1) Die Lyrik ist eine der drei literarischen Hauptgattungen, die die Dichtung in Versform beschreibt. Es gibt viele verschiedene Gedichtformen, ein paar Beispiele dafür sind die Ballade, das Sonett und die Elegie. Ein Gedicht lässt sich hierbei in eine oder mehrere Strophen unterteilen, wobei eine Strophe immer eine thematische und metrische Einheit darstellt. Jede Strophe besteht dabei aus einzelnen Versen, jeder Vers ist wiederum auch wieder in einzelne Silben unterteilt und durch die Endpause eines jeden Verses wird bestimmt wie das Gedicht gelesen wird. Die Betonung der Silben wird durch das Versmaß beschrieben, welches ein Teil der Metrik ist, welche das Gedicht gliedert. Außerdem gibt das Versmaß noch an, wie viele Silben ein Vers enthält. Aus dem Wechsel von betonten und unbetonten Silben ergibt sich schließlich der Rhythmus des Gedichts. Außerdem gibt es unterschiedliche Reimarten in Gedichten. Der häufigste ist der Endreim, hierbei reimen sich die letzten Wörter von unterschiedlichen. Auch hierbei gibt es wieder unterschiedlichen Arten welche Verse sich miteinander Reim, die sich durch Reimschema beschrieben werden. Unteranderem dadurch weicht die Sprache in Gedichten von der Alltagssprache ab und auch, da sie viele rhetorische Stilmittel enthalten. In einem Gedicht werden die Gedanken und die Gefühle von einem lyrischen Ich beschrieben. Die Nacht, der Abschied und die Einsamkeit sind hierbei typische Motive, die häufig auftreten. 2) Übersicht über die Entwicklung der Lyrik in Deutschland a. Nachkriegsliteratur ab 1945 Nach dem 2. Weltkrieg wurde in der Trümmerliteratur von 1945-1950 die in Trümmern liegenden Welt beschrieben, deswegen auch der Name. Dies war ein Bruch mit den bisherigen literarischen Traditionen mit Hoffnungen auf einen Neuanfang. Durch die Teilung Deutschlands entstanden zwei verschiedene Entwicklungen der Literatur. Zu den Autoren der BRD zählen Erich Kästner, Hans Carossa und Oskar Loerke. In der BRD wurde sich mit der Verarbeitung und gleichzeitig auch der Verdrängung des Nationalsozialismus beschäftigt und nach der Schuld am Holocaust. Zu den Autoren der DDR zählten Bertolt Brecht, Bruno Apitz, Anna Seghers und Stefan Heym. In der DDR wurde sich mit dem Krieg und dem Faschismus auseinandergesetzt und die Literatur sollte den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft unterstützen. Erich Kästner und Bertolt Brecht waren hierbei auch beide Autoren der Großstadtlyrik, die sich thematisch mit dem Leben in einer Großstadt beschäftigt. b. Hermetische Lyrik nach 1945 In der hermetischen Lyrik wurden keine herkömmlichen Gedichtformen verwendet, da es mit den herkömmlichen Gedichtformen es den Autoren nicht möglich war, die Erfahrungen des Nationalsozialismus zu verarbeiten. c. Politische Lyrik von 1948 bis 1989 Die politische Lyrik nach dem 2. Weltkrieg wurde von Antifaschismus, Pazifismus im Kalten Krieg, Flucht und Vertreibung, Aufbau des Sozialismus, Antikapitalismus und Antiamerikanismus geprägt. Außerdem war sie links orientiert. Autoren waren Günter Grass und Volker Braun. d. Literarische Strömung der neuen Subjektivität in den 1970er Jahren Die neue Subjektivität war eine Reaktion auf die politische Lyrik. Die meisten Autoren lehnten es ab Literatur mit politischem Einfluss zu verfassen und schrieben in einem einfachen Stil. In der neuen Subjektivität wurde viel über eigene Gefühle und Erfahrungen geschrieben. Ein Autor der neune Subjektivität ist Roman Ritter. e. Alltagslyrik Die Alltagslyrik ist ein Erzeugnis der neuen Subjektivität. In ihr wird, wie der Name bereits sagt, sich thematisch mit alltäglichem beschäftigt. Autoren sind Nicolas Born, Rolf Dieter Brinkmann und Wolf Wondratschek. f. Moderne Naturlyrik ab 1960 Die Naturlyrik beschreibt die Lyrik, die sich mit der Natur auseinandersetzt. Ihre Naturauffassung hatte sich im Laufe der Epochen mehrmals verändert und ab 1960 wurde die Natur auch in der neuen Subjektivität als Opfer menschlicher Eingriffe dargestellt und sich über die Naturzerstörung beklagt. Typische Autoren sind Günter Kunert, Ingeborg Bachmann, Sarah Kirsch und Jürgen Becker g. Migrationslyrik ab 1980 Migrationslyrik beschreibt die Lyrik, die von Migranten verfasst worden ist. Ab 1980 wurde diese in Deutschland vermehrt wahrgenommen von Autoren wie Aras Ören und Yüksel Pazarkaya. 3) Die heutige Lyrik ist leichter in der Sprache, es werden weniger Metaphern und insgesamt Stilmittel verwendet und somit ist das Gedicht leichter zu durchschauen. In der heutigen Lyrik werden viele Neologismen, also Wortneuschöpfungen, verwendet. Außerdem wird sich in der heutigen Lyrik sich nicht mehr unbedingt an bestimmten Formen gehalten, sondern sie werden durchmischt und es liegen auch nicht immer unbedingt Reime vor. Da sich nicht mehr unbedingt an bestimmte Formen gehalten wird sind auch die Gedichte größtenteils nicht mehr in einem bestimmten Metrum verfasst, sondern es wird sich nur auf einen bestimmten Rhythmus festgelegt. In der heutigen Lyrik wird sich auch viel mit den Gefühlen des Menschen befasst 4) Vom Hier und Jetzt aus dem Zyklus: Asche zum Frühstück Reimschema Was, wenn der Blick immer früher zurückkehrt, das brave Tier, Dem nichts Menschliches fremd ist? Alles Neue macht es nur müde. Überschaubar geworden, illustriert, fällt es leicht durch den Schlitz Der entzündeten Lider: dies protzige Jetzt, dies verstiegene Hier. Was immer piano beginnt, wie auf Mäusepfötchen und als Etüde, Dröhnt aus sämtlichen Boxen zuletzt. Im Fortissimo schwitzt Die versammelte Meute, laut kreischend »Pan ist tot! Pan ist tot!«. Nicht mal im Unbewußten steht Zeit so still, daß man unbeschwert Atmend verweilen könnte. Im Nu sind die Augenblicke verpatzt, Da der Ton noch schwebt, das Gesicht. Wiederholung droht Jeder primären Regung. Mit einem Bleistift zur Schädelnaht quer Kritzelt steif eine Hand den erlernten Namen. Gott, wie das kratzt. a b c a b c d e f d g f Relativ regelmäßiges Reimschema Eine Strophe mit 12 Versen 5) "Ein Gedicht ist als ein Gesprächsangebot zu verstehen, man muss sich nicht darauf inhaltlich einigen." Dies meinte Michael Braun und sagt aus, dass der Inhalt eines Gedichtes nicht für jeden gleich ist und es auch nicht sein muss, das heißt nicht, dass dies gleich falsch ist und darüber kann man sich trotzdem dann austauschen. Einerseits hat sich der Dichter was dabei, als er das Gedicht verfasst hat. Theoretisch gibt es also ein richtig und ein falsch, da der Inhalt von dem Dichter bestimmt worden ist, auch wenn man dieses nicht gleich erkennt. Trotzdem ist es ja das, was man daraus interpretiert für sich richtig und für sich selbst ist es das, worum es in dem Gedicht geht. Deswegen tauscht man sich auch über das Gedicht aus und einigt sich nicht auf etwas inhaltliches, weil man nicht genau wissen kann, was sich der Autor dabei gedacht hat.