Alkoholismus, Depression, Angststörungen – sind die Gene schuld? Erkenntnisse der Genforschung lassen vermuten, daß etliche psychische Erkrankungen auf Genveränderungen zurückgeführt werden können. In letzter Zeit sind in den USA und in Europa entsprechende Forschungsberichte über Alkoholismus, Depression, Suizidneigung und für Angsterkrankungen veröffentlicht worden. Hier ein kurzer Überblick: Alkoholismus und Depression: Laut einem Bericht im American Journal of Psychiatry konnten Wissenschaftler einen Bereich auf dem Chromosom 1 eingrenzen, dessen Veränderung die Betroffenen für Alkoholismus und/oder Depression anfällig macht. Die Existenz eines solchen Bereichs, der beide Erkrankungen betrifft, wird als Erklärung dafür gewertet, warum Alkoholismus in manchen Familien oft gehäuft auftritt und diese Familien außerdem häufiger als andere Familien von Depressionserkrankungen betroffen sind. Suizidneigung: Französische und Schweizer Wissenschafter haben eine genetische Veränderung entdeckt, die beim Betroffenen zu einem dreifach höheren Risiko führt, Selbstmord zu begehen. Die genetische Veränderung am Serotonin Transporter Gen reduziert die Fähigkeit von Gehirnzellen Serotonin aufzunehmen. Serotonin ist ein chemischer Botenstoff im Gehirn, der an der Regulation von Stimmung, Gefühlen, Appetit und Schlaf beteiligt ist. Die Forscher berichten in der Maiausgabe der Zeitschrift “Molecular Psychiatry” über eine Korrelation zwischen einer niedrigen Serotoninaufnahme-Aktivität im Gehirn und gewalttätigem Verhalten, das auch Selbstmord als gegen sich selbst gerichtete Gewalt umfaßt. Angsterkrankungen: Hier wurde von einem spanischen Wissenschafter eine Verdoppelung von genetischem Material am Chromosom 15 entdeckt. Von mehr als 200 Menschen mit verschiedenen Formen von Angsterkrankungen, wie soziale Phobien, Panikattacken oder Angst vor offenen Plätzen hatten 97 Prozent diese Veränderung am Chromosom 15, dagegen nur 7 Prozent von einer Kontrollgruppe, bestehend aus 189 Menschen ohne Angsterkrankungen. Da die Veränderung nicht in allen Zellen der Betroffenen gefunden wurde wird jetzt angenommen, daß sie nicht vererbt, sondern durch Umwelteinflüsse erworben oder durch eine Veränderung in anderen Genen provoziert wird. Da auch Menschen ohne Angsterkrankung eine Verdopplung von genetischem Material am Chromosom 15 aufwiesen vermutet der Wissenschaftler, daß diese Veränderung lediglich die Anfälligkeit für eine Angsterkrankung erhöht, diese aber nicht selbst auslöst. Quelle: www.psycport.com