Sag es durch die „faire Blume“ für alle Mütter auf dieser Welt Auch wenn am Muttertag die heimische Blumen-Produktion schon auf vollen Touren läuft, übers Jahr stammt jede dritte Schnittblume aus einem lateinamerikanischen oder afrikanischen Land. Am „freien Markt“ billigst und unter massiver Ausbeutung von ArbeiterInnen erworben, bestimmt die Blumenbörse in Amsterdam den Preis. Unsichtbar hinter den billigen Blumen, die bei uns Freude schenken sollen, stehen „Blumenfabriken“, in denen vorwiegend Frauen bei niedrigen Löhnen, unsicheren Arbeitsverhältnissen im Akkord arbeiten. Der Großteil dieser Frauen sind Mütter, die unter dem massiven Einsatz von Pestiziden leiden. Das Blumengütesiegel FLP (Flower-Label Programm) zeichnet Schnittblumen aus, die unter sozial gerechten und ökologisch verträglichen Produktionsbedingungen in den Ländern der sogenannten dritten Welt erzeugt und bei uns in Österreich verkauft werden. Das FLPGütesiegel gibt es seit den späten neunziger Jahren in Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol. Achten sie daher beim Blumenkauf, woher ihre Blumen kommen und fragen Sie nach dem FLP-Gütesiegel! Fakten zur Blumen-Produktion die Blumenzucht ist innerhalb der Landwirtschaft jener Sektor, in dem am meisten Pestizide und Düngemittel verbraucht werden. dreißigmal soviel als in anderen Bereichen. Monokulturen, hohe Pflanzendichte, hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit sind ideale Bedingungen für Schadorganismen. Von der Bodendesinfektion bis zum letzten Auffrischen ist der Lebensweg einer Blume von Giften aller Art gezeichnet. In der holländischen Produktion werden 96 kg Pestizide pro Hektar eingesetzt - in Ländern der Dritten Welt, wie Kolumbien, auch bis zu 200 kg. Für die KonsumentInnen besteht in der Regel keine Gefahr. Problematisch ist die Situation allerdings für FloristInnen, die ständig mit gespritzten Pflanzen in Berührung kommen. Die agro-industrielle Blumenzucht ist zugleich der energieintensivste Bereich der Landwirtschaft. Gewächshäuser müssen beheizt, Blumen künstlich beleuchtet und mit Nährlösungen versorgt werden. In der High-Tech-Blumenzucht beim Marktführer Niederlande erledigen das Computer. Die Aufzucht einer Rose verschlingt dort eine Energiemenge, die der Freisetzung von einem Kilo des Treibhausgases CO2 entspricht. Aus energetischer Sicht scheint es besser, Blumen aus einem klimatisch begünstigten Land wie Kenia zu importieren. Doch aufgrund der Vergänglichkeit müssen Blumen aus der Dritten Welt mit Flugzeugen transportiert werden und die zu uns fliegende Rose braucht etwa gleich viel Energie wie die im beheizten Gewächshaus aufgezogene. Aus ökologischer Sicht kommen nur regional erzeugte Blumen aus Biobetrieben in Frage, die ohne beheizte Gewächshäuser produzieren. In Europa landen die meisten Blumen zuerst in der zentralen „Blumenbörse“ Naalwijk bei Amsterdam. Dort werden pro Tag 10 Millionen Blumen verkauft. Mit Kühlwägen und Flugzeugen werden sie zu ihren Abnehmern gebracht. Die Situation der ArbeiterInnen Blumen würden uns, könnten sie sprechen, neben der Umweltbelastung, auch einiges über die Situation der ArbeiterInnen auf den Blumenfeldern der Dritten Welt erzählen. Dort arbeiten fast ausschließlich Frauen und Blumenarbeit ist immer Akkordarbeit - 48 Stunden in der Woche, oft in der Hocke und bei brütender Hitze - auch schwangere Frauen. Männer eilen in ihrer Nähe sprühend durch die Beete. „Das Schlimmste ist“, so eine kolumbianische Blumenarbeiterin „die Pflege von Jungpflanzen. Du mußt dich stundenlang bücken, außerdem werden sie noch so oft besprüht, daß sie noch feucht sind, wenn du wieder auf die Felder gehst. Du atmest das Gift, es dringt durch die Haut und wenn wir krank werden, diagnostizieren die Ärzte Grippe. Die Ärzte sind meist auf Seite der Patrones“. Übelkeit, Allergien, Hautkrankheiten, Asthma, Unfruchtbarkeit, Tot- bzw. Fehlgeburten, auch Todesfälle gehören im großen Blumengeschäft zum Alltag. Da der Druck auf den Markt steigt und aufgrund der Konkurrenz zwischen großen Blumenproduzenten wie Kenia, Thailand, Costa Rica, Brasilien, Simbabwe oder Südafrika verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen zunehmend. Der Lohn ist ohnehin dürftig: Ein Tag Arbeit wird in Kenia mit 22 Schilling abgegolten. Dafür muß eine Arbeiterin im Pestizid-Nebel 20.000 Nelken pflücken. 100 Nelken bedeuten umgerechnet einen Groschen! Den Löwenanteil - die Hälfte des Endpreises stecken die Händler in der Ersten Welt ein. Schnittblumen sind für Dritte Welt-Staaten ein relativ neues Produkt. Durch den Preisverfall bei den alten Kolonialwaren wie Kaffee oder Kakao setzen immer mehr arme Länder auf Gartenbauprodukte. Das günstige Klima, der Kostenvorteil billiger Arbeitskräfte sowie geringerer Umweltstandards wecken Hoffnungen auf’s große Geld.