Olivenöl und Nüsse verbessern kardiovaskuläre Risikofaktoren

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Olivenöl und Nüsse verbessern kardiovaskuläre Risikofaktoren
Frage:
Welchen Einfluss auf die kardiovaskulären Risikofaktoren hat eine an Olivenöl oder Nüssen reiche
mediterrane Ernährung im Vergleich zu einer fettarmen Kost bei Hochrisikopersonen?
Hintergrund:
In den Mittelmeer-Regionen treten kardiovaskuläre Erkrankungen seltener auf. Dies wird teilweise
auf die mediterrane Kost zurückgeführt, in der Olivenöl einen festen Platz einnimmt. Ein solcher
positiver Effekt wird auch Nüssen zugeschrieben.
Einschlusskriterien:
•
Patienten aus der Grundversorgung (Männer: 55 -80 Jahre; Frauen: 60 - 80 Jahre), die
wenigsten eines der zwei folgenden Kriterien erfüllten:
•
•
Diabetes mellitus Typ 2 oder
Gleichzeitig 3 oder mehrere kardiovaskulären Risikofaktoren (arterielle Hypertonie > 140/90
mmHg oder mit Antihypertonika behandelt; LDL ≥ 160 mg% oder mit Lipidsenkern behandelt ;
HDL ≤ 40 mg%; BMI ≥ 25kg/m2; positive Familienanamnese für kardiovaskuläre Erkrankungen)
Ausschlusskriterien:
•
•
Bestehende kardiovaskuläre Erkrankungen
Schwere chronische Erkrankungen; Suchterkrankungen; Allergie auf oder Unverträglichkeit von
Nüssen; geringe Wahrscheinlichkeit für Änderung des Ernährungsverhaltens
Studiendesign:
Randomisierte, kontrollierte Studie
Studienort:
Spanien (Grundversorgungszentren); Studieneinschluss: Oktober 2003 – März 2004
Intervention:
•
Intervention 1: Mediterrane Kost und Olivenöl (zusätzlich zur traditionellen mediterranen Kost
gesteigerter Verzehr von virginem Olivenöl; Gratisabgabe von 1 Liter pro Woche und bei
Bedarf mehr; ausführliche Ernährungsberatung mit Basisberatung plus Wiederholungsberatung)
•
Intervention 2: Mediterrane Kost und Nüsse (zusätzlich zur traditionellen mediterranen Kost
gesteigerter Verzehr von Nüssen; Gratisabgabe von 250 g Wallnüssen, Haselnüssen und
Mandeln pro Woche ; ausführliche Ernährungsberatung wie Intervention 1)
Kontrollgruppe (fettarme Ernährung): 30 minütige Ernährungsberatung; Faltblatt mit den
Empfehlungen der American Heart Association
•
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Keine der 3 Gruppen erhielt irgendwelche Kalorienbeschränkungen.
Follow-Up:
3 Monate
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Outcome:
Veränderung der kardiovaskulären Risikofaktoren
Resultat:
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Von 930 gescreenten Personen konnten 772 randomisiert werden (56% Frauen; mittleres Alter
2
69 Jahre; mittlerer BMI 30 kg/m ; 55% mit Diabetes mellitus Typ 2; 67% mit Dyslipidämie)
•
•
Lediglich 3 Teilnehmer fielen aus der Studie und konnten nicht ausgewertet werden.
Der mittlere Kalorienverbrauch nahm in allen 3 Gruppen leicht ab (im Mittel zwischen 35 und
200 kcal pro Tag). Das Körpergewicht änderte sich im Follow-up nicht.
•
Der Verzehr von Olivenöl bzw. Nüssen nahm in den jeweiligen Interventionsgruppen deutlich
zu. Der Fettanteil in der Ernährung konnte in der Gruppe „fettarme Ernährung“ nur um 1.4%
abgesenkt werden.
•
Verglichen mit der Gruppe „fettarme Ernährung“ zeigten sich in den Gruppen „Mediterrane
Kost und Olivenöl“ und „Mediterrane Kost und Nüsse“ bei den meisten kardiovaskulären
Risikofaktoren Verbesserungen (Auswahl siehe Tabelle).
Outcome
Mediterrane Kost plus
Mediterrane Kost plus
Fettarme Kost
Olivenöl
Nüsse
(n = 257)
(n = 257)
(n = 256)
Systolischer Blutdruck, mmHg
-4.8 (-6.7 bis -2.7)
-6.5 (-8.7 bis -4.3)
0.64 (-1.3 bis 2.3)
Nüchtern-Blutzucker, mg%
-3.8 (-7.4 bis -0.2)
-2.5 (-5.5 bis 0.5)
3.5 (-1.0 bis 8.0)
Gesamt-Cholesterin, mg%
-3.9 (-8.1 bis 0.4)
-5.0 (-8.6 bis -1.4)
0.74 (-3.8 bis 5.3)
LDL-Cholesterin, mg%
-5.8 (-9.8 bis -1.8)
-3.8 (-7.3 bis -0.4)
-0.56 (-4.6 bis 3.5)
HDL-Cholesterin, mg%
2.4 (3.1 bis 1.6)
0.94 (0.1 bis 1.8)
-0.37 (-1.2 bis 0.4)
Risikofaktor (95%-CI)
Kommentar:
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Die Randomisierung wird genau beschrieben, der Follow-up der Studie ist fast vollständig und
die tatsächliche Zusammensetzung der Ernährung in Studienverlauf wird möglichst objektiviert
erhoben.
Allerdings wurde der Fettanteil in der Gruppe „fettarme Ernährung“ praktisch nicht reduziert.
Da die Autoren keine Ausgangswerte berichten, ist schwer abzuschätzen, wo diese (spanische)
Kost einzuordnen ist und wie weit sie bereits einer traditionellen mediterranen Kost entspricht.
Die erzielten Ergebnisse gelten streng genommen nur für Hochrisikopersonen entsprechend
dem Profil der Teilnehmer.
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•
Bei den gewählten Endpunkten handelt es sich vorläufig um Surrogatmarker. Klinische
Endpunkte von kardiovaskulären Erkrankungen konnten noch nicht generiert werden.
Literatur:
Estruch R. et al.: Effects of a Mediterranian-Style Diet on Cardiovascular Risk Faktors. Ann Intern
Med. 2006; 145:1-11.
Verfasser: Klaus Eichler
Kommentar von Dr. Reinhard Imoberdorf, Co-Chefarzt, Medizinische Klinik, Kantonsspital Winterthur:
In verschiedenen epidemiologischen und interventionellen Studien konnte gezeigt werden, dass
eine mediterrane Ernährung zu einer signifikanten Senkung der Gesamtsterblichkeit, der
Herzinfarkt- und Krebssterblichkeit führt. Die vorliegende Arbeit von Estruch und Mitarbeitern
konnte zeigen, dass klassische Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes, Dyslipidämie,
Hyperinsulinämie, sowie inflammatorische Marker der Arteriosklerose in den beiden mediterranen
Gruppen im Vergleich zu einer „fettarmen“ Ernährung verbessert werden konnten. Somit sind die
vorteilhaften kardiovaskulären Effekte der mediterranen Ernährung auch biologisch plausibel. Keine
offenen Fragen mehr?
Denn, wer träumt nicht von einer Diät, bei der man ohne schlechtes Gewissen nach Herzenslust
essen kann? Die mediterrane Küche enthält alles, was man unter „gut essen“ versteht. Die
Grundpfeiler sind frisches Obst und Gemüse, Getreideprodukte, Olivenöl, viele Hülsenfrüchte,
Nüsse und dazu Kräuter und Gewürze von Knoblauch bis Basilikum, etwas Fisch und wenig rotes
Fleisch. Ein Gläschen Wein darf dabei nicht fehlen. Hand aufs Herz: klingt das etwa nach Diät?
Trotzdem bleibt die Frage offen, ob nicht der mediterrane Lifestyle an sich bereits gut für die
Gesundheit ist. Warum führen wir nicht z. B. die Siesta wieder ein und lassen die Alltagshektik
hinter uns? Griechen, die täglich Siesta hielten, hatten nach einer Studie an der Universität Athen
etwa 30% seltener Herzinfarkte.
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