4.4 Exkurs: Genetische Sonderfälle: (Trinucleotid)-Repeat-Krankheiten Definition: So genannte Repeat-Krankheiten beruhen auf der übermäßigen Vermehrung einer Basensequenz – oft eines Trinucleotids, es können aber auch z. B. 12 Basen sein, die mehrfach wiederholt werden. Man spricht auch von Stottergenen. Meist zeigen auch die normalen Allele eine gewisse Anzahl von Repeats und erst ab einer bestimmten Repeatzahl lassen sich gesundheitliche Probleme nachweisen. Diagnose: Die Anzahl der vervielfachten Sequenz lässt sich mit Hilfe einer gelelektrophoretischen Trennung der geschnittenen (bzw. mit spezifischen Primern mittels PCR vermehrten) DNA und anschließender Hybridisierung mit radioaktiv markierten Gensonden, die mit den RepeatSequenzen paaren, feststellen. Je mehr Wiederholungen vorliegen, umso weniger weit wandert das DNA-Stück mit den Repeats. Mit Hilfe von Markern kann man die genaue Anzahl der Repeats bestimmen. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind umso schwerer, je mehr Wiederholungen vorliegen. Auswirkungen am Beispiel der Chorea Huntington: Die krankmachenden übermäßigen Repeats können sich an verschiedenen Stellen eines Gens befinden. Sie können auch dann zu einer Krankheit führen, wenn sie gar nicht im Exonbereich des betroffenen Proteins liegen. Eine der bekanntesten Repeatkrankheiten ist die Huntington`sche Chorea (erblicher Veitstanz), die auf einer übermäßigen Wiederholung des Trinucleotids CAG beruht, was zu einer Vermehrung der Aminosäure Glycin im Genprodukt Huntingtin führt. Dies führt ab einer bestimmten Zahl zu einer falschen Faltung des Proteins, welches hierdurch in seiner Funktion gestört ist und durch Anhäufung und Nichtabbau bestimmte Gehirnzellen im so genannten Streifenkörper (zuständig für die Bewegungskontrolle) zerstört. Auch bei gesunden Menschen enthält das betreffende Gen Wiederholungen des CAGTrinucleotids (bis zu 36). Treten allerdings mehr als 40 CAG-Wiederholungen auf, so kommt es zum Ausbruch der Krankheit, wobei ein expandiertes Allel genügt (Dominanz). Zudem neigen die Repeats (vor allem bei der Meiose von Samenzellen) dazu, sich von Generation zu Generation zu vermehren (Amplifikation), was dann zu einem immer früheren Ausbruch der Krankheit führt (Antizipation). Aufgaben: 1. Warum sind bei jeder Person zwei Banden mit einer unterschiedlichen Anzahl an CAG-Wiederholungen nachzuweisen? 2. Notieren Sie mit Hilfe von Gel 1 die Anzahl der CAG-Wiederholungen für die Personen A bis G. 3. Welche Personen sind erkrankt bzw. bei wem wird die Krankheit ausbrechen? 4. Äußern Sie begründete Vermutungen, bei welcher Person mit dem frühesten Ausbruch der Krankheit zu rechnen ist. 5. Die betroffenen Personen gehören drei verschiedenen Generationen an. Äußern Sie eine begründete Vermutung, bei welchen Personen es sich um Großvater, Vater und Sohn handelt und bilden Sie eine Hypothese zur Erklärung dieses Befundes. 6. Versuchen Sie die Personen A bis E in einen Stammbaum zu bringen. (Hilfe: Die normalen Allele verändern sich um höchstens eine Wiederholung, die expandierten Allele führen bei Männern zu einer weiteren Vermehrung in der nächsten Generation.) 7. Wie groß ist das Risiko, dass Person A erkrankte Kinder bekommt? 8. Falls Person A ein gesundes Kinde bekommt, kann dieses als Überträger für den Veitstanz fungieren oder besteht dieses Risiko nicht? Begründen Sie Ihre Antwort.