CMC-AUSTRIA Presseerklärung CMC-Austria begrüßt Oslo Konferenz zur Unterzeichnung des neuen Streumunitionsverbotsvertrages (Wien/Oslo, 3.12. 2008) Vom 3.-4. Dezember 2008 werden über 100 Staaten aus aller Welt den bedeutendsten humanitären Abrüstungsvertrag dieses Jahrzehnts unterzeichnen. Dieser Vertrag wird den Einsatz, die Herstellung, den Transfer und Lagerung von nahezu allen Streumunitionen verbieten, die bislang zum Einsatz gekommen sind. Außerdem enthält der Vertrag umfangreiche Verpflichtungen zur Unterstützung von Opfern und zur Räumung von Blindgängern. Österreich als führendes Mitglied einer Kerngruppe von Staaten, die die Entwurfsarbeiten zu diesem Vertrag geleitet hat, wird den Vertrag als eines der ersten Länder zusammen mit Norwegen, Mexiko, Irland, Peru, Sambia und dem Heiligen Stuhl unterzeichnen. Es befindet sich dabei in illustrer Gesellschaft mit anderen Staaten, die Streumunitionen bislang eingesetzt haben wie Großbritannien oder Frankreich, oder Staaten, die bislang Streumunitionen produziert und gelagert haben wie etwa Deutschland. Auch manche der von Streumunitionen am meisten betroffenen Staaten wie Laos oder Libanon werden den Vertrag unterzeichnen. Die meisten afrikanischen und lateinamerikanischen Staaten sind ebenfalls darunter. Vermutlich 10 Staaten, darunter Kroatien und Südafrika werden das Verbot sogar unverzüglich ratifizieren. Damit der Vertrag in Kraft treten kann, müssen ihn 30 Staaten ratifizieren. „Dieser Vertrag zeigt, was erreicht werden kann, wenn gleichgesinnte Staaten und die Zivilgesellschaft intensiv zusammenarbeiten. Er ist ein Sieg der Humanität, denn der Vertrag enthält klare Verpflichtungen für die Unterstützung von Opfer, zur Räumung von Land und Zerstörung von Lagerbeständen, sodass diese Waffen nicht mehr zum Einsatz kommen können,“ sagt Judith Majlath, Direktorin von CMC-Austria, Gründungsmitglied der Cluster Munition Coalition (CMC), eines weltweiten Netzwerkes von Organisationen der Zivilgesellschaft mit dem gemeinsamen Ziel, dem Leid von Zivilisten durch diese Waffen ein Ende zu setzen. Seit über 40 Jahren haben Streumunitionen Zivilisten getötet und verstümmelt während und nach bewaffneten Konflikten. Durchschnittlich ein Viertel der Opfer sind Kinder. Der Vertrag wird dazu beitragen, dass Opfer, das heißt Überlebende, aber auch deren Familien und ganze Gemeinschaften, konkrete physische, psychische und sozio-ökonomische Unterstützung erhalten werden nach höchsten Menschenrechtsstandards und basierend auf nationalen Aktionsplänen. Dazu meint Branislav Kapetanovic, CMC-Sprecher, der durch einen Blindgänger im November 2000 in Serbien schwerst verletzt wurde, “Der Abschluss dieses Vertrages hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, gegen etwas zu kämpfen, was sehr viel Leiden in meinem Leben verursacht hat.“ Die Konvention zu Streumunitionen setzt den höchsten Standard für Opferhilfe und verpflichtet Vertragsstaaten, ihre Lagerbestände innerhalb von acht und durch Blindgänger gefährliche Gebiete innerhalb von zehn Jahren zu räumen. „Staaten haben endlich begriffen, dass Kriege heutzutage nicht mehr mit Waffen des Kalten Krieges ausgefochten oder gar gewonnen werden können. Je eher diese Waffen zerstört werden, desto besser,“ sagt Thomas Nash, Koordinator von CMC International. Österreich hat mit seinem nationalen Bundesgesetz zum Verbot von Streumunitionen ein Zeichen für andere Staaten gesetzt. Nach dem am 8. Jänner 2008 in Kraft getretenen Gesetz müssen bestehende Lagerbestände von 12.672 „Hohlladungssprengkörpergranaten“ 92, eines Typs Streumunition, der sehr ähnlich der M-85 ist, die von Israel 2006 im Libanon eingesetzt wurde, innerhalb von drei Jahren nach Inkrafttreten des Gesetzes zerstört werden. Regierungsplänen zufolge soll die Zerstörung sogar schon davor nach 1,5 Jahren abgeschlossen sein. Leider werden unter den unterzeichnenden Staaten nicht die USA, Russland, China, Indien oder Israel sein, und der Vertrag selbst enthält auch Schwachpunkte. Größter Schwachpunkt des Vertrages ist Artikel 21, der Vertragsstaaten erlaubt, auch weiterhin an gemeinsamen Militäraktionen mit Nichtvertragsstaaten (vor allem den USA im Rahmen von NATO) teilzunehmen, in denen diese Streumunitionen einsetzen. Diese Bestimmung ist eine Verwässerung des Verbotes, sich unter keinen Umständen sich an Streumunitionseinsätzen anderer zu beteiligen. „Österreich ist gefordert, bei der Oslokonferenz ein Statement abzugeben, dass ein Missbrauch von Artikel 21 dem generellen Ziel und Zweck des Vertrages, nämlich zukünftige Streumunitionseinsätze unter allen Umständen zu verhindern, widerspricht,“ sagt Alexander Breitegger von der Universität Wien, Berater von CMCAustria. Zu Staaten, die den Vertrag in absehbarer Zeit wohl nicht unterzeichnen werden, sagt Judith Majlath, “Wie der Ottawavertrag zu Antipersonenminen wird dieser Vertrag den Einsatz dieser Waffen durch alle Länder stigmatisieren, auch wenn diese sich nicht formell an den Vertrag binden. Staaten wie die USA, Russland oder Israel riskieren, dass jeglicher zukünftiger Streumunitionseinsatz von der internationalen Gemeinschaft auf das Schärfste verurteilt wird.“ Sie schließt mit den Worten, “Die Zeit des Feierns ist nun gekommen, aber die Arbeit ist noch nicht zu Ende. Nun müssen Staaten die auf dem Papier existierenden Verpflichtungen auch in der Praxis umsetzen.“ Für weitere Informationen, Interviewanfragen, Photographie und Qualitätsbildmaterial kontaktieren Sie bitte: Von CMCAustria vor 27. November: Judith Majlath, Landskrongasse 10, 1010 Wien, tel. : 01/5357516, [email protected]. Von 1.-5. Dezember in Oslo bei den folgenden Personen mit der Bitte, Frau Majlath zu verlangen: Mobile:0043-664-73868213 Natalie Curtis, Cluster Munition Coalition, 0044(0)7515 575 174 oder 0047 924 05050 Samantha Bolton, Cluster Munition Coalition, 0041 79 239 2366 Für weitere Informationen bezüglich Medienakkreditierung wenden Sie sich an: Bjørn Svenungsen, Medienberater im norwegischen Aussenministerium, 0047 480 45 122 Für weitere Informationen bezüglich CMC-Austria gehen Sie bitte auf: www.stopstreubomben.at Für weitere Informationen bezüglich CMC-International gehen Sie bitte auf: www.stopclustermunitions.org Um Bilder von Streubomben und ihren Auswirkungen in hochwertiger Auflösung herunterzuladen, gehen Sie bitte auf: www.flickr.com/photos/clustermunitioncoalition