Reisebericht

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Ein unkonventioneller Reisebericht von Katja und Micha Tschart
Dienstag, den 4.12.2001
Ein wenig bedenklich ist uns ja schon zumute – werden wir 20 Stunden Flug mehr oder wenig
problemlos wegstecken?
Aber es geht besser als erwartet. Wir haben planmässig 14 Stunden Aufenthalt in unserem
Zwischenstop Kuala Lumpur. Nach der Landung sind wir guter Dinge und planen sogar eine
Stadtbesichtigung. Leider ist der Flughafen gar nicht in Kuala Lumpur, sondern 50 Kilometer
ausserhalb und wir erhalten ein kostenloses Hotelzimmer, allerdings auf halbem Weg zur
Hauptstadt mitten in der unwirtlichen Pampa. Es gibt hier leider nichts zu sehen ausser einer
riesigen Baustelle nebenan und das einzige Highlight ist ein wahrhaft heftiges tropisches
Gewitter. Wir trösten uns mit sinnlosen Fernsehsendungen, einem Vollbad in der
vorhandenen Badewanne und dem Hochzeitskuchen, den wir im Flugzeug als Überraschung
bekommen haben – einer leckeren Buttercreme-Marzipan-Torte, die das Schleckermaul
Micha gleich annagen muss. Aber planmässig geht es weiter, wenn auch der Flughafen von
Kuala Lumpur reichlich unübersichtlich ist.
Mit einem extrem freundlichen „G`Day“ begrüsst uns der australische Zollbeamte und fragt
uns gleich aus, wo wir herkommen, wo wir hinwollen und was wir in Australien so alles
vorhaben. Und das obwohl es hier in Darwin gerade einmal sechs in der Früh ist. Von der
Freundlichkeit können sich die deutschen und die malaysischen Zoll- und Grenzbeamten
mehr als nur eine Scheibe abschneiden, ist mein erster Gedanke. Die konnten sich nicht
einmal zu einem Guten Tag aufraffen und haben uns auch kaum eines Blickes gewürdigt. Und
ich dachte immer das wäre Teil einer Passkontrolle! Ich habe mir schon überlegt, ob ich mit
Micha auf dem Rückflug nicht die Pässe tauschen sollte, das würde denen überhaupt nicht
auffallen.
Da Australien ein Inselstaat ist sind sie dort recht pingelig, was die Einfuhr von
Lebensmitteln, Tieren und Pflanzen etc. anbetrifft. Man muss schon im Flugzeug diverse
Formulare ausfüllen und angeben ob man solche Sachen einführt, danach wird das gesamte
Flugzeug – natürlich mit Inhalt - desinfiziert. Ehrlich wie wir sind haben wir diese Frage mit
Ja beantwortet, denn wir haben eine Tüte Gummibärchen bei uns. Wir werden deswegen
mindestens fünfmal befragt, bekommen dafür jedes mal ein freundliches Schmunzeln und
dürfen unsere Gummibärchen mitnehmen.
Bei der australischen Einwanderung gibt es dann auch keine Drogensuchhunde, sondern
Lebensmittelsuchhunde. Während wir am Förderband auf unser Gepäck warten, kommt eine
Zollbeamtin mit einem goldigen kleinen Beagle vorbei, der von meiner Tasche mit den
Gummibärchen total angetan ist und gar nicht mehr davon weg will. Einem weiteren
Quarantänebeamten müssen wir sogar unsere Schuhsohlen vorzeigen.
Unser Gepäck haben wir ganz flott, denn um die Uhrzeit ist hier tote Hose. Wir haben dann
noch einige Zeit auf dem Flughafen vertrödelt, da die Camper Vermietstation erst um acht
Uhr aufmacht und direkt hier in der Nähe ist. Draussen ist es bereits morgens um sieben Uhr
sehr unangenehm schwül.
Mit dem Taxi fahren dann zur Firma Britz. Die Formalitäten sind schnell erledigt, allerdings
haben wir das winzige Problem, dass meine Kreditkarte nicht funktioniert. Wir müssen für
den Camper 5000 Dollar Kaution hinterlegen, die auch wirklich abgebucht werden. Obwohl
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wir es mehrmals probieren, wird meine Karte nicht akzeptiert. Wegen meiner
Namensänderung ist die Karte ganz neu und ich habe sie zuhause auch nicht ausprobiert. Gott
sei Dank hat Micha auch noch eine Karte, die funktioniert dann auch und wir bekommen
unser Buschen.
Wir schmeissen unser Gepäck ins Auto und fahren erst mal in die
Stadt zum Einkaufen. Eigentlich würde ich noch gerne zu einer
Bank fahren, wegen meiner Kreditkarte, aber es ist erst 8.30 Uhr
und die Banken machen erst um zehn Uhr auf. Solange wollen wir
nicht warten und Darwin selber ist auch nicht so sehenswert, also
verlassen wir die Stadt auf dem Stuart Highway in Richtung
Süden.
Ich habe mich auch gleich ganz mutig ans Steuer geschwungen
und kann mich mit dem Linksverkehr schnell anfreunden. Viel
grössere Probleme habe ich mit dem Camper, denn Blinker,
Wischer etc. sind hier auch seitenverkehrt angebracht und jedes
mal wenn ich blinken will, fange ich an zu wischen.
Nach ca. 50 km biegen wir von Stuart Highway ab und fahren zum Litchfield Nationalpark..
Kurz nach der Kreuzung verlassen wir die geteerte Strasse und müssen ca. 30-40 km über
eine Schotterpiste fahren. Gleich am ersten Tag eine Herausforderung für unsere Reifen.
Diese haben nämlich überhaupt kein Profil mehr und wir sind uns nicht ganz sicher, ob sie die
Reise durchhalten werden. Nach einem Gerüttel und Geschüttel, das uns endlos vorkommt, ist
die Strasse plötzlich wieder asphaltiert, als wir den Litchfield Nationalpark erreichen.
Als erstes schauen wir uns die Twinge Falls an, nachdem wir
uns die Jeans vom Leib gerissen haben und uns in die
wesentlich angenehmeren Shorts geworfen haben. Es hat
mindestens 35 Grad und ist unglaublich schwül. Während
wir uns die Wasserfälle anschauen raschelt es überall in den
Bäumen über uns. Es handelt sich um Flughunde, die
kopfüber von den Bäumen hängen und sich mit ihren Flügeln
Frischluft zuwedeln.
Da das Frühstück im Flugzeug nicht so prickelnd war,
machen wir uns schnell einen Sandwich. Schnell deshalb,
weil man bereits beim Kauen ins Schwitzen gerät.
Ausserdem wimmelt es hier von Fliegen, die wir auch als Proteinbeilage für den Sandwich
verwenden können, da sie sich überhaupt nicht verscheuchen lassen.
Weiter geht es zu den Florence Falls, in dessen Pool man auch
schwimmen kann. Allerdings muss man erst 15 Minuten bergab
laufen. Dies ist nicht das Problem, aber nach dem herrlich
erfrischenden Bad wieder hochlaufen! Bei der Hitze ist die ganze
Erfrischung sofort vollkommen für die Füsse. Aber gleich um die
Ecke sind die Buleye Rockhole. Der Flusslauf, der zu dem
Wasserfall führt, und der lauter kleine Teiche aus dem Stein
gewaschen hat. Da kann ich natürlich nicht wiederstehen und es ist
auch wirklich wunderschön. Da möchte ich gar nicht mehr heraus.
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Natürlich reisse ich mich doch los, sonst wäre es ein sehr kurzer Urlaub
geworden. Weiter durch den Litchfield Park kommen wir an Millionen
von riesigen Termitenhügeln vorbei. Alle Termiten zusammen wiegen
mehr als viermal so viel wie die gesamte Menschheit! Da wird uns ganz
schwindelig... über Batchelor erreichen wir dann wieder den Stuart
Highway, fahren wieder ein Stück nach Norden und zweigen
schliesslich zum Kakadu Nationalpark ab.
Am Mary Ross River finden wir einen sehr einsamen, wildromantischen Campingplatz. Gott
sei Dank mit Swimming Pool. Sogar Micha schmeisst sich in die wilden Fluten, und das
allerbeste sind einige wilde Wallabys, die in sicherer Entfernung über den Platz hoppeln.
Wegen des Jetlag gehen wir sehr früh ins Bett und müssen wegen der Hitze die Campertür
offen lassen.
(350 km)
Mittwoch, den 5.12.2001
Wir sind natürlich auch tierisch früh wach. Aber es hat auch Vorteile, wenn man zur
Morgendämmerung zwischen fünf und sechs wach ist. Dann hoppeln die Wallabys nämlich
direkt vor dem Camper herum und schauen uns ganz zutraulich an. Sie sind wirklich zu süss.
Für den horrenden Eintrittspreis von 16.25 Dollar pro Person dürfen wir in den Kakadu Park
fahren. Wir kommen zum Mamukala Aussichtspunkt. Dort hat man einen riesigen Ausblick
auf eine Feuchtlandschaft, auf der Tausende von Vögeln und Gänsen (und Billionen von
Fliegen) brüten. Auf dem Rückweg wird uns der schmale Trampelpfad von einem Waran
versperrt. Er schubbert sich genüsslich den Kopf, macht aber keinerlei Anstalten sich zu
bewegen. Kein Wunder bei der Hitze! Schnell ein Photo gemacht und nachdem wir ein
bisschen mit der Kamera wedeln, macht sich das Biest auch endlich vom Acker. Der ist
immerhin ca. 50-70 cm gross. Das hätte auch ein gutes Mittagessen werden können.......für
Aboriginies.
Nach dem Bowali Visitor Center fahren wir zum Nourlangie Rock. Dort machen wir eine
kleine Rundwanderung, um uns Aboriginie Felszeichnungen anzuschauen und die Aussicht
zu geniessen. Auf dem Rundweg ist auch eine Abzweigung zu einer 12 km langen
Wanderstrecke! Welcher geistig gesunde Mensch macht bei dieser abartigen Hitze und
Schwüle eine 12 km lange Wanderung?
Unterwegs zum Aussichtspunkt treffen wir auch noch ein
Alien! Ich glaube ich hatte schon erwähnt, dass es sehr
heiss und extrem schwül ist. Eine Wetterlage, bei der man
schon allein beim Atmen in Schweissausbrüche gerät,
Make up und gestylte Frisur kann man vollkommen
vergessen und alles klebt an einem.
Da kommt uns ein Ehepaar in unserem Alter entgegen und
sie sieht aus als käme sie gerade aus der Gucci Boutique in
Mailand, gestylt, frisiert, kein Härchen sitzt schief, kein
Schweisstropfen auf ihren Designershorts und auch die
Fliegen scheinen sie nicht zu belästigen. Wie machen
manche Frauen dass bloss? Ich komme mir vor wie der
letzte abgeranzte Penner! Auch Michael schaut diesem
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Wesen fasziniert nach und meint dann nur: „Das ist nicht normal, das ist bestimmt ein Alien.“
Viele Wege zu Aussichtspunkten sind gesperrt, da hier letzte Woche Hochwasser war und
noch vieles unter Wasser steht. Wir besichtigen dann noch das Yellow Water Aboriginie
Center am Südende des Kakadu Nationalpark . Ein sehr interessant und informativ gestaltetes
Zentrum über Leben und Kultur der Aboriginies (und es hat eine Klimaanlage!).
Dann treffen wir wieder auf den Stuart Highway und unser Fahrt geht wieder weiter Richtung
Süden nach Katherine. Unterwegs sehen wir noch ein Hinweisschild zu den Edith Falls.
Schnell lesen wir im Reiseführer nach, dass man dort auch schwimmen kann (ist im Kakadu
Park nicht erlaubt wegen der vielen Krokodile) und machen noch einen kleinen Abstecher.
Der Wasserfall ist sehr klein, dafür der See umso grösser. Er ist sehr dunkel und sieht eiskalt
aus, aber er hat erstaunlicherweise eine sehr angenehme
Temperatur. In Katherine erledigen wir dann noch ein paar
Einkäufe und entdecken einen sehr schönen und gepflegten
Campingplatz (Shady Lane Top Tourist Caravan Park). Unser
Camper steht direkt unter wilden Mangobäumen und die reifen
Früchte kann man direkt vom Baum pflücken oder vom Boden
auflesen. Sie sind zwar etwas faserig aber super süss und saftig.
Da muss ich gleich an meine Arbeitskollegin Gaby denken, die
Mangos kiloweise verzehrt. Leider kann ich sie nicht mitnehmen.
(530 km)
Donnerstag, den 6.12.2001 Happy Nikolausi!
Da wir auch diese Nacht die Türen offen lassen mussten, sind wir diesen Morgen allerdings
total verstochen. Unsere Knie und Knöchel sehen aus, als hätten wir die Beulenpest.
Ein Stück ausserhalb der Stadt liegt die Katherine Gorge, eine Felsschlucht wie ein Canyon.
Sie besteht aus insgesamt 13 Schluchten, die man je nach Wasserstand mit einem Kanu
befahren kann. Wer uns kennt, weiss aber genau, dass wir die
bequemere Variante wählen haben und mit einem Motorboot eine
geführte Tour durch die ersten drei Schluchten machen. Zwischen den
Schluchten sind Stromschnellen und man muss aus dem Boot
aussteigen über ein paar Felsen klettern, um dann mit dem nächsten
Boot weiter zu fahren. Insgesamt dauert die Tour vier Stunden und die
Schlucht ist wirklich sehr gross und beeindruckend.
Normalerweise kann man dann noch im Fluss baden gehen, aber da
letzte Woche auch hier Hochwasser war und der Fluss noch total
aufgewühlt und schlammig ist, machen wir eine kurze Wanderung zu
einem Rockhole, einem Wasserfall mit Pool. Das Wasser ist glasklar,
der Pool schimmert grün und es sind lauter kleine Fische darin.
Herrlich und wunderbar erfrischend! Hier könnten wir noch Stunden
bleiben, aber leider geht die Bootstour irgendwann zu Ende.
Am Schluss sehen wir noch ein Süsswasserkrokodil im Fluss. Die Bootsführer erklären aber
seelenruhig, dass sie nicht gefährlich sind. Im Gegensatz zum Salzwasserkrokodil sind ihre
Kiefer zu klein, sie beissen nur und fressen keine Menschen. Wie beruhigend, Gott sei Dank
waren wir nicht im Fluss baden. Uns wird langsam klar, dass die Australier eine gewisse
Relaxtheit im Umgang mit gefährlichen Tieren aufweisen, die einen Europäer schon aus der
Ruhe bringen können.
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Weiter geht unsere Fahrt nach Mataranka. Es wird immer heisser,
aber weniger schwül und die Fliegen werden auch etwas weniger,
genauso wie die üppige tropische Vegetation. In Mataranka machen
wir halt bei den Thermal Quellen. Warme Quellen bei der Wärme!?
Finde ich zwar etwas übertrieben, aber das Bad ist trotzdem sehr
erfrischend und die Quellen sind wunderschön. Wieder glasklares
Wasser, diesmal in hellblau schimmernd. Rundherum dichte Palmen
in denen Flughunde hängen. Es riecht nur sehr verfault.
Die Stufen, die ins Wasser führen sind durch das warme Wasser sehr glitschig
und beim Verlassen rutscht Micha ganz fürchterlich aus und stürzt. Dabei
schneidet er sich an der scharfen Kante der Stufe die rechte Fusssohle auf.
Richtig gross, tief und breit und es blutet ohne Ende. Er humpelt tapfer zum
Camper zurück aber natürlich haben wir kein Pflaster in der Grösse dabei. In
der Not muss eine Slipeinlage als Verband herhalten.
Wir fahren noch ein Stück bis zu dem verlassenen Kaff Larimah und da ich keine Lust mehr
zum Fahren habe, bleiben wir dort, obwohl der Campingplatz ziemlich schäbig ist. Trotzdem
haben sie dort in einem Gehege ein grosses Salzwasserkrokodil. Allerdings sieht der dünne
Maschendrahtzaun nicht sehr vertrauenserweckend aus und wir schauen uns das Tier nicht
allzu lange aus der Nähe an.
Der Wasserhahn an unserem Platz tropft und ständig kommen kleine grün-rot-blaue
Papageien um die Wassertropfen aufzufangen. Obwohl wir keine Vogel-Fans sind, sind wir
von den hübschen bunten Vögeln begeistert.
Nachts ist die Hitze diesmal so schlimm, dass ich beschliesse im Freien zu schlafen, da ich im
Camper Schweissausbrüche bekomme. Ich rolle mich ziemlich unbequem in unseren zwei
Campingstühlen zusammen, bis mich ein paar freilaufende Kühe mitten in der Nacht
aufschrecken. Da ziehe ich doch lieber wieder in Camper um und schwitze vor mich hin.
(270 km)
Freitag, den 7.12.2001
Bei Morgengrauen sind wir schon wieder wach. Die Duschen sehen wirklich nicht gut aus
und werden zudem noch von der einheimischen Kleintierwelt belagert, aber Not macht
erfinderisch. Micha schliesst unseren Wasserschlauch an den tropfenden Wasserhahn an und
wir machen uns in unseren Badesachen eine Freiluftdusche. Das Wasser hat sogar eine
angenehme Temperatur und es ist schön erfrischend.
Um sieben Uhr sind wir schon wieder „on the road“. Heute fahren wir
wirklich durch das Outback. Wüste Einöde soweit das Auge reicht. Ab
und zu sitzt eine Echse auf der Strasse, huscht beim Näherkommen
dann aber in den Strassengraben. Eine war aber nicht schnell genug,
die habe ich leider überfahren. Wahrscheinlich gibt es bei den
australischen Autoherstellern keinen Elchtest, sondern einen
Echsentest.
Man sieht auch immer wieder mal ein totes Känguru am Strassengraben, lebendige aber leider
keine. Gelegentlich kommen uns Roadtrains entgegen. Grosse LKW`s mit Aufliegern und
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noch zwei Anhängern. Die Dinger können bis zu 53,5 m lang sein und unser kleiner Camper
wackelt ganz schön, wenn sie uns mit voller Wucht auf der nicht gerade breiten Strasse
entgegen kommen.
Wir kommen an Three Ways vorbei, der grössten Kreuzung im Outback, wo sich die zwei
grossen Strassen durch das Outback kreuzen. Aber dieser wichtigste Verkehrsknotenpunkt ist
seltsam öde und unbeeindruckend. Ausser einer Tankstelle ist dort nichts. Etwas weiter
kommt Tennant Creek, eine ehemalige Goldgräberstadt. Dort suchen wir endlich mal eine
Bank auf, da uns die Geschichte mit meiner Kreditkarte doch keine Ruhe lässt. Und siehe da,
meine Karte funktioniert wunderbar. Was haben die in Darwin falsch gemacht?
Kurz hinter Tennant Creek ( ca.100 km ) kommen die Devils
Marbels. Dies ist eine Gesteinsformation, die aussehen wie grosse
Murmeln, mit denen ein paar Riesen gespielt haben. Es sieht
wirklich witzig aus diese riesigen Gesteinskugeln. Es sind auch
nicht nur drei Stück, sondern eine grosses Gelände voll.
Weiter in Richtung Alice Springs wird der Himmel immer dunkler und plötzlich zucken ein
paar Blitze am Himmel und es fängt an zu schütten wie aus Eimern. Jetzt verstehen wir auch
endlich die Strassenschilder:„Floodway“. Innerhalb kürzester Zeit stehen grosse Pfützen auf
der Strasse und gelegentlich sind die Strassen auch leicht überflutet. Und unsere Wischer sind
so richtig sch..........lecht.
30 km vor Alice Springs ist ein Denkmal für den Wendekreis des Steinbocks. Was es zu
bedeuten hat, ist natürlich nicht erklärt, dass müssen wir zuhause erst mal im Lexikon
nachschlagen. Wir haben da eine kleine Bildungslücke. (Der Wendekreis des Steinbocks ist
der Punkt der maximalen südlichen Entfernung der Sonne vom Äquator.)
In Alice Springs schüttet es immer noch und nachdem wir den Campingplatz endlich
gefunden haben, müssen wir feststellen, dass er direkt am Todd River liegt. Der führt sonst
nie Wasser, ist heute aber überflutet. Und wie! Vor uns fährt allerdings ein Polizeiwagen
durch das voller Flußbett. Was der kann, können wir schon lange und preschen dann auch
zügig durch.
Der Campingplatz ist ziemlich voll, hat aber gleich nebenan einen Pub mit Restaurant. Da wir
heute eine enorme Strecke zurückgelegt und keine Lust zum Kochen haben, gehen wir dort
lecker essen. Es gibt riesige und gute Portionen und eisgekühltes, leckeres Bier, alles mit
Live-Musik. Da werde sogar ich zum Biertrinker. Die Stimmung ist recht rauh aber herzlich.
Einige Gäste sehen aus als hätten sie schon 10 Jahre Knast hinter sich, entpuppen sich aber als
freundliche Gesellen, die dem Musiker auch mal ein Bierchen spendieren, als ihm die Luft im
Pub zu trocken wird. Prompt wird die Musik noch besser.
(1000 km)
Samstag , den 8.12.2001
Beim Aufwachen nieselt es immer noch. Da wird erst mal gemütlich gefrühstückt und in den
Büchern geschmökert. Als es schliesslich aufhört brechen wir endlich auf, müssen aber
feststellen, dass der Fluss jetzt richtig überschwemmt und gesperrt ist. Ein paar Strassen
weiter gibt es dann aber doch eine Brücke. Wir schauen uns die Stadt ein bisschen an und
haben einen grossen Rundblick von Anzec Hill aus. Wir verlassen die Stadt über den
Larapinta Drive Richtung Westen, da wir heute einige Sehenswürdigkeiten in den Mac
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Donnell Ranges anschauen wollen.
Als erstes kommen wir zum Simpson Gap. Es handelt sich dabei um einen grossen Vförmigen Felseinschnitt in eine Gebirgskette. Über Jahrmillionen hat ein kleiner Bach diesen
Einschnitt herausgewaschen. Es sieht wirklich sehr schön und beeindruckend aus. In dem
Bachbett stehen auch ganz tolle grosse Bäume.
Die Strasse führt uns weiter zur Standley Chasm. Unterwegs ist die Strasse immer mal wieder
an kleinen Stellen überflutet, aber das machen wir inzwischen mit links.
Die Standley Chasm ist eine steile enge Felskluft, deren rote senkrechte Felswände mittags
um 12.00 Uhr richtig anfangen zu leuchten.
Auf dem Parkplatz ruft mir Micha plötzlich zu, dass ich mich umdrehen soll. Hinter mir
hoppelt ein kleines Wallaby über den Parkplatz in Richtung Kiosk. Dort sitzt noch ein zweites
und sie werden mit trockenem Brot gefüttert. Sie sind Touristen so gewöhnt, dass man ganz
dicht an sie herangehen kann. Sie sind ober-putzig!
Wir machen uns auf den Weg zur Schlucht. Auf einem
Hinweisschild steht, dass es hin und zurück ca. 40 Minuten
sind. Dies gilt allerdings nicht wenn das sonst ausgetrocknete
steinige Bachbett voll Wasser ist und man sich vor ein paar
Tagen den halben Fuss amputiert hat. Einen ordentlichen Weg
gibt es nämlich nicht. Man muss durch das geröllige Bachbett
klettern. In trockenem Zustand bestimmt recht witzig, aber
nicht wenn man bereits nach fünf Minuten nasse Füsse hat und
ständig droht auszurutschen. Aber die Umgebung ist so schön und unterwegs sehen wir auf
den Felsen noch zwei wilde Schwarzfuss Bergwallabys. Da sind wir für die Strapazen schon
fast entschädigt.
Als wir die Kluft selber dann erreichen sind wir restlos überwältigt. Es ist
gigantisch. Riesige rote steile Felswände, allerdings steht in der Schlucht
unten auch das Wasser. Aber es sieht wirklich fantastisch aus.
Zurück am Parkplatz bekommt Micha bald Krämpfe in der Wade, da er mit
dem kaputten Fuss nur auf Zehenspitzen laufen kann. Da müssen wir erst
mal ein Bierchen trinken. Aus rein medizinischen Gründen!
Auf der Hauptstrasse gestaltet sich die Weiterfahrt plötzlich recht schwierig.
Wieder ist die Strasse überschwemmt. Aber diesmal richtig und mehrere Autos stehen schon
da und überlegen, was zu tun ist. Die Strasse ist auf einer Breite von mindestens 100 Meter
überschwemmt und diesmal ist das Wasser richtig tief und hat auch eine enorme Strömung
drauf.
Während wir uns noch ratlos die Bescherung anschauen kommen ein paar coole australische
Freaks vorbei (in Hessen hätte man sie als langhaarische Bombelescher bezeichnet). Einer
von beiden zieht sich die Schuhe aus, watet quer durchs Wasser und nachdem ihm das Wasser
„nur“ bis zur Mitte des Oberschenkels steht, beschliessen sie, dass das kein Problem für sie
ist. Also fahren sie mit ihrem PKW einfach durch das Hochwasser.
So ganz geheuer ist es uns und den anderen Touristen aber doch nicht und wir drehen um und
fahren zurück nach Alice Springs. Dort müssen wir noch mal kurz einkaufen, denn Micha hat
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einen enorm gesteigerten Bedarf an Slipeinlagen in der letzten Zeit. Sie haben sich als
hervorragendes Verbandsmaterial erwiesen und wir sind der einstimmigen Meinung, dass sie
in keinem Verbandkasten mehr fehlen sollten.
Wieder einmal begeben wir uns auf den Stuart Highway und fahren Richtung Süden, denn
hier wird der Himmel bereits wieder dunkel und es sieht ziemlich nach Regen aus. Also wird
hier auch morgen noch die Strasse überflutet sein und wir müssen auf die Besichtigung der
Glen Helen Gorge etc. leider verzichten.
Bei Erldunda zweigt der Lassiter Highway Richtung Westen zum Ayers
Rock ab. Obwohl es inzwischen auch hier in Erldunda schüttet wie aus
Eimern machen wir auf dem hiesigen Campingplatz halt. Wir brauchen
zwar unsere Wachsjacken um auf dem Weg zu den Toiletten nicht
vollkommen durchnässt zu werden, aber der Platz ist wirklich wunderbar
und mit einer Tasse Tee lässt es sich im warmen Camper auch ganz gut
aushalten. In den Bäumen rund herum sitzen riesige Galah-Schwärme.
Das ist eine Papageien-Art mit rosa Körper und grauen Flügeln und die
können Krach machen, als bekämen sie Geld dafür. Deshalb tauft Micha
sie auf den zoologisch fundierten Namen „Quietschgockel“.
Ich habe noch gar nicht von unserem täglichem Fön-Test berichtet. Immer wenn wir auf
einem Campingplatz ankommen schliessen wir unser Cämperchen über ein
Verlängerungskabel an den Strom an, damit wir abends nicht im Dunkeln sitzen müssen und
unser Kühlschrank nicht irgendwann den Geist aufgibt. Da Licht und Kühlschrank aber noch
eine Weile über eine zusätzliche Autobatterie laufen können, müssen wir irgendwie
überprüfen ob unser Stromanschluss wirklich funktioniert. Dazu stecken wir einfach den Fön
in unsere Steckdosen im Camper und schauen ob er funktioniert und Strom darauf ist, denn
die Steckdosen laufen nicht über die andere Batterie. Bis jetzt war das auch immer o.k., aber
heute müssen wir noch dreimal in den Regen raus, unseren Stromanschluss umzustöpseln. So
etwas passiert auch nie bei strahlendem Sonnenschein...
Erldunda ist ein typischer Outback-Ort. Gross in der Karte eingezeichnet besteht er aus einer
Tankstelle, einem kleinen Supermarkt mit Poststelle, einem Restaurant und einem Pub mit
Souvenirshop und einem Campingplatz. Der Pool auf dem Campingplatz wäre auch echt
verlockend, wenn wir nicht schon von oben nass werden würden. Abends suchen wir noch
den Pub auf und trinken noch das ein oder andere eiskalte Bier (dass müsste eigentlich in
Eiswürfeln aus dem Zapfhahn kommen). Es sind sogar recht viele Leute da, uns ist nur nicht
klar, wo die hier in der Einöde alle herkommen.
(355 km)
Samstag, den 9.12.2001
Es schüttet immer noch wie aus Eimern, aber nach unserer Abfahrt in Richtung Ayers Rock
wird der Himmel dann doch etwas heller und der Regen nimmt allmählich ab. Unterwegs sind
immer wieder Strassenschilder auf denen gewarnt wird, dass hier Kängurus die Straße
kreuzen, aber wir sehen kein einziges. Micha behauptet felsenfest, dass sie alle sehr gläubig
sind und jetzt, am Sonntag morgen sind sie alle in der Kirche. Ich glaube eher, dass sie extrem
schüchtern sind.
Unterwegs müssen wir wieder mal tanken und vergessen prompt unseren Tankdeckel bzw.
lassen ihn auf der Zapfsäule liegen. Das fällt uns natürlich erst 200 km später auf, aber wir
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kommen in 2 Tagen wieder hier vorbei. Vielleicht finden und heben sie ihn auf. Gott sei Dank
ist noch eine Abdeckklappe über dem Tank.
Nach gut 100 km biegen wir vom Lassiter Highway ab, um
zum Kings Canyon zu fahren. Nach weiteren 170 km haben
wir ihn endlich erreicht und müssen uns entscheiden, ob wir
eine halbe Stunde unten im Canyon entlang spazieren wollen
oder ca. sechs Stunden den Berg hoch krabbeln, um uns den
Canyon von oben anzuschauen. Da der Himmel nicht
besonders vertrauenserweckend aussieht, Michas Fuss immer
noch schmerzt und wir außerdem auch ziemlich faul sind
entscheiden wir uns für die kürzere und bequemere Strecke.
Der Canyon ist ganz nett, reißt uns aber nicht vom Hocker. Wir
hatten eigentlich die Bilder eines Grand Canyon vor Augen und damit kann diese
Zwergenschlucht nicht im geringsten mithalten. Bei Sonnenschein müssen die steilen roten
Felswände richtig schön leuchten, aber bei Nieselregen wirkt es halt nicht so dolle.
Unser Fazit: für insgesamt 340 km hin und zurück lohnt sich der Abstecher nicht.
Wieder auf dem Lassiter Highway sehen wir als erstes Mount Connor, einen Tafelberg, der
sich genauso einsam wie Ayers Rock
plötzlich aus der einsamen Ebene erhebt.
Allerdings ist dieser Berg touristisch
nicht erschlossen und man kann ihn nur
über ca. 30 km Schotterpiste erreichen das muss dann doch nicht sein! Und dann
sehen wir schon aus 40 km Entfernung
den Ayers Rock oder Uluru wie er von
den Aboriginies genannt wird.
Etwa 15 – 20 km vorher erreichen wir das Yulara Ressort, wo sich
auch der Campingplatz befindet, aber wir wollen uns das
Hügelchen doch gerne noch aus der Nähe anschauen. Für stolze
16,50 Dollar Eintritt pro Person dürfen wir uns 3 Tage hier
aufhalten.
Obwohl ja nur ein Berg ist Ayers Rock seltsam beeindruckend – mitten im absolut ebenen
Nichts ragt der einzelne Felsen hoch in den Himmel. Ich finde
ihn faszinierend, Micha eher beängstigend durch die seltsame
Atmosphäre, die diesen glatten Felsen umgibt. Aber er ist auf
jeden Fall sehenswert, auch bei Nieselregen und Wolken!
Nachdem wir ihn einmal umrundet hatten und bei dem
momentanen Wetter nicht auf den üblichen spektakulären
Sonnenuntergang hoffen können, fahren wir dann doch zum
Ressort – Campinglatz zurück. Der Platz ist nicht besonders
schön und macht einen lieblosen Eindruck, aber hier draussen mangelt es dann halt doch ein
wenig an Alternativen.
Notgedrungen buchen wir gleich zwei Nächte, da wir uns Ayers Rock und auch die
naheliegenden Olgas morgen in Ruhe anschauen wollen.
(660 km)
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Montag, den 10.12.2001
Es hat mal wieder die ganze Nacht über geregnet und somit gibt es auch keinen schönen
Sonnenaufgang. Langsam deprimiert es ja doch ein bisschen, zumal man sonst immer nur
hört, dass hier ständig Dürre herrscht.
Im Supermarkt des Ressorts erstehen wir ein paar Lebensmittel und Bagles (Brötchen mit
Loch in der Mitte und den verschiedensten Geschmacksrichtungen) und fahren wieder zum
Ayers Rock, um dort am Sunset Point zu frühstücken und unsere auf dem Gasherd getoasteten
Zimt-Rosinen-Bagles geniessen wir mit Blick auf den grossen roten Felsen.
Auch das Cultural Center der Aboriginies am Ayers Rock
schauen wir uns an. Es ist sehr informativ und erklärt viel über
das Leben und die Gewohnheiten des Australischen Urvolks.
Man kann den Felsen bei schönem Wetter auch besteigen, aber
für die Aboriginies ist es ein Heiligtum und sie bitten die
Touristen deshalb auf den Aufstieg zu verzichten. Diesen
Respekt wollen wir dem australischen Urvolk und ihrem
Heiligtum dann auch zollen.
Aus der Nähe ist der Felsen doch recht zerklüftet und sieht gar nicht mehr so glatt aus, wie
man ihn sonst kennt. Er hat sehr viele Regenwasserauswaschungen und abgeplatzte und
herabgestürzte Felsbrocken.
Ein Stückchen weiter (ca. 40 km) befinden sich die Olgas (Kata
Tjuta von den Aboriginies genannt), eine Felsformation ähnlich dem
Ayers Rock, aber viel zerklüfteter. Und man kann direkt durch die
Felsen hindurch wandern. Der Rundweg ist ca. 8 km lang und soll
3-4 Stunden dauern. Mal sehen wie lange wir brauchen bzw. wie
weit Michas immer noch sehr lädierter Fuss bei der Sache mitspielt.
Das Wetter ist so lala. Es ist immer noch sehr bewölkt aber es hat aufgehört zu schütten, es
nieselt nur ab und zu ein bisschen. Die Rundwanderung entpuppt sich als leichte Klettertour
auf ziemlich nassem und glitschigen glatten Felsen, aber die Ausblicke im Valley of the
Winds sind diese Anstrengung wert. Die Felsformationen sind
grandios und wunderschön. Nur die Beschilderung des
Rundwegs ist teilweise sehr dürftig und wir stehen ein paar
Mal orientierungslos fast im Bachbett. Aber wie man anhand
dieses Reiseberichts erkennen kann, haben wir den Rückweg
dann doch gefunden. Trotz Fuss-Handicap brauchen wir nur
3,5 Stunden Es war die ganze Zeit total bewölkt und es hat uns 4 oder
5mal vollgeregnet und trotzdem haben wir abends Sonnenbrand auf
den Unterarmen und dem Nacken. Ich möchte mir nicht vorstellen wie
diese Wanderung bei Sonnenschein und 35 Grad Celsius ist. Jetzt
glauben wir auch den Hinweisschildern, ausreichend Wasser
mitzuführen und die Wanderung nur in kühlen Morgenstunden zu
unternehmen – wenn die Australier schon mal Schilder aufstellen, so
lernen wir, dann muss man sie auch ernst nehmen!
Den restlichen Nachmittag nutzen wir noch um ein paar Postkarten zu schreiben und abends
müssen wir nun die Schlafsäcke herausholen, da es nachts doch sehr frisch wird. Das hätte
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uns mal jemand vor 3 Tagen sagen müssen, als es noch so schwül-heiss war.
(130 km)
Dienstag, den 11.12..2001
Heute reisst die Bewölkung wenigstens ein bisschen auf und man kann erahnen, dass da auch
noch irgendwo blauer Himmel sein muss. Nachdem ich noch meinen Roman fertig gelesen
habe (Elizabeth George- Nie sollst du vergessen: etwas verwirrend aber sehr spannend)
verlassen wir die Gegend und fahren wieder zurück zum Stuart Highway. Unterwegs machen
wir noch an der Tankstelle halt, an der wir vor 2 Tagen unseren Tankdeckel haben liegen
lassen, aber natürlich ist er nie gesehen worden und spurlos verschwunden.
Bei Erldunda treffen wir den Stuart Highway wieder und fahren auf
unserer Route weiter Richtung Süden. Nach knapp 100 km verlassen
wir das Northern Territory und kommen nach South Australia. Ausser
dass wir die Uhr eine Stunde weiter stellen müssen, da hier die
Sommerzeit eingeführt worden ist, merken wir aber keinen
Unterschied. Es ist genauso karg und öde, aber es regnet nicht mehr
und wir sehen endlich wieder blauen Himmel.
Allerdings fangen wir heute auf unserem Schutzgitter vor der Frontscheibe enorm viele grosse
und bunte Insekten. Manche sind richtige Brummer mit grossem und dicken Chitinpanzer, bei
denen es einen richtigen Schlag gibt wenn sie aufklatschen. Für einen Aboriginie wären
unsere gesammelten Insekten bestimmt ein leckeres Abendessen. Die Viecher lenken uns
wenigstens etwas von der extremen Einöde ab, durch die wir heute fahren. Immer wieder
kommen Hinweisschilder wegen Kängurus, aber natürlich sind keine zu sehen. Nur zwei
Emus sehen wir und auf den ganz seltenen Bäumen sitzen ab und zu ein paar Kakadus. Die
Strecke ist wirklich gähnend langweilig und sämtliche Radiosender versagen hier draussen
sodass wir selber anfangen zu singen:
Ein belegtes Brot mit Schinken
, Schinken
Ein belegtes Bot mit Ei
, Ei
Das sind zwei belegte Brote, eins mit Schinken, eins mit Ei
Und dazu eisgekühlter Bommerlunder, Bommerlunder eisgekühlt.......................
Die Einsamkeit scheint uns allerdings schon die Sinne zu vernebeln, denn bereits bei 3
Schinken- und 3 Eibroten haben wir Probleme mit der Addition. Gut dass uns keiner zuhört.
Schließlich kommen wir Cooper Pedy immer näher und bereits 30 km außerhalb sehen wir
schon die Sandhügel der Opalgrabungen, denn 95 Prozent aller Opale weltweit kommen aus
Cooper Pedy. Der Opal Inn Caravan Park ist sehr spartanisch bepflanzt, um nicht zu sagen gar
nicht, denn Wasser ist hier rar. Zum ersten und auch einzigsten Mal in unserem Urlaub
funktionieren die Duschen mit Münzapparaten. Aber 20 Cents für 4 Minuten duschen ist auch
noch akzeptabel.
Ein Stadtbummel ist nicht besonders ergiebig, bis auf die UntergrundAusstellung im Nobelhotel ( Dessert Cave Inn ) des Ortes. Da wir die
Zeitumstellung nicht berücksichtigt haben, müssen wir die Ausstellung
vorzeitig verlassen, da die Mitarbeiter zumachen wollen. Müssen wir
morgen noch mal kommen. Cooper Pedy sieht aus wie eine richtige
verlotterte Goldgräberstadt: neben den Geschäften die Opale ver- und
ankaufen gibt es ansonsten nur noch Glücksspielhallen, in denen die
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Opalsucher ihre Mäuse verzocken können. Hunde streunen über die wenig befahrene Main
Street, Aboriginies vertrödeln im Schatten den Tag oder fallen betrunken auf dem Bürgersteig
herum.
Abendessen gönnen wir uns heute im Bistro des Campingplatz. Es hat zwar die Gemütlichkeit
einer Bahnhofswartehalle, aber das Essen ist gut und reichlich und das Bier wie immer
eisgekühlt. Micha hat sich eine gemischte Grillplatte bestellt (mit Kängurufleisch) von der
eine ganze Familie satt werden kann, mein Hähnchen würde wahrscheinlich nur für 2
Personen ausreichen.
(735 km)
Mittwoch, den 12.12.2001
Sonnenschein zum Frühstück, natürlich auch Kaffe, Tee und Toast. Heute muss Micha wegen
erhöhtem Spannungsfaktor erst mal sein Buch zu Ende lesen (Minette Walters: Das Eishaus –
auch sehr zu empfehlen), bevor wir noch mal zu der Ausstellung über Cooper Pedy und den
Opalbergbau gehen. Wir beginnen zu ahnen, dass uns über kurz oder lang der Lesestoff
ausgehen wird, wahrscheinlich werden wir in einer Grosstadt „nachtanken“ müssen.
Unter anderem haben wir in der Ausstellung gelernt, dass der Stuart Highway erst 1987
fertiggestellt worden ist. Bis dahin mussten alle Touristen über Sand- und Schotterpisten
fahren. Neu war uns auch, dass Opale nicht in waagerechten Schichten vorkommen, sondern
in senkrechten. Deshalb müssen auch so viele Bohrungen gemacht werden, da es sein kann,
dass man an dem senkrechten Opal ständig vorbei bohrt ohne ihn zu treffen.
Auch der grösste je gefundene Opal wurde in Cooper Pedy entdeckt. Er heißt Olympic
Australis und wiegt 3,5 kg obwohl er nur 28x11,5x12 cm gross ist.
Die örtliche Tankstelle hat auch endlich Tankdeckel, sogar einen passenden für unseren
Toyota-Bus. Die Eintönigkeit der Umgebung hält an bis direkt zum Meer, bis Port Augusta.
Unterbrochen wird sie nur von den Strassenschildern. Sie weisen darauf hin, dass es in der
Gegend keine Zäune gibt und das man daher mit wandernden Viehherden rechnen muss. Auf
Englisch heißt das: Wandering Stock. Nach dem dritten Schild hiess es bei uns natürlich nur
noch: Achtung, Wanderstöcke!
Unterwegs tanken wir in dem verlassenen Nest Glendambo, dass sich auf den zweiten Blick
als Millionstadt entpuppt, zumindest steht das auf dem Ortsschild:
22500
Schafe
30 000 000 Fliegen
30
Menschen
Der Campingplatz in Port Augusta liegt direkt am Ozean, aber es kommt ein eiskalter Wind
vom Meer, der uns nicht unbedingt zum Baden animiert.
(540 km)
Donnerstag, den 13.12.2001
Heute konnten wir endlich Briefmarken erstehen und unsere Postkarten dann auch einwerfen.
Port Augusta ist schon etwas grösser und vertrauenserweckender als die Outback-Käffer, da
werden die Postkarten hoffentlich etwas schneller transportiert (sie haben trotzdem fast 4
Wochen gebraucht und wir waren vor Ihnen in Deutschland).
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Bis Adelaide sind es noch 300 km und diese sind soweit man sehen kann von Getreidefeldern
umgeben. Der Anblick ist fast noch öder als das Outback und das einzig Spannende
unterwegs ist ein ellenlanger Güterzug der scheinbar ewig neben uns herfährt.
Unser Stadtplan von Adelaide ist nicht der Beste, die Beschilderungen sind lausig und wir
fahren etwas planlos und ziemlich angesäuert durch die echte Millionenstadt und müssen
dann noch einen längeren Fussmarsch bis in die City machen. Laut Reiseführer ist Adelaide
trotz seiner Million Einwohner eine ruhige und gemütliche Grosstadt, aber wenn das hier
ruhig sein soll, möchte ich keine hektische Grosstadt sehen. Wir bummeln über die Rundle
Mall, Adelaides größer Fußgängerzone und es wimmelt hier von Jugendlichen, die gerade
ihre Zeugnisse bekommen haben und jetzt ihre Ferien geniessen.
Beim Besuch der Toilette zeigt sich, dass auch Australien wohl ein leichtes Drogenproblem
hat. Auf jedem WC findet sich ein Behälter zur ordnungsgemässen Nadelentsorgung. Sie
sollten bei der Einreise doch nicht nur nach Lebensmitteln suchen...
Was mir beim Schaufensterbummel besonders auffällt, ist die besonders bunte Mode, die
auch reichlich getragen wird. Nicht das Einheits-Grauschwarz das man von Deutschland so
gewöhnt ist. Auf dem Rückweg zum Auto kommen wir noch an der Adelaide University, dem
Kunstmuseum, der staatlichen Bücherei und dem Regierungsgebäude von South Australia
vorbei. Alle Gebäude erinnern ein bisschen an alte englische Universitäten, liegen in
wunderschönen Parkanlagen mit riesigen lila blühenden Fliederbäumen und alles ist sehr
ordentlich und gepflegt. Auch das Adelaide Oval, ein riesiges Sportstadion, liegt auf unserem
Weg und ein grosses Schild weist auf das kommende Cricket-Match Australiens gegen
Südafrika hin. Wir haben keine Ahnung von Cricket und fragen uns ziemlich ratlos, warum
dieses Spiel fünf Tage dauert (auch ein späteres Fernsehstudium dieses englischen
Volkssportes im Hotel in Sydney erbrachte keinerlei Erkenntnisse über die Geheimnisse von
Cricket – ausser dass man wohl Engländer/Australier sein muss, um die vielen Regeln zu
verstehen).
Wieder im Camper fahren wir noch mal ein kurzes Stück nach Norden
zum Barossa Valley, Australiens grösstem Weinanbaugebiet. In
Nuriootpa (heisst wirklich so, nur die englische Aussprache verknotet
einem die Zunge!) suchen wir einen Campingplatz und buchen auch
wieder gleich zwei Nächte, damit wir morgen gepflegt die Weingüter
besichtigen können. Damit wir die Weinprobe aber in Ruhe machen
können und uns keine Sorgen über das Autofahren machen müssen,
buchen wir gleich im Büro des Campingplatzes eine geführte Tour.
Obwohl wir schon recht viel durch Adelaide gelaufen sind mache ich noch einen
Abendspaziergang in der Nähe des Campingplatzes und entdecke ganz in der Nähe einen
Teich mit schwarzen Schwänen und Bäume voller Galahs und Kakadus. Der Campingplatz
beherbergt auch das örtliche Sportgeschehen; so finden wir nicht nur das einheimische
Rugby-/Cricket Stadion auf dem Gelände sondern auch noch mehrere Tennisplätze.
(390 km)
Freitag, den 14.12.2001
Um 9.00 Uhr holt uns unser Tourführer Ted am Campingplatz ab. Seelisch und moralisch
sind wir auf einen riesigen Bus voller Japaner eingestellt und werden daher angenehm
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überrascht, dass unser Fahrer in einem kleinen VW Bus ankommt und wir nur noch ein
Schweizer Pärchen an einem anderen Campingplatz abholen.
Zuerst bekommen wir eine kleine Stadtrundfahrt durch Tanunda bis zum Mengler Hill
inklusiver Teds History-Allround-Vorlesung; sein australisch ist schon gewöhnungsbedürftig
aber nach einer Weile kriegt man sogar die Pointen über neuseeländische Rennpferde
(=Schafe!) mit. Von Mengler Hill haben wir einen sehr weiten Ausblick über das ganze
breite, flache Tal. Wein wird hier nämlich in der Ebene angebaut, da die Sonneneinstrahlung
hier gleichmässiger ist als bei uns. In diesem Tal wird über 2/3 des gesamten australischen
Weines produziert durch über 50 Weinkellereien. Wir werden davon vier Stück besuchen und
Ted gibt uns schon einmal Tipps, was man wo probieren muss.
Vorher fahren wir noch nach Angaston, benannt nach Geoge V. Angas, dem Begründer des
Barossa Tals. Er hatte als erster erkannt, zu was man den fruchtbaren Boden der Region
nutzen kann und erwarb ihn für einen Dollar pro Acre (4000 qm) um ihn dann für 10 Dollar
pro Acre an die deutschen Siedler zu verpachten. In Angaston schauen wir uns aber kein
Weingut an, sondern den Angaston Fruit Park. Neben Wein wird hier auch viel Obst
angebaut, das in dieser Firma zu Trockenobst und jeder Menge Süssigkeiten verarbeitet wird.
Man kann in die Produktionsräume schauen und ganze viele leckere Sachen erstehen (z.Bsp.
Erdbeernougat). Micha, das Schleckermaul, will sich gleich um einen Job bewerben, aber er
wird von Ted in den Bus geladen weil es mit unserer Tour weitergeht.
Dann geht es endlich zur Sache und wir fahren zu unserer ersten Weinprobe bei Saltram
Wines. Der Probierraum ist mit dunklem Holz getäfelt und sehr gemütlich. Wir probieren
mehrere Weiss- und Rotweine und den vielgerühmten Portwein mit dem ungewöhnlichen
Namen: Mr. Pickwick. Ted hat uns schon ausdrücklich auf diesen Portwein hingewiesen und
gesagt, das es der Beste im ganzen Tal sei. Obwohl ich kein Portwein-Fan bin muss ich
gestehen, dass er wirklich nicht von dieser Welt ist. Für den stolzen Preis von 65 Dollar
erstehen wir ein Fläschchen des edlen Gebräus, als Geschenk für unsere Freunde Michaela
und Ulli, die beide letzte Woche Geburtstag hatten. Allerdings zweifeln wir an unserer
Bereitschaft, diesen guten Tropfen ungeleert bis nach Deutschland zu schleppen...
Gegen 11.00 Uhr sind wir mit der ersten Probe fertig und fühlen uns schon recht lustig.
Dennoch, wir sind ja hart im Nehmen, fahren wir direkt zu Wolf Blass Wines. Unterwegs
kommen wir an riesigen Pferdekoppeln vorbei und Ted erzählt uns, das hier eines der
grössten Gestüte für Rennpferde ist. Allein die Instandhaltung der Weidezäune kostet eine
Million Dollar. Leider ist alles streng abgeschottet, selbst die Zufahrt zum gestütseigenen
Rennplatz (!!!) wird von einem Sicherheitsdienst bewacht. Dazwischen ist eine kleine Wiese
mit Schafen und Ted meint schmunzelnd, das dies die neuseeländischen Rennpferde seien,
zumal Neuseeland nur das östlichste Bundesland Australiens ist.
Das Weingut Wolf Blass hat sogar ein kleines Museum über den
Weinbau in der Region. Wolf Blass kommt aus Deutschland und
hat sehr viel für den australischen Weinbau getan. Er produziert
sehr guten Rotwein, der auch in Deutschland vertrieben wird.
Hier erfahren wir, dass in Australien auch Champagner gemacht
wird. Nach einem riesigen Streit mit den Franzosen dürfen sie ihn
aber nur noch Sekt nennen, da nur Sekt aus dem Weinanbaugebiet
der französischen Champagne sich Champagner nennen darf.
Natürlich probieren wir den auch, da wir aber keine SchaumweinFans sind, reisst er uns nicht direkt vom Hocker.
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Nun geht es Gott sei Dank erst mal zum Mittagessen nach Nuriootpa, alles in der Tour
inklusive. Ich entscheide mich für Fisch im Biermantel und Micha nimmt das Lamm als
„Roast of the Day“. Zum Nachtisch gibt es dann auch noch Apfelstrudel! Yam, yam!!! Da hat
man doch gleich wieder etwas mehr Grundlage für die nächste Weinprobe bei Bethany
Wines. Das Kellergewölbe liegt sehr malerisch an einem Berghang des kleinen Ortes. In
Bethany haben sich die allerersten deutschen Siedler niedergelassen und selbst nach über 100
Jahren hat der Ort nur 130 Bewohner. Es gibt sehr vieles hier, was einen an Deutschland
erinnert und uns ist nicht so ganz wohl bei dem Gedanken, dass hier Schwarzwälder
Kirschtorte und Sauerkraut regieren.
Bei Bethany Wines wird unter anderem ein weisser Portwein hergestellt, den man auch direkt
vom Fass kaufen kann und ihn dann zuhause in einem kleinen Fässchen noch eine Weile
lagern muss. Danach bekommen wir eine kleine Pause, denn wir besichtigen auch eine FassFirma. Dort werden die alten, nicht mehr zum
Weinkeltern zu gebrauchenden grossen
Weinfässer in kleine Fässchen für den
Hausgebrauch umgebaut. Da Ted die Leute hier
sehr gut kennt und wir nur zu viert sind, dürfen
wir uns die Produktion wirklich hautnah
anschauen. Wir sind total fasziniert, obwohl es
nach harter Knochenarbeit aussieht. Da es heute
nicht so warm ist, hat es hier in der Scheune eine Arbeitstemperatur von „nur“ 30 Grad. An
heißen Tagen hat es hier drinnen über 50 Grad aber die Jungs und Mädels sehen auch nicht
gerade wie zimperliche Weicheier aus.
Zum Abschluss geht es zum Weingut Grant Burge. Am Eingang sind große Gehege mit
Kängurus und Emus. Letztere sind die eingeborenen australischen Hähnchen (australian
native Chicken), wie uns Ted erklärt: die Australier lieben halt alles etwas größer.
Grant Burge entpuppt sich als Spitzenweingut und
wir haben Glück, dass auch deren Weine nach
Deutschland exportiert werden. Micha fachsimpelt
mit den Leuten und darf auch die teureren
Fläschchen probieren. Da sichern wir uns doch auch
mal gleich die deutsche Vertriebsadresse! Gegen
16.00 Uhr liefert Ted uns wieder am Campingplatz
ab und wir benötigen den Rest des Mittags auch zum Ausnüchtern.
Samstag, den 15.12.2001
Es ist wirklich seltsam mit dem Wetter hier. Jedes mal wenn wir uns etwas anschauen wollen
ist das Wetter schlecht und wenn wir Auto fahren müssen scheint die Sonne. Heute morgen
war es dann auch noch saukalt und die Dusche verweigerte uns das heisse Wasser. Da habe
ich das Haare waschen grosszügig auf morgen verschoben, damit mir keine Eiszapfen auf
dem Kopf wachsen. Und da wir schon beim Verzichten sind, lassen wir das Frühstück auch
gleich sein, nach dem üppigen Gelage gestern müssen wir ein bisschen kürzer treten.
Heute fahren wir mal ganz abseits der großen und bekannten Highways über lauter kleine
Landstraßen und bekommen so auch etwas vom Hinterland zu sehen. Unsere Strecke führt
uns durch das Eden Valley (ein weiteres Weinanbaugebiet), das Torrens Valley und die
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Adelaide Hills bis nach Hahndorf. Eine sehr schöne beschauliche Strecke und da heute
Samstag ist bekommt man in den kleinen Dörfern auch etwas vom Leben mit. Hier ein kleiner
Flohmarkt vor der Kirche, dort ein Kinder-Cricket-Spiel (natürlich in weißen Klamotten) und
es sind Unmengen von Fahrradfahrern unterwegs und überall wird Sport betrieben. Ein sehr
sportliches Volk, die Australier.
Hahndorf klingt nicht nur deutsch, es IST deutsch!!! Laut Reiseführer haben die deutschen
Siedler hier sehr viel von ihrer Kultur bewahrt und es soll sehr hübsch und sehenswert sein.
Wir empfinden es aber als reinen Touristen-Nepp und extrem kitschig. Wir lassen uns dazu
hinreissen in Otto`s Bäckerei ein paar Kreppel und ein Brot zu erstehen, in der Hoffnung dass
dieses Brot nicht so lappig und pappig wie das australische Brot ist. Reingefallen! Wie wir
später feststellen, ist es noch schlechter als das hiesige Brot und Pappe ist wahrhaft eine echte
Delikatesse dagegen. Wir verfüttern es dann zum grössten Teil an die Enten auf dem
Campingplatz. Die Kreppel sind gar nicht so schlecht, aber allein deswegen lohnt sich eine
Reise nach Australien dann doch nicht.
Unsere Tour geht heute bis zur Fleurieu Peninsula südlich von
Adelaide. In Victor Harbor gibt es noch eine von Pferden gezogene
Eisenbahn, die das Festland über einen Damm mit einer
vorgelagerten Insel verbindet. Das sind so richtig grosse stämmige
Kaltblüter und mein Lieblingspferd heißt Helga. Auf eine Fahrt mit
der Kutsche verzichten wir dann allerdings, da es auf dem Inselchen
eigentlich nichts zu sehen gibt. Victor Harbor ist einer der Top –
Ausflugsziele für die Leute aus Adelaide und dementsprechend ist
der Ort auch etwas überlaufen.
Im Nachbarort Goolwa finden wir dann einen kleinen Campingplatz an einer Bucht. Es ist
zwar inzwischen sehr sonnig und warm, aber extrem windig. Es weht einen bald vom
Campingstuhl! Direkt neben uns lässt sich ein Entenpärchen nieder, die dann in den Genuss
von Otto`s Brot kommen – die armen Tiere, aber denen graust es auch vor gar nichts! Bei
einem kleinen Spaziergang entlang der Bucht lassen uns die Enten gar nicht mehr aus den
Augen und es kommt zu einer spontanen Enten – Vermehrung und wird sind plötzlich von 15
Enten umringt. Da müssen wir bald nach Hahndorf zurück fahren und Brotnachschub kaufen.
Unser Spaziergang hält sich etwas in Grenzen, da Michas Fuss zwar wie gehabt tapfer
mithält, aber immer noch Beschwerden macht. Die Wunde heilt zwar langsam, aber dafür ist
der ganze Mittelfuss jetzt geschwollen und tut bei jedem Schritt weh.
Abends besuchen wir noch den Pub nebenan und bei dem üblichen Bierchen und dem
Schwatz mit dem Wirt spielen wir noch ein bisschen Billard. Natürlich zockt Micha mich
gnadenlos ab. Aber ich bin ja schon froh, wenn ich den Queue nicht kaputt mache oder den
Filz zerfetze.
(200 km)
Sonntag, den 16.12.2001
Beim Aufstehen ist unser Camper immer noch von der Entensippe umlagert die inzwischen
auf ihr Frühstück wartet. Beim Aussteigen bleiben sie auch ganz cool liegen und wir können
sehen, wie wir um sie herumturnen.
Wir fahren wieder durch das Landesinnere, vorbei an endlosen öden Getreidefeldern (was
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machen die eigentlich mit dem ganzen Stroh???), bis zum Örtchen Wellington am Murray
River. Auf den Nummernschildern von Südaustralien steht immer der Beiname „der Festival
Staat“. Wir wissen ja nicht ob die soviel zu feiern haben, aber wir persönlich fänden den
Beinamen „der Getreide Staat“ irgendwie passender.
In Wellington müssen wir mit einer Fähre den Fluss überqueren, eine Brücke gibt es erst im
nächsten Ort der ca. 40 km entfernt ist. Meine Skepsis gegen Boote schmilzt dahin, nachdem
wir feststellen, dass die Fähre umsonst ist. Am liebsten würde ich da noch ein paar Mal hin
und her fahren. Ralf würde hier wahrscheinlich gleich einen dreiwöchigen Urlaub buchen.
Nachdem wir also die gefährliche Bootsfahrt hinter uns haben fahren
wir wieder zurück an die Küste und kommen zum Coorong National
Park. Dieser besteht aus einer riesigen Bucht mit endlosen
vorgelagerten Sanddünen und lauter kleinen Inseln. Man kann aber
kaum etwas anschauen, da alles unter Naturschutz steht.
Bei der Ausfahrt Pelikan Point machen wir Halt. Nach 10 Minuten
Fussmarsch erreicht man einen Aussichtspunkt auf die grösste
Pelikankolonie Australiens. Dank des Fernglases können wir auch auf
einer weit entfernten Insel ein paar kleine weisse Punkte ausmachen und ich denke das dies
Pelikanjunge waren – oder wir müssen das Fernglas mal putzen... der Rest der grossen
Kolonie ist wahrscheinlich wieder beim Gottesdienst, denn heute ist ja Sonntag. Vielleicht
sind sie aber auch schon beim Frühschoppen.
Immer entlang dieses National Parks erreichen wir gegen Mittag Kingston S.E. (wofür S.E.
steht haben wir bis heute nicht herausgefunden). Kingston ist die Hummer-Hauptstadt
Australiens, da hier 75 % aller Hummer gefangen werden. Dies zeigen sie einem auch sehr
deutlich mit einer riesigen Hummerstatue aus Pappmaché. Da wir nur ein bisschen Hunger
haben, wollen wir keinen ganzen Hummer essen und bestellen uns Hummersandwiches. Die
sind mal wieder für eine ganze Grossfamilie gemacht und super- lecker.
In Cape Jaffa ein paar Kilometer weiter finden wir einen sehr hübschen kleinen Campingplatz
direkt am Meer. Da müssen wir natürlich gleich einen Strandspaziergang machen. Da wir uns
aber in einer riesigen Bucht mit einem vorgelagertem Riff befinden, gibt es hier überhaupt
keinen Seegang und das Wasser schwappt mühselig ganz sachte an den Strand. Am Bootssteg
kommen gerade ein paar Hummerfangboote herein. Neugierig wie wir sind müssen wir
natürlich schauen wie der Fang war. Die ziehen da einige riesige Burschen aus ihren
Frischwassertanks, allerdings sehen die gar nicht aus wie die Hummer die wir kennen. Die
haben überhaupt keine Scheren sondern nur riesige Fühler. Wir werden auch aufgeklärt, dass
es gar keine Hummer sind, sondern Crayfish, eine Art riesige Garnelen. Aber unter der
Bezeichnung Hummer lassen sie sich halt besser verkaufen. Wir erfahren auch gleich noch,
dass die Biester langsam auf Minus-Temperaturen heruntergekühlt und dann nach Japan und
China exportiert werden, da in Australien kaum Hummer gegessen wird.
Unsere Nacht heute ist etwas kurz und sehr unruhig, da Micha sich beim Abendessen den
Magen verdorben hat und es ihm nicht besonders gut geht. Wir gehen dann noch mal mitten
in der Nacht spazieren um frische Luft zu schnappen und können einen wunderbaren
Sternenhimmel bewundern. Sogar die Milchstrasse ist wie ein leuchtendes Band ganz klar zu
sehen.
(305 km)
19
Montag, den 17.12.2001
Heute schlafen wir etwas länger und verzichten auf das Frühstück, nach der unruhigen Nacht.
Unsere Route geht nun wieder etwas ins Landesinnere nach Mount Gambier. Wieder mal
müssen wir feststellen, dass in Australien alles etwas überdimensioniert ist. Statt
Getreidefelder fahren wir diesmal an riesigen Wäldern, Sägewerken und grossen abgeholzten
Regionen vorbei. Stellenweise sieht es hier aus wie in einer Mondlandschaft, aber Gott sei
Dank wird hier der Holzbestand auch wieder aufgeforstet.
In Mount Gambier verfahren wir uns mal wieder so richtig ordentlich, allerdings sind die
Wegweiser auch sehr mangelhaft. Die Beschilderung für das Besucherzentrum hört mitten in
einem Kreisel auf und wir müssen auf Verdacht weiterfahren
und kommen spontan zum Blue Lake. Dies ist ein vulkanischer
Kratersee, der mitten im Ort liegt. Der See ist tiefblau wie ein
Tintenfass und ist von steilen Felswänden eingeschlossen. Die
Besonderheit dieses Sees liegt aber darin, dass er zweimal im
Jahr auf unerklärliche Weise die Farbe wechselt. Im Frühling
wird er über Nacht tiefblau und im Herbst wird er ebenso
plötzlich grau. Erklärungen gibt es dafür keine. Zumal der benachbarte Green Lake das ganze
Jahr über leicht grün ist und wie ein ganz normaler See aussieht.
Auf der Suche nach einer weiteren Attraktion der Stadt (die wir nicht finden), stossen wir auf
das Lady Nelson Visitor Center. Allerdings hätten wir auch nichts verpasst, wenn wir es nicht
gefunden hätten. Ausser ein paar Prospekten über Victoria hat es für uns nichts zu bieten, für
die Führung wird mal wieder ordentlich abkassiert – was uns beide immer mehr auf die Palme
bringt und wir daher auf die Lady Nelson Tour dankend verzichten.
In der Ortsmitte befinden sich auch die Cave Gardens, eine Höhle direkt unter der Stadt. Nach
dem wir dreimal daran vorbeigefahren sind wird uns auch klar warum wir sie nicht finden
können. Die Höhlen sind geschlossen, da der Eingang neu gebaut und bepflanzt wird und das
ganze sieht wie eine Strassenbaustelle aus. Stattdessen machen wir einen kleinen Stop bei
einer wohlbekannten amerikanischen Fast Food Kette mit einem großen goldenem M und
machen ein Testessen. Unser Test zeigt uns dass der Big Mäc überall gleich schmeckt, egal
ob Amerika, Deutschland oder Australien.
Beim Verlassen von Mount Gambier sehen wir noch ein
Hinweisschild für das Upherston Sinkhole und machen noch mal
halt. In einer Parkanlage befindet sich ein riesiges zylindrisches Loch
im Boden, dass durch jahrelange Auswaschungen entstanden ist. Ein
Industrieller (Herr Upherston) hat sich der Sache angenommen und
es wunderschön bepflanzt. An den Seiten rankt sich Efeu herab,
unten stehen riesige Palmen und wunderschöne Blumen. Früher war
am Boden dieses Lochs sogar noch ein See auf dem man Boot
gefahren ist, aber nachdem der Grundwasserspiegel gesunken ist, hat
man es komplett bepflanzt. Es ist wirklich wunderschön und man
kann sogar auf einer Treppe nach unten gehen. Die Treppe liegt
direkt an der Felswand an, die durch die Auswaschungen schon
vollkommen durchlöchert ist. Und plötzlich sitzt direkt neben mir in
einem dieser Löcher ein Opossum und schaut mich mit seinen
großen Knopfaugen an. Ich erschrecke mich zu Tode, da ich damit
natürlich überhaupt nicht gerechnet habe und mache einen riesigen
20
Satz zur Seite. Beinahe wäre ich über die Brüstung gefallen. Während mir immer noch vor
Schreck die Knie schlottern, sitzt der kleine immer noch da und schaut uns an. Micha geht
ganz vorsichtig hin und macht ein Foto von ihm aus nächster Nähe. Immer noch leicht nervös,
warne ich ihn nur: „ Sei bloß vorsichtig, der hat bestimmt Tollwut und ist bissig.“ Es passiert
natürlich nichts dergleichen, denn das Tierchen rührt sich überhaupt nicht. Vermutlich hat es
noch mehr Angst vor uns, als wir vor ihm.
Die Gartenanlage bewundern wir dann auch noch ausführlich und auf
dem Rückweg ist das Opossum verschwunden. Bei dem am Ausgang
gelegenen Kiosk erfahren wir, dass es Percy heisst und ein ständiger
Bewohner der Felswand und selbstverständlich vollkommen harmlos ist.
Ich hoffe das wurde dem Opossum auch gesagt!
Schliesslich lassen wir Mount Gambier hinter uns und die Route geht weiter Richtung
Portland. Wir überqueren die Grenze zum Bundesstaat Victoria und müssen die Uhr um 30
Minuten weiter stellen. An Portland geht es vorbei Richtung Warnambool. Unterwegs
machen wir Stop in Port Fairy, da der Hafen hier so sehenswert sein soll. Es ist zwar einer der
ältesten Häfen Australiens aber schön finden wir in deshalb noch lange nicht und dass in
diesem kleinen Dorf die größte Fischfangflotte Australiens liegen soll, bezweifeln wir stark –
auch scheint die Flotte wohl gerade Ausgang zu haben, denn es ist kein Schiff da! Da kann es
mit dem Fischfang aber nicht so weit her sein.
In Warnambool erleben wir wieder eine kleine Überraschung. Auf unserer Strassenkarte sind
die Orte alle gleich gross eingezeichnet, egal wieviele Einwohner sie haben. Da die meisten
Orte recht klein sind hatten wir auch hier nicht viel erwartet. Warnambool hat allerdings
24.000 Einwohner und ist für hiesige Verhältnisse eine richtige Grosstadt. Prompt haben wir
auch etwas Mühe unseren Campingplatz zu finden. Eigentlich wollen wir zum Warnambool
Holiday Park, landen aber beim Figtree Holiday Village. Die Campingplätze sind eigentlich
alle gleich gut, deshalb bleiben wir wo wir sind. Dieser liegt zur Abwechslung mal mitten im
Ort und die Aussicht ist durch eine große Backsteinmauer stark eingeschränkt. Dafür gibt es
hier ein Hallenbad in dem ich erst mal ein paar Runden drehe.
Nachdem wir heute bereits Fast Food hatten, gibt es zum Abendessen als Abwechslung mal
Junk Food: Chips, Schoko, Bier und Cola. Wenn schon, denn schon!
(400 km)
Dienstag, den 18.12.2001
Warnambool ist das Tor zur Great Ocean Road, allerdings
dauert es eine ganze Weile bis man die Küste auch endlich
erreicht. Aber dann kommen wir in den Genuss
spektakulärer Aussichten.
Alle paar Kilometer kommt eine Ausfahrt zu einem
Aussichtspunkt über die wildromantische Steilküste. An
einigen Stellen kann man auch über Treppen hinunter zum
Strand gelangen und sich die Felsen von unten anschauen.
Da kommt man sich richtig winzig vor.
Die Felsformationen haben tolle Namen wie: Bay of Islands, The Arch, Martyrer Bay,
London Bridge oder die 12 Apostel. Uns hat die London Bridge am besten gefallen, obwohl
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es keine Brücke mehr ist, da der Brückenbogen zum Festland vor ein paar Jahren eingestürzt
ist. Der zweite Bogen der noch steht, wird voraussichtlich auch demnächst einstürzen und die
12 Apostel sind auch nur noch zu siebt. Gut dass wir jetzt hierher geflogen sind, in ein paar
Jahren ist diese Küste wahrscheinlich um ein paar Aussichtspunkt ärmer.
Heute haben wir auch noch Glück mit dem Wetter. Der Himmel
ist so strahlend blau, als bekäme er Geld dafür und das Meer
reflektiert die Farbe tiefblau. Unsere Fotos sehen bestimmt so gut
aus, dass wir sie als Postkarten verkaufen können.
Am Ende der Steilküste verlässt die Great Ocean Road auch die
Küste und geht im Landesinneren weiter. Durch dichte Wälder
schlängelt sich die Straße über Serpentinen bergauf und bergab
und unser Camper muss alles geben was in ihm steckt. Wir folgen
einer Abzweigung nach Cape Otway, da dort der älteste
Leuchtturm Australiens steht.
Unterwegs haben wir das Aha-Erlebnis unseres Urlaubs. Am Wegesrand stehen
auf einmal ein paar Autos und die Leute schauen ganz begeistert nach oben.
Wir halten natürlich sofort an, denn auf einer Astgabel hat sich ein wilder Koala
eingekuschelt und macht seinen Mittagsschlaf. Farblich ist er kaum vom Baum
zu unterscheiden und das Bärchen scheint sich auch gar nicht an uns zu stören.
Einmal hebt er sogar den Kopf schaut sich um und brummt laut. Micha glaubt
er hat geschnarcht. Ich denke eher das war koalisch und hiess: Haut ab und lasst
mich in Ruhe schlafen!
Der Kerl ist so knuffig, dass ich ihn am liebsten gleich mitnehmen würde. Micha erinnert
mich aber daran, dass wir noch das ein oder andere Haustier zuhause haben, also lasse ich den
Koala dann doch wo er ist.
Den Leuchtturm haben wir uns dann doch nicht angeschaut, da sie von uns pro Person 11
Dollar Eintritt haben wollten. Das fanden wir dann doch etwas übertrieben, zumal man in den
Leuchtturm noch nicht einmal hinein konnte, sondern ihn nur von aussen anschauen durfte.
Statt dessen haben wir uns jeder für 2 Dollar ein Eis gegönnt. Leuchttürme gibt es schliesslich
auch bei uns an der Nordsee.
Ein weiterer Stop auf der Strasse ist der Rainforest-Walk. Die
dichten Wälder gehen hier in Regenwald über und man hat
einen Lehrpfad durch den Wald angelegt, mit vielen
interessanten Informationen. Obwohl es heute sehr sonnig und
warm ist, ist es hier im Regenwald ziemlich kalt und wir
fangen ziemlich schnell an zu frieren nur in T-Shirt und
Shorts. Der Wald ist beeindruckend, Farne bis zu 4 Meter hoch und Bäume so gross und dick,
dass man darin wohnen kann. Der Rundweg dauert ca. 45 Minuten und es sind bis auf eine
Gruppe Holländer auch keine Leute unterwegs. Man kann sich also alles in Ruhe anschauen
und geniessen.
Da es aber so kühl ist reissen wir uns doch los und folgen weiter unseren Serpentinen bis wir
wieder am Meer ankommen. Die Steilküste ist jetzt zu Ende und die Hügel und die Strasse
schlängeln sich dicht an der Küste entlang. Das Meer ist hier richtig strahlend türkisfarben.
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Das Strässchen wird jetzt so schmal und kurvig, dass man unheimlich aufpassen muss und es
scheint kein Ende zu nehmen. Obwohl wir inzwischen ans Autofahren gewöhnt sind, atmen
wir doch erleichtert auf als endlich Ayers Inlet in Sicht kommt, der Ort wo wir uns einen
Campingplatz suchen wollen. Der Campingplatz liegt auf einem Hügel mit Blick über die
Küste. Die Strecke heute war gar nicht so lang aber total anstrengend durch die viele
Kurverei und wir sind fix und fertig. Da müssen wir uns zum Abschluss erst mal ein Bierchen
gönnen.
(260 km)
Mittwoch, den 19.12.2001
Eigentlich wollen wir heute noch ein bisschen entlang der Küste fahren, aber kurz nach dem
Start sticht uns ein Schild ins Auge: Spring Creek Horse Trails, 7 km. Einen Ausritt wollten
wir schon die ganze Zeit machen, also biegen wir ab und nach 7 km Gerüttel auf der
Schotterpiste erreichen wir Spring Creek. Direkt am Waldrand liegt ein wunderschönes Haus
mit großer Glasfront und Blick auf Pferdeweiden und See. So lässt es sich leben!
Und wir haben Glück, denn obwohl wir auf Verdacht erscheinen und nicht angemeldet sind
soll in einer halben Stunde eine Gruppe zu einem 2 Stunden Ausritt aufbrechen und wir
können uns noch anschliessen. Die Gruppe besteht aus acht Jugendlichen, darunter auch
Austauschschüler aus Frankreich, Schweden und Kanada. Die Pferde machen alle einen sehr
braven Eindruck. Michael haben wir als Anfänger eingetragen und er bekommt eine
gemütliche Schimmelstute namens Granny zugeteilt. Diese macht ihrem Namen während des
Ritts auch alle Ehre. Mit einer unerschütterlichen Ruhe trottet sie weit abgeschlagen hinter der
Gruppe her und macht zwischendurch schon mal einen Stop um an einer grossen Pfütze
wieder aufzutanken. Mein Schimmel, Bo, ist schon etwas hippeliger und es passt ihm gar
nicht, ständig bei der lahmen Stute rumzuzockeln. Irgendwann lasse ich meinen Mann mit
dem „wilden“ Pferd in Stich. Wege haben die hier, da würden wir zu Hause noch nicht mal
im Schritt reiten. Hier wird jedes ausgewaschene steinige Bachbett hochgaloppiert. Die
Pferde sind das aber offensichtlich gewöhnt und absolut trittsicher.
Der Ausritt macht richtig Spass und wir haben eine tolle Aussicht über das Land. Leider ist er
all zu schnell zu Ende und wir setzen unsere Fahrt wieder fort. Über Geelong fahren wir nach
Ballarat, einer ehemaligen Goldgräberstadt. Wir haben ein kleines
verschlafenes Nest erwartet, finden uns aber in einer Grosstadt mit
85.000 Einwohnern wieder. Im Ortsteil Sovereign Hill wurde die alte
Goldgräberstadt nachgebaut – ein Riesenspektakel mit
Originalgebäuden und jeder Menge Statisten, die Szenen aus der
Goldgräberzeit nachstellen. Sogar selbst nach Gold schürfen kann man
hier! Leider ist es schon 15.30 Uhr und um 17.00 Uhr wird hier
geschlossen. Ausserdem kostet der Spass 25 Dollar Eintritt pro Person,
ein bisschen viel für eineinhalb Stunden. Wir verzichten daher auf alles Gold und nachdem
wir noch ein bisschen durch die Stadt gegondelt sind, suchen wir uns einen Campingplatz und
machen uns einen gemütlichen Nachmittag.
(160 km)
Donnerstag, den 20.12.2001
Beim Frühstück passiert uns ein kleines Missgeschick. Micha drückt mir den Glasteller mit
dem getoasteten Brot in die Hand aber meine Seite des Tellers stand leider über dem heissen
Teil des Gasofens. Das Ergebnis unseres kleinen Feldversuches sind drei Brandblasen an
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meinen Fingern. Schade dass heisses Glas genauso aussieht wie kaltes Glas, das habe ich
bereits in meiner Ausbildung das ein oder andere Mal zu spüren bekommen. Mein Daumen
sieht allerdings wirklich unvorteilhaft aus. Die Brandblase nimmt trotz Kühlung eine Form
an, als würde mir gleich ein sechster Finger an der Hand wachsen.
Nachdem wir ausführlich in Prospekten und Reiseführern geblättert haben verzichten wir
doch auf die Goldgräberstadt und fahren direkt nach Melbourne. Heute ist nämlich Queen
Victoria Market in Melbourne und der findet nur Dienstag, Donnerstag und Samstag statt und
bis übermorgen wollen wir nicht warten. Über den Freeway, eine der ganz wenigen richtigen
Autobahnen Australiens ist es auch gar nicht weit bis Melbourne. Die Stadt hat 3 Millionen
Einwohner und reichlich Verkehr ist aber wesentlich besser beschildert als Adelaide und wir
finden sofort zum Markt. Wir bekommen sogar noch einen Platz auf dem dazugehörigen
Parkplatz und bummeln gemütlich los.
Queen Victoria Market besteht aus lauter überdachten Markthallen und man bekommt hier
wirklich alles. Schmuck, Uhren, Klamotten, Spielsachen, Nippes, Andenken und allerlei
Lebensmittel. Von Brot und Kuchen über Gemüse und Obst bis Fleisch und Fisch kann man
hier alles bekommen. Das Angebot ist gigantisch und wir schlängeln uns von einer Halle zur
nächsten.
Am Haupteingang hält der Doppeldeckerbus für die Stadtrundfahrt und wir lassen uns eine
Stunde durch die Stadt kutschieren. Wir finden die Stadt allerdings wenig sehenswert und
unser Busfahrer ist schon fast scheintot und nuschelt fürchterlich. Ausserdem neigt er dazu,
die Tour abzukürzen und ohne unseren Plan hätten wir überhaupt nicht gewusst wo wir
gerade sind und was es zu sehen gibt.
Wieder zurück beim Markt machen wir erst mal Stop bei den Essenständen und ich probiere
mal etwas chinesisches. Sehr lecker!! Micha hat leider überhaupt keinen Hunger. Könnte mir
nicht passieren! Anschliessend widmen wir uns ausführlich dem Souvenirshopping: einen
australischen Wachshut für Micha, diverse T-Shirts für uns beide, einen Perlmuttring für mich
und einen Koalarucksack für Vanessa.
Über den Freeway M 1 verlassen wir Melbourne in Richtung Philipp Island. Dort haben wir
das Besucherzentrum um einige Karten und Broschüre erleichtert. Die haben sowieso so viele
davon und ausserdem müssen wir den stetig wachsenden Prospekt- und Altpapierberg in
unserem Camper füttern! In Cowes, der grössten Ortschaft der Insel finden wir einen schönen
Campingplatz und machen erst mal einen Strandspaziergang. Das Wasser ist reichlich frisch
und lädt nicht unbedingt zum Baden ein und das Hallenbad ist mit hundert kleinen Kindern
überfüllt. Wird heute mal nicht geplanscht!
Nach dem Abendessen fahren wir zum Seal Rock, können aber weit und breit keine Seehunde
entdecken. Wir beobachten die Touristenbusse, die offensichtlich eine spezielle Strecke
abseits der Hauptstrasse nehmen. Vielleicht gibt es da ein paar Seehunde zu sehen. Die
Strasse erweist sich als löchrige Schotterpiste und unser Bodenblech knirscht mehrmals
bedenklich. Micha nörgelt wegen der schlechten Strasse rum und sieht in Gedanken schon
seine Kaution flöten gehen. Wir schaffen es aber natürlich doch, allerdings haben wir immer
noch keine Seehunde gesehen.
Als letzte Attraktion des Tages begeben wir uns zur Pinguin – Parade. In den Dünen der Insel
nisten nämlich die 30 Zentimeter grossen, bzw. kleinen Fairy Pinguine und sie kommen jeden
Abend von ihren täglichen Streifzügen aus dem Meer wieder an Land zum Schlafen. Die
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Besitzerin des Campingplatzes hat uns schon erzählt, dass momentan etwa 1400 Pinguine
hier brüten. Für stolze 13 Dollar Eintritt – die uns einige herbe Anmerkungen über das
australische Raubrittertum und die Wegelagerei entlocken - kann man sich diese
Wanderungen der Frackträger über den Strand zu den Dünen anschauen.
Die Tiere kommen allerdings erst in der Abenddämmerung aus dem Wasser und man soll
schon eine Stunde vorher da sein, damit Ruhe einkehrt. Sonst trauen sie sich nicht raus.
Ein Holzsteg führt über die Dünen zum Strand. Dort sind die zwei große Tribünen in Form
von Steinstufen. Die Stufen werden auch ziemlich schnell voll, allerdings sind von den
Besuchern bestimmt 95 % Japaner. Wir bekommen fast das Gefühl Urlaub in Japan zu
machen.
Wir haben Gott sei Dank unsere Fleece Pullis und unsere Wachsjacken angezogen, denn die
kleinen Kerlchen lassen ganz schön auf sich warten und in der Dämmerung wird es auf den
Steinen direkt am Strand sehr schnell sehr kalt. Einige andere Besucher haben nur kurze
Hosen und T-Shirts an, in deren Haut möchten wir nicht stecken.
Dann endlich sieht man einen kleinen Pinguin aus dem Wasser kommen. Glücklicherweise
haben wir ein Fernglas dabei, denn die sind wirklich
winzig. Der Kerl schaut sich einen Moment um und
verschwindet wieder im Wasser. Nach einer Weile
kommen wieder ein paar an den Strand und bleiben eine
Weile da stehen. Dann kommen noch einige dazu und
schliesslich watschelt eine Gruppe von ca. 20 – 30
Pinguinen ziemlich flott über den Strand und
verschwindet in den Dünen. Ruckartig springen die
Japaner auf und verlassen die Tribüne. Wahrscheinlich hat denen niemand gesagt, dass noch
etwa 1380 Pinguine kommen.
Die Kerlchen sind wirklich zu putzig und absolut sehenswert. Immer wieder schliessen sie
sich zu Gruppen zusammen und machen sich wohlgeordnet auf den Weg zu den Dünen. Bis
die alle an Land sind dauert es fast eine Stunde und auf unserem Rückweg über den Steg sieht
man sie noch überall laut schnatternd zwischen den Dünen sitzen und sich erst mal ausruhen.
Manche haben ihre Nester bis zu einem Kilometer vom Wasser entfernt!
Im Besucherzentrum erfahren wir noch sehr viel Wissenswertes über die kleinen Pinguine.
Trotz Jacken und Pulli sind wir doch sehr durchgefroren und fahren zurück zum
Campingplatz und kuscheln uns dann in unsere warmen Schlafsäcke.
(300 km)
Freitag, den 21.12.2001
Aufgrund akuter Geldverknappung müssen wir nach dem Frühstück erst mal eine Bank
aufsuchen und unsere finanziellen Zustände etwas aufbessern. Auch hier funktioniert die
Kreditkarte wunderbar. Es wird uns ein ewiges Rätsel sein, warum die
Karte bei der Vermietstation in Darwin nicht funktioniert hat.
Gestern haben wir im vorbeifahren einen Wildlife Park gesehen und den
besuchen wir heute. Am Eingang bekommen wir an der Kasse Beutel
mit Tierfutter damit wir die Tiere füttern können und stürzen uns auch
gleich auf das erste Gehege. Endlich Kängurus!!! Mühsam quetsche ich
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meine Hand mit etwas Futter durch das Gitter als Micha mich plötzlich warnt, dass ich mich
nicht erschrecken soll - direkt hinter mir hoppelt ein Känguru frei herum. Das ist wohl
irgendwie über den Zaun gesprungen und ist doch recht scheu.
Nach einigen weiteren Gehegen mit
verschiedenen Känguru-Arten, einige sind nur
so gross wie Kaninchen erreichen wir das
Koala Gehege. Was sind die goldig! So was
Putziges ist uns noch nie untergekommen. Es
sind fünf Stück, einer haut sich gerade mit Eukalyptusblättern die Wampe voll, drei schlafen
in ihre Astgabeln gequetscht und einer schaut uns ganz aufmerksam an mit seinen schönen
braunen Knopfaugen. Sie haben so nette puschelige Ohren und sind die reinsten
Wonneproppen. Am liebsten hätte ich sie gleich mitgenommen, aber Micha hat mich dann
wieder behutsam an das eine oder andere Haustier bei uns zuhause erinnert und ausserdem
hätten wir ja auch gar keine Astgabel.
Ausser Kängurus und Koalas gibt es im Tierpark noch Emus, diverse
Vögel, massenhaft Kakadus, Wombats, Schlangen, Dingos, Tasmanische
Teufel, Warane, Rehe etc. Und ganz, ganz viele freilaufende bzw.
hoppelnde sehr verfressene Kängurus. Die Tiere der ersten Gruppe sind
ungefähr kniehoch mit grauschwarzem Fell. Die zweite Gruppe ist dann
schon bedeutend grösser und rotgrau. Die Weibchen gehen mir fast bis
zur Brust und als uns ein Männchen entgegen kommt wird uns doch ein
wenig mulmig. Der ist sogar im gebückten Zustand grösser als Micha
und er scheint nur aus muskulösen Hinterbeinen zu bestehen. Gott sei
Dank will das Monster aber nicht zu uns, sondern zu der Mutter mit
Kinderwagen die uns aus der anderen Richtung entgegenkommt. Ich
glaube, ich an der Stelle der Mutter würde mein Kind wohl dem
Känguru überlassen und das Weite suchen.
In einem unaufmerksamen Moment rupft uns ein gieriges Känguru doch tatsächlich gleich
den ganzen Futterbeutel aus der Hand und frisst die Tüte gleich mit. Hoffentlich bekommt es
keine Verstopfung!!
Nach über zwei Stunden und massenhaft Fotos reissen wir uns endlich los. Leider!
Wir verlassen Philipp Island wieder und unser Ziel ist heute Lakes
Entrance. Dies ist ein Ferienort am oberen Ende des Ninety Mile
Beach, momentan ist es aber noch sehr ruhig im Ort, der
Urlauberansturm kommt wohl erst nach Weihnachten. Wieder mal
haben wir den Campingplatz fast für uns alleine. Wir beschliessen
die Besitzerin des Platzes zu fragen, wo man hier gut essen gehen
kann, denn unsere Küche bleibt heute kalt. Sie empfiehlt uns den
örtlichen Bowls Club und gibt uns dafür auch gleich noch ein paar
Gutscheine. Ein nettes Volk, diese Australier! Aber erst mal
faulenzen wir noch ein bisschen rum und schmökern in unseren
Büchern. Es ist mal wieder total bewölkt und das animiert uns nicht
zu einem Sonnenbad am Meer.
Der Bowls Club liegt zwar etwas abseits, erweist sich aber als Geheimtipp von Lakes
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Entrance und wir finden uns unter lauter Einheimischen wieder. Wir spielen kein Bowling,
aber Micha fällt über ein riesiges Porterhouse Steak her und ich kann kaum über den Rand
meines Seafood Basket schauen. Wirklich lecker! Bei den Portionen müssen wir allerdings
noch einen Stadtbummel als kleinen Verdauungsspaziergang machen, aber hier ist momentan
wirklich nichts los. Fast alle Läden sind geschlossen und somit studieren wir die Aushänge
vom Immobilienbüro. Ach ist das alles günstig hier, wenn es nur nicht jeden Morgen so weit
wäre bis Hanau... das zieht sich!!!
(340 km)
Samstag, den 22.12.2001
Unser Lesestoff neigt sich langsam dem Ende zu und da wir am Vorabend einen Buchladen
entdeckt haben, durchstöbern wir diesen erst mal. Micha, als gelernter Buchhändler, ist
fasziniert. In einem guten deutschen Buchladen ist alles immer ordentlich alphabetisch
sortiert. Nach Verlag, Roman oder Sachbuch, nach Autoren, Themen, chronologisch etc. Hier
aber steht alles wohltuend kreuz und quer durcheinander. Herrlich chaotisch und man braucht
eine Ewigkeit bis man etwas bestimmtes gefunden hat. Dafür findet man bei der Suche lauter
andere gute Bücher. Auch eine gute Taktik.
Für unsere drei Bücher brauchen wir bestimmt eine Stunde. Lebensmittel im riesigen
Supermarkt nebenan haben wir schneller eingekauft. Wir bummeln noch mal durch den Ort,
da jetzt alle Geschäfte geöffnet haben. Aber es ist nichts wirklich Interessantes dabei, da hier
wie in den anderen Küstenstädten auch Touristenboutiquen und Geschäfte mit Anglerbedarf
überwiegen. Anschliessend schauen wir uns auch noch den Strand an. Neunzig Meilen Strand
sind wirklich ziemlich lang und bei schönen Wetter bestimmt übervölkert. Bei Bewölkung
und starken Windböen ist es aber eher einsam. Da möchte ich noch nicht einmal meinen
kleinen Fußzeh hineinstecken. Der ist bestimmt in Sekunden schockgefrostet und fällt ab.
Heute überqueren wir die Grenze zu New South Wales und umrunden somit die südöstliche
Ecke des Kontinents, verlassen also die Südküste und gehen über zur Ostküste. Unterwegs
sehen wir ein Hinweisschild für einen Regenwald und
entscheiden uns spontan noch mal für einen Spaziergang unter
den Baumriesen. Diesmal sind wir aber besser gerüstet als bei
unserem ersten Besuch - wir ziehen gleich lange Hosen und
sogar unsere Wachsjacken an. Diesmal frieren wir auch nicht
in den Tiefen dieses dichten Waldes wo kaum ein Sonnenstrahl
bis zum Boden durchdringt. Hier hat man sich sogar die Mühe
gemacht, zwei grosse Hängebrücken über einen Fluss zu
errichten und einen erhöhten Steg zu bauen. Der Wald ist
somit nicht nur rechts und links von einem sondern auch über und unter einem. Man ist im
wahrsten Sinne des Wortes mitten im Wald.
Wir übernachten fast im Paradies: in der Stadt EDEN suchen wir den Garden of Eden
Caravan Park und der ist wahrlich mit weitem Abstand das Nobelste was wir den ganzen
Urlaub über vorfinden. In den Dusch- und Toilettenräumen kann man vom Boden essen, man
wird mit Weihnachtsmusik berieselt und die Räume sind so gross, dass man darin Walzer
tanzen könnte. Es gleicht beinahe einem Ballsaal, wahrscheinlich bekäme jeder Besucher des
Wiener Opernballs hier feuchte Augen... Allerdings ist es zur Abwechslung mal ziemlich voll
und alle Familien haben mindestens 500 Kinder. Vielleicht sind wir die vielen Leute auch
nicht mehr gewöhnt, da wir sonst fast immer alleine waren auf den Campingplätzen.
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Wir machen noch einen kleinen Rundgang über den Platz, der an einer Bucht liegt, aber
irgendwie fühle ich mich nicht so wohl. Ich habe fürchterliche Halsschmerzen und mein
Abendessen besteht nur aus Tee.
(250 km)
Sonntag, den 23.12.2001
Von Eden fahren wir entlang der Küste nach Batemans Bay, aber ich bekomme nicht sehr viel
mit, da mir alles weh tut und ich während der Fahrt immer wieder einschlafe – gut, dass
Micha fährt, sonst hätten wir bei den vielen Kurven ein Problem.
Wir machen einen Stop in Bega, der Käsehauptstadt von New South Wales und lesen im
Reiseführer, dass man dort eine grosse Firma besichtigen kann und dass es ein Museum gibt,
in dem man den Käse auch probieren kann – da müssen wir natürlich hin. Das Museum ist
wirklich urig gemacht und sieht aus wie eine alte Scheune; dort wird die Geschichte der Stadt
und der Milchwirtschaft sehr anschaulich dargestellt. Natürlich probieren wir auch reichlich
Käse, aber mit dem guten Käse aus der Schweiz und Frankreich kann er dann doch nicht
mithalten. Die Produktion schauen wir auch an, aber ausser vielen Edelstahltanks gibt es nicht
viel zu sehen. Das Beste ist aber die große Plastikkuh an der die Touristen probemelken
können. Die Kuh hat acht Gummi-Euter und ist ziemlich undicht, aber ich muss es trotzdem
ausprobieren. Micha ist es mal wieder total peinlich mit mir: ausser uns ist zwar keiner da
aber er tut spasseshalber so als würde er mich nicht kennen...
In Batemans Bay haben wir zum erstenmal Mühe einen Campingplatz zu finden. Entweder
sind sie voll oder liegen schlecht, sind hässlich und/oder teuer. Wir überlegen schon, ob wir
weiter fahren sollen, da entdecken wir doch noch einen Platz (East Riverside Holiday Park)
auf der anderen Seite der Flussmündung direkt am Wasser. Da Weihnachten vor der Tür steht
und ich mich nicht sonderlich gut fühle buchen wir gleich zwei Nächte und suchen uns einen
Stellplatz direkt an den Dünen mit Blick auf die Bucht und das Meer aus. Das Wetter ist sehr
sonnig und wir lassen Gott einen guten Mann sein. Micha liest in seinem neuen englischen
Taschenbuch während ich mich schlafen lege. Ich fühle mich als hätte mich jemand den
ganzen Tag verprügelt.
(220 km)
Montag den 24.12.2001
Heilig Abend
Rein krankheitstechnisch haben wir in diesem Urlaub nicht viel Glück. Bis jetzt haben wir
einen aufgeschlitzten Fuss, einen verdorbenen Magen, eine Brandblase am Daumen und jetzt
habe ich richtig Fieber. Ich bin sehr froh dass wir heute nicht Auto fahren müssen und ich
mich im Camper ausschlafen kann. Eigentlich wollten wir ein paar Kilometer weiter einen
Ausritt am Meer machen und abends im Ort schön essen gehen, da heute Heilig Abend ist.
Aber das fällt leider alles flach, da ich bereits auf dem Weg zur Toilette fast aus den Latschen
kippe. Während ich komatös im Camper liege, geniesst Micha einen fahrfreien Urlaubstag
und sein Weihnachtsessen aus Pellkartoffeln und Quark.
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Dienstag, den 25.12.2001
1.Weihnachtsfeiertag
Die Australier feiern Weihnachten - wie auch die Amerikaner - nicht an Heilig Abend
sondern am Morgen des 25.12. und rundherum ist auf dem Campingplatz schon zu früher
Morgenstunde schon reichlich Betrieb, denn die Kinder unserer Nachbarn wollen natürlich
VOR dem Frühstück ihre Geschenke haben. Gleich neben uns ist eine Familie mit einem
Säugling und der bekommt einen aufblasbaren Schwimmreif in Form eines Tiggers (der Tiger
von Winnie Puuh). Das Tier ist grösser als das Baby und löst auch keine grosse Begeisterung
aus. Da kommt bei Micha wieder das Spielkind durch und er möchte am liebsten den Tigger
entführen. Leider passt er nicht mehr ins Gepäck!
Gesund fühle ich mich noch nicht, aber ich lasse mich von Micha Richtung Sydney
kutschieren. In Kiama soll es laut unserem Reiseführer ein grosses und sehr sehenswertes
Blowhole (Blasloch) geben. Allerdings ist zu wenig Seegang heute und das Meer plätschert
nur leicht an die Felsen. Schlechte Werbung, die Gischt denkt nicht mal daran Fontänen zu
machen!
Kurz vor Sydney wird es plötzlich sehr, sehr diesig. Oder neblig? Aber es sieht nicht aus wie
Nebel, sondern mehr wie Qualm! Wir suchen uns einen regionalen Radiosender und erfahren,
dass in der Nähe Buschbrände sind. Da der Qualm dann aber auch plötzlich wieder weg ist,
sind wir nicht weiter beunruhigt.
Unsere Fahrt durch Sydney klappt eigentlich sehr gut (vorbei an Homebush Bay und den
Sportstadien, wo die olympischen Sommerspiele 2000 stattfanden), auch wenn die
Straßennummerierungen nicht mit denen auf unserer Karte übereinstimmen. Wir biegen ab
ins Landesinnere, denn wir liegen gut in der Zeit und unser Ziel ist der Blue Mountain
National Park ca. 40 km westlich von Sydney.
Wir fahren auf der M4, einer richtigen Autobahn, obwohl unser Radiosender sagt, dass diese
wegen Buschfeuer gesperrt ist. Wir haben aber keine grossen Alternativen, denn so viele
Strassen führen nicht zu den Blue Mountains und ausserdem fahren ja auch jede Menge Autos
in dieselbe Richtung wie wir. Plötzlich sehen wir dann aber Strassensperren und es entsteht
prompt ein Stau, denn alle müssen wegen der Buschfeuer die Ausfahrt benutzen und den
Highway verlassen. Gerade als wir die Ausfahrt erreichen winkt uns ein Polizist und räumt
die Sperren weg. Offensichtlich haben sie das Feuer gelöscht und wir können auf unserer
Strecke weiterfahren. Gut so, denn wir haben schon ziemlich verzweifelt alle unsere Karten
zu Rate gezogen um uns eine andere Strecke auszusuchen, die aber ein enormer Umweg
geworden wäre.
Auf dem Mittelstreifen flackern die Feuer noch so vor sich hin und die Strassenschilder sind
ziemlich unleserlich und verschmurgelt, aber wenn man zügig durchfährt passiert auch nichts.
Die könnten hier etwas von dem Regen gebrauchen, den wir in der Wüste hatten. Wir fahren
bis nach Katoomba, der grössten Stadt im National Park und unterwegs sehen wir immer
wieder grosse Feuer. Die haben schon beängstigende Ausmaße, aber die Australier machen
keinen besonders beunruhigten Eindruck. Da merkt man gleich, dass sie damit schon die eine
oder andere Erfahrung gemacht haben.
Wir wollen die Wentworth Falls besichtigen und auf dem Fussweg dahin merken wir sehr
schnell, dass es hier bedeutend wärmer ist; auch die Luft ist extrem trocken. Der Fussweg
dauert ca. 10 Minuten und führt über eine sehr steile felsige Treppe zum unteren Ende der
Wasserfälle. Von der guten deutschen Norm für Stufenhöhen hat man hier auch noch nie
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etwas gehört, die Tritthöhen schwanken schon mal zwischen fünf und fünfzig Zentimetern.
Bergab ist das auch nicht weiter tragisch, aber auf dem Rückweg kommen wir doch etwas ins
Schnaufen. Micha humpelt verbissen-tapfer die Treppe rauf, aber eigentlich komme nur ich
ins Schnaufen - scheint nicht die ideale
Beschäftigung zu sein wenn man vorher
noch mit Fieber im Bett gelegen hat!
Mehrmals mache ich halt da ich das Gefühl
habe jeden Moment zu ersticken. Alle
Touristen die uns entgegen kommen fragen
daraufhin erschrocken wie weit es denn
noch bis zu den Wasserfällen sei und ob
der Weg noch sehr anstrengend ist. Das wäre eigentlich DIE Gelegenheit für einige kleine
gemeine Scherze, aber wir sind dann doch human: einige wollen bei unserem Anblick sogar
gleich rumdrehen, aber nett wie wir sind, reden wir ihnen das dann doch aus. Allerdings führt
der Wasserfall momentan nur sehr wenig Wasser und es handelt sich mehr um ein
Wassertröpfeln.
Die Suche nach einem Campingplatz gestaltet sich heute zum erste Mal etwas schwierig.
Obwohl die Blue Mountains ein beliebtes Ausflugsziel sind ist nirgendwo eine Möglichkeit
zum Campen zu sehen. Auf dem Stadtplan von Katoomba sind dann doch zwei Plätze
eingezeichnet, aber der erste ist voll. Zumindest steht das an der Tür und die Schranke ist
geschlossen, aber es könnte auch daran liegen, dass heute überall Weihnachten gefeiert wird.
Den zweiten Platz finden wir erst mal gar nicht. Laut unserem Plan stehen wir aber genau
davor. Sehr seltsam, alles was wir sehen ist ein verwitterter Garten. Neugierig schauen wir
uns den zu Fuss ein bisschen näher an und stellen fest, dass dies bestimmt mal ein
Campingplatz war – allerdings vielleicht vor 20 Jahren!! Also fahren wir weiter zum nächsten
Ort, aber auch hier ist nichts. Etwas ratlos fahren wir von einem Ort zum Nächsten bis wir
plötzlich in Blackheath im Vorbeifahren ein Minischild mit einem eingezeichneten
Wohnwagen sehen. Wir folgen der Beschilderung und finden nach einigen kleinen
Seitenstrassen einen kleinen Campingplatz am Wald, aber am Eingang steht ein grosses
Schild: sind beim Weihnachtsessen, kommen später wieder. Sucht euch schon einmal einen
Platz und meldet euch an, wenn wir wieder da sind!
Mal wieder ein typisches Beispiel für die Unkompliziertheit der Australier.
Genau das tun wir dann auch und machen es uns im Camper gemütlich. Es scheint zwar
wunderbar die Sonne, aber es ist so windig, dass es uns draussen fast wegpustet. Mein Fieber
ist auch wieder da, also lege ich mich noch ein bisschen hin. Einige Zeit später taucht der
Besitzer auf und Merv ist die Seele von einem Mensch, nett gemütlich und genauso breit wie
hoch. Er jammert fürchterlich, dass er beim Weihnachtsessen zuviel gegessen hat, was man
sich bei seinem Leibesumfang schwer vorstellen kann. Er sieht nicht gerade aus, als könnte er
jemals zuviel essen.
(510 km)
Mittwoch, den 26.12.2001
Es ist eisig kalt heute morgen. Dabei ist doch hier Sommer, wie ist das dann hier bloss im
Winter. Wir beschliessen den Vormittag zu relaxen, da ich immer noch unfit bin. Merv fährt
mit einem kleinen Traktor auf dem Platz herum um die Mülltonnen einzusammeln. Dabei
würde ihm laufen zur Abwechslung gut tun. Dafür ist er aber auch am frühen morgen fröhlich
und vergnügt und zu einem netten Schwatz aufgelegt.
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Schliesslich brechen wir auf zur Besichtigung des Wahrzeichens
der Blue Mountains: Three Sisters, den drei Schwestern. Dabei
handelt es sich um eine Gesteinsformation. Rundherum haben
wir einen tollen Ausblick über die scheinbar unendlichen Wälder
und einige Buschfeuer, da wir uns nämlich auf einem
Hochplateau befinden. Hier erfahren wir auch, warum es Blue
Mountains heißt: die vielen Eukalyptusbäume setzen ätherische
Öle frei, die aus der Entfernung gesehen, der Luftschicht über
dem Wald einen bläulichen Schimmer geben.
Dann schauen wir uns noch Echo Point an, finden aber kein Echo. Ausserdem fahren wir
noch bei der Panorama-Eisenbahn vorbei, aber die ist restlos mit Japanern überfüllt und wir
verzichten dann grosszügig auf eine Rundfahrt. Im Besucherzentrum hat Micha einen
Prospekt für einen Trailritt in unserem Ort gefunden und wir wollen mal vorbeifahren.
Vielleicht können wir ja ein Stündchen ausreiten.
Wir haben nun einige tausend Kilometer in diesem Land zurückgelegt und haben dabei alle
möglichen Strassenverhältnisse gemeistert, aber der Weg zu dieser Ranch schlägt alles. Es
fängt mit einer normalen asphaltierten Strasse an, geht dann zur Schotterpiste über und wird
immer schmaler und steiler. Plötzlich taucht ein Kuhgitter auf und auf dem Pfosten klebt ein
Schild das uns mitteilt, dass es immer noch 4 Kilometer zu der Ranch sind. Vor dem
Kuhgitter machen wir ein Vollbremsung, denn das dahinter verdient noch nicht einmal die
Bezeichnung Trampelpfad. Es sieht nur noch aus wie ein steiles, steiniges, ausgespültes
Bachbett. Wir schauen uns nur wortlos an und ohne Diskussion wenden wir unseren Camper,
fahren wieder zurück und verzichten auf unseren Ausritt. Einen Tag vor der Rückgabe des
Wagens müssen wir ihn nicht noch zu Schrott fahren in einsamem und unwegsamen Gelände
mit Buschfeuern in einigen Kilometer Entfernung.
Da wir morgen den Bus bei Britz abgeben müssen, fangen wir schon einmal an aufzuräumen,
Koffer zu packen und das restliche Brot an die Campingplatzenten zu verfüttern.
(50 km)
Donnerstag, den 27.12.2001
Jetzt wird richtig gepackt. Ein Aushang bei den Duschen macht uns klar, dass es dafür auch
allerhöchste Zeit ist. Wegen der Buschfeuer ist der gesamte National Park und alle
Campingplätze geschlossen. Da es so extrem trocken und windig ist haben sich die Feuer
ziemlich weit ausgebreitet, obwohl wir sie immer nur in der Entfernung gesehen haben.
Auf der Rückfahrt nach Sydney werden wir dann eines Besseren belehrt. Kurz hinter
Katoomba wird es immer diesiger und dann wird der Qualm so dicht dass wir nur noch sehr
langsam fahren können. Allerdings sind wir permanent nur von Qualm umgeben, das Feuer
ist hoffentlich noch in einiger Entfernung. Je näher wir Sydney kommen desto klarer wird die
Luft wieder. In Sydney kommt dann auch gleich wieder richtig Stimmung auf, denn wir
verfahren uns mal wieder gründlich obwohl wir gute Karten dabeihaben.
Wie beim ersten Mal haben wir das Problem dass die Strassennummern auf unserer Karte
nicht mit den echten überein stimmen und plötzlich fahren wir in die vollkommen falsche
Richtung. Also wenden wir erst mal, ignorieren dann die Strassennummern, orientieren uns
nach den Himmelsrichtungen und suchen uns so unseren Weg zur Vermietstation. Das klappt
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prima! Noch einmal voll tanken, denn wir haben das Auto ja auch mit vollem Tank
bekommen, und dann fahren wir auf den Britz-Parkplatz.
Hier ist die Hölle los. Es wimmelt von Touristen aber wir stellen bald fest, dass die alle nur
auf ihren Camper warten. Wir sind die einzigen die einen zurückbringen. Wir müssen zwar
auch eine Weile warten, aber nicht solange wie „ die Neuen“. Wir haben etwas Bedenken, da
der Schlauch zum Frischwassertank ziemlich undicht ist und vor sich hintropft. Das hat er
bereits am Anfang der Tour gemacht, aber es wurde von Woche zu Woche deutlich
schlimmer. Aber wir sind ja nicht ganz auf den Kopf gefallen und haben den Tank fast leer
gemacht. Dann tropft es nämlich kaum noch. Aber das interessiert hier keinen. Der Kerl
schaut nur, ob alle vier Reifen noch dran sind und das Auto noch wie ein Auto aussieht und
schon sind wir es los. Wir bekommen einen Beleg über die Rückerstattung unserer Kaution,
dann rufen sie uns noch ein Taxi, das uns zum Hotel bringen soll und schon sind wir
entlassen.
Nachdem wir ca. 8075 Kilometer quer durch das Land gefahren sind, fühlt es sich fast seltsam
an wenn man gefahren wird. Aber das ist vielleicht auch besser so. Wer weiss wie oft wir uns
hier noch verfahren hätten. Wir sind ruckzuck bei unserem Hotel, dem Travelodge Wentworth
Avenue am südlichen Ende des Hyde Park – mitten in der City. Wir lassen uns genüsslich auf
das Bett fallen. So schön es im Camper auch war, ein Hotelbett hat auch seine angenehmen
Seiten. Dann schalten wir erst mal die Glotze an. Wir sind doch sehr verblüfft über die
Ausmaße der Buschfeuer, südlich der Stadt ist die Feuerfront schon über 30 km lang aber es
bedroht keine Ortschaften und die Feuerwehr hat es angeblich unter Kontrolle.
Gleich um die Ecke ist die U-Bahn Station und wir kaufen uns gleich eine 3-Tageskarte, weil
die billiger ist als Einzelfahrkarten und fahren zur Haltestelle am Hafen, dem Circular Quay.
U-Bahn fahren verwirrt mich immer vollkommen und ich bin mir immer nicht sicher ob ich
im richtigen Wagen in die richtige Richtung sitze. Aber Micha liebt U-Bahn-Fahrten und hat
das voll im Griff, denn sonst würde ich wahrscheinlich noch wochenlang durch die U-Bahn
Schächte Sydneys irren.
Circular Quay ist die Haltestelle direkt am Hafen
und von dort aus erkunden wir den Ortsteil The
Rocks und haben einen tollen Blick über die
Sydney Harbour Bridge und das weltberühmte
Opernhaus. Durch die Buschfeuer ist die Luft aber
sogar hier mitten in der Stadt total trüb und diesig
und es fängt bald an im Hals zu kratzen.
The Rocks begeistert uns total. Das ist das Viertel in dem sich die ersten Siedler damals
niedergelassen haben und die alten Wohn- und Lagerhäuser sind inzwischen zu Restaurants
und Läden umgebaut, ohne dass der alte Charme verloren gegangen ist. Wir bummeln
gemütlich durch die Läden und suchen uns dann ein ruhiges, gemütliches Gartenlokal um uns
erst mal zu stärken. Wir teilen uns einen riesigen Sandwich mit viel Gemüse, Salat und
Hühnerbrust und bekommen einen Vitaminschock durch einen frischen Obstsaft aus Bananen,
Erdbeeren Orangen und Haselnuß. Das klingt ungewöhnlich ist aber ganz lecker.
Wir machen dann noch mal Päuschen im Hotel, da Micha mit seinem Fuss immer noch nicht
so gut laufen kann. Gegenüber haben wir gleich einen Pub und genehmigen uns abends dort
ein kühles Bierchen. Dann fahren wir noch mal an den Hafen und schauen uns Sydney bei
Nacht an. Die Stadt hat wirklich eine schöne Kulisse, sogar Micha der überhaupt keine
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Großstädte mag kann dieser Stadt einiges abgewinnen. Aufgrund zwischenmenschlicher
Kommunikationsschwierigkeiten (auch Streit genannt) können wir uns nicht wegen des
Abendessens einigen und suchen stattdessen noch mal einen Pub auf und nehmen unser Essen
in flüssiger Form zu uns.
Wir haben uns inzwischen daran gewöhnt, dass die Australier ihr Bier eiskalt trinken, aber
hier kommen fast Eiswürfel aus dem total zugeeisten Zapfhahn. Erst haben wir gedacht es sei
eine optische Täuschung oder ein Scherz, aber ich konnte natürlich die Finger nicht davon
lassen. Der Zapfhahn ist wirklich vereist. In allen Pubs hing bis jetzt ein Fernseher in dem
ständig Hunde- oder Pferderennen übertragen wurden. Hier hängen gleich fünf Stück und
man kann auch gleich neben der Theke seine Wetten platzieren. Die Australier sind halt ein
Volk der Zocker.
(120 km)
Freitag, den 28.12.2001
Mit der U-Bahn fahren wir bis zur Haltestelle Town Hall und suchen das Queen Victoria
Building auf – geplant ist sehr zu Michas Freude SHOPPING! In diesem riesigen Gebäude
befindet sich ein nobles Einkaufszentrum, das wir uns sowieso nicht leisten können, aber das
eigentlich Sehenswerte ist das Gebäude selbst. Ein richtiger alter Prunkbau mit Schnörkel und
Stuck etc. im traditionellen königlich-englischen Stil. Das ganze ist sehr nobel und vornehm,
aber die Läden sind halt doch nicht ganz unsere Preisklasse. Sie ziehen sich über drei
Stockwerke und unter der riesigen Kuppel steht ein gigantischer Weihnachtsbaum, der
tatsächlich über alle drei Stockwerke geht. Eine weitere Besonderheit sind die beiden riesigen
Uhren die man im obersten Stockwerk anschauen kann. Sie erzählen die
Besiedelungsgeschichte Australiens und sind als Geschenk zu irgendeinem historischen Tag
von englischen Nobel-Uhrmachern hergestellt worden. Unter anderem sehen wir auch noch
Nachbildungen der englischen Kronjuwelen, das Hochzeitskleid von Prinzessin Margaret
sowie eine vollkommen aus Jade geschnitzte Hochzeitskutsche. Da hat sich wirklich mal
jemand etwas einfallen lassen.
Statt nobel einzukaufen bummeln wir die Hauptstrasse runter zur Monorailstation. Im
Gegensatz zur staat-/stadtlichen öffentlichen U-Bahn ist die eingleisige Monorail im
Privatbesitz und die Strecke der Bahn führt überirdisch über den Strassen von Sydney als
Rundkurs über den Stadtteil Darling Harbour. Für 4 Dollar kann man entweder eine Station
weiterfahren oder sich den ganzen Tag im Kreis fahren lassen. Ganz so doll haben wir es dann
doch nicht übertrieben, aber wir dachten uns dieses Vergnügen als Stadtrundfahrt und
zweimal sind wir dann immerhin rundherum gefahren und haben uns Sydney bzw. Darling
Harbour, das Ausstellungszentrum mit seinen riesigen Hallen, Sydneys Chinatown und den
Haymarket sowie das Aquarium von oben aus angesehen.
Während der Fahrt entdecken wir einen chinesischen
Garten und steigen dann an der dazu gehörigen
Haltestelle aus. Der Garten ist eine Wucht! Mitten in
der Großstadt gelegen hat man in der Anlage das
Gefühl auf einer einsamen Insel zu sein. Wir
schlendern durch den, vor gar nicht langer Zeit im
Rahmen der Jahrtausendfeier, als Zeichen der
australisch-chinesischen Freundschaft, angelegten
Garten. Man spürt keinen Lärm oder die Hektik der
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Grossstadt, es ist sehr entspannend und beruhigend, nahezu meditativ hier
zu lustwandeln. Hier plätschert ein Bach, dort sprudelt nach einer
Wegbiegung hinter haushohem Bambus ein Wasserfall, grosse Bäume
überschatten den mit Lotosblüten bedeckten Seen, die Tempelanlagen
sind versehen mit ausführlichen Erklärungen. Sogar ein chinesisches
Teehaus gibt es, aber uns ist momentan mehr nach einem kühlen Bier –
klingt vielleicht etwas versoffen, aber die Australier sind enorme
Biertrinker und wir müssen uns gestehen, dass man sich ganz schnell ganz
einfach daran gewöhnen kann und ausserdem schmeckt es GUUUUUT!!!
Wir gönnen uns eine kleine Pause und legen im Hotel noch mal eine Runde die Füsse hoch,
informieren uns nachrichtentechnisch über den Stand der Buschfeuer, aber dann geht es
wieder auf Touren. Diesmal begeben wir uns auf den Weg zum botanischen Garten und
wieder einmal fällt uns auf wie freundlich, ruhig und friedlich es hier in Sydney ist. Immerhin
gibt es hier auch über drei Millionen Einwohner (Sydneysider wie der Fachmann/-frau
anmerkt), aber Melbourne und Adelaide waren wesentlich belebter und hektischer und
insgesamt gesehen wahrlich unattraktiver als das sehr sympathische Sydney. Muss wohl an
den Feiertagen liegen, dass hier alle zwischen den Jahren aufs Land rausfahren. Für uns ist
das aber sehr angenehm und wir können langsam nachvollziehen, warum so viele Leute wie
zum Beispiel Joachim „Blacky“ Fuchsberger von dieser Stadt schwärmen.
Der königliche botanische Garten ist riesig und wir sind eine ganze Weile darin unterwegs.
Man könnte hier wahrscheinlich einen ganzen Urlaub verbringen, aber wir überspringen so
wichtige botanische Einzigartigkeiten wie irgendeine letzte Bergschmurgelsteppenfichte (wir
wissen nicht mehr wie sie heisst) die es nirgendwo auf der Welt mehr gibt und überspringen
auch noch das Reptilienhaus, da uns im Moment nicht so sehr nach Gewürm verlangt. Vom
berühmten MacKenzie Point, einem in Stein gehauenen Sitz für eine frühere
Gouverneursgattin, hat man einen schönen Überblick über die ganze Stadt und das Opernhaus
mit der Harbour Bridge im Hintergrund - wie aus dem Bilderbuch oder auf einer Postkarte.
Eigentlich wollten wir auch etwas für die Kultur tun und in die Oper gehen, aber bereits bei
der Buchung des Urlaubs wurde uns gesagt, das die Oper zwischen den Jahren geschlossen ist
und es keine Vorstellungen gibt. Mann kann halt nicht alles haben.
Wir spazieren am Wasser entlang am Government House (Wohnsitz des Gouverneurs von
New South Wales) vorbei zur Oper. Das Wasser ist richtig sauber, obwohl hier sehr viele
Boote und Fähren verkehren. Sogar direkt im Hafen ist das Wasser ganz klar. Da könnte sich
der Main ein Scheibchen, bzw. ein Tröpfchen von abschneiden.
Zum Abendessen suchen wir uns ein schönes Lokal in The Rocks. Wir sitzen in einem
grossen Wintergarten, das Essen ist wieder einmal prima und wir können uns amüsieren über
all die Touristen die an den sogenannten angesagten „In-Kneipen“ Schlange stehen um einen
Tisch zu ergattern. Wir müssen uns nur masslos ärgern über die Bedienungen, die uns und
andere Gäste komplett ignorieren, noch nicht einmal bezahlen dürfen wir – ich trage der
Kellnerin sogar noch das Geld nach und muss auf das Wechselgeld warten. Naja, zum
krönenden Abschluss gönnen wir uns in „unserem Pub“ noch ein eiskaltes Bier – nach dem
Stress des Tages eine wohltuende Erholung, es könnte aber auch daran liegen, dass dies unser
letzter Abend ist und wir den Abschiedsschmerz ein bisschen mit Alkohol betäuben möchten.
Samstag, den 29.12.2001
Auch die schönsten Sachen gehen leider irgendwann zu Ende. Heute ist unser letzter Tag, also
packen wir endgültig unsere Koffer und haben Mühe auch wirklich alles hinein zu
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bekommen. Wieso vermehrt sich im Urlaub eigentlich alles? Die Taschen können wir Gott sei
Dank im Hotel deponieren, denn unser Flug geht erst mittags.
Da wir die Harbour Bridge noch gar nicht
überquert haben, studiert Micha noch mal den UBahn Fahrplan und es gibt tatsächlich eine Route
über die Brücke. Dank Michas guter Führung
finden wir diese auch gleich und schauen uns die
Stadt noch einmal von der anderen Seite an und
geniessen den Ausblick von der Brücke. Die
Stahlkonstruktion ist schon beeindruckend und
im Reiseführer lesen wir nach, dass die Traglast
der Brücke mit 72 Dampflokomotiven getestet
und danach für den Verkehr freigegeben wurde.
Nach einem abschliessenden Bummel durch die Stadt und – mit einem leichten Tränchen in
einem Auge – durch The Rocks und ein wenig Shopping setzen wir uns noch ein wenig in den
kleinen Park direkt am Hafen und lassen Gott einen guten Mann sein. Wir sehen ein wenig
dem Treiben der Strassenmusikanten am Hafen und den Pantomimen zu, lesen ein wenig in
unseren Büchern aber schliesslich raffen wir uns auf, holen in unserem Hotel die Taschen ab
und ich pfeife ganz lässig ein Taxi herbei und ab geht es zum Flughafen. Unser Taxifahrer ist
ein kleiner lebenslustiger Italiener, der uns auf der kurzen Strecke seine ganze
Lebensgeschichte erzählt. Er klärt uns auch noch über ein Strassenschild auf, das wir in den
letzten Tagen öfters gesehen haben: Double Merits during Christmas! Während der
Weihnachtsfeiertage werden alle Verkehrsdelikte doppelt bestraft, d.h. zu schnelles fahren
kostet statt 30 Dollar jetzt 60 Dollar bzw. statt 3 Punkten erhält man dann 6 usw.
Das sind leichte Wild West Methoden aber es scheint zu funktionieren, denn alle fahren sehr
ordentlich. Aber sie sind auch in den letzten vier Wochen immer sehr ordentlich gefahren,
denn 8000 km in vier Wochen sind in Australien wesentlicher entspannter zu fahren als in
Deutschland.
Unser Rückflug dauert ca. 5 Stunden länger als der Hinflug, da wir ja noch ganz Australien
überqueren müssen. Aber wir sind optimistisch, Malaysian Airlines hat bequeme Sitze, gutes
Essen und viele Getränke, eigentlich müssten wir die 22 Stunden aushalten können.
Die Ausreise ist einfach und unkompliziert, wir hoffen ja darauf die Buschfeuer aus der Luft
zu sehen, allerdings ausser Qualm und/oder Wolken leider Fehlanzeige. Die richtigen
Komplikationen stellen sich dann allerdings nach 8 Stunden Flug bei unserem Zwischenstop
in Kuala Lumpur ein: wir müssen umsteigen und haben regulär 2 Stunden Aufenthalt.
Allerdings kommt unser neuer Flieger aus Singapur und hatte dort schon technische
Schwierigkeiten. Mangels Information müssen wir ein wenig ungeduldig ausharren, bis die
Maschine noch mal durchgecheckt wird; wir nehmen dies gelassen hin, weil es sich wohl
nicht ändern lässt und uns auch sicherer erscheint, obwohl einige andere Deutsche sich mal
wieder lautstark daneben benehmen.
Schliesslich können wir mit drei Stunden Verspätung losdüsen, aber – wie toll – diesmal
fliegen wir entgegen der Erdrotation und MIT der Nacht; somit ist für uns mehr als fünfzehn
Stunden dunkel. Micha kann im Flugzeug wieder nicht schlafen und verzweifelt beim dritten
Anschauen von Jackie Chan in „Rush Hour 2“.
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Aber alles geht mal vorüber und wir überqueren im ersten dämmrigen Tageslicht die Alpen.
Wir sehen Deutschland ganz schneebedeckt und landen in einer winterlichen
Märchenlandschaft an einem strahlend sonnigen Sonntagmorgen. Der Unterschied zum
hochsommerlichen Australien ist schon enorm, aber wir sind schon zu lange an diesem Tag
unterwegs um uns stressen zu lassen. Es ist schön Urlaub zu machen und etwas anderes zu
sehen und Abenteuer zu erleben; es ist aber auch schön, wieder zuhause zu sein.
Unser besonderer Dank gilt allen unseren Verwandten, Freunden, Bekannten und unseren
Hochzeitsgästen, die mit Ihren grosszügigen finanziellen Hochzeitsgeschenken diese
wunderbare Reise erst möglich machten!
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