ZWISCHEN ROMANTIK UND REALISMUS keine einheitliche Bezeichnung für die Literatur zwischen 1820 und 1850; allzu unterschiedliche Tendenzen prägen Übergangscharakter dieser Epoche; ist Zeitgenossen bewusst. Historischer Hintergrund: Zeit des Vormärz historische Zeitabschnitt zwischen dem Ende des Wiener Kongresses 1815 und der Märzrevolution von 1848/49 fürstlicher Absolutismus ( durch Heilige Allianz - Ö, Preußen, Russland - nach außen abgesichert) 1830 Julirevolution in F - Bürgerkönig Louis Philippe Polen, Belgien – Aufstände Unruhen im Dt. Bund - durch scharfe Polizeimaßnahmen unterdrückt Zensur, Verbote sollten Verbreitung neuer nationaler, liberaler und demokratischer Ideen verhindern und öffentliche Meinung beeinflussen; v.a. Universitäten unter Überwachung. Industrialisierung blieb in D weit hinter E und F zurück Elend und Not für die Arbeiter 1844 - Schlesischer Weberaufstand Sturm auf Fabriken brutal niedergeschlagen 1835 wurden die Schriften mehrerer Autoren verboten, die man unter der Bezeichnung „Das Junge Deutschland“ zusammenfasste. Die Schriftsteller bildeten keine einheitliche Gruppe, hatten jedoch eine zeit- und gesellschaftskritische Denkweise gemeinsam sowie die Absicht, politische Wirkung zu erzielen. Sie wollten den „gesellschaftlichen Zustand einer Zeitperiode ausdrücken und abprägen“ (Ludolf Wienbarg), versuchten also den Leser politisch zu beeinflussen und Veränderungen herbeizuführen. I. POLITISCHE TENDENZDICHTUNG 1) Das Junge Deutschland Darunter versteht man eine nach der Julirevolution aufkommende Gruppe liberalrevolutionärer Schriftsteller, die zu einer literarischen Partei zusammengefasst wurden; sie kämpften für liberalere, freiere, demokratische Zustände. . 1834 - Einführung des Namens von Ludolf Wienbarg, der seine gegen die Romantik gerichtete Zeitschrift „Ästhetische Feldzüge“ dem „jungen, nicht dem alten Deutschland“ widmete. Metternich vermutete dahinter eine politische Verschwörung und ließ die Schriften des „Jungen Deutschland“ durch Bundestagsbeschluss verbieten. Die Schriftsteller mussten zum Teil nach Frankreich, England emigrieren oder wurden festgenommen. Sie waren Gegner der lebensabgewandten Romantik und der politischen Restauration; schufen Tendenz- und Zeitdichtung = Dichtung, die sich mit Zeitproblemen auseinandersetzt und für bestimmte politische Ideen begeistern will. Wichtigste Vertreter: Heinrich Heine (siehe Artikel aus der „Presse“) Ludwig Börne (1786-1837) politischer Schriftsteller, Journalist, Hrsg. von Zeitschriften; emigrierte nach Paris; von dort aus schrieb er leidenschaftliche, geistreiche, aber oft ungerechte Zeitungsartikel gegen deutsche Zustände; gesammelt erschienen unter „Briefe aus Paris“. Karl Gutzkow (1811-1878) Journalist, Hrsg. von Zeitschriften, Schriftsteller umfangreiche Romane und Bühnenwerke Kampf gegen Reaktion in Religion, Gesellschaft und Politik „Wally, die Zweiflerin“, Roman, 1. moderner Frauenroman (Art „Wertherroman“ modern) Wally, ein junges, deutsches Mädchen aus vornehmer Familie, heiratet auf Wunsch des Vaters den sardinischen Gesandten, vermählt sich aber an ihrem Hochzeitstage „geistig“ mit dem geliebten Cäsar, indem sie sich ihm nackt zeigt. Als Cäsar sich einer anderen zuwendet, ersticht sie sich. Ihr Tagebuch erklärt ihren Zusammenbruch mit religiösen Zweifeln. Der Roman wurde von der konservativen Kritik als unsittlich, gottlos und staatsgefährlich bezeichnet Gefängnisstrafe, Einreihung in Gruppe der verbotenen jungdeutschen Autoren. Heinrich Laube (1806-1884) Journalist, Romanschriftsteller Junges Deutschland Anfeindung Abkehr vom jungdeutschen Radikalismus bedeutendster deutscher Theaterfachmann Direktor des Wiener Burgtheaters 1849-1867 2) Politische Tendenzlyrik 3 Gruppen, geordnet nach politischen Kampfparolen für die liberale Freiheitsidee: für soziale Idee Idee der Einigung Deutschlands Hoffmann von Fallersleben - Dichter der späteren dt. Nationalhymne „Unpolitische Lieder“ „Kinderlieder“ - „Alle Vögel sind schon da“ „Kuckuck, Kuckuck. Ruft’s aus dem Wald“ „Ein Männlein steht im Walde“ „Winter ade, scheiden tut weh“ „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ ........ u. a. II. DAS DRAMA Die bedeutendsten Dramatiker in der Zeit zwischen Romantik und Realismus sind Österreicher (siehe österr. Literatur). Außerhalb Österreichs besitzen bloß Karl Immermann, Christian Dietrich Grabbe und Georg Büchner literarhistorische Bedeutung. Karl Lebrecht Immermann (1776-1840) gewinnt in seiner Zeit als Dramaturg und Theaterdichter hohes Ansehen, heute jedoch nur als Epiker bekannt; "Die Epigonen" - breit angelegter Roman in 9 Büchern; wird damit zum Schöpfer des 1. großen Zeitromans Immermann sieht in seinen Zeitgenossen Epigonen, d.h. Menschen einer Übergangszeit, die von der Bildung und den Idealen der vorangegangenen klassisch-romantischen Zeit niedergedrückt werden und noch nicht zur Entfaltung ihres eigenen Wesens gekommen sind. Christian Dietrich Grabbe (1801-1836) einsam, unverstanden, unglückliches Leben, Maßlosigkeit geistiger und körperlicher Zusammenbruch, stirbt 35-jährig. Brachte trotz genialer Begabung kein geschlossenes Kunstwerk zustande. „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung" - Lustspiel; übertreibt romantische Ironie Georg Büchner (1813-1837) III. DER ROMAN 1) Gesellschafts-, Sitten-, Zeitroman Der Gesellschaftsroman stellt die Gesellschaft oder eine ihrer Schichten dar. Der Zeitroman will nicht nur gesellschaftlich, sondern auch geistig ein echtes Gemälde der Gegenwart geben. Der Sittenroman schildert oder karikiert die zeitgenössischen Moralzustände, meist in Szenen aus dem Alltagsleben. Diese drei Romantypen sind Schöpfungen des 19. Jahrhunderts. 2) Historischer Roman 3) Landschaftsdichtung „Zurück zur Natur" als Reaktion auf fortschreitende Industrialisierung und Verstädterung des Lebens Entstehung einer heimatlichen Landschaftsdichtung (Gotthelf - Schweiz, Stifter Österreich) IV. DIE LYRIK Im Vordergrund steht politische Tendenzlyrik der Jungdeutschen. Vertreter der tendenzfreien Lyrik erfahren Anerkennung und Würdigung erst bei der Nachwelt. Annette von Droste - Hülshoff (1797-1848) Nikolaus Lenau (1802-1850)