Johannes Kepler Universität Institut für betriebliche Finanzwirtschaft Euro-Finanzmärkte Dr. Günther Pöll LVA-Nr. 239.019 SS 09 Das deutsche und französische Finanzsystem Bettina Weiß 0555445 180 Manuela Greisberger 0555783 130 Burt Grabowski 0457102 180 Melisa Kovacic 0656867 180 Michael Lindenbauer 0655363 180 Claudia Oberhansl 0755742 180 Das deutsche und französische Finanzsystem Euro-Finanzmärkte (239.019) Inhaltsverzeichnis 1 2 3 Das deutsche Finanzsystem ............................................................................................................. 3 1.1 Entwicklung............................................................................................................................. 3 1.2 Das Bankensystem .................................................................................................................. 4 1.3 Weitere Finanzinstitute............................................................................................................ 5 1.4 Der Aktien- und Anleihenmarkt in Deutschland ..................................................................... 5 Das französische Finanzsystem ....................................................................................................... 6 2.1 Entwicklung............................................................................................................................. 6 2.2 Banken- und Geldanlageinstitute ............................................................................................ 7 2.3 Weitere Finanzinstitute............................................................................................................ 8 Quellenverzeichnis ........................................................................................................................ 10 Seite 2 Das deutsche und französische Finanzsystem 1 Euro-Finanzmärkte (239.019) Das deutsche Finanzsystem 1.1 Entwicklung Um die stabile Funktionsweise des deutschen Finanzsystems und das allgemein hohe Ansehen in Bezug auf die Kaufkraft der Deutschen Mark zu verstehen, bedarf es einer genaueren Betrachtung der geschichtlichen Entwicklung. Hier liegen nicht nur die Wurzeln des deutschen Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch der Grund dafür, dass andere Staaten ständig versucht haben ihre eigene Währung an die Deutsche Mark zu koppeln, um die Vorzüge einer dieser stabilen Währung für die eigene zu akquirieren. Die deutsche Bundesbank hat aufgrund ihres hohen Ansehens in Bezug auf Preisstabilität nach 1948 noch heute einen entscheidenden Einfluss auf die EZB. Bevor Deutschland allerdings zur Wirtschaftsmacht aufgestiegen ist, hatte man eine der größten Wirtschaftskrisen zu bewältigen. Der Anfang des Übels war die Zeit während des Ersten Weltkrieges, als die damalige Zentralbank die „Reichsbank“ dem Staat kurze Kreditanleihen in Form von Kriegsanleihen zur Verfügung stellte, damit dieser in der Lage war den Krieg weiter zu finanzieren. Die mit der Aufnahme der Kriegsanleihen einhergehende Geldvermehrung führte unweigerlich zu einer rapiden Inflation der Mark, die in einer Hyperinflation endete, als nach dem Krieg zusätzlich Reparationszahlungen an die siegreichen Alliierten zu zahlen waren. Da die Reparationszahlungen in US-Dollar geleistet werden mussten, gab die „Reichsbank“ dem Druck nach und stellte der Regierung alle seine Rücklagen zur Verfügung, damit diese die erforderlichen US-Dollars kaufen konnte. Als die Mark immer mehr an Wert verloren hatte, sahen die Alliierten die einzige Möglichkeit diesen Abwärtstrend zu stoppen darin, indem sie die Reichsbank von der Regierung unabhängig machte, um die Wirtschaft dadurch wieder stabilisieren zu können. Für Deutschland selbst hatte die eingetretene Inflation auch positive Aspekte in Bezug auf die zu leistenden Reparationszahlungen, darum war der Effekt, den sich die Alliierten erwartet hatten, nicht eingetreten. Den absoluten Tiefpunkt erreichte die deutsche Wirtschaft 1923, als die gesamten Spareinlagen vernichtet wurden und aufgrund der immens hohen Inflationsrate brach das Finanzsystem schlussendlich vollständig in sich zusammen. Das zweite historische Ereignis, dass das deutsche Finanzsystem nachhaltig beeinflusste war 1948 die Umstellung der Reichsmark, die nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch wertlos war, zur Mark. Die „Bank deutscher Länder“ initiierte diesen Vorgang, indem sie die Löhne und Gehälter im Verhältnis 1:1 übernommen hatte, die Spareinlagen jedoch nur im Verhältnis 100:6,5. Somit verlor die Wirtschaft ein weiteres Mal entscheidend an Finanzkraft. Diese Ereignisse haben unter anderem dazu geführt, dass das deutsche Finanzsystem wie kein anderes darauf bedacht war die Inflationsrate gering zu halten und der Mark somit Stabilität zu verleihen. Eine weitere Charakteristik ist die verhältnismäßig geringe Eigenkapitalquote und eine generell risikoscheue Einstellung in Bezug auf Investitionen. Seite 3 Das deutsche und französische Finanzsystem Euro-Finanzmärkte (239.019) 1.2 Das Bankensystem Der Kopf des deutschen Finanzsystems ist die Bundesbank, welche ab 1957 nachfolgend der „Bank deutscher Länder“, als Zentralbank fungiert und deren wichtigste Grundsätze die Stabilität der eigenen Währung und die Unabhängigkeit von der Regierung sind. Der Aufbau ist föderalistisch, da auch jedes Bundesland über seine eigene Zentralbank mit einem Abgeordneten in der Bundesbank verfügt. Kreditbanken stehen in jederzeitigem Abgleich mit den Landesbanken und diese wiederum mit der Bundesbank. Die primäre Aufgabe der Zentralbank besteht jedoch nicht in der Aufsicht des Bankensystems, obwohl diese monatlich die „Banken Statistik“ veröffentlicht und somit indirekt auch das Verhalten der Banken registriert. In Deutschland bieten Banken das so genannte „universal banking“ an, wo neben den herkömmlichen Bankdienstleistungen auch Finanzdienste angeboten werden, die in anderen Ländern nur getrennt existieren. Das „universal banking“ besteht aus Kreditbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften, während alle anderen Fachinstitute darstellen. Kreditbanken zählen zu den Privatbanken, deren Leistungen vor allem im Finanzierungsbereich liegen. Die Sparkassen werden dem öffentlichen Sektor zugeordnet, deren primäres Ziel darin besteht günstige Darlehen an Benachteiligte zu vergeben. Im Gegenzug wird ihnen Liquidität von Seiten der Behörden garantiert. Kreditgenossenschaften stehen zwischen Kreditbanken und Sparkassen, da sie von ihren Mitgliedern beherrscht werden. Sie sind den Sparkassen ähnlich und ihre Aufgabe besteht einerseits darin das Haftungsrisiko weiter zu verkaufen, andererseits Darlehen regionalen Kreditgenossenschaften zu geben. Fachinstitute wie Hypothekenbanken oder Bausparkassen, die zwar auch die Möglichkeit anbieten bei ihnen Spareinlagen einzuzahlen, finanzieren sich über Pfandbriefe. Ihre Hauptfunktion liegt in der Bereitstellung von Kapital für das Baugewerbe, wobei die Hypothekarbanken auch erhebliche Bestände an Staatsschulden aufnehmen. Unterstützt wird dies vor allem durch den generellen Trend sein eigenes Haus bauen zu wollen, weil man bei der Finanzierung in den Genuss von Steuerbegünstigungen kommt. Die restlichen Institutionen wurden von der Regierung für spezielle Angelegenheiten eingerichtet, wie etwa die Lastenausgleichsbank, die dazu installiert worden war Betroffenen Schadenersatzleistungen zukommen zu lassen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um die zerstörten Gebäude und Einrichtungen wieder aufzubauen. Heute hilft sie vor allem Entwicklungsländern. Seite 4 Das deutsche und französische Finanzsystem Euro-Finanzmärkte (239.019) 1.3 Weitere Finanzinstitute Investmentfonds auf der einen Seite und Versicherungsunternehmen auf der anderen Seite zählen zu den wichtigsten Anlagegruppen, in Deutschland, neben den Banken. Die Investmentfondsgesellschaften in Deutschland besitzen eine ähnliche Funktion wie die Treuhandgesellschaften in Großbritannien. Sie bündeln das Geld der Anleger und investieren in verschiedene Anlageformen Die Anteilsscheine werden als Zertifikate bezeichnet und verbriefen den Anspruch auf Gewinnbeteiligung und das Recht auf Anteilsrückgabe zum jeweiligen gültigen Rücknahmepreis. Versicherungsunternehmen stiegen aufgrund mehrerer Spezifika des deutschen Finanzmarktes zu einer der beiden wichtigsten institutionellen Anlegergruppen in Deutschland auf. Eine gewichtige Rolle spielte das Nichtvorhandensein von Pensionsfonds. Im Gegensatz zum angloamerikanischen Raum, wo Pensionsfonds eine gewichtige Funktion als institutioneller Anleger haben, ist in Deutschland das Pensionssystem noch immer größtenteils staatlich organisiert und die Pensionen werden aus dem laufenden Steuergelder bezahlt. (pay-as-you-go system). Aufgrund der sich änderten Bevölkerungsverteilung (die Menschen werden sowie in ganz Europa, auch in Deutschland immer älter, daher müssen weniger Arbeiter, die Pensionen von mehr Pensionisten zahlen) wird die Pensionsversorgung durch den Staat immer unsicherer und daher stehen die betriebliche und private Pensionsvorsorge im Mittelpunkt. Die wichtigste Form der privaten Pensionsvorsorge ist der Abschluss einer Lebensversicherung. Um möglichst viele Menschen zu dieser Altersvorsorge zu bewegen gibt es verschiedenste Steuervergünstigungen und Steueranreize. Obwohl das Kapitalvolumen sowohl von Investmentfondgesellschaften als auch Versicherungsunternehmen in den letzten Jahren gestiegen ist, bleiben die Beteiligungen, im Gegensatz zu vergleichbaren Institutionen in Großbritannien, klein. 1.4 Der Aktien- und Anleihenmarkt in Deutschland Neben den Universalbanken und dem Nichtvorhandensein der Pensionsfonds hat das deutsche Finanzsystem noch folgende spezifische Charakteristika. Geringe Nutzung der Finanzierung mit Eigenkapital Kleiner Kapitalmarkt im Verhältnis zum BIP Geringe Anzahl an börsenotierten Unternehmen Bevorzugung privater Haushalte von Bankguthaben und Anleihen gegenüber Anteilskapital Die dominante Rolle der Banken bei der Finanzvermittlung Seite 5 Das deutsche und französische Finanzsystem Euro-Finanzmärkte (239.019) Der Anleihenmarkt hat in Deutschland eine höhere Bedeutung als der Wertpapiermarkt. Dadurch, dass die deutschen Unternehmen nicht viele Wertpapiere ausgeben, kann auch nur ein kleiner Prozentsatz von den Haushalten als Finanzvermögen gehalten werden. Dieses setzt sich wie folgt zusammen(Auszug): 34% Geldvermögen, 25% Sparpläne mit Versicherungsunternehmen, 11% Finanzanlagen mit Fonds und nur 5% in private Pensionen. Ein weiterer Grund der geringeren Bedeutung von Wertpapieranlagen für private Haushalte, ist die turbulente Finanzgeschichte Deutschlands, den damit verbunden Fokus einer niedrigen Inflation und mit einer konstant niedrigen Inflation verliert die Wertpapieranlage das wichtigste Argument. Des Weiteren waren die steuerlichen Regelungen für Wertpapieranlagen sehr unattraktiv (Doppelbesteuerung, Besteuerung des Unternehmensgewinnes und Besteuerung der Dividende der Aktionäre). Von der Politik wurden seit einigen Jahren Versuche unternommen, den Wertpapiermarkt anzukurbeln, unter anderem mit folgenden Mitteln: Steuerreform 1977, Abschaffung der Doppelbesteuerung Vereinfachung der Gründung einer AG, 1994 Privatisierung von Staatsbetrieben (z.B. Deutsche Telekom) und Ausgabe sog. Volksaktien Hauptgrund für diese Maßnahmen, ist das Problem der zukünftigen Pensionsfinanzierung (pay-as-yougo system) und die private Vorsorge am Wertpapiermarkt ist eine mögliche Alternative. Dazu wurde 2001 das Pensionssystem reformiert („Riester Reform“), womit der Staat unter anderem mit staatliche Beihilfen die private Pensionsvorsorge am Wertpapiermarkt unterstützt. 2 Das französische Finanzsystem 2.1 Entwicklung Das französische Finanzsystem war bis 1970, klassisch für Kontinentaleuropa, ein typisches auf Banken basierendes, Finanzsystem. Dies bedeutet, dass der Zahlungsverkehr über Bankinstitute, welche als Vermittler auftreten, geprägt ist. Seit den 70ern des vorangegangenen Jahrhunderts, ergaben sich jedoch zahlreiche Veränderungen im französischen Finanzsystem welche eine Tendenz zur Marktorientierung erkennen lassen. Es fand eine Abwendung von dem hohen Grad an Zentralisierung und Regulierung statt und die Banken begannen Diversifikationsvorteile zu nutzen, um dem verstärkten Wettbewerb standhalten zu können, welcher sich ab den 80ern herauskristallisierte. Konsequenterweise kam es in der Folge zu einem Absinken der „Financial Intermdiary Ratio“ auf 41 Seite 6 Das deutsche und französische Finanzsystem Euro-Finanzmärkte (239.019) %, welche in Deutschland Mitte der 80er noch bei 68 % lag und im Gegenzug stieg die Anzahl der Finanzinstitute ab den 90ern stark an. Die Ergebnisse dieser Veränderungen zeigten sich in den vergangenen Jahren in Form von erhöhter Produktivität in Verbindung mit Kostensenkung aufgrund des Strebens dem internationalen Kompetenzdruck standzuhalten, der zunehmenden Zahlungsautomatisierung und einhergehendem Personalabbau. 2.2 Banken- und Geldanlageinstitute Als Zentralbank Frankreichs ist die „Banque de France“ bekannt, welche seit 1993 autonom vom Staat agiert, sich jedoch nach wie vor zu 100% im staatlichen Besitz befindet. Die wesentlichen Entscheidungsgremien sind der „Conseil de la Politique Monétaire“ und der „Conseil Général“ welche dem Namen gerecht zum einen für Monetär-Politik und zum anderen für das operative Tagesgeschäft verantwortlich sind. Die Hauptfunktionen der französischen Zentralbank liegen in Verwaltung der staatlichen Bücher, der Fremdwährungsreserven und der Haltung der betrieblichen Einlagen der Kommerzialbanken und der Überwachung des gesamten französischen Finanzsystems. Die „Banque de France“ nimmt auch eine Rolle im Europäischen Zentralbankensystem ein, was weitere Aufgaben im Bereich der Informationssammlung und Berichterstattung an die Europäische Zentralbank sowie die Bereitstellung von Reserven und Fremdwährungen an französische Banken zu entsprechenden Zinssätzen und Wechselkursen. Frankreich präferiert separate Aufsichtsorgane für Banken, Versicherungsindustrie und Finanzmarkt. Die bringt jedoch den Nachteil eines hohen Koordinationsaufwandes mit sich und in zahlreichen Fällen bedarf es des Informationsaustausches zwischen den separaten Aufsichtsorganen. Die Regulierung der finanziellen Aktivität obliegt weitgehend dem Finanzministerium. Der Finanzminister bestimmt den Direktor der „Banque de France“ sowie die Mitglieder des „Banking and Financial Regulatory Committee“ des „Credit Institutions and Investment Committee“ und der „Banking Commission“. Diesen Vereinigungen kommen Aufgaben im Bereich der Regulierung der Handlungsweise von Kreditinstituten sowie im Bereich der Autorisierung und der Lizensierung von Kreditinstituten zu. Neben der Zentralbank Frankreich existieren weitere wichtige Banken, welche Mitglieder der „Association Francaise des Banques“ sind. Hierunter finden sich bspw. die „Société Générale“ und die „BNP-Paribas“. Die Mitgliederanzahl beträgt etwas 250 und befindet sich aktuell in einem leichten Rückgang als Folge von Zusammenschlüssen von Bankinstituten. Das französische Banksystem selbst wird repräsentiert durch die „Fédération Bancaire Francaise“ welche im Jahr 2000 gegründet wurde. Der Hintergrund für das Errichten dieser Institution liegt in dem geringeren staatlichen Einfluss Seite 7 Das deutsche und französische Finanzsystem Euro-Finanzmärkte (239.019) auf das Verhalten der französischen Banken. Diese wurden weitgehend privatisiert, um den erhöhten Bedarf an Kapital aufbringen zu können und frei am Wettbewerbsmarkt agieren zu können. Um dennoch gewisse Maßhalteappelle an die französischen Banken richten zu können erscheint die „Fédération Bancaire Francaise“ zweckmäßig. Die französischen Genossenschaftsbanken weisen weitgehend ähnliche Strukturen auf und befinden sich im Besitz ihrer Anleger. Hauptsächlich offerieren sie Kredite an Individualverbraucher, ursprünglich vor allem an Menschen mit beschränktem Einkommen. Die Organisation der Banken ist pyramidenförmig. Am Boden finden sich zahlreichen lokalen Filialen welche gebündelt regionalen Zentralen unterliegen. Die Genossenschaftsbanken unterliegen zwei nationalen Organisation: der „Caisse Centrale de Crédit Mutuel“ mit politischen Aspekt und der „Cofédération Nationale de Crédit Mutuel“ mit regionalem Gesichtspunkt. Die sogenannten Spar-Banken sind ebenso genossenschaftsähnliche Institutionen und offerieren Dienstleistungen an den Individualverbraucher. Ähnlich wie die obigen Netzwerke sind sie regional organisiert und unterliegen zwei nationalen Organisationen. Erwähnenswert ist hier die „Caisse des Dépôts et Consignations“ welche eine zentrale Rolle im französischen Finanzsystem einnimmt und vor allem am langfristigen Wertpapiermarkt partizipiert. Zuletzt sei noch erwähnt, dass in Frankreich Finanzdienstleistungen, außer Kreditvergabe, auch von der Post angeboten werden. 2.3 Weitere Finanzinstitute Die meisten Kredite in Frankreich werden von Banken und anderen Kreditinstituten vergeben. Diese Kredite sind in den letzten Jahren sehr stark gestiegen, denn insgesamt wurden, wie die Abbildung 1 zeigt, im Jahr 2005 46,1 Milliarden Euro vergeben und im Jahr 2007 90,7 Milliarden Euro. Die Summe der Investitionen stieg von 2005 bis 2007 von 135,3 Milliarden Euro auf 210,8 Milliarden Euro. Die Investitionen des Jahres 2007 enthalten 93,5 Milliarden Euro Fremdkapital. Dies ist ein Indikator für steigende Sachanlagen der Unternehmen und die Reduzierung des Eigenkapitals. Die allgemeine Verschuldung der französischen Haushalte wächst pro Jahr um zirka 11 Prozent. Es werden mehr Kredite für den Grunderwerb als für ungesicherte Konsumgüter vergeben. Schulden (Fremdkapital) 2005 2006 2007 Wertpapiere 15,7 15,0 4,7 Anleihen -10,2 -8,0 -1,9 Bankkredite 46,1 64,7 90,7 Aktien 83,8 100,1 117,3 Total 135,3 170,7 210,8 Seite 8 Das deutsche und französische Finanzsystem Abb. 1: Euro-Finanzmärkte (239.019) Kreditaufteilung (in €/Milliarden)1 Die privaten französische Haushalte investieren ihr Vermögen zu zirka einem Drittel in Sparbücher, Lebensversicherungen und Wertpapieren. Durch eine Steuerreform im Jahr 2006 haben französische Haushalte ihr Ersparnisse teilweise von Sparbüchern auf Lebensversicherungen umgeschichtet. Es gibt tausende verschiedene Finanzmittel zwischen denen Investoren wählen können, wobei vor allem zwischen dem generellen und speziellen Markt unterschieden werden kann. Die Kontrolle erfolgt durch das AMF (Autorité des Marchés Financiers). Das AMF wurde 2003 durch eine Fusion der drei wichtigsten französischen Finanzinstitutionen (COB, CMF, CDGF) gegründet. Die Hauptaufgabe des AMF liegt nicht nur in der Überwachung der Investitionsmöglichkeiten, sondern auch im Schutz der Investoren, dies beinhaltet die genaue Informationsweitergabe an die Investoren und die Überprüfung der Investitionsorganisationen. Insgesamt gab es im Jahr 2007 517 autorisierte Investitionsunternehmen. Die französischen Versicherungssysteme sind unterteilt in Lebensversicherungen (langfristig) und generelle Versicherungen (kurzfristig). Lebensversicherungen hatten 2006 einen Wert von 1161 Milliarden Euro und die allgemeinen Versicherungen von 140 Milliarden Euro. Seit 2003 werden die Versicherungsgesellschaften von der CCAMIP kontrolliert. Eine Vergleichsmöglichkeit der Versicherungsnehmer besteht in der Einkommensfeststellung der allgemeinen Versicherungsnehmer (60,7°Mrd. € Einkommen 2006) bzw. der Lebensversicherungsnehmer (155,2 Mrd. €. 2006). Die Versicherungen sind oft geographisch abhängig, zum Beispiel in Österreich und Frankreich verpflichtet der Staat die Bürger in das Pensionsversicherungssystem einzubezahlen, jedoch in Großbritannien muss man selbst für seine Pensionsversicherung sorgen. Ein weiterer Grund für das starke Ansteigen der privaten Pensionsvorsorge liegt in der Prämienvergabe einiger Staaten wie Deutschland, Italien, Frankreich für zusätzlich abgeschlossene private Pensionsversicherungen. Finanzmärkte in Frankreich Die starke Regulierung des französischen Finanzsystems beeinflusste bis vor kurzem die Finanzmärkte und die Finanzinstitutionen. Dies führte zu einer starken Segmentierung zwischen den Institutionen Banken und Versicherungen und zur geringen Entwicklung von Wertpapiermärkten. Das französische Finanzsystem wurde im Laufe der 1980er Jahre modernisiert. Es wurden vier Organisationen gegründet, MATIF [Marche a Terme International de France SA], MONEP [Marche des Options negotiables des Paris SA], Societé du Nouveau Marché, SBF [Societe des Bourses Francaises SA], die die kapitalmarktrechtlichen Abläufe kontrollieren. Am 1. Juni 1999 gründeten diese vier Organisationen die ParisBourseSBF SA, dadurch wird der gesamte französische Wertpapiermarkt von einer Stelle verwaltet. Durch den Zusammenschluss der 1 Franck Sédillot, 2008, S. Seite 9 Das deutsche und französische Finanzsystem Euro-Finanzmärkte (239.019) Börsen von Brüssel, Amsterdam und Paris entstand der Euronext mit Niederlassung in den Niederlanden. Im Jahr 2002 übernahm der Euronext die Londoner und Lissaboner Börse und im Jahr 2007 fusionierte Euronext mit der New Yorker Börse und heißt seit dem NYSE Euronext. Der Aktienhandel spielt in Frankreich eher eine untergeordnete Bedeutung. Der Handel mit Wertpapieren erfolgt meist indirekt über Versicherungsgesellschaften. Die Ersparnisse der französischen Haushalte werden indirekt, durch die Banken und Versicherungen, in Fonds und Anleihen investiert. Wertpapiere und Anleihen haben in Frankreich einen höheren Stellenwert als in Deutschland, jedoch werden sie wohl kaum den Stellenwert erreichen den sie in UK bzw. USA besitzen. 3 Quellenverzeichnis Franck Sédillot (2008): Les comptes fi nanciers de la Nation en 2007: sur fond de tensions sur les marches fi nanciers, dynamisme persistant du crédit aux agents non fi nanciers. Bulletin de la Banque de France, No. 170. http://www.banque-france.fr/fr/publications/telnomot/bulletin/170etude.pdf (dl: 15. März 2009) Seite 10