Was bringen pflanzliche Zusatzstoffe in der ökologischen Schweinehaltung? Dr. Werner Hagmüller LFZ Raumberg-Gumpenstein Institut für Biologische Landwirtschaft Wels Einleitung „Nahrung sei deine Medizin und Medizin deine Nahrung“ • Hippokrates, 377 v.Chr. Warum Kräuter? Die Verwendung von Pflanzen als „Hausmittel“ gilt als eine der ältesten Formen der Medizin Seit 1.1.2006 sind keine ALF mehr zugelassen • Auch in der konventionellen Schweinezucht großes Interesse an Alternativen Im Labor haben ätherische Öle von Kräutern erstaunliche Wirkungen • Bakterien, Viren, Pilze Der Darm spielt im Leben der Tiere eine bedeutende Rolle (Absetzen, Einstallen) • Stabilisierung der Darmgesundheit Interessanter Markt für Futtermittelfirmen KRÄUTER Futtermittelrecht Zusatzstoffe Werden dem Futter zugesetzt Dienen im besten Fall zur Gesundheitsstabilisierung Gesundheitsbezogene Angaben sind nicht erlaubt Arzneimittelrecht Arzneimittel Werden als Einzelsubstanzen oder als Mischung ohne Futter angeboten Dienen zur Heilung oder Linderung von Krankheiten Strenge Indikation, Dosierung, Wirkungs-nachweis, Gegenanzeigen Beispiele Arzneimittel – Futtermittel große Hürden auf dem Weg zur Arzneimittelzulassung • • • • Studien in mehreren Ländern Hohe Kosten Belege zur Freiheit von Nebenwirkungen Geringe finanzielle Erfolgsaussichten Phytogene Futterzusätze KRAUTDROGE Einfache Herstellung Höhere Einmischrate Verdaulichkeit wird beeinflusst Standardisierung kaum möglich Alle Effekte der Gesamtpflanze kommen zur Geltung EXTRAKT / ÄTHER. ÖL Komplexeres Herstellungsverfahren Dosierung gering Geruchlich / geschmacklich aktiv Exakte Einstellung auf eine Leitsubstanz • Bsp. Thymian Wirkung von KRÄUTERN Quelle: GOLLNISCH, 2002 Der praktische Tierarzt Was sagt die Wissenschaft Quelle: Westendarp, 2005 Quelle: GOLLNISCH, 2002 Quelle: GOLLNISCH, 2002 Phytogene Zusätze in der Mast (RICHTER et al., 2005) Kontrolle 300 g A Futterverzehr 100 99 LMZ 100 Futteraufwand ROPA 300 g A+E ROPA 500 g Enteroguard A 500 g Enteroguard A+E 95,8 96,7 99 97,9 92,2 96,4 97 100 101 103,8 100,3 102,1 Mastdauer 95,4 95,8 96,8 95,6 95,4 MFA 53,2 53,9 54,6 54,2 53,4 Kosten pro Tier 0 50 Ct. 1,20 € ? ? Phytogene Zusätze in der Mast (RICHTER et al., 2005) Kontrolle 300 g Spicemaster 500 g Spicemaster 500 g Biogrün Futterverzehr 100 100 101,4 99,1 LMZ 100 101,8 103,9 101,1 Futteraufwand 100 98 97,4 98 Mastdauer 90 88,4 87,5 89,1 MFA 51,7 52,3 51,3 51,4 Kosten pro Tier 0 55 Ct. 91 Ct. 1,56 € Quelle: EHRLINGER, 2007 Fazit Phytogene Zusätze Kräuter im Futter können Leistungsparameter positiv beeinflussen Das Potenzial reicht im Allgemeinen nicht an ALF heran Ein kritischer Blick auf Preis : Leistung lohnt allemal Studien sind dominiert von dem Wunsch nach Leistungssteigerung, es gibt kaum Gesundheitsangaben Eigene Untersuchungen führen ebenfalls zu einem uneinheitlichen Bild Empfehlungen für Betriebe, die ihr Optimum aufgrund unüberwindbarer Hindernisse nicht ausschöpfen können Pflanzen als ARZNEIMITTEL Aktuelle Rechtslage • Fertigarzneien (Tierarzneimittel!) dürfen vom Tierarzt angewendet und abgegeben werden (Stullmisan, Styptalbin, Colosan,...) • Humanarzneimittel dürfen nur bei Therapienotstand umgewidmet werden (WARTEZEIT!!) • Pflanzliche Zubereitungen (Tees, Extrakte,...) dürfen nicht zur Behandlung einer Krankheit eingesetzt werden Dadurch ist der Spielraum sehr eng geworden Zulässig wäre die Abgabe von Tees als Einzelfuttermittel ohne therapeutische Angaben „HAUSMITTEL“ Durchfallerkrankungen • Absetzen, Einstellen in die Mast Respiratorische Erkrankungen • Influenza, andere auch bakteriell bedingte Atemwegserkrankungen Geburtsnaher Zeitraum • MMA, schlechter Milchfluss, Verstopfung Immunsteigerung DURCHFALL Eichenrinde Abkochung, mind. 10 min Gerbstoffe schützen die Schleimhaut vor Anheftung von Schadkeimen Übermäßiger Einsatz führt zu schlechter Nahrungsaufnahme Tormentill Heidelbeeren Ferkeltorf Elektrolyte WHO Mischung: Glucose, Salz, Soda, Kaliumchlorid Anwendung über 5-7 Tage, ad libitum Aufnahme Atemwegserkrankungen Tees „Species Pectorales“ ÖAB Brusttee, Bronchialtee Kaltmazerat: „Eibischschleim“ Radix Altheae Tee und Mazerat lauwarm zusammenmischen, etwas Glucose zusetzen, ad lib. anbieten VORTEIL: neben der Wirksamkeit der Kräuter hilft auch die Flüssigkeitszufuhr Verabreichung von Tee MMA / schlechte Säugeleistung Milchbildungstee Enthält Anis, Fenchel, Kümmel, Brennessel Milde Verdauungsbeeinflussung Anregung des Milchflusses Flüssigkeitszufuhr Bitterstoffdrogen Durch Reizung der Zunge kommt es reflektorisch zur Magensaftsekretion Tinctura amara Wehrmuttee Enzianwurzeltee Immunsteigerung Entwurmung Echinacea purpurea Leuzea Carthamoides Purpursonnenhut Maralwurzel Eigene Versuche bei Ferkeln Derzeit Versuche bei PMWS Herbanthel Paramaxin Zusammenfassung An den großen Schrauben drehen Pflanzenheilkunde als Begleitmaßnahme immer sinnvoll Altes Wissen erhalten Lobbying für Phytotherapie, damit auch künftig der Einsatz von Pflanzen zu Heilzwecken möglich bleibt Erfahrung sammeln durch stetiges Versuchen DANKE !