesundheitsbranche nicht aushalte, dann seien das schielende Menschen. Er hätte sich zu ihr vorgewagt und ihr das Produkt anempfohlen, was – und hier schwöre er unmittelbar zur Korrektur der Fehlsichtigkeit geführt habe. Bewunderndes Murmeln seitens der Australier und des Amerikaners. Die Australier meinen, sie würden auch gerne eine Flasche kaufen, ob man eine Visitenkarte haben könne. Der Blinde und seine Mutter waren hingegen mehr als nur still. 3. November 2010 Was früher einmal „wenn mich das Reisebüro nicht vermittelt hätt“ geheißen hat, heißt heute wohl „wenn mich das GPS nur nicht geleitet hätte“. Unglaublich, wie man sich verfansen kann, wenn man keine ordentliche Landkarte hat und sich auf das eher minder schlaue Kasterl verläßt. Vor allem, wenn man in Form des Handies auch noch ein schlaueres GPS Kasterl mithat und nicht daran denkt, es vielleicht einmal damit zu versuchen (was bestens funktioniert hat). Dennoch ist das Fahren in Mexico City ein hartes Training für die Nerven. 171 Interessanter war da ein eher irrealer Dialog, der sich gestern in Uruapan entsponnen hat: A: Wissen Sie, ich finde keine Arbeit und ich bin etwas knapp bei Kasse. B: Aha. A: Ich würde gerne in die USA gehen und dort arbeiten. B: Aha. A: Woher kommen Sie denn? Aus den USA? B: Nein, aus Österreich und (C) aus Belgien. A (sichtlich enttäuscht und eher zu sich selbst): Mhmmm, dann können Sie mich wohl nicht in die USA mitnehmen. Hm. Österreich, Belgien, das ist in der Sovietunion, der UDSSR, oder? A (leicht verdutzt): Nein, in Europa und die Sovietunion gibt es schon seit über 20 Jahren nicht mehr. A (aufrichtig entsetzt): Nein? B (weiß nicht ob lachen oder weinen): Nein. A: Und Rußland, gibt es Rußland auch nicht mehr? B (beschwichtigend): Doch doch, Rußland gibt es schon noch. 2. November 2010 Der Dia de los Muertos wird hier ausgiebigst gefeiert! Man macht sich keine Vorstelung, wie bunt die Friedhöfe sind und wie ausgelassen die Menschen feiern. An manchen Orten hat das ganze eher abschreckenden Volksfestcharakter, mit lauter Blasmusik etc. An anderen Orten ist es sehr besinnlich, alte Frauen beten, der Priester geht von Grab zu Grab und spricht mit den Familien Gebete für die kürzlich Verstorbenen. Und überall wird gegessen! Man bringt en spezielles Totenbrot mit, meist süß - es schaut unseren Osterpinzen ein wenig ähnlich - Orangen, Guaven, kandierten Kürbis, gekochte Maiskolben und isst mit Verwandten und Bekannten. Die Friedhöfe sind unglaublich vielfältig und vielfärbig! Die Gräber sind über und über mit orangen Blumen und Gestecken dekoriert, es gibt Wettbewerbe zum schönstgeschmückten Grab, Skulpturen, Kreuze aus Orangen Blumen, sogar ein Fahrrad und ein Flugzeug aus Blumen habe ich gesehen. 1. November 2010 Das Fazit nach einem Monat des Reisen lautet in aller gebotenen Kürze: Uhr kaputt, Stativ kaputt, Schal verloren, Jacke verloren, beinahe von einem Hund gebissen. Die ersten vier Dinge sind halb so schlimm, aber der Beinahebiss hat es schon in sich gehabt. Mitten auf einem Ausstellungsgelände oder eigentlich einer Art Museumsinnenhof sind auf einmal drei Hunde auf mich zugelaufen, wobei mich der größere von hinten angesprungen ist und meinen linken Oberarm ins Maul genommen hat. Der kleinere ist nich ebenfalls von hinten angesprungen, was den größeren wohl vom finalen Biß abgehalten hat. Der mittlere war eher passiv. Überhaupt gibt es in Mexico sehr, sehr viele streunende Hunde. Erhaltener Kommentar: Internationaler Tipp aus Albanien/Georgien zum Thema Hunde: Hand heben, sich energisch größer machen, ein bisserl aufplustern, den Blick aufsetzen, den Männer haben, wenn sie ein Meeting eröffnen von dem sie nicht wissen, was sie erwartet und so tun als hätte man einen Stein in der Hand und würde ihn gleich werfen. Hat bis jetzt überall funktioniert. Sogar in Mali, wo die Hunde nur Bambara sprechen. 31. Oktober 2010 Patzcuaro liegt an einem riesigen See und ist wohl der Zenit aller Allerheiligenfestivitäten. Im Ort selbst hat es heuten nur so von Besuchern gewimmelt. Aus dem diversen Ramsch, der verkauft wird, stechen natürlich die Skelette besonders hervor. Eines ist dann aber wohl des Guten zu viel gewesen: Ein schwangeres Skelett mit einem Babyskelett (Kopf unten) im Bauch. 30. Oktober 2010 Mehr und mehr komme ich zur Überzeugung, dass der Tod nicht ein Wiener, sondern ein Mexikaner sein muss. Es ist schon erstaunlich, welcher Aufwand hier um den 172 Allerheiligen- und den Allerseelentag getrieben wird! Sogar Restaurants sind mit Totenköpfen dekoriert. In Morelia, laut Reiseführer der besten Stadt, in der man noch nie gewesen ist (und von der man noch nie gehört hat), ist die ganze Stadt und der Stadtpark mit diversen Skelettfiguren in allen Größen und orangen Blumen verziert. Es gibt Skelette, die Kutschen fahren, Skelette, die kokette Kleider tragen und ein kochiges Knie zeigen, Skelette mit Schnurrbart, Skelette mit Patronengürtel und Gewehr. 29. Oktober 2010 Queretaro ist auch eine ehemalige Silberstadt, wobei der schöne Stadtkern sehr gut in der Peripherie, die überall sein könnte, versteckt ist. Es gibt unzählige, wunderschöne Kirchen, ein Kustmuseum, das in einem alten Kloster untergrbracht ist und viele trumhafte Innenhöfe. In Queretaro ist Maximilian I. 1867 zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Überall in Queretaro sieht man, wie übrigens auch schon in San Miguel de Allende, Stände, an denen Süßigkeiten in Totenkopfform angeboten werden. Die Köpfe sind aus Schokolade, aus Zucker oder aus Marzipan und Mandeln. Sehr bizarr, aber sehr, sehr interessant! Mehr und mehr sieht man auch verkleidete Gestalten. Gestern Abend etwa hat ein Tod rote Rosen verkauft. Eine Familie, die auf den Bus gewartet hat, hatte ihren kleinen Sohn in einem selbstgebastelen schwarzen Kartonsarg neben sich abgestellt. Auf einer Seite hatte der Sarg ein weißes Kreuz, auf der anderen war er offen und der kleine Bub war gerade damit beschäftigt, sich eine Totenmaske mit Totenschädelmuster überzuziehen. 28. Oktober 2010 Wir einen sehr schönen kleinen Ort namens San Miguel de Allende besichtigt, laut Reiseführer eine Art Disneyland für alternde Amerikaner. Und wirklich, es war sozusagen das mexikanische Traumörtchen, an dem alles irgendwie stimmig ist. Der Unterschied zu einem künstlichen Ort war nur, dass es dort auch Einwohner gibt und viele Amerikaner dort heimisch geworden sind und ihre eigenen kleinen Geschäfte haben. Gestern beim Abendessen ist mir nicht mehr eingefallen, was „Löffel“ auf Spanisch heißt. Also habe ich mit einem Löffel gestikulierend und leicht in Richtung Kellner deutend ihn, den Kellner, gefragt: ..."y se llama?", was der wohl als etwas herablassendes "... und er nennt sich?" verstanden hat. Etwas irritiert hat er "Pablo" geantwortet. 27. Oktober 2010 Von Guadalajara, wo die Reise begonnen hat, ist es heute nach Guanajuato weitergegangen. Guanajuato ist eine Stadt, die Uneso Weltkulturerbestatus genießt und Heimatstadt von Diego Rivera ist. Es hat hier früher viele Silberminen gegeben, was auch den Reichtum und die vielen, wunderschönen Gebäude erklärt. Die Stadt ist ungemein bunt und hat mich abwechselnd an Positano, Peruggia und Budapest erinnert, letzteres aber nur wegen der Markthalle. Guanajuato liegt auch nicht am Meer und hat viele sehr steile Gäßchen, aber nun ja, man erinnert sich wohl immer an andere Plätze, an denen man gewesen ist. Der Verkehr wird hier großteils unterirdisch geleitet, wobei sich in den Tunnels Kreuzungen mit Querverkehr von anderen Tunnels befinden. Sehr schräg. Die Tunnels an sich sind entweder alte Stollen oder das ehemalige Flußbett, aus Urgestein und kaum beleuchtet oder sonst abgesichert. Sehr gespenstisch eigentlich. Wir haben auch Katakomben besichtigt, wo ähnlich wie in Palermo mumifizierte Leichen ausgestellt werden. Vor dem Museum werden Mumienlollies angeboten, was wohl etwas ungustös ist. Wie auch immer, ich habe dann doch keinen Lolly gekauft. 173 Zu den erhaltenen Kommentaren: Dass das Bloglesen manchmal nicht ganz befriedigend ist, kann ich nachvollziehen. Die etwas indiskrete Frage, ob ich einen Orgsmo probiert habe, möchte ich eigentlich nicht beantworten. Ja, Brandl ist unaussprechbar und Brando eignet sich eher. Im Yosemite hat mich das GPS ja an sich richtig geleitet. Nach dem Höllenritt bin ich wieder auf eine Art Highway aufgefahren und habe die letzten 4 Meilen dann angenehm zurücklegen können. Der Waldweg war eine Art Abkürzung und im GPS als Straße verzeichnet... 26. Oktober 2010 Guadalajara ist eine sehr nette Stadt, in der es einiges zu Sehen gibt. Um in Mexico leichter durchzukommen habe ich meinen Namen auf Margarita Brando geändert, was sehr gut ankommt. Heute Nachmittag haben wir Ajicic am Chapalasee besichtitm auch sehr sehenswert und eine Bar gefunden, die die folgenden Drinks anbietet: Vampiro, Gin and Toni (wer ist Toni?) und Orgasmo. Die ersten beiden waren mit 39 Pesos angeschrieben, der dritte mit 59 Pesos. 25. Oktober 2010 Eine elektronische Hotelumfrage wollte folgendes zu einem meiner letzten Hotelaufenthalte wissen: Wurde Ihnen beim Einchecken ein Keks angeboten? Und dann noch zusätzlich: War der Keks warm, als Sie ihn erhielten? 24. Oktober 2010 Tequila ist eine wirklich hübsche, kleine, ungemein farbenfrohe Stadt! Und überhaupt, was für ein Kontrast zu den Vereinigten Staaten! Die Häuser sind bunt gestrichen, Menschen flanieren und zeigen ihre beste Garderobe, vieles ist sehr pittoresk und alles scheint voller Bilder! Die Besichtigung einer Tequillamanufaktur war besonders interessant. Der riesige Agavenstrunk, der gepreßt und dann vergoren wird, sieht aus wie eine riesige Ananas und wiegt bis zu 60 Kilogramm. Im Hof der Manufaktur waren Unmengen dieser Strunke aufgestapelt, und das vor einer wunderbar abbröckelnden gelben Mauer. Sehr, sehr malerisch! 23. Oktober 2010 Die Weiterreise nach Mexico war nicht ganz unproblematisch, obwohl sie an und für sich ganz gut begonnen hat. Ich konnte das Mietauto ohne weitere Probleme in wenigen Minuten retourieren und war mehr als rechtzeitig am Flughafen in Los Angeles. Der Flug nach Dallas ging überpünktlich ab, was aber nur dadurch begründet war, dass Obama sich angekündigt hatte und die Komplettsperre des Flughafens in Los Angeles bevorstand. Der Anschlußflug in Dallas war an und für sich pünktlich, leider hat dann aber ausgerechnet über mir etwas zu tropfen begonnen. Tropfen ist nicht der richtige Ausdruck, eigentlich ist ein kleines Rinnsal von der Decke heruntergeronnen. Ein Techniker mußte kommen, der Pilot dann auch noch, beide haben abwechselnd mit den Schultern gezuckt und schienen dem Problem keine weitere Tragweite zuzumessen. Dann ist lange gar nichts passiert. Nach einer Weile ist eine Stewardess aufgetaucht und hat gefragt, ob ich denn nass würde. Und wenn ja, man würde mich gerne in die erste Klasse setzen. Ich war guter Dinge. Für etwa 2 Minuten. Dann mußten nämlich alle aussteigen, zu einem anderen Terminal fahren, dort stundenlang auf ein Ersatzflugzeug warten und als es endlich da und alle wieder auf ihren Plätzen waren (ich natürlich auf dem alten Platz weit hinten) hieß es, die Crew müsse nach 15h Arbeistzeit nun ausgetauscht werden, man hätte schon eine neue angefordert. Die dann nach weiteren 174 anderthalb Stunden auch eingetroffen ist. Im Endeffekt hat die Reise von 8 Uhr morgens bis Mitternacht gedauert... 22. Oktober 2010 Der Aufenthalt in den USA neigt sich leider dem Ende zu und auf dem Weg nach Mexico komme ich dazu, mir ein paar Gedanken zu machen über Dinge, für die ich einfach nicht sozialisiert bin. Zum Beispiel kann ich mich nicht daran gewöhnen, Kaffee aus Papieroder Plastikbechern zu trinken. Wie trinkt man allgemein gesehen aus einem Becher mit Deckel? Wie schafft man es, in einen randvollen Becher noch Milch zu gießen, ohne dabei oder knapp danach alles zu verschütten? Wo gehört der Strohhalm in die jeweiligen Becher hinein und wo bekommt man überhaupt einen Strohhalm? Warum muss ich meinen Kaffee eigentlich überhaupt mit einem Strohhalm trinken? Wie befestigt man den Deckel, ohne sich anzuschütten bzw. wie bekommt man den Deckel samt dem eventuell vorinstallierten Strohhalm vom Kaffeebecher, ohne sich lächerlich zu machen? Was ich auch schwer verkraftbar finde sind die diversen Feedbackrunden während einer einzelnen Mahlzeit. Der durchschnittliche Kellner übt meiner Ansicht nach eine Form von Rache für das „give them your best smile“-Mantra, indem er immer dann unter zwanghaftem Lächeln fragt, ob wohl alles in Ordung, wie das Essen insgesamt so sei oder ob man noch etwas bringen könne, wenn man gerade den Mund voll hat. Da der Betreffende immer nur im Vorbeigehen fragt und dabei nie wirklich stehen bleibt, ist man in einem mittleren Dilemma. Einerseits ist man höflichkitshalber gewungen zu antworten, andererseits will man aber - ebenfalls höflichkeitshalber - nicht mit vollem Mund antworten. Da wildes Gestikulieren auch nicht in Frage kommt, ist diesem Dilemma ist einfach nicht beizukommen. 21. Oktober 2010 Am Weg zurück nach Los Angeles (und wieder habe ich die schiere Größe dieses Landes unterschätzt) habe ich das Hearst Castle besichtigt. Überwältigend, was ein Mensch hier mit der Hilfe einer großartigen Architektin schaffen hat können! Er hat der Nachwelt wirklich etwas hinterlassen. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie es in den 30-er Jahren gewesen sein muß, als so illustre Gäste wie Chaplin oder Lindbergh zu Gast waren. Hearst hat angeblich anregende Gesellschaft geschätzt und sich daher interessante Menschen auf das Anwesen eingeladen. 20. Oktober 2010 Ich habe San Francisco in südlicher Richtung verlassen und bin über den Highway Nummer 1 sowie auch den 17 Miles Drive entlanggefahren. Mehr kann ich darüber leider nicht berichten, denn das Wetter war miserabelst und man konnte vor lauter Nebel meist die Hand nicht vor den Augen sehen. Ich habe daher auch nicht viel vom Meer sehen können. Meine Fahrt hätte im Prinzip auf jeder kurvigen Strasse stattfinden können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Schade, denn auf diesen Teil der Strecke habe ich mich besonders gefreut gehabt... Ich habe übrigens eine Hitparade meiner persönlichen Lieblingscountrysongs zusammengestellt: 1. Brad Paisley - Anything Like Me 2. Toby Keith - Bullets in a Gun 3. Heartland - I loved her first 4. Randy Travis - Three Wooden Crosses 5. Trace Adkins - Every Light In The House 6. Farmer's Daugher - Rodney Atkins 175 7. Whiskey Lullaby - Bill Anderson 8. The Zac Brown Band – Toes (I call it rather “Life Is Good Today) 9. All Over Me - Josh Turner 10. Little Big Town - Little White Church 19. Oktober 2010 San Francisco ist schon ein besonderes Pflaster. Heute war ich in einem Geschäft, das auf Piratenausstattung spezialisiert ist. Man verkauft dort auch Glasaugen. Neben den Glasaugen ist ein Schild, auf dem die am häufigsten gestellte Frage vermerkt ist, die da lautet: Können mich diese Augen sehen? Antwort: Wahrscheinlich. Gleich daneben wurde auch eine Broschüre zum Thema Kuß angeboten. Ich zitiere: „Man unterbreche nie einen Mann, wenn er gerade betet, flucht oder küßt.“ Aus: Rote Perlen von Charlotte Mansfield. 18. Oktober 2010 Als ich nach San Francisco hineingefahren bin, habe ich an der Mautstation auf der Bay Bridge anhalten müssen, um meine Gebühr zu entrichten. Der Mann in der Kabine hatte anscheinend Zeit für ein kleines Tratscherl, hat mir aber interessanterweise nichtd ie drei normalen Fragen (Wie heißt Du? Woher kommst Du? Bist Du verheiratet?) gestellt, sondern hat die Fragen entsprechend abgewandelt. A: Woher kommst Du? B: Österreich. A: Ah, Australien! B: Nein, Österreich. A: Ah, im Süden von Deutschland! B: Na ja… A: Aber da kommt ja auch der Arnie her! B (entschuldigend): Genau! A (das Thema wechselnd): Wie groß bist Du? B (leicht verdutzt): Ah, einen Meter und, nein, fünf Fuß… A (nicht auf eine Antwort aus): Du bist so fesch! Einen schönen Tag noch! 17. Oktober 2010 Auf dem Weg nach Sacramento. Ein paar Überlegungen zur Fahrt durchs Land: Ich fahre ja ständig an Ortschaften vorbei, die höchst eigenwillige Namen haben. So etwa Red Bluff. Man stelle sich vor zu sagen, nun, ich komme aus Red Bluff. Oder aus Bad Water. Nun ja, eigentlich, bei näherer Betrachtung sollte ich, beinahe aus Übelstein stammend nicht über übles Wasser lästern. Es gibt aus einem sehr simplen Grund in Amerika mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Möglichkeit mehr, es vom Tellerwäscher zum Millionär zu bringen, denn die meisten Teller sind aus Plastik und werden nach Gebrauch weggeworfen. Genauso hätte man wahrscheinlich mit einem Kaffeehaus kein rechtes Glück. Die Amerikaner nehmen unser gutes, altes „auf einen Kaffee gehen“ viel zu ernst und gehen lieber mit einem Wegwerfbecher herum, als dass sie sich zum Kaffeetrinken zusammensetzen. In dem Sinn gehen sie eigentlich eher mit einem Kaffee als auf einen Kaffee. 16. Oktober 2010 Noch immer etwas wackelig auf den Beinen habe ich mich doch in den YosemiteNationalpark aufgemacht. Sehr schön, wieder einmal und nicht umsonst hat Ansel Adams hier manche seiner eindrucksstärksten Naturaufnahmen gemacht. 15. Oktober 2010 Am Weg von Las Vegas zum Yosemite-Nationalpark bin ich bereits an die 800km gefahren und war bereits über 11 Stunden unterwegs (man darf ja leider meist nur etwa 90-100km/h fahren), als das GPS auf einmal gesagt hat: "Bitte rechts auf dei Foresta Road abbiegen!". Und da das die richtige Richtung war, ich vielleicht noch 15km vom Ziel entfernt war und trotz Dunkelheit ein recht großes, grünes Schild auch wirklich diese 176 Foresta Road angekündigt hat, bin ich dort abgebogen. Ich hätte es wissen müssen. Foresta klingt ja wie forest und das war es dann auch. Nach ein paar hundert Metern war die Straße nicht mehr asphaltiert und zu schmal zum Wenden. Ab dann ging es steil bergab. Der Weg war schlimmer als jeder Waldweg bei uns zu Hause. Wenige Meter waren Erdbelag, das meiste war Urgestein mit kindskopfgroßen Steinen und 30, 40 cm tiefen Rillen und Spalten im Gestein. Ich habe keinen Geländewagen, sondern einen ganz normalen Van hier und ich muß sagen, selbst mit einem Geländewagen hätte ich mich dort eigentlich nicht fahren getraut. Da ich nicht zurück konnte, habe ich weiterfahren müssen, im Schrittempo oder noch langsamer. Sändig hat etwas an der Bodenplatte des Autos geschabt oder es haben Zweige links und rechts das Auto gestreift. Dort ist dem Bewuchs zufolge sicher seit Jahren niemand mehr gefahren. Nach einigen Kilometern war rechts nach wie vor natürlich die Bergseite, links war dann aber kein Wald mehr, sondern nur noch eine Schlucht. Der Weg war nicht breiter als das Auto. Ich habe Blut geschwitzt, gezittert, bin aber ganz, ganz ruhig und konzentriert geblieben. Zum Glück habe ich erst später gelesen, dass die Gegend im und um den Yosemitepark eine Braunbärengegen ist. Ich habe mir die ganze Zeit über gedacht, was, wenn ich ein Rad wechseln muß? Gott sei Dank war das nicht nötig und ich bin wie auch immer durchgekommen. 14. Oktober 2010 Nachdem ich gestern noch im Zion National Park war und dann durch die Wüste Nevadas nach Las Vegas gefahren bin kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, wieder einmal in einer Stadt zu sein. Ich hatte schon das Gefühl, jeden Tag an einem anderen Abgrund zu stehen. Die Country Radiosender sind nun auch weniger geworden, wobei mir Highlights von Anruferinnen, die endlich durchkommen und dann nicht genau wissen, was sie sagen sollen und den Moderator dann fragen: „... na ja, sagen Sie, ich kann über mein Pferd, meinen Mann oder über Whiskey reden....“ (man beachte die Reihenfolge!) schon fast wieder fehlen. Las Vegas ist jedenfalls ein Kapitel für sich, vor allem abends. 13. Oktober 2010 Gestern habe ich den Red Canyon und den Bryce Canyon gesehen; wiederum zwei völlig unterschiedliche und unvergleichliche Landschaften. Meist funktionieren hier nur ein oder maximal zwei Radiosender. Mit sehr lokalem Liedgut und Nachrichten, die nicht weit über die jeweilige Regionalgrenze hinausgehen. Einer dieser Sender hat heute eine CD einer anscheinend hier durchaus nicht unbekannten Band verlost, deren Name mir wieder entfallen ist. Der Nummer Eins Hit auf der CD heißt übersetzt: Recht gut im Biertrinken. Wenn ich darüber so nachdenke, hätte ich gleich daheim in der Steiermark bleiben können, die Unterschiede sind marginal. Übrigens bin ich gerade durch „Garfield County“ gefahren, als die CD verlost wurde. Kein Witz. Es gibt doch Unterschiede... 12. Oktober 2010 Der Fotograf Carl Warner ist wirklich ein wahrer Künstler. Er verwendet Lebensmittel, um seine Landschaften zu designen, die er dann statt „landscapes“ einfach „foodscapes“ nennt… 11. Oktober 2010 Telekommunikationstechnisch bin ich in einer relativen Wüste unterwegs. Entweder haben meine diversen geräte keinen Empfang, es gibt gar kein Netz oder die diversen 177 Betreiber haben keine Abkommen. Mein Belgisches Telefon ist auch wieder zum Leben erwacht, aus oben erwähnten Gründen aber nur kurz. Nur diesmal liegt das Problem nicht auf der belgischen Seite... Für einen Stausee ist der Lake Powell wirklich mehr als schön und zu Recht ein Nationalpark. Ganz außergewöhnlich ist aber der Antelope Canyon. 10. Oktober 2010 Meine Reise hat mich heute ins Monument Valley and der Grenze zwischen Arizona und Utah geführt. Die Distanzen in diesem Land sind enorm und dabei bewege ich mich nur in einem kleinen Teil der USA. Das Monument Valley ist, man kann es kaum anders beschreiben, monumental. Man fährt durch dieses von den Navajos verwaltete Gebiet über Sandstraßen und kommt aus dem Staunen über diese roten Felsen nicht heraus. Ich habe mich ein wenig wie Joanna Wayne gefühlt, allerdings wie eine Joanna Wayne mit einer furchtbaren Verkühlung. Anscheinend haben mir die Klimaanlagen und eisigen Getränke oder aber auch der vierzigminütige Fotostopp im eiskalten Grand Canyon bei Sonnenuntergang vor ein paar Tagen nicht bekommen. 9. Oktober 2010 Zwei Videos, eines wurde mir als Art interkulturelles Training für Amerika verschrieben, das andere (Ich hab Dich relativ gern) ist einfach nur nett. Reisetechnisch bin ich heute am Chanyon de Chelly angekommen, wieder ein wunderbares Naturschauspiel mit dramatischen Abhängen. 8. Oktober 2010 Gestern bin ich am Grand Canyon angekommen. Das einzige, was ich abends noch sehen konnte, waren Geschäfte mit Elchkitsch. Erinnert an Norwegen... Aber dann der Grand Canyon selbst! Mir fehlen die Worte, um dieses Naturwunder zu beschreiben! Sicher, man kennt Bilder oder hat den Canyon schon einmal im Fernsehen gesehen, aber davor zu stehen ist noch einmal etwas ganz anderes. Diese Farben, diese Weite. Außer den kalbenden Gletschern im Süden Argentiniens habe ich glaube ich noch kein ähnlich beeindruckendes Naturschauspiel gesehen! 7. Oktober 2010 Ich habe ungünstigerweise noch eine Detour in den Süden Arizonas eingelegt, ungünstig deswegen, weil ich dadurch heute den zweiten Tag in Folge an die 700km gefahren bin. Nichtsdestotrotz war es den Umweg schon wert. Ich war beim AMARC Flugzeugfriedhof in Tucson, Arizona. Dort werden alte Flugzeuge der Air Force ausgesondert und gelagert. Daneben ist ein Museum, das die interessantere Sammlung an alten, ausrangierten Flugzeugen hat. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es sich hauptsächlich um Kampfflugzeuge handeln würde. Insgesamt läßt einen die schiere Anzahl von verschieden gearteten Bombern, Tank-, Cargo und anderen Flugzeugen schaudern; anscheinend sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, Waffen zu entwickeln. 6. Oktober 2010 Von San Diego aus bin ich heute über Palm Springs nach Phoenix/Scottsdale in Arizona gefahren. Angeblich sind die USA ja Gottes Land. Das zeigt sich neuerdings an einer Werbeplkatkampagne, wo Gott twitterähnlich Dinge von sich gibt wie: ‚Fühlst Du Dich erloren? Mein Buch ist Deine Landkarte! – Gott‘. Man beachte das Minus! Es gibt dazu sogar eine Webseite, die sich ‚Gott Spricht‘ nennt. 178 5. Oktober 2010 Weiter nach San Diego! Eine nette Stadt, sehr hip. Angeblich regnet es ja nie im Süden Kaliforniens. Leider stimmt das nicht. Es ist kalt, es regnet und ich bin ähnlich gekleidet wie vor kurzem in Norwegen. Folgenden Aufdruck habe ich heute auf einer Karte gelesen: Geburtstage tun Dir gut! Es ist statistisch erwiesen, dass die Menschen, die die meisten Geburtstage haben auch am ältesten werden. (Larry Lorenzoni) 4. Oktober 2010 Wie erwartet ist mein Belgisches Handy heute gestorben. Vielleicht kann ich es ja wieder zum Leben erwecken, was aber sicherlich einiges an Aufwand bedeutet. Apropos zum Leben erwecken: Ich habe eine Tour mitgemacht, die von einem Veranstalter namens "Dearly Departed" (etwa: „schmerzlich vermißt“ „inniglich von uns gegangen“) angeboten wird und „Hollywood's Tragical History Tour“ heißt. Für etwa zweieinhalb Stunden wird man von einem Ort, wo ein Hollywoodstar oder -einwohner umgekommen ist, zum nächsten geführt. Sehr interessant. Fast Wienerisch. Noch dazu ist genau heute der vierzigste Todestag von Janis Joplin, die im Landmark Hotel (heute Highland Gardens Hotel) in Hollywood umgekommen ist. Das Zimmer ist angeblich am 4. Oktober immer ausgebucht. Auch heute hat Licht darin gebrannt... 3. Oktober 2010 Disneyland. Eine Welt für sich. Es hat nur so von Prinzessinen und Menschen mit Mickeymausohren gewimmelt. Erwachsene Menschen mit Ohren in diversen Farben, selbst Männer tragen Haarreifen mit Mickeymausohren, schon erstaunlich. Der Park an sich ist aber auch ein Erlebnis, unglaublich, wie die Disneygeschichten hier zum Leben erwachen! 2. Oktober 2010 Gettymuseum und Hollywood, zwei Gegensätze. Die Photosammlung im Gettymuseum war mehr als interessant, vor allem die Bilder von Leonard Freed und Heinrich Kühn haben es mir angetan. Der Walk of Fame in Hollywood ist gerade 50 Jahre alt geworden. Es gibt über 2000 Sterne und interessanterweise wird das ganze anscheinend gar nicht gepflegt. Manche Sterne brechen schon auseinander. Überhaupt erscheint mir das ganze Hollywoodviertel etwas heruntergekommen zu sein. 1. Oktober 2010 Die große Reise und das Sabbatical haben begonnen!!! Irgendwo habe ich gelesen, dass es über 50 Muskeln für ein Lächeln braucht, aber nur einen, um zu sitzen. Nach einem neunstündigen und einem vierstündigen Flug kann ich nur bestätigen, dass das stimmt... 30. September 2010 Es wird immer schwieriger, Film zu kaufen. Ich war in drei Gechäften und es gab keinen mehr im Angebot. Oder nur Fujifilm, was dem eben Gesagten gleichkommt. 29. September 2010 Was ich beim Eintrag über die Photokina vergessen hatte zu erwähnen war ein sehr nettes Statement betreffend die Analogphotographie: Die Rückkehr von Glück, Zufall, Eventualität, Aussicht, Glück und Überraschung. 28. September 2010 179 Wirkliches Pech: Der Segway Chef ist mit einem Segway verunglück. Der wohl gemeinste Kommentar war, dass der Segway angeblich während der gesamten Fallphase absolut waagrecht blieb... 27. September 2010 Eine herrliche Webseite, wo endlich jemand gegen die erzwungen positive Grundhaltung im Marketing aufbegehrt. Die Demotovatoren verkaufen Kalender, Kaffeetassen, TShirts und anderes, jeweils mit sehr, sehr klaren Botschaften. Zum Beispiel: BLOGGING: Nie zuvor haben so viele Leute so wenig zu sagen gehabt, und das zu so wenigen. AHNUNGSLOSIGKEIT: Es gibt keine dummen Fragen, aber sehr viele wissbegierige Idioten. SERVICEWÜSTE FÜR KUNDEN: Weil wir erst zufrienden sind, wenn Sie unzufrieden sind! VERZWEIFLUNG: Es ist gerade dann am Dunkelsten bevor es pechschwarz wird. ZIELE: Man sollte vermeiden zwischen einem konkurrenzbetonten Dummkopf und seinen Zielen zu stehen. INSPIRATION: Genie ist zu einem Prozent Inspiration und zu 99% Genius is 1 percent inspiration and 99% Ausdünstung, warum auch viele Ingenieure so schlecht riechen. 26. September 2010 Ich war in Köln auf der Photokina, der größten Photographiemesse der Welt. Die Messe erschlägt einen. Unzählige Aussteller, ein unglaublicher Massenauflauf. Nikon hat eine neue Werbelinie rund um Ich bin eine Nikon-Kamera, die schon auf den Stufen hin zum Ausstellungsstand folgendes wissen läßt: Ich bin farbenfroh, Ich bin Vorstellungskraft, Ich bin glücklich, Ich bin neugierig, Ich bin hier, Ich bin zu Hause, Ich bin ambitioniert, Ich bin präzise, Ich bin witzig, Ich bin gestylt, Ich bin mutig, Ich bin der nächste Schritt, Ich bin innovativ, Ich bin intelligent, Ich bin fantastisch, Ich bin cool, Ich bin Perfektion, Ich bin deine Muse, Ich bin Passion 25. September 2010 Die Dinge sind meist nicht so einfach wie im Film, wo es Machos und Nichtmachos, Geliebte und Zurückgewiesene gibt. 24. September 2010 Was sagen einem eigentlich die jeweiligen Klingeltöne über die Personen, die sie für ihre Mobiltelefone verwenden? So zum Beispiel (übersetzt): Dein Lippenstiftabdruck hat sich auf dem Frontallappen meiner linken Gehirnhälfte eingebrannt... (Beginn des Liedes Hey Soul Sister von Train) 23. September 2010 Im Radio hat jemand gesagt, Konsum sei ein säkularisiertes Heilsversprechen. 22. September 2010 Was bewegt Menschen dazu, sich zum Zungenbrecher „Zwanzig Zwerge machen einen Handstand, zehn im Wandschrank und zehn am Sandstrand“ rhythmisch zu bewegen und zu klatschen? http://www.youtube.com/watch?v=KbCtcctS0bI&feature=related 21. September 2010 180 Idyosynkratien: - Einen langen, gelehrten Zeitungsartikel über Analphabethismus lesen. - Belgier, die in der Schweiz Schololade kaufen. - Eine ob Nebels verzögerte Landung eines Fluges in Zürich mit einem Anschlußflug nach Brüssel, der trotz des Nebels überpünktlich abhebt und mich somit zwischen den Welten hängen läßt. 20. September 2010 Nachdenken über Widersprüche: Schließen sich gewisse Dinge wirklich gegenseitig aus? Angeblich hat schon Schopenhauer darüber nachgedacht, dass man manchmal zwar einen allgemeinen Satz aufstellen kann, dann aber doch nicht in jedem beliebigen Fall anwenden kann. Selbst wenn es allgemein so sein sollte, dass man etwas, was zwei oder mehreren Spaß macht, auch gemeinsam machen könnte, so gilt das doch in folgender kleinen Geschichte nicht. Jemand sagt, er gehe gerne alleine spazieren. Sein Gegenüber sagt, na fein, er gehe seinerseits auch sehr gerne alleine spazieren, man könne folglich also ja auch gemeinsam gehen. 17. September 2010 Es sollte viel mehr spritzige Zeitungsartikel geben wie diesen hier (aus der Süddeutschen Zeitung vom 18. August 2010): http://www.onleihe.de/static/content/sz/20100818/SZ20100818/vSZ20100818.pdf „Mal angenommen, man könnte im Laufe eines langen Lebens nur einen einzigen Satz sagen, wie würde der lauten? Für Romantiker ist die Sache klar: „Ich liebe dich“, und damit ist im Grunde wirklich alles gesagt, es sei denn, man irrt sich im Adressaten,was leider häufig vorkommt. Misanthrophen entscheiden sich vielleicht für ein knappes „Tür zu, von außen!“. Unentschlossene setzen wägend an: „Tja, was soll man da sagen?“, und dann erst geht ihnen auf, dass es das schon war. Satz gesprochen, Satz verschenkt. Das ist natürlich nur ein Spiel der Gedanken, denn niemand spricht im Laufe eines langen Lebens nur einen einzigen Satz. Vielmehr sprechen alle dauernd, stets und ohne Unterlass, und immer, zumindest fast immer, ist es dummes Zeug, Papperlapapp, Gewäsch. Als Ausnahme können der Deutschlandfunk und der Hund Pluto gelten – ersterer, weil auf seinen Wellen bisweilen kluges Zeug gesprochen wird, letzterer, weil er im Laufe seines langen Lebens tatsächlich nur einen Satz sagte. Er lautete: „Kiss me“, zu Deutsch: Küss mich. Da Pluto, der Hund von Micky Maus, nicht näher spezifizierte, wo genau er geküsst werden wollte, bleibt unklar, ob er eher ins Romantische oder doch ins Misantrophische tendiert, oder ob er gar jener kleinen Gruppe verzweifelter, innerlich zerrissener Kreaturen angehört, in denen beide Wesenszüge angelegt und ausgeprägt sind. Möglich ist es, und das würde auch Plutos besondere Rolle in Walt Disneys Kosmos erklären. All die Tiere, Micky und Minni Maus, Goofy, Klarabella Kuh, Rudi Ross, der finstere, an Mario Adorf gemahnende Kater Karlo (um nur einige zu nennen), laufen auf zwei Beinen herum und sprechen, sie sind vermenschlicht. Pluto hingegen ist einfach ein Hund. Er ist meist Mickys Hund, aber er war auch schon der Hund von Donald Duck. Pluto war sogar mal der Hund von Goofy, der selber ein Hund ist, was bedeutet, dass der Hund Pluto dem Hunde ein Hund war. EinHundejahr entspricht sieben Menschenjahren.Also ist Pluto, der am 18. August 1930 erstmals in einem Cartoon namens „The Chain Gang“ auftrat, umgerechnet 560 Jahre alt. Wer so viele Jahre und so wenige Sätze zusammenbringt, dem eignet das Maulfaule ebenso wie das Weise. Gesprochen hat er übrigens, nachdem Micky während einer Jagd versehentlich auf ihn schoss. Pluto stellte sich tot, Micky eilte herbei, um dem geliebten Hund in die Pupillen zu sehen, woraufhin dieser im Falsett den einzigen Satz seines langen Lebens sprach. Dass er seither schweigt, obwohl er jederzeit sprechen 181 könnte, macht ihn zur interessantesten Figur der Disney-Welt. Es verleiht dieser stets so fürchterlich heilen Welt eine angenehm dunkle Note, dass es der schweigende Hund ist, mit dem man am ehesten mal auf ein Bier gehen würde.“ 16. September 2010 T-Shirt Aufdruck: Vereinigte Staaten von Belgien. 15. September 2010 Was für ein Gustostückerl von automatisierter E-Mail Antwort: Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich am 15. September nachmittags auf Urlaub bin. 14. September 2010 Hektische Zeiten… 13. September 2010 Oft hört man ja heutzutage, dass jemand “aktiv“ an etwas interessiert ist. Wie es sich wohl anfühlt, wenn jemand „passiv interessiert“ ist? 12. September 2010 Schon den ganzen Tag geht mir ein Lied nicht aus dem Kopft: Shirley Bassey, Kiss Me Honey Honey Kiss Me… http://www.youtube.com/watch?v=5JrfMsfnVbw&feature=related 11. September 2010 Angeblich war heute in Guangzhou in Chine die Schlagzeile des Tages folgende: Ein 30-jähriger Mann sei 47 Meter über der Guangzhou Haiyin Brücke eingeschlafen. Er ist dort in Selbstmordabsicht hinaufgeklettert, hat aber davor auch sechs Schlaftabletten genommen. Er wurde von der Feuerwehr gerettet. 10. September 2010 Amazon verkauft Eiswürfelbehälter, mit denen man Eiswürfel in der Form von Osterinsel-Mauistatuen machen kann… http://www.amazon.de/Eisw%C3%BCrfel-Form-STONE-COLD-OsterinselGesicht/dp/B002TL68AY/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=kitchen&qid=1284283272&sr=8-3 9. September 2010 Ich mag Idiosynkratien, wie Menschen, die auf einer Insel in äußerst feuchten klimatischen Bedingungen leben und dabei Regenschirme nicht ausstehen können. 8. September 2010 Nach langer Zeit ist mein Name wieder einmal verdreht worden: Margrit 7. September 2010 Heute ist eine E-Mail von einer Hochzeitsphotographin in meinem Postfach eingetrudelt, die mir freudig mitgeteilt hat, dass sich im Anhang an die 8MB Bilder von meiner Hochzeit von letztem Samstag befänden. Den Bildern zufolge bin ich blond, mein Mann heißt Thomas und wir haben einen etwa zweijährigen Sohn. Anscheinend hat meine Namensverwandte eine ähnliche E-Mail-Adresse wie ich… 6. September 2010 182 Eine Routineuntersuchung im Tropeninstitut hat mit der Aufforderung geendet, ich solle am Leben bleiben und auf Reisen immer einen Sicherheitsgurt tragen. Nach wie vor kämen mehr Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben als Menschen an Malaria etc sterben. 5. September 2010 Im Internet kann man im Augenblick über das Jugendwort 2010 mitabstimmen. Zur Auswahl stehen unter anderem: copypasten = abschreiben, egosurfen = sich im Internet suchen, emotional flexibel = launisch, Phantomvibration = Einbildung, dass das eigene Handy vibriert und Speckbarbie = aufgetakeltes Mädchen in zu enger Kleidung. 4. September 2010 Ein zweijähriges Kunstüprojekt, das vor kurzem geendet hat, hatte zum Zweck, Kaputtes im öffentlichen Raum zu reparieren. Bilder davor und danach kann man hier sehen. 3. September 2010 Brüssel ist schon ein komisches Pflaster. So hat das enorm verstimmte Glockenspiel der Kathedrale bis vor kurzem ‚Freude schöner Götterfunken‘ gespielt. Nun spielt es ebenso falsch ‚Oh Du lieber Augustin‘. 2. September 2010 T-Shirt Aufdruck: Mein Freund ist diese Woche nicht in der Stadt. 1. September 2010 Nachdenken über Kant: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? 31. August 2010 Coca Cola punktet seit einiger Zeit ja nicht mehr so sehr mit dem Light-Produkt aber vielmehr mit der "Zero"-Variante, die übrigens in erster Linie Männer ansprechen soll, was ja auch eine Diskussion wert wäre. 30. August 2010 Ein neues Internetservice, das wirklich nett ist, ist Grooveshark. Man kann Musik abspielen, Playlisten machen, super! 28. August 2010 Bald geht es auf die große Reise. Nun stellt sich die Frage: Neue Nikonobjektive oder nicht? 27 . August 2010 Es ist immer wieder einmal unterhaltsam, sich Gunkels Tips und Überlegungen zum Tag durchzulesen... 25. August 2010 Was soll man von einer Softwareapplikation halten, die einem sagt: Falls Sie eine Sicherheitswarnung bekommen, klicken Sie auf ‚ignorieren‘. 24. August 2010 ‘The Baseballs’ sollten viel bekannter sein, was für eine Musik! http://www.thebaseballs.com/de 183 23. August 2010 An einer Münchner Autobahneinfahrt prangt ein Graffiti, das folgendes zum besten gibt: München ist blau. Nun ja, Wien wirbt ja auch mit ‘Wien ist anders’. 21. August 2010 McDonalds Österreich hat zwei riesige Burgerwerbeplakate für ihre Chinawochen aufgehängt, eines wirbt für Mei Lie Bling und das andere für Lang Tsu. 18 – 21. August 2010 Aufenthalt in Kroatien, in Tisno bei Murter und in Zagreb. 17. August 2010 Schweigen kann eine Form der Lüge sein. So hat es zumindest eine Philosoph im Radio gesagt. 16. August 2010 Wieder in Österreich. Die Norwegen/Finnland/Schwedenreise war sehr, sehr intensive. Ich bin immer noch damit beschäftigt, alle Eindrücke zu verarbeiten: Lanschaft, Stockfisch, Lachsleitern, Rentiere, Fjorde, helle Nächte! 15. August 2010 Fähre von Helsinki nach Stockholm, die mit Abstand schönste Stadt im Norden. In Stockholm waren wir dann im Astrid Lindgren Museum, was wirklich nett war. Man fährt mit einer Bahn durch die verschiedenen Lindgrengeschichten, sehr nett! 14. August 2010 Helsinki: Die ‘Falsche Nudel Bar’ ist gleich neben der ‘Arctic Icebar’ und DER Frisör am Platz wirbt mit einer erklecklichen Zahl von Sprüchen, so zum Beispiel: Hairway to heaven. Forget the brain, use the hair. One single hair can make your day. Sweet dreams are made of hair. I love your thoughts under your hair. Crazy little thing called hair. You’re haired. Hairs truly. 13. August 2010 T-Shirt Aufdruck: Ihre Lesefähigkeit ist um einen Punkt gestiegen. 12. August 2010 Meine Finnischkenntnisse sind ja eher dünn. Nebst meinen Lieblingsworten ‘banani’, ‘banki’, ‘posti’, ‘ravintola’ and ‘hissi’ habe ich aber zwei neue gelernt: ‘grammofoni’ and ‘messinki’. 11. August 2010 Dialog auf einem finnischen Boot: A: Wo kommen Sie her? B: Aus Österreich. Schweigen. B: Und Sie? A: Von hier. B: Von hier??? A: Nein, aus Turku, in der Nähe von Helsinki. B: Und hier machen Sie Urlaub? A: Ja, und das hier ist mein Hund. 184 10. August 2010 Überfahrt nach Finnland. In Gedanken bin ich noch am Nordkap. Die dortige Kapelle ist eine ökumenische. Ein Franzose und sein kleiner Sohn kommen herein. Vater: „Ist das das Kino? Nein? Ah, das ist die Kapelle!“ Zum Sohn: „Wir müssen gehen, sag Au Revoir!“ 9. August 2010 Lappland, Nordkap. Frei nach Qualtinger: „Was brauch i um Mitternocht a Sun? Fjorde? Fjorde? Kann ma jo nirgends baden! Und die Lappen, de Lappen? Gscherde im Pelz!“ http://www.youtube.com/watch?v=uRAttwSV_7c 8. August 2010 Ich habe das Gefühl, in Norwegen durch die Kalenderbilderlandschaft meiner Großmutter zu fahren. 7. August 2010 Sicherheitshinweise im Hotelzimmer: Ihr Zimmer ist mit * (roter Punkt auf einem Plan) markiert. Machen Sie sich mit dem Notausgänger (!) bekannt. Rauchen Sie nicht im Bett. 6. August 2010 Der Stockfisch ist nicht mit dem Klippfisch zu verwechseln. Ersterer wird ungesalzen auf Holzgestellen aufgehängt und durch Lufttrocknung steinhart, zweiterer wird stark eingesalzen auf den Klippen getrocknet. Bei beiden ist offensichtlich die Zunge eine besondere Delikatesse, wird dem Fisch frühzeitig entnommen und extr verkauft. Die getrockneten Köpfe der norwegischen Stockfische werden zu nahezu 100% nach Nigeria verkauft, wo ein norwegischer Stockfischkopf eine Art Statussymbol darstellt. 5. August 2010 Es hat was, am Polarkreis zu stehen. 4. August 2010 Fahrt nach Trondheim, einer sehr, sehr netten nordischen Stadt. 3. August 2010 Ausflug zum Briksdalsgletscher und Bootsfahrt durch den Geirangerfjord. Sehr beeindruckend. Was für ein Land! 2. August 2010 Sehr beeindruckend war auch der Frognerpark mit den Skulpturen von Gustav Vigeland. Weiterreise über Lillehammer (Freilichtmuseum) nach Lom. Sehr netter Postkartenspruch (50er-Jahre Postkarte, die eine Frau mit einem Toaster gezeigt hat): Wenn es in einen Toaster passt, kann ich es kochen! 1. August 2010 Oslo hat früher, von 1624 bis 1925, Christiania geheißen. Das Rathaus ist irgendwie eigen, es könnte auch wesentlich weiter im Osten sein. Am Holmenkollen wird eine neue Schisprunganlage gebaut, sehr beeindruckend. Tunnel??? Writers block vor ppt template, mag nicht an schiachen folien arbeiten 185 Der Koran als Hörbuch - 20 Suren kostenlos downloaden 30. Juli 2010 In bin ja an sich gerne in der Steiermark und weiß auch die landestypischen Spezialitäten zu schätzen. Eine Stunde im Stau hinter einem LKW zu stehen, der den Spruch ‚Steirerkraft: Der Kern – Die Bohne – Das Öl’ am Heck aufgedruckt hat, schafft einen aber trotzdem. Der Kern – Die Bohne – Das Öl wird in einer solchen Stausituation ungewollt zum Mantra. 29. Juli 2010 Aus einer Münchner Speisekarte: ‚Ein Hauch von Meer, Wind und Wohlgeschmack’ gefolgt von ‚Feine Desserts für alle, die sich gerne mal verwöhnen lassen’. 28. Juli 2010 Wenn einem im Smalltalk die Situation das Gesprächsthema gibt, so definiert nicht notwendigerweise die Umgebung die Emotion. Manche Ashrams gibt es im Kopf. 27. Juli 2010 Zitate aus dem Brüsseler Alltag: ‚Man muss nicht dominant sein, um signifikant zu sein, es geht eher um Relevanz als um Dominanz.’ 26. Juli 2010 Die Brüsseler Buchhandlung Passa Porta hat an einer Wand folgenden Spruch stehen: „Die babylonische Sprachverwirrung ist eigentlich kein Fluch, sondern ein Segen.” 25. Juli 2010 Oscar Wilde: „Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.“ 24. Juli 2010 Interessant: Ein Perrückengeschäft namens “Zweitfrisur”. 23. Juli 2010 Gewisse Lücken in der Allgemeinbildung von Gesprächspartnern tun mir fast körperlich weh. Solche Lücken können im eigentlichen auch wahre Gräben sein. 22. Juli 2010 In der Abgrenzung zu vernunftorientiertem Verhalten bezeichen Psychologen ein Verhalten, das unter Belastung evolutionär ältere und einfachere Denkstrategien zum Einsatz kommen läßt, prärational. 21. Juli 2010 Ich entdecke gerade (mir) neue Lieder in alten Operetten. So zum Beispiel den sehr klingenden Refrain von ‚Küssen ist keine Sünd' aus ‚Die Goldn’e Meisterin’ von Edmund Eysler: Küssen ist keine Sünd’, Mit einem schönen Kind; Lacht dir ein Rosenmund, Küß ihn zu jeder Stund'! Pflücke die Rosen kühn, Die dir am Wege Blüh'n, 186 Nimm dir, was dir bestimmt, Weil's sonst ein andrer nimmt. 20. Juli 2010 So mancher Reisebüroangestellte will mich denke ich im Moment bei gutem Wind in ein Flugzeug setzen, um sich nicht um weitere, komplizierte Anfragen kümmern zu müssen. Insofern hat mein lieber Papa wohl Recht wenn er fragt, ob mir wohl auch jemand singt: Wärst Du doch in Düsseldorf geblieben. 19. Juli 2010 ‚Ich höre Dir so gern beim Denken zu’ ist glaube ich das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe. 18. Juli 2010 YouTube ist eine wahre Fundgrube. Sogar der Duracelhase hat es dorthin geschafft! 17. Juli 2010 Ein Lied, dass ich ja schon seit Jahren nicht mehr gehört habe ist „Heut' kommen d'Engerln auf Urlaub nach Wean“. Die Version von Peter Alexander ist fast noch besser. Was is denn heut nur los, was is denn heut nur g'schehn, heut san so überfüllt, die achtadreiß`ger Wäg`n, der Schaffner, den i frag`, der schwitzt vor lauter Plag`, und sagt mir gleich den Grund für diesen Feiertag. Heut kommen d'Engerln auf Urlaub nach Wean, denn dort war´n s´z´Haus, drum hab´n s` d`Weanastadt gern, hör`n dann die Schrammeln und singen dazua, d`Leuteln beim Weinderl, die kriag`n gar net gnua. Hinter an Bam steht Gott Amor und lacht, viel wird er anstell`n in Wean heute Nacht, der Petrus im Himmerl schaut runter auf Wien, Weanaleut`, Weanafreud`, da liegt was drin! Der Petrus sagt verschmitzt, wie er beim Herrgott sitzt, die Engerln möchten gern auf Urlaub gehn nach Wean, der Herrgott sieht das ein, drum sagt er auch nicht nein und unterschreibt für d`Engerln einen Urlaubsschein. Heut kommen d'Engerln auf Urlaub nach Wean, denn dort war´n s´z´Haus, drum hab´n s` d`Weanastadt gern, hör`n dann die Schrammeln und singen dazua, d`Leuteln beim Weinderl, die kriag`n gar net gnua. 187 Hinter an Bam steht Gott Amor und lacht, viel wird er anstell`n in Wean heute Nacht, der Petrus im Himmerl schaut runter auf Wien, Weanaleut`, Weanafreud`, da liegt was drin ! 16. Juli 2010 In einem Gespräch habeich heute einen sehr interessanten Kommentar zu einigen meiner Bilder gehört: Schon aus der Malereigeschichte ist angeblich bekannt, dass ein direkter Blick eines Aktmodells in Richtung des Betrachters diesen in der Wahrnehmung des Bildes unangenehm beeinflusst. Deshalb ist der Blick angeblich oft abgewandt. Meine Puppen seien deshalb immer dann interessanter und auch erotischer, wenn der Blick der Schaufensterpuppe von der Kamera abgewandt ist. Die fast aggressiv in Richtung der Kameras blickenden Puppen würden als beinahe abschreckend empfunden. 15. Juli 2010 Ich höre dass es eine Hierarchie von Verdienstorden im Britischen Beamtenwesen gibt und zwar in der folgenden Rangordnung: * CMG = Komptur (Companion in the order) * KCMG = Ritterorden (Knight Commander) * GCMG = Großkreuz (Grand Cross) Bissig übersetzt werden diese Orden aber meist so: * CMG = Nenn mich Gott (Call Me God) * KCMG = Bitte nenn mich Gott (Kindly Call Me God) * GCMG = Gott nennt mich Gott (God Calls Me God) 13. Juli 2010 Es gibt ein Leben nach dem Tod! Aus der Frage und Antwortsektion eines Newsletters: Frage: Wie wirkt es sich auf mein Versicherungsverhältnis aus, wenn ich privat in ein Hochrisikoland reise? Antwort: Wenn Sie privat in ein solches Land reisen, müssen Sie, sollten Sie im Todesfall Ansprüche stellen wollen, vorab eine Zusatzpolizze abschließen. 12. Juli 2010 Ich bin zu einer Veranstaltung eingeladen, bei der hochauflösendes Fernsehen gezeigt werden soll. Der Text auf der Einladung ist leider verschwommen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt… 11. Juli 2010 Was die Heimat nicht so alles zustande bringt. Zotterschokolade und nun auch Murtalerinnen, die sich Chilli da Mur nennen. Süß! http://www.youtube.com/watch?v=MlnYJTMHgdU 10. Juli 2010 Dilberterfinder Scott Adams vertritt die These, dass man nur in solche Firmen investieren soll, die man wirklich hasst. Was mir aber fast noch besser gefällt ist seine Beschreibung der emotionalen Kontrolle, die Apple über ihn ausübt. Leider nur auf Englisch. http://online.wsj.com/article/SB10001424052748704025304575285000265955016.html 9. Juli 2010 188 Wie wahrscheinlich ist es, dass gewisse Dinge passieren? Ich eile zu einer Besprechung, habe Papier und Kuli dabei, kann aber den Kuli nicht nutzen, weil sich in seine Metallhülle justament eine Delle so ungünstig gewölbt hat, dass sich die Kulimine trotz tatkräftiger Unterstützung der um mich Sitzenden nicht mehr herausbewegen lässt. 8. Juli 2010 Für die Zitatensammlung: ‚… und lassen Sie mich hier einigermaßen ehrlich antworten: wir können nicht zulassen, dass das Beste der Feind des Guten wird!’ 7. Juli 2010 Das Leben in der Großstadt ist immer wieder eine Herausforderung. Ich musste heute mit dem Auto zum Reifenwechseln in eine Werkstatt. Gegenüber der Werkstatt war ein Supermarkt und nachdem ich ohnehin eine Stunde Zeit hatte, habe ich mich also zum Einkaufen dorthin begeben. Der Einkaufswagen hatte die Aufschrift: Bitte bringen Sie mich zurück! Irgendwie nett, habe ich mir noch so gedacht und wollte die Strasse überqueren, um die Einkäufe zum Auto zu bringen, als die Räder des Einkaufswagens blockieren. Ich denke mir, dass ich wohl über etwas drübergerollt bin und hole einen neuen Wagen, lade um, schiebe einen Meter weiter und wieder: blockierte Räder. Etwas entnervt schleife ich das manövrierunfähige Gefährt zum Kassenbereich retour, wo ich schon mit den Worten, ach, Sie waren das, die das Gelände verlassen wollte! Begrüßt wurde. Man hätte eine elektronische Sperre in allen Wägen, die das Verlassen des Supermarktgeländes verhindert, eingebaut. Die Aufschrift: Bitte bringen Sie mich zurück! hätte besser heißen sollen: Wagen Sie es erst gar nicht, mich wegzubringen! 6. Juli 2010 Ende Juni sind 20 führende Experten in Paris zur ‘Ersten Internationalen Konferenz zum Thema Gähnen’ zusammengekommen, um die Herausforderungen dieses neuen, sehr dynamischen Forschungsfeldes zu diskutieren. Mehr hier. 5. Juli 2010 Zur Zitatensammlung auf dieser Seite gehört nebst ‚Auch Ihnen wünschen wir für Ihre Zukunft noch alles Gute!’ natürlich auch: ‚Es tut uns leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass wir uns für Idee x und nicht für ihre Idee y entschieden haben … Für sie ist das natürlich ein Pech.’ 4. Juli 2010 Ein Lied, dass ich schon ewig nicht mehr gehört habe: Adieu mein kleiner Gardeoffizier… 3. Juli 2010 Ich habe auf einer Hausmesse erstmals die neuesten Hasselbladkameras im Einsatz sehen können. Beeindruckend. Der Preis ist allerdings leider auch. 2. Juli 2010 Die Ausstellungseröffnung bei Expression Deco war trotz der tropischen Hitze sehr nett und stimmig. Interessante Kommentare zu den Bildern. Die Balkonsitzerin etwa ist mit einer Gallionsfigur verglichen worden. 1. Juli 2010 Heute Abend ist die Ausstellungseröffnung bei Expression Deco! 189 30. Juni 2010 Nach einer eintägigen Reise nach Wien habe ich heute noch die Ausstellung bei Expression Deco aufgehängt. Hektisch, hektisch. 29. Juni 2010 Ich habe gelesen, dass Bakterien in Kläranlagen besser arbeiten, wenn sie mit Mozart beschallt werden. Nun war ich auf einer Toilette mit Radetzkymarschbeschallung. Vielleicht hilft das bereits in der Vorverarbeitung. 28. Juni 2010 T-Shirt Aufdruck: Jeder will so sein wie ich! 27. Juni 2010 Mein Vater hat mir zum Thema Snobismus folgenden Witz mitgegeben: Ein englischer Gentleman ist – als Gestrandeter - schon seit Jahren auf einer einsamen Insel. Endlich kommt jemand vorbei und sieht, dass der Gestrandete drei Häuser gebaut hat. Er fragt ihn, warum drei? Der Getleman antwortet: Nun, in einem wohne ich natürlich. Das andere dort drüben ist der Club, den ich frequentiere. Und das dritte, möchte der Besucher wissen? Nun, das ist der Club, den ich nicht frequentiere. 26. Juni 2010 Ich habe gehört, das Wort des Tages sei ‚finster’. Warum, weiss ich auch nicht genau. 25. Juni 2010 Eine erkleckliche Anzahl von Spanieren trägt den Vornamen ‚Jesus’. Manchmal habe ich das Gefühl, dass nur ich schmunzle, wenn wieder einmal eine Sitzung mit den salbungsvollen Worten ‚… und wir feuen uns besonders, dass heute auch Jesus wieder unter uns ist’ eröffnet wird. 24. Juni 2010 Wie kann ein Computer einfach so sterben und keinen Mucks mehr von sich geben??? 22. Juni 2010 Ein wirklich interessanter Künstler aus Larnaca hat sich unter anderem auf Schaufensterpuppen spezialisert. Mehr auf seiner Webseite! 22. Juni 2010 Ist es wirklich ein Kompliment, wenn jemand über jemand anderen sagt: “So sehr er auch dauernd mit Arbeit beschäftigt ist, so findet er dennoch immer wieder Zeit für andere“? 21. Juni 2010 Wie oft muss man eigentlich etwas sagen, um sagen zu können: „ich sage ja immer...“? Erhaltener Kommentar: Sieben mal. 20. Juni 2010 Ich lese „Zu Hause“ von Billy Bryson. 19.Juni 2010 190 Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Man muss sich nur dieses Bild einer BP-Tankstelle mit der Warnung: „Zapfhähne nicht unbeaufsichtigt lassen; Sie werden für ausgeflossenes Öl zur Verantwortung gezogen“ ansehen. 18. Juni 2010 Ich zitiere aus seiner Reisefiebel, die ich für eine anstehende Österreichreise von einem Reisebüro geschickt bekommen habe. Man lernt ja nie aus: - Nennen Sie Österreicher nicht Deutsche und nehmen Sie nicht an, dass die Kultur dieselbe sei. - Vermeiden Sie, über Religion, Geld und Politik zu diskutieren, außer Sie kennen ihr Gegenüber wirklich sehr gut. - Im Westen gehöt es sich, einen größeren Respektsabstand vom Gesprächspartner einzuhalten, wohingehen in der Gegend um Wien bei geselligen Anlässen auch näher beisammen gestanden werden kann. - Österreicher vermeiden Konfrontationen und sind eher bereit, Kompromisse einzugehen, als zu widersprechen. - Das Justizsystem ist nicht korrupt und unabhängig von der Legislative. Die Polizei ist kompetent und manche Polizisten sprechen sogar Englisch. 17. Juni 2010 Gedanken über die Ästhetik im Alltag: Ist es normal fuer erwachsene Maenner, ein Handy in einer handgestrickten Socke herumzutragen, riesige Kopfhoerer ueber die Ohren gestuelpt zu haben und eine glaenzende, abgewetzte, mehrfach absichtlich ramponierte Schnürlsamthose zu tragen? 16. Juni 2010 Wenn ein Entscheidungsträger sagt, er sei in der Zuhörerrolle, heißt das wahrscheinlich nicht, dass er auch nur irgendetwas zu ändern gedenkt. 15. Juni 2010 Ein neues Gustostück aus meiner Serie „logisches Argumentieren oder das Fehlen jeglichen logischen Denkens in der Argumentationskette“ (siehe auch Eintrag vom 8. Dezember 2008): “Wir haben offensichtlich ein Problem mit dem zugang zu unserem neuen Server. Mit anderen Worten gehen wir im Augenblick davon aus, dass Sie zur zeit keinerlei Zugang zu diesem Server haben. Wir versuchen, das Problem schnellstmöglich zu beheben und haben für einen besseren Überblick über den Status der Problembehebung eine Webseite eingerichtet, nämlich http://www.server-den-du-nichterreichen-kannst.com. In diesem Zusammenhang wollen wir Sie nicht direkt mit Statusupdates spammen. Die nächste und endgültige Information wird [natürlich nicht von Dir, da Du ja wie eben gesagt keinen Zugang hast] am http://www.server-den-dunicht-erreichen-kannst.com einzusehen sein. Eventuell schicken wir auch noch einmal ein E-Mail an Sie, wenn wir die Situation im Griff haben und das Problem geläst ist [aber darüber sind wir uns noch nicht im klaren. Es könnte ja der Eindruck entstehen, dass wir es ihnen zu leicht machen wollen].” Kommentar: Die Kommentare sind lediglich eine Interpretation der Bloggerin. 14. Juni 2010 Obwohl die Ölkatasthrophe im Golf von Mexico natürlich furchtbar ist; dieses Video ist wirklich böse, aber gut! Was, wenn BP verschütteten Kaffee auftunken müßte…. 13. Juni 2010 191 Was für eine eigenartige Markentreue ist es eigentlich, dass ich immenses Fernweh bekomme, wenn ich am frankfurter Flughafen vorbeifahre und Flugzeuge starten sehe, mich aber kein so startkes Gefühl übermannt, wenn ich Charles de Gaulle passiere? 12. Juni 2010 Wer hat eigentlich Bonusprogramme und Pay-Back-Systeme erfunden und warum meine ich mich daran zu erinnern, dass die allerersten Programme eine Rückvergütungsratio von etwa 3% hatten? 11. Juni 2010 Was man nicht über USB so alles anschließen kann... Sogar Wein kann man anscheinend zapfen ;-) 10. Juni 2010 Leute, die sich selbst in den Mittelpunkt stellen, stehen sich gerne selbst im Weg. 9. Juni 2010 Ich hatte versprochen, ein Bild des M&M-Spenders online zu stellen. Nun, hier ist es! 8. Juni 2010 Ein kleiner Unfall. Ich habe einen Finger knacken gehört, mir gedacht, er ist gebrochen, bin in leichte Panik verfallen und habe ein Krankenhaus angerufen. Man hat mir gesagt, ich möge bei der Notaufnahme vorbeikommen, man würde den Finger untersuchen. Gesagt getan. Notaufnahme, alles ist hell erleuchtet, aber die Türe ist geschlossen. Ich läute und erkläre dem Herrn am anderen Ende, ich hätte eben mit ihm telefoniert, ich wäre wegen des gebrochenen Fingers da. Er fragt mich, ob ich mir da auch ganz sicher wäre. Etwas verdutzt sage ich, nun ja, sicher sei ich mir sicher. Er wiederum hat darauf eher trocken geantwortet, er würde mir ja gerne helfen, sei allerdings Psychiater und ich könne es mir ja noch überlegen, ob ich nicht ihn konsultieren wolle. Ich habe mich dann doch für das Röntgenbild entschieden, das in einer anderen Abteilung des Krankenhauses nach etwa zwei Stunden angefertigt wurde und einen, trotz Quetschung, dennoch knochenmäßig heilen Finger gezeigt hat. 7. Juni 2010 Dilbert`sche Momente: A erfährt, dass B eingeladen werden wird, bei X teilzunehmen. C und D sollen B beraten, ob B teilnehmen soll. C bittet E, mögliche Vor- und Nachteile einer Teilnahme aufzuschreiben, um B adäquat beraten zu können. A empfiehlt, B solle annehmen. B sagt, B wolle annehmen. E sagt, Problem gelöst. C sagt, nein, eine umfassende Abhandlung der Vor- und Nachteile einer Teilnahme seien noch ausständig. E bittet A um Input. A seufzt und füllt ein anderthalbseitiges Formular aus, dass Bs Entscheidung, an X teilzunehmen, guttheißt. 6. Juni 2010 Ich mag die Atmosphäre auf Märkten, wenn sie gerade zusperren, wenn alles weggeräumt wird. Standbesitzer kümmern sich nicht mehr um mögliche Kunden, sind stattdessen damit beschäftigt, alles zusammenzupacken und so schnell wie möglich abzufahren. Manche Marktbesucher wühlen noch im Liegengelassenen während schon die Müllabfuhr kommt, und alles saubermachen möchte. Heute Nachmittag sind meine Mutter und ich an so einem in der Auflösung begriffenen Markt vorbeigekommen. Ein Blumenhändler hat uns im Vorbeigehen 100 (!) Tulpen geschenkt! 192 5. Juni 2010 Ausflug nach Gouda und Delft. In Holland gibt es sogar grasgrünen, mit Basilikum versetzten Käse! 4. Juni 2010 Moderne Gesellschaften und ihre Verhaltensmuster: Wenn eine an sich ziviliesierte Person sagt: “Entschuldigt bitte, ich esse hier wie ein Schwein!” heißt das, das man beschwichtigen sollte? Will die Person ein Kompliment hören? Und ist, unter den gegebenen Umständen, ein entschuldigungsheischendes Kopfnicken eine Beleidigung? Wie bewahrt man in solchen Situationen ein Pokerface und, wichtiger, wie bekommt man seine Augenbrauen unter Kontrolle? 3. Juni 2010 Manchmal ist ungewollte Post durchaus interessant. Wie vor kurzem hier angesprochen habe ich ja unlängst bei einem Powerpoint-Karaoke einen M&M-Spender gewonnen. Nun bekomme ich ein E-Mail, das mir personalisierte M&Ms anbietet. Man kann auf eine Seite der M&Ms etwas drucken lassen. Das führt natürlich in Versuchung. Broken Muses M&Ms würden schon irgendwie cool sein… Erhaltener Kommentar: Ich werde Dir eine große Box zerdrückter M&Ms in den Postkasten legen! Erhaltener Kommentar: Was hältst Du davon, ein Bild des M&M-Dispensers online zu stellen? 2. Juni 2010 Zitat: “Wir haben eine zeitgemäße Webseite.” Ich frage mich, was das genau heißt. 1. Juni 2010 Ein recht interessantes Zitat: “Das iPad ist die Killerapplikation des mobilen Internets”. Obwohl ich es bisher nur von Bildern kenne, scheint es doch ein wenig bullig für eine Anwendung. Zumal es ja angeblich der sichere Hafen für so viele verschiedene Anwendungen ist. 31. Mai 2010 Das ist auch Europa: Ich habe mein Mietauto in Zypern geparkt, bin durch die Fußgängerzone geschlendert, an einem Kontrollpunkt angekommen und habe dort – nach Visabeantragung und Passkontrolle – in die Türkei einreisen können. Abgesehen von der sehr bizarren Situation einer geteilten Stadt muss ich sagen, dass der nördliche, türkische Teil der Altstadt viel interessanter ist, als der südliche. Sehr pittoresk, leider war es aber schon zu dunkel für Bilder. 30. Mai 2010 Beobachtungen vom Flughafen: Die meisten Menschen sind nicht gut angezogen. Jeans, die in der Länge nicht passen, im Schritt oder generell zu eng oder zu weit sind und insgesamt einfach nicht gut sitzen, scheinen sich heutzutage besonders gut zu verkaufen. Auch zu hohe Schuhe, die zu einem tapsigen und Stiefel, die oft zu einem schlurfenden Gang führen sind beliebt. In Summe muss man leider sagen, dass die Eleganz auf der Strecke bleibt oder anscheinend einfach kein Faktor mehr ist. 29. Mai 2010 Meine nächste Ausstellung wird den ganzen Juli über bei Expression Deco in Brüssel (Avenue Louise 226A) zu sehen sein. Vernissage: 1. Juli 2010. 193 28. Mai 2010 Ein Besucher im Büro, der auf die Toilette wollte, hat heute gefragt: Kann ich Ihr Schlafzimmer benutzen? Wie kann man in einer solchen Situation ein Pokerface bewahren? 27. Mai 2010 Ich fühle mich ja immer nur wohl in einer Stadt, wenn es dort ein potentielles Lieblingscafé gibt. Ein ebensolches habe ich unlängst in Addis Abeba entdeckt. Es hat recht neu gewirkt, war trotzdem gemütlich und direkt neben dem - leider aufgelassenen Bahnhofshauptgebäude. Dass die Bahnstrecke Addis Abbeba - Djibouti seit Jahren nicht befahren wird, ist jammerschade, aber eine andere Geschichte. Zurück zum Café: Eben habe ich erfahren, dass diese wunderbare kleine Oase namens Café Choché erst vor ein paar Monaten eröffnet wurde und der Frau des Belgischen Botschafters gehört. 26. Mai 2010 Eine herrliche Aussage aus einem E-Mail, das ich heute Nachmittag bekommen habe: "... und das ist mein Problem: Keine der Organisationen, die ich konsuliert habe, scheint etwas sinnvolles zu produzieren. Jeder schaut sich nur um und faßt zusammen, was die anderen tun." Könnte auch in die Sammlung der Zirkeldefinitionen eingehen: wenn nämlich alle sich nur umschauen und keiner was macht, was kann man dann eigentlich zusammenfassen, außer, dass es zu einer umfassenden Untätigkeit samt Umschau gekommen ist? 25. Mai 2010 Mein Name wird seitens einer Person, die sich "Kommunikationsmanager" nennt, konsequent falsch geschrieben (Margrit). Ist es nicht interessant, bei welchen Berufsgruppen Lese- und Rechtschreibschwächen auftreten? 24. Mai 2010 Es ist Zeit, Afrika wieder zu verlassen. Einige Gedanken zum allgegenwärtigen Seuftser TIA, this is Africa (das ist Afrika): Man darf sich einfach nicht wundern, wenn man etwa sechs Briefmarken kauft und der Preis dann nicht durch sechs teilbar ist. Dasselbe gilt natürlich auch für andere Waren, z.B. einen Preis von elf für drei Kaffees usw. Man sollte als Frau auch nicht unbedingt ein Auge aufreissen, wenn einem jemand um drei Uhr am Nachmittag ein aufmunterndes „gute Nacht Mister“ mit auf den Weg gibt. Auch ein beherzter Versuch, bei strömendem Regen Sonnenbrillen oder T-Shirts mit dem Aufdruck „Dreizehn Monate Sonnenschein“ zu verkaufen, sind wahrscheinlich einfach nur Ausdruck von TIA. 23. Mai 2010 Wieder einmal eine neue Form meines Namens für die Sammlung: Merkit 19. – 22. Mai 2010 Der Tanasee ist wieder genauso schön gewesen wie beim letzten Aufenthalt. Die Fahrt nach Bahir Dar hat alleine schon etwas Malerisches, was für eine Landschaft! 15. – 18. Mai 2010 Tage in Addis Abeba bei schlechtem Wetter und matschigen Strassen. Der Besuch am Merkato, dem riesigen Markt, war wieder einmal ein Erlebnis für sich, diesmal wohl am ehesten wegen der Gerüche und dem Schlamm, der in allen Ritzen und auf allen Wegen 194 war. Das Nationalmuseum ist in all seiner Einfachkeit einen Besuch wert. Es ist faszinierend, wie wenig pompös so unglaubliche Funde wie Lucy, wie man bis vor kurzem glaubte der älteste aufrecht gehende Mensch, und Ardi, mit 4.4 Millionen Jahren nunmehr der älteste menschenähnliche Fund, dargestellt werden. 14. Mai 2010 Ausflug in den Süden von Addis Abeba; nicht ganz ins Omo-Tal – das würde wohl drei Wochen in Anspruch nehmen – sondern „nur“ zu den Seen Langano und Ziway. Beim einen gibt es brennend heiße Quellen, beim anderen Flamingos. 13. Mai 2010 Der Klimawandel ist allgegenwärig. Obwohl es um diese Jahreszeit noch schön und warm sein sollte, ist es kühl und regnerisch in Addis Abeba. Die Strassen sind schmierig und zum Teil verschlammt, Wasser sammelt sich in riesigen Pfützen. Trotzdem gibt es viele pittoreske Eindrücke, Gesichter, Menschen bei der Arbeit. Ich bin allerdings noch nicht in Fotolaune. 12. Mai 2010 Wieder einmal am Weg nach Afrika! Ich habe noch nie ein so leeres Flugzeug mit so zuvorkommenden Stewardessen erlebt. Eine sehr angenehme Reise soweit! 11. Mai 2010 Leicht absurder Dialog: A: Darf ich mir ihren Kugelschreiber bitte ausborgen? B: Das ist mein Kugelschreiber. A: Ja, darf ich ihn mir bitte ausborgen? B: Das ist meiner. A nimmt ihn trotzdem. B starrt auf sein Telefon und sagt auch auf das Danke hin nichts mehr. 10. Mai 2010 Ich habe ja eine Schwäche für automatisch erstellte Reisewarnungen wie die folgende: "Gruppen von organisierten Verbrechern bombardieren gelegentlich im kleinen Rahmen, wobei diese Bombardements in der Regel lediglich gegen andere, meist ebenso dubiose Geschäftsinhaber gerichtet sind und daher nur ein geringes Risiko für unser Personal darstellen." 9. Mai 2010 Hafenrundfahrt in Antwerpen. Rotterdam hat nach wie vor den größten Hafen weltweit, nach Rotterdam hat aber Antwerpen den zweitgrößten Hafen Europas. Leider sind am Sonntag nicht allzuviele Kräne in Betrieb, aber die paar, die zu sehen waren, verladen Container mit einer Leichtigkeit als wären es leere Schuhkartons. 8. Mai 2010 Was für ein interessanter Tag: Ich habe ein Flash Mob Event gesehen. Dabei rottet sich, meist übers Internet organisiert, ad hoc eine Menge an Menschen zu einem bestimmten, oft künstlerischen Zweck zusammen. In meinem Fall war e seine Menge, die auf ein Pfiffsigal eine Polonaise tanzen wollte, dann wie Dominosteine umfallen und sich aschließend, als ware ichts gewesen, wieder auflösen hätte sollen. Tatsächlich war es eher ein gemeinschaftlicher Schulterschluß ohne Umfallen, gefolgt durch ein relativ zügiges Wiederauflösen. Was wesentlich interessanter war, war ein anderes modernes Phänomen, ein Power Point Karaoke. Auch ich habe mitgemacht und Folien präsentiert, die ich vorher noch nie gesehen habe und die von den Veranstaltern zufällig aus dem Internet heruntergeladen worden sind. Ich habe sogar gewonnen und auch einen Preis bekommen (einen M&M-Spender in der Form eines überdimensionalen M&M- 195 Männchens, das Fußball spielt). Was mich nachdenklich stimmt ist, dass ich bei den Gewinnern war. Wie auch immer, wenn es um Power Point geht, geht es ja auch immer um eine Kernbotschaften, die sogenannten „take home messages“. Nun, zusammenfassend wäre das: 1. Das Niveau der Allgemeinbung vieler Menschen ist erschreckend niedrig. 2. Eine erkleckliche Anzahl hat Probleme mit essentiellem Textverständnis und versiertem Ausdruck. 3. Es kommnt wirklich auf den Einzelfall an, wofür man sich schämen muss. Was die Schwelle der Scham anbelangt, so liegt die Latte heute wesentlch höher als noch vor einigen Jahren. 7. Mai 2010 Kommentar zum Blog vom 28. April: Wenn wir noch keine Stoptafeln hätten und Arbeitsgruppen dazu einsetzen müßten... 6. Mai 2010 Zwei sehr aufmerksame Leser haben mir heute zwei Seiten derselben Geschichte nähergebracht. Die eine Geschichte beschäftigt sich mit Schaufensterpuppen und ihrer Geschichte, wobei besonders darauf eingegangen wird, dass die Puppen über die Zeit wesentlich einförmiger, austauschbarer und dadurch gewissermaßen farbloser geworden sind: “Auf der andren Seite, so der Artikel, sagen natürlich Puppen auch etwas über uns selbst: In ihrer besten Form sage uns diese Puppen, wie und wo wir stehen und wie wie unsere Körper präsentieren; ob wir groß sein wollen, gertenschlank, athletisch, vollbusig oder amazonenhaft. Aber auch in ihren miesesten Form – kopflos, farblos, aphatisch - sagen sie uns etwas über uns selbst.“ Der andere Artikel geht bei einem anderen Aspekt ein wenig mehr ins Detail, nämlich dem Design hin zu wesentich schlankeren Modellen. Der Artikel erfindet dafür sogar einen eigenen Ausdruck und nennt diese Puppen “manorexic mannequins”. Des weiteren gibt es einige interessante Statistiken zu Größen und Umfängen, aber was mir am interessantesten scheint ist die Liste anderer dünner bis magersüchtiger Männer in der Geschichte. Diese Liste wird angeführt von Hermes und Jesus, Gandhi kommt auf Platz acht, gefolgt von Fred Astaire… Erhaltener Kommentar: Super Beitrag! Grandios! 5. Mai 2010 Teile meiner Broken Muses Ausstellung haben heute geendet. Etwa die Hälfte der Bilder wird nocht bis zum Sommer ausgestellt bleiben. 4. Mai 2010 Kann man wirklich am besten dadurch, dass man seine Karten auf den Tisch legt eine Sache vom Tisch bringen? 3. Mai 2010 Wieder einmal bin ich mit falschen Namen bedacht worden. Nach Marget war es wieder einmal ein unvermeidliches Birgit. Und das von einem Menschen, dessen Nachname wie der Name eines bekannten, gelben Gewürzes ausgesprochen wird! 2. Mai 2010 196 Uncharmanter O-Ton aus der Zeitung: Ein wörtliches Zitat: "Immer mehr Zeitgenossen arbeiten mit nie ermüdendem Eifer an sich selbst, ohne dabei zu überzeugenden Ergebnissen zu kommen." 30. April bis 1. Mai Reisen ist immer wieder ein Erlebnis. Interessant ist ja auch, was andere wartende Menschen rund um einen so lesen. So war etwa auf dem Kölner Flughafen, wartend auf den Abflug gen Wien ein Mitreisender in ein Buch mit dem Titel: „Moskau ist viel schöner als Paris“ vertieft. Später denn im Flugzeug war es doch eher ungewöhnlich festzustellen, dass sich ein erwachsener Mitreisender und Sitznachbar seine Einkaufsliste auf dem Handrücken notiert hat. Dass darüber hinaus „Baldrian“ vor Brot und Milch angeführt war, hat mich dann doch stirnrunzelnd zurückgelassen. 28. April 2010 Manche behaupten ja, ganz im Aristotelischen Sinn von wegen das Ganze sei mehr als die Summe seiner Teile, Gruppen seien klüger als der oder die Einzelne. Nach vielen mehr oder weniger leidvollen Erfahrungen in Arbeitsgruppen denke ich, dass dem eher nicht so ist. Aber Aristoteles hat damit wahrscheinlich auch nichts zu tun; er musste sich sicher auch nicht mit Arbeitsgruppen herumschlagen. 27. April 2010 „Idealisten nennen Realisten Zyniker.“ Sir Humphrey in Yes, Minister. 26. April 2010 T-Shirtaufdruck: Das Leben ist zu 10% das, was Du draus machst und zu 90% so, wie du es siehst. 25. April 2010 Das folgende Zitat hat mich an meine Broken Muses erinnert: “Hinter jeder schönen Sache steckt auch eine form von Schmerz.” Bob Dylan 24. April 2010 Wenn man etwas wirklich machen will, findet man Mittel und Wege. Wenn nicht, dann findet man eine Ausrede. 23. April 2010 Die Casino Austria International haben in Brüssel ein Casino oder eigentlich bessergesagt einen Unterhaltungspalast eröffnet. Beeindruckend! 22. April 2010 Noch einmal zu Bakterien: Kürzlich habe ich einen Slogan gelesen, der im Rahmen einer Asiatischen Kampagne für vermehrtes Händewaschen verwendet und vor allem auf Toiletten ausgehängt worden ist: “Wenn der Koch seine Hände nicht wäscht, essen die Gäste mehr als nur Reis.” 21. April 2010 The New York Times quotes two interesting figures, stating that according to the International Telecommunication Union, “the number of mobile phone subscription is expected to pass five billion this year” which means that “more human beings today have access to a mobile phone than the United Nations say have access to a clean toilet.” That reminds me of a study stating that there are more bacteria on our mobile 197 phones than on an average toilet seat. Is there a trigger or are apples compared to oranges here? In other words do people value phones over toilets, do clean phones lead to clean toilets, or clean toilets to clean phones, or dirty phones to dirty toilets, or toilets to higher phone usage or a generally higher phone penetration to dirtier toilets? 20. April 2010 Ich habe mich heute an einen gut gemeinten Ratschlag erinnert, den ich vor ein paar Jahren einmal erhalten habe, nämlich niemals nach Morgenflügen in Morgenmeetings helle Anzüge zu tragen. Die Kombination aus Morgenflug, Müdigkeit, leichter Langeweile und schal schmeckendem Kaffee kann unangenehme Flecken am hellen Anzug hinterlassen. Man soll dabei natürlich auch die Peinlichkeit – vor allem dem Gastgeber gegenüber - nicht unterschätzen, während des Kaffeetrinkens und mit dem Schluck Kaffee im Mund kurz weggedriftet zu sein. Was mich daran erinnert hat war, dass ich heute während eines Meetings staubig geworden bin. Sei es, dass sich die isländische Vulkanasche nun gen Boden senkt, sei es, dass sich zwei Stunden wie zwei Wochen angefühlt haben, Fakt war, meine Hose ist irgendwie angestaubt gewesen. 19. April 2010 Man vergißt ja gelegentlich, dass der Inhalt noch so professionell aussehender - vor allem gedruckter - Dokumente nicht notwendigerweise gut oder richtig ist. 18. April 2010 Man kann in 75 Tagen per Bus von Hamburg aus und später dann der Seidenstrasse folgend bis nach Shanghai fahren! In einem Zeitungsiterview unterstreichen die Veranstalter, dass es sich dabei um eine äußerst umweltfreundliche Art des Reisens handle, da der durchschnittliche Spritverbrauch eines Busreisenden bei nur einem Liter Benzin pro 100km liege und somit viermal so niedrig wie bei Bahnreisenden (4 Liter) und ein vielfaches geringer als bei Flügen. Nachdem der islädische Vulkan den Europäischen Luftraum mittlerweile mehr oder weniger zum Erliegen gebracht hat, könnten solche Reisen ja durchaus in Mode kommen! 17. April 2010 Ein wirlich holländischer Tag: Besuch in einer Käserei in Gouda, etliches an belgischholländischer Geschichte und eine Besichtigung der Königlichen Porzellanmanufaktur in Delft. Man muss diese Art von Porzellan mögen. Es gibt sehr originelle Tulpenvasen, die allerdings ein kleines Vermögen kosten. Die eigenartigste und eine der wenigen modernen Dekore ist eine Serie, die sich Diskus nennt. Insbesondere “Diskus! Plate Men” ist bemerkenswert: "Erfolg ist nichts für Männer. Er macht sie zu sicher. Auf ihn allein gestellt denkt der Mann an sich nicht übers Leben nach. Ein erfolgsverwöhnter Mann meint, er hätte sich das alles selbst zuzuschreiben. So denkt er und deshalb muss er vom Leben ein wenig schikaniert warden. Das kann den gewünschten Effekt haben.“ Bemerkenswert ist auch der Text des “Diskus! plate Chance”: "Ich bin sicher, es ist kein zufall, dass wir hier gemeinsam an diesem Tisch sitzen. Manche Dinge können kein Zufall sein; jeder hat dafür Beispiele parat. Genauso meine ich, dass man nicht sagen kann, es gebe wahrscheinlich keinen Zufall, denn wer könnte sagen, wie hoch denn die Wahrscheinlichkeit sei, dass es keinen Zufall gibt?” Letzters könnte es unter Umständen, ja gleichsam zufällig, in meine Sammlung von Zirkeldefinitionen schaffen. 16. April 2010 Ist man schon allein deshalb kompetitiv, wenn man auf einen Diskussionspartner und damit einherhegehenden Schlagabtausch Wert legt? 198 15. April 2010 Ist es ein Zeichen von steigender Powerpointunverträglichkeit wenn man sich dabei ertappt, auf den leeren Kreis in der Mitte eines ringförmigen Diagramms zu starren und zu überlegen, ob man eine prinzipielle Präferenz für Tortendiagramme hat oder aus ästethischen Gründen doch eher zu Ringdiagrammen neigt? 14. April 2010 Ich habe gelsen, dass über die letzten Jahre vergleichsweise mehr und mehr Bienen im Winter sterben. Man fragt sich, was aus den Drohnen wird. 13. Aril 2010 T-Shirtaufdruck: Wir haben die Schafe erledigt. 12. April 2010 „Niemals das zu bekommen, was man will, bedeutet, nie das zu wolllen (oder danach zu streben) was man bekommt – außer, manchmal, wenn es einem weggenommen wird.“ Susan Sontag. 9. - 11. April 2010 London scheint zwar von der Rezession ein wenig mitgenommen, trotz allem werden aber bereits wieder durchdringende Slogans verwendet wie zum Beispiel: „Die Ikone – wiederersonnen“. 8. April 2010 Nach einer überdurchschnittlich langen Periode der relativen Namensstabilität bin ich heute wieder einmal kurzerhand umbenannt worden. Diesmal in den klingenden Namen Marlies. 7. April 2010 In einem sehr professionellen Vortrag wird die Verwendung eines Softwareclients für EMails auf dem Handy umfassend, ja nachgerade erschöpfend erklärt. Der Präsentator beginnt jeden Satz mit einem unnachahmlichen "unglücklicherweise". Sein bester Satz war: "Unglücklicherweise kann dieses Telefon nicht hochgerüstet werden, aber bitte schauen Sie trotzdem auf die eigens eingerichtete Internetseite für die Unterstützung nicht mehr unterstützter Geräte. Ich darf hinzufügen, dass Sie das selbstverständlich auf eigenes Risiko machen.” 5. April 2010 Sollte man einmal in die Verlegenheit kommen, eine Insel verkaufen oder kaufen zu wollen, bei Vladi Private Islands wird man sicher fündig! Man kann dort selbstverständlich auch eine Insel mieten. 4. April 2010 Frohe Ostern! 3. April 2010 Ostern ist Spammerhochzeit. Nachdem vor einiger Zeit die Welle der Viagraabgebote zugunsten der Valiumofferten abgebbt ist, nehmen in den letzten Tagen Angebote von 199 Kredithaien zu. Viagra erfreut sich auch wieder steigender Werbeeinschaltungen, nunmehr auch in einer Generikavariante. 2. April 2010 Die Fotografin Bettina Rheims sagt, man müsse auch Geheimnisse vor sich selbst haben. 1. April 2010 Präsidentschaftswahlkampf in Österreich. Dem werten Bürger wird vom einen gesagt, „Unser Handeln braucht Werte“, von der anderen, es gebe „Ohne Mut keine Werte“. 31. März 2010 Helmi vom Kinderverkehrsclub gibt es immer noch, mittlerweile sehr zeitgemäß im Internet! Laut Wikipedia ist Helmi „eine weiße, eiförmige Figur mit sehr kurzen Armen und Beinen, die zur Hälfte in einem rot-weiß-roten Helm steckt“. 30. März 2010 Was man so an Hauptthesen einmal über Smalltalk gelesen hat, läßt sich in drei simplen Merksätzen, auf Neudeutsch „Take Home Messages“, zusammenfassen: 1. Smalltalk ist nichts Schlechtes und nichts, wofür man sich an sich schämen muss. 2. Die Situation gibt einem das Thema. 3. Üben, üben, üben. 29. März 2010 Seit seiner Bestellung zum Minister (im Feb. 2009 als deutscher Wirtschafts-, jetzt als Verteidigungsminister) hat man sich – so scheint es - darauf geeinigt, "Karl-Theodor von und zu Guttenberg" aus Gründen der Einfachheit nur "Karl-Theodor zu Guttenberg" zu nennen. Dies wurde von allen Medien und auch trotz der manchmal etwas skurill doppelt nebeneinanderstehenden „zus“ konsequent duchgehalten. Seit er wegen der Kundusaffäre in Bedrängnis geraten ist, ist das zum Namen gehörige "zu" immer öfter weggefallen und scheint nun völlig abhanden gekommen zu sein. 28. März 2010 Ich habe gesehen, dass es sogar ein Buch darüber gibt, was man im Kindergarten fürs Leben lernen kann. Dort sind hehre Werte und grundsätzliche Verhaltensregeln vermerkt. Das meine ich allerdings nicht, wenn ich sage, dass meine drei Jahre im Kindergarten die wichtigste Lebensvorbereitung waren. Ich meine – und das ist nur der Beginn einer fortsetzungswürdigen Sammlung – Dinge wie: Rapide und teils unbegründete Änderungen werden nicht oder nicht ausreichend kundgetan, aber als bereits lange und gut bekannte Wahrheit verkauft: Im Beispiel: Kind A zu Kind B: `Morgen spiele ich mit Dir in der Ecke da drüben!` Am nächsten Tag sitzt Kind A mit Kind C in der bezeichneten Ecke, tut als wäre nichts geschehen, lächelt und auch allen anderen beteiligten Kindern scheint alles ganz normal. 27. März 2010 Wie ich am 6. Juni 2009 notiert habe, gibt es eine Buchhandlung im Brüsseler Zentrum, deren Eingang folgender Spruch ziert: ‚Vorsichtig austariert am Rande eines Loches in der Zeit’. Nun sehe ich heute ein Theater mit ebenderselben Widmung über dem Eingang. Gehören die Etablissements zusammen? 26. März 2010 200 Männer unter sich: A: Dein Kommentar während des (offiziellen geladenen) Essens heute Mittag war wirklich gut! B: Nun, eigentlich war es kein Kommentar sondern vielmehr ein Vorschlag, der nochdazu angenommen worden ist und zu einer erheblichen zahl an (selbstverständlich positiven) Änderungen führen wird! A: Richtig! Jetzt, wo Du es sagst, erinnere ich mich. Ein Geniestreich, gratuliere! Daneben war meine eigene Bemerkung natürlich unbedeutend, ja nachgerade überflüssig. B: Aber nein, Dein Beitrag was essentiell, ohne ihn wären wir nicht, wo wir jetzt sind! 25. März 2010 Wikipedia sagt uns, dass der Turm im Schach früher als Roch oder Roche bezeichnet wurde, wobei der Begriff auf das persische Wort roch oder ruch zurückgeht, das wiederum vom indischen Wort ratha für Streitwagen abgeleitet zu sein scheint. Daneben wird manchmal auch ein etymologischer Zusammenhang mit dem Vogel Roch aus der Sagenwelt diskutiert. Die Darstellung des Turms resultiert aus Figuren, die einen Elefanten mit Turmaufsatz zeigten (allerdings nahmen die Elefanten in der indischen Schachform den Platz des heutigen Läufers ein). Heute ist der Turm oder Roch die zweitstärkste Figur im Schachspiel. Aus diesem Grund wurde der Turm beziehungsweise Roch gerne als Wappenfigur verwendet. Im mittelalterlichen Schach war der Roch die stärkste Figur, weil der Fers noch nicht über die Zugmöglichkeiten der Dame verfügte. Der Fers (auch Fersan oder Alferza) war die Bezeichnung für eine im Schatrandsch, einer frühen Schachform, benutzte Schachfigur, die später durch die heutige Dame ersetzt wurde. Im Ausdruck Rochade findet sich der alte Name des Turms wieder. 21. - 24. März 2010 Die letzten Tage waren hektisch, auch wegen der Vorbereitungen zur gestrigen Ausstellungseröffnung und Lesung. Der Abend gestern war dann aber sehr schön und ich glaube, es hat den Leuten recht gut gefallen! 23. März 2010 Ausstellungseröffnung und Lesung! 20. März 2010 Ich war wieder einmal in Oostende und habe meiner Puppe mit der mehr und mehr absplitternden Nase einen Besuch gezollt. Durch die vielen Schrammen schaut sie noch trauriger aus als vor einigen Jahren. 19 März 2010 Briefe können sich stapeln, Post kann sich türmen; was machen E-Mails? Läuft einfach nur das Postfach über? 18. März 2010 Übrigens finde ich mittlerweile, dass meine drei Jahre im Kindergarten die wichtigste Lebensvorbereitung waren. Nichts, was ich heute Tag für Tag an menschlicher Interaktion erlebe, das sich nicht schon dort einmal, zugegeben nicht ganz so subitil, abgespielt hätte. 17. März 2010 201 Je älter der Mensch, umso eher ist er wie es scheint am Phänomen Baustelle interessiert. Keine moderne Baustelle, an deren Umzäunung nicht der eine oder andere, meist im Durchschitt ältere Mitbürger steht und schaut. 16. März 2010 Führen Smartphones und Blackberries zu verstärkter Hornhautbildung an den Fingerkuppen? 15. März 2010 Ich finde das Video zu “Serious” von Richard Hawley sehr witzig. 14. März 2010 Bilder für eine Ausstellung auszusuchen und einzurahmen bringt einen dem eigenen Bild näher. Man ist gezwungen, sich mit den Bildern sehr ganau auseinanderzusetzen, auf die eine oder andere Art und Weise. 13. März 2010 Adam war der erste Entwurf für Eva. Jeanne Moreau 12. März 2010 Ich glaube fest daran, dass es Menschen gibt, die bei anderen, geistig ansonsten völlig gesunden, schwere Anfälle von Tourette-Syndrom auslösen können. 11. März 2010 Großstadtlegende: angeblich hat es in Wien einen Medizinstudenten gegeben, der einen menschlichen Oberschenkelknochen als Schalthebel im Auto montiert hat. Er ist angeblich auch vom Medizinstudium ausgeschlossen worden, ob wegen Pietätlosigkeit oder wegen Entwendens von Forschungsmaterial ist nicht ganz klar. 10. März 2010 Vernissage (Broken Muses) und Lesung (Margit Kuchler-D´Aiello liest aus ihrem Buch Portrait eines Balkonsitzers) am 23. März in Brüssel! 9. März 2010 Das Neueste aus den Buchhandlungen in Wien: Ich suche eine Birografie des Grafen Portemkin und finde nur eine von Anderas Hofer, Held und Rebell der Alpen, wie es im Titel klingend heißt. Weiters scheint folgender Titel eine Verkaufsschlager zu sein: ‚Ich dachte, ich wäre ein Panther – Die Geschichte einer Ente auf der Suche nach sich selbst‘. 8. März 2010 Wien, Paßamt. Nach langem Warten ist man endlich an der Reihe, hebt gerade an, das eigene Anliegen zu beschreiben nur um sofort wieder vom Klingeln des Amtstelefons unterbrochen zu werden. Aus den brummenden Kommentaren des Fräuleins vom Paßamt läßt sich schließen, dass sich der Anrufer anscheined nach den Gepflogenheiten eines Paßantrags für ein Neugeborenes erkundigt. Das gelangweilte Fräulein zeigt latent passiven Widerstand, indem sie die Frage auf die Ebene des Theoretischen hievt und unwirsch leiert: Sie brauchen ein Paßbild, einen Staatsbürgerschaftsnachweis, eine Geburtsurkunde und - vor allem - ein Baby. 7. März 2010 202 Es blühen immer Blumen für die, die sie sehen wollen. Henri Matisse. 6. März 2010 Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken. Hermann Hesse. 4. März 2010 Jetzt geht zwar die Tastatur wieder und auch das M ist gerettet, dafür ist das Mauspad nicht mehr einsatzfähig. 3. März 2010 Ich habe Wasser über meine Computertastatur geschüttet. Unabsichtlich. Beim Trocknen ist mir das M abhanden gekommen. Die Taste. Ärgerlich! 2. März 2010 Probleme sind etwas von vorgestern. Gestern hatten wir Herausforderungen. Heute , nun, heute gibt es lediglich noch Opportunitäten, Gelegenheiten also. Alles, selbst die herausforderndste, die problematischste Situation ist so zu einer meist inhärent guten Gelegenheit geworden. Im Orwellschen Neusprech würde so etwas wahrscheinlich sogar als Paradigmenwechsel angesehen werden. Aber das wäre dann schon fast ein Gedankenverbrechen. 1. März 2010 Ich habe heute gelernt, dass bewußtes Verhalten aus folgenden sechs Phasen besteht: 'Beobachten, Orientieren, Planen, Lernen, Entscheiden, Handeln' 27. Februar 2010 Warum ist der Film Up In The Air für 6 Oscars nominiert? 26. Februar 2010 Bis vor kurzem habe ich täglich zwischen drei und fünf Werbemails erhalten, die mir zum Ankauf von Viagra geraten haben. Seit einigen Tagen hat sich das insofern verändert, als mir nun Valium angepriesen wird. Was wollen mir die Spammer damit eigentlich mitteilen? 25. Februar 2010 Nachdem ich in der letzten Dekade ja an zahllosen Besprechungen teilgenommen habe, kann ich meine wesentlichen Erkenntnisse kurz zusammenfassen: Männer reden gerne mit Männern. Ooder auf diese ein - das ist Anssichtssache. Dabei ist der eigentliche Inhalt des Diskurses nebensächlich, allein das Adressieren des jeweiligen Geschlechtsgenossen gibt ihnen wie es scheint Zuversicht, Bestätigung und Selbstvertrauen. Was auch auffällig ist: Männer neigen in dieser Situation auch dazu, ihre Ausführungen mehrfach wortreich zu wiederholen. 24. Februar 2010 Das Französische kennt 8 Ausdrücke für Suppe: Bouillon, Consommé, Crème, Bisque, Potage, Soupe, Potée und Verlouté. 23. Februar 2010 Was ich zu erwähnen vergessen habe: Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem über die neuesten Forschungserkenntnisse der Gehirnforschung berichtet wurde. 203 Demnach ist das Vergessen - entgegen der bisherigen Meinung - ein aktiver Prozess des Gehirns, der relativ aufwendig ist. 22. Februar 2010 Von wegen Gleichberechtigung: Ein 15cm langer Kratzer auf einem Auto, das bisher von einem Mann gefahren wurde, wird vom Gutachter als minimaler, durch Politur behebbarer Schaden gekennzeichnet. Drei kaum erkennbare Punkte auf einem bisher von einer Frau gefahrenen Wagen werden demgegenüber als schwerer Schaden bezeichnet. 21. Februar 2010 So nun wissen wir es, Tiger Woods hat sich angeblich entschuldigt. Man kann auch wortreich schweigen und dabei sein Publikum langweilen. Übrigens hätte diese Entschuldigung zu fast allem gepasst, was er nämlich genau auf dem Gewissen hat, blieb eher im Dunklen. 20. Februar 2010 Vernissage der Fotocollagen von Bernadette Reginster. Interessant! 19. Februar 2010 Der Text beziehngsweise das Lied Puttin' on the Ritz hat ein sehr ungewöhnliches Versmaß und wird laut Wikipedia von Musikwissenschaftlern als „komplex und provokant“ beschrieben. Es hat die Form von AABA mit einem Vers. Kennzeichnend sind angeblich in den A-Teilen, dass die rythmische Auflösung erst mit einiger Verzögerung vorgenommen wird, was auch durch den Tecxtunterstrichen wird. Der marschähnliche B-Teil dient als Kontrast dazu. 18. Februar 2010 Ein Reisebüro, über das ich kürzlich gestolpert bin, bietet Pauschalreise nach Saudi Arabien an, wobei für Damen eine Burka im Reisepreis inklusive ist. Sie wird kurz vor derAnkunft noch im Flugzeug ausgeteilt. 17. Februar 2010 Manche Tagebücher, insbesondere wenn sie von einem Sohn oder einer Tochter der verstorbenen Berühmtheit editiert und als Buch herausgegeben worden sind, können nur als moderates Mittel gegen Schlaflosigkeit angesehen werden. 16. Februar 2010 Buchbeschreibungen, die einen ratlos zurücklassen: ‘In jedem Holländer steckt ein Finne.‘ 15. Februar 2010 In letzter Zeit sind sehr eigenwillige Buchtitel modern: ‚Nur ich sag ich zu mir‘ von Ellis Kaut (Pumucklautorin) 14. Februar 2010 Die Wirtschaftskrise treibt gar sonderbare Blüten, wie diesen Rap zwischen Keynes und Hayek. Angeblich wird der Rap bereits an Universitäten verwendet, um die Tehorien von Keynes und Hayek verständlich –oder unterhaltsam - darzustellen. 12. Februar 2010 204 Immer noch krank. 11. Februar 2010 Für all jene, die sich um das Schicksal des Perlhuhns (siehe 16. Dezember 2009 und fortfolgende Tage) sorgen: mittlerweile stinkt es nicht mehr und hat sich von der eisigen Terrasse ins warme Innere gemausert. 10. Februar 2010 Warum glauben manche Menschen, dass, wenn sie einem ihr altes, gelesenes Exemplar des ‚Economist‘ aushändigen, man vor Freude und Dankbarkeit kaum noch an sich halten können soll? 9. Februar 2010 Der amerikanische Fotograf Leonard Freud sagt, je mehrdeutiger ein Foto ist, desto besser. 5. – 8. Februar 2010 Eine Angina zu haben ist schlimm genug, aber dann auch noch am Wochenende einen Arzt aufzutreiben, der Antibiotika verschreiben kann, ist eine wahre Herausforderung. Nun, eine an sich nicht unnette Apothekerin hat mich also zu einer Adresse eines Wochenenddienstes in der Innenstadt geschickt, die sich als Adresse eines Brüsseler Innenstadtspittals entpuppt hat. Es war natürlich geschlossen. Justament als ich an der Glocke am Haupteingang läuten wollte, sagt eine Dame im Vorbeigehen, dass das ihrer Erfahrung nach überhaupt nichts bringt und man stattdessen über die Garage des Spittals ins Innere vordringen müsse. Ich folge ihr also durch eine finstere Garage ine einen Lift, der aber leider nicht im Erdgeschoss anhält. Der Halteknopf für ‚Erdgeschoss‘ ist unbedienbar. Im 5. Stock steigt sie aus und verschwindet in der geriatrischen Abteilung. Ein junger Mann mit enorm gewschwollener Backe steigt dort zu und versucht sich – vergeblich - ebenfalls am Erdgeschosshalteknopf. Gemeinsam steigen wir jeweils in der vierten, dritten und zweiten Etage aus, wandern durch verlassene, teilweise unbeleuchtete Gänge, Baustellen, stoßen an verschlossene Türen mit merkwürdigen, vor diversen Gefahren warnenden Aufklebern und finden schlußendlich einen anderen Aufzug, der uns im Erdgeschoss ausspuckt. Dort ist es nicht minder gruselig. Die Halle ist kaum beleuchtet, alle Geschäfte sind geschlossen und der Informationsschalter ist selbstverständlich unbemannt. Unvermutet kommt uns ein junger Mann entgegen und fragt hoffnungsvoll, ob wir auch den Ausgang suchen würden, er irre schon seit einiger Zeit umher. Wir verneinen und geben zu verstehen, dass wir jeweils auf der Suche nach einem Arzt wegen einer Schwellung an der Backe und im Hals seien, dass wir ihm aber helfen könnten, da es ja noch immer den Ausgang über die Garage gäbe... Die Moral von der Geschichte: Ich hätte einfach nur anläuten müssen. Die Glocke am Haupteingang war der direkte Zugang zu einem überaus freundlichen Wochenendservice, samt kompetenter Schwester und Ärztin, die mich sofort untersucht und alsbald mit Rezept und dem Wunsch baldiger Genesung entlassen hat. 4. Februar 2010 Zeichen von Überforderung? Antwort eines gestressten Menschen auf eine simple Frage: ‚Was ich damit meine? Ich habe das geschrieben, also muss ich mir damals etwas gedacht haben’ 3. Februar 2010 205 Manipulation oder sympathische Umschreibung von ‚ich will’? Wenn Du einen Kuchen nimmst, nehme ich auch einen! 2. Februar 2010 In den Kantinen von gestern werden die Gerichte von vorgestern mit Namen von heute versehen, ohne dass sich auch nur das Geringste verändert hätte. Zum Beispiel heißt nun ein kohlehydratreicher, sonst aber weitgehend geschmackfreier ordinärer Linseneintopf mit zerkochtem Reis auf einmal Linsencurry auf Basmatireis. 1. Februar 2010 Die Schaufensterpuppenseite steht nun überarbeitet und mit neuen Bildern bereit! 31. Jänner 2010 Der Brüsseler Flohmarkt war heute schöner als sonst, vielleicht wegen der Kälte und der Wintersonne, oder weil es viele, schön arrangierte Waren gegeben hat. 30. Jänner 2010 Nach einiger Zeit bin ich wieder einmal über eine sehr ausführliche Beschreibung zum Thema richtiges Händewaschen gestolpert. Man rät zu folgender Routine: 1. Machen Sie Ihre Hände mit Wasser nass. 2. Geben Sie 3 bis 4 ml flüssige Seife in Ihre Hände. 3. Seifen Sie Ihre Hände mittels Reibebewegung für die Dauer von 30 Sekunden ein und achten Sie dabei darauf, dass auch wirklich alle Stellen an Händen und Fingern umfassend eingeseift werden. 4. Spülen Sie Ihre Hände und trocknen Sie sie mit einem Papierhandtuch ab. 5. Drehen Sie den Wasserhahn mit dem Papierhandtuch zu, um eine erneute Verschmutzung Ihrer Hände zu vermeiden. Als ware das alles nicht schon kompliziert genug - ich möchte nur an die logistische Herausforderung Wasser, Flüssigseife und Papierhandtuch erinnern - so kommt die beste Anweisung erst noch danach: ‘Vermeiden Sie es während des Tages Ihr Gesicht mit den Händen zu berühren!’ In Zukunft also nur noch nachts... 29. Jänner 2010 Ein sehr inspirierendes Video eines neuen EU-Kommissars! 28. Jänner 2010 Jetzt ist es offiziell, der Himmel ist nicht nur auf Erden, sondern in Belgien! Eine belgische Schokolademanufaktur rühmt sich auf der Verpackung ihrer Schokolade mit folgendem Satz: ‚Schokolade, die im Himmel gemacht wurde.‘ Ein paar Zeilen darunter steht auch ‘Hergestellt in Belgien’. 27. Jänner 2010 Giorgio Armani soll gesagt haben ‚Man sollte sich nicht für den Job kleiden, den man hat, sondern für den, den man will.‘ Die letzten Tage über habe ich etwa so ausgesehen, wie auf diesem Bild. Nun ja, das ist natürlich übertrieben. Trotzdem hat man sich natürlich frei nach dem Motto ‚Eine dezent gekleidete Frau ist wie eine Perle in ihrer Muschel‘ zu bewegen. 23. – 26. Jänner 2010 72 Stunden in Teheran. Wie so oft habe ich auch im Iran wieder einmal Schwierigkeiten mit meinem Namen gehabt. Es hat schon damit begonnen, dass ich überall unter dem 206 Namen Brandi registriert war, was an sich zwar nicht so gut wie Brando aber dann auch wieder nicht so schlecht war. Leicht ungehalten bin ich geworden, als mich eine Dame, die den Zugang zum Hotelfrühstückraum kontrolliert hat, unsanft gefragt hat, wo denn mein Mann sei, Herr Margit Brandi. Die Bemerkung, es müsse sich wohl um ein Mißverständnis handeln und ich sei wohl als Mr. statt als Mrs. registriert, ist an ihr abgeprallt. Stattdessen hat sie am Computer eine eingescannte Kopie meines Reisepasses aufgerufen, auf das Bild gedeutet und gesagt: Das sind nicht Sie, das ist Ihr Mann!. Auch kurz bevor ich das Land dann wieder verlassen habe, sind mir noch die netten Worte ‚Thank you Sir‘ mitgegeben worden. Ich nehme an, dass unter der gegenwärtigen Kopftuchpflicht im Iran die ortsansässige Friseurlobby relativ schwach ist. Das würde auch folgenden Wortwechsel erklären: Ich rufe die Hotelrezeption an und frage höflich nach einem Haarfön. Die Stimme am anderen Ende sagt sehr barsch: ‚Nur für Männer‘ und legt auf. Der überdachte Basar in Teheran ist mit 10 Kilometern Ausdehnung angeblich der größte seiner Art auf der Welt. Interessanterweise hat er sich als Paradies für männliche Schaufensterpuppen herausgestellt! Obwohl ich eigentlich ja nicht auffallen wollte, habe ich dann natürlich doch die Kamera hervorgekramt und einige Bilder gemacht. Das ist natürlich nicht unbemerkt geblieben und hat mich in ein paar ganz nette Unterhaltungen mit den ortsansässigen Geschäftsinhabern verwickelt. Nebst derobligaten Frage nach dem Warum des Schaufensterpuppenfotografierens war auch das Moralverhalten westlicher Frauen von großem Interesse. Etwas voreilig habe ich sowohl bei der Frage, ob ich einen Ehemann hätte, als auch bei der, ob ich einen Freund hätte, genickt. Es war eher schwierig, das dadurch entstandene Bild wieder geradezurücken, nachdem dann vor allem interessiert hat, ob der Ehemann nicht ob des Freundes eifersüchtig sei. Was auch noch von Interesse sein dürfte: Meine Webseite www.brokenmuses.com war vom Iran aus leider nicht zugänglich. 22. Jänner 2010 Spruch auf einer Postkarte: Gefühle sind unvernünftig. Das zeichnet sie aus. (N. Stoffel) 21. Jänner 2010 Oskar (das Skelett) ist wieder unbemerkt quer durch die Stadt gereist und gut zu Hause angekommen. 20. Jänner 2010 Der Oskar ist ein dankbares Fotomodell. Nach der anstrengenden Session gestern hat er heute wieder sehr manierlich posiert! Morgen muss ich ihn leider wieder zurückgeben. 19. Jänner 2010 Brüssel ist liberal und das fasziniert und hält mich hier. Man könnte statt Liberalität auch Wurstigkeit sagen, wollte man sehr kritisch sein, das käme wohl aufs selbe hinaus. Wie auch immer. Was passiert ist, war nicht viel. Und doch. Ich habe mir nach langem Lobbying – aber das ist eine andere Geschichte – ein Skelett ausborgen können. Es ist aus echten Knochen. Ein Mann. Die Besitzerin nennt ihn Oskar. Der Oskar ist dann also am Beifahrersitz sitzend mit mir quer durch Brüssel nach Hause ins Studio gefahren. Und keiner, wirklich niemand, hat ein Auge aufgerissen! Das lobe ich mir! 18.Jänner 2010 Es scheint, dass ich auch in diesem Jahr wenig Glück mit der korrekten Wiedergabe meines Namens habe. Heute habe ich gelesen, ich hieße Dr. Branol, was mich stark an 207 den ersten und mir am stärksten in Erinnerung gebliebenen Fehler erinnert; damals, vor Jahren, hat mich ein der Inhaber eines italienischen Fotolabors mit einem entwaffnenden Lächeln Signora Brando genannt! Kommentar von William: Du solltest ernsthaft darüber nachdenken, Deinen Namen auf Schmidt oder Smith zu ändern! 17. Jänner 2010 Aus der Sammlung der nicht ganz so schlimmen Beleidigungen: ‚Oh, ich habe Dich gar nicht erkannt. Du bist blonder als zuletzt!‘ 16. Jänner 2010 Mein Name ist wieder einmal falsch geschrieben worden. Diesmal habe ich auf einer Hotelreservierung ‚Brendl‘ geheißen. Netterweise war der Spruch des Tages an der Hotelrezeption: ‚Falsch und falsch ergibt zusammen leider kein Richtig, aber immerhin eine gute Ausrede!‘ (Thomas Szasz) 15. Jänner 2010 Ausgangssituation: Zwei Bettler, Vater und kleiner Sohn, sitzen am Trottoir und sehen de Vorübereilenden sehnsüchtig an. Was dann geschieht: Eine ältere Frau drückt beiden resolut und in kürzester Zeit jeweils einen knallgrünen Apfel in die Hand. Danach: Beide, Vater und Sohn, schauen drein wie die sprichwörtlichen Autobusse. 14. Jänner 2010 Auf der Verpackungsschachtel eines bekannten Herstellers von Boxen für Stereoanlagen habe ich folgenden Werbespruch gelesen: ‚Verführt vom Design und umgeben vom Klang’. Klingt nach viel Lärm. 13. Jänner 2010 Unlängst habe ich ein Mädchen mit einer Umhängetasche mit folgendem interessanten Aufdruck gesehen: ‚Generation MTV – offizieller Sponsor von Freundschaften’ 12. Jänner 2010 Apropos Äthiopien: Viele Schulen dort haben ihr eigenes Motto. Besonders gefallen haben mir: ‚Ignoranz ist die schlimmste Form der Dunkelheit’ und ‚Wissen kann Dir niemand mehr nehmen’. 11. Jänner 2010 Endlich sind die Äthiopienbilder auch online! 10. Jänner 2010 Und wieder Kaffee. Eine sehr amüsante Darstellung zu den 15 Dingen, die man über Kaffee wissen sollte, findet sich hier (leider nur auf Englisch). Sehr skurril auch die Kunstwerke von Karen Eland, die mit Kaffee malt und so berühmte alte Kunstwerke nachmalt. Es würde mich ja interessieren, wie lange diese Werke noch nach Kaffee riechen! Auch sehr interessant: Eine Mona Lisa, die aus 3.604 gefüllten Kaffeebechern besteht, wobei die Abstufung und Schattierung durch die verschiedenen Brauntöne des Kaffees entsteht. 9. Jänner 2010 208 Wieder einmal eine Geschichte rund um Nespresso. Der neueste Werbespot ist ja wirklich gelungen, das muss man Nespresso neidlos zugestehen. Was aus der Kurzzfassung nicht so hervorgeht, man aber aus der Langfassung meiner Meinung nach durchaus ableiten kann, ist, dass Nespresso nichts Himmlisches ist, denn andernfalls wären Maschine und Tabs dort bereits verfügbar :-) 8. Jänner 2010 Elvis lebt. Das Brüsseler Manneken Pis war heute anlässlich des heutigen Geburtstags von Elvis (8.1.1935) als Elvis gekleidet. Leider war ich 30 min zu spät dran und es war bereits wieder nackt... 7. Jänner 2010 Den Tag mit einer Zugreise um 6:54 zu beginnen ist an sich schon unangenehm genug. Besonders unangenehm aber wird es dann, wenn eine metallische Stimme ohne einen Deut des Bedauerns um 6:53 bekannt gibt, dass der Zug ausfallen wird, natürlich ohne Benennung irgendwelcher Gründe und zudem die generelle Öffnungszeit aller im und um den Bahnhof gelegenen Cafés 8 Uhr 30 ist. 6. Jänner 2010 In Amsterdam gibt es ein kleines Brillenmuseum, in dem an die tausend Brillen der unterschiedlichsten Epochen ausgestellt sind, unter anderem auch Monokel. Monokel sind, so die Ausführungen im Museum, ursprünglich als Vergrößerungsgläser verwendet worden und ‚als spielerisches Element, um Distanz herzustellen’. Weiters, so der Begleittext, waren sie, als es Mode wurde, sie in einem Auge festgeklemmt zuhalten, ein ‚bevorzugtes Accessoire für Exzentriker’, 5. Jänner 2010 Der neueste Trend bei T-Shirtaufdrucken in Amsterdam ist ‚I am Sterdam’. Auch in Amsterdam entdeckt: Eine Spardose mit Obamas Konterfei mit dem großen Aufdruck ‚Change’ (Wechselgeld). Auch interessant ein Modegeschäft namens UN, wobei UN hier für ‚United Nudes’ (vereinigte Nackte) steht. 4. Jänner 2010 Die Zeitung rät dazu, immer über mehr Wissen zu verfügen, als man zeigt. 3. Jänner 2010 Georg Diez fragt in der Süddeutschen Zeitung: Wenn so viel passiert, warum ereignet sich so wenig? 1. Jänner 2010 Broken Muses wünscht ein Gutes Neues Jahr 2010! 31. Dezember 2009 Wenn ein Restaurant mit dem Slogan ‘Die Geduld ist eine Schwester der Klugheit’ wirbt, verheißt das nichts Gutes… 29. Dezember 2009 Neue Buchtitel, die mich zusammenziehen: ‘Die Kunst des Gedankenlesens’, ‘111 Gründe, ein Spießer zu sein’ und ‘ich bin nun mal dick’. 28. Dezember 2009 209 Ich hätte beinahe eine Mundl-Box gekauft und all das nur wegen dem gratis beigepackten Rippflanellunterleiberl mit dem Spruch: Mei Bier is net deppat! 27. Dezember 2009 Zitate wahre Freunde: ‚… und wenn Du mich in Amerika besuchen kommst, komm an einem Dienstag. Dienstagabend ist gut, Dienstagabend habe ich Zeit!’ 26. Dezember 2009 Familiengeschichten. Weihnachtsessen. Die allseits unbeliebte, langjährige Freundin des verstorbenen Großvaters - vulgo: die Hexe - sitzt am Nebentisch und wird aus diversen Augenwinkeln kritisch beäugt. Nach einiger Zeit grüsst sie und geht. Man geht nach einer Weile auch und stellt dabei fest, dass einer der guten familieneigenen Mäntel von der Garderobe verschwunden und gegen einen schäbigen, abgetragenen Mantel ersetzt worden ist. Der Verdacht wird zur Gewissheit, es kann nur, ja es muss geradezu die Hexe gewesen sein. Da sie kein Telefon hat, wird sie aufgesucht und milde aber bestimmt zur Rede gestellt. Sie schleppt, ihre Unschuld beteuernd alle im Laufe eines langen Lebens erworbene Mäntel auf die Strasse. Die Familie zieht unverrichteter Dinge ab. Der unbekannte Mantel wird ins Lokal zurückgebracht. Man tauscht Geschichten über vertauschte Schirme und Hüte aus. Der eifrigste Erzähler steigert sich hinein, ist erbost, gibt Geschichten über letzte, übriggebliebene Hüte und Schirme zur Sperrstunde preis. Kurz später will auch er gehen, findet seinen Mantel nicht. Der ist im Lokal zurückgeblieben… 24. und 25. Dezember 2009 Frohe Weihnachten! 23. Dezember 2009 Fahrt nach Österreich. Alle 20 Minuten wurde im Radio die Nachricht des Tages eingespielt, Schumacher kehrt in die Formel 1 zurück. Als hätten wir weltweit keine anderen Sorgen. Immer wieder interessant sind die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich. In Deutschland darf man oft so schnell fahren, wie man möchte, dafür gibt es ab und zu Autobahnkirchen. In Österreich wird anders vorgegangen. Man hat den direkteren Weg gewählt und Plakate aufgestellt, bei denen das Wort ‚Tod’ mit einem Sicherheitsgurt durchgestrichen ist. 22. Dezember 2009 Es taut. Das Perlhuhn ist wieder sichtbar. 21. Dezember 2009 Immer wieder bin ich fasziniert von Nachrichten, die man von sogenannten Social Networking Sites erhält. XYZ hat angegeben, dass Sie mit ihm/ihr befreundet sind. Wow! Wie im Kindergarten. Dort war es allerdings unmittelbar und man wurde noch direkt gefragt, ob man XYZs Freund sein möchte oder nicht. 20. Dezember 2009 Heute Morgen hat noch die Perlhuhnschnabelspitze hervorgelugt, mittlerweile ist das Perlhuhn vollständig unter einer Schneedecke begraben. Ein Schneehügel erinnert vage an seine Form und Größe. 19. Dezember 2009 210 Es hat tagsüber nur minus 7 Grad gehabt und im Weihnachtsstress rutschen die Autos über eisige Strassen. Sogar die Schoßhündchen sind bekleidet. Ich habe eines im Piratendress mit Jolly Roger Aufdruck gesehen. Gruselig. 18. Dezember 2009 Das Perlhuhn stank und musste daher auf die Terrasse ausweichen. Jetzt ist es eingeschneit. Was dem Perlhuhn an sich ja selten passiert, nehme ich einmal an, zumal es ja eher in warmen Regionen beheimatet ist. Schnee in Brüssel ist auch eine Seltenheit, vor allem gleich 10 Zentimeter und Schnee, der liegenbliebt! 17. Dezember 2009 In der Zeitung war ein Transparent eines Demonstranten beim Kopenhagener Klimagipfel abgebildet. Der Spruch darauf war in seiner Schlichtheit genial: There is no planet B – Es gibt keinen Planeten B. 16. Dezember 2009 Ich habe ein Perlhuhn geschenkt bekommen. Es handelt sich um ein Helmperlhuhn, nicht zu verwechseln mit dem Weißbrust-Perlhuhn oder gar dem KräuselhaubenPerlhuhn! Nein, es ist nicht echt, es ist aus Terrakotta. Es beschäftigt mich aber, zumal es etwa lebensgroß ist und bei enormem Körper nur auf einen sehr kleinen Kopf kommt. Wikipedia lässt uns wissen, dass man von mehreren Perlhuhnarten weiß, dass sie Affen folgen, um die von ihnen fallen gelassene Nahrungsreste zu vertilgen. Helmperlhühner halten sich hierbei oft an Paviangruppen. Auch interessant ist, dass Perlhuhnpaare ‚saisonal monogam’ leben. Was auch interessant ist, ist das 1.500 Menschen zählende und bedrohte Volk der Karo in Süd-Äthiopien. Die männlichen Karo schminken und bemalen sich anlässlich lokaler Feste oder Tänze etwa mit weißen Punkten als Perlhuhn oder gelb als Leopard, wobei das Schminken Tage dauern kann. Man kann durchaus nachvollziehen, dass ein Volk als bedroht gilt, bei dem sich die Männer als Perlhühner verkleiden… 14. Dezember 2009 Karl Lagerfeld hat kürzlich in einem Interview gesagt, er hätte das perfekte Photo noch nicht aufgenommen. Geht mir genauso. 13. Dezember 2009 Ich vergesse immer wieder, wie viele Galerien es in Brüssel gibt und wie viele kleine, unbeachtete, aber sehr nette Details die Stadt als ganzes hat. 12. Dezember 2009 Sehr schöner T-Shirtaufdruck, sehr belgisch: Abhängig von belgischer Schokolade. Ich habe heute auch eine sehr interessante, geheimnisvolle Muse gesehen; vielleicht lässt sich diese Schaufensterpuppe sogar in meine nächste Ausstellung einbauen! 11. Dezember 2009 Mir gefällt ja an sich die Kreativität des Ansatzes sehr, eine Anleitung zu schreiben, wie man sich die Hände richtig wäscht. Das hat Potential! Interessant, dass daran erinnert wird, sich beim Händewaschen die Hände nass zu machen. 10. Dezember 2009 Ich habe wieder einmal einige T-Shirtsprüche notiert. Einer war einfach und lautetet ‘Nobel’, ein anderer ‘Mr. Zero’. Sehr unterschiedliche Ansätze, wenn man darüber 211 nachdenkt. Ein stolz präsentiertes ’Pyromane’ und ein ‘In dem Fall möchte ich lieber tanzen’ waren auch ein schönes Sprüchepaar, obwohl sich die jeweiligen T-Shirtbesitzer wohl nie über den Weg laufen werden. 9. Dezember 2009 Ein fast surrealer Dialog: Ich: Grüß Gott, wir sind hier für eine Besprechung mit Herrn X und Frau Y, mein Name ist Brandl. Mein Gegenüber: Genau. Ich, leicht verstört: Ja. Und Sie waren? Gegenüber: Genau. Ich: Und Ihr Name war? Antwort: Genau. Frau Y ist krank. Herr X taucht auf und sagt: Wie Ihnen Herr Genau ja schon gesagt hat, ist Frau Y krank… 8. Dezember 2009 Wer hat eigentlich die Idee gehabt, in Streifen geschnittene Karotten als Snack bei Empfängen anzubieten? Man isst und glaubt, gegessen zu haben und spuckt trotzdem mehr oder weniger und es ist einem je nach Gegenüber entweder eher peinlich oder eher recht. 7. Dezember 2009 Die Wirklichkeit hat mich wieder; ich habe meinen Namen heute als Frau Brendel geschrieben gesehen… Was bleibt mir da noch übrig zu sagen? Vielleicht etwas zur Ironie des Schicksals: ich schleppe kiloweise äthiopischen Kaffee mit nach Europa, davon verschiedene Sorten für meine Eltern. Und was haben meine Lieben in der Zwischenzeit gemacht? Sich eine Nespressomaschine für Kapselkaffee gekauft… Kommentar: Wir bereuen es eh zutiefst, der Werbung erlegen zu sein! Bussi Ma&Pa 6. Dezember 2009 Ich hab so viele Eindrücke aus Äthiopien mitgenommen, so viele Bilder. Besonders in Erinnerung ist mir ein kurzer Austausch hinsichtlich meiner Frage, wo sich das Stadtzentrum befinde. Ich wollte ein hier hinaus und dann links hören oder ein vages Deuten in eine Richtung sehen, Stattdessen war ich mit der simplen, aber durchaus interessanten und nicht im Mindesten zynischen Gegenfrage ‚Was bedeutet Stadtzentrum?’ konfrontiert. Eine gute Frage. Für ein paar Momente musste ich nachdenken, bevor ich dann völlig unoriginell ‚Strassen, Häuser, Geschäfte’ hervorgebracht habe. Beim Wort ‚Geschäfte’ hat sich das Gesicht meines Gegenübers auf einmal aufgehellt und er hat bedeutungsschwer ‚Ah, Geschäfte!’ wiederholt und dann sehr bestimmt in eine Richtung gedeutet. 5. Dezember 2009 Ich bin wieder in Brüssel und habe eine ganz schlimme Verkühlung. Wer hätte sich gedacht, dass man sich in Afrika verkühlen kann? Hat es nicht geheißen, dass es dort immer heiß ist? Was ich definitiv vermissen werde ist ein Wort, das mir in Äthiopien sehr ans Herz gewachsen ist: Ischi. Ischi wird sehr oft verwendet, meist wie ein Seufzer gehaucht und kann vieles heißen. So etwa: ja; ok; ich verstehe; stimmt; sehe ich auch so; schauen wir einmal; schauen wir einmal, was sich machen lässt; ich werde tun, was in meiner Macht steht; vielleicht glaubst du jetzt, dass ich tue, was in meiner Macht steht, darin täuscht du dich aber ordentlich; nein; nicht wirklich; na ja; vielleicht; eventuell. Ischi ähnelt somit dem österreichischen ‚eh’, ist aber noch mächtiger. Ein schönes Wort! 4. Dezember 2009 212 Mein letzter Tag in Addis und so viel ist noch zu tun. Die letzten Bilder wollen fotografiert werden, die letzten Filme zum Entwickeln gebracht, die letzten Mitbringsel gekauft werden. Gerade als mir alles ein wenig zu stressig wurde habe ich einen Burschen mit dem schönen T-Shirtspruch: ‚Too blessed to be stressed’ (zu sehr vom Glück verwöhnt um gestresst zu sein) gesehen. 3. Dezember 2009 Etwa anderthalb Fahrtstunden außerhalb von Dire Dawa hat man vor ein paar Jahren 7000 Jahre alte Höhlenmalereien entdeckt. Auf den ersten Blick ist man einmal enttäuscht. Zwei, drei blasse Bilder und das soll die lange Fahrt über schlechte Strassen wert gewesen sein? Je länger man aber vor der Höhlenwand steht, desto mehr sieht man. Am Ende sind es hunderte verblasste aber doch sichtbare Darstellungen! Dire Dawa sebst ist eine große Stadt, die aber erst hundert Jahre alt ist. Ursprünglich hätte die Addis Abeba - Djibuti-Eisenbahnlinie über Harar geführt werden sollen. Das war dann aber ob der abgelegenen Lage von Harar in den Bergen budgetär unmöglich und so hat man beschossen, einen Zwischenbahnhof im damals noch kleinen Dire Dawa zu bauen. Was dort für mich am interessantesten war, war definitiv der Bahnhof und das Bahnhofsgelände, auf dem viele alte, ausrangierte Wagons und Loks stehen. Sehr pittoresk! Ein gefundenes Fressen für Bilder des Unbeachteten, Weggelegten! 2. Dezember 2009 Von Dire Dawa aus fährt man etwa eine Stunde nach Harar, der nach Mekka, Medina und Jerusalem viertwichtigsten muslimischen Stadt. Harar hat einen intakten, von einer Mauer umgebenen Stadtkern, der mich an viele Städte im Jemen erinnert hat. Die 89 Moscheen der Stadt sind oft winzig und in Innenhöfen von Wohnhäusern verborgen. Wasser ist ein rares Gut und das Leben in der Stadt scheint sich großteils im kampf für genug Trink- und Brauchwasser abzuspielen. 1. Dezember 2009 Äthiopien folgt dem julianischen Kalender und wirbt mit 13 Monaten Sonnenschein. Nachdem es auch die letzten beiden Tage immer wieder leicht geregnet hat, es ansonsten auch eher bedeckt war und im Juli und August zwei Monate lang Regenzeit herrscht, wage ich diese kühne Behauptung in Frage zu stellen. Zugegebenermaßen war es einfacher, nach Dire Dawa zu fliegen, als wieder 550 Kilometer mit dem Auto zu fahren. Trotzdem entgeht einem auch vieles, irgendwie das Reisen an sich. Wie auch immer, auf den ersten Blick wirkt Dire Dawa, die zweitgrößte Stadt Äthiopiens nach Addis und Sprungbrett nach Harar, sehr sauber und aufgeräumt. 30. November 2009 Heute war ein Tag an dem ich zu den vielen Schuhputzern, die hier in den Straßen ihre Dienst anbieten, endlich nicht mehr nein sagen wollte. Also habe ich mich schweren Herzens mit furchtbar dreckigen Schuhen ins Auto gesetzt und bin gen Zentrum gefahren. Nachdem anscheinend alle Schuhputzer frei hatten, bin ich auch wieder mit schmutzigen Schuhen zurückgefahren. Dafür sind mir einige schöne angeknackste und gebrochene Musen untergekommen. Traditionelle äthiopische Restaurants haben oft Stroh am Boden liegen und eine Ecke, in der die Kaffeezeremonie stattfinden kann. In dieser Ecke finden sich meist auch diverse kleine Tiere wie Hasen und Hühner. Das Essen dort ist also recht frisch und meist noch mobil. Was zwar logisch erscheint. einen aber doch ein wenig irritiert ist, dass sich die Zahl der im Restaurant umherstreunendenden Tiere nach unten verändert, je mehr Essen an Nachbartischen serviert wird. 213 29. November 2009 Die Rückfahrt von Lalibela bzw. Dessie - wo wir gestern spät abends durch missliche Umstände in einer wasserlosen 2 Euro-Absteige gelandet sind - nach Addis hat, obwohl nur 400km lang, unglaubliche 10 Stunden gedauert. Die Straßenbauarbeiten scheinen relativ irrational geplant und durchgeführt zu werden. Im wesentlichen werden Straßen, die noch in recht gutem Zustand sind und eventuell eine neue Asphaltschicht vertragen würden, einfach weggerissen und zunächst einmal durch Schotter ersetzt. Das passiert allerdings nicht kilometerweise in der Abfolge: Wegreißen - Schotter - neuer Belag, sondern im Wegreißen von etwa 500 bis 1000 Metern Strasse, Errichten einer Schotterumfahrung, dem erzwungenen Wiederauffahren auf die nicht ganz so schlechte noch nicht weggerissene Strasse, die aber unter dem Gewischt der vielen SchotterLKWs leidet und immense Schlaglöcher aufweist und mündet ins Abfahren nach ca. 500-1000 Metern auf die Schotterumfahrung des nächsten bereits abgerissenen Stücks. Die Entfernungen variieren manchmal, das Muster bleibt aber. Klarerweise wird ob der schieren Anzahl nicht auf allen Baustellen gleichzeitig gearbeitet. Was zudem beliebt ist, ist das Lochschnitzen in schöne Strassen. Da es keinerlei Wegweiser oder Hinweisschilder gibt (auch in der Hauptstadt nicht), treffen einen solche Abgründe immer sehr überraschend. Meist sind sie um die Spannung zu steigern hinter Kuppen oder Kurven versteckt, auto- bis lastwagengroß und bestehen in einer Art Abschürfung der Asphaltdecke um ca. 10-15 cm. Bei solchen Unebenheiten ist auch ein Jeep recht undankbar. Was eine Autoreise durch Äthiopien darüber hinaus noch erschwert sind neben den bereits erwähnten Tieren (in erster Linie Schaf- Ziegen und Rinderherden) selbstmordgefährdete Menschen, die es zum Volkssport erklärt haben dürften, gerade dann über die Strasse zu laufen, wenn sich ein Fahrzeug nähert. Was auch vorwiegend bei Dunkelheit beliebt ist, sind Diskussionen unter Jugendlichen, die dann zu Dritt auf der Fahrbahn sitzen. Man kann sich bequemere Plätze vorstellen. Nachdem es kaum Straßenbeleuchtung gibt, bleibt einem als Autofahrer, nachdem man das Auto angesichts einer solchen Gruppe verrissen hat, zeitweilig das Herz stehen. Die mit Abstand aber fiesesten Hindernisse sind kinds- bis rindskopfgroße Steine, die mitten auf der Fahrbahn arrangiert werden. Nach meiner Beobachtung gibt es drei Gründe dafür. Im Pannenfall dienen sie der Abschottung des Pannenplatzes. Nach Beheben der Panne werden sie dann aber nicht weggeräumt, sondern bleiben als Hindernisse für die nachkommenden Fahrzeuge liegen. Im zweiten Fall, hier handelt es sich meist um die kleineren Brocken, waren es Wurfgeschosse, die Herden beieinander zu halten oder, seltener, von der Fahrbahn wegtreiben helfen. Und im dritten Fall spielen Kinder am Straßenrand und platzieren die Steine aus Langeweile auf der Fahrbahn. Das unsichere Moment des ‚wie nehmen wir den Stein heute’ bleibt. 28. November 2009 Lalibela ist wahrlich der Höhepunkt einer Nordäthiopienreise! Die 900 Jahre alten aus Basaltmonolithen geschlagenen Felsenkirchen sind wahrliche Wunder. Elf sind es insgesamt, in zwei Gruppen und eine Kirche steht frei ein wenig abseits. Was furchtbar aussieht sind die von der UNESCO gesponserten Dächer, die über die zwei Gruppen von Kirchen gespannt worden sind. Riesige Planen auf metallenen Pfeilern sind da über diese Schätze gespannt worden, vom äsethischen Standpunkt her eine wahre Zumutung. Angeblich wollte man die Kirchen vor weiteren Schäden vor allem durch Wasser bewahren. Wenn man bedenkt, wie gut erhalten sie nach 900 Jahren aussehen und dass anscheinend beim Aufstellen der Dächer eine Kirche einen riesigen Riss bekommen hat weil man irgendwelche schweren Maschinen auf dem Kirchendach geparkt hatte, kann man sich nur wundern. Die Kirchen haben meist einen rötlichen 214 Schimmer, unterscheiden sich in Größe, Bauweise, Gestaltung, Fensteranordnung, Säulenform etc. Keine gleicht der anderen. König Lalibela wollte ein zweites Jerusalem erbauen und hat angeblich 40.000 Menschen 33 Jahre lang beschäftigt, um diese Kirchen entstehen zu lassen. Sie sind unterirdisch auch durch Gänge miteinander verbunden und durch manche dieser Gänge kann man auch gehen. Es ist dort stockfinster und soll den Menschen gezeigt haben, wie es in der Hölle aussehen und wie es sich dort anfühlen könnte. Die wohl schönste Kirche ist die freistehende Bet Giyorgis, die man erst von oben sieht und die von oben betrachtet Kreuzform hat. Die Kirchen werden heute noch als Kirchen verwendet, wobei man dazusagen muss, dass die Äthiopier generell sehr, sehr gläubig sind. In Lalibela allein gibt es an die 600 Äthiopischorthodoxe Priester und Mönche. Als Tourist fühlt man sich ob der vielen Gläubigen und der zahlreichen Priester irgendwie noch fremder und wie ein Eindringling, der mild und von leichtem Kopfschütteln begleitet angelächelt wird. 27. November 2009 Was wenn man lange Stunden durch die wunderschöne Landschaft fährt auffällig ist, ist die Zahl der unbemannten Opferstöcke am Wegesrand. Weit und breit keine Kirche, kein Marterl, kein Priester, aber ein blecherner, mit Vorhangschloss versperrter Opferstock. Nach Auskunft der befragten Einheimischen hätte die Fahrt nach Lalibela zwischen 6 Stunden und 2 Tagen dauern sollen. Was leicht irritierend war, waren die rollenden Augen beim Blick auf den Jeep und die damit einhergehenden Fragen. Was, mit DEM Auto wollen sie nach Lalibela fahren? Wie viele Reserveräder haben sie denn dabei? Nur eines? Und damit trauen sie sich wegzufahren? Im Endeffekt war die Fahrt zwar lange aber viel angenehmer als gedacht und die Strassen gut. Die Rundhütte ist generell am Land hier die vorherrschende Bauform. In Lalibela gibt es allerdings eine besondere Form der Rundhütte, die zweigeschossige. Originellerweise hat kürzlich dort auch ein Hotel (Tukul Village) eröffnet, das diese Form aufnimmt. Man mietet eine Etage in einer solchen Hütte und hat dort traditionelle Architektur bei modernstem Komfort. 26. November 2009 Es gibt ungemein viele Heuschober auf zwei oder vier Beinen. Im ersten Fall sind es Heuschober, die von Männern mit Hilfe ihres Stockes getragen werden, im zweiten Fall sind es Hauschober, die von Pferden, Elsen oder Kamelen befördert werden. In allen Fällen sind die Heuschober etwa gleich groß, die Transportgeschwindigkeit variiert. Vor allem der Transport mit Eseln ist größeren Verzögerungen ausgesetzt, zumal sich die Tiere gerne in Straßenmitte aufhalten und nicht mehr von der Stelle rühren. Überhaupt spielt sich das Leben hauptsächlich auf der Straße ab. Menschen, vor allem Kinder haben keinerlei natürlichen Fluchtreflex, wenn sich Autos nähern. Viele kleine Buben am Land haben eine bis auf zwei Locken am Oberkopf kahlgeschorene Glatze. Wie mir ein lieber Freund schon vor der Abreise berichtet hat dienen diese übriggebliebenen Locken den jeweiligen Schutzengeln. Man geht zunächst davon aus, dass dem Kind schon nichts zustoßen wird, um aber auf Nummer sicher zu gehen gibt es diese Haarbüschel; der Schutzengel muss schließlich irgendwo zugreifen können, um den Buben zu retten und aus der Affäre zu ziehen. Was man sonst noch hört an lokalen Bräuchen ist auch ganz interessant. Angeblich wird der Geburtstag nur einmal im Leben gefeiert und das unmittelbar nach der Geburt. Zu diesem Zweck wird ein spezielles Brot gebacken, dass auf dem Rücken des Neugeborenen gebrochen wird. Bricht es ohne dass das Kind schreit, dann glaubt man, dass es sich um ein starkes, gegen alle Widrigkeiten des Lebens gefeites Kind handelt. 215 Bricht das Kind beim versuchten Brotbrechen in Tränen aus, wird den Eltern mehr oder minder Beileid gewunschen. 25. November 2009 Axum war die Hauptstadt eines riesigen antiken Reiches und wird heute noch als die heiligste Stadt in Äthiopien betrachtet. Man sagt, die Königen von Sheba habe hier eine Zeit lang gelebt. Heute ist es eine kleine Stadt, die man auch wenn man die Hauptsehenswürdigkeiten anschaut, in etwa einem halben Tag besichtigt hat. Die Attraktion schlechthin sind die 1700 Jahre alten, aus Granitmonolithen gearbeiteten Obelisken oder Stelen, die Gräber markiert haben. Manche dieser Gräber sind bereits ausgegraben und können auch besichtigt werden. Der größte, etwa 33 Meter hohe Obelisk liegt in 5 Teile zerbrochen auf der Erde. Laut Archäologen ist er wohl noch bei der Errichtung zusammengebrochen und in die besagten fünf Teile zerschellt. Der zweitgrößte (etwa 27 Meter) war etwa 70 Jahre lang in Rom - wo ich ihn auch vor ein paar Jahren gesehen habe - und wurde im Jahr 2005 an Äthiopien retourniert. Beide sind an allen vier Seiten verziert und wie auch die anderen wunderschön gearbeitet. Mir hat der zerbrochene Obelisk am besten gefallen, vielleicht gerade, weil er zerbrochen ist. Wie lang muss es gedauert haben, um so einen riesigen Block zu bearbeiten, ihn erst herbeizuschaffen und nach vollendeter Arbeit aufzustellen, nur um ihn im selben Augenblick kollabieren zu sehen. Eine andere bemerkenswerte Sehenswürdigkeit – die Bundeslade - ist leider nicht zugänglich. Angeblich befindet sich die Bundeslade mit den 10 Geboten in einer an sich nur Männern zugänglichen Kirche in Axum und wird von einem Mönch bewacht, der die Ehre an seinem Totenbett an seinen Nachfolger überträgt. Manchmal, an hohen Feiertagen, wird die Lade in Tücher eingewickelt der Öffentlichkeit präsentiert. Niemand darf allerdings in die Lade hineinschauen, auch der genannte Mönch nicht. Wie auf so vielen Reisen beginnen Gespräche mit Fremden mit der unausweichlichen Frage, woher man komme. Nachdem ich ‚Österreich’ angegeben habe, kam die unerwartete Antwort: ‚Oh schön, ich komme auch aus Amerika!’ An sich habe ich es aufgegeben, Menschen zu korrigieren, die erfreut ‚Australien!’ ausrufen, nachdem sie ‚Austria’ gehört haben. Was vor ein paar Tagen relativ peinlich war, nachdem der erfreute Kellner mich sofort mit den Worten ‚hier sind Deine Landsleute’ der (tatsächlich) Australischen Band vorgestellt hat. Die Australier haben mir höchst merkwürdige Blicke zugeworfen, nachdem ich sie wohl oder übel aufgeklärt habe... 24. November 2009 Die Straße von Gondar bis Debark war die erste schlechte Strasse und von Debark bis Axum war es wirklich schlimm. Man fährt mehr oder weniger auf der Schotterstrasse von Schlagloch zu Schlagloch und atmet, sieht und fühlt dabei Staub, Staub und noch einmal Staub. Roten Staub. Die Landschaft ist grandios aber mit der Zeit ist die Patina, die Auto, Insassen und mitbeförderte Güter betrifft einfach so nervenaufreibend, dass man nur mehr auf eine funktionierende Dusche hofft und ankommen möchte. Es gibt ein Straßenbauprojekt für diesen Abschnitt, das teilweise schon begonnen worden ist und von einer chinesischen Firma durchgeführt wird. Man sieht bereits allerorts Chinesische Lastwagen, Bagger und Straßenwalzen. Überhaupt scheint das Land fest in chinesischer Hand. Chinesische Schuhe und Kleidung überflutet die Märkte, allerorts werden Telefonleitungen vergraben, die modernsten Mobilfunkmasten sind Made in China und überall sieht man zwar einheimische Arbeiter aber ausschließlich chinesische Vorarbeiter. 216 Was auch auffällt ist die relative Menge an Wuzelapparaten, vulgo Tischfußballspielen. Dem Design nach zu schließen muss wohl vor etwa 25 Jahren eine recht große Menge identischer Tische importiert worden und an diverse Gemeinden verteilt worden sein. In fast jedem größeren Dorf und in jeder Stadt stehen ein, zwei drei am Straßenrand, jeweils entweder von etwa 10-12 Kindern umringt oder von zwei bis vier Burschen im Teenageralter. In ersterem Fall sieht das ganze eher statisch aus und ob der Menge an potenziellen Mitspielern um den Tisch bewegen die Fußballer am Tisch relativ selten. Im zweiten Fall scheint das Spiel hochkonzentriert gespielt zu werden, wobei die zwei Spieler von ihren bis zu zwei Zuschauern anscheinend lediglich moralisch, nicht aber tätig oder verbal unterstützt werden. 23. November 2009 Vielleicht sind sechs Jahre in Belgien zu viel des Guten, jedenfalls scheint eine persönliche Regenwolke mein Reisebegleiter zu sein. Schon in Bahir Dar hat es, wenn auch nur kurz, geregnet und man hat gesagt, das sei einfach nicht üblich zu der Zeit. In Gondar hat es ebenfalls gute zwei Stunden genieselt und jetzt in Debark geht eine Art Sintflut nieder. Es schüttet und das auf 2700 Meter Höhe bei durchaus unterkühlten Temperaturen. Überhaupt hätte ich mir nicht gedacht, in Afrika zu frieren, aber ich muss ohnehin vieles an meinem Afrikabild geraderücken und ändern. Das Simiangebirge, in das man von Debark gelangt, ist spektakulär! Wir sind zwar nur durch den Nationalpark gefahren und haben aus Zeitgründen keine Wanderung unternommen, dennoch bekommt man einen wunderbaren Eindruck. Der höchste Berg ist über 4600 Meter hoch und mit dem Auto fährt man kontinuierlich zwischen 2500 und 3200 Metern. Die Fahrt hat mich an vielen Stellen an die Anden in Argentinien erinnert. Die Luft ist sehr dünn und jede Bewegung anstrengend. Die 2700 Meter im ‚Tal’ wirken dagegen direkt normal. Überhaupt ist die Landschaft beeindruckend, sehr ursprünglich, oft wie gesagt ähnlich den Alpen und dann wieder ganz anders. Zum Beispiel gibt es anscheinend keine Baumgrenze und auch auf höchsten Höhen findet sich üppige Vegetation und neben Kühen, Schafen, Pferden und Affen sogar Bussarde und Lämmergeier, die man ohne weiteres beobachten kann. 22. November 2009 Gondor ist eine wahre Entdeckung. Im 17. Jahrhundert war die Blüte des Kaiserreichs, das von Gondor aus regiert worden ist und zahlreiche Paläste und Palastruinen zeugen davon. Kaiser Fasilidas hat sich sogar ein riesiges Schwimmbad mit einem Wasserschloss inmitten des Bades errichten lassen. Das Becken ist etwa 30 mal 70 Meter groß und wird sogar heute noch einmal pro Jahr anlässlich eines Festes gefüllt und zum Schwimmen freigegeben. Die Dynastie geht der Legende nach bis zur historischen Königin von Sheba zurück, die zu ihrer Zeit über Arabien und einen großen Teil Ostafrikas geherrscht hat. Angeblich haben frühe Reisende aus Europa über dieses hoch ausdifferenzierte Kaiserreich und seine Palastarchitektur bereichtet, wurden zu Hause aber als Phantasten abgetan; man konnte oder wollte sich keine von Europa unabhängig entstandene Kulturnation vorstellen. Seit dem Niedergang des Reiches verfallen die Paläste leider und der ehemals reiche Schmuck wurde allesamt außer Landes transportiert. Viel davon dürfte sich in diversen britischen Museen befinden. Was in der Stadt selbst sehr skurril auffällt ist, dass Pepsi-Cola selbst die Verkehrspolizistenhüttchen an den Kreuzungen sponsert. Nicht nur, dass die kleinen Kabäuschen mit dem Logo verziert sind, nein, auf den Dächern thront jeweils eine etwa mannshohe, vom Staub arg mitgenommene Colaflasche. Sehr nett! 217 21. November 2009 Nach einem sehr entspannenden Morgen im Spa des wunderbaren Kuriftu Lake Tana Hotels in Bahir Dar (das sehr an Fred Feuerstein erinnert) sind wir etwa eine Stunde zu den Nilwasserfällen gefahren. Mir geben solche Naturschauspiele ja generell eher wenig, aber gesehen sollte man sie halt doch haben. Von dort ging es weiter nach Gondar, der alten Kaiserstadt, die wir leider erst bei Dunkelheit erreicht haben. Die Landschaft auf der Fahrt war wie schon bei der Anreise von Addis nach Bahir Dar spektakulär. Vielerorts erinnert Äthiopien, oder was ich bisher davon gesehen habe, sehr an Österreich oder bessergesagt an die Alpen. Und wenn man die Menge an Feldern und Anbauflächen sieht, versteht man nicht ganz, warum die internationale Staatengemeinschaft für dieses Jahr wieder vor einer Hungerkatastrophe gewarnt worden ist. http://kurifturesortspa.com/tana/index.html 20. November 2009 Von Bahir Dar am Tanasee aus haben wir den ganzen Tag per Boot diverse Inselklöster besucht. Der See hat die Farbe der Mur meiner Kindheit, Mittelbraun, in etwa so wie Wasser aussieht, wenn man diverse Wasserfarben aus einem Pinsel ausgewaschen hat. Auf besagtem Wasser sind wir dann stundenlang zum ersten Kloster unterwegs gewesen, das wahrlich in vollkommener Stille hinter Bäumen und Büschen versteckt war. Im wesentlichen haben sich alle Klöster geähnelt: Es handelt sich um strohgedeckte Rundhütten mit einem in etwa quadratischen Allerheiligsten in der Mitte, das nur Priester betreten dürfen. An den Wänden des Allerheiligsten sind naive, farbenfrohe Darstellungen diverser Bibelstellen aus dem alten und neuen Testament. Besonders beliebt sind der Heilige Georg bei der Drachenenthauptung, die Märtyrer, die konkrete Darstellung des Umkommens aller Apostel, Maria in allen Lebenslangen samt Himmelfahrt und als Türsteher zum Allerheiligsten die Erzengel Michael und Gabriel (manchmal auch Raphael). Besonders schön waren diverse kleine Museen, wo Gondar, Axum- und Lalibelakreuze sowie Bibeln aus dem 9. Jahrhundert (!) gezeigt wurden. 19. November 2009 Nach über 600 Kilometern Fahrt auf unglaublich guten Strassen, sind wir nun am Tana See angekommen. Auf besagten Strassen ist viel los, was nicht unbedingt mit Autos oder Lastwagen zu tun hat, sondern vielmehr mit Mensch und Tier. Neben Rindern und ganzen Eselherden sind auch Schafherden und vereinzelte Tiere entweder allein oder in Begleitung unterwegs, sowie zahlreiche Gruppen und Grüppchen von Menschen, die sich vorwiegend in Straßenmitte sammeln, um dort ausgiebigst zu plaudern. Allgegenwärtig sind auch Männer mit Wanderstöcken, die anscheinend vom Kleinkindalter an zur üblichen Ausrüstung des (werdenden) Mannes zählt. Auch ein Einjähriger schwang heute besagten Stab. Mit fortschreitendem Alter wird der Wanderstab wahlweise als Art zusätzlicher Schultergürtel und zum Ausruhen bei Wanderungen verwendet, zum Drauflehnen, Hunde verscheuchen, um anderes Herdentier zu bändigen und auch um andere einzuschüchtern. Frauen arbeiten hier tendenziell härter. Sie sammeln Brennholz und tragen selbiges in enormen Bündeln am Rücken bergauf und bergab, schleppen Wasser in Kanistern und tönernen Amphoren (!) und arbeiten im Straßenbau. Wie gesagt sind die Straßen meist in einwandfreiem Zustand, wohingegen die übrigen Baustellen, auf denen vorwiegend Männer arbeiten, eher angestaubt wirken. Die Gerüste für zumeist Hochhäuser sind aus mehr oder weniger krummen Holzstämmen und durchwegs mit durchbrochen und löchrigen Planen 218 verhängt, die den jeweiligen Baustellen den Charme eines in die Jahre gekommenen Kunstwerks von Christo und Jean Claude verleihen. 18. November 2009 Ausflug in den Süden zu prähistorischen Ausgrabungen. Sehr interessant und gut aufbereitet! 17. November 2009 Mittlerweile habe ich glaube ich an die 80% aller Schaufensterpuppen hier gesehen und die meisten auch fotografiert. Was die gebrochenen Musen angeht, ist diese Stadt ein wahres Paradies! Ich bin in den letzten drei Tagen zusehends in eine Art Musentrance verfallen und habe unentwegt Bilder gemacht, alles andere um mich vergessend. Besonders schön hier waren Brillenträgerinnen unter den Musen und alle Arten von Frakturen! Ansonsten habe ich noch das Addis Abeba-Museum besucht. Nett der Raum zu ‚erstmals in Äthiopien’: das erste Fernmeldeamt, das erste Auto, der erste Telefonapparat. Mit meinem Fahrer/Sherpa habe ich auch recht interessante Unterhaltungen geführt. Zum Beispiel über den Nutzen, das Licht einzuschalten, wenn man nachts in Maximalgeschwindigkeit über eine Schotterpiste talwärts fährt. Oder warum es von Vorteil wäre, Menschen nach dem Weg zu fragen, wenn man sich verfahren hat. Wie man ein Auto mit Automatik fährt haben wir die ersten 100 Meter lang geübt, wobei ich sein linkes Bein gewaltsam von der Bremse entfernen musste. Und sehr zu meiner Überraschung hat der Rest schnell und vor der ersten Kurve geklappt. 16. November 2009 Meine ersten Eindrücke von Addis Abeba: Es ist eine große, nicht besonders schöne Stadt. Der Verkehr ist chaotisch. Aufs zweite Hinsehen tun sich nette Details auf. Es fahren viele VW Käfer, so viele, wie ich sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe! Ansonsten ist der Gegensatz zwischen Arm und Reich enorm, wenn auch nicht ganz so krass wie in Indien. Der Merkato ist angeblich der größte Markt in ganz Afrika. Man kann dort wirklich alles finden, wenn man nur lange genug sucht. Besonders skurril war der Abschnitt der Sargzimmerer. Man kann von einfachsten, recht lieblos zusammengenagelten Särgen über geschnitzt und bemalt bis hin zu aufwändig mit Stoff bespannt und mit Schaumgummi ausgekleidet alles haben. Interessanterweise sind die Muster der Stoffbespannung sehr ähnlich der Muster diverser Matratzenbespannungen. Es gibt keine weißen Matratzen, lediglich bunte. Und wie gesagt kann man dann wohl im Design ähnliche Muster für die Sargbespannung ordern. Kindersärge gab es in einer Ecke ebenfalls. Auch diese waren eher einfach und grob, dafür waren sie knallrosa bemalt und praktischerweise im Duzend stapelbar. 15. November 2009 Ich bin gestern spät abends in Addis Abeba angekommen und habe heute einen wunderbaren Tag verbracht. Nach einem herrlichen Frühstück, einer Massage, einer geführten Stadtrundfahrt mit vielen Stopps für Bilder von wunderbaren Schaufensterpuppen, einem Drink in einem luxuriösen Hotel und einem französisch/belgischen Abendessen kann man sich wahrlich nicht beklagen! 14. November 2009 219 Die neuesten T-Shirtaufdrucke: ‘Ihre Pizza ist da’ – ‘Idylle endet oft in Gewitterstürmen’ – ‘Ausverkauft’ – ‘Zukünftiger Künstler’ – ‘Ohne Titel’ 13. November 2009 Freitag, der dreizehnte und ich habe wieder einmal Probleme mit meinem Namen. Diesmal bin ich nach allen Regeln der Höflichkeit zu einer Podiumsdiskussion eingeladen worden, mit richtig geschriebenem Namen aber als Herr Margit Brandl, im Original: Monsieur Margit Brandl, nous avons le plaisir de vous inviter à une table ronde sur le thème: "Irak 2010: année zéro?" 12. November 2009 Wenn ich mich gestern nicht ab und zu bewegt hätte, hätte man mich wahrscheinlich für Flughafeninventar gehalten und mich abgestaubt. Was mir sonst noch aufgefallen ist: Am Flughafen sieht man mehr Männer mit Rucksäcken als im Gebirge (nicht dass ich mich dort so oft aufhalten würde, aber trotzdem). Und wo früher Zigaretten hinters Ohr geklemmt wurden sind heute Handyfreisprecheinrichtungen. Man hat eben nur zwei Ohren und obwohl man wie früher nur dann lässig ist, wenn hinter EINEM Ohr was steckt, so gab es durchaus eine Trendwende weg vom Gespräch für eine Zigarettenlänge hin zum Handytelefonat. 11. November 2009 Man sollte einmal Aufnahmen von fernsehenden Menschen in Flugzeugen machen. Eine Masse von Menschen, die auf engem Raum eingepfercht ist. Meist kennen sich die Menschen nicht, kommunizieren wenig miteinander und starren dann früher oder später auf einen kleinen Schirm und geben sich unterschiedlich belustigt. Beim Umsteigen in London hat mich die Gegenwart gleich wieder eingeholt. Drei Bildschirme haben die Flüge der kommenden Stunden aufgelistet, meiner war der allerletzte in der langen Liste. 6,5 Stunden Warten ist eine lange Zeit… 10. November 2009 Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und es ist erschreckend, in welchem Ausmaß. Nach meiner späten Ankunft vorgestern Nacht ist es mir noch nicht aufgefallen, gestern war es verstörend und Abendgespräch und heute ist es schon ganz normal: Die allgegenwärtige Miliz in Beirut. An jeder Ecke stehen freundliche, aber in Tarnanzug gehüllte Mannen mit Maschinengewehren. Oft ist auch der nächste, ausfahrbereit getarnte Panzer nicht weit. Die Uniformen unterscheiden sich nicht im Muster, wohl aber in der Farbe. Es gibt sie in grau, dunkelblau und schlammgrün. Die Bewaffnung sieht immer einschüchternd aus. Da aber die meisten eher lässig sind, plaudern und telefonieren, ist die anfängliche Beunruhigung wohl nicht von Dauer. Trotzdem erschreckend, wie schnell man sich an anderes gewöhnt. 9. November 2009 Aus der Sammlung der laut und deutlich vorgetragenen Beleidigungen: ‚Ihr English ist wirklich sehr gut! Soll ich langsamer sprechen, damit Sie mich auch verstehen?’ Und, diesmal nur als unmittelbare Zeugin: Ein älterer Herr geht an einem Kollegen vorbei und fragt selbigen mit vollendeter Gelassenheit: ‚Schlafen Sie?’ 8. November 2009 Auch in der Finanzkrise machen Banken noch Werbung. Am Brüsseler Flughafen hängt ein riesiges Plakat das sagt, BNP Paribas sei die Bank für eine sich verändernde Welt. 220 An derselben Stelle hat sich noch bis Herbst 2008 ein Plakat der Fortis Bank befunden mit dem vielsagenden Spruch: „Das Leben ist eine Kurve. Wo sind Sie gerade?” 7. November 2009 Nachdem ich gestern in Paris einige wunderschöne gebrochene Musen gesehen und leider keine Kamera dabei gehabt habe, habe ich heute nach langem wieder einmal in der Dunkelkammer gearbeitet. Es ist so ein erhebendes Gefühl, das Bild im Entwickler langsam entstehen zu sehen! 5. November 2009 Aus der Sammlung der laut und deutlich vorgetragenen Beleidigungen: ‚Wenn wir nicht aufpassen, wird xyz noch zig Anwälte und ein paar andere Arbeitslose einstellen!’ 4. November 2009 Das Zugfahren ist ja meine Sache nicht. Abgesehen davon, dass natürlich genau heute wo ich per Zug nach London unterwegs bin und morgen (wo ich per Zug nach Paris wollte) gestreikt wird, ist der Eurostar nach London heute im Ärmelkanaltunnel steckengeblieben. Die Maschine macht keinen Muckser mehr, es gibt keine Durchsagen und das Licht ist auch ausgegangen. Des Zugfahrers Horror! Als es endlich Durchsagen gibt lauten die, dass der Schaffner in ‚permanentem Kontakt’ mit dem Lockführer stehe (wahrscheinlich hat er ihn am Horizont gen Tunnelausgang laufen sehen) und in 15 - 20 Minuten Auskunft über das Unplanmäßige unterirdische Scheitern geben würde. 3. November 2009 Rainer Maria Rilke - Herbsttag (1902, aus: Das Buch der Bilder) Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren laß die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. 2. November 2009 In der heutigen Welt gibt es meist zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer… 1. November 2009 In Spanien lässt es sich gut leben, die Temperatur ist so angenehm und die Menschen wirken gelassen. Auf einem T-Shirt habe ich gelesen: ‚Siesta = Spanisches Yoga’. An einer Wand in meinem Hotel war groß der Spruch ‚Hic habitat felicitas – Hier wohnt das Glück’ gepinselt. Und in der Lounge-Dachterassenbar eines anderen Hotels gab es riesige Polster mit dem Aufdruck ‚Be fabulous’. 221 31. Oktober 2009 Manchmal ist das Leben gerecht. Nachdem ich tagelang der Sherpa für andere war, hat mir heute jemand als verlässlicher Sherpa meine Fotoausrüstung getragen. Es hat tagsüber 30 Grad in Sevilla. Auch abends ist es noch warm genug, um draußen zu sitzen. Heute gab es spät nachts eine Allerheiligenprozession, mit Marienstatue auf einem Prunkwagen und Unmengen von Weihrauch. In Mexico geht man zu Allerheiligen und Allerseelen ja angeblich auf den Friedhof, um dort ein Picknick einzunehmen. Ein großartiger Artikel darüber findet sich hier. 30. Oktober 2009 Man möchte nicht meinen, wie anmutig eine Flamencotanzshow sein kann! Wunderbare Rhythmen, stolze Menschen! 29. Oktober 2009 Seit gestern bin ich nun also in Sevilla und war heute mit einem Kollegen auf der Suche nach dem vielgerühmten Nachtleben. Leider vergeblich. 28. Oktober 2009 Mein Telefon sagt mir, ich hätte mich 11 Mal angerufen und mir sogar eine Nachricht am Anrufbeantworter hinterlassen. Leider konnte ich mich nicht verstehen. 27. Oktober 2009 Werbung auf einem Laster einer bekannten Reifenfirma: Mein Sport ist Transport. 26. Oktober 2009 Es wird selten darüber gesprochen, aber meines Erachtens gibt es einen klaren Trend dazu, dass das bloße Weiterleiten von Information zu einer umfassenden Berufsbeschreibung geworden ist. Unter diesen Umständen darf man keinesfalls unterschätzen, wie sehr die Funktion des E-Mail-Weiterleitens zu Wachstum und Beschäftigung beiträgt! 25. Oktober 2009 Voreinigen Tagen habe ich darüber in der Zeitung gelesen und nun in Österreich auch tatsächlich in einem Prospekt gesehen: Penny, ein unter anderem in Österreich ansässiger Lebensmitteldiscounter, bietet neuerdings Reisen ins Weltall um 209.555 Euro an. Man kann praktischerweise über das Callcenter buchen. Es handelt sich angeblich nicht um einen Marketinggag. Sogar die Preisgarantie – sieht man die Reise irgendwo anders billiger, gibt es die Differenz zurück – gilt. Mehr hier. http://www.pennypackngo.at/index.php?act=2&code=0F0081B4 24. Oktober 2009 Ich wollte eine neue (HP) Tastatur über das Internet bestellen. Nachdem ich eingetippt habe, dass ich die Lieferung gerne nach Belgien wollte, wurde mir mitgeteilt, dass man nicht nach Alaska, Hawaii oder Gefängnisse liefern würde. Die Welt ist recht klein; alles außerhalb der USA scheint unter Gefängnis zu firmieren. 22. Oktober 2009 Nach einer recht langen Periode relativer Namensintegrität bin ich diese Woche 'Verena' und 'Margite' genannt worden. 222 21. Oktober 2009 Vor kurzem habe ich in einer Auslage einen Toilettsitz mit Obamas Konterfei und dem unvermeidbaren ‚Yes we can’ gesehen. 20. Oktober 2009 Alle Welt schwärmt von Social Networking Websites. Nachdem ich ja bereits vor einiger Zeit berichtet habe, dass meine Erfahrungen mit Twitter eher bitter waren, kann ich nun nur staunen über das Kontaktansinnen eines Menschen, dessen Bild nur seinen sehr durchtrainierten Oberkörper zeigt. Da kein Kopf sichtbar ist, ist dieser anscheinend vernachlässigenswert. 19. Oktober 2009 Wie sagt ein lieber Freund von mir immer? Die Tatsache, dass man paranoid ist bedeutet nicht, dass sie nicht hinter einem her sind! 18. Oktober 2009 Wie man weiß ist die chinesische Mauer aus dem Weltraum sichtbar. Was bisher wenig bekannt war ist, dass Astronauten zufolge auch die – wie Kenner wissen – beleuchtete belgische Autobahn aus dem All erkenntlich ist. Wer hätte sich gedacht, dass das Königreich Belgien und das Reich der Mitte so viel gemein haben? 17. Oktober 2009 Ich habe durch wie mir scheint widrige Umstände ohne sichtbares Loch in den Taschen Kleingeld in meinem Mantel verloren. Eine erkleckliche Summe hat sich am Mantelsaum in Kniehöhe gesammelt und gibt mir nun bei jedem Schritt das Gefühl, ein wandelnder Klingelbeutel zu sein. Was tut sich sonst in der Welt? Hugo Chavez enteignet ein Hilton Hotel auf der Isla Margarita und am Londoner Trafalgar Square ist eine Kunstveranstaltung (One and Other) zu Ende gegangen, an 2400 Menschen je 60 Minuten auf einer Säule als lebendes Denkmal gestanden sind. Einer war als Häufchen Kot verkleidet samt riesiger Fliege am Derrière und hat darauf hingewiesen, dass fast 900 Millionen Menschen auf diesem Planeten keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. http://www.oneandother.co.uk/ 16. Oktober 2009 Ich habe diese Woche auf einer Konferenz gesprochen und im Anschluss folgende nette Dankeszeilen erhalten: ’Vielen Dank für Ihre Teilnahme an der xyz Konferenz 2009. Ihr Beitrag war von unschätzbarem Wert und hat wesentlich dazu beigetragen, dass unsere Konferenz ein voller Erfolg war. Ich hoffe, dass Sie beide die Veranstaltung genossen haben…’ Anscheinend war es mir nicht möglich, mein Alter Ego zu verbergen, nachdem man uns beiden (!)gratuliert hat! 15. Oktober 2009 Neu Neu Neu: Es gibt den Brokenmuses Blog nun auch in einer Version, die am Handy einfacher zu handhaben ist. Für alle, die gerne auch am Handy mitlesen: Bitte einfach diese Seite http://www.brokenmuses.com/brokenblog-de.php zu den Bookmarks hinzufügen, oder den folgenden Code mit den Barcode-Leser des Handies scannen und direkt hingeleitet werden: 223 13. Oktober 2009 Diese Seite zu Logos, bei denen man zweimal hinschauen muss, ist wirklich bemerkenswert! http://mytechnologyworld9.blogspot.com/2009/10/35-smart-logos-with-second-thoughtto.html 10. Oktober 2009 Eine Tiroler Bäckerei wirbt mit folgenden Sprüchen: ‘Wir backen Wünsche!’ und ‘Man sollte dem Leib etwas Gutes geben, damit die Seele Lust hat, drinnen zu wohnen!’ 8. Oktober 2009 Buchtitel: ‘Küssen, verbeugen oder Hände schütteln: Gepflogenheiten in 60 Ländern’ 6. Oktober 2009 Sammlung von Gemeinplätzen: … die kommenden fünf Jahre sind von entscheidender Bedeutung… … wir brauchen Rahmenbedingungen, die den Akteuren eine deutliche Perspektive aufzeigen ... … Alleingänge gefährden die Zukunftsperspektiven des Standorts … 5. Oktober 2009 Neue T-Shirt Aufdrucke: ‘Was ist Mode?’ – ‘Zukünftiger Milliardär’ und ‘Es geht mir nur um mich’. 4. Oktober 2009 Der heutige Dilbert Comic ist einfach herrlich. Ich habe schon immer gewusst, dass Twitter hilfreich ist… http://www.dilbert.com/strips/comic/2009-10-04/ 2. Oktober 2009 Im Jahr 2000 hat der UN Sicherheitsrat eine Resolution 1325 mit dem Titel ‚Frauen, Frieden und Sicherheit’ verabschiedet. Was für ein Titel! 29. September 2009 Belauschtes Gespräch, in dem entgegen der zu erwartenden Annahme des Lesers kein Funken von Ironie war. A: Was ist das (xyz)? B: Ich weiß nicht. A: Du kannst nicht alles wissen. Etwas später: A: Wo ist die Stadt (xyz)? B: Ich weiß nicht. A: Du kannst nicht alles wissen. Wieder später. A: Wann kommen wir eigentlich an? B: Ich weiß nicht. A: Du kannst nicht alles wissen. 28 September 2009 224 Was mich ärgert, sind unscharfe Fotos auf Flughäfen, die (die Fotos) für Innovation werben. Man starrt sie an und denkt sich seinen Teil. Warum dieser Hang zu verschwommenen Bildern? 27. September 2009 Wer hat eigentlich die Raucherzellen auf Flughäfen erfunden? Für die Benutzer sind sie erniedrigend und für die, die daran vorbeieilen, eine muffelnde Quelle der Schwermut und des beiläufigen Mitgefühls. 25. September 2009 Gedanken zum Freitag: Warum hat der Drucker immer am Freitagnachmittag oder wenn man es eilig hat einen Papierstau? Warum sind runde Sandwiches schwerer zu essen als längliche? Warum tropft einem immer dann Mayonnaise über die Finger, wenn man keine Serviette zur Hand hat? Warum wird überhaupt immer noch Mayonnaise in Sandwiches verwendet? 24. September 2009 Es gibt eine neue Schnellrestaurantkette in Brüssel, die sich ‚Take Eat Easy’ nennt. 20. September 2009 Erst gestern habe ich wieder einmal die Diskussion geführt, was an Brüssel besonders ist und was es trotz einiger Schwächen angenehm und lebenswert macht. Für mich ist es der surreale Moment, der immer wieder unerwartet eintritt. So auch heute am autofreien und sommerlich warmen Sonntag. Eine Völkerwanderung war im Gange, unerwartete und anscheinend spontan organisierte Flohmärkte wurden veranstaltet und dann, völlig unerwartet, stand ich plötzlich vor einer Fassade, von der ein rotes Mieder hing, das in einen roten Teppich übergegangen ist. Schöner hätte es auch Magritte nicht malen können. Ein Bild findet sich hier. 19. September 2009 Besuch in der Champagne an einem sehr heiteren Tag. Die Kathedrale von Reims mit ihrem lächelnden Engel, den anderen vielen wunderbaren Skulpturen an der Außenfront und den wunderschönen Fenstern von Chagall ist beeindruckend (UNESCO Weltkulturerbe) und nichtsdestoweniger auch die Champagnerkellerei Pommery. Etwa 20 Millionen Flaschen reifen bis zu 9 Jahre in den 18km unterirdischen Kellern, die in einem alten Kreidesteinbruch untergebracht sind. Die Gebäude an der Oberfläche erinnern eher an ein Schloss, denn an ein Bergbauwerk. Ich habe mit dem Ankauf einer Salmanazar geliebäugelt; einer 9 Liter Flasche, bin dann aber ob mehrerer Gründe (Gewicht, Kühlung, Anlass – man soll Champagner nicht lange liegen lassen – und Preis) wieder davon abgekommen. Auch die Methusalem (6 Liter) war von imposanter Größe, aber dann doch zu unhandlich. 17. September 2009 Einige neue T-Shirt Aufdrucke: ‘Höchstmögliche Verschwörung’, ‚Mach mir Kuchen’ und – in der Nähe eines Museums – ‚Ich kann Kunst wirklich nicht leiden’. 16. September 2009 Ich war gestern im neuen Akropolismuseum in Athen. Es ist wirklich hervorragend! Das Gebäude wiederholt, parallelversetzt die Akropolis, die sich auf dem Hügel in unmittelbarer Nähe befindet und von den meisten Winkeln sieht man auch auf die Akropolis. Viele Fundstücke sind ausgestellt und dort an der ‚Replik’ angebracht, wo sie 225 ursprünglich am Gebäude waren. Am meisten beeindruckt haben mich die Karyatiden, die Säulen, Frauenskulpturen, die die Eingangshalle des Erechtheionpalasts auf der Akropolis verziert haben. Heute stehen dort Kopien. 15 September 2009 It is always interesting to see people working close to airport terminals. Since one world is sponsoring ‘electricity geysers’ on some airports, you see more and more people around those pillars, connected through cables. In Byzantine times we had pillar saints but as far as I know they were sitting on the pillars and were very ascetic. On second thought I guess I prefer that they’re sitting next to the modern airport electricity pillars and not on them. 14 September 2009 E-Mail programs are tricky and sometimes do more than they should. I just wanted to file something in a draft folder, addressed ‘to self’. Who can assume that I have a colleague whose name is Selfu to whom the message went automatically and who now probably muses about my message? I tried to recall it but in vein. Unrelated to that but also oddly enough I got an e-mail saying ‘Dear Mr. Margit … you should rent a technical resource program’. I have no idea what that means but after just having admitted writing e-mails to (my)self, I did not dare to ask. Ah yes, the gender issue came up again with that as well! 13. September 2009 Aus der Serie ‘manchmal geht blöd, manchmal geht saublöd und manchmal geht gar net’: Ich wollte einen Film sehen und war mit 15 Euro in der Tasche auf dem Weg zum Kino. Anscheinend bin ich der 15 Euro auf dem Weg dorthin verlustig gegangen. Bin wieder heimgegangen. 11. September 2009 Das neue Lied ‘Please don’t leave me’ von Pink ist wirklich gut, besser aber noch das Video. 10. September 2009 Ich hatte ja keine Ahnung, dass man heutzutage immer noch Brieftauben einsetzt. Anscheinend sind sie sogar verlässliche Alternative zu Breitbandinternetleitungen. Eine amüsant zu lesende Geschichte … Wo kann ich so eine Taube kaufen? 9. September 2009 Die online Präsentation ist sehr schön finde ich. Speziell Beobachtungen wie, all die Dinge wegzugeben, die nicht nützlich, schön oder freudvoll sind und dass einen das, was die anderen über einen Denken eigentlich nichts angeht habe ich am besten gefunden. http://www.lshs64.com/enjoytheride.html 7. September 2009 Bestens passend zur gestrigen Beobachtung: Heute habe ich eine Bäckerei mit dem schönen Namen 'Bäckerei Sorgenfrei' ('Boulangerie Sans Souci') gesichtet! 6. September 2009 In der Nähe des Brüssler Südbahnhofs gibt es einen Fleischhauer der sich 'Fleischerei Stalingrad' ('Boucherie Stalingrad') nennt. 226 5. September 2009 Eben habe ich folgenden zweckdienlichen Hinweis in einer Broschüre für Frauen auf Reisen gelesen: ‘Um ihr Lieblingsschampoo zu konzentrieren, leeren sie es auf ein Backblech oder in einer Kuchenform und stellen sie es bei ca. 200-250° für mehrere Stunden in den Ofen. Das Wasser wird verdampfen und eine zähflüssige Masse zurücklassen. Verwenden Sie eine Pipette um die verbliebene Masse in kleine Reisefläschchen zu füllen und vergessen sie nicht, diese zu beschriften. Sie brauchen jeweils nur ein paar Tropfen für eine Haarwäsche.’ 4. September 2009 Ich war zu einer Hochzeit in Brügge eingeladen, was sehr schön war. Ich war dennoch froh, nicht die Ehre des Hochzeitsfotografen gehabt zu haben. 1. September 2009 Es gibt eine neue Muse auf der Freunde-Seite! 31. August 2009 In Athen gibt es bekanntlich ein neues Akropolismuseum. Auf der Museumswebseite steht bei Fragen und Antworten der erhellende Satz: ‘Das Museum wird so lange für die Öffentlichkeit geschlossen beleiben, bis es offiziell eröffnet wird.’ No na. 29./30. August 2009 In meiner zweiwöchigen Brüsselabwesenheit unlängst sind drei riesige Häuser abgerissen worden. Anscheinend ist die gestern erwähnte Abrissfirma bestens beschäftigt. Interessanterweise nehme ich das zwar auf, sehe neue Perspektiven (und zwar ganz konkret: dort wo früher ein Haus war, kann man nun durch das Bauloch durchschauen), nehme die Entwicklung aber weiters gelassen und als durchaus normal wahr. Als ich nun durch die Wiener Kärntnerstrasse spaziert bin und feststellen musste, dass dort ein Haus abgerissen worden ist, war ich indes fassungslos. 28. August 2009 Der Spruch, den ich heute auf einem Auto gelesen habe, das anscheinend einer Abrißfirma gehört ist aus dem Kontext gerissen nicht sonderlich erbaulich: ‘Our mission – your demolition.’ (unsere Mission – ihre Demolierung) 27. August 2009 Ich stehe ja mit dem Französischen immer schon auf Kriegsfuss. Gestern Abend war wieder einmal ein herrlicher Dialog: Drei junge Männer in einem kleinen Auto halten an und fragen mich nach der Uhrzeit. Oder zumindest war das das, was ich verstanden habe. De facto haben sie nach dem Weg zum Nordbahnhof gefragt. Ein klassisches Mürzbogen - Rindsuppe Problem, wie man in Bruck an der Mur sagen würde (Du verstehst Rindsuppe statt Mürzbogen). 26. August 2009 T-Shirtaufdruck (rosa auf braunem Shirt, getragen von einem etwa Dreißigjährigen): Meine Mama hat mich angezogen. 23. August 2009 227 An sich ist Himbeersaft (vulgo Himbeerwasser) ja ungemein aus der Mode gekommen. Unter Umständen ist er mittlerweile ganz und gar vom Pfirsicheistee abgelöst worden, wobei aber auch der nicht ganz der letzte Schrei ist. 22. August 2009 Ich bin zum absoluten Billy Bryson Fan mutiert und sehe mich gezwungen, alle seine Reisebücher zu lesen. 20. August 2009 Neue, kürzlich gelesene T-Shirtaufdrucke: ‘Ich habe das Recht, mürrisch zu sein’ ‘Kriminal’ ‘Lebe über Deine Möglichkeiten’ 7. – 19. August 2009 Umbrien, Rom. Umbrien fühlt sich so ganz und gar nicht wie Italien an. Es ist sauber, aufgeräumt, Blumen wachsen in Blumentöpfen vor gepflegten Hausfassaden oder in schönen Vorgärten. Die meisten Ortschaften befinden sich auf den Hügelspitzen der durchaus schönen Landschaft und sind mittelalterlicher oder etruskischer Prägung. Die Erkenntnis meiner Zeit in Umbrien ist hauptsächlich, dass die Baci-Pralinen aus Perugia kommen. In jedem Baci ist zudem ein kleiner Zettel mit einem Zitat oder einem Sprichwort wie ‚Von allen Gefühlen ist Liebe dasjenige mit dem größten Bedürfnis für Muße’ – Stendhal. Perugia ist zudem meines Erachtens nach die angenehmste Stadt in Umbrien. Was auffällt ist, dass – nachdem sie auch auf einem Hügel liegt – überall Rolltreppen gebaut wurden. Man erreicht das historische Zentrum von rundherum über diese Rolltreppen. Eine endet mitten in bzw. unter einem Palast. Anscheinend gibt es in Italien so viel an Kunstschätzen, dass es auch in archäologisch interessantem Gebiet durchaus möglich ist, eine Rolltreppe durch einen Berg hindurch zu errichten. Assisi ist eine durch und durch touristische Stadt, zugegeben mit einem beeindruckenden Dom, der auf zwei Ebenen angelegt ist, quasi als Kirche über der Kirche oder Kirche unter der Kirche. Schwer zu beschreiben, aber nichtsdestotrotz unübertroffen! Citta de la Pieve ist eine sehr angenehme mittelalterliche Kleinstadt, Orvieto wiederum ob der dortigen Kathedrale sehenswert und Gubbio wegen seiner Lage. Angeblich ist Gubbio die älteste vollständig erhaltene mittelalterliche Stadt. Ansonsten haben mich urlaubstypische Fragen beschäftigt: Noch ein zweiter Kaffee zum Frühstück? Sonne oder Kultur? Noch ein Kapitel lesen oder doch nur meinen Gedanken nachhängen? Am letzten Tag dann noch Rom, wieder ganz anders. Auch in der brütenden Sommerhitze ist Rom sehenswert und hat ein ganz besonderes Flair. In einem Anflug von Eile haben sind wir die gesamte Innenstadt abgewandert. Unvermeidlich: Fontana di Trevi, Pantheon, Piazza Navona, Campo di Fiori, Trastevere und zu guter Letzt San Giovanni in Laterano mit der beeindruckenden Heilige Treppe Scala Santa zum Sancta Sanctorum. Diese Stufen dürfen nur Knien überwunden werden. 6. August 2009 Ohne die Gefahr der Pandemie schmälern zu wollen, sorgt die Schweinegrippe (oder wie sie nun auch immer heißt) doch immer wieder einmal für Erheiterung. Die neuesten anempfohlenen Vorbeugemaßnahmen (bitte besonders die ersten beiden beachten!) sind: - Hände waschen und vom Gesicht fern halten 228 - Hygienisch husten: Abstand halten und in den Ärmel oder in ein Taschentuch husten - Geschlossene Räume regelmäßig lüften - Abstand halten und Menschenansammlungen meiden Pole Pole (Suaheli für "immer mit der Ruhe") 5. August 2009 Die Frage des Tages lautet, wie das ‚Plastikdings’ heißt, das man im Supermarkt am Förderband zwischen seinen und den Einkauf des vorderen oder hinteren oder beiden Kunden legt. Laut Wer-Weiß-Was http://www.wer-weiss-was.de/faq1143/entry1055.html lauten ‚die "professionellen" Bezeichnungen: Warentrenner, Warenteiler, Waren(ab)trennstab, Warentrennleiste, Warentrennholz. Und zusätzlich nach der Form: Dreikantwarentrenner, Vierkantwarentrenner. Weitere gebräuchliche Namen, die aber einem Kunden teilweise höchst suspekt vorkommen müssen: Kundentrenner, Kundenteiler, Kundentrennstab, Produkttrenner, Kassentrennleiste, Separator, Kundenseparationsleiste, Kundenabgrenzer. Eher individuelle Lösungen: Kundenlatte, Kundenstange, Kundenknüppel, Konsumknüppel, Konsumprügel, Brotstop, Claimabstecker, Spießbürgerwall, Laufbandpolizist, Warenauffließbandabtrennungsteilausplastikmanchmalauchausholz, Warenkundenkassierüberblickshilfe, Rentnerberuhigungsstäbchen, Höflichkeitsmahnstecken. Aus der Kindersprache, sehr griffig: Deins-Meins.’ 4. August 2009 Am 13. Februar habe ich die Frage gestellt, ob man jemanden, de schon Plastiksackerln von Antikbuchhandlungen sammelt, dazu bringen kann, auch eine Sammlung von Flugzeugspeibsackerln anzulegen. Anscheinend ist es möglich. Zudem gibt es bereits seit einiger Zeit eine Galerie von Speibsackerln im Internet. Die gefragtesten Sackerln sind solche aus den 70er Jahren. Man kann auch ein Gratisstartset (3 Speibsackerln) bestellen. Mein Favorit kurioser Sammlungen oder Unternehmungen ist allerdings Rafael Antonio Lozano jr. Er ist auf einer persönlichen Mission rund um die Welt unterwegs und will dabei jede Starbucksfiliale besuchen. http://www.airsicknessbags.com/ http://www.starbuckseverywhere.net/ http://www.starbuckseverywhere.net/Winter.htm 2. August 2009 Sommerloch. In den Zeitungen geht es darum, welches Bier Obama bevorzugt, wenn er Gäste im Garten des Weißen Hauses bewirtet, ob es Zeit ist, dass Sarkozy ein Kind mit Frau Bruni bekommt, wo er doch demnächst Opa wird und ob es einer seriösen Zeitung würdig ist, sich auf ein Interview mit einer Kunstfigur (im konkreten Fall Sacha Baron Cohens Brüno) einzulassen. 1. August 2009 Ausflug an die Belgische Küste, nach Blankenberge. Ich glaube, einmal dortgewesen zu sein, reicht. 31. Juli 2009 229 Der Belgische Künstler Phebus hat eine limitierte Serie von Broken Muses Briefmarken kreiert. 30. Juli 2009 Laut Schätzungen von Manner haben 50% aller Österreicher, die verreisen, Mannerschnitten im Gepäck! 29. Juli 2009 Steht das Mondlandungsvideo der Nasa eigentlich noch unter Urheberrechtsschutz? 27. Juli 2009 Die Schweinegrippe heißt ja nicht mehr so, auch mexikanische Grippe ist als Begriff überholt. Der – etwas prosaische – Begriff der heute Verwendung findet lautet: Influenza A/H1N1. Wie auch immer, es hat mich wieder einmal eine Warnung ereilt, Auszüge hier: ‘Persönliche Hygiene ist das wichtigste, besonders im Umgang mit Personen, die von einer Reise zurückkommen, aber auch im allgemeinen sowie bei der Arbeit … - Niesen und schnäuzen Sie sich in ein Papiertaschentuch [Anmerkung: am 28. April – siehe Blogeintrag - hieß es noch, man könne zur Not auch in den Oberarmärmel seines Hemdes schnäuzen; das ist wohl nun nicht mehr opportun]. - Halten Sie eine physische [!] Distanz zu Menschen mit Grippesymptomen ein. - Vermeiden Sie Händeschütteln. Generell gibt es keinen Grund zur Panik.’ Mir gefallen vor allem die letzten beiden Sätze. 24. Juli 2009 T-Shirt Aufdruck: ‚Geheime Veganer-Gesellschaft - wir schützen Einhörner seit den 90er Jahren’ 23. Juli 2009 Manche Leute träumen - wie mein Papa sagen würde - wirklich von lauwarmen Eislutschern. 22. Juli 2009 Artikel 24 der UN-Menschenrechtskonvention sagt: ‚Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub.’ 20. Juli 2009 Die Bilder von Kairo sind online, es gibt auch einige neue Musen! 19. Juli 2009 Ich kann, weil ich will, was ich muss. Immanuel Kant 18. Juli 2009 In Bruck an der Mur gibt es eine Sprengschule. 16. Juli 2009 T-Shirt Aufdruck: ‚Die Realität ist ein schmutziges Geschäft.’ 15. Juli 2009 230 Manchmal weiß man nicht, ob etwas zur Abwechslung geschieht oder einen Wechsel bedeutet. 14. Juli 2009 Selbst nach Jahren finde ich Smalltalk immer noch ermüdend. Und immer noch schaffe ich es, an Büffets nicht genug zu essen zu bekommen und einen Empfang hungrig zu verlassen. 13. Juli 2009 Die Finnen sind sehr merkwürdige Leute. Sie haben doch tatsächlich einen Wettbewerb, bei dem sie sich ihre Frauen auf den Rücken schnallen und einen Hindernisparcours samt Wassergraben bewältigen. Ein Video findet sich hier. 12 July 2009 ‘Ich bin immer wieder verblüfft, wenn Leute sagen, ein Photo hätte jemanden wirklich erfasst.’ Eine Photographie ist so ein kleiner Auszug des Photographierten, ein Stück von ihm in einem Moment.’ Annie Leibovitz in ihrer Autobiographie At Work. 11. Juli 2009 ‘Kleider machen Leute. Nackte Leute haben wenig bis gar keinen Einfluss auf die Gesellschaft.’ Mark Twain 10. Juli 2009 ‚Wenn man jemanden trifft, beurteilt man ihn nach seiner Kleidung; wenn man sich von ihm verabschiedet, beurteilt man ihn nach seinem Herzen.’ Russisches Sprichwort 9. Juli 2009 ‚Wenn ich ein wenig Geld habe, kaufe ich Bücher. Und wenn noch ein wenig Geld übrig ist, kaufe ich Essen und Kleidung.’ Erasmus ‚Mein bester Freund ist derjenige, der mir ein Buch gibt, das ich noch nicht gelesen habe.’ Abraham Lincoln. 8. Juli 2009 Nicht alle Liedertexte sind textlich gelungen. Jüngstes Beispiel (auf Englisch reimt es sich zumindest): ‚Es gibt 9 Millionen Fahrräder in Peking – das ist eine Tatsache, die man nicht bestreiten kann – Genauso wie die Tatsache, dass ich Dich bis zu meinem Lebensende lieben werde. Höchst skurriler Empfang am Münchner Flughafen. Unmengen von trachtig gekleideten jungen Damen und Herren schwenken riesige Schilder auf denen steht: ‚Zur internationalen Konferenz der Zeugen Jehovas’ und heißen halb Japan willkommen. 7. Juli 2009 Meine Oma hat immer gesagt: ‚Platz ist in der kleinsten Hütte.’ 6. Juli 2009 Ich sage ja schon seit langem, dass der Rohstoff der Zukunft Wasser ist. Es gibt zwei Trends Unlängst habe ich mit einem Kollegen darüber diskutiert, ob es eine Art grundsätzliches Recht auf freie Toilettenbenutzung im öffentlichen Raum, wobei man natürlich diskutieren kann, was darunter fällt, geben sollte. Der Trend geht ja genau zum Gegenteil. Immer öfters muss man zwischen 30 und 50 Cent, manchmal auch einen 231 Euro bezahlen, um die Toilette benutzen zu dürfen. Jüngst bin ich wieder einmal – auf einer Tankstelle - auf eine moderne Wegelagerei dieser Art gestoßen. Wenn man nicht durc ein kindförmiges Loch in der Trennwand passt (geeignet bis etwa 4 Jahre), gelangt man dort nur dann zur Toilettanlage, wenn man einen Barriereschranken mittels Einwurf einer 50 Cent Münze überwindet. Man bekommt ein Ticket, das gleichzeitig einen Bon für 50 Cent darstellt und den man dann im Tankstellenshop als Teilzahlung überteuerten Essens einlösen kann. Soweit, so trist. 5. Juli 2009 Werbung für eine Buchhandlung: ‚Machen Sie Ihren eigenen Film – lesen Sie ein Buch!’ Und aus der Kategorie T-Shirt Aufdrucke: ‚99% Engel’. 4. Juli 2009 Kann man es als regelmäßigen Sport bezeichnen, Flugzeugen hinterher- respektive von Gate zu Gate zu laufen? Ich habe auch wieder einmal einen interessanten T-Shirt Aufdruck gesehen: ‚Grüße aus Dschibuti.’ Das hat sicher auch nicht jeder. 3. Juli 2009 Ich bin wieder einmal über Wittgenstein gestolpert: Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. 2. Juli 2009 Dennis Meadows, Vordenker des Club of Rome, sagt: ‚Man muss auf kurze Sicht oft komplizierte Wege gehen, um Dinge langfristig zu verbessern’ und ‚wir müssen kurzfristig Opfer bringen um langfristig besser zu leben’. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/231/476739/text/ 1. Juli 2009 Henry Ford hat angeblich einmal gesagt: ‚Wenn alles gegen dich zu sein scheint, dann erinnere dich, dass ein Flugzeug nur gegen den Wind abhebt und nicht mit dem Wind.’ Was er wohl auch gesagt hat war: ‚Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.’ 30. Juni 2009 Die Oma hat oft gesagt: ‚Das Leben ist kein Wunschkonzert!’ Das Wort des Tages: ‚verworren’. 29. Juni 2009 Das Wort des Tages: Mürrisch, muffig. 28. Juni 2009 Der Nobelpreisträger Eric Kandel hat in einem Interview gesagt: ‚Ein Mensch ist das, was er gelernt hat und was er erinnert.’ 27. Juni 2009 Ich frage mich, warum Politiker wie Obama mit Slogans wie ‘change’, ‘yes we can’ oder ‘the time is now’ so erfolgreich sind. Veränderungen scheinen doch für die meisten Menschen mitunter das schwierigste überhaupt darzustellen. Vielleicht ist es die indirekte Botschaft in diesen Slogans, dass man nur dafür sein braucht und der Rest, die 232 eigentliche Arbeit und alle damit verbundenen Unannehmlichkeiten von jemand anderem erledigt werden. Vielleicht punktet ja auch bald die Opposition in den Schlagzeilen mit Slogans wie ‚zu wenig, zu spät’. 26. Juni 2009 Was braucht man mehr an einem Freitag als eine Taube, die sich über einem entleert, einen gestohlenen PC und die Polizei, die drei Mann hoch aufmarschiert und behauptet, ihr sei nicht das Abhandenkommen eines Laptops, sondern die Geiselname einer Person gemeldet worden. 25. Juni 2009 Bertrand Russell hat angebliche einmal gesagt: ‚Was man kurz und bündig sagen kann, soll man auch so sagen.’ 24. Juni 2009 Neue Bilder auf der Broken Muses Homepage. http://www.brokenmuses.com/indexde.php 23. Juni 2009 Ich frage mich ja häufig, was Leute dazu bringt, Dinge auf der Strasse zu deponieren. Heute gesehen: ein Paar Stiefel. Anscheinend hat sie jemand abgestreift und einfach dort weggeworfen. Warum? 22. Juni 2009 Nach langen Monaten der namensbezogenen relativen Stabilität gab es heute wieder eine ‚Birgit’ und eine ‚Margrit’, letztere wahrscheinlich in Anlehnung an das kürzlich eröffnete Brüsseler Magritte-Museum. 21. Juni 2009 Sommerbeginn und es ist kalt und schüttet in Brüssel. 20. Juni 2009 Ich kann mich nicht von dem Buch Shantaram von Gregoy David Roberts lösen. So fesselnd, eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe! 18. Juni 2009 Ich versuche, mich von der Ausstellung und meinen blutenden Händen und sonstigen Schmerzen zu erholen. 17. Juni 2009 Ausstellung im Königlichen Kunst- und Geschichtemuseum in Brüssel. Meine Haupterkenntnis ist, dass das Erfolgsgeheimnis mancher Menschen darin zu liegen scheint, dass sie die Kunst, anderen beim Arbeiten zuzuschauen vervollkommnet haben. Abgesehen davon muss ich mein Bild meiner persönlichen Hölle leicht revidieren. Bisher bestand es darin, dass ich dort bis zum St. Nimmerleinstag Bilderrahmen zusammenschrauben muss. Nachdem ich nun Alubilder ausstelle, revidiere ich: die Hölle muss sein, Feldstaffeleien zusammenzuschrauben und aufzubauen. Manche, aber wirklich nur ganz wenige Besucher haben sich für meine Bilder interessiert. Die Kommentare haben rangiert zwischen : ‚ich mag die Bilder’, über ‚sie sind alle sehr traurig’ bis zu ‚mir gefällt ja nur die Kunst aus dem fernen Osten’. 233 16. Juni 2009 Ich habe einen schockierenden Artikel von einer Frau gelesen, die eine Gefängnisstrafe in Nordkorea überlebt hat. 14. Juni 2009 Nach Monaten habe ich endlich wieder einmal Zeit gefunden, in meiner Dunkelkammer zu arbeiten. Beim Durchsehen meiner Negative ist mir erst aufgefallen, wie viel ich in letzter Zeit unterwegs war: Heuer allein war ich in Wien, Budapest, Lissabon, Porto, Prag, Maastricht, New York, München, Kairo und Athen. Auf der Webseite gibt es nun übrigens ein Newsarchiv und eine sehr kurze, halbtägige Ausstellung wird auch wieder stattfinden, am kommenden Mittwoch, um genau zu sein. Ausstellungsort ist das Königliche Kunst und Geschichtemuseum in Brüssel. 13. Juni 2009 Meine beste Freundin sagt oft: ‘Männer sollten unter sich bleiben und Fußball spielen.’ 12. Juni 2009 Bin wieder retour aus Athen. Auf dem Rückflug habe ich einen sehr interessanten Artikel übers Retuschieren von Fotos gelesen (leider nur auf Englisch verfügbar). Mittlerweile nimmt das Retuschieren solche bizarren Ausmaße an, dass derselbe Star auf drei verschiedenen Magazincovern unterschiedlich aussieht und kaum wiederzuerkennen ist. 11. Juni 2009 Neue T-Shirt Aufdrucke: ‘Drei Gründe, Lehrer zu sein: Juni, Juli, August’ und ‘To do is to be. Socrates - To be is to do. Plato - Do Be Do Be Do. Sinatra.’ 10. Juni 2009 Ich bin leider sehr spät in Athen angekommen und hatte kaum 20 Minuten Zeit, die Akropolis zu besichtigen. So eine riesige und interessante Stadt und so wenig Zeit… 6. Juni 2009 Inschrift über dem Eingang einer Brüsseler Buchhandlung: ‚Vorsichtig austariert am Rande eines Loches in der Zeit’. 5 Juni 2009 Meine Kamera hat den Eindruck erweckt, kaputt zu sein. Zum Glück waren es nur leere Batterien. 4. Juni 2009 Eine sehr interessante Beobachtung von jemandem, der heute die Broken Muses Webseite zum ersten Mal angesehen hat war die Frage, ob ich denn durch das Bild andeuten wolle, James Bond sei auch eine gebrochene Muse. Gute Frage. 3. Juni 2009 Rundschreiben sind ja immer wieder eine gute Quelle für Zitate. Heute gelesen unter der Überschrift ‚erfreuliche Nachrichten’: ‚Wir möchten dieses Schreiben zum Anlass nehmen, Sie über die Geburt (!) unserer neuen Webseite zu informieren!’ 2. Juni 2009 234 Vor einiger Zeit habe ich einmal die Beobachtung erwähnt, dass man manche Menschen riechen kann, bevor man sie noch sieht. Das gilt leider auch umgekehrt, vor allem in Aufzügen. Dort kann man manche Menschen noch lange, nachdem sie den Aufzug schon wieder verlassen haben noch riechen. 1. Juni 2009 Was ich noch vergessen hatte über Kairo zu berichten waren die höchst interessanten Buttons, die jeder Angestellte an der Livree tragen musste. Darauf stand: ‚Die Antwort ist ja. Wie lautet die Frage?’ An sich eine nette Idee, nur wie nach dem Frühstücksraum oder den Checkout-Zeiten fragen, wenn man auf ja/nein Fragen reduziert wird? 30. – 31-. Mai 2009 Ein klassischer Parisausflug zum Triumphbogen, dem Eiffelturm, einer Bootsfahrt auf der Seine, einem Spaziergang durch St. Germain des Pres und einem Besuch von Versailles. Was vielleicht nicht ganz so klassisch war, war ein Abstecher zum größten Floh- und Antiquitätenmarkt aller Zeiten bei der Porte de Clinancourt, wo meine Hochzeiterin immer noch in ihrem nach und nach schmutziger werdenden Kleid im Innenhof eines Alteisenhändlers sitzt. 29. Mai 2009 2 Jahre Broken Muses Blog! 28. Mai 2009 Der WWF sagt, ohne die Umwelt gibt es keine Wirtschaft. 27. Mai 2009 Pizzeria. Ich warte auf eine Pizza zum Mitnehmen, der Inhaber belegt gerade zwei weitere. Eine Frau öffnet die Türe und hat einen Hund am Arm. Sie fragt den Pizzeriabesitzer, ob er einen Hund brauche. Er verneint höflich, nein, heute wohl nicht. Ich war froh, eine vegetarische Pizza geordert zu haben. 26. Mai 2009 Man kann keinen Nebenwohnsitz in einem Land haben, in dem man keinen Hauptwohnsitz hat. In weiterer Folge kann man daher in mehreren Ländern einen Hauptwohnsitz haben, allerdings wohl in Europa nur in einem Land bei der EUParlamentswahl wählen. 25. März 2009 Ich bin zu einem anderen Geschäft geradelt, um ein neues Schloss zu erwerben. Das Geschäft hatte zu. 21. – 24. Mai 2009 Mein Besuch in Kairo hat schon sehr gut begonnen. Der Fahrer, der mich vom Flughafen abgeholt hat, hätte optisch der Enkel von Omar Sharif sein können und gemeint, er hieße Honey. Seine einzigen beiden Sätze auf Englisch waren dann ‘Welcome to Egypt’ und ‘no problem’. Ohne weitere Probleme bin ich in etwa 15 Mal in Ägypten willkommen geheißen worden, womit unsere Unterhaltung auch bereits zusammengefasst wäre. Wir sind dann auch zu den Pyramiden von Gizeh gefahren. Ich habe sie zwar schon viele Male auf Bildern oder im Fernsehen gesehen, trotzdem ist der Eindruck, den sie machen, schwer zu beschreiben. Es ist überwältigend, vor diesen Gebäuden zu stehen. 235 Es ist keine Übertreibung, sie Weltwunder zu nennen. Wie muss es sich für die Entdecker angefühlt haben, die noch keine Bilder kannten? Natürlich sind sie auch eine Touristenattraktion und an manchen Stellen kann man sich einfach nicht gegen die Kameltreiber und Souvenirverkäufer wehren. Der Bazar im islamischen Teil der Stadt ist auch einen Besuch wert. Speziell Geschäfte, die Fez-Hüte herstellen oder Bücher binden sind dort genauso zu finden wie Stände, an denen Zuckerrohrsaft verkauft wird oder Häuser, vor denen einige Ziegen leben. Jedenfalls sehenswert ist das El Fishawy Café am Khan El Khalili Bazar. Etwas abgehoben, aber vom Ausblick her schön ist dann die Dachterrassenbar des Nile Hilton Hotels, von wo aus man die ganze Stadt überblickt. Coptic Cairo ist wohl der älteste Teil der Stadt und geschichtlich wie architektonisch interessant. Gleiches gilt auch für das Ägyptische Museum, das eine ungemein reichhaltige Sammlung von antiken, altägyptischen Skulpturen, Sarkophagen, Mumien, Grabbeigaben und sonstigen Fundstücken beherbergt. Wahrscheinlich hätte man den Schatz dieses Museums auch in einem zweiwöchigen exklusiven Museumsbesuch nicht ganz gesehen. Was mich abgesehen von den Pyramiden am meisten beeindruckt hat, war die sogeannte Stadt der Toten, von den Einheimischen auch ‚der Friedhof’ genannt. Etwa eine Million Menschen leben dort in Hütten zwischen den Gräbern und Gruften. Die Wege zwischen den Gräbern haben Namen und die Gräber Nummern. Man kann also auch Post bekommen. Es gibt dort Busse, Lebensmittelläden, Autowerkstätten. 20. Mai 2009 Ich habe beschlossen, öfters mit dem Fahrrad zu fahren. Gute drei Wochen Anlaufzeit sind vergangen, weil ich die Schlüssel zum alten Schloss nicht gefunden habe. Heute ist nun am Tag 2 des neuen Schlosses besagtes neues Radschloss verloren gegangen. Als ich dann zu Fuß zum einzigen mir bekannten Sportgeschäft gegangen bin um ein neues zu erwerben, musste ich feststellen, dass es dieses Geschäft nicht mehr gibt; es ist durch ein Modegeschäft ersetzt worden. Radfahren steht unter keinem besonders guten Stern zur Zeit. 19. Mai 2009 Wo eine Baustelle ist, sind die Beobachter nicht weit. Baustellen scheinen Menschen magisch anzuziehen. Anscheinend hat es etwas Meditatives, einer Veränderung beizuwohnen oder vielleicht beruhigt es nur, anderen beim Arbeiten zuzuschauen. 16. Mai 2009 Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Karl Valentin 15. Mai 2009 Wenn das hier kein Brokenmusesappartment ist! 14. Mai 2009 Brauereibesichtigung in München. Abgesehen von einer ungemein interessanten Abfüllanlage und auch ansonsten einer beeindruckenden modernen Anlage war doch eine Geschichte aus früheren Zeiten am amüsantesten. Im Fermentierprozess muss das Bier auch einmal gekühlt werden und dabei tritt eine gewisse Menge CO2 aus. Das Gas kann man nicht riechen und wenn es in zu hoher Konzentration auftritt, ist es für den Menschen tödlich. Früher konnte man den CO2-Gehalt in den Kühlräumen nicht messen und immer wieder sind Braumeister umgekommen, wenn sie zu lange in diesen Räumen waren. Die meisten haben sich mit einem Dackel beholfen, der beim Kontrollgang durch 236 die Brauerein mitgenommen und an einer langen Leine in die Kühlräume geschickt worden ist. Fiel der Dackel um, war zu viel CO2 in der Luft. Der Dackel hat sich regelmäßig wieder erholt, war aber meist tagelang benommen. 13. Mai 2009 Warum gibt es Gerichte, die folgendermaßen beschrieben werden: ‚Fliegenfischkaviarschmand auf Castell-Franco-Salat, Achrobenhauser Spargelspitzen in Brunnenkressevinaigrette dazu Ciabattabrot zum Draufstreichen’. 12. Mai 2009 … Schönheit findet sich im Alltäglichen leichter als im Ideal … Ann Temkin, Blanchette Rockefeller Kuratorin für Malerei und Skulptur. 11. Mai 2009 Es gibt interessante Sätze, die man beim Einkaufen hört, die einem entgegengeschleudert werden von Menschen, die ansonsten mehr oder weniger stumm an der Kasse sitzen. Manche sind langweilig, wie ‘Möchten Sie ein Plastiksackerl?’ andere befremdlich, wie ‚Sammeln Sie Disneyaufkleber?’ 10. Mai 2009 Angeblich kommt der Ausdruck Blümchenkaffee daher, dass Meißner seit 1815 ein Kaffeeservice im Angebot hat, das als Dekor rund um eine mittig platzierte Blume Rosen, Vergissmeinnicht, Kornblumen und Veilchen angeordnet hat. Bei den Kaffeetassen ist auf dem Tassenboden innen eine einzelne Blume aufgemalt. Wenn man diese Blume bei voller Tasse am Boden durchscheinen sieht, ist der Kaffee so dünn, dass er zum Blümchenkaffee geworden ist. 9. Mai 2009 Ein Weinliebhaber und Bücherwurm hat unlängst verkündet, nur Rotwein sei richtiger Wein. Weißwein sei dagegen nur eine Erfrischung. Übrigens gibt es neue Bilder aus Rom! 8. Mai 2009 Manche Menschen halten es für exzentrisch, alte Zeitungen zu lesen. Der Vorteil ist, dass die Chance, etwas verpasst zu haben, recht gering ist. Andererseits ist man nie richtig im Bilde, was am gegenwärtigen Tag passiert ist. 7. Mail 2009 Am Flughafen wurde mir heute eine Broschüre ausgehändigt, was als Anzeichen der wie ich dachte als Schweinegrippe bezeichneten Krankheit gewertet werden sollte und wie man darauf zu reagieren habe. Nun heißt das ganze aber Mexikanische Grippe. Erst wurde eine ganze Gattung zum Sündenbock erklärt, nun ist es eine Nation. 1. – 6. Mai 2009 Ein interessantes Detail am Rande, das ich vorher och nicht gestreift hatte ist, dass New York früher einmal kurz New Orange geheißen hat. Die Holländer haben die Stadt von August 1673 bis November 1674 kurz noch einmal von den Briten übernommen und sie damals so bezeichnet. Danach und seither heißt New York aber New York. Ganz nett war auch das Library Hotel, in dem jedes Zimmer ein anderes Thema hat und das ‚bitte nicht stören’ Zeichen, ‚pst, bitte lass mich lesen’ heißt und die Kehrseite ‚bitte meine Bücher abstauben’. Auf einmal hat es so ausgesehen, als ginge es in ganz New 237 York nur ums Lesen. Eine Buchhandlung, die wegen Renoverierung völlig eingerüstet war, hat mit dem Slogan ‚Beurteilen Sie eine Buchhandlung nicht anhand des Einbands’ geworben. Weil es dauernd geregnet hat, habe ich auch die Zeitungen ausführlicher gelesen als sonst und bin über zwei interessante Artikel gestolpert. Einer hat sich mit dem Mythos des Multitaskings beschäftigt und der andere mit dem Erfinder und Genie Nikola Tesla. In New York sind anscheinend alle Jugendlichen zwischen 16 und 20 in Mode von Abercrombie & Fitch verschossen. Selbst im strömenden Regen sieht man sie mit ihren Papiersackerln flanieren, wobei sie in Kauf zu nehmen scheinen, dass sie selber nass werden, so lange die Schirme nur das Wasser von besagten Papiersackerln abhalten. Auf diesen Sackerln sieht man in Schwarzweiß den trainierten nackten Bauch eines männlichen Models und den oberen Teil seiner Jeans. Angeblich ist es in den Geschäften finster und man sieht die Mode kaum. Ich wollte mir das anschauen und habe schon im Eingangsbereich eine Traube kreischender junger Mädchen gesehen. Über ihnen war ein riesiges Plakat eben dieses drchtrainierten Bauches samt Jeans und darunter stand das Modell. Eine Angestellt war mit einer Polaroidkamera zur Stelle. Ich habe die Mädchen rechts überholt und mich neben das Modell gestellt und Sekunden später hatte ich mein Polaroidbild. Ansonsten war es wie gesagt eigentlich hauptsächlich verregnet. Trotzdem habe ich Bezrike gesehen, wo ich noch nicht war, die Upper und Lower East Side, Teile von Brooklyn. Eine echte Entdeckung war die Bar des Mandarine Oriental Hotels im 35. Stock mit Blick über den Central Park. 30. April 2009 ‘Ich habe mir das Paradies immer al seine Art Bibliothek vorgestellt’ – Jorge Luis Borges. Ebenfalls heute gelesen: ‘Beschäftigt damit, zu lieben, beschäftigt damit, zu hassen, beschäftigt damit, zu lachen, beschäftigt damit, verrückt zu werden.’ Und ein neues T-Shirt Zitat: ‘Es gibt keine Zukunft für Zeitreisen’. 29. April 2009 Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee war, sich bei Twitter zu registrieren. Menschen geben dort Auskunft darüber, was sie gerade machen (‚ich gehe jetzt zur Toilette’). Die ersten beiden, die sich entschlossen haben, zu verfolgen, was ich denn so mache heißen ‘Harpi Bizarre’ und ‘ich hasse Menschen’. 28. April 2009 Bezüglich der Schweinepest wurde ich auf folgendes aufmerksam gemacht. Man habe in Hinkunft: - Hygiene hochzuhalten und seine Hände oft zu waschen. - Sein eigenes Gesicht nicht zu berühren (!) - Menschen zu meiden, die offensichtlich (!) krank sind. Und nun mein absoluter Lieblingshinweis: - Falls man niesen müsse, habe man ein Taschentuch zu verwenden und dieses hinterher sofort wegzuwerfen. Falls keines zur Hand sei, solle man sich in den Oberarmärmel seines Hemdes schnäuzen, keinesfalls aber in die Hände. 27. April 2009 Ich gedenke, eine Sammlung von Beleidigungen anzulegen. Heute gehört, nachdem eine Person länglich argumentiert hatte. ‚Kürzlich habe ich etwas sehr intelligentes gehört und wenn ich mich recht erinnere war es genau das Gegenteil von dem, was Sie gerade ausgeführt haben!’ 238 25. - 26. April 2009 Es ist ein wirkliches Pech, ich bin in Porto (Samstag) und genau heute ist der portugiesische Nationalfeiertag! Alles hat zu, die Geschäfte vor allem und insofern ist es nicht die vibrierende Innenstadt, die ich erwartet hatte, sondern eher ein Sonntagsgefühl. Auch sonst sind denke ich nicht viele Menschen auf den Strassen, gut die Hälfte aller Häuser sind leer oder verfallen. Dächer stürzen ein, Tauben haben die hügelige Stadt übernommen. Die Innenstadt ist UNESCO Weltkulturerbe und man versteht, warum. So geisterhaft die Stadt ist, liegt doch ein morbider Charme über allem. Natürlich habe ich gerade das sehr genossen. Ich habe auch einige Broken Muses gefunden. Was man nicht verpassen sollte, ist das Cafe de Paris, die Bar dos Livros (beide Rua da Galleria de Paris), das Café Majestic (Rua Santa Catarina) und die Buchhandlung Llelo (Livraria Llelo, Rua des Carmelitos). 24. April 2009 Es gibt ungemein viele Blinde in Lissabon fällt mir auf. Ich habe sicher schon 10 oder 15 gesehen in den letzten paar Tagen. Heute bin ich einem ausgewichen, der noch nicht besonders gut im Umgang mit seinem Stock war. Trotz meiner Seitwärtsbewegung hat er mich mit dem Stock getroffen. Ansonsten: Zum Mrs. Bean-Syndrom (© eine Freundin von mir: sie versteht darunter eine Art der Ungeschicklichkeit, die an Mr. Bean erinnert): Erst habe ich mir am frühe Morgen die Zunge an einem Pasteis de Belem (einem Blätterteiggebäck mit frischer, warmer Creme) verbrannt, Dann wurde ich wie gesagt von einem Blindenstock getroffen. Als ich an einem Mittagsbuffet versucht habe, einem anderen zu helfen, habe ich meinen eigenen Teller so schräg gehalten, dass mir Sauce über Hand und Ärmel geronnen sind. Und zu guter Letzt: Ohne die Hilfe von George Clooney habe ich beim Betrieb einer Nespressomaschine völlig versagt und nur heißes Wasser produziert, 23. April 2009 Konferenz: ich wurde von einem Kollegen gebeten, mit dem Delegierten eines bestimmten Landes zu sprechen. Als ich ihn endlich gefunden, mich vorgestellt und erklärt hatte, worum es sich handle war die – wie ich meine etwas unhöfliche – Antwort: ‚Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, mit Ihnen zu sprechen.’ 22. April 2009 Ich habe mich am späten Nachmittag in Sintra so verlaufen, dass ich buchstäblich erst nach einer guten Stunde herausgefunden habe, im Kreis gegangen zu sein. Müde und allgemein erledigt habe ich die Polizei aufgehalten und nach dem Weg gefragt. Nachdem ich anscheinend wirklich völlig falsch gegangen bin und etwa 15km vom Bahnhof entfernt war, haben sich die beiden Polizisten liebenswürdigerweise dazu entschlossen, mich im Fond des mit Gittern verriegelten Wagens zum Bahnhof zu bringen. Verabschiedet haben sie sich mit einem ‚Viel Spaß noch in Portugal’. Gleich nach meiner Ankunft in Lissabon wollte ich dann mit einem Taxi weiter zu einer Abendveranstaltung, die in einem Kloster stattgefunden hat. Da ich mich nicht gleich an den Namen erinnern konnte, habe ich zum Taxler nur mit wahrscheinlich ein wenig zu ernster Mine gesagt, ich wolle ins Kloster. Seinem Blick zufolge war er für einen kurzen Augenblick tatsächlich der Meinung, ich wolle dort eintreten und er habe eine künftige Nonne im Fond. 21. April 2009 239 Ist man moralisch verpflichtet, Menschen zu sagen, wenn sie dabei sind, sich lächerlich zu machen? Jedenfalls ist es nicht einfach, nicht zu schmunzeln, wenn jemandem, der in einem, vom Videobeamer an die Wand geworfenen Bild steht, ein Play-Button auf die Hose projiziert wird. 20. April 2009 Es gibt keinen ‘casual’ Montag habe ich heute festgestellt. Nachdem keine Meetings angesetzt waren, war ich heute eher leger gekleidet im Büro. Kurzfristig hat sich dann aber doch ein Meeting ergeben. Also habe ich mich vorbereitet und bin noch kurz nach Hause gefahren, um mich umzuziehen, nur um dann vor Ort zu erfahren, dass die Besprechung abgesagt wurde. 18. - 19. April 2009 Maastricht ist eine interessante Stadt. Es gibt dort eine Buchhandlung (Boekhandel Selexyz Dominicanen), die in einer ehemaligen Dominikanerkirche aus dem 13. Jahrhundert untergebracht ist. Wo früher der Altar war, ist heute ein Cafe. Nicht weit von dort ist ein ehemaliges Dominikanerkloster zu einem Hotel (Kruisherenhotel Maastricht) umgebaut worden. Dort ist die Bar im ehemaligen Altarbereich bzw. der Frühstücksraum auf der Empore. Bemerkenswert ist auch die Innenhofgestaltung. Es gibt dort eine Skulptur mit rotierender Schiffsschraube, die einen Strudel erzeugt, der ein Straußenei mit unglaublichem Sog nach unten zieht. Und bevor ich es vergesse: Die Wasabinuß ist auch Teil der gängigen Maastrichter Knabbereien… 17. April 2009 Es ist immer wieder interessant zu sehen, was Leute so wegwerfen. Heute war es eine Ikone neben einem Staubsaugerschlauch. Ein Bild findet sich hier. blog-daybyday-hoover-de.php 16. April 2009 In Stockholm hat ein Hotel eröffnet, das sich in einem Jumbo (Boing 747), der 1976 für Singapore Airlines gebaut wurde, befindet. Man kann sogar im Cockpit schlafen. Hier die Webseite des Jumbo-Hotels. 15. April 2009 Prag ist ein interessantes Pflaster. Tschechisches Bier ist weltbekannt und wird auch überall feilgeboten. Interessantes Detail am Rande: In der Hotelminibar war das am Abstand billigste Produkt eine Kodomdreierpackung. Kostenpunkt 1/3 des billigsten in der Minibar verfügbaren tschechischen Bieres. 14. April 2009 Eine liebe Bekannte von mir ist eben zu einer Weltreise aufgebrochen. Ihre Tour führt sie von Wien nach Madras, Sri Lanka, Singapur, Hongkong, Australien, auf die Osterinseln und nach Chile. Mehr bei ihrem Reiseblog. 13. April 2009 Bestsellerliste (Sachbücher; nur Titel; 4 Titel entnommen aus den Büchern auf Platz 1 10 gelistet im ‚Standard’ vom 11. April): Der verletzte Mensch. Die Olive und wir. Glück kommt selten allein. Wer gesund stirbt, hat mehr vom Leben. 12. April 2009 240 Ich wurde am Flughafen aufgehalten, weil ich 26 Filme in meinem Handgepäck hatte. Vier Angestellte sind um einen Bildschirm zusammengelaufen. Am Schwarzweißmonitor haben sie die Kamera klar als solche identifizieren können, die dazugehörigen Filme aber nicht. Anscheinend kommt Filmmaterial in der Schulung nicht mehr vor, seit es hauptsächlich Digitalkameras gibt. Jedenfalls bin ich ihnen mehr als verdächtig vorgekommen. Wer will heutzutage schon 26 (!) Filme von Österreich nach Belgien bringen... 10. April 2009 Bin nach einem Kinobesuch nur knapp einer Granny-Smith-Apfelattacke entgangen. Glücklicherweise hat der (angebissene) Apfel eine etwas schiefe Bahn genommen und ist am Gehsteig neben mir aufgeprallt. 9. April 2009 Die Wasabinuss hat Bruck an der Mur erreicht… Weiters gibt es eigens aufgestellte Hundekotmistkübel, hier ein Bild! 8. April 2009 Wie ich höre, gibt es an der Universität Graz eine höchst interessante Philosophievorlesung, die sehr gut besucht ist. Unter anderem gibt es dort ein etwas älteres Semester, das während der Vorlesung eine Art braunen Brei löffelt, was von diversen Mithörern als unpassend und darüber hinaus auch als recht ungustiös empfunden wird. Bei der letzten Vorlesung vor Ostern hat besagter Herr nicht nur seinen Brei gelöffelt, sondern hinterher sein Gebiss herausgenommen und anschließend die Reste des braunen Breis von selbigem abgeschleckt. 7. April 2009 Ich habe einen Schokohasen bekommen. Es handelt sich nach den Angaben des Herstellerunternehmens um einen Hohlkörper aus Zartbitterschokolade. Besagter Hohlkörper schaut etwas grimmig, ist in güldenes Stanniolpapier gehüllt und trägt an einem Bändchen eine braune Masche samt Medaillon (!). 6 April 2009 Kierkegaard hat einmal gesagt: ‚Man kann Wildgänse zähmen, aber niemals aus zahmen Gänsen Wildgänse machen.’ 4. April 2009 Und wieder ein Klassiker aus der Welt der T-Shirt-Aufdrucke: ‘Meine Schwester ist schuld’. 3. April 2009 Wie ich von einem Kenner erfahren habe, ist ein Bilby ein eierlegendes Säugetier. Für ein Bilbybild, hier klicken. 2. April 2009 Passend zu Ostern bin ich auf ein interessantes Vorabentscheidungsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof aufmerksam geworden. Es geht um einen Osterhasenstreit zwischen der burgenländischen Firma Hauswirth und dem Schweizer Unternehmen Lindt&Sprüngli. Es handelt sich im wesentlichen um einen Markenrechtsstreit. Lindt hat im Jahr 2004 eine Klage gegen Hauswirth eingebracht, weil deren Schokoladeosterhase (goldene Hasenverpackung, rotes Mascherl ohne Glockerl) dem 241 Lindt-Goldhasen (goldene Hasenverpackung, rotes Mascherl mit Glockerl) zu ähnlich sehe und damit Lindts Markenrecht am Goldhasen mit Mascherl und Glockerl verletze. Der oberste Gerichtshof hat die strittige Markenrechtsfrage (Hauswirth will, dass die Lindt’sche Marke für ungültig erklärt wird) dem Europäischen Gerichtshof zur Vorabentscheidung vorgelegt. Soweit die Sache selbst. Sehr amüsant ist die Definiten des Osterhasen der Generalanwältin: ‚Zur österlichen Mythologie gehört ein Eier austragendes Wesen, das als Osterhase bekannt ist. In verschiedenen Sprachen wird das Wesen als Hase oder als Kaninchen bezeichnet, und der englische Begriff „bunny“ ist wohl dehnbar genug, um beide Formen zu umfassen. In Australien, wo Kaninchen nicht gut angesehen sind, ist ihre mythologische Nische zum Teil vom „Easter bilby“ (Osterkaninchennasenbeutler) besetzt worden (obwohl man angesichts der möglichen Fähigkeit, Eier zu legen, eher ein „Osterschnabeltier“ erwarten mag). Der im vorliegenden Fall unter der streitigen Marke vertriebene Artikel wird vom Hersteller auf Deutsch als „Goldhase“, auf Englisch als „Gold bunny“, auf Französisch als „Lapin d’or“, auf Italienisch als „Coniglio d’oro“ usw. bezeichnet. Zum Glück ist die genaue zoologische Einordnung dieses (vermutlichen) Hasenartigen für alle Streitfragen des vorliegenden Falls vollkommen irrelevant.’ 1. April 2009 Rechtzeitig zum ersten April hat eine neue Sandwichbar in Brüssel ihre Tore geöffnet. Sie hat den klingenden Namen ‚Fou’d food’ – verrückt nach Essen. Diese Bar ist nicht weit vom Theorem des Archimedes, einem Restaurant, das sich Le The au Harem d’Archi Ahmed schreibt (Der Tee im Harem von Archi Ahmed), was aber wie Le Theorem d’Archimed ausgesprochen wird. Auch ganz hoch in meiner Sammlung klingender und origineller Brüsseler Lokalnamen: ‚Et qui va promener le chien?’ – ‚Und wer geht mit dem Hund spazieren?’. 31. März 2009 Wohin sich wenden, wohin gehen? 30. März 2009 Viele reden heute vom Internet der Dinge, dem Internet of Things. Kürzlich habe ich einen Bericht gelesen, wo es ein kleines Missverständnis gegeben haben dürfte und man sich auf das ‚Internet of Thins’, also das Internet für Dünne bezogen hat. 29. März 2009 Schokoladeneierwerbung: ‘Eggspolsion des Geschmacks’. 28. März 2009 Neues aus der Welt der T-Shirt Aufdrucke: ‚Tiere schmecken gut’. Und neben einem sehr beleibten Buddha: ‚Ich habe die Figur eines Gottes.’ 27. März 2009 Kleinanzeige in einer Zeitung: ‚Schwarz-braun getigerte Katze entlaufen. Besonderes Merkmal: Hasenscharte.’ 26. März 2009 Tagung in einem Kölner Hotel. Die Spannungen zwischen Köln und Düsseldorf gehen anscheinend so weit, dass die Toiletten im Kölner Tagungshotel ‚Düsseldorf’ heißen… 25. März 2009 242 Ist es wirklich ein Zeichen des kulturellen Verfalls, wenn Lokale für Frühstück bis 17 Uhr werben? 21. – 22. März 2009 Neues aus der Welt der T-Shirt-Aufdrucke: Unter einem Atomium-Aufdruck steht ‚Das ist nicht Porto’. Oder: ‚Portugal möchte sich dafür entschuldigen, den Fado erfunden zu haben’. Oder: ‚Laden Sie die gesamte portugiesische Wirtschaft aus dem Internet herunter – nur 20kb’. Auch sehr nett: die handgeschriebene Webung für handgemachte portugiesische Schuhe: ‚schöne Schuhe = schöne Füße’. 19. März 2009 Einige Autobusse in Brüssel tragen seit kurzem den Schriftzug ‘Dieser Bus respektiert die Umwelt’. Meist sind es genau diese Busse, die einem dann im nächsten Moment den Weg abschneiden… 18. März 2009 Am Brüsseler Berlaymontgebäude prangt ein riesiges neues Poster mit der Aufschrift: ‘Unsere Nahrungsmittel sind grüner geworden’ Das ist mir auch schon aufgefallen. Es dauert Ewigkeiten, bis Bananen endlich gelb und essbar sind, nachdem man sie grün gekauft hat. 16. März 2009 Aus meiner Serie von Besprechungszitaten: ‚Nein, es handelt sich um keine Konferenz, es ist eine Besprechung mit richtigen Themen!’ 15. März 2009 Ich tendiere ja dazu, mich immer zu beklagen, es gäbe nicht genügend Geldautomaten in Brüssel. Nun hat man wenigstens am Flughafen einige aufgestellt. Die Bilder, die an der Seite der Geldautomatenummantelung angebracht sind, sprechen aber Bände. Hier klicken für einen Eindruck. 13. März 2009 Dank eines großzügigen Sponsors, der Werbeladestationen für Mobiltelefone und Stecker für Laptops aufgestellt hat, gibt es heute in den Wartezonen der Flughäfen, die ich in letzter Zeit besucht habe, mehr Steckdosen als früher. Geschäftsreisende sitzen daher tendenziell nicht mehr in der Nähe der Toiletten neben den raren, niedrig angelegten Steckdosen auf dem Boden. Auch die Kabel der Laptops sind nun lange genug, dass die – meist Herren – bequem auf nahe den Werbeladestationen gelegenen Wartebänken Platz finden und dort adäquat verkabelt auf ihre kleinen Tastaturen einhämmern. Eigentlich schade; ich habe das etwas entwürdigende Bild der am Boden kauernden Herrn im feinen Zwirn ganz lieb gewonnen. 12. März 2009 Auf dem Dach des Brüsseler Musikinstrumentemuseums ist neuerdings eine Installation – ein riesiges blitzblaues Gehirn. Interessant. 10. März 2009 Nun scheint es also erwiesen, dass Multitasking nicht das Allheilmittel ist, als das es immer beschrieben wird, sondern unnötigen Stress und Fehleranfälligkeit erzeugt. Man braucht der Studie zufolge oft doppelt so viel Zeit, um Dinge zu erledigen, wenn man 243 versucht, sie gleichzeitig zu machen, als wenn man sie sequenziell abarbeitet. Mehr hier und hier. 6. – 8. März Neue Geschichten aus Absurdistan: Chaudfontaine ist ein Thermalkurort mit Mineral(wasser)quellen und hat als Sehenswürdigkeit unter anderem einen alten Brunnen. An eben diesem Brunnen prangen zwei Hinweisschilder. Das eine weist darauf hin, dass das Brunnenwasser kein Trinkwasser ist. Das andere führt an, dass das Wasser keiner wie auch immer gearteten Kontrolle unterliegt. Interessanterweise stellen sich dort aber ganze Familien an, um mitgebrachte Mineralwasserflaschen und Kanister aufzufüllen. 5 März 2009 Aus meiner Sammlung von Aufdrucken auf T-Shirts: ‚Informationsüberflutung’ 4. März 2009 Eine eher kontroversielle Aussage in einer kontroversiellen Debatte: ‘Lassen Sie mich zuallererst unterstreichen, dass ich all dem, was bisher gesagt wurde, zustimmen kann…’ 3. März 2009 Neue Geschichten aus Absurdistan: Ich wurde per E-Mail darauf hingewiesen, ich könne mich einer Jogginggruppe anschließen. Beworben wurde das ganze mit dem denkwürdigen Satz: ‚Gemeinsam mit Betreuer xyz werden Sie lernen, in 10 Wochen 5 Kilometer zu laufen.’ Nun, in 10 Wochen kommt man bestimmt 5km weit. Das gibt einem etwa 336 Stunden für einen einzigen Kilometer oder 20,16 Minuten pro Meter. Auch in recht untrainiertem Zustand ist das wohl zu schaffen. 28. Februar 2009 Ryanair erwägt anscheinend ernsthaft, in Zukunft von Fluggästen Gebühren für den Gang zur Toilette zu erheben. 27. Februar 2009 Aus der Serie ‘Ihre Sorgen möchten wir haben’: Zitat aus einem Newsletter: Es gibt offensichtlich Auffassungsunterschiede betreffend die Qualität des Kaffees in unserem neuen Büro. Es wird eine Geschmackstest-Session organisiert werden, um eventuell den Kaffee zu wechseln’. 26. Februar 2009 Zum Konzept einer Bad Bank fallen manchen Menschen wie ich höre, originelle Funktionsbezeichnungen ein. Etwa: Vizepräsident für giftige Wertpapiere, Bad Bank. 25. Februar 2009 Ich dachte schon, es gäbe Fortschritte, nur um festzustellen, dass mein Name schon wieder falsch geschrieben wurde. Heute war es Margit Brandle. 24. Februar 2009 Mein Name war heute auf einem Konferenz-Namenschild richtig (!) geschrieben! 23. Februar 2009 244 Ein amerikanischer Freund, der in Kalifornien lebt, sagt, dass er meinen Akzent lieber hört als den von Arnold. Ich gehe einmal davon aus, dass das als Kompliment gemeint ist. 22. Februar 2009 Aus meiner Sammlung von Aufdrucken auf T-Shirts: 'Ich brauche Wahrheit und Aspirin.' Fernando Pessoa. Ein weiteres T-Shirt mit dem Aufdruck: 'Hilfsbuchhalter' war auch ganz interessant. 21. Februar 2009 Geschichten vom Frisör (immer wieder eine ergiebige Quelle): Eine etwa sechzigjährige Frau mit sehr kurzen Haaren kommt gegen elf Uhr vormittags zum Frisör und sagt, sie hätte am Abend (Faschingsamstag) den Buergermeister zu parodieren. Zu diesem Behufe würde sie gerne die Haare zu einer Glatze (!) feststecken lassen und würde ferner ersuchen, einige zwanzig- bis dreißig Zentimeter lange dunkle Strähnen quer über die Glatze zu kleben. Sie gebe zu, dass es wohl einige Schwierigkeiten mit den langen Strähnen geben könne, zumal ihr eigenes Haupthaar ja nicht so lange sei. Die Frisörin, deren Stimmung zwischen Amüsement, Verärgerung und Unverständnis lag, hat das Ansinnen mit dem – nicht unlogischen Argument - man könne aus Haaren keine Buergermeisterglatze modellieren und überdies sein man kein Maskenbildner, abgetan. Um nicht als völlig unkooperativ dazustehen, hat sie dann aber auf eventuell im ‚Handel’ verfügbare Glatzenmasken oder rasierbare Perücken verwiesen, die man entweder kombinieren oder, im letzteren Fall zur gewünschten Buergermeisterhaartracht hinrasieren könne. 20. Februar 2009 Angeblich gibt es amtierende Bibliothekare, die sich beharrlich weigern, Bücher von Autorinnen zu lesen. 16. Februar 2009 Ich habe ja lange mit mir gehadert, aber ich muss zugeben, die Studiophotographie übt eine gewisse Faszination auf mich aus. Eine neue Richtung auf dieser Seite? Vielleicht. Studiomusen. Hier kann man sich ein Bild machen… http://www.brokenmuses.com/studio-de.php 15. Februar 2009 Ernst Bloch hat einmal gesagt: ‚Man muss ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern.’ Übrigens und nicht zusammenhängend: Daniel Craig alias James Bond hat angeblich Schlafprobleme. 14. Februar 2009 Ich dachte immer, drei Kreuze stehen für die Unterschrift von Analphabeten. Jetzt habe ich herausgefunden, dass man damit auch Küsse meint. Vielleicht die Küsse von Analphabeten, wer weiß? 13. Februar 2009 Kann man jemanden, der bereits Einkaufssackerln von Antiquariaten sammelt, dazu bringen, auch eine Sammlung von Flugzeug-Speibsackerln anzulegen? 12. Februar 2009 245 Es gibt kreative neue Ansätze, wie man Dinge (z.B. Häuser) unters Volk bringt. Etwa eine Verlosung. Eine Kärntnerin hat Lose um 99 Euro verkauft und so ihr Haus an den Mann gebracht... Mehr hier. 11. Februar 2009 Ich bin zufällig wieder auf eine Liste aus dem Kurhotel auf der Margitinsel in Budapest gestoßen. Dort werden höchst seltsame Behandlungen angeboten. Darunter: Eine Weincrememassage, ein Salz-Schnaps-Körperpeeling und eine Honig-Kraut-Packung! 9. Februar 2009 ‚Ja, sie finden am Naschmarkt mehr als Wasabi-Nüsse und Oliven.’ … so eine Internetseite zum Naschmarkt! Sehr interessant auch ein Artikel zur Verpraterung des Naschmarktes, der den schönen Satz enthält: ‚Der Naschmarkt verkommt zur NussWüste.’ http://www.wienernaschmarkt.eu/index_zukunft.html http://www.sueddeutsche.de/reise/120/452818/text/ 8. Februar 2009 Ein paar Neuigkeiten: Ich habe einige Bilder meiner Reise nach Budapest (Anfang Jänner 2009) online gestellt (hier klicken). Weiters bin ich darüber informiert worden, dass die Wasabinuss nun auch Belgien erreicht hat; ein mittelgroßer Haufen wurde gestern auf einem Antwerpener Markt gesichtet. Und zu guter Letzt: Bernd das Brot (siehe Blog-Eintrag vom 18. Jänner), bzw. eine zwei Meter große Berndskulptur, die in Erfurt an einer Hausmauer befestigt war, ist vor kurzem entführt (!) worden und konnte nach 11 Tagen gerettet werden. Mehr zur Entführung hier und zur Befreiung hier. 7. Februar 2009 Ist Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän wirklich das längste, zusammengesetzte deutsche Wort? Es dürfte jedenfalls ein interessantes neues Buch zur Sprache im allgemeinen geben (siehe Artikel zu ‚Ich Jane, du Goethe. Eine Geschichte der Sprache’ von Guy Deutscher). 6. Februar 2009 Beim Überqueren der Strasse heute morgen hat mich ein junger Mann angesprochen. Er wäre auf der Suche nach einem günstigen Hotel, ein Zimmer für 15-20 Euro wäre im angenehm. Nach kurzem Zögern habe ich ihm den Weg zu einer nahegelegenen Jugendherberge gewiesen. Er hat mich daraufhin, sichtlich in Mark und Bein erschrocken, angestarrt und gestammelt: ‚Nein, nie. Ich habe einen Film über die Herbergen hier gesehen…’ Das hat wiederum mich etwas ratlos und leicht irritiert zurückgelassen. Was für Filme gibt es über die Brüsseler Jugendherbergen? Oder, noch besorgniserregender, was passiert dort? 5. Februar 2009 Ich bin wieder einmal aus mir unerfindlichen Gründen als IT-Administrator genannt worden. Eine Kollegin hat mir daraufhin folgende nette Zeile geschrieben: ‚Stimmen Sie zu, dass Sie hier zuständig sind?’ 4. Februar 2009 Sehr nett sind die Beschreibungen auf einer Hotelwebseite: Ins Zentrum sei es nur ‘Ein Sprung von der Katze der Stadt’. Man bedenke. Wie es sich etwa so von einer Katze aus in die Stadt springt… 246 3. Februar 2009 Und wieder einmal wurde mein Name malträtiert: Gestern hieß es ‘Margriet Brandel’ und heute ‘Margit Brandle’. 2. Februar 2009 Zu meinem Thema der allgegenwärtigen Wasabinuss auf den Wiener Märkten (Wien wird meines Erachtens von der Wasabinuss überschwemmt. Es handelt sich dabei um eine Art Erdnuss, die grasgrün mit Wasabipaste überzogen in Viertel-, Halb- und Kilosäcken angeboten wird und vor allem auf dem Wiener Naschmarkt mehr und mehr Verkaufsfläche in Anspruch nimmt) kann ich folgende Beobachtung aus Rom und Brüssel ergänzen: Keinerlei Wasabiprodukte in Rom, dafür gibt es in einem Restaurant in Brüssel ein Gericht, das von Wasabimayonnaise begleitet serviert wird. 31. Jänner 2009 Zu den typisch österreichischen Aussagen zählen (übersetzt): ‚eh, klar: und jetzt ist es wieder keiner gewesen…’, ‚gibt’s noch eine Krone(n Zeitung), oder was?’ und (Bus/Taxifahrer) ‚na warten’s, i schupf eana no gschwind ume’ (in etwa: ich bringe Sie noch dorthin). 30. Jänner 2009 Bei Austrian Airlines gibt es ‚Hausgemachtes Dessert’. Anscheinend sind die Flugbegleiter in ihrer Freizeit damit beschäftigt, Desserts zuzubereiten. 29. Jänner 2009 Wieder einmal Neues zu meinem Namen: Ich habe einen Brief bekommen, der an Hanne Brandl [sic] adressiert ist. 28. Jänner 2009 Ist ein Informationsdokument, das mit den Worten ‘auf der anderen Seite’ beginnt, auf der einen Seite nicht schon beinahe poetisch? 27. Jänner 2009 Neues aus Absurdistan: Neben dem Aufzug klebt ein großes “Außer Betrieb” Schild, das eifrig werkende Menschen bei der Reparatur eines Aufzuges zeigt. Der Aufzug ist alles andere als außer Betrieb. Er ist schneller als sonst und macht weniger unangenehme Geräusche. 26. Jänner 2009 Es gibt Schauspieler, die dafür geschätzt werden, dass sie sich auf Wunsch des Regisseurs übergeben können. Mehr hier (auf Bild Nummer 6 klicken). http://de.wikipedia.org/wiki/Ostia_antica 23. Jänner 2009 Rom http://de.wikipedia.org/wiki/Sedletz-Ossarium http://www.italylogue.com/planning-a-trip/capuchin-crypt.html 22. Jänner 2009 247 Und wieder einmal Neuigkeiten zur Variabilität meines Namens: In einem E-Mail aus den USA wurde ich heute zur “Margaret Brandl“. 21. Jänner 2009 Eine englische Buchhandlung in Brüssel verkauft neuerdings “Anti-Establishment Mints”. 19. Jänner 2009 Auch andere haben Vorstellungen einer persönlichen Hölle. Genannt wurde unter anderem eine Verdammnis zur händischen Abänderung von Telefonnummern auf niemals enden wollenden Visitenkarten. 18. Jänner 2008 Es gibt eine Comicfigur namens Bernd das Brot. Es handelt sich dabei um ein sprechendes, depressives Weißbrot. Es starrt zu Hause gerne die Südwand seines Hauses an. Weitere Lieblingsbeschäftigungen sind: das Muster der Raufasertapete auswendig zu lernen, die Lieblingszeitschrift „Die Wüste und du“ lesen oder seine Sammlung der langweiligsten Eisenbahnfahrtstrecken auf Video zu erweitern. Mehr bei Wikipedia. 16. Jänner 2009 Ich kann mir nicht helfen und werde misstrauisch, wenn ein Kostenvoranschlag mit den Sätzen „Unser Ziel ist es, jedem Kunden einen Mehrwert zu verschaffen. Kosten sind nur ein Teilaspekt des Wertes…“ 13. Jänner 2009 Es gibt sehr seltsame Krankheitsbilder. Kürzlich habe ich über die sogenannte Body Integrity Identity Disorder gelesen, bei der gesunde Menschen Teile oder Funktionen des eigenen Körpers als überflüssig oder störend empfinden und freiwillig die Lebensweise von Menschen mit einer Behinderung annehmen. Auch der Wunsch, Gliedmaßen zu amputieren oder das Rückenmark zu durchtrennen ist dabei nicht selten. Mehr bei Wikipedia. 12. Jänner 2009 Vor einiger Zeit habe ich ja einmal geschrieben, dass ich in meiner persönlichen Vorstellung von Hölle bis in alle Ewigkeit dazu verdammt sein werde, Bilderrahmen mit nicht dazupassenden Schraubenziehern auseinander- und nach dem Einrahmen der jeweiligen Bilder wieder zusammenzuschrauben. Die einzige Abwechslung, die ich haben werde wird sein, Formulare auszufüllen, um fehlende Flugmeilen einzufordern. 11. Jänner 2009 In Paris haben die Aktmodelle für einen höheren Stundenlohn und die Legalisierung des Trinkgeldes gestreikt. Der behördlich festgelegte Stundenlohn beträgt zwölf Euro netto, dafür müssen die Modelle aber oft stundenlang regungslos stehen. Mehr hier (link). 10. Jänner 2009 Die Berliner Firma Kryolan ist angeblich der weltweit wichtigste Hersteller von Theaterblut. Neben Blut, Schminke, Haarfarbe und Bartkleber werden auch Ausscheidungen wie Kot, Eiter oder Erbrochenes angeboten. Man möchte, dass die Produkte in Farbe und Konsistenz dem Original gleichen, aber nicht schlecht riechen oder schmecken. Produziert wird seit 1945, wichtigster Abnehmer ist Hollywood. Sehr interessant dazu folgender Artikel (link). 248 8. Jänner 2009 Gelesen auf einer Postkarte: „Suppe – Seife – Seelenheil’. Hm. Eine neue Art Intelligenztest? 7. Jänner 2009 Die Brüsseler Broken Muses Ausstellung ist zu Ende. 6. Jänner 2009 ‘Das Gesicht des Menschen lügt nicht. Es ist die einzige Landkarte die all die Gebiete zeigt, wo wir gelebt haben.’ Luis Sepulveda 5. Jänner 2009 Es hat sich irgendwie schleichend eine neue Multitasking-Unsitte eingebürgert, das Telefonieren auf öffentlichen WCs. Mir nichts, dir nichts marschieren Leute während eines Telefonats in die entsprechende Toilette und telefonieren dort einfach weiter. 4. Jänner 2009 ‘Unsere soziale Persönlichkeit ist eine geistige Schöpfung der anderen.’ Marcel Proust, 1918 3. Jänner 2008 Finnisches Sprichwort: „Maailmaa on jos jonnekin paein, sanoi akka, kun kepillae saunanluukusta koitti.“ - Wie ist die Welt doch groß und weit, sprach die Alte, als sie den Stock zur Saunaluke hinausstreckte. Allgemeine Info: http://www.budapestinfo.hu/de Hotel: Danubius Health Spa Resort Margitsziget – Hotel Freitag: Cafe Oberlaa, Hotel, Kärntnerstrasse, Loos Bar, Palmenhaus Samstag: Kärntner Strasse, Stephansdom, Buchhandlung, Wollzeile, Strassenbahn, Votivkirsche, Freyung, Palais Ferstl, Cafe Zentral, Brunnen an der Hotburg, Passage am Michaelerplatz, Petersdom, Meinl am Graben, Hofburg, Natur- und Kunsthistorisches Museum, wein und Co, Mocca Club, Naschmarkt, Cafe Sperl, Schönbrunn, Hotel, Essen im The Ring Hotel Sonntag: Hainburgerstrasse, Spittelberg, Mexican Bar, American Bar im Hotel Fürst Metternich, Cantinetta Antinori 2. Jänner 2009 Photomuseum Antiquitätenviertel bei Margitbrücke Komisches geschäft mit Leninbüsten ## Cemetery. 2. Jänner 2009 After having been to the Astoria hotel’s fine coffee shop and the posh New York Bar in the New York Palace hotel the day before yesterday, to the Boston bar and to the Gellert and the Callas coffee shops yesterday, the Gresham Palace coffee shop was still on my 249 list for today. Not that there wasn’t anything else to do here than sitting in coffee shops. The Museum of Fine Arts and the Szecheny Bath were also worth a visit. http://en.wikipedia.org/wiki/New_York_Palace_(Budapest) 31. Dezember 2008 Es ist zwar eiskalt in Budapest, dafür war das blasse Licht ideal für Photos auf dem sogenannten Memento Park. Etwa 15km außerhalb von Budapest hat man einen Themenpark kreiert, in dem viele der ehemals in Budapest befindlichen Statuen aus der kommunistischen Zeit ausgestellt sind. 30. Dezember 2008 Nach einem Tag in Graz bin ich nun nach Budapest gefahren, genauer gesagt auf die Margitinsel - zum Margithotel. Die Insel ist mittels der Margitbrücke mit beiden Seiten von Budapest (Buda und Pest) verbunden. Der Legende nach ist die Insel nach Margit, der Tochter König Belas IV, benannt. Sie hat dort in einem Kloster gelebt und Leprakranke gepflegt und geheilt und auch sonst noch einige bemerkenswerte Dinge vollbracht, wofür sie später heiliggesprochen worden ist. Der eher unschöne Teil der Legende besagt, dass sie sich zeitlebens niemals über den Fußfesseln gewaschen hätte. Gut, das war im 13. Jahrhundert. 27. Dezember 2008 Aus meiner Sammlung von Aufdrucken auf T-Shirts: Heute entdeckt: „Zimtstern“ Und weiters habe ich eine Bauernregel entdeckt die sagt: Je tiefer der Schnee, umso höher der Klee. Mich wundert es, dass es solche Dinge noch nicht auf T-Shirts geschafft haben. 26. Dezember 2008 Photosession im Photostudio. Das ist eine ganz neue Erfahrung, aber durchaus interessant. 24./25. Dezember 2008 Die Britische Regierung hat Flugblätter mit Informationen an die Bevölkerung verteilt, die vor allem Eltern beim Vermeiden typischer Unfälle am Heiligen Abend helfen sollen. Zu den häufigsten Ursachen einer weihnachtlichen Krankenhauseinlieferung zählen: - Eltern, die sich stechen, weil sie Spielzeug mit Messern statt mit Schraubendrehern zusammenbauen; - Menschen, die sich Schnittwunden zufügen, weil sie Geschenke zu schnell und mit der Hilfe von Messern öffnen; - Kinder, die von Schaukelpferden fallen oder mit neuen Fahrrädern gegen die Wand fahren; - Bratensoße, die in der Mikrowelle explodiert und - Beschwipste Gäste, die über Stiegen oder - mein absoluter Favorit! – zu Boden fallen, weil sie beim Hinsetzen ihren Sessel verfehlen. Mehr (auf Englisch) beim Britischen Familienministerium oder als Kommentar hier. 22. Dezember 2008 Zeitunglesen bildet: Der Ausdruck Nerd kommt eigentlich vom Ausdruck Knurd und das wiederum ist rückwärts geschrieben drunk und bezeichnet eine Spezies computerversessener Spezialisten, die dem Alkohol alles andere als zugetan sind. 250 21. Dezember 2008 Manche Leute sind von Haus aus eher unhöflich. Ich zitiere aus einem E-Mail: „Sollten sie welche haben, senden Sie mir ihre Kommentare und Gedanken bitte vor Jahresende.“ 20. Dezember 2008 Laut Angaben von Manner wird in Österreich alle zwei Minuten eine Mannerschnitte gegessen! 19. Dezember 2009 Zugfahrt von Wien nach Bruck an der Mur. Eine junge Dame steigt ein mit einer Katze im Transportbehälter. Die Katze mauzt und ist sichtlich nervös. Die junge Dame entschulkdigt sich gegenüber den restlichen, im Abteil sitzenden Mitreisenden mit der netten Ausrede, die Katze sei nervös und würde beim reisen nebst einem trockenen Mund auch schwitzige (sic!) Pfoten bekommen. Ich bin also neben einer Katze mit Schweißfüßen gesessen. 18. Dezember 2008 In Onlinedienst hat mich heute darüber in Kenntnis gesetzt, dass Weihnachten auch dieses Jahr wieder am 24.12. ist. Sogar mit einem Ausrufezeichen! Das hat mich sehr an ein sehr amüsantes Buch erinnert, das ich vor Jahren gelesen habe und das den Titel „Unsere zweite Tochter ist wieder ein Mädchen“ trug. 17. Dezember 2008 Schon interessant, dass man den modernen Nierensteinzertrümmerer als „Nebenprodukt“ für Überschallflugzeuge erfunden hat. Mehr über den DornierNierensteinzertrümmerer bei Wikipedia. 16. Dezember 2008 Ein herrlicher Artikel für alle Österreichliebhaber und –innen! So schaut’s anscheinend aus wenn man nur Knochen will und sich als Privathistoriker betrachtet… 15. Dezember 2008 Es ist manchmal sehr leicht, seiner Zeit voraus zu sein. Heute gehört: „Die Richtlinie von 1998 ist nun auch schon 20 Jahre alt.“ 12. Dezember 2008 Was ich bei meinem Kurzbericht zu Tokyo ganz vergessen hatte zu erwähnen war, dass ich James Bond getroffen habe. Bezüglich des Bildes kann ich nur um Verständnis bitten. Mein Papa würde sagen, ich schaue aus wie ein „gespiebenes Äpfelkoch“, was auf Hochdeutsch etwa einem „erbrochene Apfelmus“ gleichkommen dürfte. Nicht nett, aber wenn man hohes Fieber und Grippe hat, sieht man leider nicht wie das klassische Bondgirl aus. 10. Dezember 2008 Woher kommt eigentlich der Ausdruck „Null Komma Josef“? (Für die nichtösterreichischen Leser: Null Komma Josef kann für „sogut wie nichts“ stehen, aber auch für „sofort“ oder „ohne Verzögerung“ in der Form „das wird in Null Komma Josef erledigt“). 9. Dezember 2008 251 Aus dem Reservoir der Zirkeldefinitionen: „Eine vernetzte Welt ist eine bessere Welt, da es in einer solchen möglich ist, Menschen mit anderen Menschen zu vernetzen!“ 8. Dezember 2008 Ich glaube ja, dass man mit Kursen wie „Logisches Argumentieren für IT-Fachkräfte“ viel Geld verdienen könnte. Ein Grundgedanke wäre da auf jeden Fall einmal: „Kein E-Mail ohne E-Mail“ oder, länger: „Ich darf meine Kunden/Nutzer nicht per E-Mail darüber informieren, dass er keinen E-Mail-Zugang hat!“ Modul zwei wäre dann: „Wenn - Dann Beziehungen“ oder „Warum es erforderlich ist, dass der Kunde/Nutzer einen funktionstüchtigen Internetzugang hat, bevor man ihn aus welchen Gründen auch immer auf eine Webseite verweist.“ Modul drei könnte sein „Über die Verwendung des zulässigen „Weils“, mit anderen Worten der Ansatz, bessere Gründe für das Versagen von Diensten anzuführen, als „das Problem besteht, weil sich der Kunde/Nutzer in Belgien befindet“. Ein anderes Modul würde ich „Grenzen des Vorstellbaren“ nennen, oder warum das „bei mir geht es aber“ nur bedingt zielführend ist und die Annahme, dass etwas, was beim IT-Fachmann funktioniert, trotz Nachahmeffekt noch lange nicht auch beim Kunden/Nutzer funktioniert. 6. Dezember 2008 Es wird zunehmend schwieriger, als Privatperson Fabriken oder Betriebe zu besichtigen. Erst heute habe ich (mit zweiwöchiger Verspätung) eine Absage aus Japan bekommen, für eine Anfrage, eine Fabrik in Sendai zu besichtigen. Man mache keine Führungen für Touristen, hieß es. Was mich abgesehen davon auch reizen würde, sind alte, aufgelassene Hallen. 5. Dezember 2008 Ich wundere mich ja oft über moderne Berufsbezeichnungen und kann in vielen Fällen einfach nichts damit anfangen. Es wird einem auch nicht unbedingt leicht gemacht. Wer hätte sich gedacht, dass sich hinter einem „after sales service technician“ ein Uhrmacher verbirgt? 4. Dezember 2008 Durchsage in einem Bus: „Die Passagiere werden gebeten, ihre Mobiltelefone nicht zu verwenden, da dies die Sitznachbarn verärgert.“ 3. Dezember 2008 Warum stellt jemand den Kopfteil seines Bettes in die Bürogarage? Meine Vermutung ist, dass sich die Person sorgt, ansonsten beim Einparken an der Wand anzuschrammen. Dennoch schaut das ganze etwas sonderbar aus. 2. Dezember 2008 Geschichten aus meinem dilbertesken Leben: Aus welchem mysteriösen Grund auch immer hat die IT-Abteilung meinen Namen an all diejenigen gegeben, die heute mit einem bestimmten Intranetdienst Probleme hatten. Ich bin also auf einmal als vermeintliche Administratorin mit diversen mehr oder weniger freundlichen Anfragen bombardiert worden, das Problem endlich aus der Welt zu schaffen. Mit der Mitteilung an diverse Unbekannte, nichts mit der Sache zu tun zu haben und das Problem leider auch nicht beheben zu können, kann man Tage verbringen. 29. November 2008 252 Ich bin wieder im guten, alten Europa wo die Dinge nicht ganz so reibungslos funktionieren wie in Japan. Aber andererseits tragen die Menschen hier auch keine Atemschutzmasken und man fühlt sich dadurch nicht gleich wie in einem Science-Fiction B-Movie, wo alle – außer man selbst - über die Gefährlichkeit verschiedener Bakterien und die effektivste Art, sich zu schützen auf dem Laufenden zu sein scheinen. Die Bakterien haben mich ja auch in Form einer der heftigsten Grippen der letzten Jahre ziemlich erwischt. 20 - 28. November 2008 Tokyo ist gleichzusetzen mit Erster Welt, sehr sogar. Alles scheint reibungslos zu funktionieren und niemand macht viel Aufhebens darüber. Züge sind pünktlich, Taxis an jeder Straßenecke verfügbar, die Leute freundlich und niemand scheint leicht in Stress zu geraten. Mein erster Eindruck von Tokyo waren die Toiletten. Die Bretter sind beheizt und man hat eine Programmauswahl für Spülung, Bidetfunktion und – meiner Ansicht nach am interessantesten – eine Taste fürs Spülgeräusch. Man kann sich dem Spülgeräusch hingeben ohne zu spülen. Die Spültaste selbst ist dann oft etwas versteckter und nicht unbedingt Teil der komplizierten Menüführung. Schon auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt ist es bemerkenswert, wie wenig Werbung einem die Sicht auf die Gebäude verstellt. Es ist so, wie es in großen Städte sein sollte: man hat einen ungehinderten Ausblick auf die Skyline und ist nicht durch Plakate, Leuchtschriften oder dergleichen abgelenkt. Die größte Metropole der Welt vermittelt genau eines nicht, nämlich, eine Metropole zu sein. Man sieht die Dimensionen einfach nicht, außer natürlich, man blickt von einem Wolkenkratzer auf die Stadt hinab. Wenn man auf der Strasse ist, hat man den Eindruck, in einer Kleinstadt zu sein. Es ist alles andere als hektisch, die Luft ist gut, es gibt kaum Verkehr und schon gar keine Staus und keinen Lärm. Neben Hochhäusern sind Wohngegenden mit niedrigen Häusern, wo man mitten auf den schmalen Strassen gehen kann ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen, dass einen ein Auto anfahren könnte. Was interessant ist, ist die ungemeine Effizienz des täglichen Lebens. So wird vieles an den Straßenecken über Automaten verkauft. Heiße und kalte Getränke, aber auch Essen. Das funktioniert dann so, dass man sein Menü per Knopfdruck wählt, Geld einwirft und – sobald es fertig gekocht ist – in ein an den Automaten angeschlossenes kleines Geschäft eingelassen wird, wo man sein Essen dann frisch gekocht mitnehmen kann. Daneben gibt es auch Zigarettenautomaten mit klingenden Zigarettennamen wie: Hoffnung, Sieben Sterne, Pianissimo, Kabine und Pfirsich. Im Mori Kunstmuseum werden Besucher mit den Worten begrüßt: “Besucher, die Alkohol konsumiert haben, wird der Zutritt zum Museum verweigert”. Im Museum selbst war das Beeindruckendste dann eine Skulptur einer Tuk-Tuk Autorikscha aus künstlichen Knochen mit dem klingenden Titel “Autosaurus”. 20. November 2008 Obwohl sich Einkaufsstrassen mehr und mehr ähneln habe ich eigentlich immer gedacht, dass man sie zumindest am Geruch unterscheiden kann. Die Brüsseler Einkaufsstrassen riechen beispielsweise nach Waffeln. Seit ich heute in London an einem Stand mit der Aufschrift „Gourmet Wunderwaffeln“ vorbeigegangen bin, ziehe ich diese Idee irgendwie in Zweifel. 19. November 2008 253 Ein Webeslogan in einer bereits für Weihnachten deorierten Auslage in der Oxford Street in London sagt: Je mehr, desto fröhlicher. Dieser Spruch ist wohl vor der aktuellen Wirtschaftskrise abgesegnet worden. 18. November 2008 Wieder einmal Neues zu meinem Namen: Ein Taxifahrer hatte meine Reservierung unter Brandl Marie. 17. November 2008 Leider habe ich eine Ausstellung namens Revoltierende Schaufensterpuppen in den Auslagen des Berliner KDW (Kaufhaus des Westens) versäumt. 16. November 2008 Komischer Flug heute. Mein Gepäck hat beschlossen, nach dem Zwischenstopp nicht mehr mitzukommen und die Stewardess hat auf Englisch durchgesagt, dass wenn sie sich nicht beeilen würden, sie seitens der Airline alle noch nicht an Board befindlichen Passagiere „uploaden“ würden. 15. November 2008 J. M. Keynes hat nach einigen Rückschlägen gemeint: „Drei Dinge treiben mich zum Wahnsinn: die Liebe, die Eifersucht und das Studium der Börsenkurse.“ 14. November 2008 Die Kleine Zeitung schreibt nach der ersten Lesung von Margit Kuchler-D’Aiello in ihrer Ausgabe vom 14.11.2008: „Über die Brüchigkeit des Lebens: Ihr literarisches Debüt feierte dieser Tage Margit Kuchler-D'Aiello in der Buchhandlung Plautz in Gleisdorf. Die Trägerin des "Franz Innerhofer-Preises" begeisterte die Gäste mit ihrem ersten Roman "Portrait eines Balkonsitzers". Eine Geschichte voller Poesie und Bildkraft über das Altern und die Brüchigkeit des Lebens.“ http://www.kleinezeitung.at/steiermark/weiz/1639262/index.do 13. November 2008 Meine Mutter spricht aus jüngster Erfahrung und sagt, dass ein iPod nicht weißer wird, wenn man ihn wäscht (auch nicht bei 60 Grad). Er wird – auch wenn hinterher einiges scheppert - durchs Waschen auch nicht zu einem iPod shuffle. Die Lieder auf dem neuen iPod kann man hingegen tatsächlich durch Schütteln des Geräts in eine neue Abspielreihenfolge bringen. 11. November 2008 In Belgien wird heute um 11:11 Uhr des Endes des Ersten Weltkrieges gedacht. In Österreich beginnt der Fasching. 10. November 2008 Werbung eines Naturkostgeschäfts: „Denken Sie positiv, Einstellungssache!“ Da werden sich viele Schwerkranke freuen. Gesundheit ist 8. November 2008 Der Roman „Portrait eines Balkonsitzers“ meiner besten Freundin Margit KuchlerD’Aiello ist erschienen! Der Klappentext verrät nur wenig: „Herr T. sitzt auf seinem Balkon und betrachtet die Welt. Herr T. ist ganz zufrieden, bis er eines Tages auf eine junge Frau im Nachbarhaus aufmerksam wird ... Margit Kuchler-D’Aiello hat eine 254 berührende Erzählung verfasst, voller Melancholie, voller Poesie und Bildkraft. Eine Geschichte über das Altern und die Sehnsucht, über das Scheitern, die Hoffnungslosigkeit und die Brüchigkeit der Liebe.“ 7. November 2008 Aus meiner Bespechungs-Zitatesammlung, diesmal aus einem moderaten Steitgespräch: A: „ich habe das Gefühl, in einer Parallelwelt zu leben!“ B: „Das ist sicher richtig.“ 6. November 2008 Zu bleibenden (immateriellen) Werten: Ein Brüsseler Bettler spielt auf einer Flöte die Europahymne. 5. November 2008 Zu bleibenden (materiellen) Werten: Nutella Belgien verlost ein goldenes Nutellaglas (14 Karat Gold). 4. November 2008 Es gibt hier in Brüssel verschiedene Müllmänner: normale, Laubsauger und Laubbläser. Die Laubsauger halten sich vorwiegend an dicht befahrenen Kreuzungen auf, wo nur vereinzelte Blätter herumliegen, da es meist keinen großen Baumbestand in der Nähe gibt. Emsig saugen sie die wenigen Blätter mit einem überdimensionalen Laubsauger auf. Die Laubbläser finden sich vornehmlich auf Fahrbahnmittel- oder -randstreifen und in der Nähe von Bäumen. Sie verteilen die abgefallenen Blätter meiner Beobachtung nach nur um und zeichnen Laubstreifenmuster. 3. November 2008 Ich habe versucht, mir für kommenden Donnerstag einen Termin in einem Institut auszumachen. Sympathischerweise werden dort noch einzelne Blätter für die jeweiligen Tage verwendet. Leider ist ihnen der Donnerstag abhanden gekommen, was der Empfangsdame sehr unangenehm war. Sie hat sich dann Hilfesuchend an eine Kollegin gewandt und diese gebeten, in einer anderen Ecke des Büros nach dem Donnerstag zu suchen. 2. November 2008 Ich habe ein paar Bilder von der Vernissage von vor zwei Wochen in Kapfenberg online gestellt. 1. November 2008 Es gibt mittlerweile einen iPod mit dem Gesamtwerk von Johann Sebastian Bach zu kaufen, den sogenannten BachPod. Ich frage mich, ob man in Zukunft Kindern anstatt eines Kinderfotoalbums einen Memorystick in die Hand drücken wird, nach dem Motto „deine Kopie fürs restliche Leben“. 31. Oktober 2008 Zeitschinden (aus meiner Bespechungs-Zitatesammlung): Ich werde Ihnen das demnächst mitteilen, davor aber wirklich noch einmal sagen wir, sozusagen überprüfen. 30. Oktober 2008 255 Zur Abwechslung wieder einmal eine Geschichte zu meinem Namen. Ich habe einen Tisch in einem Restaurant auf meinen Namen reserviert. Begrüßt wurde ich mit: Guten Abend, Frau Wandel. 29. Oktober 2008 Manche Buchhandlungen verwenden Sackerln (für die deutschen Leser: Tüten) mit dem Aufdruck „Aufgepasst, Lesen kann die Dummheit gefährden!“. 28. Oktober 2008 Der Stern schreibt: „Beim Versuch, sein Handy aus einer Zugtoilette des TGV zu fischen, hat sich ein französischer Bahngast den Arm eingeklemmt und einen groß angelegten Rettungseinsatz ausgelöst. Der 26-Jährige hatte während der Zugfahrt am Sonntagabend versehentlich sein Telefon in die Toilette fallen lassen. Als er es herausfischen wollte, wurde sein Arm von dem Saugmechanismus in die Schüssel hineingezogen. Die Rettungskräfte konnten ihn zunächst nicht befreien. Also griffen sie zu rigoroseren Methoden und rissen die gesamte Toilettenschüssel heraus. Der Mann wurde auf einer Trage herausgebracht - der Arm steckte immer noch in dem Abflussrohr, wie ein Passagier dem Radiosender sagte. Er habe Schmerzen am Ellbogen, aber es sei glücklicherweise nichts gebrochen, sagte ein Feuerwehrsprecher.“ 27. Oktober 2008 Es gibt in Belgien den “Bund der Optimisten des Königreichs Belgien”, der laut Broschüre „zum Ziel hat, die Entwicklung der Einstellungen der Einwohner Belgiens zu mehr Optimismus zu fördern, den Enthusiasmus, die gute Laune, das positive Denken, die Kühnheit, den Unternehmergeist, die Toleranz, sowie das Verständnis der Bürger und der Gemeinschaften untereinander zu stärken“. 26. Oktober 2008 Manchmal fühle ich mich wie ein Stadtplan auf zwei Beinen. Wahllos kommen Leute auf mich zu und fragen mich nach Adressen, Straßennamen, Richtungen. Besonders witzig war heute die Begegnung mit einer Dame, die nach einem Haus gesucht hat, das kürzlich abgerissen worden ist. 25. Oktober 2008 Es gibt ein Buch mit dem schönen Titel: Frauen, die lesen, sind gefährlich (von Stefan Bollmann). Vom selben Autor gibt es ein Buch „Frauen, die schreiben, leben gefährlich“. 23. Oktober 2008 Ist es besser, Goldkartenbesitzer bei einer Airline oder Platinkartenbesitzer bei Ikea zu sein? Ich frage mich ja, wie es etwa ist, beim Ikea-Rückkaufschalter zu arbeiten. Ikea nimmt ja alles zurück und erstattet die volle Summe. D.h. es kommen wutentbrannte, kampfwütige Menschen, die diverse Dinge retournieren wollen und sich auf eine Diskussion einstellen und dann verpufft deren Zorn sehr zur Schadenfreude des Rückkaufschalterangestellten, weil der freundliche Mensch am Rückkaufschalter ohne weiteres und ohne zu debattieren "zurückkauft". 22. Oktober 2008 Ausstellungseröffnung in Brüssel. Ein schöner Abend, sehr bereichernd. Was mich schon beim Aufhängen der Bilder gefreut hat, nämlich, dass sogar das Reinigungspersonal über die Bilder diskutiert hat, hat sich heute Abend fortgesetzt. 256 Niemand war nur zum Weintrinken und Plaudern da, ich glaube alle haben die Bilder angesehen und sich anregend darüber unterhalten. Das ist ein großes Kompliment. 21. Oktober 2008 Ein typischer Dienstreisetag, Aufstehen um 5 Uhr morgens, Heimkommen nach 11 Uhr abends. Die letzten Vorbereitungen zu meiner Ausstellungseröffnung in Brüssel habe ich am Heimflug getätigt. Nun haben alle Bilder auch ihre Beschriftung. 20. Oktober 2008 Es gibt einen Fisch mit dem klingenden Namen „Knurrhahn“. 18. Oktober 2008 Neue Geschichten aus Absurdistan: Fortis wirbt immer noch mit dem bemerkenswerten Slogan entlang einer roten Sinuskurve: „Das Leben ist eine Kurve. Wo sind Sie gerade?” Es gibt ein Belgisches Luxuslabel mut dem klingenden Namen: “Aber wo ist die Sonne?” (Mais Il Est Où Le Soleil?) und einen neuen (Belgischen?) Film namens “Erzähl mir vom Regen” (parle-moi de la pluie). 17. Oktober 2008 Aus einem sehr amüsanten Meeting: „Das ist keine Inkonsistenz ich sag’s euch gleich, das ist ein Blümchenargument!“ und A: „Haben die sonst noch etwas Intelligentes dazu geschrieben?“ B: „Man kann es nicht ausschließen.“ 16. Oktober 2008 Wieder einmal zu meinem Namen. Ich habe eben im Intranet eine neue Seite kreiert. Normalerweise steht unten dann immer der Autor, in der Form MargitBrandl (in einem). Nun ist die Autorin der neuen Seite auf einmal eine SabineBrandt. Das stimmt mich nachdenklich. Man hat mir nicht nur den Vornamen genommen, sondern auch meinen Nachnamen abgewandelt. Was soll ich davon halten? Birgit war da ja noch harmlos. 15. Oktober 2008 Die gestrige Ausstellungseröffnung in Kapfenberg war ein gelungenes Fest. Es waren sicher über 100 Leute dabei, viele davon haben sich wirklich an den Bildern erfreut. Der interessanteste Kommentar zu meinen Photos war: „Trotz dem deine Bilder eigentlich unbelebte Objekte zum Gegenstand haben, sind sie die lebendigsten hier.“ Eine Dame hat mich gefragt, warum gerade kaputte, zerbrochene Puppen. Ich habe gesagt, genau deswegen. Sie war wie gebannt von meinem Bild aus Moskau (Inside Gum) und hat sicher zwei Stunden davor verbracht. Das hat wiederum mich ungemein beeindruckt. 14. Oktober 2008 Frisörin zur Kundin: Wie alt bist Du jetzt eigentlich? Kundin: Siebzehn. Frisörin: Und, wie geht's Dir damit? 9. Oktober 2008 Im Taxi auf dem Weg zum Flughafen in Rumänien. Der Fahrer ist sehr stolz auf Tarom, die nationale rumänische Fluglinie, die mich wieder nach Brüssel bringen soll. Zitat: "Unsere Piloten sind die besten der Welt. Sollte es dennoch einen Unfall geben, war es sicher nicht ihre Schuld." 257 8. Oktober 2008 Ist es ein Zeichen von Übermüdung, wenn einem beim Running Sushi schwindelig wird, wenn das Essen an einem vorbeifährt? 6. Oktober 2008 Finde nur ich eine Beschreibung wie die folgende kompliziert? Gefunden in eine Zeitungsartikel, eine Werkschau eines Künstlers beschreibend: „Er [der Künster] steht abseits von den neoexpressionistischen Ausbrüchen, die in Übereinstimmung mit einer theoriemüden Zeitstimmung die Kunstszene überfluten.“ Und später: „[Die] Abfolge [seiner Themen] ist ein hoch codiertes ikonographisches Programm, wie man es in enzyklopädischen Bildfolgen aus älterer Zeit antrifft - nur zerbrochen in biomorphe, medizinische, sektiererische Bizarrerie.“ http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/282/143958/ 5. Oktober 2008 Schwarzweißentwickeln ist immer wieder spannend. Es ist so faszinierend, das Bild langsam erscheinen zu sehen. Schwarzweiß ist so ganz anders als Farbe, manche meiner Bilder machen mir fast Angst, sie haben etwas Entrücktes. 4. Oktober 2008 Kürzlich gehört: Bestellung: Zwei Sandwich Hawaii bitte. Antwort: Kann ich Brötchen belegen mit Käse und Schinken, aber nicht mit Hawaii. 3. Oktober 2008 Man kann mit der IT schon auf Kriegsfuss stehen. Margit befindet sich beim Computerdoktor, folgender Dialog spielt sich ab: Margit: Der Computer ist unsagbar langsam. Es wird einiges getestet. Computerdoktor: Es liegt auf keinen Fall an der Internetverbindung. Margit: Was kann es sonst sein? Computerdoktor: Vielleicht haben sie Spyware auf ihrem Rechner. Margit: Hm, und wie stellen wir das fest? Computerdoktor: Dafür bin ich nicht zuständig. Eigentlich bin ich für sie überhaupt nicht zuständig. Auch die Updates, die wir gerade gemacht haben, bin ich eigentlich nicht zuständig. Margit (Kniefall überdenkend, dann aber verwerfend): Ich zahle ihnen einen Kaffee. Computerdoktor (lehnt ab, hat aber deutlich aufgehelltere Züge): Das mit der Spyware kann man schon feststellen. Sie müssten den Rechner für ein-, eineinhalb Wochen dalassen. Margit: Bekomme ich in der Zwischenzeit einen Ersatzrechner? Computerdoktor: Nein, das ist nicht vorgesehen. 1. Oktober 2008 Habe gearbeitet, war Abendessen, bin nach Hause gegangen. In Paris würden sie sagen: Métro, boulot, dodo (U-Bahn, Arbeit, Bett). 29. September 2008 Es gibt immer noch besetzte Häuser in Berlin, eines ist anscheinend eine richtige Institution und beherbergt etliche Künstler.. 26. September 2008 258 Ist das nicht eine wunderschöne Formulierung? „Unsere bisherige Debatte hat ergeben, dass wir lediglich einen marginalen Konsenskorridor haben…“ 25 September 2008 Was soll man von einem Schild halten, dass folgendes wissen lässt "Das Befestigen jeglicher Hinweise ist hier verboten“? 23. September 2008 Ich bin nun offiziell als Spammerin bekannt. Ein paar Nachzügler spammen immer noch zurück. 21. September 2008 Gelesen auf einem T-Shirt in Paris: “Ich bin Muslim. Keine Panik.” 20. September 2008 Ich hätte es mir nicht gedacht, aber es gibt sie noch, meine Hochzeiterin! Sechs jahre nachdem ich ein Bild von ihr gemacht habe, sitzt sie, etwas ramponierter aber immer noch im selben Brautkleid am größten Flohmarkt der Welt im Norden von Paris. 19. September 2008 Ich glaube, heute verstanden zu haben, was man mit der berühmten unsichtbaren Glasdecke meint. Sie scheint etwas mit Lärmschutz zu tun zu haben. Folgende Geschichte zur Illustration: VIP: Ich hatte einen Anruf in Abwesenheit von einer Nummer, die mit +27 beginnt. Welches Land hat +27 als Vorwahl? Margit: Südafrika. Stellvertretender VIP (tut so, als hätte noch niemand etwas gesagt): Ich weiß nicht. VIP: Hmmm…. Margit: Südafrika. Stellvertretender VIP, der immer noch so tut, als hätte noch niemand etwas gesagt, tippt auf seinem Handy herum und verkündet schließlich strahlend: Südafrika! VIP: Vielen Dank! 18. September 2008 Jede öffentliche Verwaltung sollte sich Leute wünschen, die wie heute gehört, folgendes sagen: „Ich habe dazu auch eine Privatmeinung, aber die ist hier irrelevant!“. 17. September 2008 Wir sind wieder bei Birgit. Oder besser gesagt bei: „Birgit, streich mich von der Liste“. Aber auch Margrit, Mgit und Martingit wurden kürzlich verwendet. Fairerweise sollte ich dazusagen, dass ich in den letzten 24 Stunden etwas über 100.000 E-Mails bekommen habe. 16. September 2008 Nachdem es Mode geworden ist, mich Birgit zu nennen, hat es heute jemand mit Kathrin versucht. 11. September 2008 Absurdistan: Abends. Restaurant. Ich sage, dass ich noch auf jemanden warte, aber bitte schon einmal die Karte möchte. Kurz darauf bekomme ich einen Kaffee serviert. 259 9. September 2008 Heute habe ich wieder eine halbe Matratze gesehen, die jemand weggeworfen hat. Es war aber nicht die zweite Hälfte der anderen, die ich vor ein paar Tagen gesehen habe. 8. September 2008 Ich habe heute Abend erstmals meine Retouchefarben ausgepackt und versucht, ein paar SW-Bilder mit Farbe zu retouchieren. Sehr interessant! 7. September 2008 Ich habe einen Straßenkünstler namens Mimi the Clown getroffen, was mich besonders freut, weil mir seine Spraykunstwerke schon wiederholt aufgefallen sind und ich mich immer gefragt habe, wer bloß dahinter ist. 6. September 2008 Kürzlich gelesen: Schönheit heißt, eine Sache besonders gut zu können. 5. September 2008 Wieder einmal bestehen massive E-Mail Probleme. Der Dienstleister der Hotline hat gewechselt, was einen Zugewinn an Freundlichkeit aber ansonsten keinerlei Verbesserung betreffend Problemlösungskompetenz gebracht hat. Freundlich unfähig ist auch unfähig. Die Nummer, die zur Nachverfolgung nötig ist, wurde netterweise per E-Mail versandt, wobei die E-Mails nicht zugänglich sind (das ist das Problem, das behoben werden soll). Früher gab es Yves. Jedes Mal, wenn ich die alte Hotline bemüht habe, war Yves am Apparat. Teilweise bis zu 10 Mal täglich hat mich Yves jedes Mal wieder nach Kerndaten gefragt und sich beharrlich geweigert, meinen Namen oder zumindest die Erinnerung daran zu behalten, dass wir bereits wiederholt miteinander gesprochen haben. Im Gegenteil, für ihn war es jedes Mal so, als hätten wir noch nie das zweifelhafte Vergnügen gehabt. Den Mitarbeitern der neuen Hotline ist es untersagt, ihren Namen preiszugeben (sie klingen aber nicht mehr wie Yves). Sie sind also namenlos und können unter keinen Umständen wieder erreicht werden, da sie auch keinerlei persönliche Telefonnummern haben. Eine Art Gipfel der Austauschbarkeit. Ich weiß nicht, ob mir der mich zur Verzweiflung bringende Yves oder diese neuen Namenlosen lieber sind. Ein Tag im Leben von Yves. Das wäre immerhin ein brauchbarer Titel für eine Tragödie. Nach Komödie ist mir diesbezüglich nicht mehr. 4. September 2008 Aufgeschnappt bei einem Workshop: „… es kommt ganz darauf an, ob Sie mehr oder weniger als 25km von ihrer Wohnung weg wohnen“. Das ist einmal ein kreativer Ansatz, als Prinzip etliche Kilometer von der eigenen Wohnung entfernt zu wohnen und verdient näherer Betrachtung! 3. September 2008 Auszug aus einer Konversation, die ich am Gang gehört habe: A: “Ich hasse mein Auto!” B: “Warum das?” A: “Einige essentielle Teile fehlen ihm einfach!” B: “Was? Ein Lenkrad?” Immer noch 2. September 2008 Demokratie live. Ich war einen Gutteil des Nachmittags über im Europäischen Parlament. Die Plenardebatte hat diesmal ausnahmsweise in Brüssel stattgefunden, 260 nachdem im August 200 Quadratmeter der Deckenkonstruktion im Plenarsaal in Strassburg heruntergebrochen ist. Von den über 786 Abgeordneten waren vielleicht 20 anwesend, einige von ihnen – allerdings nur auf der Seite der Sozialisten - hatten Bauarbeiterhelme mitgebracht. 2. September 2008 Dass die Urlaubszeit wieder vorbei ist, merkt man an der Anzahl der Telefonkonferenzen. Drei meiner Kollegen hatten heute folgendes Problem: A: „Ich kann euch fast nicht hören!“ B: „Nein, nein, wir sind hier, kein Problem!“ A: „Seid mir nicht böse, aber nach der Akustik zu schließen klingt es als wäret Ihr auf einer Toilette!“ B: „Ich kann Dir versichern, dass wir NICHT auf einer Toilette sind!“ Zumindest nicht zusammen habe ich mir gedacht. 1. September 2008 Auf dem Weg zur Arbeit bin ich an einer achtlos am Straßenrand weggeworfenen halben (!) Matratze vorbeigekommen. Wer wirft eine halbe Matratze weg? Ich verstehe ja, dass man sich von einer Matratze trennt. Aber von einer halben? 29. August 2008 26. August: ich werde in einem E-Mail an eine ganze Gruppe Birgit genannt. Das schmerzt, ich weise dezent auf den Fehler hin, bekomme eine Entschuldigung. 29. August, dieselbe Person schreibt an dieselbe Gruppe „Birgit und ich schlagen vor“. Alzheimer ist eine heimtückische Krankheit. Das Kurzzeitgedächtnis dürfte zuerst befallen werden. Ich bin gespannt, ob wir uns nun ab heute auf einen gemeinsamen Ansatz betreffs eines Namens für mich verständigt haben. Ich merke, dass ich diesbezüglich wenig Spielraum für Kompromisse sehe. 28 August 2008 Warum become ich Einladungen wie die folgende? Einladung zu einem Mittagessen (!) zum Thema: “Übergewicht und Abnehmen: Der informierte Konsument“ Wahrscheinlich lautet der neueste Slogan in Brüssel: “Verbrenne Fett statt Öl”. 25. August 2008 Willkommen in Absurdistan: Ich halte an einem Zebrastreifen, wo gerade eine Frau im rosa Pyjama dabei ist, einen leeren (!) Kinderwagen über die Kreuzung zu schieben, als mich ein Anruf ereilt, in dem mir die Person mitteilt, dass sie mich leider nicht zu einem Termin treffen kann, der vergangenen Montag stattgefunden hat. 23. August 2008 Dialog in Amsterdam: A: „Die Welt ist schon schön.“ B: „Schon wahr…“ Für Insider: Die Wöt is scho schen. – Scho woahr! 22. August 2008 21. August 2008 Den sieben Todsünden stehen sieben Kardinals- oder Primärtugenden gegenüber: chastity, abstinence, temperance, diligence, patience, kindness and humility. 20. August 2008 261 Um der Globalisierung und Modernisierung der Gesellschaft Rechnung zu tragen, hat der Vatikan, den Katalog der sieben Todsünden um weitere sieben Todsünden zu erweitern. Seit dem sechsten Jahrhundert, spätestens aber seit Dantes „Inferno“ sind die Todsünden Stolz, Geiz, Neid, Zorn, Wollust, Völlerei und Faulheit bekannt. Das Begehen einer Todsünde zieht die ewige Höllenstrafe nach sich. Vergebung kann – nur vor dem Tod - über Beichte und durch vollkommene Reue erzielt werden. Andere Vergehen sind als "lässlichen Sünden" bekannt. Die sieben neuen Todsünden sind nun: 1. Drogenhandel und -konsum 2. Missbrauch von Kindern und Jugendlichen 3. Umweltverschmutzung (besonders das Einleiten von giftigen Substanzen in die Natur) 4. Prostitution bzw. Abtreibung, weil sie die "Würde und Rechte der Frauen verletzt" 5. Genmanipulation bei Menschen 6. Andere aus Profitgier in die Armut treiben 7. Exzessiver Reichtum bzw. Geldverschwendung für Luxusartikel 19. August 2008 Der Beo ist bekanntlich ein Vogel der dadurch Berühmtheit erlangt hat, dass er seine Umgebung sehr gut nachahmt! 18. August 2008 Ist das Globalisierung, wenn man am Sonntag in Amsterdam ist, in Brüssel schläft, am Montag in Helsinki Indisch isst und dann mit dem Fahrrad zurück zum Hotel fährt? 15. August 2008 Der Blumenteppich ist doch noch in time fertig geworden, ich hätte es kaum geglaubt. Sogar gestern Abend war er schon in voller Pracht und Schönheit zu bewundern! Man kann während der drei Tage, an denen er zu sehen ist, auch ins Rathaus hinein und vom Rathausbalkon auf den Grand Place hinunterschauen. Wirklich beeindruckend! Und noch dazu war Kaiserwetter! 14. August 2008 Der Brüsseler Blumenteppich, der den gesamten Grand Place vier Tage lang zieren soll, sollte heute eigentlich schon fertig sein; de facto wird aber noch heftig daran gebastelt. 13. August 2008 Mails nach der Urlaubssaison beginnen mit entschuldigenden Sätzen wie dem folgenden: “Ich bin gerade erst aus dem Urlaub zurückgekommen. Alles ist nach wie vor ein wenig unorganisiert und vermutlich wird das auch so bleiben…“ 12. August 2008 Aus der Reihe der Nullaussagen: „… es ist zu beachten, dass dies eine komplexe Aufgabe und keinesfalls trivial ist“. 11. August 2008 Die Abreise aus Stockholm ist anscheinend immer schwierig für mich. Letztes Mal habe ich meinen Rückflug wegen eines Unfalls auf dem Weg zum Flughafen versäumt und diesmal ist der Flug aufgrund eines Streiks am Brüsseler Flughafen abgesagt worden. Aber all das ist halb so schlimm im Vergleich mit meinen morgentlichen Erlebnissen. Wir wurden telefonisch gebeten, mit dem Boot auszufahren und jemandem zu helfen, der mit einem kleinen Motorboot gekentert ist. Es war ein schöner Morgen und ruhige See 262 und daher hat all das nicht besonders aufregend geklungen. Als wir hinkamen, ist das Boot nach wie vor kopfüber geschwommen, am Ufer war ein Mann in der Badehose, zitternd, der einen anderen Mann hielt. Dieser andere war sehr blass und bewusstlos. De facto war er da bereits tot. Ein Hubschrauber war auch schon da und zwei Schiffe der Küstenwache. Auch das medizinische Team konnte leider nichts mehr machen. Es ist ein Schock, jemanden sterben zu sehen. Und man ist wohl nie richtig darauf vorbereitet. Das Leben hängt an einem seidenen Faden… 10. August 2008 Im Zentrum von Stockholm war eine Lennart Nielsson Fotoausstellung seiner frühen Werke, Schwarzweissaufnahmen von Stockholm. Ansonsten ist er ja für seine Aufnahmen von Ungeborenen bekannt, insofern war es interessant zu sehen, wie vielseitig er ist. Manche der Bilder, die in dieser Ausstellung im Kulturhuset waren, sind zuvor niemald öffentlich gezeigt worden. Auch die Lennart Nilsson Webseite ist sehenswert: www.lennartnilsson.com. 9. August 2008 Eine Bootstour im Archipel von Stockholm hat ein wenig länger gedauert, als geplant. Auch in Schweden wird es um 10 Uhr abends dunkel… 8. August 2008 Heute habe ich folgenden schönen Satz gelesen: Wirkliche Erfolge sind nur mit Leidenschaft zu erzielen“. 7. August 2008 1865 hat die Boston Post geschrieben: “Gut informierte Leute wissen, dass es unmöglich ist, Sprache über Drähte zu übermitteln. Selbst wenn es mölich wäre, gäbe es keinerlei praktischen Nutzen dafür.“ 6. August 2008 Sogar Universitäten haben Marketingslogans. Die Yale Universität wirbt für ihre Sommerkurse mit : „Same veritas. More lux.”, also dieselbe Wahrheit, aber (bei) mehr Licht. 5. August 2008 Ich habe eine Postkarte vom „Anfang der Welt“, anscheinend ein Werbespruch der Bretagne, erhalten. Sehr interessant, wir kennen sonst ja eher das Ende der Welt. 4. August 2008 Aus der Sammlung markanter und wegbegleitender Aussagen: „Die Gruppe war sehr erfolgreich. Man hat sich nicht einmal darum bemüht, Konsens zu erlangen.“ 1. August 2008 Es gibt tatsächlich CDs für Babys zu kaufen, mit den klingenden Titeln: „Babytraum“, „Klassische Schlaflieder“ und „Natürliche Geräusche“. Irgendwie wäre ich ja gespannt, was auf der letztgenannten drauf ist. 31. Juli 2008 Die Rückreise nach Belgien hat viel länger gedauert, als erwartet. Aber, auf Reisen lernt man. Zum Beispiel, dass es Worms tatsächlich und nicht nur in der Sage gibt. Allerdings scheint sich die ganze Stadt auf die Nibelungenfestspiele vorzubereiten. Das dortige 263 Weinbaugebiet heiß „Weinbiet“ und stellt Spezialitäten mit den Namen „Gimpeldinger Meerspinne“, „Haardter Herzog“ und „Mußbacher Eselshaut“ her. 30. Juli 2008 Ein schöner Freud’scher Versprecher mir gegenüber: „… das ist ja alles nicht so ein Problem, nachdem Sie keine Kinder und keine Frau haben…“ Übrigens bin ich im Gespräch mit einem Wohnungssuchenden bin ich wieder an diese besondere Sprache erinnert worden, ganz nach dem Motto „großzügige Wohnung (34 Quadratmeter)“. 29. Juli 2008 Eine besondere Form der Diskriminierung: Der VIP-Kundendienst hat eine Anfrage ein Monat lang liegen lassen bzw. meine Nachricht und Problemschilderung, die ich auf Band gesprochen habe, einfach gelöscht. Und all das nicht, weil ich kein VIP bin, sondern wegen meines „Wiener“ Dialekts. 28. Juli 2008 Im Radio gab es eine Sendung über Glücksforschung. Um vor allem beruflich langfristig zufrieden zu sein, empfehlen die Forscher, sich drei Fragen über seine Tätigkeiten zu stellen, die alle positiv beantwortet sein sollten: 1. Was erachte ich als sinnvoll? 2. Was macht mir Spaß? 3. Was kann ich am besten? 27. Juli 2008 Wieder einmal Mariazell samt Basilika. Was gibt es Neues dort? Nun, man verkauft jjetzt nicht nur Lebkuchen, sondern auch Lebkucheneis, mitten am Kirchplatz gibt es eine Pizzeria und ein Sportwettbüro. 23. Juli 2008 Ein möglicher Kunde, der gerne ein Bild von mir gekauft hätte, wurde leider von seiner Familie mit dem Argument zurückgehalten, er sei ein alter Sammler und hätte zudem 34 Paar Schuhe. Bevor er nichts wegwerfen und aussortieren würde, kein Neuankauf. Manchmal sind die Dinge sehr einfach. 21. Juli 2008 20. Juli 2008 Nach einer schönen Hochzeitsfeier bin ich nach Kroatien weitergereist. Die Schwäbische Alp ist aber doch an die 1000 km vom schönen Kroatien entfernt, was die Reise etwas beschwerlich gemacht hat. Angekommen bin ich dann nicht in CervarPorat, sondern am Eingang des lokalen Nudistencamps. Aber mit der Hilfe netter Freunde hat sich dann der richtige Weg leicht gefunden. 19. Juli 2008 Europa ohne Grenzen – man erkennt Auto fahrend am ehesten, dass man in einem anderen Land ist, wenn man sieht, dass das Handy einen anderen Mobilfunkbetreiber anzeigt. 264 18. Juli 2008 Zur Höflichkeit in der elektronischen Welt: Ich habe meine großartige neue E-MailVerteilerliste zum Versand einer Einladung zu einer Besprechung verwendet und tatsächlich von besagter Liste auch eine Einladung bekommen. Um nicht mir selbst gegenüber ungehobelt aufzutreten, wollte ich die Einladung dankend annehmen, wurde aber recht harsch über ein aufpoppendes Fenster mit folgenden Worten in die Schranken gewiesen: „Als Veranstalter dieser Besprechung brauchen Sie nicht auf die Einladung zu reagieren“. 17. Juli 2008 Ich fühle mich ein wenig wie der Zauberlehrling. Ich wollte mir Arbeit ersparen und eine Mailingliste einrichten und habe dabei versehentlich 57.000 Leute subskribiert. Nun versuche ich verzweifelt, Herrin der Lage zu werden und die Leute von der Liste zu bringen. 16. Juli 2008 Ein aufmerksamer Leser hat mir zugetragen, dass es in seinem Unternehmen sogenannte "Flurbeauftragte" gibt. Das sind Menschen, die im Unglücksfall zusehen, dass alle Zimmer geräumt sind. Laut Jobdescription, die es dafür tatsächlich gibt, muss man Fremdsprachenkenntnisse und eine laute Stimme haben. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass es natürlich auch einen Stellvertretenden Flurbeauftragten gibt. Man stelle sich einen Trainingsworkshop aller Flurbeauftragten weltweit vor. 15. Juli 2008 Was es auch gibt in Belgien sind interessante Namen von Lokalen. Eines heißt „Allerletztes Atom“, ein anderes „zweites Element“ und ein weiteres „Ultimative Halluznation“. In letzterem war ich kürzlich wieder einmal; es gibt dort tatsächlich halbe Gläser Champagner. 14. Juli 2008 Wieder einmal ein paar grundsätzliche Betrachtungen über Belgien: Es gibt hier Bier mit Himbeer-, Pfirsich- und Kirscharoma, das etwas anders als Radler schmeckt und eher ungenießbar ist. Die berühmteste Brauerei, die unter anderem auch solche Biere herstellt, heißt "A la mort subite", zum plötzlichen Tod, hat aber so weit ich weiß nicht die Rechte für das ebenso klangvolle Bier "Delirium Tremens". 12. Juli 2008 Das Fotomuseum in Charleroi ist eine Perle! Angeblich ist es das größte Fotomuseum Europas mit 50.000 Bildern und über 1 Million Negativen. Auf einer der Anschlagetafeln steht: „Ist Photographie ein Fenster oder ein Spiegel, ein Blick auf die Realität oder eine Reflexion der Subjektivität des Photographen? Die beiden Seiten ergänzen sich, ein Fenster kann den Blick auf einen Spiegel gewähren und ein Spiegel kann ein Fenster reflektieren.“ 11. Juli 2008 „Wer seiner Führungsrolle gerecht werden will, muss genug Vernunft besitzen, um die Aufgaben den richtigen Leuten zu übertragen, und genügend Selbstdisziplin, um ihnen nicht ins Handwerk zu pfuschen.“ Theodore Roosevelt 10. Juli 2008 Auszüge aus einer Straßburger Speisekarte: 265 Kleine Sauerkraut mit drei Auflagen Kleine Teller Münsterkäse mit seinem Blatt Salat Eisbein in dem bernsteinfarbene Bier mit Äpfeln übersprungen 9. Juli 2008 Ich habe schon lang nicht mehr so schlecht gegessen wir heute Mittag auf der Zugfahrt nach Straßburg. Sandwiches waren aus und der „salade compose“ hat sich als kleine Würfel toten Schweins auf verschiedenen Sorten verdorbenen Salats entpuppt. 6. Juli 2008 Sissel Tolaas ist eine Geruchsforscherin, die gerade dabei ist herauszufinden, wie Glück riecht. Sie ist seit 2006 Professorin an der Harvard Business School für "unsichtbare Kommunikation und Rhetorik". 5. Juli 2008 "Nicht alles, das man zählen kann, zählt. Und nicht alles, was zählt, kann man zählen." Albert Einstein 4. Juli 2008 Es gibt Bonbonnieren, die anscheinend jahrelang herumgereicht werden und immer ein schönes Geschenk darstellen. Leider habe ich eine solche nicht nur bekommen, sondern auch geöffnet, was sich als Fehler herausgestellt hat. Die Schokolade war kaum mehr als solche erkennbar und mit einem dicken weißen Film überzogen. 2. Juli 2008 Im Aufzug stand heute ein Nachbar mit einem auffälligen Namensschild neben mir. Auf dem Schild stand: Free Lancer. Ich habe noch so bei mir gedacht, was für ein komischer Name, der hat ihm sicher schon viel Spott eingebracht, bis ich entdeckt habe, dass er natürlich Freddy soundso heißt und das nur seine Funktionsbezeichnung ist. 1. Juli 2008 Wie kann man sich bei strahlendem Sonnenschein grippig fühlen? 30. Juni 2008 Interessanterweise werden bei dem Monument in der Nähe meiner Wohnung nun auch die anderen drei Statuen entfernt. Sie sind bereits von ihren Sockeln genommen und mit Gitter eingekleidet worden. Nach der Pressefreiheit sind nun also auch die Versammlungs-, die Bildungs- und die Religionsfreiheit an der Reihe (siehe Blog-Eintrag vom 3. Mai 2008). Ob sie renoviert werden, steht wohl wieder auf einem anderen Blatt. 29. Juni 2008 Retour in Belgien. Es ist nicht leicht, wieder in die eigene Zeitzone zurückzufinden. 22. bis 28. Juni 2008 Ein Snapshot und ein kleine Nachlese zu Montreal: Ich habe eine Metropole erwartet, aber de facto ist Montreal eher eine nordamerikanische Großstadt, die unaufgeregt ist und sehr ruhig - zumindest in der Zeit, in der ich dort war. Die Strassen sind breit und, praktisch zur Orientierung, schachbrettartig angeordnet, auch in der Altstadt. Es herrscht kaum Verkehr. Geschäfte sieht man an der Oberfläche weniger häufig als in anderen Städten. Dafür ist ein Großteil der Stadt unterkellert und mit Gängen verbunden, angeblich insgesamt an die 30km. Diese Stadt unter der Stadt hat etwas Unheimliches. 266 Am Sonntag war ich – wegen Regens - lange dort unterwegs. Es war teilweise düster, die Geschäfte hatten großteils geschlossen. Man wandert auf und ab, über Rolltreppen und Stiegen, passiert Zwischentüren und findet sich in mal breiteren, mal schmäleren Gängen. Perfekte Umstände für einen Horrorfilm. Man bräuchte nicht einmal absperren, denn es sind ohnehin kaum Leute dort unterwegs. Vielleicht ist es unter der Woche besser, ich war dann nicht mehr dort. Am Rande der Altstadt gibt es eine Bar namens Wunderbar. Sehr nett. Und an jeder Stassenecke sitzen oder stehen ein oder mehrere Bettler, auffällig viele und meist sehr junge Leute. Wenn Bukarest die Stadt der Brautkleider ist, dann ist Montreal wohl die Stadt der Hochzeiten. (Die Vermutung, dass alle Montrealer Brautpaare vorab in Bukarest waren, um sich einzukleiden, spreche ich besser nicht aus.) Ich habe, ohne besonders darauf zu achten, am Samstagabend fünf Hochzeiten gezählt, mit allem, was dazugehört. Stretchlimousinen, Brautjungfrauen im halben Duzend und in einheitlichen Kleidern, mindestens zwei Fotografen und ein professioneller Kameramann pro Hochzeitspaar. Das interessanteste Viertel, nicht zuletzt weil es dort ein Wiener Café gibt, befindet sich rund um den Boulevard Saint-Laurent. Apropos Wiener Café: Der Name ist zwar Cafe Vienne, aber Sachertorte gibt es leider keine. Auf meine Nachfrage, warum nicht, hat mir ein sehr netter Kellner folgende, direkt rührende Antwort gegeben: Man hätte zu Beginn, als das Cafe eröffnet wurde, sehr wohl österreichische Mehlspeisen angeboten, aber über die Zeit sei, da all diese Kuchen und Torten ja auf Champagnerbasis (!) hergestellt werden, die Herstellung einfach zu teuer gekommen. Und man könne den Kunden ja keine überteuerten Süßspeisen anbieten. Daher sei man auf lokale Kuchen ausgewichen, wohl wissend, dass diese nicht an die Österreichischen herankommen. Nach einem Test der vielversprechend aussehenden „besten“ Torte es Hauses kann man ihm nur beipflichten. Nichtsdestotrotz, immerhin ein Kaffeehaus und das ist ja schon einmal etwas. Auch sonst ist die Strasse interessant. Es gibt eine Unzahl an Lokalen und Geschäften. Das wohl skurillste war ein Kostümverleih mit angeschlossenem Café. Ich schätze, dass es dort zwischen 500 und 1000 verschiedene Kostüme gegeben hat. Manche waren natürlich auch an Schaufensterpuppen ausgestellt, wobei sowohl die Kostüme, als auch die Puppen bereits bessere Zeiten gesehen haben dürften. Leider war das Photographieren dort nicht erlaubt. Im Museum for Modern Art war eine Retrospektive auf das Schaffen von Yves Saint Laurent – auch dort eine Vielzahl von (nicht kaputten) Puppen mit wunderbaren (nicht alten) Kleidern – und ein Verbot, mit Blitz zu photographieren… 21. Juni 2008 Auf der Reise nach Kanada wurde ich vom Jet Airways Steward beharrlich Mrs. Brandy genannt. Er war, für eine indische Fluglinie nicht untypisch, Inder und hat bei jedem Mal mit seinem Kopf gewackelt. Ich habe bald festgestellt, dass er nicht von Brandy abzubringen war. Irgendwie hat es mir dann sogar gefallen. Meine offizielle belgische ID-Karte, weist mich ja genauso auch, nur dass es dort anders geschrieben wird, nämlich Brandi. 20. Juni 2008 Im belgischen Radio werden zwei Lieder auf und ab gespielt. In dem einen wird im Refrain unaufhaltsam darauf Bezug genommen, dass die Augen der Besungenen groß seien wie der Mond, im anderen geht es darum, dass sich ein Paar versichert, jeweils eine Silhouette gesehen zu haben, die dem anderen ähnele. Ich frage mich nun, wie die Silhouette einer Person mit Augen, so groß wie der Mond wohl aussehen mag. 267 19. Juni 2008 Die geistreichste Bemerkung des heutigen Tages war: Delegation ist erlernbar, aber dennoch befindet sich die Komfortzone der meisten Menschen im Mikromanagement. 18. Juni 2008 Ein Freund von mir meint besser als gar nicht bekannt zu sein, sei dafür zu sein, dass man exzentrisch ist. 16. Juni 2008 Auszug aus einer Buchbesprechung in der Zeitung: “ Er ist kein Chronist, der O-Töne sammelt, um Authentizität zu erzeugen. Vielmehr nutzt er die sprachlichen Vorlagen, um sie literarisch weiterzuentwickeln und dabei den Dialogen eine allegorische Kraft zu verleihen, die ganz ohne die aufdringliche Bildhaftigkeit in den Metaphernfluten dilettantischer Anfängerliteratur auskommt.“ Ich bin nicht sicher, dass ich dieses Buch lesen möchte… 15. Juni 2008 Der neueste Trend am Seminarmarkt beschäftigt sich mit „Entärgerung”. 14. Juni 2008 Wien befindet sich im Fussballfieber. Am Flughafen ist mir gestern Abend ein Fan mit mindestens 15 cm hohem Irokesenstreifen begegnet, der flaggenähnlich in Rot-WeissRot besprüht war. 13. Juni 2008 Der neueste Trend, jedermann Manager zu nennen, ist mir heute zu Ohren gekommen: Es gibt neuerdings den Beruf des „Engagement Managers”. Vielleicht jemand, der Einstellungen vornimmt? 12. Juni 2008 Freud hätte sicher seine Freunde gehabt, wenn er mich hätte sagen hören: Wen kochst Du heute Abend? Ich wollte wohl „was“ sagen… 11. Juni 2008 Ein Beitrag für die Sammlung logischer Argumentationshilfen: Also wenn wir Schritt eins abgeschlossen haben, dann können wir eigentlich Schritt zwei angehen. 10. Juni 2008 Nach einer längeren Pause habe ich wieder einmal etwas für “sozusagen – mit anderen Worten” Sammlung: Manche Menschen beenden alle ihre Sätze mit „und so“. 8. Juni 2008 So, nun ist die Ausstellung in Leuven – trotz Verlängerung - wirklich zu Ende. Die Bilder sind abgehängt und wieder gut verstaut und eine neue Vernissage kann in Leuven heute Nachmittag stattfinden. 6. Juni 2008 Heute hat mir jemand erzählt, dass Busfahrer neuerdings „Fahrziel-Manager“ genannt werden. 268 5. Juni 2008 Aus der Serie der beliebig einsetzbaren Füllsätze: „Wir haben wahrscheinlich hier so viele Meinungen wie Leute im Raum.“ 4. Juni 2008 Nachdem mein Auto in der Werkstätte ist, fahre ich wieder einmal einen Leihwagen. Gestern habe ich den Kofferraum aufgemacht und dort einen riesigen Sack mit diversen kleineren Säcken drinnen gefunden. Erst wollte ich gar nicht so richtig hineinschauen, dann habe ich mich aber doch vorgewagt. Alle kleinen Säcke sind voll mit altem, hartem und trockenen Brot. Ob das heute zur Ausstattung eines Leihwagens gehört? 3. Juni 2008 Was mich an Telefonkonferenzen immer wieder beängstigt sind Menschen, die nach einem großartigen Einstieg (Begrüßung, Vorstellen) nur mehr atmen. Wenn es einmal still wird, hört man von denen ab und zu einen Atemzug. 2. Juni 2008 An heißen Tagen wie diesem kann man manche Leute leider schon riechen, bevor man sie sieht. Aber ich bin ja auch kurzsichtig. 1. Juni 2008 Mittlerweile werden Raucher ja diskriminiert (siehe Blog Eintrag vom 14. Mai). Am Münchner Bahnhof gibt es parkplatzgroße und mit gelben Linien eingezeichnete Areale, in denen sie sich zusammenrotten und rauchen dürfen. 31. Mai 2008 Aus der Sammlung höchste eigenwilliger Namen von Wirelss LANs: Heute habe ich – respektive mein Computer - eines gesehen mit dem Namen „Butterkekse“. 30. Mai 2008 Zugansage in Salzburg, frei nach dem Motto die Österreicher sind nie schuld: „Wegen Verzögerung des Zuges auf Deutschem Territorium (!) haben wir 12 Minuten Verspätung!“ Der Grund für die Verzögerung waren Kinder, die – irgendwo zwischen München und Salzburg - auf den Gleisen gespielt haben. Der Zug hat dort angehalten und über den Deutschen Schaffner bekanntgeben, dass man 10 – 15 Minuten warten werde. Wahrscheinlich, um die Kinder fertig spielen zu lassen. 29. Mai 2008 Aus der Sammlung von Abschlusszeilen beginnen, die Menschen Ihren E-Mails anhängen: „Enthusiasmus ist ansteckend, fang an und starte eine Epidemie!“ 28. Mai 2008 Der neueste Trend in der Hotellerie sind anscheinend Hotelzimmer, die speziell für Frauen desiged wurden, sogenannte Frauenzimmer. Der letzte Schrei, nachdem der Frauenparkplatz ja anscheinend wieder aus der Mode gekommen ist. Ein solches Zimmer zeichnet sich anscheinend durch eine Auswahl spezieller Frauenzeitschriften, mehr und qualitativ hochwertiger Kosmetika und besserer Haarföns aus. 27. Mai 2008 269 Brüssel hat eine neue Attraktion, eine abgestürzte, zerbrochene Boing 747. Es scheint gerade sehr in zu sein, zum Wrack des verunglückten Frachtflugzeus zu fahren. 26. Mai 2008 Das Zigeunerviertel in Bukarest hatte ich größer in Erinnerung, als es tatsächlich ist. Dennoch ist es ein interessanter Stadtteil. Viele Familien sind anscheinend im Blumengeschäft und verbringen die Vormittage damit, vor ihren Häusern zu sitzen,und Blumen zu Sträußen zu binden. 25. Mai 2008 Eine andere, sehr starke Erinnerung an meine erste Reise nach Bukarest war eine inflationäre Zahl an Brautkleid- und Hochzeitszubehörgeschäften. Heiraten scheint immer noch sehr modern zu sein; die Innenstadt ist nach wie vor gepflastert mit Auslagen, die Brautkleider ausstellen. Es wirkt ein wenig obsessiv. Und tatsächlich haben wir dann auch eine Hochzeit gesehen, was aber insofern etwas enttäuschend war, als die meisten Gäste entweder bereits gegangen oder vielleicht auch nie dort waren. Das Brautpaar und ein, zwei andere Paare haben getanzt, weitere drei oder vier Paare saßen weit verstreut an Tischen und ansonsten war das recht große Lokal recht leer. Das Restaurant nannte sich Monte Carlo und liegt in einem Park inmitten eines Teiches. Rund um das Restaurant waren etliche Tretboote im Einsatz. Man kann nur mutmaßen, dass sich die restliche Hochzeitsgesellschaft kollektiv zum Tretbootfahren entscheiden hat. 24. Mai 2008 Ich wusste nicht, dass man neuerdings den Parlamentspalast, dieses riesige von Ceausescu während seiner letzten Amtsjahre verwirklichte Gebäude, auch besuchen kann. Wir hatten dennoch leider nicht die Gelegenheit, bei einer Führung dabei zu sein; man hätte sehr viel früher reservieren müssen. Aber auch wenn man rund um dieses unwirkliche und riesige Gebäude spaziert bekommt man einen Eindruck von der Konzentration der Macht, die hier baulich Ausdruck gefunden hat. Woran ich mich von meinem früheren Aufenthalt gut erinnern kann war ein Boulevard, der in die Richtung des Parlamentspalasts geführt hat. Entlang dieses Boulevards waren damals viele unfertige Villen und Verwaltungsgebäude. Fast auf jedem Grundstück stand noch ein Kran mit der Jahreszahl 1989, die meisten schienen einfach während der Bauarbeiten abgestellt und stillgelegt worden zu sein. Es war auf eine eigenwillige Art und Weise gespenstisch. Ich habe diese Strasse nicht wiedergefunden. Wahrscheinlich sind die Gebäude mittlerweile doch fertig gestellt oder zumindest die Kräne abtransportiert worden. 23. Mai 2008 2002 war ich schon einmal in Bukarest. Seither hat sich einiges geändert. Die Stadt wirkt viel moderner und westlicher als noch vor sechs Jahren. Überall sind riesige Plakatwände, manche bedecken ganze Häuser und geben einem das Gefühl, in einer beliebigen Großstadt zu sein. Was mich 2002 fasziniert hat war, dass ich ständig darauf achten musste, nicht in ein Loch im Gehsteig zu fallen, in Hundekot oder Motoröl zu treten. Davon, dass man auch an allen Ecken und Enden über streunende, in der Sonne dösende, graue Hunde stolpern konnte, will ich gar nicht reden. Heute gibt es nach wie vor unglaublich viele und nach wie vor tiefe, unerwartete Löcher, aber die Zahl der Öllachen und Hunde und daher natürlich auch deren Exkremente ist massiv zurückgegangen. Dass es weniger Hunde gibt kommt einer biobigotten Person wie mir natürlich entgegen. 270 22. Mai 2008 Auf meinem Weg nach Rumänien war ich kurz zum Umsteigen in Wien, was immer wieder komisch ist. Man kommt in eine Stadt, die so lange ein zu Hause war und steigt eigentlich nur in ein anderes Flugzeug um. 21. Mai 2008 Ist es bedenklich wenn einen der Lieblingskellner mit „Sie nehmen sicher ein Helles begrüßt?“ 20. Mai 2008 Was tut man gegen Zynismus? 19. Mai 2008 Ich habe ein wunderschönes Schwarzweißbild in Slowenien aufgenommen und heute entwickelt. 18. Mai 2008 Eine der besten Reaktionen auf ein paar Schwarzweißbilder aus New York (aufgenommen im April 2008) stammt von einem Elfjährigen. Er hat gemeint: „und… ist es schon länger her, dass Du dort warst…?“ 17. Mai 2008 Der New York Times zufolge gibt es einen eigenen Ausdruck dafür, dass wir bestimmte Tierarten mögen und andere nicht: Biobigotterie. 16 May 2008 Ich glaube ich werde mit einer Sammlung von Abschlusszeilen beginnen, die Menschen Ihren von Mobiltelefonen und ähnlichem aus gesandten E-Mails anhängen. Ein sehr netter Spruch lautet: “Ich sende diese Nachricht von unterwegs. Bitte entschuldigen Sie das fehlen von Grammatik und Orthographie.“ 14. Mai 2008 Raucher werden heutzutage wirklich diskriminiert. Mittlerweile – so gesehen auf dem Flughafen von Ljubljana - werden sie in Glaskäfigen zu maximal viert weggesperrt, wo sie von drinnen auf glückliche Nichtraucher draußen blicken können. 13. Mai 2008 Ich bin ja an sich nicht abergläubisch, aber an einem dreizehnten eine schwarze Katze von links, nun ja… Airlines: inflation miles programs Paying a drink in mainly 1 Cent coins Ich möchte mich ja nicht wiederholt über schlechten Service auf innereuropäischen Flügen aufregen. Dass z.B. eine Zeitung 2 Euro kostet, man für einen Besuch in der Lounge,. 12. Mai 2008 Meilen oder Punkte verschiedener Fluglinien entwickeln sich ja einerseits zusehends zu einer Art Parallelwährung, andererseits herrscht dort Hyperinflation. Man wird beworben, 271 im Meilenprogramm willkommen geheißen, als sei man der allerwichtigste aller Fluggäste, aber dann, wenn es um eine tatsächliche Leistung geht, geht meistens gar nichts. Entweder, man hat durch Zufall Zugang zu einer Lounge, darf aber dann keinen Mitreisenden mitnehmen, weil leider vor kurzem die Bedingungen geändert wurden. Oder man muss überhaupt 3.500 Meilen für den Zugang zu einer Lounge „zahlen“, wobei man bei einem innereuropäischen Flug im Gegenzug aber nur 250 Meilen „verdient“. Am schlimmsten bei den Quasivorteilen sind aber dann die Prämien, denn hier macht sich die Inflation am stärksten bemerkbar. Meilen haben selten etwas mit tatsächlich zurückgelegten Flugmeilen zu tun. Vor einiger Zeit haben beide Programme, die ich kenne, 1.000 Meilen pro Strecke für einen innereuropäischen Flug gutgeschrieben. Man brauchte damals dann rund 20.000 Meilen für einen Freiflug. Nun ist aber die Meilenanzahl pro Flug rapide am Abnehmen, zwischen null und 750 Meilen sind noch möglich, wobei der Schnitt sich bei 250 einpendelt. Die Preise für Flüge gehen aber tendenziell nach oben, zwischen 20.000 beim einen und 30.000 beim anderen Programm, zuzüglich natürlich der Taxen, was einen „Freiflug“ mit einer Zwischenlandung leicht einmal 170 Euro kosten lässt. Wenn er denn überhaupt vrfügbar ist. Eher nämlich nur zu Randzeiten, die nicht interessieren. Wäre das nicht genug, werden einseitig permanent Änderungen am Programm vorgenommen, wobei der Trend zu einer Verminderung des „Meilenverdienens“ bei gleichzeitiger Verteuerung der „Prämien“ geht. Eine klassisch inflationäre Situation. Mich wundert, dass nicht mehr Leute protestieren. 10. Mai 2008 Die obdachlose Frau sitzt noch immer tagein, tagaus auf einer Hausschwelle neben einem Blumenladen (siehe Blog 23. März). 7. Mai 2008 In der Reihe der sicherlich eher eigenartigen bis frustrierenden Jobs (siehe Einträge vom 8. Februar – Haifisch auf einer Tauchmesse und 15. Februar – Polizist trotz Ampel) kann man wohl auch die Studentinnen einreihen, die heute auf dem Brüsseler Place Luxemburg stehen mussten und in ein knallrotes, enges Kleid mit auf hochschwanger drapierten Bäuchen mit einem neuen Magazin schwanger gehen und dafür werben mussten. 4. Mai 2008 Fahrradfahren auf einem Tandem will geübt sein… 3. Mai 2008 In unmittelbarer Nähe zu meiner Wohnung befindet sich ein Monument, das an die Opfer des Ersten Weltkriegs erinnern soll und Grabmal von fünf unbekannten Soldaten ist. Eine über 40 Meter hohe Säule wird von zwei Löwen mit einem immerwährenden Feuer unter sich bewacht und von vier auf Podesten sitzenden Statuen flankiert. Laut Wikipedia stehen die vier Statuen für die vier wichtigsten Grundfreiheiten, die die Belgische Verfassung gewährt: die Versammlungsfreiheit, die Bildungsfreiheit, die Religionsfreiheit und die Pressefreiheit. Irgendwann im Jänner 2007 ist auf einmal eine der vier Bronzestatuen am Boden gelegen. Kurze Zeit später war sie umzäunt und dann ist sie auf einmal verschwunden. Erst heute ist mir wieder einmal aufgefallen, dass die Statue immer noch fehlt. Man muss dazusagen, dass es sich um keine kleine Skulptur handelt, immerhin wiegt sie angeblich – obwohl innen hohl – etwa eine Tonne. Also habe ich mich auf die Suche nach Informationen gemacht, da ich das Gerücht, man habe sie zur Restauration gebracht und könne sie wohl einfach nicht mehr finden, nicht 272 glauben wollte. Und siehe da, auch im Internet finden sich nur Gerüchte. Angeblich sei sie bei einem Orkan vom Sockel gestürzt und müsse seither renoviert werden. Interessanterweise handelt es sich um „die Pressefreiheit“, die es erwischt hat. Und – Zufall? – heute entnehme ich der Zeitung, dass der 3. Mai der internationale Tag der Pressefreiheit ist. Hier ein Bild der gefallen Statue, das ich im Februar 2007 aufgenommen habe. 2. Mai 2008 Nach langer Zeit war ich wieder einmal im Kino. „Bienvenue chez les Ch’tis“, eine wunderbare Komödie über Vorurteile im eigenen Land. 1. Mai 2008 Irgendwie mag ich es, dass ich sogar in Jeans eine Bügelfalte gebügelt bekomme. Das hat etwas sehr Altmodisches, aber auch etwas Korrektes, dass bei Jeans schon wieder grotesk wirkt. 30. April 2008 Die selbstmordgefährdeten Tauben vor meinem Bürofenster sind zurück. Der Baum, auf dem sie anscheinend nisten, treibt wieder aus, streckt sich gegen meine Fenster und erzeugt im Wind ein unangenehm quietschendes Geräusch, wenn sich die Äste gegen das Glas stemmen. Als wäre das nicht schon irritierend genug, sitzen dann auch immer noch die besagten Tauben dort, gurren, starren mich an oder fliegen mit einer ungemeinen Wucht gegen die Scheibe, um wahrscheinlich mit einem schweren Schädelhirntrauma geschlagen abzustürzen. 28 April 2008 Aus der Serie zum Thema Vermeidung unmittelbarer Handlung: “Wir fangen wirklich gerade erst an und haben keine besonders hoch gesteckten Ziele, die durch zu schnelles Handeln erreicht werden könnten.” 24 April 2008 Eine Bemerkung, die es fast verdient hat, in die Sammlung der Zirkeldefinitionen aufgenommen zu werden: “Wir dürfen den Begriff Dienstleistung nicht mit dem Begriff Dienstleistung verwechseln!” 23 April 2008 Kürzlich habe ich ein Bild von Markus Vater gesehen, dass eine Karotteund noch zwei andere Gemüse darstellt, wobei eines der Gemüse sagt: „Ich mag Pflanzen, weil sie einen anderen organischen Hintergund haben“. 22 April 2008 Es gibt Hotels, die 1 Euro 50 für die Benutzung der Dusche verlangen und Duschen nach 22 Uhr generell untersagen, dafür aber kosten- und drahtlosen Internetzugang im Zimmer anbieten. 21. April 2008 Warum hängen sich Leute Duftbäume in geöffnete Cabrios? 20 April 2008 Viktor & Rolf sagen, dass Angst ein schlechter Ratgeber sei. 273 19 April 2008 Den halbe Tag am Frankfurter Flughafen zu verbringen, ist eine langweilige Sache. 18. April 2008 “Ich habe noch eine Videokonferenz mit dem Papst” war sicher eine der bestern Ausreden, um kurzfristig eine Verabredung abzusagen. Die ich in der letzten Zeit gehört habe. 17. April 2008 Bei einer Veranstaltung am heutigen Donnerstag ist ein Mann gesessen, dessen Socken den eleganten Aufdruck “Freitag” getragen haben. Glücklicherweise war ich nicht nahe genug um festzustellen, ob sie vom letzen Freitag waren. 14. April 2008 Meine Versicherung hat mir dankenswerterweise mitgeteilt, dass es weder in Österreich, noch in Deutschland Malaria gibt. 13. April 2008 Das ehemalige Golden Tulip Hotel ist jetzt Teil der Thon Hotels. Ich weiß nicht recht, ob das ein Schritt in die richtige Richtung war. Von der goldenen Tulpe zum Thunfisch. 12. April 2008 Der neueste Slogan einer in Brüssel mehrmals vertretenen Hotelkette lautet: “Kommen Sie herein, kommen Sie näher, bleiben Sie eine Weile und genießen Sie die Erfahrung so behandelt zu werden, wie Sie es verdienen.“ Ist das nicht schön… 11. April 2008 Nachdem ich die Entfernung zwischen Brüssel und Düsseldorf etwas unterschätzt habe, bin ich noch abends zur Ausstellung “Radical Advertising” gefahren. Insgesamt waren das wohl etwa 500 km und gegen 19:00 wegfahren war wohl zu spät, aber es hat sich absolut gelohnt! Am meisten hat mich eine Serie Schwarzweißbilder beeindruckt, die Calvin Klein Werbung in Städten festgehalten hat. Und obwohl ich bisher der Videokunst immer etwas skeptisch gegenübergestanden bin, habe ich diesmal etwas wirklich Witziges und Anregendes gesehen: einen Amerikaner, der einfach alles in einem Standmixer mixt, von Hendl und Cola (teilweise noch in der Dose) bis hin zum iPhone. Der Aufhänger dabei ist immer die Frage, ob es sich wohl mixen lasse. 9. April 2008 Auf dem Rückweg von New York über Washington nach Europa. Die Zeit ist leider vie zu schnell vergangen. 8. April 2008 Im Museum of Modern Art habe ich eine interessante Äußerung der Kuratorin für Malerei und Skulptur von Blanchette Rockefeller, Ann Temkin, gelesen. Sie sagt: “… Schönheit findet man eher im Alltäglichen als im Ideal.” SoHo war wie immer faszinierend, obwohl ich meine New York Muses, die ich vor fast drei Jahren photographieret habe, nicht mehr wiedergefunden habe. Dafür gibt es aber mein Lieblingscafe in der Broom Street in Little Italy noch. 7. April 2008 274 Nach einer intensiven Photozubehöreinkaufstour gestern waren wir heute beim Flat Iron Building, in der Fifth Avenue, am Empire State Building, bei Grund Zero und sind über die Brooklyn Brücke gegangen. Gestern waren wir unter anderem im Guggenheimmuseum. Dort stellt ein bemerkenswerter chinesischer Künstler namens Cai Guo-Qiang aus. Seine Ausstellung nennt sich „Ich möchte glauben“ und besteht aus Bildern, Skulpturen, Videos und Installationen. Ein grandioses Gesamtkunstwerk, das sich wunderbar in die Spirale des Museums einfindet. Ein altes chinesisches Schiffswrack ist in einem Nebenraum auf Unmengen gebrochenen Porzellans gestrandet. Die Bilder sind allesamt durch Schwarzpulverexplosionen entstanden und die Videos zeigen Explosionen, die auf der ganzen Welt veranstaltet wurden. Viele Skulpturen stellen einen Drachen dar. Ein solcher Drache wird aus lauter laufenden Wölfen gebildet. Andere Skulpturen sind einfache Menschen, Arbeiter, Geschundene, Schinder, Kinder, allesamt mit fast zu wirklichen Gesichtszügen und Augen. 6. April 2008 Vor acht Jahren hat mein Broken Muses Konzept seinen Anfang genommen und zwar mit einem Bild, das ich am Italienischen Markt in Philadelphia aufgenommen habe. Am Weg von Washington DC nach New York gestern habe ich ein paar Stunden damit verbracht, meine Musen wiederzufinden. Ich hätte schon beinahe aufgeben wollen, als ich sie schlussendlich doch noch entdeckt habe, versteckt in einer Ecke. Manche gibt es nicht mehr, andere haben erstaunlich wenig gelitten in den vergangenen acht Jahren. Ein paar Kratzer hier, ein etwas größeres Loch in der Nase dort, aber im Allgemeinen würde ich sagen geht es ihnen gut. 5. April 2008 Ein paar Zitate: Manche Think Tanks reden mehr als sie denken. Nicht viel über eine Sache zu wissen, hält viele nicht davon ab, trotzdem eine Meinung zu haben. Eine gängige Antwort auf Krisen ist Reorganisation. Oft triumphiert die Erfahrung über die Leistung. Die meisten Gruppen werden effizienter, wenn sie ihre Manager verlieren. 86 Millionen Fass Öl werden weltweit täglich verbraucht. Wenn man sich die westliche Wirtschaft heute ansieht, dann bleibt für unsere Kinder nicht viel mehr an Jobs übrig als Burgerbraten und Gleichberechtigungsberater. 30. März bis 4. April, 2008 Es tut gut, wieder einmal an einer Uni zu sein, auch wenn es nur für ein paar Tage ist. Es fühlt sich irgendwie an wie intelektuelle Ferien, gespickt mit interessanten Vorträgen und Diskussionen mit Teilnehmern aus über 30 verschiedenen Ländern und das ganze, untermalt durch ein anregendes Rahmenprogramm. An einer amerikanischen Uni zu sein ist an sich schon eine Erfahrung. Die Identifikation mit der Hochschule ist allgegenwärtig. Neben T- und Sweatshirts und anderen Devotionalien gibt es sogar Georgetown University Pyjamas. 30. März 2008 Am Beginn eines Langstreckenfluges bekommt man meist ein kleines Säckchen ausgehändigt. So auch heute und auf der Verpackung dieses Säckchens sind die Inhalte einzeln auflistet, was einen speziellen Blickwinkel auf die globalisierte Welt eröffnet. Angeführt sind die folgenden Dinge: Tasche – hergestellt in China, Socken - 275 hergestellt in China, Schlafaugenmaske - hergestellt in China, Ohrstöpsel - hergestellt in USA, Taschentücher - hergestellt in China, Minzbonbons - hergestellt in Spanien, Marine Körperlotion - hergestellt in USA; Zahnbürste - hergestellt in China, Zahnpasta hergestellt in Indien und eine Romantikkarte - hergestellt in USA Die Romantikkarte fehlt interessanterweise. Eine andere Fluglinie, andere Sicherheitsbestimmungen. Sehr charmant finde ich ja folgendes: „Wenn Sie … neben einem Notausgang sitzen, müssen Sie die Flugbesatzung verständigen, damit diese Ihnen einen neuen Platz zuteilen kann, sollten Sie: die Sprache nicht sprechen, lesen oder verstehen können, oder die graphischen Darstellungen nicht verstehen, oder sollten Sie die mündlichen Anordnungen der Besatzungen nicht verstehen.“ Vor allem, wenn ich die Sprache (welche Sprache eigentlich?) nicht spreche, wie soll ich mitbekommen, dass ich mich für einen neuen Platz melden soll? 29. März 2008 In Den Haag gibt es gerade eine Ausstellung von Lucian Freud, dem Enkel von Sigmund Freund. Er ist ein Maler, der fast photorealistisch malt. Im selben Museum wird auch Picasso ausgestellt, der wohl einmal gesagt hat „Die Photographie ist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, um die Malerei von all dem zu befreien, was literarisch und anekdotisch war, ja sogar vom Subjekt.“ 24. März 2008 Es gibt einige neue Indienbilder unter diesem Link und drei neue Trinities! 23. März 2008 Osterspaziergang auf den Seitenstrassen einer Großstadt. Eine Obdachlose campiert im Eingang neben der neu eröffneten Blumenhandlung, das Glasaugengeschäft einig Häuser weiter stellt nach wie vor dieselben verschieden großen Glasaugen im Fenster zur Schau, eine alte Dame im Fuchspelzmantel zieht auf und schnäuzt sich mit Hilfe des Zeigefingers leicht vornüber gebeugt lauthals auf die Strasse und nicht allzu weit entfernt lehnt an einer Bushaltestelle ein ausgedienter Ventilator. 22. März 2008 Vor einigen Tagen bin ich wieder einmal geflogen und saß an einem Notausgang, wo man von großäugigen Stewards oder Stewardessen langsam und als ob man nicht bis drei zählen könnte darauf hingewiesen wird, wie man sich im Notfall zu verhalten habe. Am Ende der unwürdigen Darbietung wird man eindringlich auf die in der Sitztasche befindliche Zusatzinformationskarte für „Passagiere bei Notausstiegen“ hingewiesen, die man tunlichst zu lesen habe. Sie ist es auch durchaus wert, gelesen zu werden. Ich zitiere: „1. Bei Anordnung der Crew öffnen Sie Ihren Sitzgurt“. Sprich, wenn die Crew dummerweise auf diese Anordnung vergisst, haben alle verloren. Oder was, wenn es nicht ausdrücklich heißt, die Passagiere bei den Notausstiegen haben ihre Gurte zu öffnen? Nun, weiter im Text: „2. Schauen Sie durch das Fenster und öffnen Sie keine Notausstiege in Gefahrenbereichen (z.B. Feuer).“ Also man sitzt dann nicht mehr angegurtet, schaut aus dem Fenster und sagt sich, wenn ich rechts sitze und es links brennt, habe ich also ruhig (und nicht angegurtet) rechts aus dem Fenster zu schauen und die Tür links in Frieden zu lassen. Aber nein, es geht doch weiter. Man hat die „Abdeckung“ zu entfernen, „den Hebel“ (der sich anscheinend unter der Abdeckung befindet) zu sich zu ziehen und mit der anderen Hand in eine Öffnung unten zu greifen (Schritte 3 – 4). Nun aber kommt es: „5. Ziehen Sie den Notausgang herein. 6. Werfen Sie den Notausgang aus dem Flugzeug.“ Man konnte sich wohl nicht entscheiden. 276 Notausgang rein oder raus und als Kompromiss kommt, zuerst hereinziehen, dann hinauswerfen. Klingt irgendwie schäbig. Außerdem ist es ein starkes Stück, das einem als Passagier beim Notausstieg zugemutet wird, man soll immerhin den ganzen Notausgang (!) aus dem Fenster werfen! Zu guter Letzt wird dann 7. verlangt, mit den Füßen zuerst auf die Tragfläche zu steigen, über die Notrutsche zu rutschen und dann „anderen Passagieren beim Rutschen“ zu helfen. Man bedenke, nicht beim Aussteigen, sich in Sicherheit bringen oder ähnlichem, lediglich beim Rutschen muss man anderen zur Hand gehen. Wollen wir hoffen, dass man dieser Anleitung niemals wird folgen müssen. 18. März 2008 Meine E-Mail-Adresse ist nun wieder einmal komplett gestorben und weist mir selbst gegenüber die Fehlermeldung aus, dass ich ein unbekannter Absender bin und somit nicht existiere. 17. März 2008 Mein E-Mail Account stirbt gerade ab und gibt Leuten, die mir etwas schicken wollen die Fehlermeldung aus, dass ich nicht mehr existiere. 13. März 2008 Für die Sammlung besonders positiver Aussagen: „Ich war positiv glücklich mit der Veranstaltung!“ 10. März 2008 Kein Mensch vor dem Lieblingsbankomaten, das war heute verdächtig. Und tatsächlich: eine metallene Absperrung hat ihn eingehüllt, was jedes Durchringen zu ihm unmöglich gemacht hat. Und so verbleibe ich mit 20 Cent ohne Aussicht auf Nachschub. 9. März 2008 Schlüsseldienste betreiben eine Preisfindung, die direkt proportional ist zum Grad der Verzweiflung des sich aus der Wohnung Ausgesperrten. Und zudem gibt es anscheinend ein Wochenendkartell in ebendieser Branche. Und zudem gibt es anscheinend ein Wochenendkartell in ebendieser Branche. 8. März 2008 Der Fotograf Miroslav Tichý sagt: Das Schöne und das Perfekte interessiert keinen! 6. März 2008 Endlich bin ich dazu gekommen, ein paar Bilder von Indien online zu stellen. Am besten hier hier klicken! 3. März 2008 Eine kleine Sammlung von Sätzen die dazu dienen, nichts zu sagen: Wir dürfen diese Sache nicht unterschätzen. Diese Angelegenheit ist viel mehr wichtig als dringend. Es ist nie zu spät, das richtige zu tun! 2. März 2008 In einem Zeitungsinterview wurde darüber nachgedacht, dass die Kunst weiblich sei und es zudem keine männlichen Musen gäbe. Was stimmt, denn alle neun sind weiblich. 1. März 2008 277 Wieder einmal beim Bilderentwickeln in der Dunkelkammer, ein langwieriger Lernprozess. 29. Februar 2008 Wieder einmal in der Reihe zu „ziemlich“, „eigentlich“ und „sozusagen“: Ich habe eine Jazz-CD, die übersetzt in etwa „ziemlich traurig“ heißt. 28. Februar 2008 In der Zeitung stand, dass es in Singapur ein neues Gesetz gibt, das es verbietet, zu Hause nackt herumzugehen. Es würde mich ja schon sehr interessieren, wie dieses Gesetz vollstreckt werden soll. 27. Februar 2008 Will man einen Laptop ins Europäische Parlament mitnehmen, so muss man ihn bei einer eigens dafür eingerichteten Stelle registrieren lassen. Es wird ein Formular ausgefüllt und nebst der Seriennummer des PCs auch die Unterschrift des Besitzers eingeholt. Soweit, so verständlich, wenn man davon ausgeht, dass es auch beim Verlassen des Gebäudes wieder zu einer Kontrolle kommt. Das ist aber nicht der Fall. In diesem Sinne habe ich meinen Laptop schon zigmal hinein, aber theoretisch nie wieder herausgetragen. 26. Februar 2008 Für die Sammlung sinnleerer Füllwörter: “Der verbleibende Satz würde eigentlich eine zusätzliche Erklärung brauchen da er sonst sozusagen verloren dasteht.“ 24. Februar 2008 Im Zug von Österreich nach Deutschland habe ich nahe einem Ausgang einen sogenannten „Schlusslichtschalter“ entdeckt. Interessant was es nicht alles gibt! 23. Februar 2008 Angeblich steht das alteingesessene Lieblingscafé meiner Heimatstadt vor dem Konkurs. Wird es verschwinden? Und wenn ja, wo werde ich dann einen Gutteil meiner Zeit in ebendieser Stadt verbringen? 22. Februar 2008 Am Münchner Bahnhof herrscht Mülltrennung. Ein Sandler ist unterwegs und versucht in die unhandlich geformten Müllcontainer zu greifen, die in vier Kategorien Müll unterteilt sind. Auch er hat vier verschiedene Plastiksackerln dabei, um die magere Beute einzusortieren. 21. Februar 2008 Darf man annehmen, dass eine Stockwerkskaffeemaschine, die trotz reichlich vorhandenem Wasser im rückwärtigen Tank und funktionierendem Stromanschluß den Dienst unter dem Hinweis „no flow“ verweigert, sie einfach nicht im Fluss und somit alles andere als glücklich ist? 20. Februar 2008 Wenn Leute ins Flugzug einsteigen, haben sie ja manchmal abenteuerliche Sachen bei sich. So etwa ein Passagier, der – an sich harmlos aussehend – folgenden Buchrückseitentext vor sich herschob: „Mein Name ist Joe. Eigentlich bin ich ein netter Kerl, doch manchmal bringe ich Leute um.“ 278 19. Februar 2008 Ist es nicht sarkastisch, dass einem ein Hotlinemitarbeiter „weiterhin“ einen guten Tag wünscht, nachdem man vom Zusammenbruch des Computersystems berichtet hat? 18. Februar 2008 Irgendwie ist scheint’s „okidoki“ wieder in Mode gekommen. Ich fürchte, bald kommt dann auch „super-duper“ wieder. Gemeinsam mit „eigentlich“, „sozusagen“ und „mit anderen Worten” kann man hier schon den einen oder anderen Satz formen. 15. Februar 2008 In der Reihe der sicherlich sehr frustrierenden Jobs (siehe Eintrag vom 8. Februar – Haifisch auf einer Tauchmesse) reiht sich meines Erachtens auch der des Verkehrspolizisten, der zusätzlich zur Ampel den Verkehr regeln muss. Ohne Ampel, das ist natürlich eine andere Sache, aber zusätzlich, quasi unterstützend zur funktionierenden Ampel winken und pfeifen, na, ich weiß nicht. 14. Februar 2008 In Brüssel gibt es eine Straßenbahn, die nach Wiener fährt und einen Bus in Richtung Helden. Man kann also davon ausgehen, dass sich Wiener nicht neben Helden befindet. Kann man als eingesessener Wiener nach Helden ziehen? Können Wiener also Helden werden? Wie schaut es mit den Helden aus, die Wiener werden wollen? Kann man es den Helden verdenken, dass sie keine Wiener sein wollen? Das schlimme dabei ist aber, dass beides Endstationen sind. 13. Februar 2008 Der Drachenläufer ist heute im Kino angelaufen und ist eine der besten Literaturverfilmungen, die ich je gesehen habe. Die anderen Zuschauer haben das wohl ähnlich gesehen, am Ende der Vorstellung wurde geklatscht. 12. Februar 2008 Wie oft kann man „eigentlich“ in einen Satz einbauen? 11. Februar 2008 Im Haus schräg gegenüber findet seit geraumer Zeit nebst einer Hausbesetzung ein Hungerstreik statt. Mitten in Brüssel und von behördlicher Seite fühlt sich anscheinend niemand in der Lage, etwas zu unternehmen. 10. Februar 2008 Das Spa (Thermalbad) in Spa hat etwas, vor allem an einem wunderschönen, frühlingshaften Tag. 9. Februar 2008 Ein bekanntes Hamburgerrestaurant verkauft in Holland gerade Sauerkrautburger. Eigenwillige Wahl. Dieselbe Restaurantkette verlangt von männlichen Toilettgängern 25 Eurocent, wohingegen Damen gratis gehen dürfen, Auch eigenwillig. Dafür hat Holland eine gute Streuung von Geldautomaten. Vier nebeneinander – gesehen heute in Utrecht! 8. Februar 2008 279 Es gibt schon miese Jobs, z.B. Haifisch auf einer Tauchermesse. In einem überdimensionalen Haifischkostüm Werbung verteilen ist sicher weniger witzig, als es aussieht. 7. Februar 2008 Allem Anschein nach ist Belgien von Großbritannien annektiert worden. Klammheimlich und ohne Medienrummel. Auf der Verpackung meines Sandwichs stand heute: „Bitte haltet Großbritannien sauber und verwendet einen Papierkorb!” 6. Februar 2008 Bucht man über die Webseite einer bekannten Internethotelplattform ein Nichtraucherzimmer und einen Parkplatz im Hotel, so wird einem das ganze als Nichtraucherparkplatz angezeigt. Bei näherer Betrachtung scheint das vielleicht sogar wirklich eine Marktlücke zu sein… 5. Februar 2008 Ich war abends in ein längeres Gespräch mit einem Anthropologen verwickelt. Er hat all seine bisherigen Erkenntnisse über das Wesen des Menschen folgendermaßen zusammengefasst: Es zeichne den Menschen aus, sich irrational zu verhalten. 4. Februar 2008 Zum Thema Autohändler und Urheberrecht: „... und dann haben sie hier einen Schlitz für eine Datenkarte. Praktischerweise kann dieselbe Datenkarte verwendet werden, die man auch am PC verwendet. Sie laden einfach Musik aus dem Internet herunter und speichern sie auf der Karte und dann haben Sie sie im Auto!“ 3. Februar 2008 Ich habe viel über Indien erzählt, Bilder gezeigt und wieder einmal darüber nachgedacht, wie privilegiert wir hier „im Westen“ doch sind. Kalkutta hat übrigens eine Städtepartnerschaft mit Neapel. 2. Februar 2008 Ein etwas schläfriger Tag nach einer langen Ballnacht und eine schöne Zugfahrt durch Österreich. 1. Februar 2008 Ich war zwar gestern nicht auf dem Opernball, dafür aber heute auf dem Kaffeesiederball in der Wiener Hofburg. Ein wunderbares, beeindruckendes Fest, prunkvoll, herrlich dekoriert. 31. Jänner 2008 Wien mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wien, wo es mehr Bankomaten gibt als Einwohner, nein, das ist natürlich auch übertrieben. Aber auf der einen Seite habe ich das Gefühl, nie weg gewesen zu sein und auf der anderen Seite bin ich auch nicht mehr richtig dort. 30 Jänner 2008 Ein Gustostückerl in Sachen Smalltalk: „Nun, vielen Dank für den Termin, ich glaube wir müssen jetzt gehen und ich denke, wir müssen durch eine Tür gehen…“. 29. Jänner 2008 280 Die von mir lange schon für eine Schnecke gehaltene Skulptur in einem schönen Brüsseler Restaurant ist wohl doch eine Scheibtruhe (für meine deutschen Leser: Schubkarre), die interessant umgestaltet wurde und deren Griffe nach oben zeigen. 28. Jänner 2008 Die besten Dinge im Leben verdanken wir dem Zufall – so steht es auf meinem neuen Mauspad, das Casanova zitiert. 27. Jänner 2008 Ausnahmslos jeder sieht mit einem Parkticket im Mund auf dem Weg zum oder am Weg vom Auto unvorteilhaft aus. 26. Jänner 2008 Sagen extreme genderbewußte Menschen wirklich: “Kannst Du mir einmal die Salzstreuerin herübergeben?” 25. Jänner 2008 Belauscht am Nachbartisch, wo frischer Orangensaft getrunken wurde: „Wenn Du denkst, dass das vor zwei Minuten noch 3 Orangen waren...“. Das Nobelpreiskomitee wird sich wohl nicht besonders für die Person interessieren. 24. Jänner 2008 Ich war ja der Meinung, dass hierzulande weniger gespuckt wird als in Indien. Ein genauerer Blick auf den Boden rund um die Busstation, an der ich fast täglich vorbeikomme und rund um den Lieblingsbankomaten zeigt ein anderes Bild. Zwar ist es nicht unbedingt Sputum, dass sich dort sammelt, dafür aber umso mehr Kaugummireste. Es scheint, dass das Spucken einfach nur andere Gestalt angenommen hat. 23. Jänner 2008 Ich sollte wieder dazu übergehen, mir an meinem Geburtstag frei zu nehmen. 22. Jänner 2008 In einer Garage in der Brüsseler Innenstadt, die ich recht oft verwende, steht seit Monaten ein altes, ehemals blaues Auto und verstaubt. Vor nicht allzu langer Zeit hat jemand auf die Graue Motorhaube geschrieben „Gibt es auch in blau“ (siehe Blog vom 19.12.2007). Nun steht in großen Lettern im Staub der Heckscheibe: „Wash Me!“. 19. Jänner 2008 Verglichen mit Delhi kommt mir Brüssel vor wie ein Luftkurort und fast ausgestorben. Niemand läuft mir nach, will etwas, berührt mich. Es ist ruhig, kein Hupen. Für Fußgänger wird gebremst, Ampeln werden nicht direkt ignoriert, Rotlicht hat nicht nur empfehlenden Charakter. Niemand räuspert sich knapp neben mir, zieht auf und spuckt. Und ich meine, kein Spucken, überhaupt kein Spucken, nicht nur kein unmittelbar in meine Richtung zielendes Spucken oder ein Spucken im 180-Grad Radius. Thomas Mann wäre ja angesichts des ubiquitären Sputums in Indien hingerissen gewesen. Obwohl man damals wohl auch in Europa gespuckt haben dürfte. Ich kann mich gut an die zahlreichen Spucknäpfe an den Wänden des alten Unigebäudes in Graz erinnern. Ansonsten genieße ich auch das einlullend-warme Licht normaler Glühbirnen und denke über den unglaublichen Luxus der westlichen Welt nach. 18. Jänner 2008 281 Meine Rückreise nach Europa wird begleitet von einem exzellenten Buch eines indischen Schriftstellers, Animal’s People von Indra Sinha. Ich hätte noch ein paar Stunden fliegen können. 17. Jänner 2008 Nach über drei Wochen quer durch Indien ist Delhi fast langweilig. Was mich wieder versöhnt ist die Cha Bar im Oxford Bookstore. Es scheint in den indischen Meropolen gerade äußerst hip zu sein, Tee zu trinken. Auch die Kaffeehäuser oder bessergesagt Kaffeehausketten boomen. Aber diese Teebar in der Buchhandlung, das ist schon ein Schmuckstück. Wie überhaupt die Inder gerne lesen. Es gibt ausgezeichnete Zeitungen und Zeitschriften, brillant geschrieben. Und überall Bücher, auf den Strassen, ausgebreitet am Boden, gestapelt, auf rollenden Läden in Bahnhöfen, in Buchhandlungen. Was den Oxford Bookstore auszeichnet ist nicht nur die Auswahl an Büchern und die angenehme Atmosphäre, sondern, dass man über einem Tee schmökern kann. Und es ist ja nicht irgendein Tee. Über 40 verschiedene Sorten gibt es und der Klassiker, der Marsala Chai (Schwarztee mit Kardamom) wird in einem Glas serviert, dass von einem Affen aus Silber gehalten wird. 16. Jaenner 2008 Agra ist etwa zweieinhalb Zugstunden von Delhi entfernt und ob des Taj Mahal natürlich sehr touristisch. Es ist ein malerisches, blendend weißes Gebäude und schon sehr beeindruckend obwohl ich es glaube ich schon zu oft auf Bildern gesehen habe. Wenn man näher kommt, ist das Weiß nicht mehr ganz so strahlend, der Marmor hat durchaus auch seine farbigen Einschlüsse, aber aus der Distanz sieht man das nicht. Alle paar Wochen muss das gesamte Gebäude gereinigt werden, so stark setzt ihm die Luftverschmutzung zu. Innen ist das Grabmahl der verstorbenen Lieblingsfrau des Mughal Shah Jahan, Mumtaz Mahal. Nicht weit von Agra sind die verlassenen Paläste von Fatehpur Sikri, ebenfalls sehr beeindruckend. Vor allem das dortige Rote Fort, wie in Delhi aus rotem Sandstein und Zeugnis von wunderbarer Palastarchitektur. Leider sind all diese Sehenswürdigkeiten sehr touristisch und die Andenkenverkäufer in einer Form lästig, wie ich das noch nie erlebt habe. Die Armut war überall bisher gegenwärtig, heute allerdings schlimmer als sonst. Man kann sich kein Bild davon machen, wie viele Leprakranke oder schwerst Körperbehinderte es hier unter den Bettlern gibt. Der Zug von Agra zurück nach Delhi war sehr verspätet und daher sind alle Bettler einmal am Bahnsteig vorbeigekommen. Ein kleiner Bub und ein etwa 20-jaehriger waren beide auf ihre Arme gestützt, sind auf den Armen gehumpelt, die Beine so verkrüppelt, dass sie in einer Art ineinandergewundenen Langsitz beim einen und hinterher geschliffen beim anderen nachgezogen wurden. Die beiden waren so schmutzig, staubig, dass ich mir gedacht habe, ihre Kleidung ist wahrscheinlich vor einigen Monaten und ihre Haut vor Wochen zum letzten Mal mit Wasser in Berührung gekommen. Dann kommen fünf oder sechsjährige Kinder, tauchen einfach irgendwo von der Gleisstrecke im Bahnhof auf, springen auf den Bahnsteig hinauf, beuteln die vor Schmutz starrende Kleidung aus und starren Dich mit Großen, schönen aus dreckigen Gesichtern lachenden und dabei bettelnden Augen an, deuten auf Ihren Mund zeigen Hunger. Ihre abgemagerten Körper sprechen aber auch für sich alleine. Man möchte helfen, aber man fühlt sich so machtlos angesichts der Fülle an Elend. 15. Jänner 2008 282 New Delhi und Old Delhi sind zwei sehr verschiedene Stadtteile. Neu Delhi ist relativ langweilig. Es besteht aus einer Unzahl von breiten Strassen, bewachten Wohnanlagen, modernen riesigen Hotels und erstickt im Verkehr. Alt Delhi beherbergt das von weitem sichtbare Rote Fort, schräg gegenüber eine riesige Moschee und natürlich unzehlige Marktstrassen, von denen verwinkelte labyrinthartige Gassen wegfuehren. Es bleibt keine Zeit zum Verweilen, ständig läuft einem jemand hinterher, beruehrt einen, will etwas, sei es Geld, Schokolade oder Kugelschreiber oder bietet etwas von Taxifahren ueber Ramsch und Kunsthandwerk. Vergleichsweise ist der Cannaught Platz eine ruhige Oase (obwphle Verkehrsknotenpunkt ziwschen Alt und Neu Delhi und Kreisverkehr im Kreisverkehr). Hier haelt die moderne U-Bahn, hier gibt es Kaffeehaueser und Buchhandlungen, Geschaefte fuer alles und jedes und sogar die Kunsthandwerkverkaeufer sind halbwegs moderat. 14. Jaenner 2008 Mein Koffer ist nach langem Warten doch wieder aufgetaucht und ab nun sind alle Filme im Handgepaeck! Kalkutta ist eine imposante Stadt mit wunderschoenen, aber verfallenden Bauwerken. Die Briten haben sich wirklich nicht lumpen lassen! Ein Viertel gibt es, in dem eine Buchhandlung an die andere grenzt, lauter Second Hand Geschäfte mit Büchern aus aller Herren Länder und zu allen Gebieten. Mitten in diesem Viertel ist ein Kaffeehaus, das auch irgendwo in Arabien sein könnte. Eine riesige Halle mit unzähligen einfachen Tischen, alle besetzt und ein Stimmengewirr wie auf einem Bazar. Das einzige Bild, eine in dem riesigen Raum eher klein wirkende Photographie, zeigt den indischen Literaturnobelpreisträger, Rabindranath Thakur. Gleich daneben befindet sich eine Strasse, in der in auf engstem Raum, Haus Haus Schreiber sitzen, die Texte für ihre Kunden auf uralten Schreibmaschinen tippen. 13. Jänner 2008 Kalkutta war ja das eigentliche Ziel meiner Reise. Kalkutta, für mich Inbegriff Indiens. Ich bin recht bald auf den Boden der Realität zurückgeholt worden, nämlich dadurch, dass mein Gepäck auf dem Weg von Kerala hierher verloren gegangen ist. Ich darf gar nicht daran denken, all die Filme, die ich bisher verschossen habe sind in diesem Koffer. Kalkutta ist aber natürlich doch faszinierend. Auf eine gewisse Weise erinnert Kalkutta stark an Palermo, wie dort gibt es hier wunderschöne Paläste, die auseinanderfallen und vor sich hinbröckeln. Viele Fassaden würde man eher in großen Europaeischen Metropolen erwarten. Angeblich wollten die Briten ein schöneres London in Indien bauen. Das ist ihnen sicher teilweise gelungen, auch wenn der Zahn der Zeit gewaltig nagt. Schier alles wird überwuchert von Menschen, Pflanzen, Staub und Schutt. Kalkutta hat ein Viertel, in dem Kadistatuen aus dem Flußschlamm des Ganges gefertigt werden. Kadi ist die Göttin des Todes und verlangt ihre Opfer. Mindestens einmal im Jahr werden die Kadistatuen während einer Prozession dem Ganges geopfert und der Schlamm somit zurückgegeben. Sofort danach wird wieder damit begonnen, neue Statuen zu fertigen. Unzählige Skulpteure basteln an diesen Statuen. Erst wird eine Art inneres Gerüst aus Stroh zusammengewunden. darueber wird dann der Schlamm oder besser gesagt eine Art Mischung zwischen Schlamm und Ton gelegt und wieder und wieder darüber gestrichen, bis die Skulptur fertig ist. Es gibt sie in allen Größen, mit und ohne Gesichter, frischer und daher noch feucht oder schon älter und mit Rissen übersät. Ich war vor Staunen so hingerissen, dass ich wie in Trance durch die engen Gassen geschlendert bin und unzählige Bilder gemacht habe. 283 12. Jaenner 2008 Der grosse Unterschied zwischen einem Fuenfsternhotel und einer Fruehstueckspension liegt wohl darin, dass man in letzterer wesentlich mehr ueber Land und Leute (und andere Reisende) erfaehrt. Waehrend des Fruehstuecks gab die Hausherrin eine Einfuerhungsvorlesung ueber das Indische Mitgiftsystem zum Besten. Gleich danach wurde das Familienalbum geholt, um Bilder einer Indischen, aber dennoch Roemisch Katholischen Hochzeit herzuzeigen. Das waere an sich noch nicht so spektakulaer. Das beste kam aber dann noch danach. Der Pascha und Familienvater hat gefragt, ob, wenn das nicht zu stoerend waere, er uns nicht Bilder von seinem vergangene Woche verstorbenene Vater zeigen koenne. Ich habe gedacht, aha, ja, meinetwegen, halt Bilder von einem alten Herren waehrend seiner letzten Jahre. Weit gefehlt. Obwohl der Tod allgegenwaertig ist, sprechen die Inder an sich nicht vom Sterben. Sie sagen eher, dass es jemandem wirklich nicht sehr gut geht oder dass er oder sie “abgelaufen” ist. Besagte Bilder waren also Bilder von jenem “abgelaufenen” Herren, knapp vor und wahrend der Beerdigung. Nicht nur, dass der Sarg offen war, noch dazu werden auch Bilder vom Verstorbenen bzw. von den Hinterbliebenen gemacht, die von ihm Abschied nehmen und ihn noch einmal kuessen. Relativ gesehen hat das blaeuliche Gesicht des Verstorbenen auf den Bildern viel groesser gewirkt als das der trauernden Angehoerigen. Es war wohl etwas wie die Tonnenverzerrung von Weitwinkelaufnahmen, allerdings hier eher Zeugnis schlechter Perspektive. Wie auch immer, es war eher eigen. Im juedischen Teil von Cochi hat ein Kuenstler ziemlichen Eindruck auf mich gemacht. Er hat ein langes Batikhemd getragen, auf dem Ruecken war eine Krishnaabbildung. Sein Gesicht war besonders und die Einladung, sein Studio zu besichtigen, einfach zu verlockend. Er hat angeboten, ein Portrait im Rahmen einer meditativen Sitzung anzufertigen. Ich war neugierig und recht aufgeregt, habe mich in Lotusposition zu Boden begeben und sass voller Erwartung da. Er hat begonnen zu zeichnen und zu plaudern. Und hat weitergeplaudert. Ueber das Leben eines Kuenstlers, wie es ist, wenn man eine bekannte Persoenlichkeit (einen Richter) portraitiert und sogar eine Bueste anfertigt und in den lokalen Zeitungen deswegen verrissen wird. Im Smalltalk hat er mich das uebliche gefragt, woher ich komme, wohin ich fahre. Dass der einzge Indische Literaturnobelpreistraeger in Kalkutta zu Hause war. Schwierig sei es, einen guten Platz fuer Ausstellungen zu finden. Ich konnte nur beipflichten. Aber er kenne den Kultusminister von Kerala persoenlich, koenne mir, falls Interesse bestuende, sogar die Telefonnummer geben. Die Session war bald zu Ende, obwohl ich insgeheim immer noch auf den Beginn der Meditation gewartet habe. Leider umsonst. Das Portrait wuchs und wuchs und hat am Ende eines sehr gut getroffen, naemlich die Farbe meines TShirts. Ansonsten ist der Wiedererkennungseffekt eher gering. Der Name des Ministers ist uebrigens Mr. Baby... 11. Jaenner 2008 Ein Tag am Strand von Cherrai, der mit viel zu viel Tee einhergegangen ist. Dieser Tee mit Kardamom ist einfach viel zu gut. Dieser Strand ist wohl einer der wenigen, wo es noch keine Touristenpreise gibt. Ein Mittagessen kostet umgerechnet etwa 40 Eurocent. Der Strand wird auch in erster Linie von Einheimischen genutzt und von denen auch eher dazu, das Meer zu betrachten, als tatsaechlich zu baden. Busse voller Schulkinder werden ueber 120 km weit hierhergebracht, um dann nicht ins Wasser gehen zu duerfen. Sie spielen in Schuluniform am Strand und duerfen maximal knoecheltief eintauchen. Ihre Lehrer tragen die farbenfrohsten Saris, wollen aber sichtlich auch nicht ins Wasser. Ein eigenartiges Schauspiel. Die meiste Zeit ueber haben wir mit einer englischen Krankenschwester geplaudert, die fuer drei Monate unbezahlten Urlaub 284 genommen hat, um beim Aufbau eines Krankenhauses mituarbeiten. Sie ist in einem Ashram untergebracht und hat definitiv einen Einblick in die Indische Gesellschaft gewonnen. 10. Jaenner 2008 Cochi hat einiges an verstecketem Charme. Man kann in Hinterhoefen sehen, wie Kerzen gezogen warden oder wie Ingwer im Innenhof eines riesigen Lagerhauses getrocknet wird. Magopickles werden unter unmenschlichen Bedingungen von Hand hergestellt, am Gang im ersten Stocjk eines Lagerhauses. Das Waschbecken haengt schief und unbenutzbar an der Wand, die Sessel auf denen die Maedchen und Frauen sitzen sind durchgesessen und wackelig. Eine kocht und ruehrt, eine andere fuellt die Pickles in kleine Plasticksaeckchen, die naechste verschliesst die Saeckchen mit einer archaischen Klebemaschine und die letzte klebt Etiketten auf die fertig verpackten Saeckchen. Ebendieses Maedchen ware anderswo wahrscheinlich Model. In einem anderen Lagerhaus, das aussieht, als sei es seit 200 Jahren (mit Ausnahme der Energiesparlampen) nicht veraendert worden, werden Gewuerze gehandelt, von denen ich die meisten noch nie gesehen habe. Andere, die mir sehr wohl bekannt waren, habe ich noch nie in einer derartigen Groesse gesehen (Pfefferkoerner, getrocknete Chillischoten, Kardamom, Koriander). Mitten im Gewuerzviertel war dann auf einmal eine Kunstgalerie mit interessanten moderenen Werken. Leider waren gerade die, fuer die ich mich interessiert haette, unverkauflich. Es gibt hier regelmaessige Stromausfaelle, die meist auch vorab angekuendigt werden. Waehrend des Abendessens war es wieder einmal soweit, was eine interessante Szenerie hervorgerufen hat: schwach beleuchtete Ueberbleibsel vom Abendessen, der Geruch nach kalten Gewuerzen, das unangenehme Surren von Muecken und auf einmal die Bewegung eines anscheinend leeren Schaukelstuhls. Kurz bevor die tropfenden Kerzen angezuendet wurden, hatte ich das Gefuehl, mitten im Wohnzimmer der Addams Family zu sitzen. 9 Jaenner 2008 Weitere fuenf Zugstunden entfernt liegt Cochi (Kerala). Die Portugiesen, Hollaender und Briten haben Cochi als Hauptstuetzpunkt fuer den Gewuerzhandel genutzt. Einige sehr schoene Kolonialbauten und ein wunderbarer Geruch nach den verschiedensten Gewuerzen ist davon noch uebrig, In der Hafengegend sind etwa zehn riesige sogenannte Chinesische Fischernetze gespannt, die mit Hife eines archaischen, mit Steinen beschwerten Flaschenzugs ins Wasser getaucht und nach etwa drei Minutren – im Bestfall gefuellt mt Fischen, Scampi und Krabben - wieder in die Hoehe gehieft werden. So die Theorie. Seit dem Tsunami sind nur noch zehn der urspruenglich 24 Netze vorhanden. Seit 700 Jahren wird diese Technik im Hafenbecken von Cochin betrieben, aber seit dem Tsunami ist die Ausbeute mager. Es wird laut Biologen noch weitere 5 Jahre dauern, bis die Fische wieder dorthin zurueckkkehren. Trotzdem wird doch einiges an Fisch gefangen, vor allem der grosse, flache “Pomfret”, der an einer Stelle des Marktes malerisch in Koerben gewogen und dann mit diversen Schichten von gecrashtem Eis in Kisten verpackt wird. Das Eis wird mit einem riesigen Hechsler in Schnipsel gehackt, wobei zwei Mann noetig sind, um die Eisbloecke in den Hechseler zu wuchten. 8 Jaenner 2008 Aufbruch vom Dschungelresort zur Schmalspurzahnradeisenbahn von Ooty nach Metupalayiam. Diese Zugstrecke ist 1886 von Schweizern gebaut worden und seither 285 unveraendert. Nach etwa einer Stunde Fahrt wird die Lok gegen eine Dieseldampflok getauscht, die dem Zug einen hoechst originellen Kopf verpasst und Gesicht und Haare dunkler faerbt. Dreienhalb Stunden geht es durch eine gebirgige Landschaft, malerisch, vor allem durch die Teeplantagen und die meist weiss gekleideten Arbeiter(innern), die man leider nur von der Ferne sieht. Von Metupalayiam geht es mit einem anderen Zug weiter nach Coimbatore, der Modehauptstadt Indiens. Leider kommen wir viel zu spaet abends an, um noch etwas davon mitzubekommen. Der Dialog des Tages entspannt sich beim Abendessen in einem Hotel: A: Haben Sie noch ein Einzelzimmer fuer heute Nacht frei? B: Ja, gerne, fuer wie viele Personen? A: Fuer eine Person. B: Ja, gerne, aber wie viele Personen werden genau drin schlafen? A: Eine. B: Ja, also ein Einzelzimmer, aber fuer wie viele Personen? … und so weiter. Nichtsdestotrotz fand dieser Dialog in einer sehr freundlichen Atmosphaere statt, unterstrichen durch die wiegenden Kopfbewegungen auf der indischen Seite. Die Inder lieben es ja, den Kopf in einer Art Achterschleife zu bewegen, was alles heissen kann; ja, nein, vielleicht, ich verstehe nicht, oder zumindest nicht ganz, ausgeschlossen, das glaubst Du ja wohl selber nicht, selbstverstaendlich, hab ich auch immer schon so gesehen etc., etc. 7. Jaenner 2008 6 Uhr 15 Tagwache um mit einem Jeep eine gute halbe Stunde zu einem Fluss zu fahren, wo Elefanten gewaschen werden. Leider laedt uns der Fahrer zunaechst auf der falschen Seite des Flusses ab. Es ist unwegsam, zum Fluss zu kommen und obwohl dort gerade ein Elefant ins Wasser getrieben wird, kann von Waschen keine Rede sein. Er wird auf die andere Seite gebracht, wo er sich hinlegt und einmal kurz abgeschwemmt wird und dann zieht man ihn auch schon wieder bergan und weg ist er. Das ganze in unangenehmen Gegenlicht. Eine kurze Diskussion mit dem Fahrer, zumindest auf die andere Seite zu wechseln, wird von diesem unter dem Hinweis auf einen boesen Foerster auf der anderen Seite abgetan. Als wir auf zwei Touristen auf der anderen Seite deuten, scheint sich der Foerster auf einmal als Illusion zu erweisen und eine Fahrt zum anderen Ufer ist moeglich. Leider wird dort gerade der letzte von angeblich 24 Elefanten gewaschen und der Fahrer meint trocken, man haette frueher aufbrechen muessen, aber auf ihn hoere man ja nicht im Hotel. Etwas saeuerlich habe ich die Geschichte dann spaeter dem Herren erzaehlt, der die Tour verkauft hat. Der hat natuerlich seine Haende in Unschuld gewiegt und es sehr bedauert. Am Nachmittag wuerde er uns gerne noch einmal mitnehmen. Aber natuerlich nur, wenn man noch einmal fuer die Tour bezahlen wolle. Nachdem das ganze nicht wirklich abendfuellend ist, habe ich davon abgesehen, in eine intensive Diskussion abzugleiten. Morgen geht es zurueck in die Zivilisation und ich bin nicht ungluecklich darueber... 6. Jaenner 2008 Nach einer weiteren sehr anstrengenden und langen Taxifahrt sind wir in Nilgeri angekommen, einem der letzten noch erhalten Dschungelgebiete. Das Hotel ist am Ende der Welt, weit von der letzten bewohnten Ortschaft entfernt. Auf dem Weg dorthin im Dschungel stehen alle paar Meter Schilder, die vor wilden Tigern, Elefanten und Wasserbueffeln warnen und eloquent daran erinnern, dass das menschliche Leben ksotbar ist. Nun war mir also schon etwas mulmig, aber der Empfang im Hotel hat michg fast endgueltig zum Kippen gebracht: zwei rottweileraehnliche Hunde und kein Vorbeikommen. Nun, ganz so uebel ist es natuerlich nicht. Die Zimmer sind wunderbar und endlich ist es wieder einmal so ruhig, dass man Geraeusche der Natur wahrnehmen kann. Mir ist ja an sich die Stadt lieber, aber nun ja, fuer zwei Tage, ok. Die anderen Gaeste sind allesamt Amerikaner, wahrscheinlich haben sie India und Indiana verwechselt, nein, das war jetzt nicht nett. Die sind sicher absichtlich hier. 286 5. Jaenner 2008 Mysore war die Hauptstadt eines der letzten Maharadjareiche, die bis zur Unabhaengigkeit 1946 bestanden hat. Von der sehr alten Stadt kann man leider nichts mehr erkennen, da sie vor gut 200 Jahren vollstaendig geschliffen worden ist. Die interessanteste Sehenswuerdigkeit neben dem grossen Markt ist der riesige Mahardjapalast. Ein Palast wie aus 1001er Nacht, natuerlich auch sehr kitschig. Leider darf man innen keine Photos machen. Das Green Hotel war auch sehr nett. Es wurde als Palast fuer die unverheirtateten Schwestern des Maharadjas gebaut, in den 1950er Jahren in Filmstudios umfunktioniert und erst kuerzlich zu einem umweltfreunlichen Hotel umgebaut. Man kann sich Miss Marple hier sehr gut vorstellen. Das Hauptgebaude und der eigentliche ehemalige Palast sind am interessantesten. Leider gibt es dort nur sieben Zimmer, die alle ausgebucht waren. Unsere Zimmer waren im Nebengebaeude, wahrscheinlich der vormalige Gesindeblock. Trotzdem konnte ich ein Zimmer im Haupthaus ansehen und ja, man kann sich gut vorstellen, dass sich hier der Hofstaat zurueckgezogen hat. Im Hauptgebaeude gibt es neben dem grossen Saal auch noch eine kleine Bibliothek, mit Lesedivan direkt neben den mehrfarbigen Fenstern, sehr gemuetlich und genauso malerisch wie die Terrasse. Auch das Spielzimmer war sehr nett, hier insbesondere der kleine, aber meisterhaft gefertigte Schachtisch. 4. Jaenner 2008 Die Energiesparlampe hat Indien erobert und taucht alles in ein schiefes, unfreundliches, kaltes Licht. Sogar der Zug, den wir heute sehr zeitig in der Frueh erwischen mussten, war mit ihnen erleuchtet. Die blauen Leder(?)sitze und Vorhaenge der ersten Klasse waren dadurch noch kuehler und distanzoerter und die Pritischen dadurch kaelter. Ich habe mich mit einem dicken Anorak zugedeckt und die drei Stunden lang gedoest. Leider, aber ich war viel zu muede, um auch nur einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Sobald ich die Augen nach draussen gewandt habe, sind sie mir auch schon wieder zugefallen. In Arsikere Junction hat dann ein Taxi gewartet, dass uns in weiteren zei Stunden zum Hoysaleswaratempelin Halebid gebracht hat. Dieser tempel und der wieder eine gewaltige Strecke entfernet Channekeshavatempel in Belur sind ueber und ueber mit Skulpturen und Halbreliefs bedeckt Manche erzaehlen Geschichten der untergegangenen Koenigsreiche. Wiederum zwei Stunden Fahrt entfernt liegt der Sravanabelagolatempel, den man erst erreicht, nachdem man 600 Stufen steil bergan gestiegen ist. Dort befindet sich die angeblich groesste Statue weltweit, die aus einem Block gehauen ist. Sie ist ca. 17 m hoch und zeigt einen nackten Gott. Hinter der Statue ist eine Art Kreuzgang mit weiteren Statuen. Vor einer ist ein nackter Mann geniet, der die Statue gereingt hat. Auf Nachfrage hat sich herausgestellt. Dass in diesem Tempel zwoelf Moenche leben, von denen vier nackt diesem Gott dienen. Der nette Nackte war einer davon. Rund um diese drei Tempel sind wenige Touristen unterwegs. Dadurch sind die Andenkenverkaeufer umso emsiger, wenn sich einmal ein Tourist zeigt. Sie heissen dort alle „Mein Name ist Johnny Vielleichtspaeter“. Ja, vielleicht spaeter. 3. Jänner 2008 Nach einem kurzen Ausflug in das Zentrum von Hospet sind wir wieder retour nach Bangalore geflogen. Dieselbe Belehrung, wie das Speibsackerl zu verwenden ist, ein kurzer Flug und schon waren wir wieder im luxuriösen Ambiente eines Hotels, in dem einem die heiße Schokolade nicht nur auf der Terrasse serviert, sondern auch der Zucker in der gewünschten Menge aus dem Sackerl in die geschmackvolle Tasse 287 geleert und dann auch noch aufgerührt wird. Sogar die Zahnpasta schmeckt hier nach Zimt. Ich frage mich ja schon länger, warum die Engländer und Hollaender, die so lange den Gewürzwelthandel kontrolliert haben, eigentlich keine eigene, auf diesen Gewürzen beruhende Küche entwickelt haben. 2. Jänner 2008 Reise nach Bellary, Hampi und Hospet. Im Propellerflugzeug von Deccan Airways haben sie tatsaechlich im Rahmen der Sicherheitsvorfuehrung den Gebrauch der Speibsackerln erklärt. In Hampi sind die Überbleibsel eines alten Königreiches zu sehen. Etwa um das Jahr 1550 ist das Koenigreich wodurchauch immer untergegangen. Ganz habe ich die Geschichte trotz mehrmaligem Nachfragen nicht verstanden. Der Fremdenfuehrer hatte zwar einige Geschichten auf Lager, konnte sich aber nicht immer schlüssig äußern. Jedenfalls waren gegen Ende der Monarchie auch noch die Portugiesen dort und haben eine Unmenge an Pferden hinterlassen, die dann friedlich mit den Elefanten zusammen gegrast haben und ab und zu in eine Schlacht gezigen sind. Die Elefantenställe sind vollständig erhalten, die Gesindegebäude der Elefantenwärter nicht. Von der Bauweise her also eine klare Diskriminierung zugunsten der Elefanten. Der beeindruckendste Palast ist aber der sogenannte Musikpalast. Er wird getragen von Säulen, von andern, kleineren Säulen umrundet werden. Man meint erst, das sei reine Zierde, aber tatsaechlich sind diese kleineren Steinsäulen hohl und geben, wenn sie geschlagen werden, unterschiedliche Töne von sich. Leider wird der Palast gerade renoviert und man kann die Säulen nicht selbst anschlagen. Ein Wärter hat aber im Geheimen vorgeführt, wie es klingt. An Hospet ist vor allem bemerkenswert, dass eine Unmenge an Schweinen in der Stadt herumläuft. Der Weg zum Hotel war eigentlich auch am einfachsten daran wiederzufinden, dass man einfach beim schwarzen, beleibten Schwein, dass in einer Mulde entweder frisst oder schläft, rechts abbiegt. 1. Jänner 2008 Man wird es nicht für möglich halten, aber der Dalai Lama ist justament im selben Hotel abgestiegen. Wir haben kurzfristig natürlich umdisponiert, um dem beiwohnen zu können. Der Besuch an sich wurde aus Sicherheitsgruenden sehr geheim gehalten, nicht einmal die Hotelgaeste haben davon offiziell erfahren. Ich war ungemein aufgeregt und habe stundenlang gemeinsam mit ein paar Mönchen vor dem Hotel gewartet. 12 Mönche und ich, ein wenig wie beim letzten Abendmahl. Der Zeremonienmeister hatte mich im Verdacht, ein Sicherheitsrisiko zu sein, mein Photorucksack hat wohl zu verdächtig ausgesehen. Ich bin auch etwas desillusioniert worden, was die Mönche angeht. Im Schnitt waren immer vier der zwölf Mönche per Handy im Gespräch mit anderen, die übrigen haben entweder geplaudert oder SMSe gesendet und der hübscheste Mönch, der weder Gespraechspartner noch Handy hatte, hat hingebungsvoll in der Nase gebohrt. Und dann war es endlich so weit und er ist angekommen! Die Mönche und die lokale buddhistische Gemeinde standen an einer Seite des extra ausgerollten roten Teppichs Spalier, und wir sechs Europaer standen am Ende der Schlange und warteten um nichts weniger gespannt als die anderen. Ich habe mir so sehr gewünschten, dass ich ihm die Hand geben kann und hatte auch ein Sprüchlein vorbereitet. Von meinem Satz „Eure Heiligkeit, es ist eine große Ehre, sie zu treffen!“ konnte ich dann aber leider während des Händeschüttelns nicht mehr als „Eure Heiligkeit...“ sagen. 31. Dezember 2007 288 Silvester im Hotel, ein entspannter Tag mit Massagen und Sauna und eine schöne Party. H. ist im Zuge der Party zum „Besten Europäischen Bollywood Tänzer“ gekürt worden und hat einen Hotelgutschein überreicht bekommen. 30. Dezember 2007 Abreise aus Mumbai und Anreise in Bangalore. Angeblich gibt es im Englischen bereits den Ausdruck „to bangalore“, weil outsourcen schon nicht mehr ausreicht und als Begriff abgekommen ist. Und tatsaechlich ist Bangalore um einiges gepflegter und dem Schein nach wohlhabender als Mumbai. Wärmer ist es hier auch, fast heiß könnte man sagen. Der City Market ist eine wunderbare Mischung aus Obst, Gemüse, Farben und Blumen, wobei ihm diese Beschreibung wohl nicht gerecht wird. Blumen werden zu langen Ketten geflochten, die dann in Tempeln geopfert werden oder zum Schmücken von Heiligenbildern dienen. Diese Blumenketten werden in großen, endlosen Schleifen ringfoermig aufgeschichtet, sehen aus wie Wagenraeder, nur bunt und duftend. Der Wohlgeruch ist allgegenwärtig. Auch die sich immer wieder nähernden heiligen Kühe (und deren wohl auch heilige Fladen) können dem nichts abtun. 29. Dezember 2007 Diejenigen, die meine ersten selbst entwickelten Bilder schon gesehen haben, werden nicht glauben, wen ich hier in Bombay zufällig getroffen habe. Mitten auf einem Markt, in einer Markthalle, die ich eigens beschreiben sollte, stand auf einmal Herr Kahn, der Kuenstler aus Paris, den ich im august photographiert habe und dessen Bild mein erstes, selbst entwickeltes Bild war, vor mir. Leibhaftig. Ich war nicht nur erstaunt, sondern so glücklich, ich kann es kaum beschreiben. Wie kann der Zufall nur so spielen, dass man in einer 20 Millionen Einwohner zählenden Stadt einen Menschen trifft, den man erst einmal in Paris getroffen hat, der aber nichtsdestotrotz einen immensen Eindruck hinterlassen hat? Ich habe nur noch gestrahlt und konnte mein Glück nicht fassen. Nach einem Besuch in einem beruehmten alten Cafe hat er uns über den Stoffbazar und ins muslimische Viertel geführt. Er ist 1973 nach Paris ausgewandert und nun seit dem 24.12. auf Familienbesuch in Bombay. Erst am Donnerstag vor Weihnachten habe ich ihm per Post ein paar Abzüge geschickt und wie oft habe ich in letzter Zeit an ihn gedacht, wenn ich die Bilder hergezeigt habe? Er konnte sich erinnern, dass ich ihn im August vertröstet und vom Ankauf meiner Dunkelkamer berichtet habe. Dass ich gesagt habe, es wuerde einige Monate dauern, bis ich ihm Abzuege schicken koenne. Er hat sogar die Einladung zum Abendessen angenommen. Ich war davon überzeugt, dass er nicht kommen würde. Aber dann, und das war das zweite Mal, dass ich verblüfft und hingerissen war, ist er doch gekommen und hat mit uns gegessen. Ich glaube, er war auch hingerissen von meiner Begeisterung. 28. Dezember 2007 Ein Besuch in Bollywood stand ganz oben auf meiner „must see“ Liste. Aber das ist nicht so einfach, wie man sich das gemeinhin vorstellen wuerde. Aus Erzaehlungen von Hollywoodbesuchern weiss man, dass man nach Hollywood faehrt, ein Ticket loest und dann mit unzaehligen anderen Touristen die Studieos besichtigt, Spezialeffekte eklaert bekommt und Kulissen bestaunen darf. Nicht so hier. Am Eingang der sogenannten Film Citz steht ein riesiges Schild, das Besuchern bescheinigt, nicht willkommen zu sein. Keine Besucher erlaubt. Auf intensives Nachfragen hin bekommt man die halbherzige Erklaerung, die Schauspieler und Regisseure wollen auf dem Set nicht gestoert werden. Man moege ein Fax an die Verwaltng senden und dann vielleicht. Mittlerweile bin ioch 289 am Telefon und spreche mit jemandem aus der Verwaltung. Nein, auch hier wird mir milde mitgeteilt, man wolle keine Besucher und ja, Fax sei moeglich, aber wenn, dann sei ein Besuch keinesfalls mehr heute sondern bestenfalls in einigen Tagen moeglich. Ich entsinne mich einer Tourorganisation, die fuer 150 Dollar Touren nach Bollywood im Programm hat und beschliesse, mein Glueck im naechsten Internetcafe zu versuchen: auf der Suche nach deren Telefonnummer und einer hoffentlich serviceorientierten Haltung seitens der Tourorganisation. Der fuer die Hin- und retourfahrt gemietete Taxler wird zusehens nervoeser und sucht eher halbherzig nach einem Internetcafe, die hier ueberigens ausnahmslos Cybercafe heissen. Dort finde ich zwar die Nummer der Organisation aber vermutlich sind sie wegen grober Ueberteuerung schon laengst pleite gegangen. Die Telefonnummern funktyionieren nicht mehr und das letzte Update der Seite stammt aus dem Jahr 2002. Knapp vor einem Anfall aus Aerger ueber einen vertanen Tag (die Taxifahrt zur Film City hat immerhin ueber eine Stunde gedauert) speirch mich ein Inder in wohlklingendem wunderbaren Englisch vom PC daneben an und kuendigt ein Serverupdate und somit den Verlust der Internetverbindung an. Ich packe die gelegenheit beim Schopf und schildere mein Begehr, was zu einer erstaunlichen Wendung fuehrt. Der Besitzer des Cybercafes gehe bei den Studios ein und aus und koenne uns selbstverstaendlich hineinbringen. Dass ich noch nie einen Film gesehen habe, sei ueberigens weiter kein Problem, und am besten wuerde ich das auch weiterhin so halten, denn man muesse mindestens hirntot sein, um so einen Film in der vollen Laenge (3 Stunden minimum) zu verkraften. Er war uebrigens Pilot bei Kathar Airways und auf Heimatbesuch in Bombay. Mit dem Cybercafebesitzer und dessen Neffen im Schlepptau fahren wir also wieder zur Filmcity, um dort noch harscher abgewiesen zu werden als beim ersten Mal. Der Cafebesitzer, um seine Ehre bangend und zusehens unter Erfolgsdruck, schlaegt vor, zu einem anderen Studio zu fahren und es dort zu versuchen. Aber auch dort schaut es erst so aus, als wuerde aus der Besichtigung nichts. Waehrend wir warten und Cafebesitzer und Neffe verhandeln, gehen mindestens 100 Inder ohne im mindesten kontrolliert zu werden am Portier vorbei und schnurstracks hinein. Ich fuelhe mich abwechselnd verarscht und diskriminiert, habe aber nach wie vor ein durchaus positives Gefuehl, doch noch zum Ziel zu kommen. Undn siehe da, eine gute Stunde und 500 Rupien spaeter wird unmoegliches moeglich. Und was fuer eine Belohnung fuer das lange Warten! Die Dreharbeiten zu einem Film ueber ein Gefaengnis bzw. den `Straefling 420` vorbereitet. Nun verstehe ich auch, warum so viele Leute hineingedraengt haben. Mindestens 200 Straeflinge und Waerter lungern im Schatten der Studios herum und unterhalten sich blendend, vore allem ueber die Tatsache, dass sich nun zwei Touristen unter sie mischen. Ich bin hingerissen und verschiesse einiges an Filmmaterial. Was fuer ein Anblick! Ueber 800 Filme werden pro Jahr in Bollywood gedreht und justament bei einem so kostmintensiven komme ich dazu! Am besten war aber sicher der Aufenthalt in der Kantine, die natuerlich ausgesehen hat wie eine Straeflingskantine. Selten hat mir wo ein Essen so gut geschmeckt. Die Schauspieler haben sich natuerlich auch einen Spass daraus gemacht, sich von mir photographieren zu lassen. 27. Dezember 2007 Mumbai (Bombay) ist eine riesige, laute Stadt, in der einem die Armut nur so entgegenschwappt. Mein erster Eindruck war ein niederschmetternder: Menschen, die auf der Strasse schlafen, oft nur in ein Tuch eingewickelt und auf dem Gehsteig zusammengerollt. Ein paar Zentimeter weiter ist die Gehsteigkante und zig Autos fahren hupend vorbei. Die wenigen Habseligkeiten sind in einem Plastiksackerl neben oder hinter den Personen zusammengepfercht. Manche haben Planen gespannt, meist 290 entlang der Eisenbahnstrecken. Ein behelfsmaessiges Zelt koennte man sagen, aber dann ist es doch wieder nur eine Plane aus schaebigem Plastik. 26. Dezember 2007 Alle Reisevorbereitungen fuer Indien sind getroffen. Es kann losgehen! 25. Dezember 2007 Weihnachten artet immer irgendwie in Stress aus, aber schoen ist es trotzdem. Anscheinend wird man in der Steiermark mit Wiener Kennzeichen fuer einen Auslaender gehalten. Beim Aussteigen hat mir ein Passant "Merry Christmas" gewunschen 24. Dezember 2007 Brokenmuses wuenscht Frohe Weihnachten! 23. Dezember 2007 Am Flug von Bruessel nach Wien habe ich einen Artikel ueber die neueste Woody Allen Autobiographie gelesen. Er schreibt dort, der Mensch sei das einzige Lebewesen, das einem kellner sein Trinkgeld vorenthalten kann. 21. Dezember 2007 Meine Mailbox ist nicht mehr zugänglich und sagt also gar nichts mehr. 20. Dezember 2007 Meine Mailbox sagt mit selbst per E-Mail, dass ich nicht mehr existiere. 19. Dezember 2007 Meine Mailbox verweigert ankommende E-Mails und sagt den Absendern, dass es mich nicht gibt. 18. Dezember 2007 Unter dem Punkt Bizarres und Skurriles habe ich ein Bild eines Werbeschildes, auf dem es heißt “lust is life the rest is just details”. Nun hat mir ein Bekannter erzählt, ein Autorennfahrer habe einmal gesagt, sein Leben sei ein Autorennen, dazwischen würde er nur warten. 17. Dezember 2007 Nach langem habe ich endlich die Sandwunschwerbung photographieren können! 16. Dezember 2007 Vor ein paar Tagen habe ich in einer Parkgarage ein Auto entdeckt, das völlig verdreckt ist und dort wahrscheinlich schon sehr, sehr lange steht. Irgendjemand hat in die graue Schicht geschrieben: “Gibt es auch in blau.” 15. Dezember 2007 Nach weiteren akribischen Stunden in der Dunkelkammer bin ich dem Geheimnis des Bilderentwicklens wieder ein Stück weiter auf die Spur gekommen. Es geht wohl nichts übers Üben! 14. Dezember 2007 Zur Entdeckung der Langsamkeit: Im vorweihnachtlichen Kaufrausch gibt es tatsächlich noch Menschen, die sich Zeit nehmen. Unvorsichtig um weihnachtliche Verpackung 291 anfragend habe ich geschlagene 25 Minuten und etwas zähneknirschend einer Verkäuferin zugesehen, wie sie mein Geschenk eingewickelt hat. 13. Dezember 2007 Etliche Stunden und die ersten hundert Blatt Papier später habe ich endlich das Gefühl, das System des Bilderentwickelns ein wenig zu durchschauen. 11. Dezember 2007 Ein neuer Beitrag in meiner Sammlung von Zirkeldefinitionen: Ich glaube, dass jeder, der bereits angekommen ist, nun auch hier ist. 10. Dezember 2007 Eine Besprechung heute wurde mit folgendem charmanten Satz eingeleitet: Ich sehe hier im Raum einige neue Gesichter und viele alte. 9. Dezember 2007 Ende einer fünftägigen Ausstellung. 8. Dezember 2007 Ein langer Nachmittag bei der Ausstellung. Die Interaktion ist spärlich, am ehesten noch zwischen den einzelnen Ausstellenden. 6. Dezember 2007 Heute Abend war ich noch einmal kurz bei der Ausstellung, die ja noch bis Sonntag läuft. Es ist interessant, wenn jemand vor den eigenen Bildern steht und sich angeregt mit anderen darüber unterhält. Ich habe verstanden „bemerkenswert“, „unglaublich“, „beeindruckend“, all das nur aufgeschnappte Wortfragmente, weil ich natürlich nicht ganz so nahe rücken wollte. Dann später kam die an mich gerichtete obligate Frage, nach dem Warum gerade Schaufensterpuppen. 5. Dezember 2007 Der Abend der Abende. Ausstellungseröffnung der Selection XXI in St. Gilles in Brüssel. Es waren sicherlich einige hundert, wenn nicht gar 1000 Leute da. Viele haben sich meine Bilder angesehen, einige mit mir gesprochen, mich gefragt, warum Puppen, warum dieses Sujet, warum die Bruchstellen. Einige haben auch erst gefragt, ob es sich nun um Photos oder Malerei handle. Auch der kritische Blick tut gut, der sehr ungeschminkt gemeint hat, die Bilder seien doch auch sehr traurig. Die Stimmung war gut, das Ambiente schön, harmonisch. Champagner und kleine Häppchen, wie man sich eine Vernissage vorstellt. 4. Dezember 2007 Letzte Vorbereitungen zur Ausstellung. Ich musste aus Zeitgründen meine Bilder schon sehr zeitig in der Früh aufhängen und habe unterschätzt, wie scharfkantig Aluminiumplatten sein können. Es ist mir leider erst aufgefallen, als mir das Blut über die Hände geronnen ist. Nichtsdestotrotz war ich dann trotz schmerzender Handflächen vom Gesamteindruck angetan. 3. Dezember 2007 Die letzten Einladungen für die Vernissage am Mittwoch sind ausgesprochen, nun steht dem ganzen nicht mehr viel im Wege! 292 2. Dezember 2007 Habe wieder einige Stunden in der Dunkelkammer verbracht. Es geht wohl nichts übers Üben. 1. Dezember 2007 Es ist wohl wirklich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Was das Entwickeln von Bilden anbelangt, so ist das eine durchaus lehrreiche und interessante Angelegenheit. Leider produziere ich noch viel Ausschuss. 30. November 2007 Dieser LINK ist wirklich besonders (einfach auf das Wort „Link“ klicken.) 29. November 2007 Ich habe die Bilder für die Ausstellung kommende Woche heute abgeholt. Diesmal sind sie auf Aluminium aufgezogen, sehr schön verarbeitet und so groß wie noch nie zuvor. 27. November 2007 Die Sandwunsch-Werbetafel (siehe Blog –Eintrag vom 30. Juni 2007) ist wieder da! 26. November 2007 In einem Besprechungsraum heute lag eine umfangreiche Anleitung auf mit dem Titel “Die Kunst, eine Telefonkonferenz einzuleiten“. 23. November 2007 Gelesen in einem Kochrezept: „Aufgießen mit einem halben Liter Hühnersuppe oder wahlweise Schutzengel- oder Ingwer-Energiesuppe.“ 22. November 2007 Ich habe wieder einmal Nachhilfe bei der Schwarz-Weiß Filmentwicklung bekommen. 21. November 2007 In Wien hat man sich ja vor einiger Zeit für das Gackerlsackerl stark gemacht. Jedem Hundebesitzer sein Sackerl fürs Gackerl. In Graz geht man die Sache noch pragmatischer an. Es gibt nun neben verschiedenen Mistkübeln auch Gackerlsackerlspender. 20. November 2007 Zusammen mit einem Freund mit großem Talent für graphisches Design habe ich heute an einem Broken Muses Katalog gearbeitet. 19. November 2007 In einer Wiener Buchhandlung habe ich heute zufällig gehört, wie sich zwei Verkäuferinnen über einen amerikanischen Kunden unterhalten haben. Er würde zwar nach 10 Jahren in Wien sehr gut Deutsch sprechen, hätte aber dennoch seine durchaus liebenswerten Schwächen. Neulich sei er gekommen und habe sehr ernst erklärt, dass er sich große Sorgen mache, weil seine Frau bald an der Schildkröte operiert werden müsse. 18. November 2007 Zweistündiges Familien-Photoshooting bei einer Freundin in Wien. Ich glaube, ich habe nun genug Material zum Schwarz-Weiß-Entwickeln bis Weihnachten… 293 17. November 2007 Mehre Duzend Geburtstagskerzen auf einer Sachertorte sind nicht nur eine logistische Herausforderung, sondern auch eine Wärmequelle. 16. November 2007 Auf dem Flug von Brüssel nach München bin ich neben einem netten Herrn gesessen der mich todernst gefragt hat, ob wir uns jemals im Leben schon begegnet seien. Ich musste schmunzeln. Nach einer kleinen Pause hat er gemeint, er meine nein und umso besser. Und so habe ich mich an Handgelenken schnuppernd wiedergefunden, um eine unabhängige Parfum- und Typenbeurteilung abzugeben. 15. November 2007 Nun habe ich also doch mein allererstes Bild entwickelt. Es ist ein großartiges abstraktes Werk, das höchstwahrscheinlich in die Kunstgeschichte eingehen wird. Es ist tiefschwarz und hochglänzend. 14. November 2007 Nachdem eine große deutsche Fluglinie zahlreiche meiner Flugbuchungen auf das abenteuerlichste durcheinandergebracht und höchst unvorteilhaft umgebucht hatte, bot man mir zum Ausgleich ein Upgrade auf Business Class an. Frei nach Omas Motto es ist zwar nicht viel aber der Mensch freut sich, habe ich mich auf meinem Sitz niedergelassen und mich über das gute Essen gefreut. Als ich mich umgeschaut habe, war ich die einzige, die das Essen überhaupt genommen hatte. Es scheint eine neue Form von Luxus zu sein, zu exzellentem Essen berechtigt zu sein und es trotzdem oder gerade deswegen abzulehnen. 13. November 2007 I habe in der Zeitung gelesen, dass die Katholische Kirche nach jahrelangen Debatten beschlossen hat, den Text des Vaterunsers zu ändern. Stein des Anstoßes war die Textzeile “und führe uns nicht in Versuchung”. Viele Theologen sind dafür eingetreten, diesen Passus zu ändern. Grund war wohl die Gewaltenteilung zwischen einem Gott, der zur Sünde anstiftet und einem, dem ebendiese Sünden gebeichtet werden müssen. Der abgesegnete Kompromissvorschlag lautet nun „und lass uns nicht der Versuchung anheimfallen“. 12. November 2007 Wenn man heutzutage eine Drohung aussprechen will, reicht ein „lasst uns das per EMail diskutieren“ aus. 11. November 2007 Heute wollte ich nun zur Belichtung meines ersten Bildes schreiten aber leider leider hatte ich alles, nur kein Papier. Das muss irgendwo abhanden gekommen sein. 10. November 2007 Jemand hat angemerkt, dass es wohl egal sei, ob die Dunkelkammer schön sei oder nicht, da ihr Hauptzweck ja darin bestehe, dunkel zu sein. Nicht der winzigste Funke für Ästhetik kann ich nur sagen… 9. November 2007 294 Der Nachbarhund heißt Nero. Ob er nach dem Kaiser oder der Farbe benannt ist, bleibt wohl auf weiteres im Dunkeln. 8. November 2007 Gibt es eine Richtung in der modernen Kunst, die sich der Ästhetik verschrieben hat? 7. November 2007 Kann man, ja muss man davon ausgehen, dass der Spazierstock mit im Knauf integriertem Kompass heute ein Handy mit GPS-Empfänger ist? 6. November 2007 Gehört heute in München im Zubringerbus zwischen Terminal und Flugzeug von einem aufgeregten auf französisch in sein Handy sprechenden Mann: „Nun, ich bin gerade in Frankfurt.“ Ein Schmunzeln ist über viele Gesichter gezogen. 5.November 2007 Es gibt nicht nur Werbung für Volkswagen, sondern neuerdings auch für ein Volksnotebook. 4. November 2007 Ich glaube, jeder Benutzer einer Parkgarage hat früher oder später, meist beim Einfahren und knapp vor dem Bezahlen, sein Parkticket im Mund. Es ist interessant, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, dem Ticket eine bestimmte Geschmacksrichtung zu geben. Kaffeegeschmack wäre gut und würde den umliegenden Lokalen sicher gute Umsätze bescheren. 3. November 2007 Heute gesehen in Amsterdam: 10 Leute vor einem Geldautomaten. 2. November 2007 Die Nachbarn haben vor einigen Tagen neben ihren Permanentweihnachtsbaum ein Skelett von der Größe eines etwa dreijährigen Kindes gehängt. 1. November 2007 Handwerker müsste man sein: Am Dienstag vor dem Feiertag am Donnerstag wurde mir bereits mitgeteilt, dass man unmöglich einen Auftrag annehmen könne, zumal es bereits Dienstagmittag sei, der Mittwoch mehr oder weniger zu knapp vor dem Feiertag läge und sich insofern nicht anbieten würde und am Freitag würde, da es sich ja um einen Fenstertag handle, ohnehin niemand arbeiten. 31. Oktober 2007 Aus der Reihe der Zirkelargumentationsketten: Ich würde vorschlagen so weiter vorzugehen, wie ich eben vorgeschlagen habe. 30. Oktober 2007 Es gibt eine Modedesignerin namens Sisi Wasabi. Der Name bezieht sich auf Kaiserin Sisi und die scharfe japanische Wasabipaste. 29. Oktober 2007 Der Papa sagt, die Dunkelkammer wird ein Lichtblick! 295 28. Oktober 2007 Ich glaube der Vorbesitzer meiner Dunkelkammer hatte eine Schwäche für Filmentwicklerdosen. Ein Gutteil der heute ausgepackten Ausrüstung besteht aus den unterschiedlichsten Modellen, sei es aus Metall oder Plastik. Und dann gibt es eine Menge von kleinen und größeren Dingen, deren Funktion sich mir noch nicht richtig erschlossen hat. 27. Oktober 2007 Der Versuch, mein Hab und Gut zu schlichten und aus Teilen eine Dunkelkammer einzurichten, erweist sich als umfangreiche Aufgabe. Was mich ja beruhigt ist, dass auch mein Vater viele Teile, die er schlussendlich selbst gebaut hat, im in Luftpolsterfolie verpackten Zustand nicht wiedererkennt. 26. Oktober 2007 Zur aktuellen Umwelt- und Klimaschutzdebatte kann man nur sagen, dass schon Kermit in der Muppetshow von der Schwierigkeit gesungen hat, „grün“ zu sein. 25. Oktober 2007 Ich hatte heute eine interessante Unterhaltung zum Thema Hotels und was einem da so unterkommen kann. So wie kürzlich in Helsinki, als um ein Uhr morgens die beiden seit Wochen gebuchten Zimmer für meinen Chef und mich einfach nicht verfügbar waren und man uns (müde lächelnd) mit einem kostenlosen Taxitransfer ins 60km entfernt liegende nächste freie Hotel abspeisen wollte. 24. Oktober 2007 Ich habe heute erfahren, dass meine Webseite von China aus nicht zugänglich ist. Vielleicht, weil das Wort „zensiert“ auftaucht? 23. Oktober 2007 Nach meiner Rückkehr aus London bin ich wieder einmal an dem von mir im Blog vom 1. Juli 2007als „brandneu“ bezeichneten Geldautomaten vorbeigekommen. Damals war er so neu, dass er noch nicht an die Stromversorgung angeschlossen war und ergo nicht funktioniert hat. Heute ist er nicht mehr so neu, dafür aber auch kein Geldautomat mehr. Die riesigen orangen Buchstaben an der Seite weisen ihn als „ash“-Maschine aus. Also wieder kein Geld, sondern nur Asche. 22. Oktober 2007 London hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt war früher eine Buchhandlung neben der anderen. Heute bin ich mindestens 45 Minuten durch den kalten Nieselregen gestapft, bevor ich endlich die erste Buchhandlung ausfindig machen konnte, die dann leider das gesuchte Buch nicht hatte. 21. Oktober 2007 Zur Ausstellungseröffnung in Leuven sind etwa 60 Leute gekommen und ich habe sehr nettes Feedback zu meinen Bildern bekommen. 20. Oktober 2007 Charles Dickens hat gesagt: „Ich fühle, dass Kleinigkeiten die Summe des Lebens ausmachen.“ 296 19. Oktober 2007 Was von einer Taube übrig bleibt… genau das ist mir heute auf einem Zebrastreifen untergekommen. Anscheinend war das eine von den suizidgefährdeten Tauben, die einen anderen Weg gegangen ist, als gegen mein Bürofenster zu fliegen (siehe Eintrag vom 20. September 2007). 18. Oktober 2007 In der Ästhetische Theorie von Adorno (1970) heißt es: "Selbst Kunstwerke, die als Abbilder der Realität auftreten, sind es nur peripher, sie werden zur zweiten Realität, indem sie auf die erste reagieren." 17. Oktober 2007 Gestern habe ich ein Cola Light ohne Koffein getrunken. Ich frage mich, was als nächstes auf den Markt kommen wird. Entweder farbloses Cola, Cola ohne Kohlensäure oder halbvolle Dosen, mehr kann man nicht mehr weglassen. 16. Oktober 2007 Mittlerweile sind also beinahe alle meine Besitztümer in Brüssel angekommen. Die Möbelpacker haben Kiste um Kiste aus dem Lift ausgeladen und gestapelt. Es ist ein durchaus unangenehmes Gefühl, das meiste, was man besessen hat, vergessen zu haben. Eigentlich haben die Leute von der Spedition nichts außer einer Statue, Klaus, ausgepackt. Klaus ist in Wien in einer riesigen Schachtel und in Unmengen Styroporflocken beigesetzt worden. Gerade in dem Moment, als die zwei kräftigeren Jungs den Klaus im Stiegenhaus aus seinem Sarg gehoben haben, ist die ungeliebte Nachbarin samt großem schwarzen Hund aus dem Lift ausgestiegen. Ihre abfällige Reaktion zu dem Schauspiel war ein knappes, an den Hund gerichtetes „Liebling, komm wir gehen, die Dame mag keine Hunde!“. Womit sie Recht hat. Als ob das noch nicht genügt hätte. Es kam natürlich noch besser. In der Aufregung konnten die Herren den Ständer nicht finden, ohne den Klaus nicht aufrecht stehen kann. Etwas übereilt haben sie ihn dann einfach in mein Bett gelegt. Gegen 23:30 habe ich dann, nachdem ich eine Nacht auf der Couch ernsthaft in Erwägung gezogen habe, in der allerletzten Schachtel den Ständer gefunden. 15. Oktober 2007 Interessanterweise wird das Rathaus in Brüssel nur für touristische Zwecke genutzt. Die Amtswege sind einige Straßen weiter in einem völlig heruntergekommenen Gebäude aus den späten 60-er Jahren zu erledigen. Dort habe ich mich dann mit 70 anderen für eine Nummer angestellt, die uns dann zum Warten auf die eigentliche Amtshandlung qualifiziert hat. 14. Oktober 2007 Die Einwohner des besetzten Hauses hatten heute Waschtag. Leider nicht ganz so elegant wie in Italien hat sich Wäsche in allen Farben quer über die Fassade im dritten Stock gespannt. 13. Oktober 2007 Seit das Mitführen von gelben oder orangefarbenen Warnwesten im Auto europaweit verpflichtend eingeführt worden ist, sind diese 3-Euro-Westen allgenwärtig. Sie haben sich vor allem unter den Radfahrern durchgesetzt und haben dort eine nivellierende Wirkung auf den radfahrenden Teil der Gesellschaft. Egal ob Mann oder Frau, alt oder 297 jung, groß oder klein, dick oder dünn, gut gekleidet oder nicht - über allen und allem prangt die leuchtende Einheitsweste. 12. Oktober 2007 In meiner Straße gibt es ein besetztes Haus. Vor kurzem ist dort eine Kommune eingezogen, die teilweise alte Sofas auf die Strasse schleppt und sich dort gemütlich niederlässt und, soweit ich das bisher mitbekommen habe, gegen das Autofahren ist. 11. Oktober 2007 Heute ist mir wieder einmal ein schönes Beispiel gesellschaftlich akzeptierter, irrwitziger männlicher Argumentation untergekommen: „Es scheint, dass unser Geschäft dort gut läuft, wo wir auf keine Handelshemmnisse stoßen. Und dort, wo es welche gibt, haben wir Schwierigkeiten.“ No na. 10. Oktober 2007 Wer kennt sie nicht, die “sozusagen – mit anderen Worten” Reden. Es gibt Leute, die leiten jeden Gedanken mit den Phrasen „sozusagen“ oder „mit anderen Worten“ ein, was es den Zuhörern unmöglich macht, sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Aber wahrscheinlich wollen diese Menschen ohnehin nur sozusagen etwas sagen, was ohnehin nur, mit anderen Worten, sozusagen heißen soll, dass, um es anders auszudrücken, sozusagen, Sie verstehen? 9. Oktober 2007 Heute Abend hat meine bisher kürzeste Ausstellung stattgefunden. Ich habe eilig nach einer ganztägigen Sitzung mein Auto geholt, die Bilder zum Komitee der Regionen gebracht und auf Staffeleien drapiert, was wirklich interessant ausgesehen hat. Während des Aufstellens habe ich sehr nettes Feedback zu den Bildern bekommen, ein Erstaunen, wie menschlich und zugleich zerbrechlich die Puppen nicht wirken würden. Leider konnte ich wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht am Cocktail teilnehmen. Nach 22 Uhr hat dann ein guter Freund die Bilder wieder abgeholt. 8. Oktober 2007 Ich spiele ein leicht absurdes Spiel mit meiner Putzfrau. Sobald sie mich sieht, gefrieren ihre Züge, sie wird ernst und spricht über das Problem meiner Pflanzen. Leich vorweg: es gibt eigentlich kein Problem mit meinen Pflanzen, außer, dass sie den Eindruck hat, ich würde sie nicht oft genug und wenn, dann nicht ausreichend gießen. Aus diesem Grund hat sie damit begonnen, sie nach ihren Maßstäben und mehrmals pro Woche zu gießen. Meist fällt es mir dann auf, wenn ich eine der Pflanzen beiseite rücken will und sie ungewohnt schwer in ihrem Topf ruht. Das ist dann der Punkt für mich, literweise überstehendes Wasser abzugießen, um den Pflanzen nicht das Gefühl zu geben, dass Brüssel Teil der Amazonassümpfe ist. Natürlich kommt mir meine Fee dahinter. Sie traut mir nicht zu, dass ich dahinterstecke, sondern meint, dass die Pflanzen die Unmengen an Wasser, die sie ihnen verabreicht aufsaugen, sie also innerhalb kürzester Zeit wieder auf dem Trockenen sitzen, ich in all meiner Ignoranz mich absolut nicht darum kümmere und all die Verantwortung allein auf ihren Schultern ruht. Und dann gibt es da einen Impuls in mir, der verhindert, die Sache aufzuklären. 7. Oktober 2007 Oscar Wilde hat geschrieben: „Persönlichkeiten, nicht Prinzipien, bringen die Zeit in Bewegung.“ 298 6. Oktober 2007 Ich war wieder einmal in meiner persönlichen Hölle des Bilderrahmens. Vor allem unter Zeitdruck ist das kein Spaß, allerdings entschädigt das Ergebnis dafür umso mehr. Die Nachbarn haben übrigens neben ihrer weihnachtlich dekorierten Tanne nun Luftballons und Faschingsgirlanden aufgehängt. Im Oktober! Und da soll man nicht mit den Jahreszeiten durcheinanderkommen. Vielleicht hat das mit dem Klimawandel zu tun. Sie sollten sich einmal ausrechnen, wie viel weniger CO2 sie als Familie ausstoßen würden, wenn sie keinen Hund hätten. 5. Oktober 2007 Telefonkonferenz reiht sich an Telefonkonferenz, eine Unsitte der heutigen Zeit. Mittags hatte ich einen Zeugen für 12 gezählte Menschen vor dem Lieblingsbankomaten. Wäre ich alleine gewesen, ich hätte nach der auditiven Überforderung auch meinen Augen nicht mehr getraut. 4. Oktober 2007 Was mich ja schon seit langem beschäftigt sind bevorzugte Plätze für die menschliche Notdurft. Auf dem Brüsseler Flughafen zum Beispiel gibt es einen Expressparkplatz. Nähr kann man der Ankunftshalle nicht kommen. Justament an den beiden Parkplätzen, die dem Ausgang am nächsten sind, stinkt es bestialisch nach Urin. Ich frage mich, ob das damit zu tun hat, dass der Meisterjäger, der den besten Parkplatz des Terrains erkämpft hat, den in der letzten Hektik bevor er die Ankunftshalle stürmt noch markieren muss? 3. Oktober 2007 Und noch eine Ausstellung ist geplant für heuer im Dezember. Näheres wird noch nicht verraten! 2. Oktober 2007 Heute war ich kurz im Komitee der Regionen, um mir den Ausstellungsort für Dienstag anzusehen. Es ist durchaus eine Herausforderung, in vier Stunden aufzubauen, auszustellen und wieder abzubauen. 1. Oktober 2007 Ich habe erst heute erfahren, dass ich kommende Woche im Ausschuss der Regionen einige Bilder ausstellen soll. Das wird mit nur vier Stunden Abstand die kürzeste Ausstellung sein, die ich bisher gemacht habe. 30. September 2007 In einem Radiointerview mit dem Autor Ilija Trojanow ist mir eine Geschichte besonders haften geblieben. Die Gabel wurde um das Jahr 1000 von einer Byzantinischen Prinzessin am Italienischen Hof eingeführt und hat einen Skandal ausgelöst (in Byzanz wurden Gabeln schon seit dem 4. Jahrhundert verwendet). Dem Menschen seien Finger zum essen gegeben, so der amtierende Kardinalbischof, der das neue Werkzeug als gotteslästerlich verdammt hat. 29. September 2007 Ich habe heute eine völlig neue Erfahrung gemacht, nämlich zum ersten Mal meine eigenen Schwarzweißfilme zu entwickeln. Das ist ein erhebendes Gefühl, wenn man endlich die Negative in der Hand hat und weiß, man hat nicht nur die Bilder selbst gemacht, sondern auch die Filme entwickelt! 299 28. September 2007 Mit dem Bus vom Terminal zum Flugzeug gebracht zu werden ist keine angenehme Sache, Man schleppt sein Gepäck meist nach unten zum Bus, wird hineingequetscht, Leute drängen nach, zwingen einen, die gewählte Position aufzugeben und irgendwann findet man sich dann strategisch ungünstig in der Mitte des Busses. Dort spielt sich dann meist ein sonderbares Spektakel ab: Es ist heiß, der Bus bewegt sich nicht und bleibt oft noch gute 20 Minuten an Ort und Stelle und trotzdem klammern sich gut zwei Drittel der Fahrgäste verbissen an Haltestangen oder sonstige Haltegriffe. Man fragt sich, ob dieses Haltsuchen im völligen Stillstand eine archaische Verhaltensweise ist, 26. September 2007 Lissabon im Spätsommer. Die Sonne scheint, blauer Himmel. Das Leben kann schlechteres bereithalten. Nebst den beeindruckenden Gehsteigen hat Lissabon ja vor allem die alte Tramlinie Nummer 28, die sich atemberaubend bis an die Spitze eines Hügels schlängelt. Das Beeindruckendste aber war diesmal für mich, dass ich eines Elefantenmenschen geworden bin. Eine Art dunkelrote, wuchernde Geschwulst hat sich über das gesamte Gesicht eines Mannes gezogen, riesig, schwer hat es ausgesehen und gleichzeitig unglaublich. Diese dicke, wuchernde Schicht hat das ganze Gesicht, Mund, Nase und Augen überzogen. Ich habe kein Photo gemacht, vor allem, weil ich mich gefragt habe, ob das ethisch zu vertreten wäre. Darf man von einem so unbeschreiblichen Schicksal Bilder machen oder soll man es nicht besser dabei belassen, sich ein Bild zu machen? 26. September 2007 Die letzten Bilder sind aufgehängt, die Namensschildchen kleben daneben. Jetzt müssen nur noch die Einladungen fertig gestellt werden, dann steht der Ausstellung eigentlich nichts mehr im Wege. 25. September 2007 Ich habe Nachbarn, die nicht nur einen und großen schwarzen Hund besitzen, was an sich schon schlimm genug wäre, sondern auch noch ganzjährig einen Plastikweihnachtsbaum in der Wohnung stehen haben. Die elektrischen Kerzen sieht man vom Gang aus, was besonders im Sommer, aber auch jetzt im Herbst befremdlich wirkt. 24. September 2007 Das Kleidungsstück, das ich heute mitten auf der Strasse gesehen habe, war eine durchaus hochwertige Regenjacke mit anzippbaren Ärmeln, die beide neben der Jacke lagen. Mein Verdacht ist ja, dass all das Gewand (für meine deutschen Leser: all die Kleidung), das auf der Strasse liegt, etwas mit den nicht vorhandenen Geldautomaten zu tun hat. In anderen Städten liegt ja bekanntlich das Geld auf der Strasse, hier muss man sich mit anderem abfinden. 24 September 2007 Today the piece of clothes I saw was an expensive looking rain jacket with two zip fastened arms, detached but assembled right next to the jacket. My suspicion is that all this clothes in the street has to do with the cash machines or their absence that is. The saying goes that in some places the money is lying on the street. As it is difficult o get money, maybe that’s why the clothes are lying there. 300 23. September 2007 Heute war autofreier Tag in Brüssel. Man meint gar nicht, wie viele Menschen ein Fahrrad besitzen und nicht nur den Autos, sondern auch allen Verkehrsregeln abschwören. Morgen wird es zwar wieder mehr Autos geben, aber dafür wird es für Fußgänger wieder sicherer. 22. September 2007 Eine rosa Antirutschbabysocke. Gut, dafür habe ich Verständnis, die wurde wahrscheinlich nicht freiwillig deponiert. 21. September 2007 Interessanterweise scheinen sich in Städten immer wieder Menschen im wahrsten Sinn des Wortes zu häuten und ihre Kleidung, gern auch ihr Schuhwerk abzulegen. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich in München einen einzelnen schwarzweiß getupften Schuh auf dem Gehweg gesehen. In Neapel ist mir ein Paar verwaister Ballerinas untergekommen. Vor ein paar Tagen bin ich an einer Jeans vorbeigegangen, die zusammengeknüllt am Rande eines Parkplatzes lag. Nicht weit davon stand ein paar Wanderschuhe - in durchaus gutem Zustand, beide Schuhe ordentlich nebeneinander. Heute bin ich dann in einem ganz andren Viertel an etwa sieben oder acht einzelnen schwarzen gebrauchten Socken vorbeigekommen, die über 20 Meter verstreut auf einem Gehsteig lagen. Im Rinnstein war auch ein Paar gebrauchter weißer Handschuhe. 20. September 2007 Meine Bürofenster bilden einen rechten Winkel und werden teilweise von Bäumen verdeckt. Die Äste der Bäume wachsen mit einer beachtlichen Geschwindigkeit und verursachen ein recht unheimliches Geräusch, wenn sie im Wind an den Fensterscheiben entlangschrammen. Das ist aber halb so schlimm im Vergleich zu den Tauben, die in hohem Tempo angeflogen kommen und ungebremst gegen die Scheiben knallen. Ich vermute, dass die meisten durch den Aufprall zu Tode kommen und dann senkrecht abstürzen. Unter Umständen gibt es weiter unten einen Taubenfriedhof. Vielleicht stinkt es auch. Ich werde das Fenster nicht mehr öffnen. 19. September 2007 Belgien hat nach über 100 Tagen noch immer keine Regierung. Als Ausländer merkt man das kaum. Nichtsdestotrotz gibt es anscheinend Kritiker, die den Untergang dieses Landes kommen sehen und schlechte Presse machen. Ein findiger Mensch hat daraufhin beschlossen, Belgien auf Ebay zur Versteigerung anzubieten, dreigeteilt versteht sich. Das erstaunlichste dabei war, dass sich tatsächlich ein Käufer gefunden hätte! Ebay hat das ganze aber leider wieder vom Netz genommen. 18. September 2007 Wie kann man Arbeitsteilung verstehen? Man versucht, Arbeit aufzuteilen und wiegt sich in der Quasisicherheit von „geteiltes Leid ist halbes Leid“ bis zu dem Punkt, an dem andere die zugesagten Leistungen nicht erfüllen und lediglich mit kreativen Ausreden aufwarten. 17. September 2007 Gezählte 18 Leute vor einem Bankomaten… 16. September 2007 301 Es wird bald wieder eine Brokenmuses-Ausstellung geben, diesmal in Leuven! 15. September 2007 Vor meiner Haustüre bzw. vor dem Lift dort liegt ein einzelner Minigeheimratskäse (Babybel). Er ist klein, dunkelrot verpackt und sieht mich vorwurfsvoll an, wenn ich an ihm vorbeigehe. 14. September 2007 Auf Anregung habe ich über die knapp vor Supermarktkassen gestrandeten Produkte nachgedacht, Manche Menschen entscheiden anscheinend ja spontan und in letzter Sekunde, etwas nicht zu kaufen sondern dort einfach zu deponieren. Kann das als Referenz gelten, wenn jemand ein Produkt zumindest während des ganzen Supermarktbesuches mitgeführt und für gut befunden hat? Soll man gerade das kaufen? Interessant ist ja nicht nur, was die Leute da zurücklassen, sondern dass sie es zuerst überhaupt gefunden haben. 13. September 2007 Donnerstag der Dreizehnte und vor meinem Lieblingsbankomaten standen 5 Leute und ein Blindenhund. Wie schaut eigentlich die Blindenhundausbildung heute aus, dass die sogar den Weg zu den so seltenen Geldautomaten in Brüssel finden? 12. September 2007 Wieder einmal eine Stilblüte zum Diskussionsverhalten. Argumentation eines männlichen Kollegen in der Diskussion um die Formulierung eines umstrittenen Punktes, wo man gegensätzlicher Ansicht war: „Mein Vorschlag wäre, es so hinzuschreiben, wie ich es eben gesagt habe!“. 11. September 2007 Anschließend an die Frage vom 6. September, warum Männer mit gewissen Aussagen immer davonkommen kann wohl folgendes Zitat, das ich heute aufgeschnappt habe, als stellvertretend dafür gelten, wie Frauen an Dinge herangehen: „Ich erledige das jetzt gleich, denn es muss ohnehin gemacht werden und wenn ich es gleiche mache, dann ist es erledigt.“ 10. September 2007 Die Impfung meines dienstlichen Ichs ist nach dem Moto Doppelt hält besser durchgeführt worden. In einer Art Kompromiss wurden gewisse Impfungen meines privaten Ichs anerkannt – mit Ausnahme der Hepatitisimpfung, die in einer Kombispritze so ungeschickt verabreicht wurde, dass ich meinen linken Arm den ganzen Tag lang nicht mehr heben konnte. 9. September 2007 Auch andernorts geht es absonderlich zu. So wurde mir von einer Sicherheitsbelehrung berichtet, die mit einem vorgefertigten Foliensatz durchzuführen war. Die erste Folie hat einen Grundriss des Standorts gezeigt, in dem all die Durchgänge farbig markiert waren, die nur 3.10 m hoch sind. Dass all diejenigen Mitarbeiter, die größer sind, besondere Vorsicht walten lassen müssen wurde durch folgenden Satz unterstrichen: "Der Eintritt eines Unfalls ist wahrscheinlich". 8. September 2007 302 Zum leidigen Thema der noch ausstehenden Impfungen für meinen kommenden Belgienaufenthalt (siehe 31. Aug) habe ich heute erfahren, dass allfällig bestehender Impfschutz, der sich aus meinem Impfpass ableiten lässt, lediglich dann zähle, wenn er dienstlich veranlasst verabreicht worden sei. Andernfalls würde er negiert. Ich harre gespannt der Dinge, ob man mich – alles andere außer Acht lassend - tatsächlich am kommenden Montag für meine dienstlichen Belange eines Komplettimpfschutzpakets unterziehen will. 7. September 2007 Ich hatte heute eine Besprechung in einem Raum namens “Topfentorte” (für die nur deutschsprachigen unter uns: „Käsekuchen“). Der Raum war eigentlich ohne fremde Hilfe und gewisse Finnischkenntnisse nicht auffindbar. Schlimmer war dann, dass ich meinen Weg zurück in die Zivilisation selbst suchen musste und mir dabei gedacht habe, dass, - sollte mich am steinigen Weg ein trauriges Ende ereilen – man meine Geburtsurkunde bei mir finden würde, die ich aus anderen Gründen mit mir umhertrage. Juristisch hat mich dabei die Frage beschäftigt, ob rein rechtlich der Totenschein die Geburtsurkunde ersetzt. 6. September 2007 Warum kommen Männer mit Aussagen wie den folgenden eigentlich immer glimpflich davon? „Wir werden eine Antwort darauf finden, weil wir nämlich eine Antwort finden müssen obwohl die meisten darauf in der Regel keine Antwort wissen”. Oder: „Wir haben September und müssen uns darüber im klaren sein dass das, was im Februar passiert nur noch fünf Monate von uns entfernt ist“. 5. September 2007 Ein Schild in einer Istanbuler Flughafentoilette gab etwa folgendes zu bedenken: “Bitte helfen Sie uns, Wasser zu sparen. Betätigen Sie die Spülung zweimal!“ 4. September 2007 Oberflächlich betrachtet war mein Konferenzhotel wohl eines der besseren Hotels in Istanbul. Entgegen der Erwartung kam es aber dort zu den merkwürdigsten Verhaltensweisen der Angestellten, die ich je in einem Hotel erlebt habe. Gleich am ersten Tag stand ohne vorheriges Anklopfen auf einmal ein türkischsprachiges Zimmermädchen mitten im Raum und gab mir wild gestikulierend zu verstehen, dass sie zu kontrollieren habe, ob sich mehr als eine Person im gebuchten Einzelzimmer aufhalten würde. Etwas verwundert gab ich an, dass sich keine weiteren Personen im Zimmer oder unter den Betten befinden würden. Am darauffolgenden Tag bin ich derselben Dame im Badezimmer begegnet, wo sie auch mit einem Mal zufällig hereingeschneit ist, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass sie gerne aufräumen würde. Etwa eine Stunde später – das Zimmer war immer noch unaufgeräumt – kam sie wieder, um erneut den Personenstand zu kontrollieren. Zu allem Überfluss kam dann kurz danach noch ein junger Bursche, um die Minibar zu kontrollieren (die wahrscheinlich das Battailon der „blinden Übernachtungspassagiere“ geplündert haben). Er war wahrscheinlich verwundert, dass ich ihn eher unfreundlich hinausgebeten habe. 3. September 2007 Die Augen sind der Spiegel der Seele sagt man. Kann man sagen, dass die Kamera das, was an Seele gespiegelt wird, auf Film bannt? 2. September 2007 303 Ich hatte heute die Gelegenheit, das Pera Palace Hotel zu besichtigen, wo Agatha Christie den Mord im Orient-Express geschrieben hat. An sich ist es wegen Renovierung geschlossen, aber die Wächter haben sich gnädig gezeigt und mich einen Blick hineinwerfen lassen. Abends war ich dann in einem 500 Jahre alten Hammam. Die Erfahrung war etwas zwiespältig, denn nachdem man etwa eine halbe Stunde auf einer Marmorempore im etwa 40 Grad heißen Schwitzraum liegt und anschließend eher grob mit einem Peelinghandschuh abgeschrubbt wird, wird einem kaltes Wasser übergegossen. Dem folgt warmer Seifenschaum, der in Unmengen über einen ausgebreitet wird und die Grundlage der Massage bildet. Kaum fühlt man sich aber richtig wohl, wird man wieder mit kaltem Wasser begossen. Ich vermute ja, dass manche „modernen“ Foltermethoden ihren Ursprung dort genommen haben. Wenn man sich vorstellt, wie lange es dauert, seifiges Haarshampoo aus langen haaren auszuspülen – und das noch dazu mit kaltem Wasser – dann ist der Schritt zum Brett und dem kopfüber ins kalte Wasser stellen nicht weit. 1. September 2007 Ich musste nach meiner Ankunft feststellen, dass mein Gepäck wohl auf dem Weg von München nach Istanbul verlorengegangen ist. Etwas zerknirscht habe ich mich auf den Weg zum Lost and Found Schalter am anderen Ende der Ankunftshalle gemacht und mich im Geiste für den restlichen Tag schon mit der Suche nach Geschäften für neue Kleidung beschäftigt gesehen. Auf wundersame Weise stand der Koffer dann auf einmal Mitten am Weg, unweit von einem Band, auf dem „Rom“ als Abflughafen stand. 31. August 2007 Im Rahmen einer Besprechung mit der Personalabteilung sind mir dringend verschiedene Impfungen für meinen weiteren Aufenthalt in Brüssel ans Herz gelegt worden. Wahrscheinlich gegen das EU- Virus. 29. August 2007 Egal wo ich in München hinfahren will, es sind immer 8 Kilometer. Ich gebe ein Ziel ein und wie das Amen im Gebet sagt das Navigationsgerät 8 Kilometer. Manchmal habe ich es im Verdacht, dass es das absichtlich macht und mich auch bei einer Strecke von nur 5 Kilometern so geschickt umlenkt, dass es 8 Kilometer werden. 28. August 2007 Das Bonner UN-Gebäude ist unter anderem Sitz von EUROBATS, dem Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulation. 27. August 2007 In einer Münchner Supermarktkette gibt es “Tsunami Sushi” zu kaufen. Kein gelungener Name. 26. August 2007 Eine Mitarbeiterin der Personalabteilung hat folgende automatische Antwort eingestellt, die jedem zugeht, der versucht, ihr ein E-Mail zu senden: „Sehr geehrter Absender, ich werde gerade auf eine neue Datenbank umgestellt…“ Wie kann eine Person umgestellt werden? 25. August 2007 304 Auf einer Plakatwand wirbt eine Zahnpastafirma mittels der Lippen von Marilyn Monoroe für ein „Lächeln für die Ewigkeit“. Daneben sieht man den Papst abgebildet, von dem man automatische Segenssprüche via SMS erhalten kann. 24. August 2007 Wieder einmal ein Ausflug in die Welt der Bankomaten. In Österreich gibt es sie nicht nur wie Sand am Meer, man kann mit ihnen auch sein Wertkartenhandy laden. 23. August 2007 Ist wirklich nicht mehr die Welt, sondern die Fotografie der Maßstab des Schönen? 22. August 2007 Ein Münchner Innenstadtrestaurant bietet ein Abendmenü unter folgendem Slogan an: “Genießen im Dunklen – es gibt wenig zu sehen, aber viel zu erleben”. 21. August 2007 Nachdem ich ihr von einem „Nicht-Papier“, an dem ich gerade arbeite, erzählt habe, hat eine Kollegin gesagt: „Deinen Job möchte ich nicht haben.“ Meine Antwort „Ich auch nicht.“ 20. August 2007 U-Bahn Graffiti in München: Für immer Dein. Dein Aids. 19. August 2007 Wie funktioniert eigentlich der Kunstmarkt und wie werden Kunstwerke beurteilt und bewertet? Wie kommt es zur Einschätzung, dass jemand bedeutendes geschaffen hat? Und wie funktioniert diese Szene im Allgemeinen? 17. August 2007 Haben politisch korrekte Toiletten eine Handbrause? Es stimmt ich darüber hinaus nachdenklich, dass mich Japaner in Helsinki nach dem weg zu ihrem Hotel fragen und ich ihnen die richtige Auskunft geben kann. Übrigens heißen alle Bankomaten in Helsinki Otto, aber danach hat mich keiner gefragt. 16. August 2007 Die Welt steht übrigens noch – was ich ja manchmal wirklich bezweifle. Das Geschäft für Räder für Einkaufswägen und dergleichen in Helsinki, das ich 2002 photographiert habe, gibt es tatsächlich noch. 15. August 2007 Schopenhauer hat gesagt „Bescheidenheit bei mittelmäßigen Fähigkeiten ist bloße Ehrlichkeit; bei großen Talenten ist sie Heuchelei.“ 14. August 2007 In meiner persönlichen Hölle, so eine geben sollte, werde ich bis zum Ende meiner Tage, das es dann ja auch per Definition nicht mehr geben wird, Ikeabilderrahmen mit einem schlecht passenden Schraubenzieher auf- und zuschrauben. 13. August 2007 305 Kann man CO2 sparen, indem man z.B. vorschreiben würde, dass jeder vor einer Autofahrt einen WC-Besuch absolvieren muss? Weniger Gewicht = weniger Spritverbrauch = weniger CO2 Ausstoß. Nach dem Motto „don’t drink and drive“. 12. August 2007 Paris ist im August ausgestorben. Wirklich. Kaum Menschen in den Strassen, Galerien sind geschlossen, Geschäfte zu. Es herrscht eine ganz eigene Stimmung. Zum Abendessen im Le Procope, dem ältesten oder überhaupt ersten Kaffeehaus der Welt, das heute ein wunderbares Restaurant beherbergt. 11. August 2007 In Paris gibt es auf einer der Seineinseln eine Replik der Freiheitsstatue. Es sieht eigenartig aus, wenn im Hintergrund der Freiheitsstatue der Eifelturm hervorragt. 10. August 2007 Ich war bei einer Galerieeröffnung in Düsseldorf. Das beste an der Galerie war ein Kino mir roten Plüschsesseln für zwei Personen, in dem ein Abspann eines spanischen Filmes in Endlosschleife gezeigt wurde. 9. August 2007 Beim Stöbern nach Galerien in Brüssel ist mir eine namens „Es tut uns leid, wir haben geschlossen“ aufgefallen. Die ist sicher gleich neben dem Restaurant „Und wer wird mit dem Hund Gassi gehen?“ Siehe auch: http://www.etquivapromenerlechien.be/ 8. August 2007 Abendessen in einem Restaurant mit einem Kollegen. Etwas befremdlich war das „Guten Appetit meine Herren!“ des Kellners. 7. August 2007 Ein Kollege von mir pflegt zu sagen, dass nur wer ein Ziel hat, es auch erreichen kann. Aber auch nur dann kann man es verfehlen. 6. August 2007 Wieder in München. Die Erkenntnis des Tages ist, dass moderne Gesetze anscheinend von Menschen geschrieben werden, denen logisches Denken und der Sinn für das Einfache abhanden gekommen ist. Anstatt sich Gedanken über kurze, prägnante und dauerhafte Regelungen zu machen, scheint die Detailfülle en vogue zu sein. 5. August 2007 Schild an der Wand eines Buschenschanks in der Weststeiermark: „Bitte die Katzen nicht füttern. Sie gehören der Nachbarin.“ 3. August 2007 Neue Trends interessieren mich ja immer sehr. Seit kurzem scheint sich das Phänomen der Kuschelparty auszubreiten. Wildfremde Menschen treffen sich, um miteinander unter der Aufsicht eines Kuscheltrainers zu kuscheln. Meine Oma hätte gesagt, „die Welt steht nimmer lang“. 2. August 2007 306 Aus der Riege der Kommunikationskiller stammt der Ausspruch, der sich auf mehr oder weniger jede Frage anwenden lässt, die man weder beantworten kann noch will: „Ich hatte Ihnen dazu ja bereits Folien geschickt.“ 1. August 2007 Ich denke darüber nach, eine neue Fotoserie zu beginnen: Schmutzige Hände von Menschen/Männern bei der Arbeit. Ich finde ja, dass schmutzige Finger etwas Beruhigendes haben, etwas das einem die Lösung von Problemen und das Beheben jeglicher Mängel verspricht. Die natürliche Grenze, auf die diese Menschen aber anscheinend stoßen müssen, ist elektronischer Natur und liegt in der Autoelektronik. Nachdem mein Auto heute Nachmittag die Wegfahrsperre aktiviert hatte und sich geweigert hat, den Schlüssel zu erkennen, ist nach gut zwei Stunden und etwa zweihundert Versuchen, das Auto doch noch anzubekommen, endlich die Pannenhilfe gekommen. Nun ist das Auto abgeschleppt und bei einer Werkstatt in einem mir völlig unbekannten Stadtteil. Bin gespannt, ob ich es wiederfinde. 31. Juli 2007 Gesprächsfetzen am Katinennebentisch: „Wir sollten öfters Mittagessen.“ Wie jetzt? Mehrmals täglich? Mehrere Mahlzeiten täglich als Mittagessen bezeichnen? 30. Juli 2007 Eben habe ich gelesen: Lass Dir niemals von der Dummheit der anderen die Freude rauben. Einfacher gesagt als getan bei der Fülle von Gelegenheiten. 29. Juli 2007 Warum regnet es immer dann, wenn mein Auto Frisch geputzt ist? 28. Juli 2007 Warum kann ich nicht tanken, ohne Mitglied beim tankstellenketteneignen Gewinnspiel zu werden, ohne dass mir also Punkte aufgedrängt werden, die ich in Sammelpässe kleben muss um dann den vollen Sammelpass gegen eine Gewinnchance einzutauschen, die mir im unwahrscheinlichen Fall eines Gewinnes einen Gutschein eintragen würde, den ich ohnehin nicht brauchen könnte? 27. Juli 2007 Anscheinend ist es in München verpönt, in der U- oder S-Bahn alleine und halbwegs bequem sitzen zu wollen. Oder die Berührungsängste sind hierzulande nicht besonders ausgeprägt. Ich wundere (und ärgere) mich jedenfalls immer wieder, dass sich Leute auf Tuchfühlung neben mich setzen und zwar auch dann, wenn wo anders genug Platz wäre. Sie zwingen einen, Computertasche und Handtasche auf den Schoß zu nehmen, einen etwaigen Koffer neben sich zu zwängen und auf ein Häuflein Elend reduziert schweigend und beengt dazusitzen. Für Zeitung oder Buch sind einem dann ja die Hände gebunden. 26. Juli 2007 Manchmal bin ich leicht angeschlagen, wenn ich meine Kamera nicht zur Hand habe. So gesehen gestern: Ein riesiger Schwarzer mit Cornettofigur in einem weißen Unterhemd mit Armaniaufdruck im Genick und einem Strohhut. Heute am Flughafen – weniger fotogen, dafür zum Schmunzeln: Ein wenig eleganter Typ, der in die falsche Richtung aufs Förderband steigen wollte und auf der Rückseite seines T-Shirts den Aufdruck: 307 „best time to make friends“ hatte. Macht man wirklich Bekanntschaften wenn man gegen sich gegen den Förderbandstrom stellt? 25. Juli 2007 Auch andere Leute sind Zeugen erheiternder Argumentationsketten. Jüngst gehört: „Nur weil 99% aller Kunden mit der Dienstleistung zufrieden sind, heißt das noch lange nicht, dass wir keine Probleme haben!“ Oder, fast noch besser und ebenfalls auf den ebengenannten Dienst bezogen: „Im Augenblick haben wir tatsächlich kein Problem. Aber stellen Sie sich vor, wir hätten eines, wie würde dann Ihre Lösung dazu aussehen?“ 24. Juli 2007 Szene beim Mittagessen in einem kleinen italienischen Restaurant: Eine Dame am Nebentisch, dem Vernehmen nach britischer Herkunft, bekleidet mit giftgrünem Top und knallgelber Bluse hat ihre Pizza ganz ungeniert mit einer Schere in winzige Bissen zerschnitten. Die Scherengriffe waren übrigens im selben Gelb gehalten wie die Bluse. An unserem Tisch gab es übrigens auch Messer. 23. Juli 2007 Weitere Details zur Feiertagssituation 2008: Der 1. Mai fällt auf einen Donnerstag und auf denselben Tag wie Christi Himmelfahrt. Man wollte den 1. Mai daher feiertagsmäßig auf den 2. Mai verschieben, was aber an der Opposition diverser Geschäftstreibender gescheitert ist, die nicht beide Tage (Donnerstag und Freitag) geschlossen haben wollten. Ein eigens eingerichtetes Komitee hat daher den 1. Mai bewusst auf Sonntag, den 17. August gelegt, an dem ohnehin die meisten Geschäfte geschlossen haben. Für Arbeitnehmer hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass sie den Feiertag irgendwann „nehmen“ können, was de facto wohl bei den meisten der 2. Mai sein wird. 22. Juli 2007 Was ich an Belgien mag sind die skurrilen Augenblicke und Eindrücke. Jüngst gesehen: Ein halber Staubsauger als Überbleibsel der Nationalfeiertagsparty. Er lag neben meinem Haus und irgendwie hinter dem dortigen Hotel. Ich frage mich ernstlich, von wo der dorthin gefallen sein mag. Und, wo die zweite Hälfte eigentlich geblieben ist. 21. Juli 2007 Heute ist Belgischer Nationalfeiertag. An einem Samstag. Es gibt die Regel, dass der Bevölkerung eine gewisse Anzahl arbeitsfreier Feiertage pro Jahr zustehen. Wenn nun ein hoher Feiertag auf einen Samstag oder Sonntag fällt, wir er nachgeholt. Für einen den Maifeiertage 2008, der ungünstigerweise auch auf ein Wochenende fällt, hat man beschlossen, den 17. August 2008 frei zu geben. Da der 17. August 2008 ein Sonntag sein wird, ist dann wohl aufgrund einer anderen Regel, die sagt, dass Feirtage, die auf einen Sonntag fallen, am Montag nachzuholen sind, der darauffolgende Montag frei. 20. Juli 2007 Die Hausverwaltung hat das Schloss an der Hauseingangstür gewechselt, während ich in Deutschland war. Statt eines Schlosses öffnet die Tür nun durch Eingabe eines Codes. Den Code hat man mir in der Wohnung hinterlegt. Zur Sicherheit. Auf meine Frage, wie ich denn an den Code hätte herankommen sollen, wo ich ja schon an der Haupteingangstür unten scheitere ist mit einem milden „stimmt, stimmt eigentlich…“ geantwortet worden. 308 19. Juli 2007 Wo sind die Zeiten, wo es nur Reisebüros und langfristige Reisepläne gab? Ich habe den Eindruck, man kann sich heute für Stunden nur damit beschäftigen, Flugzeiten und –preise über diverse Webseiten zu vergleichen, um am Ende festzustellen, dass auch dann, wenn man bereit ist, Freizeit für dienstliche Reisen zu opfern, die Zeiten unmöglich und die Preise willkürlich sind. 18. Juli 2007 Keine Sandwünsche mehr: Das Lokal mit den Sandwünschen hat einen neuen Besitzer und verkauft nun Sandwichs. 16. Juli 2007 Wieder einmal eine schöne Stilblüte im Rahmen der beliebten Zirkeldefinitionen: Wir müssen auf diesem Markt Fuß fassen, denn wenn man drinnen ist, ist man drinnen, denn wenn man nicht drinnen ist, ist man draußen! 15. Juli 2007 Beim Frühstück in einem Cafe hat sich eine alte Dame zu uns gesetzt, die 81 Jahre alt war aber geplaudert hat, als wäre sie vielleicht gerade sechzig. Sie hatte einen riesigen blauen Fleck am rechten Oberarm. Ohne große Bitterkeit und auch ohne sich zu beklagen hat sie erzählt, dass ein paar Jugendliche an dem Platz, an dem sie schon seit 40 Jahren wohnt, oft Pflastersteine ausgraben und sich gegenseitig damit bewerfen. Einmal war leider die alte Dame im Schussfeld. 14. Juli 2007 Ein Wochenende bei Kaiserwetter in München. 36 Grad im Schatten. Die verwundernste Entdeckung heute waren nebst einem Fachhandel für Kirchenbedarf und Spezialelektrogeräte die Wellenreiter Mitten in München. Im Englischen Garten gibt es eine stehende Welle und zig Wellenreiter mit ihren Surfborden, die in dem Schmalen Kanal immer wieder hin und hersurfen. 13. Juli 2007 Ich habe daran gedacht, eine Sammlung von Kommunikationskillern anzulegen. Anlassfall war vor einigen Wochen die schöne Satzeinleitung „wie Sie heute morgen bestimmt in der Financial Times gelesen haben…“. 12. Juli 2007 Erst gestern habe ich in der Zeitung ein Interview mit dem Tschechischen Außenminister, Graf von Schwarzenberg, gelesen. Ein sehr gutes Interview mit einer interessanten Persönlichkeit. Worüber ich lächeln musste war, dass Graf Schwarzenberg Wert auf seine Manieren legt, vor allem auf den Handkuss, den er mit großem Erfolg auch seinen Amtskolleginnen angedeihen lässt. Sehr zu meiner Freude wurde ich heute bei einem Meeting in London, zwar nicht von Graf von Schwarzenberg, aber immerhin mit Handkuss begrüßt. 11. Juli 2007 Anruf bei einem Kollegen, von dem ich eine Auskunft gebraucht hätte. Ich stelle mich höflich vor, erkläre, von wem ich seinen Namen genannt bekommen habe und beginne voller Zuversicht, mein Anliegen zu schildern, um brüsk unterbrochen zu werden. Wer ich denn eigentlich sei. Noch recht milde nenne ich wieder meinen Namen und meine Abteilung. Wieder eine Unterbrechung. Man kenne meine Telefonnummer nicht. Ich, 309 immer noch milde, sage, man sei wohl mit den neuen internen Verzeichnissen noch nicht so weit. Der Kollege sagt, ich solle zwecks Identifizierung meiner Person eine EMail senden. Etwas verstört versuche ich das, wobei er gleichzeitig noch einmal meinen Namen zum Mitschreiben abfrägt und nach bereits etwas gereizter Auskunft meinerseits mich im Telefonverzeichnis findet. Aber mit einer anderen Nummer. Ich dachte schon, dass nun wohl alles in Ordnung sei und ich zum Grund meines Anrufes zurückkommen könne. Weit gefehlt. Ich werde ein drittes Mal unterbrochen. Ich könne ja sonst wer sein, von der Presse oder der Konkurrenz. Man rufe mich unter der anderen, der einzig richtigen Nummer zurück. Das Schicksal war mir gnädig. Die andere Nummer war mein Mobiltelefon. 10. Juli 2007 Eine bemerkenswerte Reaktion zu meinen Blogeinträgen zu Sandwünschen: „Die Europäische Kommission empfiehlt in ihren Restaurants regelmäßig das Sandwich der Woche. Diese Woche ist es das sogenannte “Provencette” (Brot aus der Provence) mit Maredsouskäse und Jambon Braisé (Preßschinken). Jetzt kommt das Aber und was darunter geschrieben stand: Der Jambon Braisé wurde durch Jambon d'Ardenne (Rohschinken) und der Maredsouskäse durch Mazzarella ersetzt. Auf die berechtigte Frage, warum das Sandwich dann nicht Provencette mit Mozzarella und Jambon d'Ardenne heißt wurde nicht geantwortet.“ 9. Juli 2007 Am Freitagabend habe ich am Weg nach Österreich an einer Autobahntankstelle gleich nach München getankt und wurde dabei von einem etwas eigenwillig gekleideten jungen Mann auf Schweizerdeutsch angesprochen. Ob ich nicht zwei Wandersleute bis nach Salzburg mitnehmen könne. Ich war ob des eigenwilligen Aufzugs erst ein wenig misstrauisch, habe dann aber nach einem Blick auf den anderen Schweizer und beider Reisegepäck beschlossen, mir ein Herz zu fassen und sie einzupacken. Was soll ich sagen: Die gemeinsame Fahrt war großartig! Die beiden waren Zimmerer auf der Walz und haben mir, die ich skeptisch war und schon mit einem Auftritt bei der versteckten Kamera gerechnet habe, versichert, dass ich mich im Irrglauben befände und diese Art der fahrenden Handwerker nicht in den Bereich der Märchen- und Sagenwelt gehöre und also keineswegs ausgestorben sei. Gewiss, es gäbe nicht mehr viele, die sich nach den Lehrjahren auf die Wanderschaft begeben, es sei aber dennoch durchaus üblich und anerkannt. Wenn man sich dazu entschließe, sei man drei Jahre und einen Tag lang auf der Walz und dürfe in diesen drei Jahren nicht näher als 50 km an seinen Heimatort kommen. Man müsse sich ehrbar verhalten, seinen Lebensunterhalt verdiene man durch die Ausübung der erlernten Tätigkeit und wenn es die Mittel erlaubten, reise man nach Herzenslust. Die Tracht sei obligatorisch zu tragen und außer dem Wanderstock und dem Bündel mit den Arbeitskleidern führe man nichts mit sich. Meist reise man alleine. 8. Juli 2007 Ich tanke mein Auto ja sehr ungern. Seit ich einmal mit einem Tankwart gesprochen habe, der gemeint hat, es würde ihm so vorm Ölschauen grausen, ist es ein wenig besser geworden. 7. Juli 2007 Aufgrund einer Reaktion zum meinem Blog ist mir eingefallen, dass ich tatsächlich in Brüssel schon des öfteren Probleme mit dem Eingeschlossensein hatte. Vor ein paar Monaten konnte ich nur aufgrund der heldenhaften Tat aus der Bürotoilette befreit 310 werden, bei der das Schloss auf einmal kaputt war und vor nicht allzu langer Zeit bin ich von einem Kollegen im Büro eingeschlossen worden. 6. Juli 2007 München ist schon ganz, ganz eigen. Auf einem kleinen Platz mir einem noch kleineren Gemüsemarkt habe ich einen mobilen Hendlverkaufsstand gesehen, auf dessen Dach ein überdimensionales, halbes, gegrilltes Hendl montiert war. Darunter stand „nimm mich“. 5. Juli 2007 Deutschland ist das Dorado der Schnäppchenjäger. 6 Markenweingläser für 10 Euro, drei Handtücher für 4 Euro 50, drei zum Preis von zwei, alles noch billiger, alles noch besser. Nur die Wohnungspreise bleiben quadratmeterweise konstant hoch. Da gibt es keine 60 qm zum Preis von 30. Wenn man also einen Gutteil seines Einkommens in billige Schnäppchenware investiert, bleibt immer noch das Problem, diese vielen Dinge auch unterzubringen. 4. Juli 2007 Ich habe den Hausmeister, der mich unlängst aus einer Notlage befreit hat (ich war abends mit drei Gästen im Büro eingesperrt worden und konnte nur durch die heldenhafte Tat besagten Hausmeisters befreit werden) wieder getroffen. Seine Blicke scheinen vieldeutig zu sein, am ehesten aber zwischen sorgen- und mitleidvollem „wäre ich nicht gewesen, wärst Du jetzt nicht dort, wo Du bist“ und einem vorwurfsvollen „wie kommt es, dass sie dich frei herumlaufen lassen“ zu variieren. 3. Juli 2007 Nebst Sandwünschen gibt es auf der erwähnten Werbetafel übrigens auch noch profaneres wie Pizza und Salate. 2. Juli 2007 Gerüchtweise ist der Preis (oder die Steuern) für Alufolie in Belgien massiv angehoben worden, um einige ehrgeizige Umweltschutzziele zu erreichen. Alufolie kostet angeblich nun das dreifache. Ganz erschließt sich mir der tiefere Sinn dieser Maßnahme nicht. Wahrscheinlich hat das mit den Sandwünschen zu tun (siehe Blogeintrag vom 30. Juni). Wahrscheinlich gehen in Alufolie verpackte Sandwünsche nicht in Erfüllung. 1. Juli 2007 Am Weg zum Brüsseler Südbahnhof und dessen Blumenmarkt war ich wieder einmal auf der Suche nach einem Bankomaten. Am (einzigen) Bahnhofsbankomaten haben 14 Leute gewartet. Am Automaten am anderen Ende des Marktgeländes war wundersamer Weise nur ein Mann und ein Grüppchen Untenschlossene, die mich zunächst einmal vorgelassen mir aber im selben Moment erklärt haben, dass der Bankomat ohnehin leer sein, sich beim dem ums Eck eine ungemein lange Schlange gebildet habe und außerdem der schräg gegenüber (200 m Luftlinie hinter einer stark befahrenen Kreuzung) ohnehin das "bessere" Geld ausspucke. Etwas befremdet habe ich mich dann auf die andere Kreuzungsseite gekämpft, allerdings nur um zu sehen, dass dort weitere 12 Leute anstanden. Etwas entmutigt habe ich aufgegeben und für die 15 Euro Bargeld, die ich noch hatte, gekauft, was ich bekommen konnte. Am Weg zur U-Bahn war dann ein brandneuer Bankomat, leider so neu, dass er noch nicht einmal an die Stromversorgung angeschlossen war. Zu guter Letzt bin ich dann an der Haltestelle nahe meinem Lieblingsbankomaten ausgestiegen. An dem Automaten stand gar 311 niemand, was mir schon nicht geheuer erschienen ist und tatsächlich stand in dicken elektronischen Lettern auf dem Bildschirm: „vorübergehend außer Betrieb“. Irgendwie klingt das fast nach einer Verschwörung. 30. Juni 2007 In der Nähe von meinem Büro gibt es ein recht grindiges Lokal, dass auf einer großen Werbetafel Sandwishes bewirbt. Ich frage mich schon seit einigen Tagen, wie man wohl einen solchen Sandwunsch hegt und wo man ihn am besten ausspricht. Ist es der Wunsch an einer Steil- oder Steinküste nach Sandstrand? Oder ist es der Wunsch nach einem kühlen Getränk an einem heißen Strand? Ist diese Bar wirklich das, was einer Beachbar am nähesten kommt und wenn ja, kann man sich dann nicht eigentlich anstatt Sand nur einen Seeblick erhoffen? 29. Juni 2007 Die Lesungen an Board von Dr. Putzi waren ein Riesenerfolg! Besser als erträumt schreibt mein Papa per SMS. 28. Juni 2007 Heute ist der zweite Tag, an dem Margit an Deck von Dr. Putzi liest. Ich wurde gefragt, wie auf einem so kleinen Schiff (6 Meter 60) eine ganze Bibliothek Platz hat. Anscheinend hat mein Vater halt so seine Prioritäten… Für den Rest der Saison wird er einen „Literarischen Koffer“ mit an Board führen. 27. Juni 2007 Ich verpasse gerade einen wahrscheinlich ganz klassen Abend in der Marina Nikola in Tisno in Kroatien, wo meine Freundin Margit an Deck von Dr. Putzi, dem Schiff meines Papas, aus ihrem literarischen Werk liest. Die beiden Abende heute und morgen stehen unter dem Motto: Literatur geht auf " Literatur geht auf die Reise -Leseabende an Deck" und sind in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum zustande gekommen. 26. Juni 2007 Warum bekomme ich E-Mails mit Sätzen wie: “Ich halte das für ein wichtiges Thema, weil es schon heute wichtig ist und in Zukunft noch wichtiger werden wird”? Wahrscheinlich weil wir alle Älter werden und der Umstand des Alterns mit zunehmendem Alter nicht besser wird. 25. Juni 2007 Ich bin heute gemeinsam mit zwei Besuchern im Büro eingesperrt worden. Während wir im Besprechungszimmer waren, haben die Putzfrauen die Tür zu meinem Büro von außen versperrt, leider mit meinem Koffer, dem Notebook und vor allem den Haus- und Büroschlüsseln drinnen. Da das Büro sehr sicher konstruiert ist, kann man es nicht verlassen (oder betreten), ohne ein vollständiges Schlüsselset zu besitzen. Schlüssel eins für die Büroeingangstüre, Schlüssel zwei für die Gebäudetür nach außen und Schlüssel drei für die Garage. Um Panik zu vermeiden, habe ich versucht, die Gäste mit Erdnüssen und Cola Light zu besänftigen. Nachdem der Hausmeister sich lang und breit die Lage und die genauen Umstände, wie ich in sie habe geraten können, hat schildern lassen und nach einigem Zögern auch bereit war, zwecks Rettung mit dem Generalschlüssel zu kommen war es nur noch an mir, über ein paar bissige Kommentare zu lachen und den Hausmeister in seiner Rolle des Jahres als Helden und Rächer der Entrechteten auftreten zu lassen. 312 24. Juni 2007 Vermittelt das Auto-GPS eine Art Freiheit oder arbeitet das System für sich und spiegelt einem eine Art Scheindemokratie wieder? An und für sich habe ich ja die Besitzer solcher Geräte bis vor kurzem eher verächtlich des Nichtkartenlesenkönnens bezichtigt und ihnen auch sonstige Faulheit unterstellt. Seit ich selbst ein solches Gerät besitze, weiß ich um die Annehmlichkeiten desselben, aber auch um seine Tücken. Es leitet einen gnadenlos auf einen Autobahnzubringer, der in einer mehr oder weniger verstauten Autobahn mündet und meint dann mit der größten Gelassenheit: fahren Sie in 300 Metern auf die Autobahn auf. Die Stimme senkt sich bei „auf“ als ob der Sprecher wüsste, dass die angekündigten 300 Meter eine halbe Stunde bedeuten. 23. Juni 2007 Verbirgt sich ein tieferer Sinn hinter Spezialgeschäften in verschiedenen Städten? In Brüssel sticht mir immer wieder ein Geschäft ins Auge, das auf Glasaugen spezialisiert ist, in München eines, das maßgeschneiderte Toupets verkauft. 19. Juni 2007 Immer wieder sehe ich auf diversen Flughäfen jämmerliche Gestalten auf dem Boden sitzen, das Sakko achtlos auf die neben ihnen liegende Computertasche geworfen und, den PC auf den Oberschenkeln und den darunter im Langsitz ausgestreckten Beinen, eifrig vor sich hin tippen. Meist spielt sich das Toilettnähe ab, anscheinend ein besonders fruchtbarer Boden für Steckdosen. 16. Juni 2007 Ein Besuch in der Surrealismusausstellung des Museums der schönen Künste von Mons. Die Bilder, Collagen und Skulpturen rund um die Gruppe von Magritte sind faszinierend. Subtiler und offener Humor und sehr viel an Andeutung. Louis Scutenaire aus der Gruppe der Belgischen Surrealisten hat es treffend folgendermaßen ausgedrückt: „Der Humor ist eine Form der Melancholie." 15. Juni 2007 Heute hat mich eine Kollegin aus einem fernen Land im hohen Norden angerufen, einige Punkte andiskutiert und dann gefragt, ob sie, um mir zusätzliche Informationen zusenden dürfe und meinen Namen korrekt notiert habe. Nachdem ich diese Fragen bejaht hatte, hat sie die Frage nachgeschoben, ob ich maennlich oder weiblich sei. 13. Juni 2007 Report von meinem Lieblingsbankomaten: In der Früh war dort ein einsamer Polizeiwagen zu sichten (wahrscheinlich in einem wenig spektakulären Einsatz) und zu Mittag sind dann wieder sechs fröhliche Leute angestanden. 10. Juni 2007 Ein wunderschöner Sonntag in Mariazell. Mariazell putzt sich auf und bereitet sich auf den Papstbesuch im September vor. Die Lebkuchen glänzen. Die Andenken verstauben. In der Basilika befindet sich etwas versteckt in einer Ecke ein eher unscheinbarer Tisch mit allerlei mehr oder weniger kitschigen Kleinoden. Just dort habe ich einen Pfarrer beobachtet, der mit einer Engelsgeduld und der Welt entrückt Kleinst-, man könnte auch sagen Kinderrosenkränze, also Rosenkränzchen auf einen Ständer aufgefädelt hat. Einen nach dem anderen, behutsam, bedächtig. 313 8. Juni 2007 Das neue Auto ist wenig vertrauenserweckend. Man startet es nach dem Einschieben einer Scheckkarte durch Pressen eines Startknopfes. Die Handbremse ist nicht mehr in der Mittelkonsole sondern links vorne und betätigt sich manchmal selbst (v.a. beim Parken). Man kann ob des nichtvorhandenen Schlüssels den Motor auch nicht mehr mit der gewohnten Handbewegung abstellen, sondern muss wieder den Startknopf betätigen. Das erinnert sehr an eine Computerumgebung und ist gewöhnungsbedürftig. Ein Detail am Rande beschäftigt mich allerdings noch viel mehr und zwar sind das Schrauben in einem kleinen Plastiksackerl, dass ich im Handschuhfach entdeckt habe. Ich würde gerne wissen, wo die fehlen… 6. Juni 2007 Ich hatte heute einen kleinen Autounfall. Während ich an einer roten Ampel an einer Kreuzung stand, wollte eine ältere Dame links abbiegen. Ihr Augenmaß hat sie etwas getäuscht und so ist sie in einer ungemein langsamen, aber beständigen Art und Weise an meinem linken Hinteren Kotflügel entlang geschrammt. Ich habe mich im wahrsten Sinn des Wortes deplaziert gefühlt. Nachdem sie nicht aufgegeben hat und langsam gegen den Widerstand weitergefahren ist, hat sie nun eine etwa einmeterlange Delle an ihren beigen Beifahrertüre, die mit einem dunkelgrünen Streifen hinterlegt ist. Mein Kotflügel hat im Gegenzug all seine Farbe verloren. Gut, ich habe das Jägergrün dieses Autos eh nie leiden können. 4. Juni 2007 Es gibt immer wieder amüsante Unterschiede in Europa, vor allem rund um die Dichte der Bankomaten. Das Problem in Belgien ist schlicht das, dass es kaum welche gibt und man permanent auf der Suche nach einem ist. Die seltenen gesegneten Stellen erkennt man vor allem daran, dass der Bankomat selbst hinter einer Menschenschlange versteckt ist. Mindestens drei Wartende sind es immer, in Spitzenzeiten habe ich schon zwölf gezählt. Meist findet sich ein zweiter, vereinsamter Bankomat daneben, der gerade nicht funktioniert. Ich traue mich wetten, dass (funktionierende) Bankomaten die Flirtstellen schlechthin sind und in diversen Smalltalk-Anfängerkursen das richtige Anbandeln zum Behufe des kurzen und unverbindlichen Gespräches anhand des praktischen Beispiels „Bankomatschlange“ geübt wird. 2. Juni 2007 Arrangierte Bilder liegen mir ja an sich nicht, dennoch habe mich heute auf ein etwas anderes photographisches Terrain begeben, um etwas Neues auszuprobieren. Mit Kamera und einem riesigen Wasserball, auf dem eine Weltkarte aufgedruckt ist, gerüstet, war ich in einem eher windigen Brüsseler Viertel unterwegs. Die Leute haben mich angestarrt, als sei ich das achte Weltwunder. 1. Juni 2007 Ich war heute in Brüssel kurz bei einer Photovernissage. Am Eingang war ein Plakat mit nützlichen Hinweisen angebracht: Es würde sich bei den Räumlichkeiten um Räumlichkeiten für Künstler handeln. Man möge das und die Tatsache respektieren, dass hier auch noch andere Leute wohnen. Soweit, so verständlich. Und dann: Man möge soweit möglich nicht auf die Straße urinieren (die Vernissage war im zweiten Stock…) und die Nachbarn respektieren! 31.Mai 2007 314 Die Angestellte des örtlichen Brüsseler Mediamarktes hat vor etwa zwei Monaten einen Teil meine Istanbulphotos verloren und bemüht ich seither mehr oder weniger redlich, sie irgendwie wieder herzuzaubern. Wir sind mittlerweile beinahe Freunde. Heute hat sie mir quasi als Entschädigung für den Verlust das Duwort angeboten… 29. Mai 2007 Heutzutage wird man von Augenärzten danach beurteilt, wie dick die eigene Hornhaut ist. Nur wenn sie dick genug ist kann potentiell eine Laserkorrektur und damit Umsatz für den Arzt gemacht werden. Es gibt also eine positive Diskriminierung zugunsten derer, die eine ausreichende Hornhautdicke aufweisen können. Weiters interessantes Detail des heutigen verregneten und stürmischen Münchentages: Ukrainer scheinen eine besondere Vorliebe für spezielle, auf Gemüse und Obst spezialisierte italienische Supermärkte zu haben und ich bin anscheinend die einzige Person, die als Wegweiser gelten kann. Ich glaube ich brauche nicht dazuzusagen, dass mir bisher italienische Supermärkte in München verborgen geblieben sind. Durch heftiges Deuten bin ich dann aber unsanft auf die grobe Richtung aufmerksam gemacht worden und habe also nun eine Ahnung. Man weiß nie, wozu gewisse Informationen gut sind. 27. Mai 2007 Auf Capri tummelt sich anscheinend das ganze Jahr über alles, was Rang und Namen hat. Fotos von Prominenten gibt es in beinahe jeder Auslage und kaum sonst wo habe ich so viele Luxusgeschäfte nebeneinander gesehen. Man sieht sich schnell satt und möchte nur noch flüchten, was mit dem Ziel „Villa Jovis“ möglich, aber langwierig ist. Diese Villa ist eine von insgesamt dreizehn Villen, die Kaiser Tiberius auf Capri hat bauen lassen und erstaunlich weit von Capri-Stadt in den Hügeln versteckt. Man marschiert beinahe eine Stunde lang durch labyrinthartige Gässchen bergan, wird dann aber mit einer ungemein großen und interessanten römischen Ruine belohnt. Sehr zu meiner Freude hat sich zur selben Zeit ein sehr kundiger Fremdenführer dort eingefunden, der voller Enthusiasmus auf seine zwei Schweizer Touristinnen eingeredet hat, die seine Ausführungen aber nur mäßig zu interessieren schienen. Er, vermutlich ein Geschichtsprofessor mit einem Hang zur Romanistik, hat sich fesselnd zu allerlei Details des Bauwerks ausgelassen und diese auf gekonnte Weise mit Tacitus und der politischen Situation der damaligen Zeit verknüpft. Ich hätte ihm stundenlang zuhören können und hatte den Eindruck, er wäre damals schon mit dabei gewesen. 25. Mai 2007 Nach Ravello scheint man vor allem zu kommen, um dort zu heiraten. Meinen mindestens zweistündigen Beobachtungen (auf der Treppe vor der Hauptkirche am Platzl sitzend) zufolge, sind mindestens vier oder fünf Hochzeiten zeitgleich vonstatten gegangen, wobei nicht mit Sicherheit zu sagen war, dass sich die Gäste nicht arglos oder absichtlich untereinander vermischt haben. Allen gemeinsam war, dass sowohl die Brautpaare, die Gäste und die Zeremonie(n) überfrachtet und überladen waren. 23. Mai 2007 Pompei ist riesig, ich hätte es bei weitem nicht so groß erwartet. Man geht durch die Geschichte dieses Vulkanausbruchs und sieht in den vielen noch so gut erhaltenen Häusern Prunk und vergangenen Reichtum einer versunkenen Stadt. Es ist schwer vorstellbar, dass das alles innerhalb weniger Stunden in einem Meer aus Schutt und Tuffstein begraben worden ist. Anscheinend wird laufend weiter ausgegraben und erweitert. Es muss faszinierend sein, dort mitzuarbeiten. Meinen kleinen Beitrag, den ich 315 dort geleistet habe, kann ich natürlich nicht unerwähnt lassen: Eine Archäologin hat mich angesprochen, dass sie Hilfe bräuchte und so konnte ich zur historisch sicher einmaligen :-) Vermessung einer Wand entlang einer der Hauptstrassen beitragen. Herculaneum hat mir allerdings fast noch besser gefallen. Es ist kleiner, kompakter und vor allem finden sich dort weniger Touristen ein. Drei Viertel des antiken Herculaneum sind noch unter der Erde, unter der heutigen Stadt und werden wahrscheinlich nicht ausgegraben werden können. Was mich besonders begeistert hat ist, wie gut manche Wandmalereien noch erhalten sind. Man darf sie teilweise sogar berühren. Zweitausend Jahre alte glatte Farbe, die leuchtet, als wäre sie vor nicht all zu langer Zeit erst aufgetragen worden. Wasserleitungen aus Blei gab es, ein ausgeklügeltes System, Zisternen und Schwimmbecken und die Mauern sind in einer erdbebensicheren Technik gebaut worden. Wie konnte so viel über die Baukunst und die Malerei Wissen wieder verloren gehen? Und wie würde es aussehen, wenn ein Vulkanausbruch sich heute über eine Stadt legen würde? Auf der Rückreise von Herculaneum hat sich im Bus von Salerno nach Minori der lokale Sonderling neben mich gesetzt. Er hat mir ein Zuckerl aufgenötigt und mich dann ausfragen wollen woher ich komme usw. Ich wollte eigentlich nicht reden, war zu müde, und habe nur etwas von Österreich gemurmelt. Daraufhin hat er gelacht und gemeint, er sei ja auch Ausländer, er komme aus Sizilien. 22. Mai 2007 Nachdem mich Amalfi selbst ob der Touristenmassen eher enttäuscht hat ist mir Positano umso malerischer ins Auge gestochen. Man geht von oben kommend nach unten ins Zentrum und zum Hafen und sieht von weitem die vielen bunten Häuschen an den Hügel gelehnt. 21. Mai 2007 An der Amalfiküste fallen vor allem die vielen Zitronenhaine auf, die sich grün mit gelben Punkten und überzogen von schwarzen Netzen in die Steilküste einfügen. Maiori war wohl in der Vergangenheit sehr wichtig, ist heute aber eher uninteressant. In den Vierzigerjahren wurden dort einige italienische Filme gedreht, die Kirche am Hügel und ihre Treppe, die zurück in den Ort führt ist recht imposant und man kann sich gut vorstellen, dass sie eine interessante Filmkulisse ergibt. Die Villa Romana in Minori ist eine der ältesten noch erhaltenen Römischen Strandvillen. Ich war fasziniert davon, dass der größere Teil der Villa noch unentdeckt ist und bis auf weiteres auch nicht ausgegraben werden kann, weil dieser Teil unter mehreren Privathäusern liegt. 20. Mai 2007 Am Sonntag gibt es etwas außerhalb der Altstadt einen Flohmarkt, der wirklich sehenswert ist. Alte hölzerne Hutmodelle habe ich dort gesehen, Kaleidoskope und viele, viele Kaffeemühlen. 19. Mai 2007 Wenn man durch die Altstdt spaziert, dann fällt die Piazza Bellini als ein ganz besonderer Ort auf. Die Farben sind einnehmend und warm, manche Fassaden sind von riesigen magentafarbenen Bougainvilleen überwuchert. Es klingt zwar widersprüchlich, aber dennoch kann man sagen, dass der Platz prunkvoll und dennoch völlig heruntergekommen ist. Mit einem Wort, er hat Atmosphäre. 316 Ein altes Tor und eine kurze Gasse mit zahlreichen Buchhändlern verbindet die Piazza Bellini mit der Piazza Dante. Die typischste, die schönste Strasse Neapels ist für mich die Via Tribunali. Sie hat, abgesehen von den unvermeidlichen Limoncelloshops etwas sehr altes, einnehmendes. Einige kleine Plätze, meist mit Kirche und Kirchenwirt unterbrechen sie und irgendwo mitten drinnen haben sich ein paar Antiquitätenhändler angesiedelt, die in ihren Geschäften Kraut und Rüben übereinander gestapelt haben. Antike Skulpturen, Glas, Miniaturen, Bronzebüsten, alte Instrumente, allerlei Kleinigkeiten und natürlich auch Ramsch wohin man schauen kann. Von der Via Tribunali gelangt man auch in die neapolitanische Unterwelt (Napoli Sottoterraneo). Vor einigen Jahren hat man ein riesiges römisches Theater unter der heutigen Stadt entdeckt. Auch wenn bisher nur ein winziger Teil unterirdisch zugänglich ist, bekommt man einen Eindruck von der ungemeinen Kunstfertigkeit und Baukunst der Römer. Durch unzählige Gänge sind auch die ehemaligen Zisternen und Aquädukte zugänglich. Manche dieser Verbindungsgänge sind unbeleuchtet (man bekommt Kerzen) und so schmal, dass man kaum durchkommt und entweder seitlich gewandt geht oder beklemmenderweise an beiden Seiten mit den Schultern an der feuchten Tuffsteinwand streift. Etwas unheimlich. Besonders schön ist es dann aber, wenn man die Grotte erreicht, die sich unterirdisch gebildet hat. Manche der riesigen Wassersammelstellen wurden im zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller genutzt, wovon noch immer ein paar eingeritzte und berührende Inschriften zeugen. Vom Zentrum hinaus und auf einen schönen Hügel über der Stadt führen die drei Seilbahnen. Irgendwo habe ich gelesen, es seien vier, aber ich habe nur drei ausmachen können. Leider sind sie nicht mehr im ursprünglichen Zustand sondern relativ modern. Angeblich ist die erste Seilbahn am Hang des Vesuvs gebaut worden. Zur Eröffnung 1880 haben Luigi Denza (Musik) und Peppino Turco (Text) das Lied Funiculi Funicula komponiert, das die Taxifahrer noch immer summen. Die Seilbahn war nicht für die Ewigkeit konzipiert, wie man sieht, denn mit dem Vesuvausbruch von 1944 ist sie mit zerstört worden. 18. Mai 2007 Neapel ist ja für vielerlei bekannt. Gefährlich und schmutzig soll es sein, eine der höchsten Mordraten Europas haben, laut, ein ständiges Verkehrschaos soll herrschen und neuerdings ist angeblich das Müllproblem kaum noch in den Griff zu bekommen. In manchen Vierteln wird der Müll sogar verbrannt. Viel davon kann ich nicht bestätigen. Gut, der Müll ist schon allgegenwärtig, aber auch nicht schlimmer als in Brüssel. Das Verkehrschaos ist mir nicht weiter schwerwiegend erschienen und bedroht habe ich mich eigentlich auch nicht gefühlt. Ich hätte es, vor allem für meine Bilder, ein wenig morbider erwartet, bin in dieser Hinsicht aber recht enttäuscht geworden. Es ist nicht so heruntergekommen, wie erwartet. Was mir allerdings natürlich sofort aufgefallen ist, ist der Kaffee, den man überall riechen kann und der vor allem in Espressoform wunderbar cremig ist. Die Pizza wurde angeblich in Neapel erfunden, sehr zu meiner Freude in ihrer Urform, der Pizza Magherita. Und wirklich war gerade die einfache Pizza die beste. Auch die Bruschetti sind nicht zu verachten, allem voran aber geht natürlich der Mozzarella, den ich vorher noch nie so frisch gegessen habe. 17. Mai 2007 317 „Neapel sehen und sterben“ sagt man. Eigentlich ein eigenartiger Ausspruch, bei genauerer Betrachtung. Meine Internetrecherche (und deren Verweis auf ein Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten) hat ergeben, dass dieser Ausspruch vor allem dann – und in Begeisterung - verwendet wird, wenn man etwas Schönes gesehen hat. Das Italienische 'Vedi Napoli e poi muori' ist angeblich aber insofern schlecht oder nur unzureichend übersetzt, weil es im Italienischen ein Wortspiel mit dem Namen des Ortes 'Muori' einem kleinen Ort bei Neapel, den man erst nach Neapel sehen kann, und der Verbform 'muori' (für sterben) ist. Wer allerdings das italienische Sprichwort geprägt hat, ist unklar. Wie dem auch sei, ich bin also vorsichtshalber nicht gestorben. 17. und 18. März 2006 - Wien Rückreise nach Wien. 16. März 2006 – Letzter Tango in Buenos Aires Jetzt wäre ich fast noch in Stress geraten, ob der letzten „Verpflichtungen“ in Buenos Aires: Massage, Tangoschuhe kaufen, aufmascherln und in eine der urigsten TangoTanzschulen fahren. Da die Leider hier leider eher spät ausgehen, war der Tanzkurs am frühen Abend eher spärlich besucht. Vor Mitternacht war nur ein wunderbares Tanzpaar zu beobachten: die Reinkarnation von Salvador Dali in seinen frühen 80-ern, der mit einer Schönheit um die 20 getanzt hat. Die Showeinlage der lokalen Stars um 1:30 morgens habe ich leider nicht mehr abwarten können. 15. März 2006 - Iguazú Die Wasserfällen von Iguazú und der dazugehörige Nationalpark sind beeindruckend. Riesige Schmetterlinge in blau, rot und gelb haben mich von den "Achtung Schlagen" Zeichen und den Menschen, die darauf mit überdrehten Augen und wankend dargestellt werden, abgelenkt. Wäre ich nicht ab und an mehr oder weniger über ein Krokodil gestolpert (ich übertreibe), hätte ich nichts anderes zu tun gehabt, als von der Natur fasziniert zu sein. Der so genannte "Teufelsschlund" und das Postkartenpanorama der Wasserfälle entschädigen für einen 9-stündigen Marsch durch den Park bei 43 Grad. 14. März 2006 - Salta Nachdem erstmal alles nach einem völlig verquerten Tag, der um 5h morgens beginnt und kurz vor 6h schon wieder endet sich alles kurzfristig dann doch zum besten gewendet. Ein unbeschreiblich schöner Ausflug hat mich bis auf 4200 m Höhe mit Blick auf die 6000ender der Anden geführt. Vielfach gefärbte Berge (Gesteinssedimente in zigfachen Farbschattierungen) werden gesäumt von Kakteenwäldern wie in Lucky Luke Comics. Und überall diese Weite. Von Salta fuhren wir durch den Regenwald bis hinauf nach Purnamarca und weiter zu den Salinas Grandes. Die Salzfelder reichen bis zum Horizont und erwecken auf kurze Distanz immer wieder den Eindruck, Wasser oder Seen zu sein. Was mich eigentlich nach Salta geführt hat, war der Treno a las Nubes, ein Zug, der über die Anden führt, "bis in die Wolken". Ich wusste von vornherein, dass der Zug im Moment außer Betrieb ist, wollte aber dennoch die architektonische Meisterleistung sehen, die zig Viadukte und Spiralen, mit denen der Zug die Höhe überwindet. Wir sind ziemlich am Ende der langen Tagestour dort angekommen und haben uns gerade eines der Viadukte zu Fuß besichtigt, als tatsächlich ein Zug kam. Anscheinend hatte man aufgrund von mittelschweren Vermurungen auf der Strecke beschlossen, den Zug zum Transport für Baumaschinen zu nutzen. In Anbetracht dessen, dass der Zug aber "eigentlich" nicht hätte fahren dürfen, war das schon fast mehr als Zufall. 318 13. März - Salta Salta ist wirklich sehr schön. Kolonial geprägt, sehrt entspannt und hat viele nette Details. Zum Beispiel gibt es an jeder Ecke Aschanti zu kaufen. Abends werden auch andere Formen von Erdnüssen verkauft, dann allerdings von Männern, die die Nüsse in zu kleinen Zügen umgebauten dreirädrigen Fahrrädern rösten. Mit den Zügen können sie übrigens auch hupen und Dampf erzeugen, sehr originell! 12. März - Oh it is Sunday? Must be Buenos Aires... Die Taxifahrer in El Calafate unterscheiden sich von denen in Buenos Aires sehr deutlich. In Calafate baumelt ein Wunderbaum der Marke "Pinie" vom Rückspiegel, in dessen Baumzacken sich ein weißer Plastikrosenkranz verfangen hat. Das Entwirren von Baum und Rosenkranz hat den Fahrer dort ein wenig vom eigentlichen, nämlich dem Fahren abgelenkt. Im direkten Vergleich mit dem Taxler in Buenos Aires war des allerdings eher harmlos; der hat nämlich bei den Für unsere Fahrt anscheinend wesentlichen Verkehrsschildern eine Art Zwicker vor die Brille gehalten... Ansonsten war er aber mehr als aufmerksam und hat bei meinen Versuchen, den am Autobahnrand Globen anbietenden Fliegenden Händler zu photographieren bravourös gebremst und mit gelitten, weil das Licht so gar nicht passen wollte. 11. März 2006 - El Calafate – Perito Moreno Gletscher die zweite Wenn ein Naturschauspiel beeindruckend ist, dann ist es dieser Gletscher. Ich musste unbedingt noch einmal hinfahren. Der Gletscher bildet die natürliche Grenze zwischen den beiden Armen des Lago Argentino. Alle heiligen Zeiten stauen sich am Suedarm die Wassermassen auf und der immense Druck bewirkt, dass sich eine Höhle formt, durch die das Wasser durchbricht. Es ist unvorstellbar, wie schön diese Höhle ist! Blau schimmernd und dann und wann brechen riesige Stücke aus der Höhlendecke und fallen ins Wasser. Wikipedia schreibt dazu folgendes: "Durch das ständige Vorrücken blockiert er alle vier bis zehn Jahre einen Nebenarm des Lago Argentino, den Brazo Rico. Dadurch wächst der Wasserspiegel in dem von Flüssen gespeisten südlichen Teil dieses Arms rapide an, was schließlich nach kurzer Zeit zum Zusammenbruch des gesamten vorderen Teils des Gletschers führt. Dieses kaum vorhersehbare Spektakel ist eines der größten und berühmtesten Naturschauspiele der Welt. Es ruft jedesmal viele Touristen und Dokumentarfilmer zum Gletscher. Die letzten beiden Vorstellungen des Gletschers waren 1988 und März 2004." 10. März 2006 - El Calafate - Los Glaciares Die Färbung der Gletscher im Los Glaciares Nationalpark http://www.losglaciares.com/ ist überwältigend. Das dunkle, helle, weißliche oder wie auch immer geartete Blau der aus dem türkisblauen Wasser des Lago Argentino ragenden Eisblöcke ist unbeschreiblich. An Bord des Schiffes hat mich eine Argentinierin angesprochen, die mir folgende Weisheit mit auf den Weg gegeben hat: "we are all the architects of our own destiny". Darüber hinaus war sie nicht davon abzubringen, dass ich vergangene Woche beim U2Konzert in Buenos Aires gewesen sein müsse, vor allem, weil U2 Recht hätte, U2 nämlich für den Weltfrieden wäre und folglich auch ich absolut Recht hätte, indem ich nämlich pro U2 und daher pro Weltfrieden wäre. Abgesehen davon sei ihr Lieblingslied "what a wonderful world". Ich konnte das nur noch mit einer zustimmenden, auf den wunderschönen Lago Argentino und die Gletscher weisenden Geste bestätigen, dann mussten wir uns zum Anlegen hinsetzten. 319 9. März 2006 - El Calafate Der Pertito Moreno Gletscher im Todos las Glaciares Nationalpark war denke ich das beeindruckendste, was ich jemals an Natur gesehen habe. Er bildet die riesige natürliche Grenze zwischen den beiden Armen des Lago Argentino und wechselt je nach Licht-, Sonnen- und Wolkenverhältnissen die Blauschattierung. Ich kann das Gefühl wie es ist, wenn sich krachend ein Stück aus der Gletscherwand löst und mit Getöse in den See fällt, kaum beschreiben. Ich hätte Stunden und wahrscheinlich Tage nur dort sitzen mögen und dem Schauspiel zusehen! El Calafate ist ein sympathisches Dorf entlang einer Hauptstrasse und zeichnet sich wie Ushuaia durch Pinguine aus, die hier allerdings mit Schafen variiert werden. Die Schafe (die aus Plüsch) tragen teilweise Ohrenschützer. 8. März 2006 - Ushuaia Der Feuerlandnationalpark war sehr beeindruckend. Wunderschöne Seen und Ausblicke auf den Beaglekanal. In Ushuaia habe ich beide Museen gesehen, das Museo del Fin del Mundo – alles, was man über die Entdeckung und bisherige Entwicklung der Gegend samt allen gescheiterten Expeditionen und gesunkenen Schiffen wissen muss in 5 übersichtlichen Räumen - und das Museo Maritmo, das im ehemaligen Gefängnis untergebracht ist. Man kann Ushuaia mit Australien vergleichen, es ist zwar wesentlich kleiner, aber dennoch: man hat um 1880 versucht, im Gefängnis die Schwerstverbrecher unterzubringen, wobei der Assistent des Direktors auch ein verurteilter Mörder war. Wodurch er sich hochgedient hat, blieb im Dunkeln. Wie auch immer, wollte hier kein bloßes Gefängnis errichten, sondern das Gefängnis als Kolonie mit anfangs 20 Mann verstehen. Die eigentliche Absicht war, die unwirtliche Gegend zu bevölkern. Etwas eigen, aber nun ja. Einem der Hauptverbrecher wurde übrigens nachgesagt, seine Verbrechensneigung käme von den Ohren (!); die plastische Operation hat leider nichts eingebracht, er verstarb ungeläutert und mit – nach der Operation - abstehenden Ohren. 7. März 2006 - Ushuaia Ushuaia wird als Ende der Welt ausgeschlachtet. Darüber hinaus gibt es wo man hinschaut, Pinguine. Direkt unheimlich, Pinguine als Schaufensterpuppen (sehr zu meinem Leidwesen), ein Pinguin Mitten im Feuerlandnationalpark als Denkmal vor dem südlichsten Postamt der Welt, Pinguine als Schmuckstücke und Pinguine zum Verpacken der Schmuckstücke. 6. März 2006 - Montevideo - Ushuaia Heute bin ich von Montevideo über Buenos Aires nach Ushuaia geflogen. Eine sehr lange und anstrengende Anreise, die vor allem zum Schluss sehr turbulent war. Ich habe glaube ich noch nie einen derart windigen Anflug erlebt und bin froh, heil angekommen zu sein. Aber wie hat schon die Oma immer gesagt? Hinunter sind noch alle gekommen... 5. März 2006 - Montevideo Montevideo ist sehr interessant, ganz anders als Buenos Aires. Es ist irgendwie heruntergekommen, sieht aus wie eine Stadt in Osteuropa, der einzige Unterschied ist, dass alles auf Spanisch angeschrieben ist. Und dass überall auf der Strasse Matetee getrunken wird. Montevideo ist sozusagen das genaue Gegenteil zu Belgien, es gibt keine Straßenbeleuchtung. Das macht es abends unheimlich und verwegen. Selbst ein Liebespaare oder unbescholtene Alte auf Parkbänken wirken bedrohlich und sind 320 potentiell finstere und illustre Gestalten. Tagsüber sieht die Sache natürlich wieder ganz anders aus: ruhig, nichts ist los, Kleinstadtatmosphäre. Auf dem riesigen (Floh)markt glaube ich, ein paar sehr gute Bilder gemacht zu haben. Eine Frau beim Zähneputzen hinter ihrem Stand mit alten Ziehharmonikas, ein paar hingeworfene Puppenköpfe, ein Griller aus einem auseinander geschnittenen Ölfass samt Würsteln, die gegrillt werden und einem Bettpfosten, der zu diesem Zweck verheizt wird. Blecherne, völlig verrostete Nummernschilder und überall Taschenuhren. 3. März 2006 - Buenos Aires Nach vier Tagen in Buenos Aires und habe denke ich das wichtigste bereits gesehen. Hierher kommen wollte ich ja ursprünglich wegen einem Viertel, das Palermo Viejo heißt. Angeblich gibt es dort Künstler, die sich die Werkstatten mit Automechanikern teilen. Ich habe viele Werkstätten gefunden, bin Palermo Viejo großteils durchwandert (ein großer Stadtteil), leider habe ich aber nirgends diese ominösen Künstlergaragen finden können. Schade. Trotzdem ist dieser Teil einer der interessantesten. 2. März 2006 - Buenos Aires - La Boca La Boca, das alte Hafenviertel, ist auch sehr malerisch, aber sehr touristisch. Dort sind die Häuser wie fast auch sonst überall niedrig, aber aus Wellblech und bunt. Das wird natürlich ausgeschlachtet. An jeder Ecke hört man Tango, maskierte Pärchen stehen bereit, jedem (männlichen) Passanten einen Hut aufzusetzen und ihn mit der bereitstehenden Dame in Netzstrümpfen für ein Foto in eine Tangopose zu schwingen. Für die Damen gibt es den entsprechend gekleideten Herren, mit Hut und Anzug. Sonst schmettern selbsterklärte Tangosänger ihre Lieder und man wünscht sich Sinatras "strangers in the night", die als Pausenmelodie eingespielt werden, als Hauptprogramm. 1. März 2006 - Buenos Aires - Recoleta Die beiden Friedhöfe, die ich besichtigt habe, sind malerisch, Totenstädte. Pomp, Pflastersteine dazwischen, Haus and Haus, Gräber in dem Sinn gibt es keine, sondern nur Grabmale, Gruften enormen Ausmaßes. Und viele Katzen. Ich wurde von einer kleinen, ominösen Sekte in eine Gruft hinein- oder besser gesagt hinunter gebeten. Unheimlich. Konnte nach Ableisten eines Obulus der Gruft ohne weitere Verpflichtungen wieder entsteigen. 28. Februar 2006 - Buenos Aires Ich bin der örtlichen Verrückten begegnet: Eine alte Dame, hexenartig, in schwarzem, wallenden Rock und ebensolcher Bluse, die eine Puppe an sich gedrückt hielt. Zuerst habe ich gedacht, dass sie eine gewöhnliche Großmutter ist, der das Enkelkind gerade stiften gegangen ist und die in einer mittleren Panik die Puppe umklammert. Aber nein: weit und breit kein Enkelkind, vielmehr hat sie ununterbrochen auf diese Puppe eingeredet. Den Verfolgungswahn, den ich ihr sofort angedichtet habe, habe ich natürlich sofort selbst bestätigt, indem ich sie mit der Kamera verfolgt habe. Wenn ich versucht habe, ihr einen Schritt voraus zu sein, hat sie die Straßenseite gewechselt, die fünfspurig war, was es nicht immer leicht gemacht hat, ihr auf den Fersen zu bleiben. Irgendwann habe ich dann auch ein Foto machen können, wobei ich sicher bin, dass ich die Stimmung und ihr Verhalten leider nicht auf den Film bannen habe können. Schade, aber dennoch. Februar 2003 Eine Reise nach Kuba, eine Reise in eine andere Welt! 321 Ich habe die ersten 3 Stunden über den Mund vor Staunen nicht mehr zubekommen. Pferdefuhrwerke auf den Strassen, Rikschas, Ochsengespanne und auf einem Fahrrad bis zu 4 Personen. Auf den wenigen Kilometern Autobahn finden sich Radfahrer und Fußgänger, tratschende Paare, Nachbarn. Alle heiligen Zeiten ein hupendes Auto. Ein Bauer bestellt sein Feld auf der gegenüberliegenden Seite der Autobahn und quert sie mitsamt dem Karren und den Ochsen davor. In Havanna die knallrosaroten Busse, in denen 300 Leute gedrängt werden, eine Angestellte am Gehsteig neben dem Bus, deren Beruf es ist, Menschen in den Bus zu drängen. Einige fallen wieder heraus (was mich besonders amüsiert hat), der Vorfall ist normal und geht unter in der Masse. Gegenüber Photographen mit alten Apparaten, ein kaputtes Haus neben dem anderen. Bröckelnde Farbe, aber Farbe. Viel Farbe. Farbe, die man nicht an Häusern zu sehen gewohnt ist. Und immer wieder die Revolution und ihre Sprüche, die sie und die Gedanken aufrecht erhalten. Es lebe die Revolution und Che und Fidel und die übrigen, ich schließe mich an! Ein so armes Land und doch so viele fröhliche Gesichter. Schöne Gesichter in bunter Kleidung. Alle Menschen scheinen auf der Strasse zu leben, kein Stress, außer wie von A nach B kommen. Auf einem Laster, per Anhalter oder - wie meistens - wohl gar nicht. Am nächsten Tag dasselbe, eine Busstation, die keine ist, weil es keine Busse gibt. Geleise, vor denen man anhalten muss, die aber seit Jahren von Gras überwuchert sind. Und dann wieder einspurige Geleise, auf denen eine Dampflok einen Zug vorüberzieht. Die alten bunte Schlitten, gepflegt und doch verkommen. Ein Friedhof mit strahlendweißen Gräbern. So viel Verfall und gerade das tut der Seele ungemein gut! Über alle Bilder und alle Menschen legt sich eine Sinnlichkeit, die ansteckend und fast drückend ist. Kontakte werden geknüpft, mit den Augen, ohne zu sehen und ohne zu schauen. 322