Jacques Perrin und Nicolas Mauvernay präsentieren Faubourg 36 ein Film von Christophe Barratier mit Gérard Jugnot, Clovis Cornillac, Kad Merad Pierre Richard, Bernard-Pierre Donnadieu, Nora Arnezeder, Maxence Perrin Kinostart : 27. November 2008 Dauer : 120 min. www.faubourg36-lefilm.com FILMVERLEIH PATHÉ FILMS AG Neugasse 6, Postfach, 8031 Zürich T 044 277 70 83 F 044 277 70 89 [email protected] www.pathefilms.ch MEDIENBETREUUNG Esther Bühlmann Niederdorfstrasse 54, 8001 Zürich T 044 261 08 57 F 044 261 08 64 [email protected] KURZINHALT Mitte der 30er Jahre in Paris. Die Belegschaft des Musiktheaters „Chansonia“, kämpft darum, das geschlossene Haus mit einer eigenen Show wieder zu eröffnen – allen voran die drei Freunde Pigoil (Gérard Jugnot), Milou (Clovis Cornillac) und Jacky (Kad Merad). Als Pigoil das Sorgerecht von seinem Sohn Jojo (Maxence Perrin) entzogen wird, bricht für den arbeitslosen Bühnenarbeiter eine Welt zusammen. Die Show muss zum Erfolg werden, denn nur so hat er eine Chance, seinen Sohn zurückzubekommen. Mit der jungen Sängerin Douce (Nora Arnezeder) finden sie einen echten Star – doch auf Douce hat nicht nur Milou, sondern auch Galapiat, der Obergangster des Viertels, ein Auge geworfen. Nach einem anfänglichen Reinfall holen sich Douce und die Männer des „Chansonia“ Hilfe vom legendären Monsieur Radio (Pierre Richard), einem ehemaligen Starkomponisten. Mit seiner Hilfe stellen sie eine Show auf die Beine, wie sie Paris noch nie gesehen hat...! PRESSENOTIZ Nach dem überwältigenden Erfolg von „Les Choristes“, der in Deutschland die Herzen von über einer Million Kinobesucher eroberte, präsentiert Regisseur Christophe Barratier mit PARIS, PARIS ein Fest für Auge und Ohr, das nicht nur die vielen Liebhaber der französischen Hauptstadt begeistern wird! Wieder mit von der Partie sind „Monsieur Mathieu“ Gérard Jugnot und sein „Lieblingsschüler Pépinot“ Maxence Perrin. Hinzu gesellen sich Altstar Pierre Richard und Clovis Cornillac, der nicht zuletzt durch seine Rolle als „Asterix“ zum internationalen Star geworden ist. In ihrer ersten großen Kinorolle ist Shooting-Star Nora Arnezeder zu sehen, die schon jetzt als die Neuentdeckung des französischen Kinos gilt. Die Freundschaft eines Vaters zu seinem Sohn, der Zusammenhalt der Leute vom „Chansonia“ und – natürlich – die ganz große Liebe verknüpft Barratier gekonnt mit dem Hintergrund der 30er Jahre, einer in Frankreich politisch höchst turbulenten Zeit. Und auch die zahlreichen wundervollen, eigens für den Film komponierten Chansons tragen dazu bei, eine vergangene Epoche wieder auferstehen zu lassen. Clint Eastwoods Lieblings-Kameramann Tom Stern („Mystic River“, „Million Dollar Baby“) hat unvergessliche Bilder von einem Paris gefunden, die es so nur im Kino geben kann. Der perfekte (Vor-)Weihnachtsfilm zum Schwelgen und Genießen! 2 INHALT Paris, Polizeikommissariat am Quai des Orfèvres, Sommer 1936. „Der sieht gar nicht wie ein Mörder aus“, sagt einer der Polizisten, die den gerade eingelieferten Pigoil (GÉRARD JUGNOT), Bühnenarbeiter des Musiktheaters „Chansonia“ im Arbeiterviertel Faubourg, vor dem Verhör bewachen. In der Tat: Was hat den so harmlos wirkenden Pigoil in diese Lage gebracht? Pigoil erzählt dem Inspektor, wie alles kam – eine Geschichte von Freundschaft und Verrat, von Leidenschaft und Eifersucht, von Kommunisten und Faschisten – vor allem aber von der Liebe zur Musik… Pigoils Geschichte beginnt einige Monate zuvor, am Silvesterabend 1935. Im „Chansonia“ läuft gerade die große Silvestergala, doch richtig turbulent geht es hinter den Kulissen zu: Der Beleuchter Milou (CLOVIS CORNILLAC), überzeugter Kommunist, ruft die Belegschaft wegen ausstehender Löhne zum Streik auf, Pigoil muss erfahren, dass seine Frau ihn wegen eines Sängers aus dem Ensemble verlassen will, und der Direktor des Theaters bekommt ungebetenen Besuch – von Galapiat (BERNARD-PIERRE DONNADIEU). Galapiat, der „Pate“ des Viertels, nach außen hin wohlanständiger Geschäftsmann, in Wirklichkeit aber Miethai und Erpresser, stellt dem Direktor ein Ultimatum: seine Schulden bezahlen oder ihm das „Chansonia“ übertragen. In seiner Not unterschreibt der Direktor – und erschießt sich, als es Mitternacht schlägt... Doch dies ist nicht das Ende des „Chansonia“. Im Frühjahr drauf trommelt Jacky (KAD MERAD), der frühere Sandwichman des Theaters, die einstige Belegschaft zusammen, um im leerstehenden Theater eine neue Show aufzuziehen – ihr Star soll Jacky sein, der sich für einen begnadeten Imitator und Komiker hält. Milou und die anderen sind dabei, doch einer fehlt: Pigoil...! Verlassen von seiner Frau und ohne Job, hat ihn der Lebensmut verlassen – er verbringt seine Tage zuhause, im Suff. Nur durch das Geld, das sein Sohn, der achtjährige Jojo (MAXENCE PERRIN) als Akkordeonspieler erbettelt, kommen sie überhaupt über die Runden – das Instrument zu spielen, hat er bei dem spleenigen Monsieur Radio (PIERRE RICHARD) gelernt, der früher ein bekannter Künstler war, doch seit 20 Jahren nicht mehr aus dem Haus gegangen ist und nur über das Radio Kontakt zur Außerwelt hat. Doch dann wird Jojo von der Polizei erwischt und sogleich zu seiner Mutter gebracht, die inzwischen neu geheiratet hat und in der Provinz lebt. Der geschockte Pigoil erfährt von einem schnöseligen JugendamtsInspektor, dass er Jojo nicht sehen darf und sich ums Sorgerecht erst wieder zu bemühen braucht, wenn er geregelte Arbeit gefunden hat. Und obwohl er nicht an den Erfolg von Jackys Unternehmung glaubt, macht Pigoil mit – ist es doch seine einzige Chance, Jojo zurückzuholen... Anstatt ihnen die Schlägertrupps seiner rechtsradikalen Partei S. O. C. auf den Hals zu hetzen, lässt Galapiat sie gewähren – er hat politische Ambitionen und ist um ein besseres Image im Viertel bemüht. Fieberhaft renovieren die Männer das Theater und suchen nach Künstlern für ihre Revue. Da steht plötzlich die junge Sängerin Douce (NORA ARNEZEDER) auf der Bühne. Weil sie schöne Beine hat, wird sie als Ansagerin für die einzelnen Auftritte engagiert. Ohne es sich eingestehen zu wollen, ist Milou von ihr fasziniert; das ist allerdings auch Galapiat, der sie zufällig vor dem Theater trifft und sich ihr sogleich als Beschützer anbietet. Bei der Premiere wird Douce zum Star. Nachdem Jackys erbärmliche Imitationen von Flugzeug, Ente und Frosch vom Publikum ausgebuht wurden, rebellieren die Zuschauer und fordern: Sie soll singen! Das tut Douce, zunächst noch mit stockender Stimme, und reißt mit dem Lied „Loin de Paname“ das ganze Haus zu Beifallsstürmen hin. Nach der Vorstellung führt Milou sie aufs Dach des Theaters; sie blicken über die Dächer von Paris und es kommt – fast – zu einem ersten Kuss. Doch der Erfolg ist nicht von Dauer: Zwischen Galapiats Zudringlichkeiten und der beginnenden Liebe zu Milou hin- und hergerissen, gesteht Douce Pigoil weinend ein, dass sie gehen wird; nicht zuletzt, weil sie das Angebot eines Produzenten hat, sie ganz groß herauszubringen. Ohne Douce ist die Show jedoch zum Scheitern verurteilt, und nach einer besonders miesen Vorstellung prügeln sich nicht nur Milou und Jacky hinter der Bühne, auch Pigoil flippt regelrecht aus, erklettert die Leuchtreklame an der Fassade und stürzt hinunter. Schwer verletzt, wird er ins Krankenhaus gebracht, während im „Chansonia“ die Lichter ausgehen. 3 Wieder steht das „Chansonia“ leer. Doch die Gemüter der Pariser sind ohnehin ganz von der Politik eingenommen. Die Bildung der neuen linken „Volksfront“-Regierung wird von Massenstreiks begleitet, und auf beiden Seiten wird heftig agitiert. Auch Galapiat hat eine Parteiversammlung einberufen, die Jacky mit humoristischen Einlagen auflockern soll. Doch Milou und der wieder genesene Pigoil, die sich ins Publikum geschmuggelt haben, erleben, wie sich Jacky auf offener Bühne gegen Galapiat stellt und ihn als Lügner beschimpft, und retten ihren alten Freund vor dem folgenden Tumult. Da tritt Monsieur Radio auf den Plan: Er hatte Douce im Radio singen hören – einen seiner alten Erfolge – und fasst einen Entschluss: Douce muss zurückkehren, um das „Chansonia“ zu retten! Und er schreibt dazu die Lieder. Also tritt er, noch etwas staksig, nach zwei Jahrzehnten wieder vor die Tür, sucht Douce nach einem umjubelten Auftritt in ihrer Garderobe auf und zeigt ihr ein altes Medaillon mit dem Porträt einer Frau, die Douce erstaunlich ähnlich sieht... Die Proben für den zweiten Anlauf beginnen, und unter der Leitung von Monsieur Radio wandeln sich die Amateure rasch zu echten Profis. Nur Pigoil fehlt zunächst noch. Verzweifelt darüber, dass er von Jojo in all den Monaten keine einzige Nachricht erhalten hat, haust er in seiner leeren Wohnung – die Möbel sind längst gepfändet – vor sich hin. Doch eines Abends hört er Musik unter seinem Fenster. Die Straßenmusikanten sind keine anderen als Milou und Jacky. Und sie haben als Überraschungsgast Jojo dabei, der, sein Akkordeon spielend, zu ihnen tritt! Sie hatten den Jungen mit viel Überredung von der Mutter losgeeist, und nach Monaten sind Vater und Sohn endlich wieder vereint. Voller Elan werfen sich die Leute vom „Chansonia“ in die Proben zu Monsieur Radios Musicalrevue „Faubourg 36“, ihre Anstrengungen werden in der Presse und der Wochenschau interessiert beobachtet – und die Show mit Pigoil, Jacky, Milou und Douce in den Hautrollen wird ein riesiger Erfolg: Spätestens bei der mitreißenden Schlussnummer „Partir pour la mer“ hält es niemanden mehr auf den Sitzen. Dann war doch alles in bester Ordnung?, unterbricht der Inspektor an dieser Stelle Pigoils Bericht. Pigoil seufzt – und erzählt das Ende der Geschichte... 4 PRODUKTIONSNOTIZEN Der Beginn von PARIS, PARIS liegt schon einige Jahre zurück: Mitte der 90er Jahre traten der Komponist Reinhardt Wagner und der Texter Frank Thomas an Jacques Perrins Pariser Produktionsfirma Galatée Films heran – mit eine Reihe von Chansons im Stil der 30er Jahre im Gepäck und der Idee, diese Chansons als Rückgrat für ein Kino-Musical zu verwenden. Über die Jahre entstanden unter Federführung von Perrin und seinem Partner bei Galatée, Christophe Barratier, diverse Treatments und Drehbuchentwürfe. Doch erst nachdem Barratier „Les Choristes“ gedreht und nach Fertigstellung des Films ein volles Jahr mit der Promotion des Film in Frankreich und im Ausland verbracht hatte, fand er wieder die Zeit, sich um das fast schon vergessene Projekt zu kümmern. Ungeachtet der Rummels um den grandiosen Erfolg von „Monsieur Mathieu“ ging Barratier mit den halbfertigen Ideen für das Musical in Klausur – und kam mit der Idee für die Story von PARIS, PARIS wieder hervor: die Geschichte der Männer vom Vorstadttheater „Chansonia“, die ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen und trotz aller Widrigkeiten ihr geschlossenes Musiktheater mit einer selbst geschriebenen Revue wiedereröffnen... Als Barratier das Drehbuch schrieb, hatte er für die meisten Hauptrollen ganz bestimmte Schauspieler im Hinterkopf – zunächst Gérard Jugnot, Hauptdarsteller seines Spielfilmdebüts „Les Choristes“, dem er die Rolle des gutherzigen Pechvogels Pigoil auf den Leib schrieb. „Zwischen uns ist bei den Dreharbeiten seinerzeit eine Freundschaft fürs Leben entstanden“, erklärt Barratier: „Da war es nur ganz natürlich, dass ich wieder mit ihm zusammenarbeiten wollte.“ Aus dem Ensemble von „Les Choristes“ sind auch wieder Kad Merad und Maxence Perrin dabei. Merad, der damals die Nebenrolle von Mathieus Kollegen gespielt hatte, war auch der erste, den Barratier für sein neues Projekte rekrutierte: mit dem Versprechen einer großen Rolle, die nicht nur Merads Talent als Komiker zeigen würde, sondern auch tragische Züge haben sollte. Der junge Maxence Perrin, Barratiers Cousin (und Jacques Perrins Sohn), der damals als Waisenjunge Pépinot zu sehen war, taucht in PARIS, PARIS als Pigoils Sohn Jojo auf. Für die Rolle lernte Maxence Perrin eigens Akkordeon zu spielen. Auch für die Rolle des Arbeiterführers und notorischen Herzensbrechers Milou hatte Barratier jemand bestimmtes im Auge: Clovis Cornillac, der es gerade mit „Asterix bei den Olympischen Spielen“ zu nationalem Ruhm gebracht hatte. Barratier: „Ich kannte ihn persönlich nicht, aber ich hatte schon lange Lust, einmal etwas mit ihm zusammen zu machen. Die Rolle habe ich für ihn geschrieben; ich konnte mir von Beginn an tatsächlich niemand anderen als Milou vorstellen – und glücklicherweise hat er zugesagt!“ Und für die Rolle des geheimnisvollen Eremiten „Monsieur Radio“, der im weiteren Verlauf der Geschichte eine entscheidende Rolle spielen soll, gelang es Barratier, die Kinolegende Pierre Richard, KomödienSuperstar der 70er Jahre, zu verpflichten – in einem Part, der Richards Spektrum an Rollen um eine weitere, recht ungewöhnliche Facette erweitert. Nun ist PARIS, PARIS aber nicht nur die Geschichte eines Musiktheaters, es ist auch – oder vor allem? – eine Liebesgeschichte. Die Suche nach der perfekten Besetzung für die junge Sängerin Douce, die sich im Zentrum einer dramatischen Dreiecksgeschichte wiederfindet, gestaltete sich unerwartet schwierig. Denn zu Beginn der Castings stellte sich Barratier „seine“ Douce noch als 30-jährige vor, und erst nach und nach wurde die Douce seiner Vorstellung zu einer jungen Debütantin. Den letzten Ausschlag für diesen Sinneswandel gab Nora Arnezeder, die sich bei einem der Castings vorstellte: eine gerade 17-jährige, die zwar schon an renommierten Schulen Gesangs- und Schauspielunterricht genommen, aber noch nie in einem Kinofilm mitgespielt hatte. Arnezeders tatsächliche Unerfahrenheit, gepaart mit einem enormen schauspielerischen Talent und einer wundervollen Stimme, verliehen Douce eine Authentizität, die ihre Debütrolle nicht nur für sie, sondern auch für den Rest des Filmteams zu einer ganz besonderen Erfahrung machte. Doch wie sollte man die künstlerische Vision Barratiers eines unglamourösen, ganz normalen und dabei doch zauberhaft irrealen Vorstadt-Paris der 30er Jahre in einen Kinofilm umsetzen? Barratier hatte schon lang die Arbeit des Kameramannes Tom Stern bewundert, der zuletzt Clint Eastwoods Regiearbeiten von „Mystic River“ bis „Letters From Iwo Jima“ ins Bild gesetzt hatte. Barratier erfuhr, dass Stern nicht nur mit einer Französin verheiratet ist, sondern auch ein Haus im Département Gers bei Bordeaux besitzt: „Da sagte ich mir: Ein Amerikaner aus dem Gers kann nicht ganz verkehrt sein!“ In Sterns Landhaus stellte Barratier ihm auch seine Ideen für die Bilder von PARIS, PARIS vor: „Ich wollte ein kontrastreiches Licht habe, eines, bei dem die Konturen klar hervortreten, mit nuancierten, teils ganz unwirklichen Farben, so, wie er es zum Beispiel bei ,Flags Of Our Fathers’ geschaffen hatte.“ Über Gänseleberpastete und Armagnac und beim Ballspielen mit Sterns Hund kam man sich rasch näher – mit dem Ergebnis, dass Stern für PARIS, PARIS anheuerte und so erstmals an einer rein europäischen Produktion mitwirkte. 5 Für Christophe Barratier und seinen Szenenbildner Jean Rabasse war früh klar, dass es nicht in Frage kommen würde, in Paris selbst zu drehen – mangels geeigneter Originalschauplätze, aber auch „um nicht das Gefühl zu haben, jeden Morgen ins Büro zu gehen“, wie Barratier sagt. Nach Vor-Recherchen in mehreren europäischen Ländern entschied man sich schließlich, in der tschechischen Republik zu drehen. In der Nähe von Prag wurde ein extrem aufwendiges Filmset errichtet, das unter anderem die Häuser von Pigoil und Monsieur Radio, die Wäscherei der Viertels und natürlich das „Chansonia“ umfasste. Die Fassade des Theaters am Set und der Innenraum im Studio wurden so detailliert ausgestattet, dass selbst für die Filmcrew die Illusion perfekt war. Als Barratier bei Rabasse anrief, um sich seiner Mitarbeit zu versichern, war dieser gerade in Las Vegas, wo er die Ausstattung der Cirque-du-Soleil-Show „Love“ entwarf – ein weiter Weg bis ins Paris der 30er Jahre. Um Dekors und Bauten richtig hinzubekommen, vertiefte sich Rabasse als erstem Schritt in die Recherche: „Ich sammle zunächst so viel wie nur möglich, studiere Bücher, gucke Filme und häufe tausende von Fotos an. Ich muss erst einmal alles dokumentieren, um so ein Gefühl für die Zeit zu bekommen. Und wenn ich diesen Überblick habe, vergesse ich das alles wieder und mache eigene Entwürfe!“ Das Herzstück des Films sind aber natürlich die Chansons, mit denen alles begonnen hatte. Dabei sind aus der ursprünglichen Liedersammlung von Reinhardt Wagner und Frank Thomas nicht mehr als ein halbes Dutzend Stücke im fertigen Film übrig geblieben; dafür kamen während der Entwicklung des Drehbuchs laufend neue hinzu, darunter auch die große Schlussnummer „Partir pour la mer“, einer der absoluten Höherpunkte des Films. Am Ende hatten Wagner und Thomas an die 60 Chansons verfasst, von denen – neben Wagners umfangreicher orchestraler Filmmusik – ein gutes Dutzend in der Endfassung von PARIS, PARIS vorkommen. 6 HISTORISCHER HINTERGRUND: FRANKREICH IM JAHR 1936 Im Jahr 1936 gab es zum ersten Mal in der Geschichte der 3. Französischen Republik (also die Zeit zwischen dem Ende des 2. Kaiserreiches 1870 und dem deutschen Einmarsch 1940) eine Regierung unter Führung der Sozialisten, gebildet aus Sozialisten (SFIO), Kommunisten (PCF), die sich nach jahrelanger Feindschaft bereits seit 1934 einander angenährt hatten und der Radikalen Partei (Parti radical). Im Januar 1936 wurde ein gemeinsames Programm verkündet, das der so genannten Volksfront (frz.: „Front populaire“) aus SFIO, PCF und Parti radical bei den Wahlen am 26. April und 3. Mai 1936 zu einem spektakulären Sieg verhalf: Sie gewannen fast zwei Drittel der Mandate in der Nationalversammlung. Da Léon Blum, Kandidat der Sozialisten für das Amt des Ministerpräsidenten, aber das reguläre Ende der Legislaturperiode abwarten wollte, anstatt gleich nach der Wahl eine neue Regierung zu bilden, kam es zu weitreichenden Streiks unter der Führung der kommunistischen Gewerkschaft CGT, die die sofortige Umsetzung der Wahlversprechen einforderten. Bis zur Bildung der neuen Volksfront-Regierung (frz.: „Front populaire“) am 4. Juni 1936 hatte das Land mehrwöchige Massenstreiks und Betriebsbesetzungen erlebt. Dabei wagten es nur wenige Fabrikbesitzer – so wie im Film die Chefs der bestreikten Wäscherei, die Schlägertrupps anheuern – aktive Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wie in der Wäscherei, organisierten die Streikenden in vielen Betrieben und Fabriken Tanzveranstaltungen und Theateraufführungen; schon den Zeitgenossen galten die Arbeitsniederlegungen, die zum Teil noch Wochen über Blums Regierungsantritt hinaus andauerten, vielerorts eher als verlängerte Siegesfeiern denn als klassische Streiks. Nicht zuletzt diese Demonstration der Macht von Gewerkschaften und Arbeitnehmern ermöglichte es Blum, weitreichende Sozialreformen durchzusetzen. Zu den wichtigsten Reformen der Volksfront-Regierung gehörten die staatliche Anerkennung der Gewerkschaften als Vertreter der Arbeiterschaft, die Einrichtung von Betriebsräten in Unternehmen, sofortige, gesetzlich vorgeschriebene Lohnerhöhungen um bis zu zehn Prozent, die Einführung der 40Stunden-Woche und ein gesetzlicher Anspruch auf bezahlten Urlaub. So hatten Arbeiter und Angestellte 1936 zum ersten Mal – durch den neu eingeführten bezahlten Urlaub und dank ebenfalls neu eingeführter verbilligter Urlauber-Zugfahrkarten – die Möglichkeit, in die Ferien zu fahren, wie etwa ans Meer; worauf sich die Musical-Nummer „Partir pour la mer“ bezieht. Die Zeit der Volksfrontregierung (die bereits 1938, nach mehreren Krisen, endgültig auseinanderbrach) war von großer politischer Polarisierung geprägt; eine regelrechte Kampagne vieler bürgerlicher und rechtsgerichteter Medien richtete sich insbesondere gegen Blum, der Jude war; so erlebte Frankreich 1936 eine in ihrer Heftigkeit nie gekannte Welle des Antisemitismus – von der im Film Galapiat mit seiner (fiktiven) Partei S. O. C. zu profitieren sucht. 7 INTERVIEW GÉRARD JUGNOT Waren Sie überrascht, als Christophe Barratier Ihnen die Rolle des Pigoil in PARIS, PARIS anbot? Überrascht nicht, aber gerührt war ich schon. Es kommt ja oft vor, dass ein Regisseur nach seinem Erstlingsfilm etwas anderes ausprobieren will, selbst wenn alles gut gelaufen ist und der Film ein Erfolg war. Hier war es zum Glück anders. Christophe und mich verbindet die gemeinsame Liebe zum klassischen französischen Kino, lebensnahe, um wunderbare Dialoge herum aufgebaute Geschichten mit starken Hauptrollen und markanten Nebenrollen. Und außerdem ist Christophes Existenzangst sogar noch größer als meine – das verbindet! Ich hatte ihm niemals richtig dafür gedankt, dass er mir die Rolle des Clément Mathieu gegeben hatte, und nun übertrumpft er das noch mit dieser wunderbaren Rolle. Es ist, als ob ich einen festen Platz in seiner Phantasie, in seiner Vorstellung vom Kino hätte. Was für ein Typ ist dieser Pigoil? Pigoil ist ein echter Pechvogel – von seiner Frau betrogen, dann verlassen, schließlich von seinem Sohn getrennt. Aber er schafft es immer wieder, da herauszukommen, dank seiner Freunde und dank der Liebe zu seinem Sohn. Ich habe etwas übrig für diese Art Mensch, die hinfällt und gleich wieder aufsteht. Und ich mag die Herausforderung, die in einer solchen Rolle liegt: jemanden darzustellen, dem alle möglichen Schicksalsschläge widerfahren und der doch die Kraft findet, sich von neuem seine Würde zu erkämpfen, so dass er sich wieder im Spiegel anschauen kann. Bei Pigoil ist man sehr weit weg von den komischen Rollen, mit denen Sie in Frankreich berühmt geworden sind... Ich habe Glück, dass ich auch Bösewichter und respektable Leute spielen durfte; „Monsieur Batignole“ und „Les Choristes“ haben mein Image grundlegend verändert. Wobei es sehr lustig ist zu sehen, wie man wahrgenommen wird. Im Ausland bin ich fast nur als Monsieur Mathieu bekannt und man sieht mich in keinster Weise als Komödianten. Gab es Szenen, die Ihnen Sorge bereiteten? Ja, die Szenen, in denen geweint wird. Davon gibt es im Film ja einige, und da ich eher der zugeknöpfte Typ bin, habe ich mit solchen Sachen meine Schwierigkeiten – das Sentimentale versuche ich immer eher zu umgehen. Aber auch hier hat Christophe mir viel beigebracht. Nämlich? Was die Notwendigkeit von großen Emotionen im Film betrifft. Und auch, wie die Musik diese Emotionen begleiten und verstärken kann, und zwar nicht erst im fertigen Film, sondern auch schon bei den Dreharbeiten. Wenn er mir eine Szene, eine Reaktion, eine bestimmte Emotion meiner Figur erklärte, spielte er mir auch Musik dazu vor, die das Entsprechende zum Ausdruck brachte. Das hat mir sehr geholfen. Man darf ja nicht vergessen, dass er ein großer Musiker mit klassischer Ausbildung ist. Er liebt die Musik und das Kino gleichermaßen, und das zeigt sich auch an der Art, wie er seine Geschichten aufbaut; man könnte sagen, wenn „Les Choristes“ ein Klavierkonzert war, dann ist PARIS, PARIS eine Sinfonie. 8 INTERVIEW CLOVIS CORNILLAC Wie würden Sie Ihre Filmfigur Milou beschreiben? Er glaubt an den sozialen Fortschritt, und er ist ein fröhlicher Typ, ein echter Lebenskünstler. Er hat eine große Klappe, aber auch feste Überzeugungen dahinter, und das verleiht ihm etwas Edles. Es verkörpert diesen Arbeiter- und Handwerkeradel, der in unserer modernen Welt nach und nach verschwindet, in der der Erfolg des Einzelnen und die Vorherrschaft des Geldes alles sind – wie es uns die Medien ständig eintrichtern. Milou lebt tatsächlich diese romantische Illusion, die der Kommunismus damals noch war. Und dieser Glaube an eine bessere Welt erschien damals ja gar nicht so utopisch, denn mit dem Erfolg der Volksfront trug der Kampf ja tatsächlich Früchte. Was sprach sie besonders an der Rolle an? Ich mag an Milou vor allem, dass seine heldenhafte Fassade auch Risse hat. Seine großspurigen Behauptungen und seine ganzen kleinen Lügen zeigen sehr gut, wie man immer zwischen dem, was man ist und dem, was man gern wäre, hin- und hergerissen ist. Und auch seine Verletzlichkeit in Liebesdingen hat ihn mir nahegebracht. Ich denke, auch das Publikum wird ihn ins Herz schließen. Er ist der Kumpel, den man gerne hätte, auf den man sich verlassen kann. Er ist eine Nervensäge, aber dabei jemand, dem man vertrauen kann. Mit so einem Kerl an der Seite zieht man gerne in die Schlacht! Sieht man Milou, denkt man automatisch an Jean Gabins Filmrollen als Proletarier in seinen jungen Jahren... Ich habe nicht versucht, ihn zu imitieren, aber mit Gabin und seinen Filmen bin ich groß geworden. Außerdem ist mir das auch von meiner Familiengeschichte her nahe: Ich komme aus diesem Milieu, ich bin also diese Art zu denken, diese Verhaltensweisen gewohnt; ich habe sie als Kind erlebt, und zwar sowohl in Gabins Filmen als auch bei meinen Großeltern. Dieses Erbe zeigt sich naturgemäß, wenn der Film oder die Figur das hergeben – ich musste nicht über meine Rolle nachdenken, weder bei der Vorbereitung noch beim Dreh selber. Wie haben Sie Christophe Barratier bei den Dreharbeiten erlebt? Ich habe sehr gern mit ihm zusammengearbeitet, weil er freigiebig und enthusiastisch ist, gleichzeitig aber auch sehr wachsam und sehr fordernd. Am Set konnte ich sehen, wie er den Schauspielern genau zuschaute, und es ist einfach angenehm zu spielen, wenn man weiß, dass sich jemand so intensiv mit dem Ergebnis auseinandersetzt. Und er hat es einfach raus, sich mit guten Leuten zu umgeben – was immer ein Zeichen von großer Intelligenz ist. Er motiviert einen, wenn man bei einem so wohldurchdachten Projekt wie PARIS, PARIS dabei sein kann. – Christophe zeichnet besonders aus, dass er authentisch ist, in dem, was er ist und was er mag. Ihm liegt das Populäre im Blut. Er bewegt die Leute mit dem, was ihn bewegt, und er berührt sie mit dem, was ihn berührt. Er trickst nie und er verstellt sich nie. 9 INTERVIEW KAD MERAD Wann sprach Christophe Barratier Sie zum ersten Mal auf PARIS, PARIS an? Volle drei Jahre, bevor wir zu drehen anfingen! Zu dem Zeitpunkt war „Les Choristes“ gerade herausgekommen. Er erzählte mir von seinem Filmprojekt, das in den 30er Jahren spielte – und er erzählte mir auch schon von meiner Rolle, und dass dieser Jacky das komische Element in der Geschichte ist. Ich fühlte mich sehr geschmeichelt, dass er an mich gedacht hatte, als er diese Rolle schrieb. Es war wirklich eine tolle Sache, von Beginn an Teil eines solchen Projektes zu sein und für mich eine ganz neue Erfahrung. Jacky hält sich für einen tollen Komiker, aber seine Imitationen von Frosch bis Flugzeug sind erbärmlich – ist es einem beim Dreh eigentlich peinlich, „schlecht“ zu spielen? Es war so: Christophe fragte mich, ob er eine Idee klauen dürfte, die er aus einem unserer Sketche kannte. Oliver und ich [das Komikerduo „Kad & Olivier“] hatten uns einen Imitator ausgedacht, der einfach immer dieselben Geräusche macht, egal, was er imitiert – bei ihm hören sich Auto, Flugzeug, Zug immer gleich an...! Diese Idee eines völlig verunglückten Auftritts hat er in den Film übernommen. Was die Frosch-Imitation betrifft, war klar, dass sie wirklich bodenlos schlecht sein müsste. Als Schauspieler habe ich schon vor langer Zeit gelernt, dass man sich nicht vor der Peinlichkeit fürchten darf. Mit Olivier zusammen habe ich so viele peinliche Sachen gemacht, dass ich mir diese Frage gar nicht mehr stelle. Und wenn es sein muss, koste ich die Peinlichkeit auch bis zum Letzten aus. Ich denke dabei an die Zuschauer des fertigen Films, und nicht an die Truppe, die mir am Set beim Herumhüpfen zuschaut. Gab es Szenen, vor denn Sie Respekt hatten? Natürlich – nicht zuletzt, weil ich mit genau diesen Szenen angefangen habe, vor allem Jackys Auftritt bei der Versammlung von Galapiats Partei. Von einem Tag auf den anderen fand ich mich in Prag wieder, in einer riesigen Flugzeughalle, in der hunderte von Tschechen saßen, die kein einziges Wort von dem, was ich sagte, verstanden, die aber auf Kommando lachen mussten, wenn der Regieassistent ihnen das Zeichen gab – während ich auf der Bühne rassistische Witze riss! Mir war wichtig, dass man spürt, dass Jackys Auftritt auf der Parteiversammlung eigentlich ein Unfall ist. Er hat die vermeintliche Chance seine Lebens bekommen, endlich einmal vor einem großen Publikum aufzutreten – und da achtet er einfach nicht mehr auf die äußeren Umstände. Welche Momente von den Dreharbeiten sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben? Der erste Abend in Prag. Wir saßen alle zum Abendessen an einem riesigen Tisch auf der Terrasse eines italienischen Restaurants, das bald zu unserem Hauptquartier wurde. Alle waren da. Er war ein erhebender Moment. Man hatte den Eindruck, wir wären eine Theatertruppe, nur das wir noch nie zusammen gespielt hatten! Und natürlich das „Chansonia“ – das war nicht nur eine Kulisse, das war ein richtiges Theater! Und schließlich die Weinproben im Wohnwagen von Gérard, der aus seinem privaten Weinkeller einige Flaschen mitgebracht hatte...! 10 INTERVIEW NORA ARNEZEDER Wann haben Sie zum ersten Mal von PARIS, PARIS gehört? Als ich Christophe Barratier und die Casting-Agentin des Films traf. Christophe erzählte mir ein wenig von der Story und von der Rolle der Douce, er sagte aber auch gleich, dass er mich eigentlich zu jung für diese Rolle fände; er sah Douce als jemanden von 25 oder 30 Jahren. Das hat mich natürlich enttäuscht, aber er schlug vor, ich könne doch ein paar Gesangsproben abliefern und er würde schauen, ob sich eine kleine Rolle für mich fände. Doch dann schickte er mir irgendwann das Drehbuch mit der Bemerkung, er wolle mit mir eine Schauspielproben machen, und zwar für Douce! Ich dachte zunächst, das wäre dann ja wohl doch keine so große Rolle, aber als ich dann das Skript las, tauchte des Name Douce praktisch auf jeder Seite auf! Ich war überglücklich. Wie lief die Schauspielprobe? Ich hatte unglaubliches Lampenfieber, viel schlimmer als bei den Gesangsproben, weil das ja noch eher spielerisch gewesen war. Aber jetzt ging es ja darum, um die Hauptrolle zu kämpfen, und das war etwas ganz anderes! Ich sagte mir vorher ständig: Er wird mich nicht für die Richtige halten, er wird mich in der Rolle nicht gut finden… Und danach kamen all diese Wochen des Wartens – das war grausam! Wie würden Sie Douce beschreiben? Sie ist eine ziemlich komplexe Figur, voller Nuancen. Sie ist willensstark und möchte Erfolg haben, aber sie ist ganz bestimmt kein Emporkömmling. Sie hat Ehrgeiz, aber sie ist nicht berechnend. Bei ihr ist es eine Mischung aus Zerbrechlichkeit und Entschlossenheit. Sie ist in Milou verliebt, aber gleichzeitig möchte sie nicht, dass Galapiat leidet, von dem sie weiß, dass er sie mag und der ihr geholfen hat. Und schließlich hat sie einfach auch Angst, sich zu verlieren. Das ist auch der Grund für ihre Entscheidung, das „Chansonia“ zu verlassen, weil diese Bürde für ein Mädchen von noch nicht einmal 20 Jahren einfach zu schwer zu tragen ist. Douce ist mutig, gleichzeitig fehlt es ihr an Selbstvertrauen. Diese Persönlichkeit hat mich sehr angesprochen; ich fühlte mich ihr sehr nahe. Wie kamen Sie mit den anderen Ensemblemitgliedern zurecht? Ich war beeindruckt, ganz klar. Aber unter all diesen wunderbaren Kollegen empfand ich eine besondere Beziehung zu Pierre Richard. Wir lieben beide Jazz, und wenn man seine große Karriere einmal beiseite schiebt, sieht man ihn einfach als das, was er ist: ein großzügiger, freundlicher und unkomplizierter Mensch. Ich erinnere mich besonders an die Szenen, in denen er das Orchester dirigierte, während ich auf der Bühne stand und sang. Er betrachtete mich mir so viel Zärtlichkeit und Zuneigung. Wie ging es ihnen, als die Dreharbeiten vorbei waren? Es war seltsam. Der Drehschluss hatte mich sehr bewegt, es war richtig brutal, aufhören zu müssen. Es war mein erster Kinofilm, und nachdem dieser Kokon aufgeplatzt war, in dem man sich die ganze Zeit befunden hatte, war es schmerzhaft, in die Realität zurückzukehren. Es fiel mir wirklich schwer, mich von der Rolle wieder loszulösen, und sie ist auch nach wie vor ein kleiner Teil von mir. Und ich glaube auch, dass sie mich niemals ganz verlassen wird. Ich singe immer noch jeden Tag die Lieder aus PARIS, PARIS – sie wollen mir einfach nicht aus dem Kopf verschwinden. Und als ich den fertigen Film zum ersten Mal sah, kam es mir so vor wie der Beginn von Etwas, geradezu wie eine Wiedergeburt. 11 INTERVIEW PIERRE RICHARD Erklären Sie uns Ihre Filmfigur, den mysteriösen „Monsieur Radio“... Zunächst sieht man ihn als einen müden alten Mann, der sich vom Leben losgesagt hat. Doch dann hört er eines Tages die Stimme einer jungen Frau im Radio, die eines seiner alten Lieder singt; ein Lied, das er einst für die Frau geschrieben hatte, die er liebte. Dass sie ihn verließ, war der Grund dafür, dass er sich völlig abgeschottet hat. Aber plötzlich bricht wieder die Lebensfreude aus ihm hervor, er wird durch dieses Lied regelrecht wiedergeboren. Er macht sich auf, das Mädchen zu finden und das kleine Musiktheater mit seinem Talent und seinen Kompositionen zu retten. Mich hat diese Persönlichkeit sehr bewegt, gerade wie er von neuem entflammt. Sein Herz war eben doch noch nicht ganz erloschen, und seine Leidenschaft für die Musik war immer da und hat nur auf die Gelegenheit gewartet, wieder zum Leben zu erwachen. Und wieder ist eine Frau der Auslöser für den Wandel. Seine Figur hat für mich etwas ungemein Poetisches. Sehen Sie Monsieur Radio als ein Art Echo von Monsieur Mathieu: ein gescheiterter Musiker, der dank der Kunst zu neuem Leben erwacht? Auf jeden Fall. Wie bei Gérards Rolle in „Les Choristes“ verdankt Monsieur Radio seinen neuen Elan und sein neues Leben der Musik. Ich liebe ganz besonders die Szene, in der er nach 20 Jahren zum ersten Mal wieder sein Haus verlässt, es zunächst gar nicht wagt, über die Türschwelle zu treten, zögert, sich schließlich doch zusammenreißt und auf die Straße hinaus stakst. Hat es Ihnen besondere Freude bereitet, ein Orchester zu dirigieren? Und wie! Das war einfach ein Traum! Es hat mir irren Spaß bereitet. In einer Szene, in der ich dirigiere, während Nora singt, hatten wir 400 Statisten im Theater, die applaudierten. Ich wusste natürlich, dass sie dafür bezahlt wurden, und dennoch kam mir ihr Applaus vollkommen aufrichtig vor. Da habe ich einen absoluten Glücksmoment erlebt – für mich war die Illusion perfekt! Beim Lesen des Drehbuchs dachte ich noch, das wäre eine simple Sache. Aber ich hatte völlig den Aufwand unterschätzt, den die Rolle mit sich brachte, Mir war es extrem wichtig, dass die Gesten beim Dirigieren und die Haltung absolut stimmten. Deshalb habe ich vor den Dreharbeiten mit einem echten Dirigenten gearbeitet. Und der Unterricht fing mit der Theorie an, mit dem Lesen der Partitur. Das war sehr kompliziert. Mir als Nichtmusiker war schnell klar, dass ich es niemals hinbekommen würde, die Takte zu zählen. Aber ich habe immerhin ein gutes Gespür für Musik, und ich habe mir Aufnahmen der Stücke kommen lassen und alles auswendig gelernt. Was war Ihr Eindruck, als Sie in Prag am Filmset eintrafen? So etwas hatte ich noch nie gesehen – das Paris der damaligen Zeit mitten auf einem tschechischen Feld aufgebaut! Ich kam im Auto an und sah die Häuser von weitem. Ich fragte, welche Stadt das sei, und die Antwort war: Unsere Stadt! An den Rückseiten sah man natürlich, dass alles aus Sperrholz gebaut war, aber wenn man erst einmal richtig drin stand, gab es richtig gepflasterte Straßen, und nicht nur das, es wuchs auch Unkraut zwischen den Steinen. Die Wand von „meinem“ Haus war von echtem Efeu überwuchert, der ständig weiter wuchs, und im Hof stand ein großer Baum, der gerade Knospen trieb... Meine erste Szene war im „Chansonia“. Und das war nicht nur eine Kulisse, sondern ein richtiges Theater, bis ins letzte Detail nachgebildet. Alles mit echt ausgeblichenem Samt ausgekleidet und mit üppigen Vorhängen wie in den Music-Halls der 50er, wo ich hinging, um Maurice Chevalier zu sehen. 12 INTERVIEW CHRISTOPHE BARRATIER War es nach dem grandiosen Erfolg von „Les Choristes“ einfach für Sie, ein Thema für Ihren zweiten Film zu finden? Alle haben mir geraten, bloß nichts zu überstürzen, und ich selber sah das genauso. Also habe ich zunächst einmal durch die Bank alles abgelehnt, was mir an Projekten angeboten wurde, eingeschlossen Angebote aus den USA. Das hat mich aber keine sonderlich große Überwindung gekostet, weil mich nichts davon wirklich ansprach. Außerdem rieten mir alle – sicher in gutem Glauben und mit den besten Absichten – ich müsse unbedingt mein Image, dass ich durch „Monsieur Mathieu“ bekommen hatte, loswerden; am besten einen Thriller drehen oder etwas, das erst ab 18 freigegeben würde. Vor allem aber dürften keine Musik und keine Lieder darin vorkommen, und auf gar keinen Fall dürfte ich wieder mit Jugnot arbeiten. Aber die Frage, die ich mir bei alldem gestellt habe, war: „Warum sollte ich etwas anderes machen als das, worauf ich Lust habe?“ Und mir wurde klar, dass meine Rettung darin lag, mir selber eine Geschichte auszudenken und das Drehbuch zu schreiben. Und wie kam es zur konkreten Idee für PARIS, PARIS? Ich erinnerte mich an das Projekt einer Musikkomödie, das Reinhardt Wagner, Frank Thomas und JeanMichel Derenne entwickelt hatten; das war zehn Jahre her. Sie suchten damals einen Drehbuchautoren und einen Regisseur. Zusammen mit Jacques Perrin, mit dem ich damals gerade an „Mikrokosmos“ arbeitete, habe ich diverse Treatments geschrieben, wir sind aber nie über diesen Schritt hinausgekommen. In den Jahren darauf haben wir zwar regelmäßig die Rechte erneuert, ansonsten aber lag das Projekt im Dornröschenschlaf. Als ich mich 2005 dann an das Drehbuch machte, waren mein Ausgangspunkt die Chansons, die diese ganz besondere Epoche heraufbeschworen; und nach und nach kamen alle Elemente der Geschichte zusammen: die Figuren, die Chronik eines Stadtviertels, das kleine Theater, das von Schließung bedroht ist, die Geschichte von Vater und Sohn, die Freundschaften und die Konflikte... Wie würden Sie Ihre Herangehensweise an die Story beschreiben? Ich wollte eine allgemeingültige Geschichte erzählen, in der sich jeder wiederfinden kann, auch wenn er nichts über den geschichtlichen Hintergrund weiß. Mich ziehen immer wieder ganz unwiderstehlich große Geschichten an. Ich kann mich als Filmemacher einfach nicht dazu bringen, mich für die kleinen Dinge des Alltags als Filmstoff zu interessieren. Mir schwebt immer ein Kino der großen Geste vor, romantisch, sentimental und auch deutlich als Fiktion zu erkennen – so wie ich es auch selbst gern im Kino sehe. Ich will Geschichten erzählen, die schöner und aufregender sind als das wahre Leben, oder – als Kehrseite – auch härter und tragischer, auf jeden Fall extremer. In diesem Fall eine Art von „Es war einmal in Paris“... Welche filmischen Vorbilder haben Sie bei der Entwicklung des Stoffes beeinflusst? Vor allem der sogenannte „poetische Realismus“ von Carné, Prévert und anderen in Filmen wie „La belle équipe“ [„Zünftige Bande“, 1936], „Le jour se lève“ [„Der Tag bricht an“, 1939] und „Pépé le Moko“ [„Im Dunkel von Algier“, 1937]. Ein Markenzeichen der Filme dieser Epoche ist, dass sie kaum jemals konkrete Hinweise geben, was Orts- und Straßennamen, und was die Zeit der Handlung betrifft. In diesem Sinne habe ich meinen Produktionsdesigner Jean Rabasse gebeten, die Pariser Geographie mit voller Absicht durcheinanderzuwürfeln; von unserem Viertel aus sieht man sowohl den Eiffelturm als auch Sacré-Coeur. Man kann nicht genau sagen, wo man sich befindet; das bleibt der Phantasie des Zuschauers überlassen. Neben vielen bekannten Darstellen im Ensemble haben sie ausgerechnet die zentrale Rolle der Douce mit einer jungen Unbekannten, Nora Arnezeder, besetzt... Nicht nur das: Douce war auch noch die Rolle, die sich beim Schreiben als die schwierigste herausgestellt hatte. Eine junge Sängerin kommt nach Paris, um ein Star zu werden – bei so einer Konstellation ist es schwer, den Klischees zu entgehen, aber irgendwoher mussten ja Eigenheiten, Brüche und Unebenheiten dieser Figur kommen. Nora kennenzulernen, hat die Rolle beeinflusst. Sie hat uns bei den Gesangsproben überzeugt, und auch bei den Proben, wo es ums Spielen ging. Mir war von Beginn an klar, dass ich für Douce keine Schauspielerin brauche, die singen kann, sondern eine Sängerin, die spielen kann. 13 Wie haben Sie es geschafft, dass die anderen Darsteller gesanglich mit ihr mithalten konnten? Nora war ja schon eine geübte – und auch sehr gute – Sängerin; also habe ich Kad, Gérard und Clovis zu einem richtigen Gesangstraining geschickt. Es ging nicht darum, sie in perfekte Sänger zu verwandeln, das hätte sie ja auch in ihren Rollen unnatürlich wirken lassen, aber so weit zu kommen, wie es eben möglich war. Sie haben sehr gewissenhaft gearbeitet und sich über Monate richtig reingehängt, sowohl beim Gesangs- als auch beim Tanzunterricht. Ich finde, das zeigt auch, wie sehr sie von diesem Projekt begeistert waren. Warum haben Sie nicht in Frankreich gedreht? Ich wollte auf keinen Fall in der Region Paris drehen, weil es mir sonst während der ganzen vier Monate so vorgekommen wäre, als ob ich jeden Morgen ins Büro gehen würde! Wenn man weit weg von zuhause ist, schafft das einfach ein größeres Wir-Gefühl unter den Beteiligten, und bei einem so langen Dreh war es ganz essentiell, dieses Gefühl aufrechtzuerhalten. Und man macht ja schließlich auch deswegen Filme, um einmalige Abenteuer zu erleben. Wir haben uns in vielen Ländern umgeschaut – in Spanien, in Deutschland, in Bulgarien, in Rumänien – und uns schließlich für Tschechien entschieden; von der Entfernung der Qualität der Crew und von den Produktionskosten her war das für uns der ideale Standort. Wir haben 90 Prozent des Film in der Nähe von Prag gedreht und nur ein paar Straßenszenen in Paris. Gab es bestimmte Szenen, bei denen Sie Angst hatten, dass sie sich nicht so wie geplant umsetzen lassen würden? Mir grauste es vor allem vor den Szenen, in denen viele Handlungen parallel ablaufen, zu denen man keine Storyboards erstellen konnte, wie die erste Premiere im „Chansonia“. Es kommt nichts Spektakuläres drin vor, aber trotzdem haben wir über drei Drehtage dafür gebraucht. Bei solchen langen Szenen, die aus vielen kleinen Einstellungen bestehen, die am Schluss alle zusammenpassen müssen, ist es extrem wichtig, dass man ständig den Überblick behält, was den Ablauf und die Dramaturgie betrifft. Paradoxerweise kam einem dagegen eine Szene wie die Gesangsnummer „Partir pour la mer“, die vom technischen Aufwand her viel schwieriger war, beim Drehen geradezu wie ein Spaziergang vor, weil alles bis ins kleinste Detail auf Storyboards festgehalten war. Diese Szenen sind immer Belastungsproben für die Nerven, was sich aber auszahlt, wenn man im Film dann das Ergebnis sieht. 14 INTERVIEW JACQUES PERRIN Gehörten auch Sie zu denjenigen, die sich sorgten, Ihr Neffe Christophe Barratier würde sich nach dem Erfolg von „Les Choristes“ mit seinem zweiten Film schwer tun? Ich habe oft die Bemerkung gehört, für Christophe würde es „ganz schön hart“, so etwas Tolles wie „Monsieur Mathieu“ noch einmal hinzubekommen. Ich habe allerdings nie nachgefragt, ob mit „toll“ nun die Qualität des Films oder sein Erfolg gemeint war. Was aber auch egal ist, weil diese Überlegung keine Rolle spielt, denn man will ja nicht immer „besser“ werden, sondern es jedes Mal so gut machen wie nur irgend möglich, und das ist ja schon viel. Dass sich diese Frage auch für Christophe nicht stellte, sieht man ja auch daran, dass er trotz vieler Angebote von allen Seiten, sogar aus den USA, niemals den kleinen Jojo, Douce und ihre Lieder vergessen hat. Was daran lag, dass die Chansons einen ganz besonderen Zauber entfalteten? Christophe brachte mir Demo-Aufnahmen der Chansons mit, die Reinhardt Wagner solo am Klavier aufgenommen hatte – und auf denen er Douce’ Lieder genauso wunderbar sang wie die vom kleinen Jojo. Ich erinnere mich, dass ich sie, nachdem ich sie mir angehört hatte, sie gleich wieder anhörte, und am selben Abend nochmal und am folgenden Morgen schon wieder...! Nur machen einige wundervolle Lieder ja noch keinen Kinofilm... Die ursprüngliche Idee von Reinhardt Wagner und Frank Thomas war, eine Musikkomödie fürs Theater zu schreiben. Und Jean-Michel Derenne brachte sie auf die Idee, dass man das Ganze auch als Kinofilm aufziehen könnte. Das Herzstück des Ganzen stand fest: die Chansons, die ja schon fertig waren. Also ging es nur noch darum, das Libretto zu schreiben, sozusagen die Außenhülle zu bauen. Ein ganz einfacher Plan, aber einer, der in der Umsetzung äußerst schwierig war, fast schon unüberwindlich. Was war denn die größte Schwierigkeit? Das Problem in dieser Phase des Projekts war, was denn nun eigentlich die Geschichte sein sollte. Wie könnte man all diese Chansons sinnvoll miteinander verbinden? Während der verschiedenen Durchgänge, die das Skript durchmachte, nahm der erzählerische Rahmen zunächst noch viel zu viel Platz ein, so dass sich einige der Chansons kaum einbauen ließen, ohne dass es gezwungen gewirkt hätte. Ich machte einige Anmerkungen und Vorschläge dazu. Die waren sicherlich wenig überzeugend, aber immerhin zeigten sie, wie sehr Christophe und ich uns dem Thema verbunden fühlten. Aber der langwierige Entwicklungsprozess fand dann ja doch ein gutes Ende... Genau: Schließlich fand Christophe den Schlüssel zu einer in sich stimmigen Story, wonach wir all die Jahre gesucht hatte, mit dem Ergebnis einer wunderschönen, berührenden, komischen und auch tragischen Geschichte. Reinhardt und Frank schrieben für Christophe weitere wundervolle Lieder; und weil Enthusiasmus eine ansteckende Krankheit ist, waren auch bald Gérard Jugnot, Kad Merad, Clovis Cornillac und Pierre Richard befallen. Und die Epidemie breitete sich noch weiter aus, bis auch die ganze Crew angesteckt war...! 15 INTERVIEW TOM STERN Wie kam es zu Ihrer Mitarbeit an PARIS, PARIS? Ich bin Christophe zum ersten Mal Ende 2006 begegnet. Er hat bei uns zuhause in Los Angeles angerufen und meiner Frau Françoise gesagt, er hätte mich gern bei seinem nächsten Film dabei. Er wollte mich treffen, weil ihm die Bilder von „Mystic River“ ganz besonders gefallen hatten – vor allem das Gleichgewicht zwischen der Schönheit der Aufnahmen und des harten Realismus der Geschichte. Und schon wenige Tage später kam er uns in unserem Haus in Gers [im Südwesten Frankreichs] besuchen. Welche Leitlinien haben Sie für die Optik des Films entwickelt? Im Film habe ich das tägliche Leben im Viertel mit harten Kontrasten aufgenommen: das Sonnenlicht und die Schatten, die sich im Bild abzeichnen, erwecken einen Eindruck von einem intensiven und fröhlichen Leben. Was die Außenszenen betrifft, waren wir uns der großen Verantwortung bewusst, die wir hatten, denn es ging ja darum, ein Paris wiederzuerwecken, das in der damaligen Zeit nur in Schwarz-weiß gefilmt werden konnte. Das „Chansonia“ dagegen gehört ins Reich der Phantasie, es ist ein viel helleres, lichtdurchflutetes Universum. Wir haben dafür überall zwischen den Kulissen versteckte Neonlichter angebracht, um den Raum des Theaters auszuleuchten und komplett sichtbar zu machen. Worin lag für Sie die größte Herausforderung? Darin, die Balance zu finden zwischen der realistischen Ebene des Films mit seinen lebensechten Figuren, die fest im alltäglichen Leben verankert sind, und Christophes Vision, das Paris der damaligen Zeit in einer stilisierten Version zu zeigen, gerade bei den Gesangsnummern. Christophe und ich haben immer wieder darüber diskutiert, und ich finde, im Ergebnis haben wir es geschafft, dieses Gleichgewicht zu halten. Hat sich die Arbeit an PARIS, PARIS von Ihren bisherigen Erfahrungen stark unterschieden? Meine Arbeit ist eigentlich immer dieselbe, auch wenn es Unterschiede zwischen den einzelnen Regisseuren geben mag: Es geht darum, ihre Vision zu verstehen und meine Erfahrung und meine Vorstellungen einzubringen – und ihnen so zu helfen, ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Und was die Zusammenarbeit mit Christophe betrifft, würde ich gar nicht so sehr von Arbeit sprechen; vielmehr davon, dass ich eine wundervolle Erfahrung machen durfte. 16 INTERVIEW FRANK THOMAS UND REINHARDT WAGNER Es waren ihre Chansons, die Christophe Barratier zu PARIS. PARIS inspiriert haben – aber woher kam Ihre Inspiration, Lieder zu schreiben und zu komponieren, die sich mit dieser bestimmten Epoche beschäftigen? Frank Thomas: Solche Dinge entstehen auch immer ein wenig durch Zufall. Zufällig ist 1936 mein Geburtsjahr; abgesehen davon, könnte ich gar nicht mehr genau sagen, warum ich so viele Liedtexte geschrieben habe, die sich mit dieser Zeit auseinandersetzen – und in denen es auch schon sehr früh um einen Akkordeonspieler ging. Ich hatte jedenfalls kein konkretes Ziel, es passiert mir aber öfter, dass ich Texte schreibe, ohne zu wissen, was später aus ihnen werden soll. Eines Tages, es muss 1992 oder 1993 gewesen sein, stellte mir ein Freund Reinhardt Wagner vor, den ich bis dahin nur vom Namen her kannte, wenn er im Abspann von Kinofilmen genannt wurde. Er schlug mir vor, gemeinsam Chansons zu schreiben. Ich gab ihm also einen von meinen Texten, und zwar nicht gerade einen den einfachsten, um ihn ein wenig auf die Probe zu stellen. Nur wenige Tage später spielte er mir die Musik vor, die er dazu geschrieben hatte – und sie war wundervoll! Mir war sofort klar, dass er nicht nur ein guter Melodienschreiber ist, sondern ein wahrer Komponist. Reinhardt Wagner: Man muss aber auch sagen, dass seine Texte stark sind! Mit Frank habe ich einen außergewöhnlichen Texter entdeckt – obwohl ich statt Texter besser Autor sagen sollte. Frank gibt sich ja nicht damit zufrieden, einfach einen Text über dieses oder jenes Thema zu schreiben, nein, er eignet sich eine Idee richtiggehend an und geht dann noch weit darüber hinaus. Er ist ein Dichter, der sich seine eigene Welt erschafft. Wieviele Chansons haben Sie für PARIS, PARIS geschrieben? Frank Thomas: Am Ende waren es bestimmt 40 oder 50 Stück. Natürlich sind nicht alle davon aufgenommen worden. Aber unter den gut zehn Chansons, die in der Endfassung des Films vorkommen, sind fünf oder sechs, die wie schon ganz am Anfang des Projekts geschrieben hatte, wie zum Beispiel „Le môme Jojo“. Was die anderen betrifft, hoffe ich, dass wir sie eines Tages einmal für etwas anderes verwenden können! Reinhardt Wagner: Am Anfang des Filmprojekts, als wir unsere Idee vorgestellt haben, hatten wir ungefähr 25 Chansons, von denen letztendlich nicht mehr als fünf oder sechs übrig geblieben sind. Weil das Drehbuch und bestimmte Filmfiguren es erforderten, bat Christophe uns, weitere Lieder zu schreiben, etwa „Est-ce que Raymonde est blonde?“, das Kad bei seiner Fernandel-Imitation singt, oder auch die kleinen Lieder, die die Bewerber bei den Proben vortragen. Das größte neu hinzugekommene Ding ist „Partir pour la mer“, das es in der Ursprungsversion gar nicht gab. Christophe sagte mir eine Weile vor Drehbeginn, dass er noch eine Nummer für das Finale des Musicals bräuchte, die die Zeit der Volksfront heraufbeschwört – als es zum ersten Mal bezahlten Urlaub gab, so dass das Lied ja davon handeln könnte, dass Leute ans Meer fahren. Schon auf der Rückfahrt im Taxi fing ich an mit den zwei Noten von „Partir“; zuhause rief ich Frank an und sagte ihm, wir bräuchten ein Lied über jemanden, der ans Meer fährt, und es müsse mit eben diesem „Par-tir“ beginnen. Ich weiß ja, wie er arbeitet, und dass er mit wenigen Informationen auskommt, um loszulegen. Und kurz darauf hatte er den kompletten Text beisammen! Herr Wagner, Sie haben außer den Chansons auch die Filmmusik geschrieben. Waren die Lieder dabei Ihr Ausgangspunkt? Reinhardt Wagner: Natürlich – auch wenn es zwei völlig unterschiedliche Dinge sind. Ich habe mit verschiedenen Themen und Leitmotiven herumgespielt; so habe ich das Thema eines Liedes manchmal schon aufgegriffen, bevor man das eigentliche Lied hört. So bereitet man die Ohren der Zuschauer auf ganz unaufdringliche Weise schon einmal vor. Oder ich habe mich des Motivs eines Liedes, das man im Film schon vorher gehört hat, bedient, um dieselbe Emotion heraufzubeschwören. Die Filmmusik ist auch deswegen so anders als das Schreiben von Chansons, weil sie viel schwieriger, viel arbeitsintensiver ist und viel länger dauert. Wenn bei einem Chanson die ersten beiden Takte stehen, hat man gewonnen. Bei einer Filmmusik muss man erst einmal das Leitmotiv finden, und das ist deutlich schwieriger. Und schließlich folgt dann noch der enorme Aufwand, das Motiv zu entwickeln, es den Szenen anzupassen und schließlich die Partitur für das gesamte Orchester zu schreiben...! 17 DIE BESETZUNG Gérard Jugnot (Monsieur Pigoil) Gérard Jugnot wurde 1951 in Paris geboren. In den 70er Jahren gehörten er, Thierry Lhermitte und Christian Clavier zur Theatertruppe „Splendid“, die auf Pariser Bühnen eigene Stücke aufführten. Die Kinofassungen der „Splendid“-Komödien „Die Strandflitzer“ („Les bronzés“, 1978) und „Da graust sich ja der Weihnachtsmann“ (Le Père Noël est une ordure“, 1983) wurden zu großen Erfolgen und etablierten Jugnot als einen der führenden fanzösischen Komödiendarsteller. Seither hat Jugnot in über 70 Filmen mitgespielt, das Drehbuch zu mehr als zwei Dutzend Filmen verfasst und, seit „Pinot simple flic“ (1984), bei neun auch selbst Regie geführt, zuletzt 2005 bei „Boudu“, dem Remake des gleichnamigen Jean-Renoir-Films von 1932. In den letzten Jahren beeindruckte Jugnot das Publikum mit vielschichtigen ernsthaften Kinoauftritten, darunter die Hauptrollen in Christophe Barratiers „Les Choristes“ und in seinem eigenen Film „Monsieur Batignole – Held wider Willen“ („Monsieur Batignole“, 2002), in dem er einen Gemüsehändler spielt, der im von den Deutschen besetzten Paris ein jüdisches Mädchen versteckt. Die kommerziellen Erfolge von „Les Choristes“ und „Les bronzés 3: Amis pour la vie“ (2006; über 10 Millionen Zuschauer in Frankreich) haben Jugnots Status als höchst populälen Kinostar noch weiter untermauert. Filmografie – Gérard Jugnot (Auswahl) Jahr Filmtitel Regie 2008 PARIS, PARIS („Faubourg 36”) ÇA SE SOIGNE? L’AUBERGE ROUGE TÖDLICHE DIAMANTEN („Un printemps a Paris“) LES BRONZÉS 3: AMIS POUR LA VIE BOUDU („Boudu“) DIE KINDER DES MONSIEUR MATHIEU („Les Choristes“) MONSIEUR BATIGNOLE – HELD WIDER WILLEN („Monsieur batignole“) LE RAID OUI, MAIS… MEILLEUR ESPOIR FÉMININ SANDRINE SIEHT ROT („Trafic d’influence“) MARTHE FALLAIT PAS...! FANTÔME AVEC CHAUFFEUR LES FAUSSAIRES GROSSE FATIGUE CASQUE BLEU VOYAGE À ROME GEMISCHTES DOPPEL („Les clés du paradis “) TOLLE ZEITEN („Une epoque formidable“) DOCTEUR APFELGLÜCK Christophe Barratier 2007 2006 2005 2004 2002 2001 2000 1999 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1988 1987 SANS PEUR ET SANS REPROCHE EIN UNZERTRENNLICHES GESPANN („Tandem“) Laurent Chouchan Gérard Krawczyk Jacques Bral Patrice Leconte Gérard Jugnot Christophe Barratier Gérard Jugnot Djamel Bensalah Yves Lavandier Gérard Jugnot Dominique Farrugia Jean-Loup Hubert Gérard Jugnot Gérard Oury Frédéric Blum Michel Blanc Gérard Jugnot Michel Lengliney Philippe de Broca Gérard Jugnot Alessandro Capone Stéphane Clavier Gérard Jugnot Patrice Leconte 18 1985 1984 1983 1982 1979 1978 SCOUT TOUJOURS… LES ROIS DU GAG PINOT SIMPLE FLIC PAPY FAIT DE LA RÉSISTANCE DA GRAUST SICH JA DER WEIHNACHTSMANN („Le père noel est une ordure“) SONNE, SEX UND SCHNEEGESTÖBER („Les bronzés font du ski “) DIE STRANDFLITZER („Les bronzés“) Gérard Jugnot Claude Zidi Gérard Jugnot Jean-Marie Poiré Jean-Marie Poiré Patrice Leconte Patrice Leconte 19 Clovis Cornillac (Milou) Clovis Cornillac wurde 1967 in Lyon geboren. Dem französischen Publikum ist Cornillac in den letzten Jahren vor allem als Actionheld bekannt geworden, dank seiner Rollen in den Thrillern „The Snake“ („Le serpent, 2006) und „Scorpion – Der Kämpfer“ („Scorpion“, 2007), aber natürlich auch durch seine Titelrolle als furchtloser gallischer Krieger in „Asterix bei den Olympischen Spielen“ („Astérix aux jeux olympiques“, 2008). Sein Durchbruch als Schauspieler gelang Cornillac – nachdem er bereits im Alter von 15 Jahren erste Kinoerfahrungen gemacht hatte – mit Rollen in „La mère Christain“ (1998), bei dem seine Mutter, die Schauspielerin Miriam Boyer, Regie führte, und in Thomas Vincents „Karnaval“ (1999), wo er als eifersüchtiger, gewalttätiger Ehemann das Publikum beeindruckte. Nachdem Cornillac bereits 1999 für „Karnaval“ und 2004 für „A la petite semaine“ für den wichtigsten französischen Filmpreis César nominiert war, erhielt er ihn schließlich für seine Rolle in „Lügen und lügen lassen“ („Mensonges et trahisons et plus si affinités“, 2004). Filmografie – Clovis Cornillac (Auswahl) Jahr Filmtitel Regie 2008 PARIS, PARIS („Faubourg 36”) ASTERIX BEI DEN OLYMPISCHEN SPIELEN („Asterix aux jeux Olympiques“) SCORPION - Der Kämpfer („Scorpion“) LES BRIGADES DU TIGRE THE SNAKE („Le serpent“) POLTERGAY SKY FIGHTERS („Les chevaliers du ciel“) BRICE DE NICE LE CACTUS Christophe Barratier 2007 2006 2005 2005 2004 2003 2002 1999 1998 1994 1993 1988 MALABAR PRINCESS MENSONGES ET TRAHISONS LÜGEN UND LÜGEN LASSEN („Plus si affinités“) MATHILDE – EINE GROßE LIEBE („Un long dimanche de fiançailles“) LA FEMME DE GILLES À LA PETITE SEMAINE MARIÉES MAIS PAS TROP UNE AFFAIRE PRIVÉE KARNAVAL LA MÈRE CHRISTAIN LES AMOUREUX PÉTAIN SCHWELLENJAHRE („Les années sandwiches “) Fréderic Forrestier Thomas Langmann Julien Seri Jérôme Cornuau Eric Barbier Eric Lavaine Gérard Pirès James Huth Gérard Bitton Michel Munz Gilles Legrand Laurent Tirard Jean-Pierre Jeunet Frédéric Fonteyne Sam Karmann Catherine Corsini Guillaume Nicloux Thomas Vincent Myriam Boyer Catherine Corsini Jean Marboeuf Pierre Boutron 20 Kad Merad (Jacky) Kad Merad wurde 1964 im algerischen Sidi-Bel-Abbès geboren. Nach Anfängen in einer Club-MedKomikertruppe und in diversen klassischen Theaterrollen begann er 1991 beim Pariser Radiosender „Oui FM“ eine Karriere als Radiomoderator. Mit seinem Moderatorenkollegen Oliver Baroux trat er ab 1992 als Duo „Kad et Olivier“ bzw. „Kad et O“ auf; zunächst mit Radiosketchen, ab 1998 auch im Fernsehen. Mit ihren Comedy-Serien „Les 30 dernières minutes“ und „La grosse émission“ wurden sie landesweit bekannt. Von 2003 bis 2004 waren sie die Präsentatoren von „Samedi soir en direct“, der französischen Version von „Saturday Night Live“. „Kad et Olivier“ waren auch bereits mehrfach im Kino zu sehen, darunter in der ComicVerfilmung „Iznogoud“ (2006). 2003 kam „Mais qui a tué Pamela Rose?“ ins Kino, ein als Krimikomödie getarntes Best-of ihrer Fernsehsketche. Kad Merads größte Kinoerfolge sind „Les Choristes“ – und seine Hauptrolle in „Willkommen bei den Sch’tis“ („Bienvenue chez les Ch’tis“, 2008), dem großen französischen Kino-Superhit dieses Jahres, der seit seinem Kinostart im Februar 2008 in Frankreich über 20 Millionen Zuschauer hatte und damit, nach „Titanic“, der zweiterfolgreichste Film aller Zeiten in Frankreich ist. Filmografie – Kad Merad (Auswahl) Jahr Filmtitel Regie 2008 PARIS, PARIS („Faubourg 36”) MES STARS ET MOI WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS („Bienvenue par les ch’tis“) CE SOIR, JE DORS CHEZ TOI KANN DAS LIEBE SEIN? („Je crois que je l’aime“) LA TÊTE DE MAMAN KEINE SORGE, MIR GEHT’S GUT („Je vais bien, ne t’en fais pas“) LES IRRÉDUCTIBLES ESSAYE-MOI Christophe Barratier 2007 2006 2005 2004 2003 2001 UN TICKET POUR L’ESPACE IZNOGOUD DIE DALTONS GEGEN LUCKY LUKE („Les daltons“) DIE KINDER DES MONSIEUR MATHIEU („Les choristes“) MAIS QUI A TUÉ PAMELA ROSE? RIEN QUE DU BONHEUR BLUTIGES ERBE („Le pharmacien de garde“) LES TOMBALES (Kurzfilm) Laetitia Colombani Dany Boon Olivier Baroux Pierre Jolivet Carine Tardieu Philippe Lioret Renaud Bertrand Pierre-François Martin-Laval Eric Lartigau Patrick Braoudé Philippe Haim Christophe Barratier Eric Lartigau Denis Parent Jean Veber Christophe Barratier 21 Nora Arnezeder (Douce) Nora Arnezeder wurde in Paris geboren, verbrachte ihre Kindheit aber in Aix-en-Provence. Mit zwölf Jahren ging sie mit ihrer Familie für ein Jahr nach Bali. Schon als Kind belegte sie Schauspielkurse und ließ sich auch sehr früh von der Jazz-Begeisterung ihres Vaters anstecken. Nach Paris zurückgekehrt, besuchte sie die Académie Internationale de Danse, de Chant et de Théâtre und nahm Schauspielunterricht am Studio Pygmalion, an der Schauspielschule Florent und bei Jacques Waltzer. PARIS, PARIS ist ihr erster Kinofilm. Pierre Richard (Monsieur Radio) Pierre Richard wurde 1934 im nordfranzösischen Valenciennes geboren. Er begann seine Karriere als Komödiant in den Pariser Music Halls. Zum internationalen Star stieg er Anfang der 70er Jahre auf, als Hauptfigur in zahlreichen frechen und oft frivolen Slapstickkomödien, die genau den damaligen Zeitgeist trafen. In Deutschland wurde er als „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ berühmt; die Figur des naiven, aber gutherzigen Trottels wurde sein Markenzeichen, die er in einer Vielzahl von Filmen wiederholte; in den 70er waren es die Regisseure Yves Robert und Claude Zidi sowie in den 80er Jahren Francis Veber, die Richard in Variationen dieser Erfolgsformel besetzten und ihm mehrfach Gérard Depardieu als Buddy zur Seite stellten. Seit seinem Regiedebüt „Der Zerstreute“ („Le distrait“, 1970) war Richard auch immer wieder selbst für die Inszenierung verantwortlich; unter seiner Regie entstanden in die 70ern vier Kinofilme; drei weitere folgten bis 1997. Wie richtungsweisend Richards Rollen waren, zeigt sich auch daran, dass viele seiner Erfolgsfilme Hollywood-Remakes erfuhren, darunter „Das Spielzeug“ („Le jouet“, 1976), „Der Hornochse und sein Zugpferd“ („La chèvre“, 1981) und „Zwei irre Spaßvögel“ („Les compères“, 1983). Filmografie – Pierre Richard (Auswahl) Jahr Filmtitel Regie 2008 PARIS, PARIS („Faubourg 36”) LE BONHEUR DE PIERRE THE SNAKE („Le serpent“) ESSAYE-MOI Christophe Barratier 2006 2005 LE CACTUS 2003 2000 MARIÉES MAIS PAS TROP 27 MISSING KISSES („27 Missing Kisses“) DROIT DE LA MUR L’AMOUR CONJUGAL LA PARTIE D’ECHECS LA CAVALE DES FOUS VIELLE CANAILLE ON PEUT TOUJOURS RÊVER DER GROßE BLONDE AUF FREIERSFÜßEN („À gauche en sortant de l’ascenseur“) DIE FLÜCHTIGEN („Les fugitifs“) DER ZWILLING („Le jumeau“) ZWEI IRRE SPAßVÖGEL („Les compères“) DER HORNOCHSE UND SEIN ZUGPFERD („La Chèvre“) ZWEI KAMELE AUF EINEM PFERD („C’est pas moi, c’est lui“) 1997 1995 1994 1993 1992 1991 1988 1986 1984 1983 1981 1980 Robert Ménard Eric Barbier Pierre-François Martin-Laval Gérard Bitton Michel Munz Catherine Corsini Nana Dzhordzhadze Pierre Richard Benoît Barbier Yver Hanchar Marco Pico Gérard Jourd’hui Pierre Richard Edouard Molinaro Francis Veber Yves Robert Francis Veber Francis Veber Pierre Richard 22 1978 1976 1975 1974 1973 1972 1970 1968 DER SANFTE MIT DEN SCHNELLEN BEINEN („La carapate“) ICH BIN SCHÜCHTERN, ABER IN BEHANDLUNG („Je suis timide … mais je me soigne “) DAS SPIELZEUG („Le jouet“) EIN TOLPATSCH AUF ABWEGEN („On aura tout vu“) MICH LAUST DER AFFE („La course à l’échalote “) DER GROßE BLONDE KEHRT ZURÜCK („Le retour du grand blond“) DER LANGE BLONDE MIT DEN ROTEN HAAREN („La moutarde me monte au nez“) DER GROßE BLONDE MIT DEM BLAUEN AUGE („Juliette et Juliette “) ICH WEIß VON NICHTS UND SAGE ALLES („Je sais rien, mais je dirai tout“) DER GROßE BLONDE MIT DEM SCHWARZEN SCHUH („Le grand blond avec une chaussure noire “) ALFRED, DIE KNALLERBSE („Les malheurs d’Alfred“) DER ZERSTREUTE („Le distrait“) ALEXANDER, DER LEBENSKÜNSTLER („Alexandre le bienheureux“) Gérard Oury Pierre Richard Francis Veber George Lautner Claude Zidi Yves Robert Claude Zidi Rémo Forlani Pierre Richard Yves Robert Pierre Richard Pierre Richard Yves Robert 23 DER STAB Christophe Barratier (Regisseur, Drehbuchautor, Komponist) Christophe Barratier, 1963 in Paris geboren, studierte zunächst klassische Gitarre an der Pariser „École Normale de Musique“, bevor er als Produzent in die Filmbranche einstieg. Bei Galatée Films, der Produktionsfirma seines Onkels Jacques Perrin war er als Co- Produzent unter anderem an „Les enfants de Lumière“ (1995), an „Mikrokosmos – Das Volk der Gräser“ („Microcosme – le peuple de l’herbe“, 1996), an „Himalaya“ („Himalaya – l’enfance d’un chef“, 1999) und an Perrins international erfolgreicher Doku „Nomaden der Lüfte – Das Geheimnis der Zugvögel“ („Le peuple migrateur“, 2001) beteiligt. 2001 führte Barratier zum ersten Mal Regie: Im Kurzfilm „Les Tombales“ nach einer Erzählung von Maupassant spielten Lambert Wilson und Carole Weiss die Hauptrollen. 2004 folgte „Les Choristes“, der zu einem internationalen Kassenschlager wurde und allein in Frankriech weit über 7 Millionen Zuschauer ins Kino lockte. Filmografie – Christophe Barratier 2008 2004 2001 PARIS, PARIS („Faubourg 36”) DIE KINDER DES MONSIEUR MATHIEU („Les choristes“) LES TOMBALES (Kurzfilm) 24 Jacques Perrin (Produzent) Jacques Perrin, 1941 in Paris geboren, hat in seiner Laufbahn weit über 100 Kino- und Fernsehrollen gespielt. Seine Karriere begann er im italienischen Kino; so spielte er in „Das Mädchen mit dem leichten Gepäck“ („La ragazza con la valigia“, 1961) an der Seite von Claudia Cardinale, und in „Tagebuch eines Sünders“ („Cronaca familiale“, 1962) zusammen mit Marcello Mastrioanni. Nach seinen frühen Rollen als romantischer jugendlicher Held ergänzte er bald sein Repertoire in mehreren Thrillern des griechischen Regisseurs Constantin Costa-Gavras, für den er unter anderem in „Mord in Fahrpreis inbegriffen“ („Compartiments tueurs“, 1965) und in „Z“ (1969) Hauptrollen spielte. „Z“ war gleichzeitig auch der erste Film, bei dem Perrin als Produzent tätig war. Inzwischen hat Perrin, zuletzt mit seiner eigenen Firma Galatée Films, über 30 Film produziert und sich in den letzten Jahren vor allem als Produzent spektakulärer Natur-Dokus wie „Mikrokosmos – Das Volk der Gräser“ („Microcosme – le peuple de l’herbe“, 1996) und „Nomaden der Lüfte – Das Geheimnis der Zugvögel“ („Le peuple migrateur“, 2001) einen Namen gemacht. Perrin hat auch „Les Choristes“, das Regiedebüt seines Neffen Christophe Barratier, produziert (dort war er auch in einer kleinen Gastrolle zu sehen). Perrin ist der Vater von Maxence Perrin, der in „Les Choristes“ als Waisenjunge Pépinot und in PARIS, PARIS als Jojo zu sehen ist. Filmografie – Jacques Perrin (Auswahl) Jahr Filmtitel Regie 2008 PARIS, PARIS („Faubourg 36”) OCEANS WIE IN DER HÖLLE („L’enfer“) EINE FATALE ENTSCHEIDUNG („Le petit lieutenant“) DIE KINDER DES MONSIEUR MATHIEU („Les choristes“) L’EMPIRE DU MILIEU DU SUD Christophe Barratier 2005 2004 2002 2001 1999 1996 1995 1993 1991 1990 1989 1984 1982 NOMADEN DER LÜFTE - DAS GEHEIMNIS DER ZUGVÖGEL (“Le peuple migrateur“) DER PAKT DER WÖLFE („Le pacte des loups “) HIMALAYA („Himalaya - L’enfance d’un chef“) FERIEN UND ANDERE KATASTROPHEN („C’est pas ma faute!“) MIKROKOSMOS – DAS VOLK DER GRÄSER („Microcosme: le peuple de l’herbe“) LES ENFANTS DE LUMIÈRE ZEIT DES ZORNS („Il lungo silenzio“) NACHT OHNE ENDE („Hors la vie“) ALLEN GEHT’S GUT („Stanno tutti bene“) DAS VOLK DER AFFEN („Le peuple singe“) CINEMA PARADISO („Nuovo cinema paradiso“) LE JUGE DIE EHRE EINES KAPITÄNS („L’honneur d’un capitaine“) Jacques Perrin Danis Tanovic Xavier Beauvois Christophe Barratier Eric Deroo Jacques Perrin Jacques Perrin Michel Debats Jacques Cluzaud Christophe Gans Eric Valli Jacques Monnet Claude Nuridsany Marie Pérennou Pierre Philippe André Asseo Pierre Billard Margarethe von Trotta Maroun Bagdadi Giuseppe Tornatore Gérard Vienne Giuseppe Tornatore Philippe Lefebvre Pierre Schoendoerffer 25 1979 1977 1976 1975 1973 1971 1969 1968 1967 1965 1964 1963 1962 1961 1960 1959 VERHÄNGNISVOLLE FREUNDSCHAFT („L’adoption“) DER HAUDEGEN („Le crabe-tambour“) DIE TARTARENWÜSTE („Le désert des tartares“) SEHNSUCHT NACH AFRIKA („Noirs et blancs en couleurs“) SONDERTRIBUNAL – JEDER KÄMPFT FÜR SICH ALLEIN („Section spéciale“) DER UNSICHTBARE AUFSTAND („Etat de siège “) GOYA („Goya, historia de una soledad“) Z („Z“) DER SCHAUM DER TAGE („L’écume des jours“) DIE ZEIT DER KIRSCHEN IST VORBEI („Le grand dadais“) DIE MÄDCHEN VON ROCHEFORT („Les demoiselles de Rochefort“) MORD IM FAHRPREIS INBEGRIFFEN („Compartiments tueurs“) DIE 317. SEKTION („La 317e section“) LIEBE, SEX UND ÄRGERNISSE („Oltraggio al pudore“) IN KETTEN ZUM SCHAFOTT („Il fornaretto di venezia”) VON DER SONNE GEBLENDET („Le soleil dans l’œil“) TAGEBUCH EINES SÜNDERS („Cronaca familiale“) DAS MÄDCHEN MIT DEM LEICHTEN GEPÄCK („La ragazza con la valigia“) DIE WAHRHEIT („La vérité“) GRÜNE ERNTE („La verte moisson “) Marc Grunebaum Pierre Schoendoerffer Valerio Zurlini Jean-Jacques Annaud Constantin CostaGavras Constantin CostaGavras Nino Quevedo Constantin CostaGavras Charles Belmont Pierre GranierDeferre Jacques Demy Constantin CostaGavras Perre Schoendoerffer Slvio Amadio Duccio Tessari Jacques Bourdon Valerio Zurlini Valerio Zurlini Henri-Georges Clouzot François Villiers 26 Martin Moszkowicz (Associate Producer) Geboren 1958, studierte Martin Moszkowicz bis 1980 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Danach arbeitete er als Produktions- und Herstellungsleiter, Line Producer und Produzent bei zahlreichen Produktionen weltweit. 1985 wurde er Produzent und Geschäftsführer bei der M+P Film GmbH, München. Von 1991 an war er bei der Constantin Film Produktion GmbH als Produzent und von 1996 bis zum Börsengang 1999 auch als Geschäftsführer tätig. Seit damals ist Martin Moszkowicz Vorstand für den Bereich Produktion bei der Constantin Film AG. Als Produzent, Executive Producer, Co-Produzent oder Geschäftsführer der Produktionsfirma hat er bei weit über 100 Kinofilmen mitgewirkt und war an vielen deutschen und internationalen Erfolgsfilmen beteiligt. Filmografie – Martin Moszkowicz (Auswahl) Jahr Filmtitel Regie 2009 PANDORUM DIE PÄPSTIN WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER PARIS, PARIS („Faubourg 36“) IM WINTER EIN JAHR ANONYMA – EINE FRAU IN BERLIN Max Färberböck DER BAADER MEINHOF KOMPLEX Uli Edel URMEL VOLL IN FAHRT Christian Alvart Sönke Wortmann Michael Bully Herbig Christophe Barratier 2008 2008 2007 2006 2005 2004 2002 2001 2000 DIE WELLE WARUM MÄNNER NICHT ZUHÖREN UND FRAUEN SCHLECHT EINPARKEN RESIDENT EVIL: EXTINCTION („Resident Evil: Extinction“) PORNORAMA HERR BELLO SCHWERE JUNGS DAS PARFUM – DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS HUI BUH – DAS SCHLOSSGESPENST ELEMENTARTEILCHEN DER RÄUBER HOTZENPLOTZ DER FISCHER UND SEINE FRAU DIE WEISSE MASSAI DER UNTERGANG RESIDENT EVIL: APOCALYPSE („Resident Evil: Apocalypse") RESIDENT EVIL („Resident Evil") NACKT 53. Dt. Filmpreis 2003 FRECHE BIESTER! ERKAN & STEFAN GEGEN DIE MÄCHTE DER FINSTERNIS KNALLHARTE JUNGS 666 – TRAUE KEINEM, MIT DEM DU SCHLÄFST! (TV) EPSTEINS NACHT NIRGENDWO IN AFRIKA Oscar® 2003 52. Dt. Filmpreis 2002 24. Bay. Filmpreis 2002 DER SCHUH DES MANITU 23. Bay. Filmpreis 2001(Publikumspreis) 52. Dt. Filmpreis 2002 (Publikumspreis) MÄDCHEN, MÄDCHEN THEMA NR. 1 HARTE JUNGS Caroline Link Reinhard Klooss Holger Tappe Dennis Gansel Leander Haußmann Russell Mulcahy Marc Rothemund Ben Verbong Marcus H. Rosenmüller Tom Tykwer Sebastian Niemann Oskar Roehler Gernot Roll Doris Dörrie Hermine Huntgeburth Oliver Hirschbiegel Alexander Witt Paul W.S. Anderson Doris Dörrie Melanie Mayron Axel Sand Granz Henman Rainer Matsutani Urs Egger Caroline Link Michael Herbig Dennis Gansel Maria Bachmann Marc Rothemund 27 ERKAN & STEFAN TIME SHARE 1999 1998 1997 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1988 1982 THE CALLING („The Calling”) DER GROSSE BAGAROZY BIN ICH SCHÖN? DER CAMPUS 19. Bay. Filmpreis 1997 LESLIE NIELSEN IST SEHR VERDÄCHTIG („Wrongfully Accused“) OPERNBALL (TV) BALLERMANN 6 ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG (TV) DIE DREI MÄDELS VON DER TANKSTELLE (TV) PRINZ EISENHERZ („Prince Valiant”) CHARLEYS TANTE (TV) FRÄULEIN SMILLAS GESPÜR FÜR SCHNEE („Smilla’s Sense for Snow“) DAS MÄDCHEN ROSEMARIE (TV) DIE HALBSTARKEN (TV) DAS SUPERWEIB DER BEWEGTE MANN VOLL NORMAAAL DAS GEISTERHAUS („The House of Spirits“) BODY OF EVIDENCE („Body of Evidence”) DER ZEMENTGARTEN („The Cement Garden“) SALZ AUF UNSERER HAUT („Salt on our Skin“) TKKG MANTA, MANTA DIE VENUSFALLE DER FAN Michael Herbig Sharon von Wietersheim Richard Caesar Bernd Eichinger Doris Dörrie Sönke Wortmann Pat Proft Urs Egger Gernot Roll/ Tom Gerhardt Nico Hofman Peter F. Bringmann Anthony Hickox Sönke Wortmann Bille August Bernd Eichinger Urs Egger Sönke Wortmann Sönke Wortmann Ralf Huettner Bille August Uli Edel Andrew Birkin Andrew Birkin Ulrich König Wolfgang Büld Robert van Ackeren Eckhart Schmidt 28 Tom Stern (Kamera) Tom Stern, geboren 1946 im kaliformischen Palo Alto, arbeitete seit Ende der 70er Jahre als Beleuchter bzw. Oberbeleuchter. Zu den über 30 Filmen, an denen er in dieser Funktion mitgewirkt hat, gehören Clint Eastwoods „Bird“ (1988), „Unforgiven“ („Erbarmungslos“, 1992) und „Space Cowboys“ (2000) sowie Sam Mendes’ „American Beauty“ (1999) und „Road to Perdition“ (2002). Seit 2002 ist er ausschließlich als Kameramann tätig und hat seitdem bereits über ein Dutzend Filme ins Bild gesetzt, darunter alle von Clint Eastwoods Regiearbeiten seit „Blood Work“ (2002); er war auch bei Eastwoods neuem Drama „Changeling“, das im Mai 2008 in Cannes Premiere hatte, für die Kamera verantwortlich. Filmografie – Tom Stern (Auswahl) Jahr Filmtitel Regie 2008 PARIS, PARIS („Faubourg 36”) CHANGELING THINGS WE LOST IN THE FIRE RAILS & TIES LETTERS FROM IWO JIMA FLAGS OF OUR FATHERS DER LETZTE KUSS („The last kiss“) ROMANCE & CIGARETTES Christophe Barratier DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE („The exorcism of Emily Rose“) MILLION DOLLAR BABY BOBBY JONES: DIE GOLFLEGENDE („Bobby Jones – Stroke of genius“) MYSTIC RIVER BLOOD WORK Scott Derrickson 2007 2007 2006 2005 2005 2004 2003 2002 Clint Eastwood Susanne Bier Alison Eastwood Clint Eastwood Clint Eastwood Tony Goldwyn John Turturro Clint Eastwood Rowdy Herrington Clint Eastwood Clint Eastwood 29 Reinhardt Wagner (Musik) Reinhardt Wagner wurde 1956 in Paris geboren. Er arbeitete zunächst als Theaterkomponist, bevor er sich dem Schreiben von Filmmusik zuwandte. Seine erste Arbeit fürs Kino war Philippe Labros „La Crime“ („Wespennest“, 1983). Seither hat er zu über 20 Kino- und Fernsehfilmen sowie für einige Kurzfilme die Musik komponiert. Im Kino ist Reinhardt Wagner bisher nur in Cameo-Rollen aufgetreten, zuletzt als Pianist in PARIS, PARIS. 2006 nahm Wagner zusammen mit dem Schauspieler François Morel das Chanson-Album „Collection particulière“ auf, mit dem die beiden 2007 auch auf Tournee gingen. Filmografie – Reinhardt Wagner (Auswahl) Jahr Filmtitel Regie 2008 PARIS, PARIS („Faubourg 36”) L’HEURE ZERO LE GRAND APPARTEMENT MON PETIT DOIGT M’A DIT... RIEN, VOILÀ L’ORDRE RIEN QUE DU BONHEUR MORTEL TRANSFERT („Mortal transfer“) LA DILETTANTE CINQ MINUTES DE DÉTENTE ASPHALT TANGO COYOTE AM ENDE DES TAGES („Verso sera“) MIMA MAMAN MARQUIS DE SADE („Marquis“) ROSALYN UND DIE LÖWEN („Roselyne et les lions“) WESPENNEST („La crime“) Christophe Barratier 2007 2006 2005 2003 2001 1999 1996 1992 1991 1990 1989 1983 Pascal Thomas Pascal Thomas Pascal Thomas Jacques Baratier Denis Parent Jean-Jacques Beineix Pascal Thomas Tomas Romero Nae Caranfil Richard Ciupka Francesca Archibugi Philomène Esposito Romain Goupil Henri Xheonneux Jean-Jacques Beineix Philippe Labro 30 BESETZUNG Monsieur Pigoil Milou Jacky Douce Monsieur Radio Galapiat Jojo Célestin Viviane Lebeaupin Grevoul Detective Tortil Mondain Triquet Quai des Orfèvres Detective Dubrulle Crouzet Clément Sozialarbeiter Dorfeuil Borchard Jeannot Blaise Gérard Jugnot Clovis Cornillac Kad Merad Nora Arnezeder Pierre Richard Bernard-Pierre Donnadieu Maxence Perrin François Morel Elisabeth Vitali Christophe Kourotchkine Eric Naggar Eric Prat Julien Courbey Philippe du Janerand Marc Citti Christian Bouillette Thierry Nenez Frédéric Papalia Stéphane Debac Jean Lescot Daniel Benoin Wilfred Benaiche Reinhardt WagneR STAB Regie Produzenten Ausführender Co-Producer Associate Producers Drehbuch Adaption und Dialoge Nach einer Idee von Kamera Musik Song Texte Szenenbild Kostüm Ton Schnitt Christophe Barratier Jacques Perrin Nicolas Mauvernay Romain Le Grand Christophe Barratier Martin Moszkowicz Christian Benoist Christophe Barratier Christophe Barratier Julien Rappeneau Frank Thomas Jean-Michel Derenne Reinhardt Wagner Tom Stern Reinhardt Wagner Frank Thomas Jean Rabasse Carine Sarfati Daniel Sobrino Roman Dymny Vincent Goujon Yves Deschamps Eine französisch-deutsch-tschechische Co-Produktion von Galatée Films, Pathé Production, Constantin Film Produktion, France 2 Cinema, France 3 Cinema, Logline Studios, Novo Arturo Films und Blue Screen Productions Mit der Beteiligung von Canal+ und TPS Star In Zusammenarbeit mit Banques Populaires Image 8 Mit Unterstützung von Eurimages, Centre National de la Cinematographie, Procirep und MEDIA program of the European Union 31