präsentiert LAPISLAZULI IM AUGE DES BÄREN ein Film von Wolfgang Murnberger mit Clarence John Ryan, Julia Krombach, Paula Nocker, Lena Stolze, Hans-Werner Meyer, Christoph Waltz, Gregor Bloéb, Vadim Glowna Drehbuch: Idee: Kamera: Musik: Ausstattung: Kostüm: Produzenten: Volker Krappen, Wolfgang Murnberger Volker Krappen & Claudia Krebs Fabian Eder Mischa Krausz Christoph Kanter Martina List Danny Krausz & Kurt Stocker eine österreichisch-deutsch-luxemburgische Koproduktion produziert von Dor Film, Dor Film-West, Cobra Film, Krebs & Krappen, Samsa Film PRESSEHEFT Kinostart: 05.10.2006 www.lapislazuli-derfilm.de Pressebetreuung: das pressebüro, Sandra Thomsen, Bilser Str. 11 – 13, D-22297 Hamburg, Tel.: +49 (0)40 514 011 51, Fax: +49 (0)40 514 011 60, [email protected] 1 Inhaltsverzeichnis Darsteller & Stab Seite 3 Technische Daten, allgemeine Informationen Seite 4 Pressenotiz & Kurzinhalt Seite 5 Langinhalt Seite 6 - 8 Über die Produktion - Lapilazuli - Staub aus Edelsteinen - Besetzung: Auf der Suche nach dem Jungen aus dem Eis - Eltern und andere Schwierigkeiten - Die Dreharbeiten: Ein Alp(en)traum Seite 9 - 19 Die Darsteller Seite 20 - 23 Die Filmemacher Seite 24 - 27 Worterklärungen „neandertalensisch – deutsch“ Seite 28 - 31 2 DARSTELLER Bataa CLARENCE JOHN RYAN Sophie JULIA KROMBACH Tom HANS-WERNER MEYER Christine LENA STOLZE Lissy PAULA NOCKER Czerny CHRISTOPH WALTZ Heckl GREGOR BLOÉB Einsiedler VADIM GLOWNA STAB Drehbuch Volker Krappen, Wolfgang Murnberger Regie Wolfgang Murnberger Kamera Fabian Eder Ausstattung Christoph Kanter Ton Frank Heidbrink Schnitt Britta Nahler Casting Markus Schleinzer, Faith Martin Kostüm Martina List Maske Michaela Oppl, Ronaldo Cosmo, Birger Laube Musik Mischa Krausz Produktionsleitung Alfred Deutsch Herstellungsleitung Manfred Fritsch Ko-Produzenten Claudia Krebs & Volker Krappen Gerd Huber und Jani Thiltges Produzenten Danny Krausz & Kurt Stocker 3 LAPISLAZULI – Im Auge des Bären ist eine österreichisch-deutsch-luxemburgische Koproduktion produziert von Dor Film (Österreich), Dor Film – West (Deutschland), Cobra Film (Deutschland), Krebs & Krappen (Deutschland), Samsa Film (Luxemburg) entwickelt mit der Unterstützung des MEDIA Programms der Europäischen Union sowie EAVE und der Stiftung Kuratorium junger deutscher Film. hergestellt mit Unterstützung des ÖFI (Österreichisches Filminstitut), des ORF (im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommen), des FFW (Film Fonds Wien), von Eurimages, des BKM (Beauftragte für Kultur und Medien), der FFHH (Filmförderung Hamburg), der NRW (Filmstiftung Nordrhein-Westfalen), des Film Fund Luxembourg und von Cine Tirol Drehzeit: 20. Juni bis 13. August 2005 Drehorte: Zillertal (Tuxertal – Schlegeis – Floiten – Mayrhofen) Innsbruck und Umgebung Wien („Museum“ und „Blaue Höhle“) Länge Format Bild Format Ton 106 Minuten 35 mm, CinemaScope, Farbe Dolby digital SRD 24 fps IM VERLEIH VON: MARKETING: Twentieth Century Fox of Germany Darmstädter Str. 114 60598 Frankfurt/Main NFP marketing* (ein Geschäftsbereich der NFP Neue Filmproduktion tv GmbH) Kurfürstendamm 57 10707 Berlin PRODUKTION: Dor Film GmbH Bergsteiggasse 36 1170 Wien www.dor-film.at 4 Er ist ein Neandertalerjunge. Sie ein Großstadtkind. Zwischen ihnen liegen Welten. Aber nichts kann sie trennen. PRESSENOTIZ Wolfgang Murnberger, einer der erfolgreichsten Regisseure Österreichs („Silentium“, „Komm, süßer Tod“) inszeniert die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft vor der grandiosen Kulisse der Hochalpen als außergewöhnliches Kinoerlebnis für die ganze Familie. Der Neandertalerjunge Bataa erwacht in unserer Gegenwart zu neuem Leben – gerade rechtzeitig zum 150. Jubiläum des berühmten Fossilienfunds im Neandertal bei Düsseldorf im Jahr 1856. Wie Sophie, ein junges Mädchen aus der Stadt, Bataa hilft – und was wir von ihm lernen können – erleben wir mit den Helden dieses bewegenden Kinderabenteuers über die Macht des Verstehens und das Rätsel der Ewigkeit. KURZINHALT Mitten in der Bergwildnis der Alpen schlägt ein glühender Meteorit in einen Gletscher ein und erweckt einen im Eis eingefrorenen Neandertalerjungen zu neuem Leben. Dieser Junge, Bataa, begegnet Sophie, einem von einer Ferienhütte in den Bergen ausgerissenen Mädchen. Anfangs scheinen beide durch Sprache und Zeit getrennt, doch entdecken sie schnell Gemeinsamkeiten: Sophie hat ihre Mutter verloren und kann sich in ihrer neuen Patchworkfamilie nicht zurechtfinden, und auch Bataa fühlt sich verlassen und sehnt sich nach seiner Familie. Beide brauchen einander und erleben eine ganz besondere Freundschaft, die urplötzlich in Gefahr gerät, als Wissenschaftler die zwei aufspüren und Bataa wie ein wildes Tier einfangen wollen. Sophie hilft ihm zu fliehen. Sie verstecken sich in einer uralten, geheimen Höhle, einer heiligen Stätte der Neandertaler, in der sich Bataa nach einem geheimnisvollen Ritus die Haare mit Lapislazuli blau färbt. Als Bataa krank wird, überredet Sophie ihren Freund, mit ihr ins Tal zu gehen. Doch je mehr sich die beiden der modernen Zivilisation nähern, desto schlimmer wird Bataas Erkrankung. Sophie muss erkennen, dass Bataa für unsere heutige Welt nicht geschaffen ist, und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit ... 5 INHALT In Hamburg beobachtet die zwölfjährige Sophie (JULIA KROMBACH) eine Sternschnuppe am Nachthimmel. Kurz darauf schlägt dieser glühende Meteorit in einen Alpengletscher ein und bringt das Eis zum Schmelzen. Vom nahen Innsbrucker Naturhistorischen Museum aus beobachten der Wissenschaftler Czerny (CHRISTOPH WALTZ) und sein verschnupfter Assistent Heckl (GREGOR BLOÉB) den Einschlag. Am nächsten Tag forschen sie auf dem Gletscher nach, finden den Meteoriten zwar nicht, dafür aber ein erstaunlich gut erhaltenes Bärenfell aus prähistorischer Zeit – mit Zeichnungen von Menschenhand. Sophie kann den Tod ihrer Mutter nicht verwinden. Ihr Vater Tom (HANS WERNER MEYER) hat inzwischen eine neue Frau gefunden, aber Sophie will von ihrer Stiefmutter Christine (LENA STOLZE) und Stiefschwester Lissy (PAULA NOCKER) nichts wissen und zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Natürlich hat sie auch keine Lust auf den gemeinsamen Urlaub in den Bergen bei Innsbruck, aber der Vater lässt ihr keine Wahl. Toms Frau Christine war nämlich früher mit dem Museumskurator Czerny verheiratet, und in den gemeinsamen Ferien der Patchwork-Familie ergibt sich so eine seltene Gelegenheit für den Wissenschaftler, ein paar Tage mit seiner kleinen Tochter Lissy zu verbringen. Während die Familie zu einer entlegenen Berghütte wandert, stoßen die beiden Wissenschaftler auf sonderbare Spuren – und Heckl entdeckt in der Ferne eine Gestalt: Ein Neandertaler, vermutet er verblüfft, der im Eis des Gletschers eingefroren war und den der Meteoriteneinschlag zu neuem Leben erweckt hat. Sophie ärgert sich über Christines durchschaubare Bemühungen, ihr näher zu kommen. Als Sophie sich heftig mit Lissy zankt und ihr Vater ihr auch noch in den Rücken fällt, verschwindet sie nachts heimlich aus der Berghütte, um alleine ins Tal abzusteigen und mit der Bahn nach Hause zu fahren. In der unheimlichen nächtlichen Berglandschaft begegnet sie überraschend einem äußerst merkwürdig aussehenden Jungen (CLARENCE JOHN RYAN). Vor Schreck stürzt sie, verletzt sich am Kopf und verliert das Bewusstsein. Als Sophie morgens erwacht, befindet sie sich weitab in der Wildnis, und der fremde Junge hat neben ihr ein Lagerfeuer entzündet. Geschickt behandelt er ihren verstauchten Knöchel mit Kräutern, er sammelt Blaubeeren und jagt einen Berghasen, um ihren Hunger zu stillen. Sophie versteht seine urtümliche Sprache nicht. Dennoch beginnen sie sich nach anfänglicher Scheu und Vorsicht schnell zu verständigen, und sie erfährt, dass er Bataa heißt. Bataa kommt in der Natur bestens zurecht, aber die Dinge der modernen Welt, die Sophie bei sich hat, sind ihm ein Rätsel. Obwohl sie aus verschiedenen Welten kommen, merkt Sophie schnell, dass es auch Gemeinsamkeiten gibt: Genau wie sie fühlt sich Bataa verlassen und sehnt sich nach seiner Familie. Eines der Wörter, die Sophie in Bataas Sprache lernt, ist „Mmallamm“ – es bedeutet Vertrauen, Familie, Liebe: etwas, was sie beide suchen. Bataas größtes Problem: Er vermisst sein Bärenfell, ohne das er seinen Ahnen nicht folgen kann. Deshalb baut er fieberhaft eine Fallgrube, indem er einen Erdspalt mit Zweigen abdeckt und einen Köder auslegt: Er will einen Bären fangen. 6 Unterdessen haben Tom und seine Familie bemerkt, dass Sophie verschwunden ist. Sie alarmieren die Bergwacht, und unter kundiger Führung machen sie sich auf die Suche nach ihr. Gleichzeitig sind auch Czerny und Heckl ihrer Sensation auf der Spur und wollen ihn mithilfe eines Betäubungsgewehrs einfangen. Während aber Heckl nur am Entdeckerruhm interessiert ist, lässt sich Czerny auch menschlich von Bataas Schicksal anrühren, als er ihm in den Bergen plötzlich gegenübersteht. Er möchte mit ihm kommunizieren, und es gelingt ihm sogar, ein paar Schnalzlaute zu äußern, die denen von Bataa ähnlich sind. Doch Heckl und das schrille Klingeln eines Handys unterbrechen diese zaghaften Annäherungsversuche. Sophie erkennt die Gefahr für Bataa, die von den Wissenschaftlern ausgeht, und flieht mit ihm. Bei der Verfolgung stürzt Heckl in die Bärenfalle. Bataa sucht Schutz an einem Ort, den er beschwörend „Mmba-uuf“ nennt. Sophie möchte ihm helfen, versteht aber buchstäblich nur „Bahnhof“. Doch der Bahnhof ist im Tal, während Bataa immer wieder Richtung Berggipfel zeigt: Sein Bahnhof ist ganz weit oben. Er führt Sophie zu einem verschütteten Höhleneingang, den er verzweifelt freizulegen versucht. Als er Sophie vor einem Hubschrauber schützen will und dieser weiterfliegt, ohne sie zu bemerken, trennt Sophie sich verärgert von Bataa und steigt allein ab. Aber schon bald packen sie die Gewissensbisse, Bataa zurückgelassen zu haben. Sophie stößt auf die Hütte des Einsiedlers (VADIM GLOWNA), der sie zunächst barsch abweist. Aber er hat ihren verlorenen Rucksack mit dem Handy ihres Vaters entdeckt, dessen PIN-Code Sophie allerdings nicht kennt. Der Einsiedler empfiehlt ihr, sich in ihren Vater hineinzudenken, um den Code zu erfahren. Das gelingt ihr natürlich nicht. Der Einsiedler hat am Gletscher außerdem den elektrisch geladenen Meteoriten gefunden, dem Bataa sein neues Leben verdankt. Der Einsiedler ist auch der Einzige, den Bataas Auftauchen nicht überrascht. Er kennt einen zweiten, versteckten Eingang in Bataas „Mmba-uuf“, hat die Höhle längst erkundet und ihre Höhlenzeichnungen interpretiert. Er weiß, dass Bataas Stamm, der Clan der Bärenmenschen, in grauer Vorzeit von einem stärkeren Volk aus dem Tal bedroht wurde und sich in die Höhle zurückziehen wollte, als Bataa in die Gletscherspalte stürzte und einfror. Sophie kann den Einsiedler, der sich als Wächter des Neandertaler-Erbes versteht, dazu bewegen, sie zurückzubegleiten und zusammen mit Bataa in die versteckte Höhle zu führen. Bataa ist überglücklich, an die heilige Stätte der Neandertaler zu gelangen, wo sich die versteinerten Mumien seiner Vorfahren befinden. Hier findet er auch LapislazuliGestein, das er zu Pulver zerstößt, um sich Haut und Haare rituell blau zu färben. Doch um seiner Sippe spirituell nahe zu sein und ihr „nachreisen“ zu können, braucht er unbedingt ein Bärenfell. Als Sophie und der Einsiedler Bataa klarmachen, dass es keine wilden Bären mehr gibt, ist er untröstlich. Sophie erinnert sich an das von Czerny und Heckl gefundene Bärenfell, das sie im Museum gesehen hat. Mit der Aussicht, sein Fell wiederzubekommen, bringt sie Bataa dazu, ihr ins Tal zu folgen. In der Zivilisation ist der Junge aus der Urzeit nun ganz auf Sophie angewiesen. Staunend erfährt er, dass die gehörnten Tiere auf der Alm harmlose Kühe sind, er lernt die Faszination unsichtbarer Glasscheiben kennen – und die kreischenden Bremsen eines Zuges setzen seinen hochempfindlichen Ohren derart zu, dass er zusammenbricht. Zunehmend macht ihm ein Grippevirus zu schaffen, mit dem er sich bei der ersten Begegnung mit dem rabiaten Heckl infiziert hat. 7 Als Sophie und der geschwächte Bataa das Museum erreichen, werden sie von Heckl entdeckt, der endlich seine große Stunde gekommen sieht. Sophie braucht jetzt dringend die Hilfe ihrer Familie. In ihrer größten Not fällt ihr der PIN-Code ihres Vaters ein: das Geburtsdatum ihrer Mutter! Sie kann telefonieren und ihren Vater alarmieren. Tom eilt sofort mit Christine, Lissy und Czerny ins Museum, und gemeinsam befreien sie Bataa. Endlich begreift Sophie, dass „Mmallamm“ auch für sie unverzichtbar ist und dass ihre neue, zusammengewürfelte Familie ihr doch Einiges davon geben kann. Aber noch ist ihre Aufgabe nicht erfüllt: Sie muss die Erwachsenen überzeugen, ihre eigenen Interessen zurückzustellen, damit der schwerkranke Bataa mit seinem Fell in die Höhle seiner Ahnen zurückkehren kann ... 8 ÜBER DIE PRODUKTION La·pis'la·zu·li <m.> blauer Halbedelstein; Synonym Lasurstein < lateinisch lapis „Stein“ + Genitiv von lazulum, romanische Nebenform zu lazur(ium) „Blaustein, Blaufarbe“ Lapislazuli ist seit 9000 Jahren als Schmuck- und Heilstein in Verwendung. In den alten Kulturen Mittelasiens und der Antike wurde er zu kultischen Zwecken und als Farbstoff benutzt. Als kubisch-tertiäres Mineral hilft Lapislazuli, einengende Verhaltensmuster, insbesondere die Neigung zu Zurückhaltung und Kompromissen, aufzulösen. Im Halsbereich getragen erleichtert er, Kritik anzunehmen sowie selbst Unangenehmes zur Sprache zu bringen, um einmal alles los zu werden, was einem "im Halse steckt". Lapislazuli stärkt die Authentizität, man zeigt sich so, wie man ist. Daher wird er auch der Stein der Wahrheit genannt. Zurückhaltung, Dinge, die wir nicht "schlucken" wollen oder Unausgesprochenes führt oft zu Enge-, Einschnürungs- und Beklemmungsgefühlen im Hals. Kehlkopf-, Stimmband- und Halserkrankungen sind mitunter die Folge. Da Lapislazuli hier die zugrunde liegenden Muster auflöst, ist er als Heilstein besonders hilfreich bei Heiserkeit, Schluckbeschwerden und Erkältungskrankheiten. Der "Himmelsstein" verleiht geistige Klarheit, ermöglicht sich von "dunklen Mächten", wie z. B. negativen Gedanken, zu befreien. Insgesamt ist er ein sehr intensiver Stein, der uns unsere tiefsten Tiefen zeigt und uns aber auch Kraft zur Transformation und Einsicht gibt. Staub aus Edelsteinen In „Lapislazuli“ geht es um einen jungen Neandertaler, der Tausende von Jahren in einem Alpengletscher eingefroren war und in unserer Gegenwart zu neuem Leben erwacht. „Der Titel spielt auf das Brauchtum der Neandertaler an“, sagt Produzent Danny Krausz. „Sie schabten den Halbedelstein zu blauem Puder und färbten sich damit Haut und Haare.“ „Zunächst war vorgesehen, dass unser Held Bataa die ganze Zeit blau gefärbte Haare trägt“, fügt Regisseur Wolfgang Murnberger hinzu. „Für mich wirkte das aber zu sehr wie auf einem Maskenball. Wir haben die Verwendung der Farbe also stark reduziert. Aber wir machen deutlich, dass das Lapislazuli-Blau eine große kultische Bedeutung für Bataas Stamm hatte.“ Es reizte Murnberger, die heutigen Menschen mit einem Reisenden aus einer anderen Zeit zu konfrontieren: „Er ist kein Außerirdischer, sondern ein ,Außerzeitlicher‘, der im weitesten Sinn mit unseren Vorfahren verwandt ist. Das ist eine Frage, die auch Wissenschaftler reizt: Wie wäre das, wenn er mit unserer Gegenwart konfrontiert wäre?“ 9 Dabei wollte Murnberger die nahe liegende, häufig sehr beliebige Situationskomik, wie man sie in klamaukigen Kinderkomödien oft erlebt, unbedingt vermeiden: „Ich sehe unsere Geschichte jetzt eher wie einen klassischen Film der 70er-Jahre, in dem Ökologie eine Rolle spielt, in dem die komischen Szenen nicht das gehaltvolle Grundthema überlagern. Es geht mir um die menschliche Dimension, um die Begegnung zweier sehr unterschiedlicher Helden, die große sprachliche Verständnisschwierigkeiten haben, was aber wiederum hilft, die zwischenmenschlichen Gefühle in den Vordergrund zu rücken. Genau das hat mich interessiert. Es ist ein Film über Freundschaft: Zwei Fremde begegnen einander und kommen sich allmählich näher.“ „Lapislazuli“ ist zwar in einem sehr realen Umfeld angesiedelt, aber dennoch hat das Auftauchen des Neandertalers in den Alpen auch eine fantastische Dimension. „Deshalb zeige ich am Anfang den durch das All trudelnden Meteoriten, um eine gewisse märchenhafte Stimmung zu erzeugen – die Atmosphäre des Films soll anfangs nicht allzu realistisch erscheinen.“ „Bereits mein Abschlussfilm an der Filmschule, “Himmel oder Hölle“, war ein Kinderfilm für Erwachsene“, berichtet Murnberger. „Ich habe seitdem realistische Filme, Arthouse-Filme und viele Genre-Filme fürs Fernsehen gedreht, wollte aber schon seit längerem auch mal einen ausgesprochenen Kinderfilm machen. Denn meine drei kleinen Kinder fragen mich öfter: ,Warum dürfen wir nicht sehen, was du machst?‘ Sie haben Recht: So ein Film war längst überfällig. Meine Frau hat alle Drehbuchfassungen zu „Lapislazuli“ gelesen und mich nicht nur sehr bestärkt, den Film zu machen, sondern hat auch einige wichtige Ideen beigesteuert. „Wir haben neun Filme mit Wolfgang Murnberger gemacht“, sagt Produzent Danny Krausz. „Er ist berühmt für seine gesellschaftskritischen Krimis „Komm, süßer Tod“ oder „Silentium“ nach den Büchern von Wolf Haas, hat aber auch schon mit jungen Darstellern gedreht. Doch das spielte diesmal keine Rolle. Ich selbst habe ihn für dieses Projekt vorgeschlagen, als wir für das vorhandene Drehbuch einen Regisseur suchten. Wir brauchten einen kreativen, einfühlsamen Regisseur, der auch thematisch noch einmal Hand anlegt. Wolfgang hat Kinder – wie ich auch. Ich fragte ihn einfach: ,Willst du mal etwas ganz anderes machen?‘ Denn ich zweifelte keinen Moment, dass „Lapislazuli“ ein Thema für ihn war. Ungewöhnlich war eher, dass er sich mit einem schon entwickelten Stoff auseinandersetzen musste. Er hat dann zum Drehbuch entscheidende Veränderungen beigetragen, so dass im endgültigen Skript neben Volker Krappens Handschrift deutlich auch Wolfgangs zu spüren ist. Ich bin ihm sehr dankbar, weil er sich innerhalb kurzer Zeit in den Stoff eingearbeitet hat, denn wir hatten nicht viel Zeit – wir mussten unbedingt den nahenden Sommer für die Dreharbeiten nutzen. Zu diesem Zeitpunkt war die Finanzierung noch nicht einmal ganz gesichert.“ Und Krausz fährt fort: „Wir werden auch weiterhin Wolf-Haas-Stoffe mit Wolfgang Murnberger verfilmen, aber durch einen Kinderfilm wie „Lapislazuli“ vermeiden wir das Schubladendenken – wir wollen uns nie eindeutig festlegen.“ 10 Über seine Hauptfigur sagt Murnberger: „Es geht nicht so sehr darum, Bataa als Neandertaler zu identifizieren. Viel wichtiger war mir, dass er exotisch aussieht, sich von uns Menschen der Gegenwart unterscheidet. Auf jeden Fall wollen wir das Klischee vermeiden, dass die Neandertaler geistig minderbemittelt waren. Wir zeigen in unserem Film das Gegenteil: Bataa kommt im Gegensatz zu den modernen Menschen in der Natur bestens zurecht.“ Und der Darsteller des Bataa, der 13-jährige australische Aborigine Clarence John Ryan, fügt hinzu: „Auf die heutigen Menschen im Film wirkt Bataa dumm, er spricht ein unverständliches Kauderwelsch, aber der Eindruck täuscht – er ist sehr intelligent und kennt sich in der Natur der Berge bestens aus. Erst als er in die Großstadt kommt, versteht er die Welt nicht mehr – genauso erging es mir, als ich aus Australien nach Österreich kam.“ „Lapislazuli“ ist das erste produzierte Drehbuch des Hamburger Kinderbuchautors Volker Krappen. „Als Volker uns als Produktionspartner akzeptierte, war mir klar, dass ich mich sehr sensibel auf ihn einstellen musste“, sagt Produzent Krausz. „Denn natürlich ist es schwer für ihn, sein ,Baby‘ loszulassen. Es ist uns im Laufe der Zusammenarbeit gelungen, eine Vertrauensbasis zu schaffen. Mir lag daran, dass wir das Skript zusammen mit Regisseur Murnberger weiterentwickelten, und Volker nahm unsere Ideen gern auf, dachte sich ständig neue Alternativen aus. Und er hat unglaublich fleißig recherchiert. Inzwischen bearbeitet er seinen Stoff auch als Kinderbuch, das zum Filmstart erscheinen wird.“ „Wir haben zwar auf Deutsch gedreht, ansprechen wird der Film aber Kinder und Erwachsene auf der ganzen Welt“, sagt Krausz. „Und egal ob der Film im Ausland synchronisiert oder untertitelt wird – eines muss man nicht verändern: Bataas Sprache, die man überall oder nirgends – versteht.“ Autor Volker Krappen hat intensiv Sprachforschung betrieben – die Schnalzlaute sind tatsächlich prähistorisch, soweit sich das überhaupt wissenschaftlich rekonstruieren lässt. „Auf dieser Basis formuliert Volker Bataas Sprache, die in ihrer Fremdheit große Aussagekraft hat“, berichtet Krausz. „Regisseur Murnberger und auch Darsteller Clarence John Ryan haben den Vorgaben des Autors weitere Elemente hinzugefügt. Dass Clarence nicht Deutsch sprechen kann, ist in diesem Fall ein Glück – so fällt es ihm leichter, die vom Drehbuch vorgegebene Sprachbarriere darzustellen, weil er sie mit seiner Muttersprache Englisch tatsächlich überwinden musste.“ Bataa trifft in den Bergen zunächst auf das Hamburger Mädchen Sophie (Julia Krombach). Dazu sagt Clarence: „Meine Szenen mit Julia habe ich sehr real erlebt: Sie sprach Deutsch und ich habe buchstäblich nichts verstanden. Ich machte also genau Bataas Erfahrungen – das musste ich nicht spielen. Insofern fielen mir diese Szenen auch nicht schwer.“ 11 Besetzung: Auf der Suche nach dem Jungen aus dem Eis Über die Besetzung des jungen Helden sagt Danny Krausz: „Es gab grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder wir verwenden einen europäischen Jungen oder auch kleinwüchsigen Schauspieler, der dann eine Maske tragen würde. Wir haben uns talentierte Leute angesehen, einige kamen in die engere Wahl. Die Alternative war ein Aborigine, ein Ureinwohner Australiens. Voraussetzung für diese zweite Möglichkeit war jedoch, jeden ethnischen Konflikt von vornherein auszuschließen, der sich ergeben könnte, wenn man einen Aborigine bittet, einen Neandertaler zu spielen. Claudia Krebs, die diese Variante der Besetzung mehrmals ins Spiel brachte und ich entschieden daher, dass ich diesbezüglich Erkundigungen einholen sollte. Ich rief befreundete Produzenten in Australien an und fragte: ,Ist es für euch vorstellbar, dass man einen Aborigine ersucht, einen Neandertaler darzustellen? Darf man das? Ist das politisch korrekt? Wir wollen in kein Fettnäpfchen treten, niemanden verletzen.‘ Das war im Vorfeld also die wichtigste Frage.“ Die spontane Antwort aus Australien: Es gibt viele Aborigine-Familien, die im Filmund Theaterbereich tätig sind, großen Spaß daran haben und in solchen Rollen aufgehen. Sie sehen also kein Problem darin, europäische Urmenschen darzustellen. „Erst dann haben wir uns getraut, mit einer Agentur vor Ort geeignete Darsteller zu suchen“, berichtet Krausz weiter. „Unsere australische Besetzungschefin Faith Martin hat sehr sorgfältig gearbeitet und uns eine Menge Videobänder und Probeaufnahmen zur Verfügung gestellt; auf der Suche nach Bataa fuhr sie in die entlegensten Gebiete. Dadurch konnten wir persönlich auf die Suche in Australien verzichten, die wir ursprünglich für nötig hielten. Die australische Agentur hat per Video und Internet so gut mit uns kommuniziert, dass es auch ohne unsere Anwesenheit ging – dank Faith Martin.“ Aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse entstand so das Konzept der Hauptfigur, die dem Aussehen eines Neandertalers entspricht – niemand kann mit Sicherheit sagen, wie hell oder dunkel die Hautfarbe der Menschen damals war. Für uns ist Bataa der Neandertaler. „In den Museumszenen ist eine Gruppe von nachgestalteten Neandertalerfiguren zu sehen, die zwar helle Hautfarbe haben – aber diese Darstellung ist durchaus nicht verbindlich“, sagt Krausz. „Wir wollen jedenfalls einen möglichst realistischen Neandertaler zeigen.“ Das Casting in Australien zog sich über vier, fünf Monate hin, von den Großstädten bis in kleinere Orte. Schließlich kamen im westaustralischen Perth Clarence John Ryan und ein weiterer Junge in die engere Wahl – mit beiden machten die Filmemacher in München Testaufnahmen zusammen mit Kandidatinnen für die Sophie, deren Besetzung damals auch noch nicht feststand. Es galt, zwischen fünf, sechs sehr talentierten Mädchen zu entscheiden. 12 „Die Probeaufnahmen in München haben wir sehr sorgfältig inszeniert – tief emotionale Szenen, anhand derer man das Zusammenspiel der Kandidaten gut testen konnte“, sagt Krausz. „Nach einer Woche hatten wir uns alle gemeinsam inoffiziell bereits für ein Hauptdarstellerpaar entschieden. Doch Regisseur Murnberger warnte uns aus Erfahrung: ,Warten wir erstmal ab, bis wir die Videobänder angeschaut haben, auf denen wirken die Darsteller häufig völlig anders als beim Dreh.‘ Wir schauten uns also die Bänder an und kamen daraufhin tatsächlich zu einem ganz anderen Ergebnis. Sowohl bei Bataa als auch bei Sophie entschieden wir uns für andere Darsteller, nämlich für Clarence und Julia – und diese Entscheidung war hundertprozentig richtig: Ihre Leistungen berühren uns wirklich sehr.“ Clarence John Ryan wusste schon im Alter von sieben Jahren, dass er Schauspieler werden wollte. Seitdem nimmt er regelmäßig Schauspielunterricht. Er hat zwar bereits Erfahrungen auf der Bühne und ist in Kurzfilmen aufgetreten, gibt aber mit „Lapislazuli“ sein Spielfilmdebüt. Bei der Auswahl der Sophie konzentrierte sich die Suche auf Deutschland und Österreich, wobei sich Claudia Krebs, die Partnerin von Drehbuchautor Volker Krappen, intensiv engagierte – viele Kandidatinnen fand sie über Agenturen, einige kannte sie bereits aus Erfahrung von anderen Produktionen. Die Wahl fiel schließlich auf Julia Krombach aus München. „Mit Julia bin ich sehr gut ausgekommen“, sagt Clarence über die Darstellerin der Sophie. „Sie spricht fließend Englisch, und sie ist eine gute Schauspielerin, hat bereits eine ganze Reihe von Filmen gemacht. Vor allem aber hat sie keinerlei Starallüren, fügt sich sehr gut ins Team ein.“ Und Julia fügt hinzu: „Wir haben uns richtig angefreundet. Überhaupt haben sich für mich durch die tolle Arbeit im Filmteam viele neue Freundschaften ergeben.“ Weil Clarence nur Englisch spricht, mussten die Filmemacher sicherstellen, dass Regisseur Murnberger sich bei seinen Regieanweisungen bis in die letzte Nuance verständlich machen konnte. Deshalb war der eigens engagierte Übersetzer und Kinderbetreuer Roman Kummer am Set immer in der Nähe. Aber innerhalb von wenigen Tagen verstand sich Clarence derart gut mit dem Team, dass die direkte Kommunikation hervorragend funktionierte. „Wolfgang Murnberger hat immer für gute Stimmung am Set gesorgt“, berichtet Julia. „Er ließ uns die Szenen zunächst so spielen, wie wir selbst sie empfanden. Erst dann hat er uns ein paar Tipps gegeben. Das war bei meinen bisherigen Filmen nicht immer so, denn nicht alle Regisseure trauen den Kindern auch zu, dass sie eigene Gedanken zu ihren Rollen entwickeln.“ „Ich bin ein geduldiger Mensch“, sagt Regisseur Murnberger. „Ich treibe mein Team nicht an, bei mir geht’s eher gemütlich zu. Das ist besonders den Kindern zugute gekommen, die sich sehr wohl fühlten. Beim Dreh mit Kindern muss das Umfeld sorgfältig vorbereitet werden. Clarences Mutter begleitete ihn zu den Dreharbeiten. 13 Auch für Julia war immer eine Bezugsperson am Set. Wir versuchten den Kindern etwas zu bieten, damit sie sich nicht langweilten, sich eingebettet fühlten. Weil mein 27-jähriger Sohn Christoph als Videoassistent mitarbeitete, ergab sich, dass er sich mit Clarence anfreundete, wie sich Clarence übrigens auch mit seinem Double Malik bestens verstand. Inzwischen hat Clarence auch die Weihnachtsferien mit mir und meiner Familie in Österreich verbracht.“ „Es war schön, dass abwechselnd entweder meine Mutter, mein Vater oder meine Tante immer mit am Set waren. Überhaupt haben wir in den Bergen mit den wunderbaren Ausblicken eine herrliche Zeit verlebt“, schwärmt Julia. „Weil die Dreharbeiten so lang waren, musste ich mich neben den Sommerferien für sechs Wochen von der Schule beurlauben lassen. Ich passe also sehr auf, dass ich in der übrigen Zeit gute Noten bekomme. Außerdem hat mir meine Freundin Schulaufgaben nach Österreich geschickt – die habe ich an drehfreien Tagen nachgearbeitet. Das nehme ich gern in Kauf, denn sonst hätte ich diese tollen Dreharbeiten ja nicht erleben können.“ „Das Kostüm und meine Szenen in der Natur, in den Bergen haben mir bei meiner Darstellung sehr geholfen“, erzählt Clarence. „Jeden Morgen verbrachte ich etwa eine Stunde in der Maske, bis ich aussah wie ein Neandertaler.“ Clarences Maskenbildnerin Michaela Oppl erzählt: „Wir mussten die Stirn jeden Tag neu kleben. Das Prosthetikteil ging über die ganze Stirn bis über die Augenbrauen, die auch geklebt wurden. Außerdem noch Perücke und die Zähne. Da am Set auch noch immer fleißig nachgeschminkt werden musste, wurde ein eigener Maskensessel (ein alter Friseurstuhl mit Nackenstütze) immer mitgeschleppt – egal wo wir gedreht haben. Auf Felsbrocken balancierend Bataa drehfertig zu machen, war stets eine Herausforderung für sich!“ Für Clarence hatte die tägliche Masken-Prozedur, die auch schon mal mit leichten Schmerzen beim Abschminken verbunden war, aber auch durchaus Vorteile: „Unter der Maske, in meiner Fellkleidung und umgeben von riesigen Scheinwerfern kam ich mir manchmal vor wie in Australien – so heiß war es, vor allem bei den Innenaufnahmen. Schwierig war die Rolle, weil ich mich in den Bergen so bewegen musste, als ob ich mein ganzes Leben dort verbracht hätte“, berichtet Clarence. Dazu Regisseur Murnberger: „Wir engagierten den hervorragenden Tänzer und Choreografen Karl Schreiner, der mit Clarence zwei Wochen lang Bewegungstraining machte: Bataa soll sich erkennbar anders bewegen, als wir es heute gewohnt sind. Dabei war mir auch wichtig, dass Clarence mit Karls Training sinnvoll beschäftigt war, wenn er nicht vor der Kamera stand. Clarence musste sich bestimmte Dinge abgewöhnen und andere lernen, die Bataa von uns heutigen Menschen unterscheidet: den Gang, das Springen, das Schauen. Karl informierte sich vorher eingehend, wie Eingeborene mit ihren Lanzen umgehen.“ „Lange habe ich gebraucht, bis ich unter Karls Anleitung Bataas gebeugten, geschmeidigen Gang eingeübt hatte, seine Sitz- und Essgewohnheiten“, sagt Clarence. „Neandertaler fassten Dinge anders an, sie warfen ihre Speere anders, sie verließen sich mehr auf ihr Gehör und ihren Geruchssinn.“ 14 Viel Vorbereitung erforderte Bataas Tanzszene, die Clarence mit Schreiner intensiv einstudierte. Es gab nämlich noch eine zusätzliche Schwierigkeit: Bataa tanzt an einem Seeufer, das sehr schlammig ist: „Ich konnte den Tanz also nur in einer Einstellung darstellen – bei einer Wiederholung wären meine Fußspuren sichtbar gewesen“, sagt Clarence. „Wir haben dann doch Wiederholungen gedreht, allerdings in Halbnah- und Nahaufnahmen, so dass meine Füße nicht zu sehen waren.“ „Von Proben halte ich nicht viel – auch nicht mit erwachsenen Schauspielern“, berichtet Murnberger. „Wenn ich eine gute Probe sehe, werde ich nervös, weil ich dann denke: Das hätten wir jetzt drehen sollen! Ich setze einfach darauf, dass die Darsteller sich am Drehort von der Situation inspirieren lassen. Um die Spontaneität zu erhalten, drehe ich selten mehr als drei, vier Wiederholungen.“ Übersetzer Roman Kummer hatte vorher schon viele Erfahrungen mit Kinderfilmen gesammelt. „Roman übte mit Clarence am Tag vor dem Dreh die Dialoge nach meinen Vorgaben, damit der Junge wusste, worum es geht“, sagt Murnberger. „Clarence sollte natürlich wissen, was seine Partnerin Julia auf Deutsch sagt. Aber ich persönlich habe es bewusst vermieden, die Szenen mit Clarence zu proben.“ Eltern und andere Schwierigkeiten Die Erwachsenen im Film bilden eine Patchwork-Familie, die die Grundstruktur für Sophies Gefühl der Einsamkeit bildet. „Wir wollten eine Familie zeigen, wie sie heute durchaus nicht ungewöhnlich ist“, sagt Krausz. „Dieses Konzept ergab sich erst aufgrund von ausführlichen Diskussionen im Team, weil einige Stimmen meinten, dass der Familienhintergrund der Heldin in einem unterhaltsamen Kinderfilm doch eher freundlich und heiter wirken sollte.“ Die Filmemacher waren aber überzeugt, dass es durchaus nicht düster zugehen muss, auch wenn es sich nicht um eine konventionelle Familienidylle handelt, weil die Beziehungen zerbrochen und neu zusammengesetzt sind. „Letztlich sind dies heute eher alltägliche Umstände – denn die ,heile‘ Familie in der klassischen Konstellation ist ja längst eine Ausnahme“, sagt Krausz. „Wir haben viele Kinder dazu befragt – und für sie war eine solche Situation durchaus nicht neu oder ungewohnt.“ Die Besetzung der Erwachsenenrollen beschreibt Murnberger als sehr schwierig: „Bei der Besetzung der Kinder mussten wir uns unter einer ganzen Reihe von Darstellern entscheiden, die ich alle für sehr geeignet hielt. Da war es eher die Qual der Wahl. Bei den Erwachsenen brauchten wir dagegen Darsteller, die ganz bewusst bereit sind, die kindlichen Helden zu unterstützen und daher für sich selbst Nebenrollen zu akzeptieren, in denen sie sich natürlich nicht sonderlich profilieren können, obwohl sie den wichtigen Rahmen für Sophies Umfeld im Film bilden. Insofern bin ich den Schauspielern sehr dankbar, dass sie aus ihren Auftritten das Beste herausholen und ihre Persönlichkeit einbringen.“ „Wolfgang Murnberger ging es zunächst um die Besetzung von Sophies Stiefmutter Christine – ihm war es sehr wichtig, dass Lena Stolze diese Rolle übernahm“, berichtet Krausz. 15 „Ich bewundere Lena Stolze seit ihrer Sophie Scholl in „Die weiße Rose“, sagt Murnberger. „Ihr hat die Rolle der Christine Spaß gemacht, und immer wieder erkundigte sie sich bei mir, ob sie sich nicht zu sehr in den Vordergrund spielte.“ Als Stolze zusagte, wählten die Filmemacher Christines Ex-Mann und ihren neuen Partner passend zu ihr aus. Dazu Krausz: „Mit Hans-Werner Meyer („Marlene“, „Der weiße Afrikaner“, Serie „Die Cleveren“), der Sophies Vater Tom spielt, hatten wir noch nicht gearbeitet, hingegen Christoph Waltz („Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“), den kenne ich wohl an die 20 Jahre, noch bevor Milan Dor und ich die Firma gegründet hatten, aber bereits gemeinsam arbeiteten, war immer wieder im Gespräch. „Zweimal wollte ich ihn schon haben, leider hat es nie funktioniert - umso mehr freue ich mich, dass es jetzt geklappt hat“, sagt Murnberger. Auch Gregor Bloéb, ein Bruder von Tobias Moretti, ist bereits in mehreren Dor FilmProduktionen aufgetreten. Er bildet als Assistent Heckl das komisch-fiese Gegengewicht zum Wissenschaftler Czerny (Waltz) – darauf legte Murnberger großen Wert. „Zwangsläufig wird er damit zum Bösewicht – das aber auf höchst vergnügliche und spielerische Art und Weise, was Bloéb sehr überzeugend gelingt“, sagt Krausz. „Es war eine Gratwanderung für ihn, seine Darstellung nicht zu dick aufzutragen, aber da habe ich Murnberger bei seiner Inszenierung voll vertraut.“ „Beim Gregor war ich mir lange nicht sicher, ob er nicht vielleicht zu sehr übertreibt“, sagt Murnberger. „Inzwischen weiß ich, dass er seinen Humor genau im richtigen Maß einsetzt, um die Stimmung in den entscheidenden Momenten aufzulockern.“ Bei den Testvorführungen merkten die Filmemacher dann schnell, wie gut Assistent Heckl bei Kindern und Erwachsenen ankommt. Seine komischen Eskapaden sorgen für Entspannung, wenn die Geschichte zu ernst zu werden droht. Komplizierter war laut Krausz die Besetzung des Einsiedlers: „Wir diskutierten lange über seine Vorgeschichte, seine Voraussetzungen, und wir einigten uns letztlich darauf, dass er ein intellektueller Aussteiger ist – unter dieser Vorgabe suchten wir also einen Mitteleuropäer. Wir freuen uns nun besonders, dass Vadim Glowna dafür zu gewinnen war, der in seiner schönen Maske kaum wieder zu erkennen ist – so perfekt verwandelt er sich in eine Art „Wurzelsepp“. Einige Branchenkollegen fragten mich beim Screening, wer denn den Einsiedler spiele – sie hätten es eigentlich wissen müssen, weil sie Glowna gut kennen – der beste Beweis für seine Leistung.“ Die Dreharbeiten: Ein Alp(en)traum Der Film besteht überwiegend aus Außenaufnahmen hoch in den Alpen – ein großes Risiko für das Produktionsteam, das zu diesem Zweck den ohnehin sehr kurzen Sommer 2005 in Tirol verbrachte. Tatsächlich blieb es von Katastrophen nicht verschont: Wolkenbruchartige Regenfälle lösten in Tirol eine schlagzeilenträchtige Sintflut aus. Die Zufahrten zu den Drehorten waren teilweise verschüttet. Manche Motive ließen sich nur noch per Helikopter erreichen. 16 „An einem Drehtag drohte ein plötzlich aufkommender Sturm in den Bergen, das ganze Filmset wegzufegen und alles musste festgehalten werden. Die heftigen Regengüsse dazu haben ein Motiv ganz einfach weggerissen und die Anfahrten zu den entlegenen, schwer zugänglichen Motiven waren zum Teil extrem schwierig mit den riesigen Licht-LKWs anzufahren,“ berichtet Filmgeschäftsführerin Gabie Reiter. „Oben am Tuxer-Gletscher erlebten wir einen Wintereinbruch“, berichtet Krausz. Entsprechend gestalteten sich die Dreharbeiten auf dem Gletscher sehr schwierig, weil er oft nur unter Lebensgefahr betreten werden konnte. Ständig mussten wir mit den Bergführern konferieren: ,Wann dürfen wir? Wann dürfen wir nicht?‘ Das war eine erhebliche Herausforderung – nicht nur logistisch, sondern auch in Bezug auf die Wetterbedingungen: Entweder war es zu warm, was die Gefahr von Gerölllawinen erhöhte, oder der Winter kam mit Massen von Neuschnee zurück.“ „Ich stamme aus dem flachen Burgenland – das genaue Gegenteil zu Tirol, wo ich vor diesem Film noch nie gewesen bin“, sagt Murnberger. „Ich war sehr überrascht, wie schnell das Wetter in den Alpen wechselt. Wir hatten keine Ahnung, wie schwierig und lebensgefährlich es ist, auf einem Gletscher zu filmen. Um dort zu drehen, muss ich das drei Tage vorher anmelden. Aber niemand kann zu diesem Zeitpunkt sagen, ob das Wetter die Dreharbeiten erlauben wird – also ein Widerspruch in sich. Der von uns engagierte Alpinist hat mit seinem Stab das Eis auf Gletscherspalten hin untersucht, dann wurde ein Bezirk abgesteckt, in dem wir uns bewegen durften, aber das wechselhafte Wetter konnte auch er nicht beeinflussen. Also sehr erschwerte Bedingungen.“ Über eine abenteuerliche Motivbegehung mit dem Produktionsleiter Alfred Deutsch berichtet Krausz: „Ohne Alfred wäre gar nichts gelaufen. Wir fuhren mit einer Pistenraupe an unsere Gletscherspalte, aber niemand durfte das Gefährt verlassen – die Bergführer übernahmen die Garantie für unsere Sicherheit nur, wenn wir sitzen blieben – so unsicher war das Eis. Es war neblig, ein kalter Nieselregen fiel, wir schauten uns den Gletscher an und überlegten, wie wir die Kamera positionieren, wie wir das Licht setzen konnten. Plötzlich spürten wir, wie das Eis unter uns nachgab – die gesamte Pistenraupe sackte ein Stück weit ab. Der Bergführer lachte über unsere erschreckten Gesichter, denn er kennt das: ,Der Boden arbeit’ halt da!‘ Wir waren also angeblich in Sicherheit – aber trotzdem ließ er uns keinen Schritt aus dem Gefährt heraus, denn die Gefahr besteht eben darin, dass man jederzeit in eine unter dem Schnee unsichtbare Gletscherspalte stürzen kann.“ „Die Schneeschmelze war schon sehr fortgeschritten, es blieb uns also wenig Zeit“, fährt Krausz fort. „Andererseits mussten wir ständig einen neuen Wintereinbruch fürchten. Und so kam es auch: Als die Regenkatastrophe über Tirol hereinbrach, fielen auf dem Berg zwei Meter Neuschnee!“ Aus Vorsicht hatte man das Motiv Gletscher schon früh auf den Drehplan gesetzt. Aber durch die immer neuen Schwierigkeiten waren dies schließlich mit die letzten Szenen, die gedreht wurden. Zum Glück brauchte man kein neues Motiv zu suchen, und auch der Zeitplan wurde eingehalten. „In anderen Fällen mussten wir uns motivlich jedoch umorientieren – einfach weil die Drehorte durch die Katastrophe nicht mehr zugänglich waren“, sagt Krausz. „Teilweise wurden gar Rinder per Hubschrauber ausgeflogen, weil sie nicht mehr versorgt werden konnten. Und unser Filmteam steckte mittendrin!“ 17 Viel berechenbarer waren da die künstlich hergestellten Kulissen, wie der Bärenkopffelsen, den Bühnenmeister Fritz Martan in die Natur zauberte: „Man muss sich das so vorstellen: Erst schnitzt ein Mensch tagelang auf verschiedenen Styroporblöcken herum und fügt diese dann zu einem großen Klotz zusammen. Dann kommt ein anderer, der bemalt das Ganze, und kurz darauf plagen sich weitere Personen, die das Teil in einen LKW verladen. Im Schritttempo bewegt sich dieser auf den Berg. Bis dorthin, wo es keine Bäume mehr gibt, ins Hochgebirge. Dort angelangt werden die Fragmente zusammengefügt – das Schauspiel immer genauestens beobachtet von den verwunderten Gämsen“, verrät Fritz Martan. „Mithilfe eines Gerüstes haben wir den künstlichen mit einem echten Felsen verbunden – Moosflechten wurden drapiert – und als der Bühnenmaler das Kunstwerk stilvoll patinierte, sah es wohl aus, als würde er den Felsen segnen. Wenn man sich dann 20 Meter bergab begab, konnte man das Ergebnis deutlich erkennen: der Bärenkopffelsen!“ In Zahlen ausgedrückt ergibt das Folgendes:170 Säcke Putz á 40 kg, 15 Rollen Ziegengeflecht-Gitter á 35 kg, 1600 Liter Wasser, 30m3 Styropor, 150 lfm Fliess, unzählige Kübel Härter und Harz und noch vieles mehr! Um das Material und Werkzeug an Ort und Stelle zu bringen, wurde mitten im Wald flugs ein Materiallift gebaut, der dann direkt nach dem Dreh mitsamt des künstlichen Felsens wieder abgebaut und entsorgt wurde. Manchmal musste die Ausstattungsabteilung Zufahrtswege erst anlegen, damit die Lastwagen des Filmteams den Drehort überhaupt erreichen konnten. Krausz berichtet: „Die Fahrerin unseres Catering-Lkws bewies zum Beispiel absolut abenteuerliche Fahrkünste – ich hätte mich jedenfalls geweigert, noch einen Schritt weiterzufahren: Auf dem Bergpfad hätte man weder links noch rechts Platz zum Aussteigen gehabt. Und so ist sie bis in eine Höhe von 2000, 2500 Meter hinaufgefahren. Täglich mussten wir ein bis zwei Stunden Anfahrt zu den Schauplätzen einplanen. Dazu die Wetter-Kapriolen: Ich habe miterlebt, wie die Sonne innerhalb von Sekunden verschwand und Graupelschauer auf uns niederprasselten. So schnell kann man sein Gerät gar nicht einpacken! „Aber es musste irgendwie gehen“, sagt Krausz. „Und es ging! Das Team war wirklich sehr flexibel. Kameramann Fabian Eder knickte gleich in der zweiten Woche mit dem Fuß um: Bänderriss! Er hat den gesamten Rest des Films mit geschientem Bein und auf Krücken gedreht. Mit eisernem Willen setzte er seine Arbeit fort und ließ keine Fremdhilfe zu. “ „Fabian hat bei der Produktion durchgesetzt, dass wir im Breitwandformat filmen“, sagt Murnberger. „Nach dem Motto: Wenn wir schon in Tirol über der Baumgrenze drehen, muss man das auch mit der entsprechenden Optik aufnehmen.“ Mit Fabian Eder arbeitet Produzent Krausz schon etliche Jahre zusammen. Und Wolfgang Murnberger hat mit Eder studiert – der erste gemeinsame Kinofilm der beiden für Dor Film war 1994 „Ich gelobe“. „Schon damals hat Fabian eine sehr einprägsame optische Ausdrucksweise gefunden“, sagt Krausz. „Ich habe also große Erwartungen an ihn, und wir bemühen uns, seinen Wünschen zu entsprechen. Er hat in den vergangenen Jahren immer wieder Aufsehen erregende Filme gemacht und ist dafür auch ausgezeichnet worden. Diesmal sagten wir: Wir gehen aufs Ganze, 18 wir drehen in CinemaScope, was nicht immer leicht zu erfüllen ist. Da gibt es anamorphotische Kameraobjektive die bis zu 150 kg schwer sind, und bei den in Breitwand eingefangenen Panoramen mussten wir buchstäblich ganze Berge ausleuchten – und alles in 3000 Meter Höhe. Das war sehr ehrgeizig, aber das Resultat auf der Leinwand kann sich wirklich sehen lassen.“ Die Szenen in der „Blauen Höhle“, in der Bataas Vorfahren bestattet sind, entstanden in einer Sandsteinhöhle in der Nähe von Wien. Der Ausstatter fügte nur das Eis, die Höhlenmalereien und den Schrein der Neandertaler hinzu. In Tirol selbst fand sich keine geeignete, für ein Filmteam zugängliche Höhle, und so drehte man dort nur den Zugang zur Höhle hinter einem Wasserfall. Der Wasserfall bekam dann am Eingang der niederösterreichischen Höhle eine optische, künstliche Entsprechung, um einen nahtlosen Übergang zwischen beiden Motiven zu gewährleisten. Die Stadtszenen sollten zunächst in einer eher dörflichen Gemeinde gedreht werden, doch dann merkten die Filmemacher, dass der Kontrast zwischen Natur und Urbanität überzeugender wirkt, wenn Bataa in eine Großstadt wie Innsbruck kommt. Dort entstanden die Stadttotalen und die Bahnhofssequenz. Nur die Museumszenen drehte das Team in Wien. Dazu Krausz: „Das Naturhistorische Museum, wie es im Film zu sehen ist, gibt es so tatsächlich, und wir haben dabei mit seinem Leiter Bernd Lötsch hervorragend zusammengearbeitet – er mochte unser Drehbuch sehr. Die Figuren der Neandertalergruppe, wie sie in den Museumsszenen zu sehen sind, wurden für eine kommende, tatsächliche Ausstellung angefertigt, aber bisher noch gar nicht öffentlich gezeigt – wir waren die ersten, die sie sehen und filmen durften. Die Figuren sollen im Laufe des Jahres 2006 im Museum zu sehen sein – aus gegebenem Anlass: Wir feiern ja dieses Jahr ein Jubiläum – vor 150 Jahren, 1856, wurden die berühmten Urmensch-Fossilien im Neandertal bei Düsseldorf entdeckt.“ 19 DIE DARSTELLER CLARENCE JOHN RYAN (Bataa) Clarence stammt aus Perth/Western Australia, wo er am 22. April 1992 geboren wurde. Schon mit sieben Jahren wusste er genau, was er werden wollte: Schauspieler. Nach wie vor nimmt er Schauspielunterricht, er hat bereits Erfahrungen in der Werbung und auf der Theaterbühne gesammelt und in den Kurzfilmen „You’ll Do“ und „Broken Bonds“ mitgewirkt. Mit „Lapislazuli“ gibt er sein internationales Spielfilmdebüt. JULIA KROMBACH (Sophie) Julia, geboren am 24. September 1991, gab ihr Fernsehdebüt in Xaver Schwarzenbergers „Annas Heimkehr“ (2004 für die Goldene Kamera nominiert in der Kategorie Bester deutscher Fernsehfilm). Seitdem war sie im ZDF in „Rosamunde Pilcher – Federn im Wind“, „Inga Lindström – Inselsommer“, „Das Traumschiff – Brasilien“ und in einer Episode der Serie „Siska“ zu sehen. Die Sophie in „Lapislazuli“ ist ihre erste Kinorolle. HANS-WERNER MEYER (Tom) Meyer stammt aus Hamburg. Seine Ausbildung machte er an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Auf der Leinwand wurde er mit seiner Darstellung des Regisseurs Josef von Sternberg in Joseph Vilsmaiers „Marlene“ bekannt. Kinorollen übernahm er außerdem in Bertrand Taverniers „Laissez-passer“, Christian Riss’ „Ende des Frühlings“, Niki Lists „Der Schatten des Schreibers“ und Vilsmaiers „Charlie & Louise“. 2000 gewann Meyer den Bayerischen Fernsehpreis für „Und morgen geht die Sonne wieder auf“ und die Serie „Die Cleveren“ (die ihm auch zwei Nominierungen für den Deutschen Fernsehpreis einbrachte). Weitere TV-Rollen: „Tatort – Blutschrift“, „Eine einzige Tablette“, „Ich leih mir eine Familie“, „Die andere Hälfte des Glücks“, der Zweiteiler „Der weiße Afrikaner“, die Miniserie „Im Zeichen des Drachen“, „Ich will laufen – Der Fall Dieter Baumann“, „Zwei Tage Hoffnung“, der Zweiteiler „Vera Brühne“, „Hauptsache Leben“, „Schimanski – Blutsbrüder“ und Nico Hofmanns „Es geschah am helllichten Tag“. Auf der Bühne war Meyer als Ensemblemitglied am Residenztheater in München und an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz zu sehen. 2000 spielte er in „The Blue Room“ am Theater am Kurfürstendamm. 20 Mit seiner Gruppe Echo Echo landete Meyer 1984 mit „Nur dein Clown“ auf Platz Eins der ZDF-Hitparade. 2000 veröffentlichte er mit der Nachfolgegruppe Meier und die Geier die CD „Freundschaft“. LENA STOLZE (Christine) Ausgebildet wurde Lena Stolze am Max Reinhardt Seminar Wien. Zweimal hat sie den Bundesfilmpreis gewonnen: 1989 für Michael Verhoevens „Das schreckliche Mädchen“ und 1983 für ihre Darstellung der Sophie Scholl in „Die weiße Rose“ und „Fünf letzte Tage“. Den Bayerischen Filmpreis bekam sie 1984 als Beste Nachwuchsdarstellerin für „Die Schaukel“. 1982 erhielt sie den Förderpreis der Stadt München. Im Kino war sie außerdem in „Northern Star“, „Schussangst“, Margarethe von Trottas „Rosenstraße“, Dani Levys „Väter“, Helma Sanders-Brahms’ „Mein Herz – niemandem“, Josef Vilsmaiers „Schlafes Bruder“, „Diebinnen“, „Maschenka“, „Morgen in Alabama“ und Michael Hanekes „Lemminge“ zu sehen. Fernsehrollen übernahm sie unter anderem in „Die Affäre Kaminski“, „Delphinsommer“, in den „Tatort“-Episoden „Bitteres Brot“ und „Schlaf, Kindlein, schlaf“, in der Serie „Die Cleveren“, in „Schlosshotel Orth“, Matti Geschonneks „Späte Rache“, „Brennendes Schweigen“, Margarethe von Trottas „Winterkind“, „Die Staatsanwältin“, „Die Vergebung“, „Nur der Sieg zählt“, „Todesreigen“ und „Struppi und Wolf“. Ihre Bühnenkarriere führte sie ans Wiener Burgtheater („Sommernachtstraum“, „Tartuffe“), nach München („Der Reigen“, „Trauer muss Elektra tragen“), Hamburg („Der Menschenfeind“, „Die Möwe“, „Peer Gynt“, „Hamletmaschine“), Berlin („Der Biberpelz“; „Nathan der Weise“, „Der Kirschgarten“), Salzburg („Der Bauer als Millionär“) und Frankfurt („Stella“). CHRISTOPH WALTZ (Czerny) Der Wiener Christoph Waltz profilierte sich im Kino in Leander Haußmanns „Herr Lehmann“, Oskar Roehlers „Der alte Affe Angst“, Egon Günthers „Die Braut“, Marc Rothemunds „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“, „Ordinary Decent Criminal – Ein ganz normaler Dieb“, „Sieben Monde“ sowie in Krzysztof Zanussis Filmen „Die Farbe des Lebens“ und „Leben für Leben – Maximilian Kolbe“. Den Adolf-Grimme-Preis bekam Waltz sowohl 2004 für „Dienstreise – Was für eine Nacht“ als auch 2002 für „Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker“. 2003 erhielt Waltz den Deutschen Fernsehpreis als Bester Nebendarsteller in Uwe Jansons „Der Flammenmann“. Seine bewegende Darstellung des Roy Black in „Du bist nicht allein – Die Roy Black Story“ (1996) brachte Waltz den Spezialpreis auf dem Fernsehfestival Baden-Baden und den Bayerischen Fernsehpreis ein. 21 Weitere Fernsehrollen spielte er unter anderem in „Mörderische Suche“, „Die Patriarchin“, „Scheidungsopfer Mann“, „Reiche Witwen küssen besser“, „Der Mörder ist unter uns“, „Weihnachtsmann gesucht“, „Engel sucht Flügel“, „Das Teufelsweib“, „Falling Rocks“, „Einsteins Ende“, „Mörderisches Erbe“, „Schimanski – Blutsbrüder“, „Schock“, „Die Bibel – Jakob“ und „Fünf Zimmer, Küche, Bad“. Bühnenrollen übernahm er am Schauspielhaus Zürich („Amadeus“, „Hamlet“), am Schauspielhaus Köln („Das alte Land“), in Hamburg („Penthesilea“), Salzburg („Der einsame Weg“) und Frankfurt („King Lear“). GREGOR BLOÉB (Heckl) Gregor Bloéb, Jahrgang 1968, machte seine Ausbildung an der Schauspielschule Innsbruck. Im Kino war er in Xaver Schwarzenbergers „1809 – Die Freiheit des Adlers“, „Vollgas“, „Nachtfalter“, „Exit II – Verklärte Nacht“, „Joint Venture“ und „Movin“ zu sehen. Fernsehrollen spielte er in „Rumpelstilzchen“ (ProSieben, 2005), „Frauengeschichten“, „Maja Paradys“, „Arme Millionäre“, Wolfgang Murnbergers „Vier Frauen und ein Todesfall“, „Sex und mehr“, „Im Namen des Gesetzes“, „Auf Liebe und Tod“, „Megalodon – Haialarm auf Mallorca“, „Herz ohne Krone“, „Held der Gladiatoren“, „Das Toskana-Karussell“, „Zwei Leben nach dem Tod“ und in mehreren Episoden der Serien „Tatort“ und „Polizeiruf 110“. Eine Hauptrolle übernahm er in der Serie „Alles außer Sex“. Im ORF trat er in seiner eigenen „Gregor Bloéb Show“ auf. Theaterengagements führten Bloéb ans Volkstheater Wien, ans Bayerische Staatstheater, ans Schauspielhaus Nürnberg, ans Schauspiel Frankfurt sowie ans Volkstheater München. VADIM GLOWNA (Einsiedler) Glowna hat sich mit über 130 Kino- und TV-Rollen sowie als Filmregisseur und Drehbuchautor profiliert. Auf dem Filmfestival in Cannes gewann er 1981 mit „Desperado City“ als Regisseur die Goldene Kamera für den Besten Erstlingsfilm. 2000 zeichneten ihn die deutschen Filmkritiker als Besten Schauspieler des Jahres aus. Zu seinen Regiearbeiten zählen „Dies rigorose Leben“ und „Der Brocken“ (in denen er selbst mitwirkte), „Eines Tages irgendwann“, „Des Teufels Paradies“ und „Tschechow in meinem Leben“. Daneben inszenierte er Episoden zu den Serien „Tatort“, „Siska“, „Der Schnapper“, „Eine Frau wird gejagt“, „Peter Strohm“ und „Der Alte“. 22 Als Schauspieler war Glowna auf der Leinwand in Alberto Lattuadas „Cuore di cane“ (Warum bellt Herr Bobikow?) zu sehen, in Alain Corneaus „Police Python 357“ (Im tödlichen Kreis), Sam Peckinpahs „Cross of Iron“ (Steiner – Das eiserne Kreuz), Aleksandar Petrovics „Gruppenbild mit Dame“, Reinhard Hauffs „Der Hauptdarsteller“, Réné Gainvilles „L’associé“ (Mein Partner Davis), Edgar Reitz’ „Deutschland im Herbst“ und „Der Schneider von Ulm“, Terence Youngs „Bloodline“ (Blutspur), Maximilian Schells „G‘schichten aus dem Wiener Wald“, Bertrand Taverniers „La mort en direct“ (Death Watch – Der gekaufte Tod), Klaus Maria Brandauers „Elser – Einer von uns“ und Claude Chabrols „Jours tranquilles à Clichy“ (Stille Tage in Clichy). Unter Regisseur Oskar Roehler trat Glowna in „Die Unberührbare“, „Suck my dick” und „Der alte Affe Angst“ auf. Fernsehrollen spielte er in Peter Zadeks „Held Henry“, Peter Lilienthals „Verbrechen mit Vorbedacht“ und „Horror“, George Taboris „Insomnia“, Michael Andersons „The Martian Chronicles“ (Die Reise zum Mars), Wolfgang Staudtes „Das Inka-Gold“, Zbynek Brynychs „Die Nacht von Lissabon“, Josée Dayans „Les Misérables“ und Jo Baiers „Schwabenkinder“. Auf der Theaterbühne arbeitete Glowna unter anderem mit den Regisseuren Gustaf Gründgens („Faust II“), Peter Zadek („Frühlings Erwachen“, „Die Räuber“, „Der Geizige“, „Mutter Courage“) und Claus Peymann („Tragödie der Rächer“). 23 DIE FILMEMACHER WOLFGANG MURNBERGER (Regie und Drehbuch) Wolfgang Murnberger wurde am 13. November 1960 in Wiener Neustadt geboren. Sein Vater betrieb ein Dorfkino. Murnberger studierte Drehbuch, Regie und Schnitt in der Regieklasse Axel Corti an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Sein gefeiertes Kinodebüt gab er 1990 mit „Himmel oder Hölle“ – der Film wurde auf den österreichischen Filmtagen, in Rotterdam, Tokio und Saarbrücken ausgezeichnet. 1994 schrieb und inszenierte er den auf der Viennale prämierten „Ich gelobe“. Es folgten „Attwengerfilm“ und die viel gepriesenen Brenner-Krimis „Komm, süßer Tod“ (Österreichischer Filmpreis 2001) und „Silentium“ (Österreichischer Filmpreis 2005), zu denen Murnberger zusammen mit Romanautor Wolf Haas auch die Drehbücher verfasste. Sein ORF/ZDF-Film „Auf Teufel komm raus“ erhielt 1996 den Erich-Neuberg-Preis und die Romy für den Besten österreichischen Fernsehfilm. Weitere TVInszenierungen: „Tatort – Morde ohne Leichen“, „Quintett komplett“, „Ach Baby, ein Baby“, „Wir bleiben zusammen“, „Hainburg“, „Taxi für eine Leiche“, die Reihe „Brüder“ (bisher drei Teile) und „Vier Frauen und ein Todesfall“ (vier Serienepisoden). VOLKER KRAPPEN (Drehbuch) Krappen wurde 1963 in Hamburg geboren. Nach dem Studium an der Universität Hamburg und der Hochschule für bildende Künste in Hamburg schrieb er als freier Journalist für den Evangelischen Pressedienst und die Hamburger Morgenpost. Seit 1994 ist er als Texter für verschiedene Hamburger Werbeagenturen tätig, 1999– 2001 war er Kreativdirektor. 1995 wurde er für sein Drehbuch „Zamm“ ausgezeichnet und erhielt ein WorkshopStipendium der Drehbuchwerkstatt Nürnberg und des Bayerischen Rundfunks. 2002 nahm er am EAVE-Programm (Les Entrepreneurs de l’Audiovisuel Européen; Fortbildungsprogramm für Filmprofis) teil. 2001 gründete er die Krebs & Krappen Filmproduktion, die mit „Lapislazuli“ ihren ersten Spielfilm in die Kinos bringt. Seit 2001 erscheint im Berliner KinderbuchVerlag Krappens Kinderkrimi-Reihe „Schnauzlock Hops und Doktor Wuffson“. 24 DANNY KRAUSZ (Produktion) Danny Krausz, 1958 in Wien geboren, arbeitete in den 80er-Jahren als Freiberufler an etwa 35 Spiel- und Fernsehfilmen – unter anderem für die Regisseure Axel Corti, Doris Dörrie, Mike Juncker, Milan Dor, Herbert Wise, Christian Berger und Dieter Berner. 1988 gründete er mit Milan Dor die Produktionsfirma Dor Film – zehn Jahr später entstand auch die deutsche Filiale Dor Film – West in München. Dor Film hat fünf Spielfilme der österreichischen Top Ten produziert. Zu den Erfolgen gehören die beiden bestbesuchten österreichischen Filme der letzten 20 Jahre: „Poppitz“ und „Hinterholz 8“, beide inszeniert von Harald Sicheritz. Dor Film produzierte Wolfgang Murnbergers Kinofilme „Silentium“ und „Komm, süßer Tod“. Hinzu kommen der international enorm erfolgreiche Alpenwestern „Die Siebtelbauern“ von Stefan Ruzowitzky und die weltweit Aufsehen erregende Dokumentation „Im toten Winkel. Hitlers Sekretärin“ von André Heller und Othmar Schmiderer. Dor Film war beteiligt an den Koproduktionen „Comedian Harmonists“ und „Schlafes Bruder“ von Joseph Vilsmaier, an István Szabós „Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein“, Xavier Kollers „Gripsholm“ und François Girards „Die rote Violine“. Zu den TV-Produktionen von Dor Film zählen „Vier Frauen und ein Todesfall“, außerdem „Der Winzerkönig“, „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“ mit Christiane Hörbiger sowie „Blatt und Blüte“ mit Christiane Hörbiger und Götz George. 1993 wurde Krausz Vorstandsmitglied des Österreichischen Produzentenverbandes. Von 1998 bis 2002 war er Präsident von EAVE (Les Entrepreneurs de l’Audiovisuel Européen; Fortbildungsprogramm für Filmprofis). Seit 2001 ist er Präsidiumsmitglied, seit 2005 Obmann des Fachverbandes der Audiovisions- und Filmindustrie, er ist Vorstandsmitglied von film20 und Mitglied der Europäischen und der Deutschen Filmakademie. 1999 wurde Krausz als Bester Produzent mit der Romy ausgezeichnet. 2003 war Dor Film mit der tschechischen Koproduktion „Želary“ (Regie: Ondrej Trojan) für den Auslands-Oscar nominiert. FABIAN EDER (Kamera) Fabian Eder, Jahrgang 1963, stammt aus Wien. Er absolvierte die Filmhochschule Wien. In seiner umfangreichen Karriere hat er unter anderem mit den Regisseuren Paul Harather, Julian Pölsler, Reinhardt Schwabenitzky, Peter Weck, Niki List, Götz Spielmann, Werner Asam, Otto W. Retzer, Holger Barthel und Franz Novotny gearbeitet. Mit Wolfgang Murnbergers preisgekröntem Kinodebüt „Himmel oder Hölle“ begann 1990 die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Eder und dem Regisseur. Seitdem drehten sie gemeinsam auch „Attwengerfilm“, „Ich gelobe“, die Fernsehserie „Vier Frauen und ein Todesfall“ und die TV-Reihe „Brüder“. 25 Weitere Kinofilme: „HannaH“, „Eine fast perfekte Scheidung“, „Die Gottesanbeterin“ und „Die Fremde“. Für das Fernsehen drehte Eder unter anderem „Der Judas von Tirol“, „Die Schrift des Freundes“ (auch Regie), „Polterabend“, „Himmel, Polt und Hölle“, „Franz und Anna“, die Serien „Klinik unter Palmen“, „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“ und „Der Pfundskerl“, „Das Mädchen aus der Torte“ (Romy für die Beste Kamera), „Der Schandfleck“ (Romy für die Beste Kamera), „München ruft“ und „Die Kreuzfahrt“. Seit 1989 hat er etwa 200 Werbespots für Kino und Fernsehen gedreht, 100 davon auch als Regisseur. Weitere Informationen finden Sie unter www.fabianeder.com MISCHA KRAUSZ (Musik) Krausz wurde am 2. Oktober 1954 in Afritz/Kärnten geboren, er wuchs in Wien auf. Mit zehn Jahren begann er sein Violoncello-Studium am Wiener Konservatorium, von 1975 bis 1980 machte er seine E-Bass-Ausbildung am Jazzkonservatorium Wien. Er war zunächst als Arrangeur und Musikproduzent tätig. 1994 arbeitete er erstmals mit Regisseur Murnberger zusammen: Er komponierte die Musik zum Spielfilm „Ich gelobe“. Für das Kino lieferte Krausz außerdem die Soundtracks zu „Die Knickerbockerbande – Das sprechende Grab“ (ausgezeichnet in Antwerpen und Rio de Janeiro), „Averills Ankommen“ (der in Cannes lief und auf dem Filmfestival in Houston als Bester ausländischer Film ausgezeichnet wurde) und „Artischocke“. Für das Fernsehen schrieb Krausz die Musik zu fünf Staffeln der beliebten ARD/ORF-Serie „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“ mit Christiane Hörbiger. Weitere TV-Filme: „Blatt und Blüte – Die Erbschaft“ mit Christiane Hörbiger und Götz George, „Erbin mit Herz“, „Landläufiger Tod“, „Geschäfte“ mit Ulrich Tukur und Ulrich Mühe, die Miniserie „Die Knickerbockerbande“, „Das Geheimnis“ sowie die Dokumentationen „Diana – Sisi“ und aktuell „Hinter den Fassaden – Die Geheimnisse der Wiener Ringstraße“. Theatermusiken komponierte Krausz unter anderem für das Schloßparktheater Berlin („Weiningers Nacht“, „Was ihr wollt“) und fürs Volkstheater Wien („Mutter Courage und ihre Kinder“, „Cyrano de Bergerac“). Seit 1989 lehrt er am J. M. Hauer Konservatorium der Stadt Wiener Neustadt. Weitere Informationen finden Sie unter www.mischakrausz.at CHRISTOPH KANTER (Ausstattung) Kanter machte 1979 sein Diplom in der Meisterklasse für Bühnen- und Filmgestaltung an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst. Seit 1982 ist er als Szenenbildner tätig. 26 Schon vorher arbeitete er als Kunstmaler an internationalen Filmproduktionen wie „The Prisoner of Zenda“ (Der Gefangene von Zenda) und Clint Eastwoods „Firefox“ mit. Als Szenenbildner gestaltete er unter anderem für Michael Haneke „Caché“, „Wolfszeit“, „Die Klavierspielerin“, „Funny Games“, „71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls“ und „Bennys Video“, außerdem Lars Büchels „Erbsen auf halb 6“, Michael Kreihsls „Heimkehr der Jäger“, Thomas Roths „Kaliber Deluxe“, Robert Dornhelms „Der Unfisch“, Wolfram Paulus’ „Nachsaison“ und „Heidenlöcher“, Milan Dors „Malambo“ und Kitty Kinos „Karambolage“. 1986 stattete er die österreichischen Sequenzen des James-Bond-Films „The Living Daylights“ (Der Hauch des Todes) aus. 1994 wurde er für die Ausstattung von „Averills Ankommen“ mit dem Goldenen Kader (österreichischer Filmpreis) ausgezeichnet. Im Fernsehbereich hat Kanter schon 1998 mit Regisseur Wolfgang Murnberger zusammengearbeitet: „Quintett komplett“. Neben vielen anderen Produktionen betreute Kanter auch zwei TV-Filme von Michael Haneke: „Das Schloss“ und „Die Rebellion.“ Weitere Informationen: www.austrianfilm-designers.com/mitglieder/kanter.htm 27 WORTERKLÄRUNGEN „neandertalensisch“ – deutsch Schhh-da!? Huch!, Was ist das? – Ausruf der Überraschung. Wichtig: das kurze, fragende „a“. Uuuh! Oh! – Ein staunendes, lang gezogenes „u“, das gelegentlich wie ein„o“ klingt. Nouah-klock! ah-toch … Nouah-klock! agkha-mou gah-klock! taa … Schwer übersetzbare Beschwörungsformel zum Heilen von kleinen Verletzungen, oft in Verbindundung mit Kräuterbreiverbänden. „Nouah-klock!“ sind die heiligen Ströme, deren Segen erbeten wird. „Toch“ und „taa“ können sowohl bitte als auch danke bedeuten. „Klock!“ bezeichnet einen Schnalz- oder Klicklaut, der entsteht, indem man die Zunge an den Gaumen presst und herunterklacken lässt. Der Klang variiert, je nachdem, ob mehr mit der Zungenspitze oder weiter hinten im Rachen geschnalzt wird. wommate-klock! Falle – Ein weiches „w“ mit gespitzten Lippen und ein kurzes „o“, das wie „u“ klingt. Die Silbe „te“ wird verschluckt. Der Schnalzlaut ist deutlich und liegt auf der Zungenspitze. uodschaa Bär – Beachten: Lippen spitzen und das „o“ kaum betonen. Bataa-klock! mœsch uodschaa-nah Dschuud, thänn Ba’gua’taa nouah-klock! uodschaa-mah oh-akhall, schdoh Bataa-klock! däsch uodschaa-dha Gadkmää … Bataas Name. Er bedeutet übersetzt in etwa: Bataa, Sohn des tapferen Jägers Dschuud, Schützling der guten Geister der Ströme und des großen Vaters, Abkömmling des gepriesenen Häuptlings Gadkmää … 28 Das ist die Kurzformel – Bataas vollständiger Stammesname geht noch weiter. Das „œ“ wird in diesem Fall „ohäh“ ausgesprochen; Manchmal wird es aber auch zu einem „ö“-Laut zusammengezogen, z. B. in „tah-wœll“ (siehe unten). maa Mutter, Mama maa-oh Bataa Bataas („meine“) Mutter, wörtlich: „Mutter des Bataa“ – In Bataas Sprache gibt es zwar Wörter für „ich“, „mein“, „dein“ usw., also so genannte „Fürwörter“ (ein Beispiel ist „klock! odd-tokk!“ – „Gib mir!“, siehe unten), aber sie werden sehr selten benutzt. klock!-taoo Der Stern – Gemeint ist der Stern der Sterne: der Polarstern. dwaa-hasch Auge mmallamm Ein Wort, für das es keine ganz eindeutige Übersetzung gibt. Wie die meisten Wörter, Begriffe und Aussagen in Bataas Sprache wird es von Gebärden der Hände begleitet und untermalt. Bei „mmallamm“ wird die Hand aufs Herz gelegt, und je nach Tonfall und Art der Handhaltung kann es dabei mehr Familie, Heimat, Zuhause, Geborgenheit, Vertrauen, Freundschaft oder Liebe bezeichnen. mmba-uuf Höhle, heilige Stätte – Betonung: ein kurzes „a“ und ein langes „u“. katt-katt lecker Cha-tmäh klock! haiyaa! Sei gegrüßt, Fremder! Hrooooo! Tah-wœll! Warnruf, insbesondere beim Angriff. In etwa: Aufgepasst, hier komme ich! Wörtlich eigentlich: Hier stehe ich! 29 tah-crou Dämon, böser Geist – In Bataas Vorstellungswelt ein bedrohliches Wesen in Gestalt eines Tieres oder einer TierMensch-Mischfigur. Die zur Klaue gekrümmte Hand signalisiert einen FlugDämon. Dmou-ha-klock! tammah-crou! Ein Riesen-Libellen-Dämon! – Das ist es, was Bataa in dem Hubschrauber sieht. Dmœ-klock!? Noch-tah dmœ-klock!? Hmäh te-klock! Uodschaa ta-gäh haddzu-täkk Tä-hou klock! haddzu-täkk Awamm Schdrrrooo schdrrraiyaa … schdrrrooo horrraiyoo … Geist? Bist du ein Geist? – Hier im Sinne von „guter Geist“ – eine überraschte Frage Bataas, als er dem Einsiedler mit dem „Augenstab“ gegenübersteht. Gereist, zum (Auge des) Bären gereist Die Farbe – Gemeint ist die Farbe der Farben: Lapislazuli. Die Farbe des Himmels Ein „Reise-“Lied, das Bataa im „Mmbauuf“ anstimmt. „Aiyaa“ heißt sehen, „aiyoo“ bedeutet wiedersehen. mosch-mosch Büffel – Wilde Ur-Rinder. Die Wiederholung des Wortes ist ein Ausdruck für die Mehrzahl: „Mosch“ bedeutet ein Tier, „mosch-mosch“ eine Herde oder einfach viele Tiere. klock! odd-tokk! Gib mir! – z. B.:„Gib mir die Medizin!“ œkk-täsch Speck – Wörtlich: „trocken Fleisch“. Mit „täsch“ kann sowohl „Fleisch“, „Wildbret“, „(Jagd-)Beute“ als auch „Tier“ gemeint sein – je nach Betonung und Gebärde. 30 N’dschaa djœ-mœ, noa’dsch dah-mou … Gesang, der die Kräfte des Bären „N’dschaa“ könnte eine sehr alte Kurzform von „uodschaa“, Bär, sein. „Djœ“ und „mœ“ bedeuten Quelle bzw. Fluss, hier möglicherweise im Sinne von Energie. 31