Lexikon RTF - Buddha Heute

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Zitate im Geiste des Erwachten
zusammengestellt und übersetzt von Hans Gruber
„Sie halten sich nicht bedauernd mit Vergangenem auf. Sie brüten nicht über
Künftiges. Sie bleiben fest in der Gegenwart: So strahlen sie.“
Der historische Buddha (6-5. Jh. v. Chr., Indien)
Stimmen von berühmten Bewunderern des Buddhismus:
„Als das weitreichendste Ereignis des zwanzigsten Jahrhunderts wird sich
die Begegnung des Abendlandes mit dem Buddhismus herausstellen.“
Arnold Joseph Toynbee (1889-1975), Historiker und Kulturtheoretiker (etwa
„A Study of History“, deutsch „Der Gang der Weltgeschichte“, 10 Bde.).
„Der Buddhismus bietet eine ,Doktrin der Erlösung’ an, die in wachsendem
Maße viele Abendländer zu faszinieren scheint … Es ist notwendig, dem
Buddhismus besondere Aufmerksamkeit zu widmen.“
Papst Johannes Paul II, Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche
„Meine Religion heißt Güte.“
Der vierzehnte Dalai Lama,
das einflussreichste Oberhaupt der tibetischen Buddhisten
„Die Religion der Zukunft wird eine kosmische sein. Sie sollte einen
persönlichen Gott transzendieren und Dogmas und Theologie vermeiden.
Indem sie sowohl das Natürliche als auch Spirituelle umfasst, sollte sie auf
einem religiösen Sinn beruhen, der aus der Erfahrung aller natürlichen und
spirituellen Dinge als tiefer Einheit erwächst. Der Buddhismus entspricht
diesen Massstäben. Wenn es irgendeine Religion gibt, die den Ansprüchen
moderner Wissenschaft gewachsen ist, heißt sie Buddhismus.“
Albert Einstein (1879-1955), Entdecker der Relativitätstheorie
„Wenn ich die Resultate meiner philosophischen Forschung als den Maßstab
für die Wahrheit heranzöge, sähe ich mich veranlasst, dem Buddhismus den
Vorrang vor allen anderen Lehren einzuräumen.“
Arthur Schopenhauer (1788-1860), Philosoph (erster deutscher
„Buddhaist“; der Titel seines Hauptwerkes „Die Welt als Wille und
Vorstellung“ ist auch ein exaktes Resümee der Kernlehren des Buddha)
Als ein Student der vergleichenden Religionswissenschaft glaube ich, dass
der Buddhismus die vollkommenste Religion ist, die es gibt.“
C. G. Jung (1875-1961), Psychologievater
„Von den großen geschichtlichen Religionen ziehe ich den Buddhismus den
anderen vor, vor allem den Buddhismus der Frühzeit, weil er am wenigsten
durch Verfolgungen anderer Religionen gekennzeichnet ist.“
Bertrand Russell (1872-1970), Mathematiker und Philosoph (Lehrer Ludwig
Wittgensteins, Träger des Nobelpreises für Literatur 1950, Verfasser etwa
der grundlegenden „Principia Mathematica“, 3 Bde., „Probleme der
Philosophie“, und „Philosophie des Abendlandes“)
„Vom Standpunkt des Ökonomen ist das Wunder des buddhistischen ,way of
life’ die vollkommene Rationalität seiner Denkmuster.“
E. F. Schumacher (1911-1977), Ökonom (etwa „Small ist Beautiful“)
„Es ist im wesentlichen durch die Botschaft des Buddha, dass die heutigen
individuellen, nationalen und internationalen Probleme aus der richtigen
Perspektive betrachtet werden können.“
Jawaharlal Nehru (1889-1964), erster Premierminister Indiens
„Der Buddha hat furchtlos eine arrogante Priesterschaft in die Kniee
gezwungen. Beide, Buddha und Christus, standen für intensive direkte
Aktion.“
Mahâtma Gandhi (1869-1948), berühmtester Vertreter des gewaltlosen
Widerstandes und Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung
„Ich werde wieder und wieder betonen, dass zwischen dem Buddhismus und
der modernen Wissenschaft ein enges Band existiert.“
Aldous Huxley (1894-1963), Schriftsteller (etwa “Brave New World”)
„Die hauptsächlichen Ziele des Judentums und Christentums – die
Überwindung von Gier und Hass – können nicht ohne einen anderen Faktor
verwirklicht werden, der im Buddhismus zentral ist: Die Durchdringung der
Oberfläche der Dinge und das Erfassen der Realität.“
Erich Fromm (1900-1980), Psychoanalytiker und Kulturtheoretiker (etwa
„Die Anatomie der menschlichen Destruktivität“, „Die Furcht vor der
Freiheit“, „Haben oder Sein“ und „Die Kunst des Liebens“)
„Der Buddhismus hat mehr für den Fortschritt der Weltzivilisation geleistet,
als irgendein anderer Einfluss in der Geschichte der Menschheit.“
H. G. Wells (1866-1946), Schriftsteller (etwa „Die Zeitmaschine“ und die
zweibändigen „Grundlinien der Weltgeschichte“)
Hier und jetzt sein, Zen:
Zwei Zen-Mönche kommen an einen strömenden Fluss, an dem ein kurz
bekleidetes Mädchen Angst hat, den Fluss zu überqueren. Der eine ZenMönch nimmt sie lachend auf die Schultern und trägt sie hinüber.
Als die beiden Zen-Mönche auf der anderen Seite ihren Weg still fortsetzen,
sagt der eine nach geraumer Zeit: „Du bist Dir im Klaren, dass du vorher
unsere Mönchsregeln gebrochen hast, als du das Mädchen auf den Schultern
getragen hast. Außerdem war sie kurz bekleidet.“ Der Bezichtigte
antwortete: „Ich habe sie dort am Fluss wieder abgesetzt, du nicht.
Zen-Geschichte
„Der Körper ist wie der Bodhi-Baum. Der Geist gleicht einem klaren
Standspiegel. Reinige ihn regelmäßig; lass sich keinen Staub absetzen.“
Shenxiu (7. Jh., China)
2
„Im Grunde gibt es weder Bodhi-Baum noch Standspiegel. Ursprünglich ist
da kein Ding irgendwo; wo soll sich dann Staub absetzen?“
Huineng (7. Jh., China)
(Die letzteren beiden Zitate sind der Kern der überlieferten Geschichte zum
Grundunterschied zwischen den beiden Zen-Wegen der „Allmählichen
Erleuchtung“, wie ihn Shenxiu lehrt, und der „Plötzlichen Erleuchtung“, wie
ihn Huineng lehrt.)
Akzeptanz der Dinge, wie sie in Wirklichkeit sind:
„Wasser erstarrt zu Eis, Eis schmilzt zu Wasser.
Was geboren ist, stirbt wieder; was gestorben ist, lebt wieder.
Wasser und Eis sind letztlich eins.
Leben und Tod, beides ist gut so.“
„Behauptet nur, dem Buddha nachzufolgen, sei unmöglich. Kehrt den Blick
ins Herz und bald seid ihr Buddha. Im Außen findet Ihr ihn nicht.“
Erwachter Zen-Laie und Poet Hanshan (etwa 7. Jh., China)
„Der Regen hat aufgehört, die Wolken haben sich verzogen,
das Wetter ist wieder klar.
Wenn dein Herz geläutert ist,
sind alle Dinge in deiner Welt geläutert.
Lass diese flüchtige Welt sein, lass dich Selbst sein.
Dann werden dich der Mond und die Blumen
auf dem großen Weg begleiten.“
„Wo es Schönheit gibt, tritt auch Hässlichkeit hervor.
Wo es Rechtes gibt, tritt auch Falsches hervor.
,Weisheit’ und ,Ignoranz’ bedingen sich,
Illusion und Erleuchtung sind nicht zu trennen.
Dies ist eine alte Wahrheit.
`Ich will dies, ich will das´ ist nichts als Torheit.
Ich sage Dir ein Geheimnis:
„Alle Dinge sind vergänglich!“
Zen-Meister und Poet Ryôkan (Japan, 18. Jh.)
Ungetrübtes Sehen und Genießen der Natur (der Dinge):
„Vor der Tür liegen Blüten verstreut.
Der Gesang der Vögel begleitet ihr Fallen.
Die helle Frühlingssonne lugt ins Fenster.
Eine dünne Rauchfahne schwebt
über den Räucherstäbchen.“
„Frischer Morgenschnee liegt vor dem Schrein.
Die Bäume! Sind sie nun weiß vor Pflaumenblüten
oder weiß vor Schnee? Voller Freude werfen die Kinder
und ich uns Schneebälle zu.“
Zen-Meister und Poet Ryôkan (Japan, 18. Jh.)
3
Wirklichkeitsgemäßes Sehen, die Drei Daseinsmerkmale:
„Flusshaft-vergänglich sind alle bedingt entstandenen Phänomene. Wenn
man dies mit dem Auge der Weisheit erschaut, entsteht Überdruss am
Leiden. Hier liegt der Pfad zur Freiheit. Letztlich nicht-tragfähig oder nicht
greifbar sind alle bedingt entstandenen Phänomene. Wenn man dies mit dem
Auge der Weisheit erschaut, entsteht Überdruss am Leiden. Hier liegt der
Pfad zur Freiheit. Das Nicht-Selbst sind alle bedingten und unbedingten
Dinge. Wenn man dies mit dem Auge der Weisheit erschaut, entsteht
Überdruss am Leiden. Hier liegt der Pfad zur Freiheit.“
„Wenn das stete Entstehen und Vergehen alles Körperlichen wie Geistigen
gesehen wird, entsteht wahre Freude. Hier ist das Reich des Todlosen.“
Der Buddha im „Pfad der Natürlichen Wahrheit“, Dhammapada
„Wie die Sommersonne am klaren Himmel
die Dunkelheit ausschließt, leuchtend und hell,
lässt die praktizierte und entwickelte Bewusstheit
des Flusshaft-Vergänglichen alles Verlangen,
alles Nichtsehen und jeden Eigendünkel
zu Ende kommen.“
„Freudenausrufe der Erwachten“, Theragâtha, Pali-Kanon
„Ein erwachender Mensch hört auf, nach dem Bedingten zu dürsten, das im
Fluss ist, letztlich nicht tragen kann, im allumfassenden Nicht-Selbst. So
wächst er ins Unbedingte, Todlose, Nirvâna.“
„Buddha ist der Mensch in Wahrheit.“
„Ein Bodhisattva oder werdender Buddha sieht die Natur (der Phänomene),
und ruht im ungreifbaren Nicht-Selbst aller Dinge. So ist er oder sie frei von
Spaltung oder Rotation, und es kann das Wesen des Menschen hervortreten,
das weltumarmende (Nicht-)Selbst:
Liebe, Mitgefühl oder Mitfreude in Gleichmut.“
Indologe und Autor Hans Gruber
Indologe Hans Gruber
„Wir dürfen die Themen Vergänglichkeit, Unbefriedigende Natur und NichtSelbst-Sein nicht leicht nehmen. Sie sind nicht etwa bloß Angelegenheiten
für Alte oder Worte für einen Sterbenden. Sie sollten im Alltag verwandt
werden. Denn eine Person, die fähig ist, die Vergänglichkeit, die
Unbefriedigender Natur und das Nicht-Selbst-Sein aller Dinge zu benutzen,
um ihren Alltag zu meistern, besitzt den perfekten Antikörper. Für sie
können Gestalten, Geräusche, Gerüche, Geschmäcker oder Empfindungen
nicht mehr zu Giften werden. So erfährt sie wahre Sicherheit, Freiheit,
Friede.“
Theravâda-Meister Ajahn Buddhadâsa
4
Eine schöne Formulierung des „allbezogenen, ungetrennten Nicht-Selbst“
bzw. des „Weltumarmenden Selbst in Liebe, Mitgefühl oder Mitfreude“ in
westlicher philosophischer Sprache stammt von Arthur Schopenhauer, dem
ersten deutschen ,Buddhaisten’, wie er sich selber nannte:
„Sieh dich doch um! Was da ruft ,Ich, ich, ich will da sein’, das bist du nicht
allein, sondern alles, durchaus alles, was nur eine Spur von Bewusstsein hat.
Folglich ist dieser Wunsch in dir gerade das, was nicht individuell ist,
sondern allen ohne Unterschied gemein. Er entspringt nicht aus der
Individualität, sondern aus dem Dasein überhaupt, ist jedem, das da ist,
wesentlich, ja ist das, wodurch es da ist, und wird demgemäß befriedigt
durch das Dasein überhaupt, auf welches allein er sich bezieht. Er wird
befriedigt nicht aber ausschließlich durch irgendein bestimmtes, individuelles
Dasein, da er auf ein solches gar nicht gerichtet ist. Trotzdem hat es jedesmal
den Schein hiervon, weil er nicht anders als in einem individuellen Wesen
zum Bewusstsein gelangen kann und deshalb jedesmal auf dieses allein sich
zu beziehen scheint. Dies ist jedoch ein bloßer Schein,an welchem zwar die
Befangenheit des Individuums klebt, den aber die Reflexion zerstören und
uns davon befreien kann. Was nämlich so ungestüm das Dasein verlangt, ist
bloß mittelbar das Individuum; unmittelbar und eigentlich ist es der Wille
zum Leben überhaupt, welcher in allen einer und derselbe ist.“
Der Philosoph Arthur Schopenhauer
Die vier "Unbegrenzten" bzw. "Wohnstätten der Götter" des Buddhismus
sind Liebende Güte, Mitgefühl und Mitfreude in Gleichmut. Mit ihnen lebt
als Mensch in göttlichem Bewusstsein. Sie werden (im Sinne des letzten
Zitates von Arthur Schopenhauer) im Pali-Kanon so begründet:
„Sein (Nicht-)Selbst in allem wiedererkennend, durchstrahlt ein (wahrer)
Mensch die Welt mit einem Herzgeist voller Liebender Güte, Mitgefühl und
Mitfreude in Gleichmut –
mit einem großen, erhabenen und unbegrenzten Herzgeist.“
Der Buddha
Achtsamkeit und Ethik, der einfache oder Große Weg:
„Alle Seinszustände haben den Begriffsgeist zum Vorläufer und Herrscher,
sind von ihm gemacht. Wenn man mit korrumpierten Sinn spricht oder
handelt, folgt Unheil nach, wie das Wagenrad den Hufen des Zugochsen.
Alle Seinszustände haben den Begriffsgeist zum Vorläufer und Herrscher,
sind von ihm gemacht. Wenn man mit geläutertem Sinn spricht oder handelt,
folgt Heil nach, wie das Wagenrad den Hufen des Zugochsen.“
„Achtsamkeit ist der Pfad zum Todlosen, Unachtsamkeit der Pfad zum Tod.
Achtsame sterben nicht, Unachtsame wirken wie schon tot.“
„Wie eine Biene den Nektar einer Blume aufnimmt, ohne Farbe und Duft zu
stören, dann weiter fliegt, so gehen Weise durch die Welt.“
„Der Wohlgeruch der Blumen weht bloß mit dem Wind. Der Wohlgeruch der
Tugendhaften weht gegen den Wind. Er dringt in jede Richtung, steht über
jedem anderen Wohlgeruch, erreicht die Götter.“
Der Buddha im „Pfad der Natürlichen Wahrheit“, Dhammapada
5
Die Große Freiheit:
Ich mache nichts den ganzen Tag lang ...
aber genieße Glück und Freude
jenseits von Worten und
jenseits von Vergleich
Doch dieses besondere Glück übersteigt uns keineswegs!
Keiner kann hier klagen, es wäre doch unerreichbar.
Denn ich spreche lediglich von dem,
was man gerade tut ...
Einer zu sein, der „nichts den ganzen Tag lang“ macht,
und damit den ganzen Tag lang gut durchzukommen,
ist so wunderbar freudvoll ...
Worauf es dabei alleine ankommt, ist,
die innerste, naturgemäße Ruhe des Geistes
in die Arbeit hineinzulegen, die man gerade tut,
bis man dies und die Arbeit „vergisst“ ...
Zu diesem Zeitpunkt wirkt kein „Ich“ mehr,
das da noch etwas „tut“.
Zu diesem Zeitpunkt braut der Geist
kein „Ich“ mehr zusammen,
das da gerade „arbeitet“.
Die befreiende Ruhe des Geistes „Samâdhi“
ergründet jetzt so seltsam einzigartig, selbsttätig,
die wahre Natur der Dinge.
Und sie ergründet diese,
eben indem man „geschickt“ arbeitet,
dies heißt ohne jene Gefahr,
dass hier etwa noch
ein „Ich“ für „mich“
arbeiten würde.
Theravâda-Meister Ajahn Buddhadâsa
Der Theravâda-Naturmeister Ajahn Chah:
Ein Merkmal von Ajahn Chah, dem neben Ajahn Buddhadâsa
einflussreichsten Meisters Thailands, sind tiefe Gleichnisse aus der Natur
(der Dinge). Er zog als Bettelasket wandernd viele Jahre durch die Natur.
Ajahn Chah ist der Großmeister des „gesunden Menschenverstandes“, des
ungetrübten, von religiösem Glauben oder Konzepten nicht überlagerten
Herzgeistes.
Ajahn Chah zur Rückkehr zum eigentlich
bzw. im Herzen Offenkundigen:
6
Natürlichkeit
„Einige fordern, dass die Praxis ,natürlich’ sein soll. Sie beklagen sich, dass
der Weg der Meditation nicht ihrer ,Natur’ entspreche. Natur ist der Baum im
Wald. Wenn du ein Haus daraus zimmerst, ist er nicht mehr ,natürlich’.
Trotzdem brauchst du es. Auch die Hunde sind ganz natürlich, wenn sie ihrer
Nase nachrennend überallhin rennen. Wenn du ihnen Futter hinwirfst,
werden sie darauf losstürzen und sich bekämpfen. Willst du etwa so sein?
Die wahre Bedeutung von ,natürlich’ wird mit der inneren Praxis klar. Dieses
,natürlich’ liegt jenseits unserer Konditionierungen und Ängste. Wenn sich
der menschliche Geist seinen ,natürlichen Impulsen’ überlässt, untrainiert,
herrschen Verlangen, Hass oder Verwirrung. Dann folgt Leiden. Mit der
inneren Praxis erlauben wir unserer tiefen Weisheit oder Liebe
hervorzuwachsen, bis sie unter allen Bedingungen natürlich erblüht.“
Der einfache Pfad
„Traditionell wird der Achtfache Pfad mit seinen acht Gliedern gelehrt. Aber
der wahre Achtfache Pfad liegt in uns selbst: Zwei Augen, zwei Ohren, zwei
Nasenlöcher, eine Zunge und ein Körper. Diese acht Tore sind unser ganzer
Pfad, und der Geist ist dasjenige, was diesen Pfad beschreitet. Verstehe diese
Tore, untersuche sie genau, und es werden sich Dir alle Dinge offenbaren.
Das Herz des Pfades ist so einfach! Lange Erklärungen sind ganz
überflüssig: Gib das Ergreifen von Verlangen und Hass auf, ruhe mit allen
Dingen, wie sie jeweils sind. Dies ist alles, was ich in meiner Praxis mache.
Versuche nicht, ,etwas’ zu werden, mache dich nicht zu ,etwas’, sei kein
,Meditierer’, und werde auch nicht ,erleuchtet’. Wenn du sitzt, lass es einfach
alles innerlich sein. Ergreife nichts und verwirf nichts. Es gibt Dutzende von
Meditationstechniken, um Sammlung und viele Arten des Vipassanâ
(Höheres Sehen) in sich zu entwickeln. Aber es läuft alles immer auf das
hinaus: Lass es einfach alles innerlich sein. Komm hier herüber, wo es kühl
ist. Verlasse den Kampf! Warum es nicht versuchen? Wagst du es?“
Korrekte Bemühung
„Korrekte Bemühung ist nicht die Bemühung, etwas Bestimmtes geschehen
zu machen. Es ist die Bemühung, in jedem Moment bewusst und wach zu
sein, die Bemühung, Trägheit und Inneren Zwang zu überwinden, die
Bemühung, jede Aktivität des Tages in eine Meditation zu verwandeln.“
Wahre Liebe
„Wahre Liebe bedeutet Weisheit. Man liebt einen anderen, aber am Ende
geht oder stirbt der geliebte Mensch. Dann wehzuklagen und voller
Sehnsucht an den Gegangenen zu denken, nach dem zu greifen, was sich
verändert hat, ist Leiden, nicht Liebe. Wenn wir mit dieser Wahrheit ganz
eins sind, nicht mehr verlangen, wird die Weisheit oder Wahre Liebe, die
über das Verlangen hinausgewachsen ist, unsere Welt erfüllen.“
Der stille Waldteich
„Sei einfach bloß achtsam! Gestatte allen Dingen, den ihnen gemäßen oder
natürlichen Verlauf zu nehmen. Dann wird dein Geist stiller und stiller, wo
du auch sein magst. Er wird so still wie ein klarer Waldteich. Dann werden
alle Arten von großartigen und seltenen Tiere an diesen Teich herankommen,
um aus ihm zu trinken. So wirst du die Natur aller Dinge in der Welt
verstehen lernen. So wirst du viele wundervolle, sonderbare Dinge kommen
und gehen sehen. Aber du wirst still bleiben. Probleme werden entstehen.
Aber du wirst sie durchschauen. Dies ist das Glück eines Erwachten.“
7
Verlasse dich auf dich selbst
Der Buddha lehrt, dass alle, die es wirklich wissen wollen, die Wahrheit aus
sich selbst heraus verwirklichen müssen. Dann macht es keinen Unterschied,
ob dich andere kritisieren oder loben. Was immer sie sagen mögen, es wird
dich nicht stören. Wenn eine Person kein Vertrauen in sich selbst hat, wird
sie, wenn jemand sie schlecht heißt, sich demgemäß schlecht fühlen. Was für
eine Zeitverschwendung! Wenn dich Leute kritisieren, untersuche dich
einfach: Wenn sie unrecht haben, lasse sie unbeachtet. Doch wenn sie recht
haben, lerne von ihnen. In beiden Fällen gibt es keinen Grund, Ärger zu
entwickeln. Wenn du die Dinge so sehen kannst, wirst du in Frieden leben.
Wenn du die inneren Werkzeuge benutzt, welche der Buddha gegeben hat,
brauchst du andere ebensowenig zu beneiden. Während Träge bloß zuhören,
bloß glauben wollen, wirst du unabhängig sein - fähig, dich selbst zu tragen.
Zu praktizieren, indem du dich alleine auf deine Ressourcen verlässt, ist
wohl beschwerlich, weil sie ganz deine eigenen sind. Aber wenn du etwas
ergreifst, macht es keinen Unterschied, wem es gehört. Wenn du ein Feuer
im Garten des Nachbarn anfasst, wird es heiß sein. Wenn du ein Feuer im
eigenen Garten anfasst, wird es heiß sein. Also ergreife nichts! So praktiziere
ich, und dies ist der direkte Weg. Ich konkurriere mit niemandem. Wenn du
mit Schriften oder Psychologie kommst, um mit mir zu argumentieren, werde
ich nicht mit dir argumentieren. Ich werde dir lediglich Ursache und
Wirkung verständlich machen, um die Wahrheit der Praxis aufzuzeigen. Wir
müssen alle wieder lernen, uns wirklich auf uns selbst zu verlassen.
Eine Schlange ergreifen
„Unsere Praxis bedeutet, nichts zu ergreifen“, erklärte Ajahn Chah einem
neuen Mönch. „Aber ist es nicht notwendig, sich manchmal an Dingen
festzuhalten?“ meinte der Mönch. „Mit den Händen ja, aber nicht mit dem
Herzen“, lautete die Antwortet. „Wenn das Herz ergreift, was schmerzvoll
ist, gleicht dies dem Biss einer Schlange. Wenn das Herz im Verlangen
ergreift, was angenehm ist, gleicht dies dem Ergreifen des Schwanzes der
Schlange. Dann dauert es bloß eine kleine Weile, bis der Kopf der Schlange
herumfährt und zubeißt. Mache Nichtergreifen und Achtsamkeit zu den
Hütern deines Herzens, dich zu Deinen Eltern. Dann werden deine Vorlieben
und Abneigungen vielleicht noch wie Kinder rufen: ,Ich mag das nicht,
Mammy, ich mag mehr davon, Daddy’. Du lächelst einfach und sagst: ,Klar,
Kind’! ,Aber Mammy, ich mag wirklich einen Elephanten’, und du: ,Klar,
Kind’! So gibt es keine Probleme; wenn du die Rufe kommen und gehen
lässt, ohne zu ergreifen. Etwas kontaktiert die Sinne, Vorlieben und
Abneigungen entstehen, und hier kommt es zu Verblendung. Aber durch
Achtsamkeit kann in dieser Erfahrung auch Weisheit hervortreten. Fürchte
keine Plätze, wo viele Dinge die Sinne kontaktieren. Erwacht zu sein, heißt
nicht, taub oder blind zu sein. Wenn du etwa jede Sekunde ein Mantra
murmelst, um die Dinge abzublocken, wirst du vielleicht unter ein Auto
kommen. Sei achtsam und lasse dich nicht zum Narren halten. Wenn andere
sagen, etwas sei so schön, sage dir ,ist es nicht’. Wenn andere sagen, etwas
sei so köstlich, sage dir ,Nein, ist es nicht’. Verfange dich nicht in den
Anhaftungen der Welt, den relativen Beurteilungen. Lass es vorbeiziehen.
8
Der Körper mit dem Atem, das Tor zur Höchsten Wahrheit:
„In diesem klaftergroßen Körper, der mit begreifendem Bewusstsein und
Herzgeist versehen ist, offenbare ich euch die Welt, den Ursprung der Welt,
das Ende der Welt, sowie den Weg, der zum Ende der Welt führt.“
„Eben hier, in diesem Körper, wie er aus den Großen Elementen besteht,
offenbare Ich euch befreiend die Vier Edlen Wahrheiten.“
Der Buddha, Systematische Sammlung, Pali-Kanon
„Wenn die Bewusstheit des Ein- und Ausatmens entwickelt und kultiviert
wird, ist es von großer Frucht und von großem Nutzen. Denn wenn die
Bewusstheit des Ein- und Ausatmens entwickelt und kultiviert wird, bringt es
die Vier Vergegenwärtigungen der Achtsamkeit (das Körperliche, die
Gefühlsreaktionen oder Empfindungen, die Geistesqualitäten und die
Natürlichen Wahrheiten) zur vollen Reife. Wenn die Vier
Vergegenwärtigungen der Achtsamkeit entwickelt und kultiviert werden,
bringt es die Sieben Flügel des Erwachens (Durchdringende Achtsamkeit,
Höhere Wirklichkeitsergründung, Aufblühende Energie, Große Freude,
Geistige Stille, Tiefe Sammlung und Kosmischer Gleichmut) zur vollen
Reife. Wenn die Sieben Flügel des Erwachens entwickelt und kultiviert
werden, bringt dies schließlich das Wahre Wissen und die Höchste Freiheit
hervor.“
Der Buddha, Mittlere Sammlung, Pali-Kanon
„Der Willensakt und die Aktion des Leibes sind nicht zwei objektiv erkannte
verschiedene Zustände, sondern sie sind eines und dasselbe; nur auf zwei
gänzlich verschiedene Weisen gegeben - einmal ganz unmittelbar und einmal
in der Anschauung für den Verstand. Die Aktion des Leibes ist nichts
anderes als der objektivierte, in die Anschauung getretene Akt des Willens ...
Man kann nur dadurch zum Ding an sich gelangen, dass man einmal den
Standpunkt verlegt, nämlich statt wie bisher immer nur von dem auszugehen,
was vorstellt, einmal ausgeht von dem, was vorgestellt wird. Dies ist jedem
aber nur bei einem einzigen Dinge möglich, welches ihm auch von innen her
zugänglich und dadurch ihm auf zweifache Weise gegeben ist: Es ist sein
eigener Leib, der in der objektiven Welt eben auch als Vorstellung im Raume
dasteht, zugleich aber sich dem eigenen Selbstbewusstsein als Wille kundtut.
Dadurch aber liefert er den Schlüssel aus zum Verständnis aller seiner
Aktionen und Bewegungen sowie der nach Naturgesetzen und als
Äußerungen der Naturkräfte eintretenden Veränderungen der allein in
objektiver Anschauung gegebenen übrigen Körper, sodann des bleibenden
Substrates aller dieser Aktionen, in welchem die Kräfte zu denselben
wurzeln, also dem Leibe selbst. Diese unmittelbare Erkenntnis, welcher jeder
vom Wesen seiner eigenen Erscheinung hat, muss nacher auf die übrigen
Erscheinungen analogisch übertragen werden, und wird alsdann der
Schlüssel zur Erkenntnis des inneren Wesens aller Dinge, der Dinge an sich
selbst.
Zu dieser also kann man nur gelangen auf einem von der rein objektiven
Erkenntnis, welche bloße Vorstellung bleibt, ganz verschiedenem Wege,
indem man nämlich das Selbstbewusstsein des Subjektes der Erkenntnis zur
Hilfe nimmt ... Dies ist der Weg, den ich gegangen bin, und er ist der allein
rechte, die enge Pforte zur Wahrheit.“
Arthur Schopenhauer
9
Der Erlöser:
„Man selber begeht Unheil, und man selber korrumpiert sich. Man selber
vermeidet Unheil, und man selber läutert sich. Korrumpierung und
Läuterung hängen von einem selber ab. Niemand läutert einen anderen.
Die Erwachten können den Inneren Weg lediglich weisen. Doch wir müssen
uns selber bemühen, ihn zu gehen. Die Sich-Läuternden gehen ihn. Auf diese
Weise befreien sie sich von den Kräften der Verblendung.
Man ist sich selber der größte Erlöser! Welchen anderen Erlöser soll es da
noch geben? Im wohlbeherrschten Selbst wohnt ein Erlöser, der anderswo
kaum zu finden ist.
Übeltäter verhalten sich selbst gegenüber, wie es kein Feind tun könnte;
gleich Kletterpflanzen schnüren sie sich langsam die Luft ab.“
Der Buddha im „Pfad der Natürlichen Wahrheit“, Dhammapada
Selbst und Nicht-Selbst, die Rückkehr zum Wesen der Dinge:
„Es gibt nur einen ,Satan’: Selbstsucht.“
„Wahre Praxis bedeutet, über den Einfluss von ,gut’ und ,schlecht’
hinausgelangt zu sein. Denn ,gut’ und ,schlecht’ sind bloß relative
Wahrheiten. Sie gehören genauso zum Strom des Entstehens in Abhängigkeit
wie alles andere auch. So sind sie letztlich kein ,Selbst’, keine ,Seele’, kein
,Ding’. Buddhismus ist die Religion der Leerheit von einem Selbst.“
Der thailändische Theravâda-Meister Ajahn Buddhadâsa
„Ich sehe keine Lehre vom Selbst, die, wenn sie ergriffen wird, nicht
Unglück, Wehklagen, Schmerz, Kummer und Verzweiflung hervorbrächte.“
Der Buddha (im „Gleichnis von der Schlange“ der „Mittleren Sammlung“)
1) „Der Gott- und Seelen-Glaube ist der menschliche Ich- und Mein-Glaube
in seiner metaphysisch überhöhten Form, das unbewusst machtvollste
Rückversicherungsprojekt des ,Selbst’ in der Geschichte.“
2) „Solange es um ein Selbst geht, sei es ein ,kleines’ oder ,großes’, ein
,konventionelles’ oder ,wahres’, ein ,göttliches’ oder ,teuflisches’, wird man
sich darum drehen. Solange man sich darum dreht, ist man in Rotation, dies
heißt unfrei, unklar, unruhig. In diesem Zustand ist man nicht, was man sein
könnte – Wahrer Mensch.“
3) „Viele Christen, die Theosophen und moderne Integralisten wie Ken
Wilber glauben: ,Gott ist das Wahre Selbst im Menschen.’ Einige moderne
Anhänger des Mahâyâna-Buddhismus, sowie der Lehre von der ‚NichtZweiheit’ (Advaita, heute oft Satsang) des philosophischen Hinduismus
glauben: ,Das Wahre Selbst im Menschen ist das Nicht-Selbst.’ Gelegentlich
wird aus beiden Lehren der Schluss gezogen: ,Gott ist das Nicht-Selbst.’
10
Die Antwort des Buddha im frühen Buddhismus Theravâda lautet: ,Alle
Dinge (im Bereich des Bedingten und das Unbedingte) sind das NichtSelbst“; oder, mit den Worten Nâgârjunas, des einflussreichsten
Kommentators des Buddha: ,Alles ist leer’, ohne ,Eigenwesen’ (Svabhâva).
Folglich ist hier nichts ein ,Wahres Selbst’ oder ein ,Gott’. Der Buddhismus
ist die einzige nicht-theistische Weltreligion. Der Grund dafür ist: Die
Vorstellung vom ,Selbst’ bildet die Quelle von Durst und Ergreifen dessen,
was fließt, dies heißt von Angst und Leiden.“
Indologe Hans Gruber
„Es heißt, Gott habe die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen.
Vielleicht haben die Menschen Gott nach ihrem Ebenbild erschaffen.“
Vipassanâ-Meister Satya Narayan Goenka
Eigendünkel oder Selbstvergleiche überdecken die universelle Wahrheit des
Nicht-Selbst. Schluss: „Alles, was du so erkennen wirst, ist das Selbst, Ich,
Mein. Buddhismus heißt Loslassen des Selbst, Leerheit, Nirvâna.“
Der thailändische Theravâda-Meister Ajahn Chah
Nachdenkenswertes zum Glauben an Gott
Im Buddhismus gibt es „Götter“ Devas, die im Daseinskreislauf „Samsâra„
die höchste Wesensklasse darstellen, die aber trotzdem vergänglich wie alle
anderen Wesen auch sind (wenngleich sie viel länger und leidfreier leben).
Ihre Existenzstufe gilt nicht als „Lösung“. Das menschliche Leben ist zum
Verwirklichen der wahren Befreiung des Nirvâna das beste, weil es
genügend Leiden erfährt, um zum Befreiungsweg motiviert zu werden, und
genügend Leidfreiheit, um den Befreiungsweg gehen zu können.
Das altindische Äquivalent zum monotheistischen Schöpfergott ist der
höchste altindische Gott Brahmâ. In der zentralen Eröffnungsrede der
Langen Sammlung, dem Brahmajâla Sutta: Das Netz der hohen Ansichten,
die nicht die Lehre sind, betrachtet der Buddha in kritischer Weise 62
„Verfehlte Ansichten“ seiner Zeit. Der Erwachte zitiert hier das
Selbstverständnis des Gottes Brahmâ als die fünfte „Verfehlte Ansicht“ mit
diesen Worten (die sehr an das Selbstverständnis des alttestamentarischen
Gottes erinnern):
„Ich bin Brahmâ, der Große Brahmâ, der Höchste, der Machtvolle, der
Allwissende, der Allmächtige, der Herr aller, der Ernenner und Bestimmer,
der allen ihren Platz zuweist, der Vater von allem, was war und sein wird.
Ich habe all diese Wesen erschaffen!“
Aus Sicht des Erwachten ist Brahmâ nur ein vergängliches Wesen
(wenngleich mit mehr Macht und größerer Lebensspanne als die anderen),
das aus Eigendünkel (die tiefste „Fessel“) zu dem zitierten Schluss kommt.
In der Rede beschreibt der Buddha auch kritisch den menschlichen Glauben
an die zitierten Ansprüche des Gottes Brahmâ. Er nennt diesen Glauben „das
Gefühl derjenigen, die nicht wissen oder sehen, die Sorge und das
Schwanken derjenigen, die im Verlangen stecken.“ Dann beschreibt er, wie
dieses Gefühl durch Unachtsamkeit in den Sinneskontakten zustande kommt,
und zu Verlangen, Leiden oder Angst führt. Der Weg zur Befreiung davon,
11
sowie allen Verfehlten Ansichten, sei das achtsame Sehen „des Entstehens
und Vergehens der Sinnesgrundlagen, wie sie wirklich sind; ihrer
Anziehungskraft und Gefahr; sowie der Befreiung von ihnen.“ In diesem
Falle werde das, was über all diese Ansichten hinausgeht, gesehen.
(Ende des Resümees dieser Eröffnungsrede der Langen Sammlung.)
"Der Buddhismus ist unter den Religionen der Welt einzigartig, weil es in
seiner Erlösungslehre keinen Platz für Gott gibt. Die meisten asiatischen
Religionen (mit der Ausnahme vielleicht mancher besonders devotionaler
Formen des Hinduismus) sind im Grunde nicht-theistisch, und zwar in dem
Sinne, dass Gott hier nicht die zentrale Stellung hat, die ihm die
monotheistischen Religionen zuschreiben.
Aber der Buddhismus geht über die meisten dieser Religionen noch hinaus,
weil er im positiven Sinne anti-theistisch ist. Denn es ist hier gerade die
Vorstellung eines Gottes, die im Konflikt mit einigen Prinzipien steht, die
grundlegend für die buddhistische Sicht von der Welt und der Rolle des
Menschen in ihr sind … Der Pfad der Buddha kann nicht beschritten werden,
wenn eine Person von der Vorstellung eines Gottes verleitet ist. Aus diesem
Grunde ist ein korrektes Verstehen der Verzweigungen der Gottesidee
unabdingbar für jeden, der auf dem buddhistischen Pfade zur vollkommenen
Befreiung voranschreiten möchte."
Aus The Buddhist Attitude to God,
von Dr. V. A. Gunasekara
1) Die Religion eines Menschen ist mit sehr wenigen Ausnahmen die der
Gemeinschaft, in der er lebt, was uns beweist, dass ihn der Einfluss der
Umwelt dazu bestimmt hat, seine Religion anzunehmen. Wohl haben
Scholastiker angeblich logische Argumente für die Existenz Gottes
vorgebracht. Sie oder andere ähnlichen Inhalts wurden von vielen
hervorragenden Philosophen übemommen, aber die Logik, auf der diese
traditionellen Argumente beruhen, ist aristotelisch und antiquiert und wird
heute von praktisch allen Logikern außer den katholischen abgelehnt.
Aber von der logischen Überzeugungskraft einmal ganz abgesehen, scheint
es mir ein wenig eigenartig um das ethische Empfinden derjenigen bestellt zu
sein, die glauben können, dass sich ein allmächtiger, allwissender und
gütiger Gott, nachdem er viele Millionen von Jahren aus leblosen Nebeln den
Boden vorbereitet hat, für genug belohnt hielte, wenn zuletzt Hitler, Stalin
und die Wasserstoffbombe entstanden.
2) „Die ganze Vorstellung von Gott stammt von den alten orientalischen
Gewaltherrschaften. Es ist eine Vorstellung, die freier Menschen unwürdig ist.
Wenn man hört, wie sich die Menschen in der Kirche erniedrigen und sich als
elende Sünder usw. bezeichnen, so erscheint das verächtlich und eines
Menschen mit Selbstachtung nicht würdig. Wir sollten uns erheben und der
Welt frei ins Antlitz blicken.“
3) „Wir beginnen nun langsam, die Welt zu verstehen und sie zu meistern, mit
Hilfe einer Wissenschaft, die sich gewaltsam Schritt für Schritt ihren Weg
gegen die christliche Religion, gegen die Kirchen und im Widerspruch zu den
überlieferten Geboten erkämpft hat. Die Wissenschaft kann uns helfen, die
feige Furcht zu überwinden, in der die Menschheit seit so vielen Generationen
lebt. Die Wissenschaft, und ich glaube, auch unser eigenes Herz, kann uns
lehren, nicht mehr nach einer eingebildeten Hilfe zu suchen und Verbündete
im Himmel zu ersinnen, sondern vielmehr hier unten unsere eigenen
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Anstrengungen darauf zu richten, die Welt zu einem Ort zu machen, der es
wert ist, darin zu leben, und nicht zu dem, was die Kirchen in all den
Jahrhunderten daraus gemacht haben.“
4) „Das ist der Grundgedanke: dass wir alle schlecht wären, hielten wir uns
nicht an die christliche Religion. Mir scheint es, dass der größte Teil der
Menschen, die sich daran gehalten haben, außerordentlich schlecht waren. Es
ergibt sich die seltsame Tatsache, dass die Grausamkeit um so größer und die
allgemeine Lage um so schlimmer waren, je stärker die Religion einer Zeit
und je fester der dogmatische Glaube war. In den sogenannten Epochen des
Glaubens, als die Menschen an die christliche Religion in ihrer vollen
Ganzheit wirklich glaubten, gab es die Inquisition mit ihren Foltern, wurden
Millionen unglückseliger Frauen als Hexen verbrannt und im Namen der
Religion an unzähligen Menschen alle erdenklichen Grausamkeiten verübt.
Wenn man sich auf der Welt umsieht, so muss man feststellen, dass jedes
bisschen Fortschritt im humanen Empfinden, jede Verbesserung der
Strafgesetze, jede Maßnahme zur Verminderung der Kriege, jeder Schritt zur
besseren Behandlung der farbigen Rassen oder jede Milderung der Sklaverei
und jeder moralische Fortschritt auf der Erde durchweg von den
organisierten Kirchen der Welt bekämpft wurde. Ich sage mit vollster
Überlegung, dass die in ihren Kirchen organisierte christliche Religion der
Hauptfeind des moralischen Fortschrittes in der Welt war und ist.“
5) „Von den großen geschichtlichen Religionen ziehe ich den Buddhismus
den anderen vor, vor allem den Buddhismus der Frühzeit, weil er am
wenigsten durch Verfolgungen anderer Religionen gekennzeichnet ist …
Christus, wie er in den Evangelien geschildert wird, glaubte ganz gewiss an
eine ewige Strafe, und wiederholt findet man in ihnen eine rachsüchtige Wut
auf jene Menschen, die auf seine Predigten nicht hören wollten – eine bei
Predigern nicht ungewöhnliche Haltung, die aber die höchste Vortrefflichkeit
in Frage stellt. Bei Sokrates beispielsweise findet man diese Einstellung nicht
… Ich kann nicht finden, dass Christus an Weisheit oder Tugend so hoch
steht wie einige andere geschichtliche Persönlichkeiten. In dieser Hinsicht
würde ich Buddha oder Sokrates über ihn stellen.“
Bertrand Russell (1872-1970), Mathematiker und Philosoph (Lehrer Ludwig
Wittgensteins, Träger des Nobelpreises für Literatur 1950, Verfasser etwa
der grundlegenden „Principia Mathematica“, 3 Bde., „Einführung in die
mathematische Philosophie“, „Warum ich kein Christ bin und andere
Aufsätze“, „Probleme der Philosophie“, und „Philosophie des
Abendlandes“)
Im Folgenden befasst sich der Philosoph und erste deutsche „Buddhaist“
Arthur Schopenhauer mit der Idee eines „Gottesbewusstseins“, das nach
Meinung der Universitäts-Philosophen seiner Zeit dem Geiste eingeboren sei
(auch heute wird von einigen die Idee eines „Gottes-Genes“ vertreten). Er
formuliert im Traktat „Über die Universitäts-Philosophie“ widerlegende
Argumente. Und dabei zitiert er auch die Lehre der „Buddhaisten“:
1) „Und welch unvernünftiges Vieh müssten doch die Buddhaisten sein,
deren Religionseifer so groß ist, dass in Tibet beinahe jeder sechste Mensch
dem geistlichen Stande angehört und damit dem Zölibat verfallen ist, deren
Glaubenslehre eine höchst lautere, erhabene, liebevolle, ja streng asketische
Moral (die nicht wie die christliche die Tiere vergessen hat) trägt und stützt,
die jedoch nicht nur entschieden atheistisch ist, sondern sogar ausdrücklich
den Theismus perhorresziert (Anm.: verabscheut, zurückschreckt davor). Die
Persönlichkeit ist nämlich ein Phänomen, das uns nur aus unserer
animalischen Natur bekannt und daher, von dieser gesondert, nicht mehr
deutlich erkennbar ist. Ein solches nun zum Ursprung und Prinzip der Welt
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zu machen (Anm.: als allmächtigen Schöpfergott), ist immer ein Satz, der
nicht sogleich jedem in den Kopf will; geschweige, dass er schon von Hause
aus darin wurzelte und lebte.
Ein unpersönlicher Gott hingegen ist eine bloße PhilosophieProfessorenflause, eine contradictio in adiecto (Anm.: ein Widerspruch in
sich), ein leeres Wort, um die Gedankenlosen abzufinden oder die Vigilanten
(Anm.: die Wachsamen, Nachdenklichen, Zweifelnden bzw. hier vom ,rechten
Glauben’ Abkommenden) zu beschwichtigen.“
2) „Die Natur muss schweigen, damit das Judentum sprechen kann.“ (Im
Kontext von Schopenhauers Philosophie ist mit „Judentum“ ausschließlich
die religiöse Quelle des monotheistischen Gottes-, Seelen- oder
Selbstglaubens gemeint. Demgemäß bezeichnet er das Christentum und den
Islam zum Beispiel als dem Judentum „entsprossen“.)
3) „Religionen sind dem Volke notwendig und sind ihm eine unschätzbare
Wohltat. Wenn sie jedoch den Fortschritten der Menschheit in der Erkenntnis
der Wahrheit sich entgegenstellen wollen, so müssen sie mit möglichster
Schonung beiseite geschoben werden.“
(Letzteres Zitat von Schopenhauer ist der Einleitungsgedanke zum Kapitel
„Glaube und Gesundheit“ in „Psychologie Heute“ compact, Sonderheft 8,
zum Thema „Glück, Glaube, Gott: Was gibt dem Leben Sinn?“)
Arthur Schopenhauer (vgl auch die Website-Einleitung „Der Zweck“)
„Die Religion der Zukunft wird eine kosmische sein. Sie sollte einen
persönlichen Gott transzendieren und Dogma und Theologie vermeiden.
Indem sie sowohl das Natürliche als auch Spirituelle umfasst, sollte sie auf
einem religiösen Sinn beruhen, der aus der Erfahrung aller natürlichen und
spirituellen Dinge als tiefer Einheit erwächst. Der Buddhismus entspricht
diesen Massstäben. Wenn es irgendeine Religion gibt, die den Ansprüchen
moderner Wissenschaft gewachsen ist, heißt sie Buddhismus.“
Physikrevolutionär Albert Einstein
„Ich bin gegen Gott, weil ich gegen alle Einbildungen bin. Ich bin gegen die
Hölle und gegen den Himmel, weil ich nicht mitverantwortlich für
Schizofrenie in der Menschheit sein möchte. Ich will nicht, dass Menschen in
Angst vor der Hölle und in Gier nach dem Himmel leben ... Gott ist die
größte Lüge der Existenz; und einer zentralen Lüge entspringen Tausende
von Lügen ... Jesus sagt: „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich.“ Dies sind
die Worte eines Politikers, nicht die Worte eines religiösen Mannes, nicht die
Worte eines meditativen Mannes, der Dinge sehen kann.“
Der indische Meister Osho
(Der seine christlichen Überzeugungen öffentlich stark betonende,
„wiedergeborene“ Christ und amerikanische Präsident George W. Bush
verkündete etwa in seiner Kongressrede nach den islamistisch motivierten
Anschlägen vom 11. September 2001: „Jedes Land in jeder Region muss sich
jetzt entscheiden, entweder es steht auf unserer Seite oder auf der Seite der
Terroristen.“ Dies ist nüchtern betrachtet die exakte Übertragung des eben
genannten Zitates Jesu Christi in die Politik.)
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1) „Die religiöse, nicht die soziale Anlage ist letzten Grundes das, was den
Menschen vom Tier unterscheidet. Sozial veranlagt ist das Tier auch, oft weit
höher als der Mensch; es ist aber nicht religiös veranlagt und so liegt in der
Religion letzten Grundes die Blüte allen Menschtums und diese Blüte darf
nicht verkümmern. Darum sagen wir noch einmal: Eins steht fest - wir
brauchen eine neue Religion! Und weshalb brauchen wir sie? - Weil die alte
nicht mehr passt. Und weshalb passt sie nicht mehr? Weil wir aus ihr
hinausgewachsen sind - im Denken. Unser Denken erlaubt uns nicht mehr,
die Dogmen der alten Religion für Wahrheit zu nehmen. Wenn wir auch
gerne wollten, der Verstand verbietet es, und er ist unbestechlich. So wenig
wie das Kind je wieder in den Mutterleib zurückkehren kann, hat es ihn
einmal verlassen, so wenig kann der Verstand in den Schoß des Glaubens
zurückkehren, hat er ihn einmal verlassen.
Das Symbol des Glaubens ist das Dogma. Denn der Glaube, weil er mit der
Wirklichkeit in Widerspruch steht, bedarf des Dogmas, eben um seine
Autorität gegenüber der Wirklichkeit geltend machen zu können. Das
Symbol des Dogmas ist die Kirche.
So sind wir von vornherein imstande, eine Antwort zu geben auf die Frage:
Wie darf die neue Religion nicht aussehen? Worauf die Antwort lautet: Sie
darf nicht Kirche sein und darf auch keine Möglichkeit in sich tragen, zur
Kirche zu erstarren. Das bedeutet: Sie darf nicht auf dem Dogma beruhen,
und das: Sie darf nicht Glaubensreligion sein.“
2) „Diese schreckliche Zernagung des Wirklichkeitssinnes durch die
zweitausendjährige Gedankenherrschaft des Christentums.“
Der buddhistische Autor und homöopathische Arzt Dr. Paul Dahlke (18651928), ein zentraler deutscher Pionier des Buddhismus. (Er hat 1923 das
älteste buddhistische Zentrum Europas erbaut, das "Buddhistische Haus" in
Berlin, Frohnau. Einige Texte von ihm stehen unter: www.buddhistischeshaus.de und „www.buddhayana-ev.de“.)
„Die Griechen sahen über sich die homerischen Götter nicht als Herren und
sich unter ihnen nicht als Knechte, wie die Juden. Sie sahen gleichsam nur
das Spiegelbild der gelungensten Exemplare ihrer eigenen Kaste, also ein
Ideal, keinen Gegensatz des eigenen Wesens. Man fühlt sich miteinander
verwandt, es besteht ein gegenseitiges Interesse, eine Art Symmachie.
Der Mensch denkt vornehm von sich, wenn er sich solche Götter gibt, und
stellt sich in ein Verhältniss, wie das des niedrigeren Adels zum höheren
ist; während die italischen Völker eine rechte Bauern-Religion haben, mit
fortwährender Ängstlichkeit gegen böse und launische Machtinhaber und
Quälgeister. Wo die olympischen Götter zurücktraten, da war auch das
griechische Leben düsterer und ängstlicher.
Das Christentum dagegen zerdrückte und zerbrach den Menschen vollständig
und versenkte ihn wie in tiefen Schlamm – in das Gefühl völliger
Verworfenheit ließ es dann mit Einem Male den Glanz eines göttlichen
Erbarmens hineinleuchten, so dass der Überraschte, durch Gnade Betäubte,
einen Schrei des Entzückens ausstiess, und für einen Augenblick den ganzen
Himmel in sich zu tragen glaubte. Auf diesen krankhaften Exzess des Gefühles, auf die dazu nötige tiefe Kopf- und Herz-Korruption wirken alle
psychologischen Erfindungen des Christentums hin – es will vernichten,
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zerbrechen, betäuben, berauschen. Es will nur Eins nicht – das Maß.“
Der Philosoph Friedrich Nietzsche
Frau und Mann auf dem Inneren Weg:
„Welchen Unterschied macht es denn, eine Frau zu sein, wenn sich der
Herzgeist klärt und das intuitive Wissen in einem erblüht, indem man den
Dharma immer tiefer durchdringt? Wenn da noch einer denkt: ,Ich bin eine
Frau’ oder ,Ich bin ein Mann’ oder ,Ich bin doch etwas in jedem Fall’, wird
man den Kräften der Verblendung unterliegen.“
Die Wanderasketin Soma, Systematische Sammlung, Pali-Kanon
„,Gerade zum Ziel führend’ lautet der Name dieses Pfades. ,Freiheit von
Furcht’ heißt das Land, wohin er führt. Der Streitwagen für diese Fahrt ist
der ,Stille Läufer’, mit den wohleingefügten Rädern des ernsthaften
Bemühens. ,Bewusstheit’ steht für das Stützbrett auf dem Wagen und
,Achtgeben’ für das Schutzgewand des Fahrenden. Was zum Heilsziel
hinführt, ist der Innere Weg. Doch ,Treffliche Sichtweisen’ sind die
Zugpferde. Sei es eine Frau, sei es ein Mann - wer auch immer mit diesem
Streitwagen fährt, wird damit in die Gegenwart des vollkommenen
Erwachens gelangen.“
Der Buddha, Systematische Sammlung, Pali-Kanon
Nur die inneren Werte zählen,
Befreiung von den Bewertungsmassstäben der Welt:
„Was nützt dir schon dein gemattetes Haar, Einfältiger? Was nützt dir schon
dein Asketen-Gewand aus Antilopenfell? Innerlich bist du voller Zwänge,
die du äußerlich überspielst.“
Der Buddha zu einem Asketen, der gerade eine Eidechse töten will
„Ein Brahmane, ein Nobler, wird man nicht durch äußere Attribute, die
Familie oder den Stand, in den man geboren wurde. Man wird es im
Verstehen der Vier Edlen Wahrheiten und des inneren Gesetzes Dharma. Nur
den nenne ich einen Brahmanen, der frei von den Fesseln und Ergreifen ist.“
„Den Menschen nenne ich einen Brahmanen, einen Noblen, der Ruhe und
Intuitive Einsicht entfaltet, mit unbedrücktem Herzen lebt, sich von den
Inneren Zwängen befreit, die höchste Aufgabe vollbringt, erwacht.
Den Menschen nenne ich einen Brahmanen, der über ,gut’ oder ,schlecht’,
die geistigen Fesseln, die Trübungen, hinausgewachsen ist.
Den Menschen nenne ich einen Brahmanen, der, frei von Sehnen und
Werden, gleich dem Mond in wolkenloser Nacht innerlich klar ist.
Den Menschen nenne ich einen Brahmanen, der nicht an den Sinnesgenüssen
klebt, wie das Wasser von einem Lotusblatt herunterfließt.
Den Menschen nenne ich einen Brahmanen, der wohlgesonnen unter
feindlich Gesonnenen, friedlich unter Gewalttätigen und nicht ergreifend
unter Ergreifenden bleibt.
Den Menschen nenne ich einen Brahmanen, von dem Begehrlichkeit und
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Übelwollen, Stolz und Herabsetzung anderer herabfallen, wie ein Korn von
der Spitze einer Nadel herabfällt.
Den Menschen nenne ich einen Brahmanen, der sich nicht nach den Dingen
dieser oder einer anderen Welt sehnt, der im Herzgeist emanzipiert ist.“
Der Buddha im „Pfad der Natürlichen Wahrheit“, Dhammapada
Die Buddha-Natur:
„Nur unsere Suche nach Glück hindert uns am Sehen.
Gleich einem strahlenden Regenbogen, versuchen wir es zu erhaschen.
Doch wir fassen es nicht, wie ein Hund
auf der Jagd nach dem
eigenen Schwanz.
Öffne deine Faust und lass los!
Dann gibt es unendlich viel Raum,
offen, einladend, wohltuend.
Es gibt nichts zu tun oder zu lassen,
nichts zu erzwingen oder zu wollen
und nichts zu verpassen.“
Gendün Rinpoche
„Der Geist erschafft beides: Samsâra und Nirvâna.
Doch dies ist keine große Sache,
denn es sind bloß Gedanken.
Wenn wir erkennen, dass sie leer sind,
hat der Geist keine Kraft mehr,
uns zu täuschen.“
Dilgo Khyentse Rinpoche
„Die Güte des Herzens besteht in einem tiefgefühlten, universellen Mitleid
mit allem, was Leben hat, zunächst aber mit dem Menschen, weil mit der
Steigerung der Intelligenz die Empfänglichkeit für das Leiden den gleichen
Schritt hält. Daher die unzähligen geistigen und körperlichen Leiden des
Menschen das Mitleid viel stärker in Anspruch nehmen als der allein
körperliche und selbst da dumpfere Schmerz des Tieres. Die Güte des
Charakters wird demnach zunächst abhalten von jeder Verletzung des
andern, worin es auch sei, sodann aber auch zur Hilfe auffordern, wo immer
ein fremdes Leid sich darbietet. Und auch hiermit kann es eben so weit gehen
wie in umgekehrter Reihenfolge mit der Bosheit, nämlich bis dahin, dass
Charaktere von seltener Güte sich fremdes Leiden mehr zu Herzen nehmen
als eigenes, und daher für andere Opfer bringen, durch welche sie selbst
mehr leiden, als vorhin der, dem sie geholfen. Wo mehreren oder gar vielen
zugleich dadurch zu helfen ist, werden sie erforderlichenfalls sich ganz
aufopfern.“
Arthur Schopenhauer
„Sei weise, gehe sanft um mit Dir
und deinem Geist.
Bist du sanft zu Dir,
bist du auch sanft
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zu anderen.“
Lama Yeshe
Leitgedanken für die Praxis zum Erwachen:
„Mache das Heilsame, lasse das Unheilsame, läutere Deinen Geist: Dies ist
meine Lehre.“
Der Buddha im „Weg der Natürlichen Wahrheit“, Dhammapada
„Außer Meditation gibt es keinen anderen Weg, dich selbst zu kennen, in
deiner Reinheit, in deiner äußersten Unschuld, einfach wie ein Spiegel. Nur
ein bisschen Entspannung, nur ein wenig nach Innen gehen, und die Türen
öffnen sich zu überwältigenden Möglichkeiten. Du bist nicht länger ein
Bettler; ohne die Welt erobert zu haben, hast du das ganze Universum
erobert. Nur dich selbst musst du erobern.“
Der Inder Osho
„Du bist nicht, was du denkst zu sein. Wenn du dies weißt, bist du frei.“
Der westliche Theravâda-Ordinierte S. Dhammika
„Die Achtsamkeits- oder Einsichtspraxis Vipassanâ
sensationslose Pfad des Buddhismus.“
ist der große
Die Vipassanâ-Lehrerin Mary Thanissara
„Praktiziere den Dharma und überlasse den Rest dem Karma.“
Der amerikanische Vipassanâ-Lehrer Kittisaro,
früher ordiniert unter Ajahn Chah
„Standhaft im Körper, standhaft im Geist, ob im Stehen, Sitzen oder Liegen:
Fest verankert in Bewusstheit bleibt der König des Todes hinter sich.“
Der Erwachte, Udâna (Aufatmen), Pali-Kanon
„Buddha ist der Mensch in Wahrheit.“
Indologe und Autor Hans Gruber
„Weise Menschen vergleichen sich nicht mit den gesellschaftlich
Angesehenen, den Unterprivilegierten oder den Durchschnittsbürgern. Ruhig
und uneigennützig sind sie frei von geistigem Besitzdenken. Somit ergreifen
sie nichts als ,Mein’, somit verwerfen nichts als ,Nicht-Mein’.“
Der Buddha, Sutta-Nipâta, Pali-Kanon
„Wer einem geläuterten Menschen Unheil zufügt, solchen Narren wird
Unheil treffen wie feiner Staub, den in den Gegenwind geworfen wird.“
„Aus Verlangen entsteht Kummer, aus Verlangen entsteht Angst. Im
Menschen frei von Verlangen gibt es weder Kummer noch Angst.“
„Alle Furcht endet, wenn das Herz ungetrübt von Begehrlichkeit und
Übelwollen ist. Hinaussehend über ,gut’ und ,schlecht’ ist man frei.“
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Der Buddha im „Pfad der Natürlichen Wahrheit“, Dhammapada
Der thailändische Theravâda-Meister Ajahn Buddhadâsa ist einmal gefragt
worden, was für ihn das Hauptmerkmal der modernen Zeit sei. Seine
Antwort: „Verloren in Gedanken.“
„Die Menschheit scheint heute tief betört vom Reizenden, Befriedigenden,
dies heißt dem ,Positiven’. Viele denken und arbeiten zusammen, um immer
mehr verlockende Dinge zu erschaffen. Die Leute sind überall gefangen vom
,Positiven’, Reizenden, Verlockenden. Die Welt kann über all diese Dinge
letztlich zugrunde gehen.“
Ajahn Buddhadâsa
„Der Intellekt ist der Diener des Willens.“
"Alle Philosophen haben darin geirrt, dass sie das Metaphysische, das
Unzerstörbare, das Ewige im Menschen in den Intellekt setzen. Es liegt
ausschließlich im Willen, der von jenem gänzlich verschieden und allein
ursprünglich ist. Der Intellekt ist ein sekundäres Phänomen und durch das
Gehirn bedingt, daher mit diesem anfangend und endend. Der Wille allein ist
das Bedingende, der Kern der ganzen Erscheinung, somit frei von den
Formen dieser, zu welcher die Zeit gehört, also auch unzerstörbar. Mit dem
Tode geht demnach zwar das Bewusstsein verloren, nicht aber das, was das
Bewusstsein hervorbrachte und erhielt. Das Leben erlischt, nicht aber mit
ihm das Prinzip des Lebens, welches in ihm sich manifestierte.
Daher also sagt jedem ein sicheres Gefühl, dass in ihm etwas schlechthin
Unvergängliches und Unzerstörbares sei."
"Der Tod ist die große Zurechtweisung, welche der Wille zum Leben und
näher der diesem wesentliche Egoismus durch den Lauf der Natur erhält.“
Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer
(Der Titel seines Hauptwerkes „Die Welt als Wille und Vorstellung“ ist ein
exakt zutreffendes Resüme der Kernlehren des Buddha. In philosophischer
Sprache wird mit den vorangegangenen drei Zitaten der buddhistische
„Durst“, welcher als Motor des diesseits- wie jenseitsbezogenen,
unbewussten Daseinskreislaufes gilt, sowie das Versiegen dieses Durstes
durch das Verwirklichen des „Todlosen“ oder des Nirvâna, dies heißt des
Endes des Kreislaufes, beschrieben.)
„Das Ende aller Sehnsucht bedeutet Erwachen.“
Der Buddha, Systematische Sammlung, Pali-Kanon
"Lass dich nicht zur Kolonie der Medien machen!"
Der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh
"Vom Standpunkt des Empfängers sieht es so aus: Zwischen den Möbeln des
Wohnraums steht eine Kiste. Sie hat ein fensterähnliches Glas und
verschiedene Knöpfe. Werden diese zweckmäßig behandelt, entströmen dem
Glas kinoähnliche Bilder und einem nicht auf Anhieb sichtbaren
Lautsprecher kinoähnliche Töne. Die Bedienung ist einfach, aber die Gründe,
warum die Kiste funktioniert, sind undurchsichtig. Man nennt derartige
Systeme strukturell komplex und funktionell einfach. Ihr Gegenteil sind
strukturell einfache und funktionell komplexe Systeme, deren Aufbau
durchsichtig ist, die jedoch in ihrer Bedienung Schwierigkeiten bereiten. Ein
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Beispiel hierfür ist das Schachspiel. Was Systeme vom Typ ,Fernsehkiste'
kennzeichnet, ist, daß der mit ihnen Spielende selbst zum Spielball des Spiels
wird: Er scheint das Spiel zu meistern, ohne es zu durchschauen, und das
Spiel verschluckt ihn."
Vilém Flusser, Philosoph (1920-1991)
"Das Ende aller Sehnsucht bedeutet Erwachen."
Der Buddha, Systematische Sammlung, Pali-Kanon
Die Kalâmer suchen den Buddha auf, weil sie sich von den
Wahrheitsansprüchen der unterschiedlichen Meister verwirrt fühlen. Der
Erwachte gibt ihnen den folgenden, zeitlos gültigen Rat:
„Recht habt Ihr, Kalâmer, daß Ihr da im Unklaren seid und Zweifel hegt. In
einer Sache, bei der man wirklich im Unklaren sein kann, seid Ihr es. Geht
nicht nach Hörensagen oder Gerücht, Überlieferung oder Tradition, den
Tagesmeinungen, oder der Vorgabe von Schriften (bis hierher das Wissen
aus zweiter Hand); nicht nach Vernünftelei, logischer oder rhetorischer
Kunstfertigkeit, Gedankengebäuden, oder der Übernahme anziehender Ideen
(bis hierher das fehlgeleitete Denken); nicht nach dem Schein von Fähigkeit
oder der Autorität eines spirituellen Meisters (bis hierher die Orientierung an
weltlichen oder spirituellen Autoritäten).
Aber wenn Ihr für Euch selber versteht: ,Diese Dinge sind heilsam,
förderlich, von Weisen empfohlen; und, wenn man sie akzeptiert und
durchführt, bringen sie allseits Nutzen und Glück’, solltet Ihr danach
handeln.“
Kalâma-Sutta, Angereihte Sammlung, Pali-Kanon
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