Exposé bzw. Einleitung Die Einleitung steht zwar am Anfang einer wissenschaftlichen Arbeit, doch wird sie in der Regel zuletzt geschrieben bzw. überarbeitet. Nachdem Sie das Thema gefunden und eingegrenzt haben, sollten Sie zunächst ein Exposé, also einen Arbeitsplan oder Konzeptpapier [oder auf Englisch ein Proposal] anfertigen. Wenn sich der Arbeitsplan dann am Ende des Arbeitsprozesses weitgehend umsetzen liess, was ja nicht von vornherein sicher ist, ist das Exposé schliesslich eine gute Grundlage für die Einleitung, denn die Bestandteile von Exposé und Einleitung sind weitgehend identisch, wenngleich ein gutes Expose zumeist ausführlicher ausfällt als die spätere Einleitung. Was ist nun aber der Unterschied? Der Unterschied zwischen Exposé und Einleitung liegt in der Funktion. Ein Exposé als Arbeitsplan soll zeigen, ob Ihr Vorhaben realistischerweise mit den angegebenen Mitteln und im vorgegebenen Zeitrahmen bearbeitbar ist. Sie schreiben es für sich selbst zur Orientierung, aber auch für den Betreuer/die Betreuerin Ihrer Arbeit. Ihr Konzeptpapier dient dazu, ein gemeinsames Verständnis zwischen Ihnen und der Lehrperson hinsichtlich der Inhalte und Methoden, ggf. auch ihres theoretischen Ansatzes in der Arbeit herzustellen. Die betreuende Person kann und sollte Sie aufgrund des Erfahrungsvorsprungs rechtzeitig warnen, wenn Ihre Vorgehensweise wenig Erfolg verspricht oder Ihre Ziele zu wenig anspruchsvoll oder zu ambitioniert ausfallen. Die Verständigung mit der Lehrperson auf Grundlage eines möglichst präzisen Exposés soll Ihnen Sicherheit geben, dass Sie sich auf einem guten Weg befinden. Verstehen Sie daher Hinweise zu einer Überarbeitung Ihres Exposés nicht als zusätzliche Belastung, sollen diese Hinweise Ihnen doch Umwege oder späte Korrekturen und damit zumeist auch den damit verbundenen zusätzlichen Zeitaufwand ersparen. Ihr Expose ist schliesslich so etwas wie eine Anleitung, die Sie sich selbst gegeben haben. Wenn Sie dem roten Faden Ihres Plans folgen, ist die Gefahr geringer, dass Sie vom Wege abkommen und sich auf Nebenwegen an Themen abarbeiten, die vielleicht auch interessant sein mögen, aber nicht im Kern zu Ihrer Fragestellung gehören. Andererseits ist es auch nicht aussergewöhnlich, dass Sie auf Probleme stossen und deshalb von ihrem ursprünglichen Plan begründet abweichen. Die Einleitung schreiben Sie dagegen für ein potentiell grösseres Publikum, auch wenn Ihre Betreuungsperson sicher der erste und wichtigste Leser sein wird. Sie schreiben diese nicht mehr aus der Planungsperspektive, sondern nach hoffentlich erfolgreicher Anfertigung der Arbeit. Sie stellen nicht mehr dar, was Sie vorhatten und welche möglichen Wege zum Ziel führen könnten, sondern wie Sie zum Ziel gekommen sind. Der Umfang einer Einleitung beträgt 5-10 % der gesamten Arbeit. Das Exposé mag – wie erwähnt – länger ausfallen, doch zum Zeitpunkt der Anfertigung des Exposes ist der Umfang Ihrer Arbeit ja noch unklar, abgesehen vielleicht von formalen Rahmenvorgaben zur Länge. Orientieren Sie sich also an den im Folgenden dargstellten Bestandteilen, zu denen Sie jeweils schon möglichst ausführlich schreiben. Einige Teile des Exposes mögen dann später vielleicht sinnvoll im Hauptteil Verwendung finden. In Expose oder Einleitung beantworten Sie in der Regel folgende Fragen: Im ersten hinführenden Abschnitt können und sollten Sie das Interesse des Lesers wecken. Dazu eignen sich erstaunliche Informationen, ein wörtliches Zitat, oder dergleichen … Im Folgenden behandeln Sie eine Reihe von Punkten in einer sinnvollen Reihenfolge: Ziel und Fragestellung: Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrer Arbeit? Formulieren Sie eine oder mehrere Fragen, die Sie beantworten möchten. Im Falle mehrerer Teilfragen sollten Sie diese systematisch präsentieren. [Welche Frage/n möchten Sie beantworten?] Relevanz Ihres Themas: In jedem Fall sollten Sie auch erläutern, warum und für wen Ihr Thema relevant ist. Geht es eher um einen praktischen oder theoretischen Nutzen? Verortung/Kontextualisierung: In welches Fachgebiet gehört Ihre Fragestellung und welche Erkenntnisse liegen hier schon vor? Den Forschungsstand findet man gelegentlich auch schon in einem Aufsatz zusammengefasst. Andernfalls suchen Sie zunächst nach einem möglichst aktuellen Handbuchartikel. Hier können und sollen Sie zeigen, dass Sie wissen, in welchem kleinen Teilgebiet Sie arbeiten und dass Sie relevante Literatur gesichtet haben. Die entsprechende Literatur geben Sie auch schon am Ende des Exposes im Literaturverzeichnis an. “Sie können den state of the art zu Ihrer Forschungsfrage nicht auf Basis eines Buchs oder einer Veröffentlichung erarbeiten. Im Gegenteil: Nach Plümper (2012, S. 51) müssen Sie schon „die 30-40 wichtigen Artikel und die 3-8 relevanten Bücher“ zu Ihrer Fragestellung gelesen haben, um sich einen Überblick zum Forschungsstand zu verschaffen. Für Abschlussarbeiten sind diese Zahlen sicherlich angemes-sen, bei einer Hausarbeit können die Angaben etwas nach unten korrigiert werden.” Hinweise zu Exposés für Haus- und Abschlussarbeiten im Lehrgebiet Politikwissenschaft I: Staat und Regieren an der FernUniversität in Hagen , Stand: 15. März 2015 Methodisches Vorgehen: Mit welcher Methode bzw. welchen Methoden wollen Sie Ihre Frage/n untersuchen? Gibt es alternative Wege? Begründen Sie kurz Ihre methodische Entscheidung. Pragmatische Gründe wie der zeitliche oder organisatorische Aufwand geben hier nicht selten den Ausschlag. Folgen Sie einem methodischen Vorbild, dann nennen Sie die relevante Literatur. Auch die Methodenliteratur sollte im Literaturverzeichnis nicht fehlen. [Mit welchen Mittel, auf welchem Weg, wollen Sie Ihre Frage/n beantworten.] Material- bzw. Feldzugang: Eine eventuell im ersten Zugang unterschätzte Frage ist, wie einfach der Zugang zu Material, seien es Texte oder anderes, oder der Zugang zu Personen für Umfragen oder Interviews möglich ist. Zwar ist der Zugang zu Texten über das Internet oft möglich, gelegentlich aber mit Kosten verbunden. Und längst nicht alle Text sind im WorldWideWeb verfügbar, so dass ggf. Bibliotheksbestände zu nutzen sind. Bei Umfragen oder Interviews ist auch die Frage von Bedeutung, wen Sie wo und mit jeweils welcher Informationsbereitschaft erreichen können. Es ist in der Regel völlig unzureichend, wenn Sie hauptsächlich Freunde oder Studierende auf dem Campus befragen. Schliesslich stellen Sie den Arbeitsablauf in einzelnen Schritten bzw. den Gang Ihrer Darstellung, also die Kapitelfolge mit den jeweiligen Inhalten so dar, dass sich eine für den Leser logische Abfolge im Falle des Exposes Ihres Vorgehens bzw. im Falle der Einleitung Ihrer Darstellung ergibt. Ulrich von Alemann [2001] nennt folgende nebenstehend abgebildeten sieben Kernpunkte für ein Exposé und warnt: “Man sollte sich .. nicht die Illusion machen, das Exposé sei eine leichte Übung für ein gutes Wochenende.” Je nach Umfang des Unternehmens und der Problemstellung sollten es aber auch nicht unbedingt Monate sein. Zielstellung, Methodik und Aufbau des Themas und der Arbeit herzustellen In der Einleitung “wird das zu bearbeitende bzw. bearbeitete Thema hergeleitet, eingeordnet und die Konzeption der Arbeit erläutert”. Einstieg/Aufhänger/ Eyecatcher “Mit dem ersten – hinführenden – Abschnitt sollten Sie das Interesse der Leser(innen) wecken – gern durch einen ‚Eyecatcher’ wie etwa ein wörtliches Zitat, vor allem aber, indem Sie die Relevanz des Themas aufzeigen.” [Keuneke, Düsseldorf] 5.1 Einleitung (ca. 5% der Gesamtarbeit) Die Einleitung führt zum Thema hin. In der Einleitung muss deutlich werden, welche Frage Sie sich und dem Leser beantworten wollen und mit welcher methodischen Vorgehensweise dies geschehen soll. Nach der Lektüre der Einleitung sollte der Leser wissen, was ihn erwar-tet. Er kennt die Frage, er weiß in groben Zügen, wie Sie die Frage beantworten wollen, und er ist an der Antwort interessiert. Zum Abschluss der Einleitung sollten Sie eine kurze Über-sicht über die nachfolgenden Kapitel geben. - Hinführung zum Thema - Ziel der Arbeit - Beschreibung der Aufgabenstellung - Einbettung des Themas in ein größeres Umfeld - Anreize zum Lesen geben – keine Ergebnisse präsentieren - Kurze Beschreibung der einzelnen Kapitel (max. 1-3 Sätze/Kapitel) Abhängig von der Fragestellung bzw. der Art der Arbeit (deskriptiv, theoriegeleitet etc.) sollten die Bestandteile angepasst werden. Einstieg Der Einstieg umreißt bereits das Feld, auf dem sich die Arbeit bewegt. Der Einstieg kann a) durch ein aktuelles oder historisches Ereignis geschehen, b) die Bedeutung des Themas umreißen oder c) den Forschungsstand als Aufhänger haben. Bsp.: a) Die letzten Bundestagswahlen haben eine Umstrukturierung der Parteienlandschaft eingeläutet…. b) Parteien haben für das politische System der Bundesrepublik eine zentrale Bedeutung… c) Zwar hat sich die Aufmerksamkeit der Politikwissenschaft Jahren vermehrt rechtsextremen Parteien zugewandt, die Erforschung ihrer genauen Strukturen jedoch steht noch am Anfang…. Verortung und Relevanz des Themas In welchen Bereich/größeren Forschungszweig lässt sich das Thema einordnen? Warum ist das Thema wichtig/interessant? Welche Erkenntnisse könnte/soll die Arbeit bringen bzw. werden erwartet? Fragestellung/Arbeitshypothese Konkretisierung/Abgrenzung der Fragestellung (Ziel der Arbeit). Je nach Thema kann dies eine a) Hypothese sein, eine b) Leitfrage oder c) ein gefasstes Ziel. Bsp.: a) Die Arbeit versucht das Verhältnis von Medienkonsum und politischer Informiertheit zu untersuchen. Die Hypothese lautet: Je mehr die Bürger fernsehen, desto informierter sind sie. b) Die Arbeit wird von der Frage geleitet, inwieweit … c) Ziel der Arbeit ist es, den Gesetzgebungsprozess im Falle des Bleiberechtes für Ausländer aufzuzeigen. Methode/theoretischer Ansatz Direkt anschließend an die Darstellung der Fragestellung/Arbeitshypothese bietet sich die Erläuterung der Methodik (Auswahl eines bestimmten Ansatzes/Methode/Vorgehen und Be-gründung) an sowie die Darlegung von Einige mögliche Probleme beim Verfassen eines Exposés sind: • Sprache: Ein Exposé ist ein Text auf schriftsprachlichem Niveau. Denken Sie auch hier schon daran, Zitate und Paraphrasen wissenschaftlich korrekt auszuweisen. • Literaturrecherche: Eine gute Vorbereitung setzt eine ausreichende Literaturrecherche voraus. Sie sollten die wichtigen Texte in Ihrem Forschungsbereich kennen und auch im Exposé nennen. Denken Sie auch an Fachzeitschriften, den Aufsätze sind kürzer als Bücher und lassen sich also schneller lesen. Gehen Sie bei der Recherche zeitlich rückwärts und beginnen so mit den aktuellsten Beiträgen. • Forschungsfrage/Problemstellung: Das Thema der Arbeit ist viel zu breit angelegt, die Fragestellung ist zu ungenau formuliert. Sie brauchen eine klare, eindeutig formulierte Fragestellung. Datenbasis/Quellenlage/Forschungsstand. Hier ist einzugehen auf die Literaturlage (viel, wenig etc.), zu erläutern, falls und warum be-sondere Quellen benutzt worden sind (überwiegend Primärliteratur, Interviews, elektronische Daten etc.). Falls noch nicht geschehen (s.o.), ist auf den Forschungsstand einzugehen. Begriffsdefinitionen Je nach Thema und Zuschnitt der Arbeit können Begriffdefinitionen und Eingrenzungen des Themas in der Einleitung vorgenommen werden. Alternative bei größeren Arbeiten: ein eige-nes Kapitel (z. B. Unterkapitel der Einleitung oder des Hauptteils). Aufbau der Arbeit Am Ende sollte die Erläuterung des Vorgehens bei der Untersuchung an Hand des Aufbaus der Arbeit geschehen. Damit wird zum einen nochmals die Hypothese/Fragestellung aufge-nommen und ihre Bearbeitung erklärt und zum anderen die Strukturierung der Arbeit deutlich gemacht. Bsp.: Zunächst wird die Entwicklung des Parteiensystems in der Bundesrepublik beschrieben. Das nächste Kapitel befasst sich dann mit …Die Untersuchung des Phänomens X geschieht in Kapitel. Dort wird…… Am Schluss steht die Bewertung …