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Paul Watson, Gründer und Vorsitzender der Sea Shepherd Conservation Society1 (2007):
Ist das der Anfang vom Ende des Lebens auf dem Planeten
Erde so wie wir es kennen?
Es gibt nur eine biozentrische Antwort
Hat die Menschheit eine Zukunft?
Wir erleben gegenwärtig, was Erhaltungs-Biologen als die Holozän-Ausrottung bezeichnen.
Es ist die sechste globale Massenauslöschung von Leben, die im Zeitraum der letzten 439
Millionen Jahre stattfindet.
Die vorausgegangenen fünf Auslöschungen beseitigten jeweils zwischen 50 und 95 Prozent
der Arten. Das letzte solche Ereignis fand vor 65 Millionen Jahren statt und beendete die
Jurassische Periode. Es war ein umwälzendes Ereignis, das die Dinosaurier, die damals
dominanteste Tiergattung, beseitigte.
Die Evolution braucht jeweils 10 Millionen Jahre, um solche Einbrüche in die Artenvielfalt
wieder wettzumachen und das Niveau von zuvor wieder zu erreichen.
Die Welt sah während zehn Millionen Jahre nach der Jurassischen Katastrophe radikal anders
als zuvor aus, als es noch Dinosaurier gab. Die Welt nach der Holozänen Auslöschung, in der
wir gegenwärtig stecken, wird ebenso grundlegend anders aussehen, und ebenso wird die
dominante Spezies fehlen: es ist heute die Spezies Mensch.
In gewisser Hinsicht könnte man die Holozäne Auslöschung auch den „Holozänen kollektiven
menschlichen Selbstmord“ nennen.
Nach allem sind wir Homo sapiens die letzten Überlebenden des Zweiges der Hominiden,
eine zoologische Gruppe, die eine Zeit lang florierte. Die Familie der Käfer zum Beispiel
umfasst zum Vergleich um die 700 000 Arten. Ungleich unserer Stammlinie werden viele
Käfer die Holozäne Auslöschung überleben.
Doch was in Wirklichkeit heute geschieht, ist das Ergebnis des kollektiven Handelns von uns
Hominiden. Wir sind die unbarmherzigen territorialen Primaten, deren Zahl weit über das
Niveau der weltweiten Tragfähigkeit hinaus gewachsen ist, weil wir über tödliche
Verhaltenseigenschaften verfügen.
Dies geschah nicht erst gestern, etwa als wir uns der der Gefahren der globalen Erwärmung
bewusst wurden. Es begann schon vor 50 000 Jahren, als ein relativ nackter Primate aus
Äquatorialafrika stolperte und die Megafauna seiner Zeit zu beseitigen begann. Wo immer
diese Kreatur – unser Vorfahre – hingelangte, folgte der Ankunft das grosse Aussterben der
Megafauna. Die primitiven Hominiden waren gut organisierte, wirkungsvolle Verbände von
Schlächter. Bei ihrem Vormarsch fielen Mammut, Säbelzahntiger, Höhlenbär, Riesenfaultier,
1
Militante internationale Organisation zum Schutz des Lebens der Meere, 1977 im Geist von Deep Ecology
gegründet
1
Kamel, Pferd und Wolliges Rhinozeros den Steinwaffen und gelegten Buschbränden zum
Opfer. Die Auslöschung all dieser Grosstierarten ist direkt den „primitiven“ Jägern
anzulasten. Der Ausjagung der Megafauna folgte die Entwicklung von Landwirtschaft und
Tierzähmung. Gezähmte Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine wuchsen in Überzahl und
weideten grosse Flächen von Grasland nackt ab. Bewässerungssysteme hatten die Vergiftung
der Böden zur Folge. Dann folgte die Industrie bis zum Punkt, wo riesige Mengen von
fossilen Brennstoffen verbrannt wurden.
Man betrachte zum Beispiel Australien. Da lebten und ernährten sich in der Wildnis vor über
50 000 Jahren die unglaublichsten Kreaturen. Heute sind sie verschwunden.
Sie waren Opfer von Feuer, welche die ersten menschlichen Einwohner, die Vorfahren der
heutigen Aborigines, über weite Distanzen legten. Was immer der Grund dafür war: Diese
Flächenbrände waren verheerend, ihre Folge war die massive Ausrottung von Arten, vor
allem der ganz unglaublichen Megafauna des Kontinentes.
So widerfuhr dem ganzen Ökosystem Australiens vor 50 000 Jahren durch die Menschen ein
Bruch und eine Degradation. Die Feuer beseitigten die Nahrungs-Ressource für weidende
Tiere wie zum Beispiel einen 100 Kilo schweren, flugunfähigen Vogel Namens Genyornis.
Beuteltiere von der Grösse von Grizzly-Bären wurden ausgetilgt. Ebenso verschwanden für
immer Schildkröten von der doppelten Grösse der heutigen auf den Galapagos-Inseln und
Schlangen und Eidechsen von gegen 10 Metern Länge.
Alles in allem verschwand infolge menschlichen Eingriffs in Australien 85% der Megafauna.
Gemäss den Forschungen von Wissenschaftern der Universität von Colorado, der
Australischen National-Universität und der Universität von Washington ergab die Analyse
des organischen Materials in ungefähr 700 Eischalen von Eiern, die vor Tausenden Jahren
von Genyornis newtoni gelegt worden waren, dass diese Vögel in einer äusserst reichen
Vegetation lebten, die plötzlich verarmte. Dies fällt mit der Kolonisationsperiode Australiens
durch Menschen zusammen, die von Indonesien her kamen.
„Es war ein systematisches Niederbrennen, welches den katastrophalen Zusammenbruch der
Populationen der grössten Tiere hervorrief.“ (Glifford Miller von der Nationaluniversität in
Canberra in einem Interview.)
„Die Flächenbrände veränderten die Umwelt so drastisch, dass, was zuvor Wald gewesen war,
zu einer trockenen Landschaft mit kümmerlichen Büschen und Gras wurde, in der nur noch
kleinere Tiere überleben konnten, die sich mit vielfältigerem Nahrungsangebot zufrieden
gaben, während die anspruchsvolle Megafauna verschwand.“ (G. Miller.)
„Es kann überall und allezeit geschehen: Menschen sind Teil des Ökosystems, dringen sie in
ein solches ein, so verändern sie es zwangsläufig; oftmals so schnell, dass andere Teile des
Ökosystems keine Zeit mehr haben, sich anzupassen. Das Ergebnis ist Auslöschung.“ (Miller)
Es gab Fälle steter Abnahme von Beständen über Tausende von Jahren, und plötzlich
beschleunigte sich die ökologische Abwärtsspirale.
Heute hat die Weltbevölkerung bei weitem die globale Tragfähigkeit überschritten und
produziert enorme Mengen von flüssigem, festem und gasförmigem Abfall. Die biologische
Vielfalt wird durch Überbevölkerung, Vergiftung, landwirtschaftliche Monokultur,
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Neophyten und Neozoon, Urbanismus, Lebensraumzerstörung, Meeresversäuerung, Ozonloch
und Klimaveränderung (Erderwärmung) bedroht. Es ist ein immer schnellerer Zug
ökologischer Kalamitäten.
In diesem Zug sitzen alle Spezien der Erde als unfreiwillige Passagiere, und die Menschen
sind die verrückten Lokomotivführer, die nicht auf das Bremspedal drücken wollen.
Der letzte Report der International Union for the Conservation of Natur’s Red List (IUCN)
ermittelt den Status der 1.5 Millionen wissenschaftlich beschriebenen Arten. Sie kommt zum
Schluss, dass bis 2150 die Hälfte davon verschwunden sein wird.
Das ist eine katastrophale Prophezeiung, doch ist sie in den Welt-Medien erstaunlich
abwesend. Niemand will davon etwas hören. Es ist deprimierend. Lieber leugnen wir
kollektiv ökologische Wirklichkeiten ab.
Es gibt Leute, welche die Holozäne Auslöschung ableugnen. Das Aussterben von Arten sei
natürlich. Das stimmt, doch lag sie während Millionen von Jahren bei einer Art pro Jahr und
die Nische wurde sofort wieder durch eine sich neu spezialisierende Art aufgefüllt.
Heute verlieren wir jedoch Arten viel schneller, als sie ersetzt werden, und ganze ökologische
Nischen werden permanent entleert.
Bei der Beobachtung von 40168 Arten durch die 10000 Wissenschafter der IUCN wird
festgestellt: Eines von vier Säugetieren, einer von acht Vögeln, eine von drei Amphibien, eine
von drei Koniferen und andern Gymnospermen ist gegenwärtig in Gefahr, ausgelöscht zu
werden. Die Auslöschgefahr anderer Klassen von Organismen ist weniger gründlich
analysiert, doch ganze 40% der geprüften Spezien auf dem Planeten sind in Gefahr, über 50%
der Reptile und Insekten, 73% der Blütenpflanzen.
Die Vernichtung des Wildlebens der Meere wird für noch viel ernster gehalten. Nur 4% des
Kabeljaus der Nordhemisphäre dürfte überleben; die Haie werden mit einer Rate von 100
Millionen Exemplaren pro Jahr ausgerottet.
Gemäss den konservativsten Schätzungen – sie beruht auf den Auslöschungen des letzten
Jahrhunderts - ist die gegenwärtige Rate des Erlöschens von Arten 100 Mal grösser als die
natürliche. Der Harvard-Biologe Edward O. Wilson rechnet aber damit, dass die wirkliche
gegenwärtige Rate 1000 bis 10000 Mal grösser ist. Wir verlieren jeden Tag 200 Arten.
Erinnern wir uns: unter natürlichen Verhältnissen wäre die Norm bei 1 Art pro Jahr. Wilson
sagt voraus, der gegenwärtige Lauf werde bis 2100 zur Auslöschung der Hälfte aller
pflanzlichen und tierischen Arten führen.
Diese Tendenz ist überall um uns herum im Gange und nimmt rapide zu. Natürlich ist es
leicht, dies ausser Acht zu lassen und sein Geschäft nach dem Motto ‚Was ich nicht weiss,
macht mir nicht heiss’ wie eh und je weiter zu führen.
Würden wir aber so handeln, wenn uns eine tödliche Krankheit diagnostiziert würde? Nein.
So deprimierend diese Enthüllung auch wäre, so würden wir sofort nach möglichen
Heilmitteln suchen. Wir würden nach einer Heilung Ausschau halten. Wir würden versuchen,
zu überleben.
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Das Welt-Ökosystem ist ein ganzheitlicher Organismus und funktioniert sehr ähnlich wie der
menschliche Körper. Wasser ist das Blut der Erde. Es übt dieselbe Funktion im Körper wie
auf der Erde aus. Wasser führt Nährstoffe zum Land und führt Abfälle zum Meer, zu Salzseen
oder Salz-Marschen, die ähnlich wie die Leber für den Körper wirken und das Wasser von
Giftstoffen befreien. Wasser zirkuliert im Ökosystem aus dem Meer weiter in die Wolken und
über den meteorischen Niederschlag aufs Land. Antrieb dieser Pumpe ist die Sonnenenergie,
das Herz der Erde. Diese dauerhafte Kreisbewegung von Nährstoffzufuhr und Abführung von
toxischem Rest hält den Boden fruchtbar.
Ein Strom ist eine Arterie und Vene, und Flüsse und Bäche sind die Kapillaren. Leg einen
Fluss in ein Flussbett und eine Arterie wird zerschnitten, sodass Nährsalze unnütz
Flussabwärts geschwemmt werden; andererseits ist eine Vene durchschnitten, welche toxische
Reststoffe vom Land zum Meer wegtransportieren und dort reinigen müsste.
Plankton, Pflanzen und besonders Wälder sind die Lungen der Erde; sie beseitigen
Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff. Überfischung, Plankton-Ernte und Entwaldung
vermindern wortwörtlich die globale Lungen-Kapazität.
Spezien wirken in wechselseitiger Abhängigkeit, um interaktiv günstige Strategien zu
entwickeln, welche das Ökosystem aufrechterhalten und stärken. Jede Spezies, die
verschwindet, reduziert das System und schwächt den Gemeinschaftskörper der Biosphäre.
Die Menschen wirken gegenwärtig auf diesen Körper nicht anders als wie ein eindringendes
Virus, wodurch das ökologische Immunsystem beeinträchtigt wird.
Ein Virus tötet seinen Wirt und das ist genau das, was wir mit dem lebenserhaltenden System
des Planeten Erde tun. Wir töten unsern Wirt, die Erde.
Ich bin schon schwer dafür kritisiert worden, dass ich die Menschen als „AIDS der Erde“
bezeichnet habe. Ich sehe keinen Grund dafür, mich für diesen Vergleich zu entschuldigen.
Unser virenartiges Verhalten kann das Ende für die gegenwärtige Biosphäre als auch für uns
selbst bedeuten. Wir sind sowohl das, was die Krankheit erzeugt, als auch das, was diese
verbreitet. Doch haben wir ebenfalls die Möglichkeit, das Anti-Virus zu sein, sobald wir nur
endlich die Symptome erkennen und wider die Krankheit mit wirkungsvollen Massnahmen
und Kontrollen kämpfen.
John Muir schrieb einst, wenn wir an einem Faden des Netzes der Natur zögen, wir fänden,
dass er mit jedem andern Teil dieses natürlichen Netzes verbunden ist.
Die Symptome sind vor unsern Augen sichtbar. Nimmt die Anzahl der Bienen ab, schwindet
auch die Flora, die auf Pollenbefruchtung angewiesen ist. Räuberische Ameisen schützen
hundert heute bekannte und beschriebene Tierarten, von Käfern bis Vögeln, vor Parasiten.
Grauwale kehren in die Mexikanischen Lagunen zurück, unterernährt. Die Populationen von
Hai und andern grossen räuberischen Fischen sind in unsern Ozeanen um 65 bis 95 %
reduziert. Ganze Fischarten sind im Zustand schnellen Zusammenbruchs, insbesondere die
kommerziell wichtigen Arten wie Dorsch, Salm, Schwertfisch und Thunfisch.
Siebzig Arten südamerikanischer Frösche gelten für in den letzten zwei Jahrzehnten
ausgerottet. Tausende von Insektenarten in den Regenwäldern verschwinden, nie je entdeckt
und klassifiziert.
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Ich erinnere, wie ich vor einigen Jahrzehnten über die Strände von Vancouver ging. Jeder
einzelne Stein, den man umkehrte entliess ein Geschwader von aufgescheuchten Jungkrabben,
die flüchtend einen neuen Schutz suchten. Ich war fasziniert durch die schiere Menge von
winzigen Krustazeen, die auf diesen Spaziergängen zu beobachten waren. Unlängst fand ich
auf einem Spaziergang dort unter den grössten Steinen keinen einzigen Krabben mehr. Sie
sind von vietnamesischen Einwanderern leer geputzt worden, die wie Heuschrecken diese
Strände heimsuchten und sie leer fegten. Kritisierte man das als Ausbeutung, so bekam man
sofort die Anklage auf Rassismus zu hören.
Heute sind Gattungs-Rassismus, Kulturrechte und das Recht, die Natur für kommerzielle
Zwecke auszubeuten, die Waffen, um Über-Ausbeutung von Arten und die Zerstörung
natürlicher Habitate zu rechtfertigen.
Es gibt nur eine Kur, nur einen Weg, die gigantische Epidemie der Arten-Ausrottung zu
stoppen. Die Lösung erfordert eine ausserordentlich gewaltige Anstrengung aller
menschlichen Gesellschaften, sie ist aber erreichbar.
Wir müssen den Planeten wieder der Wildnis überlassen. Wir müssen „selbst wieder zum
Garten zurück“, wie Joni Mitchell einst so poetisch sagte.
Das ist ein Prozess, der die gründliche, vollständige Überprüfung aller ökonomischen,
kulturellen und Lebensstil-Formen in allen menschlichen Gesellschaften beinhaltet. Innerhalb
unserer gegenwärtigen anthropozentrischen Geisteshaltung ist keine Lösung möglich. Sie
erfordert die vollständige Umwandlung aller menschlichen Wirklichkeiten.
Die Alternative dazu ist unvorstellbar. Gehen wir das Problem nicht an, werden wir mit der
vollständigen Verwandlung des Planeten in ein verarmtes Ökosystem konfrontiert, dessen
einstige Vielfalt der Lebensformen durch Massen-Ausrottung zerstört, dessen Stabilität
erschüttert sein wird.
Vor 150 Jahren schrieb Henry David Thoreau: „in der Wildnis liegt die Bewahrung der Welt“.
Wir sollten nicht in menschlichen Gemeinschaften leben, welche winzige, geschützte
Ökosysteme enthalten, sondern menschliche Gemeinschaften sollten in kleinen Populationen
als Enklaven in einem umfassenden wilden Ökosystem bestehen. Keine menschliche
Gemeinschaft sollte grösser als 20 000 Menschen zählen; zwischen diesen Gemeinschaften
sollten Wildnis-Zonen sein. Kommunikationen mögen die Gemeinschaften verbinden.
Mit andern Worten, die Menschen sollten in Pärken inmitten von Ökosysteme statt inmitten
von Städten wohnen. Wir brauchen grosse Gebiete auf dem Planeten, wo keine Menschen
leben und die andern Arten sich frei entwickeln können, ohne dass die Menschen
intervenieren.
Wir sollten auf intelligente und radikale Weise die Weltbevölkerung auf weniger als eine
Milliarde bringen. Wir sollten jeden Nationalismus, jeden Stammeschauvinismus beseitigen
und Erdlinge werden. Und als Erdlinge müssen wir zur Einsicht kommen, dass all die andern
Arten, die auf diesem Planeten leben, ebenso seine Bürger, also Erdlinge sind. Dies ist ein
Planet von unglaublicher Vielfalt von Lebensformen, kein Planet von nur einer Art, wie viele
von uns glauben.
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Wir müssen aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen und nur Wind, Wasser und
Sonnenenergie benutzen (Wind-, Wassermühlen, Solar-Panels). Die andere weitere Energie
ist diejenige der geballten Kraft der Gemeinschaften und der Generationenfolge.
Transport über Wasser sollt mittels Segel erfolgen. Die grossen Segler waren die schönsten je
gebauten Schiffe und sollten unseren Bedürfnissen genügen. Lufttransport, sofern notwendig,
sollte nur mittels Solarenergie geschehen.
Der gesamte Konsum sollte lokal bleiben. Keine Nahrungsmittel sollten über Hunderte von
Kilometern zu den Märkten transportiert werden. Der ganze kommerzielle Fischfang gehört
abgeschafft. Sind lokale Gemeinschaften auf Fischfang angewiesen, dann nur mit
Handfischerei.
Vorzugsweise vegetarische oder vegane Diät könnte sich durchsetzen. Wir sollten Herden von
Klauentiere wie Kühe und Schafte ersetzen und sie durch Klauentiere wie Bisons (Wisente)
und Karibus (Elche) ersetzen, wobei diese Tiere in freier Wildbahn lebten. Wir sollten die
Räuber-Beutetier-Beziehung wieder herstellen und Wolf und Bär wieder in die Wildbahn
zurückbringen. Wir brauchen die Gross-Raubtiere und grossen Klauentiere, nicht zum Essen,
sondern als Wächter des Landes, welches Kohlendioxid absorbiert und Sauerstoff erzeugt.
Wir sollten sie respektieren, wie sie uns scheuen.
Wir sollten alle Zäune und Landschaftsbarrieren entfernen und zerstören, welche das Leben
der Wildtiere daran hindern, sich frei auf dem Land zu bewegen. Wir sollten die Population
von Hund und Katz drastisch reduzieren. Die Hauskatzen auf der Welt fressen mehr Fische
als alle Robben der Welt und die Kühe gehört heute mit zu den grössten Meeresraubtieren,
denn mehr als die Hälfte der gefangenen Fische wird zu Rinderfutter verarbeitet.
Wir sollten aufhören, herumzufliegen, mit Autos herumzufahren, auf Kreuzfahrten zu gehen.
Die Mennoniten überleben ohne Autos und das können alle Menschen.
Wir können eine gewisse Technologie behalten, aber nur in den gewissen Grenzen, die Henry
David Thoreaus Leitspruch setzt: „Einfach, einfach, einfach“.
Wir brauchen ein Wirtschaftssystem, das allen Erziehung, Sicherheit, medizinische
Versorgung und Hilfe garantiert, doch ohne Massenproduktion und den verschwenderischen
Gebrauch von Ressourcen. Das klappt aber nur im Rahmen einer viel geringeren
Weltbevölkerung.
Sollen wir noch Kinder haben? Voll verantwortlich und ganz der Pflicht ergeben ist heute nur
ein geringer Prozentsatz der Weltbevölkerung. Elternsein sollte eine Karriere sein. Genau so
wie einige Menschen kompetente und passionierte Ingenieure, Musiker oder Rechtsanwälte
sind, können andere gut vorbereitet und leidenschaftlich gern den Beruf von Vater und Mutter
ausüben. Schulen sind nicht erforderlich, wo Berufs-Eltern gleichzeitig die Erzieher und
Lehrer der Kinder sind.
Dieser Ansatz bezüglich der Elternschaft ist sicher radikal, sicher aber einem System
vorzuziehen, in dem jedermann sich für befähigt hält, Kinder aufzuziehen, die gute
Konsumenten und Rädchen im Produktionsgetriebe werden. Eine Ökonomie und eine Politik,
die auf kontinuierlichem Wachstum basiert, falliert am ökologischen Gesetz beschränkter
Ressourcen.
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Es stellt sich selbstverständlich ein grosser Haufen komplizierter Fragen, wie die Modalitäten
eines Lebensentwurfes aussehen sollen, der uns erlauben soll, die Folgen des dereinst
vergangenen ökologischen Wahnsinns zu überleben.
Einen krebsbefallenen Körper zu heilen bedarf einer radikalen und invasiven Therapie;
ebenso kann die Heilung der Biosphäre vom Virus ‚Mensch’ nur mittels radikaler und
invasiver Therapie erfolgen.
Das wird nicht einfach sein; immerhin besser als die Alternative.
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