DIE WICHTIGSTEN ÖKOSYSTEMTYPEN DIE GROSSEN ÖKOSYSTEMTYPEN UND BIOME DER BIOSPHÄRE. terrestrische Biome arktische und alpine Tundren, boreale Nadelwälder, sommergrüne Laubwälder, Steppen der gemäßigten Breiten, tropisches Grasland und Savannen, Hartlaubwälder in Gebieten mit Winterregen und Sommertrockenheit, Wüsten und Halbwüsten mit Kraut- und Strauchvegetation, regengrüne tropische Wälder mit ausgeprägten Regen- und Trockenzeiten, immergrüne tropische Regenwälder Süßwasserökosysteme stehende Gewässer: Seen und Teiche Fließgewässer: Bäche und Flüsse Feuchtgebiete: Moore, Sümpfe und Bruchwälder marine Ökosysteme offenes Meer (Pelagial) Schelfgebiete (küstennahe Gewässer) Auftriebsgebiete (Gebiete hoher Produktivität, gute Fischgründe) Ästuare (Buchten, Fjorde, Flussmündungen, Salzmarschen) Kulturlandschaften großstädtische Ballungsräume und Industriereviere Ökosysteme der Kleinstädte und ländlichen Siedlungsgebiete (mit Transportwegen und Gewerbeflächen) sowie Agrarökosysteme BÄCHE UND FLÜSSE In der Geschichte des Menschen haben Flüsse nicht nur als Wasserlieferanten und Transportwege, sondern auch als Abfall- und Abwasserbeseitigungssysteme stets eine bedeutende Rolle gespielt. Zwar ist der Anteil der Fließgewässer an der Erdoberfläche im Vergleich zu dem der Meere und Landmassen eher gering, doch gehören Bäche und Flüsse zu jenen natürlichen Ökosystemen, die durch den Menschen besonders intensiv genutzt werden. Die verschiedenen Nutzungsarten (zum Beispiel Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und Fischfang, aber auch Eingriffe zum Hochwasserschutz) sollte man genau wie bei Ästuaren stets gemeinsam betrachten und nicht als voneinander unabhängige Probleme behandeln. (Eine andere Situation liegt bei Ackerland oder anderen Ökosystemen mit nur einer Nutzungsart vor.) Auf dem Weg von der Quelle zur Mündung verändern Flüsse stetig ihren Charakter. Zum einen nehmen Breite und Wasserführung zu, zum anderen wandeln sich die Artenzusammensetzung und die Artenvielfalt sowie der Stoffwechsel der Lebensgemeinschaft. Ökologen sprechen bei dieser in Längsrichtung verlaufenden Aufeinanderfolge vom Flußkontinuum. 1. Die oberen Zuflüsse sind oft heterotroph - das heißt, die Atmung (Respiration) übersteigt die Produktion, und das Verhältnis P/R (Photosynthese/Atmung) ist kleiner als eins. Die Lebensgemeinschaft ist weitgehend von organischer Substanz abhängig, die aus den Böden des Einzugsgebiets (oder manchmal aus angrenzenden Seen) eingetragen wird. 2. In ihren mittleren Abschnitten werden die Flüsse breiter und lichter, und sie sind hier oft autotroph (PIR ist größer oder gleich eins), da Algen und andere Wasserpflanzen zahlreicher werden. Die Artenvielfalt erreicht hier normalerweise ein Maximum. 3. Im Unterlauf großer Flüsse nimmt dann die Strömung ab, und das Wasser ist häufig schlammig, was zu einer Abnahme des Lichteinfalls und der aquatischen Photosynthese führt. Der Fluß wird wieder heterotroph, und die Artenvielfalt nimmt auf den meisten Trophieebenen ab. Obgleich Bäche und Flüsse natürliche Aufbereitungssysteme für abbaubare Abfälle sind (man erinnere sich an die wiederholten Bemerkungen über ,,kostenlose Entsorgungssysteme"), tragen fast alle großen Flüsse der Erde eine gefährlich große Fracht von Rückständen aus der menschlichen Zivilisation. Überall auf der Welt hat man die Wasserläufe derart gründlich gestaut, eingedeicht und kanalisiert, daß es immer schwieriger wird, noch einen wirklich wilden Fluß zu finden. Dabei weiß man inzwischen, daß einige dieser sehr kostspieligen Maßnahmen nur einen zeitlich oder örtlich begrenzten Nutzen bringen und darüber hinaus neue Probleme schaffen, für deren Beseitigung wiederum große Summen aufgewendet werden müssen (wie es beispielsweise bei einigen Eindeichungsprojekten zum Hochwasserschutzder Fall gewesen ist). Überschwemmungen, die früher ,,Naturkatastrophen" (und deshalb unvermeidbar) waren, werden heute mehr und mehr zu von Menschen herbeigeführten (und somit vermeidbaren) Unglücken. In Zukunft wird man Eingriffe in Fließgewässer einer gründlicheren Kosten-Nutzen-Analyse als bisher unterziehen müssen. Ökologen teilen Fließwasserökosysteme gerne in zwei Gruppen ein: Flüsse (oder Flußabschnitte), die ihr Bett erodieren und deren Grund daher gewöhnlich fest ist, und solche, in denen sich Material ablagert und deren Grund deshalb meist aus weichen Sedimenten besteht. In vielen Fällen kann man allerdings beides im selben Fluß beobachten; man denke nur an den Wechsel von Stromschnellen und strömungsarmen Wasserbereichen in kleineren Flüssen. Aufgrund der verschiedenartigen Existenzbedingungen unterscheiden sich auch die Lebensgemeinschaften der beiden Standorte. Die Gemeinschaften im Stillwasser eines Flusses ähneln denen in Teichen, weil sich hier wie dort in beträchtlichem Maße Phytoplankton entwickeln kann. Auch die Fisch- und Wasserinsektenarten dieser Zonen sind denen der Teiche und Seen gleich oder ähnlich. Die Lebensgemeinschaften der Stromschnellenbereiche mit festem Untergrund hingegen setzen sich aus charakteristischeren, stärker spezialisierten Formen zusammen. Dazu gehören beispielsweise die netzspinnenden Larven der Köcherfliegen (Trichoptera), die mit Netzen aus feinen Seidenfäden Nahrungsteilchen aus dem fließenden Wasser auffangen. Die riesigen Sedimentfrachten, welche die großen Flüsse der Welt ununterbrochen in die Ozeane transportieren, geben uns nicht zuletzt Hinweise auf die mißbräuchliche Nutzung des Festlandes durch den Menschen. So verliert Asien, der Kontinent mit den ältesten Zivilisationen und dem stärksten Bevölkerungsdruck, pro Quadratkilometer Landfläche, die von Flüssen entwässert wird, jährlich weit über 500 Tonnen Erde. Für Nordamerika liegt der entsprechende Wert bei ungefähr 95 Tonnen, für Südamerika bei 60 Tonnen und für Europa bei 35 Tonnen. SEEN UND TEICHE Geologisch betrachtet sind die meisten Becken, die heute stehende Gewässer enthalten, relativ jung. Die Lebensdauer von Teichen reicht von einigen Wochen oder Monaten bei kleinen, temporären Tümpeln bis zu mehreren Jahrhunderten bei den größeren Vertretern. Wenn auch einige wenige Seen, wie zum Beispiel der BaikalSee in Sibirien, schon uralt sind, datieren die meisten großen Seen nicht weiter zurück als bis zur letzten Eiszeit (Pleistozän). Man kann davon ausgehen, daß sich Stillwasserökosysteme mit einer Geschwindigkeit verändem, die in etwa umgekehrt proportional zu ihrer Größe und Tiefe ist. Obwohl die geographische Isolation von Süßwasserökosystemen die Artbildung begünstigt, steht die fehlende Isolation in der Zeit ihr entgegen. Im allgemeinen ist die Artenvielfalt in Süßwassergemeinschaften gering, und dieselben Taxa (zum Beispiel Arten, Gattungen und Familien) können über einen ganzen Kontinent verbreitet sein und sogar auf benachbarten Kontinenten vorkommen. Deutliche Zonierung und Schichtung sind charakteristische Merkmale für Seen und größere Teiche. Folgende Zonen lassen sich unterscheiden: 1. die Uferzone (Litoral) mit bewurzelter Vegetation, 2. die vom Plankton beherrschte Freiwasserzone (Pelagial) und 3. die Tiefenzone (Profundal), die ausschließlich von Heterotrophen besiedelt wird. Diese Zonen sind den Hauptzonen des Meeres vergleichbar. In gemäßigten Breiten bilden sich im Sommer und im Winter aufgrund ungleichmäßiger Erwärmung oder Abkühlung oft thermische Schichtungen in Seen aus. Die wärmere obere Schicht des Sees (das Epilimnion, vom griechischen epi für ,,auf" und limne für ,,Teich") ist zeitweilig vom kälteren Tiefenwasser (oder Hypolimnion) durch die sogenannte Sprungschicht (Metalimnion, Thermokline) getrennt, die als Barriere gegen den Austausch von Stoffen wirkt. Infolgedessen kann es im Hypolimnion zu Sauerstoffmangel und im Epilimnion zu Nährstoffarmut kommen. Im Frühjahr und im Herbst, wenn der gesamte Wasserkörper eines Sees annähernd die gleiche Temperatur aufweist, findet eine Durchmischung statt. Diesen jahreszeitlich bedingten ,,Verjüngungen" des Ökosystems folgen häufig sogenannte Phytoplanktonblüten. In wärmeren Klimazonen tritt eine Durchmischung des Wassers meist nur einmal jährlich, nämlich im Winter, auf, während dieser Prozeß in den Tropen kontinuierlich abläuft oder in unregelmäßigen Abständen einsetzt. Die Primärproduktion in Ökosystemen stehender Gewässer hängt ab von der chemischen Zusammensetzung des Untergrundes, von der Art der Einträge aus Bächen oder aus der Umgebung sowie von der Tiefe des Gewässers ab. Nach ihrer Produktivität kann man zwischen oligotrophen (nährstoffarmen) und eutrophen (nährstoffreichen) Seen unterscheiden. Flache Seen sind normalerweise produktiver als tiefe. künstliche oder anthropogene Eutrophierung von Seen Problemen in der näheren Umgebung von Großstädten und in vielbesuchten Feriengebieten Einige anorganische Substanzen in Abwässern wirken wie Düngemittel und erhöhen so die Primärproduktionsrate von Seen. Dadurch verändert sich die Zusammensetzung der aquatischen Lebensgemeinschaften in einer Weise, die der Öffentlichkeit gewöhnlich nicht gefällt. Jagdbare Fische wie die Forelle, die kaltes, sauberes, sauerstoffreiches Wasser brauchen, verschwinden oft, und ein übermäßiges Wachstum von Algen und anderen Wasserpflanzen kann zu Beeinträchtigungen bei Freizeitaktivitäten führen Auch verleihen unzersetzte, gelöste organische Stoffe dem Wasser einen unangenehmen Geschmack, . Vom Standpunkt der Wassernutzung und der Erholung ist also ein nährstoffarmer See einem nährstoffreichen See vorzuziehen. Durch Anlage künstlicher Teiche und Seen (Stauseen im weitesten Sinne) verändert der Mensch in Gebieten, die über keine natürlichen Gewässern verfügen, die Landschaft in augenfälliger Weise. Meistens erweisen sich diese Maßnahmen als vorteilhaft für Mensch und Landschaft, da sie Wasser- und Nährstoffkreisläufe stabilisieren und durch eine gesteigerte Vielfalt die Kulturlandschaften bereichern. DAS MEER Die großen Ozeane (Atlantik, Pazifik und Indischer Ozean) und ihre Nebenmeere bedecken ungefähr 70 Prozent der Erdoberfläche. Das Leben im Meer wird von physikalischen Faktoren beherrscht: Wellenbewegungen, Gezeiten, Strömungen, Salzgehalt, Temperatur, Druck und Lichtintensität bestimmen maßgeblich die Zusammensetzung der marinen Lebensgemeinschaften Diese wiederum haben beträchtlichen Einfluss auf die Beschaffenheit der Bodensedimente und auf die Gaszusammensetzung im Wasser und in der Atmosphäre. Die Nahrungsketten des Meeres beginnen mit den kleinsten bekannten autotrophen Organismen, und zu den Endkonsumenten gehören einige der größten Tierarten (große Fische, Riesenkalmare und Wale). Die Ozeanographie, eine Art ,,Superdisziplin", die das Studium der Physik, Chemie, Geologie und Biologie des Meeres beinhaltet, erlangt als Grundlage internationaler Zusammenarbeit zunehmende Bedeutung. Obwohl die Erforschung der Ozeane nicht ganz so kostspielig ist wie die des Weltraumes, erfordern Forschungsschiffe, Küstenlaboratorien, Ausrüstungen und Spezialisten dennoch einen beträchtlichen finanziellen Aufwand. Die meisten Forschungsvorhaben werden daher zwangsläufig von relativ wenigen großen Institutionen mit Hilfe staatlicher Subventionen durchgeführt, die vor allem von den wohlhabenden Nationen kommen. Um die Erwartungen und die Probleme, die mit der Nutzung der Ozeane durch den Menschen verbunden sind, richtig einschätzen zu können, müssen wir uns dem Profil des Meeresbodens zuwenden. Abbildung zeigt ein solches Profil und enthält außerdem die in der Ozeanographie gebräuchlichen Bezeichnungen für die verschiedenen Zonen des Meeres. Nach der inzwischen allgemein anerkannten Theorie der Kontinentalverschiebung - die heute in dem umfassenderen Gedankengebäude der Plattentektonik aufgegangen ist - bildeten Afrika und Südamerika sowie Europa und Nordamerika einst zusammenhängende Landmassen, die aber im Laufe der Jahrmillionen zerbrachen und auseinanderdrifteten. Die mittelozeanischen Rücken entsprechen nach dieser Theorie den ehemaligen Berührungslinien der Kontinente, die heute Hunderte von Kilometern voneinander entfernt liegen. Der Kontinentalschelf, jenes flach abfallende Plateau, das die Kontinente umgibt, enthält den größten Teil der unterseeischen Vorräte an Öl und anderen Bodenschätzen. Von dort stammt auch die Hauptmenge der gegenwärtig eingebrachten Fischereierträge. Vom Rande des Schelfs, dessen Breite regional sehr verschieden sein kann, fällt der Kontinentalabhang jäh in die Tiefen des Ozeans ab. Die Topographie des Kontinentalabhangs ist zerklüftet; es gibt gewaltige Schluchten und Gebirgskämme, die sich infolge vulkanischer Aktivität und durch unterseeische Erdrutsche ständig verändern. Da vermutlich unter jedem Quadratmeter Wasseroberfläche Phytoplankton existiert, und auch in den größten Tiefen noch bestimmte Lebensformen vorkommen, stellen die Meere die horizontal und vertikal ausgedehntesten Ökosysteme dar. Gleichzeitig weisen sie die größte biologische Vielfalt auf. Meeresorganismen zeigen eine unglaubliche Bandbreite von Anpassungen - von den Schwebefortsätzen der winzigen Planktonorganismen, mit denen diese sich in den oberen Wasserschichten halten, bis hin zu den vergleichsweise riesigen Mäulern und Mägen der Tiefseefische, in deren dunkler, kalter Welt es nur hin und wieder eine sperrige Mahlzeit gibt. Die vor allem im Kontinentalschelf gefangenen Meerestiere bilden eine bedeutende Eiweiß- und Mineralstoffquelle für die menschliche Ernährung. Die produktivsten Gebiete und besten Fischgründe liegen dort, wo Nährstoffe durch Strömungen in die euphotische Zone hinauf befördert werden - ein Vorgang, den man als Auftrieb (upwelling) bezeichnet. Starke Auftriebszonen sind an den Westküsten mehrerer Kontinente zu finden. Das Auftriebsgebiet entlang der Küste von Peru zählt zu den produktivsten Naturräumen der Welt. Im Gegensatz dazu sind ausgedehnte Bereiche der Tiefsee gewissermaßen Halbwüsten mit einem (aufgrund ihrer großen Fläche) zwar beträchtlichen Gesamtenergiefluss, aber einem geringen Energiefluss pro Flächeneinheit. Die autotrophe Schicht (euphotische Zone) des Meeres ist im Vergleich zur heterotrophen Schicht (aphotische Zone) so dünn, dass ihre Nährstoffvorräte schnell erschöpft sind. Es gibt verschiedene Vorschläge und sogar schon einige Versuche, die potentielle Energie aus den vertikalen Temperaturunterschieden im Meer nutzbar zu machen, um einen künstlichen Auftrieb auszulösen. Experimente mit treibenden Plattformen oder ,,Riffen", auf denen Tange, Krabben und Muscheln gezüchtet werden, zeigen einige Erfolgsaussichten. Doch selbst wenn es uns nie gelingen sollte, größere Nahrungsmengen aus der Tiefsee zu gewinnen, ist diese für uns von großer Bedeutung. Die Weltmeere sorgen als gigantische Regulatoren für gemäßigte Klimaverhältnisse an Land und für günstige Kohlendioxid- und Sauerstoffkonzentrationen in der Atmosphäre. Seit Jahren wird auf internationalen Konferenzen das heikle Thema einer weltweit verbindlichen gesetzlichen Regelung zur Ausbeutung der im Meeresboden enthaltenen Bodenschätze und Energieressourcen diskutiert. Die meisten objektiven Einschätzungen warnen davor, die Tiefsee mit übertriebenem Optimismus als ein riesiges, nur auf seine Ausbeutung wartendes Warenlager zu betrachten. Der Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee wird noch kostspieliger sein als die Öl- und Mineralstoffgewinnung aus den Kontinentalschelfen, die schon immense Summen verschlingt. Nach der 3. Seerechtkonferenz UNCLOS III ist ein Vertrag aufgesetzt - der allerdings von den wenigsten Staaten unterschrieben ist - nachdem die staatlichen Hoheitsgebiete sich auf 12 Seemeilen erstrecken und das wirtschaftl. Nutzungsrecht auf 200 Seemeilen bzw. den gesamten Kontinentalschelfbereich. Der übrige ereich -ca 60% der Meere ist als „gemeinsames Erbe der Menschheit deklariert“ (aus: Gaia-Atlas ,S.97) Man sollte vor allem bedenken, dass die lebenserhaltenden und klimaregulierenden Funktionen des Meeres wesentlich wichtiger sind als die eines bloßen Vorratslagers. Alles, was wir unternehmen, um dieses Lager auszubeuten, darf die erstgenannten Funktionen auf keinen Fall gefährden. ÄSTUARE (TRICHTERMÜNDUNGEN) UND MEERESKÜSTEN Zwischen den Meeren und den Kontinenten erstreckt sich ein Band verschiedenartiger Ökosysteme. Diese weisen einen ganz eigenen ökologischen Charakter auf, stellen also nicht bloß Übergangszonen dar. Name: Das Wort Ästuar (vom lateinischen aestuarium für ,,Bucht", ,,Lagune") bezeichnet einen halbumschlossenen Wasserkörper - beispielsweise eine Flussmündung oder eine Bucht -, dessen Salzgehalt zwischen dem des Meerwassers und dem des Süßwassers liegt und in dem die Gezeitentätigkeit ein bedeutender physikalischer Regulator und Energielieferant ist. In den Tropen: Mangrovewälder. Obwohl physikalische Faktoren wie Salzgehalt und Temperatur in Küstennähe sehr viel stärker variieren als im offenen Meer, ist hier das Nahrungsangebot so reichhaltig, dass diese Gebiete voller Leben sind. Entlang der Küste leben Tausende speziell angepasster Arten, die im offenen Meer, an Land oder im Süßwasser nicht vorkommen. Ästuare und marine Küstengewässer gehören zu den von Natur aus fruchtbarsten Ökosystemen der Welt. Drei wichtige autotrophe Lebensformen, die bei der Aufrechterhaltung einer hohen Gesamtproduktivität unterschiedliche Rollen spielen, kommen in Ästuaren häufig gemeinsam vor: das Phytoplankton, die benthische Mikroflora (Algen, die in oder auf Schlick, Sand, Fels oder den Körpern und Schalen von Tieren leben) und die Makroflora (große festsitzende Pflanzen, darunter Tange, Seegräser, Marschgräser und - in den Tropen Mangroven). Ästuare sind die ,,Kinderstuben" der meisten in Küstennähe lebenden Schalentiere und Fische, die vom Menschen sowohl hier als auch in den Gewässern vor der Küste gefangen werden. All diese Organismen haben sich auf viele verschiedene Weisen dem Zyklus von Ebbe und Flut angepasst und können sich so die Vorteile eines Lebens in der Gezeitenzone zunutze machen. Einige Tiere, etwa die Winkerkrabben, verfügen über innere biologische Uhren, mit deren Hilfe sie ihre Fressaktivität mit der jeweils günstigsten Phase des Gezeitenzyklus in Einklang bringen. Versetzt man solche Tiere im Experiment in eine gleichbleibende Umgebung, so bleiben sie trotzdem weiterhin im Rhythmus der Gezeiten aktiv. Viele Ästuare sind effiziente Nährstoff-fallen, die teils physikalisch (Unterschiede im Salzgehalt hemmen die vertikale, nicht aber die horizontale Durchmischung der Wassermassen), teils biologisch funktionieren. Diese Eigenschaft steigert die Aufnahmefähigkeit eines Ästuars für Nährstoffe aus Abwässern, vorausgesetzt, die organische Substanz wurde zuvor durch entsprechende Reinigungsschritte weitestgehend abgebaut (reduziert). Traditionell werden Mündungsgewässer von küstennahen Städten vielfach als kostenlose Entsorgungssysteme genutzt (Inustrie- u. Hausmüll, Baggerungen). Das Wissen über den Wert von Ästuaren wie auch ihre Erforschung haben allerdings in den letzten Jahrzehnten zugenommen: wichtige Laichgründe, reicher Fischfang. „Frutti die Mare“ Derzeitige jährlich Fangmengen (seit 25 Jahren unverändert) : 70 000 000 Tonnen Menge wäre auf 100 000 000 Tonnen zu steigern und langfristig aufrechtzuerhalten Früchte des Meeres jährliche FANGMENGEN in Tonnen GRUNDBEWOHNER DER SCHELFE 20 Mio Hauptkonsumenten die Industrieländer 30 Mio Hering, Makrele, Sardellen: hauptsächlich zu Fischmehl und Düngemittel verarbeitet 2,5 Mio vor allem in Südostasien 1 Mio vor allem bei Japanern und in Mittelmeerländern beliebt Dorsch, Schellfisch, Rochen, Seezunge, Scholle PELLAGISCHE FISCHE Hering, Makrele, Sardellen: Thunfisch, Lachs KREBTIERE: Krabben, Hummer, Garnelen KOPFFÜSSER: Kraken, Tintenfische, Kalmare