Secretariat of the Convention on Biological Diversity PRESS RELEASE (German) Not an official document Deutschland setzt sich als Gastgeber der globalen Naturschutzkonferenz für eine weltweite Antwort auf den beispiellosen Verlust der biologischen Vielfalt ein Montreal – 8 Mai 2008. „Die Erneuerung der Vielfalt von Nutzpflanzen und –tieren in der Landwirtschaft, kombiniert mit funktionierenden Ökosystemen ist auf lange Sicht die beste Lösung, die weltweite Lebensmittelkrise zu bewältigen,“ sagte Dr. Ahmed Djoghlaf, Generalsekretär des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (CBD) vor dem Beginn der UN Naturschutzkonferenz am 19. Mai 2008 in Bonn, Deutschland. Die Konferenz von 191 Vertragsstaaten findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Weltgemeinschaft eine der schwersten Lebensmittelkrisen der jüngsten Geschichte erlebt. Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais und Reis sind auf Rekordhöhe und die weltweiten Vorräte auf historisch niedrigem Stand. Die wichtigste Herausforderung für die Menschheit ist, eine stetig wachsende Weltbevölkerung in einer zunehmend urbanisierten Welt zu ernähren, die zugleich mit den Folgen des Klimawandels und des beispiellosen Verlustes biologischer Vielfalt zu kämpfen hat. Die Wiederherstellung von biologischer Vielfalt in der Landwirtschaft, wie auch die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels, gehören zu den Hauptfragen, mit denen sich die Delegierten auf der zweiwöchigen Konferenz beschäftigen werden. „Die Landwirtschaft ist ein Paradebeispiel für die tiefgreifenden Folgen, die menschliches Handeln auf die Ökosysteme der Erde haben kann,“ sagte Dr. Djoghlaf. „Während der letzten fünfzig Jahre hat der Mensch die Ökosysteme unseres Planeten schneller und weitreichender verändert als in irgendeiner anderen Periode der Menschheitsgeschichte. In den letzten fünfzig Jahren wurde mehr Land der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt als in den vorigen zwei Jahrhunderten,“ fügte er hinzu. „Darum steht biologische Vielfalt und Landwirtschaft auf der Agenda in Bonn und darum ist es auch das Thema des diesjährigen Internationalen Tages der biologischen Vielfalt, der am 22. Mai 2008 auf der ganzen Welt gefeiert wird.“ United Nations Environment Programme 413 Saint-Jacques Street, Suite 800 Montreal, QC H2Y 1N9, Canada Tel : +1 514 288 2220 Fax : +1 514 288 6588 http://www.cbd.int [email protected] In der Geschichte der Menschheit wurden mehr als 7000 Pflanzenarten genutzt, um Grundbedürfnisse wie Ernährung oder medizinische Versorgung zu stillen. Während der letzten 100 Jahre sind 75 % der verschiedenen Nutzpflanzenarten aus dem Anbau verschwunden. Wir verlassen uns heute für zwei Drittel unserer Kalorien auf allein drei Arten: Weizen, Reis und Mais. Diese verstärkte Abhängigkeit von nur wenigen Arten erhöht das weltweite Risiko für eine nachhaltige Lebensmittelversorgung einer wachsenden Bevölkerung auf einem sich erwärmenden Planeten enorm. „Die jetzige Lebensmittelkrise ist Symptom eines viel tiefer liegenden Problems,“ sagte Dr. Djoghlaf. Das Bonner Gipfeltreffen zur biologischen Vielfalt wird auch die beschleunigte Entwaldungsrate diskutieren. „Jede Minute verschwinden 20 Hektar Wald. Jedes Jahr werden mehr als 10 Millionen Hektar Wald zerstört, obwohl sich gerade im Wald, insbesondere im tropischen Regenwald, 80 % der biologischen Vielfalt befinden,“ fügte Dr. Djoghlaf hinzu. Die Konferenz findet zwei Jahre vor dem 2010-Biodiversitätsziel statt, das Staats- und Regierungschefs aus aller Welt 2002 gemeinsam beschlossen haben, um den rapiden Verlust an biologischer Vielfalt bis zum Jahr 2010 erheblich zu reduzieren, als Beitrag zur Armutsbekämpfung und zum Wohle allen Lebens auf der Erde. Die Teilnehmer werden sich auch auf Termine und Ziele für die laufenden Verhandlungen eines Internationalen Regimes über den Zugang zu genetischen Ressourcen und einen gerechten Vorteilsausgleich bis 2010 einigen müssen. Dieses Maßnahmenpaket wird ein wichtiger Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung der Millennium Development Goals und zur Arbeitsbekämpfung darstellen. Achim Steiner, Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms (UNEP), sagte: „Unser Planet hat während der Millionen Jahren von Leben auf ihm fünf massive Wellen des Artensterbens erlebt. Zur Zeit werden wir Zeugen der sechsten, die zum ersten Mal hauptsächlich durch den Menschen verursacht wird. In den kommenden Jahrzehnten kann sich das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten im Vergleich zu der historischen Rate noch um das 1000 bis zu 10 000fache beschleunigen. Das ist nichts anderes als die Verschwendung des natürlichen Kapitals unserer Erde – von Wäldern über Korallenriffe zu Flusssystemen und dem Erdreich.“ „Es gibt zahlreiche Beispiele für ein gelungenes Management der natürlichen Ressourcen unseres Planeten. Es ist an der Zeit, diese nun entschieden weiter zu entwickeln und systematisch weltweit anzuwenden. Ausreichende Finanzierung und kreative Marktmechanismen, wie auch die Stärkung der drei Ziele des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt, einschließlich des Zugangs zu genetischen Ressourcen und eines gerechten Vorteilsausgleichs und das neue Bewusstsein für die Dringlichkeit unserer Lage sind dafür notwendig. In Bali hatten wir einen Durchbruch mit Blick auf den Klimawandel. In Bonn brauchen wir nichts Geringeres als einen Durchbruch für die biologische Vielfalt,“ sagte er. Brunei Darussalam, das zu den an biologischer Vielfalt reichsten Ländern gehört, wird von den erwarteten 6000 Teilnehmern der neunten Vertragsstaatenkonferenz als 191. Vertragsstaat willkommen geheißen werden. Neben Staats- und Regierungschefs wird auch eine beispiellose Anzahl von Umweltministern an der Konferenz teilnehmen. Auch weitere Regierungsvertreter, eine Vielzahl von NGOs, Repräsentanten indigener Völker, der Medien, der Wissenschaft und Wirtschaft, wie auch Bürgermeister, Parlamentarier und ebenso Vertreter der Jugend werden teilnehmen. Zum ersten Mal werden die Sitzungen live auf der website des Sekretariats des Übereinkommens (www.cbd.int) im Internet übertragen werden. Die Konferenz in Bonn wird durch ein Ministersegment abgeschlossen, zu dem mehr als 100 Minister erwartet werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird das Ministersegment eröffnen. Zudem wird erwartet, dass die deutsche Regierung im Rahmen der „LifeWeb Initiative“ spezifische Zusagen für die Erhaltung biologischer Vielfalt machen wird. Diesem wird eine Einladung an alle anderen Regierungen folgen, ähnliche Zusagen zu machen. „Deutschland hat eine Naturallianz gegründet und wir hoffen, dass der Bonner Gipfel als Geburtsstätte einer globalen Naturallianz zum Schutz des Lebens auf der Erde in die Geschichte eingehen wird,“ sagte Dr. Djoghlaf. „Das Ziel dieser Initiative ist, durch freiwilliges Engagement von Staaten neue Schutzgebiete auszuweisen, mit den entsprechenden Zusagen von Geldgebern zusammenzuführen und so eine gezielte Ko-Finanzierung für diese Gebiete zu erreichen“, sagte Sigmar Gabriel, der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. „Fortschritte in der Etablierung eines übergreifenden globalen Netzes von Schutzgebieten ist unserer Ansicht nach eines der Hauptziele der neunten Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt,“ fügte er hinzu. „Das Schutzgebietsnetzwerk ist eines der zentralen Instrumente, um den weltweit fortschreitenden dramatischen Verlust an Arten und Lebensräumen aufzuhalten und ein Rückgrat für den Erhalt der natürlichen Ressourcen aufzubauen. Intakte Lebensräume wie Wälder, Feuchtgebiete und Korallenriffe sind gleichzeitig bedeutende Senken für Klimagase und spielen eine fundamentale Rolle bei der natürlichen Regulierung des Klimas. Der Schutz von Lebensräumen ist aktiver Klimaschutz.“ Das Übereinkommen definiert "Schutzgebiet" als ein geographisch festgelegtes Gebiet, das im Hinblick auf die Verwirklichung bestimmter Erhaltungsziele ausgewiesen ist oder geregelt und verwaltet wird. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Natur- und Kulturgüter der Erde, und erzeugen wirtschaftlich wertvolle Güter und Dienstleistungen. „Vor zwei Jahren wurde in Curitiba eine neue Phase intensivierter Umsetzung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt geboren. Der Bonner Biodiversitätsgipfel muss ein Meilenstein in einer neuen Phase verstärkten Engagements sein, die drei Ziele des Übereinkommens umzusetzen, und damit zugleich einen konkreten Fortschritt in den Verhandlungen bringen, der zu einem Bonner Pakt für die Verabschiedung eines Internationalen Regimes über den Zugang zu genetischen Ressourcen und einen gerechten Vorteilsausgleich führt,“ sagte Marina Silva, Vorsitzende der achten Vertragstaatenkonferenz des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt in Curitiba, Brasilien, und Umweltministerin Brasiliens. Das Übereinkommen über die Biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity - CBD) Das Übereinkommen über die Biologische Vielfalt wurde auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 zur Unterzeichnung ausgelegt. Es ist ein internationales Abkommen zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt, wie auch für einen gerechten Ausgleich der Vorteile, die aus der Nutzung genetischer Ressourcen gezogen werden. Mit 191 Vertragsstaaten hat es fast universellen Charakter. Das Übereinkommen versucht durch wissenschaftliche Untersuchungen, die Entwicklung von Instrumenten, Anreizen und Verfahren, durch die Weitergabe von Technologien und gute Praxis, wie auch durch die aktive Beteiligung aller relevanten Akteure (z.B. indigene Völker, Jugend, NGOs, Frauen und die Wirtschaft), allen Gefährdungen für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen entgegenzuwirken, einschließlich der Gefährdungen durch den Klimawandel. Das Sekretariat des Übereinkommens befindet sich in Montreal, Canada. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Marie Aminata Khan unter +1 514 287 8701; Email: [email protected] . Information für Journalisten Um Zugang zu dem Webcast zu erhalten, gehen Sie bitte zu der CBD website (www.cbd.int) und folgen den dort angegebenen Links.