Lake management and restoration procedure in Germany Gewässermanagement und –therapie in Deutschland 1 Background - Hintergrund .............................................................................................. 1 1.1 The characteristics of lakes and reservoirs suffering from eutrophication in the country – Beschaffenheit der eutrophierten Seen und Talsperren ..................................... 1 1.2 Development of the condition of lakes – Entwicklung der Gewässerqualität........... 2 1.3 History and current scope of national lake restoration – Gewässerrestaurierung in der Vergangenheit und aktuelle Entwicklungen ................................................................. 4 1.4 Current practices and methods available for lake management and restoration – Aktuelle Verfahren zur Gewässersanierung und Restaurierung ......................................... 6 2 1.4.1 Sanierung (Maßnahmen im Einzugsgebiet) .................................................... 6 1.4.2 Restaurierung (Maßnahmen im See) ............................................................ 9 Administrative structure and legislation - Gesetzliche Bestimmungen und Verwaltungsvorschriften .......................................................................................................15 2.1 Administrative structure – Vorschriften und Richtlinien ..........................................15 2.2 Essential national legislation – Wichtige gesetzliche Bestimmungen.....................15 2.3 Current state of the national implementation of the Water Framework Directive in Germany – Aktueller Stand zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland ..16 2.3.1 Results of the inventory in Germany - Bestandsaufnahme in Deutschland ....19 2.3.2 Implementation of the Water Framework Directive in Brandenburg – Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Brandenburg ..............................................20 2.3.3 First Results in Brandenburg - Erste Ergebnisse der Umsetzung in Brandenburg .................................................................................................................20 3 4 Actors – Zuständigkeiten und Ausführende ..................................................................21 3.1 Tasks of different stakeholders and networking - Aufgaben der Beteiligten ...........21 3.2 Overview of research and education – Forschungs- und Bildungseinrichtungen ...21 Sources of funding for restoration projects – Finanzierung des Einzugsgebiets- und Gewässermanagements.......................................................................................................23 5 Restoration planning and implementation – procedures Planung von Restaurierungsmaßnahmen und Verfahren zur Umsetzung .................................................24 6 National best practices and special expertise in methods and projects – Anerkannte Verfahren und Methoden zur Gewässerrestaurierung ..........................................................25 6.1 National special expertise - Schlüsseltechnologien ...............................................25 6.2 New innovations – Forschungsgebiete und Pilotprojekte ......................................25 6.3 Examples of completed restoration projects – Abgeschlossene Restaurierungsprojekte ....................................................................................................25 7 Summary and needs for development – Zusammenfassung und Ausblick ...................29 8 Literatur ........................................................................................................................31 Abkürzungsverzeichnis ATV Abwassertechnische Vereinigung BGBl. Bundesgesetzblatt BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit DBU Deutsche Bundesstiftung Umwelt DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft DVWK Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall – umgenannt in DWA DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall EU Europäische Union HELCOM Helsinki Commission IGB Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei LAWA Länderarbeitsgemeinschaft Wasser WFD Water Framework Directive UBA Umweltbundesamt -1- 1 Background - Hintergrund Gewässermanagement umfasst alle beabsichtigten Maßnahmen, um die Nutzungsmöglichkeiten sowie die ökologische Qualität des Gewässers zu erhalten oder zu verbessern. Teil des Gewässermanagements ist die Gewässertherapie, die zum Ziel die langfristige Verbesserung des trophischen Zustandes hat. Im Englischen spricht man von "lake restoration". Im Deutschen unterscheidet man zwischen Sanierung, d.h. Maßnahmen im Einzugsgebiet, und Restaurierung, d. h. Maßnahmen im Gewässer. Seeinterne Maßnahmen werden auch als Ökotechnologien bezeichnet, da sie ökologische Wirkmechanismen nutzen und optimieren. Die Sanierung zielt darauf ab, den Nährstoffeintrag in ein Gewässer zu vermindern, während die Restaurierung in den seeinternen Nährstoffkreislauf eingreift. Ohne Reduktion der externen Nährstofffracht bleibt sie nur eine vorübergehende Symptombehandlung ist. Restaurierung ist daher in der Regel nur nach oder in Verbindung mit Sanierung erfolgversprechend. Dann können sie allerdings die für das Erreichen eines günstigeren Zustandes erforderliche Zeitspanne erheblich verkürzen. Wenn seeinterne Maßnahmen regelmäßig angewendet werden müssen, um einen bestimmten Zustand zu erhalten, spricht man von Unterhaltungsmaßnahmen. 1.1 The characteristics of lakes and reservoirs suffering from eutrophication in the country – Beschaffenheit der eutrophierten Seen und Talsperren Die stehenden Gewässer in Deutschland unterscheidet man nach natürlich entstandenen (See, Weiher) und künstlich angelegten (Talsperre, Stausee, Baggersee, Tagebausee, Stauanlage, Teich). Sie werden zum größten Teil genutzt als Hochwasserschutz, Regulierung von Kanälen und Fließgewässern bei Niedrigwasser, für Freizeit und Erholung, zur Fischerei, Jagd und Schilfrohrgewinnung, aber auch zur Entnahme von Trinkwasser, Brauchwasser und Beregnungswasser, wie auch zur Einleitung von mehr oder weniger vorgereinigtem Regen- und Abwasser. Im Laufe seiner Alterung unterliegt jeder See der Eutrophierung, d. h. die Intensität der Primärproduktion (Trophie) steigt durch die gesteigerte Verfügbarkeit und Ausnutzung von Nährstoffen, die durch Zuflüsse, Regen, Auswaschungen usw. eingetragen werden. Als Folge der Sedimentation von Schwebstoffen und Ablagerungen von Biomasse werden die Seen immer flacher und verlanden schließlich. Während sich dieser Prozess natürlicherweise über Jahrhunderte oder Jahrtausende hinzieht, eutrophierten die Seen seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch anthropogene Beeinflussung innerhalb weniger Jahrzehnte so stark, dass teilweise ihre ursprüngliche Nutzung nicht mehr gewährleistet war. Besonders auffällig sind hierbei die Massenentwicklungen von planktischen Algen ("Algenblüten"), wodurch sich das Wasser je nach Algengattung grünlich, bräunlich, rötlich -2- oder türkis-grün färbt und die Sichttiefen sich verringern, zum Teil bis auf wenige Dezimeter. Hinzu kommen je nach Algenart Geruchsbelästigungen, geschmackliche Beeinträchtigungen sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Menschen und Tieren (CyanobakterienBlüten). Durch verstärkte Sedimentation und Abbau der Biomasse kommt es durch den erhöhten Sauerstoffverbrauch zu Sauerstoffmangel bis hin zu totalem Schwund des Sauerstoffs im Tiefenwasser. Auch das verstärkte Wachstum von höheren Wasserpflanzen im Litoral (breite Schilfgürtel) kann auf eine Eutrophierung hinweisen. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurden verschiedene Maßnahmen zur Ursachenbekämpfung der Eutrophierung und zur Symptombehandlung entwickelt und angewendet. Diese Maßnahmen orientieren sich fast ausschließlich an den Nutzungsansprüchen. Für eine erfolgreiche Therapie muss eine gründliche Voruntersuchung des gegenwärtigen Zustandes des Sees und der möglichen Ursachen der Eutrophierung durchgeführt werden. Für die Auswahl geeigneter Verfahren sollten Fachleute hinzugezogen werden. Es ist daher eine enge Zusammenarbeit zwischen Limnologen, Ingenieuren und Planern erforderlich, die auch eine Erfolgskontrolle einschließt. Nicht jeder See kann in jeden gewünschten Zustand überführt werden, da die Kosten zu dem erwarteten Nutzen in einem vertretbaren Verhältnis stehen müssen. Es sollte daher neben dem Ist-Zustand des Sees auch eine Einschätzung des potentiellen Zustandes vorgenommen werden. Die Einordnung des Ist-Zustandes beruht auf der Bestimmung der Trophie, bei der zwischen oligotroph, mesotroph, eutroph, polytroph, hypertroph (Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA 1999) unterschieden wird. Als Kriterien werden die Gesamt-Phosphorkonzentration (Frühjahrsmittel und epilimnisches Sommermittel), die Chlorophyll-a Konzentration (epilimnisches Sommermittel) und die Sichttiefe (arithmetisches Sommermittel ohne Klarwasserstadien) herangezogen. Zur Bewertung des Ist-Zustandes bedarf es des Vergleichs mit einem Referenzzustand oder Leitbild, dem potentiellen natürlichen Zustand. Im Gegensatz zum Naturzustand, der nur ohne antrophogene Einflüsse erreicht werden kann, werden beim "potentiell natürlichen" Zustand gewisse irreversible antrophogene Einflüsse akzeptiert, wenn diese nicht zu gravierenden Systemveränderungen führen. Der potentielle Trophiegrad wird aufgrund der naturräumlichen Randbedingungen ermittelt. Hierbei fließt der Stoffhaushalt des Sees, seine Beckengestalt sowie der potenziell natürliche Eintrag von Nährstoffen aus dem Einzugsgebiet ein (Bewertungskriterien siehe LAWA 1999, 2001, 2003). 1.2 Development of the condition of lakes – Entwicklung der Gewässerqualität In den meisten Seen in Deutschland gilt Phosphor als begrenzender Faktor für die Pflanzenproduktion (Primärproduktion). Dies resultiert vor allem daraus, dass im Einzugsgebiet Phosphat im Boden wesentlich besser zurückgehalten wird als Stickstoff-Verbindungen, die -3- durch Oberflächenabfluss oder Versickerung leichter ausgewaschen werden, in die Zuflüsse gelangen und somit in den Gewässern häufig im Überschuss vorliegen. Neben der natürlichen Grundbelastung der stehenden Gewässer gelangen viele Pflanzennährstoffe durch anthropogene Aktivitäten in die Oberflächengewässer und das Grundwasser. Hierbei unterscheidet man zwischen punktuellen und diffusen Eintragspfaden. Die punktuellen Quellen kann man ganz bestimmten Einleitern zuordnen (z. B. Kommunale Kläranlagen, Kleinkläranlagen, Direkteinleiter aus Industrie und Gewerbe) während die diffusen Quellen (aus der Atmosphäre sowie der Landwirtschaft, z. B. durch Bodenauswaschung, Erosion, Drainage) nicht ohne weiteres quantitativ und qualitativ bestimmbar sind. Die Gesamt-Phosphoremissionen in die Oberflächengewässer Deutschlands betrugen 1975 noch ca. 125.000 t pro Jahr und gingen bis zum Jahr 2000 auf etwa 33.000 t/a zurück. Die Emissionen aus den diffusen Quellen konnten nur um 13 % reduziert werden (hauptsächlich durch Verminderung der Emissionen aus urbanen Flächen) während die punktuellen Emissionen durch verschiedene Maßnahmen (Phosphat-Höchstmengen-Verordnung in Waschmitteln, Ausbau der kommunalen Kläranlagen um eine P-Elimination) um 86 % reduziert werden konnten (www.umweltbundesamt.de/wasser/themen/ow_s5_2.htm). Je nach Gewässer ist der P-Eintrag jedoch auch heute noch eine Eutrophierungsursache. Der Austrag von Phosphor aus Ackerböden ist weniger von der künstlichen Düngung als vielmehr von der Bodenbearbeitung (Erosion) und der Drainage abhängig. Wichtige Quelle für übermäßigen Nährstoffeintrag in die Gewässer ist die Ausbringung von Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung (Gülle, Jauche, Festmist). Falllaub bewirkt keinen ausschlaggebenden Eintrag von Nährstoffen in größeren Seen, jedoch kann es bei kleinen Parkseen zu Problemen mit der organischen Kohlenstoffbelastung und damit zur Schlammbildung führen. Wasservögel können in kleineren Seen zu einer P-Belastung beitragen, wenn das Gewässer von Zugvögeln stark frequentiert wird oder aber die nistenden Dauerbewohner von der Bevölkerung gefüttert werden. Bei den Zugvögeln sind die Orte der Nahrungssuche und die der Übernachtung nicht identisch, während bei den gefütterten Dauerbewohnern zum einen die Anzahl der überlebenden Vögel die Zahl der durch natürliche Auslese überlebenden bei weitem übertrifft und zum anderen Nährstoffe durch nicht verwertetes Futter in den See gelangen. Bei sachgerechter fischereilicher Nutzung kommt es zu keinem Eintrag, sondern zu einem Austrag der Nährstoffe. Anfütterung und Zufütterung können jedoch zu einer Eutrophierung des Gewässers führen. Bei einer intensiven Freizeitnutzung des Gewässers durch Badegäste kann die Belastung mit ca. 93 - 100 mg P pro Gast und Tag (trotz ausreichend vorhandener sanitärer Anlagen) -4- durch Ausscheidungen (Urin), Sonnenschutzmittel und Kosmetika (SCHARF & SCHMITTLÜTTMANN 1990; SCHULZ 1981) erheblich sein. Wird ein See von Sportbooten stark frequentiert, besteht die Gefahr, dass die Chemietoiletten und Fäkaltanks sowie Reinigungsmittel nicht ordnungsgemäß entsorgt werden. Für eine 20-L-Camping-Chemietoilette schätzt das Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft (Merkblatt Nr. 4.5/4, Stand 2002) einen Eintrag von 0,04 kg P, bei Fäkaltanks kann von einer ähnlichen Phosphorkonzentration ausgegangen werden (DWARegelwerk in Vorber.). Die wichtigsten Folgen der Eutrophierung umfassen Algenmassenentwicklungen, inklusive dem Auftreten toxischer Cyanobakterien und dem Verlust der Artenvielfalt, verbunden mit Sauerstoffschwund am Gewässergrund gefolgt von hohen Konzentrationen von Nitrit, Schwefelwasserstoff, Eisen und Mangan. Dies führt zu Fischsterben, Geruchsbelästigung und zu Problemen bei der Trinkwasseraufbereitung, sowie Einschränkungen bei der Nutzung des Gewässers für die Fischerei oder die Erholung. 1.3 History and current scope of national lake restoration – Gewässerrestaurierung in der Vergangenheit und aktuelle Entwicklungen Maßnahmen im Einzugsgebiet, wie die Versickerung des Abwassers auf Rieselfelder statt der direkten Einleitung in den Vorfluter, wurden in Deutschland erst Ende des 19. Jahrhunderts ergriffen. Rieselfelder wurden in Deutschland erstmalig in Berlin nach den Thyphus-Epidemien ab 1873 unter der Leitung von Virchow und Hobrecht angelegt. Zeitgleich wurde die Abwasserkanalisation ausgebaut. Die ersten Kläranlagen mit einer einfachen biologischen Reinigungsstufe wurden in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. Nach dem 2. Weltkrieg kam es verstärkt zum Ausbau der Kläranlagen, mit dem Ziel, den Nährstoffeintrag in die Vorfluter zu verringern. Zum Schutz eines Gewässers wurde weltweit erstmalig 1957 bis 1960 eine Ringkanalisation am Tegernsee (Oberbayern) errichtet. Das Abwasser der umliegenden Gemeinden sowie Direkteinleiter wird über ein Kanalsystem gesammelt, in einem gemeinsamen Klärwerk gereinigt und unterhalb des Sees in den Seeabfluss eingeleitet. Phosphoreliminationsanlagen an den Zuläufen der Seen wurden in den 1970er Jahren erstmalig installiert (Haltern Talsperre 1976, Wahnbachtalsperre 1977). Ein wichtiger Schritt zur Verminderung der Phosphoreinträge war das Verbot von Phosphor in Waschmitteln (s. Phosphat-Höchstmengen-Verordnung 1980) und der Ausbau der Kläranlagen mit der dritten Reinigungsstufe, die eine P-Elimination umfasst, ab den 1980er Jahren in Westdeutschland. Wichtigste Auslöser waren das Abwasserabgabengesetz sowie die 1985 getroffene Vereinbarung der Anrainerstaaten zum Schutz der Nordsee und der HELCOM-Beschluss von 1987 zum Schutz der Ostsee -5- (CHORUS et al. 2002). In Ostdeutschland wurden diese Standards nach der Wiedervereinigung übernommen. Seeinterne Maßnahmen begannen in Deutschland in den 1960er und 1970er Jahren (Tab. 1). Die ersten seeinternen Maßnahmen in Deutschland waren Belüftungen, so z. B. an der Wahnbachtalsperre. Sie blieben jedoch auch in den nächsten Jahrzehnten sehr populär. Häufige Maßnahmen in den 1970er waren Entschlammungen und in den 1980er Jahren Tiefenwasserableitungen sowie Nährstofffällungen. Anhand von Literaturstudien und durch Fragebögen (IGB 2002, unveröffentlichte Daten) wurde ermittelt, dass seit 1990 in Deutschland ca. 30 größere Seerestaurierungen begonnen wurden, darunter waren 3 Sedimentabdeckung, 7 Belüftung, 9 Entschlammung, 6 Nährstofffällung, 4 Tiefenwasserableitung oder externe Tiefenwasserbehandlung, 1 Zwangszirkulation. Die teilweise geringen Erfolge der Maßnahmen spiegeln sich darin, dass in Deutschland einige Seen eine lange Restaurierungsgeschichte mit vielen unterschiedlichen „Therapieansätzen“ hinter sich haben. Tab. 1: Die frühesten seeinternen Maßnahmen in Deutschland Maßnahme Gewässername Beginn Belüftung Wahnbachtalsperre 1966 Plätinsee 1968 Stadtsee Bad Waldsee 1972 Schliersee 1982 Knieperteich 1972 Freudensee/Hauzenberg 1973 Bergsee 1980 Klein-Pritzer See 1980 Jabeler See 1975 Fischkalter See 1979 Laacher See 1973 Talsperre Bautzen 1981 Zwangszirkulation Entschlammung Tiefenwasserableitung Chemische Fällung (Al, Fe) Biomanipulation Sedimentabdeckung + Belüftung Grebiner See 1972 Entkrautung 1974 Bayersoiner See -6- 1.4 Current practices and methods available for lake management and restoration – Aktuelle Verfahren zur Gewässersanierung und Restaurierung Die folgende Beschreibung und Bewertung von externen und internen Maßnahmen lehnt sich an das DWA-Regelwerk Maßnahmen der Seentherapie (2006) an (Tab. 2). Tab. 2: Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen in Deutschland 1. Sanierung (Maßnahmen im Einzugsgebiet) Abwasserumleitung (Ringkanalisation) Phosphor-Fällung in den Klärwerken Verringerung des Nährstoffeintrags aus der Fläche – Veränderte Landnutzung Vorbecken - Sedimentationsbecken bewirtschaftete Schilfpolder Pflanzenkläranlagen und Bodenfilter Gewässerrandstreifen, Schutz- und Pufferzonen Technische Phosphoreliminierungsanlagen im Zulauf Wiedervernässung von ehemaligen Feuchtgebieten 2. Restaurierung (Maßnahmen im See) Veränderung der Seebeckenmorphologie Belüftung Zwangszirkulation Externe Phosphoreliminierung aus dem Seewasser Verdünnung, Spülung Tiefenwasserableitung Entschlammung Sedimentoxidation mit Nitrat Kalkung Sedimentabdeckung Chemische Nährstoff-Fällung Mechanische Entkrautung Biomanipulation (Nahrungsketten- manipulation) Einsatz von Pflanzen fressenden Fischen 1.4.1 Sanierung (Maßnahmen im Einzugsgebiet) Abwasserumleitung (Ringkanalisation) Das Abwasser der in der Nähe eines Sees liegenden Gemeinden sowie von Direkteinleitern wird über ein Kanalsystem gesammelt, in einem gemeinsamen Klärwerk gereinigt und unterhalb des Sees in den Seeabfluss eingeleitet. Somit werden die Nährstoffe nicht mehr in den See geleitet. Durch Ringkanalisationen konnten durchweg die Trophiegrade des jeweiligen Sees dauerhaft gesenkt werden. -7- Phosphorfällung in Kläranlagen Der Phosphor muss an Partikel gebunden und ausgefällt werden. Dies erfolgt im Klärwerk über chemische Fällung (3. Reinigungsstufe) mittels Eisen- und Aluminiumsalzen (Phosphationen werden aus dem Abwasser entfernt und dafür Chlorid- oder Sulfat-Ionen eingebracht) oder Kalkmilch (Calciumhydrat bewirkt eine pH-Erhöhung - anschließend ist eine Neutralisation notwendig), biologische P-Elimination (Inkorporation in Bakterienbiomasse) durch polyphosphatspeichernde Mikroorganismen, die die Fähigkeit haben, beim Wechsel von anaeroben zu aeroben Bedingungen mehr Phosphate aufzunehmen als sie momentan zum Stoffwechsel brauchen. Die Einflussfaktoren für diesen Vorgang sind nicht vollständig aufgeklärt, so dass sich bis jetzt keine sicheren Vorausaussagen über die Leistung der P-Elimination machen lassen, vielmehr muss dieses Verfahren im jeweiligen Klärwerk für das jeweilige Abwasser optimiert werden. Um bei Flockungs- und Membranfiltration den Abtrieb filtrierbarer Stoffe zu verhindern, wird der Nachklärung des behandelten Abwassers (Belebtschlamm) eine Flockungsfiltration (Tuch-, Sand- oder Zellenfilter) oder ein Filterbett nachgeschaltet (ATV 1997), oder die Abtrennung des belebten Schlammes erfolgt mittels Membranfiltration (ATVDVWK 2004). Die Phosphatfällung hat sich in der Abwasserreinigung bewährt. Sie erreicht Ablaufwerte von 1 mg/L Gesamt-P oder darunter und ist inzwischen in Deutschland gängige Praxis geworden. Je nach den örtlichen Bedingungen kann die biologische P-Elimination Ablaufwerte von unter 0,5 mg/L erreichen. Mit einer nachgeschalteten Filtration können um rund eine Größenordnung geringere Ablaufwerte erzielt werden. Die Auswahl des Verfahrens hängt daher von dem Zielwert ab, der zur Beherrschung der Eutrophierung des Vorfluters erforderlich ist, d. h. unter anderem auch vom Anteil des aufbereiteten Abwassers an dessen Wasserführung. Verringerung des Nährstoffeintrags aus der Fläche Während die diffusen Einträge aus der Atmosphäre und dem Grundwasser kaum zu beeinflussen sind, können die aus versiegelten Siedlungsflächen dadurch verringert werden, dass das Regenwasser über die Abwasserleitungen den Kläranlagen zugeführt wird. Der überwiegende Teil der diffusen Einträge von Nährstoffen stammt jedoch aus landwirtschaftlich genutzten Flächen. Durch gewässerverträgliche Nutzungsformen (Weide statt Acker) und Bewirtschaftungsweisen (gute fachliche Praxis beim Düngen - BGBl. 1996), durch Extensivierungsmaßnahmen und Pufferzonen (ungenutzte, bepflanzte Gewässerrandstreifen) kann ein Eintrag von Nährstoffen vermieden oder vermindert werden. Bisher sind weder die gesetzlichen Bestimmungen noch die Förderungsbedingungen der landwirtschaftlichen Belange für einen Gewässerschutz ausreichend. Allerdings weisen einige Kooperationsmodelle zwischen Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung durchaus -8- Erfolge auf. Sie beruhen u. a. auf Beratung der Landwirte z.B. im Hinblick auf Mengen und Zeitpunkte der Düngung oder der Anwendung erosionsmindernder Pflugmethoden, und sie beinhalten häufig Ausgleichszahlungen für Ertragseinbußen durch weniger intensive Bewirtschaftung. Vorbecken und Vorsperren Vorbecken sind künstliche Systeme im Zuflussbereich eines Sees oder einer Talsperre, um mit Hilfe natürlicher Mechanismen (biologische Festlegung und Sedimentation) die Nähr- und Schadstoffbelastung im Gewässer zu verringern. Im allgemeinen wird hierbei ein zusätzliches Gewässer geschaffen, aus "geländemorphologischen" Bedingungen kann ein Vorbecken z. B. auch direkt als Staubecken einer Talsperre vorgeschaltet sein oder durch Absperrung eines Teils der oberen Stauwurzel durch Tauchwände oder Unterwasservorsperren geschaffen werden. Die Vorbecken dienen in erster Linie als Absetzbecken für die mit dem Zuflusswasser eingeschwemmte Trübstoffe, es sollen jedoch auch die gelösten Nährstoffe (vor allem Phosphor) durch das Wachstum von planktischen Algen gebunden und durch Sedimentation aus der Wassersäule eliminiert werden. Dies ist durch eine entsprechend lange Aufenthaltszeit des Wassers zu erreichen (ATV-DVWK 2005). Die Vorbecken müssen regelmäßig entschlammt und Schlamm und Ablaufwasser entsorgt werden (siehe auch Punkt Entschlammung). Bewirtschaftete Schilfpolder Da im Flachland meist keine entsprechend tiefen Vorbecken vorhanden sind, wird hier ein bewirtschafteter Schilfpolder als Vorsperre empfohlen. Es handelt sich hierbei um ein künstlich angelegtes flaches Becken mit einem Reinbestand an Schilfrohr (Phragmites australis). Bei der Festlegung der Nährstoffe spielen die Algen der auf festem Substrat siedelnden Aufwuchsgesellschaften (Periphyton) die wichtigste Rolle, das Schilf selbst dient hauptsächlich der Vergrößerung der besiedelbaren Oberfläche. Bei Lichtlimitierung durch das Wachsen des Schilfes verringert sich die Primärproduktion des Periphytons und damit der Entzug der Nährstoffe aus dem Wasser. Im Juli/August stirbt das Periphyton wegen Lichtmangels ab und die zuvor festgelegten Nährstoffe werden zum größten Teil wieder freigesetzt. Die Retention der Nährstoffe beschränkt sich also auf das Frühjahr. Um diese Leistung zu optimieren, muss das Schilf im Winter gemäht werden. Zur Sedimentation der vom Zufluss mitgeführten Trübstoffe sind Schilfpolder ganzjährig wirksam. Der Einsatz von Schilfpoldern zur Therapie eutropher Seen ist jedoch nur unter zu empfehlen, wenn eine Verminderung des Nährstoffeintrags während der Vegetationsperiode erzielt werden soll. Pflanzenkläranlagen und Bodenfilter Pflanzenklärsysteme (mit vollständiger Bodenpassage oder ohne Bodenpassage) und Bodenfilter werden zur Verringerung der Zufuhr von Nährstoffen aus Zuflüssen in Seen, zur -9- dezentralen Abwasserreinigung und zur Reinigung von Straßenoberflächenabwasser eingesetzt. Die Reinigungsleistung der Pflanzenklärsysteme und Bodenfilter beruht einerseits auf biologischen Stoffwechselvorgängen der Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Algen, Protozoen) und Pflanzen (Schilf, Rohrkolben) und andererseits auf bodenchemischen Prozessen, die von den als Substrat eingesetzten Materialien und deren Korngrößen abhängen (GELLER et al. 1992). Phosphor-Verbindungen können nur in geringen Mengen von den Pflanzen aufgenommen werden (bei regelmäßiger Ernte der Pflanzenbiomasse werden nur 5 - 10 % der Jahresfracht dem Wasser entzogen), die hauptsächliche Elimination erfolgt durch Adsorption an eisen- und aluminiumhaltige Mineralien sowie an Calciumverbindungen. Bei Pflanzenklärsystemen ohne Bodenpassage findet der P-Rückhalt hauptsächlich durch Sedimentation statt. Retentionsbodenfilter sind in der Lage, bis über 80 % der Fracht an Gesamt-P zu eliminieren (MUNLV 2003). Die Eliminationsleistung ist von verschiedenen Rahmenbedingungen, vor allem der Temperatur, abhängig. Technische Phosphoreliminierungsanlagen Den Zuflüssen von Seen kann mit diesen Anlagen zuverlässig Phosphor entzogen werden, so dass die Konzentration von Gesamt-P auf Werte < 10 µg/L abgesenkt werden kann. Die Aufbereitung des Wassers erfolgt in drei Schritten: 1. Partikelentstabilisierung und Fällung von P-Verbindungen mittels Eisen- oder Aluminiumsalzen, 2. Flockung der 3. Mehrschichtfiltration. partikulären Substanz und Sedimentation, Die Phosphoreliminierungsanlage führt da zum Erfolg, wo ein Hauptzufluss den wesentlichsten Teil der P-Fracht einträgt. Häufig beschränken die hohen Investitions- und Betriebskosten die Verwendung solcher Anlagen. Allerdings können auch kleine Anlagen, ggf. ohne Filtration, an kleineren Zuflüssen erfolgreich die P-Fracht hinreichend weit reduzieren. Entscheidend für die Planung ist eine P-Bilanz für das Gewässer, aus der hervorgeht, welche P-Fracht welche Konzentration im Gewässer erwarten lässt. 1.4.2 Restaurierung (Maßnahmen im See) Veränderung der Seebeckenmorphologie Da sich bei gleicher Nährstoffzufuhr in flachen Seen ein höherer Trophiegrad einstellt als in tiefen Seen mit ausgeprägtem Hypolimnion, das als Senke für P-Verbindungen fungiert, kann eine Vertiefung eines Sees zu einem niedrigeren Trophiegrad führen. Erreicht werden kann eine Vertiefung durch die verschiedenen Methoden der Entschlammung (Punkt 1.4 / B.7) oder durch einen gezielten Abbau der organischen Substanz durch Aufwirbelung von Sediment unter Zufuhr von Sauerstoff. Uferbereiche, die mit Röhricht bestanden sind, bilden Pufferzonen, die die Seen vor Eutrophierung schützen (KOHL & KÜHL 2001). - 10 - Auch durch Abflachung der Unterwasserböschungen, Verlängerung der Uferlinie und gleichzeitiger Ansiedlung von Röhricht können Nährstoffsenken geschaffen werden. Dies ist besonders wichtig bei neu angelegten Seen (z. B. Baggerseen). Erkenntnisse anhand konkreter Beispiele über die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf den Trophiegrad eines Sees liegen nicht vor. Insbesondere für die Veränderung der Ufermorphologie werden bei der Entscheidung für solche Maßnahmen eher andere Ziele – z. B. die Verbesserung der Habitatbedingungen und somit der ökologischen Qualität – im Vordergrund stehen. Belüftung und künstliche Sauerstoffanreicherung Sind die Produktion und der aerobe Abbau der organischen Substanz in einem See nicht mehr im Gleichgewicht, wird der molekulare Sauerstoff aufgebraucht. Der weitere Abbau erfolgt dann unter anaeroben Bedingungen, was zur Anreicherung toxischer Stoffwechselprodukte (Schwefelwasserstoff, Ammonium, Nitrit) und anderer reduzierter Substanzen (gelöstes Eisen und Mangan) führen kann. Um einen Sauerstoff-Defizit zu verhindern können inzwischen mehrere technische Verfahren eingesetzt werden, durch die das Wasser im Hypolimnion mit Sauerstoff angereichert wird, u. a. Belüftung oder Einleiten von reinem Sauerstoff (SPIEKER 1995). Sie eignen sich als Übergangslösung zur Symptombekämpfung - bis andere Maßnahmen den Trophiegrad eines Sees senken - oder als Sofortmaßnahme bei akutem Sauerstoffmangel. Positive Auswirkungen sind aber meist nur so lange vorhanden, wie die Maßnahme betrieben wird. Zwangszirkulation (künstliche Destratifikation) Durch Lufteintrag in den See wird eine thermische Wasserschichtung verhindert oder eine bereits bestehende zerstört. Dadurch vergrößert sich die obere durchmischte Wasserzone so, dass das Verhältnis zur euphotischen Tiefe größer wird. Das bedeutet, das Phytoplankton wird zeitweilig in höhere Tiefen verfrachtet, in denen das geringere Lichtangebot das Wachstum begrenzt. Um jedoch zu verhindern, dass bestimmte Algenarten sich diesen regelmäßig wechselnden Lichtverhältnissen anpassen, wird durch intermittierende Zirkulation diese Wasserzone nur zeitweise durchmischt. In nicht sehr tiefen Seen mit kleinem Hypolimnion wurden durch die Destratifikation verhältnismäßig gute Ergebnisse erzielt, während mit der Zerstörung des ausgeprägten sauerstofffreien Hypolimnions in sehr tiefen Seen überwiegend negative Erfahrungen gemacht wurden (u. a. durch Einmischung der hohen Nährstoffkonzentrationen aus dem Hypolimnion in das Epilimnion). Externe Phosphoreliminierung aus dem Seewasser Bei Seen mit stabiler Schichtung kommt es im Sommer zu einer Anreicherung von Phosphor-Verbindungen im Hypolimnion. Bei langer Verweilzeit des Wassers und damit langer Reaktionszeit auf externe Maßnahmen zur Verringerung der Nährstoffzufuhr kann - 11 - durch Absaugen des Tiefenwassers, Phosphor-Eliminierung (Fällung, Flockung und Flotation) und wieder Einleitung des gereinigten Wassers in den See eine schnellere Absenkung des Trophiegrades erreicht werden. Das gereinigte Wasser muss so zurückgeleitet werden, dass die Schichtung des Sees nicht zerstört wird. Für die externe Phosphor-Elimination gibt es mehrere Verfahren, wobei transportable Anlagen oder dauerhaft ortsfeste Anlagen zum Einsatz kommen. In kleineren und mittelgroßen Seen wurden bisher positive Ergebnisse erzielt (ANDRES & SCHARF 2003, GÜSSBACHER 1997, SCHARF 1995). Verdünnung, Spülung Alle Zuflüsse in einen See, deren Wasser niedrigere Phosphor-Konzentrationen aufweist als der See, wirken als Verdünnung. Wird zusätzlich zum normalen Zufluss weiteres nährstoffarmes Wasser zugeleitet (z. B. Grundwasser oder aus anderen Fließgewässern oder Seen), bewirkt das eine höhere Durchflussrate und kürzere Verweilzeit und damit eine Spülung, wobei durch Ausspülung des Phytoplanktons eine weitere Verringerung der Nährstoffkonzentrationen erreicht wird. Die Ergebnisse dieser Maßnahmen waren bisher positiv, jedoch muss bei den Badegewässern berücksichtigt werden, dass sich der See abkühlen kann, wenn die Zuflüsse geringere Temperaturen aufweisen. Tiefenwasserableitung Aus einem stabil geschichteten See wird statt des relativ nährstoffarmen Oberflächenwassers das mit Nährstoffen angereicherte sauerstoffarme bzw. sauerstofffreie Wasser des Hypolimnions abgeleitet. Außer auf die Reduzierung der Nährstoffe im See wirkt sich diese Maßnahme auch positiv auf den Sauerstoffhaushalt des Sees aus. Ob dieses nährstoffreiche, sauerstoffreduzierende und oft stark riechende Wasser ohne weitere Behandlung in unterhalb des Sees liegende Fließgewässer eingeleitet oder evtl. auf landwirtschaftlichen Flächen aufgebracht werden kann, muss eingehend geprüft werden. Ferner ist bei einem relativ geringen Volumen des Hypolimnions zu beachten, dass dessen künstliche Entfernung ggf. zu einer früher einsetzenden Vollzirkulation führt. Entschlammung Mit der Herausnahme von nährstoffeichen, oft sauerstoffzehrenden Seesedimenten kann die Gewässertiefe vergrößert und damit eine Verlandung des Sees vermieden werden. Bei kleineren Gewässern kann dadurch eine nachhaltige Verbesserung der Trophie eintreten, wenn gleichzeitig durch Sanierungsmaßnahmen eine Neubildung der Sedimente verhindert wird. Problematisch ist dabei allerdings die notwendige Entfernung der für den Stoffhaushalt relevanten oberen Sedimentzentimeter, die Entsorgung des anfallenden Schlammes und des ablaufenden Wassers. Sie müssen auf Nährstoffe, Schwermetalle und andere toxische Stoffe geprüft werden und dürfen weder in den See eingespült werden noch die Vorfluter - 12 - oder das Grundwasser belasten. Ist das primäre Ziel die Reduzierung der Phosphatabgabe der Sedimente an den Wasserkörper, so muss ferner vorher geklärt werden, ob die dann freigelegten tieferen Sedimentschichten geringere Nährstoffkonzentrationen aufweisen, oder ob mit einer unverändert hohen Abgabe zu rechnen wäre. Methoden umfassen: SaugSpülbaggerung; Nassbaggern (Kettenbaggern, Greifern); Ausbaggern bei ablassbaren Seen, vorzugsweise bei Frost. Zum technischen Verfahren der Entschlammung siehe GÜSSBACHER 1997. Sedimentoxidation mit Nitrat Die Anwesenheit von Nitratsauerstoff bewirkt die Hemmung und Verminderung der Eisenund Sulfatreduktion, so dass die redoxkontrollierte P-Freisetzung ebenfalls vermindert wird. Der Vorteil der Oxidation mit Nitrat gegenüber dem Einsatz von Sauerstoff liegt in der fast unbegrenzten Löslichkeit. Trotzdem liegt die Wirkkapazität aber gewöhnlich unter dem Sauerstoffbedarf der sedimentnahen Schichten. Die Ergebnisse sind widersprüchlich, vor allem der schnelle Verbrauch des Nitrats stellt ein Problem dar, da die Maßnahme ggf. im engen Zeitraster wiederholt werden müsste. Ggf. kann die kontinuierliche Zuleitung von gut aufbereitetem Abwasser, d. h. einschließlich P-Elimination, zu einer Sedimentoxidation führen; allerdings verlangt die EU-Abwasserrichtlinie eine Denitrifizierung für Klärwerke ab 50.000 Einwohnergleichwerten. Kalkung Durch Einbringen von Kalk (CaCO3) wird das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht stabilisiert und der pH-Wert erhöht. Dieses Verfahren wird eingesetzt zur Neutralisierung saurer Seen sowie durch Zugabe von hohen Dosen zur Desinfizierung des Sediments und Vernichtung von Algen und Makrophyten in Gewässern der Teichwirtschaft nach Ablassen des Wassers. In Parkgewässern, die durch Falllaub und Reste von Wasserpflanzen stark belastet sind, wird Kalk in das Sediment eingearbeitet zur schnelleren Verrottung der Pflanzenreste. Die Kalkung zur Stabilisierung des pH-Wertes muss bei Zufluss von versauerten Zuflüssen ständig wiederholt werden, ist daher sehr kostenintensiv. Die Behandlung von Parkgewässern zur Schlammreduzierung hat sich bewährt. Sedimentabdeckung Mit der Sedimentabdeckung soll eine Barriere geschaffen werden, die den Transport von Nährstoffen und Schadstoffen aus dem Sediment oder dem Grundwasser in den Wasserkörper vermindert. Bisher wurden Versuche unternommen mit gelochten Folien aus Polyethylen (PE), Polyvinylchlorid (PVC), Polypropylen (PP) und perforiertem Fiberglas sowie mit feinkörnigen Tonmaterialien) und Calcitablagerungen). mineralischen Substanzen gewässereigenem Die Erfolgsaussichten (Flugaschen, Material und die (Altsedimente Sande, oder Zweckmäßigkeit Schluffe, litorale einer rein - 13 - physikalischen Sedimentabdeckung für die Therapie planktondominierter eutropher Seen wird als gering betrachtet. Aussichtsreicher scheint die Verwendung von Materialien zu sein, die neben der physikalischen Barrierewirkung auch eine chemische Bindungskapazität für Phosphor haben. Chemische Nährstofffällung Durch Einbringen von Aluminium- und Eisensalzen sowie Calciumverbindungen in das Seewasser kann gelöstes Phosphat als schwerlösliches Salz ausgefällt, an kolloidale Flocken sorbiert oder der partikuläre Phosphor (Phytoplankton, Detritus) durch Koagulation gebunden und in das Sediment verfrachtet werden. Es kommt dadurch unmittelbar zur Reduzierung des P-Gehalts im Seewasser. Bei hoher Dosierung kann auch die PBindekapazität der Sedimente erhöht werden, so dass die P-Rücklösung über einen längeren Zeitraum vermindert wird. Bei bereits eingeleiteten oder abgeschlossenen Maßnahmen zur Senkung der Nährstoffzufuhr kann der Einsatz von Fällungsmitteln in Seen mit verhältnismäßig langer Verweilzeit des Wassers oder andauernder Freisetzung von Phosphor aus den Sedimenten erfolgreich sein. Bei Seen mit kurzer Verweilzeit und nicht ausreichender Senkung der externen P-Belastung konnte nur eine kurzfristige Verbesserung erreicht werden. Die Fällung mit Calcium musste mehrfach wiederholt werden, um eine längerfristige Verbesserung zu erreichen. Mechanische Entkrautung Die Entfernung von Makrophyten mit Hilfe von Schneidevorrichtungen dient in erster Linie der Nutzungserhaltung des Gewässers (Badestrände, Bootshäfen). Hierbei sind auch die ökologischen Belange (Erhalt von Laichgebieten, Schutz von Libellen usw.) zu berücksichtigen. Großflächige Entkrautungsmaßnahmen sind meist aus ökologischen Gründen abzulehnen, meist auch nicht finanzierbar. Die Entkrautung wird von Booten aus mit Mähgeräten oder Rechen durchgeführt, das Mähgut muss vollständig oder zumindest weitgehend aus dem Gewässer entfernt und kompostiert werden. Bei sachgemäßer Durchführung der Maßnahmen ist der Erfolg zum Zweck der Makrophytenreduktion sicher, es muss jedoch häufig zunächst mit einer stärkeren Trübung des Wassers durch Phytoplankton gerechnet werden. Biomanipulation Unter Biomanipulation versteht man biotechnologische Eingriffe in die Nahrungskette (auch Nahrungskettenmanipulation: nach LAMPERT & SOMMER 1993), um die Massenentwicklungen von Algen zu verhindern bzw. zu begrenzen. Nur große Zooplankter, wie z. B. bestimmte Daphnien-Arten, filtrieren unselektiv große Partikel aus dem Wasser und kontrollieren dadurch das Wachstum des Phytoplanktons. Bei Überhandnehmen von planktivoren Fischen werden aber gerade diese gut sichtbaren Arten dezimiert und es kann - 14 - zu Algenblüten kommen. Durch Dezimierung dieser Fische kann der Fraßdruck auf das Phytoplankton erhöht werden. Bentivore Fische (z. B. Cypriniden) wühlen auf der Suche nach Nahrung das Sediment auf, wodurch es besonders in flachen Seen zur Eintrübung des Wassers und zur Rücklösung von Phosphor kommt. Bei hoher Bestandsdichte kann dies ebenfalls zu hohen Algendichten führen. Durch Reduzierung der bentivoren Fische verringert sich die Rücklösung des Phosphors und die Sichttiefe vergrößert sich, wodurch die Unterwasservegetation evtl. wieder besser wachsen kann, die dann jungen Raubfischen (z. B. Hecht) Unterstand bietet. In kleinen Flachseen wurde die Methode der Nahrungskettenmanipulation mehrfach erfolgreich angewendet. Tendenziell sind ihre Erfolgsaussichten insbesondere in mesotrophen Gewässern gegeben, und nach erfolgter Entlastung der Nährstoffzufuhr können sie eine trophische Erholung beschleunigen. Einsatz von Pflanzen fressenden Fischen Durch den Besatz mit herbivoren Fischen sollten die Wasserpflanzenbestände verringert werden. Hauptsächlich von Angelvereinen wurden die aus China stammenden Arten Ctenopharyngodon idella (Graskarpfen oder Weißer Amurkarpfen), zur Reduzierung der Makrophytenbestände, sowie Hypophthalmichtys olitrix (Tolstolop oder Silberkarpfen) und Hypophthalmichthys nobilis (Gefleckter Silber- oder Marmorkarpfen), die planktische Algen filtrieren, eingesetzt. Da der Besatz mit diesen Fischarten eine Faunenverfälschung darstellt, ist er Bayern und Nordrhein-Westfalen verboten und in den anderen Bundesländern bedarf er einer fischerei- und naturschutzrechlichen Genehmigung. Der Besatz mit diesen Fischarten in Mitteleuropa wurde nur selten wissenschaftlich begleitet. Nachträgliche Bestandsaufnahmen sowie neuere wissenschaftliche Arbeiten (BLACKWELL & MURPHY 1996) belegen jedoch, dass die Therapieziele nicht erreicht werden konnten. Einsatz von Herbiziden und Algiziden In der Vergangenheit wurden Herbizide zur Reduzierung von Makrophytenbeständen eingesetzt. In deutschen Gewässern ist jetzt der Einsatz von Herbiziden gesetzlich verboten. Kupfersulfat (CuSO4 * H2O) wurde in verschiedenen Ländern zur Bekämpfung von Massenentwicklungen an Cyanobakterien ("Blaualgenblüten") eingesetzt. Um die Wirkung von Kupfer auf die aquatische Lebensgemeinschaft zu prüfen, führte die Bayerische Landesanstalt für Wasserforschung Versuche in ihren Teichen durch (WAGNER & BOHL 1978). Wegen der erst zum Teil bekannten Folgen, wie z. B. Anreicherung von Kupfer im Sediment und in Makrophyten, Akkumulation in Fischen, Schädigung des Zooplanktons, ist der Einsatz von Kupfersulfat abzulehnen. - 15 - 2 Administrative structure and legislation - Gesetzliche Bestimmungen und Verwaltungsvorschriften 2.1 Administrative structure – Vorschriften und Richtlinien Zur Bewertung von Seen und zur Durchführung von Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen gibt es Richtlinien und Bestimmungen, die zwar keinen gesetzlichen Charakter haben, jedoch zur bundesweiten Vereinheitlichung der Maßnahmen führen sollen: ATV-Handbuch (1996): Klärschlamm, 4. Auflage, Ernst & Sohn Verlag, Berlin ATV-Handbuch (1997): Biologische und weitergehende Abwasserreinigung. 4. Auflage, Ernst & Sohn Verlag, Berlin ATV-DVWK (2004): 2. Arbeitsbericht des Fachausschusses KA-7 (zur Abtrennung des belebten Schlammes mittels Membranfiltration), Fassung vom 21.9.2004 ATV-DVWK (2005): Wirkung, Bemessung und Betrieb von Vorsperren. – Merkblatt ATVDVWK-M 605, 32 S. DEV (2006): Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung. Verlag Chemie 63. Lieferung DVWK (1988): Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e. V.: Sanierung und Restaurierung von Seen. DVWK-Merkblatt 213, 33 S. DVWK (1999): Maßnahmen zur Verringerung diffuser Stoffeinträge aus der Landwirtschaft. DVWK-Merkblatt 250, 69 S. LAWA (1999): Länderarbeitsgemeinschaft Wasser: Gewässerbewertung - Stehende Gewässer - Vorläufige Richtlinie zur Erstbewertung von natürlich entstandenen Seen nach trophischen Kriterien, Kulturbuch-Verlag, Berlin, 74 S. LAWA (2001): Länderarbeitsgemeinschaft Wasser: Gewässerbewertung - Stehende Gewässer - Vorläufige Richtlinie für die Trophieklassifikation von Talsperren, Kulturbuch-Verlag, Berlin, 35 S. LAWA (2003): Länderarbeitsgemeinschaft Wasser: Gewässerbewertung - Stehende Gewässer - Vorläufige Richtlinie für eine Erstbewertung von Baggerseen nach trophischen Kriterien, Kulturbuch-Verlag, Berlin, 27 S. Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2003): Retentionsbodenfilter - Handbuch für Planung, Bau und Betrieb. ISBN 3-9808617, S. 1-6 2.2 Essential national legislation – Wichtige gesetzliche Bestimmungen Abwasserabgabengesetz (AbwAbgG): Gesetz über Abgaben für das Einleiten von Abwasser in Gewässer, Neufassung vom 3.11.1994 (BGBl. I, S. 3370) - 16 - Abwasserverordnung (AbwV): Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gewässer, Neufassung vom 20.9.2001 (BGBl. I, S. 2440) zur Umsetzung u. a. der Richtlinien RL 91/271/EWG und 98/15/EG Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG): Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege vom 25.3.2002 (BGBl. I, S. 1193), geändert am 21.6.2005 (BGBl. I, S. 1818) Düngerverordnung (DüngeV): Verordnung über die Grundsätze der guten fachlichen Praxis beim Düngen vom 6. 2. 1996 (BGBl. I, S. ), Neufassung vom 14. 2. 2003 (BGBl. I, S. 235) Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG): vom 12. 2. 1990 (BGBl. I, S. 205), Neufassung vom 25. 6. 2005 (BGBl. I, S. 1757, S. 2797) Klärschlammverordnung (AbfKlärV): vom 15.4.1992 (BGBl. I, S. 912) zur Umsetzung der Richtlinie 86/278/EWG Phosphathöchstmengenverordnung (PhöchstMengV): Verordnung über Höchstmengen für Phosphate in Wasch- und Reinigungsmitteln vom 4. Juni 1980, (BGBl. I 1980, S. 664) Wasch- und Reinigungsmittelgesetz: Gesetz über die Umweltverträglichkeit von Wasch- und Reinigungsmitteln vom 5.3.1987 (BGBl. I, S. 875) geändert am 27.6.1994 (BGBl. I, S. 1440) Wasserhaushaltsgesetz (WHG): Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts von 1996 (BGBl. I, S. 1695; geändert durch Gesetz vom 25.8.1998 (BGBl. I, S. 2455, zuletzt geändert durch Artikel 7 des Gesetzes zur Umsetzung von Umweltschutzrichtlinien vom 27.7.2001 (BGBl. I, S. 2004) Wasserrahmenrichtlinie (WRRL): 2000/60/EG 2.3 Current state of the national implementation of the Water Framework Directive in Germany – Aktueller Stand zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland Nach dem Inkrafttreten der „Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik“ (nachfolgend als Wasserrahmenrichtlinie bzw. WRRL bezeichnet) begann der mehrstufige Prozess der Umsetzung. Zur Anwendung der WRRL wurde von der EU eine gemeinsame Umsetzungsstrategie, die „Common Implementation Strategy“ (CIS) erarbeitet , die als Basis für eine einheitliche Auslegung der Bestimmungen der WRRL genutzt werden soll. Internationale Expertengruppen erarbeiteten in diesem Rahmen mehrere Leitlinien, die die Anforderungen der Länderarbeitsgemeinschaft WRRL konkretisierten. Wasser und das National fördern Umweltbundesamt das BMBF, Forschungs- die und Entwicklungsvorhaben im Rahmen der Umsetzung der WRRL. Zur Förderung der Kommunikation zwischen den BMBF-Projekten, die sich mit Forschungs- und Entwicklungsprojekten zur Umsetzung der WRRL beschäftigten, wurde zwischen März 2002 - 17 - und Mai 2005 im Rahmen eines BMBF-Vorhabens die Koordinationstelle „KoBio“ mit Sitz in Essen eingerichtet (FELD et al. 2005). Die Koordinationsarbeit schloss neben den BMBFProjekten auch die Betreuung anderer nationaler Forschungsvorhaben ein, darunter die von der LAWA und dem Bundesamt im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) beauftragten Vorhaben (Tab. 3). Tab. 3: Projektübersicht KoBio (Quelle: http://www.uni-essen.de/~bb0062/projekte_alle.htm) Cluster "Küste" Geomorphologische Charakterisierung der deutschen Nord- und Ostseeküstengewässer vor dem Hintergrund internationaler Vereinbarungen Verbundprojekt: Entwicklung von leitbildorientierten Bewertungsgrundlagen für Übergangsgewässer der deutschen Ostseeküste (ELBO) Entwicklung leitbildorientierter Bewertungs- und Managementinstrumente für ausgewählte innere und äußere Küstengewässer Characterisation of the Baltic Sea Ecosystem: Dynamics and function of coastal types (CHARM) NI NLÖ FS Küste, 06-2001/05-2003 BMBF Universität Rostock 10-2000/09-2003 BMBF Institut für Angewandte Ökologie mbH Broderstorf 04-2002/12-2003 BMBF DK NERI, Riemann, Deutscher Partner: Universität Rostock 01-2002/12-2005 EU BY-LfW München, 01-2001/03-2003 BMBF BfG Koblenz 03-2002? BMBF IGB Berlin 05-2001/042003 BMBF BW-FFS Langenargen, 05-2001/09-2003 BMBF Universität Essen abgeschlossen BMU/UBA Universität Essen 04-2002/03-2004 BMU/UBA Forschungsinstitut Senckenberg, Haase 04-2002/03-2004 LAWA Cluster „Flüsse & Seen“ Bewertung Fließgewässer und Seen Teilbereich Makrophyten und Phytobenthos Biol. Bewertung Flusswirbellose als Basis überregionaler Bewertung ökol. Funktionsfähigkeit Bewertung von Seen mithilfe der Fischfauna Verbundprojekt: Bewertungsschema zur Klassifizierung von Flüssen anhand der Fischbestände Leitbildorientierte biol. Bewertung zur Charakterisierung des Sauerstoffgehaltes („Saprobielle Leitbilder“) Weiterentwicklung und Anpassung des nationalen Bewertungssystems für Makrozoobenthos an neue internationale Vorgaben Ergänzende Arbeiten zur Makrozoobenthoserfassung in Fließgewässern (Validierung Fließgewässer-Typologie, Ergänzung - 18 - Datenbestand) Standardisierung der Makrozoobenthoserfassung Leitbildbezogenes Bewertungsverfahren für Makrozoobenthos in stehenden Gewässern Zentrale Datenbank und Auswertung biologischer Daten für die WRRL Entwicklung eines Bewertungsverfahrens für Phytoplankton in Fließgewässern Development and testing of an integrated assessment sytem for streams using macroinvertebrates (AQEM) Standardisation of river classification. (STAR) Forschungsinstitut Senckenberg Universität Hohenheim 04-2002/03-2004 LAWA 04-2002/03-2004 LAWA Universität Hohenheim 04-2002/03-2004 LAWA IGB Berlin 03-2002/11-2003 LAWA Universität Essen abgeschlossen (verfügbar unter www.aqem.de) EU UK CEH, Furse; Deutscher Partner: Universität Essen 01-2002/12-2005 EU Universität Bochum 03-2002/02-2005 BMBF Universität Münster 03-2002/02-2005 BMBF Universität Potsdam 07-2001/06-2004 BMBF UFZ Leipzig-Halle 07-2001/06-2004 BMBF Universität Essen 09-2001/08-2004 BMBF Umweltbüro Essen, Halle 11-2001/06-2002 LAWA Cluster "Einzugsgebietsmanagement" Verbundprojekt: Flusseinzugsgebietsmanagement für die Werra FLUMAGIS – Methoden und Werkzeugentwicklung Flusseinzugsgebietsmanagement (Ems) Bewirtschaftungsmöglichkeiten Bsp. Havel Entscheidungshilfen für Flusseinzugsgebietsmanagement Bsp. Weiße Elster Entwicklung von Methoden und Verfahren zur Ausweisung erheblich veränderter Fließgewässer und Herleitung des 'guten ökologischen Potentials' gemäß EU-WRRL (MAKEF) Abschließende Arbeiten zur Fließgewässertypisierung entsprechend den Anforderung der WRRL („Typenkarte“) Zur „ Leitbildorientierten Bewertung von Seen anhand der Teilkomponente Phytoplankton im Rahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie“ wurde innerhalb eines gleichnamigen LAWA Projektes unter der Projektleitung von Frau Prof. Dr. Brigitte Nixdorf von der BTU Cottbus Lehrstuhl Gewässerschutz eine Methodik entwickelt, die durch einen bundesweiten Praxistest im Jahr 2006 erprobt werden wird. Als Grundlage diente die Seentypisierung nach MATHES et al. (2002). Auf Grundlage des Bewertungsverfahrens mittels Phytoplankton wird für die einzelnen Seentypen der Degradationszustand nach typspezifischer Trophie bestimmt. Die von der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) - 19 - für Deutschland entworfene konkrete Arbeitshilfe zur Abschätzung der Wahrscheinlichkeit, inwieweit ein Gewässer ohne weitergehende Maßnahmen die Umweltziele erreicht, dient als weitere Konkretisierung und Anleitung zur Umsetzung der WRRL. Im Jahr 2004 erfolgte als Grundlage eine Bestandsaufnahme für die relevanten Oberflächengewässer und Grundwasserkörper (Tab. 4). Tab. 4: Elemente der Bestandsaufnahme (Umweltbundesamt 2005) Beschreibung der Bestandsaufnahme Festlegung der Gewässerkategorie – Fluss, See, Küsten- und Übergangsgewässer und Grundwasser ▼ Festlegung der Gewässertypologie und Ermittlung von Referenzgewässern zur Festlegung des sehr guten ökologischen Zustands ▼ Abgrenzung von Grund- und Oberflächenwasserkörper ▼ Ermittlung künstlicher und vorläufig erheblich veränderter Gewässer ▼ Ermittlung von Gewässerbelastungen und Beurteilung der Auswirkungen sowie Analyse des Grundwassers ▼ Einschätzung der Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung ▼ Wirtschaftliche Analyse der Wassernutzungen ▼ Bericht an die EU-Kommission im März 2005 2.3.1 Results of the inventory in Germany - Bestandsaufnahme in Deutschland Zur Bewertung anhand der WRRL wurde für die Gewässer eine Typologie erarbeitet. Für Deutschland existieren demnach insgesamt 24 Fließgewässertypen, 14 Seentypen und fünf Küstengewässertypen (FELD et al. 2005). Im Ergebnis der Bestandsaufnahme zeigt sich das 63 % der Oberflächenwasserkörper als natürlich eingestuft werden konnten, knapp 23 % vorläufig in die Kategorie „erheblich verändert“ und knapp 14 % in die Kategorie „künstlich“. Ob alle Oberflächengewässer 2015 den guten ökologischen Zustand erreichen, ist sehr unwahrscheinlich. So ist bei 60 % der Oberflächengewässer die Zielerreichung unwahrscheinlich, bei 26 % unsicher und nur bei 14 % wahrscheinlich. Als Hauptgründe für die Zielverfehlung gelten bei Oberflächengewässer die morphologischen Beeinträchtigungen der Gewässerstrukturen und das Vorhandensein von Querbauwerken. Querbauwerke unterbrechen die Durchgängigkeit von Gewässern und stören damit die natürliche Wanderung von Fischen und Organismen. Als weitere bedeutende Ursache, die zum Nichterreichen des guten ökologischen Zustands vieler Oberflächengewässer führt, werden die noch immer hohen Nährstoffeinträge genannt. Werden die Seen einzeln betrachtet, so - 20 - ergibt sich ein deutlich besseres Bild, bei dem 38 % der Seen den guten Zustand erreichen, es bei 24 % der Seen unsicher ist und es bei 38 % aber ausgeschlossen wird. Beim Grundwasser fällt die Bilanz etwas positiver aus: So ist die Zielerreichung bei 47 % der Wasserkörper wahrscheinlich aber bei 53 % unwahrscheinlich. Das Hauptproblem beim Grundwasser stellen die diffusen Stoffeinträge dar. Der mengenmäßige Zustand wird nur in 5 % der Grundwasserkörper wahrscheinlich nicht erreicht werden (UMWELTBUNDESAMT 2005). 2.3.2 Implementation of the Water Framework Directive in Brandenburg – Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Brandenburg Als zuständige Behörde für den Brandenburger Anteil an den Flussgebietseinheiten Elbe und Oder wurde das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz (MLUV) bestimmt. Als oberste Wasserbehörde Brandenburgs übt das MLUV die Rechts- und Fachaufsicht über das Landesumweltamt sowie die Unteren Wasserbehörden der Landkreise und kreisfreien Städten aus (LUA 2005). Neben der innerdeutschen Koordinierung innerhalb des Elbe- und Odereinzugsgebietes sind auch innerstaatliche Vereinbarungen notwendig, die die Zusammenarbeit bei der Umsetzung der WRRL mit den benachbarten Staaten regeln. 2.3.3 First results in Brandenburg - Erste Ergebnisse der Umsetzung in Brandenburg Grundlage für die Typisierung und Kategorisierung der Fließgewässer in Brandenburg waren die Arbeiten der LAWA 2003, von POTTGIESSER & SOMMERHÄUSER und MUTZ et al. (in LUA 2001). Die Typisierung der Seen erfolgte nach MATHES et al. (2002). 31,5 % der Seen Brandenburgs wurden der Gruppe der karbonatreichen polymiktischen Seen mit großem Einzugsgebiet und einer Wasseraufenthaltszeit von weniger als 30 Tagen zugeordnet. Der Anteil der karbonatreichen dimiktischen Seen mit großem Einzugsgebiet liegt bei 26,5 %. Der Anteil der karbonatreichen Flussseen mit großem Einzugsgebiet und einer Wasseraufenthaltszeit von weniger als 30 Tagen beläuft sich auf 14 %. 16,2 % der Seen wurden der Gruppe der künstlichen Gewässer zugeordnet (LUA 2005). Die Einstufung der Fließgewässer ergab für 6,9 % eine hohe, für 20,6 % eine unklare und für 72,5 % eine unwahrscheinliche Zielerreichung. Bei den Seen zeigte sich ein geringfügig besseres Ergebnis mit einer Zielerreichung von 27,9 %. Bei 51,8 ist die Zielerreichung ausgeschlossen und bei 20,3 % ungewiss. Für die Grundwasserkörper ergibt sich ein deutlich besseres Ergebnis mit einer Zielerreichung von 81 %. Bei 19 % der Grundwasserkörper ist das Erreichen des mengenmäßig und chemisch guten Zustands ungewiss (LUA 2005). - 21 - 3 Actors – Zuständigkeiten und Ausführende 3.1 Tasks of different stakeholders and networking - Aufgaben der Beteiligten Die amtliche Zuständigkeit für die Gewässerüberwachung und Bewirtschaftung obliegt in der Bundesrepublik Deutschland den Bundesländern und ist in jedem Bundesland anders geregelt. Auskunft erteilen die Landesumweltämter oder die oberen Wasserbehörden der Länder, die über das jeweils für Umweltfragen zuständige Ministerium ausfindig gemacht werden können. Im Folgenden wird das Land Brandenburg als ein Beispiel dargestellt. Land Brandenburg Vom Umweltministerium des Landes Brandenburg wird für die Planung, Überwachung und Erfolgskontrolle von Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen die Einschaltung von Planungsbüros empfohlen, die auch die behördlichen Wege kennen. Bei der Sanierung sind die Bestimmungen des Brandenburgischen Wassergesetzes (BbgWG) zu erfüllen und die Behörden einzuschalten. Zur Beantragung von Fördermaßnahmen hat das Land Brandenburg eine „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg zur Förderung der Sanierung und naturnahen Entwicklung von Oberflächengewässern“ herausgegeben. Gefördert werden können: juristische Personen des öffentlichen Rechts natürliche Personen und Personengemeinschaften juristische Personen des privaten Rechts Zuwendungen werden erteilt bis zu 80 % der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben. Erforderlich für die Förderung ist die behördliche Zulässigkeit (wasserrechtliche Zulassung oder Planfeststellungsbeschluss bzw. Plangenehmigung) sowie die fachliche Bewertung durch das Landesumweltamt Brandenburg. Der Antrag ist mit allen erforderlichen Unterlagen beim Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg einzureichen. 3.2 Overview of research and education – Forschungs- und Bildungseinrichtungen Neben den in Tabelle 3 aufgeführten Organisationen und wissenschaftliche Einrichtungen die im Rahmen der Umsetzung der WRRL aktiv im Rahmen des KoBio-Projektes einbezogen waren, folgt in Tabelle 5 noch eine Übersicht über weitere Institutionen und Einrichtungen, die im Bereich der Gewässerforschung tätig sind. - 22 - Tab. 5: Ausgewählte Einrichtungen in Deutschland im Bereich der Gewässerforschung (unvollständig) Forschungsinstitute Strategien, für die Expertise vorliegt Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin P-Kreislauf, P-Rücklösung aus dem Sediment, PFällung mit Al oder Ca, Biomanipulation Technische Universität Dresden Biomanipulation Technische Universität Cottbus Phytoplanktonbewertung Technische Universität Karlsruhe Abdeckung Technische Universität Berlin Entschlammung, P-Sorption Umweltforschungszentrum Leipzig Tiefenwasserableitung, Tiefenwasserbehandlung, Nährstoff-Fällung - 23 - 4 Sources of Funding for Restoration Projects – Finanzierung des Einzugsgebiets- und Gewässermanagements Die Finanzierungsmöglichkeiten sind entsprechend den Finanzierungsrichtlinien der Bundesländer unterschiedlich. Neben Eigenleistungen der Städte und Gemeinden sind Zuschüsse der Bundesländer, der EU (z. B. INTERREG, LIFE) oder aus dem Naturschutz möglich. Ebenso sollte - falls bekannt - der Verursacher zu den Kosten herangezogen werden. Weitere bundesweit agierende Fördereinrichtungen, die im Bereich der Gewässerforschung und der Gewässersanierung eine bedeutende Rolle spielen, sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Umweltbundesamt (UBA), Bundes- ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert vorwiegend im Bereich der Grundlagenforschung, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt im anwendungsorientierten Bereich. - 24 - 5 Restoration planning and implementation procedures – Planung von Restaurierungsmaßnahmen und Verfahren zur Umsetzung Eine erfolgreiche Gewässertherapie bedarf der gründlichen Planung, Vorbereitung und fachlichen Begleitung, um die verfügbaren Geld- und Sachmittel effizient einzusetzen und Fehlschläge zu vermeiden. Es ist eine Reihe von Maßnahmen abzuarbeiten (Tab. 6) Tab. 6. Ablaufschema für die Durchführung von Maßnahmen der Gewässertherapie Trophische Ersteinschätzung ▼ Ermittlung des Referenzzustandes bzw. Festlegung des Qualitätszieles ▼ Defizitanalyse ▼ Ursachenermittlung ▼ Entwicklungsziel festlegen ▼ Auswahl geeigneter Sanierungsoder Restaurierungsmaßnahmen ▼ Kosten-Nutzen-Analyse ▼ Festlegung der Therapiemaßnahmen ▼ Klärung der Trägerschaft und Finanzierung ▼ Planung ▼ Genehmigung ▼ Ausführung ▼ Erfolgskontrolle - 25 - 6 National best Practices and special Expertise in Methods and Projects – Anerkannte Verfahren und Methoden zur Gewässerrestaurierung 6.1 National special Expertise - Schlüsseltechnologien In Deutschland hat man weitreichende Erfahrungen mit den häufigsten seeinternen Maßnahmen Belüftung, Entschlammung, Nährstofffällung und Tiefenwasserableitung sowie Biomanipulation gemacht (s. Punkt 1.4). Es gibt ein breites technisches und limnologisches Fachwissen. Deutschland hat ein sehr gut ausgebautes Abwasserbehandlungsnetz und erprobt Wege, die diffusiven Nährstoffeinträge zu vermindern (z. B. durch verschiedene Kooperationsmodelle mit der Landwirtschaft, Schutzgebietsverordnungen in einigen Bundesländern, erosionsmindernde Bodenbearbeitung, Uferrandstreifen). Der Bau von Phosphoreliminationsanlagen an den Zuläufen von Gewässern wurde als Alternative zu kostenintensiven Sanierungsmaßnahmen im Einzugsgebiet entwickelt. Der Erfolg dieser Maßnahme hängt davon ab, dass damit die externe P Last nachhaltig unter die kritische P Belastung gebracht wird und die Wasserverweilzeit relativ kurz ist. Grundsätzlich wurde die Notwendigkeit der Zieldefinition und entsprechenden Planung sowie fachlichen Begleitung und Erfolgskontrolle von Sanierungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen erkannt, wenngleich die Umsetzung dieser Vorgehensweise – u. a. aufgrund von Personalmangel in den zuständigen Behörden vor Ort – nicht immer befriedigend gewährleistet ist. 6.2 New innovations – Forschungsgebiete und Pilotprojekte Die bekannten seeinternen Maßnahmen wurden und werden weiterentwickelt und kombiniert, z.B. seeinterne Entschlammung durch Aufwirbelung unter Sauerstoffzufuhr, PFällung mit Ca und Belüftung, Kombinationsfällstoff Ca-Al, lokale Entschlammung (Sedimentfalle) Nährstofffällung, und Tiefenwasserableitung, Sedimentabdeckung externe durch Tiefenwasserbehandlung Eisenoxide und durch Belüftung. Ein Entscheidungsunterstützungssystem (SIMPL) zur Auswahl der Methoden und Planung von Maßnahmen wurde unlängst als Shareware zur Verfügung gestellt (Schauser et al. 2003). 6.3 Examples of completed restoration projects – Abgeschlossene Restaurierungsprojekte 6.3.1 Tegeler See und Schlachtensee: Phosphorelimination am Zulauf, Belüftung und Tiefenwasserableitung Der Tegeler See und der Schlachtensee in Berlin sind einzigartige Fallstudien für eine erfolgreiche Sanierung von urbanen Gewässern. Sie sind zudem typische Beispiele für die durch vielfältige Nutzung verursachten Probleme, wie die Nutzung als Wasserstraße - 26 - (Tegeler See), als Erholungsgebiet, zum Angeln und als Fischereigewässer, als Vorfluter für die Abwassereinleitung und als Trinkwasserreservoir. Seewasser wird für die Gewinnung von Trinkwasser in Form von Uferfiltrat und für die künstliche Grundwasseranreicherung benutzt. Starke Eutrophierung gefährdete die Nutzungen des Schlachtensees und des Tegeler Sees, insbesondere zur Trinkwassergewinnung und zur Freizeitnutzung. Um die nahezu natürliche Trinkwassergewinnung ohne Bedarf einer weiteren Desinfektion zu erhalten, wurde auf Initiative des Berliner Senats ab Anfang der 1970er Jahre von einem Forschungsinstitut des Bundesgesundheitsamtes (Institut für Wasser-, Boden-, Lufthygiene) ein Konzept für die Restaurierung und Sanierung der Seen entwickelt. Das Forschungsinstitut wurde später dem Umweltbundesamt zugeordnet. Durchgeführt wurde die Gewässertherapie durch den Senat Berlin. Eine Beteiligung der lokalen Bürgschaft fand nur in Form von Informationsveranstaltungen statt. Für den Tegeler See wurde bereits im Rahmen des ersten Konzepts eine Phosphoreliminationsanlage geplant. Aus Kostengründen wurde zunächst die kleinere Anlage am Zulauf des Schlachtensees gebaut und 1981 in Betrieb genommen. Dort wurde zusätzlich ab 1981 bis 1996 phosphorreiches Tiefenwasser am Ende der Sommerstagnation abgeleitet. Am Tegeler See wurden 1979 zunächst 15 Belüfter installiert, um dem massiven Sauerstoffdefizit zu begegnen. Erst 1985 wurde eine Phosphoreliminationsanlage am größten Zulauf des Sees installiert. Abb. 1: Gesamtphosphorkonzentration im oberen (0 - 8m) und unteren (> 8 m) Wasserkörper des Tegeler Sees im Vergleich zu den Zeiten der Belüftung (vor 1995 verbunden mit Zwangszirkulation, ab 1995 nur hypolimnische Belüftung, Schauser et al. 2006) - 27 - Die Belüftung des Tegeler Sees hatte auf die Phosphorretention im Sediment keine signifikante positive Auswirkung (Abb. 1). Es kam auch während Zeiten von Belüftungen (bis 1989 wurde das Jahr hinweg durchgängig belüftet) zu Phosphorakkumulationen im Hypolimnion. Die Tiefenwasserableitung am Schlachtensee hingegen unterstütze die Sanierung durch die Erhöhung des Phosphorexports in den ersten Jahren (Abb. 2). Durch die Verringerung der Phosphorkonzentration im Hypolimnion wurde dieser Effekt aber mit der Zeit immer geringer. 10000 1000 100 10 1 0 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 external P load [kg a-1] P in the lake [kg] 2000 2002 2004 P withdrawn [kg a-1] Abb. 2: Vergleich des Gesamtphosphorgehalts im Schlachtensee mit der jährlichen externen Phosphorfracht und der jährlichen durch die Tiefenwasserableitung entnommen Phosphormenge (Achtung: logarithmische Einteilung auf der Y-Achse, Schauser & Chorus 2006) Durchschlagend war die drastische und schnelle Reduktion der externen Phosphorfracht. Infolge des Einsatzes der Phosphoreliminierungsanlagen wurde die Gesamtphosphorkonzentration der Zuläufe von ca. 1500-500 µg L-1 auf ca. 10-20 µg L-1 gesenkt. Der Tegeler See und der Schlachtensee reagierten auf die dramatischen Frachtreduktionen mit einer sofortigen und in den ersten Jahren nahezu exponentiellen Abnahme der Phosphorkonzentration im Seewasser. Die Phytoplanktonbiomasse der beiden Seen (gemessen als Chlorophyll-a-Konzentration) reagierte auf die reduzierte Phosphorkonzentration zeitverzögert, in Abhängigkeit von Schwellenwerten (Abb. 3). Oberhalb von 100 µg/l Gesamtphosphor veränderten sich die jährlichen Mittelwerte der Chlorophyll-a- Konzentrationen nicht, und die sommerlichen Maxima verringerten sich nur geringfügig. Hingegen konnte in dem Bereich von 30 – 60 µg/l Gesamtphosphor ein linearer Zusammenhang zwischen den jährlichen Mittelwerten der Phosphor- und der Chlorophyll-aKonzentration beobachtet werden. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass es für eine effektive Kontrolle von Massenentwicklungen von Algen und – potentiell toxischen – Cyanobakterien notwendig ist, die Gesamtphosphorkonzentration deutlich unter 50 µg L-1 zu - 28 - senken. Im Schlachtensee zeigte sich ein Grenzwert zur effektiven Unterdrückung von Cyanobakterien-Massenentwicklungen bei 20 µgP L-1. Chlorophyll-a in 1 m depth [µg L-1] 100 1980 1984 30 10 2004 2004 Schlachtensee ('80-'04) Lake Tegel ('84-'04) 3 1 10 30 100 300 1000 Total phosphorus in 1 m depth [µg L-1] Abb. 3: Jährliche Mittelwerte der Gesamtphosphor- und Chlorophyll-a-Konzentration in 1 m Tiefe des Tegeler Sees und Schlachtensees - 29 - 7 Summary and needs for development – Zusammenfassung und Ausblick Die Eutrophierung ist auch in Deutschland immer noch eins der wichtigsten und am weitesten verbreiteten Probleme der Gewässer und beeinträchtigt ihrer Nutzung wesentlich. In den vergangenen Jahrzehnten sind in Deutschland daher viele unterschiedliche Maßnahmen eingesetzt worden, um die Gewässertrophie zu verbessern. Die Reduktion der externen Nährstoffbelastung war dabei in den meisten Fällen der erste notwendige Schritt. Interne Maßnahmen waren dort hilfreich, wo die externe Last ausreichend reduziert worden ist und durch eine zusätzliche interne Maßnahme die Anpassungszeit des Sees verringert werden konnte. Die Anpassungszeit eines Sees an eine veränderte externe Nährstofflast kann dann besonders lang sein, wenn die Wassererneuerungszeit sehr lang ist oder/und sich sehr viele Nährstoffe im Sediment angesammelt haben, die wieder freigesetzt werden. Interne Maßnahmen zielen darauf, diese Nährstoffe aus dem See zu entfernen oder im Sediment dauerhaft fest zu binden, oder aber sie zielen direkt auf das Nahrungsnetz im See. Erfahrungen mit solchen Maßnahmen (Destratifikation und Biomanipulation) haben ergeben, dass dafür bestimmte Rahmenbedingungen eingehalten werden Maßnahmen können zudem effizient sein, wenn die Senkung müssen. Interne der externen Last aus technischen oder finanziellen Gründen nicht ausreichend möglich ist. Grundsätzlich sollten unter solchen Umständen aber Maßnahmen gewählt werden, die einen langfristigen Effekt haben (z.B. Tiefenwasserableitung) oder deren wiederholter Einsatz geplant ist. Ein modernes Gewässermanagement sollte dabei von dem potentiellen Zustand eines Gewässers ausgehen und beachten, dass es auch natürlich eutrophe und mesotrophe Seen gibt. Externe und interne Maßnahmen wurden seit Beginn der Eutrophierungsbekämpfung fortlaufend weiterentwickelt. Sie sollten in Zukunft verstärkt kombiniert eingesetzt werden, um eine Mehrfachsteuerung zu erreichen. Im Vordergrund der bisherigen Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland stand vor allem die Referenzierung und Typisierung der Oberflächengewässer, um eine fundierte Bestandsaufnahme durchführen zu können. Allein die Typisierung der Seen in Abhängigkeit von der Ökoregion, dem geologischen Hintergrund, dem Einzugsgebiet, dem Schichtungsverhalten und der mittleren Wasseraufenthaltszeit musste auf ein praktikables Mindestmaß reduziert werden (MATHES et al. 2002). Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme für die Wasserkörper in Deutschland zeigen einen großen Handlungsbedarf im Bereich der Oberflächengewässer, bei denen 60 % den guten Zustand bis 2015 nicht erreichen werden. Als Hauptursachen gelten die morphologischen Defizite und die immer noch hohen Nährstoffeinträge. Bei den Grundwasserkörpern ist das Ergebnis wesentlich besser, hier erreichen 81 % der Wasserkörper wahrscheinlich den guten chemischen und - 30 - mengenmäßigen Zustand. Für den Hauptanteil der restlichen 19 % gelten vor allem Nährund Schadstoffeinträge als Ursache für die Zielverfehlung. Die Bewertung der Gewässer anhand der Biozönosen (Phytoplankton, Makrozoobenthos, Makrophyten, Phytobenthos und Fische) setzte für jeden Seetyp das Vorhandensein eines anthropogen unbelasteten Referenzsees voraus, der die jeweilige Typenklasse abbildete. - 31 - 8 Literatur ANDRES, T. & SCHARF, B.W. 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