Einleitung und Stand der Forschung In der noch unveröffentlichten Studie Lost in Details, hat unser Dozent herausgefunden, dass die Spendenbereitschaft abnimmt, wenn den möglichen Spendern mehr Einzelheiten präsentiert werden. Seine bisherige These dazu ist, dass möglicherweise Einzelheiten von den für die Motivation des Spendens notwendigen Emotionen ablenken. Je mehr über die Komplexität eines Problems bekannt wird, desto geringer wird die Handlungswahrscheinlichkeit. Dieses Phänomen interessierte mich. Kann es sein, dass man dieses Phänomen der Abnehmenden Spendenbereitschaft verallgemeinern könnte? Was wäre, wenn eine hohe kognitive Reflektion über ein Thema die Wahrscheinlichkeit verringert zu handeln. Was wäre, wenn Selbstreflexion dazu führt, dass man sich letztlich egoistischer verhält, als wenn man seine Motive weniger hinterfragt. Ich bin also auf die Suche gegangen nach Literatur um herauszufinden ob bereits ein Zusammenhang zwischen Selbstreflektion und sozialem Verhalten herausgefunden wurde. Ich fand einen interessanten Artikel, der besagt, dass je höher die Selbstreflexion einer Person ist, umso geringer schätzt selbe ihr altruistisches Verhalten ein. Je mehr sich also eine Person kennt und je besser sie die Motive für ihr Handeln versteht, desto mehr gesteht sie sich ein, dass ihr Sozialverhalten von egoistischen Motiven durchzogen ist. Menschen die weniger Selbsteinsicht besitzen glauben altruistischer zu sein. Doch diese Studie lässt keinen Schluss zu, welcher der beiden Gruppen, die selbstreflektierte oder die nicht selbstreflektierte, sich altruistischer verhält. Ich konnte auch keine Studie darüber finden. Ich konnte allerdings eine Studie finden, durchgeführt in einem 6 wöchigen Trainingscamp des Militärs, die einen Zusammenhang gefunden hat zwischen Fremdeingeschätztem Altruismus und selbsteingeschätzter emotionaler Intelligenz. In einem anderen Artikel wird erörtert, dass Emotionale Intelligenz mit Selbsteinsicht und Wissen über sich selbst zusammenhängt. Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass es sich um verschiedene, sich überlappende Konstrukte handelt. Einerseits scheint nun also Selbstreflexion mit emotionaler Intelligenz verknüpft zu sein, und diese lässt wiederum darauf schließen lässt, dass sich die Person altruistischer verhält. Zum anderen schätzen sich Selbstreflektierte Menschen weniger altruistisch ein. Hier muss kein Wiederspruch liegen, allerdings ist mir unklar welche Ergebnisse man erzielen würde, wenn Selbstreflektion und Altruismus erfasst würden und auf eine Korrelation hin untersucht würden. Die bisherige Forschung würde nahelegen, dass Selbstreflektierte Personen altruistischer handeln sich aber als weniger altruistisch handelnd einschätzen. Das würde allerdings die Lost in Details Studie nicht erklären können. Um diese Lücke zu füllen würde ich nun folgendes untersuchen wollen: Forschungsfrage Gibt es einen Zusammenhang von Selbstreflexion auf Altruistischen Verhalten? Hypothese: Meine Hypothese aufgrund der Forschung ist: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen Selbstreflexion und Altruistischem Verhalten. Begründung, warum die Frage interessant ist: Die Frage wurde bisher noch nicht untersucht, obwohl verschiedene Konstrukte, wie emotionale Intelligenz und auch Selbstreflexion bereits mit Altruismus und prosozialem Handeln in Verbindung gebracht wurden. Die Beantwortung der Frage könnte wissenschaftlich und gesellschaftlich relevant sein: Sollte sich meine Hypothese bewahrheiten, stellt sich die Frage, weshalb die Spendenbereitschaft bei der Lost in Details Studie nachlässt. Hat diese Studie nichts mit Selbstreflexion zu tun? Oder liegt es an der fehlenden Zeit, die die Probanden nicht haben, und die vielleicht nötig ist um Selbstreflexion positiv für soziales Handeln zu nutzen? Das könnte in weiteren Studien untersucht werden um herauszufinden, wie man bewirkt, dass sich Menschen aneinander mehr helfen. Sollte kein oder sogar ein negativer Zusammenhang vorliegen stellt sich die Frage, was das für unser Selbstverständnis eines aufgeklärten Menschen bedeutet. War es nicht immer das Ziel der Gesellschaft den Menschen zu einer reflektierten Person zu erziehen? Wenn das nun aber bedeutet, dass wir einander nur mehr zum Wolf werden, müssen wir uns fragen, ob wir das wollen? Was ist dann wichtiger, eine individualistische Gesellschaft voller Intellektueller, die sich nicht helfen möchten, oder eine wenig reflektierte Gesellschaft voller Gutmenschen mit großem Herz? Und falls der Anspruch bestehen bleiben soll, dass der Mensch sich weiter so viel wie möglich verstehen und reflektieren soll, dann stellt sich mir die Frage, ob nicht manche Bereiche, wie beispielsweise die Menge der Spenden, nicht durch den dann egoistischen Privatmann, sondern besser durch eine höhere, staatliche Instanz geregelt werden müssten um das Leid der Welt zu bekämpfen. Design: Um die Frage zu untersuchen müssen sowohl die Variable Selbstreflexion als auch Altruismus einer Person erhoben werden und anschließend untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen beiden existiert. Altruismus Für die Erhebung des altruistischen Handelns würde ich ein Spiel verwenden, dass ich in einem Artikel gefunden habe. Dort müssen sich die Probanden selbst und einer anderen Person Noten vergeben und durch ihre Vergabe wird ersichtlich, wie altruistisch die Person sich verhält. Die Messung von Altruismus wird hier folgendermaßen vorgenommen: Es wird davon ausgegangen, dass es drei Prinzipien geben kann, nach denen sich jeder verhält, wenn es um die Frage geht, wie viel er selbst und wie viel ein Gegenüber erhält: 1. Kooperation: Hier wird der outcome so gewählt, dass die alle am meisten bekommen 2. Individualismus: Hier wird der outcome so gewählt, dass der eigene Gewinn am höchsten ist unabhängig davon, wie viel die anderen bekommen. 3. Kompetition: Hier wird der outcome so gewählt, dass der Vorteil über die anderen der größte ist. Wenn nun O für Other steht und P für die eigene Person, dann kann für die drei folgende Formel erdacht werden: 1. P+O maximieren 2. P maximieren 3. P-O maximieren Allerdings handelt fast niemand rein nach einer dieser drei Formeln. Man kann sich eine Skala vorstellen, in der pure Kooperation auf der einen Seite, Indviduation in der Mitte und pure Kompetition auf der anderen Seite stehen. Eine einfache Formel könnte dafür P+aO sein, wobei das a für Altruismus steht. Wenn a 1.0 ist, dann liegt pure Kooperation vor, wenn 0, dann Individualismus, wenn -1.0, dann pure Kompetition. In diesem Verständnis ist Altruismus auch kein Gegenteil von Egoismus, da es möglich ist, dass man sowohl auf das eigene Wohl als auch auf das Wohl anderer zu achten, also kann man zugleich egoistisch und altruistisch sein. Bei der seltenen Ausnahme, des altruistischen Selbstmordes müsste man a größer als 1.0 annehmen, allerdings ist dieses Extrem relativ selten. Ebenso relativ selten ist ein reines 1.0 und reines -1.0. Messung von a Das Beste wäre das Verhalten in natürlichen Situationen zu messen. Dort kommt es aber schnell zu unkontrollierten und unbekannten Biases und die nächst beste Methode ist ein Gedankenexperiment, in dem eine Person gefragt wird, wie sie sich verhalten würde. Dafür wird folgendes Gedankenexperiment hergenommen: „Stelle dir vor, du findest dich in folgender Situation wieder…“ Folgendes Beispiel ist das einer rein Kooperativen Person (a=1.0) Die Person kümmert sich … Das ist die rein individualistische Orientierung. An erster Stelle stehen die drei Möglichkeiten, bei denen der Person ein A gegeben wird, egal was die andere Person bekommt usw. Bei der puren Kompetition wird die Möglichkeit präferiert, in der die Person ein A bekommt und die andere ein C. Das Gegenteil ist das unliebsamste. Bei einer puren Kompetitiven Person ist es egal ob sie ein A und die andere ein B, oder ob sie ein B und die andere ein C bekommt, da es ihr ausschließlich um den relativen Unterschied geht. Um nun a zu berechnen wird folgende Rechnung aufgestellt: a = (Summe der Ränge für Cs, welche den anderen geben wurde – Summe der Ränge für As, welche den anderen gegeben wurde) / (Summe der Ränge für Cs, die man sich selbst gegeben hat – Summe der Ränge für As, die man sich selbst gegeben hat.) In den genannten Fällen: 1. (21,5 – 8,5) / (21,5 – 8,5) = 1.00; 2. (15-15)/(246) = 0; 3. (8,5 -21,5)/(21,5 – 8,5) = -1 Probleme: Es kann bezweifelt werden ob Altruismus wirklich in der Reinform existiert oder messbar ist. Dieser Umstand kann auch Selbstreflektierten klarer sein, weshalb sie vorsichtiger sind, sich als altruistisch zu bezeichnen. Trotzdem ist das Konstrukt und der Begriff weit verbreitet und selbst wenn man annimmt, dass Sawyers Messinstrument keinen wirklichen Altruismus misst, misst es immerhin noch prosoziales Verhalten. Dieser Umstand wäre noch immer interessant, aber es muss auf die Unterschiede zwischen den Begriffen eingegangen werden und ich muss mir immer die Frage stellen wie ich Altruismus definiere und auf wen ich mich beziehe. Selbstreflexion Für die Erhebung der Selbstreflexion existiert ein Fragebogen, in dem die Person ihre eigene Fähigkeit zur Selbstreflexion einschätzen muss. Dieser wurde mit einem älteren damals üblichen Fragebogen verglichen und für besser empfunden in einem von mir recherchierten Artikel. Der Fragebogen heißt SRIS (Self-Reflection and Insight Scale). Eigentlich gibt 10 Items je für „Insight“, (welche ich weglassen könnte, sie unten und siehe Artikel von Silvia) und 20 für Selbstreflexion, aufgeteilt in Bedürfnis nach Selbstreflexion (10 Items) und Beschäftigung mit Selbstreflexion (10 Items). Allerdings habe ich nur je 6 von jeder Skala. (bzw 8 bei Insight). Die Antwortmöglichkeiten gehen von 1 = lehne stark ab, bis 6 = stimme stark zu. Alle Rs sind umgepolt zu werten Probleme: Ich kann den SRIS Fragebogen der Selbstreflexion bisher nicht vollständig finden. Der SRIS misst neben Selbstreflexion auch „Insight“ also die Inneneinsicht. Allerdings scheinen beide Konstrukte unterschiedlich zu sein, wie sowohl die statistische Analyse im Artikel von grant ergibt als auch ein von mir gefundener Artikel besagt. Es wird also schwierig werden das Konstrukt Selbstreflexion so einfach zu definieren und es stellt sich zudem die Frage ob ich die Fragen über „Insight“ im Fragebogen weglassen sollte. Die Erhebung von Selbstreflexion könnte vielleicht auch anders erfolgen. Ich hätte folgende Ideen: Man könnte folgende Aufgabe konstruieren: Den Probanden wird ein Text vorgelegt, der die Einstellung der Person über ein bestimmtes Thema mit großer Wahrscheinlichkeit beeinflusst. Dabei bleibt die Beeinflussung allerdings subtil, so dass es schwierig ist, sie zu erkennen. Anschließend wird den Probanden eine Frage über ihre Einstellung gestellt und anschließend werden sie gefragt ob der Text sie beeinflusst hat. Sollten sie verneinen, wird eine geringe Selbstreflexion angenommen. Um eine Beeinflussung des Textes nachweisen zu können müsste eine Kontrollgruppe durchgeführt werden, die keinen Text erhält aber ebenfalls nach derselben Einstellung befragt wird. Hier müssten nun die Probanden der Kontrollgruppe andere Einstellungen aufweisen damit die Beeinflussung des Textes nachweisbar ist. Aber: wie finde ich so einen Text und ich bräuchte eine Kontrollgruppe Anderer Task: Denken sie an eine Person die sie gar nicht mögen. Denken sie an eine Person, die ihnen die unliebsamste Person ist, der sie gerade begegnen möchten. Stellen sie sich die Person gut vor und denken sie an all ihre unangenehmen Eigenschaften. Tun sie das alles etwa 10 Sekunden lang. Nun denken sie um. Versuchen sie drei Eigenschaften an dieser Person zu finden, die ihnen an der Person liegen, die sie mögen. Versuchen sie drei Eigenschaften zu finden, die sie wirklich positiv finden. Schreiben sie alle drei Eigenschaften auf. Falls sie keine drei Eigenschaften (oder sogar gar keine) finden konnten, schreiben sie so viele auf, wie ihnen eingefallen sind. Nun überlegen Sie bitte erneut. Hat sich ihre Einstellung zu der Person etwas verbessert? Ist sie ihnen nun etwas sympathischer geworden als zuvor? Falls es Personen gelingt eine unliebsame Person zu nennen, zugleich aber auch ohne Probleme drei Eigenschaften einfallen, die sie an der Person auch mögen und letztlich trotzdem keine Änderung in der Sympathie stattgefunden hat, dann kann davon ausgegangen werden, dass die Personen ihre Gefühle und Meinungen bereits vor der Übung gut erforscht und reflektiert haben. Ihre Selbstreflexion wäre hoch. Aber: misst das wirklich Selbstreflexion? Keiner ist sich seiner Gedanken und Gefühle so sicher, dass er immer dieselbe Meinung und Einstellung hat. Natürlich kann diese sich in Nuancen schnell verändern. Ist man deshalb dann gleich schon unreflektiert? Was tue ich außerdem mit den Personen, die nicht in der Lage sind die positiven Eigenschaften zu nennen oder nur Eigenschaften nennen, die nicht wirklich positiv sind. Werden diese aussortiert oder sind diese dann unreflektiert? Weiteres Vorgehen: - Test suchen - Wie viele Probanden? - Welche Art der statistischen Auswertung? - Konstrukte des Altruismus, der Selbstreflexion etc. genau definieren – weitere Literatur - Ethikrat