BERICHT AN DEN AdR ÜBER DIE WAHLBEOBACHTUNGSMISSION FÜR DIE WAHLEN IN DER EHEMALIGEN JUGOSLAWISCHEN REPUBLIK MAZEDONIEN MÄRZ 2013 Hintergrund Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien hat ca. 2 Mio. Einwohner. Die Bevölkerung setzt sich wie folgt zusammen: 64,2% Mazedonier, 25,2% Albaner, 4% Türken, weitere kleinere Minderheiten. Diese ethnische Zusammensetzung prägt die politische Landschaft des Landes. Der Verwaltungsstruktur gliedert sich in 8 Regionen, 80 Städte und Gemeinden und die Hauptstadt Skopje. Kommunale Organe sind der Rat und der Bürgermeister. Dem Wahlgesetz zufolge werden alle vier Jahre Bürgermeister- und Stadt- bzw. Gemeinderatswahlen abgehalten. Am 24. März 2013 fanden die fünften Kommunalwahlen in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien statt. Insgesamt wurden 350 Listen für Bürgermeister und 480 Listen für Räte von 16 Parteien, acht Bündnissen und 97 Bürgergruppen vorgelegt. Der Rechtsrahmen für Kommunalwahlen wird über die Verfassung und ein umfassendes Wahlgesetz geregelt. Die Zuständigkeit für die Wahlen in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien liegt zum größten Teil bei der staatlichen Wahlkommission. Die Kommunalwahlkommission und die Wahlkommission für die Stadt Skopje sind zuständig für die Verwaltungsbezirke oder Gemeinden und die Wahlvorstände (2976) sowie für Wahlvorstände in den diplomatischen und konsularischen Büros, die für die Durchführung der Wahlen in den Wahllokalen zuständig sind. Diese Wahlbeobachtungsmission wurde vom Kongress organisiert. Das Team bestand aus 13 Mitgliedern und zwei Verwaltungsräten vom Sekretariat des Kongresses. Neun von ihnen waren Kongressmitglieder aus Estland, Frankreich, Italien, Slowenien, der Ukraine, der Schweiz, der Tschechischen Republik und den Niederlanden; die anderen vier waren Mitglieder des Ausschusses der Regionen aus Litauen, Dänemark, dem Vereinigten Königreich und Malta. Eine Vorbereitungsmission mit vier Kongressmitgliedern und zwei Verwaltungsräten hatte Skopje im Februar 2013 besucht, um die Arbeit des Teams zu erleichtern, das im März 2013 zur Wahlbeobachtung dorthin reiste. Vorbereitung Die Teilnehmer der Wahlbeobachtungsmission kamen am Mittwoch, den 20. März 2013 in Skopje an. An den folgenden drei Tagen traf die Delegation mit verschiedenen Organisationen, Medienvertretern und Kandidaten für diese Wahlen zusammen. Ferner fanden Briefings mit der Wahlbeobachtungsmission von OSZE/BDIMR für die Kommunalwahlen 2013, Vertretern von Transparency International und der staatlichen Wahlkommission der ehemaligen jugoslawischen CDR6800-2013_00_00_TRA_TCD (EN) JB/CD/hj …/… DE -2Republik Mazedonien statt. Diese Treffen zeigten deutlich, dass bei diesen Wahlen mit harten Bandagen gekämpft wurde. Die Opposition unter Federführung der "Sozialdemokratischen Union Mazedoniens (SDSM)" hatte mehrere Beschwerden bezüglich der Anwendung der Regelungen des Wahlgesetzes eingereicht. Ferner äußerte sie sich wenig zuversichtlich im Hinblick auf die Bearbeitung ihrer Beschwerden durch die zuständigen Behörden. Weitere Bedenken wurden von der albanischen Gemeinschaft und anderen ethnischen Minderheiten im Zusammenhang mit der Zusammenlegung von Kommunen mit dem Ziel einer Änderung des demografischen Profils vorgebracht. Vorwürfe wurden auch laut bezüglich der Einschüchterung von Wählern, insbesondere von staatlichen Bediensteten, über Stimmenkauf und Missbrauch von öffentlichen Mitteln im Wahlkampf. Zudem gab es Beschwerden über die Wahlkampfberichterstattung durch staatliche und private Medien, denen eine einseitige Berichterstattung zugunsten der Regierungskoalition vorgeworfen wurde. Der Wahltag Die Wahlbeobachtungsmission wurde in sieben Teams aufgeteilt, die in sieben Bereiche im ganzen Land geschickt wurden. Die Wahlen begannen um 7.00 Uhr und endeten um 19.00 Uhr. Jedes Team wurde angewiesen, die Öffnung und Schließung von mindestens einem Wahllokal zu beobachten. Die staatliche Wahlkommission hatte einen umfassenden Leitfaden vorbereitet, in dem die einzuhaltenden Verfahren genau festgelegt sind. Es wurde festgestellt, dass die Mitglieder der Kommission in den Wahllokalen mit diesen Verfahren vertraut waren. Bis auf einige wenige Wahllokale verliefen die Wahlen pünktlich und ohne Zwischenfälle. Den ganzen Tag über besuchten die Teams je ca. 20 Wahllokale. In den Wahllokalen und in der Umgebung herrschte eine recht ruhige Atmosphäre, die Wahl selbst verlief ordnungsgemäß und effizient. Die entsandten Teams meldeten jedoch einige Unregelmäßigkeiten, hauptsächlich in Form von Gruppen- und Familienwahlen, aber auch in Bezug auf das Wahlgeheimnis. Ferner wurde festgestellt, dass an den Wahlurnen gelegentlich die Sicherheitsplastikbänder fehlten. Aus Struga, Ohrid und Kičevo (nahe der albanischen Grenze) wurden eigens für den Urnengang organisierte Bustransporte von Bürgern aus Albanien berichtet . Es wurde festgestellt, dass viele Wahllokale (fast 40%) nicht behindertengerecht bzw. für Menschen mit Behinderungen nicht zugänglich waren. Die Wahlen wurden pünktlich beendet, es gab keine Berichte über Vorfälle bei der Schließung der Wahllokale. Direkt im Anschluss erfolgte der Abgleich über den praktischen Verlauf der Wahlen, danach fand die eigentliche Stimmauszählung statt. Jedes entsandte Team hatte den Auftrag, die Auszählung in einem Wahllokal zu beobachten. Insgesamt verlief die Auszählung relativ ordnungsgemäß. In einigen Wahllokalen wurde jedoch beobachtet, dass die Auszählung nicht organisiert war, ferner wurden Verfahrensfehler bei der Auszählung festgestellt. Der Beschluss, ob eine zweifelhafte Stimmabgabe gültig war oder nicht, sorgte in einigen Wahllokalen für große Verwirrung, obwohl dies im Wahlgesetz geregelt ist. CDR6800-2013_00_00_TRA_TCD (EN) JB/CD/hj …/… -3- Schlussbemerkungen Alle sieben Teams kamen später in Skopje zusammen, um die festgestellten Ergebnisse der Beobachtungen zu erörtern. Insgesamt herrschte das Gefühl, dass die Wahlen bis auf die wenigen, von mir oben beschriebenen Ausnahmen ruhig und ordnungsgemäß verlaufen waren. Anschließend wurde eine Erklärung für die Medien abgegeben. Diese Wahlen wurden auch von OSZE/BDIMR sowie von lokalen und nationalen Bürgerorganisationen beobachtet, wie etwa der Bürgervereinigung MOST, CIVIL und dem Institut für Demokratie. Ich habe zum zweiten Mal an der Beobachtungsmission für Wahlen in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien teilgenommen und kann versichern, dass im Vergleich zu den Wahlen vor vier Jahren erhebliche Verbesserungen zu verzeichnen waren. Betonen möchte ich, dass die Wahlbeobachtungsmission des Kongresses alle erforderliche Hilfe und Zusammenarbeit seitens Behörden erhalten hat, um diese Arbeit mit dem Ziel durchzuführen, die lokale Demokratie und die Wahlen in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien zu stärken. Joe Cordina, Mitglied des AdR CDR6800-2013_00_00_TRA_TCD (EN) JB/CD/hj