Wasserbericht / 15.03.2006 / Eingehende Analyse zum Trinkwasser bzw. dem blauen Gold. Wie prekär ist die Situation wirklich? Unsere Welt besteht aus 71 % Wasser. Weniger als 3 % ist Süsswasser, das Meiste davon gefroren an den Polen. Als Trinkwasser können nur etwa 0.03 % des weltweiten Wasservorkommens genutzt werden. Wenn man dieses Wasser in einen Würfel füllen würde, dann hätte dieser eine Kantenlänge von 74,6 KM. Seit vielen Jahren weist die FIGU (Freie Interessengemeinschaft für Grenz- und Geisteswissenschaften) in ihren Schriften in bezug der Überbevölkerung in Artikeln, Broschüren und Büchern auf die Tatsache hin, dass, verursacht durch die Überbevölkerung, in absehbarer Zeit die Trinkwasserreserven unseres Planeten in bedrohlichem Masse schwinden werden. Mitte März 2003 fand in Kyoto das dritte Weltwasserforum statt. Die UNO hat das Jahr 2003 zum internationalen ‹Jahr des Wassers› erklärt. Bisher sind gemäss Presseberichten alle weltweiten Bemühungen, die drohende Wasserkrise zu lindern, gescheitert. Selbst die UNO beschreibt in ihrem letztes Jahr veröffentlichten Bericht zur Entwicklung der weltweiten Wasserreserven eine düstere Zukunft: «Mitte des Jahrhunderts werden im schlimmsten Fall sieben Milliarden Menschen in 60 Ländern und im besten Fall zwei Milliarden Menschen in 48 Ländern nur noch knappe Wasserreserven haben». Auch der ‹Tages-Anzeiger› beschrieb das Problem der Wasserknappheit in einem ganzseitigen Artikel. Es wurden farblich ausgeschmückte Statistiken über den weltweiten Verbrauch und die Verwendung des Wassers aufgezeigt. Am Rande wurde sogar darauf hingewiesen, dass sich durch ein Bevölkerungswachstum die bewässerten Ackerflächen in den Entwicklungsländern ausweiten werden. Mit keiner Silbe wurde in den Medien jedoch, trotz bevorstehendem Kollaps der Wasserversorgung, mit deutlichen und klaren Worten die offensichtliche Ursache der Wasserkrise zur Sprache gebracht, so nämlich die Überbevölkerung. Eigentlich ist dies sehr offensichtlich. Wenn wir in einer gerechten Welt leben würden, in der z.B. wasserintensive Nahrungsmittel in wasserreichen Regionen angebaut würden und in wasserarme Regionen exportiert würden, so wäre dieses Problem zu lindern - in der Realität ist es aber genau andersrum. In wasserarmen Regionen wird überproportional viel Produktion aus der Landwirtschaft in wasserreiche Regionen exportiert - Beispiele sind die Früchte aus Spanien und Israel. Es wird nach Lösungen und Zusammenhängen gesucht. Von Verschwendung durch die Industrienationen und falscher Verteilung ist die Rede. Dies ist ein Trugschluss. Die Verteilung ist (ausnahmsweise) mal keine Folge der gravierenden Globalisierung und der Ausbeutung durch Kapital aus den Industrienationen, sie ist naturgegeben. Ausnahme ist die Landwirtschaft für den Export nach Europa/USA, die (virtuelles Wasser) eine Verschiebung des Dargebotes ist, obgleich mengenmäßig der größte Anteil in den ariden Regionen verbleibt, aber dort nicht sinnvoll verwendet wird. Die Wassermassen, mit denen in ariden Regionen mediterraner Anbau betrieben wird regnen sich oft über dem Meer ab und stören so den Kreislauf - würde man dieses Wasser z.B. als Trinkwasser zur Verfügung stellen oder Landwirtschaft mit Gütern die weniger Wasser benötigen (z.B. Datteln oder Hirse - aber die bringen weniger Rendite), so wäre dies sicher sinnvoller. Die Kosten für Bewässerungs- und Entsalzungsanlagen steigen in astronomische Höhen. Mangelhafte Nahrungsmittelproduktion und Unterernährung infolge Bevölkerungsexplosion werden unlogischerweise auf das Fehlen von Wasser zurückgeführt. Die Welt ist mittlerweile klein geworden. Noch vor wenigen Jahrhunderten galt die Erde als unantastbar, und habhafte Rohstoffe wie Land, Wasser, Eisen, Holz, Fischöle, Erdpetroleum oder Edelmetalle etc. schienen im Übermass vorhanden und unzerstörbar zu sein. Bitte erschöpfliche, fossile Rohstoffe nicht mit regenerativen durcheinander bringen. Das Meer lehrte die Menschen noch das Fürchten, und kaum jemand hätte sich damals träumen lassen, dass die riesigen Weiten und unvorstellbaren Tiefen der Weltmeere eines Tages durch die Menschen leergefischt würden. Ebenso verhält es sich mit dem Erdpetroleum. Milliarden von Tonnen des schwarzen Goldes wurden von Menschenhand innerhalb einhundert Jahren aus dem Planeten gepresst und vernichtet. Saubere Luft, fruchtbares Land, Edelmetalle, Kupfer, Edelsteine oder Rohmaterialien aller Art sind längst rar geworden. Tausende von schwimmenden Fischfabriken haben die Meere bedrohlich leergefischt. Nun ist das Wasser an der Reihe. Wasser ist Leben, und wo das Wasser schwindet, da geht früher oder später auch das Leben zugrunde. Nur das Wasser schwindet nicht - es ist nur regional weniger verfügbar. (Über Niederschläge, Grundwasserneubildung etc. regenerieren sich die Vorkommen, wenn, wieder langfristig weniger entnommen als neu gebildet wird. Es hängt viel vom Klima ab - in Deutschland wäre es z.B. gar nicht denkbar, daß eine zu große Bevölkerung das Land versteppen lassen würde ... dafür fehlen schlicht die klimatischen Rahmenbedingungen. Nur bestimmte Regionen sind gefährdet und es besteht zwischen wasserreichen und wasserarmen Regionen keine verwendungsseitige Wechselbeziehung.) Ohne technischen und teuren Aufwand zur Wassergewinnung bleibt der Eimer leer. Jeder künstlich gewonnene Tropfen muss zehnfach aufgeteilt werden, um die Bedürfnisse einer immer grösser werdenden Menschenmasse zu stillen. Auch der Aufwand ist ökologisch nicht problemlos. In reichen ariden Regionen (Südspanien, Lybien, Israel, Saudi-Arabien etc.) ist Meerwasserentsalzung ja schon Status-Quo und es steht genügend Wasser zur Verfügung. Solange Energie aber aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird, ist dies eine Fehlentwicklung !!! Hier wird endliches Öl oder endliche Kohle verbrannt (vom CO2 will ich gar nicht anfangen) um eine regenerative Ressource wie Wasser "umzuverteilen" - dies ist ökologisch nicht nachhaltig ! Wasser ist in ungleichen Mengen an unterschiedlichen Orten vorhanden und kann z.B. nicht einfach aus Europa in die restliche Welt gepumpt oder transportiert werden. Die Gletscher in den Gebirgsregionen oder die Polargebiete können nicht einfach geschmolzen und abtransportiert werden, weil sie wichtige ökologische Funktionen haben. Mit Umverteilungen ist das Problem des Wassers für die Überbevölkerung schlicht und einfach nicht gelöst, sondern wird im Gegenteil einfach noch verlängert und verschlimmert. Eine wasserarme und dadurch eher lebensfeindliche Region ist naturgesetzmässig nur für eine kleine Anzahl von Menschen bestimmt und für deren Wassergewinnung und Lebensunterhalt geschaffen, ohne dass durch Raubbau des Grundwassers das ökologische Gleichgewicht zerstört wird. Leider entspricht das Vorgehen der Menschen dem, einfach die Ursachen ausser acht zu lassen und die Symptome zu bekämpfen. Eine Tatsache, die in allen Bereichen des Lebens zu finden ist. Heroinsüchtige werden in staatlich bezahlte Methadonprogramme und Pseudotherapien gesteckt. Krankheiten werden selten ganzheitlich und nicht gemäss deren Ursachen behandelt, oder Kriminelle werden als Opfer umsorgt und in Hafturlaub geschickt. In der Schweiz jagen sich die Hiobsbotschaften bezüglich wirtschaftlicher Konkurse. Grosse Banken, Versicherungen und Industriekonzerne melden reihenweise Milliardenverluste; Misswirtschaft, Raffgier und unfähiges Managertum werden durch staatliche Mittel künstlich am Leben erhalten oder entschuldigt. Vielerorts sind auf unserem Planeten Kämpfe um das Wasser entbrannt. Sogar der Nil, mit seinen 6671 Kilometern Länge der längste Strom unseres Planeten, steht durch seine exzessive Nutzung und Ausbeutung durch Staudämme und Bewässerungsanlagen davor, in einigen Jahren zu einem Rinnsal zu verkommen. Vor drei Jahren marschierten Millionen Bolivianerinnen und Bolivianer nach Cochabamba, um gegen die Privatisierung der Wasserversorgungsbetriebe zu protestieren. Die Weltbank hatte zu diesem Vorgehen geraten und bereits 1998 für die Wasserwirtschaft einen Umsatz von 800 Milliarden Dollar prognostiziert, die sie und später auf eine Billion Dollar erhöhte. In der Türkei, dem Sudan, in Äthiopien, Chile, Israel und Palästina und in vielen anderen Ländern ist der Kampf um das Wasser zur politischen Waffe geworden. In wasserknappen Gebieten werden durch Hilfswerke die Grundwasserreserven mit Brunnenprojekten angezapft, und der neue Zugang zum Wasser wird als Gewinn für die Menschen gefeiert. In einzelnen Fällen kann dies durchaus von Nutzen sein. Die Nutzung und Lebensmittelproduktion wird erhöht, folglich auch die Bevölkerung wächst. Die Brunnen müssen jedoch im Laufe der Zeit immer tiefer gegraben werden, bis die Quellen versiegen. Letztlich sinkt der Boden ein, trocknet erneut aus, und das Elend beginnt von vorn. Der Teufelskreis hat sich geschlossen. Selten hat aber jemand an eine vernünftige und nachhal- tige Familienplanung in den überbevölkerten Ländern und Gebieten gedacht – schliesslich war ja durch die neuen Brunnen genügend Wasser für den Lebensbedarf vorhanden. Seit dem zweiten Weltwasserforum in Den Haag im März 2000 wurde das kostbare Wasser als Handelsware definiert. Immer wieder wird von irgendwelchen Weltkonferenzen berichtet, die ganz offensichtlich lediglich die Kassen der beteiligten Diplomaten und Organisatoren füllen. Bereits 1992 entstanden in Dublin Prinzipien, die besagten: «Trinkwasser ist ein endliches und anfälliges Gut; für Leben, Entwicklung und Umwelt unverzichtbar.» Aber Trinkwasser ist kein endliches Gut ! So lange es z.B. regnet tropft mit jedem Tropfen Regenwasser ein Tropfen Trinkwasser auf die Erde - und Trinkwasser ist auch regenerativ und zusätzlich aus "Nichttrinkwasservorkommen" durch Aufbereitung herzustellen Vor rund zehn Jahren wurde in Rio der Umweltgipfel mit Pauken und Trompeten einberufen. Es wurden grosse Reden geschwungen und Ziele für ein besseres Wassermanagement formuliert. Sogar die UNO zieht nun aber in ihrem Bericht vom letzten Jahr eine nüchterne Bilanz: «Alle Bemühungen, die Ziele zu erreichen, sind gescheitert,» was primär an den Renditeerwartungen multinationaler Konzerne liegt - in Nigeria kann man mit Wasserbauprojekten halt keine 15% Rendite erwirtschaften) Unmengen von Geldern wurden in Sitzungen und Konferenzen verpulvert. Gelder, die zum Beispiel in die Ausbildung und in Aufklärung zum Thema Familienplanung und Empfängnisverhütung investiert einen grösseren Nutzen erbracht hätten. Dadurch wäre das wesentlichste Problem unseres Planeten angegangen worden, nämlich die Überbevölkerung. Auch wenn es noch immer Millionen von Besserwisser/innen und Pseudoweise, Entwicklungshelfer/innen und Scheinmoralisten gibt, die ihre Augen vor dem wirklichen Problem des Bevölkerungswachstums verschliessen, sei gesagt: «Auch das immer grösser werdende Problem der Wasserknappheit hat letztlich eine einzige Ursache: ÜBERBEVÖLKERUNG.» Seit ich denken kann, vermag ich mich an keine einzige Weltkonferenz erinnern, bei der ausschliesslich das Problem ‹Überbevölkerung› und sinnvolle Massnahmen zur Bekämpfung derselben ernsthaft als Zweck des Treffens im Mittelpunkt gestanden hätten. Und manchmal werde ich den Eindruck einfach nicht los, dass auf unserem Planeten lieber in tagelangen und sündhaft teuren Sitzungen, Foren und Versammlungen darüber gesprochen wird, ob ein Brief nun mit einer 100 oder einer 80 Rappen-Briefmarke frankiert werden solle, um dabei 20 Rappen einzusparen. Nun – zurück zum Thema: In der libyschen Wüste wird Jahrtausende altes Grundwasser für Bewässerungszwecke genutzt. Jährlich wird dort dem Grundwasser 3,8 mal mehr Wasser entzogen als der Regen je nachliefern kann. Ebenfalls wegen Übernutzung fällt der Grundwasserspiegel in der Umgebung von Peking um 1 - 3 Meter pro Jahr! China ist für seinen Raubbau an der Natur unrühmlich berüchtigt und Libyen pumpt für Milliarden Euro fossile Wasservorkommen an, die nicht regenerierbar sind - was per se nicht dramatisch wäre, wenn mit dem Wasser keine "verschwenderischen" Landwirtschaftsprojekte sondern sinnvolle Versorgung gestaltet würde. Also: das Mass der Wasserverfügbarkeit wird jährlich in erneuerbaren Wassermengen pro Kopf berechnet. Bei uns in der Schweiz liegt dieser Wert bei 7'460 m3 erneuerbaren Süsswasserressourcen, in Algerien 478 m3, in Saudi Arabien nur 118 m3 zur Verfügung. Ich habe gelesen, dass es sich herausgestellt hat, dass in einem Land, dessen erneuerbaren Wassermengen weniger als 1700 m3 pro Kopf und Jahr beträgt, mit Wasserknappheit zu rechnen sei. Bei Werten unter 1000 m3 herrscht eigentlich Wassermangel, unter 500 m3 sogar extremer Mangel. Interessant ist aber, dass in den Ländern Saudi-Arabien, Kuwait, Libyen oder den Emiraten ja interessanterweise gerade eben kein Wassermangel herrscht - die Petrodollar ermöglichen dies. Hier wird mittels Meerwasserentsalzung einfach die Süßwassermenge erhöht. Außerdem (virtuelles Wasser) sind diese Länder Importeure wassersensitiver Agrarprodukte, wie Weizen oder Rindfleisch, so daß sie durch virtuelles Wasser, die Zahl des benötigten Wasserangebotes stark senken. Die Werte 1000m³ für „Wassermangel“ stehen für eine autarke Vollversorgung inkl. landwirtschaftlicher Produktion der Nahrungsmittel. Importiert man einen Großteil der Nahrungsmittel sinkt diese Zahl ganz erheblich. Also. Für einen Deutschen oder Schweizer ist es in Anbetracht der jährlich erneuerbaren Süsswasserressourcen absolut unnötig, sich ein eigenen Notvorrat an Trinkwasser zu halten, was übrigens eine entsprechende Haltung auch sehr aufwändig gestalten würde. Massgebend für eine längerfristig nachhaltige Wassernutzung sind nicht die vorhandenen Reserven sondern die erneuerbaren Süsswasserressourcen, die in Form von Niederschlägen auf die Erde fallen. Wird dem Grundwasser und den Seen nämlich mehr Wasser entzogen als durch Regen nachgeliefert wird, versiegen diese Quellen längerfristig. Beispiel sind der Aralsee, dessen Volumen seit 1950 um 85 % reduziert wurde, weil den Zuflüssen zuviel Wasser für die Bewässerung entzogen worden ist. Ergänzend kann und muß man natürlich noch die Verschmutzung von Süßwasserressourcen hinzuzählen. Wird durch Kontamination, gleich welcher Art, ein Süßwasserreservoir auf längere Zeit kontaminiert, so ist es nicht mehr als Trinkwasser brauchbar. Aber diese Aussage ist nicht absolut. Mit hochentwickelter Aufbereitungstechnik sind auch diese Kontaminationen zu beseitigen, es ist letztendlich eine Frage des finanziellen Aufwands. Nehmen wir beispielsweise Nitrat aus der intensiven Landwirtschaft, daß ins Grundwasser gelangt. Ab einem festgelegten Grenzwert ist dieses Wasser als Trinkwasser nicht mehr zu verwenden. Meist werden mit den anliegenden Landwirten ex ante Programme entwickelt, die prophylaktisch eine Nitratgrenzwertüberschreitung verhindern - z.B. biologischer Anbau im Raum der Brunnen mit Zuschüssen der Wasserversorger oder Düngekontrollprogramme, die eine Überdüngung verhindern. Ist das "Kind aber erst einmal in den Brunnen gefallen", so gibt es (wenn es finanziell tragbar ist) selbstverständlich auch ex post Methoden um diese Wasserbestände mittels Aufbereitung wieder in den erlaubten Bereich zu bringen. NIRGENDS werden Konflikte um Ressourcen ihrem Namen so gerecht wie im Fall von Wasser. Denn der Begriff "Ressource" leitet sich aus dem lateinischen Wort surgere, "hervorquellen" ab. Er ist als Metapher für Leben zu verstehen. Und bei Konflikten um Wasser geht es unmittelbar um Leben - und Überleben. Rund 20 Prozent aller Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, und gar 40 Prozent der Weltbevölkerung leiden an Wasserknappheit. Schätzungen zufolge werden im Jahre 2050 im schlimmsten Fall sieben Milliarden Menschen, im besten Fall zwei Milliarden Menschen an Wasserknappheit leiden. Gefangenes Wasser Konflikte und Proteste gegen den Zugriff auf Wasser zeigen sich am deutlichsten beim Bau von Staudämmen. Die Umformung der Natur nimmt hier besonders dramatische Formen an. Talsperren, teils riesigen Ausmaßes, fangen Wasser regelrecht ein, verändern Flussläufe, versenken Täler und zerstören bestehende Ökosysteme. Bis 1949 sind ungefähr 5 000 große Staudämme gebaut worden, drei Viertel davon in Industrieländern; am Ende des Jahrhunderts gab es schon 45 000 Staudämme in der Welt, zwei Drittel davon in Ländern des Südens. Sie wurden hauptsächlich gebaut, um die industrielle Landwirtschaft zu bewässern, aber auch, um Strom zu erzeugen und Trinkwasser für Städte zu sammeln. Besonders die Konflikte um Staudammprojekte in China entfachten eine öffentliche Diskussion. In China ist Wasser ein knappes Gut; denn China besitzt nur sechs Prozent des weltweit verfügbaren Süßwassers, aber mehr als ein Sechstel der Weltbevölkerung. Das größte Problem stellt dabei die Verteilung von Wasser und Bevölkerung dar: Mehr als drei Viertel der Wasserressourcen befinden sich im Jangtse oder südlich davon, während rund 400 der 600 großen Städte im Norden unter Wasserknappheit leiden. Daher plant die chinesische Regierung eine Reihe gigantischer Projekte, um mittels Kanälen und Pipelines Wasser aus den ländlichen Gebieten im Süden in die Ballungsräume im Norden umzuleiten. Virtuelles Wasser Nutzungskonflikte entstehen auch, wenn Wasser bei der Produktion von Gütern in großen Mengen gebraucht wird. "Virtuelles Wasser" ist der Begriff, der angibt, welche Menge Wasser in einem Produkt enthalten oder zur Fertigung eines Produkts verwendet wird. In Anlehnung an den ökologischen Rucksack, der den gesamten Materialaufwand umfasst, wird mit dem Begriff des virtuellen Wassers sozusagen der aquatische Rucksack von Gütern und Dienstleistungen ausgedrückt. Nahezu jedes Produkt enthält virtuelles Wasser. Die Produktion eines 2 Gramm schweren 32-MegabyteComputerchips erfordert etwa einen Wasserverbrauch von 32 Litern; die Fertigung eines Automobils verschlingt bis zu 400 000 Liter (ökologisch zwar relevant, Wasserbilanz aber irrelevant). Der größte Wasserverbrauch findet in der Landwirtschaft statt, auf die 65 bis 70 Prozent des globalen Süßwasserverbrauchs zurückgeführt werden können. In einem Kilo Getreide stecken rund 1 000 bis 2 000 Liter virtuelles Wasser - je nach dem Klima der Anbauregion. In die Produktion von einem Kilo Käse fließen 5 000 bis 5 500 Liter, in ein Kilo Rindfleisch gar bis zu 16 000 Liter Wasser ein. Der Wasserverbrauch von Nationen muss daher eine Bilanz des virtuellen Wassers umfassen. Der Export von Gütern mit hohem virtuellem Wasseranteil birgt ein besonderes Konfliktpotenzial, wenn Regionen ohnehin an Wasserknappheit zu leiden haben - so etwa bei der Blumenzucht in Kenia. Kenia produzierte im Jahr 2001 52 Millionen Tonnen Blumen für den europäischen, japanischen und nordamerikanischen Markt, während drei Millionen Kenianer unter Wasserknappheit litten. Allein die Europäische Union importierte im Jahr 2000 aus Kenia insgesamt Blumen im Wert von 153 Millionen Euro. Die Blumen werden vorrangig mit Wasser aus dem See Naivasha bewässert, einem ökonomisch und ökologisch wichtigen Gewässer. Im und um den See leben 350 Vogelarten, Nilpferde, Büffel, Affen und andere seltene Tiere, und das Wasser dient als Tiertränke der Massai-Nomaden. Nicht nur die Verknappung des Wassers, auch seine Vergiftung durch Dünger und Pflanzenschutzmittel stellt für sie eine Bedrohung dar. Ohne es zu wissen, schmälern die Blumenliebhaber ferner Länder so jenem Teil der lokalen Bevölkerung, der nicht an den Erlösen der Blumenproduktion teilhat, die Existenzgrundlage. Der Entzug von Wasser als virtuellem Wasser bringt nicht nur an den Rändern des Weltmarkts und im Süden existenzielle Probleme für die lokale Bevölkerung mit sich. Sie kann auch Menschen mitten im Norden, in den Hinterhöfen der globalen Verbraucherklasse bedrohen. Ein eklatantes Beispiel findet sich um die Black-Mesa-Kayenta-Kohlemine im Südwesten der USA. Dort zerkleinert die Peabody Western Coal Company, der weltweit größte private Kohleproduzent, die Kohle nach dem Abbau, vermengt sie mit (Trink-)Wasser und pumpt sie anschließend durch riesige Pipelines nach Nevada, wo sie verarbeitet oder abtransportiert wird. Die Pipeline transportiert täglich etwa 43 000 Tonnen Kohleschlamm, wofür Peabody stündlich rund 480 000 Liter Wasser zuführen muss; der jährliche Wasserverbrauch summiert sich auf rund 5 Milliarden Liter Wasser. Das Wasser wird dem Navajo-Aquifer entnommen, der in der Gegend der einzige Aquifer mit Trinkwasserqualität ist. Außerdem speist es die Mehrzahl der Quellflüsse des BlackMesa- Gebiets. In dieser weithin trockenen Region ist es das Wasser der Quellen, um das sich das soziale, spirituelle und kulturelle Leben der dort lebenden Hopi dreht. Sie nutzen die biologische Vielfalt der Feuchtgebiete für ihre Zeremonien und verehren eine in den Quellen lebende Art der Wasserschlange. Um die größeren Quellen herum bewirtschaften sie einige Felder, während sie von dort gleichzeitig ihr Trinkwasser beziehen. Die Quellen versiegen zusehends, was zu einer Gefährdung des sozialen Lebens sowie der Landwirtschaft der Hopi führt. Untersuchungen gelangten bereits 1995 zu der Überzeugung, dass etwa zwei Drittel der Absenkung des Grundwasserspiegels auf das Konto von Peabody und seiner Kohleproduktion gehen. Bis zum Jahre 2011 ist mit dem völligen Austrocknen einer Vielzahl der Quellen der Hopi zu rechnen. Verschmutztes Wasser Umweltverschmutzung - so argumentieren noch heute zahlreiche Regierungen ärmerer Länder auf internationalen Umweltkonferenzen - ist in erster Linie ein Problem der Industrieländer; Umweltschutz ist daher ein Luxus, der erst mit einem gewissen ökonomischen Wohlstand erreichbar ist. Tatsächlich aber leiden vor allem die Armen überall auf dem Globus unter der Umweltverschmutzung. Denn für sie, die oft unmittelbar von der Natur leben, ist die Qualität ihrer natürlichen Umgebung gleichbedeutend mit ihrem Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Verschmutzung von Wasser stellt derzeit eine Bedrohung für etwa 1,2 Milliarden Menschen dar und führt jährlich zum Tod von rund 15 Millionen Kindern. Verschmutzung von Wasser kann lokale Ursachen haben, wie etwa die Einleitung ungeklärter Abwässer oder giftiger Rückstände aus der nahe gelegenen Landwirtschaft. Aber Abwässer und Rückstände können auch in der Ferne entstehen, und die Kontamination kann auch von Städten und Industrien am Oberlauf herrühren. Je ferner dem eigenen Leben die Verschmutzung ist und je weiter entfernt die Nutznießer den Folgen ihres Tuns sind, desto geringer ist in der Regel das Interesse an einem nachhaltigen Gebrauch von Wasser. Lukratives Wasser Preissteigerungen der Ressource Wasser treffen am stärksten arme Bevölkerungsgruppen, vor allem in den Städten. Denn sie haben gewöhnlich keine Möglichkeit, auf Preiserhöhungen mit einer anders geordneten Nachfrage zu reagieren. Höhere Wasserpreise gefährden darum unmittelbar ihre Lebensmöglichkeiten. Neben der Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung haben sich andere Wege gefunden, Geld aus dem knappen Gut Wasser zu schlagen: im Markt für Flaschenwasser. Dass der weltweite Boom des Flaschenwassers zum Nachteil ganzer Bevölkerungsteile werden kann, lässt sich am Beispiel der Ortschaft Plachimada im südindischen Kerala verdeutlichen. Hier hat Coca-Cola mit der Hindustan CocaCola Beverages Private Ltd. eine Fabrikanlage gebaut und pumpt aus den eigens dafür angelegten 65 Bohrlöchern täglich bis zu 600 000 Liter aus der Erde. Dies führte zu einem rapiden Abfall des Grundwasserspiegels in der Gegend und damit zu unlösbaren Problemen. Zum einen ist das Wasser, dessen Härtegrad durch den beständigen Raubbau fortwährend steigt, nur schwer genießbar und wird sowohl für den menschlichen Konsum als auch für die Landwirtschaft zunehmend unbrauchbar. Hinzu kommt, dass Coca-Cola den Anwohnern lange Zeit empfohlen hat, die von der Fabrik produzierten schlammigen Abfälle als Dünger zu nutzen. Dies führte zu Missernten. (...) Wer sauberes Wasser möchte, muss sich auf den Weg zu einer drei Kilometer entfernten Quelle machen. Durch die Missernten fehlen den Menschen Einnahmen. Sie können es sich nicht mehr leisten, Arbeiter auf den Ländereien anzustellen, und viele sehen sich in die saisonale Arbeitsmigration gedrängt; eine Katastrophe für eine Gegend, in der die Mehrheit von landwirtschaftlicher Lohnarbeit abhängig ist. Im Dezember 2003 zwang der Gerichtshof Keralas CocaCola, nach Alternativen zu seiner bisherigen Wasserversorgung zu suchen und nur so viel Wasser zu nutzen, wie es ein Landbesitzer mit ähnlich großer Landfläche dürfte. Im März 2004 stellte Coca-Cola die Produktion ein, da die Produktionsgenehmigung nicht verlängert wurde. Zusammenfassend: Es hat nicht zu wenig Trinkwasser, wir nutzen die vorhandenen Ressourcen nur falsch! Nochmals: der Begriff "virtuelles Wasser" beschreibt die Wassermengen, die für die Produktion eines gewissen Gutes benötigt werden - der Wasserinhalt in diesem Produkt ist da eher unwichtig. Nehmen wir mal Getreide als Beispiel. Zur Produktion von einer Tonne Getreide sind 1.500 m³ Wasser nötig. In einem wasserreichen Land wie die Schweiz oder Deutschland ist ein Großteil dieses Wassers aus dem Boden (über Niederschlag) und saisonal kommt Oberflächenwasser aus künstlicher Beregnung hinzu. In einem von Natur aus wasserarmem Land wie z.B. Libyen muß ein Großteil dieses Wassers künstlich über Beregungsprojekte versprüht werden. Wenn in einem Land wie Libyen den Bewohnern statistisch aber nur 113 m³ pro Kopf zur Verfügung stehen, resultieren aus den Bewässerungsprojekten für die Landwirtschaft natürlich an anderen Stellen Engpäße, so würde bei diesen Zahlen und ausgiebigen Bewässerungsprojekten die Menge, die zur Trinkwasserversorgung und für andere Abnehmer (z.B. Industrie) zur Verfügung steht knapp werden. In der Realität wird allerdings einfach mehr Wasser dem System entnommen, als ihm auf natürliche Weise über den Wasserkreislauf wieder hinzugefügt wird. Folge ist z.B. ein Absinken des Grundwasserspiegel und eine weitere Desertifikation ehemals fruchtbarer Landstriche (Beispiel Tschadsee). Wenn Libyen aber einen Großteil des Getreides importiert (und mit ihm 1.500 m³ virtuelles Wasser pro Tonne Getreide) muß es diese Menge nicht selber anbauen und folglich muß der Natur weniger entnommen werden und bei fixer Entnahmemenge steht mehr Wasser für andere Einsatzgebiete (z.B. Trinkwasser) zur Verfügung. Dadurch könnte selbst ein Land wie Libyen mit seinen 113 m³ pro Kopf ein Land ohne "ernsthafte" Wasserprobleme sein. Im Grunde ist dies nur logisch, da die Natur Grenzen vorgibt, in denen Ackerbau oder Viehzucht Sinn machen. Nur leider haben Technik und Bevölkerungswachstum den Menschen dazu verleitet, diese Grenzen zu überschreiten - wobei ich mich mit Kritik zurückhalten will; aus der Perspektive des satten und begünstigten Mitteleuropäers ist es nur all zu leicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. Nochmals zurück zum Beispiel mit dem Rindfleisch. Die 15000 l für 1 kg Rindfleisch sind nicht verloren! Im Fleisch enthalten sind davon bei 80% Wasser 800 ml. Wo ist der Rest hin? Natürlich zurück in den Wasserkreislauf. Wir haben also nicht 15000l verbraucht sondern gerade mal eben 800 ml, welche exportiert werden und bei einem anderen örtlichen Wasserkreislauf teilweise wieder integriert werden. Natürlich können klimatische Bedingungen dazu führen, dass nicht der gesamte Rest dieser 14'999 l in den örtlichen Kreislauf übergeht. Dazu folgendes Beispiel: Wenn man in der Schweiz eine Tomate anbaut und die Wasserbilanz für einen geschlossenen Kreislauf erstelle, so ist der Verbleib der 14'999 l im örtlichen Kreislauf korrekt. Das Wasser zur Aufzucht der Tomate bleibt im Kreislauf - nur das in der Tomate enthaltene Wasser verlässt den Kreislauf. So ist der Wasserkreislauf in einem wasserreichen Land auch zu betrachten, da die Niederschlagsmengen für eine ausreichende Regeneration der Süßwasserreservoirs führen. In Dürregebieten und ariden Zonen, oder genauer, in Zonen, in denen entweder das Wasserdargebot gering ist und/oder permanent mehr Wasser aus Süßwasserreservoirs entnommen wird, als durch natürliche Wasserzufuhr wieder ergänzt wird, stellt sich das Problem ganz anders. Grund hierfür ist vor allem die (zu) geringe Niederschlagsmenge. Ein Liter Wasser, der in der Schweiz versickert oder verdampft kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit in der gleichen Klimazone auch als Niederschlag runter, daher kann man das System als geschlossen ansehen - sicher simplifiziere ich diese Aussagen und sind nicht absolut zu verstehen. Ein Liter Wasser, der in der Sahara versickert oder verdampft kommt aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht als Niederschlag über dieser Klimazone runter, sondern regnet sich z.B. über dem Meer ab. Für eine genauere Erklärung müsste man schon einen Meteorologen fragen, aber vereinfacht, ist dies der Grund. In ariden Regionen nimmt man mit dem Anbau der Tomate einen Eingriff in den örtlichen Wasserkreislauf vor, der Auswirkungen auf das System hat. Entweder steigt die Entnahmemenge, die zu einer Verringerung der Süßwassermenge in den Speichern führt, da das Äquivalent ja nicht durch Niederschlag ausgeglichen wird. Oder, wenn wir eine fixe Entnahmemenge unterstellen, dieses Äquivalent muss wo anders eingespart werden - z.B. bei der Trinkwasserversorgung. Trinkwasserreserven können (vereinfacht gesagt) nur "verschwinden", wenn die Trinkwasserentnahme über einen ausreichenden Zeitraum größer ist, als die Trinkwasserneubildung. Trinkwasser ist kein endlicher, sondern ein regenerativer Rohstoff. Bleiben wir noch in Europa um dies zu verdeutlichen - nehmen wir auf der einen Seite Südspanien und auf der anderen Seite die Schweiz. In Südspanien wird der Natur z.B. Wasser entnommen, daß aus Qualitätsgesichtspunkten Trinkwasserniveau hat bzw. nach einer Aufbereitung dieses haben könnte, um z.B. Golfplätze zu sprängen und Orangen anzubauen, wo der natürliche Niederschlag dies nicht ermöglichen würde. Das dafür verwendete Wasser gelangt zwar in den Kreislauf zurück regnet sich aber z.B. in großen Teilen über dem Meer ab, so daß die Stauseen und Grundwasserleiter weniger "neues" Wasser bilden können, als dem regionalen Kreislauf entzogen wird - die Folge ist eine Versteppung. Ganz anders gestaltet sich die Lage in der Schweiz. Hier sind die Entnahmen (mit ganz wenigen regionalen Ausnahmen) wesentlich geringer als die Neubildung. Das Gleichgewicht stimmt und es ist nicht mit einer Vertrocknung o.ä. zu rechnen - auch nicht auf lange Sicht. Entnahmerechte werden nur erteilt, wenn der betreffende Wasserleiter mehr regeneriert als entnommen wird. In der Schweiz oder auch in Deutschland gibt es daher keine Wasserverschwendung. Wenn ich meine Klospülung den ganzen Tag laufen lasse wird dies teuer für mich, aber das Wasser gelangt über die Kanalisation in die Natur zurück. Es ist kein Verbrauch ! Ähnlich verhält es sich mit der Industrie. Die gebräuchlichsten Verwendungsformen sind Kühlwasser, Kesselspeisewasser und Produktionswasser - das Wasser gelangt (teils nach einer Abwasseraufbereitung) in die Natur zurück, selbst der verdampfende Anteil tut dies. Hier herrscht keine Verschwendung. Man kann Wasser nur in Gegenden verschwenden, in denen die Neubildung geringer als die Entnahme ist.