dritten Konkurrenten, dem Leutnant zur See Henry Delonge (Roger

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dritten Konkurrenten, dem Leutnant zur See Henry Delonge (Roger Lucas) —
bildet eigentlich nur den Hintergrund für eine der berühmten Szenen der ja auch als
Schauspielerin ganz Paris zu Füßen liegenden Nathalie, die zwar keinerlei Gefühl
für herkömmliche Moralbegriffe besitzt, sich aber trotzdem lieber alles andere als
Herzlosigkeit nachsagen lassen will und daher zuletzt in dem jungen, zum Glück
aber überflüssigerweise herbeigerufenen Arzt Dr. Maill6 (Manfred Eder) einen ihre
bisherigen Kavaliere an Toleranz und „modemer Lebensauffassung" offenbar bei
weitem überlegenen Anbeter findet. Alles in allem eine mit hinreißendem musikalischen Schmiß und erheblichem librettistischen Witz vorgetragene Liebeserklärung an
die Pariserin, an das Pariser Theater und an die Lichtermetropole an der Seine.
Elisabeth Heller
URAUFFÜHRUNGEN IM ORF
Wie alljährlich bringt der österreichische Rundfunk auch in der angelaufenen
Saison 1973/74 eine größere Zahl von Werken zeitgenössischer österreichischer
Komponisten in seinen öffentlichen Konzerten im Großen Sendesaal in Wien zur
Uraufführung. Diesem Zweck dient vor allem der gemeinsam mit dem österreichischen Komponistenbund (ÖKB) und der österreichischen Gesellschaft für Zeitgenössische Musik (ÖGZM) veranstaltete Zyklus IV. Im ersten Konzert dieses Zyklus
am 21. November des vergangenen Jahres präsentierte das Niederösterreichische
Tonkünstlerorchester unter Kurt Rapf nach einer formal und in der Instrumentierung
groß angelegten Passacaglia sinfonica Raimund Weissensteiners ein dreisätziges
Paukenkonzert des niederösterreichischen KomDonisten Otto Schneider, der als Musiklehrer in Wiener Neustadt wirkt und auch als Mozart-Forscher einen guten Namen
hat. Als Solist des virtuosen Soloparts, in dem das Schlaginstrument auch als Melodieträger eingesetzt wird, fungierte Fredvard Mühlhofer. Anschließend war als Kostprobe
aus Horst Ebenhöhs noch unausgeführter Oper „Pompeji" (nach einem Text von
Ödön von Horvath) der „Tanz der Lemniselenis" zu hören. Den Abschluß bildete
die Uraufführung der 1972 fertiggestellten Neufassung der dreisätzigen IV. Symnhonie
von Marcel Rubin, die den Untertitel „Dies irae" trägt, weil die gregorianische Melodie
aus der Totenmesse der katholischen Liturgie im zweiten Satz des Werkes eine
dominierende Rolle spielt und auch dem dritten Satz als Basso ostinato zugrunde
liegt, über dem sich dann die Melodie von Rubins Lied „Verkündigung" erhebt.
Das zweite Konzert am 30. November — es spielte das ORF-Symphonieorchester
unter der Leitung von Peter Keuschnig — brachte neben Werken von Erich Urbanner
und Alfred Prinz als Uraufführungen ein Bratschenkonzert (op. 67) des Wieners
Heinz Kratochwil (Solistin: Eugenie Altmann) und den „Basse danse", eine moderne
Version des alten Schreittanzes, des seit 1954 in Schweden als Musikerzieher wirkenden
Österreichers Eduard Rier.
Im dritten Konzert dieses Zyklus am 23. Jänner spielte das Niederösterreichische
Tonkünstlerorchester unter Karl Österreicher. Zu Beginn erklang als Novität die
Konzertouvertüre „Orlando giocoso" in Gestalt freier Variationen über das „Landsknechtständchen" Orlando di Lassos von Fritz Racek, dem langjährigen Leiter der
Musikabteilung der Wiener Stadtbibliothek, der nicht nur als Musikwissenschaftler,
sondern auch als Komponist wiederholt vor die Öffentlichkeit getreten ist. Die
zweite Uraufführung des Abends galt dem dreisätzigen Orchesterwerk „Intention I"
von Heinrich Gattermeyer. Das Programm wurde durch die Serenade op. 48 von
Robert Leukauf und die bekannten Vier Capricen von Alfred Uhl ergänzt.
Das vierte Konzert dieser Reihe am 25. Jänner war wieder dem ORF-Symphonieorchester anvertraut, das diesmal unter der Leitung seines Chefdirigenten Milan
Horvat stand. Es wurde mit einem Prolog für Orchester des philharmonischen
Geigers Fritz Leitermeyer eröffnet. Als Uraufführung folgte, von Ottokar Drapal
geblasen, Paul Konts originelles Kurzkonzert für Klarinette und Orchester. Hans Kann
hob als Solist Karl Heinz Füssls Refrains für Klavier und Orchester (op. 13) aus der
Taufe und stellte dazu eine improvisierte Kadenz bei. Das Werk gab emeut Zeugnis
von der eigenwilligen Künstleipersönlichkeit dieses in Wien lebenden Komponisten,
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der in letzter Zeit auch als Bühnendramatiker (dreiaktige Oper „Dybuk", Karlsruhe
1970) reüssierte. Besonderes Interesse erweckte die Aufführung der I. Symphonie
in c-moll von Edwin Komauer (1869—1944). Der Kärntner Komponist war in
Klagenfurt der erste Musiklehrer des jungen Anton Webern gewesen, bevor dieser
bei Arnold Schönberg in die Lehre ging. Wie man aus den erst jetzt bekannt
gewordenen frühen Kompositionen Webems ersehen kann, muß Komauer ein tüchtiger Pädagoge gewesen sein, bei dem Webern viel gelernt hat. Komauer selbst war
— wie auch seine Symphonie erwies -— als Komponist der spätromantischen BrucknerWagner-Nachfolge verhaftet.
Walter Szmolyan
EIN MOZART-FESTIVAL IN PUEBLO
In den letzten vier Jahren hat sich in Pueblo, Colorado, vor allem durch die
Initiative des Schreibers dieser Zeilen ein „Mozart-Festival" etabliert, das nicht nur
in den USA, sondern bereits in Europa von sich reden macht. Es wurde auch von
der Geburtsstadt Mozarts voll anerkannt.
Das „Mozart-Festival" in Pueblo findet in der letzten Jännerwoche statt, doch durch
den ständigen Zuwachs an Aufführungen mußte nun der Beginn des Festivals auf
den 13. Jänner verlegt werden. Bekannte internationale Solisten und Ensembles
wirkten bereits in den ersten vier Festivals mit: die Pianistin Lili Kraus, Benita
Valente (Pamina der Metropolitan Opera), die New Yorker Camerata, Robert Johnson
(Lyric Opera, Chicago), William Warfield, Jerome Hines (Met) u. v. m.
Das Werk Mozarts steht natürlich im Mittelpunkt: Symphonien, Konzerte, aber auch
konzertante Aufführungen der Opern „Die Zauberflöte" und „Die Hochzeit des
Figaro". Dem zeitgenössischen kompositorischen Schaffen wird ebenfalls großer Raum
gegeben: Komponisten werden eingeladen, Werke „im Sinne Mozarts" zu schreiben.
So fand heuer die Uraufführung des Klavierkonzertes „Variationen über ein Thema
von W. A. Mozart" des Österreichers Ernst Ludwig Uray statt (Solistin: Micaela
Maihart-Track, der das Konzert gewidmet ist). Aber auch amerikanische Komponisten
(Callahan, Schroth etc.) schrieben Kompositionen für das Festival, wobei vor allem
der Zwölftöner James Callahan mit seiner „Metamorphosis on a Theme of Mozart"
(er verwendete die vier Anfangstöne des letzten Satzes der C-dur-Symphonie:
c-d-f-e) großen Erfolg buchen konnte.
Das Pueblo Youth Symphony Orchestra wirkt vor allem bei der festlichen Eröffnung
mit: hier werden in erster Linie selten zu hörende Werke Mozarts aufgeführt, ja oft
„örtlich erstaufgeführt", aber auch Kantaten und Chor-Orchesterwerke (Requiem,
Krönungsmesse, „Dir Seele des Weltalls", „Te Deum" KV 141, „Regina Coeli"
KV 276 u. a. m.) standen bereits auf den Programmen. Daneben finden im Rahmen
des Festivals Kammerkonzerte, Chorkonzerte (das örtliche College und sämtliche
High-Schools und Kirchenchöre nehmen daran teil), Ausstellungen und Wettbewerbe
sowie Folklore-Veranstaltungen statt.
In den Ceschäftsauslagen findet man neben den neuen Leherb-Posters (vor allem
das „I like Mozart"-Plakat erregte große Begeisterung) Plakate von Salzburg, Wien
und anderen österreichischen Landschaften: das Heimatland Mozarts steht somit
im Jänner im Mittelpunkt des Interesses. Österreichs Generalkonsul Dr. Thomas Klestil
eröffnete 1973 das Festival. In dieser Saison erfuhr das „Mozart-Festival Pueblo"
eine besondere Auszeichnung: es wurde von der „Bicentennial Commission in
Washington" (Präsidium der Unabhängigkeitsfeiem der USA im Jahr 1976) als ein
wichtiges Festival anläßlich der 200-Jahr-Fedem 1976 (und auch der 100-Jahr-Feier
des Staates Colorado) anerkannt. Die örtlichen Rundfunkstationen bringen in der
letzten Jännerwoche Werke von Mozart, das örtliche Femsehen zeigt Fernsehfilme
aus Österreich und Mozart-Filme, und in den gesamten Vereinigten Staaten wird
ein Wettbewerb für junge Streicher und Pianisten proklamiert.
In dieses Festival wird somit die gesamte Stadt einbezogen, nicht nur eine spezielle
Schichte der Bevölkerung. In den Volksschulen wird bereits über Österreich und
seine Mission als Musikland gesprochen, kleine Mozart-Feiern finden in den Schulen
statt. Das große Genie der Musikwelt fand Eingang in das tägliche Leben der
Bürger von Pueblo.
Gerhard Track
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