Examensentwurf2

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Studienseminar für Gymnasien Bensheim in Heppenheim
StRef` N.N.
Fächer: Biologie, Chemie
Entwurf zur Examenslehrprobe im
Fach Chemie
Thema der Unterrichtseinheit:
Einführung in die chemische Reaktion
Thema der Stunde:
Einführung in die Redoxreaktion: Gewinnung von Kupfer aus
Kupferoxid
Ausbildungsschule:
Lerngruppe:
8b
Datum:
N.N.
Zeit:
2. Stunde, 08.45 – 09.30 Uhr
Raum:
Chemie II
Prüfungsvorsitzende:
N.N.
Schulleitung:
N.N.
Fachausbilder Biologie:
N.N
Fachausbilder Chemie:
Herr Dr. Gräber
Portfoliobeauftragter:
N.N
1. Lerngruppenanalyse und Lernausgangslage
Seit Beginn des Schuljahres unterrichte ich die Klasse 8b eigenverantwortlich in Chemie. Da
ich die Klasse bereits im letzten Schuljahr in Biologie unterrichtet habe, habe ich die Schüler
gut kennen gelernt.
Die Klasse setzt sich aus 9 Schülerinnen und 16 Schülern zusammen.1 Die Schüler sind sehr
kontaktfreudig und aufgeschlossen, was sich positiv auf das Klassenklima auswirkt.
Auffallend ist, dass die Schüler donnerstags in der 6.Stunde sehr ausgelassen sind, was sich in
der Lautstärke bemerkbar macht. So dauert es einige Zeit bis alle Schüler auf ihren Plätzen
sitzen und die Privatgespräche einstellen. Um auch in diesen Stunden zielgerichtet und
ertragreich arbeiten zu können, werden verstärkt problemorientierte Arbeitsweisen eingesetzt.
Dabei ist die Motivation der Schüler hoch, Problemstellungen werden so selbstständig wie
möglich gelöst. Da besonders Schülerexperimente diese Schüler motivieren und zum besseren
Verständnis von Phänomenen des Alltags beitragen, wird auch in dieser Stunde dem
Schülerexperiment der Vorzug gegeben (siehe methodische Entscheidungen).
Die Klasse erweist sich als sehr interessiert am Fach Chemie und ist als leistungsstark
einzustufen. Die allgemeine Beteiligung am Unterricht ist hoch, nicht eindeutige Beiträge
werden von der Klasse kritisch hinterfragt und korrigiert. Auch die experimentellen
Fähigkeiten sind bei beiden Geschlechtern als überwiegend gut einzustufen. Da sich jedoch
einige Schüler beim Experimentieren nicht immer an die Sicherheitsbestimmungen gehalten
haben, ist seither in jeder Gruppe ein Schüler für die Überwachung der Sicherheit zuständig. 2
Zu den leistungsstärksten Schülern zählen C., J. D., Ju. S., T., F. und M.. Diese Schüler
beteiligen sich jede Stunde am Unterricht. Ihre Beiträge sind sehr treffend, gut begründet und
fachsprachlich vorwiegend korrekt. Sie können ihre Überlegungen offen legen, sodass sie von
ihren Mitschülern aufgegriffen werden können. Oft können sie die Fragen ihrer Mitschüler
ausführlich beantworten und ihnen helfen, Zusammenhänge zu erkennen. Gelegentlich sind
jedoch die Ausführungen von Clarissa sehr ausschweifend, sodass diese Beiträge nur durch
wiederholtes Nachfragen von ihren Mitschülern nachvollzogen werden können.
Auch R. und L. gehören zu den interessierten und guten Schülern. Beide begreifen neue
Sachverhalte schnell, können Hypothesen aufstellen und zu ihrer Überprüfung beitragen.
Jedoch haben beide ein sehr hohes Mitteilungsbedürfnis, was den Unterricht stören kann. Um
dieses Mitteilungsbedürfnis zu kanalisieren, werden oft Gruppenarbeitsphasen (Experimente,
1
2
Im Folgenden wird von Schülern die Rede sein, die weibliche Form ist mit inbegriffen.
Das Amt wird nach jedem Experiment weitergegeben
1
Auswertungen usw.) eingesetzt. Hierbei können sie ihre Kommunikationskompetenz auf
fachlicher Ebene nutzen und erweitern.
Zu den leistungsschwachen Schülern zählen C., V. M. und J.. Diese Schüler bringen sich
selten freiwillig in das Unterrichtsgespräch ein. Nach Aufforderung gelingt es ihnen, einen
Beitrag zu leisten, wenn reproduktive Fragen gestellt werden. Bei schriftlichen
Hausaufgabenkontrollen wird deutlich, dass die Schüler bemüht sind, die Unterrichtsinhalte
zu erlernen. Jedoch bereitet ihnen das Übertragen des gelernten Wissens auf neue
Sachverhalte Probleme. Deshalb wird gelegentlich die Planung eines Experimentes oder seine
Auswertung in eine Gruppenarbeit verlegt, bevor sie im LSG diskutiert wird. In der Gruppe
können die Schüler durch den Austausch mit Mitschülern an Sicherheit gewinnen und die
Reorganisation fällt ihnen leichter. Da dieses Vorgehen aus Zeitgründen nicht immer möglich
ist, werden die Schüler besonders bei der Schilderung von Beobachtungen und den
Hausaufgaben berücksichtigt. Diagnoseinstrument noch genauer benennen, DFB-Ansätze aus
den Modulen verwenden!
2. Einordnung der Stunde (i.w. perfekt)
Thema der Unterrichtseinheit: Einführung in die chemische Reaktion
Ausschnitt aus den didaktischen Zentren (Oxidation/Reduktion/Redoxreaktion):

Einführung des Oxidationsbegriffes anhand des Erhitzens von Eisenwolle

Bestandteile der Luft und ihre Eigenschaften

Bestimmung des quantitativen Sauerstoffanteils der Luft

Oxidation von Metallen (Kupfer und Magnesium)

Oxidation von Nichtmetallen am Beispiel von Kohlenstoff

Die Affinitätsreihe

Reduktion von Quecksilberoxid und Kupferoxid durch Erhitzen

Einführung in die Redoxreaktion: Gewinnung von Kupfer aus Kupferoxid

Reduktion von Kupferoxid mit Eisen

Reduktion von Zinkoxid mit Kupfer
3. Sachanalyse
Mit der Veröffentlichung der Phlogistontheorie im Jahre 1697 durch Georg Ernst Stahl,
wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Chemie ein Zusammenhang zwischen der
2
Oxidation und der Reduktion hergestellt.3 Stahl interpretierte den Verbrennungsvorgang als
einen Zerlegungsprozess, bei dem ein in jedem brennbaren Stoff vorhandener Urstoff, das
Phlogiston, freigesetzt wird. Durch die Luft gelangte das Phlogiston in Hölzer. Diese wurden
dazu verwendet, dem Metallkalk das Phlogiston wieder zuzuführen und somit wieder in pures
Metall zu überführen.4 Somit entdeckte er, dass Veränderungen eines Stoffes mit der
Veränderung eines weiteren Stoffes zusammenhingen.5
Durch die Entdeckung des Sauerstoffs durch Scheele und Priestley6 angeregt, gelang Antoine
Lavoisier die Aufklärung der Vorgänge bei einer Verbrennung. So stellte er durch Wäge- und
Volumenexperimente fest, dass bei der Verbrennung Sauerstoff aufgenommen wurde.7 Die
Zerlegung des
Verbrennungsproduktes
lieferte wiederum Sauerstoff. Durch seine
Oxidationstheorie widerlegte er die Phlogistontheorie. Auch Lavoisier erkannte, dass
Reduktionen in den meisten Fällen gleichzeitig mit Oxidationsreaktionen abliefen.
Der Redoxbegriff8 wurde in Laufe der Zeit erweitert, als ersichtlich wurde, dass es
Reaktionen gab, die nach einem ähnlichen chemischen Prinzip verliefen wie eine
Redoxreaktion mit Sauerstoff. Die Oxidation wird seit dieser Zeit als die Abgabe von
Elektronen, die Reduktion als Aufnahme von Elektronen definiert. Da in einem chemischen
System keine freien Elektronen vorliegen, sind die Oxidations- mit den Reduktionsreaktionen
gekoppelt
und
laufen
gleichzeitig
ab.
Somit
wird
die
Redoxreaktion
oft
als
Elektronenverschiebung gedeutet.9 Stoffe, die bei einer Redoxreaktion den Reaktionspartner
oxidieren (reduzieren) werden als Oxidationsmittel (Reduktionsmittel) bezeichnet. Ob ein
Stoff in einer Reaktion als Oxidations- oder Reduktionsmittel wirkt, kann anhand der Stellung
der an der Reaktion beteiligten Redoxpaare in der elektrochemischen Spannungsreihe
ermittelt werden. In dieser sind die Redoxpaare entsprechend ihrem bei Normalbedingungen10
ermittelten Standardpotential geordnet.11 Weichen die Reaktionbedingungen ab, kann das
Potential der Redoxpaare über die Nernstsche Gleichung12 berechnet werden. (prima)
4. Didaktische Entscheidungen
Innerhalb des Lehrplans der 8. Jahrgangsstufe bildet das Thema „Einführung in die chemische
Reaktion“ einen Hauptaspekt der verbindlichen Unterrichtseinheit „Die chemische Reaktion Stoffumsatz und Energieumsatz“. In diesem Themenbereich wird durch die Bildung und
3
Die Begriffe Oxidation und Reduktion wurden von Stahl noch nicht verwendet
H. Barke: Chemiedidaktik, Diagnose und Korrektur von Schülervorstellungen; Springer-Verlag, 2006, S.9
http://online-media.uni-marburg.de/chemie/chids/dachs/expvortr/691Chemiegeschichte_Fischer.doc
6
Wer der Erstentdecker tatsächlich gewesen ist, ist in der Literatur umstritten.
7
http://online-media.uni-marburg.de/chemie/chids/dachs/expvortr/691Chemiegeschichte_Fischer.doc
8
Redox = Reduktions-Oxidations-Reaktion
9
Latscha, Klein: Anorganische Chemie; Springer-Verlag, 1996, S.188
10
Normalbedingungen sind c= 1mol/l und T= 25°C
11
Latscha, Klein: Anorganische Chemie; Springer-Verlag, 1996, S.187
12
Latscha, Klein: Anorganische Chemie; Springer-Verlag, 1996, S.189
4
5
3
Zerlegung von Oxiden der Oxidations- und die Reduktionsbegriff eingeführt13, nicht jedoch
der Begriff der Redoxreaktion. Redoxreaktionen werden im Lehrplan der 9. Jahrgangsstufe
zugeordnet und finden sich in der verbindlichen Unterrichtseinheit „Einführung in die
chemische Symbolsprache und ihre Anwendung“. Dennoch habe ich mich entschieden, die
Redoxreaktion im Zusammenhang mit der Einführung des Oxidations- und Reduktionsbegriffes einzuführen, da es an dieser Stelle der nächste konsequente Schritt ist, um das
Thema für die Schüler zu vervollständigen und im Sinne der Stetigkeit mit einem „roten
Faden“ zu versehen.
Ohne Kenntnis der Redoxreaktionen stoßen die Schüler schnell an Grenzen. Es ist zwar für
Schüler durchaus verständlich, dass viele Oxide nicht durch Zufuhr von Energie gespalten
werden können, jedoch wissen sie aus ihrem Alltag, dass die Reinstoffe technisch genutzt
werden. So ist jedem Schüler einsichtig, dass es eine andere Möglichkeit geben muss. Es ist
für sie frustrierend, wenn der Lehrer sie auf Nachfrage auf die Inhalte des nächsten
Schuljahres vertröstet. Zudem ermöglicht die Kenntnis der Redoxreaktion den Schüler in den
folgenden
Unterrichtseinheiten
nachzuvollziehen,
warum
Metallbrände
nicht
mit
Kohlenstoffdioxid oder Wasser gelöscht werden können. Auch kann man durch die
Redoxreaktion von Wasser mit Magnesium darauf schließen, dass Wasser ein Oxid ist.
Redoxreaktionen bilden die Grundlage für viele großtechnische Verfahren zur Herstellung
von Reinstoffen, die in der Natur oft nur in Verbindungen vorkommen. So stellen der
Hochofenprozess zur Gewinnung von Eisen und das Röstreaktionsverfahren zur Herstellung
von Kupfer zwei mögliche Verfahren der Metallgewinnung durch Redoxreaktionen dar.14
Die Metalle können als Legierungsbestandteile (Stahl, Messing) genutzt werden oder als
Ausgangsstoffe zu Heizungsrohren, Münzen und Kabeln verarbeitet werden. Mithilfe des
Wissens um die Vorgänge der Redoxreaktion kann das hergestellte Eisen durch
Rostschutzlacke oder Phosphatierung vor Korrosion geschützt werden.15
Das Wissen um die Abläufe von Redoxreaktionen ermöglicht den Schülern somit den
Gebrauch von Aluminiumrädern, Computern und Wunderkerzen. Auch die kabellose
Nutzung von Elektrogeräten und Fahrzeugen wird durch die in Batterien und Akkumulatoren
ablaufenden Redoxreaktionen möglich. So gewinnen die Schüler durch diese Reaktionen
unbewusst an Mobilität und Unabhängigkeit. Der Einsatz von Redoxreaktionen in der
Technik macht nicht nur das Leben der Menschen komfortabler, es ermöglicht das Leben
selbst. Die meisten Stoffwechselwege wie die Glykolyse, die Zellatmung und die
13
Hessisches Kultusministerium: Lehrplan Chemie. Gymnasialer Bildungsgang. Jahrgangsstufe 8 bis 13, Seite 14
Latscha, Klein: Anorganische Chemie; Springer- Verlag, 1996, Seite 380 und 416; das Röstreaktionsverfahren wird kaum noch in
Deutschland angewendet, hat jedoch eine historische Bedeutung.
15
R. Christen: Grundlagen der allgemeinen und anorganischen Chemie; Sauerländer-Verlag, 1996, S.424
14
4
Photosynthese werden durch Redoxreaktionen überhaupt erst möglich. Selbst ausgeklügelte
Abwehrmechanismen (z.B. Bombardierkäfer) finden ihren Ursprung in Redoxreaktionen.
Die Schüler der 8. Jahrgangsstufe können die ökonomischen, biologischen und chemischen
Aspekte des Themas nicht gleichzeitig erfassen. Jedoch können in dieser Jahrgangsstufe dem
Alter und den kognitiven Fähigkeiten der Schüler angemessen, die Grundlagen für das
Verständnis von Redoxreaktionen gelegt werden. Diese Grundlagen werden in der 9.
Jahrgangsstufe bei der Erarbeitung des Hochofenprozesses genutzt und in Jahrgangsstufe 11
durch einen neuen Redoxbegriff erweitert.16 Hierbei wird den Schülern die ökonomische und
chemische Bedeutung des Themas deutlich. Auch im Bereich der organischen Chemie ist die
Kenntnis der Redoxreaktion eine Vorraussetzung für das Erlernen vieler Reaktionen. 17 Der
biologische Aspekt wird im Biologieunterricht der 12. Jahrgangsstufe thematisiert.
In dieser Stunde begegnet den Schülern die Redoxreaktion im Zusammenhang mit der
Gewinnung von Kupfer aus Kupferoxid zum ersten Mal. Dazu stellen sie Hypothesen auf, die
experimentell überprüft werden müssen. Durch die selbstständige Durchführung von
Experimenten nehmen die Schüler direkt am Prozess der Erkenntnisgewinnung teil, sie
werden dazu angeregt, genau zu beobachten und ihre Beobachtungen zu deuten. 18 Da beim
Experimentieren auch handwerkliches Geschick und eine gute Koordination in der Gruppe
nötig ist, können die Schüler ihre Kompetenzen im Bereich Erkenntnisgewinnung durch das
Führen von qualitativen und quantitativen experimentellen Untersuchungen und im Bereich
Kommunikation durch Beschreiben und Erklären von chemischen Sachverhalten erweitern.19
Das ausgewählte Experiment eignet sich hervorragend für die Einführung der Redoxreaktion,
da die Schüler sowohl das Element Kupfer wie auch die Verbindung Kupferoxid kennen. Die
Reduktion erfolgt mit Kohlenstoff, da das Experiment fast immer gelingt und einen
deutlichen Effekt hat (sichtbare Mengen an Kupfer entstehen, das Kalkwasser trübt sich).
20
Somit können die Schüler ihre Beobachtungen mithilfe ihres Vorwissens sehr selbstständig
deuten.
Da die Schüler die Oxidation als Sauerstoffaufnahme und die Reduktion als Sauerstoffabgabe
definieren, wird die Redoxreakton als Sauerstoffaustausch bezeichnet. Die Aufstellung der
Reaktionsgleichung erfolgt als Wortgleichung. Weil den Schülern Oxidationszahlen und
somit auch das Kupfer(I)-oxid nicht bekannt sind, wird das ebenfalls bei dieser Reaktion
entstehende Kupfer(I)-oxid als Kupfer bezeichnet.
16
Hessisches Kultusministerium: Lehrplan Chemie. Gymnasialer Bildungsgang. Jahrgangsstufe 8 bis 13, Unterrichtsreihe Redoxreaktionen
vgl. Redoxreaktionen von primären/sekundären Alkoholen usw.
18
P. Pfeifer u.a.: Konkrete Fachdidaktik Chemie; Oldenbourg-Verlag, 2006, S. 293
19
KMK: Bildungsstandards im Fach Chemie für den Mittleren Schulabschluss; Beschluss vom 16.12.2004
20
P. Pfeifer u.a.: Konkrete Fachdidaktik Chemie; Oldenbourg-Verlag, 2006, S. 296
17
5
Alternativ könnte die Redoxreaktion im Zusammenhang mit der Brandbekämpfung durch das
unsachgemäße Löschen eines Metallbrandes mit Kohlenstoffdioxid thematisiert werden.
Diese Alternative ist gut durchführbar, wenn die Brandbekämpfung nach der Thematisierung
der Oxidation und der Reduktion erfolgt. Dennoch habe ich mich dagegen entschieden, da bei
diesem Vorgehen das eigentliche Ziel, der fachgemäße Umgang mit Löschmitteln, aus dem
Mittelpunkt gerückt wird. Dabei ist es gerade für den Chemieunterricht wichtig, dass sich die
Schüler im Ernstfall für die richtige Art des Löschmittels entscheiden, um Unfälle zu
verhindern.
5. Methodische Entscheidungen
Zu Beginn der Stunde wird ein Zeitungsartikel gezeigt und vorgelesen, der über den Fund
eines mumifizierten Leichnams und seiner Ausrüstung berichtet. Einige ausgewählte
Fundstücke werden als Abbildungen gezeigt. Die Schüler identifizieren den Leichnam als
„Ötzi“ und stellen fest, aus welchem Material die Fundstücke bestehen. Da die Schüler
wissen, dass Kupfer hauptsächlich als Erz in der Natur vorkommt, stellt sich die Frage, wie
das für den Ring und das Beil verwendete Kupfer gewonnen worden ist. Die Hypothesen der
Schüler werden gesammelt und notiert. Sollten die Schüler an dieser Stelle keine Ideen
entwickeln, wird die ihnen bekannte Affinitätsreihe zur Hilfe genommen. Die Schüler
benennen mögliche Reaktionspartner des Kupferoxids und begründen ihre Wahl. Sollte
Kohlenstoff nicht erwähnt werden, wird diskutiert, ob die genannten Stoffe Ötzi zur
Verfügung standen.
Nun entwickeln die Schüler Ideen, wie sie ihre Hypothese experimentell überprüfen können.
Im Sinne des offenen und schülerorientierten Unterrichts, ist nicht jeder Schritt ganz genau
planbar. Deshalb werden hier zwei verschiedene Varianten bedacht und beschrieben.
Sollten die Schüler das beim Experiment entstehende Kohlenstoffdioxid in ihre Überlegungen
einbeziehen, wird dieser Punkt vertieft. So werden die Schüler aufgefordert zu überlegen, mit
welcher Chemikalie es nachzuweisen ist und wie der experimentelle Aufbau aussehen sollte.
Diese Phase würde in einer kurzen Partnerarbeit geführt werden, bevor die Vorschläge im
Plenum vorgestellt werden. Erwähnen die Schüler das Kohlenstoffdioxid nicht, wird es nicht
thematisiert und nicht in den Versuch integriert. So wird der weitere Stundenverlauf nach den
Schülervorschlägen gestaltet. Die einzusetzenden Stoffportionen werden kurz thematisiert,
bevor die Schüler das AB I oder AB II bekommen. Die Versuchsanweisung des Arbeitsblatts
wird von einem Schüler vorgelesen und mit dem Vorschlag der Schüler verglichen.
Das Experiment wird in den schon bestehenden Experimentiergruppen, die von den Schülern
selbstständig zusammengestellt wurden, durchgeführt. Durch das freiwillige Einteilen in fast
6
reine Mädchen und Jungengruppen, haben vor allem die Schülerinnen Gelegenheit, sich
intensiv im Experimentieren zu üben. So werden Vorurteile abgebaut, dass Mädchen in
Chemie weniger begabt seien als die Jungen.21 Zudem gewinnen auch die stilleren Schüler
durch den Austausch in den selbst gewählten Gruppen an Sicherheit und beteiligen sich in den
anschließenden Phasen reger am Unterricht (siehe Lerngruppenanalyse).
Der Versuch hätte auch im Lehrerdemonstrationsversuch mit Medienunterstützung durch die
Kamera durchgeführt werden können. Diese Alternative ist sehr gut geeignet, wenn Versuche
mit Chemikalien durchgeführt werden, die nach HessGISS 22 nicht in Schülerexperimenten
angewendet werden können. Da dies bei den verwendeten Chemikalien nicht der Fall ist, wird
auf diese Alternative verzichtet. Ebenso wäre es der Motivation abträglich, wenn die Schüler
die von ihnen vorgeschlagene Versuchsdurchführung nicht selbst erproben könnten.
Um den Schülern ein möglichst eigenverantwortliches und kontinuierliches Arbeiten zu
ermöglichen, werden die Beobachtungen und auch die Deutung des Experimentes in die
Gruppenarbeit verlegt. Durch die selbstständige Deutung wird der Leistungsstärke der Gruppe
Rechnung getragen. Die leistungsschwächeren Schüler werden durch die Gruppenmitglieder
unterstützt. So üben die Schüler Kooperations- und Teamfähigkeit ein.
Die Beobachtungen werden von ein bis zwei schnelleren Gruppen auf ein vorbereitetes Plakat
geschrieben, welches in der sich nun anschließenden Sicherungsphase an die Tafel geheftet
wird. Nach dem Vergleich und gegebenenfalls einigen Ergänzungen, werden einige
Schülerdeutungen vorgelesen. Eine der Deutungen wird ausgewählt und als gemeinsame
„Klassendeutung“ vom Verfasser den übrigen Schülern diktiert. Auf diese Weise wird
sichergestellt, dass jeder Schüler zu seiner eigenen Aufzeichnung eine vollständige und
richtige Deutung des Experimentes besitzt. Das Reaktionsschema wird an der Tafel fixiert.
Wurde beim Experiment das entstehende Kohlenstoffdioxid nachgewiesen, klären die Schüler
in einer Partnerarbeit, welche Reaktionsart hier vorliegt. Die Überlegungen werden diskutiert,
die Oxidation und Reduktion gekennzeichnet und der Begriff Redoxreaktion von mir
eingeführt. In der Hausaufgabe zeichnen die Schüler die Vorgänge im Teilchenmodell. Dies
ermöglicht ihnen ein tieferes Verständnis der Vorgänge bei einer Redoxreaktion auf der
submikroskopischen Ebene23.
Wurde während des Experimentes das Kohlenstoffdioxid nicht nachgewiesen, ändern die
Schüler nach dem Notieren des Reaktionsschemas den Aufbau des Experimentes ab, sodass
ein Kohlenstoffdioxidnachweis geführt werden kann. Der Aufbau wird von einer
Schülergruppe vorgestellt. In der Hausaufgabe erstellen die Schüler ein „Arbeitsblatt“ mit
21
http://www.staff.uni-oldenburg.de/sylvia.jahnke.klein/download/Microsoft_Word_-_IGLU-Lay.pdf.
HessGISS -Hessisches Gefahrenstoff-Informations-System Schule, V 11.0 2006/2007
23
H. Barke: Chemiedidaktik, Diagnose und Korrektur von Schülervorstellungen; Springer-Verlag, 2006, S. 31
22
7
gezeichnetem Aufbau und einer Anweisung zur Durchführung für ihre Mitschüler, das in der
folgenden Stunde eingesetzt wird.
6. Lernziele (besser nach den didaktischen Entscheidungen)
Hauptlernziel: Die Schüler sollen experimentell untersuchen und erklären, wie Kupfer durch
die Umsetzung mit Kohlenstoff gewonnen werden kann.
Fachspezifische Lernziele:

Die Schüler sollen Kupfer als Grundmaterial des Beils und des Ringes erkennen.

Die Schüler sollen im Zusammenhang mit der Affinitätsreihe folgern, dass Kupfer
selten in der Natur gediegen vorkommt.

Die Schüler sollen Hypothesen aufstellen, wie Kupfer aus Kupferoxid gewonnen
werden kann.

Die Schüler sollen die Auswahl der möglichen Elemente durch ein höheres
Bindungsbestreben des Elementes zum Sauerstoff begründen.

Die Schüler sollen unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften durch eine
fachgerechte Durchführung ihre Experimentierfähigkeiten einüben und erweitern.

Die Schüler sollen ihre Beobachtungen notieren und eine Deutung vornehmen.
(Minimalziel)

Die Schüler sollen das Reaktionsschema formulieren.

Die Schüler sollen im Reaktionsschema Oxidation und Reduktion kennzeichnen.24

Die Schüler sollen den Begriff Redoxreaktion erlernen und einen Merksatz dazu
formulieren. (Maximalziel 1)25

Die Schüler sollen das Experiment abändern, um das entstehende Kohlenstoffdioxid
nachzuweisen. (Maximalziel) 26
Andere Lernziele:

Die Schüler sollen das genaue Beobachten üben.

Die Schüler sollen beim gemeinsamen Experimentieren ihre Kooperations- und
Teamfähigkeit schulen.
24
Lernziel, wenn der Kohlenstoffdioxidnachweis in das Experiment integriert ist.
Lernziel, wenn der Kohlenstoffdioxidnachweis in das Experiment integriert ist.
26
Lernziel, wenn der Kohlenstoffdioxidnachweis nicht in das Experiment integriert ist.
25
8
7. Verlaufsplan
Thema / Inhalt
Phase
Einstieg
Problemstellung
Erarbeitung I
Erarbeitung II
Sicherung I
Sicherung II
Ein Zeitungsausschnitt wird gezeigt und vorgelesen. Die Schüler identifizieren das Material, aus
dem die Ringe und das Beil des Ötzis bestehen als Kupfer.
Die Schüler stellen Hypothesen auf, wie Ötzi Kupfer gewonnen hat.
Die Schüler erörtern, wie ihre Hypothesen experimentell überprüft werden können.
Das Experiment wird von den Schülern geführt, die Beobachtungen notiert und die Deutung
unternommen.
Die Beobachtungen der einzelnen Gruppen werden verglichen.
Schülerdeutungen werden vorgelesen. (Minimalziel) Eine Schülerdeutung wird ausgesucht und
von einem Schüler diktiert.
Methode/
Sozialform
LSG
LSG
LSG oder PA
SE
Oxidation und die Reduktion gekennzeichnet und ein Merksatz formuliert (Maximalziel 1)
Sicherung IV
oder das Experiment verändert, um die Entstehung des Kohlenstoffdioxids nachzuweisen.
Die Schüler zeichnen die Vorgänge der Redoxreaktion im Teilchenmodell bzw. erstellen ein AB
zur Versuchsdurchführung.
Kupferring
(Affinitätsreihe
als Folie)
(Affinitätsreihe
als Folie)
ExperimentierSet, AB I oder II
Plakat an Tafel
LSG/SP
AB I oder II
Tafel/ AB
PA/LSG
oder
Tafel / Heft
(Maximalziel 2)
HA
Folie, OHP,
SP/LSG
Die Reaktionsgleichung wird an der Tafel notiert. Je nach Experiment werden entweder die
Erarbeitung IV/
Material/
Medien
EA
Heft
9
8. Gefahrenstoffverordnung
Die verwendeten Chemikalien Kupfer(II)-oxid, Kohlenstoff, Kupfer, Kohlenstoffdioxid und
die Calciumhydroxid-Lösung dürfen in der Schule und ebenso in Schülerexperimenten
angewendet werden.
Kupfer(II)-oxid:
R-Sätze: 22
S-Sätze: 22
Kohlenstoffdioxid:
S-Sätze: 9
Calciumhydroxidlösung:
R-Sätze: 38
S-Sätze: 22-28.1
Sowohl das Kalkwasser als auch Reste des nicht umgesetzten Kupfer(II)-oxids können über
die anorganischen Abfälle mit Schwermetallen entsorgt werden. Dabei ist auf einen
alkalischen pH-Wert zu achten. Das als Nebenprodukt entstehende Kupfer(I)-oxid kann auf
die gleiche Art entsorgt werden.
9. Literatur
[1] Dr. B. Arndt u.a.: Fokus Chemie Gymnasium 7; Cornelsen-Verlag, 2007
[2] W. Asselborn u.a.: Chemie heute Klasse 8 (Bayern); Schroedel -Verlag, 2006
[3] H. Barke: Chemiedidaktik, Diagnose und Korrektur von Schülervorstellungen; SpringerVerlag, 2006
[4] R. Christen: Grundlagen der allgemeinen und anorganischen Chemie; Sauerländer-Verlag
[5] W. Eisner u.a.: Elemente Chemie I; Klett-Verlag, 2007 (verwendetes Schulbuch!)
[6] HessGISS -Hessisches Gefahrenstoff-Informations-System Schule, V 11.0 2006/2007
[7]Hessisches
Kultusministerium:
Lehrplan
Chemie.
Gymnasialer
Bildungsgang.
Jahrgangsstufe 8 bis 13, Wiesbaden 2003
[8] KMK: Bildungsstandards im Fach Chemie für den Mittleren Schulabschluss; Beschluss
vom 16.12.2004
[9] Latscha, Klein: Anorganische Chemie; Springer-Verlag, 1996
[10] P. Pfeifer u.a.: Konkrete Fachdidaktik Chemie; Oldenbourg-Verlag, 2006
10
[11] G. Sulzenbach: Die Gletschermumie; Folio-Verlag, 2003
Internetquellen (letzter Aufruf 05.05.2007)
http://www.archaeologiemuseum.it/f01_ice_de.html
http://online-media.unimarburg.de/chemie/chids/dachs/expvortr/691Chemiegeschichte_Fischer.doc
http://www.staff.uni-oldenburg.de/sylvia.jahnke.klein/download/Microsoft_Word_-_IGLULay.pdf.
10.Versicherung zur Aufsicht
Bei der Planung und Durchführung des Unterrichts habe ich die Abschnitte 4.4 (S.577) und
7.8 (S.580) gem. Abl. 10/97 hier zweite VO zur Änderung der VO über die Aufsicht über
Schülerinnen und Schüler vom 23.09.97 und nachfolgende Änderungen im Amtsblatt 01/06 in
besonderem Maße beachtet.
_________________________
Unterschrift
11. Anhang
[1] Kommentierter Sitzplan
[2] Zeitungsausschnitt
[3] Arbeitsblatt I
[4] Arbeitsblatt II
[5] Versicherung über die Verfassung der Prüfungsarbeit
11
Anhang 1: Kommentierter Sitzplan
Tafel
Anhang 2:
Sensationsfund in den Ötztaler Alpen
Im September 1991 machten deutsche Touristen in Südtirol einen spektakulären
Fund:
Auf einem Gletscher entdeckten sie einen etwa 5300 Jahre alten, mumifizierten
Leichnam. Nicht nur der Leichnam, auch die Kleidung und das Werkzeug des
Mannes sind gut erhalten geblieben. Hier eine Auswahl der Fundstücke :
12
Anhang 3: Arbeitsblatt I
Schülerexperiment
Wie hat Ötzi Kupfer gewonnen?
8b
Materialien: Stativ, Klemme, Muffe, schwerschmelzbares Reagenzglas, Trichter, Mörser,
Pinzette, Bunsenbrenner, Reagenzglasklammer, Schutzbrille !
Chemikalien: Kupferoxid, Kohlenstoff
Aufbau:
Durchführung:
1. Mische das Kupferoxid und den Kohlenstoff im Mörser gut durch und schüttle ihn
mithilfe des Trichters ins Reagenzglas.
2. Spanne das Reagenzglas schräg ein.
3. Erhitze das Kupferoxid-Kohlenstoff-Gemisch bis die Reaktion beginnt. Entferne dann
den Bunsenbrenner.
4. Lass das Reagenzglas abkühlen. Schüttle das Reaktionsprodukt unter Zuhilfenahme
der Reagenzglasklammer in den Mörser und untersuche es.
5. Notiere deine Beobachtungen.
Beobachtung:
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
Gruppendeutung:
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
Klassendeutung:
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
Reaktionsgleichung:
13
Anhang 4: Arbeitsblatt II
Schülerexperiment
Wie hat Ötzi Kupfer gewonnen?
8b
Materialien: Stativ, Klemme, Muffe, schwerschmelzbares Reagenzglas, Gummistopfen mit
Bohrung, gebogenes Glasrohr, Erlenmeyerkolben, Trichter, Mörser, Laborboy,
Pinzette, Bunsenbrenner, Reagenzglasklammer, Schutzbrille !
Chemikalien: Kupferoxid, Kohlenstoff, Calciumhydroxidlösung (= Kalkwasser)
Aufbau:
Durchführung:
1. Mische das Kupferoxid und den Kohlenstoff im Mörser gut durch und schüttle ihn
mithilfe des Trichters ins Reagenzglas.
2. Verschließe das Reagenzglas mit dem Stopfen und spanne es waagerecht ein.
3. Stelle den Erlenmeyerkolben mit dem Kalkwasser auf den Laborboy und stelle ihn so
ein, dass sich das Glasrohr knapp über der Flüssigkeit befindet.
4. Erhitze das Kupferoxid-Kohlenstoff-Gemisch bis die Reaktion beginnt. Entferne dann
den Bunsenbrenner.
5. Lass das Reagenzglas abkühlen. Schüttle das Reaktionsprodukt unter Zuhilfenahme
der Reagenzglasklammer in den Mörser und untersuche es.
6. Notiere deine Beobachtungen.
Beobachtung:
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
Gruppendeutung:
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
Klassendeutung:
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
Reaktionsgleichung:
14
Versicherung
Hiermit versichere ich, dass ich den vorliegenden Unterrichtsentwurf zur Examenslehrprobe
selbstständig verfasst habe, keine anderen Hilfsmittel als die angegebenen verwendet und
sämtliche Stellen, die anderen benutzten Druck- und digitalisierten Werken im Wortlaut oder
dem Sinn nach entnommen sind, in jedem Fall unter Angabe der Quelle als Entlehnung
kenntlich gemacht habe. – Internetquellen sind gemäß den Vorgaben des Seminarrates
nachgewiesen.
XXXX, den xxxx.xxxxx
________________________
Unterschrift
15
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