Attraktivitätsforschung - Die Schönheit der Frau aus Sicht der Evolution

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Attraktivitätsforschung
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Die Attraktivitätsforschung beschäftigt sich mit der Erforschung der Attraktivität des
menschlichen Gesichtes und Körpers. Sie ist keinem bestimmten Fachgebiet zuzuordnen,
sondern wird in einer Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen betrieben, wie der Psychologie,
den Neurowissenschaften, der Verhaltensforschung oder auch den Wirtschaftswissenschaften.
Inhaltsverzeichnis
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1 Entwicklung der Attraktivitätsforschung
o 1.1 Geschichte
o 1.2 Aktuelle Entwicklungen
2 Fragestellungen
o 2.1 Bewertung von Schönheit
o 2.2 Welche Merkmale werden als attraktiv empfunden?
o 2.3 Wie wirkt sich Attraktivität im sozialen Kontext aus?
o 2.4 Attraktivität und Partnerwahl
o 2.5 Welchen biologischen „Sinn“ hat Schönheit?
o 2.6 Der Halo-Effekt bei physischer Attraktivität
 2.6.1 Experimente
 2.6.1.1 Landy & Sigall (1974)
 2.6.1.2 Kaplan (1978)
 2.6.1.2.1 Experiment 1
 2.6.1.2.2 Experiment 2
 2.6.2 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse
 2.6.3 Kritik und Ergänzungen
o 2.7 Wechselwirkungen zwischen physischer Attraktivität und schulischer
Sozialisation
 2.7.1 Hinführung zum Thema
 2.7.2 Fragestellung
 2.7.3 Befunde
 2.7.3.1 Schüler-Lehrer-Interaktion
 2.7.3.2 Schüler-Schüler-Interaktion
 2.7.4 Fazit und Kritik
3 Siehe auch
4 Quellen
5 Literatur
o 5.1 Populärwissenschaftlich
o 5.2 Für Fachpublikum
6 Weblinks
Entwicklung der Attraktivitätsforschung
Geschichte
Die systematische Erforschung der menschlichen Schönheit nahm ihren Anfang in den späten
1960-er Jahren. Zunächst waren daran vor allem US-amerikanische Sozialwissenschaftler
beteiligt, die sich hauptsächlich für die Auswirkung von körperlicher Attraktivität auf die
verschiedensten Arten der zwischenmenschlichen Beziehungen interessierten, etwa auf die
Bereitschaft, anderen Menschen zu helfen. Während die ersten Attraktivitätsforscher noch
davon ausgingen, dass Schönheit „im Auge des Betrachters“ liege, brachten die in den 1980er Jahren durchgeführten Untersuchungen zur Urteilerübereinstimmung die Erkenntnis, dass
sich unterschiedliche Menschen in ihrem Schönheitsurteil durchaus ähneln. Damit rückte nun
verstärkt die Frage ins Blickfeld, welche Merkmale attraktive Gesichter bzw. Körper
auszeichnen. Seit Mitte der 80-er Jahre spielen in der Attraktivitätsforschung zunehmend
evolutionspsychologische Ansätze eine Rolle, die nach dem biologischen „Sinn“ von
Attraktivität fragen. Bis heute ist die Evolutionspsychologie das vorherrschende (wenn auch
nicht unangefochtene) theoretische Paradigma der Attraktivitätsforschung geblieben.
Aktuelle Entwicklungen [Bearbeiten]
Mit der Einführung moderner bildgebender Verfahren in die Hirnforschung halten seit Mitte
der 1990-er Jahre die Neurowissenschaften Einzug in die Attraktivitätsforschung. Mit Hilfe
der funktionellen Magnetresonanztomographie werden die am Attraktivitätsurteil beteiligten
Hirnstrukturen und die zugrundeliegenden neuronalen Prozesse erforscht. Die Suche nach den
physiologischen Grundlagen des ästhetischen Empfindens geht dabei z.T. über die
menschliche Schönheit hinaus und bezieht – unter der Flagge der „Neuroesthetics“ – alle
Arten von ästhetischen Objekten und Erfahrungen wie etwa Kunstwerke oder Musik mit ein.
Auch die Wirtschaftswissenschaften beteiligen sich neuerdings an der Erforschung der
menschlichen Attraktivität. Mit Hilfe spieltheoretischer Ansätze gehen sie der Frage nach,
wie soziale Austauschbeziehungen durch das Aussehen beeinflusst werden. Seit einigen
Jahren erweitert sich insbesondere innerhalb der evolutionspsychologisch geprägten
Attraktivitätsforschung das Konzept von „Attraktivität“ zusehends. Neben der visuellen
Attraktivität von Gesicht und Körper sind nun auch der Körpergeruch, die Stimme oder auch
Bewegungen zum Gegenstand der Forschung geworden. Dabei tritt zunehmend die Frage
nach der Natur und Herkunft von interindividuellen Unterschieden in der
Attraktivitätswahrnehmung in den Vordergrund. (Warum etwa können sich die einen
Menschen gegenseitig „riechen“, die anderen nicht?)
Fragestellungen [Bearbeiten]
Die Attraktivitätsforschung beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit folgenden Fragen:
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Inwieweit stimmen Menschen in ihrem Schönheitsurteil überein?
Welche Merkmale des Gesichtes bzw. Körpers werden als attraktiv empfunden?
Wie wirkt sich die Attraktivität eines Menschen im sozialen Kontext aus?
Welche Rolle spielt Attraktivität bei der Partnerwahl?
Welchen biologischen „Sinn“ hat Schönheit?
Bewertung von Schönheit [Bearbeiten]
Der Frage nach der Urteilerübereinstimmung bei der Attraktivitätsbewertung von Gesichtern
haben sich vor allem deutschsprachige Attraktivitätsforscher (z.B. Ronald Henss) ausgiebig
angenommen. Demnach ist unser Attraktivitätsurteil ungefähr zur Hälfte subjektiv, die andere
Hälfte haben wir mit anderen Menschen gemeinsam. [1]. Dieser (relative) Konsens scheint
kulturübergreifend zu sein, sofern die jeweiligen Beurteiler mit den in Frage stehenden
Ethnien vertraut sind. Ein weißer Europäer stimmt beispielsweise bei der Bewertung eines
japanischen Gesichtes weitgehend mit japanischen Bewertern überein – unter der
Voraussetzung, dass er bereits „Erfahrung“ mit japanischen Gesichtern gemacht hat (also z.B.
Japaner in seinem Bekanntenkreis hat). Männer und Frauen weisen in ihren
Schönheitsurteilen zwar gewisse Unterschiede auf (Frauen beispielsweise sind mit guten
Noten etwas zurückhaltender als Männer, insbesondere, wenn es um Männergesichter geht),
im großen Ganzen stimmen beide Geschlechter aber recht gut überein (genauso wie das auch
unterschiedliche Altersgruppen oder auch soziale Schichten tun).
Welche Merkmale werden als attraktiv empfunden? [Bearbeiten]
Dante Gabriel Rossetti, The Beloved (1866)
Symmetrie, kindliche Gesichtszüge und makellose Haut werden universell als attraktiv
wahrgenommen.
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Eines der für den Laien verblüffendsten Attraktivitätsmerkmale heißt
Durchschnittlichkeit: Wenn mehrere Gesichter fotografisch oder computertechnisch
(durch sog. „Morphing“) übereinandergelagert werden, so ist das resultierende
Durchschnittsgesicht attraktiver als die Mehrzahl der Einzelgesichter, aus denen es
hervorgegangen ist.
Als einer der stärksten Attraktivitätsfaktoren ist die Makellosigkeit der Haut
experimentell gut abgesichert – je glatter die Haut, desto attraktiver wird das
entsprechende Gesicht beurteilt.
Die Frage, ob ein Gesicht durch Symmetrie attraktiver wird, ist zwar ausführlich
beforscht, die Ergebnisse sind jedoch nicht ganz eindeutig. In einigen Studien werden
symmetrische Gesichter als attraktiver wahrgenommen, in anderen dagegen schneiden
perfekt symmetrische Gesichter nicht besser – vereinzelt sogar schlechter - ab als
weniger symmetrische. Konsens besteht allerdings darin, dass höhergradige
Asymmetrien der Schönheit eines Gesichtes abträglich sind.
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Attraktive weibliche Gesichter weisen Merkmale und Proportionen auf, die auch die
Gesichter von Kindern auszeichnen: große Augen, eine hohe Stirn, eine niedrige
Kieferpartie. Ob die Attraktivität dieser Merkmale mit ihrer wahrgenommenen
Kindlichkeit (sog. „Neotenie-Hypothese“) zusammenhängt oder ob sich in ihr die
besondere Geschlechtstypizität des Gesichtes widerspiegelt (also der Gegensatz zum
männlichen Gesicht, das sich durch eine kräftigen Kiefer, eine flache Stirn und kleiner
wirkenden Augen auszeichnet), ist unter Forschern umstritten.
Sog. „Reifezeichen“ (M. Cunningham) in Form von hohen, betonten Wangenknochen
und schmalen Wangen machen Frauen- und z.T. auch Männergesichter attraktiver.
Beim weiblichen Gesicht wirken volle Lippen attraktiv – möglicherweise, weil sie auf
einen hohen Spiegel an weiblichen Geschlechtshormonen hinweisen (die Lippen
werden in der Pubertät unter dem Einfluss von Östrogen voller).
Die Faktoren, die ein Männergesicht attraktiv machen, sind weniger eindeutig zu
definieren. Die „Männlichkeit“ eines Gesichtes (die sich in einem kräftigen, kantigen
Kinn, hervorstehenden Wangenknochen und schmalen Wangen äußert) führt nicht in
allen Experimenten zu höheren Attraktivitätswerten – möglicherweise, weil allzu viel
Männlichkeit auch mit negativen Charaktereigenschaften wie Machismo,
Aggressivität und Untreue assoziiert wird.
Odalisque von Jules-Joseph Lefebvre
Für die Figur werden folgende Attraktivitätskriterien diskutiert:
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Einer der wichtigsten (und kulturübergreifenden) Attraktivitätsfaktoren beim Mann ist
die Körpergröße. Die Körpergröße einer Frau dagegen ist für ihre Attraktivität
unerheblich.
Das ideale Körpergewicht und die ideale Figur schwanken von Epoche zu Epoche und
Kultur zu Kultur recht stark. Die heutige Bevorzugung sehr schlanker Frauenkörper ist
im historischen und ethnographischen Vergleich eher die Ausnahme.
In den 1990-er Jahren wurde die „Waist-to-Hip-ratio“, also das Verhältnis von
Taillen- zu Hüftumfang von dem US-amerikanischen Evolutionspsychologen
Devendra Singh als Attraktivitätsmaß in die Diskussion eingeführt. Ein Verhältnis von
0,7 galt demnach als optimal. Die Universalität dieser „Konstante“ wird jedoch von
neueren Untersuchungen zunehmend in Frage gestellt. Zudem steht außer Frage, dass
die Körperfülle (gemessen durch den Body-Mass-Index BMI) eine sehr viel
wichtigere Rolle spielt als das Taille-Hüft-Verhältnis (Zusammenfassung: Swami &
Furnham, 2008).
Sämtliche Schönheitsideale sind dem Wandel von Geschmack und Mode unterworfen – die
den Körper betreffenden Schönheitsnormen offenbar noch stärker als diejenigen, die sich auf
das Gesicht beziehen. Das heißt jedoch nicht, wie oft behauptet, dass Schönheitsideale völlig
beliebig wären – wie der Blick auf herausragende Schönheiten unterschiedlicher Epochen,
wie etwa Nofretete oder Michelangelos David, zeigt.
Wie wirkt sich Attraktivität im sozialen Kontext aus? [Bearbeiten]
Attraktiven Menschen werden in weitaus höherem Maß positive Eigenschaften wie z.B.
Gesundheit, Intelligenz oder gute Charaktereigenschaften zugeschrieben als weniger
attraktiven. Offenbar neigen Menschen dazu, ästhetische („schön“) mit ethischen Kategorien
(„gut“) zu vermischen. Dieses sog. Attraktivitätsstereotyp führt dazu, dass schöne
Menschen in praktisch allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens positiver behandelt
werden. Hübsche Kinder etwa bekommen in der Schule bessere Noten. Attraktive
Erwachsene können vor Gericht mit milderen Strafen rechnen, treffen in Notlagen auf mehr
Hilfsbereitschaft, und erhalten – wenn man das Attraktivste mit dem am wenigsten attraktiven
Drittel der Arbeitnehmer vergleicht - um ca. 10 Prozent höhere Gehälter. Auch ein
Zusammenhang zwischen physischer Attraktivität und Wahlerfolg wird mittlerweile
empirisch erforscht. So gut die Wirkung des Attraktivitätsstereotyps dokumentiert ist, so
wenig sind die Gründe erforscht, die zu der Gleichsetzung des Schönen mit dem Guten
führen. Eine entsprechende Sozialisation – wie sie von vielen Sozialwissenschaftlern als
Erklärung angeführt wird – ist eher unwahrscheinlich, da sich das Attraktivitätsstereotyp
bereits im Alter von sechs Monaten nachweisen lässt. Auch die Tatsache, dass sich die
Vermengung des Schönen mit dem Guten in allen Kulturen, Sprachen und Mythen
nachweisen lässt, spricht gegen eine rein kulturelle Tradierung des Attraktivitätsstereotyps im
Sinne von Sozialisation. Die Suche nach den biologischen Wurzeln steckt jedoch noch in den
Kinderschuhen.
Attraktivität und Partnerwahl [Bearbeiten]
Bei beiden Geschlechtern gehört körperliche Attraktivität zu den wichtigsten
Partnerwahlkriterien. Im Unterschied zu Männern sind Frauen allerdings eher bereit, beim
Faktor „Attraktivität“ zugunsten anderer Qualitäten, insbesondere Status und
Charaktereigenschaften, Abstriche zu machen. Männer dagegen lassen sich bei ihrer
Partnerwahl in viel stärkerem Maß von optischen Kriterien leiten. Dieses Muster scheint sich
im Zuge der stärkeren ökonomischen Gleichstellung der Frau zwar zu relativieren, ist auf dem
aktuellen Partnermarkt jedoch noch weitgehend gültig. Bei Verbindungen zwischen Partnern
mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen ist es in aller Regel die Frau, die ihrem Partner
in Sachen Herkunft und Bildung unterlegen ist – dafür kann sie aber ihre höhere Attraktivität
in die Waagschale werfen. Bei den heutzutage häufigeren Partnerschaften zwischen Partnern
ähnlicher Herkunft und Bildung ähneln sich die Partner dagegen auch in ihrer Attraktivität:
Schöne Menschen haben schöne Partner, weniger schöne Menschen dagegen auch weniger
schöne Partner. Die Mechanismen, die zu dieser attraktivitätsmäßigen Schichtung des
Partnermarktes führen, werden derzeit anhand des sog. Speed-Dating intensiv erforscht.
Welchen biologischen „Sinn“ hat Schönheit? [Bearbeiten]
Evolutionspsychologisch orientierte Attraktivitätsforscher sehen in gutem Aussehen ein
biologisches Signal. Schönheit ist demnach ein Zeichen von „Partnerqualität“, insbesondere
von Gesundheit und Fruchtbarkeit. Diese sog. „Gute-Gene-Hypothese“ kann sich auf
verhaltensbiologische Erkenntnisse aus dem Tierreich stützen: In vielen Arten haben die am
reichsten ornamentierten Individuen nicht nur eine höhere phänotypische Qualität sondern
auch eine reichlichere und gesündere Nachkommenschaft. In diesem Zusammenhang wird
insbesondere der Symmetrie des Körperbaus eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Sie
wird von vielen Forschern als Zeichen von sog. „Entwicklungsstabilität“ und damit als
Hinweis auf eine gute genetische Ausstattung aufgefasst. Inwieweit auch die menschliche
Schönheit als Indikator für biologische oder psychologische Qualitäten fungiert, lässt sich
derzeit noch nicht abschließend beantworten. Wohl lassen sich gewisse Zusammenhänge
zwischen Attraktivität und anderen „Qualitäten“ feststellen – insbesondere im Bereich
sozialer Fähigkeiten schneiden attraktive Menschen nach einer umfangreichen Meta-Analyse
der bestehenden Literatur aus dem Jahr 2000 besser ab[2]. Bei den Faktoren „Gesundheit“ und
„Fruchtbarkeit“ lassen sich jedoch klare und eindeutige Zusammenhänge bisher nicht
feststellen. Was die biologische „Erklärung“ der menschlichen Schönheit angeht, steht die
Attraktivitätsforschung trotz vielversprechender Ansätze erst am Anfang.
Der Halo-Effekt bei physischer Attraktivität [Bearbeiten]
Der Halo-Effekt (Thorndike, 1920; Wells, 1907) ist ein Urteilsfehler, bei dem Eigenschaften
oder Merkmale einer Person, die de facto unabhängig oder nur leicht zusammenhängend sind,
von der urteilenden Person als miteinander in einem direkten Zusammenhang stehend
wahrgenommen werden.
Experimente [Bearbeiten]
Landy & Sigall (1974) [Bearbeiten]
Landy und Sigall (1974) wollten herausfinden, ob die Beurteilung der Leistung einer Person
abhängig von deren Maß an physischer Attraktivität ist. Sie ließen Studenten Aufsätze
bewerten, von denen die Hälfte „schlecht“ und die andere Hälfte „gut“ waren. Zusätzlich war
an ein Drittel der Aufsätze das Foto einer attraktiven Frau, an das zweite Drittel das Foto
einer unattraktiven Frau und an das letzte Drittel gar kein Foto geheftet. Sowohl die Qualität
der Aufsätze als auch die Attraktivität der Frauen wurden vor dem eigentlichen Experiment
anhand von Voruntersuchungen überprüft. Bei einem guten Aufsatz gab es keinen
signifikanten Unterschied in der Leistungsbewertung der attraktiven und der unattraktiven
Autorinnen. War der Aufsatz jedoch von schlechter Qualität und die Autorin attraktiv, wurde
er besser bewertet als der schlechte Aufsatz einer unattraktiven Autorin. Somit konnte in
diesem Experiment der Halo-Effekt mit Einschränkung nachgewiesen werden. Zu kritisieren
ist an diesem Experiment und der Interpretation der Ergebnisse, dass es ausschließlich
männliche Versuchspersonen und weibliche Stimuluspersonen gab. Damit stellt sich die
Frage, ob der Halo-Effekt im Zusammenhang mit physischer Attraktivität nur dann auftritt,
wenn ein Mann die schlechte Leistung einer attraktiven Frau bewerten soll. Diese Frage
stellte sich auch Kaplan (1978).
Kaplan (1978) [Bearbeiten]
Experiment 1 [Bearbeiten]
Kaplan benutzte die gleiche Versuchsanordnung wie Landy und Sigall (1974) mit dem
Unterschied, dass er sowohl männliche als auch weibliche Versuchspersonen die Aufsätze
bewerten ließ. Damit wollte er herausfinden, ob es eine Interaktion zwischen dem Geschlecht
des Bewertenden und der Attraktivität der Stimulusperson gab. Tatsächlich werteten die
männlichen Versuchspersonen die Aufsätze der attraktiven Autorinnen auf, wohingegen bei
den weiblichen Versuchspersonen eine Tendenz bestand, die Leistungen attraktiver
Autorinnen abzuwerten, die allerdings nicht signifikant war. Im Anschluss an dieses
Experiment stellte sich nun die Frage, ob es einen Unterschied mache, wenn die
Stimuluspersonen, also die Autoren der Texte, männlich wären.
Experiment 2 [Bearbeiten]
Dies überprüfte Kaplan dann in einem zweiten Experiment, das wieder gleich aufgebaut war
wie das von Landy und Sigall (1974), nur das jetzt nicht nur die Versuchspersonen männlich
und weiblich waren, sondern die Autoren der Texte männlich waren. Heraus kam, dass
männliche Attraktivität bei weiblichen Bewertenden nicht den gleichen Effekt erzeugt wie
weibliche Attraktivität bei männlichen Bewertenden. Auch die männlichen
Versuchspersonen, welche die Texte der männlichen Autoren bewerteten, wurden durch das
Maß an Attraktivität der Stimulusperson nicht signifikant beeinflusst.
Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse [Bearbeiten]
Aufgrund der Ergebnisse dieser Experimente kann man sagen, dass
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der Halo-Effekt dann auftritt, wenn Männer schlechte Leistungen von Frauen
bewerten sollen; das bedeutet, dass attraktive Frauen bei schlechter Leistung von den
männlichen Versuchspersonen besser bewertet werden als unattraktive Frauen, also
das Maß an Attraktivität fälschlicherweise die Bewertung einer von der Attraktivität
gänzlich unabhängigen Leistung beeinflusst
sowohl Männer als auch Frauen durch männliche Attraktivität in diesen Experimenten
nicht beeinflusst wurden
weibliche Versuchspersonen in diesen Experimenten durch weibliche Attraktivität
negativ beeinflusst wurden, da sie die Leistungen attraktiver Frauen tendenziell, wenn
auch nicht signifikant, schlechter bewerteten als die von unattraktiven Frauen
Kritik und Ergänzungen [Bearbeiten]
Trotz der Ergebnisse dieser Experimente ist zu bezweifeln, ob es den Halo-Effekt im Bereich
physische Attraktivität tatsächlich gibt. Zum Einen funktioniert er nach Kaplan (1978) nur,
wenn Männer schlechte Leistungen von attraktiven Frauen bewerten, was den
Geltungsbereich einschränkt, wobei die Frage, warum dies so ist, offen bleibt. Des Weiteren
wurde das Experiment von Landy und Sigall (1974) von Schmitt (1992) in Deutschland
repliziert, wobei der Halo-Effekt im Bezug auf die Leistungsbeurteilung der Stimulusperson
nicht zu beobachten war, was die Ergebnisse von Landy und Sigall (1974) und Kaplan (1978)
in Frage stellt. Somit kann man sagen, dass der Halo-Effekt im Bereich physische
Attraktivität, wie unzählige andere Phänomene in der Sozialpsychologie, noch weiterer
Forschung und Erklärung bedarf.
Wechselwirkungen zwischen physischer Attraktivität und schulischer
Sozialisation [Bearbeiten]
Hinführung zum Thema [Bearbeiten]
Auf Grundlage bisheriger Ergebnisse aus dem Bereich der Attraktivitätsforschung lässt sich
eine nicht zu unterschätzende Auswirkung bislang erforschter Phänomene auch im
schulischen Kontext erwarten. Diese können sowohl die Schüler-Lehrer-Interaktion, als auch
die Schüler-Schüler-Interaktion betreffen. Physische Attraktivität gilt nach Elashoff & Adams
et al. als eine der potentiellen Einflussvariablen bzgl. Lehrererwartungen. Außerdem wird von
Determinanten ausgegangen, wie Geschlecht, Herkunft und sozialem Status, die u.a. die
Leistungsbewertung bedingen. Darüber hinaus ist natürlich auch von Interesse, inwieweit der
Wert, der physischer Attraktivität von Kindern und Jugendlichen beigemessen wird, durch
den schulischen Sozialisationsprozess geprägt ist. Bisherige Forschungsergebnisse stammen
überwiegend aus dem anglo-amerikanischen Raum, weshalb die Übertragbarkeit auf die
Zusammenhänge o.g. Phänomene an deutschen Schulen z.T. problematisch ist. Sie belegen
allerdings, dass „subjektive“ und „objektive“ Attraktivität von der Kindheit bis hin zur
Adoleszenz überzufällig mit sozialer Wahrnehmung, mit der Ausbildung von Einstellungen
und Werthaltungen, mit Persönlichkeitsfaktoren und mit Qualität und Quantität sozialer
Interaktion kovariieren (Rost).
Fragestellung [Bearbeiten]
Der sogenannte Halo-Effekt und das damit verbundene Schönheitsstereotyp „Wer schön ist,
ist auch gut.“ lassen vermuten, dass die Bewertungen schulischer Leistungen bzw.
intellektueller Fähigkeiten der Schüler u.a. auch durch den Einfluss der physischen
Attraktivität entstehen könnten. Ebenso könnte dieser Effekt dazu beitragen, dass attraktive
Schüler bei Klassenkameraden ein höheres Ansehen genießen. Die Matching-Hypothese
könnte insofern eine Rolle spielen, als die Notenvergabe durch Lehrer u.a. auch von der
physischen Ähnlichkeit zwischen SchülerIn und LehrerIn geprägt sein kann. Freundschaften
unter Schülern könnten dabei auch mit diesem Prinzip entstehen. Darüber hinaus kann man
sich fragen, ob der Kontrast- und der Radiation-Effekt auch im schulischen Alltag
Auswirkungen haben.
Befunde [Bearbeiten]
Schüler-Lehrer-Interaktion [Bearbeiten]
Untersuchungen aus dem deutschsprachigen Raum zu „subjektiver“ und „objektiver“
Attraktivität liefern folgende Ergebnisse:
a) Einfluss des Geschlechts
Kenealy et al. (1978) konnte nachweisen, dass Lehrer Mädchen signifikant attraktiver
wahrnehmen als Jungen. Damit lässt sich die eindeutige systematische Tendenz erklären, dass
Mädchen besser als Jungen beurteilt werden. Broody & Good (1974) weisen jedoch auf eine
Überschätzung des Potentials und der Intelligenz der Mädchen hin.
b) Einfluss des Halo-Effekts
Mehrfach konnte die Hypothese bestätigt werden, dass der Halo-Effekt auch in der SchülerLehrer-Interaktion zu beobachten ist. Attraktive Schüler werden dementsprechend als
intelligenter, sozialer und ehrlicher wahrgenommen (Kenealy, 1980; Dion, 1972). Zusätzlich
zeigte sich, dass Lehrer von der Attraktivität des Schülers/ der Schülerin auf das Interesse der
Eltern schließen. Sie gehen davon aus, dass attraktive Kinder Eltern haben, die sich mehr für
das Wohlergehen und das Leben ihres Kindes interessieren, als Eltern von unattraktiveren
Kindern. Unattraktive Kinder erfahren signifikant mehr neutrale bis hin sogar zu negativer
Aufmerksamkeit. Aloia (1975) und Clifford (1975) bestätigten mit ihren Untersuchungen,
dass Lehrer an unattraktive Kinder einen geringeren akademischen Anspruch haben sowie
schwächere Leistungen erwarten. Attraktive Fotokinder erhalten i.d.R. in den Fächern
Musik/Kunst und Sachkunde bessere Noten. Rost merkt hierzu an, dass in den oben
aufgeführten Fächern ein Mangel an „harten Beurteilungskriterien“ vorliegt. Mehrfach
bewiesen, beeinflusst Schönheit vor allem dann, wenn weniger konkrete Informationen über
die Person vorliegen (in diesem Fall: leistungsbezogen).
Schüler-Schüler-Interaktion [Bearbeiten]
a) Einfluss der Schulzugehörigkeit
Das Attraktivitätskonzept scheint sich bereits im Kindergartenalter relativ klar gefestigt zu
haben. Schulkinder schätzen Attraktivitätsunterschiede bei anderen Kindern relativ
zuverlässig ein; die Kriterien, die dazu genutzt werden, sind ähnliche wie bei Erwachsenen.
Vagt und Mayert konnten 1979 an einer Stichprobe von 219 Hauptschülern und
Gymnasiasten der 9. Jahrgangsstufe feststellen, dass die Einschätzung der eigenen
Attraktivität nicht mit der Attraktivitätseinschätzung durch Peers (Gleichaltrige,
Gleichgestellte) korreliert. Es ergaben sich jedoch Beziehungen zu anderen Variablen;
abhängig vom sozio-ökonomischen Status und dem Alter der Eltern wurden die Kinder von
ihren Peers als attraktiver beurteilt. Als attraktiv eingeschätzte Gymnasiasten scheinen
darüber hinaus weniger Probleme mit Gleichaltrigen zu haben.
Betrachtet man nur die subjektive Attraktivtät, so zeigen sich gerade bei Hauptschülern
signifikante Korrelationen zu Variablen aus dem Bereich der Persönlichkeit, Sozial- und
Leistungsverhalten; d.h. je positiver die eigene Attraktivität beurteilt wird, desto weniger
scheinen soziale Ängstlichkeit, Nervosität, Erregbarkeit, Gehemmtheit und emotionale
Labilität ausgeprägt zu sein. Vagt folgert aus diesen Befunden, dass v.a. bei Hauptschülern
das Aussehen ein entscheidendes Wert- und Selbstwertkriterium darstellt, das aber ggfs. mit
steigender Schulbildung durch andere Kriterien z.B. aus dem Leistungsbereich überlagert
werden könnte. In anderen Arbeiten konnte dieser Befund zwar nur z.T. nachvollzogen
werden, aber hypothesenkonform zeigte sich auch hier, dass Hauptschüler zufriedener mit
dem eigenen Aussehen sind und mehr Aufwand (Zeit und Geld etc.) für gutes Aussehen
betreiben als Gymnasiasten.
b) Einfluss des Geschlechts
Es zeigten sich in dieser Studie jedoch andere signifikante Befunde, die gerade auch in Bezug
auf einen möglichen Geschlechtseinfluss von beurteiltem und beurteilendem Kind
interessante Hinweise geben. So konnte gezeigt werden, dass attraktiv eingeschätzte Mädchen
tendenziell aus Familien mit höherem sozio-ökonomischen Status stammen. Die Frage, die
sich dabei stellt, ist, ob Eltern mit höherem Status v.a. bei Töchtern dem Aussehen einen
höheren Wert beimessen, als Eltern mit niedrigerem sozio-ökonomischen Status. Die
Alltagserfahrung, dass sich soziale Beziehungen u.a. auch über Attraktivität vermitteln,
konnte von Rost insofern nachgewiesen werden, als attraktive Kinder, v.a. Mädchen, häufiger
von Peers zum Übernachten eingeladen werden. In diesem Zusammenhang ist auch
interessant, dass attraktiv beurteilte Mädchen offenbar häufiger auch introvertierte Interessen
(sammeln, zeichnen etc.) haben. Die Frage, ob schöne Mädchen sich weniger um
Sozialkontakte kümmern müssen, kann durch diesen Befund allerdings nicht beantwortet
werden. Insgesamt weisen verschiedene Befunde darauf hin, dass Mädchen die Attraktivität
Gleichaltriger generell positiver beurteilen als Jungen, und auch, dass Mädchen selbst bzgl.
ihrer Attraktivität positiver beurteilt werden als Jungen.
c) Einfluss des Halo-Effekts
Offensichtlich scheint sich auch oder gerade im Grundschulalter die Sympathie unter
Kindern insbesondere durch das Aussehen zu vermitteln. Rost konnte zwischen
verschiedenen Items, die den Kindern der Beurteilerstichprobe zur Bewertung Gleichaltriger
vorgelegt wurden, signifikant positive Korrelationen feststellen. Ein besonders enger
Zusammenhang, der für die Wirksamkeit des Halo-Effekts spricht, besteht zwischen den
Items „Dieses Kind ist hübsch“ und „Ich mag dieses Kind“. Aber auch die Items, die sich auf
die Intelligenz, die Anzahl der Freunde und die Glücklichkeit des beurteilten Kindes beziehen
korrelieren eng untereinander.
Fazit und Kritik [Bearbeiten]
Wie die dargelegten Befunde zeigen, ist die Attraktivitätsforschung bei Kindern und
Jugendlichen v.a. auch im Bereich Schule noch lange nicht am Ende angelangt. Z.T.
widersprüchliche Befundlagen sprechen dafür, dass es keine eindeutigen Ergebnisse für
Zusammenhänge zwischen Attraktivität und Variablen wie Intelligenz, Beliebtheit,
Sozialverhalten etc. gibt. Vermutlich spielen gerade in diesem Forschungsbereich
Interaktionen höherer Ordnung eine entscheidenende Rolle; hier bedarf es also noch weiterer
Forschung. Ebenfalls nicht eindeutig beantwortet bleibt die Frage nach der Richtung bislang
festgestellter Zusammenhänge zwischen Attraktivität und weiteren Variablen. Zuletzt sei
darauf hingewiesen, dass es generell fraglich ist, ob die in den Studien angewendeten
Operationalisierungen – es wurde fast ausschließlich mit Fotos zur Bewertung gearbeitet –
valide Ergebnisse liefern können, da doch vor allem im Schulalltag einem natürlichen Umfeld
eine besondere Bedeutung zufällt.
Siehe auch [Bearbeiten]
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Attraktivität
Schönheit
Ästhetik
Schönheitsideal
Evolutionspsychologie
Lookism
Quellen [Bearbeiten]
1. ↑ siehe z.B.: Ronald Henss: Spieglein, Spieglein an der Wand – Geschlecht, Alter und
physische Attraktivität (Beltz Psychologie Verlags Union, 1992); Hönekopp, J (im
Druck) Once more: is beauty in the eye of the beholder? Relative contributions of
private and shared taste to judgments of facial attractiveness. Journal of Experimental
Psychology: Human Perception and Performance
2. ↑ Langlois, JH, Kalakanis, L, Rubenstein, AJ, Larson, A, Hallam, M & Smoot, M
(2000). Maxims or myths of beauty? A meta-analytic and theoretical review.
Psychological Bulletin, 126, 390-423
Literatur [Bearbeiten]
Populärwissenschaftlich [Bearbeiten]
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Ulrich Renz: Schönheit – eine Wissenschaft für sich, Berlin Verlag, 2006, ISBN
3827006244
Nancy Etcoff: Nur die Schönsten überleben, Diederich Verlag, 2001, ISBN
3720522229
Für Fachpublikum [Bearbeiten]
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Ronald Henss: Spieglein, Spieglein an der Wand – Geschlecht, Alter und physische
Attraktivität (Beltz Psychologie Verlags Union, 1992). In dem Buch stellt der früher
an der Universität des Saarlandes tätige Psychologe nicht nur seine eigenen
Forschungen vor, sondern gibt auch einen sehr systematischen und klaren Überblick
über die weltweite Literatur zum Thema Urteilerübereinstimmung.
Ronald Henss: Gesicht und Persönlichkeitseindruck (Hogrefe, 1998). Dieses
persönlichkeitspsychologische Fachbuch dreht sich um die Frage: Welche Rolle spielt
das Äußere bei der Beurteilung des Inneren? Zunächst geht es um die Frage nach der
Struktur des Persönlichkeitseindrucks, also nach der Korrelation zwischen den
einzelnen Persönlichkeitsmerkmalen, die der Beurteiler im Beurteilten zu erkennen
meint. Dann die Frage nach der Urteilerübereinstimmung, und drittens die Frage nach
dem Zusammenhang zwischen Physiognomie und Persönlichkeitseindruck.
Manfred Hassebrauck und Reiner Niketta (Hrsg.): Physische Attraktivität (Hogrefe,
1993). Dieser Sammelband zieht die Summe der deutschsprachigen empirischpsychologischen Attraktivitätsforschung - die international leider nicht im Geringsten
wahrgenommen wurde. Eine Auseinandersetzung mit evolutionspsychologischen
Ansätzen fehlt in diesem Band bedauerlicherweise völlig.
Andreas Hergovich (Hrsg.): Psychologie der Schönheit – Physische Attraktivität aus
wissenschaftlicher Perspektive (WUV-Universitätsverlag, 2002). Die einzelnen
Beiträge in diesem Sammelband decken die wichtigsten Felder der psychologischen
Attraktivitätsforschung ab. Das Werk unterscheidet sich von einem „richtigen“
Lehrbuch darin, dass die Beiträge von Studenten (am psychologischen Institut der
Universität Wien) verfasst wurden und entsprechend in ihrer Qualität höchst
unterschiedlich sind.
Gillian Rhodes & Leslie Zebrowitz: Facial attractiveness. Evolutionary, Cognitive,
and Social Perspectives (Ablex Publishing, 2002). Das Buch kann schon fast als
Standardlehrbuch der Attraktivitätsforschung bezeichnet werden. Es zeigt das ganze
Spektrum des Fachgebietes auf, von der Evolutionspsychologie (die unter anderem
von dem Wiener Verhaltensforscher Karl Grammer vertreten wird) über die Theorie
der Wahrnehmungsvorlieben bis hin zu sozialpsychologischen Ansätzen.
Leslie Zebrowitz: Reading Faces: Window to the Soul? (Westview Press, 1997). In
diesem „Ein-Frau-Lehrbuch“ der amerikanischen Wahrnehmungsforscherin geht es
um die Signale, die unser Gesicht sendet, und wie wir sie empfangen und decodieren.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Wirken des Kindchenschemas und dessen
Erklärung. Das Buch ist für ein Fachbuch ausgesprochen opulent illustriert und so
verständlich geschrieben, dass es auch manchem Laien eine Freude sein wird.
Schmitt, M. (1992). Schönheit und Talent: Untersuchungen zum Verschwinden des
Halo-Effekts. Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie,475-492
Swami, V. & Furnham, A. (2008). The Psychology of Physical Attraction. London:
Routledge. Allgemeinverständliche Zusammenfassung ausgewählter Themen der
Attraktivitätsforschung. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Attraktivität der
Figur, das Gesicht wird hingegen nahezu ausgeblendet. Die Autoren machen
insbesondere deutlich, dass die Bedeutung des Taille-Hüft-Verhältnisses maßlos
überschätzt wurde.
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Kaplan, R. M. (1978). Is Beauty talent? Sex interaction in the attractiveness halo
effect. Sex Roles, 4(2), 195-204
Landy, D., & Sigall, H. (1974). Beauty is talent: Task evaluation as a function of the
performer's physical attractiveness. Journal of Personality and Social Psychology,
29(3), 299-304
Weblinks [Bearbeiten]
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Attraktivitätsforschung im deutschsprachigen Raum
Neuroesthetics - Mit seinem „Institute of Neuroesthetics“ geht der Großmeister der
Neurobiologie, Semir Zeki, seinem Steckenpferd nach: der Erklärung der Kunst aus
der Biologie.
Online-Experimente:
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Experimente zur Gesichterbeurteilung - Online-Experimente zur Gesichterbeurteilung
und Attraktivitätsforschung. Fachrichtung Psychologie, Universität des Saarlandes,
Saarbrücken.
PSYTESTS (deutsch) - Auf dieser Seite des Instituts für Psychologie der HumboldtUniversität zu Berlin findet sich eine Studie zu den individuellen Vorlieben bei der
Wahrnehmung männlicher Gesichter.
Faceresearch.org (deutsch) - Auf dieser Website von Forschern der Universität
Aberdeen können Sie an kurzen psychologischen Experimenten teilnehmen, bei denen
es um die Attraktivitätswahrnehmung von Gesichtern und Stimmen geht. Die Seite
liegt auch in einer deutschen Version vor.
Bodygenerator und Bodycontest - Zwei Experimente des Regensburger Psychologen
Martin Gründl
Männergesichter - In diesem Experiment von Victor Johnston stehen männliche
Gesichter zur Bewertung.
A Little Lab (engl.) - Auf dieser Seite von Tony Little finden Sie eine Vielzahl von
Experimenten, bei denen es überwiegend um die Attraktivitätsbewertung und den
Persönlichkeitseindruck von Gesichtern geht.
Perception Lab (engl.) - Auf dieser Website von David Perretts Forschergruppe finden
sich verschiedene online-Experimenten zur Attraktivität von Gesichtern. Hier können
Sie auch Ihr Gesicht der Wissenschaft vermachen.
Symmetrie (engl.) - Hier können Sie Ihr Gesicht online symmetrisieren lassen und
Abweichungen von der perfekten Symmetrie in einem einzigen Zahlenwert berechnen
lassen.
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Attraktivit%C3%A4tsforschung“
Kategorie: Sozialpsychologie
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10.05.2006 - Psychologie
Vaterqualitäten stehen Männern ins Gesicht geschrieben
Kinderliebe macht Männer für Frauen zumindest als Langzeitpartner attraktiv
Frauen erkennen schon bei einem Blick in das Gesicht eines Mannes, ob er
Interesse an Kindern hat oder nicht. Diese unbewusste Beurteilung der
Vaterqualitäten prägt die männliche Attraktivität stärker als bislang
angenommen, haben amerikanische Psychologen in einer Studie nachgewiesen:
Je höher die Frauen das Interesse an Kindern einschätzten, desto attraktiver
erschien ihnen der Mann als Langzeitpartner. Umgekehrt bevorzugten die
Frauen als Partner für eine kurze Affäre eher Männer, die einen hohen
Testosteronspiegel hatten – und auch den konnten sie den Männern am Gesicht
ablesen.
Vom Standpunkt der Evolution aus betrachtet spielen für die Wahl des richtigen Partners zwei
Faktoren eine Rolle – die Qualität der Gene und die Bereitschaft, sich um den Nachwuchs zu
kümmern. Als Maß für die Qualität der genetischen Ausstattung gilt dabei der
Testosteronspiegel, da er direkt Rückschlüsse auf die Qualität des Immunsystems zulässt. Da
Testosteron außerdem die männlichen Gesichtszüge prägt, kann dieser Faktor relativ leicht
beurteilt werden: Je maskuliner ein männliches Gesicht wirkt, desto höher ist die
Hormonkonzentration. Ob einem Mann jedoch auch die Vaterqualitäten ins Gesicht
geschrieben stehen, war bislang unklar.
Um das zu testen, zeigten die Forscher um James Roney nun 39 Männern Bilder von Kinderund Erwachsenengesichtern und ließen sie entscheiden, welches Bild sie mehr ansprach.
Anschließend nahmen die Wissenschaftler Speichelproben für eine Testosteronmessung und
fertigten Digitalfotos der Teilnehmer an. Diese Bilder legten sie dann 29 Frauen vor und
baten sie, verschiedene Eigenschaften der abgebildeten Männer auf einer Skala von 1 bis 7 zu
beurteilen, darunter "wirkt maskulin", "mag Kinder" und "ist freundlich". In einer zweiten
Runde sollten die Frauen zusätzlich einschätzen, welcher der Männer sie für eine kurze Affäre
interessieren würde und welcher eher für einer langfristige Beziehung.
Die Frauen konnten die Kinderfreundlichkeit der Männer überraschend gut bewerten,
berichten die Forscher. Auch die gemessenen Testosteronspiegel und die Beurteilung, wie
maskulin ein Gesicht wirkt, stimmten sehr gut überein. Beide Faktoren beeinflussten die
Attraktivität der Gesichter, allerdings in entgegengesetzten Richtungen: Kinderliebe machte
eine Mann attraktiv für eine Langzeitbeziehung und ein hoher Testosteronspiegel für eine
kurze Affäre. Hormonstatus und Kinderliebe spiegeln sich also beide im Gesicht eines
Mannes wider und können unabhängig voneinander beurteilt werden, schließen die Forscher.
Sie wollen nun untersuchen, welche Gesichtszüge genau das Interesse an Kindern verraten.
James Roney (Universität von Kalifornien, Santa Barbara) et al.: Proceedings of the Royal
Society B, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2006.3569
ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel Attraktivität
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08.11.2007 - Gesellschaft
Was der Hüftschwung (nicht) verrät
Frauen verändern Gang mit ihrem Zyklus
Der Gang einer Frau wirkt auf Männer während ihrer fruchtbaren Tage am
unattraktivsten. Das haben kanadische Wissenschaftler in Tests mit Männern
herausgefunden, denen sie Videos gehender Frauen zeigten. Der meist als sexy
empfundene Hüftschwung fiel bei Frauen in der fruchtbaren Phase des Zyklus
überraschenderweise kleiner aus als in der unfruchtbaren, ergab die Auswertung
der Wissenschaftler um Meghan Provost von der Queen's Universtity in Ontario.
Die Forscher vermuten hinter dem Zusammenhang eine Strategie aus der
menschlichen Evolutionsgeschichte, mit der sich Frauen einst vor unliebsamen
Partnern schützten.
Die Forscher statteten für ihre Untersuchung die Probandinnen zunächst mit Anzügen aus, die
mit kleinen leuchtenden Markierungen versehen waren. So konnten sie mit Filmaufnahmen
die Bewegungen beim Gehen genau analysieren. Frauen bewegen während ihrer fruchtbaren
Tage ihre Hüften weniger und halten ihre Knie näher beieinander, beobachteten die Forscher.
Als sie die Aufnahmen mehreren Gruppen von Männern zeigten, bewerteten diese den Gang
während dieser fruchtbaren Tage als weniger attraktiv als den Gang in der unfruchtbaren
Phase, der mit einem größeren Hüftschwung verbunden war.
Dieses Ergebnis überraschte die Wissenschaftler, da sie genau mit dem Gegenteil gerechnet
hatten, berichtet Provost. So hatten frühere Studien ergeben, dass Männer die Gesichter oder
die Gerüche von Frauen in deren fruchtbarer Phase als attraktiver bewerten. Auch
veröffentlichten US-Forscher erst vor wenigen Wochen eine Untersuchung, nach der
Stripteasetänzerinnen in ihren fruchtbaren Tagen mehr verdienen - sie also unbewusst Signale
an die Männer aussenden, die sie attraktiver machen.
In dem vermeintlichen Widerspruch vermuten die Forscher ein Schutzprinzip aus der
Entwicklungsgeschichte des Menschen: Während der Gang auch aus großer Entfernung noch
beobachtet werden kann, wirken die von Gesichtern oder Gerüchen ausgehenden Signale nur
auf kurze Distanzen. Frauen haben daher die Möglichkeit, sich Männern ihrer Wahl gezielt zu
nähern und diesen ihre Fruchtbarkeit zu signalisieren. Weniger interessante Männer halten sie
hingegen auf Distanz. Durch den schwächer ausgeprägten Hüftschwung verbergen die Frauen
ihre fruchtbaren Tage und schützen sich so vor Nachwuchs von ungewünschten Vätern.
New Scientist, 10. November, Seite 14
ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald
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10.10.2007 - Psychologie
Globalisierte Vorliebe: Symmetrie
Menschen bevorzugen überall auf der Welt gleichmäßige Gesichter
Symmetrische Gesichter finden Menschen aus allen Kulturen attraktiver als
asymmetrische. Das haben Wissenschaftler bei Tests mit Menschen einer
afrikanischen Jäger- und Sammlerkultur und mit Westeuropäern gezeigt. Für das
Jäger- und Sammlervolk der Hadza in Tansania hat Symmetrie bei der
Beurteilung der Attraktivität sogar eine größere Bedeutung, fanden die Forscher
um Anthony Little heraus. Für die unter extremen Bedingungen lebenden Hadza
könnte die Symmetrie eines Gesichts besonders wichtig sein, da sie als Maßstab
genetischer Qualität dient, vermuten die Forscher.
Menschen können anhand von Gesichtsmerkmalen Eigenschaften wie gute Gesundheit,
Fruchtbarkeit, körperliche Dominanz oder auch sozialorientiertes Verhalten erkennen.
Frühere Studien hatten bereits einen Zusammenhang zwischen Symmetrie und zum Beispiel
Fruchtbarkeit und Überlebensfähigkeit gezeigt und ergeben, dass Menschen symmetrische
Gesichter meist bevorzugen.
Die Probanden hatten für die Studie Bildpaare von andersgeschlechtlichen Mitmenschen zu
bewerten. Von jedem Bildpaar war ein Bild so verändert worden, dass die Gesichtsmerkmale
symmetrisch erschienen. Sowohl die Hadza als auch die Briten zogen das symmetrische
Gesicht dem asymmetrischen vor. Das eher isoliert lebende Volk der Jäger und Sammler, das
kaum Zugang zu modernen Medien hat, war dabei von symmetrischen Gesichtern noch
stärker angezogen als die Europäer.
Diejenigen Hadza-Männer, die in ihrem Volk als gute Jäger und damit von Hazda-Frauen als
attraktiv angesehen wurden, zeigten am deutlichsten den Hang zur Wahl symmetrischer
Frauengesichter. Bei Frauen waren es schwangere und stillende, die eine sehr starke Neigung
zu symmetrischen Gesichtszügen zeigten. Sie sind in dieser Phase mehr bedacht, Krankheiten
zu meiden und legen besonders Wert auf Gesundheit ausstrahlende, symmetrische Gesichter.
Anthony C. Little (Universität in Stirling) et al.: Proceedings of the Royal Society B, OnlineVorabveröffentlichung, DOI:10.1098/rspb.2007.0895
ddp/wissenschaft.de – Gesa Graser
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26.09.2007 - Biologie
Kinderreiche Bässe
Auch die Stimmlage entscheidet über den Fortpflanzungserfolg eines Mannes
Männer mit einer tiefen Stimme haben mehr Nachkommen. Das haben
Wissenschaftler aus den USA und Kanada in einer Studie an einer Jäger- und
Sammlergesellschaft aus Tansania nachgewiesen. Die Wissenschaftler um
Coren Apicella von der Harvard-Universität in Cambridge sehen in diesem
Zusammenhang die Erklärung dafür, warum Männer tiefere Stimmen haben als
Frauen.
Aus früheren Studien ist bekannt, dass die Menge des Botenstoffes Testosteron die
Stimmhöhe entscheidend beeinflusst. In weiteren Studien fanden Frauen tiefere
Männerstimmen attraktiver und beurteilten diese als dominanter, gesünder und männlicher als
hohe Stimmen. Umgekehrt empfinden Männer höhere Frauenstimmen als attraktiver, jünger,
gesünder und weiblicher. Zudem ist die Vorliebe von Frauen für tiefe Stimmen bei Männern
in ihrer fruchtbaren Phase ausgeprägter. Das könnte darauf hinweisen, dass die Stimmlage
neben anderen männlichen Eigenschaften als Qualitätskriterium bei der Partnerwahl dient.
Bislang gab es jedoch noch keine Untersuchungen an Menschen, die einen direkten
Zusammenhang zwischen Stimmlage und Fortpflanzungserfolg zeigen konnten.
Da in modernen Gesellschaften eine Untersuchung dieses Zusammenhangs wegen der
praktizierten Verhütungsmethoden schwierig ist, haben die Wissenschaftler eine Volksgruppe
von Jägern und Sammlern, die Hadza in Tansania, studiert. Diese leben in monogamen
Beziehungen mit Partnern, die sie frei auswählen können. Es gibt also keine arrangierten
Hochzeiten. Allerdings ist die Scheidungsrate ziemlich hoch, so dass viele Angehörige dieser
Volksgruppe im Laufe ihres Lebens nacheinander mehrere feste Beziehungen haben. Für die
Studie befragten die Forscher 49 Männer im Alter von 19 bis 55 Jahren und 52 Frauen im
Alter von 18 bis 53 Jahren nach der Anzahl ihrer Kinder. Zudem zeichneten sie jeweils eine
Sprachaufnahme des Wortes „hujambo“ auf, was übersetzt etwa „Hallo“ bedeutet.
Bei den weiblichen Versuchsteilnehmern ergab sich kein Zusammenhang zwischen
Stimmlage und Fortpflanzungserfolg. Die männlichen Probanden mit einer tiefen Stimme
hatten hingegen signifikant mehr Kinder. In zukünftigen Studien möchten die Wissenschaftler
untersuchen, ob Frauen bevorzugt Männer mit einer tiefen Stimme heiraten und ob diese
Männer als bessere Jäger wahrgenommen werden. Außerdem interessiert die Forscher, ob es
tatsächlich eine Verbindung zwischen Stimmlage und messbaren Eigenschaften wie
beispielsweise dem Erfolg bei der Jagd gibt.
Coren Apicella (Harvard-Universität in Cambridge) et al.: Biology Letters der britischen
Royal Society, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2007.0410
ddp/wissenschaft.de – Tobias Becker
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19.09.2007 - Psychologie
Eifersucht macht schöne Menschen interessanter
Leben Menschen in einer festen Beziehung, so wird deren Aufmerksamkeit von
schönen Individuen ihres eigenen Geschlechts stärker angezogen als von
attraktiven Menschen des jeweils anderen Geschlechts. Wer jedoch noch auf der
Suche nach einem Partner sind, reagiert genau umgekehrt. Das hat ein
Wissenschaftlerteam um Jon Maner von der Staatsuniversität von Florida in
Tallahassee in einer Studie gezeigt.
Für ihre Studie testeten die Psychologen in mehreren Versuchen insgesamt 442 heterosexuelle
Männer und Frauen. Die Versuchsteilnehmer füllten im Vorfeld der Experimente einen
Fragebogen aus, in der die Forscher die Motivation der Probanden abfragten, einen Partner zu
finden. Während der Versuche zeigten die Forscher den Teilnehmern Bilder von sehr schönen
sowie von durchschnittlich aussehenden Männern und Frauen auf einem Computermonitor.
Nachdem ein Foto auf dem Bildschirm erschienen war, wurde die Zeit gemessen, die die
Teilnehmer benötigten, um ihre Aufmerksamkeit auf eine andere Stelle des Monitors zur
richten.
Bereits eine halbe Sekunde, nachdem die Versuchsteilnehmer eine attraktive Person sahen,
fixierten sie ihre Aufmerksamkeit auf diese. Bei Bildern von schönen Menschen benötigten
die Probanden generell mehr Zeit, um ihr Augenmerk auf etwas anderes zu konzentrieren. Die
Wissenschaftler konnten dabei keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern feststellen.
Welchem Geschlecht die Probanden bei den Versuchen mehr Aufmerksamkeit widmeten,
hing jedoch davon ab, ob sie in einer festen Beziehung lebten oder nicht. Während sich
Singles vor allem für das andere Geschlecht interessierten, blieb der Blick bei in einer
Partnerschaft lebenden Probanden vor allem an Gesichtern von Geschlechtsgenossen hängen,
beobachteten die Forscher.
Wer einen Partner finden möchte, richtet seine Aufmerksamkeit sehr schnell und automatisch
zu attraktiven Individuen des anderen Geschlechts, erklärt Maner diesen Zusammenhang.
Sind wir hingegen in einer festen Beziehung, passiert dasselbe bei schönen Menschen unseres
eigenen Geschlechtes, da wir diese als Konkurrenten empfinden. Dies ist verstärkt der Fall,
wenn wir uns Sorgen um die Treue unseres Partners machen, konnten die Forscher zudem in
einem der Versuche zeigen.
Jon Maner (Staatsuniversität von Florida in Tallahassee) et al.: Journal of Personality and
Social Psychology, Band 93, Ausgabe 3, Seite 389
ddp/wissenschaft.de – Tobias Becker
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04.09.2007 - Psychologie
Brautschau à la Steinzeit
Forscher: Die Partnerwahl folgt immer noch den gleichen Regeln wie vor
Tausenden von Jahren
Bei der Partnerwahl gelten nach wie vor Regeln aus der Steinzeit – auch wenn
die Selbsteinschätzung der meisten Menschen inzwischen eine völlig andere ist:
Männer interessiert bei Frauen vor allem gutes Aussehen, während Frauen auf
Sicherheit und einen hohen Status Wert legen. Das folgern Wissenschaftler aus
einer Studie an knapp fünfzig Münchnern, die an einem "Speed Dating"
teilgenommen hatten. Vor der Veranstaltung, bei denen sich Dutzende
potenzielle Paare zu Kurzgesprächen von jeweils einigen Minuten treffen, hatten
die Forscher die Teilnehmer zu ihren Kriterien bei der Partnerwahl befragt.
Diese Kriterien bestätigten sich jedoch beim Dating keineswegs, berichten die
Forscher.
Vor dem Dating hatten die Männer angegeben, eine Frau zu suchen, die ihnen vom Status und
vom Aussehen her ebenbürtig ist. Auch die Frauen gaben an, bezüglich Optik und Status eher
ein Spiegelbild ihrer selbst zu suchen als den Traummann, zu dem sie aufschauen können.
Nach den Treffen hatten die Teilnehmer in Fragebögen auszuwählen, welchen Mann oder
welche Frau sie ein zweites Mal treffen wollten.
Das Ergebnis entsprach keineswegs den zuvor angegebenen Kriterien, stellten die Forscher
fest. Vielmehr schien die Partnerwahl nach einem Schema abzulaufen, das nach Ansicht von
Entwicklungspsychologen ähnlich bereits in der Steinzeit galt: Männer legen Wert auf
Attraktivität, da diese auf gute Gene der Frau schließen lässt. Frauen suchen bei Männern
hingegen eine Kombination von gutem Aussehen, hohem Status und großer Fürsorglichkeit.
Das stellte sicher, dass die Frau und ihr potenzieller Nachwuchs später gut versorgt sind.
Frauen berücksichtigen in dieser Auswahl, wie attraktiv sie sich selbst einschätzen, und
versuchen, eine dementsprechend möglichst gute Wahl zu treffen, erklären die Forscher.
Wieviel wählerischer die Frauen bei ihrer Auswahl sind, zeigte sich darin, dass sie nur jeden
dritten Mann nochmals treffen wollten, während die Männer bei jeder zweiten Frau an einem
weiteren Date interessiert waren. Das decke sich mit Ergebnissen früherer Studien, nach
denen sich Männer Frauen oberhalb einer gewissen unbewussten Attraktivitäts-Grenze
generell als potenzielle Partnerinnen vorstellen können, so die Forscher. In weiteren Studien
mit Teilnehmern von Speed Datings wollen sie nun die Kriterien der Partnerwahl noch
genauer untersuchen.
Peter Todd (Universität von Indiana, Bloomington) et al.: PNAS, OnlineVorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0705290104
ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald
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29.08.2007 - Biologie
Was Männer von jüngeren Frauen haben
Österreichische Wissenschaftler glauben entdeckt zu haben, warum Männer
jüngere Frauen und Frauen ältere Männer als Partner bevorzugen: Es verbessert
ihre jeweiligen Chancen auf Kinder. Die Wahrscheinlichkeit, möglichst viel
Nachwuchs zu bekommen, ist nämlich bei Frauen dann am größten, wenn ihr
Partner etwa vier Jahre älter ist als sie, zeigt die Auswertung einer
Datensammlung von mehr als 11.000 Männern und Frauen. Für Männer ist der
Fortpflanzungserfolg hingegen mit einer um sechs Jahre jüngeren Partnerin
maximal. Warum gerade Beziehungen mit diesem Altersunterschied die
fruchtbarsten sind, können die Forscher allerdings nicht sagen.
Männer und Frauen wählen ihre Partner nach unterschiedlichen Gesichtpunkten aus, erklären
die Forscher: Frauen suchen bei Männern – mehr oder weniger unbewusst – vor allem ein
gesichertes Einkommen und einen hohen gesellschaftlichen Status, während Männer primär
eine attraktive äußere Erscheinung wollen. Das spiegele sich in der weiblichen Vorliebe für
ältere Männer genauso wider wie in der männlichen Neigung zu jüngeren Frauen, die in
praktisch allen Kulturen zu finden sei. Ob dieses Faible für bestimmte Altersstufen aus Sicht
der Evolution jedoch tatsächlich einen Vorteil bringt, sei bislang nicht bekannt, so die
Wissenschaftler.
Um das zu prüfen, durchforsteten die Forscher die Daten von 5.623 Männern und 5.999
Frauen, die zwischen 1945 und 1955 in Schweden geboren waren, und erfassten jeweils die
Anzahl der Kinder, das Alter zum Geburtszeitpunkt der Kinder sowie das Alter des Partners.
Ausgewertet wurden schließlich die Daten von Männern und Frauen getrennt. Das Ergebnis:
Es gab in beiden Fällen einen direkten Zusammenhang zwischen dem Altersunterschied der
Partner und der Anzahl der Kinder. Männer hatten umso weniger Nachwuchs, je älter ihre
Partnerin im Vergleich zu ihnen selbst war. Optimal war ein Abstand von knapp sechs Jahren.
War die Frau noch jünger, fielen die Chancen auf Kinder wieder. Bei Frauen sah die Kurve
ähnlich aus, wobei der Altersunterschied mit der maximalen Nachwuchswahrscheinlichkeit
hier bei etwa vier Jahren lag.
In der Realität komme ein Altersunterschied von sechs Jahren allerdings eher selten vor,
berichten die Forscher. So wählen Männer nach früheren Erhebungen im Mittel Frauen, die
nur etwa zweieinhalb Jahre jünger sind als sie selbst. Für interessant halten die
Wissenschaftler besonders die Daten derjenigen Probanden, deren Partnerschaft nach dem
ersten Kind auseinander ging: Sie entschieden sich anschließend durchgehend für jüngere
Partner – möglicherweise, um ihren eigenen Fruchtbarkeitsverlust durch das zunehmende
Alter zu kompensieren.
Martin Fieder und Susanne Huber (Universität Wien) et al.: Biology Letters, OnlineVorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2007.0324
ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
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13.03.2007 - Psychologie
Ansprechender Hüftschwung
Studie: Bewegungen tragen stark zur Attraktivität eines Menschen bei
Sexappeal lässt sich nicht auf Körpermaße wie breite Schultern oder eine
Wespentaille reduzieren: Sich mit femininem Hüftschwung bewegende Frauen
wirken attraktiver als solche, die machohaft ihre Arme bewegen, haben
amerikanische Forscher in Tests mit geschlechtslosen Trickfilmfiguren gezeigt.
Nach den Ergebnissen ist die Wahrnehmung von Attraktivität komplexer als
bisher angenommen, denn den sozialen Informationen kommt dabei eine
wichtige Rolle zu. Ein Mensch wirkt demnach besonders attraktiv, wenn seine
Bewegungen und sein Verhalten zu seinem Äußeren und zu seinem biologischen
Geschlecht passen.
In einer Studie beurteilten freiwillige Teilnehmer die Attraktivität von computeranimierten
Trickfilmfiguren. Die schlichten, menschenähnlichen Charaktere waren nicht als Frauen oder
Männer zu identifizieren und unterschieden sich lediglich im Verhältnis von Taillen- zu
Hüftumfang und in ihrer Art, sich zu bewegen. Als attraktiv bewerteten die Probanden
einerseits Figuren mit enger Taille und breiter Hüfte, die sie beim Gehen seitlich schwangen,
und andererseits Figuren mit gleichem Taillen- und Hüftumfang, die in stolzem Gang die
Schultern vor- und rückwärts bewegten.
In vielen westlichen Gesellschaften werden Frauen mit Wespentaille von Männern bevorzugt,
wie frühere Forschungsarbeiten zeigten. Dieses Verhalten hat sich einer Hypothese zufolge in
der Evolutionsgeschichte herausgebildet, weil die Körperform auf Gesundheit und
Fruchtbarkeit der Frau hinweise. Das Schönheitsideal gilt jedoch nicht in allen Kulturkreisen,
weshalb die Theorie stets umstritten war. Kerri Johnson und Louis Tassinary zeigen nun, dass
sich Ideale nicht mit einfachen Formeln wie dem Taillen-Hüft-Verhältnis messen lassen. Zur
Attraktivität trage auch bei, sich den kulturellen Vorstellungen von Weiblichkeit und
Männlichkeit entsprechend zu verhalten, sagen die Wissenschaftler.
Kerri Johnson (Universität New York) und Louis Tassinary (A&M-Universität, College
Station): PNAS, Bd. 104, S. 5246
ddp/wissenschaft.de – Fabio Bergamin
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17.01.2007 - Psychologie
Wie ein Lächeln die Konkurrenz verschärft
Weibliches Interesse macht Männer für andere Frauen attraktiver
Wenn ein Mann von einer Frau angelächelt wird, erhöht das seine Attraktivität
für andere Frauen. Gleichzeitig setzt dieses Lächeln seinen Wert in den Augen
anderer Männer herab, haben schwedische Psychologen in einer Studie mit 56
Freiwilligen gezeigt. Demnach gibt es auch beim Menschen das, was Forscher
"Kopieren bei der Partnerwahl" nennen – ein Effekt, der bereits aus dem
Tierreich bekannt ist, denn auch bei Zebrafinken, Wachteln und einigen
Fischarten verbessert das Interesse eines Weibchens die Chancen eines
Männchens.
Um zu untersuchen, ob soziale Faktoren einen Einfluss auf die Attraktivität potenzieller
Partner haben, entschieden sich die Forscher für einen Test mit Blicken als Signal für eine
vorhandene Vorliebe – schließlich vermitteln Blicke bei menschlichen Sozialkontakten einen
Großteil der Informationen, so ihre Erklärung. Sie ließen also ihre je 28 weiblichen und
männlichen Probanden Porträtfotos von jungen Männern ansehen und deren Attraktivität
beurteilen. Anschließend bekamen die Testteilnehmer die gleichen Bilder vorgesetzt, wobei
diesmal ein Frauengesicht einem der Gesichter zugewandt war und dabei entweder lächelte
oder eine ernste Miene zeigte. Im letzten Teil der Studie sollten die Probanden dann noch
einmal die Attraktivität der Gesichter einschätzen.
Das Ergebnis: Die Gesichter, die von der Frau angelächelt worden waren, machten auf der
Attraktivitätsskala der weiblichen Probandinnen im Vergleich zu vorher einige Punkte gut,
während sie auf der Skala der männlichen Teilnehmer deutlich verloren. Der ernste Blick der
Frau hatte dagegen genau den umgekehrten Effekt – er machte die Gesichter für die Frauen
weniger anziehend und für die Männer attraktiver.
Frauen werten also das Interesse einer Geschlechtsgenossin als Zeichen dafür, dass der
entsprechende Mann begehrenswert sein muss und übertragen das auf ihre eigene
Einschätzung, erklären die Forscher. Männer nehmen dieses gesteigerte weibliche Interesse
ebenfalls wahr und betrachten das Objekt der Begierde folgerichtig als stärkere Konkurrenz,
was wiederum die Attraktivität eines solchen Mannes in ihren Augen herabsetzt.
Die Wissenschaftler vermuten, dass das Interesse einer anderen Frau die sonst für die
Partnerwahl herangezogenen Signale wie Anzeichen für Gesundheit oder Hinweise auf gute
Gene ergänzt. Das sei besonders dann sinnvoll, wenn die Unterschiede zwischen potenziellen
Partnern nicht sehr ausgeprägt sind oder es sehr viel Zeit und Energie kosten würde, die
jeweiligen Qualitäten genauer unter die Lupe zu nehmen, so die Forscher.
Benedict Jones (University of Aberdeen) et al.: Proceedings of the Royal Society B, OnlineVorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2006.0205
ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
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10.01.2007 - Psychologie
Was Frauen immer schon begehrenswert machte
Schönheit liegt wohl doch nicht nur im Auge des Betrachters: Eine schmale
Taille gilt schon seit Jahrhunderten als Zeichen weiblicher Schönheit,
unabhängig von kulturellen Unterschieden. Das sagen amerikanische
Wissenschaftler, die englische, indische und chinesische Literatur aus mehreren
Jahrhunderten analysiert haben. In allen Quellen wurde die schlanke Taille
übereinstimmend als schön bezeichnet, auch wenn sich die Schilderungen
weiblicher Attraktivität sonst nicht immer deckten. Damit haben die alten
Schriftsteller intuitiv ein Merkmal von Gesundheit und Fruchtbarkeit
beschrieben, erklären die Forscher.
Für Sozialwissenschaftler ist die Beurteilung von Schönheit abhängig von subjektiven
Vorlieben und kulturellen Standards. Das sehen Vertreter der so genannten evolutionären
Psychologie anders, die das menschliche Denken und Verhalten mithilfe der
Evolutionsgeschichte des Menschen erklären. Für sie ist Schönheit ein Zeichen für
Gesundheit und Fruchtbarkeit, das dementsprechend universelle Geltung haben sollte.
Um diese Theorie zu untermauern, durchforsteten die Psychologen nun die englische Literatur
des 16. bis 18. Jahrhunderts nach Beschreibungen des weiblichen Körpers und konzentrierten
sich dabei auf die Taille. Der Taillenumfang ist nämlich das einzige sichtbare Merkmal einer
Frau, das nach modernem medizinischen Wissen verlässliche Aussagen über Gesundheit und
Fruchtbarkeit vermittelt: Zuviel Fett am Bauch ist nicht nur ein Risikofaktor für
Herzkrankheiten oder Diabetes, es verrät auch unabhängig vom Körpergewicht einen
niedrigen Östrogenspiegel.
Drei Körperteile wurden in der Literatur besonders oft als schön beschrieben, fanden die
Forscher: die Brüste, die Taille und die Schenkel. Während es bei den Brüsten allerdings
mehr auf die Form als die Größe ankam, priesen die Dichter immer nur schlanke Taillen.
Obwohl auch oft mollige Frauen verehrt wurden, entdeckten die Psychologen keine einzige
Erwähnung eines großen Taillenumfangs.
Um die allgemeine Gültigkeit dieser Präferenzen zu überprüfen, analysierten die
Wissenschaftler auch alte indische und chinesische Literatur aus den ersten Jahrhunderten
nach Christus. Trotz kultureller Unterschiede in der Beurteilung weiblicher Attraktivität
wurden auch in diesen Dichtungen immer nur schmale Taillen als schön beschrieben. Für die
Autoren ist diese Übereinstimmung ein eindeutiger Hinweis auf ein allgemeines Verständnis
von Schönheit. "Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei alte Kulturen dasselbe
Schönheitsmerkmal allein durch Zufall hervorheben, ist äußerst klein", vermerken sie.
Devendra Singh (Universität von Texas, Austin) et al.: Proceedings of The Royal Society B,
Online-Vorabveröffentlichung, DOI:10.1098/rspb.2006.0239
ddp/wissenschaft.de – Annette Schneider
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13.11.2006 - Psychologie
Unterschiede machen treu
Studie: Je unterschiedlicher das Immunsystem eines Paares, desto geringer ist
die Neigung zum Fremdgehen
Frauen neigen weniger zum Fremdgehen, wenn sich das Immunsystem ihres
Partners deutlich von ihrem eigenen unterscheidet: Je unterschiedlicher die
Gene, die das Immunsystem bestimmen, desto stärker fühlen sie sich vom
eigenen Partner sexuell angezogen und desto seltener gehen sie fremd. Das hat
ein Team aus amerikanischen Psychologen und Biologen jetzt herausgefunden.
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler 48 Paare, die in einer festen Beziehung
lebten. Alle Teilnehmer gaben eine Speichelprobe ab, aus der die genetischen Informationen
über das Immunsystem gewonnen wurden. Außerdem beantworteten sie in Fragebögen, wie
sexuell attraktiv sie ihren derzeitigen Partner fanden und wie zufrieden sie mit dem Sex in der
Beziehung waren. Beide Partner gaben außerdem an, wieviele Seitensprünge sie während der
Beziehung hatten und wie stark sie sich trotz Partnerschaft auch zu anderen hingezogen
fühlten. Diese Fragebögen wurden zu drei Zeitpunkten beantwortet: einmal zu Beginn der
Studie, einmal während der fruchtbaren und einmal während der unfruchtbaren Tage der Frau.
Waren die immunbezogenen Gene der beiden Partner ähnlicher, waren die Frauen weniger
zufrieden mit dem Sex in der Beziehung und gingen öfter fremd, ergab die Untersuchung.
Dieser Zusammenhang galt unabhängig von der Einstellung, die die Frauen generell zu
Seitensprüngen hatten. Frauen mit ähnlichem Immunsystem wie ihr Partner fühlten sich
außerdem mehr zu anderen Männern hingezogen als Frauen in Partnerschaften mit
unähnlichem Immunsystem. Dies war insbesondere während der fruchtbaren Tage der Fall.
Ein ähnliches Phänomen sei bereits aus dem Tierreich bekannt, schreiben die Forscher: Auch
Mäuse, Vögel und Fische suchen sich bevorzugt Partner aus, die genetisch wenig mit ihnen
übereinstimmen. Biologisch gesehen könnte dies dazu dienen, Inzucht zu verhindern und
besonders fitte Nachkommen hervorzubringen, zum Beispiel mit einem besonders guten
Immunsystem. Interessanterweise hatte in der aktuellen Studie die Ähnlichkeit der Gene auf
die männlichen Partner keinerlei Einfluss. Dies könnte eine Folge davon sein, dass Frauen
während der Evolution mehr Zeit damit verbrachten, den Nachwuchs aufzuziehen. Daher
könnten gerade sie besondere Fähigkeiten entwickelt haben, um genetische Vorteile für ihre
Nachkommen zu sichern, vermuten die Forscher.
Christine Garver-Apgar (Universität von New Mexico, Albuquerque) et al.: Psychological
Science, Bd. 17, S. 830
ddp/wissenschaft.de – Christine Amrhein
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24.08.2006 - Psychologie
Urteil im Schnellverfahren
Menschen bewerten fremde Gesichter schon in Sekundenbruchteilen
Menschen müssen Fremden nur eine zehntel Sekunde lang ins Gesicht blicken,
um sich ein Bild ihres Charakters zu machen. Das haben amerikanische
Psychologen gezeigt, indem sie Studenten Bilder von fremden Gesichtern
beurteilen ließen. Die für den ersten Eindruck nötige Zeitspanne war dabei so
kurz, dass es sich bei der Bewertung um ein rein intuitives Urteil handeln muss,
schließen die Forscher. Trotzdem war die Einschätzung verblüffend genau:
Selbst nach einer längeren Betrachtung der Gesichter verfeinerten die Probanden
lediglich ihr Urteil, veränderten es aber nicht grundsätzlich.
Die 117 Studienteilnehmer sollten insgesamt 66 Gesichter beurteilen, die für unterschiedlich
lange Zeitspannen auf einem Monitor erschienen. Dazu wurden die Probanden in fünf
Gruppen eingeteilt, von denen jede eine andere Eigenschaft der Gesichter bewerten sollte. So
mussten die Studenten beispielsweise entscheiden, ob die gezeigte Person attraktiv,
sympathisch, vertrauenswürdig, kompetent oder aggressiv war oder nicht. Anschließend
sollten die Probanden angeben, wie überzeugt sie von ihrer Bewertung waren.
Das Ergebnis: Für die grundsätzliche Beurteilung der verschiedenen Eigenschaften spielte es
keine Rolle, ob die Probanden das Bild nur 100 Millisekunden lang gesehen hatten oder eine
ganze Sekunde. Zusätzliche Zeit führte allerdings dazu, dass die Studenten sicherer wurden,
das richtige Urteil getroffen zu haben. Auch konnten sie Nuancen besser erfassen als in den
kürzeren Zeitspannen. Besonders schnell erkannten die Teilnehmer, ob eine Person
vertrauenswürdig war oder nicht, schreiben die Forscher.
Das lässt sich ihrer Ansicht nach auf die frühe Entwicklung des Menschen zurückführen:
Damals sei es für das Überleben extrem wichtig gewesen, Freunde und Feinde möglichst
schnell zu erkennen. Aus diesem Grund entwickelte sich ein System, das die Beurteilung der
Vertrauenswürdigkeit ermöglicht, ohne dass sich das viel langsamere logische Denken
einschalten musste. Welche Strukturen oder Eigenschaften eines Gesichts den schnellen
Urteilen zugrunde liegen, wissen die Forscher bislang noch nicht. Das müsse nun in einer
weiteren Studie geprüft werden, kommentieren sie.
Janine Willis, Alex Todorov (Princeton-University): Psychological Science, Bd. 17, S. 592
ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
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14.06.2006 - Gesundheit
Kurven im Wechsel der Jahreszeiten
Hormonschwankungen verändern die weibliche Körperform im Lauf des Jahres
Wie ausgeprägt die Kurven einer Frau sind, hängt nicht zuletzt von der
Jahreszeit ab: Die Verteilung des Körperfetts im Lauf eines Jahres verändert
sich, haben kanadische Forscher entdeckt. So wandert Fett, das sich im Frühjahr
auf den Hüften befindet, im Lauf des Sommers und des Herbstes in Richtung
Taille und verwischt dabei die typisch weiblichen Konturen. Verantwortlich
dafür sind nach den Ergebnissen der Wissenschaftler Schwankungen des
Testosteronspiegels, der im Herbst deutlich höher liegt als im Frühjahr. Ob diese
Figurveränderungen jedoch ausgeprägt genug sind, um ins Auge zu fallen, sei
eher zweifelhaft, schreiben die Forscher.
Für ihre Studie untersuchten Sari van Anders und ihr Team Speichelproben von 220 Frauen
und 127 Männern auf das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Außerdem bestimmten
die Forscher bei den weiblichen Probanden das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang. Je
größer dieses Verhältnis dabei ist, desto weniger ausgeprägt sind die typisch weiblichen
Rundungen mit schmaler Taille und runden Hüften.
Das Ergebnis: Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen war der Testosteronspiegel
im Herbst am höchsten und im Frühjahr am niedrigsten. Parallel dazu veränderte sich auch
das Taillen-Hüft-Verhältnis bei den Frauen, entdeckten die Forscher. Im Frühjahr war es am
kleinsten und nahm dann im Lauf des Sommers stetig zu, bis es im Herbst seinen höchsten
Wert erreichte. Demnach erscheinen Frauen mit ihren ausgeprägteren Kurven im Frühling am
weiblichsten und im Herbst am wenigsten weiblich.
Da es bereits in früheren Studien Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Taillen-HüftVerhältnis und der Attraktivität einer Frau gegeben habe, sei es wahrscheinlich, dass die
Frauen daher im Frühjahr attraktiver wirkten als im Herbst, erklären die Forscher. Auch
wurden kurvige Figuren in verschiedenen Untersuchungen mit einem besseren
Gesundheitszustand und einer besseren Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Ob die
Veränderungen der Figur während der Jahreszeiten jedoch tatsächlich von Männern bewusst
wahrgenommen würden oder ob sie einen unbewussten Einfluss ausüben, können die
Forscher noch nicht sagen. Sie wollen nun untersuchen, ob auch andere Eigenschaften wie
das Verhalten oder die geistige Leistungsfähigkeit von den jahreszeitlichen
Testosteronschwankungen beeinflusst werden.
Sari van Anders (Simon-Fraser-Universität, Burnaby) et al.: Psychoneuroendocrinology
(Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/j.psyneuen.2006.03.002)
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24.05.2006 - Psychologie
Was eine schlechte Kindheit mit Frauengesichtern anstellt
Studie: Stress in jungen Jahren macht weniger attraktiv und maskuliner
Frauen aus zerrütteten Elternhäusern ist die schwere Kindheit auch mit Anfang
zwanzig noch ins Gesicht geschrieben: Sie wirken weniger attraktiv, weniger
gesund und maskuliner als Altersgenossinnen, die in einem intakten Elternhaus
aufgewachsen sind. Das haben britische Psychologen in Tests mit mehr als
zweihundert Studentinnen gezeigt. Der Stress durch häufigen Streit in der
Familie präge das Aussehen ebenso wie hormonelle und genetische Faktoren,
erklären die Forscher.
Die Wissenschaftler fotografierten für ihre Untersuchung insgesamt 219
Psychologiestudentinnen und befragten sie nach ihrer Kindheit. Unter anderem wollten die
Forscher wissen, ob und wann die Eltern sich getrennt hatten und ob es häufig Streit oder
andere Schwierigkeiten in der Familie gegeben hatte. Aus den Teilnehmerinnen wählten die
Forscher anschließend die 15 Probandinnen mit dem harmonischsten Elternhaus aus. Die
zweite Gruppe bildeten die 15 Teilnehmerinnen, bei denen es am häufigsten Streit gegeben
hatte. Als dritte Gruppe wählten die Forscher ebenfalls 15 Probandinnen aus, bei denen sich
die Eltern schon vor der Pubertät der Mädchen getrennt hatten. Die 15 Fotos jeder Gruppe
überlagerten die Forscher auf elektronischem Weg zu einem einzigen Portrait und ließen
dieses von knapp fünfzig zufällig ausgewählten Versuchspersonen beurteilen.
Die Betrachter stuften die Attraktivität des Portraits, das aus den Fotos der Frauen aus
glücklichem Elternhaus zusammengesetzt war, als am höchsten ein. Dieses Gesicht wirkte
zudem am gesündesten und am wenigsten maskulin. Hingegen wirkte das Portrait der Frauen,
die in einem Elternhaus mit viel Streit aufgewachsen waren, am wenigsten attraktiv, weniger
gesund und am maskulinsten. Das Bild aus den Fotos der Frauen getrennt lebender Eltern lag
in der Beurteilung in den drei Kategorien etwa dazwischen.
Jahrelanger Stress in der Familie beeinträchtige nicht nur die Gesundheit, sondern auch das
Aussehen, erklären die Wissenschaftler die Ergebnisse. Hier spiele nicht nur das
Stresshormon Cortisol eine Rolle, sondern auch die Tatsache, dass verkrachte Familien häufig
generell einen ungesünderen Lebensstil pflegen. Auch genetische Faktoren könnten hinter den
Ergebnissen stehen, glauben die Forscher: Töchter besonders maskuliner Männer, die häufig
auch schlechtere Familienväter sind, tragen ebenfalls bevorzugt maskuline Züge.
Lynda Boothroyd (Universität von St. Andrews) und David Perrett (Universität von St.
Andrews ): Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences, OnlineVorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2006.3579
ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald Aussehen
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Im Folgenden finden Sie Links zu deutschsprachigen Forschern und Instituten, die sich
schwerpunktm��ig mit Attraktivit�tsforschung besch�ftigen.
Karl Grammer
Karl Grammer ist wohl der international bekannteste deutschsprachige Attraktivit�tsforscher. Er leitet
(zusammen mit Iren�us Eibl-Eibesfeldt) das Ludwig Boltzmann Institute for Urban Ethology in
Wien und befasst sich - aus strikt soziobiologischer Perspektive - schwerpunktm��ig mit der Rolle
von Attraktivit�t im menschlichen Paarungsverhalten. Karl Grammer ist der Autor des Buches
�Signale der Liebe� (siehe B�cherliste).
Ronald Henss
Ronald Henss arbeitete bis 2004 an der Abteilung f�r Psychologie der Universit�t des Saarlandes.
Zusammen mit Karl Grammer ist er einer der Pioniere der deutschsprachigen Attraktivit�tsforschung
und wohl der weltweit beste Kenner in Sachen Urteiler�bereinstimmung (der jedoch international
recht wenig wahrgenommen wurde, da seine B�cher (siehe B�cherliste) und ein gro�er Teil seiner
Forschungsarbeiten auf Deutsch publiziert wurden).
Manfred Hasssebrauck
Manfred Hassebrauck ist Professor f�r Sozialpsychologie an der Bergischen Universit�t Wuppertal.
Er besch�ftigt sich mit Fragen der Urteiler�bereinstimmung, Kontexteffekten und anderen
Bedingtheiten des Attraktivit�tsurteils sowie mit Fragen der Partnerwahl (siehe auch B�cherliste)
Martin Gr�ndl
Martin Gr�ndl ist Psychologe an der Universit�t Regensburg und Experte im �Morphen� von
Gesichtern. Er ist einer der Autoren der Studie Beautycheck, die sich mit der Frage nach den
�Zutaten� zur Attraktivit�t von Gesichtern, insbesondere Durchschnittlichkeit, Symmetrie und
Babyface besch�ftigt.
Johannes H�nekopp
Johannes H�nekopp ist Psychologe an der Technischen Universit�t Chemnitz und besch�ftigt sich
mit Fragen der Urteiler�bereinstimmung, Symmetrie und der Wirkung pr�nataler
Geschlechtshormone auf Attraktivit�tswahrnehmung und sexuelles Verhalten.
Thomas Jacobsen
Thomas Jacobsen ist Psychologe an der Universit�t Leipzig und besch�ftigt sich mit der Frage, was
in unserem Hirn vor sich geht, wenn wir �Reize� als sch�n empfinden. Im Mittelpunkt seines
Interesses steht dabei die �sthetik von Kunst und Musik, aber auch (zusammen mit seiner
Mitarbeiterin Lea H�fel) das menschliche Gesicht.
Eckart Voland
Eckart Voland war urspr�nglich Primatenforscher und ist heute Professor f�r �Philosophie der
Grundlagenwissenschaften� am Zentrum f�r Philosophie und Grundlagen der Wissenschaft an der
Universit�t Gie�en. Er besch�ftigt sich sehr intensiv mit dem Handicap-Prinzip (�Angeber haben
mehr vom Leben�, siehe B�cherliste), sowie mit der sog. �Gro�m�tter-Hypothese�.
Bernhard Fink
Bernhard Fink ist Humanbiologe und Psychologe und arbeitet heute an der �G�ttinger
Soziobiologie�. Der ehemalige Mitarbeiter von Karl Grammer am Institut f�r Human�kologie
interessiert sich schwerpunktm��ig f�r Fragen von Symmetrie, sexuellem Dimorphismus und der
Wirkung pr�nataler Hormone.
Lars Penke
Lars Penke ist Psychologe an der Humboldt Universit�t Berlin. Schwerpunkt seiner Forschungen sind
evolutionspsychologische Fragen, haupts�chlich zu Partnerwahl und Partnerschaft.
Tobias Greitemeyer
Tobias Greitemeyer arbeitet am Department Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universit�t
M�nchen und besch�ftigt sich haupts�chlich mit der Auswirkung von Attraktivit�t auf die
Partnerwahl.
Alexander Pashos
Alexander Pashos ist Anthropologe an der Abteilung f�r Humanbiologie und Anthropologie an der
Freien Universit�t Berlin. Er besch�ftigt sich mit Geschlechtsunterschieden bei den
Partnerwahlkriterien.
09.10.2007 - Medizin
Lukrative Fruchtbarkeit
Stripteasetänzerinnen verdienen um die Zeit ihres Eisprungs herum mehr
Während ihrer fruchtbaren Tage verdienen Stripteasetänzerinnen am meisten
Geld. Das sagen amerikanische Wissenschaftler, die den Einfluss des
weiblichen Zyklus auf die Verdienste der Tänzerinnen untersucht hatten.
Wahrscheinlich nehmen Männer unbewusst wahr, wann eine Frau am
fruchtbarsten ist, vermuten Geotfrey Miller und seine Kollegen.
Über 60 Tage hinweg sammelten die Forscher Daten von 18 Tänzerinnen und
zeichneten ihre Arbeitszeiten und Einnahmen sowie den Zeitpunkt ihrer
Menstruation auf. In den Tagen um den Eisprung nahmen die Tänzerinnen
während einer Fünf-Stunden-Schicht im Schnitt 335 US-Dollar ein, erklären
die Wissenschaftler. In der sich daran anschließenden Gelbkörperphase, in
der das Hormon Propesteron die weibliche Gebärmutter auf eine mögliche
Schwangerschaft vorbereitet, verdienten die Tänzerinnen dagegen nur 260
Dollar pro Schicht. Während der Menstruation selbst waren es nur noch 185
Dollar. Tänzerinnen, die die Antibabypille einnahmen, verdienten meist
weniger als ihre Kolleginnen.
Anders als bei vielen Säugetieren ist bei Frauen die fruchtbare Phase im
Monatszyklus nicht offensichtlich erkennbar. Trotzdem spüren Männer wohl
unbewusst, wann eine Frau fruchtbar ist, erklären die Forscher. Wie Frauen
dies jedoch mitteilen, etwa durch bestimmte Pheromone, wissen auch Miller
und seine Kollegen nicht. Karl Grammer, Psychologe an der Universität Wien,
vermutet dagegen, dass der erhöhte Ostrogenspiegel während des Eisprungs
die Bewegungen der Frauen beeinflusst. Durch die veränderte Art zu tanzen
würden so die Männer merken, dass die Stripteasetänzerin sich in der
fruchtbaren Phase ihres Monatszyklus befindet.
Science. Onlinedienst
Originalarbeit der Forscher: Geoffrey Miller (Universität von New Mexico in
Albuquerque) et al.: Evolution and Human Behavior, DOl:
10.101 6/j.evolhumbehav.2007.06.002
ddp/wissenschaft.de — Anja Basters
22.12.2005 - Psychologie
Warum Frauen gute Tänzer lieben
Forscher finden Zusammenhang zwischen Tanzbegabung und symmetrischem
Körperbau
Der Körper von guten Tänzern ist gleichmäßiger gebaut als der von Menschen,
die sich auf der Tanzfläche eher ungelenkig bewegen. Das haben
amerikanische Wissenschaftler gezeigt. Dieser Zusammenhang könnte
erklären, warum Frauen gut tanzende Männer besonders anziehend finden,
sagen die Forscher: Ein gleichmäßiger Körperbau wird häufig mit
körperlicher Fitness in Zusammenhang gebracht.
Die Wissenschaftler hatten zunächst mit einer so genannten Motion-captureKamera die Tanzbewegungen von jeweils zwanzig männlichen und weiblichen
Jamaikanern aufgezeichnet, in deren Kultur Tanzen eine wichtige Rolle bei
der Partnerwerbung spielt. Zuvor hatten Abmessungen verschiedener
Körperteile wie Ellenbogen, Finger, Füße oder Ohren ergeben, dass die
Hälfte der Frauen und Männer einen symmetrischen und die andere Halfte
einen eher unsymmetrischen Korperbau aufwies. Die Forscher legten dann die
Videoaufnahmen, die keine Rückschlüsse auf Geschlecht, Kleidung,
Körpergröße oder Attraktivität der einzelnen Tänzer zuließen,
155 Frauen und Männern zur Beurteilung vor.
Die Ergebnisse: Unabhängig vom Geschlecht des Beurteilers wurden Tänzer mit
gleichmäßigem Körperbau generell besser bewertet als die Tanzkünste ihrer
weniger symmetrischen Mitbewerber. Dasselbe Resultat ergab sich, als die
Forscher das Geschlecht der urteilenden Testpersonen berücksichtigten,
allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Zwar bevorzugten sowohl Männer
als auch Frauen Tänzer mit gleichmäßigem Körperbau, aber besonders deutlich
war der Effekt bei den Frauen. Sie achten bei ihrem Urteil viel stärker auf
einen ausgewogenen Körperbau der Tänzer als die Männer.
Warum ein gleichmäßiger Körperbau mit ausgeprägten Tanzkünsten einhergeht,
wissen die Forscher bislang nicht. Möglicherweise hänge die Symmetrie mit
der neuromuskulären Koordination oder dem Gesundheitszustand zusammen,
vermuten die Forscher. In weiteren Studien wollen sie nun klären, ob es
auch einen Zusammenhang gibt zwischen der Tanzbegabung und dem Erfolg beim
anderen Geschlecht.
William Brown (Rutgers-Universität, New Brunswick) et al.: Nature, Bd. 438,
S. 1148
ddp/wissenschaft.de — Martina Feichter Tanzen
Aus Diverses Winter 2001/2002
Um Zeiten des Nahrungsmangels zu überstehen, konnte man entweder versuchen,
Vorräte anzulegen, oder sich selber am Körper Reserven, z.B. in Form von
Fettdepots, anzulegen.
Um sich äußere Vorräte anlegen zu können, mußten aber folgende Bedingungen
erfüllt sein:
Man brauchte eine Nahrungsgrundlage, die sich auch dazu eignete, über
längere Zeit haltbar gemacht zu werden, z.B. Nüsse, Getreide,
Trockenfleisch, während dies z.B. bei Meeresfrüchten, Beeren oder Gemüse
viel schwieriger ist.
Man brauchte die entsprechende Technik und Erfahrung, um Lebensmittel
längere Zeit aufbewahren zu können.
In erster Linie war es aber wichtig, rechtzeitig zu wissen, wann eine
Mangelsituation entstehen würde. um sich vorbereiten zu können. Mangel
mußte also durch jahreszeitliche Veränderungen, z.B. im Winter in
nördlichen Breiten, bedingt sein, oder zumindest mußten
rechtzeitig darauf hinweisende Indizien zu sehen sein. Und der
vorhersehbare Mangel sollte dann auch mit einer gewissen Regelmäßigkeit,
bzw. Sicherheit eintreffen, um nicht zu oft unnötigen Aufwand treiben zu
müssen.
Vorratshaltung hatte aber immer den Nachteil, daß man die Vorräte erstens
bewachen mußte, und auch bei bester Vorbereitung kam es immer wieder vor,
daß mehr oder weniger viel verdarb,
von Mäusen gefressen, oder von Insekten befallen wurde.
Dafür hatte es aber den Vorteil, Vorräte für längere Zeiträume, für Wochen
und Monate, anlegen zu können.
Für körpereigene Fettdepots gilt dies nicht. Diese Vorräte reichen nur eine
begrenztere Zeit.
Dafür hatte es aber auch nicht all die oben erwähnten Nachteile.
Körperliche Reserven waren also dann im Vorteil, wenn Nahrungsmangel immer
wieder zeitlich unerwartet auftritt, und wenn die Mangelzeit nicht zu lange
andauert. In Gebieten mit diesen Bedingungen könnten also Menschen mit
Fettreserven deutlich im Vorteil gewesen sein.
Dies könnte sich auch im herrschenden Schönheitsideal niederschlagen, daß
also mollige Menschen als schön gelten.
Am wichtigsten ist das Überbrücken von Notzeiten, auch wenn sie nur kurz
andauern, für schwangere oder stillende Frauen, die ohne Vorräte ihren
Reproduktionserfolg verringern würden. Damit müßten aber gerade
vollschlanke Frauen in diesen Gebieten bevorzugt werden.
Ein unvorhersehbarer Nahrungsmangel konnte entstehen, wenn durch Stürme,
Hurrikans, Überschwemmungen, usw. die Fauna und Flora eines Gebietes stark
betroffen wurde. Man müsste überprüfen, ob nicht in Gebieten, in denen es
gelegentlich zu derartigen Erscheinungen kommt, sich nicht tatsächlich das
Schönheitsideal der Üppigkeit entwickelt hat.
Ähnliche Überlegungen dürften gelten, wenn in einem Gebiet die
Möglichkeiten des Nahrungserwerbs ständig sich änderten, also wenn sich
Zeiten des Mangels und des Überflusses abwechselten, ohne vorhersehbaren
Rhythmus. Auch in diesen Gebieten sollte man das herrschende
Schönheitsideal überprüfen.
Fettdepots hatten aber immer den Nachteil, daß der Betreffende für
körperliche Bewegungen mehr Energie brauchte, da er mehr Gewicht zu bewegen
hatte. Also konnten sich in Gebieten, in denen man sich weiter bewegen
mußte, und dabei auch noch Steigungen zu überwinden hatte, die
körperlichen Fettdepots weniger bewähren, da sie mit mehr Nachteilen
verbunden waren. In Bergvölkern konnte man sich also Fettdepots weniger
leisten als z.B. auf einer Südseeinsel, die in der Regel flach sind und
deren Bewohner kürzere Strecken zurücklegen mußten.
Auch für die Beweglichkeit bei aggressiven oder kriegerischen
Auseinandersetzungen waren Fettdepots hinderlich. Also konnten sie sich nur
dann ausbilden, wenn eine Population relativ friedlich war oder nur bei dem
Geschlecht, das weniger aggressive Handlungen verübte, also meist den
Frauen. So konnte sich bei den vergleichsweise friedlichen Südseebewohnern
bei beiden Geschlechtern körperliche Molligkeit als vorteilhaft erweisen,
und auch das herrschende Schönheitsideal beider Geschlechter prägen,
während z.B. für die kriegerischen arabischen Völker sich dies nur bei den
weiblichen Mitgliedern ausbilden konnte, aber nicht bei den Männern.
In vielen menschlichen Kulturen fand man nicht nur eine äußerliche
Veränderung des menschlichen Körpers, z.B. durch Körperschmuck,
Körperbemalung und Tätowierungen, sondern noch viel massivere Eingriffe in
den Körper. Man könnte deshalb jeweils überlegen, welchen Einfluß diese
Eingriffe auf die Reproduktion hatten.
•In China wurden den weiblichen Kindern die Füße bandagiert und durch
dieses Wickeln verkrüppelten die Fußknochen, da sie nicht mehr normal
weiter wachsen konnten. Zum Einen führte dies zu einer besseren Uberwachung
der Frauen, da sie sich nur noch unter erschwerten Bedingungen, wenn
überhaupt, fortbewegen konnten. Und damit sank das Risiko ihres Partners,
daß sie fremdgehen könnte, also stieg die Vaterschaftssicherheit.
Nebenbei wird spekuliert, ob durch die Veränderung in der
Fortbewegungsweise nicht bestimmte Beinmuskeln anders trainiert werden als
unter normalen Wachstumsbedingungen. Und diese veränderte Muskelausbildung
soll zu Veränderungen im Bewegungsablauf bei der Sexualität führen, und
dadurch das Vergnügen für die Männer größer werden. Aber auf alle Fälle
bedeutete eine Verkrüppelung der Frauen, dass deren Männer keinen zu
niedrigen Rang haben konnten, um es sich überhaupt leisten zu
können, eine Frau zu haben, die selber wenig zur Arbeitsleistung der
Familie beitragen konnte und deshalb die anfallende Arbeit von anderen
erledigt werden mußte. Damit wäre die Verkrüppelung der Ehefrau ein starkes
Indiz für einen hohen Rang ihres Partners, also reproduktionssteigernd.
•In einigen afrikanischen Gesellschaften wurden (und werden) die Mädchen
beschnitten, indem ihnen operativ die Klitoris entfernt wurde. Dies führte
bei den betroffenen Frauen zu einer deutlichen Verringerung der
Genußfähigkeit beim Geschlechtsverkehr. Auch der weibliche Orgasmus wurde
dadurch so gut wie unmöglich. Und wenn Frauen durch die Sexualität weniger
Genuß empfinden, sinken die Risiken, daß sie fremdgeht, und dadurch
steigt die Vaterschaftssicherheit. Also eine Strategie zur Steigerung der
Reproduktion des Partners.
•(Damit wäre zu überlegen, ob nicht auch andere kulturell geförderte
Methoden zur Verringerung der weiblichen Libido nicht die Reproduktion
ihrer Partner fördern. Damit wäre die kulturell geförderte oder begünstigte
Frigidität von Frauen eine die Reproduktion maximierende Strategie der
Männer.)
•In ägyptischen und in aztekischen Kulturen wurde die Kopfform im
Kindesalter durch massive Eingriffe verändert. Dies geschah vor allem bei
hochrangigen Kindern. Mit Hilfe von Holzkonstruktionen wurde dabei der
Schädel deformiert, mit dem Ziel, den Hinterkopf zu vergrößern. Damit
scheint es vielleicht einen Zusammenhang von Schädelgröße oder Kopfform mit
der Ranghöhe zu geben.
•In afrikanischen Kulturen wurde mit Hilfe von Metallringen die Länge des
Halses bei Frauen verändert. Und dies in einem Ausmaß, daß die betroffenen
Frauen diese Ringe nie wieder entfernen konnten, ohne dadurch zu ersticken.
Die Proportion des Halses könnte eine Aussagekraft für die Attraktivität
einer Frau besitzen, und damit dient dieser Eingriff der Erhöhung der
Reproduktionschancen der Frauen, und nicht ihrer Partner, wie in den
oben angeführten Beispielen.
•In europäischen und amerikanischen Kulturen wurden Frauen in der Taille
geschnürt. Dadurch veränderte sich das optische Verhältnis von Hüfte zur
Taille, um den Männern das Bild einer fruchtbaren, aber nicht schwangeren
Frau zu vermitteln, also die Attraktivität der Frauen für die Männer zu
erhöhen. Auch wenn dies zur Konsequenz hatte, daß die geschnürten Frauen
unter chronischer Atemnot litten und wegen Sauerstoffmangel häufig
ohnmächtig wurden und sich nur sehr begrenzt bewegen konnten. Aber diese
Nachteile wogen weniger als die mögliche Erhöhung der Chancen der
Reproduktion, denn je attraktiver man als Frau eingeschätzt wird, um so
höher im Rang sind die Partner.
Zusammenfassend läßt sich wohl sagen, daß alle körperlichen Veränderungen
folgende Ziele verfolgen:
1.Steigerung der Reproduktionschancen des Individuums durch eine Steigerung
der Attraktivität oder durch eine Erhöhung der Position in der Hierarchie
2.Steigerung der Reproduktionschancen des Partners des betroffenen
Individuums durch seine Erhöhung in der Rangfolge oder durch eine
Vergrößerung der Vaterschaftssicherheit.
•Um die Attraktivität zu steigern, muss man beim eigenen Körper einen
Eingriff erdulden.
•Als Indizien für eine hohe Rangfolge können sowohl Eingriffe in den
eigenen Körper als auch in den des Partners sinnvoll sein.
•Um die Sicherheit der Vaterschaft zu erhöhen, musste man beim Körper des
weiblichen
Partners, und nicht bei sich selbst, einen Eingriff vornehmen.
Damit wären die beiden ersten Punkte im Interesse der Fitness beider
Partner, während die Manipulationen aufgrund der Vaterschaftssicherheit
einseitige Interessen verfolgt, also im Sinne des männlichen Partners und
gegen die Interessen des weiblichen Partners erfolgen.
Und daher lassen sie sich nur praktizieren, wenn die beiden Geschlechter
unterschiedlich hohe Möglichkeiten besitzen, die eigenen Interessen zu
verfolgen.
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