Protokoll ()

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Philipps-Universität Marburg
Fachbereich Chemie (FB 15)
Wintersemester 06/07
Seminar: Übungen im Experimentalvortag
Leitung: M. Bröring, U. Koert, B. Neumüller, P. Reiß
Alkohole
Gehalten am 20.12.2006
Hinweis:
Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule).
Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden,
unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende:
http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html
Vorgelegt von:
Volker Wenke
Wehrdaer Weg 14
35037 Marburg
0
Inhaltsverzeichnis
1. Struktur und Eigenschaften…………………………….…………..... S. 2
2. Herstellung …………………………………………………………..... S. 5
2.1.
Fermentation………………………………………………… S. 5
2.1.1. Batch-Fermentation………………………………..…… S. 5
2.1.2. Kontinuierliche Fermentation……………………...…… S. 5
2.1.3. Fließbett-Fermentation…………………………...…….. S. 6
2.2.
Methanolgewinnung aus Synthesegas……………………. S. 6
2.3.
Oxosynthese mit Alkenen…………………………….…….. S. 6
2.4.
Elektrophile Addition von Wasser……………………..…… S. 6
3. Reaktionen …………………………………………………………….. S. 7
3.1.
Vom Alkohol zum Alkan……………………………………...S. 7
3.2.
Vom Alkohol zum Ester………………………………………S. 7
3.3.
Vom Alkohol zum Halogenalkan…………………………… S. 8
3.4.
Vom Alkohol zum Ether oder Alken………………………... S. 9
3.5.
Oxidationsprodukte der Alkohole ………………………….. S. 9
4. Verwendung…………………………………………………………… S. 10
4.1.
Genussmittel…………………………………………………. S. 10
4.2.
Kraftstoff………………………………………………………. S. 10
4.3.
Alkohole in der Insustrie…………………………………….. S. 11
4.4.
Mehrwertige Alkohole………………………………………. S. 11
5. Schulrelevanz…………………………………………………………. S. 12
6. Quellenangaben………………………………………………………. S. 13
7. Protokolle
 Versuch 1: Strukturaufklärung von Methanol…………..…. S. 14
 Demo1: Hydrophilie und Volumenkontraktion……………. S. 16
 Versuch 2: Herstellung eines Schaumweins……………… S. 18
 Versuch 3: Veresterung……………………………………... S. 21
 Versuch 4: Chlorierung von tert-Butanol………………….. S. 23
 Versuch 5: Oxidation verschiedener Alkohole……………. S. 25
 Versuch 6: Oxidation von Methanol……………………….. S. 30
1
1.
Struktur und Eigenschaften
Das Wort Alkohole, was der ältere Name der Alkanole ist, kennen die meisten
Menschen im Zusammenhang mit Getränken wie zum Beispiel Bier oder Wein.
In diesen ist Ethanol enthalten. Wie aber sieht das Molekül von Ethanol aus?
Eine der wichtigsten Methoden der Untersuchung organischer Verbindungen ist
die Strukturaufklärung. Geschieht dies heute mit Hilfe modernster Spektroskopiemethoden, so hat Justus von Liebig zu seiner Zeit die quantitative
Elementaranalyse entwickelt, mit der man den Aufbau eines Ethanolmoleküls
ermitteln kann.
Durch vollständige Verbrennung organischer Substanzen entstehen
Kohlenstoffdioxid und Wasser, so auch beim Ethanol. Kohlenstoff und Wasserstoff sind also im Ethanol enthalten. Zudem werden erwärmte Magnesiumspäne
beim Überleiten von Ethanoldämpfen zu MgO oxidiert, es müssen sich im
Ethanol also auch Sauerstoffatome befinden. Nun kann man die Masse an
entstehendem CO2, H2O und MgO bestimmen und auf das Verhältnis
zurückrechnen, wie sie im Ethanolmolekül vorkommen müssen. Man erhält ein
Verhältnis Kohlenstoff zu Wasserstoff zu Sauerstoff von 2:6:1. Eine Molmassenbestimmung führt zu dem Ergebnis, dass ein Ethanolmolekül ein
Gewicht von 46 u besitzt, die Verhältnisformel C2H6O also auch gleichzeitig die
Strukturformel ist.
Als nächstes ist zu klären, wie diese 9 Atome denn miteinander verknüpft
sind. Berücksichtigt man die Vierbindigkeit von Kohlenstoff, die Zweibindigkeit
von Sauerstoff und die Einbindigkeit von Wasserstoff, so ergeben sich zwei
mögliche Varianten:
Mögliche Strukturformeln von C2H6O
Im rechten Molekül hat ein Wasserstoff durch seine Bindung zu dem Sauerstoff
eine Sonderstellung. Elementares Natrium wird unter Paraffinöl aufbewahrt,
welches aus Kohlenwasserstoffen besteht und somit viele C-H-Bindungen
2
aufweist. Diese werden vom Natrium nicht angegriffen. Das Metall löst sich
allerdings in Ethanol auf und es entsteht elementares Wasserstoffgas, welches
durch die Knallgasprobe nachgewiesen werden kann (► Versuch 1). Die
logische Erklärung dafür ist, dass Natrium die O-H-Bindung trennen kann und
Wasserstoffgas frei gesetzt wird, die linke Struktur muss also die richtige sein.
Auch alle anderen Alkanole weisen diese O-H-Bindung auf. Diesen Teil
des Moleküls nennt man Hydroxylgruppe. Auf keinen Fall darf man diese
Gruppe mit dem Hydroxid-Ion (OH-) verwechseln! Die Hydroxylgruppe ist der
einzige Unterschied zwischen den Molekülen der Alkane und der Alkanole und
ist somit für die speziellen Eigenschaften verantwortlich.
Die Hydroxylgruppe ist stark polar und befähigt Alkanole Wasserstoffbrückenbindungen auszubilden. Daher haben Alkanole eine höhere Viskosität
und höhere Siedetemperaturen als Alkane. Die ersten drei Alkohole der
homologen Reihe sind in jedem Verhältnis mit Wasser mischbar, mit größerer
Kohlenstoffkette nimmt aber der polare Charakter des Moleküls und daher auch
die Wasserlöslichkeit ab.
Name
Summenformel
Smp [°C]
Sdp [°C]
Wasserlöslichkeit
Methanol
CH3OH
-98 (-183)
65 (-161)
unbegrenzt
Ethanol
C2H5OH
-115 (-172)
78 (-89)
unbegrenzt
1-Propanol
C3H7OH
-127 (-187)
97 (-42)
unbegrenzt
2-Propanol
C3H7OH
1-Butanol
C4H9OH
tert-Butanol
C4H9OH
1-Pentanol
C5H11OH
-78 (-130)
138 (+36)
2,4 cg/g
1-Hexanol
C6H13OH
-52 (-95)
157 (69)
0,7 cg/g
-89
-90 (-138)
+26
82
117 (0)
82
unbegrenzt
7,9 cg/g
unbegrenzt
Eigenschaften einiger Alkohole [2]
Je länger ein hydrophober Rest im Alkohol wird, desto mehr Wasserteilchen
befinden sich in der Lösung in der Nähe. All diese Wassermoleküle können in
eine Richtung keine Wasserstoffbrücken ausbilden, wodurch das System an
Energie verliert. Aus diesem Grund ordnen sich die Moleküle der langkettigeren
Alkohole so an, dass alle hydrophilen und alle hydrophoben Teile nebeneinander liegen, es kommt also zur Entmischung.
3
Die Wasserstoffbrücken sorgen des Weiteren dafür, dass sich Wasser- und
Ethanolmoleküle in einem Gemisch stärker anziehen, als sie es in den reinen
Flüssigkeiten tun. Aus diesem Grund kann man den Effekt der Volumenkontraktion beobachten (► Demo 1).
Isomerien der Alkohole:
In der Tabelle 1 stehen Werte für 2-Propanol und tert-Butanol. Diese Substanzen sind sogenannte Isomere. Am Beispiel Propanol bedeutet das, dass es
verschiedene Stellen der Kohlenstoffkette gibt, an die die Hydroxylgruppe gebunden sein kann.
1-Propanol
2-Propanol
tert-Butanol
1-Propanol ist ein primärer, 2-Propanol ein sekundärer und tert-Butanol ein
tertiärer Alkohol. Primär bedeutet, dass an dem Kohlenstoffatom an der
Hydroxylgruppe nur noch eine Bindung zu einem weiteren Kohlenstoffatom
besteht. Beim 2-Propanol hat das entsprechende Kohlenstoffatom zwei
Bindungen zu anderen Kohlenstoffatomen, beim tert-Butanol drei.
Mehrwertige Alkohole:
Es gibt Alkohole, die mehr als nur eine Hydroxylgruppe besitzen, zum Beispiel
Glycol (1,2-Ethandiol) und Glycerin (1,2,3-Propantriol).
Glycol
Glycerin
Diese beiden Alkohole sind mit Wasser in jeden Verhältnis mischbar und haben
wegen des Geschmacks den Namen vom griechischen Wort „glycos“ (dt.: süß).
4
2.
Herstellung
2.1. Fermentation (alkoholische Gärung)
Ethanol kann durch die alkoholische Gärung gewonnen werden. Dabei wird mit
Hilfe von Bioorganismen aus Hefe Zucker (z.B. D-Glucose) in Ethanol umgewandelt. Die Kurzfassung der Reaktionsgleichung lautet
C6H12O6(aq) Hef

e 2 C2H5OH(aq)  2 CO2(g) 
Dieser Vorgang muss anaerob verlaufen, da sonst CO2 und Wasser entstehen.
C6H12O6(aq)  6 O2(g) Hef

e 6 H2O(l)  6 CO2(g) 
Heutzutage werden drei verschiedene Verfahren der Fermentation angewendet:
2.1.1. Batch-Fermentation [5]:
Bei der Batch-Fermentation wird das zuckerhaltige
Substrat und die Hefe in einen Behälter gegeben und
unter Rühren die Gärung in Gang gebracht. Auch das
entstehende Ethanol befindet sich in dem Reaktionsgefäß, was ab einem Alkoholgehalt von etwa 18% die
Hefezellen daran hindert, weiteren Zucker zu vergären.
Dann müssen Edukte und Produkte in aufwändigen
Verfahren voneinander getrennt werden.
Skizze eines Reaktors der
Batch-Fermentation
2.1.2. Kontinuierliche Fermentation [5]:
Das Problem der Hefehemmung kann durch die kontinuierliche Fermentation beseitigt werden. Hierbei
befindet sich die Hefe im Reaktionsgefäß, während
das zuckerhaltige Substrat eingeleitet wird. Sehr
teure Spezialmembranen sorgen dafür, dass auf der
einen Seite nur das Substrat hineingelangen, sowie
auf der anderen Seite die alkoholhaltige Produktmischung abgeleitet werden kann.
Reaktor der kontinuierlichen
Fermentation
5
2.1.3. Fließbett-Fermentation [5]:
Um die eingesetzte Hefe effizient nutzen zu können
wird sie in den neueren Verfahren auf einem Fließbett
immobilisiert und die zuckerhaltige Substratlösung von
unten nach oben durch das Gefäß geleitet. Dadurch
entfallen teure Membranen und aufwändige Trennverfahren. Immobilisiert wird die Hefe durch Einschließen
in Alginate (► Versuch 2).
Fließbett-Reaktor
2.2. Methanolgewinnung als Synthesegas [6]
Mit hohem Druck, hoher Temperatur und Metalloxid-Katalysatoren kann
Methanol aus Synthesegas hergestellt werden.
2
0
1 - 2
1
T, [ZnO / Cr2O3 ]
2 H2(g)  CO(g) p,
 H3COH (g)
2.3. Oxosynthese mit Alkenen [6]
Mittels Cobalt als Katalysator kann ein Alken mit Synthesegas zu einem
Aldehyd reagieren. Diese Substanz kann man anschließend im Wasserstoffstrom zum Alkohol reduzieren.
2
0
2
C2H4(g)  H2(g)  CO (g) [Co]


-3
1
2 / 180  C
CH3CH2CHO (g) H

1
-2
CH3CH2CHO
0
CH3CH2CH2OH(g)
2.4. Elektrophile Addition von Wasser [6]
Bei der elektrophilen Addition von Wasser an Doppelbindungen benötigt man
eine
Säure
als
Katalysator.
Durch
die
Protonierung
bildet
sich
ein
Carbeniumion, an das ein Hydroxidion nucleophil angreifen kann.
Es bildet sich meist der höher substituierte Alkohol, da das Carbeniumion der
Zwischenstufe dann durch Hyperkonjugation besser stabilisiert werden kann.
6
3.
Reaktionen
Anhand der folgenden Skizze kann man erkennen, dass die Reaktionen der
Alkohole sehr vielfältig sind.
Fast alle der schulrelevanten Stoffklassen können aus Alkoholen synthetisiert
werden. Natürlich können auch aus den meisten Stoffklassen Alkohole hergestellt werden.
3.1. Vom Alkohol zum Alkan [7]
Um Alkohole zu Alkanen zu reduzieren gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die
in der Industrie wichtigste Methode ist ein zweistufiger Prozess. Zunächst wird
der Alkohol durch eine säurekatalysierte Eliminierung zu einem Alken umgesetzt. Anschließend hydriert man mittels Schwermetallkatalysatoren (z.B.
Nickel) das Alken zum Alkan.
3.2. Vom Alkohol zum Ester [4,6]
Alkanole reagieren mit Säuren zu Estern. Auch Säurehalogenide oder Säureanhydride können verwendet werden. Als Nebenprodukt entsteht Wasser oder
ein Halogenwasserstoff, es handelt sich bei der Veresterung also um eine
Kondensationsreaktion. Entgegengesetzt verläuft die Esterspaltung oder Esterhydrolyse. Diese beiden Reaktionen befinden sich in einem Gleichgewicht, auf
das man durch geeignete Zutaten Einfluss nehmen kann. Will man bei der
Esterherstellung eine gute Ausbeute erzielen, müssen die Produkte entfernt
7
und somit das Gleichgewicht nach rechts verschoben werden. Entweder man
destilliert den Ester ab oder man gibt wasserentziehende Substanzen hinzu.
Eine vollständige Hydrolyse kann durch Kochen mit Natronlauge erreicht
werden, weil dabei die Säure aus dem Gleichgewicht entfernen wird.
Bei der Reaktion wird zunächst der Carbonyl-Sauerstoff protoniert. Das
entstehende Carbo-Kation kann nun von einem freien Elektronenpaar des Alkohols nucleophil angegriffen werden. Anschließend wird das Proton des Alkohols
abgespalten und verlässt zusammen mit einer Hydroxylgruppe als Wasser das
Molekül. Es bildet sich ein Carbo-Kation, das nach einer weiteren Abspaltung
eines Protons wieder zu einem Carboxyl-Kohlenstoff wird (► Versuch 3).
3.3. Vom Alkohol zum Halogenalkan [4,6]
Mittels einer Halo-Dehydroxylierung kann man aus einem Alkohol ein Halogenalkan gewinnen. Die Hydroxylgruppe des Alkohols wird protoniert und ein
Wassermolekül abgespalten. Ein planares Carbo-Kation bildet die Zwischenstufe, die nun von einem Halogenidion nucleophil angegriffen wird. Es entsteht
ein Alkylhalogenid. Im Falle der Reaktion von tert-Butanol und Salzsäure
entsteht tert-Butylchlorid (► Versuch 4).
8
3.4. Vom Alkohol zum Alken oder Ether [4,6]
Wird ein Alkohol protoniert, so spaltet sich Wasser ab und es entsteht ein
planares Carbo-Kation. Nun gibt es zwei Möglichkeiten für eine weitere
Reaktion:
1.
Ein weiteres Alkoholmolekül greift als Nucleophil am Kation an. In diesem
Fall wird das Proton der Hydroxylgruppe des angreifenden Alkohols
abgespalten und es entsteht ein Ether.
2.
Auch eine Eliminierung kann erfolgen. In diesem Fall würde in β-Stellung
ein Proton abgespalten werden und sich eine π–Bindung ausbilden. Da
die Aktivierungsenergie für die Eliminierung höher ist als die für die Etherbildung, benötigt man Energie in Form von Wärme, um die Eliminierung zu
bevorzugen. Man gelangt so zum thermodynamisch stabileren Produkt.
Konkurrenzreaktionen: Eliminierung vs. Etherbildung (SN1)
3.5. Oxidationsprodukte der Alkohole [3, 4]
Bei der Oxidation muss man primäre, sekundäre und tertiäre Alkohole unterscheiden, denn alle führen zu unterschiedlichen Produkten (► Versuch 5). Primäre Alkohole können zu Aldehyden (► Versuch 6) und dann weiter zu
Carbonsäuren reagieren. Sekundäre Alkohole können dagegen nur bis zur
Carbonylverbindung, dem Keton, reagieren. Tertiäre Alkohole reagieren nicht
nach diesem Mechanismus und können nicht ohne Zersetzung oxidiert werden.
Die Tabelle auf der nächsten Seite gibt einen Überblick über die möglichen
Oxidationen der Alkohole.
9
primärer
Alkohol
Alkanal / Aldehyd
sekundärer
Alkohol
Carbonsäure
Kein Produkt
Alkanon / Keton
tertiärer
Alkohol
Kein Produkt
Kein Produkt
Oxidationsprodukte der verschiedenen Alkohole [3, 4]
Natürlich können alle Alkohole genau wie alle anderen Kohlenwasserstoffe
durch eine vollständige Oxidation zu Kohlendioxid und Wasser oxidiert werden.
4.
Verwendung
4.1. Genussmittel [5]
Alkohole finden auf viele verschiedene Arten und Weisen Verwendung. Die
bekannteste Form von Alkoholen sind sicherlich alkoholische Getränke. Bier
und Wein werden zum Beispiel durch alkoholische Gärung hergestellt. Da man
wie in 2.1.1. erwähnt auf diese Art nur einen Alkoholgehalt von etwa 18% erhält,
muss man die Produkte destillieren („brennen“), um höhere Alkoholanteile zu
erhalten. Durch diese Methode werden z.B. Korn, Rum und Whisky hergestellt.
4.2. Kraftstoff [8]
Reines Ethanol kann als Kraftstoff verwendet werden. Neben den Vorteilen
einer hohen Oktanzahl (110), erhöhter Motorleistung und einer guten Umwelt10
verträglichkeit hat es jedoch die Nachteile eines hohen Verbrauchs und
schlechter Kaltstarteigenschaften. Aus diesem Grund benutzt man eine
Mischung aus 15% „Super“ und 85% Ethanol. Dieses Kraftstoffgemisch ist unter
dem Namen „E 85“ auf dem Markt.
Es wird gelobt als umweltfreundlicher Kraftstoff für die Zukunft, jedoch hat
es auch Nachteile, die nicht verschwiegen werden dürfen. Da in Zukunft also
verstärkt Zuckerrohr, Zuckerrüben und Mais für Kraftstoffe statt für Lebensmittel
angebaut werden, ist es wahrscheinlich, dass die Lebensmittelpreise steigen
werden. Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass dieser Mangel an Anbauflächen zu verstärkter Abholzung des Regenwaldes führt.
4.3. Alkohole in der Industrie [2, 3, 4]
Alkohole werden in der Industrie häufig als Lösemittel verwendet. Ob in
chemischen Synthesen, in Medikamenten oder in Duftstoffen, die Palette der
Produkte ist vielfältig. Besonders beliebt sind dabei Ethanol oder Ether, da
diese sich durch ihre hohen Dampfdrücke relativ schnell verflüchtigen.
Aber auch als Edukte in Synthesen kommen Alkohole zum Einsatz. Beispiele
dafür sind die Herstellung von Formaldehyd, Essigsäure oder Aceton. Auch
Ester spielen eine große Rolle und können mit Alkoholen gewonnen werden.
4.4. Mehrwertige Alkohole [3, 4]
Glykol wird als Frostschutz- und Korrosionsschutzmittel verwendet. Glycerin,
das auch als Frostschutzmittel eingesetzt wird, hat noch sehr viele weitere
Anwendungsmöglichkeiten. Kunststoffe, Harze, Schmiermittel, Feuchthaltemittel in Kosmetika, Sprengstoffe (Nitroglyzerin) sind nur einige. Die Natur
verwendet Glycerin als Grundbaustein für Fette. Glucitol (Sorbitol, C6H14O6)
dient als Zuckerersatzstoff in Süßigkeiten, sowie als Komponente in Nährböden
in der Medizin.
11
5.
Schulrelevanz
Im hessischen Lehrplan (G8) werden die Alkanole als Thema in der Klasse 10
bei der Einführung der Kohlenstoffchemie als Alternative zu den Halogenalkanen vorgeschlagen. Ausführlich sollten sie dann in Klasse 11 besprochen
werden.
Geklärt soll dabei zunächst die Struktur der Alkanole, insbesondere des
Ethanols (V1). Anschließend wird auf die Eigenschaften eingegangen, die durch
die Hydroxylgruppe hervorgerufen werden (D1). Besonderheiten wie Isomerien
oder die Unterscheidung in primären, sekundären und tertiären Alkanolen sollen
aufgezeigt werden.
Auch die Herstellung von Alkanolen soll besprochen werden, speziell die
alkoholische Gärung (V2). Anschließend kann auf die Reaktionen eingegangen
werden, z.B. die Veresterung (V3), die nucleophile Substitution (V4) oder die
verschiedenen Oxidationen (V5, V6).
Die Verwendung der Alkohole sollte auch nicht zu kurz kommen. Auch die
mehrwertigen Alkohole wie Glycol und Glycerin sollten besprochen werden. Bei
der
Behandlung
der
alkoholischen
Getränke
sollten
natürlich
auch
gesellschaftliche und gesundheitliche Aspekte angesprochen werden.
12
6.
Quellenangaben
1. Becker, Heinz G.O. et al.: Organikum. Wiley-VCH-Verlag; 21. Auflage,
2004
2. Mortimer, Charles E.: Chemie – Das Basiswissen der Chemie. Georg
Thieme Verlag, Stuttgart 2001
3. Botsch, W., Höfling, E., Mauch J.: Chemie in Versuch, Theorie und Übung.
Moritz Diesterweg Verlag, Franfurt a.M. 1984
4. Vollhardt, K.P.C., Shore, N.E.: Organische Chemie. Wiley-VCH Verlag
GmbH, 3. Auflage, Weinheim 200
5. Marburger, Anke: Immobilisierte Hefezellen. In: Praxis der Naturwissenschaften; Chemie in der Schule. Jahrgang 52 2003, Heft 6, Seiten 6 ff
6. Mitschrift der Vorlesung „Organische Chemie 2“ Prof. Dr. Hilt. Philipps
Universität Marburg, WS 04/05
7. Brückner, Reinhard: Reaktionsmechanismen. Springer-Verlag Berlin
Heidelberg 2007, 3. Auflage.
8. http://www.ethanol-statt-benzin.de/mid370_E85.html (17.12.07)
13
Versuch 1: Strukturaufklärung von Ethanol
Geräte
Reagenzgläser, 1x Normalgröße, 1x Miniaturglas,
durchbohrter Stopfen, Glasrohr, Stativmaterial, Messer,
Tiegelzange, Toilettenpapier
Chemikalien:
Ethanol (ca. 5 ml), Natrium
Sicherheitshinweise: Ethanol:
F. leichtentzündlich
R11: leichtentzündlich
S7: Behälter geschlossen halten
S16: von Zündquellen fernhalten, nicht rauchen.
Natrium:
F: leichtentzündlich
C: ätzend
R15: Reagiert mit Wasser unter Bildung
hochentzündlicher Gase
R34: verursacht Verätzungen
Durchführung:
Ein normales Reagenzglas mit Ethanol wird mit dem Stativmaterial fixiert. Anschließend entfernt man von einem etwa
erbsengroßen Stück Natrium mit dem Messer die Oxidschicht
und gibt es in den Alkohol. Man verschließt das Reagenzglas
mit dem Stopfen und Glasrohr und fängt mit dem kleinen
Reagenzglas das entweichende Gas auf. Durch die KnallgasProbe überprüft man, ob es sich dabei um Wasserstoff
handelt.
Beobachtung:
Gibt man das elementare Natrium in den Alkohol, so setzt
Blasenbildung ein und das Metall löst sich auf. Hat mein kurze
Zeit gewartet kann man das aufgefangene Gas mit einem
Pfeiffton verbrennen, die Knallgasprobe ist also positiv.
Entsorgung:
Die neutralisierte Lösung kann im Behälter für organische
Lösemittelabfälle entsorgt werden.
14
Auswertung:
Natrium reagiert mit Alkoholen unter Bildung von elementarem
Diwasserstoff und Natriumalkoholat.
1
0
2 C2H5 OH(l)  2 Na (s) 
2 C2H5 O

(aq)
1
 2 Na

(aq)
0
 H2(g) 
Da Alkoholate starke Basen sind, erhöht sich bei dieser
Redoxreaktion der pH-Wert sehr stark. Das Natrium wird
dabei oxidiert und die Kationen solvatisiert, es löst sich also in
der Flüssigkeit auf.
Hat man eine ausreichende Menge von dem Diwasserstoffgas
aufgefangen, so kann man durch Anzünden die Knallgasprobe
durchführen. Ein pfeiffender Ton ertönt, falls es sich um H 2
handelt, das mit dem Luftsauerstoff zu Wasser reagiert.
0
0
1 -2
Δ
2 H2(g)  O2(g) 

2 H2O (g)
Der Versuch dient der Strukturaufklärung von Ethanol, bei
dem man zwischen folgenden beiden Isomeren zu entscheiden hat:
Elementares Natrium wird unter Paraffinöl aufbewahrt, das
aus Kohlenwasserstoffen besteht und somit viele C-HBindungen aufweist. Diese werden vom Natrium nicht angegriffen. Das Metall löst sich aber in Ethanol auf und es
entsteht elementares Wasserstoffgas. Die einzige Erklärung
dafür muss sein, dass Natrium die O-H-Bindung trennen kann
und so Wasserstoffgas bildet. Die linke Struktur ist also richtig.
15
Demo 1: Hydrophilie und Volumenkontraktion
Geräte
2 Messzylinder (100 ml), 2 Bechergläser gleicher Größe
Chemikalien:
Ethanol, Oktanol, Sudanrot, Wasser
Sicherheitshinweise: Ethanol:
F. leichtentzündlich
R11: leichtentzündlich
S7: Behälter geschlossen halten
S16: von Zündquellen fernhalten, nicht rauchen.
Oktanol:
Xi: reizend
R36: reizt die Augen
S26: bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit
Wasser abspülen und Arzt konsultieren
Sudanrot: Xn: gesundheitsschädlich
R40: Verdacht auf krebserzeugende Wirkung
R43: Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich
R53: kann in Gewässern längerfristig schädliche
Wirkung haben
S22: Staub nicht einatmen.
S24/25: Berührung mit den Augen und der Haut vermeiden
Durchführung:
Mit dem Sudanrot färbt man je 50 ml der beiden organischen
Flüssigkeiten und gibt sie jeweils in einen der Standzylinder, in
denen man vorher 50 ml Wasser vorgelegt hat.
Beobachtung:
Das rot gefärbte Ethanol vermischt sich mit dem Wasser und
es entsteht eine homogene, rötliche Lösung. Das Volumen
beträgt etwa 98 ml.
Das Oktanol entmischt sich nach kurzer Zeit wieder vom
Wasser. Es entsteht ein Zweiphasensystem, in dem die
organische Phase rot, die wässrige Phase farblos ist. Das
Volumen beträgt 100 ml.
Entsorgung:
Nach Neutralisierung können die Flüssigkeiten in die
organische Lösemittelabfälle gegeben werden.
16
Auswertung:
Sudanrot ist ein Azo-Farbstoff, der zwar eine Hydroxylgruppe
besitzt, aber sich trotzdem wegen seines überwiegend unpolaren Moleküls nur mit den organischen Flüssigkeiten vermischt und diese somit farbig erscheinen lässt. Das Ethanol
hat ebenfalls eine Hydroxylgruppe. In diesem Fall ist der
Einfluss derselben jedoch stark, da der unpolare Rest des
Moleküls sehr klein ist. Aus diesem Grund löst sich das
Ethanol
und
somit
auch
das
Sudanrot im Wasser. Die Wasserstoffbrücken sorgen dafür, dass
sich Wasser- und Ethanolmoleküle in dem Gemisch stärker anziehen, als sie es in den reinen
Flüssigkeiten tun würden, deswegen kann man eine Volumenkontraktion beobachten.
Beim Oktanol erfolgt keine Vermischung mit Wasser,
daher gibt es auch keine Volumenkontraktion. Oktanol hat
einen sehr langen hydrophoben Teil im Molekül, in dessen
Nachbarschaft sich viele Wasserteilchen befinden. All diese
Wassermoleküle können in die
Richtung des organischen Moleküls
keine
ausbilden.
Wasserstoffbrücken
Aus diesem
Grund
versucht das System, die Teilchen
so anzuordnen, dass sich alle Wassermoleküle neben
möglichst vielen Teilchen gleicher Art befinden. Daher kommt
es zur Entmischung von Wasser und Oktanol, um durch
möglichst viele Wasserstoffbrückenbindungen Energie zu
gewinnen.
17
Versuch 2: Herstellung eines Schaumweins
Geräte
Magnetrührer, Becherglas, Sieb, Stativmaterial, Tropftrichter,
Thermometer, Reagenzglas, durchbohrter Gummistopfen,
Gärröhrchen.
Chemikalien:
Hefe, 2 g Natriumalginat, CaCl2-Lösung (c=0,2 mol·l-1) , ges.
Ca(OH)2-Lösung, 50 ml Weißwein, 2,4 g Saccharose,
Sicherheitshinweise: Ca(OH)2:
Xi: reizend
R36/38: reizt die Augen und die Haut
R41: Gefahr ernster Augenschäden
S2: Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen
S24: Berührung mit der Haut vermeiden
S25: Berührung mit den Augen vermeiden
S26: bei Berührung mit Augen oder Haut gründlich mit
Wasser abspülen und Arzt konsultieren.
Durchführung:
Zunächst muss man die Hefe immobilisieren. Dazu werden in
einem 250ml-Becherglas 90 ml Wasser auf ca. 70° C erwärmt
und durch den Magnetrührer ein Vortex erzeugt. Auf diesen
gibt man sehr langsam 2 g Natriumalginat. In das entstehende
Gel rührt man anschließend die Hefe ein und lässt es langsam
in die CaCl2-Lösung tropfen. Die Kügelchen können nach etwa 2 Stunden abfiltriert werden.
Des Weiteren wird ein Wasserbad von etwa
38° C vorbereitet. Die Saccharose und der Weißwein werden mit Wasser auf 100 ml aufgefüllt und
von dieser Lösung 15 ml in ein Reagenzglas gegeben. Dieses wird anschließend mit den Kügelchen mit immobilisierter Hefe gefüllt. Man verschließt das Reagenzglas mit einem Stopfen und
einem Gärröhrchen, in dem sich frisch angesetzte,
gesättigte Ca(OH)2-Lösung befindet. Zuletzt stellt
man das Reagenzglas ins Wasserbad.
18
Beobachtung:
Gibt man das Alginat in das erwärmte Wasser, so wird es mit
zunehmender Menge immer viskoser und schließlich gelartig.
Die Hefe-Alginat-Kügelchen bekommen in der CaCl2-Lösung
eine feste Konsistenz.
Anhand der Veränderung der Flüssigkeitspegel im Gärröhrchen kann man erkennen, dass bei der Reaktion ein Gas
entsteht; das Kalkwasser trübt sich. Nach einiger Zeit
beginnen die Hefekügelchen, an die Flüssigkeitsoberfläche zu
steigen.
Entsorgung:
Nach Neutralisierung können die Flüssigkeiten kanalisiert und
die Alginatkügelchen in den Feststoffabfall gegeben werden.
Auswertung:
Alginat besteht aus Zuckern (β-D-Mannuronat und α-D-Guluronat), die sich durch 1,4-Verknüpfung zu Makromolekülen
verbunden haben. Der Polymerisationsgrad liegt meistens
zwischen 100 und 3000. Das Alginat bildet mit den Ca2+-Ionen
Komplexe und bekommt daher eine starre Struktur.
Die Hefe ist nun in dieser festen Matrix eingeschlossen, sie ist
immobilisiert. Sie ist allerdings nicht so stark eingeschlossen,
dass in alkoholischer Lösung die Substratmoleküle nicht mit
ihr in Kontakt kommen könnten. Aus diesem Grund kann die
immobilisierte Hefe zuckerhaltige Substrate vergären.
C6H12O6(aq) Hef

e 2 C2H5OH(aq)  2 CO2(g) 
Es entsteht neben dem Alkohol auch viel CO2, welches
teilweise am Alginat adsorbiert wird und nach einer gewissen
Zeit die Kügelchen zum Schwimmen bringt. Nicht adsorbiertes
CO2 gelangt in das Kalkwasser im Gärröhrchen und trübt es.
19
CO2(g)  Ca(OH) 2(aq)  CaCO3(s)  H2O
Dies ist eine Nachweisreaktion für Kohlendioxid. Man kann also
erkennen, dass der Zucker wirklich vergärt wurde. Der
ausführliche Mechanismus ist folgender:
Alkoholische Gärung (s. Beyer, Seite 346 f.)
Quellen:
- Marburger, Anke: Immobilisierte Hefezellen. In: Praxis der
Naturwissenschaften; Chemie in der Schule. Jahrgang 52,
2003, Heft 6, Seiten 6 ff
- Beyer, Hans: Lehrbuch der organischen Chemie. S.Hirzel
Verlag, Leipzig 1968
20
Versuch 3: Veresterung
Geräte
Bunsenbrenner, Dreifuss mit Drahtnetz, Becherglas, Tiegelzange, Becherglas (100 ml)
Chemikalien:
Rizinusöl, Zitronensäure
Sicherheitshinweise:
Zitronensäure:
Xi: reizt die Augen
R36: reizt die Augen
S24/25: Berührung mit den Augen und der Haut
vermeiden
Durchführung:
In einem Becherglas auf dem Drahtnetz werden mit dem Bunsenbrenner 4,5 g Zitronensäure und 10 g Rizinusöl so lange
erhitzt, bis sich aus ihnen ein zähflüssiges Harz gebildet hat.
Beobachtung:
Die vorher recht wenig viskosen Flüssigkeiten reagieren zu
einem gelblichen, dickflüssigem Harz.
Entsorgung:
Der Harz kann im Feststoffabfall entsorgt werden.
Auswertung:
Rizinusöl ist ein Fett, welches im Durchschnitt etwa zwei
Hydroxylgruppen an den Fettsäureresten besitzt. Man kann
also sagen, Rizinus ist ein Diol.
Zitronensäure dagegen besitzt mehrere Carboxylgruppen und
ist somit eine Polycarbonsäure.
Beim Erhitzen kommt es zwischen diesen beiden Substanzen
zur Veresterung. Da sich in den Molekülen nicht nur je eine
funktionelle Gruppe befindet, entsteht ein langkettiges und
21
zähflüssiges Polyesterharz nach folgendem Reaktionsmechanismus:
Zunächst wird der Carbonyl-Sauerstoff protoniert. Das entstehende Carbo-Kation kann nun von einem freien Elektronenpaar des Alkohols nucleophil angegriffen werden. Anschließend wird das Proton des Alkohols abgespalten und
verlässt zusammen mit einer Hydroxylgruppe als Wasser das
Molekül. Es bildet sich ein Carbo-Kation, das nach einer
weiteren Abspaltung eines Protons wieder zu einem CarboxylKohlenstoff wird.
Insgesamt ergibt sich ein Makromolekül, das man
aufgrund der Entstehung durch Veresterung auch Polyester
nennt.
Ausschnitt aus dem Polyesterharz von Rizinusöl und Zitronensäure
Quellen:
http://www.axel-schunk.net/experiment/edm0203.html (1.12.07)
22
Versuch 4: Chlorierung von tert-Butanol
Geräte
Stativmaterial mit Stativring, Scheidetrichter mit Stopfen
Chemikalien:
Salzsäure(konz), tert-Butanol, Sudanrot
Sicherheitshinweise: HCl(konz):
C: ätzend
R35: verursacht schwere Verätzungen
R37: Reizt die Atmungsorgane
S26: Bei Berührung mit den Augen gründlich mit
Wasser abspülen und Arzt konsultieren
S45: Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt zuziehen
(wenn möglich, dieses Etikett vorzeigen)
tert-Butanol: F: leichtentzündlich
Xn: gesundheitsschädlich
R11: Leichtentzündlich
R20: Gesundheitsschädlich beim Einatmen
S9: Behälter an einem gut gelüfteten Ort aufbewahren
S16: Von Zündquellen fernhalten - Nicht rauchen
Sudanrot:
Xn: gesundheitsschädlich
R40: Verdacht auf krebserzeugende Wirkung
R43: Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich
R53: kann in Gewässern längerfristig schädliche
Wirkung haben
S2: darf nicht in die Hände von Kindern gelangen
S22: Staub nicht einatmen.
S24/25: Berührung mit den Augen und der Haut vermeiden
Durchführung:
In den Scheidetrichter gibt man 25 ml Konzentrierte Salzsäure
und 10 ml mit Sudanrot angefärbtes tert-Butanol. Man
schüttelt die Lösung einige Male und entlüftet ab und zu das
System, um den Druck nicht zu stark ansteigen zu lassen.
23
Beobachtung:
Die zunächst homogene Lösung wird durch
das Sudanrot nur schwach rötlich gefärbt.
Nach dem Schütteln bildet sich auf der Oberfläche eine zweite, stark rötlich gefärbte Phase.
Entsorgung:
Nach Neutralisation können die Flüssigkeiten
in den Müll für organische Lösemittel gegeben
werden.
Auswertung:
Die Salzsäure reagiert mit dem tert-Butanol in einer SN1-Reaktion. Die Hydroxylgruppe des Alkohols wird protoniert und ein
Wassermolekül wird abgespalten. Ein planares Carbo-Kation
bildet die Zwischenstufe, die nun von einem Chloridion
nucleophil angegriffen wird. Es entsteht tert-Butylchlorid.
Das Produkt ist hydrophob und setzt sich somit an der
Wasseroberfläche ab. Da sich der organische Farbstoff
Sudanrot besser in unpolaren Phasen löst, erscheint die
obere, organische Phase intensiv rot.
Quellen:
Becker, Heinz G.O. et al.: Organikum. Wiley-VCH-Verlag;
21. Auflage, 2004
24
Versuch 5: Oxidation verschiedener Alkohole
Geräte
3 Petrischalen, 4 Bechergläser, 3 Pipetten, Overheadprojektor
Chemikalien:
1-Propanol, 2-Propanol, tert-Butanol, KaliumpermanganatLösung (verd.), NaOH-Lösung (c = 1 mol·l-1)
Sicherheitshinweise: 1-Propanol: F: leichtentzündlich
Xi: reizend
R11: leichtentzündlich
R41: Gefahr ernster Augenschäden
R67: Dämpfe können Schläfrigkeit und
Benommenheit verursachen
S7: Behälter dicht geschlossen halten
S16: Von Zündquellen fernhalten - Nicht rauchen
S24: Berührung mit der Haut vermeiden
S26: Bei Berührung mit den Augen gründlich mit
Wasser abspülen und Arzt konsultieren
S39: Schutzbrille/Gesichtsschutz tragen
2-Propanol: F: leichtentzündlich
Xi: reizend
R11: leichtentzündlich
R36: Reizt die Augen
R67: Dämpfe können Schläfrigkeit und
Benommenheit verursachen
S16: Von Zündquellen fernhalten - Nicht rauchen
S24/25: Berührung mit der Haut und mit den Augen
vermeiden
S26: Bei Berührung mit den Augen gründlich mit
Wasser abspülen und Arzt konsultieren
tert-Butanol: F: leichtentzündlich
Xn: gesundheitsschädlich
R11: leichtentzündlich
R20: gesundheitsschädlich beim Einatmen
S9: Behälter an einem gut gelüfteten Ort aufbewahren
S16: Von Zündquellen fernhalten - Nicht rauchen
25
KMnO4:
Xn: gesundheitschädlich
O: brandfördernd
N: umweltgefährlich
R8: Feuergefahr bei Berührung mit brennbaren
Stoffen
R22: Gesundheitsschädlich beim Verschlucken
R50/53: Sehr giftig für Wasserorganismen, kann in
Gewässern längerfristig schädliche Wirkung haben
S60: Dieser Stoff und sein Behälter sind als
gefährlicher Abfall zu entsorgen
S61: Freisetzung in die Umwelt vermeiden.
Besondere Anweisung einholen /
Sicherheitsdatenblatt zu Rate ziehen
Durchführung:
Die Kaluimpermanganatlösung wird mit etwa gleichem Volumen der Natronlauge versetzt und auf die drei Petrischalen
aufgeteilt, so dass der Boden jeder Schale komplett bedeckt
ist. Die Schalen können noch auf dem Unterboden in Spiegelschrift mit „primär“, „sekundär“ und „tertiär“ beschriftet werden,
bevor man sie auf den Overheadprojektor stellt. Es wird in
jede Schale je eine Pipettenfüllung eines Alkohols gegeben.
Beobachtung:
Die Lösungen sind zunächst alle violett. Beim 1-Propanol und
2-Propanol wechselt die Farbe bald nach grün, bevor sie beim
primären Alkohol ins braune überschlägt und feste, braune
Flocken entstehen.
Entsorgung:
Die Permanganatreste können mit Oxalsäure versetzt und
pH-neutral in den Schwermetallabfall gegeben werden. Die
alkoholischen Lösungen werden neutral in den Abfall für
organische Lösemittel entsorgt.
26
Auswertung:
Der primäre Alkohol wird durch das Kaliumpermanganat zunächst zum Butanal
I
I
R  C OH 
R  CHO  2 e   2 H

Ox:
 VII
 VI

2 MnO 4  2 e 
2 MnO 4

Red:
2
und dann weiter zur Buttersäure oxidiert
 VI
I
III
2
IV
R  CHO  MnO 4  2 H 
R  COOH  MnO 2  H2O .

Bei dieser Reaktion wird das Mangan von der Oxidationsstufe
+VII bis zu +IV reduziert. Braunstein (MnO2) wird gebildet und
wie der Name schon sagt wird die Lösung braun. Der
sekundäre Alkohol 2-Propanol kann nur bis zum Aceton
oxidiert werden.
II
0
H3 C  HC OH  CH3 
H3 C  C O  CH3  2 e   2 H

 VII


 VI
2 MnO 4  2 e 
2 MnO 4

2
Um jetzt die Manganionen weiter zu reduzieren müsste das
C-Atom der Carbonyl-Gruppe weiter oxidiert werden, das
bedeutet, es müsste mindestens die Oxidationszahl +III erhalten. Das würde geschehen, wenn es eine Doppelbindung und
eine Einfachbindung zu Sauerstoffatomen ausbilden würde,
aber dann müsste wegen eine C-C-Bindung gespalten werden. Dies ist energetisch nicht möglich. Hier bleibt die
Reaktion also stehen, wenn Mangan in der Oxidationsstufe
+VI vorliegt. MnO42- -Ionen sind in Lösung grün.
Beim tertiären tert-Butanol findet keine Reaktion statt,
denn der Carbonyl-Kohlenstoff hat die Oxidationszahl +I. Um
auf
+II
zu
kommen
müsste
es
zwei
Bindungen
zu
Sauerstoffatomen ausbilden und eine Bindung zu einem
anderen Kohlenstoffatom spalten. Die Lösung bleibt violett.
27
Bei Oxidationen mit Kaliumpermanganat gilt die Faustregel „je
saurer das Milieu desto stärker wirkt das Oxidationsmittel“.
KMnO4 alleine ist schon ein starkes Oxidationsmittel und wenn
noch H3O+-Ionen anwesend wären, würden nicht nur die
funktionellen Gruppen sondern auch endständige Methylgruppen oxidiert. Dadurch würde das Permanganat weiter
reduziert und man würde in allen drei Petrischalen eine
Braunfärbung feststellen.
Der Mechanismus der Oxidation ist folgender: Der
Alkohol greift mit dem Hydroxyl-Sauerstoff nucleophil am
positivierten Mangan an. Es wird das Proton der OH-Gruppe
abgespalten und ein Sauerstoffatom des Permanganats
protoniert. Durch die Base wird diese Gruppe wieder
deprotoniert. Das sich nun am Manganatom befindliche
negativ geladene Sauerstoffatom eliminiert ein Proton aus
dem Alkohol-Rest. Auch diese OH-Gruppe wird anschließend
von der Base deprotoniert, bevor durch Bildung einer C-ODoppelbindung MnO42- das Molekül verlässt. Es ist auch
möglich, dass die Base direkt am Proton des Kohlenstoffs
angreift und durch eine Eliminierung den Aldehyden bildet.
28
Die Reaktion vom Alkanal zur Carbonsäure verläuft analog,
nur ist noch eine Addition von Wasser vorgeschaltet.
Bei einem sekundären Alkohol kann in diesem Fall kein
weiteres Proton am Kohlenstoff abgespalten werden, die letzte
Reaktion kann daher nicht erfolgen. Aus ebendiesem Grund
kann ein tertiärer Alkohol gar nicht durch diesen Mechansimus
oxidiert werden.
Quellen:
Brückner, Reinhard: Reaktionsmechanismen. Springer Verlag
Berlin Heidelberg, 3. Auflage 2007, Seite 742.
http://chids.online.uni-marburg.de/dachs/experimente/
005oxidierbarkeit_prim_sek_ter_alkohole.xml
(13.12.06)
29
Versuch 6: Oxidation von Methanol
Geräte
Magnetrührer, Weithals-Erlenmeyerkolben (500 ml), Platindraht (spiralförmig), Bunsenbrenner.
Chemikalien:
50 ml Methanol
Sicherheitshinweise: Methanol: F: leichtentzündlich
T: giftig
R11: leichtentzündlich
R23/24/25: Giftig beim Einatmen, Verschlucken und bei
Berührung mit der Haut
R39/23/24/25:
Giftig:
Ernste
Gefahr
irreversiblen
Schadens durch Einatmen, Berührung mit der Haut und
durch Verschlucken
S7: Behälter dicht geschlossen halten
S16: Von Zündquellen fernhalten - Nicht rauchen
S36/37:
S45: Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt zuziehen
(wenn möglich, dieses Etikett vorzeigen).
Durchführung:
Etwa 50 ml Methanol werden auf dem
Magnetrührer auf etwa 60° C erwärmt. Dann
wird eine Platinspirale mit dem Bunsenbrenner bis zum Glühen erhitzt und möglichst
schnell in den Erlenmeyerkolben gehangen.
Der Raum sollte während des Experimentes
verdunkelt werden, um den Effekt besser
sichtbar zu machen.
Beobachtung:
Der Platindraht hört auf zu glühen, wenn man ihn aus der
Bunsenbrennerflamme nimmt und ihn in den Kolben hängt. Ab
hier verläuft das Experiment periodisch: Nach einigen
Sekunden beginnt der Draht erneut, aufzuglühen. Kurze Zeit
danach entzündet sich das Gas im Kolben mit grüner Flamme.
30
Währenddessen erlischt das Glühen des Platindrahtes.
Nachdem dann auch die grüne Flamme erlischt beginnt der
Draht erneut, zu glühen und die Abfolge beginnt von Neuem.
Entsorgung:
Das Methanol wird im organischen Lösemittelabfall entsorgt.
Auswertung:
Das Methanol hat bei etwa 60° C einen recht hohen Gasdruck,
die Athmosphöre im Weithals-Erlenmeyerkolben ist also sehr
methanolhaltig. Gibt man nun einen erhitzten Platindraht in
den Kolben, so fungiert dieser als Katalysator für die Oxidation
von Methanol zu Methanal.
2
0
0
-2
2 H3COH(g)  O2(g) [Pt]
 2 HCHO(g)  2 H2O
Diese Reaktion ist exotherm und somit heizt sich der Platindraht auf. Die Zündtemperatur von Methanol beträgt 455° C
und sobald der Draht diese Temperatur erreicht entzündet er
das gasförmige Methanol.
-2
0
4 - 2
Δ
2 H3COH(g)  3 O2(g) 

2 CO 2(g)  4 H2O(g)
Nun kommt die Reaktion an der Katalysatoroberfläche zum
Erliegen, das Glühen hört auf. Die Verbrennung läuft so lange,
bis im Erlenmeyerkolben nicht mehr genug Luftsauerstoff
vorhanden ist. Die Flamme erlischt und Sauerstoff strömt
nach. Nun erfolgt wieder die katalytische Oxidation, bis erneut
die Zündtemperatur erreicht ist …
Quellen:
http://www.experimentalchemie.de/versuch-012.htm (15.12.06)
31
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