Hygiene und Mikrobiologie für Zahnarzthelferinnen

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WERNER BRANDSTETTER
HYGIENE
und
MEDIZINISCHE
MIKROBIOLOGIE
für
ZAHNÄRZTLICHE
HELFERINNEN
2
VORWORT
Sehr geehrte Damen!
Sie sollen im Fach "Hygiene und medizinische Mikrobiologie" nicht nur lernen, wie man
sich hygienisch verhält, also, wie Sie sich und andere vor Infektionen schützen können, sondern Sie
sollen auch die Bedeutung und die Eigenschaften wichtiger Krankheitserreger zumindest überblicksweise kennenlernen. Dafür sind 10 Unterrichtseinheiten sehr knapp bemessen.
In der zahnärztlichen Praxis bestehen zahlreiche Möglichkeiten sowohl für den Patienten als
auch für das Personal, eine Infektion zu erwerben. Folgende drei Punkte sollten daher allen
Mitarbeitern in Ihrer Praxis bewußt sein:
1. Hygienische Probleme, bei deren Nichtbeachten eine Infektion ihren Ausgang nehmen könnte,
müssen erkannt und ausgeschaltet werden.
2. Jeder Patient ist prinzipiell als Infektionsquelle zu betrachten.
3. Alle Maßnahmen, die dem Schutz des Patienten vor einer Infektion dienen, vermindern letztlich
auch das Infektionsrisiko für das Personal.
Hygiene lernen Sie also nicht nur für Ihre Patienten, sondern auch für sich und Ihre
Arbeitskollegen.
Schon jetzt erlaube ich mir, Ihnen für den Lehrgang und insbesondere für die Prüfung alles
Gute zu wünschen. Möge das im Kurs Erlernte Ihnen viel Erfolg und Freude in Ihrem Beruf
bringen!
Pregarten, September 1997
Dr. Werner Brandstetter
3
Inhaltsverzeichnis
I. ALLGEMEINE HYGIENE UND MIKROBIOLOGIE............................................................................................ 4
A. Definitionen ................................................................................................................................................................ 4
B. Prävention ................................................................................................................................................................. 4
C. Übersicht über die Krankheitserreger ...................................................................................................................... 5
D. Gast-Wirt-Beziehungen - Infektion ........................................................................................................................... 5
E. Allgemeine Epidemiologie......................................................................................................................................... 6
F. Sterilisation, Desinfektion ......................................................................................................................................... 7
1. Begriffe, Allgemeines ................................................................................................................................................................. 7
2. Physikalische Desinfektions- und Sterilisationsverfahren .......................................................................................................... 8
3. Chemische Desinfektions- und Sterilisationsverfahren .............................................................................................................. 9
4. Praktische Präventions-, Sterilisations- und Desinfektionsverfahren ....................................................................................... 10
II. IMMUNOLOGIE ...................................................................................................................................................... 12
A.
B.
C.
D.
Einleitung ................................................................................................................................................................ 12
Unspezifische Abwehr ............................................................................................................................................. 13
Spezifische Abwehr ................................................................................................................................................. 13
Impfungen ............................................................................................................................................................... 14
1. Aktive Impfungen ..................................................................................................................................................................... 14
2. Passive Impfungen .................................................................................................................................................................... 15
3. Simultanimpfung ...................................................................................................................................................................... 15
E. (Immunologischer) Nachweis von Infektionen ........................................................................................................ 15
III. BAKTERIOLOGIE ................................................................................................................................................ 16
A. Allgemeine Bakteriologie ........................................................................................................................................ 16
1. Einteilung der Bakterien ........................................................................................................................................................... 16
2. Kultur ....................................................................................................................................................................................... 16
3. Antibiotische Therapie.............................................................................................................................................................. 16
B. einige wichtige Bakterienarten ................................................................................................................................ 17
C. Die bakterielle Mundhöhlenflora ............................................................................................................................ 17
IV. VIROLOGIE ........................................................................................................................................................... 18
A. Allgemeine Virologie ............................................................................................................................................... 18
B. Einige wichtige Virenarten ...................................................................................................................................... 19
V. MYKOLOGIE .......................................................................................................................................................... 20
VI. PROTOZOOLOGIE ............................................................................................................................................... 20
VII. HELMINTHOLOGIE ........................................................................................................................................... 20
Stichwortverzeichnis ..................................................................................................................................................... 21
4
I. Allgemeine Hygiene und Mikrobiologie
A. Definitionen
Hygiene: Kommt aus dem Griechischen. Hygieia war die Göttin der Gesundheit. Hygiene ist die
Lehre von der Erhaltung und Förderung der Gesundheit. Hygiene beschäftigt sich also vor
allem mit der Vorbeugung von Krankheiten, der Prävention oder Prophylaxe. Eine wichtige
Voraussetzung zur Vorbeugung von Erkrankungen ist eine gesunde Lebensweise. Dabei
spielen die sog. Risikofaktoren eine große Rolle. Das sind Zustände, die mit einem
erhöhten Erkrankungsrisiko einhergehen. Zum Beispiel ist Rauchen ein Risikofaktor für
Lungenerkrankungen, vor allem. Lungenkrebs, und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie
Herzinfarkt oder Hirnschlag. Weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind
hoher Blutdruck, Übergewicht, hohe Blutfette, Bewegungsmangel, Streß. Maßnahmen, die
diese Risikofaktoren bekämpfen, zum Beispiel Programme zur Motivation zum
Nikotinstopp, Streßabbau, Reduktion eines Übergewichts, körperliche Bewegung etc., aber
auch Vorsorgeuntersuchungen, die Mutter-Kind-Paß-Untersuchungen und Schutzimpfungen
gehören daher nach dieser Definition also auch zur Hygiene.
Im täglichen Sprachgebrauch meinen wir unter Hygiene meist Maßnahmen zur Verhütung
von Infektionen und auch diese Vorlesung wird sich schwerpunktmäßig darauf
konzentrieren. Dennoch möchte ich im anschließenden Kapitel einige Hinweise auf die
Hygiene im weiteren Sinn geben.
medizinische Mikrobiologie:
Biologie = Lehre vom Leben bzw. Lebewesen
mikro = klein
Mikrobiologie ist daher die Lehre von Kleinlebewesen, den Mikroorganismen
Unterschied Mikro/Makroorganismus
medizinische Mikrobiologie: Lehre über medizinisch bedeutsame Mikroorganismen = Lehre
über die Erreger von Infektionskrankheiten
B. Prävention
Mutter-Kind-Paß-Untersuchung: Geburtenbeihilfe
Vorsorgeuntersuchung: ab 19 jährlich.
Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung
Wissen über Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen.
Kennen von gefährlichen Krankheitszeichen: Blut im Harn, Blut im Stuhl, schnell wachsende
Muttermale, ungewollter Gewichtsverlust
Monatliche Selbstuntersuchung der Brust: knapp nach dem letzten Tag der Regel
Schutzimpfungen: siehe Immunologie
5
C. Übersicht über die Krankheitserreger
Mikroorganismen sind praktisch nur unter dem Mikroskop sichtbar, manche erst unter dem
Elektronenmikroskop.
Helminthen: Würmer, mm bis m-lang, gehören eigentlich nicht zur Mikrobiologie
Protozoen: Einzeller verschiedener Form, viele machen Formwechsel durch, haben einen oder
mehrere Zellkerne, 5-30 µm
Pilze: starre Zellwand, d.h. konstante Form, meist mehrere Zellkerne, 3-10 µm
Bakterien: kugelig oder stäbchenförmig, starre Zellwand, 0.2-5 µm, kein Zellkern, sichtbar mit dem
Lichtmikroskop
(Chlamydien): wie Bakterien, jedoch obligate Zellparasiten
(Rickettsien): -"(Mykoplasmen): Bakterien ohne starre Zellwand
Viren: an der Grenze zwischen toter und lebender Materie, obligate Zellparasiten, 20-200 nm, nur
ELMI, zwingen Wirtszellen zur Synthese der Virusbausteine, diese fügen sich anschließend
zum intakten Virusteilchen zusammen.
(Viroide): kleine Nukleinsäuren, möglicherweise infektiös, unbelebt, < 5 nm
(Prione): kleine Proteinpartikel, möglicherweise infektiös, unbelebt, < 5 nm
D. Gast-Wirt-Beziehungen - Infektion
Parasit: Organismus, der in einem Wirtsorganismus auf Kosten desselben lebt.
Kommensale: hohe Stufe d. Parasitismus, schädigt den Wirt nicht. Bsp. Normalflora der Haut od.
Schleimhäute. Bsp Mundhöhle. Können auch KH erzeugen, wenn sie in Regionen gelangen,
die normalerweise keimfrei sind oder wenn Abwehrschwäche vorliegt.
Symbiose: Gast und Wirt haben vorteile: Darmflora.
Kolonisierung: bloße Anwesenheit, kein Eindringen
Infektion: Vorgang des Eindringens, wobei eine Reaktion des Wirtsorganismus resultiert. Ereignen
sich andauernd im Laufe des Lebens, die meisten bleiben klinisch stumm, stille Feiung
Inkubationszeit: zwischen Eindringen d Err u Auftreten erster Symptome. Für bestimmte
Infektionskrankheiten charakteristisch.
Infektionskrankheit = manifeste Infektion: wenn im Lauf einer Infektion Symptome auftreten. Die
klinische Manifestation hängt von der Art des Erregers ab.
Infektionsquelle: der Ort, von dem die Infektion ihren Ursprung nimmt:
Personen: nicht nur Patienten, auch das Praxisteam. Von diesen Personen können Erreger
auf andere Personen, Geräte und Instrumente, Fußboden und Wände übertragen
werden. Wichtige Infektionsquellen sind die Ausatemluft und die Hände. Dabei
können die Hände des Arztes oder der Helferin Erreger von einem Patienten zum
anderen übertragen.
der Erkrankte
Inkubationsausscheider
Rekonvaleszenzausscheider
6
Dauerausscheider: länger als 3 Monate
Keimträger
Kleidung
Blut, Eiter
Geräte, Instrumente
Fußböden, Wände
Abfälle
(Tiere)
(Umwelt: Erde, Staub, verseuchtes Wasser, verdorbene Nahrungsmittel)
Übertragungsmodus: Art d Übertragung v einem Menschen auf anderen
direkt:
Tröpfcheninfektion
Schmierinfektion
durch Geschlechtsverkehr
indirekt: kein direkter Kontakt zw Infektionsquelle und Wirt
Lebensmittel, Trinkwasser
Tiere, zB FSME, Tollwut
über die Hand, Instrumente ... (Krankenhaus, Ordination)
Stichverletzung
Art der Ausbreitung:
Lokalinfektion: Keim bleibt auf nähere Umgebung der Eintrittspforte beschränkt
Allgemeininfektion: Erreger gelangen in lymphatische Gewebe, vermehren sich
(Inkubationszeit), treten ins Blut über (Fieber) und gelangen in die Organe
Sepsis: Erreger im Blut nachweisbar
Pathogenität: die grundsätzliche Eigenschaft einer Erregerart, Krankheit auslösen zu können.
pathogen: krankmachend
apathogen: nicht krankmachend
fakultativ pathogen: unter bestimmten Umständen krankmachend
Beispiele für apathogene (Milchsäurebakterien), fakultativ pathogene (Mundhöhlenflora),
wenig pathogene(Schnupfenviren), hochpathogene Err.(Pest, Aids, Malaria).
E. Allgemeine Epidemiologie
Epidemiologie: gruppenmedizinische Gesichtspunkte von Infektionen
sporadisches Auftreten: hin und wieder, dort und da
endemisches Vorkommen: örtlich gehäuftes Auftreten: Malaria
Epidemie: örtlich und zeitlich begrenzt gehäuftes Auftreten
Pandemie: nur zeitlich begrenztes gehäuftes Auftreten: Pest
Morbidität: gibt die Zahl der an einer bestimmten Erkrankung Erkrankten bezogen auf ein bestimmtes Bevölkerungskollektiv an (z.B. pro 100.000)
Mortalität: Zahl der an einer bestimmten Krankheit Verstorbenen bezogen auf ein bestimmtes
Bevölkerungskollektiv (z.B. 100.000)
Letalität: Zahl der an einer Krankheit verstorbenen bezogen auf die Zahl der Erkrankten in Prozent.
Aussage über die Gefährlichkeit.
Manifestationsindex: Zahl der manifest Erkrankten bezogen auf die Zahl der Infizierten in Prozent.
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F. Sterilisation, Desinfektion
1. Begriffe, Allgemeines
Ganz allgemein stehen zur Bekämpfung der Infektionskrankheiten verschiedene
Möglichkeiten zur Verfügung, die erst in ihrer Kombination effektiv sind:
GESETZLICHE BESTIMMUNGEN
zB. Meldepflicht: Cholera, Salmonellen, Tollwut, Tuberkulose, AIDS
EXPOSITIONSPROPHYLAXE: verhindert den Kontakt mit Erregern
Isolierung der Infektquelle:
Bsp. Kranker, Zecken, Kondom, Handschuhe, Mundschutz,
Augenschutz
Desinfektion z.T.
Sterilisation
DISPOSITIONSPROPHYLAXE: Maßnahmen, die dazu dienen, daß ein Kontakt mit dem Erreger
keinen Schaden anrichtet:
hygienische Händedesinfektion
aktive und passive Impfungen
Chemoprophylaxe. Bsp Malaria
Vor ca 150 Jahren, 1847, erkannte der Wiener Gynäkologie Ignaz Semmelweis die
Schmierinfektion als Ursache des damals häufig zum Tod führenden Kindbettfiebers. Er veranlaßte
deshalb, daß jeder vor dem Betreten der Säle seiner Gebärklinik seine Hände mit Chlorwasser
waschen mußte. Durch diese Maßnahme konnte er die Todesfälle durch Kindbettfieber drastisch
senken. Er hatte die Desinfektion erfunden.
DESINFEKTION: Maßnahmen, die einen Gegenstand in einen Zustand versetzen, in dem er nicht
mehr infizieren kann. Dazu müssen die Krankheitserreger durch Abtötung, Inaktivierung
oder Entfernung unschädlich gemacht oder in ihrer Zahl dezimiert werden.
STERILISATION: hat hingegen eine völlige Keimfreiheit zum Ziel. Abtötung sämtlicher
Mikroorganismen, auch Sporen
ASEPSIS: Maßnahmen, die verhindern, daß Erreger in eine Wunde gelangen: zB. Verwenden nur
sterilisierter Instrumente bei einem Eingriff, sterile Handschuhe.
ANITSEPSIS: Entfernung oder Vernichtung von Erregern, die bereits in eine Wunde gelangt sind.
Das kann mit Hilfe von antibakteriellen Lösungen, Salben oder Antibiotika erfolgen.
„Antiseptische Salbe, Lösung“.
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2. Physikalische Desinfektions- und Sterilisationsverfahren
a) Hitze
VERBRENNEN: tötet verläßlich alle Mikroorganismen ab, daher geeignet zur Entsorgung von
infektiösem Material. Jedoch Umweltbelastung, da nicht nur Keime, sondern auch das zu
entkeimende Material mitverbrennt.
AUSKOCHEN: tötet alle vegetativen Bakterienformen, Parasiten und viele Viren innerhalb weniger
Minuten ab. Viele Bakteriensporen jedoch nicht. Daher ist Auskochen keine Sterilisation, sondern
eine Desinfektionsmethode.
PASTEURISIEREN: kurzzeitiges Erhitzen auf 60-80° C. Bsp. Milch. Keine Sterilisation.
HEISSLUFTSTERILISATION: Elektrisch erhitzte trockene Luft kommt zur Anwendung. Da
viele Mikroorganismen in trockenem Zustand sehr hitzebeständig sind, sind hohe Temperaturen
notwendig, in Abhängigkeit von der Sterilisationsdauer 180 bis 200° C. Beim Betrieb eines
Heißluftsterilisators unterscheidet man folgende 4 Phasen:
Anheizzeit: Vom Beginn der Erwärmung bis zum Erreichen der Betriebstemperatur (180 bzw. 200°
C)
Ausgleichszeit: Zeit vom Erreichen der Betriebstemperatur bis zum Temperaturausgleich innerhalb
des Sterilisiergutes. Hängt ab vom Gerätetyp, von Art, Menge und Lagerung des Sterilisiergutes.
Abtötungszeit: Zeit, in der alle Keime abgetötet werden: 30 min bei 180° C, 10 min bei 200° C
Abkühlzeit: Zeit vom Ende der Keimabtötung bis zum Temperaturabfall auf 80° C.
Viele Gegenstände halten diese Temperaturen nicht aus: Gummihandschuhe würden schmelzen,
Zellstoff oder Watte würde sich bräunlich verfärben oder verbrennen, Lösungen würden
verdampfen. Der Heißluftsterilisator eignet sich daher vorwiegend für Metallgegenstände. Scheren,
Skalpelle, Metallbohrer und Wurzelkanalinstrumente werden jedoch bei wiederholter Sterilisation
stumpf. Außerdem besteht für Wurzelkanalinstrumente eine erhöhte Bruchgefahr nach
Heißluftsterilisation. Glas- und Porzellangegenstände dürfen nur mit Heißluft sterilisiert werden,
wenn sie entsprechend hitzebeständig sind.
AUTOKLAVIEREN: feuchte Hitze, nämlich gesättigter Wasserdampf kommt zur Anwendung. 20
min bei 121° C od 5 min bei 134° C. Um diese Temperaturen zu erreichen, müssen höhere Drucke
angewendet werden: für 121° C 1 atü, für 134° C 2 atü. (Gesetzliche Einheit ist das Hektopaskal).
Das Gerät funktioniert wie ein Druckkochtopf (Kelomat): Beim Erhitzen des Wassers entsteht
Dampf, der nicht entweichen kann, weshalb sich der Druck erhöht und höhere Temperaturen
entstehen. Beim Betrieb des Autoklaven unterscheidet man 6 Phasen:
Anheizzeit: Vom Beginn der Erwärmung bis zum Erreichen der Siedetemperatur von 100° C
Entlüftungszeit: Zeit, bis die Luft vollständig aus dem Gerät entwichen ist.
Steigzeit: Zeit vom Ende der Entlüftungszeit bis zum Erreichen der Betriebstemperatur von 121
bzw. 134° C
Ausgleichszeit: Zeit vom Erreichen der Betriebstemperatur bis zum Temperaturausgleich innerhalb
des Sterilisiergutes. Hängt ab vom Gerätetyp und vom Sterilisiergut. Bei Metallen kurz, bei
Textilien lang.
Abtötungszeit: Zeit, in der alle Keime abgetötet werden: 20 min bei 121° C, 5 min bei 134° C.
Abkühlzeit: Zeit vom ende der Keimabtötung bis zum Temperaturabfall auf 80° C.
Alle Zeiten zusammen ergeben bei 121° 45 min und bei 134° 20 min.
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Im Autoklaven können rostfreie Metallinstrumente, Glasartikel, Porzellan, Textilien, Gummi,
viele Kunststoffe, Watte und Zellstoff sterilisiert werden.
Für die Bedienung der Geräte ist wichtig:
- Befüllen des Gerätes - ev. Sterilisierbeutel.
- Destilliertes Wasser einlassen, falls dies nicht automatisch erfolgt
- Gerät schließen
- Schleppzeiger zurückstellen
- Temperatur/Druck und Zeit wählen s.u.
- Gerät einschalten
- das Gerät darf auf keinen Fall geöffnet werden, solange es unter Druck steht (Manometer)
- nach erfolgtem Sterilisationsvorgang Stellung des Schleppzeigers überprüfen
- Gerät öffnen, Sterilisiergut trocknen lassen
- Sterilisiergut entnehmen
- von Zeit zu Zeit destilliertes Wasser in den Tank nachfüllen
Die Funktion des Autoklaven muß regelmäßig überprüft werden. dazu gibt es drei
Methoden:
1. Schleppzeiger
2. bei jedem Sterilisiervorgang durch Thermoindikatorpapierstreifen, die sich bei Erreichen
der vorgeschriebenen Temperatur verfärben.
3. Kontrolle durch ein autorisiertes mikrobiologisches Labor, z.B. Bakteriologischserologische Untersuchungsanstalt, Derfflingerstraße 4, Linz, Tel. 0732-781991. Sie besorgen sich
von dort Säckchen mit hitzeresistenten Bakteriensporen die Sie an verschiedenen Stellen des
gefüllten Gerätes legen. Nach dem Sterilisation schicken Sie werden die Säckchen an die Anstalt
und dort wird überprüft, ob die Sporen noch leben.
b) Strahlen
Die zu sterilisierenden Gegenstände werden einer radioaktiven Strahlung ausgesetzt, die alle
Keime sicher abtötet. Man unterscheidet bei der radioaktiven Strahlung Alpha-, Beta- und Gammastrahlen. Die hier verwendete Strahlenart ist Gammastrahlung.
Vorteil: auch empfindliche Gegenstände, die nicht erhitzt werden dürfen, können sterilisiert
werden
Nachteil: sehr aufwendig, kann in der Ordination nicht angewandt werden. Viele gekaufte
Sterilprodukte sind aber auf diese Art sterilisiert worden. Sie werden häufig zB. auf Spritzen oder
Nadeln lesen: gamma-steril.
3. Chemische Desinfektions- und Sterilisationsverfahren
GASSTERILISATION: verwendet werden verschiedene Gase, am häufigsten Äthylenoxid.
Das ist ein giftiges, schleimhautreizendes und brennbares Gas, das in Gasflaschen erhältlich ist. Das
Gas kann bestimmte Kunststoffe, die als Verpackung verwendet werden, durchdringen. Nachteile:
giftig, brennbar, explosiv, eingetrocknete Mikroorganismen werden nicht abgetötet. Es gibt, ähnlich
wie beim Autoklavieren Indikatoren auf der Verpackung. Auch das Kontrollverfahren mit den
Sporensäckchen kann angewendet werden. Aufgrund der Nachteile wird die Gassterilisation kaum
angewendet, am ehesten noch dort, wo Gegenstände sterilisiert werden müssen, die nicht erhitzt
werden dürfen.
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Zur CHEMISCHEN DESINFEKTION werden zahlreiche Substanzen verwendet, die man gar nicht
alle aufzählen kann. Genannt seien nur: Alkohole, Wasserstoffsuperoxyd, chlor- und jodhaltige
Verbindungen, Phenole, Aldehyde. Anforderungen an ein gutes Desinfektionsmittel sind:
Bakterizide, viruzide und fungizide, sporozide Wirkung
keine Giftigkeit der Gebrauchslösung
keine Reizwirkung auf die Haut/Schleimhaut der Gebrauchslösung
keine Schädigung von Metallen oder Textilien
kein unangenehmer Geruch
gute Benützungsfähigkeit
gute Reinigungskraft
Umweltfreundlichkeit
Jedes Produkt hat seine eigenen Anwendungsbereiche. Es müssen die Vorschriften des Herstellers
in Bezug auf die zu verwendende Menge, Konzentration und Dauer der Einwirkung beachtet
werden. Die Wirksamkeit ist unterschiedlich, jedes Mittel hat seine eigenen Wirksamkeitslücken,
d.h. es ist nicht gegen alle Mikroorganismen wirksam. 70 %iger Alkohol z.B. ist ein gutes und
hautverträgliches Desinfektionsmittel, das aber gegen Bakteriensporen unwirksam ist.
Desinfektionsmittel für die Händedesinfektion entnimmt man aus Spendern so, daß man den
Spender mit seinen verunreinigten Händen nicht berührt.
4. Praktische Präventions-, Sterilisations- und Desinfektionsverfahren
a) am Menschen
 Armreifen, Armbänder, Armbanduhren und Ringe sollten während der Arbeit nicht getragen
werden. Sie sind nicht nur ein Schmutzfang, sondern können auch Schäden erleiden (zB. durch
Amalgam).
 Die Fingernägel sollen so geschnitten werden, daß sie die Fingerkuppe nicht überragen.
Nagellack wird brüchig und bildet dann eine ideale Brutstätte für Bakterien. Er darf daher nicht
verwendet werden.
 Lange Haare sollen während der Arbeit hochgesteckt werden.
 Tragen von dünnen, flüssigkeitsdichten Handschuhen, wenn die Hände mit Blut, Speichel oder
Eiter in Berührung kommen könnten.
 Tragen von festen, flüssigkeitsdichten Handschuhen beim Desinfizieren und Reinigen benutzer
Instrumente, Geräte und Flächen.
 Gesichtsschutz (Mundschutz, Schutzbrille), wenn mit Verspritzen oder Versprühen infektiöser
Stoffe zu rechnen ist.
 Regelmäßiges Wechseln der Arbeitskleidung. Die Arbeitskleidung ist die Visitenkarte der
Praxis!
 Zum Händewaschen Verwendung pH-neutraler Reinigungsmittel, die den Säureschutzmantel der
Haut nicht zerstören. Nach der Arbeit Hautpflege mit unparfumierten Cremes.
 HYGIENISCHE HÄNDEDESINFEKTION: soll mit pathogenen Keimen verunreinigte Hände
vor dem Waschen entkeimen. Auch hier werden in erster Linie Alkohole verwendet. Es gibt auch
desinfizierende Seifen, mit denen man sich beim Waschen desinfiziert.
 CHIRURGISCHE HÄNDEDESINFEKTION: bezweckt die weitgehende Entkeimung der Hände
eines Operateurs bzw seiner Assistenten. Sie erfolgt nach gründlichem zweiminütigem
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Händewaschen mit lauwarmen Wasser, Seife und eventuell steriler Bürste. Zur eigentlichen Desinfektion geeignet sind Alkohole, die aber keine Wirkung gegen Bakteriensporen haben. Sie
werden daher oft mit anderen Desinfektionsmitteln kombiniert. Man reibt dieses Präparat 5
Minuten ein, auch die Unterarme müssen mitdesinfiziert werden. Dieser Vorgang ist trotz der
Verwendung von Handschuhen notwendig, da durch eine Beschädigung eines Handschuhes
Keime an die Wunde gelangen können.
Nach der Operation müssen die Hände wieder gereinigt werden, da durch eine eventuelle (auch
winzige) Verletzung des Handschuhes Keime auf die Haut gelangt sein können. Außerdem sind
die Handschuhe innen mit einem Puder bestäubt, das man von den Händen entfernen soll, um
nicht die Enstehung von Allergien zu fördern.
 HAUT/SCHLEIMHAUTDESINFEKTION vor chirurgischen Eingriffen oder Injektionen. Es
eignen sich Alkohole und Jodverbindungen.
b) Instrumente
Mit Instrumenten, die mit offensichtlich infiziertem Material in Berührung gelangt sind
(Abszeßeröffnung, Gangränzahn usw), muß besonders vorsichtig umgegangen werden:
Gummihandschuh anziehen oder Kornzange verwenden. Instrumente werden zuerst desinfiziert,
dann gereinigt, gepflegt und schließlich sterilisiert. Zur Desinfektion werden sie in eine
Desinfektionslösung eingelegt, wo sie so lange liegen bleiben, wie in der Gebrauchsanweisung des
Desinfektionsmittels steht. Scheren oder Klemmen werden in geöffnetem Zustand eingelegt.
Danach werden die Instrumente gereinigt, getrocknet, falls erforderlich gewartet und dann
sterilisiert. Die Reinigung kann händisch oder mittels Ultraschallgerät erfolgen. Die Lagerung erfolgt in
 Sammel-Trays: die für einen Eingriff erforderlichen Instrumente werden mit einer sterilen
Zange entnommen. Achten auf nicht zu häufiges oder zu langes Öffnen der Kassette - Luftkeime
könnten hinein!
 Set-Trays (Buch S. 42): in diesem Behälter befinden sich nur die für einen bestimmten Eingriff
erforderlichen Instrumente. Für verschiedene Eingriffe müssen daher verschiedene Trays
vorbereitet werden.
 Sterilpacks: Instrumente in Plastik- oder Papierfolien eingeschweißt.
c) Gerätehygiene:
ist Aufgabe der zahnärztlichen Helferin. Zuerst mechanische Reinigung, ohne die die Desinfektion
nicht wirksam werden kann. Spray- oder Wischdesinfektion.
 Die Behandlungseinheit, vor allem Kopfstütze und Armlehne soll nach jedem Patienten
desinfiziert werden,
 das Röntgengerät, insbesondere der Filmhalter nach jeder Verwendung, da er mit Speichel
benetzt ist,
 die Absauganlage mehrmals am Tag, jedenfalls nach der Ordination. Sie muß mit einer
entsprechenden Lösung gut durchspült werden.
 Nach Kontakt mit kontaminiertem Material, zB bei der Filmentwicklung, hygienische
Händedesfinfektion durchführen.
 Abformmaterialien müssen vor der Weiterleitung an den Zahntechniker gereinigt und desinfiziert
werden.
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d) Raumhygiene:
FLÄCHENDESINFEKTION: Desinfektion von Oberflächen wie Fußböden, Wände, sanitäre
Einrichtungen, Arbeitsflächen u.a. in der Ordination. Es werden in erster Linie mit Putzmitteln
kombinierte Desinfektionsmittel verwendet.
Ausgiebiges LÜFTEN während der Ordinationszeit verringert ebenfalls den Keimgehalt der
Luft beträchtlich.
e) Wäschedesinfektion:
Durch Waschen bei 95° und Bügeln ist ein Wäschestück desinfiziert. Daher sollten Sie nur
kochfeste Ordinationskleidung verwenden. Die Bekleidung sollte immer sauber sein, da sie eine
Visitenkarte der Sauberkeit in der Ordination ist. Zweimal wöchentliches Wechseln der
Arbeitskleidung ist das absolute Minimum. Optimal wäre ein täglicher Wechsel, zusätzlich bei
starker Verschmutzung. Getragene Arbeitskleidung muß von Ihrer privaten Kleidung getrennt
aufbewahrt werden.
Soll ein Wäschestück, zB ein Abdecktuch steril sein, muß es noch autoklaviert werden.
f) Ordinationsmüll:
Näheres dazu siehe. ÖNORM S 2104
II. Immunologie
A. Einleitung
Infektionsquellen und die Infektion selbst wurden schon besprochen. In diesem Kapitel
gelangen die Reaktionen des Körpers nach dem Eindringen von Erregern zur Darstellung.
Das Eindringen selbst wird als Infektion bezeichnet.
Die Erreger können sich
- im Gewebe lokal ausbreiten und lokal eine Entzündung verursachen. Die Kennzeichen
einer Entzündung sind: Rötung, Schwellung, Schmerz, Wärme und gestörte Funktion.
- über den Blutweg ausbreiten. Wenn Bakterien im Blut nachweisbar sind, spricht man von
Bakteriämie (Blutvergiftung). Wenn Bakterien massenhaft im Blut auftreten und auch weit
voneinander entfernte Organe erkranken, handelt es sich um eine Sepsis, d.i. ein lebensbedrohlicher
Zustand. Sind Viren im Blut, spricht man von Virämie.
- über die Lymphgefäße ausbreiten. Es kann zur Entzündung der Lymphgefäße oder zur
Schwellung oder Entzündung der Lymphknoten kommen.
- neurogen ausbreiten, dh. entlang der Nervenbahnen. Das können jedoch nur manche Viren.
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Wenn das Abwehrsystem des Körpers sofort mit den Erregern fertig wird, kommt es zu
keiner Erkrankung (stille Feiung). Ist das nicht der Fall, kommt es nach einer bestimmten Zeit
(Inkubationszeit) zum Auftreten der Krankheit.
Man unterscheidet unspezifische und spezifische Abwehrreaktionen.
B. Unspezifische Abwehr
 An der Körperoberfläche: Hier versuchen
- das Flimmerepithel des Atmungstraktes mechanisch,
- der Säureschutzmantel der Haut chemisch und
- die Schleimhäute durch ihr Sekret und die normale Flora Erreger abzuhalten.
 im Gewebe:
- Zellen (Makrophagen) können Erreger auffressen (Phagozytose).
- Umschriebene Herdreaktion: Abszeß
 unspezifische Abwehrstoffe im Blut.
C. Spezifische Abwehr
Es werden gegen den jeweiligen Erreger gezielt gerichtete Abwehrstoffe gebildet.
In diesem Zusammenhang werden Strukturen auf der Oberfläche der Erreger Antigene
genannt. Jede Erregerart hat andere Antigene, jeder Erreger hat viele verschiedene Antigene, aber
jeder Erreger einer Art die gleichen. Das Immunsystem erkennt nun ein Antigen als körperfremd
und reagiert mit einer spezifischen, dh. genau gegen dieses Antigen gerichteten Abwehr.
Im Blut gibt es neben den roten auch weiße Blutkörperchen (Leukozyten). Diese sind nicht
einheitlich, sondern es gibt verschiedene Arten: Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten und
andere. Die Lymphozyten sind für die spezifische Abwehr zuständig. Sie erkennen ein Antigen als
körperfremd, bilden sogenannte Antikörper, die genau gegen das Antigen gerichtet sind, und geben
diese in das Blut ab. Man nennt die Antikörper auch Immunglobuline und unterscheidet nun
verschiedene Antikörperklassen: Ig-G, A, M, D, E.
Ig-M: Wird gebildet, wenn ein Antigen zum erstenmal als fremd erkannt wird, also am
Beginn einer Infektion. Mit der Zeit verschwinden diese Ak wieder aus dem Blut.
Später wird Ig-G gebildet. Diese Ak bleiben sehr lange, oft zeitlebens im Blut nachweisbar.
Ig-A wird auf Schleimhäuten gebildet.
Ig-E spielt eine wichtige Rolle bei der Allergie.
Ig-D scheint eine eher untergeordnete Rolle zu spielen.
Die Antikörper passen wie der Schlüssel ins Schloß genau zum Antigen, binden sich daran und
ermöglichen es bestimmten Zellen, die Antigene zu vernichten. Bis die Antikörperproduktion läuft,
vergeht aber eine gewisse Zeit und in dieser Zeit kann die Erkrankung schon aufgetreten sein.
Verlauf von Ig-M- und Ig-G-Titern
14
Da Ig-M nur zu Beginn gebildet werden, kann man durch ihren Nachweis eine frische Infektion
erkennen.
Auch ein Ig-G-Anstieg ist ein Hinweise.
Wenn das Antigen beseitigt ist, fallen die Antikörperspiegel wieder. Dennoch werden kleine
Mengen noch sehr lange gebildet. Verantwortlich dafür sind die sogenannten Gedächtniszellen, das
sind Lymphozyten, die sich das Anigen merken. Wenn das Antigen wieder einmal auftritt, sind sie
sofort zur Stelle, vermehren sich und geben sofort Ig-G ins Blut ab. Es erfolgt hier also keine Ig-MBildung und die Abwehr geht so schnell, daß eine Erkrankung nicht mehr erfolgen kann. Man
spricht von Immunität.
Immunität kann aktiv erworben werden durch
- stille Feiung
- manifeste Erkrankung
- durch aktive Impfung
Sie kann aber auch passiv erworben werden durch
- diaplazentar
- über die Muttermilch.
- passive Impfung
Diese Darstelltung des Immunsystems ist stark vereinfacht. In Wirklichkeit ist es sehr viel
komplizierter. Eine Unzahl von Faktoren wie Interleukine und Komplement spielen mit. Trotz der
starken Vereinfachung ermöglicht diese Darstellung das Verständnis der wichtigsten Probleme der
Immunologie, zB. der Impfungen.
D. Impfungen
Schutzimpfung: künstliche Erzeugung von Immunität
1. Aktive Impfungen
Es wird dem Körper ein abgetöteter oder abgeschwächter Erreger zugeführt, der eine
Immunreaktion mit nachfolgender Immunität bewirkt, aber zu keiner Erkrankung führt. Der Patient
bildet aktiv eigene Antikörper, daher aktive Impfung.
a) Totimpfstoffe:
Der Erreger ist nicht vermehrungsfähig. Es ist eine mehrmalige Impfung notwendig
(Boosterung).
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b) Lebendimpfstoffe:
Die Erreger leben, sie sind nur abgeschwächt und können sich vermehren. Daher ist eine
Boosterung nicht erforderlich.
c) Toxoidimpfstoffe:
Sie sind gegen Bakteriengifte gerichtet: Di, Tet. Mehrmalige Impfung erforderlich.
2. Passive Impfungen
Es werden dem Patienten Antikörper aus dem Serum von anderen Menschen verabreicht,
entweder als Schutz sofort nach einer Infektion (Tet, Rö) oder vorbeugend (HepA). Der Patient
selber produziert keine Antikörper, daher passive Impfung. Der Schutz besteht nur kurz.
3. Simultanimpfung
Es wird gleichzeitig eine aktive und eine passive Impfung gegen die gleiche
Infektionskrankheit verabreicht, um einerseits einen sofortigen Schutz, andererseits aber eine lange
Schutzdauer zu erreichen.
E. (Immunologischer) Nachweis von Infektionen
Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, wie man eine Infektion nachweisen kann:
1. Den direkten Erregernachweis: Dies kann durch
- direkte mikroskopische Beobachtung der Erreger im Untersuchungsmaterial (nativ, gefärbt)
- Kultur auf Nährböden und
- serologische Methoden
erfolgen. Eingesandte Proben: Blut, Harn, Stuhl, Abstriche, Liquor, Wasser ...
2. Den indirekten Erregernachweis durch Bestimmung des Antikörpertiters im Serum. Auch Ig-M
möglich. Eingesandte Proben: Blut oder Serum. Titersteigerung.
16
III. Bakteriologie
A. Allgemeine Bakteriologie
1. Einteilung der Bakterien
Bakterien sind etwa 0.2 bis 5 µm große Mikroorganismen. Vermehren sich durch Zellteilung (dauert
etwa 20 min)
Einteilung
- nach dem Aussehen: kugelige, Stäbchen, spiralenförmige, Ketten, Haufen, Sporen, Geißeln,
- nach dem Färbeverhalten: gram-positive (blau) und gram-negative (rot)
- aerobe, anaerobe, fakultativ anaerobe
- bewegliche oder unbewegliche.
2. Kultur
Mikrobiologisches Labor
Materialentnahme möblichst früh, vor Beginn der antibiotischen Therapie
Abnahme direkt im Labor
Wenn nicht möglich, schneller Transport ins Labor, am besten in Transportmedium
im Labor erfolgt die Züchtung, die Identifizierung und das Antibiogramm.
3. Antibiotische Therapie
Antibiotika (Einz.: Antibiotikum) sind Medikamente mit bakterienwachstumhemmender
(bakteriostatischer) oder bakterienabtötender (bakterizider) Wirkung.
Resistenz
Resistenzprüfung
ausreichende Therapiedauer mit dem richtigen AB (kein AB wirkt gegen alle Bakterien)
Antibiotika wirken nicht gegen Viren
17
B. einige wichtige Bakterienarten
1.
2.
3.
4.
STAPHYLOKOKKEN: Haufenkokken, grampos. Dazu gehören Krankheitserreger, andere
sind Bestandteil der Normalflora
STREPTOKOKKEN: Kettenkokken. grampos. Einteilung nach der Hämolyse auf
Blutagarplatten
a) alphahämolysierende Streptokokken = vergrünende Streptokokken = ViridansStreptokokken. Mundhöhle. Machen 35 % der bakteriellen Herzklappenentzündungen,
indem sie über kleine Schleimhautverletzungen eindringen und auf dem Blutweg an die
Herzklappen kommen. Besonders wenn diese schon vorgeschädigt sind. Bei Patienten mit
Herzfehlern und Klappentransplantaten sollen zahnärztliche Eingriffe daher erst nach
Rücksprache mit dem Internisten und gegebenenfalls unter Antibiotikaschutz erfolgen.
Manche dieser Streptokokken sind neben anderen Bakterien für die Zahnkaries
mitverantwortlich. Die Steptokokken haften am Schmelzoberhäutchen, das den
Zahnschmelz überzieht, und bilden klebrige Substanzen, den Zahnbelag bzw. Zahnplaque, die auch für andere Bakterien gute Brutstätten sind. Die zahlreichen Plaquebakterien
bilden aus Zucker aus der Nahrung Säuren, die den Zahnschmelz schädigen. Damit setzt
die Kariesbildung ein.
b) Betahämolysierende Streptokokken: Werden in Gruppen A bis V eingeteilt.
- A-Streptokokken: machen Infektionen (Scharlach [IKZ 1-3 Tage], Angina, Abszeß,
Sinusitis, Otitis media, Rotlauf) und Folgekrankheiten (Nierenentzündung,
rheumatisches Fieber)
ENTEROBAKTERIEN: Gramnegative Stäbchen, die im Darm beheimatet sind.
a) Hauptvertreter ist Escherichia coli = E. coli, ein fakultativ pathogener Keim. Macht den
Hauptbestand der Darmflora aus. Außerhalb des Darmes kann er Krankheiten verursachen: Harnwegsinfekte, Gallenwegsentzündungen, Rachenentzündungen ... Es gibt aber
besonders virulente Stämme, die auch im Darm Erkrankungen (Durchfälle) verursachen
können.
B) Klebsiella, Enterobakter, Serratia, Proteus uva. gehören ebenfalls zur normalen
Darmflora. Außerhalb des Darmes pathogen.
C) Salmonellen: Verursachen Durchfälle, werden durch direkten Kontakt mit Erkrankten
oder Ausscheidern übertragen, aber auch über kontaminierte Lebensmittel
(Kartoffelsalat). Im Sommer gibt es häufig kleinere Epidemien.
PSEUDOMONADEN: gramnegative Stäbchen mit bescheidenen Nährstoffansprüchen,
haben es gerne feucht, können sich auch in Wasser vermehren, wenn nur minimale Mengen
von Nährstoffen drin sind, auch in Seifenschalen, Waschbecken, Toiletten, Luftbefeuchter etc.
(Ordination!). Hauptvertreter ist Pseudomonas aeruginosa (Pyocyaneus, Pyo), ein besonders
hartnäckiger Keim, den man oft nur sehr schwer wegbringen kann. Kann verschiedenen
Desinfektionsmitteln widerstehen. Kann vor allem bei abwehrgeschwächten Patienten
schwere Infektionnen hervorrufen. Daher: oftmalige Reinigung und Desinfektion von
sanitären Einrichtungen, keine Seifenschalen, sondern Seifenspender.
C. Die bakterielle Mundhöhlenflora
Sie baut sich von der Geburt bis zum Ende der zweiten Zahnung auf. Die Anzahl der Keime
unterliegt tageszeitlichen Schwankungen. Ursache dafür ist die Nahrungsaufnahme, da beim Essen
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Keime mitverschluckt werden. Vor den Mahlzeiten ist die Keimzahl am höchsten. Die Zahl der
Keime wird durch die Spülfunktion des Speichels, die Ausscheidung von weißen Blutkörperchen
und die Abschilferung von Oberflächenzellen der Schleimhaut bestimmt. Auch die Sauberkeit des
Mundes beeinflußt die Art der Keime.
Mit dem Ausfall der Zähne verlieren die Keime einen wesentlichen Teil ihres
Siedlungsgebietes, wodurch die Keimzahl stark zurückgeht. Mit dem Tragen von Prothesen bieten
sich den Keimen wieder neue Schlupfwinkel und die Zahl steigt wieder an.
Zur normalen Mundhöhlenflora gehören unter anderem:
vergrünende Streptokokken
Aktinomyceten
Bacteroides
Spirochäten
Mykoplasmen
Staphylokokken
Neisserien
Haemophilus
Korynebakterien
Pneumokokken
Anaerobe Kokken
Daraus ersehen Sie, daß eine Vielzahl von Bakterien auf der Mundschleimhaut normal ist,
was bei der Interpretation von bakteriologischen Befunden berücksichtigt werden muß.
IV. Virologie
A. Allgemeine Virologie
Ein Viruspartikel ist 20-200 nm groß und kann sich nicht selbst vermehren. Es braucht zu
seiner Vermehrung eine lebende Zelle. Das Virus lagert sich zunächst an die Zelle an, dringt ein,
setzt seine Gene frei und veranlaßt die Zelle, Virusbausteine zu produzieren. Diese werden dann
von der Zelle ausgeschieden und bauen sich zu fertigen Viren zusammen. Diese können dann
wieder Zellen infzieren. Wenn eine Zelle ständig Virusbausteine produzieren muß, wird sie krank
und kann absterben. Manche Viren können das Entstehen von Tumoren bewirken.
Antibiotika sind wirkungslos. Es gibt aber gegen einige Viren sog. Virustatika.
Die Diagnose erfolgt vorwiegend durch Nachweis von Antikörpern.
19
B. Einige wichtige Virenarten
1.
2.
3.
4.
4.
HERPESVIREN:
a) Herpes simplex Typ I: Erstinfektion meist im Kindesalter als Gingivostomatitis. Die
Viren wandern dann entlang der Nervenfasern ins zentrale Nervensystem, wo sie liegenbleiben. Durch verschiedene Faktoren wie Streß, Sonnenbestrahlung, Menstruation,
Fieber, andere Infektionen, Verletzungen etc. können die Viren wieder aktiviert werden,
und es entstehen Fieberblasen.
b) Herpes simplex Typ II: Fieberblasenähnliche Veränderungmen vorwiegend am Genitale.
Eine Geschlechtskrankheit.
c) Varicellen/Zoster-Virus: Bei Erstinfektion Windpocken, bei wiederholter Infektion oder
Aktivierung von im ZNS verbliebenen Viren Gürtelrose.
GRIPPEVIREN: Verursachen die Grippe, die häufig im Winter epidemisch auftritt. Es gibt
sehr viele verschiedene Grippeviren, die noch dazu ständig ihre Antigene ändern. Daher wirkt
der Grippeimpfstoff immer nur gegen die im nächsten Winter erwarteten Grippeviren. Es muß
daher jährlich geimpft werden.
FSME-VIRUS: Erreger der durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis
(Hirnhautentzündung). 1996 sind in Österreich noch immer 128 Personen erkrankt! Die
Impfung schützt.
HEPATITISVIREN: machen Leberentzündung mit oder ohne Gelbsucht.
a) Hepatitis A: Wird über verseuchtes Trinkwasser übertragen und kommt daher häufig in
südlichen Ländern vor. Die Viren werden im Stuhl Erkrankter ausgeschieden und
gelangen bei schlechten hygienischen Verhältnissen ins Trinkwasser (Fluß =
Abwasserkanal + Trinkwasserquelle). Nur abgekochtes Wasser trinken! Es gibt eine
aktive und eine passive Impfung.
b) Hepatitis B: Besteht aus einer äußeren Schicht (HBs-Antigen) und einem inneren Anteil
(HBc- und HBe-Ag). Kommt nur beim Menschen vor. Die Übertragung erfolgt
vorwiegend durch Blut oder seltener durch Körperflüssigkeiten (Sperma, Speichel), die in
Kontakt mit Schleimhäuten oder kleinsten Hautverletzungen kommen. Bei der
Übertragung mit Blut genügen kleinste Mengen, wie sie an mit Blut verunreinigten
Gegenständen wie Spritzennadeln zu finden sind.
Nach einer Inkubationszeit von 2-6 Monaten kommt es zu einer Leberentzündung, häufig
mit Gelbsucht. Die Hepatitis kann tödlich verlaufen. Manche Patienten sind dauerhaft
infektiös.
Die Diagnose erfolgt mittels immunologischer Bestimmung von Antikörpern und
Antigenen.
Prophylaxe: exakte Desinfektion und Sterilisation, Tragen von Handschuhen,
Mundschutz, Augenschutz, aktive Schutzimpfung.
c) Hepatitis- C-Virus: früher als Non-A-nonB-Hepatitis-Virus bezeichnet. Übertragung wie
HBV. Nachweis serologisch.
d) Hepatitis-D-Virus: ist nur in Anwesenheit von HBV pathogen.
f) Hepatitis E usw.: seltenere Hepatitisarten.
AIDS-Virus = HIV: Greift an einer Sorte weißer Blutkörperchen an, die die Immunabwehr
reguliert. Wenn diese angegriffen sind, können sonst harmlose Erreger schwere Erkrankungen
hervorrufen. Die Infektion erfolgt über infizierte Körperflüssigkeiten, v. a. Blut, Sperma,
Scheidensekret, aber auch Speichel, wenn diese auf Verletzungen, auch kleinste, von Haut
oder Schleimhaut treffen.
Früher gab es Risikogruppen: iv-Drogensüchtige, Homosexuelle, Bluter und Prostituierte.
Mittlerweile gibt es diese Risikogruppen nicht mehr, da die Drogensüchtigen nicht mehr
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Nadeln tauschen, Blutkonserven genau untersucht werden und Prostituierte regelmäßig zum
AIDS-Test müssen.
Gefährdet sind besonders Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern und deren
Geschlechtspartner, bisexuelle Männer und deren Partner(innen) sowie medizinisches
Personal. Die Infektion kann mit einem immunologischen AIDS-Test indirekt nachgewiesen
werden, indem man Antikörper gegen das Virus nachweist. Die Produktion der Antikörper
kann bis zu drei Monate nach der Infektion beginnen. Die Inkubationszeit beträgt Monate bis
viele Jahre. Es gibt zur Zeit weder eine vielversprechende Therapie noch eine Impfung. Die
Prophylaxe muß daher darauf abzielen, den Kontakt mit dem Virus zu vermeiden: Im
medizinischen Bereich: Handschuhe, Mundschutz, Gesichtschutz, keine Nadeln in die Hülle
zurückstecken, Desinfektion, Sterilisation. Sonst: Geschlechtsverkehr erst nach
ausreichendem Kennenlernen, nach HIV-Test, Kondom, Geschlechtsverkehr mit nur einem
Partner.
Unterscheide: HIV-positiv, AIDS-erkrankt!!
Hinweis: AIDS-Hilfe OÖ: Langgasse 12. Tel. 0732-2170
V. Mykologie
Für die Zahnheilkunde sind nur die Erreger des Mundsoor von Bedeutung, der sich durch
weiße Flecken auf der Mundschleimhaut erkenntlich macht. Pilze kommen normalerweise in
geringer Zahl im Mund vor. Die bakterielle Schleimhautflora behindert jedoch ihr Wachstum.
Antibiotika wirken nicht gegen Pilze, jedoch gegen die Bakterien, weshalb während einer
Antibiotikatherapie häufig Soor auftritt. Pilze lieben Zucker, weshalb Pilzerkrankungen bei Diabetikern gehäuft auftreten.
VI. Protozoologie
Erreger der Malaria und verschiedene Durchfallerkrankungen gehören dazu.
VII. Helminthologie
Man unterscheidet Bandwürmer, Fadenwürmer und Saugwürmer. Am häufigsten beim
Menschen sind die Madenwürmer, die v. a. bei Kindern im Stuhl auftreten und harmlos sind.
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Stichwortverzeichnis
Fungizidie 10
Abkühlzeit 8
Abtötungszeit 8
Abwehr 13
AIDS 19, 20
aktive Impfung 14
aktive Impfungen 14
Allgemeininfektion 6
Angina 17
Anheizzeit 8
Antibiogramm 16
Antibiotikum 16
Antigen 13
Antikörper 13
Antisepsis 7
Asepsis 7
A-Streptokokken 17
Ausgleichszeit 8
Auskochen 8
Autoklav 8
Bakteriämie 12
Bakterien 5, 16
Bakteriensporen 9
Bakteriologie 16
Bakterizidie 10, 16
Biologie
Definition 4
Brustselbstuntersuchung 4
chemische Desinfektion 10
chirurgische Händedesinfektion 10
Chlamydien 5
Darmflora 17
Dauerausscheider 6
Definitionen 4
Desinfektion 7
direkter Erregernachweis 15
Dispositionsprophylaxe 7
Endemie 6
Enterobakter 17
Enterobakterien 17
Entlüftungszeit 8
Entzündung 12
Epidemie 6
Epidemiologie 6
Erregernachweis 18
Escherichia coli 17
Expositionsprophylaxe 7
Färbeverhalten 16
Flächendesinfektion 12
FSME 19
Gammasterilisation 9
Gassterilisation 9
Gast-Wirt-Beziehungen 5
Gedächtniszellen 14
Gerätehygiene 11
Grippe 19
Gürtelrose 19
Händedesinfektion 10
Hautdesinfektion 11
Heißluftsterilisation 8
Helminthen 5
Helminthologie 20
Hepatitis 19
Herpes simplex 19
Herpes zoster 19
HIV 19
Hygiene
Definition 4
hygienische Händedesinfektion 10
Ig-G 13
Ig-M 13
Immunglobuline 13
Immunität 14
Immunologie 12
Impfung 14
aktive 14
passive 15
indirekter Erregernachweis 15
Infektion 5, 12
Infektionskrankheit 5
Infektionsnachweis 15
Infektionsquelle 5
Inkubationsausscheider 5
Inkubationszeit 5, 13
Instrumentendesinfektion 11
Karies 17
Keimträger 6
Kindbettfiebers 7
Klebsiella 17
Kokken 17, 18
Kolonisierung 5
Kommensale 5
Kultur 15
Lebendimpfstoff 15
Letalität 6
Leukozyten 13
Lokalinfektion 6
Lymphozyten 13
22
Malaria 20
Manifestationsindex 6
Mikrobiologie
Definition 4
Mikroorganismen 5
Morbidität 6
Mortalität 6
Müll 12
Mundhöhlenflora 17
Mutter-Kind-Paß-Untersuchung 4
Mykologie 20
Mykoplasmen 5, 18
Ordinationsmüll 12
Pandemie 6
Parasit 5
passive Impfung 14
Pasteurisieren 8
Pathogenität 6
Pilze 5, 20
Prävention 4
Prione 5
Prophylaxe 4
Proteus 17
Protozoen 5
Pseudomonas 17
Raumhygiene 12
Rekonvaleszenzausscheider 5
Resistenz 16
rheumatisches Fieber 17
Rickettsien 5
Risikofaktoren 4
Rotlauf 17
Salmonellen 17
Scharlach 17
Schleimhautdesinfektion 11
Schleppzeiger 9
Schmierinfektion 6
Schutzimpfung 14
Semmelweis 7
Sepsis 6, 12
Serratia 17
Simultanimpfung 15
Soor 20
Sporen 9
Sporensäckchen 9
Sporozidie 10
Staphylokokken 17, 18
Steigzeit 8
Sterilisation 7
Sterilpacks 11
stille Feiung 13, 14
Streptokokken 17, 18
Symbiose 5
Thermoindikatorpapier 9
Totimpfstoff 14
Toxoidimpfstoff 15
Transportmedium 16
Tray 11
Tröpfcheninfektion 6
Übertragungsmodus 6
Varicellen 19
Verbrennen 8
Virämie 12
Viridans-Streptokokken 17
Viroide 5
Virologie 18
Virus 5, 18
Virustatika 18
Viruzidie 10
Vorsorgeuntersuchung 4
Wäschedesinfektion 12
Würmer 5, 20
Zoster 19
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