Machtlosigkeit kontra Hilflosigkeit

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Inhalt
1
MACHT-LOSIGKEIT KONTRA HILF-LOSIGKEIT.......................................... 1
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
Macht-Losigkeit als Bewusstseinszustand oberster Priorität ................... 1
Macht-Losigkeit als primärer Bewusstseinszustand ................................. 2
Macht-Losigkeit als asozialer Bewusstseinszustand ................................ 2
Der Bewusstseinsübergang vom Individuum zur sozialen Gruppe ......... 2
Der Bewusstseinsübergang von der sozialen Gruppe zurück zum
Individuum ...................................................................................................... 4
Hilf-Losigkeit als sekundärer und als sozialer Bewusstseinszustand ..... 9
Macht-Losigkeit und Hilf-Losigkeit auf neuronaler Ebene ...................... 12
Die Dichotomie von Macht-Losigkeit und Hilf-Losigkeit am Beispiel der
Psychotraumatologie................................................................................... 12
Macht-Losigkeit als phylogenetisches Signal .......................................... 13
1.6
1.7
1.8
1.9
2
DIE ERWARTUNGSQUALITÄT DES MENSCHLICHEN KONTINUUMS IM
ANGESICHT SEINER VULNERABILITÄT ................................................... 14
2.1
Der Schutz des Nachwuchses als Basis von Kooperation beim
Menschen ...................................................................................................... 14
Die Initiation als unabdingbare Komplettierung für Kooperation beim
Menschen ...................................................................................................... 17
Die Folgen des Nichtbeantwortens des menschlichen Kontinuums...... 18
Ontogenetische Folgen ............................................................................... 20
Phylogenetische Folgen .............................................................................. 23
Empathie als genetisch dispositionierte neuronale Basis ...................... 28
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
1 Macht-Losigkeit kontra Hilf-Losigkeit
1.1
Macht-Losigkeit als Bewusstseinszustand oberster Priorität
Was ist das besondere am Erleben von Macht-Losigkeit? MachtLosigkeit ist hier nicht primär zu verstehen als Grad potentieller
Unfähigkeit, Unterlegenheit oder Gefahr, sondern vor allem als akutes
Erleben in einer existenziell bedrohlichen Situation, als Bewusstsein
von Ohnmacht (Ohn-Macht) also ohne (ausreichend) Macht zu sein.
Machtlosigkeit ist der basalste aller Zustände eines biologischen
Systems, denn er dient dem Schutz vor Fressfeinden. Wird der
Organismus in seiner Existenz bedroht – dies muss nicht unbedingt ein
körperlicher Angriff, sondern kann auch ein Zerstören oder Verhindern
essentieller externer Ressourcen sein, da dies noch sicherer zum Tode
führt – so werden schlagartig alle der Lebensfunktion dienenden
Zustände des Limbischen Systems und erst recht der höheren
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Gehirnfunktionen1 zweitrangig; selbst auf der viszeralen Ebene wird
alles überflüssige reduziert bis deaktiviert2.
1.2
Macht-Losigkeit als primärer Bewusstseinszustand
Jeder Angriff löst folgerichtig spontan einen ersten Warnimpuls von
Macht-Losigkeit aus, da man selbst im Moment des Gewahrwerdens
des Angriffs noch passiv ist, und wird, falls der daraufhin folgende
Impuls möglich ist, mit Kampf erwidern. Ist dies nicht möglich oder
aussichtslos, wird das Bewusstsein von Macht-Losigkeit stabil und der
Unterlegene versucht zu fliehen. Das Kampf-Flucht-System gibt eine
einzelne Bifurkation vor; mehr als zwei Möglichkeiten gibt es auf
diesem Niveau nicht.
1.3
Macht-Losigkeit als asozialer Bewusstseinszustand
Der Status des Kämpfenden ist akute existenzielle Bedrohung, der er
seine gesamte Aufmerksamkeit widmen muss, um zu überleben. Der
Status des Fliehenden ist akute Überlastung und Überforderung, er ist
an diesem Punkt de facto nicht in der Lage sich alleine zu wehren, kann
nur noch sein Heil in der Flucht suchen. Es ist unabdingbar diese
Absolutheit zu prüfen, zu realisieren und zu akzeptieren, da sie als
Prämisse dient. Ein asoziales Individuum (wie z. B. ein Kater) ist jetzt
am Ende seiner Möglichkeiten: Wenn die Flucht gelingt, hat es
gewonnen, andernfalls bedeutet das sein Ende. Falls es nicht
erfolgreich fliehen kann, wird es daher bis zum Tode kämpfen, auch,
wenn dies aussichtslos ist; eine andere Wahl hat es nicht. Dies ist keine
konstruierte Wirklichkeit zweiter Ordnung im Sinne Paul Watzlawick,
Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld; dies ist Realität erster
Ordnung.
Hier befindet sich der erste Fallstrick für den Beobachter: Wendet man
hier konstruktivistische Thesen an, reagiert man irreal, um das Fatale
der Situation im eigenen Geist im Sinne einer kognitiven Verzerrung zu
vermeiden.
1.4
Der Bewusstseinsübergang vom Individuum zur sozialen Gruppe
Damit wird der Vorteil sozialer Individuen sichtbar: Soziale Individuen
erwarten im Gegensatz zu asozialen Individuen an diesem Punkt, an
dem die Grenze ihrer persönlichen Möglichkeiten erreicht ist,
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automatisch Hilfe durch die soziale Gruppe; dies kann, im Falle eines
Herdentiers, auch nur der passive Schutz der Herde sein. D. h. die
beiden Möglichkeiten des fight or flight werden ergänzt durch die
Option von Hilfe durch die soziale Gruppe.
Dies ist möglich, weil das Ich-Bewusstsein eines sozialen Individuums
einen größeren Radius besitzt als das des asozialen Individuums: Das
asoziale Individuum kennt nur das eigene Selbst und ihm gegenüber
steht der diffuse – d. h. nicht mit dem Individuum in bilateraler
Beziehung lebende – Rest der Welt; Entsteht ein Konflikt, gibt es nur
das Selbst und den Feind – der Rest der Welt hat keine Relevanz für die
Konfliktdauer. Es gibt also auch nur zwei Spieler auf dem Feld, was die
Situation als nichtkomplex definiert.
Das soziale Ich-Bewusstsein umfasst dagegen neben dem Selbst die
eigene Gruppe – wie weit diese auch immer gespannt ist – als
erweitertes Ich. Sind der Grad von Bewusstsein und Intelligenz hoch
genug und ist das Individuum gegenüber möglichen Bedrohungen stark
genug, erlebt das Individuum zusätzlich eine multilaterale Verbindung
zwischen seinem Selbst und der sozialen Gruppe, d. h. das Individuum
wird sich aktiv verantwortlich zeigen und aktive Verantwortlichkeit der
Gruppe erwarten; in jedem Falle aber wird es die Gruppe als
Schutzraum erleben, was das System selbst erhaltend prophylaktisch zu
Schutz bietenden Zusammenballungen führt und im Falle einer akuten
Bedrohung den Fluchtimpuls gezielt in die Gruppe führt. Selbst ein
Herdentier besitzt ein rudimentäres intersubjektiv-kooperatives Ich,
indem es in seinem Bewusstsein das intersubjektive Selbst und als
soziale Erweiterung (!) seines Selbst die Herde gibt.
Der Begriff Intersubjektivität ist im Sinne eines Emergenzphänomens
zweier gleichgestellter Kommunikationspartner zu verstehen, die
permanent bewusst introspektiv und extraspektiv rückgekoppelt und
transparent kommunizieren, weil sie in der bilateral gleichermaßen
wirkenden Beziehung eine neue Metaeinheit schaffen, die sich
zwischen ihnen aufbaut und beide einschließt, deren Bewertung jedoch
jeweils nur separat subjektiv für den Bewehrter sinnvoll bleibt. Dies ist
etwas qualitativ Neues, nicht nur eine bloße quantitative Erweiterung
des Radius.
Damit ist bei sozialen Individuen die Reaktionspalette des
Bewusstseins auf existenzielle Bedrohung mit dem Status Macht-
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Losigkeit auch nicht zu Ende: Da bei sozialen Individuen die Flucht
den Impuls in den Schutz der Gruppe vorgibt, steht für die Aktionswahl
eine weitere Ebene zur Verfügung und somit gibt es eine weitere
Bifurkation. Außerdem tritt ein dritter Spieler, die soziale Gruppe, aufs
Feld. Erhält das Individuum durch die Gruppe aktive oder passive
Hilfe, hat es wiederum gewonnen. Man beachte, dass der dritte Spieler
das System komplex werden lässt3, da Aufmerksamkeit geteilt wird,
und so eine neue Ebene geschaffen wird.
Erst, wenn kein anderes Gruppenmitglied anwesend ist oder die
Anwesenden unfähig zur Hilfe sind oder die Gruppe die Hilfe
verweigert, eskaliert das Erleben von akuter Macht-Losigkeit, springt
um in Hilf-Losigkeit und mündet in Erstarrung. Diese Erstarrung kann
Teile des Ichs betreffen (z. B. dissoziative Amnesie für den Tathergang
oder die Täterqualität, letzteres produziert zukünftige Vulnerabilität
oder generelles Vermeidungsverhalten), zu einer vollkommen
Katatonie führen oder, wie bei einem flüchtenden Herdentier und sehr
selten beim Menschen, im plötzlichen Herztod enden4.
Die beiden einzigen Möglichkeiten des asozialen Individuums von
Kampf oder Flucht werden ergänzt durch die beiden weiteren
Möglichkeiten Hilfe oder Erstarrung, die im Falle von Flucht möglich
werden. Hilfe kann sowohl die Variante Kampf reaktivieren, da jetzt
eine Möglichkeit zu siegen besteht, als auch die Flucht erfolgreich
werden lassen. Dieses Prinzip, der relativ zum Individuum sehr großen
Leistung der Gruppe für den Bedrohten, stellt die Ressource dar, die
das Kampf-Flucht-System des Bedrohten benötigt. Ein Trauma entsteht
in diesem System dann, wenn die Gruppenfunktion unerwartet
temporär versagt; ein komplexes Trauma entsteht, wenn die
Gruppenfunktion systematisch verweigert5 wird oder intersubjektiv
toxisch oder sozial toxisch6 wird, d. h. wenn die Mitglieder der Gruppe
den Betreffenden opfern, um ihr durch die Beschädigung oder
Gefährdung des Betreffenden destabilisiertes Integritätsbewusstsein zu
erhalten.
1.5
Der Bewusstseinsübergang von der sozialen Gruppe zurück zum
Individuum
Das Folgende bezieht sich sowohl auf den Status der Flucht bei
existenzieller oder essentieller Bedrohung als auch den Status
existenzieller oder essentieller Beschädigung. Beides ist für die
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Entwicklung gleichwertig. Der Einfachheit halber beziehen sich die
Formulierungen nur auf den Status existenzieller oder essentieller
Beschädigung,
d. h.
Beschädigungen,
die
die
Selbstregenerationsfähigkeit überschreiten und ohne Hilfe durch die
soziale Gruppe dauerhafte existentielle Einschränkungen an Leib und
Leben, die vom Beschädigten nicht irgendwie kompensiert werden
können, oder den Tod verursachen.
Die vom Täter am Beschädigten begangene Tat stört das soziale
Kontinuum des Beschädigten und aller Beobachter, indem es die
Integrität des sozialen Kontinuums verletzt: dies geschieht für den
Beschädigten faktisch und für alle Beobachter potentiell sowie am
Gruppenkörper. Man kann diese Veränderung im sozialen Kontinuum
als vom Täter aufgebaute Dysbalance verstehen, deren Auflösung vom
Täter explizit dem Beschädigten oktroyiert wurde; vom Beobachter
fordert der Täter hingegen die Nichtauflösung7. Handelt es sich um
eine,
den
Beschädigten
überlastende
Tat,
die
dessen
Selbstheilungssystem nicht automatisch kompensieren kann, –
andernfalls wäre kein existentieller oder essentieller Schaden
entstanden bzw. würde drohen – so entsteht auf den Beobachter durch
den Sozialverband ein automatischer und natürlicher Handlungsdruck;
Hunde als klassische soziale Tiere verstehen solche Situationen sofort.
Dieser Handlungsdruck kann als Spannung zwischen Beschädigtem
und Beobachter verstanden werden. Der Beschädigte kann hier per
definitionem wegen der essentiell oder existentiell bedrohlichen
Beschädigung nicht handeln. Handelt der Beobachter nicht, so
oktroyiert er dem Beschädigten die Handlung gleich wie der Täter auf,
folgt dem für ihn geltenden Täterdiktat und fraternisiert damit mit dem
Täter. Dies desintegriert den Beschädigten in maximaler Weise aus dem
Sozialverband, weil der basale Sozialvertrag, der für soziale Wesen a
priori8 besteht, damit aufgelöst wird und macht den beschädigten damit
zum Opfer. Der ab jetzt zusätzlich zum Opfer gemachte Beschädigte
trägt, solange er diese Desintegration noch nicht verinnerlicht hat,
neben der an ihm begangenen Beschädigung von Leib und Leben
sowohl die vom Täter erzeugte Dysbalance des sozialen Kontinuums
als auch die vom Beobachter nicht geleistete a priori Verantwortung.
Außerdem
blockiert
dieses
Verhalten
alle
endogenen
Reparaturprogramme des Beschädigten, die auf dem a priori
Sozialvertrag basieren, da jetzt sämtliche exogenen Ressourcen fehlen.
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Genau diese exogene Blockade unterscheidet das Opfer vom
Beschädigten.
Verweigert die Gruppe als Beobachter dem beschädigten sozialen
Individuum ihre Hilfe und dauert die Situation lange genug an,
dass dauerhafter Schaden an Leib und/oder Leben entsteht und die
Hilf-Losigkeit sich damit als sozial umfassend darstellt, und gibt es
kein erstens authentisches, zweitens evidentes und drittens
adäquates Signal von Bereitschaft der Gruppe, dem existenziell
bedrohten Mitglied zu helfen, d. h. gibt es keine rational-logisch
einsehbaren Gründe für den Flüchtenden die ausbleibende Hilfe als
natürlich, weil durch höhere Macht erzwungen (z. B. kein Zugang),
zu akzeptieren und so die Gruppe von ihrer intrinsischen a priori
Pflicht im Sinne Immanuel Kants frei zu sprechen, so kollabiert
das innere soziale Wirklichkeitskonzept des Flüchtenden, d. h.
seine soziale Integrität wird zerstört, indem sein intersubjektiver
Ichanteil
strukturell
hin
zu
einer
asozialen
Wirklichkeitsdefinition verändert wird. Langfristig löst sich das
intersubjektive Ich auf und das Individuum wird asozial, d. h. es
erlebt sich nicht mehr als Element der sozialen Gruppe und
erlebt bei Gefahr auch nicht mehr Hilf-Losigkeit, sondern
wiederum Macht-Losigkeit und ist fortan wieder auf die Optionen
Flucht und Kampf begrenzt.9 Adolf Hitler ist ein dies in
Reinkultur zeigendes Beispiel: Es gab nur den „Endsieg“ nach
dem „Totalen Krieg“ (Kampf) oder den vollständigen
„Untergang“ (Flucht und Erstarrung) für den Fall, dass sein
Deutsches Volk sich „als nicht stark genug“ erweisen sollte, weil
es in diesem Falle nichts anderes „verdiene“.
Eine kognitive Vorstufe wäre das Erleben von Derealisation. Die
Emotionen Zorn, Wut, Hass, Ekel und Verachtung sind ebenso
Vorstufen.
Der Prozess kann sozial verträglich kompensativ vervollständigt
werden, wenn jemand einen Tätigkeitsbereich wählt, der grundsätzlich
und ausschließlich machtgesteuert ist – denn dies ist die Qualität der
asozialen Entscheidungsebene – und stets in einer Dichotomie wie
schuldig/unschuldig, gefährlich/ungefährlich, gesund/krank etc. mündet
– denn dies entspricht genau der bivalenten Täter-BeschädigtenSituation (im Gegensatz zur Trivalenz Täter-Beschädigter-Gruppe) und
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dem der Vehemenz des Urteils der asozialen Ebene – wie dies vor
allem im Strafrecht, bei der Polizei, dem Militär oder in der Psychiatrie
oder Pädagogik zu sehen ist. Erich Fromm und Arno Gruen
beschrieben diese sozialverträgliche Vervollständigung im Begriff
Entfremdung.
Der Zwang, aller im weitesten Sinne „sozialen“ Berufe, jemanden vor
der oktroyierten „Hilfeleistung“ als schuldig oder gefährlich oder krank
zu diffamieren, ergib sich aus der asozialen inneren Position der
„Helfer“. Sie wählten den „sozialen“ Beruf gerade deshalb, weil sie
affin zu dieser zutiefst bivalent gespaltenen Situation sind und für sich
kompensativ einen Positionswechsel in die machtvolle Stellung
benötigen.10 Dies erklärt auch, warum z. B. jeder in unserem
Gesundheitssystem erst halbtot sein muss, bevor eine Dienstleistung
möglich wird, geschweige denn, eine der Salutogenese entsprechenden
Hilfe möglich wäre, und warum stets die totale Unterwerfung unter das
Regime gefordert wird. Echte Hilfe, die sich voll Achtsamkeit und
Respekt auf die Ressourcen, Grenzen und Bedürfnisse des
Betreffenden bezieht, ist nicht möglich, weil dies die trivalente soziale
innere Position erfordern würde.
Vollständig aber nicht sozial verträglich ist der Prozess bei völliger
Verbitterung und Rückzug aus der Gesellschaft, Obdachlosigkeit,
angepassten Gefängnisinsassen, Selbsttötung, erweiterter Selbsttötung,
das Gesetz übertretende Bestrafung der Täter und Zuschauer, Amoklauf
usw. gelöst.
Schlichtes Fehlen der benötigten Hilfe von Seiten der Gruppe ist die
harmlose Variante, die in der Kindheit in unserer Gesellschaft die Norm
stellt und dann gesellschaftskonforme Vollendung begünstigt. Falls
Kinder Terror erleben, können sie zumindest darauf hoffen, dass der
Terror irgendwann ein Ende haben wird, wenn sie erwachsen sind.
Kinder sind noch frei von der über ihre Existenzsicherung ausgeführten
Entwertung ihrer Person, gegen die es keinerlei Gegenmaßnahmen gibt,
da diese Taktik der Menschenvernichtung eine sich selbst verstärkende
Spirale auslöst, in der der Thymos des Betreffenden vernichtet wird,
alle seine persönlichen Ressourcen vernichtet werden und der
Betreffende sozial vernichtet wird, was ihn von jeder echten externen
Ressource abtrennt. Kinder haben deutlich mehr dopaminerges
Potential, das ihnen einen höheren Endorphinspiegel beschert und sie
zumindest geistig fliehen lässt. Kinder können durch ihr noch „leeres“
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Gehirn Schicht um Schicht über den Terror tünchen. Kinder wissen
noch nicht, dass der Terror die Norm repräsentiert und so können sie
noch ein Ideal phantasieren, an einen Gott glauben, an Gerechtigkeit
glauben, an eine bessere Welt, die irgendwo und irgendwann zu finden
sein wird, glauben. Kinder haben die Zukunft als unendlichen, noch
unerforschten, interessanten, sie aktivierenden Raum der Möglichkeiten
vor sich.
Im Erwachsenenalter findet sich aus mehreren Gründen 11, 12 hingegen
als Normalfall die deutlich kritischere Variante, die in der Kindheit die
Ausnahme stellt: Der Beschädigte erfährt, ohne, dass er sich dem
irgendwie entziehen könnte oder auf eine Zukunft hoffen könnte, in der
die Bedingungen sich grundsätzlich ändern werden, wie das noch im
kindlichen Bewusstsein möglich war, als Erwachsener niemals wieder
korrigierbare oder regenerierbare oder ersetzbare Zerstörung,
ausweglose
(!)
Verantwortungsund
Schuldzuweisungen,
Beschimpfungen, Beschämung, Despektierlichkeiten, Taktlosigkeit,
Entwertung, systematische Ignoranz, systematische Blockade aller
Selbstheilungsmechanismen,
Zerstörung
seiner
Ressourcen,
Missbrauch in jeder nur denkbaren Art und Weise speziell durch all
jene, die sich an ihm professionell bereichern, Ausnutzung seiner
akuten Schwächung zur Erlangung materieller und immaterieller
Vorteile für die gesamte Umgebung, Missbrauch für die
Ichstabilisierung der Umgebung, Entzug von Rechten, sozialer
Ausschluss oder vollständige Verstoßung, um nur die wichtigsten
Erfahrungen von Beschädigten zu nennen, die hierdurch erst zu Opfern
gemacht wurden.
Arthur Janov nannte folgerichtig Hoffnung das Kardinalsymptom der
Neurose, da es nur dazu dient, die reale Aussichtslosigkeit der
gegenwärtigen Situation zu leugnen, um sie nicht erleben zu müssen. 13
Der Kollaps der bisherigen sozialen intersubjektiven Ichfunktion und
Ersatz durch eine asoziale Funktion, die das Individuum auf eine
präsoziale evolutionäre Ebene zurückversetzt, ist nicht nur plausibel,
dieser Kollaps ist zwangsläufig, da unser Realitätskonzept (Realität
zweiter Ordnung) trotz extrem hohem Abwehrpotentials des
präfrontalen Kortex permanent einer automatischen Prüfung an der
Realität erster Ordnung und, falls unausweichlich, wie in der
beschriebenen Situation, trotz hoher Trägheit der Anpassung unterliegt,
da Handlung immer in der Realität erster Ordnung stattfindet.
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1.6
Hilf-Losigkeit als sekundärer und als sozialer
Bewusstseinszustand
Das Erleben von akuter Hilf-Losigkeit bei einem sozialen Individuum
entspricht demnach dem Erleben von akuter Macht-Losigkeit bei einem
asozialen Individuum. In der reinen akuten Täter-BeschädigtenSituation erlebt der Beschädigte daher Macht-Losigkeit und nicht HilfLosigkeit. Erst wenn der Beschädigte sein Bewusstsein über diese
Situation hinaus erweitert, – dies ist anfangs wegen der zwangsläufigen
Einengung aller Sinne auf den Täter unmöglich, wie man z. B. in der
Identifikation des Beschädigten mit dem Täter sehen kann – erlebt der
Beschädigte die Möglichkeit von Hilfe. Und erst, wenn diese
verweigert wird, oder auch schon, wenn Hilfe nicht existent ist, entsteht
als Reaktion der zweiten Entscheidungsebene Hilf-Losigkeit. Man
erinnere sich an Friedrich Schillers „Taucher“:
„Und da hieng ich und war mirs mit Grausen bewußt,
Von der menschlichen Hülfe so weit.
Unter Larven die einzige fühlende Brust,
Allein in der gräßlichen Einsamkeit,
Tief unter dem Schall der menschlichen Rede
Bey den Ungeheuern der traurigen Oede.“
Die selbst einen Charakter verändernde Macht sozialen Bewusstseins
der Umwelt lässt Friedrich Schiller in „Die Bürgschaft“ auch in
umgekehrter Richtung vom bereits asozialisierten zurück zum sozialen
Bewusstsein aufscheinen:
„Und blicket sie lange verwundert an,
Drauf spricht er: Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,
So nehmet auch mich zum Genossen an,
Ich sey, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der dritte.“
Auf ein paar Zitate und Diskussionen für die ichbildende Funktion und
die ichzerstörende Kraft des sozialen Umfeldes sei stichpunktartig
verwiesen:
- „Ich werde gesehen, also bin ich“14
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- „Der Mensch wird am Du zum Ich.“15
- „Ich bin ein Mensch, weil es andere Menschen gibt“16
- „Daß du mich liebst, macht mich mir wert.“ 17
- „Esse est percepi.“18
- « Le stade du miroir est fonction du Je »19
- « C'est faux de dire: Je pense. On devrait dire: On me pense. »20
- « Le Je n’est pas le Moi »21
- « Je est un autre »22
- « L’enfer c’est les Autres »23
- „Im Blick des Anderen erfahre ich den Anderen als Freiheit, die mich zum Objekt
macht.“24
- “Almost anybody can learn to think or believe or know, | but not a single human
being can be taught to feel. | Why? | Because whenever you think or you believe or
you know, | you're a lot of other people: | but the moment you feel, | you're
nobody-but-yourself.”25
- „Das lebendige Geheimnis des Lebens ist immer zwischen Zweien verborgen.“ 26
- Der „Glanz in den Augen der Mutter“ 27, der das intersubjektive und darauf
aufbauend das soziale Selbst statuierende.
- Der „Wissende Zeuge“28, der eine intersubjektive Beschädigung sich nicht
zusätzlich auf der sozialen Ebene manifestieren lässt.
- „Gesellschaftliche Verantwortung“ und „Anerkennung“29
- Anerkennung als zentraler Begriff ontogenetischer und statuierender
Dynamik im emergenten Raum des Intersubjektiven und Sozialen30
- Die intrinsischen (!) Pflicht zum „Kategorischen Imperativ“ spannt einen
integren (!) intersubjektiven Raum auf31
- « Il se faut entr'aider, c'est la loi de nature »32
- „thymoeides“33
- „Thymos“ versus „Eros“34
- „Biophilie“ versus „Nekrophilie“35
- Das „Banale Böse“36
- „Mitgefühl“ versus „Anpassung“37
Den Bestimmungsstücken38
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1.1 Endlichkeit
(zeitliche Limitiertheit)
2.1 Begrenztheit
(materielle,
energetische,
funktionale Limitiertheit)
räumliche,
informationelle,
3.1 Offenheit
(Kommunikation, Stoffkreislauf, Negentropie, Nichtautarkie)
4.1 Vulnerabilität
5.1 Zufälligkeit
stehen beantwortend die Bestimmungsstücke
1.2 Sexualität
2.2 Sozialität
(Bezogensein, Wechselwirkung, Nichtautarkie, Abhängigkeit,
Verantwortlichkeit, Kooperation, Solidarität)
3.2 Komplexität
(nichtlineare komplexe Selbstorganisation und -regulation,
Pfadabhängigkeit, Qualia, Attraktor-Regulation, Autonomie,
Nichtautarkie)
4.2 Regenerabilität
(Selbstreferenz,
Selbstorganisation,
Autonomie, Nichtautarkie)
Selbstregulation,
5.2 Geist
(Logos, Wort, Sprache, Erkenntnis, Apperzeption vs. Perzeption,
Analyse vs. Synthese, linke vs. rechte Hemisphäre Vernunft vs.
Sinn, Prognose, Intentionalität, Pfadabhängigkeit, Qualia,
Attraktor-Regulation,
Intersubjektivität,
Autonomie,
Nichtautarkie)
gegenüber.
Sozialität im engeren Sinne39 wurde evolutionsbiologisch als letztes
geschaffen und ist eine extrem komplexe Funktion des Neokortex40, die
der Mensch offensichtlich trotz massenweiser philosophischer,
theologischer,
soziologischer,
psychologischer,
pädagogischer,
juristischer, politischer und anderer sozialwissenschaftlicher Ansätze
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noch immer nicht beherrscht. Anschaulich beschreibt Teilhard de
Chardin diesen phylogenetischen Schritt von der Biosphäre zur
Noosphäre als Entwicklung des Geistes, deren Vollzug noch nicht
gelungen ist.
1.7
Macht-Losigkeit und Hilf-Losigkeit auf neuronaler Ebene
Das Bewusstsein von Macht-Losigkeit erzeugt bei sozialen Individuen
noch kein Entsetzen; ganz im Gegenteil ist die emotionale Bandbreite
in dieser Ebene punktartig auf die beiden Qualitäten Kampf und Flucht
eingeengt. Macht-Losigkeit aktiviert bei sozialen Individuen primär die
Amygdala und löst Furcht oder Zorn aus, blockiert das System aber
nicht; ganz im Gegenteil aktiviert dies den fight or flight Mechanismus,
löst also Aktivität aus41.
Erst das Bewusstsein von Hilf-Losigkeit unter akuter Bedrohung und
ohne Ausweg auf der sozialen Stufe erzeugt Entsetzen (Edvard Munch,
1910: „Der Schrei“) und setzt den Beschädigten Schachmatt. Um
Entsetzen zu empfinden, muss das Gegenüber als sich verweigerndes
Gruppenmitglied
in
einer
existenzbedrohenden
Situation
wahrgenommen werden, die nur noch über den theoretischen – weil
verweigerten (!) – Ausweg externer Hilfe verfügt hätte. Hilf-Losigkeit
aktiviert den Anterioren Cingulären Cortex ACC, erzeugt somit
Schmerz, und dieser kann ab einem bestimmten Grad das System
blockieren42. Keine Hilfe zu erhalten ist gleichbedeutend mit sozialem
Ausschluss und dies aktiviert den ACC im selben Maße wie körperliche
Katastrophen, wie fMRT-Analysen zeigen43. Die Unterscheidung
zwischen dem Bewusstseinsstatus, der auf der Ebene der Amygdala
seine limbische Repräsentanz hat, und jenem, der im ACC seine
limbische Basis findet, ist entscheidend, denn sie impliziert
logischerweise einen gänzlich anderen Fokus für hilfreiche
Interventionen.
1.8
Die Dichotomie von Macht-Losigkeit und Hilf-Losigkeit am
Beispiel der Psychotraumatologie
Die bewusste Unterscheidung zwischen den Bewusstseinsstatus MachtLosigkeit und Hilf-Losigkeit ist entscheidend, denn sie impliziert
unterschiedliche Arten therapeutischer Intervention: Solange der Klient
auf der Ebene von Macht-Losigkeit erlebt, kann nach traditionellem
verhaltenspsychologisch orientiertem Konzept verfahren werden, weil
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der Betreffende nur auf der asozialen Ebene überlastet wurde und der
monadische Ichanteil so selbststabilisierend ist, dass es gegebenenfalls
ausreicht, das Bewusstsein des Klienten zu beruhigen; innere
Beteiligung des Therapeuten ist nicht notwendig. Ist der Klient aus
irgendwelchen Gründen nicht in der Lage, eigenständig einen Weg zu
finden, kann man ihn anleiten.
Sobald aber das intersubjektive Ich und die soziale Ebene betroffen
sind, Hilf-Losigkeit und Entsetzten erlebt wurden, sind die
Standardverfahren nicht nur nicht ausreichend, sie sind
kontraproduktiv, weil der intersubjektive Ichanteil echte Empathie44
und – vom Klienten aus definiert – adäquate Reaktionen vom
Therapeuten fordert. Nur wenn diese vom Therapeuten als intrinsische
Pflicht im Sinne Immanuel Kants erlebt werden, wird der Klient sie als
authentisch und evident erleben. Techniken, Tricks und Fachwissen
sind hier kontraproduktiv, gefordert ist ein realer Mensch, der sich der
Situation offen stellt, diese aushält und in genau der Weise reagiert, wie
das beschädigte System dies fordert. Ein Kochrezept ist hierfür nicht
möglich und genau deshalb scheitern daran praktisch alle
„Zauberlehrlinge“, egal welcher Tradition sie entstammen, egal
welchen Alters sie sind, egal wie viel Berufserfahrung sie besitzen.
Diesen Umstand hat Arthur Janov zwar polemisch aber höchst
zutreffend mit dem mock-therapist dargestellt45.
1.9
Macht-Losigkeit als phylogenetisches Signal
Phylogenetisch sollte evident sein, warum akute Macht-Losigkeit das
absolute akute (!) Gefahrensignal darstellt, gegen das alle Register
gezogen werden müssen: Neben seinem Bestimmungsstück Sexualität
als Antwort auf seine Endlichkeit (zeitliche Limitiertheit) ist das
treibende Bestimmungsstück des Biologischen seine Vulnerabilität, die
biologisch durch das Bestimmungsstück Regenerabilität beantwortet
wird; daher ist noch vor der Fortpflanzung der Schutz die oberste
Direktive, denn sonst kommt es nicht zur Fortpflanzung. Da durch das
weitere Bestimmungsstück Begrenztheit (materielle, energetische,
räumliche, informationelle, funktionale Limitiertheit) im Monadischen
ein absolutes nicht überschreitbares privates Limit existiert, ist
Kooperation in Solidarität mit dem Außen durch das
Bestimmungsstück Sozialität neben dem Bestimmungsstück der
systemischen Offenheit, das in der Biologie Kommunikation und
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Nutzung von äußeren Ressourcen ermöglicht und die Grundbedingung
für Wachstum und Selbstregulation und Selbstorganisation durch das
weitere Bestimmungsstück Komplexitätsentwicklung stellt, eine
evolutionäre Zwangsläufigkeit: Selbst Pflanzen signalisieren über
Botenstoffe die Präsenz von Fressfeinden an ihre Artgenossen und
gehen kommunikationsgestützte Symbiosen mit Tieren ein, nützen
somit kooperativ-soziale Strategien zum Schutz ihrer Art. Sozial
lebende Tiere nutzen kooperative Strategien in vielfältigster Weise zur
Erhaltung ihrer Art bis hin zu Emergenzphänomene wie der
Wegoptimierung von Ameisen oder der Schwarmlenkung. Auch die
Vorherrschaft des Menschen ergab sich durch seine überragenden
Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten46, die man nicht
voneinander trennen kann, in der Gruppe. Der Überlebensvorteil der
Kooperation übertrifft alles andere so herausragend und ist so einfach
und so universell und ubiquitär, dass es von der Evolution durch ihr
„Zappeln im Raum der Möglichkeiten“47 unmöglich nicht „entdeckt“
werden hätte können.
2 Die Erwartungsqualität des menschlichen Kontinuums im Angesicht
seiner Vulnerabilität
2.1
Der Schutz des Nachwuchses als Basis von Kooperation beim
Menschen
Seit Jahrtausenden gilt auf der ganzen Welt der besondere Schutz für
schwangere Frauen, Säuglinge und Kleinkinder. Was unsere Spezies
von anderen Primaten unterscheidet, ist, dass der Schutz (zumindest in
nicht industrialisierten und nicht bürokratisierten Gesellschaften) von
allen Mitgliedern der Gruppe geleistet wird und nicht nur von der
leiblichen Mutter. Der Einfachheit halber beziehe ich mich im
Folgenden nur auf das Stellvertretersymbol „Mutter“.
Dies ist nicht zu begründen mit der Notwendigkeit von Nachwuchs, da
die Kindersterblichkeit erstmals im 20. Jahrhundert und nur in den
Industriestaaten vom Menschen beeinflusst werden konnte; daher
konnte der Tod auch erst in jüngster Zeit zum verdrängungswürdigen
Horror werden. Der Mensch konnte vorher nichts gegen die
Kindersterblichkeit tun, diese war „gottgegeben“; mit dem Tod an sich
und auch dem Tod der meisten Kinder lebte man im Gegensatz zu
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heute selbstverständlich. Mütter schützten ihre Kinder also nicht vor
dem Tod, sie schützten ihre Kinder vor jeglicher (!) Bedrohung.
Es ist auch nicht der körperliche Schaden, der vermieden werden soll:
„Ein Loch im Kopf wächst von selbst wieder zusammen, ein Loch in
der Hose muss Mutter flicken!“ hieß es früher. Dies kann an indigenen
Völkern sehr deutlich gesehen werden, die wesentlich entspannter mit
für unser (!) Auge lebensgefährlichen Situationen, in denen ihre Kinder
spielen, umgehen. Grundsätzlich gab es schon immer und wird es
immer Katastrophen geben, denen sich alles Biologische in für es
zerstörender Weise ausgesetzt sieht. Das ist nicht zu verhindern und
man kann sich dagegen nicht schützen. Geburt, Wachstum, Altern und
Tod sind die einzige absolute Sicherheit, die das Biologische kennt.
Sich hiergegen zu stellen ist absurd. Was der Mensch kann, ist seine
Ontogenese im Dienste der Phylogenese optimal zu entwickeln.
Dadurch können diejenigen, die im Moment nicht betroffen sind, jenen,
die im Moment von einer Katastrophe betroffen sind, Integration des
Erlebten und Regeneration von Beschädigungen ermöglichen. Dieses
Unvermeidliche ist der Grund warum Hannah Arendt48 das Böse nicht
mit Destruktion gleichsetzt, sondern mit einem falschen, unnatürlichen,
abiologischen Bewusstsein, das Ignoranz und Verweigerung (zu sehen,
zu realisieren, zu schützen und zu helfen) produziert.
Vermieden werden soll folglich der Schaden am intersubjektiven
Ich des Kindes, die Erfahrung von Hilf-Losigkeit in einer akut ohnmächtigen Situation, die nicht nur bei Kindern natürlich
regelmäßig
auftritt,
sondern
während
der
basalen
Gehirnentwicklung nicht (!) gelernt werden soll. Es geht also um
das Vermeiden der Erfahrung des Fehlens von Hilfe durch die
soziale Gruppe, zu der das Kind gehört. Genau dies kann im
Gegensatz zu verletzenden und tödlichen Katastrophen von
Menschen aktiv verhindert werden und deshalb sind Mütter seit
Jahrmillionen evolutionär darauf geeicht worden49.
Noch einmal:
Eine wie auch immer geartete natürliche Katastrophe ist für das
menschliche Gehirn kein unlösbares Problem, damit muss es seit
Jahrmillionen umgehen und deshalb ist es dafür bestens
ausgestattet. Eine Katastrophe wird erst zum unlösbaren Problem
15-36
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für das menschliche Gehirn, wenn die mitmenschliche Umgebung
ihre grundsätzliche natürliche Pflicht zur Hilfe50 verweigert, das
Individuum damit isoliert ist. Der Neokortex ist primär ein soziales
Organ (Robin Dunbar) und wird innerhalb seines sozialen
Attraktors überlastet, wenn die Umgebungsbedingungen diesem
diametral widersprechen. Kognitive Integrität ist das primäre
Bedürfnis des Neokortex für sich selbst, und diese ist nur möglich,
wenn der laufende Attraktor konsistente Daten von innen und
außen verarbeiten kann und nicht zu parallel wirksamen
wiedersprüchlichen Ergebissen kommt (Doublebinds, kognitive
Verzerrungen, Sophismus, Rabulistik, Eristik). Ersteres verhindert
Erklärbarkeit, zweiteres Selbstwirksamkeit und beide verhindern
Vorhersagbarkeit. Deshalb muss die Erwartung des Continuums
(Jean Liedloff) adäquat von außen beantwortet werden. Das Kippen
des sozialen Attraktors in einen asozialen Attraktor, wie unter „1.5
Der Bewusstseinsübergang von der sozialen Gruppe zurück zum
Individuum“ beschrieben, ist ein Ausweg, um das
Integritätsbewusstsein zu stabilisieren.
Bei Kindern ist das sehr deutlich zu sehen: Man kann beobachten, dass
Kinder, die sich in einer „tragenden Beziehung“ erleben, auf
Verletzungen gelassen reagieren. Dieselben Kinder reagieren jedoch
weit weniger souverän, wenn sie von Menschen isoliert sind. Dasselbe
Reaktionsmuster ist bei Erwachsenen in vielfältiger Weise zu
beobachten, nur dauert hier der Reaktionswechsel länger und ist
tiefgreifender, da dem Erwachsenen gewöhnlich mehr Optionen
offenstehen und er nach deren Ausschöpfung tiefer stürzt. Heute nennt
man das in unserer Gesellschaft Burnout, Posttraumatische
Verbitterung, Posttraumatischen Stress, Gratifikationskrise, IchDepletion, Dopaminmangel-Depression51. Dahinter steht primär
Schmerzerleben52 im Gyrus Cinguli, der, wenn der Status der
Verbitterung erreicht ist, in Ekel53 und Hass54 in der Insula übergeht,
und die Zerstörung der systemförderlichen Regelung des dopaminerg
regulierten Belohungssystems (Nucleus Accumbens) und die
Überausbildung des negativ rückgekoppelten Regelsystems in den
Basalganglien (Inhibition, Gating)55 und des Ignoranz aufbauenden
serotonergen Systems. Das maximale finale Ergebnis ist entweder ein
erweiterter Suizid als vollständig extravertierte Lösung oder der totale
Rückzug in die Nichtexistenz als vollständig introvertierte Lösung bis
in den anomischen (bzw. den fatalistischen) Suizid (Émile Durkheim).
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2.2
Die Initiation als unabdingbare Komplettierung für Kooperation
beim Menschen
Ein weiterer, dies dokumentierender Aspekt ist der Initiationsritus,
der das Kind erstmals mit einer von der Gruppe getrennten, aber
begrenzten und determinierten, also leistbaren (!) Aufgabe betraut,
die es alleine (!) aushalten und lösen muss. Dies ist dann und genau
dann notwendig, wenn diese Erfahrung von der Gruppe bisher
gezielt verhindert wurde, aber eben zur vollständigen Erfahrung
von Wirklichkeit notwendig ist, um dann als Vollständiger in den
Kreis der Vollständigen aufgenommen zu werden.
Ein Kind das bisher Beschützsein und Genährtsein idealerweise in
jeder Lebenslage auf allen Ebenen erlebte56 (Bestimmungsstücke:
1.2 Komplexität, 2.2 Regenerabilität, 3.2 Geist), erkennt
zwangsläufig, dass die Welt auch eine gefährliche, zerstörende und
potentiell (im Menschen durch Ignoranz und Verweigerung zu
antworten) böse Seite (durch die Bestimmungsstücke: 1.1
Offenheit, 2.1 Vulnerabilität, 3.1 Zufälligkeit) besitzt. Im
Initiationsritus erlebt der Mensch idealerweise erstmals die
vernichtende Potenz dieser essentiell und existenziell gefährlichen
und zerstörenden Seite der Welt, und er erkennt, dass er nicht
omnipotent ist (Bestimmungsstücke: 4.1 materielle, energetische,
räumliche, informationelle, funktionale Begrenztheit und 5.1
zeitliche Endlichkeit). Der Ritus dient der Begrenzung der Gefahr
und der Ermöglichung der bewussten Erkenntnis, dass der
wichtigste Aspekt die Sozialität (Bestimmungsstück 4.2) ist, denn
diese ermöglicht einzig die Limitierung durch die Begrenztheit in
der Kooperation durch Synergie und Emergenz aufzuheben. Nach
der Erfahrung der Initiation kann der Mensch das letzte
Bestimmungsstück der menschlichen Existenz erleben: Sexualität
(Bestimmungsstück 5.2), um die, seinem Continuum gemäß
gemachte vollständige Erfahrung der inneren und äußeren Welt
jetzt an die nächste Generation weiterzugeben, die Limitierung
seiner Endlichkeit aufzuheben, und der Gruppe, die ihn schützt und
erhält, zu Diensten sein zu können.
Warum gibt es in unserer Kultur wohl keinen echten Initiationsritus
mehr?! Vielleicht, weil wir das Beschützsein und Genährtsein in
unseren Kindern nicht mehr kultivierten, so dass es scheinbar auch
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keine Notwendigkeit mehr für diesen diametral ergänzenden Ritus gibt,
und weil das nur für Kinder, deren Continuum bis zum Initiationsritus
adäquat beantwortet wurde, eine integrierbare und Vollständigkeit
schaffende Erfahrung ist. Da ein basales existenzielles
Bestimmungsstück in der Realität erster Ordnung aber permanent
präsent ist, suchen die Menschen die Erfahrung der Initiation
unbewusst z. B. in der Konkurrenz des durch systematische
Mangelerzeugung die Existenz gefährdenden Kapitalismus, Gebrauch
von halluzinogenen Drogen ohne spirituellen Hintergrund, Workaholic,
lebensgefährliche Sportarten und was unsere Gesellschaft sonst noch zu
bieten hat.
2.3
Die Folgen des Nichtbeantwortens des menschlichen Kontinuums
Doch wie hält ein Mensch seine Bestimmungsstücke Vulnerabilität,
materielle Begrenztheit, zeitliche Endlichkeit und sein einem
„würfelnden Gott“ Ausgesetztsein (Zufälligkeit) aus, wenn er vor allem
die Erfahrung von Regenerabilität durch Autonomie oder Sozialität
durch adäquate Beantwortung seiner Nichtautarkie (aber auch
Sexualität durch Liberalität oder Geist durch Aufklärung) nie frei
verinnerlichen konnte?! Selbst Albert Einstein hatte auf seinem
ureigensten Felde in diesem Punkt Schwierigkeiten, wie sein Hadern
mit der Quantenmechanik zeigte: „Es scheint hart, dem Herrgott in die
Karten zu gucken. Aber, dass er würfelt […], kann ich keinen
Augenblick glauben.“ 57 Hier sehen wir die Unfähigkeit, die
Platonische Höhle (Politeia) des äußeren Machtsystems zu verlassen,
damit begründet, dass
1. persönliche endogene, unbewusst gewordene soziale Gewalt- und
Mangelerfahrungen und
2. adaptierte exogene, aus einem autoritären, rein abstrakten virtuellen
kognitiven System gespeiste Schutzüberzeugungen
zusammenwirken, weil die beiden zentralen, im menschlichen
Kontinuum auf adäquate Weise intersubjektive Wirklichkeit bildenden
Komponenten fehlen:
1. die stabile soziale Basiserfahrung der schützenden und nährenden
und anerkennenden sozialen Gruppe, die das menschliche Kontinuum
adäquat beantwortet – das als essentielles basales Bedürfnis, ebenso
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wie Luft, Nahrung und Wasser, nicht (!) nicht beantwortet werden kann
– und
2. die früher dem Initiationsritus entnommene grundsätzliche und nur
akzeptierbare destruktive (nicht böse!58) Realitätskomponente der
materiellen Welt – die langfristig auch von niemandem nicht (!) nicht
bewusst beantwortet werden kann.
Willkürlich
konstruierte,
auf
einen
kontrollierbaren
und
manipulierbaren Raum begrenzte Ersatzwirklichkeitskonzepte (wie die
Psychoanalyse für den Analytiker oder das Gottesbild Albert Einsteins)
substituieren die nicht vorhandene, bewusste integrierbare Erfahrung
der eigenen Vulnerabilität, Begrenztheit und Endlichkeit (der Initiation)
und die Zufälligkeit, der realiter ausnahmslos jeder Mensch ausgeliefert
ist, indem diese exklusiv in eine bestimmte Gruppe von Menschen
verlagert wird, wie in den psychoanalytischen Konstrukten, im DSM
oder ICD oder anderen Ideologiekonzepten59, was gleichzeitig die
eigenen unbewusst gewordenen Erfahrungen von Gewalt und basalem
Mangel exklusiv in diesen Gruppen verorten lässt, was in einer
Schuldgesellschaft gleichzeitig einer Exkulpation (von der Kantschen
Pflicht) entspricht, was wiederum eröffnet, warum diesen virtuellen
Gruppen automatisch Schuld60 zugewiesen wird und sie entwertet
werden müssen.
Da die zugrunde liegende soziale Mangelerfahrung in der gesamten
Breite der Gesellschaft die Norm stellt, kompensiert zwangsläufig die
Gesellschaft als Ganzes in dieser Richtung: Die fehlenden sozialen
Basiserfahrungen für das menschliche Kontinuum werden heute durch
oberflächlich und formal daherkommende und sich in Quantitäten
messenden Surrogaten von persönlichen Beziehungen substituiert, wie
Facebook und Co sie anbieten. Hinzu kommen in den
Versicherungssektor ausgelagerte Bedürfnisse nach Versorgung und
Schutz, die nicht überraschenderweise mittlerweile mehr und mehr
durch erzwungene desolidarisierte Einzelabsicherungen abgelöst
werden. Die seit 2001 eskalierende irrationale Entwicklung des
Überwachungsstaats, den Juristen wie u. a. Juli Zeh (2009) oder
Gerhart Baum (2009) anprangern, wächst genauso wie die divergente
Entwicklung von immer schweren Verurteilungen deutscher Gereichte
versus der stete Rückgang schweren justiziablen Verhaltens auf dem
Boden dieses Mangels. Gleiches gilt für die Entwicklung des
Wirtschafts- (vom Zusammenbruch der AEG-Telefunken in den 1980er
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Jahren bis zur Volkswagen Skandalgeschichte 2005 und 2015) und
Finanzsektors
(Blasenbildung,
Dotcom
2000,
USImmobilienkrise/Subprimekrise 2007, bis zur aktuellen Deutsche Bank
Skandalgeschichte). Die Basis dieser inhumanen Entwicklung wurde
bereits von Erich Fromm vielschichtig analysiert und beschrieben. In
ähnlicher Weise setzt sich aktuell Arno Gruen mit dieser
Mangelentwicklung über die Begriffe Empathie kontra Entfremdung
und Autonomie kontra Anpassung auseinander.
Basale Bedürfnisse sind nicht (!) nicht beantwortbar, daran ändern
weder der ontogenetische noch der phylogenetische Fortschritt
etwas.
2.4
Ontogenetische Folgen
Es ging also schon immer intuitiv um die optimale Vorbereitung für das
Leben nach der Pubertät. Falls ein Kind bis zur
Fortpflanzungsfähigkeit durchkam, musste es die ontogenetische Seite
optimal entwickelt haben und die ganze (!) Realität erfahren haben.
Danach wurde man für das Überleben der Art aktiv und je besser man
seine Aufgabe leistet, umso besser für die Erhaltung der Art.
Die basale Lernerfahrung des Kindes, dem in der Gruppe gemäß
seinen Bedürfnissen stets geholfen wird, prägt ein Bewusstsein von
Ichstärke, Sicherheit, Vorhersehbarkeit, Integrität (im Sinne von
Unverletztsein und (!) nicht verletzt werden), Vertrauen,
Selbstwirksamkeitserwartung, Offenheit, Kongruenz in sich und mit
der
Gruppe,
Berechtigtsein
(natürliche
Pflicht
zur
Begabungsentfaltung und Grenzsetzung nach außen und
Bedürfnisbefriedigung nach innen), Fülle, rationaler Loyalität,
Gerechtigkeit, Rationalität, Verbundenheit, Kommunikation,
Kooperation,
Synergie,
Verantwortlichkeit
und
einem
automatischen
sozialen
Metabewusstsein,
das
die
Gruppeninteressen und die Interessen von relativ schwächeren
immer im Auge hat. Erlebt das Kind also vom Zeitpunkt der
Zeugung an Schutz und versorgte Fülle in der Gruppe, so lernt es
dies auf unterster Ebene und wird rational (!); Die
Wahrscheinlichkeit ist somit hoch, dass es sich als Erwachsener für
sich selbst und die Gruppe und damit für die Art optimal einsetzt,
ohne hierbei (irrational) in Widerspruch zu geraten.
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Erlebt das Kind am Übergang zum Erwachsensein mit dieser Basis
die Initiation, so erweitert es sein Bewusstsein um den destruktiven
Aspekt der Wirklichkeit, wird somit voll realitätsfähig (Realität
erster Ordnung) und kann sich für sich selbst und die Gruppe
realistisch (!) einsetzen.
Diese bilaterale rationale und reale Beziehung bedeutet maximale
Sicherheit und Versorgtheit für das Individuum nach dem Prinzip:
Stärke ich ein anderes Gruppenmitglied, so stärke ich damit
indirekt die Gruppe. Mein soziales Bewusstsein fällt damit als
additiver und synergetischer Gruppeneffekt auf mich zurück, d. h.:
gut ist für mich, was für die Gruppe gut ist.
Dieser Gegensatz zu Adam Smith61 ist kein exklusives Oder, doch muss
man sich vergegenwärtigen, dass die Stärkung eines großen Ganzen
weit mehr für den Kleinen bringt, als wenn er nur seine Kleinheit etwas
verringert. Dies gilt 238 Jahre nach Adam Smith besonders deshalb,
weil damals 1. der Vernetzungsgrad im Verhältnis zu heute gleich Null
war, 2. die Frequenz des Handels extrem langsam war und 3. damals
keine Mitspieler existierten, die das System als Ganzes gefährden
könnten oder ein too big to fail dilemma erzeugen konnten62. Adam
Smith erkannte intuitiv die selbstorganisatorische, selbstregulierende,
agentenbasierte Qualität Komplexer Systeme, nur verstand er darüber
hinaus Komplexe Systeme in keinster Weise, weswegen er alle
weiteren Qualität wie nichtdeterministische nichtlineare Entwicklung,
Selbstreferenzialität, Bifurkation, Chaos, Versorgungsbedarf an der
Peripherie, Pfadabhängigkeit, Attraktoren und Seltsame Attraktoren
nicht sehen und somit nicht in seine Theorie integrieren konnte.
Erlebt das Kind hingegen das Gegenteil: Verletzung und Mangel, so
werden diese Erfahrungen seine morphologische, neuronale,
hormonelle, epigenetische, kognitive, emotionale und soziale Struktur
generell und besonders in den kritischen Entwicklungsfenstern in diese
Richtung prägen, und der spätere Erwachsene wird nicht nur in seinem
Phänotyp unter seinem persönlichen genetischen Leistungsmaximum
verbleiben, er wird Belastungen und Gefahren meiden, da er sich
gemäß seiner Erfahrung stets alleine wähnt, und somit jede Belastung
und Gefahr relativ allein zu seiner persönlichen Leistungsfähigkeit
bemessen muss, was neben der Summenwirkung auch Synergieeffekte
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und möglicher Emergenzeffekte der Gruppe ausschließt. Ein solches
Individuum wird in sozialen Situationen in einer egozentrischen63,
narzisstischen64 und egoistischen65 Weise reagieren, die seinen
prägenden Erfahrungen entspricht, was in einer Gruppe Individuen mit
ähnlichen Erfahrungen – nicht von solchen mit adäquaten Erfahrungen
– automatisch zu einem selbstbestätigenden durch Mitkopplung (und
ohne Gegenkopplung) lawinenartigen Anwachsen von Konflikten und
damit Belastungen führen wird, wie wir das in unserer Gesellschaft
erleben: Alles steht mit allem in Konkurrenz. Jeder Wettbewerb führt
zu N minus 1 Verlierern und einem einzigen Gewinner. Die hieraus
entstehende Frustration wirkt stetiger Ansporn zu immer aggressiverem
Verhalten (Mobbing, Finanz- und Wirtschaftskriminalität, Staatsterror),
bis endlich die Leistungsgrenze der ersten Individuen erreicht ist
(Burnout, Posttraumatische Verbitterung, Gratifikationskrise), worauf
sich alsbald ein lawinenartiger Anstieg von Ausfällen ereignet, der das
System in den sich selbst fressenden Kollaps zwingt (chaotische
Eskalation auf dem Finanzsektor, Auflösung der ethischen Basis im
Wirtschaftssystem, Angriff auf das Grundgesetz und die
Menschenrechte durch den Staat, Hartz IV, Niedriglohnpolitik,
Prekariatisierung immer größerer Teile der Bevölkerung,
Gentrifizierung, Aufweitung der sozialen Schere, zunehmende Armut,
aufkommende Kinderarmut, Auflösung des Sozialsystems, Auflösung
des Rechtssystems, Oligarchisierung, Verschmelzung von organisierter
Kriminalität, Politik und Wirtschafts- und Finanzsystem, Rechtsterror,
Schuld- und Verantwortungs-Zuweisung an jene, die am Boden liegen).
In gleicher Weise führt eine fehlende oder fehlplazierte oder wegen
obigem Mangel der Basis nicht erfolgreiche Initiation zu einem
irrealen Weltbild. Dies kann eine durch Erfahrungsmangel
entstandenen Idealisierung sein, die den, von einer fehlenden Initiation
nicht gelieferten Aspekt nicht beinhaltet, oder eine kreativ geschaffene
irreale Schutzidee, die aus Gründen einer zu frühen erzwungenen
Initiation notwendig wurde. Das in der Wahrnehmung fehlende reale
Element von Destruktion auf der Ebene von Realität erster Ordnung
führt in einer entsprechenden Gesellschaft zwangsläufig zu
kompensativer irrealer Ideenbildung auf der Ebene der Realität zweiter
Ordnung, was natürlich hochgradig gefährlich ist, weil es die
anwachsenden Gefahren für sich und andere nicht wahrnehmen und
somit nicht adäquat beantworten kann. Als Bild bedeutet dies: Ein
Mensch, der sein idealisiertes pazifistisches Weltbild auf einem
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Schlachtfeld aufrecht vor sich herträgt, wird sehr schnell erschossen
werden. Wenn er schon nicht schießen will, sollte er wenigstens im
Bunker bleiben, aber dafür müsste er realisiert haben, dass Krieg ist
und was Krieg bedeutet, doch dies ist in seinem Geist nicht abbildbar.
Die Basis für optimale Ontogenese und damit rationale und reale
Kommunikation und Kooperation im Erwachsenenalter, die optimale
Problemanalyse, Problemlösung und Lösungsumsetzung auf der Ebene
erlauben, die der Mensch praktiziert, ist somit das Erleben von
kooperativen kommunikativen versorgenden und schützenden
Beziehungen in der Kindheit, die mit einer zeitlich passenden
Initiationserfahrung
abgeschlossen
werden.
Reichhaltige
Beschreibungen und Erfahrungen, was das in einer dem natürlichen
Rahmen folgenden Praxis bedeutet, finden sich allerorts, z. B. bei Jean
Liedloff (Ethnologie), Frederick Leboyer (Medizin), Janusz Korczak
und A. S. Neill (Pädagogik), Alice Miller und Arthur Janov
(Psychologie). Mann muss sich aber auch klar machen, dass eine in
diesem Sinne optimale Ontogenese natürlich nur in einer
entsprechenden Umgebung optimal ist: Die Wahrscheinlichkeit für
einen Jesus von Nazaret am Kreuz zu landen ist genauso hoch, wie die
eines Martin Luther King, erschossen zu werden, solange die meisten
Menschen diametral ausgerichtet sind.
2.5
Phylogenetische Folgen
Für die soziale Gruppe ist dies in mehrfacher Weise wichtig:
1 Je weniger Überlastungserfahrungen im Nervensystem unintegriert
abgespeichert sind und je mehr biophile66 Erfahrungen als Antwort
empfangen wurden, umso offener und sensibler ist das Individuum
für äußere Reize. Bei den meisten Menschen beginnt diese Offenheit
bereits sehr früh abzunehmen, was auf obige Mangelerfahrungen
schließen lässt.
Überlastungen sind Belastungen, die über (!) die Belastungsgrenze
des Individuums gehen und das System somit zwangsläufig
beschädigen. Im Bereich der Psyche reagiert das System mit
Abtrennung dieses Bereichs vom Bewusstsein; d. h. z. B. dass
ähnliche Gefahrensituationen oder -personen nicht mehr als solche
erkannt werden (Anstieg der Vulnerabilität). Existiert noch eine
Teilverbindung zum Bewusstsein, werden ganze Bereiche der
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Umwelt ohne akute situative Prüfung prophylaktisch gemieden
(Phobie) oder stereotyp beantwortet (Zwang).
Damit stellt der Betreffende mehr Gefahr als Hilfe für die Gruppe
dar, denn er kann Gefahren nicht sehen, niemand warnen, und ist
damit potentiell hoch gefährdet, was die Gruppe im Ernstfall
wiederum doppelt schwächt, indem nicht nur ein Mitglied ausfällt,
sondern die Restgruppenaktivität zum Teil an den Verletzten
gebunden wird (das Prinzip der Geruilliataktik).
Die Gruppe muss sich aber um den Verletzten kümmern, weil sich
sonst irgendwann niemand mehr einer beliebigen Gefahr oder
Einschränkung zum Wohle der Gruppe aussetzen würde, was die
Gruppe zuerst schwächen und dann auflösen würde, und den Verlust
aller Gruppenvorteile zur Folge hätte, was evolutionär katastrophal
wäre. Im Extrem bedeutet das: Man wird als Grundvereinbarung
verletzte Soldaten niemals hilflos zurücklassen, wenn man Soldaten
motiviert und effektiv in Kampfeinsätze schicken will.
Und auch schon jeder Krieg ist eine Folge dieser fehlenden
Sensibilität, denn nur jemand, der auf der sensorischen Ebene
reduziert ist, kann einen Krieg verursachen. Ein Mensch, der sich
selbst und seine soziale Umwelt wahrnehmen kann und die
grundsätzliche Verbundenheit erlebt, wird alles tun, um Kriege zu
verhindern.
Im Falle von Vermeidungsverhalten und stereotypem Verhalten fällt
das Gruppenmitglied in Gefahrensituation ebenso aus, weil es nicht
oder inadäquat reagiert.
Nicht integrierte Überlastungserfahrungen führen somit zu
vielfacher Belastung und Gefahr für die Gruppe.
2 Nur wenn Hilfe als soziales Bewusstsein im Sinne sozialer
Verantwortung als soziales Antwortverhalten im Geiste der
Kantschen intrinsischen Pflicht als basale Funktion gespeichert
wurde, wird sich diese soziale Funktion in Krisensituationen, und
gerade hier ist sie besonders wichtig, durchhalten lassen. Kein
Mensch denkt während akuten Bedrohungen nach, er reagiert
spontan und intuitiv mit den schnellen direkten Verbindungen vom
sensomotorischen System zum Limbischen System und zum
Endokrinum67, d. h. durch unbewusste Teil des Gesamtbewusstseins,
dessen Gesamtheit ohnehin nur über eine marginale Verbindung zum
Bewusstsein verfügt. Die rekursiv-iterative Prüfung über das um den
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Faktor eine Million bis eine Milliarde schmalere Fenster des
Bewusstseins68 erfolgt später, wenn die Gefahr vorüber ist. Ohne
diese automatische soziale Qualität bräche die Gruppe ebenso
irgendwann auseinander und damit gingen die Gruppenvorteile
ebenso verloren, was wiederum evolutionär katastrophal wäre. Ist
diese Qualität nicht früh genug internalisiert, kann sie später nicht
mehr in dieser automatischen Weise hinzugefügt werden.
3 Evolutionsbedingt pflanzen sich unter Konkurrenzbedingungen vor
allem äußerlich starke Männchen fort. Dies ist unter den
Bedingungen des Status quo sinnvoll, da die Definition von
„äußerlich stark“ nur für den Status quo definiert ist. Extrem
langsame Veränderungen der Umwelt können durch genetische
Ergänzung
beantwortet
werden
(Mutation).
Langsame
Veränderungen
der
Umwelt
können
durch
räumliche
Wanderbewegungen oder, wie speziell im Falle des homo sapiens,
durch den Einsatz von Technik kompensiert werden.
Für schnelle Veränderungen der Umwelt funktioniert jedoch nur
eine möglichst breit gestreute genetische Vielfalt, die zumindest
einen Teil überleben lässt. Und hierzu sind gerade die unter
Konkurrenzbedingungen aktuell unterlegenen Individuen notwendig
und damit von der Gruppe schützenswert, weil diese stets in der
Überzahl sind und somit die genetische Vielfalt tragen.
Das naive Missverständnis, dass Evolution ein Anpassungsprozess
des Einzelnen darstelle oder die Auswahl des momentan (sic!)
äußerlich optimal Passenden fordere (während Kriegszeiten wären
das beispielsweise alle hochgradigen Psychopathen), würde
langfristig
zum
Aussterben
führen,
da
sich
die
Umgebungsbedingungen immer wieder radikal ändern und das
momentan (sic!) äußerlich am besten Passende dann nicht mehr
optimal passen würde, aber vielleicht das bisher äußerlich am
wenigsten Passende, z. B. ein Mensch mit der Mentalität eines
Martin Luther King. Vielleicht passt nach der Veränderung eine
andere Qualität nur deshalb, weil sie als am wenigsten komplexe Art
am wenigsten und am wenigsten spezialisierte Ressourcen aus der
Umwelt benötigt (Küchenschaben) oder in einer hochaggressiven
Umwelt nur einen minimalen Querschnitt für Beschädigungen stellt
(z. B. Pflanzen wie Birken mit kleinem Genom und geringem
Platzbedarf in der Zelle und in der Menge nur weniger kodierender
DNA-Sequenzen gegenüber Koryphäen bei radioaktiver Bestrahlung
25-36
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in Tschernobyl69): im Extrem sind dies Bakterien, die sich ins Meer
oder tiefere Erdschichten „zurückziehen“ können oder gar bisher nur
als Marginale vorkommende Extremophile.
Auch ist der auf einem Gebiet sehr Starke (hier best Passende) meist
hochgradig spezialisiert – nicht zuletzt auch, weil er diesen Bereich
zeitlich maximal fördert – was ebenso nur den Status quo der
Umwelt bedient.
Das Überleben von derzeit schlechter Passenden (erfahrene,
sensible, empathische, gebildete, komplexe, intelligente, kreative,
soziale, ethische Menschen in einem neoliberal egoistischegozentrischen,
oberflächlich-narzisstisch
materialistischen,
funktionalistisch
machtmotivierten,
prestigefokussierten,
bürokratisch hierarchisch machtgesteuerten System) ist also nicht
nur sinnvoll, es ist langfristig notwendig: In der phylogenetischen
Betrachtung überlebt die Vielfalt, nicht der momentan optimale
Organismus, denn der kann morgen schon ein Anachronismus und
damit obsolet sein. Ein „Tausendjähriges Reich“ kann man also
gerade
nicht
auf
genetisch
selektierten
„reinrassigen“
„Übermenschen“ aufbauen, sondern auf Vielfalt.
4 Auch der Stärkste hat eine Leistungsgrenze, die Umwelt ist im
Zusammenschluss immer stärker und nicht nur das: da die
Leistungsgrenze des Stärksten sehr hoch ist, wird die Überschreitung
seiner Leistungsgrenze einen weit verheerenderen Schaden anrichten
als bei einem Schwachen, genau wie ein fallendes 150 kg Gewicht
und ein 100 kg schwerer Gegner beim Auftreffen mehr kinetische
Energie freisetzen als ein fallendes 15 kg Gewicht oder ein 50 kg
leichter Gegner. Der Stärkste hat außerdem am meisten zu verlieren.
Hinzu kommt, dass, wenn auch beide durch naturgegebene Zufälle
gleich gefährdet sind, der Stärkste durch mögliche menschliche
Gegner in einem Konkurrenzsystem weitaus gefährdeter ist, weil er
als Feind attraktiver und/oder lukrativer ist: Ein schwacher Gegner
bringt keine Ehre, einen Armen zu berauben ist wenig effizient, sich
mit einem dummen Menschen zu streiten ist nur frustrierend etc. Der
derzeit Stärkste ist also auf reales und soziales Bewusstsein und
optimale Entwicklung der einzelnen Gruppenmitglieder nicht in
derselben Weise wie ein Schwächerer angewiesen, aber ebenso
stark.
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Um es nochmals klarzustellen: Wenn wir auf die asoziale Stufe –
wie unter „1.5 Der Bewusstseinsübergang von der sozialen Gruppe
zurück zum Individuum“ beschrieben – zurückfallen, ist der
Aufwand nicht nötig, da jeder nur für sich selbst steht, es bei
existenzieller Bedrohung keine Aktivierung des Anterioren
Cingulären Cortex gibt, damit keine Hilf-Losigkeit und kein
Erstarren, kein komplexes Trauma und keinen, sich nicht selbständig
regenerierenden
posttraumatischen
Stress
und
keine
posttraumatische Verbitterung. Flucht und Kampf gehen bis zur
Flucht exklusiv oder Vernichtung – der erfolgreichen eigenen Flucht
oder der des Gegners oder der eigenen Vernichtung oder der des
Gegners – weiter. Damit können wir uns die soziale Qualifizierung
unseres Nachwuchses sparen und uns einzig auf seine körperliche
Entwicklung und die Entwicklung seiner Jagd- und Kampfqualitäten
konzentrieren – das kann natürlich auch der rein wissenschaftliche
und technische Intellekt sein. Der eklatante Nachteil ist, dass wir die
Gruppenvorteile der Kooperation und sozialen Kommunikation auf
der Beziehungsebene verlieren, die uns nicht nur allen
Mitbewerbern, sondern auch vielen Naturgewalten überlegen sein
lassen – falls wir auch hier irgendwann auf Kooperation und
Kommunikation statt auf Ausbeutung und Ignoranz setzen werden.
Dass dieses möglich ist, zeigen Beispiele wie die Mensch-HundBeziehung, die sich durch ein hohes Maß an hinzugewonnener
Kommunikationsfähigkeit beim Hund (Verstehen der menschlichen
Intentionen) und hinzugewonnenem Verhaltenskodex beim
Menschen (vom Hund benötigtes Alphatierverhalten) auszeichnet.
Dies ist auch eine Gegenrede zur heutigen Anwendung der
verkürzten Thesen von Adam Smith, dessen ökonomisches Prinzip
(1776) nur unter den damaligen Anfangsbedingungen (geringe
Vielfalt, kaum Vernetzung) mit eng idealisierten Prämissen
funktioniert, wie vor allem damals noch gegebener unabsehbarer
Ressourcen- und Möglichkeitsfülle, die man heute nicht mehr
unterschwellig a priori einflechten darf, und nicht unter Auslassung
der mittlerweile extrem hohen Vernetzung und Diversität sowie
Adam Smiths ethischen Prinzips (1759) anwenden darf. Auch wird
mit zunehmender Steigerung des Machtpotentials eines Einzelnen,
dessen Gefährlichkeit in kritischer Weise relevant, insbesondere
wenn
einstmals
lineare
erscheinende
Systeme
(siehe
Feigenbaumszenario mit r < 3) in instabilen Bereichen der Funktion
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(r > 3,57) betroffen sind (Finanzsystem, Nahrungsmittelversorgung,
Rohstoffund
Energiesektor,
produzierende
Industrie,
Waffenindustrie, Klima, Biodiversität, Agrarchemie-„Cocktail“,
Informationsindustrie). Der heutige Status der Wirtschaft hat nichts
mehr mit dem Status im 18. Jahrhundert zu tun (Diversität,
Vernetzung, Kommunikation, Effizienzsteigerung, exponentielle
Beschleunigung und Volumenwachstum), und so ist durch
Monopolisierung (too big to fail) und Oligarchisierung (Macht- statt
Leistungsmotivation und Entdemokratisierung) und die Intelligenz70
des Systems eliminierenden Werteverfall71 des Neoliberalismus
(Chicagoer Schule, Margaret Thatcher 1979-1990, Ronald Reagan
1981-1989) den Smithschen Thesen längst der Boden für seine
Prämissen entzogen. Dies bekommen wir bereits seit Jahrzehnten in
exponentiell steigender Häufigkeit und Dringlichkeit belegt. Die
Grenzen des Wachstums72, die Beschleunigungskrise73 und die
Postdemokratie74 sind eine direkte Folge von dem hier beschrieben
präsozialen Bewusstseinszustand.
Man beachte auch, dass die mächtigen Teile des Systems im krassen
Gegensatz zu den ohnmächtigen Teilen des Systems nur noch
existieren, weil hier vom System Hilfe geleistet wird: Hunderte von
Milliarden für ins bodenlose fallende Banken und Staaten oder
Kriege um Ölressourcen stehen der Reduktion von ohnehin
minimalisierter Sozialhilfe gegenüber, die gerade durch die
exponentiell ansteigende Automatisierung, Rationalisierung,
Outsourcing, Niedriglohnpolitik, Leiharbeit und Werksverträge
entsteht. Dies gilt selbst unter dem Aspekt der invertierten
Kausalität, der jenen die Hilfe bietet, die asozial und antisozial
verantwortungslos selbstverschuldend ihren Zustand herbeiführten,
und jenen nicht, die unverschuldet in ihre Lage kamen: Sozialismus
für die Reichen und Kapitalismus für die Armen.
2.6
Empathie als genetisch dispositionierte neuronale Basis
Die neurologische Ebene des Schutzes durch die Mutter, wie oben
beschrieben, wird über deren Spiegelneuronensystem erbracht. Wie
immer man es nennt, es gibt eine genetisch bereitgestellte
neurologische Basis für Empathie, die eine breite Spanne zwischen
einer mit ihrem Kind verbundenen Mutter und einem Psychopathen
umspannt, der, weil er als Soldat einen Befehl erhält, als Beamter einer
Vorschrift genüge tut, als Jurist oder Mediziner einem formalen
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Verfahren folgt oder einem Ideal wie Josef Mengele huldigt, völlig
ohne Empfindungen Menschen quält und vernichtet.
Die Mutter reagiert mit Schmerzempfindungen, die den Schmerz
ihres Kindes antizipieren. Das, was die Mutter spontan und
automatisch reagieren lässt, ist nicht der Schmerz des Kindes,
sondern ihr eigener Schmerz, der Schmerz, der durch ihr
Spiegelneuronensystem den Schmerz des Kindes vorwegnimmt (!)
und sie so, bevor (!) dieses den Schmerz erleidet, eingreifen kann.
Dasselbe gilt, wenn bereits eine Verletzung entstanden ist: Das
Spiegelneuronensystem in Individuen der Umwelt ist die
informationelle Basis um Schutz, Versorgung und Ruhe für das
endogen Reparatursystem des Verletzten bereitzustellen. Empathie
ist somit auch das einzige reale, also nicht konstruierte
Regelsignal, das nichtkonstruktives und destruktives Handeln
verhindert.75
Nimmt man obige Entwicklung des sozialen Bewusstseinsstatus der
Hilf-Losigkeit aus dem asozialen Zustand der Macht-Losigkeit heraus
an und ebenso die Zuordnung von Hilf-Losigkeit zum Anterioren
Cingulären Cortex als Basis an, überrascht es nicht, dass das
intrinsische Stoppsignal für eigene Handlungen genauso wie das Signal
zur Verhütung von Beschädigungen bei anderen und die Ermöglichung
der Reparatur bei anderen ein antizipierter Schmerz ist. Darüber hinaus
ist Empathie nicht an Schmerzzustände gebunden und bildet strukturell
und ontologisch die basalste soziale Eigenschaft, die für jede Art von
Sozialverband grundlegend und unabdingbar ist.
Ignoranz gegenüber diesem antizipierten Schmerz und die sich daraus
ergebene zwingende Verteufelung des Originals dieses Schmerzes im
Gegenüber ist das Antisoziale und es ist das Asozialste, was man tun
kann. Genau dies verursacht wahres Leiden. Genau dies hat Hannah
Arendt als das „größte begangene Böse“ bezeichnet. Genau dies hat
Jean-Paul Sartre mit „Die Hölle, das sind die Anderen“ 76 gemeint.
Genau dieses macht Menschen destruktiv und, wirkt es nur lange genug
auf sie ein, ihrerseits böse77 oder es treibt sie alternativ, wie Émile
Durkheim beschrieb, in den Tod78.
Das Spiegelneuronensystem ist schon beim Säugling aktiv; es dient
ihm dazu, von seiner Umwelt zu lernen. Notwendig wäre es, dass der
spätere Erwachsene dies nicht verlernt. Bedauerlicherweise leugnen die
29-36
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68634659
etablierten Lehrmeinungen der Medizin- und Sozialwissenschaften, die
in Wahrheit Verwirrschaften sind, aus ihrem bloß kristallinen Geist und
den ichschwachen Persönlichkeitsstrukturen ihrer Protagonisten heraus
immer noch diese basalen realen Zusammenhänge. Die Chance sich aus
der Platonischen Höhle autoritär tradierter Abbildungssysteme im
Sinne von beliebiger konstruktivistischer Realität zweiter Ordnung
hinaus zu begeben und im Licht der Sonne die Schatten als das zu
erkennen, was sie sind, und sich auf die Essenz der Realität erster
Ordnung zu konzentrieren, bleibt gegeben, da die Natur der Dinge
unabhängig von ihrer Anerkennung durch den Menschen besteht.
1
Der bewusst reflektierende Präfrontale Cortex – insbesondere die dominante
Hemisphäre: Analyse, Logik, Sprache – ist zu langsam für fight or flight Reaktionen;
deswegen gibt es neben dem langsamen kortikalen Pfad: alle sensomotorischen
peripheren Eingänge über die sensomotorischen Afferenzen → Thalamus (Vermittler
der sensomotorischen Informationseingänge zum) → Cortex (bewusste
selbstregulierende Verarbeitung) → Amygdala („Warnzentrale“) eine schnelle
subkortikale Verbindung vom Thalamus ohne Umweg über den Cortex direkt zur
Amygdala. Von der Amygdala geht es weiter zum Hypothalamus (Regelung von
Endokrinum, Vegetativum, Homöostase-Regelung, Ausgangspunkt der HypothalamusHypophysen-Nebennierenrinde HHN Achse), zur Hypophyse (zentrale Schnittstelle
zwischen Nervensystem und Endokrinum) und dem Hirnstamm (über das Rückenmark
in die Körperperipherie). Siehe: Joseph LeDoux, 1996, The Emotional Brain oder die
im Internet verfügbaren Bücher von Arthur Janov, 1996, Why You Get Sick and How
You Get Well, 2000, The Biology Of Love, 2012, Life before Birth
(http://www.dieontogenetischeseite.de/Buchuebersetzungen.htm,
26.05.2014)
und
http://www.gehirnlernen.de/gehirn/das-zwischenhirn-der-thalamus/ (26.5.2014), http://www.gehirn-atlas.de/
(26.5.2014).
2
Während einer akuten Stressreaktion werden Verdauung, Immunsystem,
Fortpflanzung,
Schmerzempfinden,
Parasympathikus
und
serotonerge
Erholungsfunktion nicht benötigt. Optische, akustische und olfaktorische Reize
werden intensiviert; die Energiebereitstellung und das motorische System werden
maximiert; der Sympathikus und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde
(HHN) Achse, der adrenerge Zweig und Cortisol werden verstärkt.
3
Siehe Dreikörperproblem.
4
?, ?, ?
5
Leugnen einer beschädigenden Tat durch die Umwelt zum Zwecke der
Aufrechterhaltung der Idee der sozialen Integrität für die Umwelt. Vgl. „Die
schlimmste Gewalt liegt im Verbergen von Gewalt.“ (Marc Crépon, 2012, Le
consentement meurtrier)
6
Beschreibungen z. B. in: Schwarze Pädagogik (Alice Miller, Alexander Sutherland
Neill, Janusz Korczak), Psychoanalyse (Jeffrey Masson, Karl Popper, Karl Kraus,
Alice Miller, Michel Onfray, Klaus Schlagmann), Psychotherapie (Arthur Janov, Alice
Miller), Psychiatrie (Allen Frances, Peter Breggin, Peter Lehmann, Josef Zehentbauer,
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30-36
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Abram Hoffer, Humphry Osmond), Altenpflege (Claus Fussek, Gian Domenico
Borasio), Gesundheitssystem (Cochrane Collaboration, arznei-telegramm, Gerd
Glaeske, Josef Zehentbauer, Manfred Lütz u. v. a.), Sozialsystem (Stefan Selke,
Michael Hartmann, Christoph Butterwegge), Feminismus und Misandrie (Gerhard
Amendt, Arne Hoffmann, Esther Vilar, Monika Ebeling), systematische
Menschenrechts-, Grundrechts-, Persönlichkeitsrechtverletzung durch die Legislative,
Judikative und Exekutive seit 1945 (Juli Zeh, Peter Schaar, Stefan Huster, Karsten
Rudolph, Thomas Darnstädt) wie man an Einzelfällen deutlich sieht (Andrej Holm,
Harry Wörz, Gustl Mollath, Ulvi Kulaç, Cornelius Gurlitt).
7
Vgl. Judith Herman, 2003, Die Narben der Gewalt, S. 18f (Original: 1992, Trauma
and Recovery)
Vgl. Bessel A. van der Kolk et al., 2000, Traumatic Stress, S. 51f (Original: 1996)
8
Der Sozialvertrag zwischen Individuum und Gruppe besteht a priori, weil er eine
phylogenetische Qualität sozialer Individuen darstellt.
9
Vgl. den Begriff Kulturbruch.
10
Siehe auch Wolfgang Schmidbauer, 1977, Die hilflosen Helfer.
11
?, ?, ?
12
Siehe auch das Kapitel
„Begriffsdefinitionen“.
„Das
13
Arthur
you
Janov,
1996,
Why
Absolut
get
sick
Böse“
im
Dokument:
2012,
how
you get well, (Deutsch
02.09.2014): „Der Kampf
ist die Hoffnung des Neurotikers, geliebt zu werden. Anstatt er selbst zu sein, kämpft er
darum, eine andere Version seiner selbst zu sein.“ (S. 25) „Eine Geschäftsfrau macht
Urlaub in einem tropischen Paradies in der Hoffnung […]“ (S. 42) „Auf dem Grund
der meisten ausagierenden Akte liegt Hoffnung vergraben. Das unbewusste Feeling
trieb sie dazu […]“ (S. 88) „Sie setzten so große Hoffnung auf die andere Person, dass
sie sie nie als das sahen, was sie war.“ (S. 89f) „Die ganze Zeit […] war sie, da sie
nicht in der Lage war, das Feeling zu integrieren, unbewusst von der Hoffnung
angetrieben worden […]“ (S. 91) „Mit Drogen bestand immer die Hoffnung, dass ich
mich anders fühlte, besser fühlte, mich vielleicht gut fühlte, wenn ich Glück hatte.“
(S. 157) „Das Wichtigste von allem war, dass die Drogen Hoffnung repräsentierten.
Jedes Mal gab es die Hoffnung, dass ich mich für eine Weile besser fühlen würde.
Jetzt, da ich es endlich zulasse, die Hoffnungslosigkeit zu fühlen, komme ich endlich
von dieser Acherbahn-Fahrt los.“ (S. 158) „Trinken und Drogen aktivieren unsere
Verdrängungsrezeptoren auf verschiedenen Wegen und sorgen für vorübergehende
Erleichterung vom Schmerz. Ein Glaubenssystem macht dasselbe, indem es unsere
eigenen Endorphine verwendet. Jeder irrationale Glaube gründet auf Schmerz und
Hoffnung.“ (S. 166) „Der Patient braucht Hoffnung, während der Therapeut sie
implizit anbietet. […] Hoffnung liegt in den Pillen, die Menschen nehmen, in der
Meditation, die sie praktizieren, in der Hypnose, der sie sich unterziehen, in den
Unterstützungsgruppen, an denen sie teilnehmen, sogar in der ElektroschockTherapie, in die sie einwilligen. Aber Heilung beinhaltet einen Entweder-OderImperativ. Entweder Sie fühlen Ihre Hoffnungslosigkeit, […] oder Sie sind dazu
verdammt, endlos darum zu kämpfen, sogar in der Psychotherapie.“ (S. 175)
http://www.dieontogenetischeseite.de/GETSICK%20new%20design%20I.htm,
14
John Banville, 2005, Die See
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15
Martin Buber, 1923, Ich und Du
16
Antjie Krog, ?, ? (Ursprung: Ubuntu Philosophie in Afrika)
17
Friedrich Rückert, 1861, Liebesfrühling
18
George Berkeley, 1710 (Deutsch 1969), Abhandlung über die Principien der
menschlichen
Erkenntnis,
III.,
„Sein
ist
Wahrgenommenwerden“,
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Berkeley,+George/Abhandlungen+%C3%BCber+die+Principien+der+menschl
ichen+Erkenntnis/Ueber+die+Principien+der+menschlichen+Erkenntniss,
„Denn was von einer
absoluten Existenz undenkender Dinge ohne irgend eine Beziehung auf ihr
Percipirtwerden gesagt zu werden pflegt, scheint durchaus unverständlich zu sein. Das
Sein (esse) solcher Dinge ist Percipirtwerden (percipi). Es ist nicht möglich, dass sie
irgend eine Existenz ausserhalb der Geister oder denkenden Wesen haben, von
welchen sie percipirt werden.“
19
Jacques Lacan, ?, ? „Das Spiegelstadium ist Bildner der Ichfunktion (im Sinne der
Ermöglichung der Selbstwerdung wie der Entfremdung)“
20
Arthur Rimbaud, Brief an Georges Izambard, 13. Mai 1871 „Es ist falsch, zu sagen:
Ich denke. Es müsste heißen: Man denkt mich.“
21
Jacques Lacan, ?, ? „Das [äußere] Ich ist nicht das [innere] Selbst“
22
Arthur Rimbaud, Brief an Paul Demeny, 15. Mai 1871, zweiter Seherbrief „Ich ist ein
Anderer.“
23
Jean-Paul Sartre, 1944-1945, Huis clos (Geschlossene Gesellschaft) „Die Hölle, das
sind die Anderen.“
24
Jean-Paul Sartre, 1943, Das Sein und das Nichts
25
E. E. Cummings, 1958, A Poet's Advice „Beinahe jeder kann lernen zu denken oder zu
glauben oder zu wissen, | aber keinem einzigen menschlichen Wesen kann man
beibringen zu fühlen. | Warum? | Weil, jedesmal, wenn du denkst oder glaubst oder
weißt, | dann bist du zugleich viele andere Menschen, | aber in dem Moment, indem du
fühlst, | bist du niemand anderer, als du selbst.“
26
Späte Erkenntnis von C. G. Jung in einem Brief (C. G. Jung, ?, ?) Siehe auch 1956,
Mysterium Coniunctionis.
27
Heinz Kohut, 1971, Narzissmus
28
Alice Miller, 1990, Abbruch der Schweigemauer,
(http://www.scribd.com/doc/115706067/Miller-Abbruch-Der-Schweigemauer,
http://www.scribd.com/doc/50405097/Miller-Alice-Abbruch-Der-Schweigemauer,
www.alice-miller.com,
31.07.2014)
29
Judith Herman, 1992, Trauma and Recovery „Erst wenn die Wahrheit [des
Beschädigten durch die Umwelt] anerkannt ist, kann die Genesung […] beginnen.“
30
„Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines
jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“
(Immanuel Kant, 1785, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Zweiter Abschnitt.
Übergang von der populären sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik der Sitten.,
Akademie Ausgabe IV, S. 429, Z. 10, http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa04/429.html,
7.2013)
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Die aktuelle Diskussion des Begriffs Anerkennung als zentrales Element der
intersubjektiven Ontogenese und Statuierung im sozialen Kontext führt Axel Honneth
(1992, Kampf um Anerkennung) an.
31
„Das moralische Gesetz ist nämlich für den Willen eines allervollkommensten Wesens
ein Gesetz der Heiligkeit, für den Willen jedes endlichen vernünftigen Wesens aber ein
Gesetz der Pflicht, der moralischen Nöthigung, und der Bestimmung der Handlungen
desselben durch Achtung für dies Gesetz und aus Ehrfurcht für seine Pflicht. Ein
anderes subjectives Princip muß zur Triebfeder nicht angenommen werden, denn sonst
kann zwar die Handlung, wie das Gesetz sie vorschreibt, ausfallen, aber da sie zwar
pflichtmäßig ist, aber nicht aus Pflicht geschieht, so ist die Gesinnung dazu nicht
moralisch, auf die es doch in dieser Gesetzgebung eigentlich ankommt.“ (Immanuel
Kant, 1788, Kritik der praktischen Vernunft. Erster Theil. Elementarlehre der reinen
praktischen Vernunft. Erstes Buch. Die Analytik der reinen praktischen Vernunft.
Drittes Hauptstück. Von den Triebfedern der reinen praktischen Vernunft., Akademie
Ausgabe V, S. 82, Z. 8, http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/Kant/aa05/082.html, 7.2013)
„Der kategorische Imperativ ist also nur ein einziger und zwar dieser: handle nur
nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines
Gesetz werde.“ (Immanuel Kant, 1785, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten.
Zweiter Abschnitt. Übergang von der populären sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik
der Sitten., Akademie Ausgabe IV, S. 421, Z. 6, http://www.korpora.org/Kant/aa04/421.html,
7.2013)
32
Jean de La Fontaines, 1668-1693, Fabeln „Man muss sich gegenseitig helfen; die ist
ein Naturgesetz“
L'Ane et le Chien (http://www.jdlf.com/lesfables/livreviii/laneetlechien, 7.2014)
Der Esel und der Hund
(http://www.zeno.org/Literatur/M/La+Fontaine,+Jean+de/Versfabeln/Fabeln/Der+Esel+und+der+Hund , 7.2014)
Le Cheval et l'Ane (http://www.jdlf.com/lesfables/livrevi/lechevaletlane, 7.2014)
Das Pferd und der Esel
(http://www.zeno.org/Literatur/M/La+Fontaine,+Jean+de/Versfabeln/Fabeln/Das+Pferd+und+der+Esel, 7.2014)
33
Platon, (428-347 v. Chr.), Politeia (http://www.opera-platonis.de/Politeia3.html, 7.2014) Das
Muthafte (thymoeides) ist neben dem Begehren (epithymetikon) und der Vernunft
(logistikon) einer der drei Seelenteile bei Platon.
34
Peter Sloterdijk, 2006, Zorn und Zeit
35
Erich Fromm, 1974, Anatomie der menschlichen Destruktivität
36
Hannah Arendt, 1965, Vorlesungen (2007, Piper) (2009, Onomato)
37
Arno Gruen, 1987, Der Wahnsinn der Normalität
38
Sie das Kapitel „Bestimmungsstücke des Menschen“ im Dokument: 2012,
„Begriffsdefinitionen“.
39
Im weiteren Sinne sind auch Ameisen soziale Geschöpfe.
40
Eine einfache soziale Funktion wäre die hormonelle Bindungsregelung über Oxytocin
und Vasopressin oder den Neurotransmitter Dopamin bei Verliebten. Vgl. auch die
Dunbar-Zahl (Robin Dunbar; 1993; Coevolution of neocortical size, group size and
language in humans; in: Behavioral and Brain Sciences).
33-36
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41
?, ?, ?
42
?, ?, ?
43
?, ?, ?
44
Vgl. Dokument: 2014, „Erweitertes Empathiemodell“.
45
Vgl. auch Alice Miller.
46
Vgl. die Unterschiede der Sprachfähigkeit des Menschen gegenüber anderen Primaten
bei
Julia
Fischer
(2012,
Affengesellschaft)
(http://www.teleakademie.de/begleit/video_ta150215.php?xtmc=Julia%20Fischer&xtcr=1,
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/wie-kommunizieren-affen//id=660374/did=12563398/nid=660374/1i3vfw4/)
47
Peter Kafka, 1994, Gegen den Untergang
48
Hannah Arendt, 1965, Vorlesungen (2007, Piper) (2009, Onomato)
49
Siehe hierzu die indische Kultur (?, ?, ?), die nordamerikanischen indigenen Völker (?,
?, ?), die Afrikanischen Völker (?, ?, ?) oder im Besondern Jean Liedloff (1975, Auf
der Suche nach dem verlorenen Glück) und Frederick Leboyer (1981, Geburt ohne
Gewalt).
50
Hilfe meint hier alle essentiellen exogenen Ressourcen aus allen Sicherheit,
Versorgung und Anerkennung liefernden Bereichen auf körperlicher und geistiger
Ebene.
51
Dies ist identisch mit einem zu hohen (!) Serotoninspiegel.
52
Schmerz ist der Hinweisreiz, der topische, d. h. strukturelle Beschädigung signalisiert.
53
Ekel ist der Hinweisreiz, der ein systemisch, d. h. funktional wirkendes Toxin
signalisiert.
54
Hass ist der finale Hinweisreiz, der die Kombination aus einer existenziellen oder
essentiellen Zerstörung plus der expliziten Verweigerung von für die
selbstreferenzielle Selbstregeneration unabdingbar notwendigen Ressourcen aus dem
Umgebungssystem und damit der exogen verursachten Unmöglichkeit von
Regeneration und damit der expliziten und unumkehrbaren Opferung durch Schuldund Verantwortungsverschiebung hin zum Geopferten durch die Umwelt signalisiert.
55
Vgl. Arthur Janov, 2000, The Biology of Love (deutsch: Kapitel 14, Die
Schleusentheorie: http://www.dieontogenetischeseite.de/Die%20Biologie%20der%20Liebe%20II.htm)
56
Vgl. Jean Liedloff, 1975, The Continuum-Concept
57
http://de.wikiquote.org/wiki/Albert_Einstein
58
Hier ist das Böse im Sinne Hannah Arendts gemeint. Destruktion und das Böse sind
nicht identisch! Siehe hierzu das Kapitel „Das Absolut Böse“ im Dokument: 2012,
„Begriffsdefinitionen“.
(2012):
Über die Quantenmechanik in einem Brief an Cornelius Lanczos, 21. März 1942,
Einstein-Archiv 15-294, zitiert nach Einstein, Briefe, S. 65, zitiert nach Alice
Calaprice (Hrsg.): Einstein sagt, Piper-Verlag, München, Zürich 1996, ISBN 3-49203935-9, S. 146. Auch bei Dieter Hattrup:
http://www.katholischeaerztearbeit.de/uploads/pdf/hattrupdarwinmarialaachjan101.pdf (2012)
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68634659
59
Paul Watzlawick, 1976, Wie wirklich ist die Wirklichkeit, 1981, Die erfundene
Wirklichkeit, 1991, Das Auge des Betrachters
60
Der Fehler des Konzepts von Schuld und Sühne in Schuldgesellschaften liegt in der
unbedachten Gleichsetzung des deskriptiven und des normativen Aspekts: Der
deskriptive Aspekt beschreibt die Kausalität einer Tat bzgl. des handelnden Subjekts.
Der normative Aspekt bewertet die Wirkung einer Tat bzgl. des erleidenden Objekts.
Wird eine Tat normativ als schädigend für das erleidende Objekt eingestuft, und soll
eine Widerholung verhindert werden, so ist nicht der normative Aspekt sondern der
deskriptive Aspekt relevant. D. h. es ist kausal effektlos den Täter für den normativen
Aspekt zur Sühne zu zwingen, sondern die fehlenden Ressourcen für den deskriptiven
Aspekt sind dem Täter zur Verfügung zu stellen.
61
Vgl. Adam Smith, 1759, The Theory of Moral Sentiments und 1776, An Inquiry into the
Nature and Causes of the Wealth of Nations (https://en.wikisource.org/wiki/Author:Adam_Smith,
2013)
62
Stefano Battiston et al., 2012, DebtRank: Too Central to Fail? Financial Networks, the
FED and Systemic Risk (2.8.2012, http://dx.doi.org/10.1038/srep00541);
Danilo Delpini et al., 2013, Evolution of Controllability in Interbank Networks
(9.4.2013, http://dx.doi.org/10.1038/srep01626);
Tarik Roukny et al., 2013, Default Cascades in Complex Networks: Topology and
Systemic Risk (26.9.2013, http://dx.doi.org/10.1038/srep02759)
63
Leugnung oder Ignoranz gegenüber der Qualia des Anderen.
64
Leugnung oder Ignoranz gegenüber der Intentionalität des Anderen.
65
Leugnung oder Ignoranz gegenüber der durch Negentropie erzeugten Nichtautarkie
des Anderen.
66
Erich Fromm, 1974, Anatomie der menschlichen Destruktivität
67
Siehe Fußnote 1.
68
Die Gedächtnisspanne umfasst 7±2 Items (Begriffe die parallel im Kurzzeitgedächtnis
gehalten werden können), das gesamte Gehirn enthält ca. 10 bis 100 Mrd. Neuronen á
1000 bis 100.000 Synapsen, also mindestens 10 Billionen Synapsen. Wenn man dem
gesamten Gehirn ein Äquivalent von nur 10 Millionen bis 10 Milliarden Items
zuordnet, so ist die Gedächtnisspanne immer noch eine Million bis eine Milliarde
kleiner.
69
arte Dokumentation, 2010, Tschernobyl - Die Natur kehrt [nach 24 Jahren] zurück.
70
Die Intelligenz komplexer Systeme ist 1. durch Vernetzung, die physische
Wechselwirkung und informationelle Kommunikation erlaubt, 2. durch Diversität, die
als Voraussetzung für eine Wahl Handlungsfreiheit ermöglicht, und 3. durch einen
Wertekanon, der als Voraussetzung für eine Entscheidung zur Willensfreiheit befähigt,
bestimmt. Beispiel Internet: Das Internet bietet Vernetzung und Diversität in hohem
Maße, jedoch (noch) keinen Algorithmus der eine werthaltige Selektion erlauben
würde, weil bisher weder Wertesysteme definiert wurden, noch entsprechende
Algorithmen entwickelt wurden: Suchmaschinen arbeiten immer noch auf rein
syntaktischer Ebene (sie suchen bedeutungslose Buchstabenfolgen in Listen), bieten
also noch nicht einmal semantische Suche an (für spezialisierte Ausnahmen sie
https://de.wikipedia.org/wiki/Semantische_Suchmaschine); eine pragmatisches Antwortverhalten
35-36
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wird wohl erst eine starke Künstliche Intelligenz leisten können. Die Deregulation in
der neoliberalen Wirtschaftsordnung, die mit Margaret Thatcher 1979 begann,
zerstörte den Aspekt Wertekanon nachhaltig und machte das System dümmer als es
sein müsste!
71
Werteverfall: Fehlen oder Auflösung von 1. strukturelle untere und obere Schranken
wie
Mindestlohn,
Bedingungsloses
Grundeinkommen,
Maximalgehälter,
Maximallebenseinkommen, Maximalvermögen, Unternehmensgröße etc. und 2. die
Dynamik des Systems limitierende Systemparameter wie z. B. minimale
Transaktionsabgaben,
globalisierte
Fiskalabgaben,
ausnahmelose
Versicherungssysteme, Abhängigkeit der Einkommenssteuer zusätzlich vom Vermögen
etc.
72
Club of Rome, 1972
73
Peter Kafka, 1994, Gegen den Untergang
74
Colin Crouch, 2004, Post-Democracy
David Greaber, 2001, Toward an Anthropological Theory of Value: The False Coin of
Our Own Dreams, 2004, Fragments of an Anarchist Anthropology, 2011, Debt: The
First 5000 Year, 2015, The Utopia of Rules: On Technology, Stupidity, and the Secret
Joys of Bureaucracy
Die Enthüllungen von Edward Snowden ab 2013 und anderen Whistleblowern
Ulrich Beck, 1986, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne
75
Vgl. Dokument: 2014, „Erweitertes Empathiemodell“.
76
Jean-Paul Sartre, 1944-1945, Huis clos (Geschlossene Gesellschaft)
77
Siehe das Kapitel „Das Absolut Böse“ im Dokument: 2012, „Begriffsdefinitionen“.
78
Émile Durkheim, 1897, Le suicide
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