BioS_2013_2_OE_Ziegler_01

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Erfassung und Erhalt der Amphibienvielfalt
In situ & ex situ Projekte des Kölner Zoos
Thomas Ziegler und Ruth Dieckmann
Anleser: (261 Zeichen)
Dem
stetigen
Anstieg
an
Neuentdeckungen
stehen
schwindende
Amphibienbestände und Aussterbeereignisse gegenüber. Neben der Erforschung
des Status und der Bedürfnisse der Arten im Lebensraum können ex situ
Nachzuchtprojekte helfen, bedrohte Amphibien zu erhalten.
Schlagwörter: ex situ, in situ, Amphibienprojekte, Erhaltungszucht, Zoo
1 Wie es um die Amphibienvielfalt weltweit bestellt ist
Derzeit kennen wir über 6.700 Amphibien (Amphibia) weltweit, wovon über 5.900
Arten Froschlurche (Anura), über 600 Arten Schwanzlurche (Caudata) und über 180
Arten Blindwühlen (Gymnophiona) sind [1], vgl. Mutschmann, diese Auflage. Es
werden immer noch neue Arten beschrieben, vor allem aus den Tropen, wo die
Biodiversität sowohl am höchsten, als auch noch immer am schlechtesten erforscht
ist, vgl. Abb. 1. So waren anlässlich des „Global Amphibian Assessment“ im Jahr
2004 vergleichsweise erst rund 6.000 Amphibienarten weltweit bekannt. Diesen
rasant ansteigenden Entdeckungen bzw. Artenzahlen auf der einen Seite steht aber
die u.a. durch Lebensraumzerstörung, Umweltverschmutzung oder Ausbreitung von
für Amphibien gefährlichen Krankheiten - wie die vom Amphibienchytridpilz
(Batrachochytrium dendrobatidis) ausgelöste Chytridiomykose - verursachte globale
Amphibienkrise gegenüber, die von der Fragmentierung bzw. Verkleinerung von
Amphibienpopulationen bis hin zum Aussterben ganzer Arten reicht [2], vergl.
Mutschmann, diese Auflage.
Im Jahr 2004 wurden über 32 % der zu diesem Zeitpunkt bekannten
Amphibienarten als vom Aussterben bedroht eingestuft. Damit stellen die Amphibien
die bedrohteste Wirbeltierklasse überhaupt dar [3]. Nun mag einem die Bedeutung
der in der Regel recht klein bleibenden, versteckt lebenden und oftmals nachtaktiven
Amphibien auf den ersten Blick nicht besonders wichtig erscheinen, doch spielen sie
eine immens wichtige Rolle im Haushalt der Natur. Wenn lokale Bestände oder gar
Arten an Amphibien von unserem Planeten verschwinden, hat dies nicht nur den
Verlust einer einzigartigen Vielfalt zur Folge, sondern es gehen auch wesentliche
Faktoren in den von Amphibien besiedelten Ökosystemen verloren, deren
Komplexität wir immer noch nicht vollständig erfasst haben.
Amphibien gehören nicht selten zu den häufigsten Wirbeltieren in den
Lebensräumen und spielen daher eine wesentliche Rolle im Nahrungsnetzwerk, ob
nun als Räuber oder Beute. Man könnte Amphibien aus menschlicher Sicht z.B.
auch als wichtige Schädlingsbekämpfer betrachten, ohne die es beispielsweise
Insektenplagen gäbe, ganz zu schweigen vom verstärkten Ausbruch von z.B. durch
letztere übertragene Krankheiten. Die Bedeutung der Amphibien in ihren
Ökosystemen und vor allem ihre Präsenz wird durch das nachfolgende Beispiel
besonders deutlich: So übertreffen in einigen Wäldern der östlichen Vereinigten
Staaten die Salamander deutlich die Vögel und Säugetiere sowohl hinsichtlich der
Individuenzahl, als auch auf die Biomasse bezogen [4].
Welche bedenklichen Folgen das Verschwinden der Amphibien für die Natur
und demnach für uns alle hätte, mag derzeit keiner vorauszusehen. Auch gehen der
Menschheit mit dem Aussterben der Amphibienarten beispielsweise wertvolle
medizinisch nutzbare Substanzen verloren. So gilt der erst 1973 in Australien
entdeckte Magenbrütende Frosch Rheobatrachus silus mitsamt der elf Jahre später
entdeckten, zweiten Art
in dieser Gattung (R. vitellinus) mittlerweile als
ausgestorben, so dass dieses besondere Phänomen für die Entwicklung wirksamer
Medikamente z.B. für Magenkranke nicht mehr genutzt werden kann. Die Weibchen
des Magenbrütenden Frosches verschluckten nämlich als besondere Brutfürsorge
die befruchteten Eier und spuckten Wochen später fertig entwickelte Jungtiere aus,
ohne dass diese in der Zwischenzeit Schaden genommen hätten.
Wie ernst es um die Amphibien tatsächlich steht, verdeutlichen nachfolgende
Beispiele: Von den weit über 100 Arten der neotropisch, d.h. in der Neuen Welt
verbreiteten, oftmals wunderschön bunt gefärbten Harlekinfrösche der Gattung
Atelopus haben nur noch zehn Arten nachgewiesenermaßen stabile Populationen.
42 Atelopus-Arten haben zumindest auf die Hälfte der ursprünglichen Größe
geschrumpfte Populationen und zumindest 30 Arten wurden schon seit Jahren nicht
mehr in der Natur nachgewiesen, so dass man hier vom Aussterben dieser Arten
ausgehen muss [5]. Teils massive Populationsrückgänge waren schon vor acht
Jahren von ca. 2.500 Amphibienarten bekannt [6].
2 Forschung für den Amphibienschutz
2.1 Erfassung der Amphibienvielfalt
Bekanntermaßen kann man nur schützen, was man auch kennt. Insofern steht
zuallererst die Erfassung der Amphibiendiversität, d.h. die Abgrenzung und
Erkennung von Arten, die man nachfolgend zu erhalten versuchen kann. Zum einen
helfen Neuentdeckungen oder charismatisch aussehende bzw. hübsch gefärbte
Arten, als sogenannte „flagship species“ (Flaggschiffarten) stellvertretend für ein
Gebiet bzw. den Erhalt desselben und der gesamten dort vorkommenden Fauna und
Flora zu werben. Zum anderen muss man Artgrenzen erkennen können, um
gezielten Artenschutz betreiben zu können. Erkennt man nämlich nicht, dass ein
ursprünglich als nur eine Art geltendes Amphib mit einer anscheinend weiten
Verbreitung in Wirklichkeit aus vielen ähnlich aussehenden, nur kleinräumig
verbreiteten Arten besteht, wird man dem Verlust bestimmter Lebensräume oder
einzelner Populationen keine weitere Bedeutung zukommen lassen, was dann de
facto aber das Aussterben nicht erkannter eigenständiger Arten nach sich ziehen
kann. Die korrekte Bestimmung von Amphibien bzw. die Identifizierung der
Artgrenzen ist aber schwieriger, als es sich anhört. Amphibien haben nämlich nur
wenige Merkmale, anhand derer man sie äußerlich bestimmen kann, angefangen
von Körpermaßen, der Färbung bis hin zur Anordnung von Warzen oder der
Ausprägung der Schwimmhäute zwischen den Fingern und Zehen.
Um äußerlich ähnliche Arten voneinander abgrenzen zu können, kommt der
auch Batrachologe genannte Froschlurchforscher in der Regel nicht umhin, die
artspezifischen Anzeigerufe der Männchen aufzunehmen und anschließend am
Computer auszuwerten, Abb. 2. Da die Männchen der oftmals nachtaktiven
Froscharten mit ihren Rufen die Weibchen anlocken, senden sie artspezifische
Signale aus, anhand derer nicht nur die Froschweibchen die zu ihnen passende
(Männer-) Art sicher identifizieren können, sondern auch die Batrachologen. Aber
auch das hört sich leichter an, als es ist, weil man oftmals tief in die natürlichen
Habitate vordringen muss, um die Männchen beim Rufen anzutreffen und
aufnehmen zu können. Gerufen wird meist auch nur während einsetzendem Regen,
so dass die technische Bioakustik-Ausrüstung auf eine harte Probe gestellt wird.
Auch darf nicht vergessen werden, dabei die Temperatur zu dokumentieren, da
Amphibien ektotherm sind, d.h. ihre Aktivität ist von der Außentemperatur abhängig.
Man darf also nur bei ähnlichen Temperaturen aufgenommene Rufe von
verschiedenen Fröschen bzw. Arten miteinander vergleichen, da die Rufe bei
unterschiedlichen Temperaturen anders klingen.
Hat man keine Rufaufnahmen zur Verfügung, so sollten heutzutage nicht nur
morphologische Vergleiche, sondern auch molekularbiologische (genetische)
Untersuchungen stattfinden, die allerdings aufwändig und kostspielig sind, um
Klarheit darüber zu haben, ob man es beispielsweise mit einer variabel gefärbten Art
zu tun hat, oder bei äußerlich ähnlich aussehenden Amphibien um in Wirklichkeit
verschiedene Arten. Ging man früher davon aus, dass Arten rein äußerlich gut
abzugrenzen, d.h. zu bestimmen sind, so weiß man heute nämlich um die Existenz
so genannter kryptischer („versteckter“) Arten. Diese sehen sich äußerlich sehr
ähnlich, sind also auf den ersten Blick kaum auseinanderzuhalten und lassen sich
erst anhand vorgenannter Untersuchungsmethoden oder winziger, nachfolgend auf
die molekularen Befunde gefundener Details voneinander unterscheiden. Der
moderne Amphibiendiversitätsforscher arbeitet also multidisziplinär, man spricht
dann auch von integrativer Taxonomie, nämlich wenn man verschiedene Methoden
anwendet, um Arten bzw. Artgrenzen erkennen bzw. erfassen zu können.
2.2 Amphibienvielfalt in Vietnam: Ein Beispiel für einen Biodiversitäts-Hotspot
Zu den globalen Hotspots der Biodiversität zählt auch Vietnam, ein Land in dem sich
der Kölner Zoo schon seit 15 Jahren für Erforschung und Erhalt der Artenvielfalt
einsetzt. Hier gibt es besonders viele endemische Arten, also Arten die es nur dort
auf der Welt gibt. Auch scheinen die Zahlen an Neuentdeckungen aus diesem Land
immer noch nicht abzunehmen. Kannte man im Jahr 1996 erst 82 Amphibienarten
aus Vietnam, so waren es Mitte 2010 bereits 181 Arten [7]. Allein im letzten
Jahrzehnt wurden neben diversen Neunachweisen über 40 neue Amphibienarten
aus Vietnam beschrieben und die Tendenz ist immer noch steigend [8]. Alleine im
Zeitraum zwischen 2009 bis 2010 wurden aus Vietnam 21 neue Amphibien- und
Reptilienarten und -unterarten beschrieben [7]. Von vielen dieser Neuentdeckungen
weiß man aber bis heute nur, dass es sie gibt; in den meisten Fällen fehlen uns
jegliche Informationen zu Verbreitung, Bedrohungsstatus oder Biologie.
Da hier Einsatz Not tut – es ist ein Wettlauf mit der Zeit, Arten zu identifizieren
oder zu beschreiben, bevor sie (oftmals mit ihrem Lebensraum) verschwunden sind
–
engagiert
sich
der
Kölner
Zoo
schon
seit
vielen
Jahren
hinsichtlich
Biodiversitätserforschung in Vietnam und seit jüngstem auch in Laos. Gemeinsam
mit den asiatischen Partnern und Studenten aus Deutschland bzw. Europa und
Asien finden regelmäßig Exkursionen vornehmlich in den Waldgebieten Zentral- und
Nordvietnams statt, aber auch in Südvietnam und in der Vietnam vorgelagerten
Inselwelt. Am bekanntesten ist hier sicherlich der Kölner Langzeiteinsatz in Phong
Nha – Ke Bang, ein Karstwaldgebiet in Zentralvietnam nahe der laotischen Grenze,
dessen Status sich in der Zwischenzeit vom Naturschutzgebiet zum Nationalpark
verbessert hat und das heute als UNESCO Weltnaturerbe gilt.
Als wir im Jahr 2000 unsere ersten Forschungsergebnisse über die
Amphibien- und Reptilienvielfalt dieses Gebiets veröffentlichten, kannten wir 96
Arten von dort. In einer neueren Studie konnten wir die Anzahl im Jahr 2006 bereits
auf 140 erhöhen [9]. Rückwirkend betrachtet kam es allein in den letzten Jahren zu
15
Neuentdeckungen
an
Amphibien
und
Reptilien
alleine
durch
unsere
Forschungstätigkeiten in diesem nur ca. 120.000 ha umfassenden Gebiet. Bei solch
einer hohen Zahl an Wirbeltierneuentdeckungen in einem so kurzen Zeitraum aus
nur einem einzigen kleinen Gebiet, kann man sich vorstellen, was noch an
Neuentdeckungen aus den Wäldern Vietnams bzw. aus denen der tropischen
Regionen weltweit zu erwarten ist.
2.3 Erforschung der Biologie: Voraussetzung für passende Schutzmaßnahmen
Hat man die Artenvielfalt einer Amphibiengruppe oder eines Gebietes erst einmal
erfasst – und man hat aus obigen Beispielen ersehen können, wie lange so etwas
dauern kann –, so hat man die Basis für weitere, insbesondere ökologische
Forschungen gelegt, die für die Erhaltung der Arten unabdingbar sind. In diesem
zweiten Schritt muss geklärt werden, wie die Arten an ihren Lebensraum angepasst
sind, d.h. was brauchen sie zum Überleben? Auch das Vorkommen muss geklärt
werden, d.h. ob es nur eine engräumig verbreitete Art ist, oder eine, die sehr weit
verbreitet ist. Letztlich muss dann auch mehr über den Populationsstatus in
Erfahrung gebracht werden, d.h. in welchen Populationsdichten kommt die Art
überhaupt vor, um bei bedenklich geschrumpften Populationen durch entsprechende
Maßnahmen aktiv werden zu können. Wie dieser Satz bereits impliziert, können
dann diese Informationen u.a. zur Ökologie und zum Vorkommen in einem dritten
Schritt für den Zuschnitt passender Naturschutzmaßnahmen genutzt werden.
Um sich dies besser vorstellen zu können, möchte ich nachfolgend ein
aktuelles Beispiel aus der naturschutzbezogenen Forschung unserer Vietnam-
Arbeitsgruppe vorstellen: Der Vietnammolch (Tylototriton vietnamensis) wurde erst
vor sieben Jahren entdeckt, Abb. 3. Es handelt sich um eine für Vietnam
endemische Art, die noch dazu von nur wenigen Lokalitäten im Norden Vietnams
bekannt ist. Im Rahmen einer Doktorarbeit werden nun erstmals systematisch
Informationen
zur
Biologie,
insbesondere
Ökologie,
Verbreitung
und
Populationsgröße dieser Art zusammengetragen. Mittels eines auf den bisher
vorhandenen Lebensraumdaten basierenden, computergestützten Nischenmodells
konnten weiterhin potentielle, bisher noch nicht bekannte Vorkommen dieser
Molchart im Norden Vietnams berechnet werden, die nun mittels eines großen
logistischen Aufwands im Rahmen von Feldforschung abgesucht werden.
Können wir künftig weitere Vorkommen des Vietnammolchs nachweisen,
besteht basierend auf diesen Nachweisen die Chance, weitere Schutzgebiete
auszuweisen und vielleicht sogar einen Schutzkorridor für diese Art zu schaffen. Da
es in Vietnam verglichen mit den Froschlurchen nur wenige Schwanzlurcharten gibt,
und der Vietnammolch zudem auch noch recht hübsch gefärbt ist, hat er nämlich das
Potential als Flaggschiffart für den Erhalt eines Gebietes und für die gesamte dort
vorkommende Fauna und Flora zu werben.
Damit entsprechende Informationen auch an die Entscheidungsträger, die
Naturschutzbehörden, aber auch an die Bevölkerung bzw. Touristen gelangen,
haben wir speziell für ein den Vietnammolch beherbergendes Naturschutzgebiet
eine in englischer und vietnamesischer Sprache verfasste Informationsbroschüre
geschrieben und mit nur geringfügigen Drittmitteln, bereitgestellt von der
Europäischen Vereinigung der Zoos und Aquarien (EAZA), drucken können, um
unser bisheriges Wissen bereitzustellen und Bewusstsein zu schaffen, den
entsprechenden Lebensraum dauerhaft zu erhalten [10].
Erst vor kurzem fand in Hanoi eine von der Amphibien Arche („AArk“) –
gegründet vom Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA), von der IUCN SSC
Erhaltungszucht-Spezialistengruppe (CBSG) und dem Bündnis zum Überleben der
Amphibien (ASA) - initiierte Konferenz zur Beurteilung des Amphibienschutzes der in
Kambodscha, Laos und in Vietnam vorkommenden Arten statt [11]. Hier helfen
aktuelle
Forschungen
Amphibienarten
besser
den
tatsächlichen
einschätzen
angemessen aufwerten zu können.
und
Bedrohungsstatus
gegebenenfalls
der
einzelnen
Schutzstatuten
2.4 Eine Besonderheit der Amphibien: Der biphasische Lebenszyklus
In ihrer Entwicklung durchlaufen Amphibien ein an eine aquatische Umgebung
gebundenes Larvenstadium, während die Erwachsenen in teils völlig anderen
Lebensräumen leben und sehr unterschiedliche ökologische Anpassungen zeigen
können. Mit der Metamorphose (Umwandlung) von der in der Regel wasserlebenden
Larve zum meist mehr oder weniger landlebenden Amphibium gehen nicht selten
auch Änderungen in Atmung, Ernährung, Körperbau und Fortbewegungsweise
einher. Denken wir an die heimische Froschfauna, beispielsweise an den Grasfrosch
(Rana temporaria), so ist das Larvenstadium (Kaulquappe) wasserlebend, mit
seinem Hornschnabel vornehmlich an das Abraspeln pflanzlicher Nahrung
angepasst, kiemenatmend und die Fortbewegung erfolgt über einen Ruderschwanz,
Abb. 4. Der nach der Metamorphose landlebende Grasfrosch ernährt sich hingegen
von tierischer Nahrung, atmet über Lungen (und anteilig auch über die Haut), und
die Fortbewegung erfolgt über die an ein Springen angepassten Gliedmaßen.
Aufgrund
dieser
mitunter
drastischen
Unterschiede
zwischen
den
Larvenstadien und den Amphibien nach Abschluss der Metamorphose sowohl was
u.a. die Morphologie, Physiologie und Ökologie betrifft, ist es wichtig, nicht nur die
umgewandelten Amphibienstadien zu kennen bzw. zu erforschen, sondern auch die
Larvalstadien. Will man Amphibien schützen, darf man eben nicht nur die
Bedürfnisse der uns in der Regel besser bekannten Stadien, d.h. als fertig
metamorphosierte oder ausgewachsene Amphibien kennen, sondern auch die der
weniger bekannten Larvenstadien. Was nutzt beispielsweise ein Schutzgebiet für
eine bestimmte Amphibienart, wenn es die ökologischen Bedürfnisse der
Erwachsenen erfüllt, aber geeignete Biotope für die Fortpflanzung bzw. die
Entwicklung der Larvenstadien fehlen? Man muss also auch die zu den Arten
zugehörigen Larvalstadien kennen, und wissen, an welche aquatischen Biotope mit
welchen speziellen abiotischen und biotischen Parametern sie angepasst sind, will
man eine Art erfolgreich im Freiland erhalten.
Allerdings sind noch von den wenigsten Amphibienarten die Larvenstadien
bekannt. Ging man früher einfach davon aus, dass beispielsweise in einem Tümpel
vorkommende Larven ebenfalls dort vorkommenden Fröschen zugeordnet werden
konnten, so weiß man heute, insbesondere im Zeitalter von kryptischen Arten, dass
solch eine oberflächliche Zuordnung längst nicht mehr zulässig ist. Bei der
Feldforschung bzw. Freilandarbeit wird heutzutage dafür das so genannte „tadpole
matching“ angewandt, d.h. man vergleicht die DNA von in einer Region
vorkommenden Larven und erwachsenen Amphibien. Liegt bei der anschließenden
Auswertung im Labor eine 100-prozentige molekulare Übereinstimmung vor, so hat
man den Nachweis, zu welcher Art im Erwachsenenstadium die entsprechende
Larve gehört. Letztere kann dann morphologisch beschrieben werden, mitsamt den
oftmals artspezifischen Mundfeldstrukturen, was dann nachfolgende Bestimmungen
im Freiland (dann auch ohne molekulare Untersuchungen) ermöglicht. Eine andere
Möglichkeit, Larvenstadien Arten zuordnen zu können, ist die Haltung von Arten und
die Dokumentation der Entwicklungsstadien nach geglückter Fortpflanzung. Dies ist
aber sehr zeitaufwändig und unter Exkursionsbedingungen (z.B. in einem Zelt und
ohne geeignete Aquaristikausrüstung) umständlich und nur schwer durchführbar. Für
diesen immens wichtigen Forschungsschritt sind aber Zoologische Gärten bzw.
Amphibienhaltungen prädestiniert, worauf an späterer Stelle noch ausführlich
eingegangen werden soll.
3 Wie kann man Amphibien schützen?
3.1 Allgemeines
Selbstverständlich steht für den Erhalt der Amphibienvielfalt der Lebensraumschutz
an oberster Stelle. Ohne geeignete, ursprüngliche, nicht belastete und verschmutzte
Lebensräume werden wir generell weder Fauna noch Flora dauerhaft erhalten
können, bis auf die wenigen flexiblen Arten, die sich den menschlichen Eingriffen in
den Naturhaushalt anpassen können. Die Erhaltung von natürlichen Lebensräumen
und die Ausweisung von Schutzgebieten mit geeigneten Amphibienhabitaten, am
besten noch miteinander im Verbund stehend, stehen also an vorderster Stelle.
Doch ist die Amphibienkrise ein multikausales Ereignis (auf das in diesem Heft ja
schon anderweitig hinreichend eingegangen wird), und man ist kaum in der Lage,
alle Faktoren hinreichend berücksichtigen zu können, zumal sich diese auch von
Region zu Region verändern. Illegaler Amphibienfang für den Lebendtierhandel oder
als kulinarische Delikatesse kann zudem auch in Schutzgebieten stattfinden. Hier hat
jeder von uns selbst die Chance, Amphibienschutz zu betreiben, indem jeder für sich
selbst entscheidet, ob und was er kauft bzw. verzehrt. Doch gibt es weitere
Bedrohungen, die bis in unberührte Schutzgebiete hereinreichen, wie die durch den
Amphibienchytridpilz verursachte, nicht selten für die Amphibien tödlich endende
Chytridiomykose, denen wir und natürlich die Amphibien derzeit in situ, also vor Ort,
relativ
machtlos
gegenüber
stehen.
Hier
können
ex
situ
Ansätze,
d.h.
Erhaltungszuchten in Menschenhand helfen, Amphibienarten vor der kompletten
Ausrottung zu bewahren.
3.2 Ex situ Amphibienprojekte / Erhaltungszucht
Betrachtete man Zoos früher nicht selten als Tiergefängnisse, bekommen diese
heute eine ganz andere Bedeutung. Moderne, wissenschaftlich geführte Zoos mit
großzügigen,
besucherattraktiven
Anlagen
und
selbst
auferlegten,
hohen
Ansprüchen – es gilt hier das Motto: Erholung, Bildung, Forschung & Naturschutz
verstehen
sich
als
Artenschutzzentren,
die
sich
sowohl
durch
ex
situ
Erhaltungszuchtprogramme als auch durch die Unterstützung oder gar Durchführung
von Forschungs- und Schutzprojekten in den Lebensräumen der Arten für diese
einzusetzen versuchen [12].
Da der Chytridpilz auch vor primären, d.h. unberührten und ungestörten
Lebensräumen nicht halt macht und Populationen bis hin zu ganzen Arten
auslöschen kann, wie mehrfach schon geschehen ist, sind an manchen Stellen bzw.
für manche Arten Erhaltungszuchtprojekte in Menschenhand die einzige Chance, sie
am Leben zu erhalten und vor der Ausrottung zu bewahren, bis das Problem in
ihrem Lebensraum gelöst und an Wiederansiedlungen zu denken ist.
Dies war auch der Grund, warum im Jahr 2008 eine internationale Kampagne
(„Year of the Frog“) zum Schutz der Amphibien ins Leben gerufen worden ist. Zoos
und Amphibienhaltungen kamen und kommen in diesem Rahmen der Status
moderner Archen zu, die sich für die Erhaltung von bedrohten Arten und
Aufrechterhaltung von Reservepopulationen in Menschenhand einsetzen.
Auch der Kölner Zoo hat diverse Amphibienanlagen, nicht nur im
Schaubereich,
sondern
auch
hinter
den
Kulissen:
Angefangen
mit
einer
Amphibienquarantäne, d.h. einem isolierten Raum mit diversen Terrarien, der nur für
Neuzugänge reserviert ist, die dort erst einmal auf Krankheiten und natürlich auf
einen möglichen Befall mit dem Amphibienchytridpilz getestet werden, bis hin zu
einer ca. 40 Terrarien und Aquarien umfassenden Amphibiennachzuchtstation, wo
wenig bekannte, bedrohte oder noch unerforschte Arten gehalten und zur Nachzucht
gebracht werden können, Abb. 5. So wurden dort bisher bereits ca. 20
Amphibienarten zur Vermehrung gebracht und die Nachzuchten auch an andere
Institutionen verteilt.
Durch unsere universitäre Anbindung in Forschung und Lehre können in
diesem
Rahmen
Studenten
Praktika
absolvieren
und
Abschlussarbeiten
durchführen, in denen z.B. noch unbekannte Larvalstadien beschrieben und deren
Entwicklung bzw. generell die Reproduktion gezielter Arten untersucht und
nachfolgend publiziert und so dieses Wissen anderen Einrichtungen zur Verfügung
gestellt werden kann.
Es muss aber an dieser Stelle auch klar betont werden, dass Amphibien
nachzuziehen gar nicht so leicht ist, wie es sich zunächst anhört, und es mitunter
Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern kann. Es muss daher rechtzeitig damit
begonnen werden, nach den entsprechenden Haltungsparametern zu suchen, die
eine Reproduktion einleiten, in der Regel verstärkte Beregnung, vorhergehende
Trockenzeiten, Änderungen des Luftdrucks, des Terrarienklimas oder veränderte
Wasserstände. Einmal abgelegte Eier können verpilzen und auch das Aufziehen der
Larven ist eine Kunst für sich. Um wirklich eine Population in Menschenhand
aufrecht erhalten zu können, bedarf es intensiver Vorbereitungen, mitunter
einschließlich genetischer Voruntersuchungen, um die Identität der Zuchtgruppe
zweifelsfrei klären zu können, und natürlich sich an solch einem Programm
beteiligende andere Zoologische Einrichtungen bzw. Amphibienhaltungen, um die
genetische Variabilität in der Reservepopulation aufrecht erhalten zu können.
3.3 Die Amphibienstation in Hanoi
Solche Amphibienhaltungen machen natürlich besonders viel Sinn in den
Ursprungsländern selbst, weil kostenintensive und aufgrund veterinärmedizinischer
Papiere und anderer Genehmigungen aufwändige Transfere dann entfallen, und
spätere Auswilderungsvorhaben viel einfacher direkt vor Ort, also im Ursprungsland
umzusetzen sind. Aus diesem Grund hat der Kölner Zoo im Rahmen seiner
Aktivitäten in Vietnam zusammen mit seinen Partnern vom Institut für Ökologie und
Biologische Ressourcen der Vietnamesischen Akademie für Wissenschaft und
Technologie in Hanoi u.a. mit finanzieller Unterstützung des Amphibienfonds der
Stiftung Artenschutz / Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ), der Europäischen
Vereinigung der Aquarienkuratoren (EUAC) und des Weltaquarienzooverbands
(WAZA) eine Amphibienstation aufgebaut [13, 14], Abb. 6.
In dieser Amphibienstation konnten bisher 14 Amphibienarten vermehrt, ihre
Reproduktion und die Haltungsanforderungen untersucht und Larvenstadien sowie
deren Entwicklung gemeinsam durch deutsche und vietnamesische Studenten
dokumentiert werden [15]. Die bilaterale Kooperation und Ausbildungsaspekte
wurden und werden noch durch Pfleger-, Studenten- und Wissenschaftleraustausche
zwischen Vietnam und Deutschland vertieft. Einige der Nachzuchten aus der
Amphibienstation in Hanoi wurden bereits in andere Zoos z.B. nach Europa
weitergegeben um so Reservepopulationen von bedrohten oder noch kaum
bekannten Arten aufbauen zu können. Eine ganz aktuelle Erfolgsgeschichte ist hier
die
Nachzucht
der
hübschen
Moosfroschart
Theloderma
corticale
in
der
Amphibienstation, die vor einigen Jahren von uns an europäische Zoos zur
Blutauffrischung der Bestände weiter vermittelt wurde, Abb. 7. Auch der Kölner Zoo
durfte ein Nachzuchtpaar aus der Amphibienstation aufnehmen, dass sich
mittlerweile bereits mehrfach in Köln fortgepflanzt hat.
4 Ausblick
Abschließend betrachtet kann festgehalten werden, dass wir sowohl durch weitere
Feldforschung im Freiland als auch durch Nachzuchtbemühungen in Zoos und
Amphibienhaltungen die Chance haben, das immer noch zu geringe Wissen über die
Amphibien zu mehren und für künftige Schutzmaßnahmen zu nutzen [16]. Auch der
Aufbau von Erhaltungszuchten für bedrohte Arten wird seinen Beitrag dazu leisten,
um diese faszinierenden Tiere auch langfristig auf diesem unseren Planeten erhalten
zu können. Es ist daher nötig, bereits in der Schule Wissen über diese faszinierende
Tiergruppe
aufzubauen
und
bei
den
Schülern
ein
Bewusstsein
für
die
Schutzwürdigkeit der Amphibien zu schaffen.
5 Amphibien im Unterricht
5. 1 Vielfalt kennenlernen im Zoo oder Tierpark
Wie kann die faszinierende Vielfalt der Amphibien vermittelt werden? Eine
Möglichkeit, ausgewählte Lurche kennenzulernen, ist der Zoobesuch. Im Kölner Zoo
werden bei Schulklassenführungen Vertreter der verschiedenen Ordnungen
vorgestellt, z.B. Agakröte und Baumsteigerfrösche als Vertreter der Froschlurche,
Krokodilmolch oder Riesensalamander als Vertreter der Schwanzlurche sowie die
Mexikanische Schwimmwühle als Vertreter der Blindwühlen. Thematisch lassen sich
mit dieser Auswahl ganz verschiedene Aspekte aufgreifen, wie das Thema invasive
Arten, Brutstrategien, Warntrachten oder entwicklungsbiologische Fragestellungen
bei den Riesensalamandern. Der Schwerpunkt bei einem Zoobesuch liegt jedoch bei
den exotischen Arten.
Im Unterricht könnten Artmonographien in Gruppen erarbeitet und vorgestellt
werden. Die globale Bedrohungssituation lässt sich mit Arbeitsblatt 1 erarbeiten,
Arbeitsblatt 2 setzt sich konkret mit dem Chytridpilz auseinander.
5. 2 Bioakustik
Eine Möglichkeit sich den Lurchen zu nähern, ist die Zuordnung von Froschlauten.
So machte sein ungewöhnlicher Paarungslaut die Wissenschaftler in Panama auf
eine
neue
Froschart
aufmerksam,
den
Gelbfärber-Regenfrosch
(Diasporus
citrinobapheus) [1, 18].
Im Kölner Zoo wurde ein PC-gesteuertes Programm entwickelt, mit dem sich nicht
nur die Laute unterschiedlicher Arten abrufen lassen, diese werden zugleich auch in
einem Oszillogramm sichtbar gemacht. Auf diese Weise lassen sich die
Unterschiede nah verwandter Arten und die Bedeutung der Bioakustik für die
Freilandforschung eindrücklich aufzeigen. Exemplarisch kann dies im Unterricht
anhand von Arbeitsblatt 3 erarbeitet werden.
5. 3 Amphib oder Reptil?
Die Merkmale der Amphibien lassen sich am besten im direkten Vergleich mit
Reptilien herausarbeiten. Es sollten aber auch jeweils ein Vertreter der Vögel,
Säuger und Fische angesprochen werden, um alle Wirbeltierklassen abzudecken.
Dazu können Bildkarten ausgelegt werden, die von den Schülerinnen und Schülern
sortiert werden müssen. Anhand der Karten können dann die Merkmale
herausgearbeitet und diejenigen von Amphibien und Reptilien gegenübergestellt
werden. Dazu kann das Arbeitsblatt der Zooschule Köln herangezogen werden
(siehe OE).
5 4. Von Maulbrütern und Geburtshelfern
Die Entwicklung vom Ei über die Kiemen tragende Larve zum Lungen atmenden
Adulttier hat in der Welt der Lurche viele Spielarten entwickelt, siehe dazu auch
Kupfer und Hoßfeld diese Ausgabe. Zunächst einmal kann die typische Entwicklung
von Frosch, Kröte und Molch gegenübergestellt werden. Schon am Laich lassen sich
die
unterschiedlichen
heimischen
Gruppen
unterscheiden.
Während
die
Froschlurche in der Regel Laichballen absetzen, legen die Kröten Laichschnüre aus.
Die Molche wiederum wickeln jedes Ei einzeln an eine Wasserpflanze. Auch die
Entwicklung
der
Kaulquappen
von
Frosch-
und
Schwanzlurchen
verläuft
unterschiedlich. Als typische R-Strategen laichen viele Arten in großer Zahl ab,
nehmen aber auch große Verlustzahlen in Kauf.
Viele vor allem tropische Amphibienvertreter haben dagegen als K-Strategen
besondere
Brutstrategien
entwickelt,
die
eine
hohe
Überlebensrate
des
Nachwuchses, allerdings in geringerer Individuenanzahl, sichern.
1. Die südamerikanische Wabenkröte (Pipa pipa) bleibt ihr Leben lang im Wasser. Zur
Fortpflanzung vollführen beide Partner einen umklammerten Looping, wobei beide
gleichzeitig die Geschlechtszellen abgeben. Die herabsinkenden, befruchteten Eier
werden vom Weibchen mit dem Rücken aufgenommen und dort wabenartig
eingekapselt. So können sich die Larven vor Fressfeinden geschützt entwickeln.
2. Bei den Beutelfröschen (Gastrotheca) bildet das Weibchen auf dem Rücken eine
Tasche aus, in der sich der befruchtete Laich entwickelt.
3. Der Antillen-Pfeiffrosch (Eleutherodactylus cornutus) legt seine relativ großen Eier an
Land ab. Die Entwicklung der Kaulquappe findet im Ei statt, der Jungfrosch befreit
sich mit Hilfe eines Eizahns.
4. Die südamerikanischen Makifrösche (Phyllomedusa) bringen die befruchteten Eier
an Blättern über der Wasseroberfläche an. Die schlüpfenden Kaulquappen fallen ins
Wasser und entwickeln sich dort weiter.
5. Die Ruderfrösche (Rhacophoridae) sind für ihre Schaumnester bekannt. Die
Weibchen sondern ein Sekret ab, das sie mit den Hinterbeinen zu Schaum schlagen.
Die Schaumnester werden an Pflanzenstrukturen oberhalb der Wasserschicht
angebracht und die Eier dort hinein gegeben.
6. Die Baumsteigerfrösche sind ein gutes Beispiel für Brutpflege. Diese ist besonders
ausgefeilt beim Erdbeerfrosch (Oophaga pumilio). Das Weibchen legt die Eier an
Land ab, wo sie von beiden Elterntieren mit Kloakenflüssigkeit feucht gehalten
werden. Nach dem Schlüpfen trägt das Weibchen die Larven einzeln in Wasser
gefüllte Blattachseln der Bromelien, wo sie zusätzlich unbefruchtete Eier als Nahrung
bekommen.
7. Bei den Geburtshelferkröten (Alytidae) ist es das Männchen, das sich die
befruchteten Eier in Laichschnüren um die Hinterbeine wickelt und so geschützt mit
sich herumträgt.
8. Faszinierend ist die Fortpflanzungsbiologie der Maulbrüterfrösche (Rheobatrachus),
bei denen die Weibchen die befruchteten Eier in den Magen abschlucken. Dort
entwickeln sich die Kaulquappen – durch ein Hormon vor der Magensäure geschützt
– zu Jungfröschen heran. Leider gehört diese Strategie der Vergangenheit an, beide
Arten der Maulbrüterfrösche sind in Australien ausgestorben.
9. Der Alpensalamander (Salamandra atra) vollzieht eine direkte Entwicklung in der
Gebärmutter des Weibchens und wird voll entwickelt und Lungen atmend geboren.
Mit Arbeitsblatt 4 können verschiedene Brutstrategien kennengelernt und klassifiziert
werden (Vorschlag AB 4 als OE).
Abseits der Fortpflanzungsbiologie gibt es weitere faszinierende Phänomene bei
Amphibien, die Schüler inspirieren können sich für diese Tiergruppe zu interessieren.
So zum Beispiel die Anpassungen an extreme Lebensräume. Der südamerikanische
Laubfrosch Phyllomedusa sauvagei, der in den Trockengebieten des Gran Chaco
lebt, überzieht sich mit einer wachsartigen Schicht, die ihn vor Austrocknung schützt.
Der Wasserreservoirfrosch Litoria platycephala speichert Wasser in einer Blase
unter der Haut. Dies wissen auch die Aborigines und machen es sich zunutze: Sie
graben die Frösche aus und saugen sie wie „Trinkpäckchen“ leer [19].
Literatur
[1] http://research.amnh.org/vz/herpetology/amphibia/ (Zugriff: 12.7.12)
[2] Mendelson, J.R. Lips, K.R., Gagliardo, R.W., Rabb, G.B., Collins, J.P.,
Diffendorfer, J.E., Daszak, P., Ibanez, R., Zippel, K.C., Lawson, D.P., Wright, K.M.,
Stuart, S.N., Gascon, S.C., de Silva, H.R., Burrowes, P.A., Joglar, R.L., La Marca,
E., Lötters, S., du Preez., L., Weldon, C., Hyatt, A., Rodrigues-Mahecha, J.V., Hunt,
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Campbell, J.A., Parra-Olea, G., Bolanos, F., Domingo, J.J. C., Halliday, T., Murphy,
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amphibian declines and extinctions. Science, 313, 48 (Vorschlag: Mendelson et al.)
[3] http://www.iucnredlist.org/initiatives/amphibians/
[4] Haas, A. (2004): Lissamphibia, Amphibien. S. 311 - 340. In: Westheide, W.;
Rieger, R. (Hrsg.) Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum
Akad. Verlag, Heidelberg, Berlin.
[5] La Marca, E., Lips, K.R., Lötters, S., Puschendorf, R., Ibanez, R., RuedaAlmonacid, J. V., Schulte, R., Marty, C., Castro, F., Manzanilla-Puppo, J., GarciaPerez, J. E., Bolanos, F., Chaves, G., Pounds, J. A., Toral, E., Young, B. E. (2005):
Catastrophic declines and extinctions in Neotropical Harlequin frogs (Bufonidae:
Atelopus). Biotropica, 37(2), pp. 190 – 201. (Vorschlag: La Marca et al.)
[6] Stuart, S.K, Chanson, J.S., Cox, N.A., Young, B.E., Rodrigues, A.S. L., Fischman,
D. L., Waller, R. W. (2004): Status and trends of amphibian declines and extinctions
worldwide. Science, 306, pp. 1783 – 1786.
[7] Ziegler, T., Nguyen, T. Q. (2010): New discoveries of amphibians and reptiles
from Vietnam. Bonn zoological Bulletin, 57(2), pp. 137 – 147.
[8] Ziegler, T. (2010): Amphibian and reptilian diversity research, conservation and
breeding projects in Vietnam. In: Dick, G.; Gusset, M. (Hrsg.): Building a future for
wildlife: Zoos and aquariums committed to biodiversity conservation. WAZA
Executive Office, Gland, pp. 117 – 122.
[9] Ziegler, T., Ohler, A., Vu, T.N., Le, Q.K., Nguyen, T.X., Dinh, T.H., Bui, T.N.
(2006): Review of the amphibian and reptile diversity of Phong Nha – Ke Bang
National Park and adjacent areas, central Truong Son, Vietnam. In: Vences, M.,
Köhler, J., Ziegler, T., Böhme, W. (Hrsg.) Herpetologia Bonnensis II: 247-262.
Proceedings of the 13th Ordinary General Meeting of the Societas Europaea
Herpetologica, Bonn: 262 S..
[10] http://www.eaza.net/campaigns/Documents/Brochure%20Tay%20Yen%20Tu%20Nature%20Reserve%202010.pdf
[11] http://www.amphibianark.org/
[12] Ziegler, T. (2008): „In situ – und „ex situ“-Amphibienprojekte des Kölner Zoos:
Forschung und Nachzucht als unser Beitrag zur Arterhaltung. Zeitschrift des Kölner
Zoos, 51(2), S. 67 – 88.
[13] Ziegler, T., Nguyen, T. Q. (2008): Amphibian and Reptile breeding - The
amphibian and reptilian breeding station at Hanoi. WAZA Magazine (World
Association of Zoos and Aquariums), Nr. 9 “Zoos help sustaining the rich biodiversity
of Vietnam”, pp. 10 – 14.
[14] Nguyen, T.Q., Dang, T.T., Pham, C.T., Nguyen, T.T., Ziegler, T. (2009):
Amphibian breeding station in Hanoi: a trial model for linking conservation and
research with sustainable use. Froglog, 91, March 2009, pp. 12 – 15.
[15] Ziegler, T., Dang, T.T., Nguyen, T.Q. (2011): Breeding, natural history and
diversity research: Ex situ and in situ Asian amphibian projects of the Cologne Zoo
and the Institute of Ecology and Biological Resources. In: Das, I., Haas, A., Tuen, A.
A. (Hrsg.) Biology and conservation of tropical Asian amphibians. Proceedings of the
Conference “Biology of the amphibians in the Sunda region, South-east Asia”,
Sarawak, Malaysia, 28-30 Sept. 2009. Institute of Biodiversity and Environmental
Conservation, Universiti Malaysia Sarawak, Kota Samarahan, pp. 137 – 146.
[16] Ziegler, T. (2007): Batrachologische Basisforschung im Naturschutzprojekt des
Kölner Zoos in Vietnam. In: Dollinger, P. (Hrsg.): Amphibien brauchen unsere Hilfe.
Ein Beitrag zur Umsetzung der WAZA-Resolution über Massnahmen gegen das
Amphibiensterben: S. 49 - 59. – WAZA Meetings, Verhandlungsbericht des
Amphibienkurses
gemeinsam
organisiert
mit
den
Zooverbänden
im
deutschsprachigen Raum, Chemnitz, 27.-30. Juni 2007, 124 S..
[17] Wildenhues, M., Rauhaus, A., Bach, R., Karbe, D., van der Straeten, K., Hertwig,
S.T., Ziegler, T. (2012): Husbandry, captive breeding, larval development and stages
of the Malayan horned frog Megophrys nasuta (Schlegel, 1858) (Amphibia: Anura:
Megophryidae). Amphibian and Reptile Conservation, 6(1), pp. 15 – 28.
[18] www.focus.de, Focus online
[19] Stiftung Artenschutz, Verband deutschsprachiger Zoopädagogen (VZP), 2008.
Sei kein Frosch. Hilf uns! Materialien und Hintergründe zum weltweiten
Amphibiensterben.
Anschrift der Verfasser
Privat-Dozent Dr. Thomas Ziegler, Ruth Dieckmann, AG Zoologischer Garten Köln,
Riehler Str. 173, 50735 Köln ([email protected]), ([email protected]).
Kurzfassung
Amphibien sind die bedrohtesten Wirbeltiere; es werden immer noch regelmäßig
neue Arten beschrieben. Erst wenn wir die Artenzahlen kennen und mehr über
Ökologie, Populationsstatus und Bedrohung wissen, werden wir sie hinreichend in
und ex situ schützen können. Die angebotenen Materialien sollen das Interesse der
Schüler für diese Tiergruppe wecken, sie können unabhängig von Zoobesuchen im
Unterricht eingesetzt werden.
Legenden:
Abb. 1: Trotz seiner auffälligen Färbung wurde der Ruderfrosch Rhacophorus kio
erst vor wenigen Jahren als eigenständige Art erkannt und wissenschaftlich
beschrieben; sein Populationsstatus ist abnehmend und die Art gilt als gefährdet.
Foto T. Ziegler
Abb. 2 Anhand der unterschiedlichen Klangdiagramme der Froschrufe kann man
auch sehr ähnlich aussehende und zusammen vorkommende Arten in der Regel gut
unterscheiden, wie hier links im Bild die vietnamesischen Ruderfrösche Polypedates
leucomystax (links oben) und P. mutus (links unten) nebenstehend mit den
dazugehörigen Spektrogrammen (jeweils oben) und Oszillogrammen (jeweils unten)
ihrer männlichen Anzeigerufe. Foto T. Ziegler
Abb. 3 Tylototriton vietnamensis – eine für Vietnam endemische, erst vor kurzem
entdeckte Molchart, deren Ökologie und Populationsstatus gerade von uns
untersucht werden, um die derzeit auf der Vorwarnliste geführte Art künftig besser
schützen zu können. Foto: T. Ziegler
Abb. 4 Zipfelkrötenfrosch (Megophrys nasuta) in der Amphibienaufzuchtstation des
Kölner Zoos nebst Trichtermundlarven, deren Entwicklung dort erstmalig studiert und
beschrieben werden konnte [17]. Foto: T. Ziegler
Abb. 5 Amphibienquarantänestation im Kölner Zoo: Hier wird jeder Neuzugang erst
einmal auf Krankheiten bzw. den potentiellen Befall mit dem gefährlichen
Amphibienchytridpilz hin untersucht, bevor er zu den anderen Amphibien in die
Amphibienaufzuchtstation darf. Foto: D. Karbe
Abb. 6 Vietnamesische und deutsche Studenten bei der Erforschung der
Vermehrung und Dokumentation der Entwicklungsstadien noch wenig bekannter
oder bedrohter Amphibienarten in der Amphibienstation in Hanoi, Vietnam. Foto: T.
Ziegler
Abb. 7 In der Amphibienstation Hanoi geglückte Nachzucht der vom Aussterben
bedrohten Moosfroschart Theloderma bicolor. Foto: T. Ziegler
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