DER STANDARD, Printausgabe, 15.3.2007) Wählen künftig ab 16 Die Regierung hat beim Ministerrat am Mittwoch das "Demokratiepaket" endgültig abgesegnet. Ihre Vorlage dazu sieht neben der Senkung des Wahlalters auch die Einführung der Briefwahl sowie die Verlängerung der Legislaturperiode auf fünf Jahre vor. Das aktive Wahlalter auf Bundesebene liegt damit künftig bei 16 Jahren, das passive soll von 19 auf 18 Jahre gesenkt werden. Im Parlament soll das Paket noch vor dem Sommer beschlossen werden. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) betonte, mit der Senkung des passiven Wahlalters werde es in Zukunft für die Jugendlichen nicht mehr nur die Möglichkeit geben mitzubestimmen, in Hinkunft würden sie auch eine Stimme beim Beschluss von Gesetzen haben. Von der Briefwahl und der Erleichterungen bei der Wahl für Auslandsösterreicher erwartet sich der Kanzler eine Steigerung der Wahlbeteiligung. Insgesamt sei das Paket ein "großer demokratiepolitischer Schritt nach vorne". Auch Vizekanzler Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP) sprach von einem "großen Entwurf". Damit werde mehr Menschen ermöglicht, an den Wahlen teilzuhaben. Die Länder müssten bei der Wahlaltersenkung mitziehen. Nach dem "Homogenitätsprinzip" der Verfassung dürfen die Länder zwar selbstständig über das Wahlrecht für Landtags- und Gemeinderatswahlen entscheiden, restriktiver als die Regeln für die Wahlen im Bund dürfen jene der Länder und Gemeinden aber nicht ausfallen. Molterer sagte, er gehe davon aus, dass die Ländergesetze dementsprechend geändert werden. Gleich bleibt das passive Wahlalter für das Amt des Bundespräsidenten mit 35 Jahren. Wahlrechtsreform: Zustimmung bis Skepsis unter Experten Wien - Unterschiedlich bewerten Verfassungsrechtler und Politologen das am Mittwoch im Ministerrat anstehende Wahlrechtspaket, welches die Briefwahl, Wählen mit 16 und die Verlängerung der Legislaturperiode vorsieht. Wählen mit 16 steht Filzmaier positiv gegenüber, allerdings nur bei begleitenden Maßnahmen im schulischen Bereich. Einfach nur das Wahlalter zu senken wäre "zu wenig", die politische Bildung in den Schulen müsse gleichzeitig ausgeweitet werden, hier sieht Filzmaier aber "erste Ansatzpunkte" von Seiten des Bildungsministeriums. Der Verfassungsrechtler Theo Öhlinger ist skeptisch, ob 16-Jährige in ihrer politischen Anschauung schon so gefestigt sind, dass sie "ohne Launen und modischen Trends folgend" ihre Stimmen abgeben. Aber diese Frage müsse man eher Pädagogen stellen, so Öhlinger. Die Verlängerung der Legislaturperiode auf fünf Jahre hält Öhlinger für "sinnvoll", weil derzeit durch Wahlkämpfe "viel weggeht" von der Arbeitszeit einer Regierung. Allerdings müsse befürchtet werden, dass die Wahlkämpfe dann noch schmutziger würden, da es um noch mehr gehe. Auch Verfassungsjurist Heinz Mayer hält das Thema Wählen mit 16 für "überschätzt", der Jurist sieht darin vor allem ein "Symbol in Richtung Jugend", wobei aber die Gefahr gegeben sei, dass der Wahlkampf in die Schulen getragen wird. Der Politikwissenschafter Fritz Plasser hat sich zum europaweiten Vorpreschen der Regierung durch die Senkung des Wahlalters skeptisch geäußert. "Das ist vermutlich ein Schritt zu früh", sagte er bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme sei noch nicht hinreichend überlegt. Österreich befindet sich mit dem Unterschreiten der 18-JahreGrenze in Gesellschaft mit Brasilien, Nicaragua, Indonesien, Kuba und Nordkorea. Plassers Befürchtung: Die Zielgruppe der 16- bis 18-Jährigen könnte mehrheitlich noch nicht genügend Bewusstsein für diese Möglichkeit entwickelt haben. Dies könnte sich jedoch ändern, wenn diese Möglichkeit erst einmal eingeführt ist, relativierte er. Österreich habe sich mit diesem Vorstoß zumindest europaweit sehr exponiert, die Auswirkungen seien noch nicht abzuschätzen. Plasser: "Das mag tatsächlich in zehn Jahren eine sehr mutige Initiative sein." Verwunderlich ist für den Innsbrucker Politologen die relativ kurze politische Diskussion vor der Wahlaltersenkung: "Ein wenig hat mich die Geschwindigkeit überrascht." Aufgabe: 1. Beantworte folgende Fragen in vollständigen, grammatisch korrekten Sätzen: Welche Neuerungen, künftige Wahlen betreffend, sieht das „Demokratiepaket“ vor? ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ Was versteht man unter aktivem und passivem Wahlrecht? Welches Alter muss man dafür erreicht haben? ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ Wie alt muss man sein, um für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren zu dürfen? ____________________________________________________________________ Wie wird die Senkung des Wahlalters von Experten beurteilt? ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ 2. Teile in einem kurzen Statement1 – egal, ob du schon wahlberechtigt bist oder nicht deine Meinung dazu mit. ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ 3. Bestimme die Wortarten, die im 1. Satz enthalten sind (genaue Bestimmung!) Die _________________________________________________________________ Regierung ___________________________________________________________ hat _________________________________________________________________ beim ________________________________________________________________ Ministerrat ___________________________________________________________ am _________________________________________________________________ Mittwoch ___________________________________________________________ das _________________________________________________________________ Demokratiepaket ______________________________________________________ endgültig ____________________________________________________________ abgesegnet ___________________________________________________________ 1 Das Wort Statement stammt aus dem Englischen und bezeichnet im Medienwesen und umgangssprachlich eine Meinungsäußerung zu einem meist aktuellen Thema; die deutsche Entsprechung ist Erklärung. Im Gegensatz zum Kommentar sind Erklärungen kürzer und wägen kaum Gesichtspunkte ab. 4. Bestimme die Satzglieder des folgenden Satzes: Von der Briefwahl und der Erleichterungen bei der Wahl für Auslandsösterreicher erwartet sich der Kanzler eine Steigerung der Wahlbeteiligung. 5. Setze folgende Sätze in die indirekte Rede: "Das ist vermutlich tatsächlich ein Schritt zu früh", sagte er bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Ein wenig hat mich die Geschwindigkeit überrascht." ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ 6. Setze folgenden Satz ins Passiv: Unterschiedlich bewerten Verfassungsrechtler und Politologen das am Mittwoch im Ministerrat anstehende Wahlrechtspaket. ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ 7. Schreibe folgenden Satz im Perfekt: Auch Verfassungsjurist Heinz Mayer hält das Thema Wählen mit 16 für "überschätzt". ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________