Mission (im)possible - Kirchgemeinde Weiningen

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5.Jan. 2014; Pfr. Bernhard Botschen
Mission (im)possible
Das heutige Thema ist nach einem berühmten Actionfilm benannt. Wenn ich „Mission
impossible“ sage, dann hauchen Actionfans nur den Namen „Tom Cruise.“ Sie denken an
diesen Superagenten, der schier unmögliche Aufträge möglich macht.
1. Es geht um eine Mission / einen Auftrag
Das englische Wort „Mission“ kann man mit „Auftrag“ übersetzen. Wenn man das Neue
Testament liest, kann man fünf dieser Aufträge herausfiltern. Wir haben so zentrale Sätze
von Jesus, wie „Du sollst Gott lieben aus ganzem Herzen“, „Du sollst deinen Nächsten lieben
wie dich selbst.“, „Geht hin in die ganze Welt und macht alle Menschen zu Jüngern“
aufgenommen und die fünf zentralen Aufträge von Jesus mit ein paar Worten beschrieben:
„Gott lieben“, „Miteinander leben“, „Im Glauben wachsen“, „Für andere da sein“ und „Zu Gott
einladen.“ Wenn man also die Frage stellt „Was will Gott eigentlich von mir?“, oder „Wofür
soll eine Kirchgemeinde sich einsetzen?“, dann findet man hier die wichtigsten Antworten.
Es würde sich lohnen, diese Aufträge zu nehmen und das eigene Leben daran zu prüfen.
Man könnte sich fragen: „Lebe ich diese fünf Aufträge? Hat jeder einzelne von ihnen eine
Bedeutung in meinem Leben?“ Wenn es hier heisst: „Im Glauben wachsen“, dann könnte ich
mich fragen: „Was mache ich, damit mein Glauben sich entwickeln kann? Welche
Gewohnheiten entwickle ich? Wie gut gelingt mir dieser Punkt?“
Jeder dieser fünf Aufträge sollte eine Rolle in unserem Leben spielen. Aber manchmal legt
uns Gott etwas besonders aufs Herz. Zum Beispiel könnte jemand sagen: „Am meisten liegt
mir das ‚Gott lieben’ auf dem Herzen. Ich bin jemand, der Sehnsucht danach hat, selber und
mit anderen zu beten.“ Jemand anderer sagt: „Ich will für andere da sein. Mir ist unsere
Verantwortung für diese Welt wichtig geworden. Das möchte ich mit allem, was mir möglich
ist, unterstützen.“
Wenn wir uns als Kirchgemeinde die fünf Aufträge ansehen, ist die Situation etwas anders.
Eine Gemeinde sollte ausgewogen sein und jeden dieser fünf Aufträge gleich stark fördern.
Heute geht es um den Punkt „zu Gott einladen“. Dahinter steht diese zentrale Aufforderung
von Jesus an seine Jünger: „Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker.“ (Matth.28,19).
Manche Gemeinden beachten alle vier anderen Aufträge. Sie feiern als Gemeinde schöne
Gottesdienste. Sie legen Wert auf eine gute Gemeinschaft, in der jeder getragen wird. Sie
engagieren sich für die Nöte dieser Welt, sind also „für andere da“. Aber wenn wir all das
haben und den Auftrag „zu Gott einladen“ nicht beachten, dann fehlt etwas Notwendiges.
2. Mission impossible
Der Auftrag „Zu Gott einladen“ ist für viele Menschen und Kirchgemeinden der schwierigste.
Viele Christen und Gemeinden stehen hilflos vor dieser Aufgabe.
Auf der einen Seite haben wir Angst, dass wir Extremisten werden könnten, die unsensibel
anderen Menschen den Glauben aufdrängen. Deshalb haben wir bei diesem Punkt so
sorgsam formuliert, wie nur irgendwie möglich. Wir wollen Menschen nicht missionieren, wir
wollen niemanden überfahren. Aber wir wollen auf eine gute Art „zu Gott einladen“.
Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht. Ich finde, wir sind eine attraktive Kirchgemeinde. Für mich war es interessant, dass meine Mutter den Gottesdienst am Weihnachtsabend besucht hat und mir natürlich nachher von ihren Eindrücken erzählt hat. Zwei Sachen
hat sie dabei sehr positiv erlebt: Auf der einen Seite ist ihr aufgefallen, wie gut
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altersdurchmischt unsere Gemeinde in diesem Gottesdienst war. Wir haben ein gutes
Miteinander verschiedener Generationen. Zweitens fiel ihr auf, wie liebevoll es nach dem
Gottesdienst zuging. Viele Leute sind noch etwas in der Kirche geblieben, man hat sich
fröhliche Weihnachten gewünscht und ist noch etwas in Gruppen zusammen gestanden.
Nur: Wie steht es mit dem Auftrag „zu Gott einladen“? Immer wieder steht mir die Frage vor
Augen: „Wie gut ist es uns in den letzten zwei, drei oder vier Jahren gelungen, Menschen zu
Gott einzuladen?“ Meine Antwort auf diese Frage ist: „Schlecht!“
Dabei wären die Menschen grundsätzlich interessiert an religiösen Themen. Jesus hat einmal die Menschen seiner Zeit angesehen und gesagt: „Das Feld ist schon weiss, zur Ernte
bereit.“ (Joh.4,35). Das würde er wohl auch über unsere Gesellschaft sagen. Die Menschen
haben eine Sehnsucht nach Spiritualität. Sie suchen nach Dingen, die sie erfüllen können.
Ein paar fromme Worte genügen ihnen nicht. Sie suchen etwas, das sie trägt und berührt.
Aber es gibt zwei Punkte, die die Sache nicht ganz einfach machen. Erstens: Viele Menschen trauen Gott nicht zu, diese Sehnsucht zu erfüllen. Sie suchen überall, aber nicht mehr
zuerst in der Kirche.
Zweitens: Die meisten Menschen brauchen in der Regel mehrere Schritte und eine längere
Zeit, um sich mit dem Gedanken an Gott anzufreunden. Eine schöne Hochzeit, eine nette
Taufe oder ein berührender Gottesdienst zu Weihnachten sind ein wichtiger Schritt. Beerdigungen sind ein Moment, in dem viele Menschen die Kirche positiv erleben. Ein Treffpunkt
hier im Foyer, bei dem sich junge Mütter einfinden, und ihre Zeit bei uns verbringen, ist eine
schöne Sache. Aber all das ist nur ein erster Schritt: Bis jemand dann auch sonst in einen
Gottesdienst geht und sich für eine Beziehung zu Gott öffnet sind mehrere solcher Schritte
nötig. Ohne jemanden, der sie auf diesem Weg begleitet und einlädt, sind diese weiteren
Schritte kaum möglich.
3. Mission possible
Aber damit wird auch klarer, wie aus einer „Mission impossible“ eine „Mission possible“, eine
mögliche Aufgabe, wird. Drei Punkte sind mir dabei wichtig:
I. Passende Angebote: Der Hintergrund dieses Gottesdienstes ist, dass wir ab diesem Jahr
auf regelmässige LiFe-Seminare setzen wollen. Natürlich gibt es verschiedene Angebote, die
sich eignen, um Zugang zu einer Beziehung zu Gott zu finden. In der Vergangenheit waren
Frauenfrühstück, Gemeindeferienwoche in Montmirail, Gospelchor und andere Angebote so
niederschwellig, dass auch Aussenstehende gerne teilgenommen haben und wichtige
Beziehungen knüpfen konnten. Wenn unsere Kirchgemeinde ein Haus ist, dann soll es ein
Haus mit verschiedenen Türen sein.
Viele Gemeinden in der westlich geprägten Welt haben in den letzten Jahren Glaubenskurse
als gute Möglichkeit entdeckt. Das LiFe-Seminar dauert fünf Abende. Es geht um Themen,
die die Leute interessieren, wie z.B. „Wie kann ich glücklich werden?“ oder „Warum lässt
Gott das zu?“. Niemand lässt sich gerne einladen, wenn man sagt: „Wir treffen uns in einem
Hauskreis. Möchtest du ab jetzt dazugehören?“ Aber wenn man sagt: „Fünf Abende, nachher
ist es fertig.“, dann denkt sich jeder: „Dieses Risiko ist nicht gross. Meinem Nachbarn scheint
die Sache mit Gott ja zu helfen. Ausserdem kommt er mit. Also, warum nicht?“
Wichtig ist, mit so einem Kurs allen interessierten Personen ein konkretes Angebot machen
zu können.
II. Bereitschaft, Zeuge zu sein. Die Apostelgeschichte ist der Moment, in dem die ersten
Christen ohne Jesus vor der Welt standen – mit dem Auftrag, allen Menschen von ihm zu
erzählen. Wie haben sie das gemacht? Jesus hat zu ihnen gesagt: „Ihr werdet meine Zeugen
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sein.“ (Apg.1,8). Immer wieder in den nächsten Kapiteln lesen wir, wie die ersten Christen
dieses Wort aufgenommen haben, vor den Menschen gestanden sind und gesagt haben:
„Wir sind Zeugen dafür“ (z.B. Apg.1,22; 2,32; 3,15; 5,32 usw.).
Das bedeutet nicht unbedingt, dass wir einen Haufen Flyer mitnehmen und in der ganzen
Nachbarschaft verteilen. Wenn jemand dieses offene Wesen hat und es für ihn stimmt, mag
er das machen. Für mich wäre das nicht der richtige Weg. Viele Menschen sind bei Gott
recht zurückhaltend und wollen nicht „bekehrt“ werden.
Wenn man Zeuge für etwas ist, ist das viel einfacher. Es bedeutet, dass man vor anderen
nicht versteckt, was einen bewegt. Alle Menschen erzählen von den Dingen, die ihnen
helfen. Gott ist das Beste, was mir jemals passiert ist. Ich habe es mit 18 Jahren so erlebt:
Auf die Frage nach dem Sinn des Lebens habe ich ohne Gott keine Antwort gefunden. Das
ganze Gerede um Geld und Karriere kam mir so hohl vor. Ich habe gespürt: Bei Gott finde
ich etwas, was mir einen tieferen Sinn im Leben gibt.
Vielleicht geht es euch ähnlich und für euch ist die Beziehung zu Gott der wichtigste Halt im
Leben. Dann versteckt das nicht! Wenn ihr einen interessanten Gottesdienst erlebt habt,
kann man anderen bei einer passenden Gelegenheit ja davon erzählen. Wenn ihr im
Hauskreis am meisten Trost empfangt und dort Freundschaften entstehen, dann darf man
das auch erwähnen. Seid einfach Zeuge für das, was Gott in eurem Leben tut.
Vielleicht habt ihr es gemerkt: Der Internetauftritt unserer Kirchgemeinde wurde in den
letzten zwei Jahren erneuert. Wir haben sorgsam gestaltete Flyer. Die Kirchgemeindezeitung
hat ein neues Layout. Früher dachte ich: ‚Gute Öffentlichkeitsarbeit ist die halbe Miete.’
Heute bin ich nüchterner geworden: Flyer und Artikel sind nur eine Erinnerung für die Leute.
Niemand Aussenstehender kommt, wenn ich in der Kirchgemeindezeitung einen Artikel über
das LiFe-Seminar schreibe. Ich schreibe, damit alle den Namen schon einmal gehört haben.
Aber nur dann, wenn wir in unserem persönlichen Umfeld ganz natürlich Zeuge sind, wird
jemand sich auch tatsächlich für den Glauben interessieren.
III. Von Liebe motiviert. Als letztes stellt sich die Frage: Was bewegt uns dazu, über diesen
Auftrag nachzudenken? Was treibt uns an, für andere zu beten oder Zeuge zu sein? Es geht
nicht darum, dass wir Erfolg haben wollen. Unsere Motivation ist nicht, dass wir als
Kirchgemeinde gut altersdurchmischt sind oder wachsen.
Ich wünsche mir, dass wir etwas von dem teilen, was Gott empfindet. Er liebt diese Welt über
alles. Jeder einzelne Mensch ist kostbar für ihn. Mein Nachbar ist für ihn wichtig. Mein
Bruder liegt ihm auf dem Herzen. Er liebt meinen Geschäftskollegen über alles.
Wenn wir beim LiFe-Seminar dazu ermutigen, die acht Wochen vor jedem Kurs für andere
Menschen zu beten, dann geschieht das auch mit diesem Ziel: Dieses Gebet ist ein Weg,
wie wir uns von der Liebe Gottes anstecken lassen wollen. Wenn wir andere Menschen
lieben, werden wir uns auch wünschen, dass sie Gott erleben können. Denn wir wissen aus
eigener Erfahrung: Das Beste, was einem Menschen passieren kann, ist, dass er Gott
kennen lernt.
Wir haben einen Auftrag mitbekommen, vor dem wir manchmal etwas hilflos stehen. Drei
konkrete Schritte sollen uns helfen, ihn umzusetzen. Wir machen ein gutes Angebot als
Kirchgemeinde, wir leben als Zeugen für das, was wir mit Gott erleben – und wir wollen
lernen, andere Menschen mit Gottes liebenden Augen zu sehen. AMEN.
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