WPG – 7.1.14 Die Biologie der Honigbiene „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr“ Albert Einstein Gliederung der Honigbiene: Wie alle Insekten gehört die Honigbiene systematisch zu den Gliederfüßern – den Arthropoden. Neben den Insekten gehören die Krebstiere, die Spinnentiere und die Tausendfüßer zu diesem Tierstamm. Die wichtigsten Merkmale der Insekten sind: • Körper aus 3 Körperabschnitten → Kopf ( Caput), Brust (Thorax), Hinterleib (Abdomen) • 3 Beinpaare • 2 Flügelpaare 2.Die Evolution des Bienenstaates: Die Honigbienen gehören zur Gattung Apis. Die am weitesten verbreitete Art ist Apis mellifera L. Man trifft sie im gemäßigten Klima, in den Tropen und sogar bis weit in den hohen Norden an. Sie ist heimisch in Europa, in Nord- und Südamerika, Australien, in Afrika und in großen Teilen Asiens. 1 WPG – 7.1.14 Es gibt noch andere Arten von Honigbienen, die sich aber territorial auf Asien und Afrika beschränken. Jede einzelne Apis-Art lebt in perfekten sozialen Strukturen. Die Subfamilie der Apidae (echte Bienen) ist durch spezielle Organe für Sammeln von Pollen gekennzeichnet (Pollenkörbchen). Ohne Zwischenstufe und weniger perfekt in den sozialen Strukturen, sind die vier existierenden hoch sozialen Apis-Arten zu anderen Unterfamilien. Das ist der Unterschied zu den Arten der stachellosen Bienen. Weil man etwas oberflächlich eine morphologische (strukturelle, förmliche) Ähnlichkeit betrachtete, zählte man die Meliponiae (stachellose Bienen) über einen langen Zeitraum zu den nahen Verwandten und Vorfahren der Apidae. Eine spätere Analyse ergab ein unterschiedliches phylogenetisches Dendogramm (entwicklungsgeschichtlicher Stammbaum). Dennoch kommen die stachellosen Bienen und die Hummeln in die nähere Auswahl der Verwandtschaft. Die ältesten Funde der Honigbienen stammen aus Rott im Siebengebirge und man schätzt sie auf ein Alter von etwa 25 Millionen Jahren. Die Honigbiene lässt sich in die systematische Stellung der Hautflügler einordnen. Die Gattung Apis ist in Mitteleuropa nur mit einer einzigen Art Apis mellifera L., vertreten, während es in Asien und Afrika mehrere Arten gibt. Die einzelnen Arten sind selbstverständlich in erster Linie rein gestaltlich voneinander zu unterscheiden, zum anderen weisen sie aber auch in biologischer Hinsicht eine Reihe von Verschiedenheiten auf. Diese Tiere leben sozusagen in einer staatlichen Organisation, da eine Arbeitsaufteilung gewisser Aufgaben besteht. Ihre Populationsstruktur spaltet sich in drei Gruppierungen auf: Königin, Arbeiterinnen und Drohnen. Damit ist die Überleitung zur höchsten staatlichen Entwicklung unter den Apiden bei den Honigbienen gegeben, bei der eine untrennbare Verbindung zwischen den jeweiligen Gruppierungen besteht. Ein Teil kann nicht ohne den anderen leben. 3.Rassen der Honigbiene und ihre Verbreitung: Die Honigbiene ist über Europa, Asien und Afrika verbreitet, d.h. sie ist ursprünglich in der Alten Welt beheimatet. In Europa geht sie bis zum 64. Breitengrad nach Norden (Schweden) hinauf, im Süden ist ihr Verbreitungsgebiet nach Asien hinein durch eine Linie begrenzt, die, in groben Zügen, vom Mittelmeer über Kaukasus und Himalaja nach Wladiwostok verläuft. In Afrika bleibt sie auf das Festland beschränkt. Amerika und Australien sind erst durch Einfuhren mit Bienen besiedelt worden, denn ursprünglich war die Honigbiene dort nicht vorhanden. Die Regeln, denen die europäischen Rassen unterworfen sind lassen sich kurz so kennzeichnen, dass in nordöstlicher Richtung die Körpergröße zunimmt, die Filzbinden in der Dichte zurückgehen und das vordere Grundaderstück des Vorderflügels, also der Flügelindex, kleiner wird; die Körperanhänge, vor allem der Rüssel werden kürzer 2 WPG – 7.1.14 Die Apis mellifera L. wird auch als die Nord oder Dunkle Biene bezeichnet. Man findet sie überall in Europa nördlich der Alpen. Sie ist sozusagen der Urtyp aller Honigbienen. Keiner anderen Rasse ist es gelungen, soweit nach Norden zu gelangen und dort die herrschenden langen und kalten Winter zu überstehen. Vorteile Nachteile übersteht Schlechtwetterperioden gut Kleine Honigernte Sehr unruhig, geringe Wabenfestigkeit Starke Verteidigungsbereitschaft Die Apis mellifera caucasica GORBACHOW, stammt aus dem Kaukasus, ihre Färbung ist grau. Man findet sie entlang der Hauptkette des Kaukasus und in seinen südlichen Tälern. Vorteile Nachteile Sanftmütig überwintert nicht so gut Aufgrund des langen Rüssels für Kann sein, dass sie für längere Zeit in einer Rotkleesäuberung geeignet Tracht fliegt, bildet daher wenig Nektar Kitten sehr stark Starke Schwarmneigung Apis mellifera carnica POLLM., dieser Name bedeutet so viel wie Bergbiene. Man trifft sie in Südtirol bis Trient an, aber auch im ehemaligen Jugoslawien und in Ungarn. In Rumänien ist die Carnica bis in die Karpaten zu finden. Vorteile Nachteile Höherer Honigertrag als Dunkle Biene Nicht geeignet für Tropen Hoher Schwarmtrieb Gute Anpassungsfähigkeit hinsichtlich des Klimas Rasche Volksentwicklung Winterfest Gut ausgeprägter Orientierungssinn Ruhiges Temperament 3 WPG – 7.1.14 Die Apis mellifera ligustica SPINOLA., ist die am weitesten verbreitete Bienenrasse. Ihr Ursprungsgebiet ist wie der Name bereits verrät die Apenninenhalbinsel. Sie besitzt eine besondere Stellung unter den europäischen Rassen der Honigbiene, weil sie als einzige eine gelbe Färbung besitzt. Vorteile Nachteile Hohe Honigerträge Mangelnde Vitalität Sanftmütig, fleißig Nicht so gute Winterfestigkeit Gute Anpassungsfähigkeit hinsichtlich des Klimas 4.Populationsstruktur: Honigbienen überwintern als Volk, denn keins der drei Bienenwesen ist in der Lage, losgelöst alleine lebens- und entwicklungsfähig zu sein. Ganz gleich, welches Glied des Volkes man betrachtet, sei es das Ei, eine Made, die Arbeitsbiene, der Drohn oder die Königin, sie alle bilden die geschlossene Gesamtheit „Bienenvolk“. Die Königin ist losgelöst vom Volk nicht lebensfähig, weil sie weder den Wabenbau errichten noch Vorräte einsammeln kann, sie kann keine Brut füttern usw. Ohne die Arbeitsbienen ist sie absolut hilflos. Und ohne die Drohnen als männliche Wesen im Bienenvolk könnte sie nicht begattet werden und in Folge dessen befruchtete Eier legen. Für diese große Menge an Eiern, die sie täglich zu legen imstande ist, ist ein nicht abreißender Futterstrom notwendig, den ihr die Ammenbienen in einem bestimmten Alter fortlaufend erzeugen und reichen. Für die Ablage der Eier müssen zahlreiche Baubienen den Wabenbau mit seinen sechseckigen Zellen schaffen. In der Folge müssen die aus den Eiern schlüpfenden Maden und späteren Nymphen von Pflegebienen einer bestimmten Altersklasse mit Futter versorgt werden. Zur Verteidigung sorgen die Wachbienen im Eingang des Stockes und die Sammelbienen tragen in unermüdlichem Fleiß den Wintervorrat ein. Damit wird deutlich, dass nur das ganze Volk die Voraussetzung zur Existenz jedes einzelnen Individuums darstellt. Nun zur Form und Schwarmbauten des Bienenvolkes. Betrachtet man im Winter das Volk, so wird ersichtlich, dass es sich auf einen möglichst engen Raum zusammengezogen hat. Das geschieht um der Kälte eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Damit ist klar, dass die Kugelform für das Bienenvolk, die Naturform darstellt. Abweichungen gibt es nur, wenn die Beutenform die 4 WPG – 7.1.14 Bienen dazu zwingt. Während des Winters befindet sich die Königin im warmen Zentrum der Winterkugel. Die Bienen sorgen für eine Temperatur von etwa 25 Grad C. Dort beginnt sie auch im Frühjahr wieder mit ihrer Eiablage. Zunächst bestiftet die Königin im Bereich einer Wabengasse die Seiten von zwei Waben, die dieser Wabengasse zugewandt sind. Anschließend wird das Brutnest auf die Außenseiten der beiden Waben ausgedehnt. So wächst das Brutnest durch Erweiterung der Brutflächen auf den Waben nach oben und nach unten immer weiter. Nur manche Beutetypen setzten dieser Kugelform schließlich ein Ende. Die Randbereiche des Brutnestes besitzen somit die jüngsten Brutstadien und in Richtung Mitte sind die erwachsenen Maden und die bereits verdeckelte Brut. Die durch schlüpfende Jungbienen freiwerdenden Zellen werden sofort wieder bestiftet. Abweichungen von dieser Regelmäßigkeit gestatten die Beurteilung der Legeleistung einer Königin und damit der Gesamtentwicklung eines Volkes. Die Bienen haben die Eigenart, unmittelbar über dem Brutnest den Pollen einzulagern, um so auf kurzem Wege die Versorgung der Brut mit dieser eiweißhaltigen Nahrung zu sichern. Starke Pollen und Nektartrachten können eine erhebliche Einengung des Brutnestes zur Folge haben. Umgekehrt führt aber auch eine rasche Entwicklung des Brutnestes zu einer Verdrängung des Pollens und Honigkranzes. Die Gewohnheit der Bienen, den Honig über dem Brutnest abzulegen macht sich der Imker zu Nutze, indem er dort den Honigraum einrichtet. Es gibt große und kleine Völker, in Abhängigkeit von der Beutegröße und der Fruchtbarkeit der Königin. Im Sommer rechnet man mit ca. 80.000 Bienen pro Volk in großvolumigen Beuten. Noch vor dem Winter schrumpft ein solches Volk auf etwa 30.000 Bienen. 5.Die Königin: Die Bienenkönigin, auch Weisel oder Stockmutter genannt, ist das einzige geschlechtsreife weibliche Tier im Volk der Honigbienen. Ihr Hinterleib ist im Vergleich zu den der beiden anderen Phänotypen Drohn und Arbeiterin deutlich länger. In diesem sind mehrere voll entwickelte EiSchläuche (Ovarien) vorhanden. Die Aufgabe der Königin ist ausschließlich das Legen von Eiern zum Erhalt des Bienenvolks. Wie die Arbeiterinnen hat die Königin zwar auch einen Stachel, setzt diesen aber nur vor dem Hochzeitsflug – zum Töten von Rivalinnen ein. Der Begriff Königin ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Führungseigenschaften. Der Begriff „Königin“ weist auf eine Funktion hin, die diesem Bienenwesen niemals zugekommen ist. Die Königin ist lediglich die Trägerin des Eierstocks, während dieser bei den Arbeiterinnen verkümmert ist. Bei einem Zusammenspiel dieser beiden Bienenwesen ist einmal der Nachschub an Individuen durch die Eiablage der Königin gesichert, und zum anderen die Aufrechterhaltung des Lebens eines Volkes durch die Tätigkeit der Arbeiterinnen garantiert. Natürlich ist die Königin unentbehrlich, 5 WPG – 7.1.14 denn auch das stärkste Bienenvolk ist dem Untergang geweiht, wenn die Königin verloren geht. Betrachten wir zunächst den Schwarm. Es ist keineswegs so, dass die Königin voran fliegt und die anderen ihr gehorsam folgen. Es kommt auch vor, dass eine Königin unweit des Fluglochs zu Boden fällt und dort den Tod findet, während der Schwarm sich schon am Baum gesammelt hat. Er löst sich beim Fehlen der Königin wieder auf und kehrt heim. Der Imker, der den Vorgang nicht beobachtet hat, spricht von einer „stillen Umweiselung“; denn schon in den nächsten Wochen nimmt er die Geräusche der jungen Königinnen wahr. Durch die Flugtüchtigkeit der jungen Königinnen ist eine Inzucht eher auszuschließen. Die Begattung der Königin findet fern vom Stock und in der Luft statt. Zur Begattung unternimmt die Königin gesonderte Ausflüge.Die Königin nimmt mehrere Hochzeitsflüge vor, fast jede Königin hat die Tendenz zu mehrfacher Paarung. Bei optimaler Begattung kopuliert sie mit 8-12 Drohnen um ausreichend Sperma zu erhalten, mit dem sie während ihrer Lebenszeit ihre Eier befruchten kann. Diese nachmittäglichen Flüge dauern ca. 10-15 min. und finden nur bei Schönwetter statt, da die Königin das empfindlichste aller Bienenwesen ist. Die Brunft kann bis zu 14 Tagen anhalten, danach gehen die Königinnen in die Eilage. Die Fähigkeit der Königin ist einzig und allein die Eier zu legen. Beide Wesen, die Königin mit ihrer Ei-lege-Tätigkeit und die Arbeiterin mit ihren speziellen Instinkten, ergänzen sich zu einer Funktion zur Erhaltung des Volkes. Die Eiablage der Königin ist erstaunlich. Sie legt in der besten Jahreszeit, etwa im Juni, täglich bis zu 2.000 Eier. Dafür braucht sie täglich eine große Menge Eiweiß, der der Pollen liefert, Wasser und Nektar. Alle Funktionen, die der Erhaltung von Leben und Leistungsfähigkeit der Königin dienen, erfüllen junge Bienen, die dauernd mit der Stockmutter auf den Waben Kontakt haben und sie füttern, indem sie ihr körpereigenen Futtersaft reichen. Bei der Eiablage der Königin, befindet sich immer eine Begleitbiene an ihrer Seite. Die beiden Eierstöcke der Königin bilden einen großen Teil des Hinterleibes. Sie sind birnenförmig und bestehen aus Bündeln von Schläuchen, die an ihren Anfangsteil dünn sind, nach unten, in Richtung auf den Ausführgang, aber immer stärker werden. Im Anfangsteil entwickeln sich die Eier und wachsen auf dem Weg nach unten allmählich zu ihrer natürlichen Größe heran. Jedes Ei, das abgelegt wird, schlüpft an diesem Ausführgang vorüber. Da die Eihülle noch nicht vollständig verschlossen ist, vermag ein Samenfaden einzudringen und es zu befruchten. Die Samenfäden sind gelegentlich bei der Begattung durch einen Drohn als Pfropf in die Scheide der Königin gelangt und von dort in die Samenblase eingedrungen. Durch Verunreinigung des Ejakulats mit einer Körperflüssigkeit des Drohns, kann es zu einer sekundären Unfruchtbarkeit kommen. Besonders bei der künstlichen Begattung scheint diese sekundäre Unfruchtbarkeit häufig aufzutreten (zb.: nicht notwendige Sorgfalt bei Gewinnung des Spermas). Wenn eine Königin unbegattet geblieben ist, sodass die Eier nicht befruchtet werden, entstehen aus ihnen Drohnen. Die Königin selbst, verbringt 6 WPG – 7.1.14 in der Zelle 16,5 Tage, da ihre Ernährung sehr hochwertig ist. Beim schlüpfen sägt sie mit ihren Madibeln (Mundwerkzeuge) die Zelle auf und verlässt sie. Die durchschnittliche Lebensdauer beträgt drei Jahre. Sie unterscheidet sich sehr stark von den anderen Bienen, da ihr Hinterleib sehr lang ist. Der Brustkorb ist ebenfalls kräftiger als wie bei den Arbeiterinnen, die Beine sind glatter und heller. Die Königin kann nur im Verband mit den Arbeiterinnen überwintern, da sie sich im inneren der Traube befindet. Durch die hohe Stoffwechseltätigkeit (die im Inneren sitzenden Bienen werden nach außen gedrängt, die eben von der Nahrungsaufnahme Zurückkehrenden arbeiten sich wieder hinein) und der Vibration der Flugmuskulatur werden relativ hohe Temperaturen im Kern erzeugt (25 Grad). 6.Arbeiterin (Ammen-, Wachs-, Wehr-, Tracht- biene): Ihre Zahl beträgt bei einem Volk im Sommer, abhängig von der Bienenrasse und der Beutegröße, 40.000 bis 80.000 und mehr, bei der Überwinterung die Hälfte oder etwas mehr. Die Aufgaben der Arbeitsbienen sind vielseitig, aber die Arbeitsbiene verrichtet nicht jede Arbeit zu jeder Zeit ihres Daseins. Die Tätigkeiten sind abhängig vom Entwicklungsstand. Zuerst ist die Biene Amme und bleibt es im Sommer während starker Inanspruchnahme rund neun Tage lang. Dann wird sie Baubiene (Bau der sechseckigen Waben), deren Tätigkeit sich ebenso lange erstreckt, weiter Wachbiene, für etwa drei Tage, und endlich ist sie etwa drei Wochen lang Trachtbiene (Flugbiene, Blütenbestäuberin). Das Leben einer Arbeitsbiene währt also in der Bienensaison vom Schlupf aus der Zelle an gerechnet nur sechs Wochen, während eine Arbeiterin im Winter, solange alle Arbeit ruht, ein Alter von ebenso vielen Monaten erreicht. Abgesehen von der normalen Körpergestaltung , die die Honigbiene als Insekt charachteriesiert, sind die Arbeiterinnen für die speziell von ihnen im Leben geforderten Tätigkeiten vortrefflich ausgerüstet. Zu dieser Ausrüstung gehören die Futtersaftsdrüsen im Kopf, die Wachsdrüsen an der Unterseite der Hinterleibsringe, die Giftdrüse, die besondere Konstruktion der Hinterbeine also Sammelbeine und nicht zuletzt ihre Orientierung, die im Zusammenhang mit einer hervorragenden Sehfähigkeit überhaupt die Nutzung einer Tracht erst möglich macht. Zahlreiche Geruchsorgane auf den Fühlern sind die Grundlage für eine Nahorientierung. Um diese Geruchsorgane stets funktionsbereit zu halten, besitzt die Arbeitsbiene am ersten Fußglied der Vorderbeine eine besondere Putzscharte, eine halbkreisförmige Aushöhlung der Randpartie des ersten Fußgliedes, mit deren Hilfe die Fühler gesäubert werden können. Die Flügel, die mit Härchen besetzt sind, werden durch eine außerordentlich starke, in der Brust befindliche Flugmuskulatur bewegt. Der Vorderflügel ist in der Regel 9,2 mm lang, der Hinterflügel 6,8 mm lang. Sie dienen ebenfalls als Ventilator des Bienenstockes. Die Biene hat zweierlei Augen: 7 WPG – 7.1.14 drei Punktaugen und zwei große Facettenaugen. Bei der Arbeiterbiene stehen zwei auf der oberen Kopfkante und das dritte mitten davor. Durch einen Rüssel sind sie imstande aus tiefen Blütenröhren Nektar herauszuholen. Bei sich fütternden Bienen legt die eine ihren Rüssel in die Futterrinne der Zunge der anderen. All ihre Arbeiten werden von ihr instinktiv zur rechten Zeit ausgeführt und alles ist aufeinander eingestellt, wie in einem gut eingerichteten Werk. Die von der Arbeiterin gefütterte Jungmade wiegt zunächst 0,2mg; sie wachsen jedoch sehr schnell. Den Rohstoff zur Madennahrung entnehmen die Ammen zunächst ihrem Fetteiweißkörper, den sie sich bereits im Herbst durch reichlichen Pollenverzehr zugelegt hatten. Ist dieser erschöpft, nehmen sie Pollen und Nektar aus den Zellen sowie Wasser von Wasserholern entgegen. Arbeiterinnen entstehen aus den befruchteten Eiern, die von der Königin in die speziellen Arbeiterbrutzellen abgelegt wurden. In der Zelle verbringt die Biene insgesamt 21 Tage. Zunächst drei Tage als Ei, danach sechs Tage als Larve (Made) und schließlich 12 Tage verpuppt als Nymphe. Wie vorhin schon erwähnt, werden aus den Ammenbienen Wachs oder Baubienen. Für den Zellenbau sind die Sechsecke in der Tat die geeignetste Form. Wären sie rund, würden sie mehr Baustoff erfordern. Der Baustoff besteht aus Wachs, das aus Ester (Alkohol und Fettsäuren) besteht. Dies scheiden die Arbeiterinnen in einem gewissen Alter (12.-18. Lebenstag), durch den so genannten Chitinpanzer aus. Diese Wachsbildung im Körper der Bienen ist ein wochenlanger Vorgang. Sind der Futtersaftund die Wachsdrüsen erschöpft, werden diese gealterten von den nun erwachsenen Jungbienen an den Rand des Volkes und an die Außenwelt vertrieben. An den Ausgängen jedes Wabenbaus werden sog. Wächterbienen platziert. Zuerst ist es die Aufgabe der Wächterbienen, die das Flugloch passierenden Bienen, darauf hin zu kontrollieren, ob sie zum Volk gehören oder nicht bzw. oder ob sie eingelassen werden dürfen, auch wenn sie nicht ursprünglich zum Volk gehören. Die Sammlerinnen, die mit gefüllter Honigblase oder mit ihrer Pollenlast, mit Sicherheit auf das Flugloch zulaufen, werden auch ohne weiteres eingelassen. Kommt eine verflogene Biene daher, sei es eine ältere vom Trachtflug oder eine jüngere, die sich gewissermaßen verirrt hat, so zeigt sie schon durch ihr etwas zaghaftes Benehmen an, dass sie dort nicht hingehört. Sie wird besonders kontrolliert, aber ebenfalls eingelassen, wenn sie eventuell aus ihrer Honigblase einen Tropfen Nektar oder Honig anzubieten hat bzw. wenn sie voller Bedürftigkeit ihren Rüssel vorstreckt, um damit ihren Hunger kundzutun. Drängen sich andere Bienen ins Flugloch, an denen ein fremder Geruch anhaftet, werden sie wenn nötig unter Anwendung des Stachels vertrieben. Das Bienenvolk hat auch Feinde. Es gibt daher genug Anlässe für die Bienen ihren Stachel als Waffe zu gebrauchen. Leider muss jede Biene sterben, die das tut, da der Stachel in der Wunde stecken bleibt. Mit dem Stachelapperat reißen die letzten Hinterleibsringe aus dem Körperverband heraus, eine so verletzte Biene ist nicht mehr lebensfähig. Für die Stechlust von Bienen sind unzählige Faktoren von 8 WPG – 7.1.14 Bedeutung (zb. Rasse, Wind, besondere Trachten). In ihrem letzten Lebensabschnitt ist die Biene Sammlerin, also Trachtbiene. Die Sammeltätigkeit dauert rund 3 Wochen. Das Doppelte ihres eigenen Körpergewichts trägt sie mit Leichtigkeit durch die Lüfte. Die Luftsäcke stellen ein Reservoir dar, von dem aus während des Fluges die Organe in erhöhtem Maß mit Sauerstoff versorgt werden. Die erste Last der Trachtbiene ist der Blütenstaub, der immer nur die gleiche Farbe enthält, da sie immer nur die gleichen Blüten besuchen. Wenn die Hauptpollenspender (die Salweiden, der Löwenzahn und die Apfelbäume) blühen und die Beinlasten derartig umfangreich sind, kehren die Bienen wieder heim. Haben die Bienen nicht hinreichend Platz im Brutraum, wird er auch in den Honigraum eingetragen. Die Biene hält ihre Hinterbeine in die Zelle und leert die Höschen mit ihren Mittelbeinen aus. Die zweite Last, die die Trachtbiene tragen muss ist der Nektar, der durch den Rüssel hochgesaugt und in der Honigblase (50-70μl) aufbewahrt wird. Durch die von der Biene erzeugten, hinzugefügten Fermente und das häufige Umtragen des Nektars durch Honigblasen, beginnt die Umwandlung, die Reifung und der Wasserentzug. Erst wenn der Honig die volle Reife erhalten hat, werden die Zellen verdeckt. Auch Propolis (klebriger, harziger Stoff zb. von Pappeln) wird von der Trachtbiene eingetragen. Dieser dient zum Abdichten von Ritzen und Lücken. 7.Drohn: Drohnen sind besonders stark gebaut und sie sind die männlichen Honigbienen. Ihre Fühler sind etwas länger, ihre Netzaugen sind sehr groß, ihr Brustkorb ist sehr kräftig, ihre 6 Beine sind wesentlich gröber als die von anderen Bienenwesen und die Flügel sind sehr breit und lang. In ihrem Hinterleib befinden sich neben anderen Organen die Geschlechtsdrüsen und das Geschlechtsorgan. Im Gegensatz zur Königin und der Arbeiterin, entsteht der Drohn über ein unbefruchtetes Ei, sie haben also keinen Vater. Sie entstehen sozusagen durch Parthenogenese (jungfräuliche Zeugung). Die Arbeiterbiene, bei denen die Eierstöcke zurückgebildet sind, können unter bestimmten Umständen ganz wenige Eier legen. Die Begattung durch einen Drohn ist körperlich unmöglich. Aus den unbefruchteten Eiern entstehen ebenfalls lebendige Lebewesen, jedoch nur Drohnen. Die Drohnenzellen sind deutlich größer als die der Arbeiterinnen. Auch wenn man das Bienenvolk beim Bauen eines Stockes, frei gewähren lässt, errichten sie nur etwa ein Zehntel des Gesamtwabenbaues mit Drohnenzellen. Zu ihrer Entwicklung in der Zelle benötigen die Drohen 24 Tage. Dann brauchen sie noch weitere 10 Tage bis sie brünftig werden, dieser Zustand dauert dann jedoch einige Zeit an. Die Drohnen verfliegen sich leicht in die Nachbarvölker, sie werden jedoch überall anstandslos eingelassen, da sie gleich mit bettelndem Rüssel erscheinen. Der Flugkreis der Drohnen ist recht weit, rund 5-10 km. Sie haben ein sehr ausgeprägtes 9 WPG – 7.1.14 Orientierungsvermögen, da sie sich zur Paarungszeit immer an bestimmten Plätzen zusammenfinden. Beim Anflug an die zu begattende Königin, orientieren sich die Drohnen nach dem von dieser abgegebenen Pheromon. Dieser Stoff sichert nicht nur den Zusammenhalt des Volkes sondern auch das Zusammenfinden der Geschlechter. Beim Eintreten kühler Witterungen, zieht sich das Volk mehr und mehr zur sogenannten Wintertraube zusammen. Da die Nährstoffe nun gebraucht werden, erhalten die Drohnen kein Futter mehr, sie werden nicht mehr in den Stock eingelassen und sie werden teilweise sogar mit Gewalt zum Flugloch hinausgedrängt. Sie werden aus ihrer bisherigen Lebensgemeinschaft hinausgedrängt, Hunger und Kälte haben dann das Ihrige getan. Königin Drohn Arbeiterin 8.Soziale Organisation: Das Bienenvolk gilt bei der Futterbeschaffung als geschlossene Einheit. Alle Individuen dieses Volkes sind Abkömmlinge der Königin. Trotz dieser einheitlichen Abstammung mütterlicherseits sind die Arbeitsbienen dennoch unterschiedlicher Genotypen, weil sich die Königin mit 10 und mehr Drohnen paart und dadurch der väterliche Einfluss unterschiedlich ist. Dadurch gibt es ein relativ hohes Konfliktpotential unter den Arbeiterbienen, dennoch kommt es nicht wirklich zu Konflikten, da allesamt ein starkes Interesse an einem gemeinsamen Volk haben und sie die Königin als Mittelpunkt sehen. Zeitgefühl: Bienen besitzen ein Zeitgefühl, das beeindruckend genau funktioniert. Sie haben eine sog. Innere Uhr. Nektar und Polleneintrag: Ihre Verständigungs- und Orientierungssystem funktioniert ebenfalls sehr gut. Bienen fliegen sehr weit um Futterquellen ausfindig zu machen. Bei den Sammelbienen selbst gibt es eine weitere 10 WPG – 7.1.14 Unterteilung der Aufgaben in die Trachtbiene und jene Bienen, die ihnen ihren Nektar abnehmen und weiter verarbeiten. Diese Aufteilung für die soziale Organisation innerhalb eines Bienenvolkes wird bei starker Tracht und gegen Tagesende deutlich. Würden die Trachtbienen den Nektar selbst in den Wabenzellen deponieren und ihn weiterverarbeiten würde sich die Effizienz des Volkes verkleinern. Das Sammelverhalten der Bienen ist ebenfalls sehr interessant. Ist nämlich die Pollenreserve hoch, wird entsprechend wenig und umgekehrt bei geringem Vorrat viel eingesammelt. Bei nicht ausreichenden Vorräten werden sogar Bienen für das Pollensammeln angeworben. Dies erfolgt ebenfalls durch Tänze. Die Pollensammlerinnen passen sich hinsichtlich der Flugdauer und der Größe der Pollenhöschen dem Pollenvorrat im Volk an. Sind die Vorräte groß, verweilen die Sammlerinnen länger im Stock, ehe sie ihn wieder verlassen. Der Wabenbau: Der Wabenbau ist das Skelett des Bienenvolkes, er ist die Wiege für den Nachwuchs und der Lagerraum für die Futtervorräte. Ohne diesen Bau, könnte ein Bienenvolk nicht überleben, deshalb kann ein Wabenbau sehr schnell von einem Schwarm errichtet werden. Weil hierzu aber ungeheure Energiemengen benötigt werden, baut ein Schwarm, der in eine leere Behausung gezogen ist, nicht gleich alle Waben aus, sondern anfangs nur so viel, um mit der Brut beginnen sowie Nektar und Brut deponieren zu können. Die am Bau beteiligten Bienen haben ein Alter von ca. 10-20 Tagen und gehören somit zu den mittelalten Bienen. Sie übernehmen Tätigkeiten wie Nektar von Sammelbienen abnehmen und deponieren, Pollen in den Zellen einstampfen und Wachsschwitzen für den Wabenbau, denn in diesem Alter sind die Wachsdrüsen am weitesten entwickelt. 9.Verständigung und Orientierung: Die Sinne der Bienen: Geruchssinn: · Besuchen nur eine Blütenart (Bestäubung immer gleicher Pflanzen) · Könnnen daher weitaus konzentrierter und effektiver arbeiten, ansonsten müssten sie immer wieder neu lernen und sich neu orientieren · Orientieren sich an der Farbe sowie am Duft der Blüten · Können Gerüchte im Gedächtnis speichern und mit großer Sicherheit Gerüche unterscheiden · Geruchsnerven befinden sich in den Fühlern, der auch als Tastorgan dient 11 WPG – 7.1.14 Geschmackssinn: · Sie haben einen unterschiedlichen Geschmackssinn · Geschmackssinn ist jedoch weniger sensibel und beschränkt sich auf chemische Analyse der Nahrung bei der Aufnahme · Allgemein betrachtet mögen sie eher Süßes (Nektar und andere Pflanzensäfte haben auch hohen Zuckeranteil) · Es ist von der Natur so vorgesehen, dass Bienen nur hochprozentige Zuckerlösungen erkennen und aufnehmen, damit das daraus bereitete Winterfutter nicht verderben kann Sehvermögen: · Farbsehen unterscheidet sich sehr stark von dem des Menschen · Farbsehen ist auf die Farben ausgerichtet, die für sie biologisch wichtig sind (bei Pflanzen Nahrungsbedürfnis) · Erkennt Blau als Farbe, Rot nicht, dafür kann sie Ultraviolett und pol. Licht erkennen · Facettenauge (kann nicht gerollt werden) à keine Pupille und Regenbogenhaut · Befinden sich seitlich am Kopf, Augenoberfläche sind aus Chitin (schützt den ganzen Körper, insbesondere das Auge) · Licht trifft zwar auf ganze Oberfläche des Auges, wird aber immer nur von dem Augenkeil aufgenommen, dieser nimmt immer nur ein winziges Teilchen des gesamten Bildes auf Summe aller Einzelbilder bildet Gesamtbild auf Netzhaut · Formen werden ähnlich gesehen, können nur gering voneinander unterschieden werden Orientierungsvermögen: · Orientierung ist nicht angeboren sondern erlernt; ab 10. Lebenstag Orientierungsflüge · Prägt sich schnell Umgebung ein, orientieren sich auch am Stockgeruch · Weitere wichtige Orientierungshilfe Sonne Bienensprache: · Grundlage für ihre Existenzfähigkeit sind Tänze, diese sind sozusagen ihre Sprache. Dabei wird der Stock über die Entdeckung einer Nahrungsquelle (Nektar, Pollen, Wasser…) von einer Sammlerin informiert. Der Geruch und die Lokalität (nur bei Schwänzeltanz) der Nahrungsquelle wird ebenfalls vermittelt. Es werden jedoch nur sehr ergibige Nahrungsquellen durch Tänze angezeigt. 12 · WPG – 7.1.14 Ist eine angeborene Handlung des Instinktes · Dient vor allem dem Sich-finden der Geschlechter und dem Sammelverhalten der Trachtbiene Rundtanz: Dieser Tanz informiert die Bienen im Stock über Entdeckung von Nektar- oder Pollen im nahen Umfeld mit Tanzbewegung, die von der Form her rund sind. Die Biene läuft schnell und mit tippelnden Schritten auf einer Stelle der Wabe in engen Kreisen herum und ändert dabei häufig die Richtung. Je ergibiger die Futterquelle ist, desto lebhafter und länger tanzt die Biene. Es wird jedoch keine Richtungsangabe vermittelt. Schwänzeltanz: Bei einer weiter entfernten Futterquelle wird der Schwänzeltanz ausgeführt. Sie bewegt sich dabei in einem engen Halbkreis, macht dann eine scharfe Wendung und geht in gerader Linie zum Ausgangspunkt zurück. Nun schlägt sie auf der anderen Seite einen zweiten Halbkreis, mit dem sie schließlich den ersten zum kompletten Kreisbogen schließt und kehrt wieder auf gerader Strecke zum Ausgangspunkt zurück. Der Schwänzeltanz trägt diesen Namen, weil die Biene im Mittelpunkt/Ausgangspunkt ihr Hinterleib rhythmisch hin und her bewegt, also schwänzelt. Dieser Tanz beinhaltet auch die Information über die Entfernung der Tachtstelle. Dies teilen sie durch die Intensität und der Länge des Tanzes mit. Andere Bienen laufen der tanzenden Biene hinterher, um die Informationen aufzunehmen. Gleichzeitig prägen sie sich den Geruch der gesammelten Nahrung ein, um gezielt zu den richtigen Blüten zu fliegen. 10.Heutige Bedeutung der Biene: Obwohl sich die Mehrzahl der Bienenstände heute nicht mehr in bäuerlichen Betrieben befindet, ist die Bienenzucht als Tierzuchtzweig ein Teil der Landwirtschaft. Die Bienen sammeln einerseits Nektar, Honigtau und Pollen von Feld und Wald als Nahrung und Grundlage der Honigerzeugung, andererseits sichern sie durch Blütenbestäubung die Erträge zahlreicher Nutzpflanzen. Honigbienen werden vom Menschen seit Jahrtausenden als Haustiere gehalten. In neuerer Zeit können sie dank weitgehend kontrollierter Paarung mit zunehmendem Erfolg in Richtung Sanftmut, 13 WPG – 7.1.14 Widerstandsfähigkeit und Honigleistung auch züchterisch bearbeitet werden. Allen Produkten voran stellt Honig das unmittelbare Ziel der Imkerei dar. Über Jahrtausende einziges Süßungsmittel, erfährt Honig schon in der Antike hohe Wertschätzung. Obwohl Honig nach dem Arzneimittelgesetz nicht als Heilmittel anerkannt ist, hat er doch als schnell energiespendendes Kräftigungsmittel große Bedeutung und wird auch in der Volksheilkunde vielseitig eingesetzt. Darüber hinaus versucht man auf dem Gebiet der Apitherapie die medizinische Bedeutung von Honig und weiteren Bienenprodukten zu erforschen. Der Fermentgehalt des Honigs wirkt fördernd auf Verdauung und Mineralstoffwechsel. 11.Produkte der Biene und deren heilende Wirkung: Honig: Wirkung des Honigs auf den menschlichen Körper Es gibt wenig wissenschaftliche Nachweise über die medizinische Wirkung von Honig, in der Regel Resultate durch Beobachtung aus der Erfahrungsmedizin. Die große Vielfalt der sehr unterschiedlichen Anteile an Zuckern, Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen, Enzymen, Geschmacks- und Aromastoffen hat aber eine ernährungsphysiologische Wirkung. Voraussetzung für eine günstige Wirkung ist die einwandfreie Qualität des Bienenprodukts, schon leichte Wärme- oder Lichteinflüsse können die Qualität schädigen. Je nach Sorte können sich Honige in ihrer Zusammensetzung erheblich voneinander unterscheiden. Damit lässt sich weitgehend erklären, warum unterschiedliche Wirkungen gefunden wurden. Die Wirkung von Honig dürfte nicht immer durch einzelne Inhaltsstoffe allein hervorgerufen werden, sondern eher durch das Zusammenspiel mehrerer Komponenten. Die Wirkung von Honig setzt nicht schlagartig, sondern langsam ein; dafür sind Nebenwirkungen in der Regel nicht zu erwarten. Honig ist kein Medikament (sonst dürfte er nur in der Apotheke verkauft werden); er wird als Lebensmittel eingestuft. In der Honigwerbung darf keine Heilwirkung genannt werden! Honig zur Kräftigung Honig ist ein energiereiches Nahrungsmittel. Nach körperlicher Anstrengung kann Mangel an Traubenzucker auftreten, der durch den Traubenzuckeranteil im Honig (leicht verdaulich!) ausgeglichen werden kann. Fruchtzucker wird in der Leber als "Leberstärke" (Energiereserve) gespeichert. Bei Bedarf steht sie als Reserve (umgewandelt in Traubenzucker) zur Verfügung. Insbesondere bei Schwächung des Körpers nach Krankheit wird Honig als wohltuend empfunden. 14 WPG – 7.1.14 Honig in der Wundheilung Wirkung beruht auf der lnhibinwirkung des Enzyms Glucoseoxidase (GOD). Durch die Zusammenwirkung von GOD, Zucker (vor allem Traubenzucker = Glucose), Wasser und Luftsauerstoff entsteht u.a. Wasserstoffperoxyd (H202), das bakterienhemmende und bakterien-tötende Wirkung (Inhibinwirkung) besitzt. Behandlung großflächiger Wunden mit Honig ergab im Rahmen einer klinischen Studie nach 3-6 Tagen eine bakteriologisch sterile Wunde mit gutem Heilungsprozess. Wirkung auch bei unreiner Haut, Furunkeln. Honig wird auch erfolgreich bei der Behandlung von Brandwunden oder offenen Beinen eingesetzt und fördert ein gutes und rasches Abheilen. Kleopatra pflegte ihre Haut mit Bädern von Eselsmilch und Honig! Auf der Hemmwirkung des Honigs dürfte auch die verkürzte Behandlungsdauer bei Durchfallerkrankung infolge Coli- und Salmonelleninfektionen beruhen. Honig zeigt keine Wirkung bei Viruserkrankungen, er vermag jedoch bei Schwächung das Allgemeinbefinden zu fördern. Bronchialerkrankungen: Bei Husten, Halsschmerzen, Heiserkeit, Erkältungen ist Honig ein altbewährtes Hausmittel. Anwendung erfolgt als Tee oder Milch mit Honig, beziehungsweise wird Honig in mehreren kleinen Gaben langsam auf der Zunge zergehen lassen. Wichtig: Getränke nur warm, aber nicht heiß mit Honig süßen, um Enzyme nicht zu zerstören; außerdem rasch trinken und nicht in einer Thermoskanne über längere Zeit warm halten. Sinnvoll: Kombination mit Vitamin-C-haltigen Säften, z.B. Honig-Zitronen- Limonade bei Fieber. Wirkung dürfte wiederum über den Inhibingehalt des Honigs erfolgen! Wirkung von Honig auf das Herz: Der Glykutilfaktor (Acetylcholin) im Honig fördert den Einbau von Fruchtzucker in die Leber sowie die Aufnahme von Traubenzucker als Muskelstärke in die Muskeln (Herzmuskel): Acetylcholin hat auch positive (kräftigende) Wirkung auf das Herz selbst. Bei ermüdetem Herzen findet eine Erweiterung der Herzkranzarterien statt, die den Blutfluss und damit auch die Versorgung des Herzens mit Sauerstoff und Nährstoffen verbessert. Wirkung von Honig auf die Leber: Durch Zufuhr von Fruchtzucker (in Honig) wird Leberstärke (Glycogen) aufgebaut. Einer Mischdiät aus Quark und Honig wird eine Leberschutzfunktion zugesprochen. Honig und Quark werden auch in der Erholungsphase nach Krankheiten empfohlen. Wirkung auf die Verdauung: Diastase wirkt als stärkespaltendes Enzym; günstige Wirkung von Honig bei Magengeschwüren, Anregung der Darmbewegung (Honig fördert die Verdauung). Bei seltenen Fällen von Unverträglichkeit von Honig sollten verschiedene Sorten versucht werden; insbesondere heller Rapshonig und dunkle Waldhonigsorten werden auch von (Säure-)empfindlichen Personen gut vertragen. 15 WPG – 7.1.14 Propolis: Hersteller von Propolis sind tatsächlich Honigbienen. Bienen stellen neben Gelée Royale und Honig auch diese harzige Masse her, um damit Spalten und Ritzen zu verschließen. Propolis besitzt eine antibiotische und Keim- und Pilzabtötende Wirkung. Wirkung des Propolis auf den menschlichen Körper: • antiviral z.B. gegen Herpes-Viren • antimikrobielle, Keim-hemmende Wirkung: (zahlreiche Pilze, Bakterien) • regenerative Wirkung in Wundheilung • krampflösende Wirkung • betäubende Wirkung • zum Teil allergen Anwendungsmöglichkeiten Die vielfältigen biologischen Eigenschaften von Propolis legen eine Verwendung als Naturheilmittel nahe; besonders bedeutsam dabei ist seine nachgewiesene antivirale Wirkung! Anwendungen sind üblich in Form von: • Rohpropolis (zum Kauen) • Rohpropolis pulverisiert • als alkoholische Tinktur • als Cremes, Salben • Bonbon, Kaugummi • Zahnpasta • Inhalation Äußerliche Anwendung • erfolgt zur Hautpflege • zur Wundbehandlung (entzündungshemmend; Tinkturen, Cremes). Innerliche Anwendung • bei Infektionskrankheiten (Mund und Rachen, Magen, Darm, Harnwege), • zur Verbesserung der Immunabwehr (Rohpropolis, pulverisiertes Rohpropolis, Tinktur, Propoliskapseln). Weiselfuttersaft, Königinnenfuttersaft, Gelée royal Gelée Royale, Weiselfuttersaft oder Bienenköniginnenfuttersaft, ist der Futtersaft, mit dem die Honigbienen ihre Königinnen aufziehen. Mit diesem Gemisch aus den Sekreten der Futtersaftdrüse und der Oberkieferdrüse der Arbeiterinnen werden die Bienenlarve während der ersten drei Larvenstadien gefüttert. Chemische Zusammensetzung: Etwa 70 % Wasser, 30 % Trockensubstanz. Trockensubstanz: Etwa 50 % Proteine, 25 % Kohlenhydrate, 16 % Fette, 9 % Asche und andere Substanzen Anwendungsbereich: Bei Wechseljahr-Beschwerden gerne empfohlen, wenn Hormone schlecht vertragen werden. Empfohlen bei Erschöpfungszuständen, Appetitlosigkeit, Abmagerung, Depressionen, als länger andauernde Therapie, bei akut-Fällen auch in größeren Mengen. Anwendungsform: pur im frischen Zustand, unter Honig verrührt, in Ampullen zusammen mit weiteren Substanzen (z.B. Ginseng, Vitaminen), auch in Schönheitscremes (hier Wirksamkeit fraglich). 16 WPG – 7.1.14 17