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Bauen mit Leichtlehm: Handbuch für das Bauen mit Lehm

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Bauen mit Leichtlehm
Franz Volhard
Bauen mit Leichtlehm
Handbuch für das Bauen
mit Holz und Lehm
9., aktualisierte Auflage
Birkhäuser
Basel
Dipl. Ing. Franz Volhard
Schauer + Volhard Architekten BDA, Darmstadt, Deutschland
www.schauer-volhard.de
Acquisitions Editor: David Marold, Birkhäuser Verlag, A-Wien
Content Editor: Regina Herr, A-Innsbruck
Production Editor: Bettina R. Algieri, Birkhäuser Verlag, A-Wien
Korrektorat: Michael Walch, A-Wien
Layout: Michael Karner, A-Gloggnitz
Cover: Floyd Schulze
Satz: Sven Schrape, D-Berlin
Litho: Manfred Kostal, pixelstorm, A-Wien
Druck: Holzhausen, die Buchmarke der Gerin Druck GmbH, A–Wolkersdorf
Library of Congress Control Number: 2021938326
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
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Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig.
Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.
1. Auflage 1983 mit dem Titel: Leichtlehmbau
2., durchgesehene Auflage 1986
3., durchgesehene Auflage 1988
4. Auflage 1990
5., überarbeitete und ergänzte Auflage 1995
6., überarbeitete Auflage 2008 © C. F. Müller Verlag, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm, Heidelberg,
München, Landsberg, Berlin
7., neubearbeitete und ergänzte Auflage 2013 mit dem Titel: Bauen mit Leichtlehm, © SpringerWienNewYork
8., neubearbeitete und ergänzte Auflage 2016
9., aktualisierte Auflage, 2021:
ISBN 978-3-0356-2402-1
e-ISBN (PDF) 978-3-0356-2403-8
Englische Ausgabe, 2016:
ISBN 978-3-0356-0634-8
e-ISBN (PDF) 978-3-0356-0645-4
Französische Ausgabe, Éditions Actes Sud, 2016:
ISBN 978-2-330-05050-4
© 2021 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel
Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz
Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
9 www.birkhauser.com
Inhalt
Vorwort
100
110
120
9
Einführung
Lehm als Baustoff
Lehmbauweisen
11
12
Massivbauweisen – Skelettbauweisen
130 Bauen mit Lehm – geschichtlicher Überblick
140 Heute mit Lehm bauen?
150Welche Möglichkeiten bieten Lehmbautechniken ­heute?
160 Bauen mit Holz und Lehm
15
31
33
33
200 Die Baustoffe für den Leichtlehm
210 Der Lehm
41
220
53
Faser- und Strohlehm – Leichtlehm
Entstehung und Vorkommen – Bindekraft – Mineralgerüst – Lehmprüfung –
Prüfung der Bindekraft – Prüfung der Aufschlämmbarkeit – Beschaffung des Lehms
Die Leichtzuschläge
Stroh – Holzhackschnitzel – Mineralische Leichtzuschläge
300 Die Herstellung des Leichtlehms
310 Zubereitung der Lehmschlämme
57
320
Zubereitung der Zuschläge
66
Mischen des Leichtlehms
69
Baustellenorganisation
Fertigmischungen
78
80
Auswittern lassen – Einsumpfen – Trocknen lassen – Einrühren von Hand –
Einrühren mit Rührwerken – Einrühren mit Zwangsmischern – Konsistenz der
Schlämme – ­Verflüssigungsmittel – Kalkzusatz
330
340
350
Stroh – Holzige Zuschläge
Spritzverfahren – Tauchverfahren – Mischen im Zwangsmischer – Das Mischungs­
verhältnis – Mauken
400 Feuchter Einbau
410 Geschalte Wände
81
420
98
Außenwände – Innenwände und dünne Außenwände – Die Schalung –
Schalungssysteme – Wände mit verlorenen Schalungen – Das Verdichten
des Leichtlehms
430
440
450
460
Wände im freien Auftrag
Flechtwerk – Stakung – Wickelstaken – Lattung – Wandauftrag auf Spalierlattung
Decken
107
Dachdämmung
119
Leichtlehm bei der Altbauerneuerung
124
Lehmspritzverfahren
131
Vorbereitung der Holzkonstruktion – Wickeldecken – Stampfdecke auf
Gleit­schalung – Füllung auf verlorener Schalung – Füllungen auf Tragrost –
Unterdecke auf Spalierlattung
Leichtlehmwickel – Stampfen auf Gleitschalung – Füllung auf verlorener
Schalung – Füllung auf Spalier – Dachbekleidung auf Spalierlattung
Strohlehmausfachung – Leichtlehmausfachung – Dämmende Innenschale
von Außenwänden – Innendämmung mit Auftrag auf Spalierlattung
Inhalt
5
500 Trockener Einbau
510 Leichtlehmsteine
133
520
Leichtlehmplatten
135
530
Herstellung von Steinen und Platten
136
540
Wände
142
Decken und Dach
151
Trockenbau
154
Steinprodukte
550
560
Plattenprodukte
Manuelle Herstellung
Leichtlehm-Mauerwerk – Fachwerkausmauerung – Wärmedämmende
Innenschalen – Stapelwände – Zwischenwandplatten
Selbsttragende Platten – Aufliegende Platten und Steine
Wände – Decken und Dach
600 Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
610 Schutz der Konstruktion
159
620
Putz und Anstrich
163
630
640
Kalkputz zweilagig (außen und innen)
Lehmputz
168
169
650
660
670
Fenster und Türen
Fußböden
Wandbekleidungen innen
182
183
184
680
Installationen und Befestigungen
186
Planung und Kosten
Bauzeit
Kosten und Arbeitsaufwand
187
188
730
Baurechtliche Regelung
192
740
750
760
Planung, Ausschreibung und Bauleitung
Verarbeitung in Selbsthilfe
Fehlerquellen
197
197
198
Bodenfeuchtigkeit und Spritzwasser – Wetterschutz – Luftdichtigkeit –
Holzschutz und Oberflächenbehandlung
700
710
720
Vorbereitungen
Lehm-Sand-Putz – Faserlehmputz – Zwei überlieferte Rezepte – Anstrich und Tapeten
auf Lehmputz – Fertigmörtel – Anforderungen an Lehm-Putzmörtel
Holzverkleidung – Fliesen
Wasserinstallation – Leitungsschlitze und Befestigungen
Arbeitsaufwand – Tipps zum rationellen Arbeiten – Professionelle Ausführung
Selbstbau
Frühere Lehmbaunormen – Aktuelle Normen – Genehmigung – Wärmeschutz­
nachweis – Nachweis der Baustoffeigenschaften
800 Bauphysikalische Eigenschaften
810 Wärmeschutz
199
820
209
Wärmedämmung – Wärmespeicherung – Wärmeableitung und -aufnahme –
Oberflächentemperatur – Wärmedämpfung
6
Feuchte / Trocknung
Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl – Gleichgewichtsfeuchte (Sorptionsfeuchte) –
Hygroskopische Feuchteaufnahme und -abgabe – Feuchteleitfähigkeit – Tauwasserschutz – Baufeuchte und Trocknung – Nebenerscheinungen bei der Austrocknung
Bauen mit Leichtlehm
830
Brandverhalten
221
840
Schallschutz
227
850
860
Luftdichtigkeit
Schadstoffbindung
232
232
Projekte
1 Fachwerkhausumbau und Anbau (D)
2 Wohnhausneubau mit Werkstatt (D)
3 Die Lehmbausiedlung Domaine de la Terre, L’Isle d’Abeau (F)
4 Neubau eines Gemeinschaftshauses (D)
5 Scheunenausbau (D)
6 Wohnhaus-Anbau (D)
7 Stallbau und Scheune (F)
8 Sommerhaus (S)
9 Atelierhaus (D)
10 Lehmhaus in Maria Rain (A)
11 Denkmalgerechte Fachwerkhaussanierung und Neubau (D)
12 Denkmalgerechte Fachwerkhaussanierung (D)
13 Einfamilienhaus in Raisio (FIN)
14 Forschungsprojekt (»demonstration project«) Littlecroft (UK)
15 Sandberghof – gemeinschaftliches Wohnen (D)
16 Einfamilienhaus in Schweden (S)
17 Kirche in Järna (S)
18 Gästehaus in New Mexico (USA)
19 Prajna Yoga Studio in New Mexico (USA)
20 Einfamilienhaus in Wisconsin (USA)
21 Einfamilienhaus in Carla Bayle (F)
22 Zwanzig Häuser in Strohleichtlehm (F)
23 Umbau eines Landhauses in der Normandie (F)
24 Wiederaufbau in Haiti
25 Schap 2011 – primary school in Südafrika (ZA)
26 Einfamilienhaus in Victoria (AU)
27 Wohnhaus in Darmstadt (D)
28 Einfamilienhaus in Kaipara Flats (NZ)
234
236
240
242
244
246
249
250
252
256
258
261
264
266
268
272
273
274
276
278
280
282
283
284
286
288
290
294
Anhang
Literatur und Quellen
Projektveröffentlichungen
Stichwortverzeichnis
Abbildungsnachweis
Über den Autor
Glossar
296
302
305
310
311
312
Baustoffklasse – Feuerwiderstandsklasse – Klassifizierte Holzbauteile mit
Lehmfüllungen
Luftschalldämmung – Schallschutz von Holzbalkendecken
Inhalt
7
Vorwort
Das Buch »Leichtlehmbau – alter Baustoff – neue Technik« erschien bereits 1983 als
erstes deutsches Standardwerk über Bauen mit Lehm, nachdem Anfang der 80er
Jahre ein neues Interesse am umweltfreundlichen Baustoff Lehm entstanden war.
Ziel war es, tiefer einzusteigen, die gesamte Literatur und Normung zu durchforsten und systematisch Möglichkeiten zu untersuchen, Wände, Decken und Dach mit
Stroh und Lehm auszuführen. Neben baurechtlichen Fragen war vor allem die Bauphysik von Lehmbaustoffen ein noch unbeschriebenes Blatt. Grundlagen des Wärme-,
Feuchte-, Brand- und Schallschutzes mussten erst erarbeitet werden. Eigene vergleichende Brandversuche zeigten den guten Brandschutz trotz hohen Strohanteils.
Für Aussagen zur Wärmedämmung von Lehmbaustoffen schieden teure Versuche
aus, praxisgerecht erschien es, erst einmal vorhandene Angaben der Wärmeleitzahl
aus Literatur und Normung zusammenzustellen. Weitere Quellen bestätigten später
diese Werte, so dass sie auf Vorschlag des Verfassers in die Lehmbau Regeln und in
DIN 4108-4 (Wärmeschutz) aufgenommen wurden.
Die homogenen einschaligen Leichtlehmwände, mit denen wir begonnen haben,
wurden zwar Synonym für Leichtlehmbau, sind aber nur eine von vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Schon Anfang der 90er Jahre haben wir mehrschalige Konstruktionen mit zusätzlichen Dämmschichten entwickelt, um gestiegenen Ansprüchen an
Energieeinsparung und Wohnkomfort sowie verschärften Vorschriften zu entsprechen, und diese in die 5. Auflage von 1995 aufgenommen. Gerade die Verbindungen
mit nachwachsenden Naturfaserdämmstoffen oder Recyclingmaterial wie Zellulosedämmstoff eröffnen vielfältige neue Möglichkeiten für beispielhaft nachhaltige und
energiesparende Konstruktionen mit Holz und Lehm. Mit zusätzlichen Dämmschichten kann die Leichtlehmschale schlanker, aber schwerer und wärmespeichernd,
ausgeführt werden, örtlich hergestellt kann sie schneller trocknen.
Der leicht veränderte Titel der siebten Auflage von 2013: »Bauen mit Leichtlehm,
Handbuch für das Bauen mit Lehm und Holz«, wurde der neuen Gliederung analog
der Lehmbau Regeln in Baustoff und Bauteil gerechter. Neu ist die Aufnahme von
historischen und weiterentwickelten Techniken mit Strohlehm und schwerem Leichtlehm im freien Auftrag, dafür sind Ergebnisse eines Forschungsprojektes in Limburg
und vieler praktischer Vorversuche eingearbeitet.
Leichtlehm wird ausschließlich nichttragend und ausfachend eingesetzt. Im (Holz-)
Skelettbau bietet er eine Verbesserung bauphysikalischer und raumklimatischer
Qualitäten, als Alternative zu üblichen leichten Dämmstoffausfachungen. Viele praktische und bauphysikalische Vorteile und konstruktive Vereinfachungen durch Lehmund Leichtlehmbaustoffe werden in dieser Auflage gezeigt, wie z.B. der sehr einfache
konstruktive Feuchteschutz ohne Dampfsperren und Klebebänder zweifelhafter
Dauerhaftigkeit. Ein großer Vorteil waren im Holzbau schon immer die schlanken
Wanddicken, die flächensparende Grundrisse ermöglichen. Moderne Hartbaustoffe –
meist mit unnötig hoher Festigkeit – lassen sich nur aufwendig zerschreddert in den
Materialkreislauf rückführen. Dagegen können Holz-Lehm Konstruktionen leicht und
geräuscharm um- und weitergebaut werden, wobei ein Großteil der Baustoffe sich
Vorwort
9
immer wieder weiterverwenden lässt. Dabei müssen Holz-Lehmhäuser nicht teuer
sein, und Eigenleistungen sind umfangreich möglich.
Neue Projektbeispiele, vom Wohnhaus über Kirche, Kindergarten und Grundschule,
Stallbau, Sommerhaus, Künstleratelier oder Museum zeigen die Vielfältigkeit und
ganz normale Anwendbarkeit des Baustoffes, und vor allem, dass das Bauen mit
Lehm auch in den Industrieländern nichts Exotisches an sich hat, sondern zu einer
erschwinglichen, modernen und beispielhaft nachhaltigen Architektur mit neuen
ästhetischen Möglichkeiten beitragen kann. Neben den Projekten, die zeigen, wie
Lehm-Fertigbaustoffe eine zeitgemäße Bauabwicklung ermöglichen, sollen zahlreiche
Selbstbauprojekte anregen, die einzigartigen Möglichkeiten dieses Baustoffes mit
den eigenen Händen zu entdecken.
In der nun vorliegenden 8. Neuauflage werden der schalungsfreie Materialauftrag weiter verfolgt und Fortschritte in der Normung beleuchtet. Gebaute Beispiele
aus den angelsächsischen Ländern erweitern den Projektteil – es war eine über­
raschende Erfahrung bei der Recherche, weltweit auf enthusiastische Architekten
und Bauausführende zu stossen, die – schon damals angeregt durch die Erstauflagen
von »Leichtlehmbau«- begonnen hatten, mit Stroh und Lehm zu bauen und dabei
auch eigene Techniken und Maschinen zur Material-Herstellung entwickelt haben.
An dieser Stelle sei noch einmal für Beiträge der früheren Auflagen gedankt:
besonders Peter Breidenbach, Lydie Didier, Andreas Dilthey, Alexandre Douline,
Lou Host-Jablonski, Hugo Houben, Franck Lahure, Alain Marcom, Aymone Nicolas,
Sophie Popot, Teuvo Ranki, Johannes Riesterer, Ulrich Röhlen, Elias und Eva Rubin,
Olivier Scherrer, Manfred Speidel, Juan Trabanino, Mikael Westermarck und
Christof Ziegert.
Heute möchte ich besonders allen danken, die für diese Neuauflage Bildmaterial
geliefert und Informationen, Anregungen und Kritik beigetragen haben: Vasko
Drogiski, James Henderson, Robert Laporte und Paula Baker-Laporte, Sandy Lidell
Halliday, Chris Morgan, Florian Primbs, Michael Schauer, und nicht zuletzt Ute
Schauer für ihre Mitarbeit.
Für die 9. Auflage wurden Einzelheiten korrigiert, Hinweise auf Vorschriften und
Normen aktualisiert, sowie das Literaturverzeichnis erweitert.
Franz Volhard
Januar 2021
10
Bauen mit Leichtlehm
100 Einführung
»Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. V
­ eränderungen der alten bauweise
sind nur dann erlaubt, wenn sie eine verbesserung bedeuten, sonst bleibe beim alten.
Denn die wahrheit, und sei sie hunderte von jahren alt, hat mit uns mehr inneren
zusammenhang als die lüge, die neben uns schreitet.«
Adolf Loos, 1913
110
Lehm als Baustoff
Bauen mit Lehm hat auch in Mittel- und Nordeuropa eine lange Tradition. Aus den
klimatischen und kulturellen Gegebenheiten und der Notwendigkeit, die örtlich vorhandenen Materialien zu verwenden, entwickelten sich vielfältige Methoden, Lehm
beim Bauen einzusetzen:
−− reine Massivbauweisen mit Lehm für Wände, Böden, Gewölbe
−− Mischbauweisen in Verbindung mit Holz und Pflanzen für Wände, Decken und
Dachdeckung
−− Steinmauerwerk mit Lehmmörtel
Eine Besonderheit des Lehms ist sein verschiedenartiges Vorkommen. Lehm ist
ein Gemisch aus Ton, Schluff, Sand, Kies oder auch Steinen, in unterschiedlichen
­Mengenverhältnissen. Nicht alle Lehme eignen sich für jede Bauweise gleich gut –
das örtliche Lehmvorkommen bestimmt daher auch die jeweilige Bauweise.
Lehm, der ausschließlich durch Lufttrocknung erhärtet und nicht chemisch
abbindet wie Kalk oder Zement, hat die einzigartige Eigenschaft, bei erneuter
Wasserzugabe wieder plastisch und formbar zu sein. Das macht ihn immer wieder
verwendbar, aber auch empfindlich gegen eindringendes Wasser. Daher besteht die
Lehmbautechnik zum großen Teil aus Maßnahmen, einer Zerstörung durch Regen
und Nässe vorzubeugen. Dazu gab und gibt es grundsätzlich folgende Methoden:
−− Die z. B. in Afrika heute noch übliche gelegentliche Erneuerung und Reparatur der
Außenhaut mit Lehm
−− Schutz durch wasserabweisenden Putz und Anstrich
−− Stabilisierung des Lehms durch Zusätze
−− Fernhalten der Nässe durch Wetterschutz
Ungeschützt werden Lehmbauten wieder zu dem, was sie waren. Der von der Erde
genommene Lehm geht, wenn er nicht mehr gebraucht wird – Ruinen, Abrissmaterial,
Baustoffreste –, unverändert und nicht als Müll in den Naturkreislauf zurück, so wie
die »vorsintflutliche« Stadt Ur in den Ausgrabungen als drei Meter ­dicke Lehmschicht
auftaucht.
Einführung
11
120
Lehmbauweisen
121
Massivbauweisen
Bei entsprechender Lehmaufbereitung und Wanddicke reicht die Druckfestigkeit des
Lehms aus, um die tragenden Wände auch mehrgeschossiger Häuser in Lehm zu
errichten. Im Jemen und in Nordafrika gibt es acht- bis zehngeschossige Häuser. In
Nord­europa ging man nur selten über drei bis vier Geschosse hinaus.
Tragend eingesetzte Lehmbaustoffe haben meist eine Dichte von über 1700 kg/m3.
Die wichtigsten Techniken sind der Lehmstein- bzw. Lehmquaderbau, der
Lehmstampf- und der Wellerbau.
Der Lehmsteinbau ist eine der ältesten Bauweisen. Die Städte der frühen
Hochkulturen z. B. in Mesopotamien waren aus luftgetrockneten Lehmsteinen oder
Luftziegeln gemauert. Der Lehm wird dazu entweder in plastischer Konsistenz
in Formrahmen »gepatzt«, in breiiger Konsistenz gestrichen oder in erdfeuchter
Konsistenz gestampft oder gepresst. Zur Stabilisierung wird meist Strohhäcksel
zugesetzt, vermauert wird mit Lehm- oder Kalkmörtel. Neben den ­traditionellen
Verfahren, die heute noch fast überall in der Welt verbreitet sind, gehören
auch industriell hergestellte Adobes z. B. in New Mexico zu den gebräuchlichen
­Materialien. Zur Herstellung gepresster Steine (compressed blocks) auf der Baustelle
gibt es Handpressen oder Maschinenpressen. In Amerika, Brasilien, Mexico, Algerien
werden gepresste Steine und Quader auch in automatischer Fabrikation hergestellt,
durchaus vergleichbar mit der industriellen Produktion anderer Baustoffe.
Der Lehmstampfbau gilt als weiterentwickelte Lehmbautechnik, ist aber ebenfalls
sehr alt. Da die Wände unmittelbar aufgesetzt werden, ist das Stampfverfahren
Abb. 1
12
Stadtbild im Lyonnais, verputzte Stampflehmhäuser
Bauen mit Leichtlehm
121-03
Abb. 2
Lehmsteinbau
Abb. 3
Lehmstampfbau
Traditioneller Formrahmen
für Lehmsteine
Abb. 4
Traditioneller
Stampfbau
Traditionelles Werkzeug
für Stampf- und Steinbau
insgesamt weniger zeitaufwendig als das Herstellen, Trocknen und Vermauern
von Steinen. Stampflehmbau ist weltweit dort verbreitet, wo steiniger Lehm in der
richtigen Zusammensetzung ansteht.
Der erdfeucht aufbereitete Lehm wird durch festes Stampfen zwischen den
Brettern oder Tafeln einer Gleitschalung zu fugenlosen, monolithischen Wänden verdichtet. In der traditionellen Technik werden Stampfbauten heute noch, bzw. wieder,
in Lateinamerika, Marokko, Afghanistan und China errichtet. In Europa, Amerika und
Australien gibt es Weiterentwicklungen: großflächige Tafelschalungen, maschinelle
Aufbereitung und Pressluftstampfer zur Reduzierung des Arbeitsaufwandes.
122
Skelettbauweisen
Der Lehm wird als nichttragendes, raumabschließendes Aus­fachungsmaterial ver­wendet. Die witterungsempfindlichen Lehm­­­arbeiten werden durch das bereits
Einführung
13
gedeckte Dach geschützt. Nicht zuletzt deshalb werden in nördlichen Klimazonen
mit regenreichem Sommer diese Bauweisen bevorzugt. Der mittel- und nordeuropäische Fachwerkbau und der japanische Holzbau mit seinen Lehmausfachungen
sind Beispiele. Die Übertragung der Decken- und Dach­lasten auf Wandstützen bietet
darüber hinaus in erdbebengefährdeten Gebieten größere Sicherheit (s. Projekt 24).
Diese Lehmbautechnik geht zurück auf frühe Zelt-, Pfahl- und Gerippebauten, deren
Wandgeflecht mit Lehm verstrichen wurde [Soeder 1964].
Im Laufe der Geschichte haben sich viele verschiedene Techniken herausgebildet.
In Europa waren variantenreiche Auftragsverfahren auf Flechtwerk, Staken oder
Lattung sowie das Ausmauern mit Lehmsteinen verbreitet. Diese Techniken waren
so selbstverständlich und jedermann bekannt, dass man darüber in der Literatur nur
sehr wenige Angaben findet.
Zur Füllung diente meist Strohlehm, eine Mischung aus Lehm und stabili­sierendem
Stroh. Anlässlich der Sanierung des mit 700 Jahren ältesten Fachwerkhauses in
Deutschland konnte der Verfasser im Detail Merkmale und Eigenschaften der
historischen Techniken untersuchen, auch um praktisch verwertbare Anhaltspunkte
für Neuausfachungen zu gewinnen [Volhard 2010 a].
Abb. 5
Marburg
14
Bauen mit Leichtlehm
Geflecht mit Bewurf,
130
Bauen mit Lehm – geschichtlicher Überblick
»ne caementorum quidem apud illos aut tegularum usus, materia ad omnia­­utuntur
informi et citra speciem aut delectationem. quaedam loca diligentius inlinunt terra ita
pura ac splendente, ut picturam ac lineamenta colorum ­imitetur.«
Tacitus: Germania
»Auch Bruchsteine und Ziegel sind bei ihnen nicht in Gebrauch, zu allem verwenden
sie unbehauenes Bauholz mit seinem unschönen, reizlosen Aussehen. Manche
Wandstellen bestreichen sie freilich recht sorgfältig mit so sauberem, glänzendem
Lehm, dass es wie Bemalung und farbige Verzierung wirkt.«
Wie bei Tacitus nachzulesen ist, haben die alten Germanen mit Holz und Lehm
gebaut. Stein- und Ziegelbau sind vermutlich auch im übrigen Nordeuropa bis dahin
unbekannt und finden erst durch die Römer allmähliche Verbreitung. Bezeichnungen
wie Mauer, Ziegel, Mörtel, Kalk gehen auf das Spätlateinische zurück: murus, tegula,
mortarium, calx.
In Mitteleuropa finden sich bereits im Neolithikum Skelettwände mit Flechtwerk,
das mit Lehm beworfen wurde. Archäologisch belegte Beispiele in Niederösterreich
aus dem 6.–5. Jh. v. Chr. sind im Museum für Urgeschichte (Asparn/Zaya) rekonstruiert. Die Geschichte des Lehmbaus in Deutschland und den angrenzenden Ländern
ähnlicher Breitengrade ist im Wesentlichen die des Lehm-Fachwerkbaus, massive
Tübingen, verputztes
Fachwerk
Abb. 6
Einführung
15
Lehmhäuser bleiben die Ausnahme, beschränkt auf einzelne Regionen und einige
Phasen Ende des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts und die Notzeiten nach den
beiden Weltkriegen. Der Fachwerkbau ist bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine
gebräuchliche Bauweise für nahezu alle Bauaufgaben, wobei sich regional ganz
unterschiedliche Haustypen und Formen herausbilden.
Vielfältige Gründe und Entwicklungen führen dazu, dass der Fachwerkbau allmählich vom Mauerwerksbau aus Naturstein oder Ziegeln verdrängt wird. Einige seien
hier genannt:
−− In einer Zeit zunehmender, allgemeiner Holzknappheit (seit dem 17. Jahrhundert)
hat der Fachwerkbau den Nachteil des beträchtlichen Holzverbrauchs, verursacht
auch durch gefühlsmäßig bestimmte, überdimensionierte Querschnitte.
−− In den dicht bebauten Städten werden ganze Stadtviertel durch Feuersbrünste
zerstört. Die höhere Feuersicherheit ist ein Argument für den Massivbau.
−− Der Steinbau kommt dem Bedürfnis nach Dauerhaftigkeit und Sicherheit mehr
entgegen als leichter vergängliche Baustoffe wie Holz und Lehm.
Da die Ziegelherstellung wiederum erhöhten Holzverbrauch zur Folge hat und
Steinhäuser als kalt, feucht und teuer gelten, sind die Voraussetzungen für das –
allerdings kurze – Aufleben der Lehm-Massivbauweisen Ende des 18. Jahrhunderts
günstig. So empfiehlt z. B. 1764 der preußische Staat die Bauweise mit Lehm­patzen,
um der allgemeinen Holzknappheit zu begegnen. In Frankreich baut C. de ­Cadenet
schon 1741 ein Dorf für Landarbeiter in Lehmstampfbau (Charleval, Durance).
Fachwerkhaus aus dem
15. Jh., Hasselt, Belgien, Instand­
setzung 1996
Abb. 7
16
Bauen mit Leichtlehm
1772 publiziert G. Goiffon ein erstes Handbuch »Art du maçon piseur« über diese
ursprünglich von den Römern aus den Kolonien nach Frankreich eingeführte
Technik. 1790 erscheint die berühmte »Schule der Landbaukunst« des französischen
Architekten F. Cointeraux mit Anweisungen zum Pisé-Bau. Dieses Buch wurde in
fast alle europäischen Sprachen übersetzt und erschien als deutsche Ausgabe 1793
­[Cointeraux 1793].
1797 veröffentlicht D. Gilly in Berlin ebenfalls ein »Handbuch zur Land-Bau-Kunst«
[Gilly 1818], in dem er sich mit der Technik des Lehmbaus beschäftigt. Das Bemühen,
in Deutschland den Pisé-Bau zu verbreiten, eine Bauweise, die »äußerst wohlfeile,
gesunde, dauerhafte, warme und völlig feuerfeste Wohnungen« [Wimpf 1841]
verspricht, hat nur regional durch das persönliche Engagement Einzelner Erfolg. In
Weilburg z. B. setzt sich der Fabrikbesitzer Wilhelm Jakob Wimpf für den Bau etlicher
teils mehrgeschossiger Gebäude aus Stampflehm ein, die zum größten Teil bis heute
gut erhalten, aber als solche äußerlich nicht zu erkennen sind (Abb. 8) [Erhard 1982].
Auch in Österreich hat sich der Lehmstampfbau zu dieser Zeit nicht durchgesetzt
und es sind nur wenige Beispiele erhalten [Kugler 2009].
In Frankreich dagegen entsteht im 19. Jh. in vielen Regionen eine neue Baukultur
mit Lehm. Ganze Städte und Dörfer, Schlösser, Wohngebäude, Schulen, Rathäuser,
Manufakturgebäude, Scheunen und Bauernhöfe werden in Stampf- oder Lehmsteinbau errichtet, die noch heute gut erhalten sind, z. B. in der Stampflehmregion
Rhône-Alpes im Großraum Lyon und St. Etienne (Abb. 1). Der Boden ist hier für den
Lehmstampfhaus 1828/29
Weilburg, Bahnhofstr. 11
Abb. 8
Einführung
17
Stampfbau ideal: Der steinig-kiesige Lehm guter Bindekraft benötigt keine Aufbereitung mit Zuschlägen und kann ohne weiteres in natürlicher Feuchte zwischen die
Schalbretter gestampft werden.
Dass sich der Lehmstampfbau in Deutschland schließlich nicht durchsetzen kann,
liegt auch daran, dass diese Technik – anders als in Frankreich – kaum an eine
regional vorhandene Bautradition anknüpfen kann und sich daher wenig Aufgeschlossenheit gegenüber der unbekannten Bauweise zeigt. In Regionen mit weniger
geeignetem, z. B. schluffigem Lehm ist die Aufbereitung auch sehr aufwendig, bei
magerem Lehm sogar unmöglich oder gefährlich. In nördlicheren Regionen hat
Stampflehm schließlich den Nachteil, dass die Arbeiten witterungsabhängig sind.
Dagegen ist Lehmsteinmauerwerk etwas schneller unter Dach und deswegen auch
vielerorts immer wieder anzutreffen.
So sind fast alle in Österreich im nördlichen Burgenland und im Weinviertel in
dieser Zeit entstandenen und noch erhaltenen, aber leider zunehmend von Abriss
bedrohten Lehmbauten der sog. »Ingenieurdörfer« aus Lehmsteinen errichtet. Die
traditionell mit Kalkschlämme geweißten Häuser prägen das typische Ortsbild vor
allem der Kellergassen. Der örtliche Lösslehm dieser Region wurde mit Strohhäcksel
vermengt und ursprünglich in patzenförmigen Klumpen aufeinander geschichtet
(Lehmpatzen, Wuzlmauern), später in Formen geschlagen und zu Lehmziegeln
im österreichischen Format (29 × 14 × 6,5 cm) oder Blöcken (ca. 30 ×15 × 15 cm) für
»­Quaderstockmauerwerk« getrocknet und vermauert [Kugler 2009] [Maldoner/
Schmid 2008] [Bruckner 1996].
Die eigentliche Ursache aber, dass Mitte des 19. Jahrhunderts der Lehmbau, und zwar
auch der Fachwerkbau, in Vergessenheit gerät, ist das beginnende Industriezeitalter.
Abb. 9
18
Weinviertel, Niederösterreich
Bauen mit Leichtlehm
Neue Bauaufgaben verlangen neue Lösungen. Mehrgeschossigkeit und große Spannweiten entsprechen nicht der Lehmbautechnik, ebenso wenig Fassadenschmuck,
Gesimse, Vor- und Rücksprünge. Das Bauen unterliegt neuen Gesetzen, da gelten
Lehmbauten als rückständig, primitiv und arm. Der Massenwohnungsbau erreicht
Dimensionen, die nur mit Hilfe der neuen Möglichkeiten bewältigt werden können.
Lehmbau ist Handwerkskunst geblieben, während das Baugeschehen ­weitgehend
industrialisiert wird. Mit der Erschließung der Kohlevorkommen entstehen Ziegeleien,
Zementfabriken, Eisengießereien. Neue »dauerhafte« Baustoffe kommen auf den
Markt und ein Teil der Bauarbeiten wird in Vorfertigung in Fabriken geleistet. Lehm
dient allenfalls noch zur Abdichtung, für Estriche und Deckenausfachungen.
»Der Lehmbau wurde vollends dadurch zum Erliegen gebracht, dass die Baustoffwirtschaft und namentlich die aufblühende Ziegelindus­trie mit einseitigen Behauptungen einen schonungslosen Propagandakampf gegen ihn führte, dass die Banken
sich weigerten, den Lehmbau zu denselben Bedingungen zu beleihen wie die übrigen
Massivbauten, und dass die Versicherungsgesellschaften ihm Schwierigkeiten machten.
Es muss allerdings zugegeben werden, dass bei den damaligen Lehmbauten sehr oft
der Putz infolge unsachgemäßer Ausführung abgefallen ist und dass diese Bauten dann
einen abschreckenden Eindruck machten.« [Hölscher u. a. 1947]
Die problematische Kalkputzhaftung auf massiven Lehmwänden scheint in der
damaligen Fachliteratur ein Dauerthema zu sein. Auch der Architekt Hermann
Muthesius sah darin Nachteile des Lehmbaus (s. u.). Demgegenüber waren die
traditonell dünnen Haarkalkputze auf Strohlehmausfachungen selten ein Problem.
Erst nach dem Ersten Weltkrieg erinnert man sich in Deutschland wieder an den
Lehmbau, als kohlegebundene Baustoffe knapp geworden, Transportmöglichkeiten
Abb. 10
Pisé-Bau, Frankreich
Einführung
19
beschränkt und Facharbeiter selten sind. In wenigen Jahren werden vor allem in
Selbsthilfesiedlungen auf dem Land mehr als 20.000 neue Lehmbauten erstellt
[Fauth 1946, 1948].
Es bildet sich der »Deutsche Ausschuß zur Förderung der Lehmbauweise«. Lehrund Beratungsstellen werden eingerichtet, Tagungen und Kurse zur Ausbildung von
Lehmfacharbeitern abgehalten. Anfängliche Misserfolge aus mangelnder Erfahrung
sind bald überwunden. Erste wissenschaftliche Forschungen an Materialprüfanstalten – Brandversuche, Druckfestigkeits- und Lehmprüfungen – tragen mit dazu bei,
dass sich bald allgemein anerkannte Regeln der Technik herausbilden. Aber trotz
staatlicher Förderung kommt es zu keiner baupolizeilichen Regelung. Die Anwendung des Lehmbaus bleibt auf wenige Nachkriegsjahre beschränkt, bis sich der
Zustand der Baustoffindustrie und die Transportmöglichkeiten wieder »normalisiert«
haben.
Danach wird der Lehmbau nur vereinzelt wieder aufgegriffen. Gegen Ende des
zweiten Weltkrieges ist der Lehmbau ein Ausweg aus der »das gesamte nicht
kriegsbedingte Bauwesen drosselnden Bausperre« [Hölscher u. a. 1947]. In Pommern
entstehen mehrere Muster-Lehmsiedlungen.
In Voraussicht der Wohnungsnot nach dem Krieg erarbeitet 1944 eine Gruppe
deutscher Lehmfachleute, u. a. Richard Niemeyer und Wilhelm Fauth, eine Verordnung als einheitliche Grundlage für die Wiedereinführung des Lehmbaus, um auf
baurechtlichem Gebiet nicht zum zweiten Mal völlig unvorbereitet zu sein. Diese
»Lehmbauordnung« [Lehmbauordnung 1944] erscheint am 4. 10. 1944 im Reichs­
gesetzblatt.
Nach Kriegsende wird dann die Lehmbauweise erneut als Möglichkeit propagiert,
mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln Wohnhäuser und Arbeitsstätten zu errichten. Wiederum werden ein »Deutscher Ausschuß für Lehmbau«
und ­zahlreiche Lehr- und Beratungsstellen gegründet, die auf Lehrbaustellen
­Facharbeiter ausbilden. Zum anderen wird gefordert, den Lehmbau genauso wie
andere Bauweisen in Überlegungen zur Rationalisierung durch Maschineneinsatz
einzubeziehen.
»… muss die Vorstellung überwunden werden, der Lehmbau sei eine Behelfsbauweise, eine solche also, der man nicht die gleiche Aufmerksamkeit hinsichtlich der
Mechanisierung und Industrialisierung zuzuwenden braucht, wie man das bei anderen
Kon­struktionen tut. Auch im Lehmbau ist, wie in der übrigen Bauindustrie, eine konsequente Rationalisierung der Schlüssel zum Erfolg« [Pollack/Richter 1952].
In der Zeitschrift »Naturbauweisen« (Abb. 14) und zahlreichen anderen Veröffent­
lichungen lässt sich eine wissenschaftliche Weiterentwicklung verfolgen. Der
Lehmbau wird nicht nur als eine vorübergehende Notarchitektur empfohlen, sondern
darüber hinaus als ökonomisch notwendig und ressourcensparend.
»Oberster Gesichtspunkt der Leitung einer jeden Volkswirtschaft, besonders aber
einer solchen, die die Folgen eines verheerenden Krieges zu überwinden hat, ist
die Sparsamkeit. … Baut man ein Haus auf Lehmboden, so ist die Errichtung seiner
Mauern als Lehmbau ein Musterbeispiel solcher volkswirtschaftlichen Sparsamkeit«
[Pollack/Richter 1952].
20
Bauen mit Leichtlehm
Heimstättengenossenschaft: Sechsfamilien-Siedlungswohnhaus,
Lehmstampfbau Dresden 1919/20
Abb. 11
Anzeige 1921: Schlagmaschinen
zur rationellen Herstellung von Lehmsteinen
und Lehmquadern
Abb. 12
Naturbauweisen, Mitteilungsblatt des Fachausschusses »Lehmbau«, in der Kammer der Technik
Berlin 1948–50
Abb. 14
Richard Niemayer: Der Lehmbau und
seine praktische Anwendung [Niemeyer 1946]
Abb. 13
Einführung
21
Die Lehmbauaktivitäten beschränken sich jedoch in Deutschland vor allem auf die
damalige sowjetische Besatzungszone, wo die sowjetische Militär-Administration
1947 mit dem sog. »Baubefehl 209 zur Wohnraumbeschaffung« den Bau von 200.000
kleinbäuerlichen Gehöften fordert [Hamann 1948], mit der Auflage, etwa 40 %
natürliche und örtlich zu gewinnende Baustoffe zu verwenden. Die Einsparungen für
innerhalb von zwei Jahren errichtete 17.300 Baueinheiten aus Lehm werden mit
200 Millionen Ziegeln, 40.000 t Kalk, 110.000 t Kohle und 750.000 t Transportraum
angegeben [Pollack/Richter 1952]. In Ostdeutschland wird bis Ende der 50er Jahre
mit Lehm gebaut, in Westdeutschland allerdings ist der Lehmbau wieder eine
Episode der unmittelbaren Nachkriegsjahre geblieben. Zwar wird 1951 schließlich
die Lehmbauordnung von 1944 als Technische Baubestimmung [DIN 18951 1951]
eingeführt und es folgen bis 1956 noch weitere Vornormen (s. Kapitel 732), aber im
»Wirtschaftswunder« und wachsenden Wohlstand hat das Bauen mit Lehm keinen
Platz mehr.
Unverständlich bleibt jedoch, warum man die neuen technischen Möglichkeiten
nicht auf den Lehmbau anzuwenden versucht hat, während zur gleichen Zeit in Amerika – ohne Not – der Baustoff Lehm wiederentdeckt wird und mit neuen Verarbeitungsmethoden industriell hergestellte Lehmsteine preisgünstig angeboten werden
können [Vick 1949]. In Deutschland hat es ähnliche Versuche wohl nur vereinzelt
gegeben, so die »Tonadur«-Steine und -Platten eines bayrischen Baustoffwerks für
Mauerwerk und zur Ausfachung von Wänden, Decken und Dachschrägen ­[Tonadur
1949].
Auffällig ist, dass in älteren Büchern über Lehmbau die traditionellen Verarbeitungen von Lehm im Holzbau z. B. mit Stroh- und Leichtlehm, eher am Rande behandelt
werden, obwohl der Skelettbau wegen seiner Vorteile in nördlichen Regionen über
Jahrhunderte viel gebräuchlicher war. Ein Grund hierfür mag die Holzknappheit in
jenen Krisenzeiten gewesen sein, in denen Lehmbau bevorzugt angewandt worden
ist: während und nach den Kriegen [Speidel 1983].
Auch große Namen der Architektur haben sich in Krisenzeiten mit Lehm als Baustoff
auseinandergesetzt. In Österreich hatte schon kurz nach dem 1. Weltkrieg Adolf Loos
die Heubergsiedlung in Wien mit Lehm bauen lassen. Egon Eiermann hat nach 1945
den Studenten in Karlsruhe in den ersten Baukonstruktionsvorlesungen Lehmbauverfahren vorgestellt (Abb. 19) und Otto Bartning hat für das diakonische Werk in
Neckarsteinach bei Heidelberg 1946 eine Lehmbausiedlung errichtet (Abb. 17, 18).
Aber alle diese Bemühungen haben den Geschmack des Behelfsheimbaus für eine
Übergangszeit gehabt [Speidel 1983]. Der Architekt Hermann Muthesius empfahl
zwar für kleine ländliche Gebäude die Lehmwand, sah aber als Mängel die lange
Bauzeit von Lehmstampfwänden und die problematische Haftung des Putzes.
In Frankreich hat Le Corbusier sein Projekt Murondins (1941) leider nicht realisieren können. Sonst sind nur wenige vereinzelte Projekte der Nachkriegszeit publiziert.
Eher sind es die Gebiete der früheren Kolonien, Algerien, Marokko und Senegal, wo
sich französischen Architekten und Ingenieuren Gelegenheit bietet, für eine neue
moderne Architektur zementstabilisierten Lehmstampfbau »béton de terre« zu ent22
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 15
DIN 18951 1951: Lehmbauten, Vorschriften für die Ausführung (1971 zurückgezogen ohne Ersatz)
Einführung
23
Haus in Bad Dreikirchen, Südtirol. Aufgreifen der örtlichen Bau­tradition: Natursteinmauerwerk mit
Lehmmörtel (Arch. Lois Welzenbacher 1923)
Abb. 16
wickeln (M. Luyckx 1944, J. Dreyfus 1954). In Marokko leitet der Ingenieur A. Masson
1962–67 den Bau von 2700 Häusern mit stabilisierten Lehmsteinen ­[Nicolas 2011].
»… Aber, höre ich sagen, diese schwerfällige Stampferei ist doch überhaupt nicht
rationell, nicht modern. Dem leichten, präfabrizierten Haus gehört die Zukunft. Gewiß,
gewiß. Aber die wissenschaftliche und technische Entwicklung des fabrizierten Hauses
braucht in Amerika noch fünf, bei uns in Deutschland sicher noch fünfzehn Jahre. Wir
dachten bei unserem Lehm ja nur ein bißchen an die Gegenwart, die keine Kohle und
kein Transportmittel hat. Sobald es genug Kohle gibt, werden wir sicher wieder Ziegel
brennen …«
Otto Bartning 1948
1971 werden die deutschen Lehmbaunormen ersatzlos zurückgezogen – in einer Zeit,
in der der Fortschrittsoptimismus seinen Höhepunkt erreicht hat.
Wiederentdeckung
Doch schon wenig später, unter dem Eindruck spürbarer Energieknappheit in der
Energiekrise von 1973, erwacht allgemein, besonders aber in Westdeutschland ein
neues Interesse an weniger energieabhängigen, umweltfreundlichen und gesund24
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 17
Neckarsteinach 1946, Stampfbau
Selbsthilfesiedlung Neckarsteinach 1946
(Anleitung Otto Bartning)
Abb. 18
Siedlung der Siedlernotgemeinschaft Hettingen, 1946–1947, Lehmsteininnenwände
(Architekt Egon Eiermann)
Abb. 19
Einführung
25
heitlich unbedenklichen Baustoffen. Der Baustoff Lehm bekam hier zwar die besten
Noten, nur war es kaum möglich, mit Lehm zu bauen, da die handwerkliche Überlieferung völlig abgebrochen war und es am Baustoffmarkt (noch) keine Lehmbaustoffe
gab. Anfang der 1980er Jahre waren zunächst erste pionierartige Gehversuche nötig,
bevor sich in der Folge in Deutschland zunächst vor allem das Bauen mit Leichtlehm
im Holzskelettbau und der Fachwerksanierung verbreitete. Mit dazu beigetragen hat
das erste Erscheinen dieses Buches 1983, das sich als Standardwerk etablierte.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Wiederentdeckung des Lehms in der Denkmal­
pflege, d. h. der Instandsetzung und Sanierung von Lehmfachwerkbauten. Man
hatte aus Bauschäden als Folge falsch eingesetzter neuer Bau- und Dichtstoffe der
1960er Jahre gelernt und suchte nach nachhaltigeren Lösungen und authentischen
Techniken.
War es zunächst unumgänglich, mangels Handwerkern die Lehmarbeiten in Selbsthilfe auszuführen und auch die Baustoffe selbst am Ort herzustellen, beginnt in
Deutschland schon in den 90er Jahren ein neues professionelles Interesse. Normale
Handwerksbetriebe übernehmen nun auch Lehmbauarbeiten, andere Unternehmen
spezialisieren sich ganz auf den Lehmbau. Die zunehmende Nachfrage führt schnell
zur Entwicklung von vielseitig einsetzbaren Lehm-Fertigprodukten: Lehmsteine,
Mörtel, Putze, Leicht- und Strohlehm zur örtlichen Verarbeitung, Lehmplatten aller
Abmessungen.
Maßgeblich beteiligt an der rasanten Entwicklung des Marktes für Lehmbaustoffe
ist das 1984 in Viersen gegründete Unternehmen Lehmbau Breidenbach, heute als
Claytec firmierend. 1992 gründet sich aus einem allmählich gewachsenen Kreis von
Interessierten der gemeinnützige »Dachverband Lehm«. Er versteht sich als Plattform
für den Informations- und Ideenaustausch von Herstellern, Händlern, Architekten,
Abb. 20
26
Leichtlehmneubau 1986
Bauen mit Leichtlehm
Der erste Neubau mit
Leichtlehm 1983 (s. Projekt 2)
Abb. 21
Abb. 22 Sanierung und Umbau
des Hauses Markt 2 in Alsfeld von
1350, Neuausfachung mit Strohleichtlehm (Ausführung Fa. Talis
1989)
Einführung
27
Abb. 23
Produktpalette, Claytec 1992 (Claytec®)
Entwicklung von Fertigprodukten (Claytec®)
Abb. 24
Lehmplattenfertigung
1996 (Claytec®)
Abb. 25
28
Bauen mit Leichtlehm
Bauherren und allen anderen, die mit Lehm arbeiten. Seit seiner Gründung setzte
er sich als vordringliche Aufgabe, einen Konsens über den erreichten Stand der
Technik in Form eines Regelwerks zu erarbeiten. Die öffentlich geförderten, 1998
vom Dachverband herausgegebenen Lehmbau Regeln, bei denen der Verfasser
maßgeblich mitwirkte, sind inzwischen in fast allen Bundesländern bauaufsichtlich
als Technische Baubestimmung eingeführt [Lehmbau Regeln 1999, 2008]. Seit 2010
erarbeitet eine Arbeitsgruppe für die wichtigsten industriell hergestellten Lehm­
produkte detailliertere Normen, wie sie für die Produktion, Kennzeichnung, Prüfung
und Anwendung moderner Industriebaustoffe unumgänglich sind.
War die Vermittlung von Fachwissen lange Zeit örtlichen Initiativen, Kursen und
Seminaren, auch an verschiedenen Hochschulen und Universitäten, überlassen, bietet der Dachverband Lehm seit 2002 eine zweiwöchige theoretische und praktische
Ausbildung zur sog. »Fachkraft Lehmbau« an, in Zusammenarbeit mit regionalen
Handwerkskammern. Ein Prüfungszeugnis berechtigt zur Eintragung in die Handwerksrolle, vergleichbar mit anderen Handwerkerausbildungen (Handwerksrolle A,
Maurer und Betonbauer, Spezialgebiet Lehmbau) [Dachverband Lehm].
In Frankreich ist es die Gruppe CRAterre (Centre international de la construction
en terre), die sich seit den 1980er Jahren zu einem heute weltweit anerkannten
Kompetenz­zentrum für Lehmbau entwickelt hat. Die Gruppe hatte sich an der École
d’architecture de Grenoble gebildet, angeregt von der beeindruckenden Tradition der
Pisé-Architektur in der Region. 1979 erschien »Construire en Terre« [CRAterre 1979],
ein erster Versuch, das Bauen mit Lehm weltweit und systematisch zu erfassen. 1989
erschien das umfassende Handbuch »Traité de construction en terre« [CRAterre 1989].
Schon seit 1984 werden in Zusammenarbeit mit der École d’architecture de Grenoble
weltweit einzigartige zweijährige Aufbaustudien angeboten, die auf ­wissenschaftlicher
Grundlagenarbeit und praktischer Anwendung aufbauen (CEAA Terre, heute als DSA
Terre weitergeführt). Die Gruppe betreut außerdem vor allem internationale Projekte,
so z. B. 1981 auf der Insel Mayotte das bisher größte und erfolgreichste Lehmbau­
projekt mit 20.000 Wohnhäusern aus mit Handpressen örtlich hergestellten Lehm­
steinen (compressed blocs) (Abb. 26, 27).
In Zusammenarbeit mit CRAterre realisierte Jean Dethier 1981 im Centre
Georges Pompidou Paris die große Wanderausstellung »Lehmarchitektur«, die
auch im Architekturmuseum Frankfurt zu sehen war. Der Katalog wurde vielfach
übersetzt [Dethier 1981]. In der Folge konnte das aufsehenerregende Projekt einer
neuen Lehmbau­siedung in Villefontaine bei Lyon realisiert werden. Verschiedene
­Architekten sollten demonstrieren, dass 65 Wohneinheiten im sozialen Wohnungsbau unter heutigen Bedingungen in Lehmstampfbau, mit gepressten Lehmsteinen
oder Leichtlehm (s. Projekt 3) wirtschaftlich zu erstellen sind (Abb. 28).
Parallel entstehen seit 1985 in allen Regionen Frankreichs vor allem Initiativen,
Lehm in der Denkmalpflege und bei der Instandsetzung historischer Gebäude wieder
einzusetzen. Zunehmend professionalisiert sich der Lehmbau und es werden Lehm­
produkte angeboten. Ein Netzwerk von verarbeitenden Lehmbaufirmen entsteht.
Einführung
29
Wohnhäuser, Mayotte
Island 1982 (CRAterre)
Abb. 26
Terstaram Press®,
­Mayotte 1982
Abb. 27
Abb. 28
30
Village Terre Isle d’Abeau
Bauen mit Leichtlehm
Aus verschiedenen örtlichen Interessenverbänden zur Förderung des Lehmbaus
wird schließlich 2006 der Verband AsTerre gegründet, das französische Netzwerk
der professionellen Lehmbauer Frankreichs. Auch hier sieht man eine vordringliche
Aufgabe darin, Regeln zum Bauen mit Lehm zu erarbeiten.
Auch in anderen europäischen Nachbarländern, den USA, Australien und
­Neuseeland entwickelt sich seit den 1980er Jahren eine aktive Lehmbau-Szene.
Es gründen sich zahlreiche nationale Verbände, vielerorts setzen sich Universitätsinstitute für Forschung, Entwicklung und Ausbildung ein. Normen und Standards
werden erarbeitet – oder es werden Regelungen anderer Länder über­nommen
(s. Kap. 732).
140
Heute mit Lehm bauen?
Spätestens seit der Energiekrise 1973 ist deutlich geworden, wie sehr der steigende
Wohlstand und die Lebensgewohnheiten moderner Industrieländer bisher auf das
gleichmäßige Fließen der Ölquellen angewiesen sind. Grenzen des Wachstums und
der Umweltbelastbarkeit werden erkannt.
»… (Die Krise) wird schlimmer werden, und sie wird zur Katastrophe führen, wenn
wir nicht eine neue Lebensweise entwickeln, die mit den wirklichen Bedürfnissen der
Menschennatur vereinbar ist, mit der Gesundheit der lebenden Natur um uns herum
und mit den Rohstoffvorräten der Welt. Das ist tatsächlich ein großes Programm, nicht
weil wir uns solch eine neue Lebensweise nicht vorstellen können, sondern weil die
gegenwärtige Konsumgesellschaft sich wie ein Drogensüchtiger verhält, dem es überaus
schwerfällt, sich von seiner Sucht zu lösen, ganz gleich wie elend er sich fühlt. Die
Problemkinder der Welt sind deshalb die reichen Gesellschaften und nicht die armen.
… Das System der Produktion der Massen weckt die schlafenden Kräfte, über die
alle Menschen verfügen: die Klugheit ihrer Köpfe und das Geschick ihrer Hände, und
unterstützt sie mit erstklassigem Werkzeug. Die Technologie der Massenproduktion ist
in sich gewalttätig, umweltschädlich, selbstzerstörerisch mit Bezug auf nicht erneuerbare Rohstoffe und den Menschen verdummend. Die Technologie der Produktion der
Massen, die sich des Besten an modernem Wissen und moderner Erfahrung bedient,
führt zu Dezentralisierung, ist mit den Gesetzen der Ökologie vereinbar, geht sorgsam
mit knappen Rohstoffen um und dient dem Menschen, statt ihn mit Maschinen zu
unterjochen.
Ich habe sie Mittlere Technologie genannt, um anzudeuten, dass sie der primitiven
Technologie früherer Zeiten weit überlegen, zugleich aber sehr viel einfacher, billiger
und freier als die Supertechnologie der Reichen ist. Man kann sie auch SelbsthilfeTechnologie oder demokratische oder Volkstechnologie nennen – eine Technologie
jedenfalls, zu der jedermann Zutritt hat und die nicht denen vorbehalten ist, die bereits
reich und mächtig sind«
(E. F. Schumacher: Die Rückkehr zum menschlichen Maß [Schumacher 1977]).
Einführung
31
»Die Katastrophe ist also keineswegs in der Natur angelegt, sondern nur im Menschen.
Und die Katastrophe kann so oder so nur aufgehalten werden, wenn der Mensch
entweder in die Gesetze des Sonnenlimits zurückkehrt, oder aber eine unschädliche
Methode erfindet, sich über das Sonnenlimit hinwegzusetzen.«
(G. Moewes: Weder Hütten noch Paläste [Moewes 1995])
In diesem Sinne ist das Bauen mit Lehm, Holz und Pflanzenfasern eine der wenigen
Bautechniken, die mit Sonnenenergie auskommen. Lehm trocknet an der Luft, ist
immer wieder neu mit Wasser in andere Form zu bringen, Pflanzenfasern und Holz
wachsen CO2-neutral nach. Dabei ist die Technik einfach und für jeden zugänglich,
sie verwendet Rohstoffe, die ausreichend und überall vorhanden sind, ohne vorher
einem energieaufwendigen Veredelungsprozess unterworfen zu sein, und sie ist,
obschon sehr ausgereift, weiterhin entwicklungsfähig.
Dagegen werden heute Baustoffe allein schon deshalb als »nachhaltig« bezeichnet,
wenn ein Recycling technisch möglich ist. Aber ist denn Schreddern und Einschmelzen auch nachhaltig möglich bei schwindenden fossilen Energiequellen? Lehm und
Holz kann man mit wenig Energie immer wieder verwenden oder ausgedientes
Material einfach der Natur überlassen, ohne dabei Mensch und Umwelt zu schaden.
Neben den genannten Aspekten gibt es genug Gründe für den Einzelnen, Lehm als
Baustoff zu wählen. Die hohen Baukosten zwingen oft zur Selbsthilfe und gerade bei
der Lehmbauweise bietet sich die Möglichkeit, die eigene Phantasie und Geschicklichkeit einzusetzen, Lehmbaustoffe selbst herzustellen oder Lehmfertigprodukte
zu verarbeiten. Mehr und mehr interessieren sich aber auch Baustoffhersteller und
Baufirmen für den Baustoff Lehm. Sie können aufgrund ihrer Qualifikation und besseren Ausrüstung die Technik in anderem Maßstab, als es dem Selbstbauer möglich ist,
professionell anwenden und weiterentwickeln.
Der Baustoff Lehm ist natürlich nicht für alle Bauaufgaben geeignet: Die geringere
Druckfestigkeit bedeutet z. B. bei tragenden Lehmbauweisen eine Beschränkung
auf ein bis zwei Geschosse (wegen der Sicherheitszuschläge). Ein Nachteil kann
auch darin gesehen werden, dass die notwendige Trocknung feucht verarbeiteter
Lehmbaustoffe die Bauzeit jahreszeitlich einschränkt.
Lehm ist jedoch vor allem in Verbindung mit tragendem Holzskelett in vielen
Bereichen eine Ergänzung und Alternative zu anderen Baustoffen: beim Wohnungsbau – z. B. verdichteter Flachbau im städtischen Bereich, Ein- und Mehrfamilienhäuser, bei der Altbausanierung (Fachwerk), im landwirtschaftlichen Bereich (Wohn- und
Betriebsgebäude) und für öffentliche Gebäude wie Kindergärten und Schulen.
Das Bauen mit Lehm hat sich bewährt. Die technischen Besonderheiten sind
natürlich zu beachten. Sachkenntnis, Erfahrung, Sorgfalt bei Planung und Ausführung
vorausgesetzt, gibt es keinen Grund, auf die Vorzüge dieses – im wahren Wortsinn –
nahe liegenden Baustoffs zu verzichten.
32
Bauen mit Leichtlehm
150Welche Möglichkeiten bieten Lehmbautechniken ­heute?
Die althergebrachte Meinung über den Lehmbau – »im Winter warm und im Sommer
kühl« – muss in Relation zu dem damaligen Standard der Bautechnik gesehen
werden. Heute sind die Ansprüche an gleichmäßige Klimatisierung gestiegen.
Gleichzeitig muss aber mit fossiler Energie viel sparsamer umgegangen werden. Die
Folge sind Verordnungen, die Mindestdämmwerte vorschreiben, die selbst dicke
Lehmwände aus schwerem Massivlehm, ebenso wenig wie Vollziegelwände, nicht
ohne zusätzliche Dämmschichten erreichen.
Tragende Lehmwände aus Stampflehm, Lehmsteinmauerwerk oder im Wellerbau
machen zwar teure Skelettkonstruktionen entbehrlich, dafür verbrauchen die dicken
Wände mit Dämmung wertvolle Grundfläche. Erst nach Fertigstellung der Wände
können die Decken und das Dach geschlossen werden, bei Regen muss die Arbeit
unterbrochen und die Wände müssen jedesmal abgedeckt werden. Immerhin sind
tragende Lehmwände bis zu zwei Geschossen mit Einführung der [Lehmbau Regeln
1999] in Deutschland wieder genehmigungsfähig.
Für nichttragende Ausfachungen z. B. im Holzskelettbau sind dagegen Lehmbaustoffe vielfältig einsetzbar. Der moderne Holz-Lehmbau knüpft im Prinzip an
die bekannte historische Lehmausfachung im Fachwerkbau an und ist für heutige
Anforderungen weiterentwickelt. Neben Lehmsteinen, Faser- und Strohlehm – heute
in der Regel mit zusätzlichen Wärmedämmschichten kombiniert – bietet der Baustoff
Leichtlehm bauphysikalische, bautechnische und praktische Vorteile.
160
Bauen mit Holz und Lehm
161
Faser- und Strohlehm
Als »Strohlehm« oder »Faserlehm« werden Lehmgemische mit einem Trockengewicht
zwischen 1200 und 1700 kg/m3 bezeichnet. Der Lehm wird dazu mit Stroh oder anderen Fasern weichplastisch aufbereitet [Lehmbau Regeln 2009]. Typische Anwendungsbereiche sind vor allem Wand- und Deckenausfachungen und dicke Putzaufträge.
Die allgemeinere Bezeichnung »Faserlehm« verwenden wir für Lehmbaustoffe, die
mit Fasern aller Art, besonders aber Feinfasern aufbereitet sind, und die sich – im
Unterschied zu Strohlehm – z. B. für die Steinherstellung, für dünne Putzaufträge
oder Maschinen-Spritzmörtel eignen.
Gegen Rissbildung, Auswaschungen und zur Erhöhung der Wärmedämmung wird
der Lehm mit Strohhäcksel oder geschnittenem Langstroh armiert. Die gebräuchlichsten Auftragsverfahren mit Strohlehm werden im Folgenden näher beschrieben.
Sie bilden die Vorstufe für den Baustoff Leichtlehm (s. Kapitel 420).
Beim Geflecht mit Bewurf erhalten die Gefache aus Ständern und Riegeln ein
Flechtwerk aus Staken und Weidenruten, auf das Stroh- oder Häcksellehm aufgetragen wird. Beim Auftrag auf Lattenspalier wird Strohlehm sattelartig aufgelegt und
verstrichen (Normandie). Beim Stakbau werden waagerechte Staken zwischen die
Einführung
33
Abb. 29 Faserlehm-Putzmörtel, mit Strohhäcksel
­erdfeucht aufbereitet
Abb. 31
Formgepresster Lehmstein aus Faserlehm
Abb. 30
Strohlehm, aus Ballenstroh aufbereitet
Abb. 32
Strohlehm, trockene Fertigmischung
im Schnitt
senkrechten Ständer in Nuten eingepasst. Nachdem das Holzskelett, einschließlich
der Decken, trocken ausgestakt ist, werden die Staken entweder am Ort mit Strohlehm umwickelt oder feldweise herausgenommen und abwechselnd mit Strohlehmlagen wieder eingesetzt. Die Oberflächen werden mit Häcksellehm geglättet oder
verputzt. Auch senkrechte Stakung zwischen waagerechten Riegeln ohne Flechtwerk
34
Bauen mit Leichtlehm
161-04
a) Flechtwerk
b) durchgehendes Flechtwerk
c) waagrechte Stakung
d) senkrechte Stakung
e) enges Fachwerk, Stakung
f) weites Fachwerk, Lattung
Abb. 33
Ausfachungen mit Strohlehm
war gebräuchlich (Süddeutschland). Dem Lehm wurde so viel Stroh zugemischt, dass
die Masse in die Zwischenräume eingearbeitet werden konnte.
Bei dem Verfahren mit Wickelstaken werden die Staken vorher mit Strohlehm
umwickelt und – feucht – in die Balkennuten der Wände und Decken dicht aufeinander geschoben und mit Häcksellehm ausgestrichen (s. Kapitel 432).
Einführung
35
Leichtlehm
162
Leichtlehm ist ein Lehmbaustoff, der wegen guter Wärmedämmung für unser Klima
besonders geeignet ist. Leichtlehm ist wie Strohlehm ein Gemisch von Lehm und
Stroh oder anderen Leichtzuschlägen, die hier aber den Hauptbestandteil der Masse
bilden. Der Lehm ist lediglich Bindemittel der Zuschläge.
Leichtlehm ist Ausfachungsmaterial im lastabtragenden Holzskelett, das allerdings
holzsparender ausgebildet sein kann als traditionelles Fachwerk. Die Lehmarbeiten
können unter bereits gedecktem Dach witterungsunabhängig ausgeführt werden.
Die Technik wurde in Deutschland nach 1920 aus den traditionellen Stroh­lehm­
verfahren entwickelt, wobei man schon damals neue bauphysikalische ­Erkenntnisse
Abb. 34
Leichtlehmausführung [Fauth 1946, 1948]
1. Stroh und andere Faserstoffe werden auf 10 bis 15 cm zerkleinert.
2. Flüssiger Lehm wird über jede Faserschicht gegossen und
3. mit Misthaken gut durchgemischt.
4. Einbringung des Leichtlehms in die Gleitschalung.
5. Einstampfen der Masse und
6. Stakeinlagen dienen der Wandversteifung
Abb. 35
36
Bauen mit Leichtlehm
Leichtlehmwerkzeuge [Fauth 1948]
Abb. 36
Leichtlehm
umsetzte, durch leichte, lufthaltige Baustoffe eine bessere Wärme­dämmung zu
erzielen. Diese neue Bauweise bezeichnete man zunächst als Strohlehmständerbau,
dann als Leichtlehmbau [Fauth 1946] [Niemeyer 1946] [Pollack/Richter 1952]. In
der [Lehmbauordnung 1944] taucht der Begriff Leichtlehm erstmals auf. Darunter
werden alle Lehmgemische mit Leichtzuschlägen verstanden, die ein Raumgewicht
von weniger als 1200 kg/m3 haben [DIN 18951 1951]. Mittlerer Leichtlehm ist 600 bis
800 kg/m3 schwer. Mit sehr fettem Lehm sind Mischungen bis 300 kg/m3 möglich.
Mit anderen leichten Zuschlägen aufbereiteten Leichtlehm kann man nach dem
Zuschlag benennen, z. B. »Holzleichtlehm« oder »mineralischer Leichtlehm«.
Im Unterschied zu anderen Lehmbaustoffen wird der Lehm in flüssigem Zustand
mit Stroh oder anderen Zuschlägen vermischt. Die fertige Leichtlehmmasse wird in
beweglichen Schalungen unmittelbar zum Bauteil verdichtet oder es werden Steine,
Platten oder Blöcke vorgefertigt, die dann trocken mit Mörtel vermauert werden.
Das Eindrücken und Verdichten der formbaren, sich überall anpassenden Masse ist
einfach und erfordert insgesamt weniger Zeit und Arbeit verglichen mit Stampflehm-,
Lehmstein- oder Wellerwänden. Die notwendige Trocknungszeit verlangt allerdings,
dass mit dem Bau in den frühen Sommermonaten begonnen wird, wenn im Herbst
verputzt werden soll – von Möglichkeiten künstlicher Trocknung abgesehen. ­Dagegen
können trockene Steine und Platten immer vermauert werden, wenn Mauern ohne
Frostgefahr möglich ist. Günstig ist die Kombination beider Verfahren – feuchter und
trockener Einbau. Damit wird die Bauzeit unabhängiger von der Jahreszeit.
Wegen seiner bautechnischen und bauphysikalischen Eigenschaften ist Leichtlehm
ein zunehmend zeitgemäßer Baustoff – gerade im Vergleich mit den gebräuchlichen
Plattenwerkstoffen und Dämmstoff-Ausfachungen im heutigen Holzskelettbau:
Einführung
37
a) Geschalte Wände
a) Geschalte Wände
b) Mauerwerk
b) Mauerwerk
c) Füllung in verlorener Schalung
c) Füllung in verlorener Schalung
d) Fachwerkausmauerung
d) Fachwerkausmauerung
Abb. 37
Ausfachungen mit Leichtlehm
−− Mit Leichtlehm können alle Bauteile über Sockel in ähnlicher Technik und mit
demselben Material ausgefacht werden, also Außen- und Innenwände, Decken und
Dachdämmung.
−− Leichtlehmbauteile können unmittelbar verputzt, verkleidet oder zusätzlich wärmegedämmt werden. Auf der offenporigen Oberfläche haftet jede Art von Putz.
−− Die sich anpassende Ausfachung ist fugenlos aus einem Stück. Es gibt keinen
Verschnitt und keinen Abfall.
−− Die Ausfachung ist verputzt winddicht, die im Holzbau fehleranfälligen Dampf­
sperren erübrigen sich. Die Elektroinstallation ist hier kein Problem.
−− Leichtlehm ist ausgewogen wärmedämmend, wärmespeichernd und schalldämmend und bietet ausreichenden Feuerschutz. Die Eigenschaften lassen sich durch
das Mischungsverhältnis von Lehm und Zuschlag beeinflussen.
−− Wärmedämmender Leichtlehm (300 bis 800 kg/m3) ermöglicht bei geringen Wandstärken ein behagliches Raumklima mit hohen Oberflächentemperaturen. Da diese
eine Absenkung der Raumlufttemperatur erlauben, werden zusätzlich Heizkosten
eingespart. Das relativ hohe Flächengewicht bei guter Dämmung garantiert
durch Wärmedämpfung der Außentemperaturschwankungen ein ausgeglichenes
Innenklima auch im Sommer.
38
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 38
Bohlenständerkonstruktion mit Leichtlehmfüllung, Haus in Victoria, Australien 2011 (s. Projekt 26)
−− Zwar genügen einschalige Außenwände mit Leichtlehm nur noch selten den
verschärften Wärmeschutzvorschriften, aber mit zusätzlichen Dämmschichten
sind sehr niedrige U-Werte erreichbar – jedoch hier, im Gegensatz zu gedämmten
Massivbauweisen, mit nicht mehr Masse als nötig in grundflächensparender
Skelettbauweise.
−− Gute Wärmespeicherung und Schalldämmung – für Innenbauteile erwünscht –
wird durch Erhöhung des Lehmanteils (hohes Raumgewicht) erreicht.
−− Der Feuerschutz entsteht durch die Umhüllung der an sich brennbaren Faserstoffe
mit nicht brennbarem Lehm. Verputzter Leichtlehm hat feuerhemmende Eigenschaften.
−− Von Lehm eingebettetes Holz und Stroh sind vor Verrottung geschützt.
−− Leichtlehm ist feuchteaufnahme- und abgabefähig. Durch gute Diffusions- und
kapillare Leitfähigkeit bei geringer Gleichgewichtsfeuchte bleiben die Wände
trocken und erhalten somit die Wärmedämmfähigkeit.
−− Lehm, Stroh und Holz sind natürliche Baustoffe – nicht giftig und harmlos in der
Handhabung.
Einführung
39
− D
ie Materialkosten sind gering. Im Vergleich zum schweren tragenden Lehmbau
wird weniger als die Hälfte Lehm benötigt, so dass auch ein Transport zur Baustelle nicht zu aufwendig ist.
− Die Arbeit ist leicht erlernbar und ausgesprochen selbstbaufreundlich. Nur wenige
einfache Werkzeuge werden gebraucht. Selbsthilfearbeiten sind auf nichttragende
Ausfachungen beschränkt und ohne Einfluss auf die Standsicherheit des Gebäudes. Fehler sind korrigierbar.
− Leichtlehm hat sich mittlerweile wieder als Baustoff bewährt. Mit dem Einsatz von
Baumaschinen kann das Bauen mit Leichtlehm durchaus konkurrenzfähig sein.
Abb. 39
Selbstbaumaterial Lehm
Selbstbau mit Leichtlehm international:
Ein kleines Wochenendhaus im tropischen Regenwald.
Queensland, Australien 2015.
Abb. 40
40
Bauen mit Leichtlehm
200 Die Baustoffe für den Leichtlehm
210
Der Lehm
Lehm ist ein Gemisch aus Ton mit feinsandigen bis steinigen Bestandteilen. Baulehme mit hoher Bindekraft bezeichnet man als fett, mit geringer Bindekraft als
mager. Nach der vorherrschenden Korngröße des Mineralgerüsts unterscheidet man
steinige, grobsandige, feinsandige und schluffige Lehme. Ton als natürliches Bindemittel dieser »Zuschläge« besteht aus Kristallplättchen von weniger als 1/2000 mm
Größe. Die Plättchen lagern ähnlich einem Kartenhaufen dicht aufeinander. Wird
Wasser zugegeben, bilden sich hauchdünne Wasserfilme zwischen den Plättchen,
die dann aufeinander gleiten können. Der Lehm oder Ton fühlt sich glitschig an, bei
geringem Wasseranteil hat er eine plastische Konsistenz. Verdunstet das Wasser,
ziehen sich die Plättchen mit ihrer flachen Seite gegenseitig an. Darauf beruhen
Bindekraft, Erhärtung und Festigkeit des Lehms, anders bei Sand, dessen runde
Körner sich nur an winzigen Punkten berühren können.
Die Aufbereitung des Lehms hat den Sinn, das vorhandene oder zugegebene
Wasser so gleichmäßig wie möglich zu verteilen, damit die Plättchen geordneter
Abb. 41
Lehmgrube
Die Baustoffe für den Leichtlehm
41
210-02 CAD
größte Schluffpartikel
60 Mikron = 0,06 mm
kleinste Schluffpartikel
2 Mikron = 0,002 mm
kleinste Tonpartikel
1 Mikron = 0,001 mm
Sandkorn
1 mm
Abb. 42
210-03
Korngrößen im Vergleich (nach Piltingsrud)
a) breiig, flüssig
b) plastisch
c) fest
Abb. 43
Konsistenz von Tonpartikeln je nach Wasseranteil [Hamer 1975]
aufeinander liegen können und sich dadurch die Festigkeit erhöht. Derselbe Lehm,
nass oder flüssig aufbereitet, erreicht deshalb höhere Festigkeiten als erdfeucht
aufbereiteter Lehm.
Mit der Abgabe des Anmachwassers an die Umgebungsluft verringert der Lehm
sein Volumen. Die Schwindung ist umso größer, je mehr Wasser zugegeben wurde
und je höher der Tonanteil ist. Denn fetter Lehm mit hohem Tonanteil nimmt wegen
seiner größeren inneren Oberfläche für die gleiche Konsistenz mehr Wasser auf als
magerer. Um die Schwindung in Grenzen zu halten und Rissbildung ­auszuschließen,
wird Lehm zum Bauen mit Zuschlägen gemagert. Die erforderliche Menge der
Zuschläge ist direkt abhängig von der Bindekraft des verwendeten Lehms. Bei
Leichtlehm sorgt der hohe Anteil an Leichtzuschlägen für ausreichende Magerung
und Stabilisierung.
42
Bauen mit Leichtlehm
Nach der Trocknung bleibt die sog. Gleichgewichtsfeuchte in den Poren des
Lehms. Sie schwankt mit der Feuchtigkeit der Umgebungsluft und verdampft erst
nach längerer Trocknung bei 105°C vollständig. Das chemisch an die Oberflächen der
Tonkristalle gebundene Kristallwasser wird erst beim Brennen ab 600°C abgegeben.
Ab einer Brenntemperatur über 900°C werden Lehm und Ton zum wasserunempfindlichen Scherben (Keramik, Ziegel) und verlieren die Fähigkeit, durch Wasserzugabe
wieder weich und formbar zu werden.
211
Entstehung und Vorkommen
Berglehm lagert auf Ur- oder Sedimentärgestein, aus dem er durch Verwitterung
entstanden ist. Berglehm aus Sandstein oder Tonschiefer hat runde Körnung
und lässt sich oft kaum von Schwemmlehm (s. u.) unterscheiden. Berglehm aus
Urgestein – Granit, Gneis oder Syenit – besteht aus kantigen Gesteinstrümmern,
deren Korngröße mit der Tiefe zunimmt. Wie der Name sagt, findet man Berglehm in
hügeligen und bergigen Gegenden, aber auch im europäischen Flachland.
Schwemmlehm (Aue-, Schlick-, Flusslehm) ist ein Gemisch älterer Lehme, die
durch Wasserläufe verlagert wurden und sich im ruhigen Wasser abgesetzt haben.
Bei dunkler Färbung und Humusgeruch sind sie nicht zum Bauen geeignet.
Der weißliche Mergel ist kalkhaltiger, durch Gletscher der Eiszeit bis zum Rand der
deutschen Mittelgebirge geschobener Lehm (Geschiebemergel), der brauchbar ist,
wenn der Kalkgehalt nicht zu hoch ist.
Der bräunliche Lösslehm ist bei der Verwitterung von Löss durch Auslaugung des
Kalkgehaltes entstanden. Der Löss, ein gelber, kalk- und tonhaltiger Feinsand, wurde
durch die Stürme der Eiszeit vom Ursprungsgestein zu seinen heutigen Lagerstätten
getragen, in Deutschland an die Nordränder der Mittelgebirge. Lösslehm hat ein sehr
feinkörniges Mineralgerüst und oft geringen Tongehalt.
Für die Herstellung von Lehmbaustoffen geeigneter Lehm wird als Baulehm
bezeichnet [Lehmbau Regeln]. Dafür sind weniger die Herkunft des Lehms als
seine Eigenschaften entscheidend: die Bindekraft und die Korngrößen des Mineral­
gerüsts.
212
Bindekraft
Für den Leichtlehm sollte der Lehm ausreichend klebkräftig, d. h. mittelfett bis fett
sein, um verflüssigt in geringer Menge die Leichtzuschläge gut zu binden und zu
umhüllen, und trocken genügend fest zu werden. Dies entspricht einer Bindekraft
nach Lehmbau Regeln von etwa 100–120g/cm2. Je fetter der Lehm, desto mehr darf
er verdünnt werden, desto weniger wird benötigt, umso leichtere Raumgewichte können erzielt werden. Nach Niemeyer soll die Bindekraft für Leichtlehm bei mindestens
160 g/cm2 liegen (fast fett). Fetter Lehm lässt sich jedoch u. U. schwer verflüssigen.
In der Praxis wird deshalb auch mit mittelfettem bis magerem Lehm gearbeitet. Dies
Die Baustoffe für den Leichtlehm
43
ist möglich, wenn die Schlämme nicht zu dünnflüssig aufbereitet und die Zuschläge
gut umhüllt sind. Sehr magerer Lehm (50–70 g/cm2) darf nur dickflüssig bis breiig
verarbeitet werden. Damit sind nur mittlere bis schwere Leichtlehmmischungen zu
erzielen. Solche Lehme sind geeignet für Stroh- und Faserlehm.
213
Mineralgerüst
Die Korngrößenverteilung des Lehms hat beim Leichtlehm keinen Einfluss auf
Festigkeit und Schwindung wie bei anderen Lehmbaustoffen, da die Masse durch die
zugefügten Leichtzuschläge genügend stabilisiert wird. Allerdings setzen Grobsand und Steinbrocken die Wärmedämmung herab, weil sie Luft verdrängen, und
erschweren je nach Aufbereitungs- und Mischtechnik die Arbeit. Man sollte daher
für Leichtlehm möglichst sand- und steinfreien Lehm vorziehen oder die gröberen
Bestandteile auslesen, aussieben oder abschlämmen. Bei Stroh- und Faserlehm
stören Sandanteile nicht bzw. nur bei Verarbeitung von Hand.
Für eine exaktere Bestimmung der Korngrößenverteilung genügt die Siebung nach
nassem Abtrennen der Feinteile < 0,063 mm [Lehmbau Regeln 2009] [DIN 18123
2011].
214
Lehmprüfung
In der Literatur sind verschiedene Lehmprüfungsmethoden beschrieben. Diese
Methoden sind meist zur Prüfung von Baulehm für tragende Lehmbaustoffe gedacht.
Für Leichtlehm und alle anderen Faserlehmmischungen sind sie nicht in diesem
Umfang erforderlich, da es genügt zu prüfen, ob
−− die Bindekraft ausreicht,
−− die Aufbereitung nicht erschwert wird.
Abb. 44 Für die Kugelfallprobe werden erdfeucht
geformte Kugeln der Formprobe getrocknet und ...
44
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 45 ... aus Tischhöhe auf festen Boden fallen
gelassen. Hier: fast fetter Lehm
215
Prüfung der Bindekraft
Kugelformprobe: Steine über 1 cm Größe werden ausgelesen und der frisch gegrabene, erdfeuchte Lehm mit den Händen zu mehreren Kugeln von etwa 5 cm Durchmesser geformt. Lässt er sich nicht formen oder fällt die Kugel nach dem Trocknen
leicht auseinander, ist der Lehm zu mager. Klebt er beim Formen an den Händen, ist
er fett.
Kugelfallprobe: Die nach ihrer Entnahmestelle gekennzeichneten, erdfeucht geformten Kugeln der Kugelformprobe lässt man in getrocknetem Zustand aus Tischhöhe
auf festen Boden fallen.
−− Zerfällt die Kugel zu Krümeln und Sand, ist der Lehm zu mager und unbrauchbar.
−− Zerspringt sie in mehrere Teile, ohne zu zerfallen, ist der Lehm mittelfett und
brauchbar.
−− Bleibt sie ganz, ist der Lehm fett bis sehr fett und ebenfalls brauchbar, jedoch
schwieriger aufzubereiten.
Für diese und einige andere hier nicht aufgeführte Handprüfmethoden (vgl. [Lehmbau Regeln]) ist aber eine gewisse Erfahrung erforderlich, besonders zur Beurteilung
von Lehmen, die an der unteren Grenze der Brauchbarkeit rangieren. Manche Lehme
täuschen auch eine höhere Bindekraft vor, als sie besitzen. Im Zweifelsfall und
für jede Anwendung, bei der es auf sichere und genaue Definition der Bindekraft
ankommt, z. B. Fertigteile, Steinproduktion, Putzmörtel, sehr leichte Mischungen,
empfiehlt sich die im folgenden beschriebene Bindekraftprüfung.
Bindekraftprüfung
Dieses Verfahren wurde von Richard Niemeyer 1944 veröffentlicht [Niemeyer 1944
1947] und als brauchbarstes Lehmprüfverfahren in Vornorm [DIN V 18952 Bl.2 1956]
und in die [Lehmbau Regeln 1999, 2009] übernommen. Hier wird die Zugfestigkeit
des Lehms in genormtem, steifplastischem Zustand ermittelt. Bei gleicher Konsistenz – unabhängig vom Feuchtegehalt – sind die tonigen Bestandteile verschiedener
Lehme in gleichem Maße aufgeschlossen. Dadurch sind die Prüfkörper vergleichbar.
Die Versuchskonsistenz ist erreicht, wenn eine 200 g schwere Kugel aus gut durchgearbeitetem Lehm, aus 2 m Höhe fallen gelassen, eine 50 mm große kreisförmige
Abplattung bekommt (Abb. 53). Das Material wird nun zu einem Prüfkörper in Form
einer 8 (Achterling) mit 5 cm2 Zerreißquerschnitt in der Mitte gestampft, ausgeschalt
und sofort in einer Zerreißvorrichtung auf Zug beansprucht. Nach der erreichten
Zugfestigkeit lässt sich der Lehm hinreichend genau klassifizieren.
Bezeichnung
Bindekraft (g/cm2)
sehr mager
mager
fast fett
fett
sehr fett
Ton
50–80
> 80–110
> 110–200
> 200–280
> 280–360
> 360
Abb. 46
Einteilung der Baulehme nach Bindekraft nach [Lehmbau Regeln 2009]
Die Baustoffe für den Leichtlehm
45
Die Bindekraftprüfung nach DIN V 18952 Bl.2 liefert unmittelbare Ergebnisse über die
lehmbautechnische Eignung des Baulehms für die verschiedenen Verwendungszwecke. Die
magernde Wirkung evtl. Kalkgehaltes wird miterfasst.
Kurzbeschreibung: Der Widerstand, den plastische Lehme beim Zerreißversuch leisten,
heißt Bindekraft. Zur Feststellung der Bindekraft wird der Lehm sorgfältig aufbereitet und
auf definierte Versuchskonsistenz gebracht. Daraus wird ein Probekörper geformt, der im
Prüfgerät zerrissen wird. Die Bindekraft wird in g/cm2 oder N/mm2 angegeben.
Lehme mit einer Bindekraft unter 50 g/cm2 sind mit der Bindekraftprüfung nicht genauer
zu unterscheiden. Im allgemeinen sind sie nicht als Baulehme zu verwenden. Ihre mögliche
Eignung für bestimmte Verwendungszwecke ist auf andere geeignete Weise zu prüfen.
Versuchsdurchführung
Aufbereiten der Lehmprobe
Für jede Prüfung werden etwa 3/4 l möglichst trockener, höchstens erdfeuchter Lehm
benötigt. Alle Körnungen des Mineralgerüstes über 2 mm Größe sind aus der Probe durch
Auslesen oder Aussieben des getrockneten und zermahlenen Lehmes zu entfernen. Der
Lehm wird auf einer Metallplatte in fast erdfeuchtem Zustand mit einem Hammer von
2,5 cm x 2,5 cm Kopffläche Schlag bei Schlag unter geringer Wasserzugabe flachgeschlagen,
bis ein zusammenhängender Fladen entstanden ist. Der Fladen wird mit einem Messer von
der Platte abgehoben und in Streifen zerschnitten. Die Streifen sind hochkantig nebeneinanderzustellen und zu hämmern. Der Vorgang wird sooft wiederholt, bis an der Unterseite
des Fladens kein ungleichmäßiges Gefüge mehr zu erkennen ist. War der Lehm beim Beginn
der Aufbereitung zu trocken, muss er nach dem Durchhämmern unter einem feuchten
Tuch 6 Stunden, fetter Lehm 12 Stunden ruhen. Beim Ruhen verteilt sich die Feuchtigkeit
gleichmäßig in der ganzen Masse.
Herstellen der Versuchskonsistenz
200 g des aufbereiteten Lehmes werden durch mehrmaliges Aufschlagen auf die Platte
verdichtet. Unmittelbar anschließend wird daraus eine Kugel von Hand geformt. Langandauerndes Formen entzieht dem Lehm an der Kugeloberfläche Wasser, so dass er nicht mehr
durchgehend die gleiche Konsistenz hat. Die Kugel lässt man auf eine glatte, unelastische
Platte fallen. Die Fallhöhe beträgt von Mitte Kugel 2 m. Der Lehm hat die Versuchskonsistenz, wenn die Abplattung im Durchmesser 50 mm groß ist. Ist die Abplattung nicht
kreisrund, darf der Unterschied zwischen dem größten und dem kleinsten Durchmesser
höchstens 2 mm betragen.
Anfertigen des Probekörpers
In einer Form für den Probekörper nach Bild 1 b wird mit einem Stampfer nach Bild 2 Lehm
mit Versuchskonsistenz in 3 Lagen von Hand eingestampft, bis eine weitere Verdichtung
nicht mehr möglich ist. Der Probekörper wird mit einem Messer mit gerader Schneide beiderseitig glattgezogen. Die Form löst sich vom Probekörper, wenn man sie aus 10 cm Höhe
auf eine harte Unterlage fallen lässt. Es sind mindestens 3 Probekörper anzufertigen.
Zerreißversuch
Der Prüfkörper wird sofort nach der Anfertigung in die Prüfvorrichtung nach Bild 3 eingespannt und die Belastung durch trockenen Sand von 1 mm Korngröße aus dem Behälter nach
Bild 4 herbeigeführt (oder anderem geeigneten Prüfgerät), bis der Körper zerrissen ist. Die
Lastzunahme soll gleichmäßig sein und höchstens 750 g in der Minute betragen.
Die Bindekraft eines Baulehmes ist der Mittelwert aus drei Zerreißversuchen, die nur 10 %
voneinander abweichen dürfen. Sie wird ausgedrückt in g/cm2 oder N/mm2. Der Rechnungsquerschnitt der Probekörper beträgt 5 cm2. Das Gewicht der unteren Prüfkörperhälfte
bleibt unberücksichtigt.
Abb. 47
46
Bindekraftprüfung nach [Lehmbau Regeln 2009]
Bauen mit Leichtlehm
215-02
78
26
39
52
22.5
22.3
10
Bild 1b Form für den Probekörper
Bild 1a Gestalt des Probekörpers
39
200
Ø 70
20
22
35
zu Bild 3
Bild 2 Stampfer
Bild 1c Unterlegplatte für die Form nach Bild 1b
Inhalt
2,5 Liter
Schieber
Rinne
Bild 3 Zugfestigkeitsprüfer
Abb. 48
Bild 4 Einlaufgerät
Bindekraftprüfung, Prüfgerät [Lehmbau Regeln 2009]
Die Baustoffe für den Leichtlehm
47
Abb. 49
Form für frühere Betonprüfung, Bronzeguss
Abb. 50 und 51
48
Bindekraftprüfung, Aufbereitung zur Versuchskonsistenz
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 52
Lehmaufbereitung mit der Nudelmaschine
Abb. 53
Überprüfung der 50 mm Steife
Zerreißvorrichtung. Klauen mit Nylonfäden
verbunden, definierte Gewichtszunahme mit einem
Flaschenausgießer
Abb. 55
Abb. 54
Stampfform für Achterling
Die Baustoffe für den Leichtlehm
49
Zur genauen Durchführung der Prüfung, deren Wortlaut in Abb. 46 bis 48 wiedergegeben ist, folgende Anmerkungen:
Die Stampfform in Form einer Acht entstammt früheren Betonprüfungen (Abb. 49).
Eine Holzform (Abb. 54) genügt für einige Anwendungen, Stahlformen halten länger.
Die Klauen sollten beweglich aufgehängt sein, um asymmetrische Belastung zu
vermeiden. Sie können durch dünne Nylonfäden miteinander verbunden werden,
damit beim Abreißen nichts herunterfällt. Statt mit Sand kann man das Gewicht
sehr einfach mit Wasser erhöhen, als Behälter ist z. B. eine leichte Dose mit Deckel
und Drahthenkel geeignet. Die vorgeschriebene Gewichtszunahme kann mit einem
»geeichten« kleinen Trichter erfüllt werden, der in den Deckel gesteckt ist. Der
Behälter soll wenige Millimeter über dem Tisch hängen. Die Bindekraftprüfung kann
mit heutigem Laborgerät vereinfacht werden.
0
50
0
20
Bindekraft [g/cm2]
100
150
200
250
80
100
Lehm 1
Lehm 2
Lehm 3
Bindekraft
[g/cm2]
40
60
Korngrößenverteilung [m%]
< 0,06 mm
0,25–1,0 mm
0,06–0,25 mm
1,0–2,0 mm
Beispiel für die Klassifizierung von Baulehm nach seinen wesentlichen Eigenschaften: Bindekraft und
Mineralgerüst
Abb. 56
Methoden aus der Baugrunduntersuchung
Methoden aus der Baugrunduntersuchung bei der Prüfung von Baulehm anzuwenden
ist heute international üblich. An ihrer praktischen Brauchbarkeit kommen jedoch
vermehrt Zweifel auf. CRAterre z. B. nennt als typisches Beispiel die aufwendige
Methode der Sedimentation (s. [DIN 18123 2011]) zur Bestimmung der Korngrößen­
verteilung innerhalb des Tonanteils: »Wozu auf zwei Kommastellen genau die Menge
und Verteilung der Tonpartikel kennen, wenn es eigentlich ihre Qualität ist, die
interessiert?« ([CRAterre 1986] S. 13). Die Höhe des prozentualen Tonanteils, also
die Menge der Korngrößen unter 0,002 mm, zur Kennzeichnung der Bindekraft zu
verwenden kann gefährlich täuschen, da die Tonminerale schon aufgrund ihrer
Form sehr unterschiedliche plastische Eigenschaften haben. Die Methode der
Sedimentation berücksichtigt aber nur den Korndurchmesser, nicht die Kornform.
Für die Berechnung der Korndurchmesser aus den Sinkgeschwindigkeiten wird eine
Kugelform angenommen, Tonkristalle sind aber alles andere als kugelförmig, sonst
hätten sie keine bindigen Eigenschaften ([Kézdi 1969] S.29). Unter anderem wird
deshalb heute oft die Sedimentometrie durch Laserbeugung ersetzt.
50
Bauen mit Leichtlehm
Andere Methoden zur Bestimmung der Plastizität sind schon eher geeignet, wie
z. B. die Bestimmung der Konsistenzgrenzen nach Atterberg [DIN 18122 1997]. Dieser
Versuch ist aber vergleichsweise unnötig aufwendig und wie die Handprüfungen
gewissen subjektiven Einschätzungen unterlegen. Er eignet sich auch nur für fettere
Lehme und kennzeichnet die Bindekraft nur indirekt und vergleichsweise sehr
ungenau über den Wassergehalt, den der Lehm bei definierter Konsistenz aufweist.
Die Ergebnisse korrelieren nicht mit denen der Bindekraftprüfung [Krüger 2010], da
die Bindekraft von Tonmineralen nicht vom Wassergehalt bei definierter Konsistenz,
sondern von ihrer Gestalt bestimmt wird (s. oben). In Frankreich wird heute der
Atterbergtest mehr und mehr durch den zuverlässigeren Methylenblautest ersetzt,
der für fette und magere Lehme gleichermaßen geeignet ist.
Schwindmaßprüfung
Die Trockenschwindung von Baulehm kann an länglichen Probekörpern
(220 × 40 × 25mm) gemessen werden, die mit definierter Konsistenz hergestellt sind
(vgl. [DIN 18952 1956]). Die Schwindmaße erlauben aber keine Einteilung der Lehme
etwa nach der Bindekraft, da »jeder Lehm ein von den anderen Lehmen seiner
Klasse abweichendes Schwindmaß hat, bedingt durch die Art seiner chemischen
Zusammensetzung und seines Mineralgerüstes« ([Niemeyer 1946] S. 40).
Feinkornbindekraft
Bei sehr mageren Lehmen stößt die Bindekraftprüfung an ihre Grenzen, da die
geforderte Versuchskonsistenz schwierig herzustellen ist. Für diesen Fall erhält man
exaktere Ergebnisse mit einer zusätzlichen Prüfung der Bindekraft nur der bindigen
Feinkornfraktion (Ton und Schluff), ohne jegliche Sandbestandteile. Hierzu kann das
bei der Bestimmung der Korngrößenverteilung abgeschlämmte Feinkorn < 0,06 mm
(s. o.) auf Versuchskonsistenz getrocknet und normal auf Bindekraft geprüft werden
[Volhard 2010 a].
216
Prüfung der Aufschlämmbarkeit
Da der Lehm in flüssiger Form mit dem Stroh gemischt wird, bestimmt seine Aufschlämmbarkeit den Arbeitsaufwand und den Arbeitsrhythmus. Magerer Lehm lässt
sich in krümelig erdfeuchtem Zustand schnell aufschlämmen, dagegen bereitet die
Verflüssigung fetten Lehms Schwierigkeiten, wenn er nicht trocken, sondern feucht
oder nass in Wasser gegeben wird.
Schlämmprobe (Volhard): Man rührt eine Handvoll Lehm in der gleichen Beschaffenheit und mit demselben Feuchtegehalt wie später auf der Baustelle in eine mit
Wasser gefüllte Schüssel ein. Wenn sich trotz Ziehenlassen und gelegentlichem
Rühren Klumpen erst nach Stunden oder überhaupt nicht lösen, sind zusätzliche,
vorbereitende Arbeitsgänge nötig (s. Kap. 310) oder der Lehm muss maschinell
eingerührt werden.
Die Baustoffe für den Leichtlehm
51
Abb. 57
217
Krümeliger Lehm
Abb. 58
Gemahlener Lehm
Beschaffung des Lehms
Baulehm muss frei von Humus, Wurzeln und sonstigen Verunreinigungen sein
und wird deshalb in ausreichender Tiefe gegraben. Wenn geeigneter Lehm auf
dem Baugrundstück zu finden ist, bzw. mit dem Kelleraushub anfällt, werden
­doppelt Kosten gespart: Das Material muss nicht gekauft und heran- und der
­Kelleraushub nicht abgefahren werden. Man hat nur darauf zu achten, dass das
Material nicht mit Mutterboden vermischt und möglichst trocken, vor Regen
geschützt gelagert wird – unter Dach oder in steilen Halden, die mit Brettern,
Pappe oder Folie abgedeckt werden. Schon beim Graben sollte man darauf
achten, dass der Lehm nicht in großen Brocken gelöst, sondern in dünnen
Schichten ­abgestochen wird.
Wenn es keinen geeigneten Lehm auf der Baustelle gibt, er zu tief lagert oder das
Graben zu zeitaufwendig erscheint, lohnt sich auch ein Transport zur Baustelle. Auch
früher wurde der Lehm an einem bestimmten Ort gegraben, worauf heutige Straßennamen und Ortsbezeichnungen wie Lehmgrube, Lehmkuhle, Lehmkaute hindeuten.
Heute kann man Baulehm von einer Ziegelei oder von Lehmbaufirmen beziehen. Um
Überraschungen zu vermeiden, sollte immer die Bindekraft (vorher) bekannt sein
bzw. vom Lieferanten genannt werden.
Lehm lässt sich am besten aufschlämmen, wenn er trocken ist. Big Bags sind
deshalb trocken zu lagern bzw. regengeschützt abzudecken. Trockenen Rohbruch
aus der Ziegelei sumpft man vorher ein. Manche Ziegeleien liefern rieselfähig
aufbereiteten Lehm, der sich sehr gut eignet. Getrocknetes und gemahlenes
Tonmehl – Rohstoff für die Keramikindustrie – hat den Vorteil hoher Bindekraft bei
guter Aufschlämmbarkeit. Der Bezug dieses hochwertigen Materials lohnt sich für
sehr leichte Mischungen mit fettem Lehm als Voraussetzung oder zur Erhöhung der
Bindekraft von magerem Lehm. Fast kostenlos kommt der Lehm zur Baustelle, wenn
Bauaushub, auch von Straßen- oder Tiefbau, umgeleitet wird.
52
Bauen mit Leichtlehm
Gut erhaltenes Stroh aus einem 700 Jahre alten Lehmgefach, Gotisches Haus in Limburg
[Volhard 2010 a]
Abb. 59
220
Die Leichtzuschläge
Für Leichtlehm verwendet man als Leichtzuschlag vor allem Stroh, Holzhackschnitzel
oder mineralische Zuschläge. Durch die in Poren und Hohlräumen eingeschlossene
Luft wird die erwünschte Wärmedämmung erreicht. Je nach Verfügbarkeit sind
auch andere faserige, holzige oder mineralische Zuschläge brauchbar: getrocknetes
Schilf, Seegras, Rapsstängel, Grobheu, Heidekraut, Reisig, Kiefern- oder Fichtennadeln, Flachs- oder Hanfscheben, Kork, Sägespäne, Hobelspäne, Bims, Blähglas,
Perlite oder Schlacke. Fasern stabilisieren Lehmbaustoffe besser als mineralische
Zuschläge, verringern die Wasserempfindlichkeit und erhöhen die Frostbeständigkeit
(s. Abb. 321–323). Mischungen untereinander sind möglich. Breitflächige und leicht
vergängliche Stoffe, z. B. Grünzeug, Blätter, sind nicht geeignet.
221
Stroh
Da große Mengen benötigt werden, wird Stroh als landwirtschaftliches Neben­
produkt am einfachsten und kostengünstig zu beschaffen sein. Es lässt sich in Ballen
gut transportieren und stapeln. Ballenstroh hat schon die richtige Schnittlänge und
muss für die meisten Bauteile weder geschnitten noch gehäckselt werden. Beim
Einstopfen in die Schalung verfilzen sich die Halme zu einer formstabilen Masse,
die sofort ausgeschalt werden kann. Bei der Auswahl des Strohs ist darauf zu
achten, dass es möglichst stabil und reißfest ist. Es sollte einen geringen Blattanteil
haben und frei von Unkraut sein, damit es unempfindlicher gegen die Baufeuchte
Die Baustoffe für den Leichtlehm
53
nass
trocken
Anmachwasser
Lehm
A
B
Strohlehm
A
Abb. 60
A
Stabilisierung durch Fasern
ist. Für gestampfte Wände ist stabiles Weizen- oder Roggenstroh besser, weicheres
­ erstenstroh mit flachen Halmen neigt zu Setzungen. Für Decken und zur Stein- oder
G
Plattenherstellung ist dagegen weiches Stroh gut geeignet, auch Haferstroh und
Grobheu. Stroh- und Faserzuschläge erlauben eine plastische Verarbeitung, z. B. für
Wickel und Auftragsmethoden – mit holzigen oder mineralischen Zuschlägen nicht
möglich. Das Stroh sollte möglichst vom Vorjahr sein und trocken gelagert werden.
222
Holzhackschnitzel
Holzhackschnitzel werden aus entrindetem Schwachholz hergestellt, das bei der
Holzverwertung anfällt. Es ist der Rohstoff für Zelluloseherstellung und Holzwerkstoffe, heute preisgünstig bei manchem Sägewerk oder über den Spänegroßhandel
zu beziehen. Holzleichtlehm erhält seine Stabilität nur durch Verklebung der
Holzstücke mit Lehm, nicht durch Verfilzung von Fasern. Die gröbere Struktur ist
weniger empfindlich bei ungünstigen Trocknungsbedingungen, so ist eine größere
Austrocknungstiefe erlaubt. Holzleichtlehm wird wie Strohleichtlehm in Schalung
verarbeitet, dabei eingeschüttet und nur leicht verdichtet. Schwere Mischungen
mit hohem Lehmanteil sind in Kletterschalung sofort ausschalbar, leichte müssen
länger eingeschalt bleiben, weshalb verlorene Schalungen z. B. aus Schilfrohrgewebe
sinnvoller sind. Holzleichtlehm setzt sich kaum, die Trocknung ist etwas schneller als
bei Strohleichtlehm.
54
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 61
Stroh, landwirtschaftliches Nebenprodukt
Abb. 62
Aufgelockertes Ballenstroh
Abb. 63
Strohhäcksel 20–30 mm
Abb. 64
Hanfscheben
Abb. 65
Holzhackschnitzel
Die Baustoffe für den Leichtlehm
55
223
Mineralische Leichtzuschläge
Brauchbar sind alle tuffigen, schaumigen Naturgesteine vulkanischen Ursprungs oder
auch künstlich geblähte oder geschäumte Stoffe, die üblicherweise zu Leichtbeton,
hier zu mineralischem Leichtlehm gebunden werden. In Frage kommen z. B. Bims,
Blähschiefer, Bläh- und Schaumglas aus recyceltem Altglas, Perlite oder Blähton.
Niedrige Raumgewichte mit guter Wärmedämmung werden mehr durch die Porigkeit
des Zuschlags erreicht als durch hohle Zwischenräume. Der Lehm wird auch hier als
Bindemittel eingesetzt.
Körnige Zuschläge können maschinell gemischt, geschüttet und gepumpt werden.
In der Schalung brauchen sie kaum verdichtet zu werden, das spart Zeit bei der
Verarbeitung. Allerdings müssen Wände im Unterschied zu Stroh- und Holzleichtlehm
einige Tage vollflächig eingeschalt bleiben, bis der Lehm genügend abgetrocknet ist
und bindet. Kletterschalungen sind nicht möglich. Das bedeutet für einen zügigen
Baufortschritt und sinnvolle Maschinenausnutzung einen relativ hohen Aufwand
an Schalungsmaterial, damit möglichst viele Wände gleichzeitig und vollständig
eingeschalt werden können.
Mineralischer Leichtlehm setzt sich zwar weniger, bedingt aber eine viel
höhere Zuschlagdichte als Stroh- oder Holzleichtlehm, bei gleichem Raumgewicht
(s. Abb. 106). In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass vor allem
künstliche Zuschläge wie Blähton energieaufwendig gebrannt werden. Für tragenden
Leichtbeton entwickelt, sind sie für nichttragenden Leichtlehm unnötig hochwertig
[Volhard 1990]. Ökologisch sinnvoller und vorstellbar wäre z. B. mineralisches
Recyclingmaterial, z. B. granulierter Porenbeton. Zur zusätzlichen Stabilisierung
des Wandkörpers und der Oberfläche von mineralischem Leichtlehm werden auch
faserige Zuschläge zugemischt.
56
Bauen mit Leichtlehm
300 Die Herstellung des Leichtlehms
310
Zubereitung der Lehmschlämme
Hat die Schlämmprobe (s. Kap. 216) ergeben, dass sich der Lehm nicht ohne
weiteres mit Wasser zu einer klumpenfreien Schlämme verflüssigen lässt, kann man
ihn vorher auswittern, einsumpfen oder trocknen lassen. Indem man die Einwirkung
von Sonne, Wasser, Frost und Zeit nutzt, spart man beim Aufschlämmen mechanische Arbeit. Nur magerer, krümeliger Lehm lässt sich direkt verflüssigen, wenn man
von maschineller Aufbereitung absieht. Falls erforderlich, kann man eine krümelige
Konsistenz auch mit Erdzerkleinerungsgeräten erreichen.
311
Auswittern lassen
Der Lehm wird einige Monate vor Arbeitsbeginn in etwa 50 cm hohen Beeten nach
Art grobgepflügter Äcker mit ca. 30 cm tiefen Furchen ausgesetzt. Sonne, Regen und
vor allem Frost zermürben den Lehm und machen ihn locker und krümelig – was
sich auch Gärtner und Landwirt zunutze machen. Bei Sonnenwetter nässt man die
Oberflächen mit Gießkanne oder Schlauch von Zeit zu Zeit an, um das Zerkrümeln zu
beschleunigen. Je klumpiger fetter Lehm ausgebreitet wird, desto länger braucht er
zum Auswittern. Deshalb ist das richtige Graben – in dünnen Scheiben ­abstechen –
schon die halbe Aufbereitung. Das Auswittern braucht zwar Zeit – am besten
über Winter –, aber wenig Arbeitsaufwand. Pro m3 Leichtlehmbauteil sind etwa 2 m2
Fläche notwendig.
312
Einsumpfen
Schneller geht das Einsumpfen. Es empfiehlt sich, wenn die Zeit oder der Platz
zum Auswittern nicht zur Verfügung stehen. Man bringt den Lehm in etwa 50 cm
tiefe Gruben mit festem Rand oder in 80 cm breite und hohe Behälter mit Wasser
ein. Auch hier gilt: Dünn abgestochener Lehm ist in kürzerer Zeit aufbereitet. Lehm
mit größeren Brocken und Klumpen sollte vor dem Sumpfen möglichst trocken
und feinkrümelig sein (s. u.). Nach mehrmaligem gründlichem Löchern mit spitzen
­Stangen ist der Lehm je nach Tongehalt nach mehreren Tagen weich und durch
weitere Wasserzugabe verflüssigbar.
Die Herstellung des Leichtlehms
57
Abb. 66
313
Ausbreiten zum Trocknen
Abb. 67
Improvisiertes Trockenregal aus Europaletten
Trocknen lassen
Am schnellsten und ohne Kraftaufwand lässt sich Lehm jeder Bindekraft verflüssigen,
wenn er trocken ist. Die Kapillaren sind durch das verdunstete Wasser offen und
­saugen begierig Wasser auf. Klumpen zerfallen von selbst. Der Lehm wird zum Trocknen auf einer Unterlage dünn ausgebreitet. Günstig ist eine transparente Abdeckung
(Zelt aus Folie), die vor Regen schützt und die Sonnenstrahlung durchlässt.
Platzsparend trocknet der Lehm in einem Regal aus übereinander befestigten
geeigneten Gittern, Lattenrosten oder Maschendrahtrahmen. Mit Folie oder Blech
kann man das Gestell so umhüllen, dass durch Sonneneinstrahlung erwärmte Luft
von selbst von unten nach oben durch Zu- und Abluftöffnungen hindurchstreicht.
Steiniger Lehm ist für Leichtlehm weniger geeignet. Aber wenn kein anderer Lehm
zur Verfügung steht, ist auch er verwendbar. Nasses Abschlämmen und Absieben der
Steine empfiehlt sich nicht. Man sollte vielmehr den Lehm zunächst trocknen lassen
(s. o.) und wirft ihn durch ein Sieb mit etwa 10 mm Maschenweite, für maschinelles
Aufschlämmen mit 5 mm Maschenweite. Vorher zerstößt man die trockenen Klumpen
mit einem Handstampfer oder man zermahlt sie mit den Rädern eines schweren
Fahrzeugs oder Traktors.
314
Einrühren von Hand
Zur Leichtlehmaufbereitung wird der Lehm mit Wasser zu einer gießfähigen
Schlämme angerührt. Gesumpfter Lehm wird im selben Behälter weiter verflüssigt.
Erdfeuchten, möglichst trockenen Lehm – größere Klumpen vorher zerschlagen –
streicht man mit der Schaufel durch ein Sieb mit 1 bis 2 cm Maschenweite (z. B. Kompostsieb) in einen mit Wasser gefüllten Behälter und rührt gut durch. Je trockener
der Lehm, desto weniger Rührarbeit ist nötig, da sich der Lehm von selbst auflöst.
Man wartet die Zeit ab, bis das Wasser in die Kapillaren eingedrungen ist – erkennbar daran, dass keine Luftbläschen mehr an die Wasseroberfläche aufsteigen –, und
rührt dann nur noch auf. Feinkrümeligen Lehm und trockenen Lehm gibt man auch
58
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 68
Schlämmwanne und Rührgerät
Abb. 69
Aufrühren von Hand
ohne Sieb in das Wasser. Als Behälter eignen sich längliche, nicht zu tiefe Gruben mit
festem Boden und Rändern, Mörtelkästen oder Schlämmwannen zum Löschen von
Kalk (Kalkbänke). Zum Einrühren nimmt man Kalkrührer, einen kräftigen Rechen oder
eine Harke, an deren Zinken ein Flacheisen geschweißt wird (Abb. 68, 70). Damit
lässt sich die Schlämme gut durchquirlen und unaufgelöste Lehmbröckchen werden
am Wannenboden zerdrückt.
Die Herstellung des Leichtlehms
59
315
Einrühren mit Rührwerken
Verschiedene Geräte zum Rühren und Mischen von Farben, Mörtel, Emulsionen
eignen sich auch zum Einrühren von Lehmschlämme. Kleinere Mengen lassen sich
mit einem Handrührer – bestehend aus einer stärkeren Bohrmaschine mit Rührkorb
(für Farbe) – in Behältern beliebiger Form anrühren. Zylindrische Behälter eignen
sich besonders gut. Leistungsfähiger ist ein Schnellrührwerk, bestehend aus einem
Elektromotor mit senkrechter Rührwelle, befestigt über eine Traverse am oberen
Rand eines stehenden Behälters, der unten entleerbar ist oder abgepumpt wird. Bei
laufender Maschine wird der Lehm in das stark aufgequirlte Wasser eingegeben.
Da er sich sofort verteilt und gelöst wird, ist das Durchsieben eventuell überflüssig.
Durch hohe Drehzahlen und den auch mechanisch zerkleinernden Rührkorb wird die
Schlämme schon nach wenigen Minuten gebrauchsfertig. Die Teile können allerdings
stark auf Verschleiß beansprucht werden, Steine können den Rührkorb beschädigen.
In der Praxis gut bewährt hat sich ein Getrieberührwerk mit langsamer Drehzahl
(60 Upm), an dessen senkrechter Welle sich waagerechte Rührarme drehen (Abb. 72
und 73). Der Behälter fasst 1.500 l und wird am Boden durch ein Lochsieb über eine
Druckluftmembranpumpe abgepumpt. (P. Breidenbach, Viersen)
Größere Rührwerke und Intensivmischer, wie sie in der keramischen Industrie
eingesetzt werden, die bis zu 10.000 l fassen, kämen für die industrielle Herstellung
von Leichtlehmplatten oder -steinen in Frage.
316
Einrühren mit Zwangsmischern
Einfache Mörtelmischer sind als Freifall- bzw. Trommelmischer zum Einrühren von
Lehm ungeeignet, da die Schlämme durch die an der sich drehenden Trommel befestigten Mischerarme kaum bewegt wird. Der Lehm löst sich zwar irgendwann auf,
aber nicht weil die Maschine läuft, sondern weil er mit Wasser in Berührung kommt.
Nur Trockenlehm (Sackware) kann in Trommelmischern aufgeschlämmt werden.
Dagegen sind Trog- und Tellerzwangsmischer auch für flüssiges Mischgut geeignet.
In einem feststehenden Trog, der nach unten oder seitlich entleerbar ist, dreht sich
eine horizontale oder vertikale Welle, an der entsprechend geformte Schaufeln
befestigt sind (s. Abb. 75 und 96f.).
Mit Verputzmaschinen (Diesel- oder Elektromotor) kann die Schlämme nicht nur
gemischt, sondern auch gepumpt und mit Druckluftkompressor gespritzt werden –
für den Leichtlehmbau eine wesentliche Arbeitserleichterung. Allerdings sind die für
Putzmörtel eingestellten Zwangsmischer bei fettem Lehm überfordert. Mit einem im
Rührwerksbehälter eingebauten Wirbler – allerdings auch ein Verschleißteil – wird
der Mischvorgang beschleunigt.
60
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 70
Selbstgeschweißter Rührer
Abb. 71
Rührkorb für Handmischer
Abb. 72 Getrieberührwerk 1500 l, Entleerung über
Druckluft­membranpumpe (Lehmbau Breidenbach)
Abb. 73
Rührarme des Getrieberührwerks 1500 l
Die Herstellung des Leichtlehms
61
PFT G4 Zwangsmischer (Knauf), Mischen
der Schlämme mit trockenem Lehm, Fördern und
Spritzen mit Druckluft (s. Projekt 27)
Abb. 74
Abb. 75 Zwangsmischer mit horizontaler Achse
(Putzmeister P13)
317
Abb. 76
Dickflüssige Schlämme aus magerem Lehm
Konsistenz der Schlämme
Die Schlämme soll für normale Verarbeitung gießfähig sein und leicht von der
Schaufel fließen, die nach dem Eintauchen gleichmäßig mit Lehm eingefärbt bleibt.
Überprüfen sollte man auch, ob die Zuschläge in der fertigen Wand ebenfalls gut
umhüllt sind. Die einmal gewählte Konsistenz (Viskosität, Flüssigkeitsgrad) lässt sich
zwar gefühlsmäßig wiederholen, sicherer ist die Kontrolle mit dem Ausbreitversuch
(Volhard): 100 ml Schlämme, mit ruhiger Hand langsam auf eine trockene, nicht
wasseraufsaugende Fläche aus Glas oder Blech gegossen, breitet sich zu einem
Fladen aus, dessen Durchmesser die Flüssigkeit definiert (Abb. 77).
Fetter Lehm mit größerer Bindekraft kann dünnflüssiger, magerer muss dickflüssig
bis breiig aufbereitet werden, um die Zuschläge ausreichend zu binden. Dement62
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 77
Kontrolle der Konsistenz mit dem Ausbreit-
versuch
Abb. 78
Dünne Schlämme aus fettem Lehm
Abb. 79
Steife Schlämme aus magerem Lehm
sprechend schwankt der Wasserbedarf, der sich wegen der Verschiedenartigkeit der
Lehme und ihrer jeweiligen Feuchtigkeit nicht angeben lässt.
Dünne Schlämme lässt sich gut gießen, spritzen und mit dem Stroh ohne großen
Kraftaufwand mischen. Dickflüssige umhüllt den Zuschlag in dickeren Schichten,
die Masse wird schwerer und auch schwerer verarbeitbar. Dünnflüssige Schlämme
ermöglicht leichteres, wärmedämmendes Material mit geringem Lehmanteil,
dagegen ergibt dickflüssige ein wärmespeicherndes, schalldämmendes Material.
Dickflüssige Schlämme ist auch sinnvoll für Leichtlehmplatten und -steine, wenn
eine höhere Festigkeit gewünscht wird. Für Lehmmörtel zum Mauern und Verputzen
wird steife, nicht mehr gießfähige Schlämme verwendet.
Die Herstellung des Leichtlehms
63
Vom Wassergehalt der Schlämme ist die Austrocknungszeit des Materials
abhängig. Es empfiehlt sich deshalb, die gemischte Leichtlehmmasse bis zur
Weiterverarbeitung einige Stunden abtrocknen, wieder erdfeucht werden zu lassen
(s. Kap. 335).
Durch die Zugabe von Verflüssigungsmitteln kann die notwendige Wassermenge
reduziert werden.
318
Verflüssigungsmittel
Verflüssigungsmittel (deflocculans) werden in der keramischen Industrie und auch
beim Töpfern zur Bereitung von Gießmassen (Gießschlickern) eingesetzt, um die
Schwindung durch geringeren Wasseranteil herabzusetzen und die Austrocknung zu
beschleunigen. Die wichtigsten sind
−− Soda (Na2 CO3),
−− Wasserglas,
−− Humussäure (Kasseler Braun),
−− Gerbsäure oder Tannin,
die als Elektrolyte die Tonkristalle voneinander abstoßen, so dass diese – vereinfacht
ausgedrückt – besser aufeinander gleiten. Es sind auch spezielle Verflüssigungsmittel, wie z. B. Natriumhexametaphosphat, im Handel. Die Chemikalien werden einzeln
oder kombiniert in Mengen von 0,1 bis 0,4 % – bezogen auf die Masse des trockenen
Tons – zugesetzt [Hamer 1975] [Weiss 1972]. Eine Anwendung solcher Zusätze kann
beim Leichtlehmbau in vielfacher Hinsicht vorteilhaft sein:
−− bessere Verarbeitbarkeit von sonst dickflüssiger, breiiger Schlämme aus magerem
Lehm,
−− gleichmäßigere Verteilung des Lehms im Stroh bei reduziertem Wasseranteil,
−− schnellere Austrocknung des Materials durch weniger Anmachwasser.
In einer Versuchsreihe des Verfassers ließ sich bei gleicher Viskosität – Flüssigkeitsgrad –, verglichen mit normaler Lehm-Wasser-Schlämme, der Wasseranteil
bis zu 50 % verringern. Mit dem geringeren Wasseranteil steigt der Lehmanteil und
damit das spezifische Gewicht der Schlämme. Es wurden Soda allein oder Soda mit
Wasserglas kombiniert zugesetzt, in Mengen von 0,1 bis 0,2 % bezogen auf trockenen
Lösslehm. Während sich in der Lehm-Wasser-Schlämme schon bald eine zunehmende Wasserschicht an der Oberfläche absetzt, bleibt bei den Schlämmproben
mit Soda und Wasserglas das Anmachwasser gebunden. Nach wenigen Stunden
sind diese so steif, dass sie sich nicht mehr aus den Gläschen gießen lassen. Durch
Schütteln werden sie jedoch wieder flüssig. Dieses Phänomen von Gießmassen, nur
in bewegtem Zustand flüssig zu bleiben, in Ruhe aber zu versteifen, bezeichnet man
als Thixotropie [Hamer 1975]. Die Volumenschwindung der getrockneten Schlämmproben beträgt, verglichen mit Schlämme ohne Zusatz, weniger als die Hälfte. Das
bedeutet für Bauteile aus schweren Leichtlehmmischungen ebenfalls weniger
Trockenschwindung und dürfte auch bei anderen Nasslehmverfahren, z. B. Putz, der
Rissbildung entgegenwirken.
64
Bauen mit Leichtlehm
318-01
Schlämmen gleicher Flüssigkeit
Probe A
Probe B
Lehm-WasserSchlämme
ohne Zusatz
Lehm-Wasser-Schlämme
mit Sodazusatz und
geringerem Wasseranteil
Pappstreifen*
unmittelbar nach dem
Anrühren eingetaucht
Originalfoto einsetzen.
so aufhellen, dass
Hintergrund weiss ist.
Kein Rahmen
nach 10 min eingetaucht
*Fotos nach Trocknung
Volumenschwindung nach der Trocknung
Abb. 80
Versuchsreihe Verflüssigungsmittel
Pappstreifen, in die verflüssigte Schlämme eingetaucht, färben sich gleichmäßiger und dicker ein als jene, die in normale Lehm-Wasser-Schlämme eingetaucht
werden, bei denen der Lehmanteil tropfenförmig am unteren Rand zusammenfließt
(Abb. 80).
Die Festigkeit wird durch solche Schlämmzusätze nicht gemindert, sondern
durch die Verdichtung der Tonteilchen eher erhöht. Wegen der Verschieden­
artigkeit der Lehme sind genaue Angaben zur Dosierung wenig sinnvoll – in einem
kleinen Versuch ist das richtige und wirtschaftlichste Mischungsverhältnis schnell
bestimmt.
319
Kalkzusatz
Schon eine kleine Menge Kalk, zu einer normal flüssigen Schlämme zugegeben,
verdickt sie zu einer steifen, quarkartigen Masse. Kalk wirkt im Lehm als Ver­
dickungsmittel (flocculans) und als Magerung. Für die möglichst flüssige, bindige
Lehmschlämme zur Leichtlehmherstellung ist deshalb ein Kalkzusatz unangebracht.
Will man mageren Lehm klebefähiger machen, füge man nicht Kalk, sondern
ge­trockneten Ton oder Tonmehl (s. Kap. 217) hinzu.
Die Herstellung des Leichtlehms
65
Eine desinfizierende Wirkung von Kalk als Beimischung zum Leichtlehm lässt sich
nicht feststellen. Im Gegenteil, bei Versuchen mit sehr ungünstigen Trocknungs­
bedingungen ist eine anfängliche Schimmelbildung besonders stark.
Bei Strohlehmmischungen mit hohem Lehmanteil hat eine mögliche Kalkzugabe
den Sinn, den Lehm zu magern, um Trockenschwindung und Rissbildung zu vermindern. Wenn der Lehm außerdem anstatt mit Wasser mit Urin (möglichst vom Pferd)
aufbereitet wird, entsteht ein sehr fester, ohne weitere Behandlung witterungsbeständiger Baustoff. Die Rezeptur hierfür wurde von S. van Kessel (Belgien) in alten
Chroniken entdeckt und mittlerweile bei der Renovierung von Fachwerkbauten, vor
allem im Freilichtmuseum Bokrijk, Belgien, vielfach angewandt. An der Katholischen
Universität Leuven wurden die bauphysikalischen Eigenschaften dieser Technik in
einer Abschlussarbeit untersucht [Vanros 1981]. Im Übrigen steigert Urin und auch
Dung die Bildsamkeit plastischer Massen um ein Vielfaches. Darauf beruht beispielsweise das Herstellungsgeheimnis des papierdünn gedrehten chinesischen Porzellans
[Weiss 1972] (s. Kap. 643).
320
Zubereitung der Zuschläge
321
Stroh
Stroh sollte zur besseren Verarbeitung des Leichtlehms eine Schnittlänge haben, die
der geringsten Bauteilabmessung entspricht, also bei gestampften Wänden etwa 20
bis 40 cm. Im Allgemeinen wird man mit Ballenstroh arbeiten, das im Mähdrescher
und beim Pressen schon so weit zerkleinert worden ist, dass es direkt verwendbar
ist. Es muss gut aufgelockert bzw. auseinandergezupft werden, damit beim Mischen
mit der Lehmschlämme keine Strohnester zurückbleiben. Immer sollte ein größerer
Vorrat aufgelockerten Strohs bereit liegen, um einen raschen Arbeitsfortschritt zu
gewährleisten.
Für die Bereitung schwerer Mischungen mit höherem Lehmanteil und auch zur
Herstellung von Leichtlehmplatten ist kürzeres, 10 bis 20 cm langes Stroh günstiger,
wenn man nicht andere kurzfaserige Stoffe zur Verfügung hat. Zu langes Stroh wird
entweder
−− auf einem größeren Hackklotz mit einem Breitbeil oder Hackmesser gehackt oder
−− mit einem Sensenblatt bzw. Messer über eine scharfe Tischkante – evtl. mit
Eisenbeschlägen – geschnitten oder
−− man klemmt die ganzen Ballen in einen entsprechend geformten Schneidebock
und schneidet mit einem langen Messer mit zwei Griffen in gewünschter Länge
schräg nach unten ab. Das Messer wird von Anschlägen auf jeder Seite geführt
(Abb. 85 nach van Kessel).
Für kurze Schnittlängen z. B. für Strohlehmauftrag oder grobe und feine Lehmputze
sind Häckselmaschinen geeignet. Mit Siebeinsätzen lässt sich auch sehr feiner
Zuschlag erzeugen.
66
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 81
Auflockern der Strohballen
Abb. 82
Häckselmaschine
Abb. 83
Strohschneidegerät
Abb. 84
Häckseln von Stroh
Strohschneidegerät für Schnittlängen unter 30 cm (nach van Kessel)
Abb. 85
Die Herstellung des Leichtlehms
67
331-01
Lehm
Schlämme
Stroh
Ausbreiten des Strohs
Aufsetzen
Übergießen mit Schlämme
70 cm
Mischen
Mauken
Umsetzen = Mischen
331-02
Abb. 86
Spritzverfahren
Gießwerkzeug
Mischwerkzeug
Abb. 87
68
Mischwerkzeuge
Bauen mit Leichtlehm
322
Holzige Zuschläge
Holzhackschnitzel müssen nicht zubereitet werden. Andere holzige Zuschläge kann
man nach dem Hacken oder Häckseln in Wasser einweichen, um ihre sperrige
Wirkung zu vermindern.
330
Mischen des Leichtlehms
Beim Mischen des Leichtlehms wird der verflüssigte Lehm, die Schlämme, möglichst
gleichmäßig und sparsam mit den Zuschlägen vermischt, so dass alles gut mit
Lehm umhüllt und eingefärbt ist. Es gibt verschiedene Mischverfahren, die für den
jeweiligen Zuschlag mehr oder weniger geeignet sind:
−− Lehmschlämme wird über den Zuschlag gegossen oder gespritzt,
−− der Zuschlag wird in Schlämme getaucht,
−− Zuschlag und Lehm werden im Zwangsmischer maschinell (auch erdfeucht)
gemischt.
331
Spritzverfahren
Das Spritzverfahren wird am Beispiel Strohleichtlehm erläutert, ist aber auch z. B.
für Holzleichtlehm und andere Zuschläge anwendbar. Auch Faser- und Strohlehm
werden nach diesem Prinzip lagenweise aufgesetzt und durchgehackt.
Zu Beginn sollten sich Lehmschlämme und ein Vorrat gelockerten Strohs in
Reichweite befinden. Das Stroh wird auf fester Unterlage mit der Hand oder mit einer
Heugabel in 10 bis 15 cm hohen Schichten ausgebreitet. Jede Lage wird sparsam
mit Lehmschlämme begossen, bis nach 5 bis 10 Schichten ein Haufen von 50 bis
70 cm Höhe entstanden ist. Zum Gießen kann man eine Randschaufel oder einen
Jaucheschöpfer verwenden. Feiner verteilt wird der Lehm mit einer Gießkanne, auf
die ein Kopf zum Versprenkeln von Jauche gesteckt wird, den man sich aus einem
Stückchen Blech auch selbst herstellen kann (Abb. 87). Die Kanne muss groß genug
sein, weil eine zu enge Tülle durch kleine Klumpen verstopft.
Die Arbeit geht zu zweit leicht von der Hand, wenn der eine abwechselnd Stroh
ausbreitet und der andere Lehm darüber gießt. Hat der Haufen die gewünschte Höhe
erreicht, wird er von der Seite beginnend mit Gabeln oder Harken umgesetzt. Es ist
ausreichend gemischt, wenn alle Strohhalme gleichmäßig mit Lehm überzogen sind.
Die fertige Masse hat Ähnlichkeit mit einem Misthaufen. Einmaliges Umsetzen reicht
aus, wenn vorher gut aufgesetzt wurde. Die Erfahrung zeigt, dass sich in größeren
Haufen der Lehm besser verteilt als in kleineren und das Mischen daher weniger
Kraft kostet.
Das Spritzverfahren lässt sich beschleunigen, wenn die Lehmschlämme durch ein
geeignetes Spritzgerät noch feiner im Stroh verteilt wird. Hierzu wird die Schlämme
mit Pumpe und Schlauch gefördert und mit oder ohne Düse über das gleichzeitig
Die Herstellung des Leichtlehms
69
Abb. 88
Übergießen mit Schlämme
Mischen der Schlämme mit Putzmaschine,
lagenweises Überspritzen des Strohs mit Schlämme
Abb. 89
Abb. 90
Mischen des Leichtlehms
Abb. 91 Spritzverfahren:
Aufschlämmen mit Tellerzwangsmischer, druckluftgesteuertes
Pumpen aus Zwischenbehälter
(Rheinländer)
70
Bauen mit Leichtlehm
ausgebreitete Stroh gegossen oder gespritzt. Gleichzeitig oder anschließend die
Masse so weit nötig nachmischen, bis alle Zuschläge umhüllt sind. Als Pumpen
eignen sich Membran-, Schnecken- und Kolbenpumpen. Die bereits erwähnten
Putzmaschinen mit Zwangsmischer, Pumpe und Druckluftkompressor sind für die
Leichtlehmaufbereitung ideal.
Mit Druckluft und Düse wird der Lehm so fein in das Stroh eingesprüht, dass sich
ein Nachmischen evtl. erübrigt. Durch den Einsatz von Schlauch und Pumpe wird
im Übrigen die Schlämme, der schwerere Teil des Baustoffs, an jeden beliebigen
Ort transportiert. So kann im selben Raum oder Geschoss gemischt werden, wo der
Leichtlehm eingebaut werden soll (s. Abb. 111). Vorsicht beim Mischen ohne Wanne:
Durchsickerndes Anmachwasser kann Flecken auf sichtbaren Deckenuntersichten
hinterlassen.
332
Tauchverfahren
Auch das Tauchverfahren ist für Stroh- und Holzleichtlehm anwendbar. Die Lehmschlämme wird in eine Wanne (z. B. Kalkwanne) oder Grube mit festem Boden abgelassen oder gepumpt – wenn sie nicht schon darin angerührt wurde. Der Zuschlag
wird dazugegeben und mit Gummistiefeln untergetreten, bis sich alle Schlämme
von unten her gleichmäßig verteilt hat. Stroh muss vorher gut aufgelockert sein. Die
Masse wird anschließend mit Gabeln zum Mauken zur Seite gesetzt. Als Behälter
eignen sich auch Transportcontainer oder Mulden (s. Abb. 92).
Sollen Faser- und Strohlehm im Tauchverfahren aufbereitet werden, muss die
Schlämme entsprechend dickflüssig sein oder man lässt eine mit dünner Schlämme
Abb. 92
Tauchverfahren in Transportcontainern, zur Baustelle geliefert
Die Herstellung des Leichtlehms
71
Stroh
Lehm
Einstreuen des Strohs
Schlämme
Untertreten des Strohs
Mauken
gemischter Leichtlehm
Abb. 93
Tauchverfahren
Abb. 94
Tauchverfahren, Mischen in Kalkwanne
Abb. 95
Tauchen von Grobheu
leichter aufbereitete Mischung längere Zeit abtrocknen, bis sie plastisch zu verarbeiten ist.
Stroh, oder auch Grobheu für Handauftrag, können auch in kleinen Mengen – wie
Pommes frites – in die Schlämme getaucht, sofort wieder entnommen und gleich
oder später verarbeitet werden.
72
Bauen mit Leichtlehm
333
Mischen im Zwangsmischer
Leichtlehm aus Ballenstroh wird leichter mit der Hand gemischt. In normalen
Mischern würde sich das Stroh schnell verwickeln und das Füllen und Entleeren
wäre umständlich. Nur spezielles Gerät, z. B. Tonnenmischer (Abb. 100 bis 102),
eignet sich für das maschinelle Mischen von Strohleichtlehm (weitere Beispiele
s. Projekte 7, 18, 19, 20 und 26).
Gehäckseltes Stroh, Holzhackschnitzel sowie kurzfaserige oder mineralische
Zuschläge können auch in einem üblichen Zwangsmischer gemischt werden, mit
dem vorher der Lehm aufgeschlämmt wird (s. o.). Die Reihenfolge beim Füllen des
Mischers ist Wasser, Lehm, Zuschlag. Auch Stroh- und Faserlehm mit kurzen Fasern
lässt sich im Zwangsmischer aufbereiten.
Beschicker und moderne Mischanlagen (Abb. 103) erreichen eine feine Verteilung
des Lehms und gute Umhüllung der Zuschläge auch bei erdfeuchter (nicht flüssiger)
Aufbereitung des Leichtlehms, d. h. mit erheblich reduziertem Wasseranteil. Als
Transportleichtlehm wird er in gewünschtem Mischungsverhältnis an die Baustelle
geliefert.
Abb. 96
Putzmaschine (Trogzwangsmischer) mit
Schneckenpumpe zum Herstellen von Lehmschlämme,
Mischen von Faser- und Holzleichtlehm, Lehm- und
Leichtlehmmörtel (Putzknecht)
Abb. 97
Mischen im Tellermischer mit vertikaler
Achse (Projekt Felsenau)
Abb. 99
Abb. 98
Mischen von Holzleichtlehm mit Tellerzwangsmischern (Diem). Transport und Einfüllen in
Schalung mit Krankübel, Via Felsenau, CH-Bern 1993
Mischen von Holzleichtlehm im Teller­
mischer
Die Herstellung des Leichtlehms
73
Mischen von Strohleichtlehm im Tonnenmischer. In
eine schräg gelagerte drehende
Tonne wird das Stroh oben eingeworfen. Über innere Düsen wird
die Lehmschlämme eingesprüht.
Der gemischte Leichtlehm wird
unten kontinuierlich entnommen.
Der sehr fette Lehm erlaubt eine
sehr flüssige Aufbereitung und sehr
leichte Mischungen. S. Projekt 20
(Design-Coalition Wisconsin USA)
Abb. 100
Transport des gemischten Leichtlehms mit dem Stapler.
Abb. 101
Tonnenmischer Oskam
V/F, Lekkerkerk, Holland
Abb. 102
Beschickeranlage
für Lehm-, Holzleichtlehm-, Lehm­
mörtelmischungen (Claytec®)
Abb. 103
74
Bauen mit Leichtlehm
334
Das Mischungsverhältnis
Das Mischungsverhältnis von Lehm und Zuschlägen richtet sich nach den gewünschten Eigenschaften des Bauteils. Je geringer der Lehmanteil, desto leichter und
wärmedämmender wird der Baustoff. Mit steigendem Lehmanteil wird er schwerer,
d. h. Schalldämmung, Wärmespeicherung und Feuerschutz nehmen zu. Allgemein
gilt: Leichte Mischungen (300 bis 800 kg/m3): gute Wärmedämmung bei ausreichender Wärmespeicherung und Schalldämmung – für
−− Außenwände
−− Dachdämmung
−− Decken und Wände zu unbeheizten Räumen
−− Wärmedämmende Innenschalen
−− Innenwände
Schwere Mischungen (800 bis 1200 kg/m3): gute Wärmespeicherung und gute
Schalldämmung, höhere Festigkeit, (nagelbar und dübelfest ab 900 kg/m3) – für
−− Innenwände
−− Zwischendecken
−− Außenbauteile mit zusätzlichen Dämmstoffschichten
−− Herstellung von Platten und Steinen
Für schwere Mischungen wird die Schlämme breiiger angemacht, für leichte so
flüssig, wie es die Klebkraft des Lehms zulässt. Für sehr leichte ist fetter Lehm Voraussetzung (s. o.). Für die Höhe des Raumgewichts entscheidend ist der Lehmanteil,
weniger die Menge des leichten Zuschlags, der nur das innere Gerüst bildet, dessen
Hohlräume der Lehm mehr oder weniger ausfüllt.
Abb. 104
Raumgewicht abhängig vom Stroh-Lehm-Mischungsverhältnis
Probewürfel mit gleicher
Lehmmenge bei unterschiedlicher
Strohmenge
Raumgewicht
450 kg/m3
4
600 kg/m3
3
950 kg/m3
9
192000 kg/m3
(ohne Stroh)
Die Herstellung des Leichtlehms
75
Schwere Mischung (1200 kg/m3)
Leichte Mischung (600 kg/m3)
Oberfläche
Schnitt
Abb. 105
Schwere und leichte Mischungen
Mit derselben Strohdichte von 70 kg/m3 kann man leichte und schwere Leicht­
lehmmischungen herstellen. Bei leichten Mischungen werden die Gerüstteile mit
Lehm nur umhüllt und miteinander verklebt. Dafür sollte fetter und deshalb auch
dünnflüssig verarbeitbarer Lehm oder Ton in Verbindung mit wenig Stroh aus
stabilen und sperrigen Halmen verwendet werden. Die Halme sollten grob, lang
und wenig zerfasert sein, um dem Lehm eine möglichst kleine innere Oberfläche zu
bieten, damit dieser sparsam eingesetzt werden kann. Die den Zuschlag umhüllende
Lehmschicht kann mit fettem Lehm sehr dünn sein, bei magerem Lehm muss sie
dick sein, damit sie ausreichend auf dem Zuschlag haftet und ihn einbettet.
Das Trockengewicht hängt auch davon ab, ob das Material fest gestampft wird
oder durch lockeres Eindrücken Lufträume erhalten bleiben. Lockere Verdichtung,
leichtes Einstopfen kann das Raumgewicht um 20 % reduzieren.
Die Mischungsverhältnisse für Leichtlehm zeigt Abb. 106. Der eigent­liche
­Lehm­anteil in geschüttetem Lehm ist in Wirklichkeit geringer, da ein großer Teil Luft
enthalten ist. 10 kg Stroh entsprechen ungefähr einem Pressballen.
76
Bauen mit Leichtlehm
Raumgewicht trocken
Zuschlag
Leichte Mischungen 600 kg/m3
Schwere Mischungen 1000 kg/m3
Dichte
Lehmanteil
trocken1
Lehmbedarf
krümelig,
geschüttet2
Lehmanteil
trocken1
Lehmbedarf
krümelig,
geschüttet2
m3/m3
kg/m3
kg/m3
m3/m3
kg/m3
Stroh
70–90
520
0,4
920
0,7
Feinfasern
150
450
0,3
850
0,6
Holzhackschnitzel
300
300
0,2
700
0,5
Blähton
350
250
0,2
650
0,5
Bims
600
-
-
400
0,3
1 Lehmanteil = Raumgewicht – Zuschlagdichte (kg/m3)
2 Lehmbedarf bei einer Schüttdichte trocken von 1400 kg/m3
Lehmbedarf = Lehmanteil/Schüttdichte trocken (m3/m3)
Abb. 106
Mischungsverhältnisse für 1 m3 gestampften Leichtlehm
Das Trockengewicht des Leichtlehms steigt mit dem Gewicht des trockenen
Lehmanteils. Da die gleiche Menge trockenen Lehms mit unterschiedlich viel Wasser
angemacht werden kann – von Tongehalt, Verflüssigungszusätzen und gewünschter
Konsistenz der Schlämme abhängig –, ist für das Raumgewicht nicht so sehr die
Menge der Schlämme von Bedeutung (weil das Anmachwasser verdunstet), sondern
nur die enthaltene Menge Lehm. Diese kann zwar mit Probewürfeln für bestimmte
Mischungsverhältnisse ermittelt werden, ist aber dann auf der Baustelle nicht in
derselben Genauigkeit oder nur sehr umständlich abmessbar. Das Mischungsverhältnis lässt sich mit etwas Erfahrung gefühlsmäßig beurteilen:
Leichte Mischungen lassen sich leicht heben, beim Mischen rauscht das Stroh.
In die Schalung gestopft verbleiben in der Masse viele Lufthohlräume, erkennbar
auch an der ausgeschalten Oberfläche, die der einer Holzwolleleichtbauplatte ähnelt.
Schwere Mischungen sind auch beim Mischen schwer. Die durch das Mauken
zähklebrig gewordene Masse wird beim Einpressen dichter, die Oberfläche beim
Ausschalen geschlossener (Abb. 105).
Das erreichte Raumgewicht lässt sich mit getrockneten Probewürfeln ermitteln
und überprüfen (s. Kap. 735).
335
Mauken
Der fertig gemischte Leichtlehm sollte 6 bis 24 Stunden, vor Sonneneinstrahlung
und Oberflächenaustrocknung geschützt, mauken (durchziehen). Das ­Anmachwasser
zieht in Lehm und Zuschlag ein, die Masse wird wieder erdfeucht, zähklebrig und
lässt sich gut verarbeiten. Nach eigener Erfahrung kann sie aber auch sofort
eingestampft werden, vor allem dann, wenn Verflüssigungszusätze und damit wenig
Anmachwasser verwendet worden ist. Wenn allerdings die Masse beim Einstampfen
federt oder Schlämme aus der Schalung tropft, sollte die Mischung noch eine Weile
ziehen. Aufbereiteter Strohleichtlehm sollte innerhalb von acht Tagen verarbeitet
werden, Holzleichtlehm ist bis zu drei Wochen lagerfähig.
Die Herstellung des Leichtlehms
77
Abb. 107
gemischter Strohleichtlehm
Abb. 108
gemischter Holzleichtlehm
Oberflächlich angetrocknete Haufen sind sofort verwendbar, wenn man sie mit der
Gießkanne etwas anfeuchtet und leicht aufarbeitet. Völlig ausgetrocknetes Material
kann ebenfalls unter erneuter Zugabe von Wasser, ggf. Schlämme, wieder aufbereitet
werden. So ist es auch möglich, gemischten (Holz-) Leichtlehm – in dünnen Lagen
ausgebreitet – trocknen zu lassen. Das unbegrenzt lagerfähige Trockenprodukt kann
in verlorenen Schalungen trocken, ggf. leicht angefeuchtet eingebaut werden.
340
Baustellenorganisation
Der Transport von Leichtlehm ist, verglichen mit Steinen, Mörtel oder Beton, keine
Schwerarbeit. Strohleichtlehm lässt sich leicht mit der Gabel heben und werfen und
mit Schubkarren zum Verwendungsort bringen. Für Leichtlehm mit brockigen oder
körnigen Zuschlägen (Holz- und mineralischer Leichtlehm) nimmt man eine mehr­
zinkige Gabel, Schaufel oder Eimer.
Der Mischplatz sollte dennoch möglichst nahe dem Verwendungsort liegen und
regengeschützt sein, wie auch der Lagerplatz von Lehm und Stroh. Beim feuchten
Einbau wird das fertig gemischte Material ebenerdig mit Schubkarren, in obere
Geschosse mit einem Schrägaufzug befördert, der auch steil im Innern des Hauses
stehen kann. Oder das Arbeitsgerüst wird von außen mit Kran bedient. Leichtlehm
direkt mit Hilfe des Krans in die Schalung zu schütten, evtl. auch zu pumpen, ist mit
körnigen oder sehr feinfaserigen Mischungen möglich. Beim Lehmspritzverfahren
wird – ähnlich der Betonspritztechnik – Leichtlehm aus dem Zwangsmischer über
Schlauch und Pumpe direkt an die Wand gespritzt (s. Kap. 460).
Der manuelle Transport auf der Baustelle, vor allem in die Obergeschosse, kann
bei kleinen Bauvorhaben auch erleichtert werden, indem man Zuschlag und Lehm
einzeln zum Verwendungsort transportiert:
−− Stroh ist leicht, lässt sich in Pressballen gut tragen und kann direkt von der
Ladefläche in die Obergeschosse geworfen werden.
−− Lehm ist in erdfeucht trockenem Zustand so leicht wie möglich und kann mit
üblichen Mitteln transportiert werden (Schubkarre, Eimer, Rolle und Seil, Kran).
78
Bauen mit Leichtlehm
Schubkarre,
Gabel,
Aufzug, Kran
Lehm
Rühren +
Mischen
A Transport des Leichtlehms
Mischen
Eimer,
Pumpe
Rühren
B Transport der Schlämme
Schubkarre,
Rolle + Eimer,
Körbe, Kran
Rühren +
Mischen
Wasser mit
Leitungsdruck
C Transport des Lehms
Abb. 109
Transport auf der Baustelle
−− Wasser, beim Gewicht fertig gemischter Leichtlehmmasse zu gut einem Drittel
beteiligt, kommt mit Leitungsdruck in jedem Geschoss aus dem Schlauch.
−− Schlämme (= Lehm + Wasser), der schwere Bestandteil des Leichtlehms, kann
mit Pumpe und Schlauch (z. B. Verputzmaschine oder Schlammpumpe) gefördert
werden.
Der Leichtlehm wird dann im Haus möglichst nah zum Einbau gemischt. Auch die
Schlämme kann dort bereitet werden. Die witterungsempfindlichen Arbeiten komDie Herstellung des Leichtlehms
79
Abb. 110
Schrägaufzug im Haus
Mischen im Haus. S
­ pritzen der Schlämme
mit Druckluft (Projekt 2)
Abb. 111
men so unter das vorhandene Dach des Rohbaus und der Bau von Schutzdächern im
Freien kann entfallen. Die Wahl des geeigneten Verfahrens hängt natürlich von den
örtlichen Verhältnissen und dem Umfang der Arbeiten ab.
350
Fertigmischungen
Fertig gemischter Stroh-, Holz- und mineralischer Leichtlehm kann von Lehmbau­
firmen bezogen werden. Alle Arbeitsschritte, von der Lehmbeschaffung und -prüfung
bis zur Baustellenorganisation, werden damit erleichtert.
1,3 m3 geschütteter Strohleichtlehm ergeben etwa 1 m3 gestampftes Bauteil, bei
Holzleichtlehm ist das Verhältnis 1:1. Fertiger Strohleichtlehm sollte auch innerhalb
einer Woche verarbeitet werden, weniger empfindlicher Holzleichtlehm ist länger
verarbeitbar. Das Material muss abgedeckt sein und bei Antrocknung ggf. mit
Schlämme nachgemischt werden. Trockenmischungen sind unbegrenzt lagerfähig
und werden an der Baustelle nur mit Wasser angemacht.
80
Bauen mit Leichtlehm
400 Feuchter Einbau
410
Geschalte Wände
In einer tragenden Holzkonstruktion wird der gemischte Leichtlehm in beweglichen
Kletterschalungen, vollflächigen oder verlorenen Schalungen zum Bauteil verdichtet.
Strohleichtlehm, der beim Einstopfen ausreichend fest wird, auch schwerer Holzleichtlehm, kann mit einer Kletterschalung ohne Wartezeiten Satz auf Satz gestampft
werden. Leichter Holzleichtlehm und mineralischer Leichtlehm brauchen bis zur
Erhärtung eine vollflächige Schalung (s. Kap. 415).
Außenwände können einschalig – verputzt oder verkleidet – in einer Dicke bis zu
30 cm hergestellt werden. Wände über 35 cm Dicke trocknen langsam und sind daher
für den feuchten Einbau nicht zu empfehlen. Eine noch bessere Wärmedämmung
kann mit dickeren Wänden aus Leichtlehmstein-Mauerwerk oder mit zusätzlichen
Dämmschichten erreicht werden, die als verlorene Schalung dienen oder nach der
Trocknung angebracht werden. Hierfür haben sich z. B. 5 cm dicke Schilfrohrplatten
bewährt (s. auch Kap. 811). Innenwände bieten mit 10 bis 15 cm ausreichende Wärmespeicherung und Schalldämmung.
Abb. 112
Ständerbau mit zurückgesetzter Außenwand (Arch. M. Bönisch, Windeck)
Feuchter Einbau
81
Die Holzkonstruktion erfüllt mehrere Aufgaben:
−− sie ist lastabtragend und aussteifend,
−− sie hält die raumabschließende Ausfachung,
−− sie gibt die Wandstärke vor und führt damit die Schalung.
Das Tragskelett wird nach statischer Berechnung bemessen und kann auch unabhängig von der Wand stehen. Es sind auch andere Skelettbaustoffe, z. B. Beton oder Stahl
denkbar. Alle üblichen Holzbausysteme sind für Leichtlehmausfachungen geeignet.
Um bei geschalten Wänden das Einfüllen und Verdichten zu erleichtern, sollte man
allerdings möglichst wenige waagrechte Holzteile im Wandquerschnitt anordnen.
Zur Lastabtragung reichen wenige Stützen in größeren Abständen aus. Die Zwischenräume bildet ein leichteres Füllskelett. Dessen Abstände sollen nicht weiter als
1,50 m sein, um die Ausfachung ausreichend zu halten und um zu verhindern, dass
die Schalung ausbaucht. Engere Abstände ermöglichen eine leichtere Schalung, weitere können nur mit schweren Bohlen eingeschalt werden. Zur späteren Befestigung
von Verkleidungen sind enge Stützenabstände sinnvoll.
Wird die Ausfachung im Stützenbereich unterbrochen, werden Staken (Latten,
Säumlinge oder Bretter), die die Ausfachung mit den Stützen verbinden, beim
Stampfen lose eingelegt (Abb. 116 A + D, Abb. 117 A bis D).
411
Außenwände
A
Tragende Stütze im Wandkern
Die Stütze ist von der Lehmwand allseitig umschlossen. Auch preisgünstiges Rundholz ist verwendbar. Die Gleitlehren können auch abnehmbar befestigt werden. In
diesem Fall ist alle 40 bis 50 cm eine waagrechte Stakeinlage erforderlich. Für einen
durchgehenden Putzuntergrund stopft man den Schlitz aus.
B
Tragende Stütze einseitig wandabschließend
Die Stütze aus Kantholz kann außen oder innen sichtbar bleiben. Die von der anderen Seite angenagelte/geschraubte Gleitlehre bleibt in der Wand, um die Ausfachung
mit der Stütze zu verbinden. Auf diese Weise können auch bei der Fachwerksanierung Wände fugenlos wärmegedämmt werden.
Tragende Doppelstützen
C
Doppelstützen halten die Ausfachung und führen die Schalung ohne zusätzliche
Gleitlehren. Gehobelt können sie beidseitig sichtbar bleiben. Als Doppel-T-Stützen
bieten sich als Fertigteile auch Schalungsträger an (20 u. 30 cm stark).
D
Tragende Bohlen:
Bohlen – 5/26 bis 8/28 – geben ebenfalls die Dicke der Wand ohne Hilfskonstruktion vor. Die Verbindung der Ausfachung mit der Stütze wird durch aufgenagelte
Latten oder Langlöcher in der Bohle erreicht, durch die der Leichtlehm hindurchgreifen kann. Durch Verziehen des Holzes können allerdings zwischen Stütze und
82
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 113 Außenwand aus Latten 6 × 6 cm, Leibungen
Sperrholz (Arch. Martin Breidenbach, Ausführung
Lehmbau Breidenbach)
Abb. 114 Ständerbau mit Doppelstützen 6 × 10 cm,
­ inderstützen 10 × 10, zwischenliegende Streben (Arch.
B
F. Geelhaar, ASAD, Darmstadt (siehe Projekt 4)
Abb. 115 Gleitlehren außen, tragende Stützen innen
sichtbar (M. Bönisch)
Ausfachung Fugen entstehen, die später ausgestopft werden müssen. Gehobelte
Bohlen sind gleichzeitig Tür- oder Fensterfutter.
Nichttragende Leiter – oder Brettständer
Die Stützen des Füllskeletts bleiben in der Wand, um die Leichtlehmausfachung
auszusteifen und mit der Holzkonstruktion zu verbinden. Sie können als Leiter-,
Doppel- und Bohlenständer ausgebildet sein. Leiterständer werden aus Latten
40/60 mm genagelt oder geschraubt. Bei größeren Stützweiten der Tragkonstruktion
(ab 3 m) sollten die Latten stärker sein oder geringere Abstände gewählt werden
(Abb. 116 und 117 A bis D).
Feuchter Einbau
83
411-05
Tragende Stützen
A Stütze im Wandkern
B Stütze einseitig
C Doppelstütze
D Bohlenständer
Abb. 116
84
Holzskelett von Außenwänden und dickeren Innenwänden
Bauen mit Leichtlehm
Nichttragende Stützen (Füllskelett)
Leiterständer
412-01
Tragende Stützen
Nichttragende Stützen
A
B
C
D
Abb. 117
Holzskelett von Innenwänden und dünnen Außenwänden
Feuchter Einbau
85
Bei Doppelstützen und Leiterständern sollten die Verbindungslatten möglichst
bündig zwischen den Ständern angeordnet werden, um nach evtl. Setzung durch­
gehende Fugen unter den Latten zu vermeiden.
Innenwände (und dünne Außenwände, 10 bis 15 cm stark)
412
Kantholz- und Brettständer
Kantholzständer werden verwendet, wenn Deckenlasten abgetragen und Innentüren
befestigt werden sollen. Das Füllskelett bilden Brettständer im Abstand von etwa 1 m.
Seitlicher Druck auf die Ausfachung wird über lose eingelegte und miteingestampfte
Staken aus Dachlatten, gespaltenem Holz oder Brettern auf die Stützen übertragen,
die vorher mit aufgenagelten Leisten (Abb. 117 A + C) oder eingefrästen Nuten (B)
versehen wurden. Die Anzahl der aussteifenden Stakeinlagen richtet sich nach dem
Stützenabstand und der Wanddicke: etwa 3 Latten oder 2 Bretter pro m2 (s. Vornorm
DIN V 18953 Bl.5). Dünne, weniger wärmedämmende Außenwände, z. B. von
Nebengebäuden, oder Wände mit zusätzlicher Dämmschicht können ebenfalls in
dieser Weise ausgeführt werden.
Vorgefertigte Elemente
Bei geringer Dicke und daher kleinem Gewicht ist es möglich, Wandelemente auf
dem Boden liegend zu stampfen und anschließend mit der Schalungsunterlage
hochzuklappen.
Abb. 118
86
Innenwand im feuchten Einbau
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 119
Innenwand trocknet (Projekt 2)
413
Die Schalung
Die Wander- oder Kletterschalung wird an der Holzkonstruktion hochgeführt, die als
Abstandhalter auch die Senkrechte vorgibt und so ein Justieren erübrigt. Die Brett­
tafeln sind 50 cm hoch, übergreifen aber immer die bereits gestampfte Wand um etwa
25 cm, damit sie sich nicht ausbaucht. Es ergibt sich somit eine Satzhöhe von 25 cm.
Die Schalbretter sollten möglichst leicht sein. Die üblichen Betonschaltafeln haben
mit 150 × 50 cm eine handliche Größe. Nimmt man etwa 25 cm breite Bretter, Bohlen
oder schmale Betonschaltafeln, können die Anker an beliebiger Stelle durch den
Schlitz zwischen den Brettern geschoben werden. Am Ende der Schaltafel befestigt
man ein Brettstück als Stoßlasche, damit die nächste Schaltafel in der gleichen
Flucht gehalten und dadurch weniger Anker gebraucht werden (Abb. 120).
Beim Umsetzen zieht man die Tafeln entlang der Wandoberfläche ab oder schiebt
sie weiter, damit keine Strohhalme abstehen. Anklebende Bretter werden mit
einem Ruck gelöst, jedoch nicht von der Wand weggeschlagen. Sie lassen sich
besser abziehen, wenn sie sauber gehalten und vor dem Einfüllen des Leichtlehms
angenässt werden.
Die Schalung wird angeschraubt oder mit den beim Schalungsbau üblichen Spann­
ankern an die Holzkonstruktion gepresst. Man kann die wenigen benötigten Anker
auch selbst herstellen oder ausleihen. Da die Schalung nach jedem Stampfsatz
umgesetzt wird, sollten die Anker schnell und möglichst ohne Hilfswerkzeug gelöst
413-01
Prinzip der Gleitschalung
Gleitlehre
Abstandhalter
Brett zur
Druckverteilung
25
cm
evtl.
Spreize
25
Anker
Satzhöhe
Abb. 120
Schalbretter
Stoßlasche
Feuchter Einbau
87
414-01
Schaltafel
50 x 150 cm oder
50 x 200 cm
25
A Einfache Tafelschalung
Joch geschweißt a)
oder aus Holz b)
25
Schalbrett
25 x 150 cm oder
25 x 200 cm
a)
b)
B Schalung mit beweglichem Joch
Schaltafel
50 x150 cm oder
50 x 200 cm
Variante:
Befestigung
mit Keilen
C Tafelschalung mit wandhohem Joch
Abb. 121
88
Wandschalungssysteme (Holzkonstruktion nicht dargestellt)
Bauen mit Leichtlehm
414-02
entspannen
umsetzen
spannen
A Einfache Tafelschalung
oberster Satz unter
geschlossener Decke
B Schalung mit beweglichem Joch
einseitig voll
eingeschalt
C Tafelschalung mit wandhohem Joch
Abb. 122
Handhabung der Schalungen
Feuchter Einbau
89
geeignet für
Schalungssystem
A
a) Anker aus Hartholz
oder Sperrholz mit
Hartholzkeilen
b) Säuleneisen
(Schürmanneisen)
c) selbstreingender
selbstreinigender
Gewindestab mit Flügel/
Flügel/
Sechskantmutter
Abb. 123
A
Ø 15/17
ABC
Schalungsanker
und gespannt werden können. Die Mehrausgabe für einen guten Anker lohnt sich,
da der ganze Bau mit denselben wenigen Ankern eingeschalt wird. Eine Übersicht
zeigt Abb. 123. Das Verspannen der üblichen Keil- und Excenterverschlüsse ist nur
mit einem Spanngerät und nacheinander möglich. Dieses Gerät ist aber meist nicht
dort, wo man es braucht. Die heute beim Betonbau üblichen selbstreinigenden
Gewindestäbe (c) können von jeder Seite gespannt werden. Die Flügelmuttern
lassen sich mit der größeren Gewindesteigung auch schneller lösen und anziehen.
Die Ankerstäbe dürfen nicht zu weit von der Wand abstehen, um Verletzungen
auszuschließen. Schraub- und Schlagzwingen sind vielseitig einsetzbar und ergänzen
das Schalwerkzeug. Schlagzwingen können eventuell auch Anker ersetzen. Für das
Werkzeug zum Umsetzen der Kletterschalung – Spanngerät, Zimmermannshammer
oder Akku-Schrauber – gibt es praktische Gürtelschlaufen.
414
Schalungssysteme
A
Einfache Tafelschalung
Die etwa 150 × 50 cm großen Schaltafeln werden direkt mit Ankern verspannt. Sie
erhalten eine Reihe von Löchern zur Aufnahme der Anker oder einen Schlitz, wenn
sie aus Brettern zusammengesetzt sind. Beim Umsetzen werden die Anker gelöst
und herausgezogen, die Bretter hochgeschoben und gehalten, bis die Anker wieder
eingeführt und gespannt sind. Damit die Tafeln gut angedrückt werden, kann man
Brett- oder Lattenstücke, die mit einem Loch versehen sind, auf die Ankerstäbe
schieben. Dieses einfache System ist zwar etwas umständlich in der Handhabung,
aber für kleinere Vorhaben völlig zufriedenstellend.
90
Bauen mit Leichtlehm
Schalung mit beweglichem Joch
B
Dieses System vereinfacht das Umsetzen, indem die Einzelteile nacheinander
gelöst und wieder befestigt werden, so dass nichts gehalten oder beiseite gelegt
werden muss. Die beiden 25 cm breiten Bretter oder Tafeln jeder Seite lassen einen
horizontalen Schlitz zur Aufnahme der Anker, die die Schalung über das bewegliche
Joch verspannen. Ablauf:
−− Zum Umsetzen wird der untere Anker gelöst, herausgezogen und durch die oberen
Schlitzenden des Jochs gleich wieder eingeführt, aber noch nicht gespannt.
−− Der mittlere Anker wird gelöst und nach dem Hochschieben des Jochs wieder
gespannt. Er ist jetzt unterer Anker.
−− Ist das letzte Joch hochgeschoben, wird das untere Schalbrett frei und von oben
zwischen Gleitlehre und Joch gesteckt.
−− Die oberen Anker werden gespannt.
Der Schlitz des Jochs ist mindestens um den dreifachen Ankerdurchmesser länger
als die Summe der Brettbreiten.
C
Tafelschalung mit wandhohem Joch
Die Tafeln werden hier nicht mehr abgenommen, sondern nach dem Entspannen
der Joche weitergeschoben. Da sie nicht gehalten werden müssen, können sie auch
länger sein (z. B. 200 × 50 cm). Nur der obere Jochanker wird gelöst und gespannt
und mit dem Wandfortschritt ein- bis zweimal höher gesetzt. Der untere Anker bleibt
Abb. 124
Abb. 125
Umsetzen der Schalung
Jochschalung Tafeln
2 × 50 cm
Abb. 126 Leichte Schalung
2 × 25 cm mit beweglichem Joch
Feuchter Einbau
91
Abb. 127
Wandhohe
Jochschalung
Abb. 129
Abb. 128
Schalung geschraubt
Bohlenschalung
gespannt. Man kann das Joch auch an der Holzkonstruktion mit etwas größerem
Abstand befestigen und die Tafeln dann mit Hartholzkeilen festklemmen. Eine Seite
kann auch über die volle Höhe eingeschalt werden. Damit unterbricht das Umsetzen
kaum noch die Stampfarbeit (s. Abb. 118 und 127).
D
Bohlenschalung
Zwei Bohlen auf jeder Seite werden mit Spannanker und einem Holz- oder Metall­
profil zur Druckübertragung aneinander gepresst (Abb. 128). Das Umsetzen kann
man vereinfachen, indem man für den nächsten Satz weitere Spannanker und ein
drittes Bohlenpaar auflegt. Für den übernächsten Satz werden die Anker und die
untere Bohle des jeweils vorletzten nach oben gesetzt.
E
Schalung geschraubt:
Die Schaltafeln werden mit Schnellbauschrauben – Sechskant oder Inbus mit
U-Scheibe – direkt an der Holzkonstruktion befestigt. Mit Akku-Schraubern ist dies
heute eine sehr schnelle Befestigungsart. Bei diesem System, das sich besonders
für einseitige Schalung eignet, müssen die Gleitlehren als Schalungsträger für das
Einstampfen zugfest befestigt sein. Hier eignet sich auch Lochband oder Draht
(s. Abb. 134 und 201).
92
Bauen mit Leichtlehm
414-09
2
Gerüst
Gerüst
1
Gerüst
3
Abb. 130
Einschalen und Stampfen in Wandabschnitten
Die Leichtlehmtechnik erlaubt es, Wandabschnitte nacheinander in voller Höhe
fertigzustellen (Abb. 130). Hierbei ist der Aufwand für Schalung und Gerüst sehr
gering: z. B. können 8 Schaltafeln und 12 Anker für ein ganzes Haus ausreichen. Beim
ringförmigen Einschalen und Stampfen mehrerer Wände braucht man zwar mehr
Schalung und Gerüst, eine größere Arbeitsgruppe kann aber flexibler arbeiten. Auch
setzen sich die schon antrocknenden Wandteile weniger.
415
Wände mit verlorenen Schalungen
Verlorene Schalungen reduzieren beim feuchten Einbau den Aufwand für das
Umsetzen der Kletterschalung und bleiben als einseitige Wärmedämmschicht oder
Putzträger in der Wand. Sie ermöglichen die Verarbeitung auch von sehr leichten
Mischungen aus Stroh- oder Holzleichtlehm in Wänden.
Schilfrohrgewebe
haben den Vorteil, die Trocknung nicht zu behindern und bei sehr leichten Mischungen die Putzhaftung zu verbessern. Verwendet wird 70-stängeliges Putzträgergewebe,
das mit verzinkten Drähten mit dem Arbeitsfortschritt an die Holzkonstruktion
Feuchter Einbau
93
Abb. 131 Verlorene Schalung für Holzleichtlehm,
Schilfrohrmatten
Abb. 132 Schilfrohrmatten werden mit einem
­zusätzlichen Draht befestigt
Abb. 133 Gewerbebau, Holzleichtlehm in Schilfrohrmatten (Claytec®)
getackert wird (Abb. 133) [Breidenbach-Röhlen 1993]. Voraussetzung ist ein engerer
Verlattungsabstand von ca. 30 cm. Besonders für die Leichtlehminnenschale bei der
Fachwerksanierung hat sich dieses Verfahren bewährt (Abb. 200 ff.).
Leichtbauplatten
Eine zusätzliche Wärmedämmschicht kann einseitig – je nach erwünschter Wärmespeicherfähigkeit der Wand – außen oder innen angeordnet werden. Das Material
sollte diffusionsoffen und möglichst auch kapillar feuchteleitfähig sein, um die
Austrocknung nicht zu behindern. Gut geeignet sind z. B. 5 cm dicke SchilfrohrLeichtbauplatten, die bei relativ guter Wärmedämmung auch ein guter Putzträger
sind (Abb. 135).
Bei Mehrschicht-Leichtbauplatten ist Vorsicht angebracht, da sie kapillar nicht
leitfähig sind. Die Stärke der Leichtlehmschicht sollte in jedem Fall – wegen der
langsameren Trocknung – auf 15 bis 20 cm reduziert werden. Die Arbeitsseite wird
z. B. mit einer einseitigen Kletterschalung nach Abb. 134 eingeschalt. Die Holzkon­
struktion ist dabei so auszubilden, dass die Ausfachung in der Wand gehalten wird.
Holzschalungen
Wegen Werfen des Holzes beim feuchten Einbau und der eingeschränkten Trocknung
sind verlorene Holzschalungen für Wandflächen nicht zu empfehlen.
94
Bauen mit Leichtlehm
Dämmplatte als
verlorene Schalung
Distanzrohr
a) auf Ständer
geschraubte
Schalung
Abb. 134
b) einseitige
Kletterschalung
ohne Gleitlehren
Einseitige Kletterschalung
Abb. 135 Holzleichtlehm in
­Schilfrohrplatten
Abb. 136
Lattung als verlorene
Schalung
Lattungen
Dagegen behindern Lattungen die Trocknung kaum, sie werden auf der Arbeitsseite als »verlorene Kletterschalung« mit dem Arbeitsfortschritt befestigt, auf der
Gegenseite vollflächig vor dem Einbau. Die Latten sollten nicht mehr als 50 % der
Oberfläche bedecken. Auch hier kann sehr leichter Leichtlehm verfüllt werden.
Feuchter Einbau
95
Fenster- und Türleibungen
Fenster- und Türleibungen können mit Brettern eingeschalt werden oder mit verlorenen Schalungen aus verputzbaren Leichtbauplatten, wetterfest verleimtem Sperrholz
o. Ä. (s. Kap. 650). Das waagrechte Leibungsbrett in der Brüstung kann man auch
nach dem Stampfen einsetzen.
416
Das Verdichten des Leichtlehms
In die angenässte Schalung wird der Leichtlehm eingefüllt, gut verteilt und dann
festgestopft. Strohleichtlehm lässt sich vom Boden aus mit der Gabel einwerfen.
Es wird möglichst immer bis zum Schalungsrand eingefüllt, zunächst gleichmäßig –
auch in die Ecken – verteilt (Fauth empfiehlt dazu kleine Gabeln, Abb. 35), und dann,
beginnend an Ecken und Rändern, verdichtet. Nach zwei- bis dreimaligem Einfüllen
und Verdichten kann die Schalung umgesetzt werden. Wird zu wenig eingefüllt
und gleich verdichtet, ergeben sich horizontale Schichtungen, die für die weitere
Wandlast weniger tragfähig sind, die Wand wird sich eher setzen.
Holz- und mineralische Leichtlehme werden mit mehrzinkigen Gabeln, Schaufeln
oder Eimern eingefüllt, sie sind im Prinzip auch pumpfähig oder von außen über
einen Kran schüttbar. Als Stampfer eignen sich 30 bis 60 cm lange Brett- oder
Lattenstücke (4/6 cm). Sie werden am Griffende etwas abgerundet und sind bald
mit einer handgerechten Lehmhaut überzogen. Leichtlehm wird eingedrückt und
gestopft, wobei es eher auf gleichmäßige Verteilung der Zuschläge als auf hohe
Verdichtung ankommt. Zu fest und zu lange zu stampfen ist unnötig.
Strohleichtlehm kann Schicht auf Schicht bis zur vollen Wandhöhe gestampft werden. Soll die Masse nur locker eingedrückt werden, z. B. für sehr leichte Mischungen,
sollte man mit dem Umsetzen der Schalung einige Zeit warten – zumindest ab einer
gewissen Höhe, damit sich die noch zusammendrückbare Wand nicht verformt. Oder
man verwendet eine verlorene Schalung (s. o.). Verschiedene Arbeitsabschnitte verbinden sich gut, wenn man den angetrockneten Lehm gleichzeitig mit dem Annässen
der Schalung befeuchtet oder mit Schlämme bespritzt.
Zum Unterstopfen der waagrechten Teile der Holzkonstruktion – Pfetten, Riegel,
Balken – oder auch für das letzte Stück unter geschlossenen Decken lässt man die
Schalung auf der Arbeitsseite 15 bis 20 cm tiefer enden und setzt nur das äußere
Schalbrett höher. Man stopft nun mit einem kurzen Stampfer zähklebrige Masse
hinter ein Reibebrett, das mit der anderen Hand waagrecht weitergeschoben wird
(Abb. 139). Das letzte Loch schließt man, indem man den Leichtlehm schraubenartig
eindreht. Man kann die oberste Schicht auch freihändig von der Seite ausstopfen
und anschließend ein Schalbrett aufnageln, das am nächsten Tag abgenommen wird.
Wenn die Holzkonstruktion es zulässt, d. h. oben offen ist, kann man den obersten
Stampfsatz auch vom nächsten Geschoss einfüllen und stampfen (Abb. 122) oder
man stampft oder mauert die oberste Schicht nach Trocknung der Wände.
Fehlstellen und evtl. Setzspalten stopft man am besten nach dem Trocknen in
einem Arbeitsgang mit zähklebrigem Leichtlehm aus.
96
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 137
Einwerfen mit der Gabel
Abb. 138 Verteilen und Verdichten
des Leichtlehms genügt
30 c
60 c
m
m
416-02
4
6
4
Unterstopfen geschlossener Decken und
waagrechter Holzteile von der Seite
Abb. 139
Abb. 140
6
Stampfer
Feuchter Einbau
97
420
Wände im freien Auftrag
Wände aus Leichtlehm können ohne Schalung auch frei aufgetragen werden. Ähnlich
wie bei historischen Strohlehmausfachungen trägt ein Stützgerüst aus Flechtwerk
oder Lattungen die Ausfachung (s. Kap. 122). Je nach Auftragsmethode können
solche Wände etwa 4 bis 25 cm dick ausgeführt werden. Voraussetzung sind faserige
Zuschläge, z. B. Stroh, auch ungeschnitten, wie es aus dem Ballen kommt. Die Strohlehm- oder schwere Leichtlehmmischung (ca. 1000 g/m3) muss einen genü­genden
Lehmanteil haben, damit sie sich in plastischer Konsistenz einbauen lässt. Das
frisch aufbereitete Material sollte so lange ruhen, bis es sich gut verarbeiten lässt.
Ein Vorteil des freien Auftrages ist die freie Anordnung der Ausfachung gegenüber
sichtbarem Holz: Die Rohbaufläche kann zurückgesetzt sein, sei es auch nur um die
Stärke eines balkenbündigen Feinputzes.
Historische Strohlehme guter Qualität haben ein Trockengewicht von etwa
1100 bis 1400 kg/m3 und eine erstaunlich hohe Strohdichte von 45 bis 60 kg/m3
(vgl. Abb. 106). Manche uralte Gefache könnte man als Leichtlehmwände bezeichnen
[Volhard 2010 a]. Noch leichtere traditionelle Strohlehmausfachungen in Belgien,
bis 800 kg/m3, untersuchte [Vanros 1981]. Die Qualität ist immer abhängig von der
Strohlehmzusammensetzung. Aus einem Handbuch für das Bauen auf dem Lande:
»Das Wort ›Strohlehm‹ ist sehr alt und umschließt eine ›Herstellungsanweisung‹
von leider allgemein unterschätztem praktischen Wert und Bedeutung. Was heute
an ›Strohlehm‹ verarbeitet wird, ist meistens nur ›etwas Stroh und Lehm‹. Fast
ausschließlich wird dem Lehm zu wenig Stroh beigemischt ... Dieser Strohlehm muss
sich mit der Mistgabel wie Stalldung transportieren lassen ... Stroh kann nie zu viel
sein ...«. [Grebe 1943].
Das Stützgerüst für den Stroh- oder Leichtlehmauftrag kann verschieden ausge­
bildet sein:
−− Flechtwerk aus Staken und eingeflochtenen Ruten,
−− Stakung zwischen Pfosten oder Riegeln,
−− Lattung oder Spalierlattung auf Pfosten durchgehend befestigt.
Abb. 141
98
Hohe Strohdichte in alten Gefachen
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 142 Historische Strohlehmbereitung mit der
Gabel [Grebe 1943]
421
Flechtwerk
Das Flechtwerk besteht traditionell aus festen Eichenholzstaken und ­eingeflochtenen
Weiden- oder z. B. Haselnussruten. Die Staken sind dabei meist senkrecht, bzw.
­parallel zur kürzeren Seite des Gefachs, angeordnet. An den Enden angespitzt, wer­ ammer
den sie unten in gestemmte Löcher gesteckt und oben in eine mit Beil und H
geschlagene oder gefräste Dreikantnut stramm eingetrieben. Meist ergeben drei
Staken zwei leicht auszuflechtende Felder (Abb. 144).
Die Ebene des Flechtwerks sollte etwas außermittig angeordnet sein, um auf der
Seite des dickeren Erstauftrages mehr Material einbauen zu können. Die Rückseite
wird dann dünner aufgetragen und ist in historischem Fachwerk meist die (sichtbare)
Bundseite mit bündigen Holzflächen, bei Außenwänden außen, bei Innenwänden
meist zu untergeordneten Räumen.
Die Ruten werden mit der Astschere geschnitten und frisch eingebaut. Zu dicke
Zweige werden zwei- oder dreifach gespalten, damit man sie besser einflechten kann.
Mit einem Weidenspalter, einem kleinen aus Pflaumenholz gefertigten Werkzeug,
kann man Ruten auch selbst spalten (Abb. 271). Auch aus geraden Latten o. Ä. kann
man Geflechte herstellen, evtl. auch vorfertigen. In Japan wird Bambus verschiedener Stärken an den Kreuzungspunkten mit Schnüren verbunden.
Die Maschenweite des Stützgerüstes korrespondiert mit dem Strohlehmmaterial
des Auftrags. Für kleine Maschen – in Daumenbreite (2,5 cm) – ist Strohlehm mit
kurzen Fasern aus Stroh oder Heu (Häcksellehm) geeignet, für mittlere handstarke
(5 cm) und große handbreite (10–15 cm) Zwischenräume entsprechend langfaseriger
Strohlehm oder Leichtlehm mit Schnittlängen bis 30 cm. Hier ist auch ungeschnittenes weiches Ballenstroh verwendbar.
Kurzfaseriger Häcksellehm wird mit der Kelle oder einem Brett erst von der einen
Seite und erst nach Antrocknung von der anderen aufgetragen. Der Erstauftrag sollte
zwischen den Ruten und über diese hinaus auf die andere Seite quellen.
Langfaseriger Strohlehm wird mit der Hand verarbeitet. Folgendes Verfahren
hat sich bewährt: Man zieht mit einer kleinen dreizinkigen Gartengabel eine
geeignete Portion aus dem bereitstehenden Vorrat, nimmt sie mit beiden Händen
auf und verdichtet sie etwas, indem man sie mit Schwung auf den Vorrat zurückwirft.
Abb. 143 Flechtwerk
Neu­­­ausfachung Elnhausen
(Ausführung Lehmbau
Breidenbach)
Feuchter Einbau
99
2—5
a)
a) Enges Flechtwerk
b) Weites Flechtwerk
Abb. 144
c) Schräge Auflagen
5—10
10—15
~45°
d) Wickel auf Geflecht
Flechtwerk
Den vorgeformten flachen Fladen legt man dann auf die waagrechten Ruten in
Reihen dicht aneinander. Nach Geschmack und Erfordernis wendet man eine der
folgenden Wickeltechniken an.
a) Für dicke Wände bis 25 cm legt man etwa 5 cm dicke Leichtlehmstücke schräg
in etwa 45° neben- und aufeinander und schlägt die oberen Enden um die Ruten.
100
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 145
Bewurf auf engem
Geflecht
Abb. 146
Wickeln auf Flechtwerk
aus Latten
Abb. 147 Langfaseriger Strohlehm aus Ballenstroh, Aufnehmen
mit dem Haken
Abb. 148 Flechtwerk historischer Auftrag mit Haken und Brett
[Grebe 1943].
421-06
Abb. 149
Werkzeug für freien Auftrag: Haken und Handbrett
20—24
cm
14 c
12—
m
a) Handbrett
nach [Reuter 1919]
12 cm
20
cm
c) Gartenhacke
b) Holzbrett
Feuchter Einbau
101
Auf die Rückseite wird dünn eine putzähnliche Faserlehm-Mischung aufgetragen, evtl.
erst nach der Austrocknung der dicken Schicht. Eine ebene Oberfläche erzielt man
unmittelbar anschließend mit dem traditionellen »Lehmschlag«. Mit einem kleinen
Handbrett schlägt man den noch weichen Lehm ab, egalisiert dabei Höhen und
Tiefen, bis die Fläche vollkommen eben und verputzbar ist und sich nicht von einer
geschalten Wand unterscheidet.
b) Für dünnere Wände legt man geeignete Portionen sattelartig nebeneinander
auf und umschlingt die Ruten. Die unteren Enden drückt man auf die vorige Schicht
beidseitig auf oder man zieht sie S-förmig nach innen oder außen und drückt sie fest.
Mit einem dünnen Auftrag von beiden Seiten gleicht man ab und erzielt vollkommen ebene Oberflächen durch Schlagen und Verstreichen der Fläche.
422
Stakung
Als Stakung bezeichnet man Lattungen, die zaunartig waagrecht oder senkrecht
­zwischen Balken in Nuten einge«steckt« sind. Lehmstakungen werden wie
be­schrieben in der Wand mit Lehm belegt oder umwickelt. Wie bei Deckenstakungen (s. u.) empfiehlt sich bei Wänden, alle Holzarbeiten wie das Ablängen und
Einpassen der Staken vor Beginn der Lehmarbeiten beendet zu haben. Die Staken
dürfen etwas länger sein als der Balkenzwischenraum, um sie – leicht schräg – fest
einklemmen zu können. Früher spaltete man Knüppel aus Eichenholz, heute kann
man fertig gesägte Staken beziehen. Ihr Querschnitt soll bei größerem Balkenabstand kräftiger sein – z. B. ab 60 cm ca. > 40 × 60 mm, darunter reichen auch
normale Lattenquerschnitte von ca. 25 × 50 mm aus. Bei engstehenden Pfosten, wie
in der Normandie, sind auch dünnere Latten, Zweige, Ruten oder dünn gespaltenes
Holz verwendbar.
Die Enden werden je nach Form der Balkennuten bearbeitet. Für Dreikantnuten
werden sie mit dem scharfen Beil angespitzt. Wenn die Lattenstärke der Breite
gefräster Rechtecknuten entspricht, kann die besondere Bearbeitung der Enden
entfallen. Für Holzschutz und bessere Verbindung können die Staken vor Einbau in
Lehmschlämme getaucht werden.
Abb. 150 Staken mit Strohlehm­
zungen (s. Abb. 151 b) historische
Ausführung [Reuter 1922]
102
Bauen mit Leichtlehm
422-01
a) Stakung
c) Wickelstaken
Abb. 151
423
b) Staken mit Strohlehmzungen
a)
b)
c)
Stakung
Wickelstaken
Für Wände mit Wickelstaken nimmt man die bereits in der Wand angepasste Aus­
stakung feldweise wieder heraus, umwickelt sie mit Leichtlehm und baut sie, nachdem sie eine Zeit geruht haben, noch weich von unten beginnend in der Reihenfolge
der vorbereiteten Stakung wieder ein. Herstellung der Wickel s. Kap. 432.
Feuchter Einbau
103
4
424-01
6
a) enge
Lattung
b) Lattung
Nut
angenagelte
Leiste
10—30
Hilfsstütze
c) weite Lattung
e) einfache
Lattung
d) Zickzack-Lattung
Abb. 152
424
f) doppelte Lattung
s = 40cm
U = 0,22 W/m²K
Q
Qs==290
290kJ/m²K
kJ/m²K
Lattung
Lattung
Auch der Auftrag auf Verlattungen ist historisch weit verbreitet, z. B. in der Normandie. Gegenüber Flechtwerk ist das Prinzip noch einfacher: Es werden gesägte Latten
(oder Rundholz/Ruten) durchgehend waagrecht auf den Stützen befestigt und mit
Stroh- oder Leichtlehm belegt. Je nach Nutzung der Räume ist die Lattung ein- oder
104
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 153
Lattung
Sattelförmiger Auftrag auf durchgehender
Abb. 154 Vorbereitete Stakung in engem Fachwerk
(Normandie)
Abb. 155 Lattung innen durch­
gehend (Normandie)
Abb. 156 Lattung außen durch­
gehend (s. Projekt 27)
Feuchter Einbau
105
Abb. 157 Wickel auf außen d
­ urchgehender Lattung,
Auftrag von innen gegen mit Abstands­klötzen angeschraubte Schaltafeln
(Projekt 27)
Abb. 158
Auftrag von innen gegen äußere Arbeits-
schalung
Abb. 159
Gewickelte Leichtlehmwand auf Lattung
beidseitig, etwa in handbreitem Abstand angebracht. Als Faustregel entspricht der
vertikale Lattenabstand in etwa der Wanddicke. Auf die Latten wird der Strohlehm
wie beschrieben sattelartig aufgelegt. Der Lufthohlraum zwischen beidseitigen
­Aufträgen verbessert die Wärmedämmung. Für höhere Ansprüche kann der Hohlraum auch mit (kapillar leitfähigem) Dämmstoff verfüllt oder ausgeblasen und dafür
nach Erfordernis dimensioniert werden.
425
Wandauftrag auf Spalierlattung
Ein Spalier aus dünnen Latten (ca. 12 × 24 mm) wird mit ca. 8 cm Abstand auf der
Holzkonstruktion befestigt (12 Latten/m2). Der plastisch verarbeitbare, schwere
Strohleichtlehm (ca. 1000 kg/m3) wird sattelartig in Reihen aufgelegt und S-förmig
um die Latten gewickelt. Die Auftragsstärke kann für sehr dünne Trennwände auf
35 mm reduziert werden. Die Arbeitsseite wird geglättet, wobei man über senk106
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 160
4 cm
Wandauftrag auf Spalierlattung, Wanddicke Abb. 161
geglättet
Freier Leichtlehmauftrag mit dem Brett
recht provisorisch angeheftete 12 mm starke Putzlatten abzieht, um eine ebene
fluchtrechte Fläche zu erhalten (Abb. 160). Wenn auch die Rückseite eben sein soll,
kann sie abschnittsweise eine Arbeitsschalung erhalten, die mit Abstandsklötzchen
befestigt wird. Die Oberfläche wird mit Lehmmörtel geglättet oder sie erhält einen
dünnen Kalkputz. In diesem Fall wird sie, noch frisch, mit dem Besen aufgeraut oder
nach Trocknung mit dem Nagelbrett aufgekratzt.
430
Decken
Die Felder von Balkendecken werden mit Leichtlehm wärme-, schall- und feuerschützend geschlossen. Von unten sichtbare Lehmfüllungen sind gleichzeitig gute
Putzträger oder werden schon bei der Herstellung geglättet und später nur noch
gestrichen. Die Untersicht kann auch eine den Lehm tragende gehobelte Schalung
sein oder eine verlorene Schalung wird verputzt.
In Deckenkonstruktionen mit Stakung oder Lattung wird Strohleichtlehm oder
Strohlehm plastisch verarbeitet. Nur auf verlorenen Schalungen können Leichtlehm­
schüttungen mit anderen, körnigen Zuschlägen oder schwere Lehmfüllungen
eingebaut werden.
Decken sollten zur guten Schalldämmung und Wärmespeicherung immer möglichst schwer ausgebildet werden. Mit zähklebrigem, schwerem Leichtlehm lässt sich
in den Decken gut arbeiten. Soll die Decke ausschließlich wärmedämmend sein, z. B.
zum nicht ausgebauten Dachraum, reicht die Dämmung von 10 bis 15 cm Leichtlehm
nicht aus. Man kann dann eine oberseitige Dämmschüttung zusammen mit dem
Fußbodenaufbau vorsehen (s. Abb. 311).
Feuchter Einbau
107
431-01
a) Brettschalung
Abb. 162
108
b) durchgehendes Spalier
c) Brett-Einschub auf Traglatten
d) Lattung auf Traglatten
e) Einschub in Nuten
f) Lattung in Nuten
g) Lattung aufgelegt
h) Stakung in Dreikantnuten
Befestigung des Tragbodens an den Balken
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 163
431
Vorbereitete Stakung
Abb. 164
Holzkonstruktion einschließlich Deckeneinschub vorbereitet
Vorbereitung der Holzkonstruktion
Die Tragbalken werden nach Statik und Feuerschutz bemessen. Für manche
Deckenarten genügt sägegestreiftes oder baumkantiges Holz. Die Leichtlehmfüllung
wird durch einen Bretterboden oder durch Staken gehalten, die entweder auf den
Balken oder zwischen ihnen liegen. Zur Befestigung werden seitlich an den Balken
Traglatten aufgenagelt oder Nuten eingefräst. Besser sitzen die Staken, wenn sie
in einen dreieckigen Falz geschoben werden. An den Enden sind sie mit dem Beil
zugespitzt. Sie dürfen eine Spur zu lang sein, damit sie sich leicht schräg festklemmen – allerdings nicht zu lang, da sie dann die Balken auseinander treiben. Staken
und Bretter gleicher Dicke kann man auch in eine gefräste Vierkantnut einschieben
(Abb. 162 e + f). Gefaste oder profilierte, von unten sichtbare Bretter sollten einen
Rieselschutz erhalten.
Die Balken werden auf dem Richtplatz vorbereitet. Das Anpassen und Einlegen
der Staken bzw. das Verschalen geschieht sinnvoll gleich nach dem Aufrichten der
Zimmermannskonstruktion vor Beginn der Lehmarbeiten. Damit erübrigt sich eine
provisorische Absicherung der Decken (Abb. 163 und 164). Zur besseren Verbindung
mit dem Leichtlehm werden die Staken entweder vor dem Einlegen in Lehmschlämme getaucht oder nach dem Einlegen gestrichen oder gespritzt. Gleichzeitig
wird damit das Holz konserviert.
Die im Folgenden dargestellten Deckenarten sind nach der Arbeitstechnik gegliedert in:
−− Wickeldecke
−− Stampfdecke auf Gleitschalung
−− Füllung auf verlorener Schalung
−− Füllung auf Tragrost
Die Fußbodenaufbauten bleiben hier zunächst unberücksichtigt (s. Kap. 660).
Feuchter Einbau
109
Ganze Wickeldecke
8
cm
8
cm
432-01
Abb. 165
Halbe Wickeldecke
Wickeldecken
432-02
Abb. 166
Herstellung und Einbau der Lehmwickel
Deckenfeld
ausgestakt
Einschieben
Abgleich mit Strohoder Häcksellehm
Wickel aus
Langstroh
Wickel
Wickel aus
mit
Ballenstroh
Leichtlehm aus
Ballenstroh
Wickeltisch
110
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 167 Kalkverputzte Lehm­
decke »Kölner Decke« (Lehmbau
Breidenbach)
432
Wickeldecken
Staken aus Rundholz (3 bis 5 cm Durchmesser), gespaltenem Hartholz oder kräftigen
Latten (s. Kap. 422) werden mit Strohlehm umwickelt und zwischen die Deckenbalken geschoben. Diese traditionelle Ausführung kann man wegen des hohen
Strohanteils der Wickelstaken zur Leichtlehmtechnik zählen: Raumgewicht und
Wärmeleitzahl entsprechen den Werten für schweren Leichtlehm (DIN 4108 1969).
In der Literatur werden zwar die Vorzüge dieser schönen Tradition gerühmt, aber
Details zu ihrer Herstellung meist als bekannt vorausgesetzt oder mit dem Hinweis
auf einfacher auszuführende Einschubdecken übergangen.
Die ganze Wickeldecke füllt die gesamte Balkenhöhe aus und ist daher besonders
schwer: Schall-, Wärme-, Feuerschutz und Putzträger in einem. Die Wickel werden
etwa bündig mit der Unterkante Balken angeordnet, so dass der Raum bis zur
Oberkante Balken mit Leicht-, Strohlehm, erdfeuchtem Lehm oder – nach Austrocknung – auch mit geglühtem Sand aufgefüllt werden kann. Die Balken können sichtbar
bleiben, werden aber in der Regel mit Putzträgern versehen und mit den Deckenfeldern verputzt (Feuerschutz, glatte Untersicht).
Die halbe Wickeldecke füllt nur einen Teil der Balkenhöhe aus und ist daher
leichter. Die Wickel liegen bündig mit der Oberkante Balken, die dreiseitig sichtbar
bleiben. Die Deckenfelder können gleichzeitig mit dem Einschieben der Wickel
glattgestrichen werden.
Herstellung der Wickel aus Langstroh
Man nimmt so viel Langstroh, wie man mit einer Hand fassen kann, und taucht es
in patschweiche Lehmschlämme, streicht das Bündel von der Mitte aus voll und zieht
es mit drehender Bewegung aus dem Bottich. Dieses Strohlehmseil legt man nun
diagonal auf einen Tisch und bestreicht es mit einer 2 cm dicken Lehmschicht. Das
Stakholz, vorher in Lehmschlämme getaucht, wird parallel zur Tischkante aufgelegt
und an einem Ende beginnend spiralförmig zu einer 10 bis 15 cm dicken Walze
um­wickelt. Unregelmäßigkeiten kann man mit Strohlehm ausgleichen. Damit ist der
Wickel fertig zum Einbau [Miller u. a. 1947].
Feuchter Einbau
111
Abb. 168 und 169 Wickel mit Grobheu und Schlämme: Eine Portion Heu wird auf dem Tisch ausgebreitet
und mit Schlämme überstrichen. Die richtige Menge definiert ein präparierter Gießbehälter. Der so bereitete
Leichtlehm wird auf die gespaltene Stake aufgewickelt
Abb. 170
Wickel fertig zum Einbau
Abb. 171
Wickel eingebaut
Herstellung der Wickel mit Leichtlehm aus Ballenstroh
Dieses etwas einfachere Verfahren erlaubt die Verwendung des kürzeren Strohs
aus Pressballen. Der Leichtlehm wird wie üblich im Tauch- oder Spritzverfahren
möglichst schwer hergestellt und nach längerem Mauken zu einem 2 bis 4 cm dicken
Teig auf dem Tisch ausgebreitet, die Staken aufgelegt und umwickelt.
Herstellung mit Grobheu und Schlämme
In diesem sehr einfachen und sauberen Verfahren wird das aufgelockerte Heu auf
dem Tisch ausgebreitet, mit dick­flüssiger Schlämme überstrichen und der Teig um
das Stakholz gewickelt (Normandie) (s. Abb. 168 und 169).
Einbau der Wickelstaken
Die Decke ist in Abständen, die der Wickeldicke entsprechen, also 10 bis 15 cm,
vorher ausgestakt (Abb. 163 und 171). Man arbeitet von unten auf einem Fußgerüst
stehend, die Decke in Kopfhöhe. Zu Beginn schiebt man am Ende eines Decken­
feldes die Staken zusammen, so dass ein ca. 1 m tiefer Arbeitsraum entsteht. Damit
112
Bauen mit Leichtlehm
die eingepaßten Staken nicht verwechselt werden, werden sie einzeln abgenommen,
gewickelt und wieder an ihren Platz geschoben. Während man einen Wickel einbaut,
wird der nächste vorbereitet. Die Wickel werden satt aufeinander gedrückt. Unebenheiten streicht man von unten mit Strohlehm oder Häcksellehm aus und zieht die
Oberfläche mit einer Streichlehre glatt ab. Wird die Decke später verputzt, lässt man
sie zur besseren Putzhaftung möglichst rau. Sind fünf bis sechs Wickel eingeschoben, kann man die Oberseite gleich bis zur gewünschten Höhe mit Strohlehm
auffüllen und über die Balkenoberkanten abziehen (s. Abb. 446).
433
Stampfdecke auf Gleitschalung
Der Lehm wird – ähnlich wie beim Stampfen der Wände – auf einer beweglichen
Schalung mit den Staken von der Seite eingestampft. Die Schalung hinterlässt eine
glatte und verputzbare Untersicht. Je nachdem, ob das Schalbrett unter oder zwischen den Balken geführt ist, wird das Deckenfeld ganz oder nur zum Teil ausgefüllt,
die Balken verputzt oder sichtbar gelassen. Wenn die Staken auf Traglatten oder auf
den Balken aufliegen, können Hölzer beliebiger Form verwendet werden – Rundhölzer, Latten, Säumlinge, aufgespaltene Bretter. Auf 1 m rechnet man etwa acht Staken.
Ihr Abstand zur Schalung soll nicht größer als 5 cm sein, damit unter den Staken
nicht zu viel Gewicht hängt.
Die Schalung ist von oben glatt – gehobelt oder aus Schalungssperrholz. Wird
sie zwischen den Balken geführt, ist sie etwas schmaler als der Balkenabstand,
damit sie sich nicht festklemmt. Bei ungleichen Balkenabständen wird die Tafel mit
Füllstücken angepasst. Soll die Deckenfüllung balkenbündig werden, sprießt man
eine breitere Schaltafel von unten gegen die Balken. Sie wird am besten am Sprieß
befestigt (Abb. 173).
Zwischen den Balken kann die Schalung auch auf provisorischen Traglatten
aufliegen. Zum Lösen und Weiterschieben liegt sie links und rechts auf langen Keilen
(Abb. 174).
Zum Stampfen kniet man auf einem Schalbrett, das über die Balken gelegt ist und
die frischen Balkenfelder abdeckt. Der möglichst zähklebrige Leichtlehm – am besten aus 15 bis 20 cm langem, weichem Stroh – wird auf die gut angenässte Schalung
geworfen und mit der eingelegten Stake zwischen Schalung und oberes Arbeitsbrett
gestopft, besonders sorgfältig unterhalb der Staken (Abb. 173). Eine gute Aufhängung
des Strohs wird erreicht, wenn man die Staken mit vorher flachgeschlagenem Leichtlehm umschlingt. Nach fünf bis sechs Füllungen wird die Schalung entspannt und
an einem Griff mit einem Ruck weitergezogen. Die frische Decke darf nicht betreten
werden, trocknet aber schnell nach oben und unten aus. In trockenem Zustand sind
die Felder normal belastbar.
Wenn genug Schalmaterial zur Verfügung steht, sollte man die ganze Decke mit
Schaltafeln und Sprießen flächig – wie eine Betondecke – einschalen. Die Stampf­
arbeit ist zügiger, das etwas umständliche Umsetzen der Schalung von unten entfällt.
Man lässt die Decke erst antrocknen, bevor sie ausgeschalt wird (Abb. 176).
Feuchter Einbau
113
433-01
Ganze Stampfdecke
Halbe Stampfdecke
Abb. 172
Stampfdecke auf Gleitschalung
433-02
Abb. 173
Stampfdecke, Einbau auf Schalbrett, von unten gegen die Decke gepresst
Sprieß
Variante:
Umschlingen der Staken
mit Leichtlehm
114
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 174 Stampfdecke, Einbau auf einem Schalbrett, Abb. 175
das auf provisorisch an den Balken befestigten Traglatten weitergeschoben wird.
Stampfdecke, Untersicht (Projekt 1)
433-05
Abb. 176
Stampfdecke, Einbau auf flächiger Schalung
Feuchter Einbau
115
434-01
a) Schalung auf den Balken
Spundbohlen
Bohlen mit Deckleisten
b) Schalung zwischen den Balken
Spundbretter
Stülpschalung
c) Fehlboden und untere Verkleidung
Schwarten
ungesäumte Bretter
Abb. 177
434
Füllung auf verlorener Schalung
Füllung auf verlorener Schalung
Eine beliebige Schalung wird auf die Balken genagelt, zwischen sie gelegt oder
eingeschoben (Einschubdecke). Der Leichtlehm wird eingefüllt und verdichtet. Diese
Decke ist sehr einfach herzustellen, verbraucht aber mehr Holz. Zum Füllen können
hier alle Leichtlehme, auch Holz- oder mineralischer Leichtlehm eingesetzt werden.
Wenn es auf besonders gute Schalldämmung oder Wärmespeicherung ankommt,
kann man die Decke natürlich auch mit Stroh- oder Faserlehm, erdfeuchtem oder
trockenem Lehm oder mit trockenen Lehmsteinen auffüllen bzw. belegen. Bei trockenen Auffüllungen sollte gegen Durchrieseln eine diffusionsoffene Baupappe eingelegt
werden oder – auch für feuchte Auffüllungen geeignet – ein 2 cm dünner Stroh- oder
Faserlehmverstrich, dessen Trocknung man abwartet.
Eine Holzschalung kann von unten sichtbar bleiben oder wird als Fehlboden von
einer unteren, eventuell feuerhemmend ausgebildeten Verkleidung verdeckt. Als
Fehlboden sind dann auch Schwarten oder ungesäumte Bretter geeignet. Eine sichtbare Schalung aus Bohlen ist bei entsprechender Bemessung und Fugenausbildung
ebenfalls feuerhemmend (s. Kap. 833).
Außer Holz kommen auch andere Trägermaterialien in Frage, z. B. 5 cm dicke
Schilfrohr- oder Holzwolleleichtbauplatten, die gleichzeitig Putzträger sind.
116
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 178 Leichtlehmfüllung auf verlorener Schalung.
Untersicht und Aufsicht der gleichen Deckenkonstruktion (Projekt 2)
435
Füllungen auf Tragrost
Spalierdecke
Der von oben aufgefüllte zähklebrige Leicht- oder Strohlehm wird durch die 3 bis
5 cm breiten Zwischenräume eines Tragrostes gedrückt, bis etwa 5 bis 10 cm lange
Zungen herunterhängen, die mit einem schmalen Reibebrett von unten wieder an
die Decke gedrückt und mit Spreu- oder Häcksellehm glatt verrieben werden. Für
den Leichtlehm eignet sich feinfaseriges und weiches Stroh, z. B. Haferstroh oder
Grobheu.
Wird das Spalier durchgehend über die Balken genagelt, kann man, um teure
Latten zu sparen, ganze oder halbe Rundholzstangen (3 bis 6 cm dick), Stamm- und
Zopfende abwechselnd, oder stärkere Säumlinge verlegen (Leichtlehmstreckdecke,
Lehmstangendecke).
Latten zwischen den Balken müssen stramm in Nuten stecken, damit sie beim
Durchdrücken nicht ausweichen.
Spalierputzdecke
Bei der Spalierputzdecke werden dünne Spalierlatten von 2 bis 2,5 cm Dicke in
Abständen von etwa 2 cm unter die Decke genagelt ([Fauth 1946, 1948] S. 71). Der
Leichtlehm kann in einer dünneren Schicht durchgedrückt werden, um eine glatte
Deckenuntersicht zu erzeugen und mehr Deckenhohlraum z. B. für eine Dämmstoffschüttung zu schaffen. Bei geringen Balkenabständen kann man die Lattung auch auf
der Deckenoberseite befestigen.
Feuchter Einbau
117
435-01
„Lehmstangendecke“
„Lehmstreckdecke“
Stangen auf den Balken
genagelt
Staken zwischen den Balken
geklemmt
5−10 cm
3−5 cm
Herstellung
3−6 cm
Spalierputzdecke
Raum für
Deckenschüttung
2 cm
Latten unter die
Balken geschraubt
2 cm
Abb. 179
Füllungen auf Tragrost
Abb. 180
Spalierdecke, Untersicht mit Kammstrich
118
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 181
Unterdecke auf Spalierlattung
Verputzte Stakendecke
Der Tragrost oder die Stakung wird von unten mit Schilfrohr betackert und bildet
eine verlorene Schalung für beliebige Leichtlehmfüllungen. Nach Trocknung wird das
Rohrgewebe von unten verputzt.
436 Unterdecke auf Spalierlattung
Wie bei Wänden beschrieben (s. Kap. 425) wird plastisch verarbeitbarer Strohleichtlehm S-förmig um an die Deckenbalken geschraubte Spalierlatten gewickelt und von
unten geglättet (Abb. 181).
440
Dachdämmung
Die Ausfachung der Dachschrägen mit Leichtlehm ist, verglichen mit den üblichen
Dämmstoffen, durch das höhere Flächengewicht auch schalldämmend und bietet
mit hoher Wärmespeicherung einen sehr guten sommerlichen Wärmeschutz. Die
fugenlos eingebaute Schicht ist außerdem Putzträger.
Die Wärmedämmung ist gut, allerdings sind nach heutigen Wärmeschutzvor­
schriften die erforderlichen U-Werte für dauernd beheizte Räume nicht ohne
zusätzliche Dämmschichten zu erreichen. Die Leichtlehmschicht kann man 5 bis
20 cm dick wählen und, je nach Verfahren, hier auch mit sehr leichten Mischungen
(300–400 kg/m3) ausführen, die zur Erhöhung der Porigkeit nur locker eingedrückt
werden. Die Lehmbindung verhindert ein Absacken des wärmedämmenden Leicht­
zuschlags.
Die Oberflächen sollten außen durch Lehmverstrich, innen durch Putz abgedichtet
werden, damit der volle Querschnitt wärmedämmt und das Dach winddicht ist. Das
höhere Gewicht ist bei der Bemessung der Sparren zu berücksichtigen.
Die Dachdeckung ist beliebig, wenn sie unterlüftet ist. Eine zweite Entwässerungsebene gegen Leckwasser und Flugschnee ist auch hier ratsam.
Ähnlich wie bei den Decken beschrieben wird der Leichtlehm in die Dachschrägen
eingebaut:
−− mit Leichtlehmwickeln
−− auf Gleitschalung
−− auf verlorener Schalung
−− auf Spalier
Ist das Dach bereits gedeckt, arbeitet man vom Dachraum aus – mit dem Vorteil der
Witterungsunabhängigkeit. Vor allem bei flacheren Dachneigungen ist es bequemer,
den Lehm von oben mit Kran oder Schrägaufzug aufzubringen und danach das Dach
zu decken. Gegen Regen wird es bis zum Decken mit Planen geschützt. Leichtlehm
trocknet im Dach schnell aus. Beidseitig verlorene Schalungen sind jedoch zu
vermeiden.
Feuchter Einbau
119
Zusätzliche Dämmschichten können in Plattenform als verlorene Schalung dienen
oder nach Trocknung z. B. als Zellulosedämmung eingeblasen werden. Platten sollten
diffusionsoffen und kapillar leitfähig sein. Geeignet sind z. B. Schilfrohr- oder Holzwolle­
leichtbauplatten. Zu U-Werten von Dachdämmungen mit Leichtlehm s. Abb. 311.
441
Leichtlehmwickel
Mit Leichtlehmwickeln arbeitet man auch über Kopf bequem, da das Material in
handlicher Form eingebracht wird. Eine Schalung erübrigt sich. Die Unterlüftung der
Dachhaut (3 bis 5 cm) ergibt sich durch entsprechende Dimensionierung der Wickel.
Da die Wickel mit relativ schwerem Leichtlehm hergestellt werden (800 bis
1200 kg/m3), kann man zur Erhöhung der Wärmedämmung auch dünnere Wickel
von 10 cm Durchmesser bündig mit Sparrenunterkante einschieben und den
verbleibenden Hohlraum wie bei der ganzen Wickeldecke im Arbeitsfortschritt mit
leichter Mischung (300 bis 400 kg/m3) locker auffüllen oder nach Trocknung z. B.
mit Zellulosedämmstoff ausblasen. Die Löcher zum Einblasen werden mit Strohlehm
geschlossen.
442
Stampfen auf Gleitschalung
Wie bei der entsprechenden Deckenkonstruktion wird der Leichtlehm mit den Staken
auf eine bewegliche Schalung gestopft, die eine glatte verputzbare Oberfläche
hinterlässt. Die Schalbretter werden angeschraubt oder abgesprießt. Einfacher ist
es, sie wie beim wandhohen Joch (s. Abb. 121 C) mit Kanthölzern gegen die Sparren
zu klemmen. Ist das Dach bereits gedeckt, kann die erforderliche Luftschicht zur
Dachhaut mit einer Dämmplatte als verlorene Schalung gebildet werden.
443
Füllung auf verlorener Schalung
Der Lehm wird auf die im Dach verbleibende Schalung aus Holz oder verputzbaren
Schilfrohrplatten gebracht und verdichtet. Bei steileren Dachneigungen kann man sie
von unten gegen die Sparren schrauben. Tragfähiger und bei flacheren Dächern notwendig ist ein Einschub oder eine Befestigung oben auf den Sparren. Arbeitet man
vom Dachraum aus, wird die Schalung abschnittsweise befestigt oder eingeschoben.
Aufgeschraubte Schalungen füllt man besser von oben – in einem Arbeitsgang.
444
Füllung auf Spalier
Der Lehm wird durch die 3 bis 5 cm breiten Zwischenräume eines tragenden Spaliers
aus Latten, Rund- oder Halbholz (Durchmesser 3 bis 5 cm) gedrückt und von unten
120
Bauen mit Leichtlehm
441-01
Leichtlehmfüllung
DämmstoffFüllung
a)
Abb. 182
b)
c)
Leichtlehmwickel (Dachdämmung)
443-01
Abb. 183
Füllung auf verlorener Schalung (Dachdämmung)
1
3
2
1
2
a) Füllung von innen
b) Füllung von oben
Feuchter Einbau
121
444-01
1
2
a) Füllung von unten gegen Dämmplatte
Abb. 184
2
3
1
b) Füllung von oben auf durchgehendes
Spalier, Einblasdämmung
Füllung auf Spalier (Dachdämmung)
geglättet. Das Spalier wird wie die verlorene Schalung vor den Lehmarbeiten flächig
angenagelt/geschraubt oder mit dem Arbeitsfortschritt abschnittsweise eingeschoben, je nachdem, ob von unten oder von oben gearbeitet wird.
Ähnlich wie bei der entsprechenden Deckenkonstruktion (s. Kap. 435) kann ein
engeres Spalier, gebildet aus dünneren Spalierlatten, von oben oder von unten
mit schwerem Leichtlehm oder Strohlehm ausgedrückt und verstrichen werden.
Die dünne Schicht (ca. 5 cm) lässt genügend Raum für die Wärmedämmung, die
zwischen einer äußeren Dämmplatte (z. B. bituminierte Weichfaserplatte) auch als
Einblasdämmung ausgeführt sein kann.
445
Dachbekleidung auf Spalierlattung
Wie bei Wänden beschrieben (425 Auftrag auf Spalierlattung) wird plastisch verarbeitbarer Strohleichtlehm S-förmig um unter den Sparren befestigte Spalierlatten
gewickelt und von unten geglättet. Belüftungsschlitze sorgen für eine schnellere
Austrockung des Hohlraums, der anschließend mit Zellulosedämmstoff ausgeblasen
wird, nachdem die Schlitze geschlossen wurden (Abb. 187). Alternativ wird ähnlich
der Innendämmung (s. Kap. 454) zuvor der Sparrenraum mit Naturfaser-Dämmstoff
gedämmt und der Leichtlehm ca. 25 bis 30 mm dick in die Lattung eingedrückt und
geglättet.
122
Bauen mit Leichtlehm
Dach-, Decken- und Wandbekleidung mit Strohleichtlehm auf Spalierlattung
Abb. 186 Leichtlehm auf Spalierlattung
(Dachdämmung)
3
1
cm
2
25
4 cm
Abb. 185
1 Spalierlattung 24 × 12 mm
2 Strohleichtlehm im freien Auftrag
3 Einblasdämmung
Abb. 187 Innenschale 4 cm für ­Einblasdämmung,
­ palierlattung
sattelartiger Auftrag auf S
Feuchter Einbau
123
450
Leichtlehm bei der Altbauerneuerung
Vor allem bei der Sanierung und dem Umbau von Lehmfachwerkhäusern ist Leichtlehm – neben Stroh- und Faserlehm – das geeignete Material. Alte Ausfachungen
sollten erhalten und bestandsähnlich repariert werden. Ist dies nicht möglich, können
Wände, Decken und Dachschrägen wie bereits beschrieben erneuert werden.
451
Strohlehmausfachung
Eine Strohlehmausfachung hat gegenüber Mauerwerk den Vorteil einer ­festeren
Verbindung mit dem Fachwerk und eine größere Elastizität. Steine müssen
zugehauen werden, Lehm passt sich an. Fachwerkholz im fugenlosen Kontakt
mit der Aus­fachung und im Lehm eingebettetes Holz und Stroh erweisen sich als
sehr dauerhaft (s. Kap. 614). Fachgerecht ausgeführte Gefache sitzen dicht am
Holz. In die winzige Fuge ggf. eindringende Feuchtigkeit wird durch den Lehm sehr
schnell und ­zuverlässig wieder abgeführt, aufgrund seiner sehr guten kapillaren
Leitfähigkeit. Dagegen entsteht bei Mauerwerk aus künstlichen Steinen – vor allem
bei ­Verwendung von hartem Mörtel – leicht ein Spalt, in dem das Wasser länger
gefangen bleibt und nach unten in Zapflöcher laufen kann. Ein (nie dauerhaftes)
Ausspritzen der Fugen verstärkt den Staudammeffekt einer stellenweise noch funk­ bdichtung. Gerade an alten, vernachlässigten Lehmfachwerkbauten
tionierenden A
kann das Holz in völlig unversehrtem Zustand erhalten sein, während es nach einer
»fachgerechten« Sanierung schon innerhalb weniger Jahre vermodert. Die Überlegenheit der Lehmausfachung liegt in ihrer substanzerhaltenden, trockenhaltenden
Wirkung.
Intakte Strohlehmgefache können und sollten immer erhalten werden, nebenbei
werden damit auch Kosten für Abriss, Abtransport, Deponie und Wiederausfachung
gespart. Fehlstellen können mit Faser- oder Strohlehm einfach repariert werden.
Gelockerte Oberflächen werden von losem Material befreit, gereinigt und nach
gutem Annässen ergänzt, etwaige Randspalten mit Faserlehm verfüllt. Man kann
auch versuchen, mürbes Material zu verfestigen, indem man es mit Wasserinjektionen aufweicht, um es dann an der Wand durch Löchern mit geeignetem spitzen
Werkzeug neu durchzuarbeiten. Reparaturlehm sollte ähnlich zusammengesetzt sein
wie der Untergrund.
Sollen Außenflächen wieder einen dünnen einlagigen Kalkputz erhalten, wird nach
Ausbessern der Fehlstellen in die gesamte gut angenässte Fläche gut faserhaltiger
Lehm mit einem Brett eingearbeitet. Die möglichst eben abgestrichene Fläche
wird noch nass mit geeignetem Werkzeug aufgeraut, z. B. nach alter Art mit einem
Holzkamm (Abb. 193). Dabei kommt es nicht auf dekorative, aber für die Putzhaftung
unwirksame Reliefbildung an, sondern nur darauf, die Fasern des Untergrundes
124
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 188 Sanierung und Umbau des Gotischen Hauses Römer 2–6 in Limburg Lahn von 1289. Außen- und
Innenwände Strohlehm auf Flechtwerk, Decken Strohlehmfüllungen, Innenschale Strohleichtlehm, Kalkputze
(Arch. Götting-Kramm-Neuhäuser, Ausführung Lehmbau Breidenbach 1990)
Feuchter Einbau
125
Abb. 189
Neuausfachung mit S
­ trohlehm auf Flechtwerk
Intakte Gefachteile werden erhalten und ergänzt, zum Beispiel in Hessen (s. Projekt 12) und
der Normandie
Abb. 192 Auftrag der letzten Faserlehmschicht mit der Japankelle
Abb. 193 Kammstrich
Abb. 190 und 191
126
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 194
Kalkfeinputz balken­bündig (s. Projekt 11)
freizulegen und herauszureißen, damit sie sich mit der Kalkmörtelschicht verzahnen.
In der Normandie ist das kreuzweise Abkratzen mit einer Stallgabel verbreitet
(s. Kap. 642).
Gelockerte Wandstakung kann, ohne Ausbau des Gefaches, an den oberen Enden
z. B. mit Schrauben oder Eichenägeln gesichert werden, die in schräge Bohrungen
genagelt werden. Deckenstakungen können u. U. durch zusätzliche Traglatten
gesichert und erhalten werden.
Nicht mehr brauchbare Gefache können an anderer Stelle recycelt werden, z.B für
schwere Deckenfüllungen. Darauf zu achten ist, dass der Lehm nicht salzbelastet
ist, z. B. von Stallwänden stammt, Rußschichten sind zu entfernen. Das ausgebaute
Material wird dazu von Putzschichten und Holzteilen befreit, in Wasser eingesumpft
oder öfters begossen, bis es vollgesogen und leicht wieder aufzubereiten ist, evtl.
mit etwas frischem Stroh. Die Stakung ist meist noch gut erhalten und ebenfalls
weiterzuverwenden.
Für Neuausfachungen mit Strohlehm kann man sich an der vorgefundenen
Methode orientieren. Angesichts erheblicher Qualiätsunterschiede und Varianten,
oft im gleichen Gebäude, dürfte es aber auch erlaubt sein, eine andere Auftrags­
methode u. U. besserer Qualität als die vorgefundene zu realisieren.
Strohlehmbewurf genügt auch als halber Auftrag nur von außen, um eine innere
Dämmung möglichst dick ausführen zu können (s. Abb. 200 und 201 c). Zu Strohlehmzusammensetzung und Ausführung s. Kap. 420 Freier Auftrag.
Feuchter Einbau
127
452
Leichtlehmausfachung
Ist eine bessere Wärmedämmung erwünscht, kann man neue Ausfachungen mit
Leichtlehm in Kletterschalung ausführen, Außenwände, wie bereits beschrieben,
mit einer Stärke von 25 bis 30 cm. Für den feuchten Einbau werden die inneren
Gleitlehren zur Befestigung der Schalung mit entsprechendem Abstand innen am
Fachwerk befestigt (s. Abb. 116 B, 201). Alle Holzteile werden vorher gesäubert und
mit Lehmschlämme gestrichen, um eine gute Verbindung mit dem Leichtlehm herzustellen. Die Gefachaußenfläche kann man um Putzdicke durch Schalungseinlagen
zurücksetzen (s. Kap. 621).
Da das Einstampfen durch waagrechte Riegel erschwert ist, werden die Gefache
meist mit Leichtlehmsteinen ausgemauert (s. Kap. 542) oder mit Strohlehm auf
Flechtwerk ausgefacht (s. o.) – als äußere Schale für eine innere Wärmedämmung.
453
Dämmende Innenschale von Außenwänden
Wenn die alte Ausfachung noch gut erhalten ist, aber in ihrer Wärmedämmung
verbessert werden soll – z. B. bei halbsteinstarker Mauerwerksausfachung oder
Strohlehm –, kommt eine wärmedämmende Innenschale aus Leichtlehm in Frage.
Dasselbe gilt für beliebiges Mauerwerk mit unzureichendem Wärmeschutz.
Abb. 195
Neuausfachung mit
Leichtlehm
Abb. 196 Gleitlehren geben die
neue Wanddicke vor
Abb. 197
128
Bauen mit Leichtlehm
Schalung
Ausführung
Die Außenwand-Innenflächen werden von Anstrichen, Tapeten und losen
­Putzschichten befreit, abgebürstet und mit Lehmschlämme gestrichen. Intakte
Putzschichten können, historisch wertvolle sollten erhalten bleiben und ebenfalls mit
Lehmschlämme oder Lehmputz reversibel geschützt werden. Die Dicke der Innenschale wird durch eine mit Abstand von der Wand – zugfest – befestigte ­Kantholzoder Lattenkonstruktion vorgegeben, die die Schalung führt und den Lehm an der
Wand hält. Zur besseren Verbindung stampft man ab und zu kurze Staken hinter die
senkrechten Führungsleisten mit ein. Die Schalbretter werden nach dem Prinzip der
einseitigen Kletterschalung (Abb. 134 und 201) an die Führungsleisten geschraubt
oder geklemmt (Abb. 199). Mit einer Schalung ohne Führungsleisten erreicht man
einen durchgehenden Putzuntergrund – Putzbewehrung der Führungsleisten entfällt.
Innenschalen dürfen wegen der nur einseitigen, langsameren Trocknung nicht
stärker als 15 cm sein. Dickere Schichten sollte man zur Vermeidung von Trocknungsproblemen mit trockenen Leichtlehmsteinen oder -platten ausführen (s. Kap. 543).
Bauphysikalische Aspekte
Eine Innenschale aus Leichtlehm wird die heute in Wärmeschutzvorschriften geforderten U-Werte kaum erreichen, verbessert aber die Wärmedämmung und bietet
behagliche höhere Oberflächentemperaturen, bei ausreichender Wärmespeicherung.
Unter bestimmten Bedingungen sind Altbauwände von den Vorschriften befreit
Abb. 198
Vorbereitete Innen-
schale
Abb. 199 Stampfen der Innenschale (Projekt 1)
Holzleichtlehm-Innen­
schale, außen halber Strohlehmbewurf auf Flechtwerk, innen
Schilfrohr als verlorene Schalung
(Lehmbau Breidenbach)
Abb. 200
Feuchter Einbau
129
453-01
a) Vorhandene
Strohlehmausfachung
Innenschale mit Gleitlehre
Schalung aufgeschraubt
a)
a) Vorhandene
Strohlehmausfachung
Innenschale mit Gleitlehre
Schalung aufgeschraubt
a)
Distanzrohr
Distanzrohr
b) Vorhandene Strohlehmausfachung
Innenschale ohne Gleitlehre
Schalung über Distanzrohr
geschraubt
b) Vorhandene Strohlehmausfachung
Innenschale ohne Gleitlehre
Schalung über Distanzrohr
geschraubt
30
c) N
Neuer
euer Strohlehmauftrag
Strohlehmauftrag nur
nur von
von
außen
aussen
Innen Schilfrohrgewebe
als
Schilfrohrgewebe
als
30
verlorene
verlorene Schalung
Schalung
b)
b)
Abb. 201
c) Neuer Strohlehmauftrag nur von
aussen
Innen Schilfrohrgewebe als
verlorene Schalung
Innenschale bei der Fachwerkerneuerung
Holzleichtlehm-Innenschale in Schilfrohr­gewebe
Abb. 202
Holzleichtlehm-Innenschale in Gleitschalung
Abb. 203
130
Bauen mit Leichtlehm
25 cm
2,5 cm
1
2
3
Auftrag mit der Hand, glätten mit dem Brett.
­ enkrechte Putzlatten geben die Auftragsstärke vor. Schließen
S
der Schlitze mit dem gleichen Material
Abb. 204
1 Altbauaußenwand
2 Dämmplatten
zwischen
angeschraub­
ten Kanthölzern
3 Strohleichtlehm im freien
Auftrag auf
Spalierlattung
24 × 12 mm
Innendämmung, Bekleidung mit
Strohleichtlehm im freien Auftrag
Abb. 205
(s. Kap. 734), z. B. wenn durch die Wärmeschutzmaßnahmen die Bausubstanz gefährdet würde. Dies trifft in der Regel für Fachwerkbauten zu. Die Leichtlehminnenschale
dürfte eine der wenigen problemlosen Möglichkeiten für eine Innendämmung sein,
die sich mittlerweile bei zahllosen Fachwerkerneuerungen schadensfrei bewährt hat.
Eine Durchfeuchtung durch diffusionsbedingten Tauwasserausfall im Wandinnern
ist bei dieser »Innendämmung« nicht zu befürchten. Nach DIN 4108-3 2014 ist ein
rechnerischer Nachweis nicht erforderlich, wenn die Wand aus normal kapillar
feuchteleit­fähigen Baustoffen wie künstlichen Steinen, Ziegel – oder Lehm – besteht.
Bei einer Außenschale aus kapillar wenig leitfähigen Baustoffen, z. B. Klinkern, ist
Vorsicht geboten und es empfiehlt sich eine rechnerische Überprüfung. Eine innere
Dampfsperre sollte vermieden werden, ebenso eine zwischen Lehminnen- und
Außenwand angeordnete Luftschicht, die den Feuchtetransport und damit die
ständige Trockenhaltung der Wand behindern würde (s. Kap. 825).
454
Innendämmung mit Auftrag auf Spalierlattung
Bei dieser Konstruktion werden zunächst Montagehölzer auf der Innenseite der
Außenwand befestigt, zwischen denen kapillarleitfähiger Faserdämmstoff eingebaut
wird. Auf die darauf befestigte Spalierlattung wird, wie bei Wänden und Dach
beschrieben (s. Kap. 425 und 445), plastisch verarbeitbarer Strohleichtlehm ca. 25
bis 30 mm dick aufgeworfen oder aufgetragen und mit dem Brett geglättet, wobei
mit senkrecht angehefteten provisorischen Putzlatten eine ebene fluchtrechte
Fläche erzielt wird (Abb. 204 und 205).
460
Lehmspritzverfahren
Mit Verputzmaschinen können auch feinfaserige Lehm- und Leichtlehmmischungen
aufbereitet, gefördert und auf Wandflächen im Spritzverfahren aufgetragen werden.
Feuchter Einbau
131
Anspritzen von Häcksel-Lehm460-01
auf Lattung, Picardie
(Lahure)
Abb. 206
Mischen von Strohhäcksel-Lehm im Zwangsmischer
(Ziegelei Allonne, Picardie)
Abb. 207
a) Auftrag von innen
gegen Schilfrohrplatten
b) Auftrag von innen
gegen gedämmte
Holzständerwand
a)
c) Sichtfachwerk
Auftrag von außen gegen
Innendämmplatten
Abb. 208
Außenwände im Lehmspritzverfahren
Als Träger und Untergrund eignen sich enge Lattungen oder Spaliere (Abb. 206),
geschlossene Wandflächen wie Mauerwerk (Altbau) oder Leichtbauplatten als
verlorene Schalungen. Das Material kann in einem Arbeitsgang etwa 5 cm dick
aufgetragen werden, muss dann für weitere Aufträge etwa eine Woche antrocknen.
Bei einem besonderen Lehmspritzverfahren [Kortlepel/Kraus 1994] sind mit den
Zuschlägen Sand, Sägespäne und feinem Strohhäcksel Raumgewichte von 800 bis
1800 kg/m3 erzielbar.
132
Bauen mit Leichtlehm
500 Trockener Einbau
Eine große Zahl von Herstellern bietet mittlerweile vielfältige Fertigprodukte für die
trockene Verarbeitung an: Lehm- und Leichtlehmsteine, Leichtlehm- und Trockenbauplatten, ergänzt durch Mauer- und Putzmörtelprodukte, die den Einsatz von
Lehmbaustoffen erleichtern und den Bauablauf beschleunigen.
Man kann Steine und Platten aber auch mit einfachsten Mitteln selbst herstellen.
Dies ist gegenüber feucht eingebautem Leichtlehm zwar aufwendiger bei Herstellung
und Trocknung, die Vorteile liegen aber auf der Hand:
−− geringe Baufeuchtigkeit, ganzjährige Ausführung
−− optimierte Herstellungsbedingungen
−− einfache, saubere Verarbeitung durch Maurer ohne besondere Vorkenntnisse
−− Schalung und Gleitlehren entfallen, größere Abstände der Holzkonstruktion sind
möglich
−− Qualitätskontrolle ist besser realisierbar
Steinreste können wiederaufbereitet werden zu Füllmasse, bei feinen Zuschlägen
auch zu Mörtel oder Putz. Auch wenn für die Außenwände der Leichtlehm feucht
eingebaut wird, ist es von Vorteil, den Innenausbau mit Leichtlehmsteinen und
-platten schnell und trocken auszufachen. Eine eigene Herstellung ist auch ortsunabhängig möglich und Selbsthilfe kann schon vor Baubeginn, z. B. im Vorjahr, sinnvoll
eingesetzt werden, um die Bauzeit zu verkürzen.
510
Leichtlehmsteine
Leichtlehmsteine sind für Innenwände und Deckenauflagen geeignet, für Gefachausmauerungen sowie wärmedämmende Außenwände – je nach Rohdichte mit oder ohne
zusätzliche Dämmschichten. Leichtlehmsteine sind wegen ihres geringeren Gewichts,
ihrer ausgewogenen Wärmeeigenschaften und der Oberflächenwärme schweren Steinen überlegen. Dabei sind faserarmierte Steine äußerst bruchfest, wenig empfindlich
gegen Wasser- und Frosteinwirkung und quellen kaum bei Feuchtigkeitsaufnahme.
Meist können sie in die Anwendungsklasse I nach Lehmbau Regeln eingeordnet
werden [Lehmbau Regeln 2009] (s. Abb. 321), d. h. sie sind (verputzt) für die Anwendung im bewitterten Außenbereich und besonders für Gefachausmauerungen bestens
geeignet.
Das geringe Gewicht des Leichtlehms erlaubt große Steinformate. Die Anwendung
üblicher Mauersteinmaße, aus den ganzen Teilungen des Meters entwickelt, erleichtern Vermauerung, Berechnung und Planung.
Die Mindestdruckfestigkeit von Leichtlehmsteinen beträgt im Mittel etwa
0,1 N/mm2. Die tatsächliche Belastung einer geschosshohen Wand aus Eigengewicht
ist am Wandfuß drei- bis siebenmal geringer. Die Druckfestigkeit steigt mit dem
Raumgewicht.
Trockener Einbau
133
Abb. 209
Leichtlehmblock
Leichtlehmblock
(finnischer Hersteller Timo
Lehtonen, Kumila, s. Projekt 13)
Abb. 210
511
Steinprodukte
Angeboten werden handliche Steine mit feinen, gemischten Zuschlägen im NF, 2DF,
3DF und 4DF Format, in Rohdichten zwischen 400 und 1200 kg/m3.
Die Preise sind bei noch kleinindustrieller Herstellung vergleichbar oder nur
wenig teurer als übliche Mauersteine, sind dafür umweltfreundlich hergestellt und
angenehm zu verarbeiten. Die Herstellungskosten dürften bei steigenden Energiepreisen im Vergleich sinken, da Lehmprodukte kalt, d. h. mit geringem Energieeinsatz,
hergestellt werden können. Es ist anzunehmen, dass eine weitere Rationalisierung
der noch jungen, neu entwickelten Herstellungsverfahren sowie zunehmendes Angebot und Konkurrenz zu einer breiteren Einführung von Lehmbaustoffen am Baumarkt
führen werden.
134
Bauen mit Leichtlehm
4D
F
24
17
2D
F
11.5
.5
11
.5
11
Übliche Steinformate nach DIN 105
Leichtlehmsteinprodukte
NF und 2DF (Claytec®)
Abb. 212
520
Formate nach DIN 105:
NF (Normalformat) L/B/H = 24 × 11,5 × 7,1 cm
DF (Dünnformat) L/B/H = 24 × 11,5 × 5 cm
2DF (2 × Dünnformat) L/B/H = 24 × 11,5 × 11,5 cm
3DF L/B/H = 24 × 17,5 × 11,5 cm
4DF L/B/H = 24 × 24 × 11,5 cm
NF
7.1
24
24
Abb. 211
.5
11.5
24
24
30
3D
F
11.5
5D
F
11.5
24
Hanf-Leichtlehmblock 12DF
(49 × 24 × 17,5 cm) 0,4 kg/dm3, Herstellung im
Handstrich­verfahren (Ziegelei Benzin)
Abb. 213
Leichtlehmplatten
Eine Vielzahl von Plattenprodukten ermöglichen trockene und flächige Ausfachungen
und Bekleidungen. Lehmplatten, unbewehrt oder bewehrt, dürfen nach den Lehmbau
Regeln in Decken nur selbsttragend eingesetzt werden, d. h. keine Verkehrslasten
abtragen.
521
Plattenprodukte
Lehm-Bauplatten
Bauplatten ausreichender Stärke von etwa 6 bis 12 cm aus Leichtlehm oder Faserlehm können für Innenwände und Vorsatzschalen mit Mörtel vermauert oder in
Trockener Einbau
135
Lehmbauplatte 0,7 kg/
dm3, 1250 × 625 × 25mm (Claytec®)
Abb. 214
Lehmbauplatte aus
Faserlehm 1,4 kg/dm3, 1000 ×
625 × 25/16mm (Conluto®)
Abb. 215
Faserlehmplatte und
Lehm-Wandheizungsplatten (WEM®)
Abb. 216
geeigneten Konstruktionen trocken miteinander und der Holzkonstruktion verbunden
werden. Für eine bessere Handlichkeit haben sie nicht zu große Abmessungen
(z. B. 80 × 30cm).
Lehm-Trockenbauplatten
Dünne Lehmplatten einer Stärke von 16 bis 35 mm aus Leichtlehm oder Faserlehm
ermöglichen schnellen und raumsparenden Trockenbau in Verbindung mit Dämmstoffen oder als verlorene Schalung für nur leicht angefeuchteten oder auch trocken
eingebauten Holzleichtlehm. Die ebenen Oberflächen können einlagig sehr dünn und
schnelltrocknend verputzt werden. Trockenbauplatten sind meist ca. 120 cm lang
und ca. 30 bis 60 cm breit. Für Wandheizungsplatten werden Rohrregister im Lehm
eingebettet (Abb. 214–216).
530
Herstellung von Steinen und Platten
Leichtlehmsteine und -platten werden in Formen hergestellt und trocken mit
Lehmmörtel verarbeitet. Als Zuschläge für den Leichtlehm sind kurzfaseriges Stroh
geeignet oder Holzhackschnitzel, Zumischungen von Sägespänen, körnigen Zuschlägen oder Mischungen untereinander. Die Schnittlänge von Stroh sollte der kürzesten
Steinabmessung entsprechen. Bei leichten Steinen mit geringem Lehmanteil
erhöhen Fasern die Festigkeit, vorteilhaft auch für Transport und Vermauerung. Das
Mischungsverhältnis Lehm/Zuschläge richtet sich auch hier nach den gewünschten
Eigenschaften und lässt sich entsprechend den Angaben des Kap. 334 ermitteln.
136
Bauen mit Leichtlehm
531-01
Handstampfer
3
0.5 h
50
Holzform
h
1.5 h
15
b
l
Formrahmen
(nach Pollack/Richter)
Pollack, Richter)
Doppelform mit
Blechzunge
Stampftisch
Blechform
Form für
bewehrte Platten
eingeschobene
Auflagerhölzer für
Stakeinlagen
Stampfen auf
dem Boden
Abb. 217
Manuelle Herstellung von Platten und Steinen 1
Trockener Einbau
137
25
50
Hebelpresse
für Steine und Platten
Entformen
a) Hochziehen der
Form,
Tragen auf
Unterlagsbrett
b) Hinunterdrücken der Form,
Tragen auf
Einlegeboden
Absetzen zum Trocknen
Abb. 218
138
Manuelle Herstellung von Platten und Steinen 2
Bauen mit Leichtlehm
90
120
24 · 74
24 · 49
24 · 24
24 · 36,5
531-02
200
Hebelarm je nach Stein- bzw.
Plattenformat
bei Pressdruck mit 0.2 kp/cm²
Muskelkraft
(2 N/cm²) P = 40 kp
Muskelkraft P = 40 kp (400 N)
cm
531
Manuelle Herstellung
Leichtlehm kann für Platten und große Steinformate mit der Hand in entsprechenden
Formen verdichtet werden. Die Form besteht aus einem oben und unten offenen
stabilen Rahmen aus gehobelten Bohlen, Schalungssperrholz oder Blech, der bei
Strohleichtlehm um die Hälfte höher ist als der Stein. Um dieses Maß wird der locker
eingefüllte Leichtlehm verdichtet. Formhöhe = 1,5 × Steinhöhe.
Leichtlehm schwindet kaum, so dass die Formen dieselben Innenmaße bekommen wie die Steine. Der Stampfer ist aus Hartholz und hat Anschläge, damit der
Leichtlehm nur bis zur festgelegten Höhe verdichtet wird. Die Formen müssen beim
Stampfen auf ebener, fester Fläche liegen. Beim Stampfen auf dem Boden hat der
Stampfer einen längeren Stiel. Leichter lässt sich an einem Tisch arbeiten, von dem
der Leichtlehm in die tiefer liegende Form geschoben wird. Mit den Händen oder
einer kleinen Gabel wird er gut verteilt, in die Ecken gedrückt und anschließend mit
einem kurzstieligen Stampfer verdichtet. Bei selbsttragenden, bewehrten Platten
werden die Staken vorher in Lehmschlämme getränkt und mit in die Form gelegt.
Damit sie auf einer Höhe liegen, werden an die Stelle der späteren Auflage links und
rechts Hölzer in die Form geschoben [Pollack/Richter 1952].
Handpressen
Leichtlehmsteine und -platten werden mit etwa 0,2 bis 0,4 kp/cm2 (0,02 bis 0,04
MPa) gepresst. Das ist ein sehr kleiner Kraftaufwand, verglichen mit 7 bis 10 kp/cm2,
mit denen Massivlehm-Steine mit Hebelpressen erdfeucht gepresst werden, z. B. der
Terstaram Press® (s. Abb. 27). Für den Leichtlehmbau müsste eine dem Material und
den größeren Stein- und Plattenformaten entsprechende Presse entwickelt werden.
Bei Pollack/Richter ([Pollack/Richter 1952] S. 50–57) sind Stein- und Plattenpressen
dargestellt, die für kleine Bauvorhaben aber aufwendig erscheinen. Für Selbstbauer
ist eine Hebelvorrichtung wie in Abb. 218 leicht herzustellen (s. Abb. 225 ff.). Durch
Verlängerung des Hebelarms können auch Platten gepresst werden. Einen Presstisch
für Leichtlehmsteine mit Entformung über Fußhebel zeigen Abb. 219 ff.
Herstellung von
Leich­tlehmsteinen am Presstisch
(Rheinländer)
Abb. 219
Abb. 220
Pressen
Abb. 221
Entformen mit Fußhebel
Trockener Einbau
139
Abb. 222
Trocknen
Abb. 223
Mauern mit Leichtlehm­
mörtel
Zur Putzhaftung Auf­
rauen mit Nagelbrett
Abb. 224
Abb. 225
140
Stampftisch mit Hebelpresse (s. Projekt 4)
Bauen mit Leichtlehm
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
226
227
228
229
Einstopfen in Metallform
Pressen mit Metall-Formdeckel
Entformen
Tragen auf Unterlagsbrett
Bearbeitung von
Platten und Steinen
Abb. 230
Entformen und Trocknen
Platten und große Steinformate werden entformt, indem der Formrahmen an seitlichen Griffen mit einem Ruck nach oben abgezogen wird. Damit dies leicht geht, sind
die Innenseiten glatt und werden nass gehalten. Der Rahmen kann leicht konisch
zulaufend unten etwas größer sein. Vor dem Stampfen wird ein Brett untergelegt, auf
dem die Formlinge zum Trockenplatz getragen werden (Abb. 218).
Bei kleineren Formaten wird der Formrahmen nach unten abgestreift. Er wird dazu
mit einem Einlegeboden vom Stampf- oder Presstisch auf eine gleich hohe Fläche
geschoben, die etwas kleiner ist als der Einlegeboden.
Sobald die Steine ausreichend fest sind, werden sie hochkant gestellt, damit sie
über die größere Oberfläche besser durchtrocknen können. Noch bevor sie ganz
trocken sind, können sie platzsparend zu einem luftigen Stapel geschichtet werden.
Regenschutz kann mit einer beschleunigten Trocknung durch Ausnutzung der
Sonnenenergie kombiniert werden. Nach dem Luftkollektorprinzip baut man ein
Lattengerüst oder Zelt, das mit transparenter Folie abgedeckt ist, jedoch die Luft
hindurchstreichen lässt. Für Steinhersteller sind auch Gewächshäuser brauchbar.
Bearbeitung von Platten und Steinen
Steine und Platten aus leichten Mischungen mit einem Raumgewicht bis 900 kg/m3
lassen sich mit dem (Elektro-) Messer schneiden. Schwere Platten können mit einer
Säge oder einem scharfen Beil bearbeitet werden. Schwere Leichtlehmsteine werden
mit dem Maurerhammer geteilt oder auch gesägt.
Trockener Einbau
141
540
Wände
541
Leichtlehm-Mauerwerk
Leichtlehmmauerwerk ist – wie gestampfte Wände auch – raumabschließende
Ausfachung des Holzskeletts und darf nur durch Eigengewicht belastet werden. Bei
mehrgeschossigen Bauten werden die Wandlasten über eine Fußbohle in Decken­
ebene abgetragen.
Leichtlehmsteine werden werkgerecht im Verband vermauert – in Lehm- oder
Kalkmörtel – und zwar so, dass die Wandlast in der Stampf- bzw. Pressrichtung bei
der Herstellung wirkt. Mit den Wandpfosten wird die Ausfachung über beidseitige
Dreikantleisten verbunden (Abb. 232 und 233). Bei sehr dünnen Wänden können
ab und zu Bretter eingelegt werden, die sich über eine Kerbe vertikal beweglich mit
den Dreikantleisten verbinden. Sie werden jeweils auf die Steinschicht aufgenagelt.
Das Holzskelett kann bis auf tragende Stützen, Fenster- und Türanschläge und
Mauer­enden reduziert werden. Tür- und Fensterzargen können vor dem Mauern
als Lehren eingesetzt werden.
Beim trockenen Einbau ist es möglich, gegen Holzschalungen, Bau- oder Dämmplatten zu mauern, während im Stampfverfahren dicke Wände, einseitig verschalt,
zu langsam austrocknen würden. Gegen Außenverkleidungen darf allerdings nicht
gemauert werden, sie sollen immer hinterlüftet sein.
Als Mauermörtel sollte ein Mörtel ähnlicher Rohdichte wie das Mauerwerk verwendet werden. Bei der nichttragenden Anwendung ist keine besondere Druckfestigkeit
nachzuweisen. Außenwände werden mit Leichtlehm-Mauermörtel aus kurzen Fasern,
Strohhäcksel oder Sägespänen gemauert, Innenwände mit beliebigem Mörtel. Noch
Abb. 231
142
Innenwandmauerwerk (Projekt 15)
Bauen mit Leichtlehm
541-01
Außen
a)
a)
b)
c)
d)
e)
Mauerwerk verputzt
Mauerwerk, Kerndämmung
Mauerwerk, Innendämmung
Mauerwerk, Außendämmung
Mauerwerk, Außendämmung verkleidet
b)
c)
d)
e)
f)
Innen
Abb. 232
Außenwandmauerwerk
Trockener Einbau
143
a)
b)
c)
d)
e)
Bohlenständerwand
Kantholzständerwand
Brettständerwand
Dünne Kantholzständerwand
aussteifende Bretteinlagen
bei dünnen Wänden
24
a)
8
12
b)
Abb. 233
144
Innenwandmauerwerk
Bauen mit Leichtlehm
c)
d)
e)
unverputztes Mauerwerk sollte gegen Schlagregen geschützt werden, dabei ist auch
Spritzwasser der Gerüstlagen zu beachten.
542
Fachwerkausmauerung
Fachwerkausmauerungen werden ebenfalls mit mindestens beidseitig angenagelten
Dreikantleisten oder gebeilten Balkennuten gehalten. Auch lange Nägel, seitlich alle
drei Steine in Höhe der Lagerfugen in die Pfosten geschlagen, haben sich traditionell
bewährt. Bei Sichtfachwerk wird die Mauerwerksfläche um Putzstärke zurückgesetzt. Zur besseren Haftung von zweilagigem Kalkputz werden die Fugen mit der
Fugenkelle ausgekratzt. Dabei sind kleinformatige Steine mit hohem Fugenanteil
von Vorteil, besonders bei glatter Oberfläche. Statt zweilagig mit Kalk zu putzen,
empfiehlt sich auch ein elastischer Faserlehmunterputz, auf dem ein dünner 5 mmHaarkalkfeinputz gut haftet (s. Kap. 642).
543
Wärmedämmende Innenschalen
Eine zusätzliche wärmedämmende Innenschale kann ohne zusätzliche Holzkonstruktion vorgemauert werden. Die Last der Innenschale sollte allerdings in Deckenebene
z. B. mit einer Bohle abgetragen werden. Meist werden leichte Steine im 2 DF Format
(ca. 24 × 11,5 × 11,5 cm) mit einem Raumgewicht von ca. 700 kg/m3 in Leichtlehm­
mörtel vermauert. Das Mauerwerk sollte ab einer Schlankheit h/d > 15 mit Ankern
mit der Außenwand gegen Knicken verbunden werden [Lehmbau Regeln 2009].
Zur Vermeidung von Setzungen sollte man pro Tag nicht mehr als zwei Meter Höhe
mauern, Lehmmörtel bindet nicht ab, sondern trocknet langsam an der Luft.
Abb. 234
Ausmauerung mit Leichtlehmsteinen, Stand der Technik bei der Fachwerkerneuerung
Trockener Einbau
145
542-01
8
2−3
Dreikantleiste
2−3
a) Faserlehm- b) Kalkputz 2 cm,
putz 2 cm,
Kalkfeinputz
Mörtelfugen
ausgekratzt
5−8 mm
Aufbereitung des
Steinverschnitts
zu Mauermörtel
Abb. 235
Fachwerkausmauerung
Hohlräume zur Außenschale und zur Außenwand/zum Fachwerk sind beim
­Mauern sorgfältig mit Leichtlehmmörtel zu verfüllen (Abb. 236). Die Innenschale
kann auch um einige Zentimeter vor die Wand gestellt werden. Der Hohlraum
kann mit dem Arbeitsfortschritt mit sehr leichtem und dämmendem Leichtlehm
(400 kg/m3) verfüllt werden, z. B. aus vorgetrocknetem oder noch knapp erdfeuchtem Holzleichtlehm. oder er wird mit kapillar leitfähigem Dämmstoff verfüllt oder
ausgeblasen.
146
Bauen mit Leichtlehm
2−3
543-01
6−10
a) Hohlraumfüllung mit Leichtlehmmörtel
c)c) ggeschoßweise
eschossweise ­­
Abtragungüber
über
Abtragung
­AAuflagerbohle
uflagerbohle
Abb. 236
b) Hohlraumfüllung
z.B. mit Holzleichtlehm 400 kg/m³
oder Dämmstoff
Gemauerte Innenschale
Abb. 237
Gemauerte Innenschale
(Conluto®)
Trockener Einbau
147
544
Stapelwände
Gestapelte Außenwände
Im leichtgedämmten Holzbau verbessern Stapelwände aus Lehm- oder Leichtlehmsteinen Wärmespeicherung, Schallschutz und Raumakustik. Die Wände klingen
nicht hohl. Mit den trocken versetzten Steinen oder Platten vermeidet diese Technik
weitgehend Baufeuchte. Bei Vorsatzschalen auf Holzwerkstoffplatten klemmen die
Steine zwischen waagrechten Kanthölzern, die alle drei bis vier Steinreihen auf die
Holzplatten geschraubt werden. Sie dienen auch der Befestigung des Putzträgers
z. B. aus Schilfrohrmatten (Abb. 239 und 240).
Der Lehm-Maschinenputz greift durch das Rohrgewebe und verbindet sich homogen mit den Steinen. Oder die Schale erhält eine Verkleidung mit dünn verputzten
Lehmplatten (Abb. 241). Die Elektroinstallation kann problemlos verlegt werden,
die innere Winddichtung der Holzskelettwand übernimmt zuverlässig die innere
durchgehende Putzschicht.
In Abb. 238 sind vorgefertigte Holzrahmenelemente, außenseitig mit Sperrholz
beplankt, mit Leichtlehmsteinen ausgestapelt. Sie sind hochkant jeweils auf eine
dünne Mörtelschicht trocken nebeneinander gestellt. Gegen Herausfallen sind ab
und zu gekerbte Bretter aufgelegt, die in Dreikantleisten der Pfosten gehalten sind.
Ein über Fläche und Holz aufgespritzter gewebearmierter Lehmunterputz trägt einen
dünnen Feinputz aus Haarkalkmörtel (vgl. Atelierhaus Projekt 9).
Gestapelte Innenschale
in Holzrahmenelementen, Lehm­
unterputz (s. Projekt 9)
Abb. 238
148
Bauen mit Leichtlehm
Holz-Fertighaus mit
gestapelter Lehmsteininnenschale
(Paproth)
Abb. 239
Trocken verlegte
Steine, Schilfrohr als Putzträger
(Paproth)
Abb. 240
Abb. 241 Gestapelte Innen­schale mit Lehmplatten­
bekleidung (Claytec®)
Abb. 242
Gestapelte Innenwand (Projekt 27)
Trockener Einbau
149
545-01
Wandanschluß
Türanschluß
≥2 cm
8—12
bis
0m
1.0
24
Abb. 243
Zwischenwandplatten (n. Pollack/Richter)
Gestapelte Innenwände
Auch Innenwandausfachungen können zwischen beidseitigen Beplankungen trocken
gestapelt werden. Zur Versteifung werden Bretter eingelegt und mit den Stützen
verbunden. Jede Art von Steinen ist hierfür geeignet, auch preisgünstige strang­
gepresste Steine der Anwendungsklasse III nach ([Lehmbau Regeln 2009] Abb. 321).
545
Zwischenwandplatten
Örtlich hergestellte Zwischenwandplatten nach [Pollack/Richter 1952] werden
flach gepresst, aber hochkant in Mörtel vermauert. Als Querbewehrung werden in
unterschiedlicher Höhe Säumlinge o. Ä. in die Form gelegt (Abb. 243).
150
Bauen mit Leichtlehm
550
Decken und Dach
551
Selbsttragende Platten
Für bewehrte Platten kommt schwerer Strohleichtlehm in Frage. Die Platten werden
in gleicher Weise wie die Stakdecken mit Holzstäben armiert (s. Kap. 431). Man
rechnet pro lfm Breite etwa sechs Latten, Säumlinge, Rund- oder Halbholz mit je
8 cm2 Querschnitt. Die Platten werden so verlegt, dass die Bewehrungsstäbe auf Balkenoberkante oder seitlich an Balken oder Sparren befestigten Traglatten aufliegen.
Sind die Balkenfelder unterschiedlich breit, fertigt man die Platten in verschiedenen
oder in verstellbaren Formrahmen an. Sie lassen sich auch sägen. Verlegt wird in
Lehmmörtel, größere Fugen werden mit Faserlehmmörtel oder Leichtlehm ausgestopft. Es ist ebenso möglich, die Platten durch die Bewehrungslatten an Sparren zu
schrauben (Abb. 246 b).
Empfohlene Plattenmaße [Pollack/Richter 1952]:
−− Länge: 50 bis 80 cm
−− Breite: 24 cm bei einer Dicke von 14 bis 18 cm
32 cm bei einer Dicke von 8 bis 14 cm
Dass in der Herstellung von Leichtlehmfertigteilen auch gestalterische Möglichkeiten
liegen, zeigen die gewölbten Elemente, die von A. Dilthey, Aachen, entwickelt wurden
(Abb. 244).
Abb. 244
Gewölbte Deckenelemente (A. Dilthey)
Trockener Einbau
151
14—18
551-01
8—14
24
0
—8
50
32
a) Platten auf den
Balken aufliegend
b) Platten zwischen den
Balken eingelegt
Abb. 245
Decken mit selbsttragenden Platten
Abb. 246
Dachdämmung mit selbstragenden Platten
1
3
1
2
2
4
a) Platten eingeschoben
152
Bauen mit Leichtlehm
b) Platten aufgeschraubt
552-01
Platte
Stein
a) Auflage auf BrettEinschub
b) Auflage auf Schalung
über den Balken
Abb. 247 Decken mit aufliegenden Platten/Steinen
552-02
Abb. 248
Dachdämmung mit aufliegenden Leichtlehmplatten / Steinen
1
3
2
a) Platten/Steine auf Schalung eingeschoben
3
2
1
b) Platten/Steine auf Schalung aufgelegt
Trockener Einbau
153
Decke mit aufliegenden
Steinen, Fugen mit Lehmmörtel
ausgekehrt
Abb. 249
552
Aufliegende Platten und Steine
Obwohl unbewehrte Leichtlehmplatten in trockenem Zustand sehr biegesteif und
belastbar sind, da die Strohhalme als Armierung wirken, dürfen sie nur auf Einschub oder einer Schalung flächig aufliegend oder unbelastet auch auf Traglatten
eingesetzt werden. Der Decken- und Dachaufbau ähnelt dem Stampfverfahren auf
verlorener Schalung. Die Platten können in einer Größe hergestellt werden, da sie
sich gut zuschneiden lassen.
Kleinere und handliche Steine, je nach Funktion schwer oder leicht, sind gut für
Auflagen geeignet. Sie werden auf Rieselschutzpappe verlegt. Die Fugen kann man
mit feuchtem Lehm auskehren.
560
Trockenbau
Trockenbauplatten aus Faser- oder Leichtlehm werden wie beim Trockenbau üblich
für Außen- und Innenwände, für wärmedämmende Innenschalen, beim Dachausbau
oder als Deckenbekleidung verwendet. Sie werden nach Herstellerangaben verarbeitet. Die Fugen werden gewebearmiert mit Lehmmörtel verspachtelt und anschließend wird die gesamte Fläche mit einem ca. 5 bis 8 mm starken einlagigen und
schnelltrocknenden Feinputz überzogen. Auch an den Ecken sind Fugen mit Gewebe
zu überbrücken. Gegenüber üblichen Trockenbauplatten bieten Platten aus Leichtlehm, abgesehen von der umweltfreundlichen Herstellung, bauphysikalische Vorteile:
Das weichere Material bietet ausgezeichnete Schalldämmung, die durch Füllung der
Hohlräume mit Dämmstoff oder schweren Steinen (s. Kap. 544) zusätzlich verbessert
wird (s. Kap 840). Dadurch klingen solche Bekleidungen nicht hell und hohl wie
übliche Hartplatten, d. h. schwingen in angenehm tieferen Frequenzbereichen.
154
Bauen mit Leichtlehm
561-01
5
a) Außenwand verkleidet
3
1
b) Innenwand, getrennte Konstruktion
2
4
a)
c) einfache Kantholzständer-Innenwand
a)
1
2
3
4
5
d) Innendämmung
Abb. 250
561
Lehmplatte 25
25mm,
Fugenbewehrung
mm, Fugenbewehrung
Dämmstoff 16
16cm
cm
Weichfaserplatte
Spachtelputz 3–5
3—5mm
mm
Außenverkleidung hinterlüftet
hinterlüftet
s = 26cm
26 cm
U = 0,25 W/m²K
Q
Qs==93
93kJ/m²K
kJ/m²K
Lehmplattenkonstruktionen, a) und b) nach Breidenbach [Bundesverband GBW 1990]
Wände
Innenwände
Eine übliche Holzständerkonstruktion wird mit Trockenbauplatten bekleidet. Für sehr
hohe Ansprüche an den Schallschutz kann die Holzkonstruktion getrennt werden in
zwei unabhängige Wandschalen mit versetzt angeordneten Pfosten (Abb. 250 b).
Wärmedämmende Vorsatzschalen
Wärmedämmende Vorsatzschalen dienen der Innendämmung von Außenwänden
oder Wänden zu unbeheizten Nebenräumen – im Altbau und Neubau. Die Trockenbauplatten werden auf eine Unterkonstruktion aus Holzlatten aufgeschraubt, die mit
Abstand vor der Wand befestigt ist (Abb. 250 d). Lattenquerschnitt und Abstände
hängen von der Plattendicke ab, meist etwa 40 bis 50 cm.
Trockener Einbau
155
Abb. 251
Zellulosegedämmte Lehmplattenwand (Claytec®)
Innendämmung mit Lehmtrockenbauplatten. Der Hohlraum wird mit Dämmstoff oder
Holzleichtlehm gefüllt. Führung der Heizleitungen im
Wand­sockel (s. Projekte 11 und 12)
Abb. 252
Abb. 253
Lehm-Wandheizplatten (WEM®)
Herstellerangaben sind zu beachten. Bei der wärmedämmenden Innenbekleidung
wird der Hohlraum mit Dämmstoff gefüllt oder ausgeblasen. Zur Trockenhaltung der
Wand sind nur kapillaraktive Dämmstoffe geeignet, wie Zellulosefaser aus Altpapier
oder Naturfaserdämmstoffe (s. Projekte 15 und 27). Auch leicht erdfeuchter oder
völlig trockener schüttfähiger Holz- oder Hanfleichtlehm ist geeignet (s. Abb. 252).
Die gesamte Bekleidung, Platte und Putz, kann die Luftdichtigkeitsebene darstellen.
In diesem Fall wird an den Rändern die Gewebearmierung zur Vermeidung einer
Abrissfuge an dem benachbarten Bauteil befestigt, möglichst mit Klemmleisten.
Flächenheizung
Temperierte Wand- oder Deckenflächen sind eine elegante Lösung der Beheizung,
nach Bedarf auch Kühlung von Räumen. Die Wärmeübertragung über Strahlung ist
156
Bauen mit Leichtlehm
562-01
< 50 cm
a) Deckenbekleidung auf enger Balkenlage
b) Deckenbekleidung auf Lattung a < 50 cm
c) Deckenbekleidung auf Lattung a < 50 cm,
mit Federbügeln elastisch abgehängt
Federbügel
1
2
3
d) Dachbekleidung auf Lattung a < 50 cm
Abb. 254
1 Weichfaserplatte
2 Dämmstoff 20 cm
3 Lehmplatte 25 mm
s = 25 cm
U = 0,20 W/m²K
Q
Qs==58
58kJ/m²K
kJ/m²K
Trockenbau in Decke und Dach
Trockener Einbau
157
Dachausbau mit Lehm-Trockenbauplatten (Projekt 11)
Abb. 255
physiologisch angenehmer als über Konvektion und erlaubt eine energiesparende
Absenkung der Lufttemperatur. Vor allem bei der Innendämmung der Außenwände
im Altbau können Lehm-Wandheizungsplatten mit der sowieso notwendigen Bekleidung der Dämmschicht kombiniert werden, die dafür etwas dicker ausgeführt wird.
Gleichzeitig wird die Wärmedämmung der Wand durch größtmögliche Trockenhaltung
optimiert. Ansonsten ist die Anordung der Heizflächen an Innenwänden energetisch
günstiger. Die Strahlung erwärmt sehr bald auch die anderen nicht beheizten
Bau­teile. Aus diesem Grund ist auch die Deckenstrahlungsheizung physiologisch
besser als ihr Ruf – zumal bei heutigem Dämmstandard Heizflächentemperaturen
niedrig gehalten werden können. Allerdings sind die Anschaffungskosten gegenüber
einem konventionellen Heizsystem mit Heizkörpern höher.
562
Decken und Dach
Decken- und Dachbekleidungen mit Lehm-Trockenbauplatten werden wie bei
üb­lichen Konstruktionen auf eine Lattenkonstruktion geschraubt. Deckenbekleidungen werden zur Verbesserung der Schalldämmung mit Federbügeln abgehängt.
158
Bauen mit Leichtlehm
600 Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
610
Schutz der Konstruktion
611
Bodenfeuchtigkeit und Spritzwasser
Beim Holzbau müssen alle aufgehenden Bauteile zuverlässig vor Feuchte geschützt
werden, ob mit Lehm ausgefacht oder nicht. Keller und Sockel sind bis über den
Spritzwasserbereich zu mauern. Sperrschichten gegen aufsteigende Feuchtigkeit
sind mindestens 30 cm über Außenniveau anzuordnen und immer zwischen feuchterem Mauerwerk/Bodenplatte und Holzskelett-Leichtlehmwand. Dies gilt auch bei
Innenwänden.
Putz, Schwelle oder Verkleidung sollen außen etwas überstehen, damit der
Anschluss nicht durchfeuchtet. Wenn Sockelvorsprünge an Wetterseiten nicht zu
vermeiden sind, sollen sie von unten an die Schwelle anschließen. Ist das Sockelmauerwerk trocken oder weiter unten sicher gegen aufsteigende Feuchte abgedichtet, kann die Schwelle – möglichst aus Eiche – auch mit Mörtel unterstopft werden,
um zu vermeiden, dass Fassadenwasser zwischen Holz und Bitumenpappe eindringt
(Abb. 256 c). Im Hochwasserbereich und gegen Erdreich (Hanglage) muss der Sockel
erhöht oder das Erdgeschoss gemauert werden. Bodenbeläge von Feuchträumen
müssen gegen die Holzskelett-/Lehmwand wie üblich abgedichtet werden (s. auch
Abb. 298).
611-01
Abb. 256
Sockelbereich, Sperrschichten
Außendämmung
Auffüllung
a) Abdichtung der
Bodenplatte
Außenverkleidung
Fachwerk
Keller
b) Abdichtung unter
Außenwand
c) trockenes
Sockelmauerwerk,
Schwelle mit Mörtel
unterfüttert
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
159
Abb. 257
612
Sockel und Bodenplatte
Wetterschutz
Außenwandflächen müssen vor Durchfeuchtung und Nässe geschützt werden. Es
genügt ein für die jeweilige Beanspruchung der Fassade geeigneter durchgehender
Außenputz, evtl. in Verbindung mit einem geeigneten Wärmedämmverbundsystem.
Sichtfachwerk ist bei zu sehr schlagregenbelasteten Fassaden nicht zu empfehlen
bzw. bedeutet hohen Wartungs- und Kontrollaufwand, gerade der exponierten
Giebelflächen, die aufwendig eingerüstet werden müssen. Holzschäden sind
vorprogrammiert. Sie werden aber meist erst entdeckt, wenn es zu spät ist und
müssen dann aufwendigst saniert werden. An Wetterseiten ist als Schlagregenschutz
eine hinterlüftete Verkleidung aus Holz, Schindeln oder Schiefer vorzuziehen. In der
Unterkonstruktion kann man auch gut eine Außendämmung vorsehen.
Zur Orientierung, welcher Fassadenschutz sinnvoll und notwendig ist, ist es
empfehlenswert, die regionale Bautradition und besonders die örtliche Situation und
Exposition zu studieren, besonders auch unmittelbare Nachbargebäude und deren
Erhaltungszustand. Zum traditionellen Repertoire des Wetterschutzes gehören zur
Trockenhaltung der Wände außerdem Dachüberstände, überstehende Geschosse,
Vordächer, umlaufende Balkone, aber auch die Fassadenbegrünung.
613
Luftdichtigkeit
In der Fläche sind Leichtlehmbauteile einer Dichte von etwa 900 kg/m3 ­winddicht,
leichtere Mischungen werden mindestens einseitig verputzt oder mit Lehm
­verstrichen (unter Verkleidungen, s. o.). Durchgehende Fugen zwischen Ausfachung
und Holzkonstruktion, wenn konstruktiv nicht vermeidbar, sollten mit Faserdämmstoff oder Faserlehm so gut wie möglich ausgestopft werden. Ausfachungen samt
möglicher Fugen sind luft- und winddicht, wenn sie einseitig flächig überputzt sind.
Beidseitig sichtbare Fachwerkkonstruktion ist deshalb für beheizte Räume nicht
geeignet.
Unter Außenverkleidungen kann der Putz entfallen. Offenporige Oberflächen
sollten aber überdeckt werden, damit die Wand in voller Stärke wärmedämmt.
160
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 258
Durchgehender Außenputz (Projekt 15)
Abb. 259
Wärmedämmverbundsystem (Projekt 9)
Abb. 260
Verschindelung
Abb. 261
Holzverkleidung und Putz (Projekt 11)
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
161
Lehmverstrich als Wind- 263
dichtung unter Außenverkleidung
Abb. 262
Aufspritzen des Lehm­verstrichs (Projekt 2)
Dampfdurchlässige Windpapiere – mit Stoßüberlappung – anzutackern ist möglich,
ein einfacher Lehmverstrich, über Holzfugen evtl. jutearmiert, erfüllt den Zweck
besser. Beidseitig sichtbare Holzkonstruktionen sollten in einem Doppelstützensystem fugenlos ausgefacht werden. Eventuelle Verbindungslatten sind dabei möglichst
bündig zwischen den Ständern anzuordnen (s. Kap. 411 Außenwände).
Die oberen Wandanschlüsse an Decken und Dachflächen sind so zu planen, dass
Undichtigkeiten vermieden werden. Durchbindende, also die Außenbauteile durchstoßende sichtbare Holzbauteile, z. B. außen auskragende Deckenbalken, sind – wie
bei jeder anderen Ausfachungsart – wegen möglicher Undichtigkeiten zu vermeiden.
Sichtbare Deckenbalken oder Decken- und Dachschalungen sollten an Außenwände anstoßen oder in sie einbinden, sie aber nicht durchdringen. Leichtlehm setzt
sich nach der Trocknung zwar nicht mehr und Putz schließt dicht an, allein durch
die Bewegung des Holzes können aber – wenn auch sehr kleine – Fugen entstehen.
Deshalb sollte die Wandausfachung sich möglichst fugenlos mit der Deckenausfachung verbinden und über die oberste Decke reichen. Die Beachtung der Regel, für
den Verputz die Trocknung der Ausfachung und des Holzes abzuwarten, ist auch aus
Gründen der Luftdichtigkeit ratsam.
Im Holzbau Außenwände innen (mit Lehm) zu überputzen war schon immer im
Fachwerkbau eine gut und dauerhaft funktionierende Luftdichtung, jedenfalls den
im heutigen Holzbau verwendeten Dichtfolien überlegen, deren Funktionieren von
Kunststoff-Selbstklebebändern zweifelhafter Dauerhaftigkeit und akribisch ausgeführten Anschlussdetails abhängt, die zwar auf dem Papier, nicht aber in der Praxis
funktionieren, schon gar nicht im Altbau.
614
Holzschutz und Oberflächenbehandlung
In trockenem Lehm eingeschlossenes Holz und Stroh hält sich jahrhundertelang
unverändert. Dies attestiert sogar die erste Lehmbaunorm von 1951 [DIN 18951 1951].
Die konservierende Wirkung besteht darin, dass Lehm vom Holz aufgenommene
162
Bauen mit Leichtlehm
Feuchtigkeit sehr schnell kapillar entzieht und an die Luft abgibt. Lehm ist sehr
feuchteaufnahme- und abgabefähig, erreicht schnell seine äußerst geringe Gleichgewichtsfeuchte (s. Kap. 822) und ist deshalb eine ideale Umgebung für Holz. Die
vorübergehende Baufeuchte schadet dem Holz nicht, wenn sie normal und unbehindert abtrocknen kann (s. Kap. 826).
Zur besseren Verbindung des Leichtlehms mit dem Holz, und dies besonders
bei leichten Mischungen mit geringem Lehmanteil, sollen die Holzteile vorher mit
Lehmschlämme gestrichen oder gespritzt werden. Dabei werden auch Risse und
Spalten ausgefüllt und eine Eiablage von Holzschädlingen verhindert. Dieser Anstrich
wirkt zusätzlich als Flamm- bzw. Verkohlungsschutz.
Chemischer Holzschutz – wenn überhaupt – kann den Holzschutz durch baulich
konstruktive Maßnahmen nur ergänzen, niemals ersetzen. Durch den konstruktiven Holzschutz (gute Trocknungsbedingungen) hat das Bauholz nur selten eine
höhere Feuchte als 15 % und kann im Allgemeinen weder von tierischen noch von
pflanzlichen Schädlingen befallen werden, da diese sich erst bei einer dauernden
Holzfeuchte von mehr als 18 bis 20 % entwickeln können.
Im Außenbereich hat sich für sichtbare Holzteile der traditionelle Anstrich mit
verdünntem Leinölfirnis oder Standöl unter Zusatz von Erdfarben gegen eindringende
Feuchte bewährt. Die Lichtschutzpigmente der Erdfarben verhindern Vergrauen und
Verwittern durch UV-Strahlung. Der Anstrich wird dünnflüssig und möglichst warm
aufgetragen, so dass er in die Holzporen eindringt und keinen speckigen Film bildet.
Geeignete Holzarten wie Eiche und Lärche können auch unbehandelt bleiben. Die
Farbigkeit traditioneller und guter moderner Holzarchitektur bestätigt den Ratschlag
von Adolf Loos: »Holz darf mit jeder Farbe angestrichen werden, nur mit einer nicht –
der Holzfarbe« (Das Prinzip der Bekleidung 1898).
Von wasserverdünnbaren Acrylfarben, auch wenn sie als umweltfreundlich gelten,
ist bei wasserbeanspruchten Flächen abzuraten. Die Holzporen unter dem Anstrichfilm saugen Wasser über Haarrisse auf, die schon nach wenigen Jahren entstehen
können. Das Holz verfault unter äußerlich intakter, aber wasserdichter Oberfläche
schnell, da einmal eingedrungenes Wasser weder kapillar abtrocknen noch verdunsten kann, obwohl solche Anstriche als »diffusionsoffen« deklariert werden.
Lehmspritzer auf sichtbar bleibendem Holz sollten gleich nach dem Einbau des
Leichtlehms abgewaschen werden, da sie wegen des natürlichen Kalkgehaltes im
Lehm helle Flecken hinterlassen.
620
Putz und Anstrich
Die meist offenporige Oberfläche von Leichtlehm ist ein guter Putzgrund für jede Art
von Putz. Außenputz hat, abgesehen von Gestaltungsabsichten, die Aufgabe, die Wand
vor eindringender Nässe zu schützen. Daher soll er dicht, aber gleichzeitig elastisch
und dampfdurchlässig sein, um nach Durchfeuchtung schnell zu trocknen. Starrer
und spröder Putz ist ungeeignet, da er zu Haarrissbildung neigt. Für Lehmuntergründe
sind Kalkputze einer möglichst weichen Kategorie, besonders als Haarkalkmörtel
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
163
Japanischer Lehm­
feinputz mit Sand und Heu
(Akira Kusumi)
Abb. 264
Japanischer Kalkoberputz mit Hanffasern (Akira Kusumi)
Abb. 265
Faserlehmputz
(ohne Sand)
Abb. 266
vorteilhaft, aber auch Lehmputze, die hier näher behandelt werden sollen. Schlagregenseiten können zwar wasserdicht verputzt werden, mit einer trockenhaltenden
Verkleidung sind sie jedoch besser geschützt. Sichtfachwerk sollte an Schlagregenseiten ebenfalls möglichst vermieden werden. Für Gefachputz empfiehlt sich generell ein
eher saugfähiger und Feuchte schnell wieder abgebender Putz, damit möglichst wenig
Wasser an der Fassade abläuft und in die Gefachfugen eindringt.
Der Innenputz soll eine glatte Oberfläche ergeben, die sichtbar bleibt, gestrichen
oder tapeziert werden kann. Alle Innenputzarten sind auf Leichtlehm tauglich, in
Räumen dauernder hoher Luftfeuchtigkeit jedoch Gips- und Lehmputze ausgenommen. Lehmputz hat meist eine ausreichende Festigkeit, ist leicht zu verarbeiten, aber
164
Bauen mit Leichtlehm
nässeempfindlich. Bei überwiegend glatten Oberflächen aus dichtem Leichtlehm
oder in untergeordneten Nebenräumen reicht es aus, mit Lehmmörtel zu glätten und
mit Kalkmörtelschlämme abzureiben und zu tünchen (s. u.).
Die Wände sollen durchgetrocknet sein, wenn geputzt wird, damit sich bei evtl.
nachträglichen Setzungen die Putzschicht nicht ablöst oder Risse bekommt. Außerdem würde die Putzschicht die Austrocknung der Wand verzögern. Um festzustellen,
ob die Wand trocken ist, entnimmt man eine Probe aus dem Wandkern. Bei außen
sichtbar bleibender Holzkonstruktion und Sichtfachwerk ist, damit die Fugen
zwischen Putz und Holz gering bleiben, auf Folgendes zu achten:
−− Nur trockenes Bauholz verwenden und während der gesamten Bauzeit möglichst
durch geeignete Schutzmaßnahmen trockenhalten! Schwindung und sonstige Verformungen des Holzes – auch bei Verwendung von Altholz – sind die Hauptursache
späterer Fugen und Randspalten. Man wird belohnt mit weitgehend fugenfreien
Fassaden, wenn man zumindest für den Feinputz eine Heizperiode abwartet.
−− Sehr große Felder möglichst nicht mit sandhaltigem und hartem Putz verputzen,
da sich bei Erwärmung durch Sonneneinstrahlung ein solcher Putz dehnt, besonders auf wärmedämmenden Stoffen wie Leichtlehm, die die Wärme langsamer
ableiten.
−− Faserlehmputze (ohne Sand) dehnen sich weniger aus, sind elastisch und sitzen
dichter am Holz. Die bewährte traditionelle Technik ist ein Faserlehmunterputz mit
einem dünnen Haarkalkmörtelüberzug (s. u.). Damit können auch größere Felder
zwischen Hauptstützen verputzt werden, Füllskelett und evtl. Gleitlehren sind
überputzt.
−− Eine helle Farbgebung, auch Beschattung durch Bäume oder Fassadenbegrünung
vermeiden eine übermäßige Erwärmung der Oberflächen.
Die verbleibenden Haarrisse und Fugen zwischen Putz und Holz sind nicht ganz zu
vermeiden, da auch das Holz arbeitet. Sie sind erfahrungsgemäß aber kein Problem,
wenn eingedrungene Feuchtigkeit schnell wieder abtrocknen kann. Dazu sollte man
diffusionsoffene Anstriche einsetzen und die Fugen keinesfalls »dauerelastisch«
abdichten.
621
Vorbereitungen
Der Putz ist umso dauerhafter, je mehr Haftstellen der Untergrund bietet. Dies ist bei
Leichtlehm kein Problem. Dichte glatte Oberflächen raut man mit einer Bauklammer
oder einem Nagelbrett auf. Herausstehende Strohhalme verzahnen sich mit der
Putzschicht. Fugen von Lehmsteinmauerwerk sollten zurückgesetzt gemauert sein
oder werden nachträglich mit der Fugenkelle ausgekratzt.
Überputzte Holzteile (Abb. 267): Holzoberflächen, die überputzt werden sollen,
werden mit den üblichen Putzträgern, z. B. Schilfrohrgewebe, überspannt. Nach allgemeiner Regel sollte der Putzträger bis auf die Ausfachung reichen und nicht auf dem
Holz, sondern in der Ausfachung befestigt werden. Diese aufwendige Ausführung
erübrigt sich bei gut faserarmierten Putzen. Bei unterschiedlichen Untergründen oder
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
165
621-01
a) Faserlehmunterputz mit Weidenrute
befestigt
b) Putzträger über dem Holz, z.B.
Schilfrohr
Abb. 267
c) Sichtbares Holz, Ausfachung um
Putzdicke zurückgeschnitten
e)
d) Ausfachung um Putzdicke
zurückgesetzt
e) Eckschutzwinkel aus
Holz
Putz an Holzteilen, Eckenschutz
zur Vereinfachung und größeren Sicherheit wird häufig auch flächig mit Schilfrohr
bewehrt, was sich auch für Fassaden empfiehlt, die flächig überputzt werden sollen.
Bei schmalen Gleitlehren, die in dem dahinter durchgehenden Leichtlehm eingebettet
sind, genügt es, in den Unterputz oder Spritzbewurf einen Gewebestreifen (Jute,
Glasfaser) einzudrücken. Auch dies ist bei Faserlehm-, Häcksel- und Haarkalkmörtel,
deren Fasern die Putzschicht ausreichend bewehren, nicht nötig.
In der traditionellen Technik wird ein Faser- oder Strohlehm-Unterputz ohne
Putzträger über die Balken gezogen und mit einer gespaltenen Weidenrute (o. Ä.)
angenagelt. In den Putz eingedrückt, wird sie mit demselben Material überstrichen
und erhält nach Trocknung den Feinputz aus Kalk (Abb. 267 a). Gespaltene Weidenruten kann man beziehen oder auch selbst spalten. Die frisch geschnittenen Ruten
werden vom dünnen Ende beginnend in drei oder vier dünne Ruten geteilt mit einem
traditionell aus Pflaumenholz hergestellten Werkzeug, dem sog. Weidenspalter, auch
Drei- oder Vierspalter (Abb. 271).
Sichtbare Holzteile: Holzbündige Ausfachungen werden noch feucht mit einem
scharfen (Elektro-) Messer oder Beil am Balken schräg ausgeschnitten, damit die
166
Bauen mit Leichtlehm
Flächige Schilfrohr­bewehrung für Außenputz (Projekt 15)
Abb. 268
Spritzbewurf auf Schilfrohr für zweilagigen
Kalkaußenputz (Projekt 15)
Abb. 269
621-05
Historische Befestigung des
­Strohlehmputzes mit gespaltenen Weidenruten,
­Gotisches Haus in Limburg
Abb. 270
Weidenspalter zum Spalten von dicken
Ruten in 2 bis 4 Teile
Abb. 271
Ø
1
2
cm
2
3
8
cm
4
Abb. 272 Leichtlehmunterputz auf Holzbalken,
Befestigung mit dünnen Latten
Abb. 273 Die zweite Lage, mit dem Brett geglättet,
überdeckt die Latten
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
167
Abb. 274 Um Putzstärke
zurückgesetzte Schalung, Neubau
(Lehmbau Breidenbach)
Abb. 275 Um Putzstärke zurückgesetzte Schalung
Putzschicht dort nicht zu dünn wird. Für eine mit dem Balken bündige Putzfläche
wird die Ausfachung um Putzstärke zurückgesetzt (Abb. 274 und 275). Bei Mauerwerk
ohne weiteres möglich, beim feuchten Einbau in Schalung durch entsprechende
Schalungseinlagen oder Führung der Schalung zwischen den Holzstützen. Bei nur
dünn aufgestrichenem Faserlehmputz erübrigen sich diese Maßnahmen.
Eckenschutz: Besonders beanspruchte Durchgänge oder Türleibungen können
später bis in Schulter- oder Türhöhe einfache Eckschutzwinkel aus Holz erhalten,
wenn die Holzkonstruktion nicht sowieso sichtbar bleibt. Geputzte Ecken können
abgerundet werden.
630
Kalkputz zweilagig (außen und innen)
Die Kalkmörtelverarbeitung darf als bekannt vorausgesetzt werden. Der historische
Kalkmörtel mit Zusatz von Tierhaaren, Heu oder Spreu (Haarkalkmörtel, Heukalkmörtel) ist sehr zu empfehlen, da er bei Bewegungen der Holzkonstruktion weniger
168
Bauen mit Leichtlehm
risseempfindlich ist. Haarkalkmörtel sind als Fertigmörtel zu beziehen, es empfiehlt
sich, für eine bessere Qualität zusätzlich Haare zuzumischen. An der Wetterseite
kann durch hydraulische Mörtel die Wasserdichtigkeit erhöht werden, bei Erhaltung
der Diffusionsfähigkeit des Kalkmörtels. Zu harte Putze sind zu vermeiden. Sie
stehen als starre, hohlklingende Schale auf dem weichen Untergrund und bilden bald
Spannungsrisse, in die Wasser eindringt, wodurch – unterstützt durch Frost – die
Schale sich schließlich ablöst.
Bei zweilagigen Kalkputzen soll die Festigkeit der Putzlagen und ebenso die Korngröße des Sandes zur Wand hin zunehmen. Leichtlehm kann zur Stabilisierung der
weicheren Oberfläche – besonders bei magerem Lehm – einen deckenden Spritzbewurf aus Mörtelgruppe II erhalten. Vorher wird die Wand angenässt, damit sie dem
Spritzbewurf nicht das zum Abbinden notwendige Wasser entzieht. Nach dessen
Aushärtung werden Unterputz und später Oberputz angeworfen oder maschinell
gespritzt. Weiche Oberflächen können auch mit einem dünnen Lehmspritzbewurf
aus Lehmschlämme oder Lehmmörtel verfestigt werden, den man in die Oberfläche
einstreicht. Die nun glattere Fläche kratzt man zur Putzhaftung z. B. mit einer Gabel
oder Kelle kreuzweise auf. Der Lehmuntergrund soll gleichmäßig trocken sein und
wird vor dem Auftrag des Kalkputzes angenässt. Die gespeicherte Feuchtigkeit ist für
ein langsames Abbinden des Kalkes erwünscht.
Kalkputz darf nicht bei trockenem Wetter oder Sonne ausgeführt werden, da er
sonst verbrennt, Risse bildet und schlecht aushärtet. Zu schnelle Trocknung muss
u. U. durch vorgehängte feuchte Tücher oder durch Besprühen verhindert werden.
640
Lehmputz
Die einfache und schöne Lehmputztechnik war zu Unrecht in Vergessenheit geraten
und erlebt heute eine Renaissance. Lehmputz ist elastisch, sorptionsfähig, diffusionsoffen und ausreichend fest – allerdings nicht ohne weiteres wasserunempfindlich.
In einem Lehmhaus bietet sich zumindest für den Innenbereich ein Lehmputz an.
Aber auch außen ist, ausgenommen an Schlagregenseiten, durch entsprechende
Zusätze oder Anstriche ein Lehmputz möglich.
Der Lehm – steinfrei und nicht zu mager – wird dickflüssig bis steif aufbereitet. In
einem Arbeitsgang kann man größere Mengen mischen, da der Mörtel nicht chemisch abbindet, sondern an der Luft trocknet. Angetrocknete Reste sind jederzeit
mit Wasser wiederaufbereitbar, Maschinen und Schläuche brauchen nicht täglich
gereinigt zu werden. Lehmputz kann auch von weniger geübten Händen aufgetragen
werden, Nacharbeiten und auch Reparaturen sind leicht möglich. Die unterschiedlichen Eigenfarben der Lehme kann man gestalterisch einsetzen, es können auch
farbiger Ton oder Erdfarbpigmente beigemischt werden. Für einen spielerischen
Umgang mit ausgefallenen Faserbeimischungen bieten japanische Lehmputze Beispiele (Abb. 277 und 278). Die mit kleinen Kellen aufgetragenen, vollkommen ebenen
Putzflächen wirken zwischen dem Holz wie gespannt [Breidenbach 1984] [Speidel
1986]. Gab es bei Ersterscheinung dieses Buches 1983 noch kein einziges LehmEinzelheiten bei Roh- und Ausbau
169
Farbiger Lehmputz (Claytec®), Museum Kolumba, Köln (Architekt Peter Zumthor,
Ausführung Fa. Stuck & Akustik Weck, Köln)
Abb. 276
170
Bauen mit Leichtlehm
putzprodukt, sind heute Lehmputze und naturfarbige Edelputze das am häufigsten
eingesetzte Lehmprodukt.
Lehmputzmörtel werden angeworfen, maschinell angespritzt oder aufgezogen.
Besonders für dünne Aufträge eignet sich das Aufziehen, aber auch bei normaler
Auftragsstärke von ca. 15 mm – einen ausreichend klebekräftigen Mörtel vorausgesetzt – hat das Aufziehen gegenüber dem Anwerfen keinerlei Nachteile [Röhlen/
Ziegert 2010], ist sauberer und spart Material. Für das Aufziehen eignen sich
besonders japanische Kellen, in allen Größen und Sonderausbildungen (Abb. 285).
Dicke Aufträge – bis 30 mm, z. B. für den Ausgleich von Unebenheiten im Altbau,
werden besser angeworfen oder in dünneren Lagen frisch in frisch aufgezogen
oder angespritzt. Mit etwas Erfahrung entwickelt man das Gefühl für den richtigen
Zeitpunkt einer neuen Auftragslage. Einlagige Kalkputze bis ca. 10 mm setzen einen
genügend ebenen und gleichmäßig saugenden Untergrund voraus, den besonders
ein Lehmputz bieten kann.
641
Lehm-Sand-Putz
Vom Kalkmörtel unterscheidet sich dieser Mörtel lediglich dadurch, dass hier das
Bindemittel Lehm ist. Er wird in der gleichen kellengerechten Steife verarbeitet. Dazu
wird der Lehm mit gerade so viel möglichst grobem Sand gemagert, dass nach dem
Trocknen keine Risse entstehen. Das Mischungsverhältnis wird durch eine Putzprobe
bestimmt. Gemischt wird in der Schlämmwanne, in einem Mörtelmischer oder einer
Verputzmaschine.
Abb. 277 Lehmputz (Feinfasern, Sand) in japanischem Teehaus (Akira Kusumi)
Abb. 278 Lehmputz (Feinfasern, Sand, ölhaltige
­Wiesenblüten) in japanischem Teehaus (Akira Kusumi)
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
171
Abb. 279
Naturfarbige Lehmputze (Claytec®)
Der Unterputz mit Grobsand kann zusätzlich mit 2 bis 3 cm lang gehäckseltem,
dünnem Stroh, Grobheu oder Spreu versetzt werden. Er wird etwa 15 mm dick kräftig
angeworfen oder – bei nicht zu großem Faseranteil – mit der Maschine aufgespritzt
(Abb. 295). In Innenräumen genügt es, diese Lage nach dem Anziehen zu glätten,
eventuell mit Feinsand-Lehmschlämme. Ein Oberputz wird mit feinerem Sand und
evtl. Feinfasern gemischt und nur dünn aufgetragen. Bei Decken wird zunächst ein
dünner Unterputz aufgebracht und nach dem Austrocknen die dickere zweite Lage.
Während die Vorbereitungen nach Kap. 621 der Putzhaftung auf dem Untergrund
dienen, kann sich bei Lehm-Sand-Mörteln zur Stabilisierung zusätzlich eine flächige
Armierung mit Gewebe empfehlen, z. B. bei unterschiedlichen oder weichen Untergründen oder wenn Bauteile Vibrationen ausgesetzt sind. Diese sollte etwa ein Drittel
unter der Oberfläche des gesamten Putzaufbaus liegen und wird z. B. in die Oberfläche des Unterputzes eingerieben (Abb. 281). Zu beachten ist, dass eine Gewebeeinlage aber auch trennend wirken kann, z. B. bei einer zu feinen Maschenweite.
Außen kann auf regengeschützten Flächen, z.B unter weiten Dachüberständen,
auch ein Oberputz aus Lehmmörtel genügen. Er wird auf den angenässten Untergrund aufgeworfen und abgerieben. In der Regel empfiehlt sich ein Oberputz aus
Kalkmörtel. Zu dessen Haftung wird der noch weiche Unterputz, hier möglichst
mit Häckselbeimischung, schräg von oben dicht gelöchert – mit den Fingern,
172
Bauen mit Leichtlehm
Lehmausgleichsputz
bei der Fachwerksanierung
(s. Projekt 15)
Abb. 280
Abb. 281 Gewebearmierung
(s. Projekt 9)
einem Holzrechen oder einem Nagelbrett. Der Kalkputz wird kräftig angeworfen
oder gespritzt und mit der Kelle geglättet. Der Lehm-Unterputz ist hier elastischer
Spannungsausgleich.
Nachbehandlung: Anstriche auf blanken Lehm- oder Lehmputzflächen wären vor
allem im Außenbereich nicht dauerhaft. Zur besseren Haftung streicht man eine
nicht zu dünnflüssige Kalkmörtelschlämme (Feinsand und Weißkalk 1:1) mit der
Quaste auf die noch feuchte oder angenässte Oberfläche und reibt sie anschließend
mit dem Brett gut ein. Es soll sich keine Schale bilden, der Lehm muss noch durchscheinen [DIN 1169 1947].
Kalkanstrich: Sumpfkalk oder auch Kalkhydrat wird mit viel Wasser zu Kalkmilch
angerührt und in mehreren Arbeitsgängen nass in nass aufgetragen. Dicke Anstriche
blättern ab, der erste darf daher nicht decken. Zusätze von Magermilch, Quark,
Molke, Kasein oder Leinöl können die Festigkeit erhöhen. Der Anstrich ist aber auch
ohne Zusätze dauerhaft und wischfest, wenn er dünn nass in nass gestrichen wird
und nicht zu schnell austrocknet. Am besten ist es, bei Regenwetter zu streichen –
nie in der Sonne! Der letzte Anstrich kann einen kleinen Zusatz von kalkechten
Erdfarben vertragen.
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
173
642
Faserlehmputz
Dieser Putz, auch als Häcksel-, Faser- oder Strohlehmputz bezeichnet, ist sehr
elastisch und wegen seiner geringen Wärmeableitung warm. Selbst ungestrichen
ist er auch außen gegen Auswaschungen recht unempfindlich – was an vielen noch
nicht sanierten Fachwerkhäusern zu beobachten ist. Als Innenputz wurde er auch
auf Massivlehmwänden verwendet, z. B. bei den Stampflehmhäusern in Weilburg und
Umgebung. Historische Lehmputze sind Faserlehmputze mit hohen Strohdichten
von bis zu 50 kg/m3, meist als Unterputze für dünnen Haarkalkoberputz eingesetzt,
der auf diesem Untergrund gut haftet [Volhard 2010 a]. Faserlehmmörtel wird bei
Leichtlehmmauerwerk als Leichtmauermörtel eingesetzt.
Faserlehmmörtel kann auch mit Lösslehm aufbereitet werden, der für reine Lehmsandputze viel zu mager wäre. Historische Stroh- und Häcksel-Lehmputze (Abb. 282)
zeigen, dass ein sehr hoher Faseranteil auch sehr mageren Lehm gut stabilisiert.
Die Strohfasern sind sehr fein und »gespleißt«, d. h. gespalten [Volhard 2010a]. Sie
verfilzen sich miteinander mit dem Effekt, dass man Probekörper tagelang in Wasser
stellen kann, ohne dass etwas abfällt (s. Kap. 824).
Als magernde und stabilisierende Faserstoffe werden für den Unterputz Strohhäcksel (2 bis 3 cm) und evtl. Grobsand oder auch langes und weiches Stroh (20 bis
40 cm) ohne Sand zugemischt. Um die sperrige Wirkung des Strohs zu vermindern,
lässt man die Mischung abgedeckt ziehen. Der Unterputz wird sehr nass ange­worfen
Abb. 282 Historischer balkenüberdeckender
­Strohlehmputz, Nordhessen
Abb. 283 Faserlehmunterputz (ohne Sand) und
­farbiger Faserlehm-Feinputz
174
Bauen mit Leichtlehm
Auftrag von Faserkalkputz mit der Japankelle auf gut
angefeuchteten Lehmunterputz
(Akira Kusumi)
Abb. 284
642-03
Abb. 285 Japanisches
­Putzerwerkzeug, Japankellen
und Putzbrett
a)
a)
b)
b)
c)
c)
a) Unterputzkelle ARA-GOTE
a)
nterputzkelle
z.B.U240
x 80—95mm
b) Feinputzkelle SHIAGE-GOTE
ARA-GOTE
z.B. 180 x 50—55mm
c) Kelle
z. im
B.Schnitt
240 × 80—95 mm
d) Putzbrett ca. 45 x 30 cm
d)
d)
b) Feinputzkelle
SHIAGE-GOTE
z. B. 180 × 50—55 mm
c) Kelle im Schnitt
d) Putzbrett
ca. 45 × 30 cm
bzw. aufgetragen und auf 2 bis 5 cm Dicke verstrichen oder in einer dünneren,
ca. 5 mm starken Schicht mit dem Brett bzw. einer kleinen Japankelle fest aufgezogen. Auf den getrockneten Unterputz – Risse schaden nicht, im Gegenteil – wird der
Oberputz, dem man feinere Fasern wie Grannen, Spreu, Stroh- oder Heuhäcksel und
evtl. Feinsand zumischt, dünn (5 mm) aufgezogen und verrieben. Nachbehandlung
wie oben.
Leichtlehmunterputz
Der Unterputz kann auch wie normaler Strohleichtlehm mit ungeschnittenem
weichen Ballenstroh (z. B. Gerste) aufbereitet werden. Die Mischung wird auf
ca. 1000 kg/m3 Trockendichte eingestellt, lässt sich anwerfen oder aufziehen und
anschließend, wie im Kapitel freier Auftrag beschrieben, mit dem Brett glätten.
Durch die Armierung mit langen Fasern entfallen Putzgewebe, auch über Holzteilen
und unhomogenen Untergründen. Der Putz kann in einem Arbeitsgang 5–50 mm
dick aufgetragen werden, dabei werden Löcher gefüllt und Unebenheiten ausge­
glichen. Die Oberfläche erhält einen Lehm- oder dünnen Kalkputz, für den sie vorher
aufgeraut wird (Abb. 286).
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
175
Kalkfeinputz
Der Oberputz (ebenfalls 5 mm) kann auch mit Kalkmörtel, den man ebenso mit
feinen Fasern und gröberem Sand bis 4 mm mischt, ausgeführt werden. Solch dünne
Kalkputze haben sich auch als dauerhafte Außenputze bewährt. Hierzu wird zur besseren Haftung der frische Unterputz mit einem harten Besen waagerecht aufgeraut
oder mit der Kelle kreuzweise leicht geritzt. Traditionell diente dazu der Kammstrich.
Dadurch wird das Stroh aus der Lehmoberfläche gerissen und verzahnt sich mit der
Kalkputzschicht. Vor dem Auftrag den Untergrund gut vorzunässen bewirkt, dass
sich auch die Haare des Kalkputzes mit der weichen Lehmoberfläche verbinden.
Strohleichtlehmputz
auf Altputzflächen, ca. 10 mm, mit
Holzbrett geglättet
Abb. 286
Einlagiger Haar­
kalkmörtel (10 mm) auf gut
angenässtem und aufgerautem
Faserlehm­untergrund.
Abb. 287
Abb. 288 Dicht gelöcherte
­Faserlehmoberfläche
(Lehmbau Breidenbach)
Abb. 289
Kammstrich
Historischer Kammstrich, Kalkfeinputz 5 mm, farbig
getüncht
Abb. 290
176
Bauen mit Leichtlehm
Haarkalkputz
Faserlehm
Abb. 291
Gute Kalkputzhaftung durch wechselseitige Verzahnung der Fasern [Volhard 2010 a]
Alternativ mit ähnlichem Effekt kann – in Japan üblich – auf den trockenen
Unterputz nach erneutem Anfeuchten zunächst eine ca. 4 mm starke Lage aus einem
Faserlehmmörtel mit Sandzumischung fest aufgezogen werden, auf den sehr bald
frisch in frisch der ca. 10 mm dünne Faserkalkputz aufgezogen wird.
643
Zwei überlieferte Rezepte
Lehm-Dung-Häcksel-Putz (innen und an geschützten Außenseiten)
Der aufbereitete sandfreie Lehm wird mit etwa der gleichen Menge Kuhdung – möglichst frisch von der Wiese – und Strohhäcksel gut gemischt und, je nach Untergrund,
ein- oder zweilagig mit der Hand oder mit dem Brett aufgestrichen. Nach Möglichkeit
wird der Lehm vorher nicht mit Wasser, sondern mit Pferdeurin oder auch Kuhjauche
angemacht. Als Ersatz kann man stattdessen Kochsalz zugeben. Die im Dung ent­hal­­
tenen feinen, verdauten Pflanzenfasern und die Magensäure machen den Putz ge­­
schmeidig und reißfest. Der Geruch verschwindet spätestens nach dem Anstrich. Dieser Putz ist sehr ergiebig: Man rechnet 5 bis 10 l Mörtel pro m2 (s. Projekte 16 und 17).
Traditionelle Weiterbehandlung: Der erste Anstrich besteht aus einer dünnflüssigen Mischung aus verdünntem Putz und Sumpfkalkmilch auf feuchtem Untergrund.
Der zweite und eventuell dritte Anstrich erfolgt wiederum dünn und nass in nass mit
reiner Kalkmilch.
Lehm-Kalk-Jauche-Putz (innen und außen) (Angaben nach van Kessel u. Vanros
[Dilthey 1982], [Vanros 1981])
Die Verbindung von Jauche und Kalk bewirkt in diesem Gemisch eine nässe- und
feuchteunempfindliche Härtung der Oberfläche. Diese wirkt hellglänzend wie lackiert
und muss außen nicht unbedingt gestrichen werden. Man rechnet etwa einen Eimer
Weißkalkpulver auf eine Schubkarre Lehm. Lehm und Kalk werden mit Pferdejauche
ein bis zwei Tage abgedeckt eingesumpft oder mit Trog- oder Zwangsmischer in
folgender Reihenfolge eingerührt: Lehm, Kalk, Häcksel, Jauche. Der breiige Mörtel
muss mit so viel Häcksel oder auch Kuhdung gemagert sein, dass nach dem Trocknen vor allem im Außenbereich keine Risse entstehen.
Auch dieser Lehmputz soll langsam trocknen. Jauche und Kalk bilden während der
ersten Trocknungstage eine kristalline Schicht, die nicht berührt werden darf. Diese
Technik ist im Freilichtmuseum Bokrijk bei Genk, Belgien, zu studieren (Abb. 292).
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
177
Abb. 292
644
Lehmputz, Freilichtmuseum Bokrijk
Anstrich und Tapeten auf Lehmputz
Lehmmörtel lassen sich wie Kalk- oder Kalkgipsmörtel abreiben. Voraussetzung
für eine genügende Haftung von Anstrichen und Tapeten auf Lehmputzen ist eine
fachgerechte Aufbereitung des Mörtels aus nicht zu magerem Lehm. Zur Verbesserung der Haftung wird eine feine nicht zu flüssige Schlämme aus feinem Sand und
Weißkalk eingerieben. Auf derartiger Grundierung können beliebige Anstriche aufgetragen werden, vorzugsweise Kalk-, Kalkkasein- oder Mineralfarben. Der Kleister
für das Kleben von Tapeten sollte ebenfalls nicht zu dünnflüssig sein, damit er den
Lehmputz nicht löst. Vor dem Aufkleben muss die Wand von losen Sandkörnern mit
einem Haarbesen gereinigt werden [vgl. DIN 1169 1947].
645
Fertigmörtel
Lehm-Fertigmörtel erleichtern die Arbeit erheblich. Die schwierige Aufbereitung des
für Putzmörtel möglichst bindekräftigen Lehms entfällt. Die Fertigmischungen mit
Sand, Stroh oder anderen Faserstoffen sind nur noch mit Wasser aufzubereiten, in
normalen Mörtelmischern oder Putzmaschinen. Lehmmörtel kann erdfeucht per LKW
geliefert werden, er muss weder getrocknet noch verpackt werden.
Dies ist ein großer praktischer und ökonomischer Vorteil gegenüber gebrannten
und abbindenden Bindemitteln wie Zement, Kalk oder Gips, die durch Feuchtekontakt bei Lagerung oder Transport unbrauchbar werden. Lehmmörtel als Sackware –
bedingt durch Trocknungs- und Verpackungsaufwand etwas höher im Preis – kommt
für kleine Flächen und Reparaturarbeiten in Frage. Angebrochene Säcke bleiben
178
Bauen mit Leichtlehm
Kalkanstrich auf Lehmfeinputz (Claytec®)
Abb. 293
immer verwendbar. Fertigmörtel gibt es als Mauermörtel, Leichtmauermörtel, Unterputzmörtel, Ober- und Feinputzmörtel. Manche Mörtel sind universal als Mauer- und
Putzmörtel einsetzbar. Für dünne Beschichtungen gibt es Spachtelputz und Farbputz,
für noch dünnere Anstriche gibt es Lehmanstrich oder Lehmfarbe. Dünnbeschichtungen und Anstriche enthalten immer zusätzliches Bindemittel, meist Zellulose. Auch
Kalkmörtel gibt es als Fertigmörtel, ebenfalls in vielfältiger Farbigkeit.
Für Lehm-Putzmörtel gelten die Lehmbau Regeln, die für die Herstellung einen
nicht zu mageren Lehm vorschreiben. Nach der früheren DIN 1169 darf für Lehm­
mörtel ausdrücklich kein Lösslehm verwendet werden, »der zu mager und zu fein­
sandig ist und daher für die Mörtelbereitung ungeeignet ist« [DIN 1169 1947]. Dennoch
sind manche heute angebotenen Produkte sehr weich, sanden ab und sind wenig
abrieb- und stoßfest, weil zu magerer Lehm, meist Lösslehm, oder trocken feingemahlene Grubenlehme verwendet werden und mit zu feinem Sand ohne abgestufte
Körnung gemagert wird. Auf stabilisierende Faserstoffe wird verzichtet, um Silo- und
Maschinengängigkeit zu ermöglichen [Volhard 2010 c]. Da strohhaltige Putze bei zu
langsamer Trocknung vorübergehend Schimmel ansetzen können, will man einem
(vermuteten) Verbraucherwunsch nach keimfreien Produkten – ohne organische
Bestandteile – entsprechen. Allerdings können bei ungünstigen Trocknungsbedingungen alle Baustoffe schimmeln, faserfreie Lehmputze genauso wie Gipsputze, auf
denen weißer Schimmel nur weniger auffällt [Röhlen/Ziegert 2010] [Grün 2010].
Die mäßige Gebrauchsqualität von weichen, absandenden Lehmputzoberflächen
wird oft in übersteigerter Erwartung eines verbesserten Raumklimas (s. Kap. 823)
toleriert. Aber auch fachgerecht hergestellte, wisch- und abriebfeste Lehmputzoberflächen bleiben gegenüber Kalk- oder Kalkgipsputzen relativ weich und stoßempfindlich. Beschädigten Putz kann man zwar leicht reparieren, aber es dürfte für die meisEinzelheiten bei Roh- und Ausbau
179
Verarbeitung
von L­ ehmfertigmörtel mit der
­Putzmaschine (Claytec®)
Abb. 294
Abb. 295
Aufspritzen
ten Anwendungsbereiche zweckmäßig sein, (gut faserarmierten) Lehmmörtel nur für
den Unterputz zu verwenden und diesen mit einem dünnen Feinputz aus Kalk oder
Kalkgips schützend und als zuverlässigen Anstrichuntergrund zu überziehen – bei
ebenfalls sehr guten raumklimatischen und feuchteausgleichenden Eigen­schaften.
646
Anforderungen an Lehm-Putzmörtel
Eigenschaften des Mörtels
Allgemein soll Lehmmörtel nur so weit abgemagert sein, dass der trockene Putz
keine Risse zeigt. Bei Unterputz schaden Risse nicht, soweit die Putzschicht noch
flächig ausreichend anhaftet und nicht schüsselt. Mit zunehmendem Sandgehalt
fallen Bindekraft und Druckfestigkeit von Lehmmörtel stark ab. Zu magerer Lehm
ist daher für die Herstellung von Lehm-Sand-Mörtel ungeeignet und darf hierzu nicht
verwendet werden. Zu mageren Lehm mit Ton anzureichern empfiehlt sich nicht
[DIN 1169 1947].
Lehmmörtel sollen je nach Verwendungszweck und Beanspruchung bestimmte
Eigenschaften aufweisen. Im Wesentlichen sind dies die Druckfestigkeit, die
Trockenrohdichte und das Schwindmaß. Diese drei Werte muss der Hersteller eines
Mörtelproduktes prüfen und angeben [Lehmbau Regeln 2009]. Ebenso muss er den
Verwendungszweck angeben und den Baustoff entsprechend bezeichnen. Bei Bau180
Bauen mit Leichtlehm
Fensterleibungen
verputzt (Projekt 5)
Abb. 296
stellenmörtel, der aus Lehm und Zuschlägen vor Ort gemischt wird, kann die Eignung
am Bauteil geprüft werden.
Die Druckfestigkeit wird an Prüfprismen nach entsprechenden Mörtelnormen
ermittelt, wobei die Konsistenz der Verarbeitung definiert sein muss. Die Rohdichte
des Festmörtels wird mit 10 × 10 × 10 cm Probewürfeln (oder Prismen aus der
Druckfestigkeitsprüfung) ermittelt und gerundet auf 100kg/m3 angegeben. Das
Schwindmaß wird anhand von länglichen, in einer Form (160 × 40 × 40 mm) hergestellten Probekörpern festgestellt, ebenfalls mit einem Mörtel definierter Konsistenz,
nach [Lehmbau Regeln 2009] mit einem Ausbreitmaß von 140 mm in Anlehnung an
[DIN EN 1015-11 2007]. Begriffe, Anforderungen, Prüfverfahren von Lehmmörteln sind
in den neuen DIN Normen 18946 and 18947 geregelt (siehe 732 Normen).
Eigenschaften des Putzes
Putz erhält seine endgültigen Eigenschaften erst nach Erhärtung am Baukörper.
Entsprechend seiner Beanspruchung und seinem Verwendungszweck ist festzulegen,
welchen Anforderungen er zu genügen hat.
Allgemein muss ein Putz flächig gut auf dem Untergrund haften und die einzelnen
Lagen untereinander. Die Festigkeit ist dem jeweiligen Putzgrund und der Anwendung anzupassen. Nach [Lehmbau Regeln] soll Lehmputz eine Mindestdruckfestigkeit von 1,5 N/mm2 haben. Sichtbare und beanspruchte Lehmputzoberflächen
sollten ausreichend wisch- und abriebfest sein. Dies kann mit der Hand beurteilt
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
181
650-01
a) Leibung geputzt,
Putzträgerplatte
b) Leibungsbrett mit
Fensteranschlag
c) Holzfutter mit
Bekleidung
d) Leibung außen
und innen verputzt
a)
Abb. 297
Fensteranschlüsse
werden. Der bekannte Test mit einer drehend angepressten Bürste ist dazu weniger
geeignet, weil dadurch ein Abrieb unabhängig von der Beschaffenheit der Oberfläche
erzeugt wird. Der Test wurde auch nicht dafür entwickelt [Minke 1994].
Die Haftung von Lehmputzlagen untereinander dürfte selten ein Problem sein.
Dagegen hängt die Haftung auf dem Untergrund vor allem von dessen Art, entsprechenden Vorbereitungen und der Verarbeitung des Mörtels ab (s. Kap. 621), erst in
zweiter Linie von seiner Zusammensetzung. Die Haftfestigkeit eines Lehmmörtels
einheitlich zu bestimmen, z. B. mit der für mineralische Mörtel entwickelten Haftfestigkeitsprüfung nach [DIN EN 1015-12 2000], erscheint deshalb wenig aussagekräftig.
Die Haftung von Lehmmörteln beruht auf elektrischen Anziehungskräften, die von
mineralischen Mörteln (Kalk, Gips etc.) aber auf chemischer Verbindung (abgesehen
von der Rauheit und Vorbereitung des Untergrundes). Ein für den Versuch zu definierender Untergrund, z. B. Betonplatten, schränkt die Übertragbarkeit der Ergebnisse
auf andere, vor allem Lehmuntergründe vollends ein.
650
Fenster und Türen
Fenster und Türen werden im getrockneten Rohbau an der Holzkonstruktion befestigt (Abb. 297). Gehobelte Bohlen oder Sperrholz können vor dem Einbringen des
Leichtlehms als verlorene Schalung eingebaut werden und später als Futter sichtbar
182
Bauen mit Leichtlehm
a) Dielenboden auf Trittschalldämmstreifen,
trockene Auffüllung
c) Bodenbelag auf Unterboden/
Trockenestrich, Trittschalldämmung,
Leichtlehmsteine
Abb. 298
b) Einfacher Dielenboden
d) Naßraum (Fliesen in Dünnbett)
Wandabdichtung auf Putz
oder Feuchtraumplatte,
Bodenabdichtung
auf schwimmendem Estrich,
Dichtungsband in Ecken
Fußböden
bleiben (s. Abb. 113). Vorübergehendes Werfen beim feuchten Einbau des Leichtlehms kann durch rückseitige Schlitze oder aufgeschraubte Querleisten gemindert
werden.
Leibungen aus Kanthölzern und Gleitlehren werden mit Putzträgern versehen und
verputzt oder sie erhalten ein Futter aus Holz. Fenster liegen im Holzbau nach Möglichkeit außen, um kritische Sohlbankanschlüsse zu vermeiden. Bei Verbund- und
Kastenfenstern ist eine Kondenswasserrinne im Fensterbrett vorzusehen.
660
Fußböden
Dielenboden wird zur besseren Schalldämmung auf Lagerhölzern und Dämmstreifen
verlegt. Die Hohlräume werden zur Dämpfung von Gehgeräuschen mit trockenem
Sand, Lehm oder Dämmschüttungen, z. B. Sägespänen, ausgefüllt. Als einfache
Ausführung können die Bretter auch direkt auf den trockenen Leichtlehm aufgelegt
werden. Der Leichtlehm wird dazu über die Deckenbalken mit Lehm- oder Häcksel­
mörtel abgezogen. Sockelleisten werden an Holzkonstruktion und Gleitlehren
genagelt. Werden diese verputzt, schlägt man vorher zur Befestigung ein Brett in
Putzstärke an (Abb. 298).
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
183
Andere Bodenbeläge wie Parkett, Fliesen, Linoleum oder Teppich können wie
üblich auf elastisch aufliegenden Unterböden – Spanplatten, Estrich, Trockenestrich –
verlegt werden (Abb. 298 c). Inwieweit sich auch (evtl. faserbewehrte) Lehm-Estriche
hierfür eignen, ist bisher nicht erprobt. Vorstellbar sind auch Fließestriche mit
geringem Wasseranteil durch Einsatz von Verflüssigungsmitteln (terre coulée)
(s. Kap. 318).
In Nassräumen (Bad) wird die Holzbalkendecke vor Feuchtigkeit durch eine an der
Wand hochgezogene Sperrschicht geschützt. Die Abdichtung liegt entweder unter
dem Mörtelbett/Estrich auf Holzschalung und evtl. Trittschalldämmung auf oder ist
als Streichisolierung auf dem Estrich mit beweglichen Wandanschlüssen ausgeführt
(Abb. 298 d).
670
Wandbekleidungen innen
671
Holzverkleidung
Verkleidungen lassen sich gut an der Holzkonstruktion befestigen. In Feuchträumen
sollten sie hinterlüftet sein und die Leichtlehmoberfläche mit Lehm oder Kalk
verputzt sein. In trockenen Räumen reicht ein Ausstreichen mit Lehm. Bei Außenwänden ist auf die Luftdichtigkeit zu achten (s. Kap. 850).
672
Fliesen
Dichte Wandbeläge sollte man auf die Spritzwasserbereiche beschränken, da sie
den Feuchteaustausch der Wand behindern. Wandfliesen werden auf ausgehärteten
Zement- oder Trasskalkmörtelspritzbewurf im Mörtelbett gesetzt oder im Dünnbett
auf Putz geklebt. Der Putzuntergrund sollte im Holzbau bewehrt sein, da Fliesen
empfindlich auf Bewegungen des Untergrundes reagieren. Möglich ist auch das
Ansetzen oder Anschrauben von Gips- oder Gipsfaserplatten. Im Nassbereich ist es
empfehlenswert, die Fliesen auf eine vorgemauerte Schale aus feuchteunempfind­
lichen Steinen oder auf eine Trockenbauwand aus Feuchtraumplatten zu setzen.
Die Installationen können so vor der Holzkonstruktion geführt und die Armaturen gut
befestigt werden. Lehmputz als Untergrund für Fliesen ist nur bedingt geeignet, in
Spritzwasserbereichen auf keinen Fall.
Die Abdichtung des Untergrundes wird hier wie üblich z. B. als Streichisolierung
ausgeführt, sie muss an Ecken- und Bodenanschlüssen beweglich mit Dichtungsbändern verbunden sein (Abb. 298 d).
184
Bauen mit Leichtlehm
682-01
Schrauben in
Holzleichtlehm
Elt. Dose
Befestigungsbrett oder
-bohle für schwere
Gegenstände
Dübel
Dübelklotz
Abb. 299
Injektionsanker
Befestigungen
Vorwandinstallation im
Sanitärbereich (Projekt 15)
Abb. 300
Einzelheiten bei Roh- und Ausbau
185
680
Installationen und Befestigungen
681
Wasserinstallation
Kaltwasserrohre, unter Putz verlegt, können beschlagen und die Wand durchfeuchten. Man sollte deshalb wärmegedämmte Rohre verwenden und auch die Verbindungen entsprechend behandeln. Die Leitungen werden am besten in Installationsschächten verlegt, möglichst nicht in Außenwänden. Unterputzleitungen kann man
auch vor dem Einbau des Leichtlehms verlegen, damit entfällt das Schlitzen. Auch
auf Putz verlegte Leitungen sind eine Alternative und dürfen auch einmal undicht
werden, ohne größeren Schaden anzurichten.
682
Leitungsschlitze und Befestigungen
Leichtlehm lässt sich gut mit scharfem Holzwerkzeug bearbeiten. Leitungsschlitze
werden gesägt, gefräst oder mit dem Beil bzw. Messer geschnitten. Für größere
Aussparungen oder Schlitze z. B. für Abwasserrohre kann man vorher entsprechende Kanthölzer in die Schalung klemmen. Unterputzdosenlöcher sägt man mit
Stich- oder Lochsäge oder stemmt sie mit einem Stechbeitel. Meißel sind nur für
mineralischen Leichtlehm geeignet. Dosen werden eingegipst, Kabel punktweise
ebenfalls oder mit Nagelschellen an die Holzkonstruktion geheftet. Dichter Leichtlehm (über 900 kg/m3) ist nagelbar und dübelfest. Die früher üblichen eingegipsten
Hartholzklötze halten auch in Wänden mit geringem Lehmanteil. Injektionsdübel sind
auch für Leichtlehm gut geeignet. In Holzleichtlehm kann man direkt ohne Dübel
hineinschrauben. Schwere Hängeschränke, Waschbecken usw. werden besser an die
Holzkonstruktion geschraubt. Zusätzliche Befestigungsbohlen in gewünschter Höhe
können vorher in die Holzkonstruktion eingebaut werden.
186
Bauen mit Leichtlehm
700 Planung und Kosten
710
Bauzeit
Das Holzskelett sollte schon im Frühjahr gerichtet und das Dach, einschließlich
Regenrinnen, gedeckt werden. Solange die Wände noch nicht geschlossen sind, ist
zur Vermeidung von Sturmschäden nach Möglichkeit eine Dachschalung vorzusehen,
damit untergreifender Wind die Dachhaut nicht abhebt. Alle weiteren Arbeiten sind
nun witterungsunabhängig und ohne Unterbrechungen durchführbar. Seitlicher Wetterschutz ist, zumindest bei Strohleichtlehm, während der Bauzeit nicht notwendig,
da das Stroh Auswaschungen der Oberfläche verhindert. Schlagregenseiten sollte
man aber vor erneuter Durchfeuchtung schützen.
Beim feuchten Einbau des Leichtlehms muss durch möglichst frühe Bauzeit, bis
spätestens Ende August, dafür gesorgt werden, dass der Rohbau bis zum Herbst
weitgehend trocken und verputzbar ist. Außenwände aus Strohleichtlehm, 30 cm
dick, trocknen im Sommer witterungsabhängig in etwa zwei Monaten, u. U. länger,
Holzleichtlehm etwas schneller. Nicht ausreichend belüftete und einseitig abgeschlossene Wände und Decken brauchen länger. Man sollte mit den ungünstig
gelegenen (Innen-) Bauteilen beginnen und zuletzt die Sonnenseiten schließen. Die
Trockenzeit muss den Bauablauf nicht behindern und kann für nachfolgende Arbeiten,
z. B. die haustechnischen Installationen, genutzt werden. Alle feucht eingebauten
Lehmbauteile, auch Putze, müssen möglichst rasch trocknen können. Bleiben sie zu
lange feucht, können organische Bestandteile verrotten und angrenzendes Holz faulen, Oberflächen können schimmeln (s. Kap. 827). Mit guter Durchlüftung sorgt man
dafür, dass trocknende Aussenluft an allen inneren Bauteiloberfächen entlangstreichen kann. Wenn dies nicht ausreicht, sollte man Bautrocknungsgeräte einsetzen,
die gerade in der kalten Jahreszeit – bei sehr niedriger absoluter Luftfeuchte – sehr
wirksam arbeiten. Es empfiehlt sich, die Trocknung regelmäßig zu überwachen, z. B.
mit einem Trocknungsprotokoll [Lehmbau Regeln 2009].
Trockene Steine und Platten werden ganzjährig verarbeitet, bei Frostgefahr mit
hydraulischem Mörtel. Eine Kombination von feuchtem und trockenem Einbau kann
sinnvoll sein, z. B. schnell trocknende Außenwände im feuchten Einbau im Frühjahr,
710-01 CAD
Innenwände und Decken mit Steinen und Platten in den übrigen Jahreszeiten.
Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.
Fundamente, Holzskelett, Dachdeckung
Feuchter Einbau im Stampfverfahren *
Stein- und Plattenherstellung *
Trockener Einbau von Steinen und Platten
* bei künstlicher Trocknung ganzjährige Verarbeitung
Abb. 301
Bauzeit
Planung und Kosten
187
720
Kosten und Arbeitsaufwand
Die einfache Leichtlehmtechnik ist nach einer fachgerechten Anleitung für die handwerkliche Ausführung in Selbsthilfe besonders gut geeignet, wobei im Vergleich zu
anderen Bauweisen der Materialkostenanteil wesentlich reduziert werden kann. Die
wenigen einfachen Werkzeuge sind meist vorhanden oder auszuleihen. Die leichte
Schalung kann aus üblichem Schalwerkzeug zusammengesetzt werden. Eine stabile
»Spezialschalung« wie z. B. beim Lehmstampfbau ist nicht erforderlich.
Durch Rationalisierung, Einsatz von Baumaschinen, Vorfertigung und Fertigprodukten muss Bauen mit Leichtlehm auch in professioneller Ausführung nicht teurer
sein. Die Technik hat sich innerhalb kurzer Zeit weit entwickelt. Besonders das
Angebot vorgefertigter Lehmbaustoffe wird weiter zunehmen und wegen relativ
geringer Rohstoff- und Energiekosten preisgünstige und wettbewerbsfähige Produkte
ermöglichen. Je größer der Umfang der Arbeiten, bei Ausnutzung der vielseitigen
Verwendbarkeit des Leichtlehms, desto mehr machen sich auch Kosteneinsparungen
bemerkbar. Fast alle Rohbauteile über dem Sockel können mit demselben Baustoff
und in ähnlicher Technik ausgefacht werden. Daher gibt es auch keine Materialreste
und keinen Verschnitt – »Abfall« ist weiterverwendbar.
Da Leichtlehm immer als nichttragende Wand- und Deckenausfachung eines Holzskelettes eingesetzt ist, müssen die Kosten mit üblichen Ausfachungen im Holzbau
verglichen werden. Abgesehen von den vielen Qualitäten, die eine Lehmausfachung
gegenüber einer leichten Ausfachung mit Dämmstoffen in sich vereinigt (s. Kap. 810),
kann der Bauholzbedarf hier wesentlich geringer sein, da Leichtlehm sich in größeren Gefachen selbst trägt. Für die im Leichtlehm eingebetteten Staken, Bewehrungen kann auch Schwachholz, für die Stützen geschältes Rundholz verwendet werden.
Wände aus Leichtlehmmauerwerk kommen mit wenigen lastabtragenden Stützen
aus.
721
Arbeitsaufwand
Beim feuchten Einbau ist der tatsächliche Arbeitsaufwand natürlich von einer
Vielzahl von Faktoren abhängig, die bei jeder Baustelle verschieden sind. Bisher
gewonnene Erfahrungswerte sind insofern nicht immer vergleichbar. Die Wahl des
Zuschlags – Stroh, Holzhackschnitzel oder mineralisch – dürfte eine untergeordnete
Rolle gegenüber Erfahrung, Geräteausstattung und Baustellenorganisation spielen.
Für Unternehmen kommt Leichtlehm hauptsächlich mit maschinenverarbeitbaren
Zuschlägen in Frage, z. B. Holzleichtlehm. Für den Bauherrn, der sein Haus selbst
baut, ist die Wahl des Zuschlags eher eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Fasst man bisherige Angaben zusammen, ergeben sich für 30 cm dicke Leichtlehm­
außenwände im feuchten Einbau unter optimalen Bedingungen mit Baumaschinen
für Herstellen der Mischung, Schalen und Einbauen Leistungswerte von 2 bis 3
Stunden pro Quadratmeter (7–10 Std/m3), unabhängig vom Zuschlag. Dies ist für
eine Bauweise, bei der der Baustoff auf der Baustelle unmittelbar aus den Rohstoffen
188
Bauen mit Leichtlehm
Baustoff, Rohdichteklasse (kg/dm3)
Baulehm:
Baulehm gebrochen, erdfeucht
Baulehm gemahlen
Baulehm gebrochen, getrocknet
Tonmehl
Zuschläge:
Stroh
Holzhackschnitzel
Hanfscheben
Strohhäcksel 30 mm
Strohhäcksel 8 mm
Bims
Blähton
Fertigmischungen:
Leichtlehmschüttung (1,2) trocken
Leichtlehmschüttung (0,5) erdfeucht
Strohlehm (1,2/1,4) erdfeucht
Strohleichtlehm (0,6/0,8) erdfeucht
Holzleichtlehm (0,6/0,8) erdfeucht
Bimsleichtlehm (0,9) erdfeucht
Blähtonleichtlehm (0,9) erdfeucht
Lehmmörtel und -putze:
Lehm-Mauermörtel (1,8) erdfeucht
Lehm-Leichtmauermörtel (1,2) erdfeucht
Lehmputz mineralisch, erdfeucht/trocken
Lehm-Unterputz mit Fasern, erdfeucht/trocken
Lehm-Oberputz erdfeucht/trocken
Lehm-Feinputz
Farbiger Lehmputz
Haarkalk-Grundputz
Kalk-Grundputz
Kalkfeinputz, 3 mm Auftrag
Kalk-Fertigmörtel
Gips-, Kalkgips-Fertigmörtel
Kalkglätte, 1 mm Auftrag
Abb. 303
­Lehmbauprodukte:
Baulehm, Zuschlagstoffe,
­Mischungen, Mörtel und Putze
Abb. 302
Lieferform
Big Bag
Big Bag
Big Bag
Sack
Ballen
Big Bag
Sack
Big Bag
Big Bag
lose
Big Bag
Big Bag
Big Bag
Big Bag
Big Bag
Big Bag
Big Bag
Big Bag
Big Bag
Big Bag
Big Bag/Sack
Big Bag/Sack
Big Bag/Sack
Sack
Big Bag/Sack/Eimer
Sack
Sack
Sack
Sack
Sack
Sack
Lehmbauprodukte: Lehmsteine und -platten
Steinart
Steine:
Lehmstein stranggepresst (Grünling)
Lehmstein stranggepresst (Grünling)
Lehmstein stranggepresst (Grünling)
Lehmstein stranggepresst (Grünling)
Lehmstein
Leichtlehmstein
Leichtlehmstein
Leichtlehmstein
Leichtlehmstein
Leichtlehmstein
Leichtlehmstein
Platten:
Leichtlehmplatte
Leichtlehmplatte
Faserlehmplatte
Faserlehmplatte
Faserlehmplatte
Lehmplatte stranggepresst
Lehmplatte stranggepresst
Lehmplatte stranggepresst
Anwen­dungsklasse
AK
kg/dm3
II
II
II
II
I
I
I
I
I
1,9
1,9
1,6
1,3
1,8
1,2
0,7
0,7
0,7
0,5
0,5
0,7
0,7
1,4
1,4
1,4
1,9
1,5
1,4
Maße (mm)
DF
NF
2DF
3DF
NF
NF
NF
2DF
3DF
8DF
12DF
Bedarf
l
b
h
Stück/m3 Mauerwerk
240
240
240
240
240
240
240
240
240
490
490
115
115
115
175
115
115
115
115
175
240
240
52
71
115
115
71
71
71
115
115
115
175
1500
1500
1000
1000
1200
1250
1250
1250
625
625
625
625
250
245
245
245
25
20
16
25
12,5
20
30
60
550
412
275
185
412
412
412
275
185
69
46
Stück/m2
1,1
1,1
1,6
1,6
3,3
3,3
3,3
3,3
Planung und Kosten
189
hergestellt wird, schnell. Holz- und mineralischer Leichtlehm sind etwas zeitsparender zu verarbeiten als Strohleichtlehm – die Kosten für die Zuschläge (vor allem
mineralische) und evtl. höherer Aufwand für Schalung/verlorene Schalung sind aber
mit zu berücksichtigen. Diese Werte entsprechen ziemlich genau frühen Kalkulations­
werten der Industriegewerkschaft Bau von 1949 (Abb. 304). Nach diesen Angaben
erforderte der Leichtlehmbau damals im Vergleich zu den anderen Lehmbauweisen
– Lehmstampfbau, Lehmquaderbau, Lehmsteinbau – unter gleichen Bedingungen den
geringsten Arbeitsaufwand. In neueren Verfahren mit Zwangs- und Tonnenmischer
läßt sich Strohleichtlehmmasse in 1,5 Std/m3 verdichtete Wand, d. h. in weniger der
Hälfte der Zeit aufbereiten (s. Kap. 333).
Heute kann man aufbereiteten Lieferleichtlehm, Mörtel, Steine und Platten beziehen, die nicht nur leichter, schneller, sauberer zu verarbeiten sind, sondern auch
die Baustelleneinrichtung, Planung und Organisation vereinfachen. Für Mauerwerk
sind z. Zt. nur relativ kleinformatige Steine lieferbar, die etwas mehr Maurerarbeit
bedeuten, dafür angenehmer zu verarbeiten sind.
Für die eigene Zeit- und Kostenplanung sollte man die notwendige Einarbeitung
berücksichtigen, wenn die Beteiligten unerfahren sind. Bei der Altbausanierung ist zu
beachten, dass die Arbeiten am kleinteiligen Fachwerk einen Mehraufwand bedeuten.
722
Tipps zum rationellen Arbeiten
Allgemein sind folgende Punkte Voraussetzung für einen zügigen Arbeitsrhythmus:
−− Die Wahl einer einfachen, auf die Ausführungstechnik abgestimmten Konstruktion.
−− Beginn der Lehmarbeiten erst, nachdem alle Vorarbeiten – Gleitlehren, Stakung –
abgeschlossen sind.
−− Bei großem Arbeitsumfang Einsatz einer leicht und schnell umsetzbaren Schalung.
−− Vorräte von gemischtem Leichtlehm anlegen und ziehen lassen. Das ist ungewohnt, aber Leichtlehm bindet nicht chemisch ab. Die Stampfarbeit ist damit
leichter und zeitlich unabhängig von der Mischarbeit.
−− Lange und fest zu stampfen ist (auch) bei Strohleichtlehm nicht erforderlich
(s. Kap. 416).
723
Professionelle Ausführung
Die Vielzahl von Firmengründungen der letzten Jahre zeigt, dass eine zunehmende
Nachfrage nach Lehmarbeiten auch mit professioneller Arbeit beantwortet werden
kann. Wenn Firmen Fertigprodukte und Lieferleichtlehm – auch anderer Hersteller –
verwenden, ist die Maschinen- und Geräteausstattung vergleichbar der eines normalen Bauunternehmens. Insofern ist eine Spezialisierung auf Lehmarbeiten nicht
unbedingt erforderlich. Spezielle Maschinen – z. B. Zwangsmischer oder Rührwerke
zur Aufbereitung von Lehm jeder Bindekraft und Konsistenz – werden nur gebraucht,
wenn der Lehmbaustoff für den feuchten Einbau selbst hergestellt wird.
190
Bauen mit Leichtlehm
Aufbereitung
m3
Leichtlehmmasse zur Verarbeitung aufbereiten, je nach Bindekraft des Lehms
g/cm2
Bindekraft
Zuschlagsfaktor
60–120
mager
0,9
120–200
fast fett
1,0
200–300
fett
1,2
300–400
sehr fett
1,3
über 400
1,5
Lehmbauteile
m3
Leichtlehmständerbau, Dicke 20–30 cm
im Erdgeschoss
im 1. Geschoss
im 2. Geschoss
m2
Leichtlehmstampfdecke
Ortsfeste Decke zwischen den Balken aus Leichtlehm herstellen, einschl. Schalung,
Transport und Knüppeleinlage, 20 cm Dicke
m2
Strohlehmauftrag, 12 cm Dicke auf vorhandener Unterlage herstellen, einschl.
Transport und Nacharbeiten des Lehmestrichs
m2
Leichtlehmplatten in Abzugsform, 8 cm dick, mit Einlage von Knüppeln und Stangen
herstellen, abstellen und umstapeln
m2
Einschubdecke aus 8 cm dicken Leichtlehmplatten auf vorhandenen Balkenlatten
herstellen
m2
Leichtlehmspalierdecke, 10 cm dick, einschl. Annageln des Spaliers aus Halbrundholz,
Durchdrücken, Andrücken und Einreiben von Kalkmörtelschlämme 1 + 1
Putz und Anstrich
m3
Lehmmörtel zur Verarbeitung aufbereiten, Bindekraft des Lehms 120–200 g/cm2
(fast fett). Für anderen Lehm Zuschlagsfaktor wie bei Leichtlehmaufbereitung
m2
Wandputz aus Lehmmörtel herstellen. Flächen aufrauen, säubern, nässen, vorwerfen,
nachwerfen, verreiben und Kalkmörtelschlämme 1 + 1 einreiben
m2
Deckenputz herstellen, wie vor (mit Gerüst)
m2
Geputzte Flächen mit Kalkmörtelschlämme 1 + 1 einreiben, ohne Anstrich
m2
Geputzte Flächen mit Kalkmilch 2 × streichen
Std.
4,0
6,0
6,3
6,5
1,5
1,2
0,6
0,5
0,6*
5,0
0,8
1,0
0,3*
0,1*
Quellen: [Industriegewerkschaft Bau 1949], * [Beidatsch 1946]
Abb. 304
724
Arbeitsaufwand für Leichtlehm- und Lehmputzarbeiten
Selbstbau
Das Besondere beim Bauen mit Leichtlehm ist die Möglichkeit, mit geringsten
Mitteln, einfachem Gerät, auch ohne Maschinen den Baustoff selbst herstellen und
verarbeiten zu können (s. Kap. 750).
Allerdings kann – vor allem bei der örtlichen Herstellung des Baustoffs – der
Arbeitsaufwand hoch sein, weil Erfahrungen erst gesammelt werden, die Organisation sich erst einspielt. Oft sind die Ausführenden bautechnische Laien und öfters
wechselnde Arbeitsgruppen haben sich gerade eingearbeitet, wenn die Arbeit fertig
ist. Maschinen sind beim Selbstbau nicht unbedingt erforderlich, da man auch die Zeit
(beim Einsumpfen des Lehms) arbeiten lassen kann – für Unternehmen weniger praktikabel. Mit zu kleinen Maschinen hätte man eher Mehrarbeit, Handrührer sind nur für
kleine Mengen geeignet. Sinnvoll sind Pumpen, die auch geliehen werden können.
Die Verarbeitung von Fertigprodukten, also Steinen, Platten, Fertigmischungen
und Mörteln, ist dagegen für Selbstbauer eine wesentliche Erleichterung und verkürzt die Bauzeit – und damit die Zeit der Doppelbelastung durch Miete und Kredit.
Planung und Kosten
191
Eine zusätzliche Einsparung ist möglich mit der eigenen Vorfertigug von Elementen
vor Baubeginn, z. B. im Vorjahr. Die Handhabung von Lehmbaustoffen ist einfach,
sympathisch, bereitet Freude, schont die Hände und ist völlig ungiftig. Holz und
Lehm gehören weltweit zu den selbsthilfefreundlichsten Baustoffen.
730
Baurechtliche Regelung
731
Frühere Lehmbaunormen
Die Ausführung von Lehmbauten wurde in Deutschland erstmals in der Verordnung
über Lehmbauten (Lehmbauordnung) vom 4. Oktober 1944 [Lehmbauordnung
1944] umfangreich geregelt. 1951 ist diese Verordnung als Technische Baubestimmung [DIN 18951 1951] eingeführt worden. 1956 wurden sechs weitere Normen als
Vor­normen zur Diskussion gestellt, die bis 1957 auf ihre Bewährung überprüft und
dann in endgültige Normen umgewandelt werden sollten. Alle diese Normen sowie
DIN 1169 Lehmmörtel für Mauerwerk und Putz [DIN 1169 1947] sind als Nachdruck in
[Sieber 1994] [Dahlhaus/Kortlepel 2004] enthalten (s. Abb. 15 und 305).
Der Baustoff Leichtlehm war in DIN 18951 Bl. 1 § 9 Lehmständerwände geregelt
und im Bl. 2 Nr. 14 erläutert. Nähere Angaben fanden sich in Vornorm DIN 18953 Bl. 5
(Leichtlehmwände in Gerippebauten) und in weiteren Erläuterungen zur Lehmbauordnung [Hölscher u. a. 1947]. Zimmermannsgerecht hergestelltes Fachwerk, das mit
Lehm auf Stakung oder Flechtwerk ausgefacht wird, galt nach Lehmbauordnung und
DIN 18951 nicht als »Lehmbau«.
Der Lehmbau der Nachkriegszeit hatte in Deutschland schon in den 50er Jahren
an Aktualität verloren und so wurden sämtliche Lehmbaunormen schließlich am
DIN 18951 (1951)
Blatt 1 Lehmbauten, Vorschriften für die Ausführung
Blatt 2 dto., Erläuterungen
Vornorm DIN 18952
Blatt 1 Baulehm, Begriffe, Arten (5/1956)
Blatt 2 Prüfung von Baulehm (10/1956)
Vornorm DIN 18953 Baulehm, Lehmbauteile
Blatt 1 Verwendung von Baulehm (5/1956)
Blatt 2 Gemauerte Lehmwände (5/1956)
Blatt 3 Gestampfte Lehmwände (5/1956)
Blatt 4 Gewellerte Lehmwände (5/1956)
Blatt 5 Leichtlehmwände in Gerippebauten (5/1956)
Blatt 6 Lehmfußböden (5/1956)
Vornorm DIN 18954 Ausführung von Lehmbauten, Richtlinien (5/1956)
Vornorm DIN 18955 Baulehm, Lehmbauteile, Feuchtigkeitsschutz (8/1956)
Vornorm DIN 18956 Putz auf Lehmbauteilen (8/1956)
Vornorm DIN 18957 Lehmschindeldach (5/1956)
DIN 1169 Lehmmörtel für Mauerwerk und Putz (1947)
Abb. 305
192
Frühere Lehmbaunormen in Deutschland
Bauen mit Leichtlehm
4. Juni 1971 ohne Ersatz zurückgezogen, weil sie, wie der Normenausschuss Bauwesen am 12. 10. 1982 dem Verfasser mitteilte, »technisch veraltet waren und keine
wirtschaftliche Bedeutung mehr hatten. An einer Überarbeitung dieser Normen
bestand daher kein Interesse.« Sie könnten allerdings unter folgenden Voraussetzungen erneut bearbeitet und herausgegeben werden:
−− »wenn ein entsprechender Antrag beim DIN gestellt wird,
−− wenn die Normungsfähigkeit und Normungswürdigkeit dieses Vorhabens durch die
entsprechenden Gremien des DIN bestätigt wird,
−− wenn die an diesen Normen interessierten Kreise die Finanzierung der Normungsarbeit sicherstellen können.«
732
Aktuelle Normen
Lehmbau Regeln
Es muss zwar nicht alles genormt werden, allgemein verbindliche Regeln sind aber
für Planung und Praxis nicht nur hilfreich, sondern heute schon aus baurechtlicher
und versicherungsrechtlicher Sicht unentbehrlich und im Interesse von Bauherren,
planenden Architekten und Ingenieuren, verarbeitenden Lehmbaufirmen, von
Produktherstellern und Behörden. Einen neuen Versuch, aus der vielfältigen, damals
noch diskutierten Praxis des modernen Lehmbaus empfehlende Aussagen abzuleiten,
unternahm 1994 der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein mit seiner
SIA-Dokumentation D 0111 Regeln zum Bauen mit Lehm [SIA 1994 a].
In Deutschland fordern die Landesbauordnungen für die Anwendung von
Bauweisen und Baustoffen den Nachweis ihrer Brauchbarkeit z. B. durch Normen,
die als Technische Baubestimmung bauaufsichtlich eingeführt sind. Obwohl 1971 alle
Lehmbaunormen zurückgezogen worden waren, galten sie nach einer Stellungnahme
der obersten Bauaufsichtsbehörde auf Anfrage des Verfassers Anfang der 1980er
Jahre mangels Nachfolgeregelungen dennoch als Stand der Technik, so dass man
die Brauchbarkeit von in den Normen enthaltenen Ausführungen nicht nachweisen
musste. Damit waren Lehmbaustoffe beim Neubeginn in den 1980er Jahren in
Deutschland ohne besondere Nachweise genehmigungsfähig.
Den vielfältigen, auch neuen Anwendungen von Lehmbaustoffen sowie einer
Vielzahl neuer Lehmprodukte konnten die alten Normen jedoch nicht mehr lange
entsprechen. Auch regelten sie vor allem den tragenden Lehmbau, während heute,
anders als in der Nachkriegszeit, in Deutschland der Baustoff Lehm vor allem
nichttragend im Holzbau eingesetzt wird. Auch traditionelle Ausfachungen sind in
den Normen nicht enthalten.
Ein neues Regelwerk zu erarbeiten machte sich der 1992 in Deutschland aus Fachleuten, Architekten, Unternehmern, Handwerksfirmen und Institutionen gegründete
Dachverband Lehm zu seiner vordringlichsten Aufgabe. Es galt, das in den alten Normen festgehaltene Wissen mit neu gewonnenen Erkenntnissen zusammenzuführen
und unter den Lehmfachleuten einen Konsens zu erarbeiten. Das von der Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt wurde über eine Laufzeit von etwa einem Jahr so
Planung und Kosten
193
organisiert, dass die mit einer kleinen Projektgruppe des Dachverbands erarbeiteten
Textentwürfe der Verfasser auf mehreren Fachgesprächen mit geladenen Teilnehmern abgestimmt und schließlich Ende 1997 als »Lehmbau Regeln« [Lehmbau Regeln
1999] öffentlich vorgestellt werden konnten. Die Lehmbau Regeln dokumentieren den
Stand der Technik, dienen dem Verbraucherschutz und helfen, Misserfolge zu vermeiden. Ziel war es vor allem, eine neue bauaufsichtliche Regelung zu ermöglichen.
Nachdem das Institut für Bautechnik die Lehmbau Regeln 1998 und eine überarbeitete 3. Auflage 2008 in die Musterliste der Technischen Baubestimmungen
aufgenommen hat, sind sie mittlerweile in fast allen deutschen Bundesländern als
Technische Baubestimmung eingeführt. Die Anwendung der Lehmbau Regeln ist
bisher auf ein- bis zweigeschossige Einfamilienhäuser beschränkt, für weitergehende
Anwendungen bleibt es bei den bauordnungsrechtlich geforderten Verwendbarkeitsnachweisen. Bei Nachweisen des Brand-, Schall- und Wärmeschutzes sind die
entsprechenden Normen in jeweils gültiger Fassung zu beachten [DIBt 2014].
In den Lehmbau Regeln sind alle Lehmbaustoffe und –bauteile aufgenommen, die
aktuell als regelungsbedürftig erscheinen, ausgenommen durch zusätzliche Bindemittel stabilisierte Lehmbaustoffe, die die wesentlichen Eigenschaften von Lehm
verändern würden und die bisher – in Deutschland – kaum angewendet werden.
Gegenüber der üblichen Darstellung von »Lehmbauweisen« ist die neue, praxisgerechtere Gliederung nach Baustoff und Bauteil hervorzuheben [Lehmbau Regeln 2009].
Neue DIN Normen Lehmbau
Da die Lehmbau Regeln den gesamten Lehmbau umfassen, also auch örtlich ver­
arbeitete Baustoffe, haben sie im Vergleich zu modernen Produktnormen noch einen
vergleichsweise allgemeinen und grundsätzlichen Charakter. In der 3. Auflage wurde
bereits die Deklaration der wichtigsten Eigenschaften von im Werk hergestellten
Lehmbaustoffen vorgeschrieben. Damit war der Weg zur Normierung von Lehmbauprodukten beschritten. Dafür wurde 2011 vom Dachverband Lehm DVL am Deutschen
Institut für Normung (DIN) ein Arbeitsausschuss Lehmbau initiiert. Seit 2013 wurden
sechs Normen über wichtige Lehm-Produkte herausgegeben und 2018 aktualisiert:
− DIN 18942-1:2018-12 Lehmbaustoffe – Teil 1: Begriffe
− DIN 18942-100:2018-12 Lehmbaustoffe – Teil 100: Konformitätsnachweis
− DIN 18945:2018-12 Lehmsteine - Anforderungen und Prüfverfahren
− DIN 18946:2018-12 Lehmmauermörtel – Anforderungen und Prüfverfahren
− DIN 18947:2018-12 Lehmputzmörtel – Anforderungen und Prüfverfahren
− DIN 18948:2018-12 Lehmplatten – Anforderungen und Prüfverfahren
Voraussetzung für die vergleichsweise schnelle Normungsarbeit war die vorangegangene, von einer Arbeitsgruppe des Dachverband Lehm begleitete zweijährige
Erarbeitung von fachlichen Grundlagen an der Bundesanstalt für Materialforschung
und –prüfung Berlin (BAM). Hier wurden Materialprüfverfahren entwickelt und
eingeführte Verfahren angepasst.
Die neuen Normen wurden zwar bisher nicht als technische Baubestimmung eingeführt, und sind auch nicht, wie ursprünglich vorgesehen, in die Bauregelliste A des
Instituts für Bautechnik Berlin aufgenommen worden (mit Fremdüberwachung und
194
Bauen mit Leichtlehm
Ü-Zeichen), gelten aber als anerkannte Regel der Technik. Die meisten deutschen
Produkthersteller haben die DIN – Normgerechte Prüfung und Kennzeichnung ihrer
Produkte als Marktvorteil erkannt.
Internationale Vorschriften zum Bauen mit Lehm
Soweit bisher Standards über das Bauen mit Lehm international eingeführt sind,
geht es meist um massive, d. h. tragende Lehmbautechniken, also vor allem Wände
in Lehmstampf- und Lehmsteinbauweise. Der weite Bereich der nichttragenden
Ausfachungstechniken mit Lehmsteinen, Strohlehm oder Leichtlehm, Deckenfüllungen, Fußböden, Lehmputze dürfte allgemein als weniger sicherheitsrelevant,
d. h. regelungsbedürftig gelten. Eine Ausnahme bilden die »clay straw guidelines«
des Staates New Mexiko von 1998, die sinngemäß auch im Staat Oregon eingeführt
wurden. Nach diesen Guidelines wurden seitdem in siebzehn US-Bundesstaaten
zahlreiche Leichtlehmprojekte offiziell genehmigt [Guidelines 2001].
733
Genehmigung
In Deutschland regelt das Institut für Bautechnik Berlin, für welche Bauprodukte
die Verwendbarkeit nach Landesbauordnung nachgewiesen werden muss. Mit der
Einführung der Lehmbau Regeln als Technische Baubestimmung für einen begrenzten
Anwendungsbereich wurden werkmäßig oder auf der Baustelle hergestellte Lehmbaustoffe als »Sonstige Bauprodukte« gemäß Landesbauordnung eingestuft und sind
damit von Verwendbarkeitsnachweisen befreit. Produkthersteller, die ihre Produkte
wie andere Baustoffe überwachen lassen und z. B. mit einem Ü-Zeichen (überwacht)
kennzeichnen wollen, können dies über eine Einzelzulassung erreichen. Soweit DINProduktnormen für im Werk hergestellte Lehmbaustoffe herausgegeben sind, wie z. B.
für Lehmsteine und Lehmmörtel (s. o.), sind diese maßgebend für einheitliche Prüfung
und Kennzeichnung. Nichtsdestoweniger gelten für alle örtlich an der Baustelle hergestellten Lehmbaustoffe und Lehmbauteile, also auch für Lehm-, Leichtlehmsteine und
Lehmmörtel nach wie vor die bauaufsichtlich eingeführten Lehmbau Regeln.
Genehmigung ohne offizielle Lehmbau-Vorschriften
Solange es im Ausland (noch) keine ländereigenen Regelungen oder offizielle Vorschriften gibt, bieten sich grundsätzlich zwei Möglichkeiten, eine Baugenehmigung
zu erlangen. Da es in der Regel um den Nachweis der Brauchbarkeit geht, hier vor
allem auch Brand-, Feuchte- und Wärmeschutz, wird von den Behörden meist akzeptiert, wenn zur Beurteilung in anderen Ländern eingeführte Vorschriften und Normen
als Referenz dienen. Zum Beispiel bieten in deutschsprachigen Ländern die Lehmbau
Regeln und Lehmbau-DIN-Normen eine Orientierung, oder in USA die oben zitierten
Guidelines des Staates New Mexiko. Auch Literatur oder frühere Normen können
begründet herangezogen werden, so wie es auch in Deutschland in den ersten
Pionierjahren praktiziert wurde. Der zweite Weg ist die Übertragung der Verantwortlichkeit auf den planenden Architekten oder Ingenieur, der sich im eigenen Interesse
Planung und Kosten
195
Rohdichte
(kg/m3)
2000
1800
1600
1400
1200
1000
900
800
700
600
500
Wärmeleitzahl λ
(W/mK)
1,1
0,91
0,73
0,59
0,47
0,35
0,3
0,25
0,21
0,17
0,14
Abb. 306
Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit [4108-4 2013]
an gültigen Regeln orientiert. Diese Praxis ist nicht die schlechteste und fördert im
übrigen auch Innovation. In Australien ist dies, nachdem existierende Building Codes
über Stampflehm und Lehmsteine zurückgezogen wurden, z.Zt. gängige Praxis.
734
Wärmeschutznachweis
Der Energiebedarf eines Gebäudes wird – neben vielen anderen Faktoren – anhand
der U-Werte der Außenbauteile errechnet (s. Kap. 811). Zur Einsparung fossiler
Energie schreiben ständig verschärfte Wärmeschutzvorschriften Maximalwerte des
Energieverbrauchs vor, wobei meist die Möglichkeit besteht, über ein Bilanzverfahren weniger dämmende mit besser dämmenden Bauteilen zu kompensieren. Beim
Nachweis des Wärmeschutzes über den R oder U-Wert dürfen Rechenwerte der
Wärmeleitzahl in Deutschland nur verwendet werden, wenn sie im Bundesanzeiger
bekannt gemacht wurden oder in DIN 4108 Wärmeschutz enthalten sind. Da dies
bisher für Lehmbaustoffe nicht der Fall war, hat der Verfasser aus den ungünstigsten Angaben in Literatur und Normung abgeleitete Rechenwerte ­vorgeschlagen
(s. Abb. 307), die in die Lehmbau Regeln und 2002 in die Neuausgabe der DIN 4108-4
aufgenommen wurden [DIN 4108-4 2013] (Abb. 306).
Ausnahmen von den Wärmeschutz-Vorschriften können bei Baudenkmälern und
besonders erhaltenswerter Substanz beantragt werden, wenn Wärmeschutzmaßnahmen
die Substanz oder das Erscheinungsbild beeinträchtigen würden, z. B. durch zu dicke
Innendämmschichten oder Verdecken bauhistorisch wertvollen Sichtfachwerks.
Diese Ausnahme wäre bei Fachwerkbauten generell sinnvoll. Grundsätzlich sollte
der Mindestdurchlaßwiderstand zur Verhinderung von Tauwasser angestrebt werden
(s. Kap. 811). Nach deutschen Energieeinsparvorschriften kann im Übrigen von
unwirtschaftlichen Wärmeschutzmaßnahmen, besonders im Bestand, auch Befreiung
beantragt werden.
735
Nachweis der Baustoffeigenschaften
Für den Nachweis des Brandschutzes und Schallschutzes verweisen wir auf die
Kap. 830 und 840. Die Eignung von Bauteilen, die in den entsprechenden Normen
nicht klassifiziert sind, muss auf der Grundlage von Prüfungen ermittelt werden. Die
wichtigsten Baustoffeigenschaften werden vom Raumgewicht bestimmt. Dieses
lässt sich bei Fertigelementen aus Gewicht und Volumen errechnen, bei örtlich
196
Bauen mit Leichtlehm
hergestellten Bauteilen hinreichend genau mit Probewürfeln ermitteln, die in einer
auseinandernehm­baren Form hergestellt werden [s. Lehmbau Regeln 2009]. Die
Form sollte nicht zu klein sein, die Seitenlängen etwa der Wanddicke/Schnittlänge
des Strohs entsprechen. Mehrere Würfel werden mit gleicher Mischung und Verdichtung hergestellt wie das entsprechende Bauteil. Sie werden gekennzeichnet und bei
60 bis 80 °C bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Das Raumgewicht wird aus dem
Mittelwert bestimmt:
Raumgewicht = Trockengewicht/Rauminhalt [kg/dm3] oder [kg/m3]
740
Planung, Ausschreibung und Bauleitung
Die Bedeutung einer guten konstruktiven Planung und einfachen Architektur wird
mangels Erfahrung oft unterschätzt. Bauherren und Architekten sollten sich sachkundig machen und evtl. von Fachleuten/Unternehmen beraten lassen. Auch das
Bauen mit Lehm ist umso problemloser und kostengünstiger, je durchdachter die
Planung und Konstruktion ist. Lehm-Fertigbaustoffe können die Planung erleichtern.
Durch Produktinformationen, Verarbeitungsregeln und fachliche Beratung durch den
Hersteller lassen sich Lehmbaustoffe in die übliche Praxis der Planung und Bauvorbereitung einordnen. Für Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung kann man sich an
Leistungsbeschreibungen und Richtpreisen orientieren, wie sie heute von Herstellern,
Firmen und Verlagen angeboten werden. Die Bauleitung sollte ein in Lehmbauarbeiten ausreichend erfahrener Fachmann übernehmen.
750
Verarbeitung in Selbsthilfe
Unter fachlicher Anleitung und Betreuung sind Lehmbau-Techniken leicht zu
erlernen und körperlich nicht zu anstrengend. Laien, Helfer, Freunde, die ganze Familie kann mitarbeiten. Mit Lehm zu bauen bereitet Freude und kann die Bauzeit zu
einem unvergesslichen Erlebnis machen. Das Besondere an Lehmbaustoffen ist:
Lehm bindet nicht ab, sondern trocknet langsam. So kann die Verarbeitungszeit mit
Wasser beliebig verlängert werden, angetrocknete Reste und Bauschutt lassen sich
jederzeit weiterverwenden. Das Material ist hautfreundlich und nicht ätzend wie Kalk
oder Zement. Arbeitsgerät, verschmutzte Bauteile lassen sich später noch leicht mit
Wasser reinigen. Alle diese Eigenschaften machen Lehmbaustoffe zum idealen
Selbstbaumaterial. Mit Fertigbaustoffen entfällt die langwierige Aufbereitung, die
Organisation ist einfacher, die Baustelle ist sauberer. Mit den Baustoffen werden ihre
Verarbeitungsregeln mitgeliefert, die Anwendung ist sicherer.
Eigenleistungen können auch teilweise eingebracht werden: Eine Firma verleiht
Gerät, Maschinen, liefert Material und gibt Einweisungen. Die arbeitsintensiven
Arbeiten werden zur Kosteneinsparung in Eigenhilfe geleistet. Solche Modelle werden
generell an Bedeutung gewinnen. Firmen werden sich auf solche Dienstleistungen
einstellen und spezialisieren.
Planung und Kosten
197
760
Fehlerquellen
Für viele ist das Bauen mit Lehmbaustoffen zunächst neu und so werden sich
Ungeschicklichkeiten und evtl. auch Fehler nie ganz vermeiden lassen. Immerhin
ist bei nichttragenden Ausfachungen die Standsicherheit nicht gefährdet und
Fehler sind korrigierbar. Mauerwerk aus Lehm- und Leichtlehmsteinen wird kaum
Schwierig­keiten bereiten. Schlechte Steine kann man aussortieren, das Vermauern
ist problem­los. Dagegen ist die örtliche Herstellung – der feuchte Einbau von
Leichtlehm – mit Sorgfalt und Vorsicht anzugehen, besonders wenn sehr leichte
Mischungen mit guter Wärmedämmung beabsichtigt sind.
Bei fehlerhafter Ausführung kann Leichtlehm aus organischen Zuschlägen wegen
des geringen Lehmanteils kompostieren. Solche Stellen trocknen nicht, sie fühlen
sich lange feucht an, das Stroh und benachbartes Holz vermulmen. Betroffene
Bauteile müssen dann evtl. ausgebaut werden! Als mögliche Fehlerquellen für eine
solche Kompostierung sind bei der Ausführung auszuschließen: [Volhard 1990]
Lehm
−− Verwendung von zu magerem Lehm, zu dünnflüssige Verarbeitung
−− Lehmprüfung nach Augenschein oder mit Handprüfmethoden ohne nötige Erfahrung, Bindekraftermittlung durch ungeeignete Methoden, z. B. der Bestimmung
des »prozentualen Tonanteils« < 2 µm (s. Kap. 215)
−− Verunreinigung des Lehms durch Mutterboden (= Kompoststarter!)
−− Kalkzugabe (= Magerung und Kompostierungsunterstützung!) (s. Kap. 319)
Zuschlag
−− zerfasertes, weiches, kurzes Stroh, Strohhäcksel (die Strohdichte ist bei kurzen
Halmen erheblich höher, deren größere Oberfläche würde einen höheren Lehm­
anteil erfordern)
−− Unkraut- und Grünzeuganteile, Stroh mit hohem Blattanteil
Mischung
−− ungenügende Umhüllung der Zuschläge mit zu flüssig aufbereiteter Lehmschlämme (feuchtes Stroh ist kein Leichtlehm!)
−− zu nasser Einbau
Bauteile
−− zu dicke Wände
−− zu dicke Schichten in Kombination mit verlorenen Schalungen
Behinderung der Trocknung
−− zu frühes Anbringen von Verkleidungen
−− zu frühes Verputzen vor Austrocknung
−− Verkleben der Fensteröffnungen mit Folie, zu früher Einbau und Schließen der
Fenster
198
Bauen mit Leichtlehm
800 Bauphysikalische Eigenschaften
810
Wärmeschutz
Wärmedämmung von Außenbauteilen ist Voraussetzung für eine energiesparende
Beheizung und eine behagliche Wandoberflächentemperatur. Wärmespeicherung
schützt vor zu starker Erwärmung oder Auskühlung bei wechselhafter Wärmeeinwirkung – z. B. Sonneneinstrahlung, Nachtabkühlung, Heizungsunterbrechungen – und
ermöglicht ein ausgeglichenes Raumklima.
Mangelnde Wärmespeicherung von Außenwänden kann durch bessere Wärmedämmung in gewissem Grad kompensiert werden, dagegen kann ungenügende
Wärmedämmung durch höhere Wärmespeicherung nicht ersetzt werden, jedenfalls
nicht in Ländern, wo Kälte und Frost dafür sorgen, dass fast das halbe Jahr ein
Temperaturgefälle von innen nach außen besteht.
Wärmedämmung und -speicherung eines Stoffes verhalten sich umgekehrt
zueinander: Leichte, lufthaltige Dämmstoffe dämmen gut, können aber kaum Wärme
speichern, schwere, dichte Stoffe leiten und speichern Wärme gut, dämmen aber
schlecht. Das Verhältnis zwischen Dämmung und Speicherung eines Baustoffs
oder eines Bauteils, die sog. Wärmedämpfung, gibt am ehesten Aufschluss über die
Tauglichkeit für den instationären Wärmeschutz. Gute Wärmedämpfung wird durch
die Kombination speichernder und dämmender Stoffe in mehrschaligen Bauteilen
oder, unkomplizierter, durch einschalige Konstruktionen aus einem mittelschweren
Material erreicht, das beide Eigenschaften ausgewogen in sich vereinigt: Leichtziegel,
Gasbeton, Holz oder eben Leichtlehm.
811
Wärmedämmung
Wärmeleitzahl λ
Die geringe Wärmeleitung von Leichtlehm beruht auf dem hohen Anteil an Luft, die
in winzigen Poren im Stroh und in Hohlräumen eingeschlossen ist. Die Wärmeleitzahl λ (W/m K) ist direkt abhängig vom Raumgewicht, das wiederum vom StrohLehm-Mischungsverhältnis bzw. dem Gewichtsanteil des Lehms und dem Grad der
Verdichtung bestimmt wird (s. Kap. 334). Das Raumgewicht wird durch Probewürfel
ermittelt (s. Kap. 735). Für die Wärmeleitzahl dürfen nur in Wärmeschutzvorschriften
festgelegte Rechenwerte verwendet werden, in Deutschland die in DIN 4108-4
aufgeführten Werte (s. Kap. 734). Rechenwerte berücksichtigen den praktischen
Feuchtegehalt. Bis 1969 waren noch wenige Werte für Lehmbaustoffe in DIN 4108
enthalten, in der Folgeausgabe 1981, nachdem die Lehmbaunormen 1971 zurückgezogen waren, jedoch nicht mehr. Lange war man auf Werte aus früherer Normung,
Literaturangaben und Messungen angewiesen, die 1983 in der Erstausgabe dieses
Buches zusammengestellt waren (Abb. 307).
Bauphysikalische Eigenschaften
199
Wärmeleitzahl λλ (W/mK)
0
0.1
0.2
0.3
Raumgewicht
(kg/m³)
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0.9
1.0
1.1
1.2
14
14
12s,13
12h
14
12s
10
12h,13
11
1
14
12m
19
6,8
2
3
19
19
9
13
1
12m
9
2,7,13
5
3
7
7
5
2
7
1
6
12
12
4
2
3
2
1
2
3
4
5
6
7
8
[Niemeyer 1946] S. 103, 116
[Hölscher u. a. 1947] Anhang II, S. 89
[DIN 18951 Bl. 2, 1951]
Quellen:
[DIN 18953
Bl. 1,S.103,
1956] 116
1Vornorm
[Niemeyer
1946]
DIN 4108 Ausgabe 1969
2[Beidatsch
[Hölscher
u.a.
1947]
Anhang II, S.89
1946] S. 14
1972] TafelBl.2,
56 1951]
3[Eichler
[DIN 18951
1952]
S. 19 Bl.1, 1956]
4[Pollack/Richter
Vornorm [DIN
18953
7
5
13
ungünstigste
Werte der
Wärmeleitzahl
(W/mK)
200
0.09
300
0.10
400
0.12
500
0.14
600
0.17
700
0.21
800
0.25
900
0.30
1000
0.35
1100
0.41
1200
0.47
1300
0.53
1400
0.59
1500
0.65
1600
0.73
1700
0.81
1800
0.91
1900
1.01
2000
1.10
2100
1.25
2200
1.40
9 [Vanros 1981] S. 97
10 [Kaspereit 1947a] S. 19
11 [CSTB 1984]
[ETH Zürich 1994] S. 16 h Holzleichtlehm
912
[Vanros
1981] S.97
s Strohleichtlehm m Mineralischer Leichtlehm
10
1947a]
13 [Kaspereit
SIA D 0111 [SIA
1994a] S.S.19
71
14 [CSTB
[Forest 1984]
Products Lab 2004] S. 2
11
12 [ETH Zürich 1994] S.16 h Holzleichtlehm s
5 DIN 4108 Ausgabe 1969
Strohleichtlehm
m Mineralischer
Leichtlehm
Abb. 307 Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit von Lehmbaustoffen
in Literatur
und Normung
6 [Beidatsch 1946] S.14
13 SIA D 0111 [SIA 1994a] S.71
7 [Eichler 1972] Tafel 56
14 [Forest Products Lab 2004] S.2
8 [Pollack Richter 1952] S.19
Der Verfasser hat vorgeschlagen, aus den abweichenden Angaben die jeweils
ungünstigsten Werte der Wärmeleitzahl zu verwenden – im Diagramm die hervorgehobene Kurve. Die Werte von Lehmbaustoffen mit einer Rohdichte ab 500 kg/m3
wurden 2002 in DIN 4108-4 aufgenommen. Einheitlich normengerechte Messungen
wären zu begrüßen, da sie etwas günstigere Werte erwarten lassen. Bessere Werte
sind nach DIN EN 12664 nachzuweisen.
200
Bauen mit Leichtlehm
Rohdichte
kg/m3
Wärmeleitzahl
Spezifische
Wärme2
Wärmespeicherzahl2
Wärmeeindringzahl
λ
c
S
b
Wasserdampfdiffusionswider­
standszahl3
μ
W/mK
kJ/kgK
kJ/m3K
kJ/m2h0,5K
–
SLL2
Leichtlehm
HLL
SLL
HLL
i. M.
3001
0,1
1,3
–
400
–
12
4001
0,12
1,2
–
500
–
14
600
0,17
1,1
1,5
700
900
20
800
0,25
1,1
1,4
900
1100
28
1000
0,35
1,1
1,3
1100
1300
37
1500
2/5
3/5
1200
0,47
1,0
1,2
1200
1400
0,59
1,0
1,1
1400
54
1600
0,73
1,0
1600
65
1800
0,91
1,0
1800
77
2000
1,13
1,0
2000
90
Schwerbeton
2400
2,1
1,0
2400
135
70/150
Vollziegel
1800
0,81
1,0
1800
72
5/10
Leichtziegel
800
0,33
1,0
800
31
5/10
Porenbeton
600
0,19
1,0
600
24
5/10
Nadelholz
600
0,13
2,1
1260
24
40
HWL-Platte
400
0,09
2,1
840
17
2/5
Mineralwolle
80
0,04
1,0
80
3
1
Strohlehm
Massivlehm
45
5/10
zum Vergleich:4
1 Leichtlehm einer Rohdichte < 600 kg/m3 ist nur mit fettem Lehm herstellbar
2 SLL = Strohleichtlehm, HLL = Holzleichtlehm. Die spezifische Wärme von mineralischem Leichtlehm ist c = 1,0 kJ/kgK,
die Wärmespeicherzahl S entspricht damit der Rohdichte
3 Bei Berechnungen ist der ungünstigste Wert zu verwenden
4 Rechenwerte nach DIN 4108
Abb. 308
Wärmeschutz von Lehmbaustoffen, Stoffwerte
Wärmedurchlasswiderstand R
Die Wärmedämmung ist von der Wanddicke s und der Wärmeleitfähigkeit λ der
Baustoffe abhängig und wird ausgedrückt durch den Wärmedurchlasswiderstand
R = Σ s/λ (m2K/W)
Je höher der Wärmedurchlasswiderstand, desto weniger Wärme fließt von der
warmen zur kalten Seite, desto besser ist die Wärmedämmung. Ausreichende
Wärmedämmung ist auch eine Voraussetzung für trockene Wände. Auf Bauteilen mit
zu niedrigem Wärmedurchlasswiderstand und Wärmebrücken könnte Raumfeuchte
an der kalten Wandoberfläche als Tauwasser niederschlagen (s. Kap. 825). Um
Oberflächenkondensat auf Bauteilen zu vermeiden, sind in Wärmeschutzvorschriften
Mindestwerte des Wärmedurchlasswiderstands festgelegt, in DIN 4108-2 2013 z. B.
für Außenwände z. B. R ≥ 1,20 m2K/W.
Mit Leichtlehm sind schon in geringer Schichtstärke wesentlich bessere Werte
erreichbar (Abb. 309). Daher sind beim Leichtlehmbau Wärmebrücken leicht zu
vermeiden, zumal das eingebettete Holz ähnliche Wärmeeigenschaften hat.
Bauphysikalische Eigenschaften
201
Raumgewicht
Wärmeleitzahl λ
Wärmedurchlasswiderstand R (m2K/W) bei Schichtdicke s =
kg/m3
W/mK
10
15
20
25
30
35 cm
3001
0,10
1,00
1,50
2,00
2,50
3,00
3,50
4001
0,12
0,83
1,25
1,67
2,08
2,50
2,92
600
0,17
0,59
0,88
1,18
1,47
1,76
2,06
800
0,25
0,40
0,60
0,80
1,00
1,20
1,40
1000
0,35
0,29
0,43
0,57
0,71
0,86
1,00
1200
0,47
0,21
0,32
0,43
0,53
0,64
0,74
1
nur mit fettem bis sehr fettem Lehm herstellbar
Abb. 309
Wärmedurchlasswiderstand von Leichtlehmschichten
Wärmedurchgangskoeffizient U
Der Wärmedurchgangskoeffizient U (früher k-Wert) kennzeichnet den Wärmedurchgang eines Bauteils als Kehrwert der Summe der Wärmedurchlasswiderstände R
aller Baustoffschichten und der unterschiedlichen Wärmeübergangswiderständen Ri
und Ra der Bauteiloberflächen:
Wärmedurchgangskoeffizient U = 1/(Ri + R + Ra) (W/m2K)
Lehmbauteile erreichen geforderte U-Werte in der Regel nur mit zusätzlichen
Dämm­schichten. Auch einschalige 30 cm dicke Leichtlehmwände im feuchten Einbau
genügen meist nicht mehr den Vorschriften, wenn sie für ausreichende Festigkeit
nicht viel weniger als 600 kg/m3 Rohdichte haben sollen. Jedoch zeigen realisierte
Projekte (s. Projektkapitel), dass auch erheblich niedrigere Dichten von Strohleichtlehm bis 250 kg/m3 möglich sind. Voraussetzung ist fetter Lehm oder Ton und
zuverlässig homogene Mischverfahren. Die Oberflächenfestigkeit kann wie beim
Strohballenbau mit einem dickeren Stroh- oder schwerem Strohleichtlehmputz
erzielt werden. Bezüglich Wärmespeicherung, Feuchte-, Brand- und Schallschutz sind
solche Wände Strohballenwänden überlegen. Weitere Möglichkeiten bieten sich mit
trocken oder leicht erdfeucht eingebauten (Holz-) Leichtlehmmischungen und mit
Mauerwerk aus großformatigen Leichtlehmsteinen oder -blöcken.
Dämmschichten – aus diffusionsoffenen und kapillar leitfähigen Naturfaserdämmstoffen – können sehr vielfältig als verlorene Schalung, nachträglich aufgebracht
oder eingeblasen werden, wie die Konstruktionsbeispiele zeigen. Lehm- und Leichtlehmschichten übernehmen Aufgaben des Schallschutzes, der Wärmespeicherung/
Dämpfung, des Brandschutzes, der Luftdichtigkeit, sie bringen Masse in das Bauteil.
Wenn ohnehin zusätzlich gedämmt wird, kann man für alle Bauteile auch schwere
Lehmbaustoffe einsetzen: mittlere bis schwere Mischungen (800–1200 kg/m3), Faseroder Strohlehm, Lehmschüttungen oder Lehmsteine.
U-Werte bilden allerdings den Wärmeverlust eines Bauteils nur sehr vereinfacht
ab. Faktoren wie Wärmespeicherung, Sonneneinstrahlungsgewinne, Farbgebung,
Anordnung der Wärmedämmung innen oder außen, Strahlungs- oder Konvektionsheizung, fossil oder solar/nachwachsend beheizt, Zonierung der Grundrisse – solche
Energiesparpotenziale werden ausgeblendet. Die Aussagekraft des rechnerischen
U-Wertes wird allgemein überschätzt, was auch – besonders im Bestand – unwirtschaftliche Fehlinvestitionen zur Folge haben kann. Schließlich gibt der U-Wert allein
202
Bauen mit Leichtlehm
keinen Aufschluss über das energiesparende – und komfortsteigernde – Dämpfungsverhalten bei Temperaturschwankungen, das bei schwereren Baustoffen besonders
ausgeprägt ist.
812
Wärmespeicherung
Je mehr Wärme erforderlich ist, um das Volumen eines Stoffes auf ein höheres Temperaturniveau zu bringen, und je mehr Wärme er bei Abkühlung abgibt, desto höher
ist seine Wärmespeicherung. Man unterscheidet Stoff- und Bauteileigenschaften.
Spezifische Wärmekapazität c
Die spezifische Wärme ist die erforderliche Energie, um ein Kilogramm eines Baustoffs um ein Grad Kelvin (K) zu erhöhen. Für die Wärmespeicherung eines Baustoffkörpers ist vor allem sein Raumgewicht entscheidend. Sie wird charakterisiert durch
die Wärmespeicherzahl.
Stoffwerte:
Spezifische Wärme c (kJ/kgK)
Wärmespeicherzahl S = c . ρ (kJ/m3K)
Die spezifische Wärme von Lehmbaustoffen wird angegeben mit c = 1,0 kJ/kgK,
Stroh und Holzhackschnitzel haben eine etwa doppelte spezifische Wärme,
c = 2,0 kJ/kg K, ihr Gewichtsanteil im Leichtlehm ist aber relativ gering. Sind dieser
Anteil und das Raumgewicht bekannt, lässt sich die erhöhte spezifische Wärme von
Stroh- und Holzleichtlehm wie folgt berechnen:
cLL = 1 + (cF – cL) . F/ρLL (kJ/kgK)
cF
cL
F
ρLL
= spezifische Wärme des Faserstoffs (kJ/kgK)
= spezifische Wärme des Lehms (kJ/kgK)
= Faserstoffanteil (kg/m3)
= Raumgewicht des Leichtlehms (kg/m3)
Der Faserstoffanteil und damit die spezifische Wärme können bei Stroh- und Holzleichtlehm erhöht werden durch:
−− kurze Schnittlängen der Fasern, z. B. Häckselbeimischungen
−− Verwendung feiner Fasern, z. B. Haferstroh, Sägespäne
−− Verwendung von Holzhackschnitzeln
−− geringen Lehmanteil, d. h. dünnflüssige Schlämme aus fetterem Lehm
Feine Fasern bilden allerdings eine größere Oberfläche, die zur Umhüllung einen
größeren Lehmanteil erfordert. Bei Holzhackschnitzeln ist dies wegen des hohen
Eigenvolumens nicht der Fall. Mineralische Zuschläge erhöhen die spezifische
Wärme nicht.
Die Wärmespeicherung mittleren bis schweren Leichtlehms (800 bis 1200 kg/m3)
entspricht etwa der von Massivbaustoffen der gleichen Dichte. Organische Stoffe,
z. B. Holz oder Stroh – mit höherer spezifischer Wärme –, speichern Wärme, obwohl
sie leicht sind. Darum erhöht sich bei Holz- oder Stroh-Leichtlehm die Wärmespeicherung mit steigendem Zuschlaganteil um das 1,1 bis 1,6-fache des Raumgewichts
(Abb. 308, 312).
Bauphysikalische Eigenschaften
203
Rohdichte
Schichtstärke
Flächengewicht
Spezifische
Wärme
Wärmespeicherfähigkeit
Wärmeleitzahl
ρ
s
M
c
Q
λ
R
kg/m3
m
kg/m2
kJ/kgK
kJ/m2K
W/mK
m2K/W
0,06
Wärmedurchlasswiderstand
1 Außenwand verputzt
Faserlehmputz
1000
0,02
20
1,1
22
0,35
Strohleichtlehm
500
0,35
175
1,2
210
0,14
2,50
Faserlehmputz
1000
0,02
20
1,1
22
0,35
0,06
Kalkputz
1800
0,02
36
1,0
36
0,87
0,02
R=
2,64
Gesamt
s = 0,41
M = 251
Q = 290
Ri+Ra=
0,17
1/U=
2,81
U=
0,36
2 Mauerwerk mit Innendämmung
Lehmputz
1600
0,005
8
1,0
8
0,73
0,01
Leichtlehmplatte
700
0,025
18
1,1
19
0,21
0,12
Dämmstoff 045
50
0,14
7
2,1
15
0,040
3,50
Leichtlehm­
700
0,12
84
1,1
92
0,21
0,57
1800
0,02
36
1,0
36
0,87
0,02
R=
4,22
Mauerwerk
Außenputz
Gesamt
s = 0,31
M = 153
Ri+Ra=
0,17
1/U=
4,39
Q = 170
U=
0,23
0,06
3 Außenwand verputzt mit Dämmschicht
Faserlehmputz
1000
0,02
20
1,1
22
0,35
Holzleichtlehm
400
0,20
80
1,7
136
0,12
1,67
Schilfrohrplatte
155
0,10
16
2,0
31
0,055
1,82
Kalkputz
1800
0,02
36
1,0
36
0,87
0,02
R=
3,56
Gesamt
s = 0,34
M = 152
Q = 225
Ri+Ra=
0,17
1/U=
3,73
U=
0,27
4 Außenwand verkleidet mit Dämmschicht
Kalkputz
1800
0,02
36
1,0
36
0,87
0,02
Strohleichtlehm
800
0,12
96
1,1
106
0,25
0,48
Dämmstoff 045
50
0,14
7
2,1
15
0,040
3,50
Weichfaserplatte
270
0,02
5
2,0
11
0,055
0,36
15
2,0
30
R=
4,37
Hinterlüftung
Holzschalung
Gesamt
Abb. 310
204
0,025
600
0,025
s = 0,35
Wärmedämmung von Leichtlehmbauteilen, Außenwände
Bauen mit Leichtlehm
M = 159
Q = 197
Ri+Ra=
0,21
1/U=
4,58
U=
0,22
Rohdichte
Schichtstärke
Flächengewicht
Spezifische
Wärme
Wärmespeicherfähigkeit
Wärmeleitzahl
Wärmedurchlasswiderstand
ρ
s
M
c
Q
λ
R
kg/m3
m
kg/m2
kJ/kgK
kJ/m2K
W/mK
m2K/W
5 Wärmedämmende Decke
Faserlehmputz
1000
0,02
20
1,1
22
0,35
0,06
Strohleichtlehm
1000
0,10
100
1,1
110
0,35
0,29
Dämmschüttung
040
50
0,20
10
2,1
21
0,040
5,00
Holzdielen
600
0,02
12
2,0
24
0,13
0,15
R=
5,50
Gesamt
s = 0,34
M = 142
Ri+Ra=
0,21
1/U=
5,71
Q = 177
U=
0,18
0,06
6 Wärmedämmende Decke
Faserlehmputz
1000
0,02
20
1,1
22
0,35
Schilfrohrplatte
155
0,05
8
2,0
16
0,055
0,91
Holzleichtlehm
600
0,10
60
1,5
90
0,17
0,59
Dämmschüttung
040
50
0,14
7
2,0
14
0,040
3,50
Holzdielen
600
0,02
12
2,0
24
0,13
0,15
Gesamt
s = 0,33
M = 107
0,02
12
R=
5,21
Ri+Ra=
0,21
1/U=
5,42
Q = 166
U=
0,18
2,0
24
0,13
0,15
7 Dachdämmung
Holzverkleidung
600
Luftschicht
0,03
0,17
Faserlehmputz
1000
0,01
10
1,1
11
0,35
0,03
Schilfrohrplatte
155
0,10
16
2,0
31
0,055
1,67
Strohleichtlehm
300
0,18
54
1,3
70
0,10
1,82
Lehmverstrich
1000
0,01
10
1,1
11
0,35
0,03
0,05
0
1,0
50
Hinterlüftung
Dachziegel
50
Gesamt
s = 0,40
M = 156
Q = 206
R=
4,00
Ri+Ra=
0,21
1/U=
4,21
U=
0,24
8 Dachdämmung
Faserlehmputz
1000
0,01
10
1,1
11
0,35
0,03
Strohleichtlehm
1000
0,06
60
1,1
66
0,35
0,17
Dämmstoff 040
50
0,22
11
2,3
25
0,040
5,50
Weichfaserplatte
270
0,02
5
2,0
11
0,055
0,36
50
1,0
50
Hinterlüftung
0,05
Dachziegel
Gesamt
Abb. 311
s = 0,36
M = 136
Q = 163
R=
6,06
Ri+Ra=
0,21
1/U=
6,27
U=
0,16
Wärmedämmung von Leichtlehmbauteilen, Decken und Dachdämmung
Bauphysikalische Eigenschaften
205
812-01 CAD
Faserstoffanteil (Stroh,
Holzfasern
cF=2 kJ/kgK):
50
cF=2
kJ/kgK):
Raumgewicht
kg/m3
kg/m3
100
150
200
250
300 kg/m³
300
400
500
c = 1,7
Ballenstroh
stroh
600
c=
700
c=
800
Feine Fasern
900
1,3
1,4
Hackschnitzel
1,2
c=
1,1
,05
1100
c=1
1000
c=
c=1
,6
c=1
,5
1200
Abb. 312
Spezifische Wärme c von Leichtlehm, abhängig vom Faserstoffanteil
Wärmespeicherung des Bauteils
Die Wärmespeicherung eines Bauteils ist abhängig von der spezifischen Wärme c,
der Rohdichte ρ und dem Volumen der Speichermasse, das heißt von der Bauteilstärke.
Bauteilwert: Wärmespeicherfähigkeit Q = c . ρ . s (kJ/m2K)
oder: Q = Wärmespeicherzahl S . Bauteildicke s (kJ/m2K)
Bei Schwankungen der Lufttemperatur und Wärmeeinstrahlung pendelt sich ein
wärmespeichernder Stoff auf ein mittleres Temperaturniveau ein. Dies ist günstig im
Sommer, wenn z. B. durch Nachtlüftung innere Speichermasse für den Tag gekühlt
wird, aber auch im Winter, um die tagsüber eingestrahlte Sonnenenergie für die
Nacht zu speichern. Unerwünscht ist dieser Effekt jedoch bei Räumen, die schnell
aufzuwärmen sein oder schnell auskühlen sollen, z. B. Wochenendhäuser, Schlafoder Arbeitsräume.
Speichermassen lassen sich am wirkungsvollsten im Hausinnern, in den flächen­
intensiven Innenwänden und Decken unterbringen. Die Außenwände sollten in
nördlichen Regionen eher wärmedämmen als speichern. Wird die Dämmung innen
angeordnet, puffert die außenliegende Speichermasse die Tag/Nacht-Temperatur­
schwankungen, speichert eingestrahlte Sonneneinstrahlung und hebt so das
­Temperaturniveau der Außenschale auf eine höhere Mitteltemperatur an. Somit kann
eine innere Dämmschicht auch dünner sein (s. Projekt 27). Diese einfache Nutzung
der Sonnenenergie wird durch das heute weit verbreitete allseitige und undifferenzierte Einpacken der Häuser mit gigantischen Dämmschichtdicken ausgeschlossen.
Erlaubt der Grundriss keinen speichernden Innenausbau in Decken, Wänden und
Dach, lassen sich unerwünschte Temperaturschwankungen auch durch sog. thermische Puffer vermeiden: Dachräume, hinterlüftete Verkleidungen, Beschattung durch
Bäume, Fassadenbegrünung, Balkone und Dachüberstände.
206
Bauen mit Leichtlehm
815-01 CAD
24 h
Phasenverschiebung φ
24 h
Δti
ti
Δt = ti - ta
Δta
ta
Amplitudendämpfung = Δta / Δti
Temperaturamplitudenverhältnis TAV= Δti / Δta
Je höher Δta, desto wichtiger ist Wärmedämpfung
Je höher Δt = ti - ta, desto wichtiger ist Wärmedämmung
815-02Amplitudendämpfung
CAD
und Phasenverschiebung
Abb. 313
Baustoff
(ohne Putz)
Raumgewicht
kg/m³
Leichtlehm
300
28
Leichtlehm
400
27
HWL-platte
400
17
Leichtlehm
600
28
1.65
Porenbeton
600
30
1.58
Nadelholz
600
17
Leichtlehm
800
29
Leichtziegel
800
35
Leichtlehm
1000
31
Leichtlehm
1200
35
Strohlehm
1400
35
Strohlehm
1600
36
0.49
Vollziegel
1800
36,5
0.45
Massivlehm
1800
39
Schwerbeton
2400
52
Erforderliche
Wanddicke
bei gleicher
Wärmedämpfung *
s (cm)
Bei dieser Dicke
sich ergebende
Wärmedämmung (Wärmedurchlasswiderstand)
R (m²K/W)
2.80
2.25
1.83
1.31
1.16
1.06
0.89
0.74
0.59
0.43
0.24
= 36,5cm
cmals
als Maßstab
Maßstab
* Auskühlzeit 82 h einer Vollziegelwand ss=36,5
Abb. 314
Wärmedämmung von Baustoffen bei gleicher Dämpfung
Bauphysikalische Eigenschaften
207
813
Wärmeableitung und -aufnahme
In welcher Geschwindigkeit ein Stoff Wärme aufnimmt oder abgibt, wird gekennzeichnet durch die
Wärmeeindringzahl b = √c . ρ . λ (kJ/m2h0,5K)
Ein niedriger b-Wert bedeutet schnelle Erwärmung, die Oberfläche fühlt sich warm
an. Je größer der Wert, desto langsamer erwärmt sich der Stoff bei ­gleicher Wärme­
zufuhr. Weil die Wärme schneller in das Stoffinnere abgeleitet wird, fühlen sich
solche Stoffe kalt an. Leichtlehm mittlerer Dichte (800 kg/m3) ist etwa so »warm«
wie Holz (Abb. 308). Bei Wärmeübertragung durch ­Strahlung oder Konvektion gilt
das Gleiche: Wandoberflächen mit kleinem b-Wert sind beim Aufheizen schneller
warm, sie bremsen die Wärmeableitung. Daher die Behaglichkeit einer inneren
Holzverkleidung oder von Faserlehmputz.
814
Oberflächentemperatur
Die innere Oberflächentemperatur von Außenwänden ist bei theoretisch konstantem
Temperaturgefälle in erster Linie von der Wärmedämmung abhängig:
Oberflächentemperatur
tio = ti – Ri (ti – ta) / (Ri + R + Ra) (°C)
Die Oberflächentemperatur ist entscheidend für die Behaglichkeit und sollte
nicht mehr als zwei Grad unter der Raumlufttemperatur liegen. Dabei spielen auch
die Wärmedämpfung und die Art der Beheizung, d. h. der Anteil an Strahlung und
Konvektion eine wichtige Rolle.
Mit einer 40er Massivwand aus Vollziegel oder entsprechend schweren Lehm­
baustoffen verglichen, liegt bei etwa gleicher Wärmedämpfung (s. u.) die Ober­
flächentemperatur einer 25er Leichtlehmwand selbst bei –10°C Dauerfrost mit
tio = 18°C noch im Behaglichkeitsbereich. Dieselbe Oberflächentemperatur ließe
sich im Massivhaus zwar durch Anhebung der Raumlufttemperatur von 20 auf
25°C erreichen, der Wärmeverlust der Außenwand wäre aber dann etwa dreimal
so hoch wie der der Leichtlehmwand.
815
Wärmedämpfung
Wie stark und mit welcher Zeitverschiebung sich Schwankungen der Außentemperaturen an der Innenoberfläche einer Außenwand bemerkbar machen und damit das
Raumklima beeinflussen, wird durch die Wärmedämpfung ausgedrückt. Grundsätzlich kann man gute Wärmedämpfung sowohl durch Wärmedämmung als auch durch
Wärmespeicherung erreichen. Je nach Klimazone liegt das Gewicht mehr auf dem
einen oder anderen.
Somit kann die erwünschte Wärmedämpfung zwar durch wärmespeichernde
Wände erreicht werden, je mehr aber die mittlere Außentemperatur von der
208
Bauen mit Leichtlehm
­ ormalen Innentemperatur abweicht, desto notwendiger wird Wärmedämmung
n
(Abb. 313).
Beispiel: Wenn die Außentemperatur täglich um einen Mittelwert schwankt, der im
Bereich der Behaglichkeit liegt: z. B. tags + 30°C, nachts + 10°C, tm= 20°C, ermöglichen dicke, schwere Wände eine gute Wärmedämpfung, wie etwa die Massivlehmbauten in Nordafrika. In nördlichen Klimazonen liegt dieser Mittelwert fast immer
unter 20°C. Hier müssen deshalb Außenwände auch eine gute Wärmedämmung
haben.
Die Schwankung der inneren Oberflächentemperatur Δti soll nach Eichler bei
Außenwänden nicht mehr als 1/15 der Außentemperaturschwankung Δta betragen:
Amplitudendämpfung Δta/Δti = 15
Die Schwankung soll sich außerdem erst mit einer Phasenverschiebung von mind.
6 bis 10 Std. innen bemerkbar machen (Abb. 313). Diese Dämpfungswerte werden
ziemlich genau von einer 36,5er Vollziegelwand (1800 kg/m3) erreicht, ohne jedoch
nach heutigen Anforderungen ausreichend wärmedämmend zu sein.
Wie dick Wände aus Leichtlehm – und zum Vergleich auch anderer Baustoffe –
sein müssen, um die gleiche Dämpfung der Ziegelwand zu erzielen, und welche
Wärmedämmqualität sich dabei ergibt, zeigt Abb. 314. Als Maßstab dient bei diesem
Vergleich die sog. Auskühlzeit der Ziegelwand [Gösele/Schüle 1965]:
Auskühlzeit = Wärmespeicherfähigkeit · Wärmedurchlasswiderstand =
Q . R = c . ρ . s2 / λ (h)
Auskühlzeit Vollziegel (s = 36,5 cm) =
1,0 . 1800 . (0,365)2 / 0,81 . 3,6–1 = 82 h
Aus dem Vergleich wird deutlich, dass
−− einschichtige Leichtlehmbauteile (bis 800 kg/m3) schon in geringen Stärken
Temperaturschwankungen hervorragend dämpfen,
−− dabei mit überdurchschnittlicher Wärmedämmung Transmissionswärmeverluste
vermindern und damit
−− durch hohe Oberflächentemperaturen ein ausgezeichnetes Raumklima schaffen.
Diese Eigenschaften sind mit speichernden, aber wärmeleitenden Stoffen nur durch
zusätzliche Wärmedämmung in mehrschichtigem Wandaufbau erreichbar. Werden
Putzschichten, Verkleidungen beim Dachausbau das Gewicht der Deckung mitberücksichtigt, erhöht sich gerade bei leichten Stoffen die Dämpfung erheblich.
820
Feuchte / Trocknung
Trockene Wände sind Voraussetzung für gute Wärmedämmung, angenehmes Raumklima und Dauerhaftigkeit der Baukonstruktion. Die Beachtung des Feuchteschutzes
und die bauphysikalisch richtige Konstruktion sind dazu Bedingung. Aufgrund der
hervorragenden Trocknungseigenschaften sind Lehmbaustoffe und besonders
Leichtlehm ideales Ausfachungsmaterial beim Holzskelettbau.
Bauphysikalische Eigenschaften
209
Lehmbaustoffe
Rohdichte (kg/m3)
µ (–)
Stroh- und Massivlehm
1200–2100
5/10
Leichtlehm
600–1200
3/5
Leichtlehm
300–600
2/5
Abb. 315
821
Richtwerte der Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl µ von Lehmbaustoffen
Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl
Die Dampfdiffusionswiderstandszahl kennzeichnet den Widerstand, den ein Baustoff
der Diffusion der in der Luft enthaltenen Feuchte (»Wasserdampf«) entgegensetzt.
Porenstruktur, Dichte und Feuchtegehalt beeinflussen die Diffusion. Der µ-Wert von
Leichtlehm ist vergleichsweise sehr niedrig. Er dürfte je nach Mischungsverhältnis und
dem Grad der Verdichtung unwesentlich schwanken. Ausschlaggebend ist – abhängig
vom Raumgewicht – der Anteil an Grobporen und das Porenvolumen. Guy Vanros
ermittelt für Leichtlehm einer Dichte von etwa 800 bis 1100 kg/m3 µ – Werte von 2
bis 3 [Vanros 1981]. Für schwere Lehmbaustoffe (2100 kg/m3) wird µ = 10 angegeben
[Bobran 1967]. Messungen an der ETH Zürich ergaben für Leichtlehm Werte von µ =
5–10 [ETH Zürich 1994]. Jüngere Untersuchungen von Leichtlehm mit 400–800 kg/m3
ergaben µ-Werte von 3 bis 4 und von Strohlehm mit 1200–1700 kg/m3 von 6 bis 9
[CSTB u. a. 2011]. Wir schlagen als Richtwerte der Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl die Werte der Abb. 315 vor. In der aktuellen DIN 4108-4 sind für alle Lehmbaustoffe (500–2000 kg/m3) als Richtwerte der Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl
µ = 5/10 festgelegt. Für Berechnungen ist der jeweils ungünstigere Wert zu verwenden.
822
Gleichgewichtsfeuchte (Sorptionsfeuchte)
Hygroskopische Baustoffe binden Luftfeuchte molekular an die inneren Porenwände. Mit einer bestimmten relativen Feuchte der Umgebungsluft stellt sich eine
bestimmte Gleichgewichtsfeuchte ein. Im Vergleich mit anderen Baustoffen gehört
Leichtlehm – wie alle anderen Lehmbaustoffe zu den sehr »trockenen« Stoffen
(Abb. 316). Für Baustoffvergleiche ist der auf das Volumen bezogene aussagekräftiger als der massebezogene Feuchtegehalt, da Raumgewicht und Volumen berücksichtigt werden.
Massebezogener Feuchtegehalt um
um = (mf-mtr) . 100 / mtr (M %)
Volumenbezogener Feuchtegehalt uv
uv = um . ρ (Vol %)
mf = Feuchtmasse
mtr = Trockenmasse
ρ = Raumgewicht
Angaben für Lehmbaustoffe bei unterschiedlicher Umgebungsfeuchte sind in
Abb. 316 zusammengestellt. Vanros schließt aus der niedrigen Gleichgewichtsfeuchte
210
Bauen mit Leichtlehm
822-01 CAD
mit Abb Verweis 7.Auflage
25
20
CA
Stoffeuchte [Vol.-%]
15
10
BB
5
LL
AA
0
20
40
60
80
100
Relative Luftfeuchte[%]
Legende:
A Ziegel, Gips 1)
B Beton, Leichtbeton, Porenbeton, Kalksandstein 1)
C Holz, Papier, organische Faserstoffe (Wolle, Seide, Leinen) 1)
L Lehmbaustoffe 2)
Quellen :
1997]
1) [Gösele/Schüle/Künzel
[Gösele Schüle Künzel 1997]
2) nach den Quellen der Abb. 304
317 [Hafezi 1996], [Goosens 1995], [Vanros
1981], [Figgemeier 1994], [Minke 1994], [Ziegert 2003], [Holl/Ziegert
[Holl Ziegert 2002]
2002]
Abb. 316
Sorptionsfeuchte von Baustoffen im Vergleich [Volhard 2010b]
der von ihm untersuchten Leichtlehme auf einen geringen Volumenanteil
an Luftfeuchte bindenden Mikroporen, also Porendurchmessern von < 0,1 µm
[Vanros 1981].
Unter praktischem Feuchtegehalt versteht man den Feuchtegehalt eines Baustoffes, der unter normalen Bedingungen selten überschritten wird. Bei den Rechenwerten der Wärmeleitfähigkeit in den Wärmeschutznormen ist dieser Feuchtegehalt
zugrundegelegt (s. DIN 4108-4). Nach bisherigen Messungen kann man für Leichtlehm – und andere Lehmbaustoffe – einen praktischen Feuchtegehalt von uv = 3 %
annehmen (Abb. 318).
Organische Stoffe nehmen mehr Feuchte an, wie z. B. Holz, Pflanzenfasern
oder Stroh. Bei Leichtlehm mit hohem Strohanteil wird die zu erwartende höhere
Eigenfeuchte durch den Verbund mit Lehm verringert. Daraus kann man schließen,
dass Lehm – aufgrund seiner geringen Eigenfeuchte und hohen Kapillarität – dem
im Verhältnis »feuchteren« Stroh und Holz ständig Feuchtigkeit entzieht und nach
außen abgibt. Damit würde auch die Tatsache eine Erklärung finden, dass sich von
Lehm umschlossenes Holz und Stroh, wenn die Konstruktion vor Nässe geschützt ist,
jahrhundertelang unversehrt halten [Volhard 2010a].
Bauphysikalische Eigenschaften
211
822-02 CAD
822-02 CAD
5
5
1
12
2
Stofffeuchte
Stofffeuchte
[Vol.-%]
[Vol.-%]
4
4
3
3
4
4
3
3
a
a
2
2
b
b
1
1
5
5
c
c
d
d
0
0
20
20
6
6
7
7
e
e
40
60
40
60 [%]
Relative
Luftfeuchte
Relative Luftfeuchte [%]
80
80
100
100
Legende:
Legende:
1
Historischer Strohlehm, 1800 kg/m3 [Hafezi 1996]
1 Historischer Lehmstein,
Strohlehm, 1800
kg/m3
1996]
Verplancke
2
Flamen
1760 [Hafezi
kg/m3 [Goosens,
]
Verplancke
2 Historischer
Lehmstein, Flamen 1760 kg/m3 [Goosens, 1995
1995]
3 1995]
Historischer Strohlehm, Belgien 1250 kg/m3 [Vanros 1981]
3
1981]
3 Historischer Strohlehm, 1640
Belgien
1250
kg/m3 [Vanros
4
kg/m
[Figgemeier
1994]
3
3
4
Strohlehm,
[Figgemeier
1994]
5 Historischer
Strohleichtlehm,
a 1200 1640
kg/mkg/m
, b 850
kg/m3, c 450
kg/m3,
33
33
3
450 kg/m
,
5 Strohleichtlehm,
a 1200
550kg/m
kg/m, c[Minke
1994]
Blähtonleichtlehm,
d 700kg/m
kg/m, ,be850
3
3
Blähtonleichtlehm,
d 7001500
kg/mkg/m
, e 550
kg/m3 2003]
[Minke 1994]
[Ziegert
6 Historischer
Wellerlehm,
3
[Ziegert2002]
2003]
6
Wellerlehm,kg/m
15003 kg/m
7 Historischer
Lehmputze, 1850-1650
[Holl,
Ziegert
[Holl/Ziegert
2002]
7 Lehmputze, 1850-1650 kg/m3 [Holl, Ziegert 2002]
Abb. 317
Sorptionsfeuchte von Lehmbaustoffen im Vergleich [Volhard 2010b]
Baustoff
Feuchtegehalt
vol.massebezogen
bezogen
uv (%)
um (%)
Ziegel
Gips
Leichtlehm
Massivlehm
Gasbeton
Leichtbeton
Schwerbeton
Mineral. Faserdämmstoffe
Pflanzliche Faserdämmstoffe
Holzdielen
HWL-Platten
1,5
2
3
3
3,5
5
5
–
–
–
–
Werte außer Lehm nach DIN 4108-4
Abb. 318
212
Praktischer Feuchtegehalt im Vergleich
Bauen mit Leichtlehm
–
–
–
–
–
–
–
5
15
15
15
823
Hygroskopische Feuchteaufnahme und -abgabe
Bei sich ändernder Luftfeuchte nehmen hygroskopische Stoffe Feuchte auf und
geben sie zeitlich verschoben wieder ab, Schwankungen der Raumluftfeuchte werden ausgeglichen. Wie andere hygroskopische Stoffe sind Lehmbaustoffe feuchteaufnahme- und -abgabefähig.
Raumluftfeuchte wird gasförmig an den inneren Porenwänden eines Baustoffes adsorbiert, je offenporiger und diffusionsfähiger ein Stoff ist. Dabei werden
nur ­relativ geringe Feuchtemengen ausgetauscht, ganz anders als bei kapillarer
Feuchteaufnahme und -speicherung in Tropfenform, eine Eigenschaft, die z. B. in
der Landwirtschaft die Fruchtbarkeit des Bodens ausmacht. Ein feuchter Acker­
boden kann 100-mal mehr Wasser speichern als ein trockener Lehmputz Raumluftfeuchte aufnimmt. Da ein Haus möglichst trocken sein sollte, ist Feuchtespeicherung, d. h. Aufnahme von Wasser in flüssiger Form, mit allen Mitteln der Baukunst
zu vermeiden.
Die bei der Adsorption von Luftfeuchte ausgetauschten Feuchtemengen sind
jedoch bei Wand- und Putzbaustoffen (auch aus Lehm) im Vergleich zur Inneneinrichtung, zu Möbeln, Textilien, Büchern, Teppichen eher gering ([Staufenbiel 1992]
B.3,
3.07).CAD
Die Austauschvorgänge sind auch sehr langsam und allmählich, d. h.
823-01
gegenüber der ohnehin notwendigen Raumlüftung hygienisch nahezu bedeutungslos.
Feuchteaufnahme 1 Stunde nach 40-80% Feuchtesprung, nach 1
Beton
Kalkzementputz
Weißkalkputz
Fichte
Weichfaserplatte
Hartfaserplatte
Sisalteppich
Wollteppich
Synthetischer Teppich
Feuchteaufnahme 1 Stunde nach 50-80% Feuchtesprung
Beton 2
Gipsputz, Kalkgipsputz 3
Lehmputz 3
Fichte 2
Kalkfarbe 2x, Lehmputz 15+3mm 4
Lehmputz 15+3mm 4
Lehmputz 3mm, Gipskarton 4
Dispersion, Raufaser, Kalkzementputz 2
Dispersion, Raufaser, Gipskarton 2
0
10
20
30
40g/m²
Quellen:
2006]
1 [Künzel/Holm/Sedlbauer
[Künzel Holm Sedlbauer 2006]
2 [Otto
[Otto 2000]
2006]
2002]
3 [Holl/Ziegert
[Holl Ziegert 2002]
2008]
4 [Eckermann/Ziegert
[Eckermann-Ziegert 2008]
2007]
[Eckermann-Ziegert
Abb. 319
Feuchteaufnahme 1 Stunde nach Feuchtesprung 40–80 % und 50–80 % r. F. bei 20°C [Volhard 2010 b]
Bauphysikalische Eigenschaften
213
Im Baustoffvergleich zeigen sich wesentliche Unterschiede der Feuchteaufnahme
erst nach Tagen und Wochen, d. h. tiefere Wandschichten sind bei hygroskopischen
Feuchteschwankungen kaum oder nur längerfristig beteiligt.
Dies zeigen auch Untersuchungen von [Minke 1994] und [Holl/Ziegert 2002], es
wird dort allerdings anders interpretiert. Der meist zugrundeliegende sogenannte
Feuchtesprung-Versuch, bei dem Probeflächen einer plötzlichen Erhöhung der
Luftfeuchte ausgesetzt werden (von 50 auf 80 % bei 20°C), bildet nicht etwa eine
übliche sprunghafte Feuchtebelastung wie Kochen, Baden oder Duschen ab, die sich
durch normale Sorption von Raumoberflächen und Einrichtung bald wieder abbauen
würde. Hier wird vielmehr das Feuchteniveau von 80 % durch ständige Nachfuhr von
Wasser über viele Stunden aufrechterhalten. Bei einer derartigen Luftfeuchte würde
man sehr bald das Fenster aufmachen und die Feuchte ablüften. Aber trotz dieses
extremen Versuchsklimas erhöht sich die Feuchte z. B. eines Lehmputzes nach einer
Stunde nur um etwa 0,05 Vol %, wobei die zur Erzeugung von 80 % RF dem Raum
zugeführte Wassermenge bereits vor Ablauf dieser ersten Stunde absorbiert wäre
und damit weitere Feuchteaufnahme unmöglich ist.
Selbst im künstlichen 80 %-Dauerklima erreichen unbehandelte Lehmputze erst
nach 24 Stunden ihre der Luftfeuchte von 80 % entsprechende sehr niedrige Gleichgewichtsfeuchte von etwa 0,7 Vol %. Solche Versuche verdeutlichen sehr anschaulich,
dass Lehm lange und zuverlässig Raumklima und Konstruktion trocken hält [Volhard
2010b].
Luftfeuchte kann schließlich nur in den Grenzen der Gleichgewichtsfeuchte
aufgenommen werden, die bei Lehm sehr niedrig ist. Die Vorstellung einer Luftbefeuchtung durch Lehmbaustoffe ist nicht realistisch, deren Trockenheit ist gerade
ihre Qualität.
Wir sehen diese Vorgänge bei der Baustoffargumentation für Lehm heute überbewertet. Auf hohe oder gleichbleibende Werte der relativen Luftfeuchte kommt es
physiologisch nicht an, ganz im Gegenteil: Trockene Luft ist, wenn sie staubfrei ist,
gesünder [Eisenschinck 1975]. Im Übrigen nimmt der Mensch im Bereich normaler
Feuchte (R. F.= 45–75 %) kaum Unterschiede wahr ([Staufenbiel 1992] B.3, 3.01). Ein
Vorteil hygroskopischer Baustoffe kann darin gesehen werden, elektrisch neutrale,
sich nicht aufladende Wandumschließungsflächen zu bilden. Deshalb ist auch die
Art der Oberflächenbehandlung mehr als der Wandbaustoff selbst von wesentlichem
Einfluss: Anstrich und Putz sollten offenporig sein.
824
Feuchteleitfähigkeit
Bedeutung der Porenstruktur
Die Fähigkeit eines Baustoffes, Feuchte als flüssiges Wasser aufzunehmen, zu
leiten und auszutrocknen, wird unmittelbar durch seine Porenstruktur bestimmt.
Feinporige Stoffe mit einem gut ausgebildeten Kapillarsystem wie z. B. Ziegel saugen
schnell und viel und trocknen auch sehr schnell. Dichte Stoffe wie Schwerbeton
saugen und trocknen langsam. Für die Trockenhaltung der Konstruktion interessiert
214
Bauen mit Leichtlehm
vor allem das Verhältnis von Wasseraufnahme zur Abgabe (z. B. nach Schlagregen),
das Austrocknen der Baufeuchte oder anderer gelegentlicher Feuchteeinwirkungen.
Feinst- oder Mikroporen < 0,1 µm binden Luftfeuchte als hygroskopische Gleichgewichtsfeuchte. Kapillar- oder Feinporen (0,1 mm bis 0,1 µm) leisten den Transport
flüssigen Wassers. Grobporen (> 0,1 mm) können kein Wasser transportieren, aber
halten, je nachdem, ob die Porenwände kapillar offen sind ([Staufenbiel 1992] B.1, 1.26).
Die Porigkeit von Lehmbaustoffen dürfte sehr abhängig sein vom verwendeten
Baulehm und der Verarbeitung. Nach Untersuchungen historischer Leicht- und
Strohlehme ist das Gesamtvolumen an Mikroporen, entsprechend der sehr niedrigen
Gleichgewichtsfeuchte relativ gering, nur etwas größer als bei Ziegel, kleiner als bei
Gasbeton ([Vanros 1981] S. 116). Es überwiegen kapillar leitfähige Feinporen mit großer
Saugfähigkeit. Die reichlich vorhandenen Grobporen können viel Wasser aufnehmen
und speichern, geben es aber auch relativ schnell wieder über die offenen Porenwände und das Kapillarsystem ab – anders als z. B. Porenbeton, dessen Grobporen
sich über weniger Kapillarporen entleeren können.
Für eine schnelle Austrocknung sind diese feuchteleitenden Eigenschaften
erwünscht. Umgekehrt müssen bekanntlich gerade Lehmbaustoffe vor dauernder
Wasseraufnahme – Schlagregen, aufsteigende Feuchtigkeit usw. – zuverlässig
geschützt werden.
Wasseraufnahme
Die Wasseraufnahme (Wasseraufnahmekoeffizient w [kg/m2h0,5]) charakterisiert die
kurzfristige Saugfähigkeit von Baustoffen, jedoch nicht das Langzeitverhalten von
kapillarer Feuchteaufnahme und Trocknung. Aus diesem Wert können Hinweise für
die Baupraxis abgeleitet werden: z. B. Saugfähigkeit von Außenputz, Notwendigkeit
von Abdichtungen gegen aufsteigende Erdfeuchte, Notwendigkeit des Vornässens
von saugfähigem Putzgrund und Steinen beim Mauern ([Staufenbiel 1992] B.1, 1.04).
Eine schnelle kapillare Wasseraufnahme, Saugfähigkeit weist auch auf einen hohen
Anteil an Feinporen hin (Ziegel, Kalkputz, Gipsputz).
Zur Ermittlung des Wasseraufnahmekoeffizienten wird die Probe in Wasser
getaucht und die Gewichtszunahme nach einer Stunde ermittelt. Bei Lehm ist
dieser Versuch nicht möglich, da Lehm in Wasser zerfallen kann oder sich je nach
Bindekraft durch Quellen selbst abdichtet. Vanros versucht Näherungswerte von
Leichtlehm zu finden, indem er die Proben in Kontakt mit einem nass gehaltenen
Medium bringt, aber nicht eintaucht. Seine Angaben sind also als Mindestwerte
zu verstehen ([Vanros 1981] S. 91). Im Vergleich gehört mittelschwerer Leichtlehm
danach zur mittleren Gruppe kapillar saugender Stoffe, vergleichbar mit Hochlochziegel (Abb. 320). Bei zunehmender Grobporigkeit, d. h. größeren Hohlräumen bei
leichteren Mischungen, ist eine etwas verminderte Saugfähigkeit, vergleichbar mit
Leichtziegel und Gasbeton, zu erwarten.
Verhalten bei Feuchte- und Frosteinwirkung
Lehmbauteile werden zwar konstruktiv vor Nässe und Feuchte mit den im Kap. 612
beschriebenen Maßnahmen weitgehend geschützt, trotzdem sind manche Bauteile
Bauphysikalische Eigenschaften
215
Wasseraufnahme w
(kg/m2h0,5)
Gipsbauplatte 900
55/701
Vollziegel 1700
10/30
Leichtlehm 800-1200
5/102
Hochlochziegel 1200
5/10
Leichtziegel 800
3/10
Kalksandstein 1700
3/15
Gasbeton 600
3/10
Leichtbeton Bims 900
3/7
Klinker 2100
0/5
Schwerbeton 2300
0/3
Quellen:
1 [Staufenbiel 1986] Kap. 1.05
2[Vanros 1981] S. 93, oberer Wert eigene Schätzung,
übrige Werte nach [Schwarz 1972] S. 206–211
Abb. 320
Wasseraufnahme im Vergleich
I
V
erputztes, der Witterung ausgesetztes Außen­
mauerwerk
erkleidetes oder witterungsgeschütztes AußenII V
mauerwerk und Innenmauerwerk
III T rockene Anwendung (Deckenauflagen, Stapelwände)
Abb. 321 Anwendungsklassen von Lehmsteinen
nach [Lehmbau Regeln 2009]
vorübergehend oder periodisch Feuchteeinwirkungen ausgesetzt, denen sie dauerhaft widerstehen müssen. Zum Beispiel kann Regenfeuchte durch den schützenden
Außenputz hindurch die Lehmoberfläche aufweichen, auf der eine schwere Putzschale dann keinen Halt mehr findet und abgleiten muss. Wenn durchfeuchtete
Lehmbauteile öfter auffrieren, ist deren Gefüge bald zerstört.
Ausreichend faserarmierte Lehmbaustoffe wie Stroh-, Faser- und Leichtlehm
verhalten sich robust gegenüber Feuchte- und Frosteinwirkung. Dagegen können
ausschließlich mineralisch aufbereitete ausgesprochen empfindlich reagieren.
Zugfeste Fasern verbinden das Gefüge, auch wenn der Lehm weich wird, Körner
dagegen lösen sich voneinander und der Baustoff zerfällt.
Ähnliche Unterschiede zeigen sich beim Quellverhalten, das besonders bei
stranggepressten Lehmsteinen ohne nennenswertes Zuschlagsgerüst besonders
problematisch sein kann. Solche Steine, eigentlich für das Brennen zum Ziegel
optimiert, werden im Lehmbau mitunter ungebrannt verwendet, mit entsprechenden
Gefahren und kostspieligen Risiken. Der schalenartig im Mundstück der Strangpresse hochverdichtete Stein saugt schon bei geringstem Feuchtekontakt Feuchte
und quillt in dem Maße auf, wie er vorher verdichtet wurde. Zu sehr quellende
Steine verformen sich, bilden Risse und zerstören früher oder später das Bauteil.
Lochsteine reagieren besonders empfindlich und vertragen u. U. nicht einmal die
Feuchte eines Mauermörtels einer Innenwand, dürfen also ausschließlich trocken
eingesetzt werden.
Wegen dieser sehr unterschiedlichen Eignung von Lehmbaustoffen für jeweilige
Anwendungsbereiche werden speziell Lehmsteine in den [Lehmbau Regeln 2009] in
drei Anwendungsklassen eingestuft (Abb. 321).
Maßgeblich für die Einstufung sind die Homogenität des Gefüges, die Wasser- und
Frostfestigkeit, das Quellverhalten und der Lochanteil. In orientierenden Versuchen
des Verfassers (Abb. 322 und 323) zeigte sich die Überlegenheit von Faserlehm- und
Leichtlehmsteinen: In Wasser gelegt, zerfällt der rein mineralische Stein von selbst
216
Bauen mit Leichtlehm
322 Auflöseversuch mit
Lehmsteinen im Wasserbad.
Links stranggepresster Lehmstein
1800 kg/m3 ohne Fasern,
rechts Leichtlehmstein 1200 kg/m3,
unten nach 60 Minuten.
Abb. 323 Quellversuch mit Lehmsteinen. Links stranggepresster Lehmstein 1800 kg/m3 ohne Fasern,
rechts Leichtlehmstein 1200 kg/m3 mit Fasern, nach Lagerung der Steine auf feuchtgehaltenem Schwammtuch.
Nach 24 Stunden ist der stranggepresste Stein stark gequollen, der faserarmierte bleibt formstabil.
in kurzer Zeit, der Leichtlehmstein bleibt dagegen noch nach Tagen in Form, wenn
auch angeweicht. Der mineralische Stein quillt im Kontakt mit einem feuchten
Medium auf, das Volumen des Leichtlehmsteins bleibt dagegen unverändert. Wird
der feuchte Stein mit Frost beansprucht, werden beim mineralischen Stein durch
Eisbildung schollenartige Plättchen abgesprengt, der Leichtlehmstein dagegen bleibt
unverändert.
Bauphysikalische Eigenschaften
217
825
Tauwasserschutz
Kondensation auf Bauteiloberflächen
Sind Wandoberflächen kälter als die Taupunkttemperatur der Raumluft, »beschlägt«
die Wand wie eine kalte Fensterscheibe. Durchfeuchtet eine Wand über längere Zeit
auf diese Weise, können sich Schimmelpilze bilden – heute, durch mangelnde Lüftung und nachträglichen Einbau fugendichter Isolierfenster in schlecht gedämmten
Altbauten keine Seltenheit. Schon bei Einhaltung des Mindestwärmeschutzes nach
Wärmeschutzvorschriften (DIN 4108-2, s. Kap. 811) sind mit Leichtlehm Oberfächentemperaturen garantiert, die vor Oberflächenkondensation schützen (s. Kap. 814).
Wärmebrücken, Bauteiloberflächen mit evtl. gelegentlicher Taupunkttemperatur­
unterschreitung, sind im Holzskelettbau leicht zu vermeiden und mit heutigem
Dämmstandard auch reduziert und selten. Immerhin hätten hier feuchtigkeits­
ausgleichende Lehmbaustoffe besondere Vorteile der Trockenhaltung, so dass
Schimmel sich nicht bilden kann.
Wasserdampfdiffusion
Gibt es zu beiden Seiten der Wand einen Dampfdruckunterschied – abhängig
von Temperatur und Luftfeuchte –, diffundiert, meistens im Winter, Luftfeuchte in
Gasform von innen nach außen. Wird im Inneren des Bauteils bei ungünstigen Klima­
bedingungen der Wasserdampfsättigungsdruck der jeweiligen Temperatur erreicht,
fällt der gasförmige Dampf zu Wasser aus. Die Wand wird feucht und verringert
ihre Wärmedämmung. Um Tauwasser im Bauteilinneren zu vermeiden, gilt für die
Schichtfolge von innen nach außen die Faustregel:
−− Abnahme des Dampfdiffusionswiderstandes, d. h. Abnahme der diffusionsäqui­
valenten Luftschichtdicke sd = µ . s (m) der Bauteilschichten
−− Zunahme des Wärmedurchlasswiderstandes R (m2K/W)
Ein rechnerischer Nachweis des Tauwasserausfalls ist analog den Bedingungen der
DIN 4108-3 2014 bei Wänden aus Leichtlehm und anderen Lehmbaustoffen in der
Regel nicht erforderlich: Dazu gehören z. B. homogene Konstruktionen ohne oder mit
äußerer Wärmedämmung sowie Innendämmungen unter bestimmten Voraussetzungen. Kritisch erscheinende Konstruktionen sollten rechnerisch untersucht werden.
Ein Bauteil ist dann unproblematisch, wenn die im Winter kondensierende Wassermenge kleiner ist als die im Sommer verdunstende. Außerdem darf bei Holzbauteilen
eine bestimmte Feuchte nicht überschritten werden.
Bei solchen Berechnungen sollte man allerdings möglichst realistische Randbedingungen zugrundelegen. Beim Glaserverfahren (DIN 4108) sollte man im Auge
behalten, dass als Randbedingung ein konstanter 8-wöchiger Dauerfrost von –10°C
angenommen ist und Temperaturschwankungen, Wärmespeicherfähigkeit und
Wärmeträgheit unberücksichtigt bleiben. Auch wechseln Tau- und Verdunstungsvorgänge täglich oder stündlich ab. Gleichzeitige Trocknungsvorgänge durch die
um Größenordnungen leistungsfähigere kapillare Leitfähigkeit werden bei dieser
Diffusionsberechnung überhaupt nicht erfasst [Eichler 1972].
218
Bauen mit Leichtlehm
Wenn also bei einem mehrschaligen Bauteil, z. B. bei der Innendämmung mit
Leichtlehm (s. Kap. 453) oder anderen Dämmstoffen, rechnerisch die Tauwasser­
bilanz negativ sein sollte, kann die Konstruktion trotzdem unbedenklich sein, da sich
kapillar leitfähige Bau- und Dämmstoffe aufgrund ihrer Porenstruktur selbst trockenhalten. Eine luftdichte Ausführung zur Verhinderung von Konvektionsfeuchte (s. u.)
im Bauteil ist dabei vorausgesetzt. Dies berücksichtigt auch DIN 4108-3, die darauf
hinweist, dass ein Tauwasserrisiko bei kapillaraktiven Materialien nicht besteht, da
der Feuchtetransport wesentlich durch Kapillaritätseffekte beeinflusst wird und nur
zum Teil durch Diffusionsvorgänge. Auch die geforderte Einhaltung einer maximalen
Holzfeuchte – für leichtgedämmte Konstruktionen vielleicht sinnvoll – dürfte bei der
Einbettung des Holzes in Lehmbaustoffe immer erfüllt sein.
Dampfsperren?
Während Wasserdampf i. A. von der wärmeren zur kälteren Seite diffundiert, wandert
Kapillarwasser (auch Niederschlagswasser von außen) immer zur trockenen Seite,
auch in der dem Diffusionsstrom entgegengesetzten Richtung – im Winter z. B. nach
innen –, wo es an der Wandoberfläche verdunsten will. Eine innere Dampfbremse
zum Schutz vor Tauwasserausfall im Inneren des Bauteils ist daher bei kapillar leitfähigen Bauteilen nicht nur unnötig, sondern sogar falsch, da sie die Austrocknung
zum Innenraum behindert und als »Feuchtigkeitsfalle« wirkt [Eichler 1972].
Die Betrachtung von Diffusionsvorgängen ist ausschließlich für den Feuchteschutz
von Bedeutung. Der Feuchtetransport durch Diffusion bewegt sich in sehr geringen
absoluten Mengen und wäre auch bei Bauteilen aus Leichtlehm nicht ausreichend,
um überschüssige Raumfeuchte nach außen zu transportieren. Hier hilft nur lüften!
Der oft gebrauchte Begriff »atmende Wände« ist in diesem Zusammenhang irreführend und trifft nur für Feuchteaufnahme und Abgabefähigkeit zu.
Wasserdampfkonvektion
Beim leichten dämmstoffausgefachten Holzbau kann die Mitführung (Konvektion)
von Raumluftfeuchte durch Undichtigkeiten einer Dampfbremse, durch Fugen,
Steckdosen, Kabellöcher oder Anschlüsse an Mauerwerk ein Problem sein. Im kalten
Bereich der Konstruktion kann diese Feuchte evtl. kondensieren und trocknet nicht
schnell genug wieder ab, wenn die Dämmstoffe, z. B. Steinwolle oder Hartschaum,
keine kapillare Leitfähigkeit besitzen. Nur mit akribischer Ausführung der Dampfsperre und separaten Installationsebenen kann diesem Problem begegnet werden,
wobei Dichtungs-Klebebänder mit einer zugesicherten Funktionsfähigkeit von
maximal 30–50 Jahren nicht gerade zum nachhaltigen Bauen beitragen.
Leichtlehmausfachungen sind dagegen verputzt luftdicht. Entstehende Feuchte
würde hier – wie auch beim Tauwasserausfall durch Diffusion – problemlos im
Material aufgenommen, kapillar verteilt und schnell wieder abgegeben werden.
Bauphysikalische Eigenschaften
219
826
Baufeuchte und Trocknung
Trocknung wird gefördert durch Luftbewegung und Wärme, vor allem Wärmestrahlung. Kalte oder ruhende Luft kann nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen und abführen.
Trotz hohem Wasseranteil bei der Herstellung trocknet Leichtlehm schnell. Der
Trocknungsvorgang besteht aus zwei Phasen:
1. Phase: Das »freie« Anmachwasser wird durch kapillare Saugkräfte sehr schnell
an die Oberfläche transportiert. Bei Leichtlehm verdunsten auf diese Weise schon
nach kurzer Zeit erhebliche Mengen, bis der »Kritische Feuchtegehalt« erreicht ist.
2. Phase: Unterhalb des kritischen Feuchtegehalts diffundiert die gebundene
Restfeuchte nun langsamer aus dem Stoff, bis die Gleichgewichtsfeuchte erreicht
ist. Der kleine µ – Wert und die geringe Gleichgewichtsfeuchte von Leichtlehm
beschleunigen die Trocknung auch in der zweiten Phase [Vanros 1981]. Für eine
zügige Trocknung ist die gute Umhüllung der Zuschläge wichtig, denn vor allem der
Lehm transportiert die Feuchte an die Oberfläche. Leichtere Mischungen trocknen
deshalb langsamer.
827
Nebenerscheinungen bei der Austrocknung
Bei feucht eingebautem Strohleichtlehm können, wenn das Stroh schlecht gedroschen ist, einzelne Getreidekörner im noch feuchten Leichtlehm gute Keimbedingungen finden und vorübergehend ganze Wandflächen begrünen. Das Verdorren der
Halme zeigt an, wann die Wand trocken ist.
Schimmelbildung
Bei verzögerter Trocknung, d. h. einem länger anhaltenden Feuchtegehalt von über
20 % können auf Strohleichtlehm Schimmelpilze wachsen, die mit zunehmender
Austrocknung wieder verschwinden. Diese kurzzeitige Schimmelbildung ist zwar
unschön, aber unbedenklich, wenn durch normalen baulichen Feuchteschutz dafür
gesorgt ist, dass die ausgetrocknete Konstruktion später trocken bleibt. Bei dem
geringen praktischen Feuchtegehalt von 3 % (s. Kap. 822) ist eine erneute Schimmelbildung ausgeschlossen.
Um eine Schimmelbildung bei Strohleichtlehm während der Bauzeit zu vermeiden
bzw. gering zu halten, sind folgende Punkte zu beachten:
−− Stroh bis zur Verwendung trocken lagern
−− Schlämme nicht zu dünnflüssig aufbereiten
−− Unter ungünstigen Bedingungen Beschleunigung der Austrocknung durch Reduzierung des Wasseranteils mit Hilfe von Verflüssigungsmitteln (s. Kap. 318)
−− Auf gutes Mischen achten – das Stroh muss gleichmäßig mit Lehm überzogen sein
(nasses Stroh ist kein Leichtlehm!)
−− Leichtlehm nicht zu nass einstampfen – ziehen lassen
−− Wanddicken nicht überdimensionieren: bei zweiseitiger Austrocknung max. 30 cm,
bei einseitiger Austrocknung max. 15 cm – bei Holzleichtlehm 35 bzw. 20 cm
220
Bauen mit Leichtlehm
Vorübergehende Wandbegrünung
während der Trocknung
Abb. 324
−− Stampfarbeiten rechtzeitig im Jahr beenden (s. Kap. 710)
−− bei anhaltend feuchter Witterung und in der kalten Jahreszeit ist künstliche
Bautrocknung ratsam
Kompostierung
Schlecht aufbereiteter, zu dick oder zu nass eingebauter Strohleichtlehm kann
u. U. kompostieren, d. h. wie in einem Komposthaufen vererden. Auch angrenzende
Holzbauteile können bei verzögerter Trocknung angegriffen werden. Zur Fehlervermeidung s. o. und Kap. 760.
830
Brandverhalten
831
Baustoffklasse
Nach deutschen Normen ist Lehm nicht brennbar, Klasse A1 [DIN 4102-1 1998], nach
[DIN 18951 1951] auch dann, wenn zur Magerung pflanzliche Faserstoffe beigefügt
werden, das Raumgewicht von etwa 1700 kg/m3 aber nicht unterschritten wird.
Bei allen leichteren Faserlehmgemischen, Stroh- und Leichtlehm aus Stroh oder
Holzhackschnitzeln, sind die brennbaren Fasern mit Lehm feuerschützend umhüllt,
ähnlich wie die Holzwolle in mineralisch gebundenen Holzwolleleichtbauplatten, die
nach DIN 4102 schwerentflammbar (B 1) sind. Die Baustoffklasse von Faser-, Strohund Leichtlehm müsste, falls erforderlich, auf der Grundlage von Brandversuchen
nach entsprechenden Vorschriften nachgewiesen werden, da diese Baustoffe in
heutigen Normen noch nicht klassifiziert sind. Mischungen mit mineralischen
Zuschlägen können als nicht brennbar gelten.
Zur ungefähren Abschätzung, ob Strohleichtlehm wie Holzwolleleichtbauplatten
als schwerentflammbar (B 1) eingestuft werden könnte, ist vom Verfasser eine
kleine Versuchsreihe durchgeführt worden. Die Ergebnisse werden von späteren, an
der MFPA Leipzig durchgeführten Versuchen mit brennbaren Zuschlägen bestätigt
(Abb. 327).
Bauphysikalische Eigenschaften
221
831-01
h
Flammhöhe
t Abgas
Ø 60 mm
50
d
Tabelle einfügen
45°
Versuchsaufbau
Probekörper
Abmessungen (mm)
b
h
d
1
250
350
48
110
200
160
180
200
250
110
125
120
2
3
4
Raumgewicht
(kg/m³)
470
magnesitgebundene
Holzwolleleichtbauplatte
440
Leichtlehm *
690
Leichtlehm
1230
Leichtlehm *
Fotos einfügen
Die Leichtlehmproben sind aus Weizenstroh, Schnittlänge 20 bis 40 cm und magerem
Lehm (Bindekraft 50 g/cm2) hergestellt
Stampffläche d · b ; * d · h
Verkohlungstiefe der Proben
(senkrechter Schnitt durch Flammmittelpunkt)
b/2
35
1 HWL 470
Abb. 325
222
d
15
2
30
LL 440
Brandversuch 1 Baustoffklasse
Bauen mit Leichtlehm
3
3 mm
LL 690
4
LL 1230
h
832-01
tP
tL
Ø 60 mm
100 mm
Versuchsaufbau
Probekörper
RaumRaum­
gewicht
kg/m3
kg/m³
1 Leichtlehm
900
2 Leichtlehm *
500
d1
d2
ca. 30 cm
Putz
Anstrich
Anstrich
b
h
d2
(mm) (mm)
190 190 105 Ziegelsand240 250
d1
9
125 Sand10
Lehmputz
2x
Kalkmilch
Tabelle einfügen
_
Leichtlehmmischung aus Weizenstroh, Schnittlänge 20 bis 40 cm,
und magerem Lehm (Bindekraft 50 g/cm2)
Stampffläche d · b ; * d · h
Fotos einfügen
Verkohlungstiefe
(senkrechter Schnitt durch Flammmittelpunkt)
b/2
30 mm
60 mm
Probe 1
Abb. 326
d
Probe 2
Brandversuch 2 Feuerwiderstandsklasse
Bauphysikalische Eigenschaften
223
Brandversuch 1 Baustoffklasse
Probekörper aus Strohleichtlehm verschiedener Dichte und zum Vergleich eine
magnesitgebundene Holzwolleleichtbauplatte wurden 10 Minuten mit einem Flammenwerfer schräg von unten beflammt. Alle 2 Minuten wurde die Höhe der Flammenspitze
und in 1 m Höhe die Abgastemperatur gemessen (Abb. 325). Der Versuchsaufbau
orientiert sich am Brandschachtversuch nach DIN 4102, ohne diesen vorwegnehmen
oder ersetzen zu wollen. Es war lediglich beabsichtigt, durch Vergleich mit der – klassi­
fizierten – Holzwolleleichtbauplatte zu qualitativen Ergebnissen zu kommen.
Bei keiner Probe kommt es zu Entflammung. Abgastemperatur und Flammhöhe
bleiben konstant bzw. haben fallende Tendenz (bei Probe 2). Im Flammkern fangen
die Proben 1 bis 3 bald zu glühen an, Probe 4 erst nach 2 Minuten. Während Probe 1
(HWL) in der gesamten Versuchsdauer starken Qualm entwickelt, der nach verbranntem Holz riecht, gibt es bei Leichtlehmproben weder Rauch noch Geruch. Während
der Beflammung fallen bei allen Proben nur geringe Mengen verkohlten Materials ab
(0 bis 5 g). Nach Beflammungsende glühen die Proben 1 bis 3 im Flammkern etwa 1
Minute nach, ohne jede Flammenbildung. Probe 4 glüht nicht nach. Probe 1 (HWL)
qualmt noch ein wenig. Die verkohlten Teile der Proben werden ausgekratzt. Tiefe,
Breite und Höhe der Verkohlung zeigt Abb. 325. Abweichungen von der vermuteten
Beziehung zwischen Raumgewicht und Verkohlung bei Probe 2 und 3 lassen sich auf
Inhomogenitäten des Materials und unterschiedliche Stampfrichtungen zurückführen.
Trotz des vereinfachenden Versuchsaufbaus lässt sich mit aller Vorsicht zusammenfassend feststellen:
−− Leichtlehm verhält sich passiv bei Flammeinwirkung, d. h. er trägt nicht zur
Brandausbreitung bei.
−− Durch die Bildung einer »wärmedämmenden« Kohleschicht schützt sich die
Oberfläche vor direkter Flammeneinwirkung, und zwar zunehmend mit der Beflammungsdauer.
−− Es entstehen weder Rauch, Qualm noch wahrnehmbare Verbrennungsgase.
Zuschlag
Mineralische Zuschlagstoffe1
Erforderliche Rohdichte des
Lehmbaustoffes (kg/m3)
Klassifizierung
Keine Anforderung
Nichtbrennbar
»lehmbaugerechte Beimischungen«
pflanzlicher Faserstoffe2
≥1700
Nichtbrennbar
Stroh3
>1200
Nichtbrennbar
Stroh3
>600
Schwerentflammbar
Holzhackschnitzel3
>1400
Nichtbrennbar
Holzhackschnitzel3
>800
Schwerentflammbar
Sägespäne3
>1600
Nichtbrennbar
Sägemehl3
>2000
Nichtbrennbar
Hanf, Flachsschäben3
>600
Schwer-entflammbar
1 vgl. DIN 4102-4 1994
2 vgl. DIN 18951 Bl.1 1951
3 Nach im Rahmen von Diplomarbeiten an der MFPA Leipzig nach DIN 4102-1 durchgeführten Untersuchungen zur Abschätzung
des Brandverhaltens von Lehmbaustoffen [Ziegert 1996] [Börjesson 1997].
Brandverhalten von Lehmbaustoffen, Zusammenstellung nach DIN und Forschungsergebnissen
(vgl. [Lehmbau Regeln 2009])
Abb. 327
224
Bauen mit Leichtlehm
−− Es fallen keine Teile ab, die brandausweitend wirken könnten.
−− Verglichen mit der Holzwolleleichtbauplatte ist das Brandverhalten mit geringerer
Verkohlung und ohne Rauchentwicklung günstiger.
Strohleichtlehm könnte daher als schwerentflammbar (B 1) eingestuft werden.
Holzleichtlehm dürfte ähnliche Eigenschaften haben.
832
Feuerwiderstandsklasse
Die Feuerwiderstandsklasse F bezeichnet die Feuerwiderstandsdauer eines
Bauteils in Minuten, z. B. F 30 = mind. 30 Minuten widerstandsfähig. Die Feuer­
widerstandsdauer ist für Bauteile, die nicht klassifiziert sind, durch Prüfungen
nachzuweisen. Um das Brandverhalten von Leichtlehm – auch hier Strohleichtlehm –
im eingebauten Zustand und verputzt beurteilen zu können, wurde ein weiterer
Brandversuch durchgeführt.
Brandversuch 2 Feuerwiderstandsklasse
Es wurden zwei mit Lehm-Sandputz beschichtete Proben unterschiedlichen Raum­
gewichts untersucht (Abb. 326). Die Putzoberfläche wurde mittig mit einem
­Flammenwerfer 45 Minuten beflammt; Probe 1 aus 7 cm Abstand, Probe 2 aus 15 cm
mit stärkerer Flamme. Der Flammendurchmesser betrug 20 bzw. 26 cm. Die Proben
sind in einen rückseitig geschlossenen Kasten aus Dämmstoff gepackt, so dass
sie sich seitlich und auch hinten nur unwesentlich abkühlen konnten. Alle 5 Minuten
wurde die Probentemperatur auf der Rückseite genommen – in Höhe der Beflammung, 10 cm unter der Putzoberfläche, außerdem die Lufttemperatur im Kasten.
Die Wärmedämmung des Leichtlehms führt zu einer im Vergleich zur Flammtemperatur nur geringen Temperaturerhöhung auf der Rückseite (10 cm unter der
Putzoberfläche). Es ist keinerlei Rauchentwicklung zu beobachten. Die Putzfläche der
Probe 1 glüht im Flammkern im Durchmesser von etwa 8 cm, die der Probe 2 wegen
stärkerer Beflammung und größeren Abstands bis 16 cm Durchmesser.
Nach Ende der Beflammung – nach 45 Minuten – ist bei beiden Proben die
Putzfläche bis auf Spannungsrisse im Randbereich unversehrt. Der durchgeglühte
Lehmputz ist zum wasserunempfindlichen Ziegelscherben gebrannt. Putz 2 ist entsprechend rötlich gefärbt, während der Kalkanstrich der anderen Probe im Flammkern unverändert weiß, darüber schwarz verrußt ist. Beim Aufsägen der Probe 2
fällt der Putz ab. Der Leichtlehm (500 kg/m3) ist trotz seines geringen Lehmanteils
(ca. 25 Vol. % magerer Lehm) und der dünnen Putzschicht nur bis 6 cm Tiefe verkohlt.
Die verkohlte Schicht fällt nicht ab. Bei der Probe 1 (900 kg/m3) mit ca. 45 Vol. %
Lehmanteil bleibt der Putz fest haften.
Auch dieser Versuch diente nur zur groben Abschätzung des Brandverhaltens. Es
ist zu vermuten, dass
−− verputzter Leichtlehm feuerhemmende Eigenschaften hat. Die Feuerwiderstandsdauer wird von der Putzstärke (möglichst 15 bis 20 mm), dem Raumgewicht des
Leichtlehms und der Wand- bzw. Schichtdicke abhängen.
Bauphysikalische Eigenschaften
225
−− eingeschlossene Holzteile bei Wänden und Decken weitgehend vor Verkohlung
geschützt sind, wenn sie durch eine 5 bis 10 cm dicke, verputzte Leichtlehmschicht
verdeckt sind. Bei Faserlehm (> 1 200 kg/m3) dürften geringere Putzstärken
ausreichen.
−− eine Feuerwiderstandsklasse von Wänden und Decken von F 30 bis F 90 erreichbar sein dürfte. Dies müsste durch Prüfungen auf der Grundlage von Brandversuchen nachgewiesen werden.
833
Klassifizierte Holzbauteile mit Lehmfüllungen
Die in [DIN 4102-4 1994] klassifizierten Bauteile können ohne Brandschutznachweis
in die dort angegebene Feuerwiderstandsklasse eingereiht werden.
Dass sich in der DIN neben den beim Holzbau heute üblichen Platten- und Tafelbauweisen noch Angaben zu Lehmausfachungen in Wänden und Decken gehalten
haben, zeugt von der Dauerhaftigkeit des Baustoffs – auch in der zeitgenössischen
Normung. Bei Fachwerkwänden und Holzbalkendecken ist allerdings nur allgemein
von »Lehmschlag« die Rede. Gemeint sind wohl traditionelle Strohlehmausfachungen.
Wände
Fachwerkwände gelten als F 30-B, wenn die Gefache vollständig mit Lehmschlag
(oder HWL oder Mauerwerk) ausgefüllt und mindestens einseitig geschlossen
verkleidet sind, z. B. mit 15 mm Putz (Abb. 328).
Decken und Dächer
Die in der DIN klassifizierten Holztafel- und Holzbalkendecken sind überwiegend
Span- und Gipsplattenkonstruktionen. Als notwendige Dämmschichten sind nicht
brennbare Mineralfaserstoffe vorgeschrieben. Traditionelle Konstruktionen sucht
man vergeblich. Bei Decken mit verdeckten Holzbalken darf allerdings als brandschutztechnisch notwendige Dämmschicht auch Lehmschlag auf Einschubboden verwendet werden. Bei Decken mit freiliegenden Holzbalken sind für den Brandschutz
Bauteil
Klassifizierung
Massive Wände
Massive gemauerte oder gestampfte Lehmwände (der Baustoffklasse A) einer Dicke von 24 cm1
F 90 A
Fachwerkwände mit ausgefüllten Gefachen
Bedingungen: Holzquerschnitte mind. 100 × 100 mm bei einseitiger,
mind. 120 ×120 mm bei zweiseitiger Brandbeanspruchung,
Ausfüllung mit Lehmschlag (Strohlehmausfachung), mindestens
einseitige Bekleidung, z. B. mit 15 mm Putz2
F 30 B
1 Nach DIN V 18954 1956
2 Vgl. DIN 4102-4 1994, Abschnitt 4.11, Bedingungen im Einzelnen siehe dort.
Abb. 328
226
Feuerwiderstandsklasse von Wänden mit Lehmbaustoffen (vgl. [Lehmbau Regeln 2009])
Bauen mit Leichtlehm
Bauteil
Klassifizierung
Holzbalkendecke mit vollständig freiliegenden, dreiseitig dem Feuer
ausgesetzten Holzbalken
Deckenauflage z. B. aus Lehmbaustoffen beliebiger Dicke, je nach
Balkenabstand und -querschnitt, Schalung, Fußbodenaufbau1
Holzbalkendecke mit verdeckten Balken
Einschub mit Lehmschlag ≥ 60 mm
oder Querhölzer (Stakung) mit Lehmschlag, je nach Balkenabstand,
oberer Schalung, unterer Bekleidung2
Deckenbeläge
(nur für Feuerbeanspruchung von der Oberseite)
Belag aus ≥ 50 mm Lehm3
F 30 B bis F 60 B
F 30
Anmerkungen:
1 Vgl. DIN 4102-4 1994 (5.3.2) und Tabelle 62, Bedingungen im Einzelnen siehe dort.
2 Vgl. DIN 4102-4 1994 (5.3.3) und Tabelle 56 und 63, Bedingungen im Einzelnen siehe dort.
3 Vgl. DIN 4102-4 1970 (4.2)
Abb. 329
Feuerwiderstandsklasse von Decken mit Lehmbaustoffen (vgl. [Lehmbau Regeln 2009])
nur die Balkenquerschnitte und die Ausbildung der Beplankung ausschlaggebend.
Die Auffüllung ist hier beliebig, kann also auch als Lehm oder Leichtlehm bestehen
(Abb. 329).
Sonstige Konstruktionen mit Lehmbaustoffen oder Leichtlehm sind bisher nicht
geprüft und auch nicht in der Norm enthalten. Gegenüber der Holztafelbauweise
haben Ausfachungen mit Leichtlehm den brandschutztechnischen Vorteil, dass sie
fugenlos aus einem Stück und wesentlich dicker ausgeführt sind. Verputzte 12–30 cm
dicke Wände dürften mindestens F 30 sein. Tragende Holzteile, in Leichtlehm
eingebettet, sind besonders gut geschützt. Unterseitig verputzte Leichtlehmdecken
dürften ebenfalls mindestens als F 30 gelten, wenn Balken mit geringen Querschnitten verputzt werden.
Für freiliegende Balken gelten die Angaben der DIN. Die tragende Stakung sollte
durch mindestens 5 bis 6 cm Leichtlehmüberdeckung geschützt sein. Putzschichten
sollten für feuerhemmende Konstruktionen 15 mm oder besser 20 mm stark sein.
840
Schallschutz
841
Luftschalldämmung
Heutige Holzskelettbauten sind meist mit leichten, mehrschaligen Konstruktionen
aus dünnen, biegeweichen Gips- oder Spanplatten beplankt, entsprechend sind in
heutigen Normen ausschließlich solche Leicht-Konstruktionen und deren Schalldämm-Maße angegeben. Mit Mauerwerk oder mit Lehm ausgefachte Holzskelett­
konstruktionen werden nicht behandelt. Die Schalldämm-Maße von Lehmausfachungen kann man aber wie Massivkonstruktionen nach ihrem Flächengewicht
berechnen.
Lehmbaustoffe bringen Masse in den Skelettbau. Ein guter Schallschutz ist mit
einfachen, einschaligen Konstruktionen erreichbar. Gegenüber Ausmauerungen aus
anderen Massivbaustoffen – gebrannten Ziegeln, Leicht- oder Porenbeton­steinen –
Bauphysikalische Eigenschaften
227
Wanddicke s1 =
Rohdichte
0,10
0,15
0,20
0,25
0,30
0,35 m
Schalldämm-Maße R’w (dB)2
kg/m3
1800
47
51
54
56
1600
46
50
52
55
57
1400
45
48
51
53
55
57
1200
44
47
50
52
54
55
1000
43
46
48
50
52
53
800
41
44
46
48
50
51
600
40
42
44
46
47
49
1 Wanddicke ohne Putz
2 bei einer mittleren flächenbezogenen Masse der flankierenden Bauteile von 300 kg/m2, unter der Annahme einer gleichen Biegesteifigkeit
wie der üblicher Wandbaustoffe
Abb. 330
Bewertete Schalldämm-Maße R’w einschaliger, verputzter Lehmwände (s. DIN 4109 1989 Beiblatt 1,
Tab. 1)
sind alle Lehmbaustoffe und besonders Leichtlehm weicher und elastischer.
Schallschwingungen werden im Material absorbiert und gedämpft. Ausfachungen
mit Leichtlehm betten das Holzskelett ein, wodurch Aufnahme und Weitergabe von
Schallschwingungen vermindert und gedämpft werden. Als schwerer, aber weicher
Baustoff dürfte Lehm besondere schallschutztechnische Vorteile bieten.
R’w (dB)
Abb. 331
35
Sprechen zu verstehen
40
Sprechen nicht mehr zu verstehen
45
Laute Sprache kaum verständlich
53
Gesang kaum wahrnehmbar
50
Sprechen unhörbar, Gesang störend
60
Radio nicht mehr hörbar
Subjektive Wirkung von Schalldämmwerten nach [Bobran 1967] S. 44
Bewertetes
Schalldämm-Maß
Rohdichteklasse
Schalendicke
R’w,R (dB)
kg/dm3
cm
0,7
2 × 17,5
57
62
67
0,9
2 × 15
1,2
2 × 11,5
0,5
2 × 24
0,8
2 × 17,5
0,9
2 × 15
1,2
2 × 11,5
0,9
2 × 24
1,2
17,5 + 24
1,4
2 × 17,5
1,6
11,5 + 17,5
2,0
2 × 11,5
Schalldämm-Maße von zweischaligem Mauerwerk mit durchgehender
Gebäudetrennfuge, beiderseitig 15 mm verputzt (nach DIN 4109 1989 Beiblatt 1, Tab. 6)
Abb. 332
228
Bauen mit Leichtlehm
Luftschall erf. R’w
dB
Trittschall erf. L’n,w
dB
(erf. TSM)1
Geschosshäuser mit Wohnungen und Arbeitsräumen
Wohnungstrenndecken
54
53 (10)
Wohnungstrennwände
53
–
Decken
–
48 (15)
Haustrennwände
57
-
Einfamilien-Doppelhäuser und Reihenhäuser
1 Trittschallschutzmaß TSM = 63 dB – L’n,w
Erforderliche Luft- und Trittschalldämmung gegen Schallübertragung aus einem
­ ohn- oder Arbeitsbereich nach DIN 4109 1989 Tab. 3
fremden W
Abb. 333
Lärmpegelbereich
Außenlärmpegel
erf. Schalldämm-Maß des
Außenbauteils
dB (A)
R’w1 (dB)
I
≤ 55
30
II
56–60
30
III
61–65
35
IV
66–70
40
V
71–75
45
1 bei 20% Fensterflächenanteil nach DIN 4109 Tab. 10
Anforderungen an die Schalldämmung von Aufenthaltsräumen in Wohngebäuden nach
DIN 4109 1989 Tab.8
Abb. 334
Die Luftschalldämmung einschaliger Wände nimmt allgemein mit ihrem Flächengewicht zu. Für schalldämmende Innenwände und Decken wählt man deshalb für die
gestampfte Ausfachung ein hohes Raumgewicht (Mischung mit hohem Lehmanteil)
oder man mauert mit schweren Lehmsteinen aus. Um eine Schallübertragung durch
Fugen und feine durchgehende Luftporen zu verhindern, ist mindestens einseitiges
Verputzen erforderlich. Durch die Putzschichten nimmt das Flächengewicht zu, die
Schalldämmung wird damit verbessert.
Welche Schallschutzmaße mit einschaligen verputzten Innenwänden zu erzielen
sind, zeigt Abb. 330. Da Schall auch über die flankierenden Bauteile (Decken,
Wände) übertragen wird, ist deren Flächengewicht für die erreichte Schalldämmung
mitentscheidend.
Haus- und Wohnungstrennwände
Eine ausreichende Schalldämmung von Wohnungs- und Haustrennwänden kann mit
Leichtlehm nur zweischalig mit einer durchgehenden Trennfuge erreicht werden.
Erforderliche Schalendicken zeigt Abb. 332. Zu beachten sind allerdings auch Brandschutzvorschriften, die z. T. für Brandwände nichtbrennbare Baustoffe vorschreiben.
Geeignet sind hier schwere, nichtbrennbare Lehmbaustoffe (> 1700 kg/m3), z. B.
Lehmsteine, die auch mehrgeschossig selbsttragend – ohne einbindende Skelettkonstruktion – eingesetzt werden können. Nach manchen Bauordnungen (z. B. HBO,
Hessen) sind auch feuerhemmende Holzskelettwände zulässig.
Bauphysikalische Eigenschaften
229
Außenwände
Der Schallschutz von Außenwänden ist so gut wie der der Fenster und deren Flächenanteil. Was die Wandfläche betrifft, sind für die lauteste Umgebung geforderte
Werte (Abb. 334) mit leichten Baustoffen wie Leichtlehm (600 kg/m3) bei üblicher
Wanddicke zu erreichen (Abb. 330).
842
Schallschutz von Holzbalkendecken (Abb. 335 und 336)
Der Schallschutz von Decken muss meist nur zwischen fremden Wohn- und
Arbeitsräumen nachgewiesen werden (Abb. 333). Im Einfamilienhaus können auch
einfachere Konstruktionen genügen.
Bei einer direkten Befestigung des Fußbodens und der Unterdecke an den Balken
werden Luft- und Trittschall (Gehgeräusche) über die Balken übertragen. In diesem
Fall ist weniger das Gewicht der Füllung entscheidend, sondern Querschnitt und Steifigkeit der Balken. Erforderliche Schalldämm-Maße werden selbst mit Querschnitten
842-01
über 16/22 cm nur unsicher erreicht (Abb. 335). Für die Steifigkeit der Decke ist es
1 Fußboden und Unterdecke mit Balken
fest verbunden
Auffüllung leicht oder schwer
Balken 10/20 bis 16/22
R´w < 52;TSM
TSM<<00
2 Fußboden getrennt
≥ 80 mm schwere Auffüllung:
Lehm oder Sand (1800 kg/m³)
TSM≥≥00
R´w ≥ 52; TSM
3 Unterdecke getrennt
≥ 80 mm schwere Auffüllung:
Lehm oder Sand (1800 kg/m³)
R´w ≥ 52;TSM
TSM≥≥00
4 Fußboden und Unterdecke getrennt
≥ 80 mm schwere Auffüllung:
Lehm oder Sand (1800 kg/m³)
R´w ≥ 55;TSM
TSM≥10
≥ 10
Anmerkung:
Anstelle schwerer Auffüllung dürften auch Zwischendecken aus Leichtlehm (oder Strohlehm) mit
mindestens gleichem Flächengewicht (ca. 150 kg/m2) ähnliche Schallschutzmaße ermöglichen:
z.B.
Leichtlehm 1200 kg/m³
d ≥130 mm
Leichtlehm 800 kg/m³
d ≥190 mm
Als Stampf- oder Wickeldecke ausgeführt und unterseitig verputzt, dürfte bei 1 und 2 Fehlboden
und Unterdecke entfallen können
Abb. 335
230
Schalldämm-Maße von Holzbalkendecken mit Einschub, vereinfacht nach DIN 4109 Ausg. 1962 Bl. 3 u. 5
Bauen mit Leichtlehm
842-02
5
6
1
Bewertetes Schalldämm-Maß Rw = 63 dB
R´w,R = 55 dB
2
3
≥ 200 mm
4
≤ 600 mm
Bewerteter Norm-Trittschallpegel L´n,w,R = 53 dB (ohne Bodenbelag)
Trittschallschutzmaß: TSMR = 10 dB
1 Holzbalken
d. Verf.)mit
mitNut
Nutund
und Feder
Feder dd == 28
28 mm
2 Spanplatte (oder Schalung,
Schalung d.Verf.)
mm
3 Betonplatten oder -steine, in Kaltbitumen verlegt, flächenbezogene Masse mindestens
140 kg/m² *
4 Trittschalldämmplatte d ≥ 25 mm
dynamische Steifigkeit s´≤15 MN/m³
5 Spanplatte gespundet oder mit Nut und Feder d = 25 mm
6 Bodenbelag
* Anmerkung des Verfassers: Anstelle der Betonplatten dürften mit gleichem
Flächengewicht trockenverlegte Leichtlehm- oder Schwerlehmsteine oder Platten
verwendet werden können:
Rohdichte:
2000 kg/m3
d = 70 mm
1800 kg/m3
d = 80 mm
1200 kg/m3
d = 115 mm
800 kg/m3
d = 175 mm
Schalldämm-Maße und Trittschallpegel von Holzbalkendecken mit massiver Auflage nach
DIN 4109 1989 Beiblatt 1 Tab.34
Abb. 336
auch wesentlich, ob die Stakung stramm eingeschlagen oder ein Fehlboden nur lose
eingelegt ist.
Bei Deckenkonstruktionen mit Faser- oder Leichtlehm können die Deckenfelder
in voller Balkenhöhe ausgefüllt werden (Stampf- und Wickeldecke Kapitel 432 f.),
wodurch größere, die Schalldämmung verringernde Deckenhohlräume vermieden
werden. Hohlräume unter dem Fußbodenbelag sollte man zur Dämpfung der Geh­
geräusche mit Sand, Lehmverstrich oder Dämmschüttungen auffüllen.
Für Holzbalkendecken mit schweren Lehmauffüllungen (Einschubdecken) können
Angaben aus alten Normen für schwere Auffüllungen herangezogen werden: Je
nachdem, ob Fußboden und/oder Unterdecke elastisch vom Balken getrennt
werden, lassen sich bei schwerer Auffüllung die erforderlichen Luft- und Trittschallschutzmaße für Wohnungstrenndecken erreichen. Durch die Dämmschicht des
Fußbodens darf nicht genagelt werden. Sie sollte aus elastischem Faserdämmstoff
bestehen. Die Unterdecke wird als biegeweiche Schale an einer Lattung, möglichst
mit Federbügeln aufgehängt. Sie kann z. B. als Rohrputz-, Spalierputz-, Gips- oder
Lehmplattendecke ausgeführt werden (Abb. 335).
Bauphysikalische Eigenschaften
231
Als Holzbalkendecke mit schwerer Auflage ist die Konstruktion nach Abb. 336
nachweisbar. Anstelle der bitumenverklebten Betonplatten könnte eine Auflage aus
Lehmsteinen oder Platten mit gleichem Flächengewicht dieselben Schalldämm-Maße
erreichen. Schalltechnisch günstig ist die hochliegende Masse. Mit Unterdecke ließe
sich der Schallschutz noch verbessern.
850
Luftdichtigkeit
Normale Wandkonstruktionen sind so gut wie luftdicht. Ein Luftaustausch findet
entgegen der nicht seltenen Vorstellung von »atmenden Wänden« in einer Größenordnung, die für die Raumlufterneuerung notwendig ist, nicht statt. Unkontrollierbarer Luftdurchgang soll im Gegenteil vermieden werden, damit es nicht zieht und
bei windigem Wetter nicht ein Großteil der Wärme aus dem Haus gesaugt wird.
Leichtlehm ist erst ab einer Rohdichte von ca. 900 kg/m3 ohne weitere Maßnahmen
winddicht. Eine flächige Luftdichtigkeit von leichteren Ausfachungen und Mauerwerk,
auch über den Fugen zum Holz, wird generell durch eine durchgehende Putzschicht
oder gespachtelte Plattenbekleidung erreicht.
860
Schadstoffbindung
Die Sorptionsfähigkeit von Lehm wird z. B. in der Naturheilkunde geschätzt [Locher
1980]. Die Einnahme von Lehm – Heilerde – reguliert u. a. Magen- und Darmfunktionen: Gasförmige und auch gelöste Substanzen, Darmgifte und überschüssige
Magensäure werden absorbiert und festgehalten. Die Heilwirkung äußerer Lehm­
umschläge ist ähnlich.
Ob man solche Heilwirkungen vom Bauen mit Lehm erwarten kann, ist fraglich.
Der Lehm ist trocken und in Distanz zum Bewohner, bei medizinischer Anwendung
feucht und mit Kontakt zur Haut bzw. inneren Körperorgan-Oberflächen. Immerhin –
welcher Baustoff hat schon Lebensmittelqualität?
232
Bauen mit Leichtlehm
Projekte
Projektveröffentlichungen siehe Seite 302
1
Fachwerkhausumbau und Anbau (D)
Groß Gerau 1980/81
Architekt: Franz Volhard, Darmstadt
Wiederentdeckung des Leichtlehms
Technik: Strohleichtlehm in Schalung
Ausführung der Leichtlehmarbeiten durch die Familie des Bauherrn, Bauhelfer und
Studenten. Dauer der Lehmarbeiten 7 Wochen, verarbeitete Masse 58 m3 Leichtlehm
Altbau: Erneuerung der Fachwerkaußenwände 30 cm, Innenwände 12 bis 20 cm stark.
Gut erhaltene Gefache erhielten innen eine 15 cm starke wärmedämmende Innenschale. Die instandgesetzten Strohlehmdecken sind von unten mit Holz verkleidet.
Neubau: Holzständerwände mit 12, 25 und 30 cm Strohleichtlehm. Die Decken sind
als Leichtlehmstampfdecke auf Gleitschalung 12 cm stark ausgeführt und von unten
mit Kalk verputzt.
Das Haus ist außen mit Deckleistenschalung verkleidet und lasierend mit Leinöl­firnis
und Erdfarben gestrichen, innen mit Trasskalk verputzt.
Siehe auch Abbildungen 69, 81, 124, 137, 163, 174, 175, 198, 199
Abb. 337
Querschnitt
Anbau
Abb. 338
234
Esszimmer im Rohbau
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 339
Esszimmer
Altbau
Abb. 340
Außenschalung
Abb. 341
Südfassade verkleidet (Wetterseite)
901-02 CAD
Wand- und
Deckenkonstruktionen
30
Abb. 343
25
Außenwand
Innenwand
12
Aufschlagen des Anbaus
Innenwand
12
Abb. 342
Leichtlehmstampfdecke
Projekte
235
2
Wohnhausneubau mit Werkstatt (D)
Darmstadt 1983/84
Architekten: Schauer + Volhard, Darmstadt
Technik: Strohleichtlehm in Schalung
Ausführung der Leichtlehmarbeiten durch eine Darmstädter Firma
Wohnhaus in Pfosten/Rähm-Holzkonstruktion, Balkenlagen genutet für sichtbaren
Bretteinschub. Außen-, Innenwände und Decken sind in Strohleichtlehm ausgeführt.
Der Lehm wurde in einer Putzmaschine geschlämmt und im Haus mit dem Stroh im
Spritzverfahren vermischt. Die Wände sind innen mit Kalkmörtel verputzt, außen
mit Lehm verstrichen und einer waagrechten Stülpschalung verkleidet und deckend
hellgrau gestrichen.
Nebengebäude (Töpferwerkstatt): Wandoberflächen innen ungestrichener LehmSand-Häckselputz.
Ausbau: Dielenböden und Steinzeugfliesen. Fenster außen in der Verkleidungsebene
liegend und nach außen aufschlagend.
Siehe auch Abbildungen 21, 75, 111, 118, 119, 178, 262, 263, 324
Abb. 344
236
Grundrisse Erd- und Obergeschoss
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 345
Abb. 346
Nordseite
Holzkonstruktion der Außenwände (Rähmbau)
Projekte
237
902-03 CAD
Abb. 347
Abb. 348
Richtfest
Detailschnitte, Außenwand/Decke
4
902-03
902-03 CAD
CAD
4
1
3
2
1 Außenwand
26 cm Strohleichtlehm 700 kg/m3 geschalt, innen
Kalkputz mit Kalkanstrich, außen Stülpschalung
s = 33 cm, U = 0,6 W/m2K, Q = 310 kJ/m2K
2 Innenwand
12 cm Strohleichtlehm 900 geschalt, beidseitig
Kalkputz mit Kalkanstrich
3 Decke über Erdgeschoss
10 cm Strohleichtlehmfüllung 1200 auf
sichtbarem Deckeneinschub, Dielenboden mit
Sandschüttung, im Bad Fliesen auf Estrich
1 Außenwand
26 cm Strohleichtlehm 700 kg/m3 geschalt, innen Kalkputz
4 4 Stülpschalung
mit Kalkanstrich, außen
s=33 cm, U=0,6 W/m2K, Q=310 kJ/m2K
1 1 2 Innenwand
12 cm Strohleichtlehm 900 geschalt, beidseitig Kalkputz mit
Kalkanstrich
3 Decke über Erdgeschoss
33
10 cm Strohleichtlehmfüllung
1200 auf sichtbarem
Deckeneinschub, Dielenboden mit Sandschüttung, im Bad
Fliesen auf Estrich
22
4 Decke zum unausgebauten Dachraum
10 cm Strohleichtlehmfüllung 700 auf sichtbarem
Deckeneinschub, Dielenboden mit Dämmschüttung
4 Decke zum unausgebauten Dachraum
10 cm Strohleichtlehmfüllung 700 auf
1 Außenwand
sichtbarem Deckeneinschub, Dielenboden1mitAußenwand
3
innen
Kalkputz
2626
cmcm
Strohleichtlehm
700
kg/m
3
geschalt,
innen
Kalkputz
Strohleichtlehm
700
kg/mgeschalt,
Dämmschüttung
mit
Kalkanstrich,
außen
Stülpschalung
mit
Kalkanstrich,
außen
Stülpschalung
2
2
s=33
cm,
U=0,6
W/m
Q=310
kJ/m
s=33
cm,
U=0,6
W/mK,2K,
Q=310
kJ/mK2K
2 2 Innenwand
Innenwand
Abb. 349 Holzrohbau innen,
12 cmcm
Strohleichtlehm 900
geschalt,
beidseitig Kalkputz
mit
900
geschalt,
Kalkputz
mit
Abb.
351 beidseitig
Verkleidung,
Abb. 350 12
WändeStrohleichtlehm
und Decken
vorbereitete Innenwandstakung
Kalkanstrich
verstrichene Wand
Leichtlehm Kalkanstrich
und Deckeneinschub
3 3 Decke
über
Erdgeschoss
Decke
über
Erdgeschoss
1010
cmcm
Strohleichtlehmfüllung
1200
aufauf
sichtbarem
Strohleichtlehmfüllung
1200
sichtbarem
Deckeneinschub,
Dielenboden
mit
Sandschüttung,
imim
Bad
Deckeneinschub,
Dielenboden
mit
Sandschüttung,
Bad
Fliesen
auf
Estrich
Fliesen auf Estrich
4 4 Decke
zum
unausgebauten
Dachraum
Decke
zum
unausgebauten
Dachraum
1010
cmcm
Strohleichtlehmfüllung
700
aufauf
sichtbarem
Strohleichtlehmfüllung
700
sichtbarem
Deckeneinschub,
Dielenboden
mit
Dämmschüttung
Deckeneinschub,
Dielenboden
mit
Dämmschüttung
238
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 352
Abb. 353
Hof
Stülpschalung
Abb. 354
Kinderzimmer
Projekte
239
3
Die Lehmbausiedlung Domaine de la Terre, L’Isle d’Abeau (F)
Leichtlehmhäuser der Lehmbausiedlung Le Domaine de la Terre, Villefontaine (Isère),
1982–1985
Architekt: Paul Wagner, Atelier 4, Gap (Hautes-Alpes)
Beratung: CRAterre (Centre international de la construction en terre)
Ausführung: Firma Marius Guédy
Technik: Strohleichtlehm in Kletterschalung
Die Lehmbausiedlung Domaine de la Terre gehört zu den französischen Pilotprojekten der 1980er Jahre als Antwort auf die internationale Energiekrise. Initiiert vom
Architekten Jean Dethier im Centre Georges Pompidou und realisiert mit einer Ausschreibung des OPAC (Isère) und des EPIDA (Etablissement Public d’Aménagement
de la Ville nouvelle de l’Isle d’Abeau) und unterstützt durch die Forschungsgruppe
CRAterre (Centre international de la construction en terre), sollte dieses Projekt die
technischen und architektonischen Möglichkeiten der Lehmbauverfahren erforschen.
65 Wohneinheiten wurden realisiert, verteilt auf 2,2 Hektar und 12 Grundstücke, in
drei Lehmbautechniken: Lehmstampfbau (pisé), gepresste stabilisierte Lehmsteine
(BTC) und Strohleichtlehm im feuchten Einbau. Die Wände der sechs Leichtlehmgebäude wurden 25 cm dick in Kletterschalung erstellt, außen mit Holzschalung
versehen, innen mit Ziegelhohlplatten bekleidet.
Siehe auch Abbildung 28
Abb. 355
240
Rohbau
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 356
Holzverschalte Außenwände
Abb. 357
Luftbild
Grundriss
(nach Arch. Paul Wagner)
Abb. 358
Abb. 359
Skelett
Projekte
241
4
Neubau eines Gemeinschaftshauses (D)
Jugendhof Bessunger Forst, Roßdorf 1985/86
Architekten: ASAD Funke, Geelhaar, Heinrich, Darmstadt
Beratung: Franz Volhard, Darmstadt
Technik: Strohleichtlehm in Schalung, Leichtlehmsteine
Ausführung durch den Jugendhof unter Anleitung
Die Außenwände in einer zweigeschossigen Ständerkonstruktion mit Doppelstützen
wurden 30 cm stark mit Strohleichtlehm ausgeführt, die Innenwände aus im Vorjahr
hergestellten Leichtlehmsteinen im Herbst und Winter gemauert. Die Deckenfüllungen auf Einschub wurden ebenfalls aus Strohleichtlehm hergestellt. Die Innenflächen
sind verputzt, die Außenflächen mit Holzschalung verkleidet und deckend gestrichen.
Siehe auch Abbildungen 114, 129, 164, 225–229, 257
Abb. 360
Konstruktion Südseite (nach ASAD)
Abb. 361
Grundriss (nach ASAD)
242
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 362
Gemeinschaftshaus
Konstruktion Giebelseite
(nach ASAD)
Abb. 363
Gemauerte Innenwände. Herstellung der Steine im
Vorjahr (s. Abb. 225f.)
Abb. 366
Abb. 364
bau
Doppelstützen-Ständer­ Abb. 365
wände
Gestampfte Außen-
Projekte
243
5
Scheunenausbau (D)
Offenbach 1988/90
Architekten: Schauer + Volhard, Darmstadt
Technik: Strohleichtlehm in Schalung und Strohlehmstakungen
Ausführung der Lehm- und Putzarbeiten durch Fa. Lehmbau Breidenbach, Viersen
und in angeleiteter Selbsthilfe
Die alten Außenwände aus Ziegelmauerwerk erhielten eine 16 cm starke Innenschale
aus Strohleichtlehm zur Verbesserung der Wärmedämmung. Die Innenwände wurden
in Strohlehm auf Stakung, die Balkendecken mit Strohlehmwickeln ausgeführt. Die
Lehmflächen sind mit Kalkfeinputz auf Lehmunterputz mit japanischen Kellen verputzt.
Ausbau: EG Schieferboden, OG Dielenböden unbehandelt, Stahl- und Holzfenster,
altes Scheunentor umgearbeitet zu großen Klappläden.
Siehe auch Abbildungen 110, 296
Abb. 367
Grundriss Obergeschoß
Abb. 369
Leichtlehm-Innenschale Abb. 370
244
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 368
Gewickelte Innenwand
Längsschnitt
Abb. 371
Wand und Decke verputzt
Abb. 372
Hofseite
Abb. 373
Kalkfeinputz auf ­Lehmunterputz
Projekte
245
6
Wohnhaus-Anbau (D)
Darmstadt 1989/90
Architekten: Schauer + Volhard, Darmstadt
Technik: Holzskelett-Ausfachung mit Lehmsteinen
Ausführung der Lehmarbeiten durch die Bauherren
Hauptskelett als maßhaltige Ständer/Riegelkonstruktion aus Brettschichtholz mit
Stützweiten von 2–3 m. Ausmauerung der Außen- und Innenwände mit Lehmsteinen
in Lehmmörtel 12 cm dick. Außendämmung aus Isofloc in aufgedoppeltem Füllskelett.
Senkrechte Boden-Deckel-Außenverkleidung, gestrichen.
Ausbau: Dielenböden und Steinzeugfliesen, Holzdecken weiß lasiert, Wintergarten in
Stahlkonstruktion.
Abb. 374
Gartenseite
Abb. 375
Grundriss Obergeschoss
Abb. 376
246
Bauen mit Leichtlehm
Haupt- und Füllskelett Südwand
Abb. 377
Südfassade
Abb. 378
Zimmer im Ober­geschoss
Abb. 379
Wohnzimmer
Projekte
247
1
Außenwand
Kalkgipsputz, Lehmsteinmauerwerk
2DF 1800 kg/m3, Zellulosedämmung,
Weichfaserlatte, Außenverkleidung Holz
s = 31 cm, U = 0,3 W/m2K, Q = 290 kJ/m2K
1
2 Innenwand
Lehmsteinmauerwerk 2DF 1800 kg/m3,
Kalkgipsputz
3 Decke
Dielenboden, Auflage aus Lehmsteinen NF
1800 kg/m3, Weichfaserplatte, Holzschalung
auf Deckenbalken
2
3
1
Abb. 380
Abb. 381
248
Hauptskelett
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 382
Zellulosedämmung
Fassadenschnitt
Abb. 383
Skelett innen sichtbar
7
Stallbau und Scheune (F)
Stall in F-Le Molay-Littry (Calvados) 1985
Scheune in F-Sartilly (Manche) 1986
Planung und Anleitung: Association Régionale Biomasse Normandie ARBN,
Caen, Christian Delabie
Technik: Strohleichtlehm in Metallschalung
Ausführung: Selbst- und Nachbarschaftshilfe
Holzkonstruktion aus vorgefertigten Leiter- bzw. Bohlenständern. Ausfachung vor
dem Richten des Daches, Eintreten des Strohleichtlehms. Luftdurchlässige Streckmetallschalung zur schnelleren Antrocknung der großflächig eingeschalten Wand.
Aufbereitung mit vorhandenem landwirtschaftlichem Gerät. Holz-Außenverkleidung.
Abb. 387
Umsetzen der Schalung
Abb. 385
Pumpen in Tankwagen
Abb. 388
Übergießen des Strohs
auf der Pritsche des Miststreuers
Abb. 386
Metallschalung (nach ARBN)
150
6
60
Aufschlämmen in
Lehmgrube mit Güllerührer
Abb. 384
3
2
5
4
1
1
2
3
4
5
6
Rohr 40 × 40
Streckmetall
Rundrohr-Öse
Verbindungshaken
Anker (selbstreinigend)
Ankerlöcher
Projekte
249
8
Sommerhaus (S)
Mauritzberg, Schweden 1992
Architekt: Prof. Sverre Fehn †, Oslo
Forschungsprojekt der Fakultät für Architektur der technischen Universität Helsinki,
Prof. Bengt Lundsten
Arbeitsgruppe: Leticia Achcar und Mika Westermarck, Helsinki
Technik: Mauerwerk aus Strohleichtlehm-Blöcken
Modulare Holzkonstruktion aus Bohlen. Herstellung von maßlich auf die Stützenabstände abgestimmten Leichtlehm-Blöcken, die die Stützen umschließen. Innen mit
Kalk verputzt, außen mit Lehmhäckselputz.
Abb. 389
Grundriss
Abb. 390
Wohnzimmer
250
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 391
Küche
Abb. 392
Sommerhaus
Abb. 393
Schnitt
Abb. 394
Leichtlehmblöcke
Abb. 395
Modulare Stampfform
Projekte
251
9
Atelierhaus (D)
Darmstadt 1996
Architekten: Schauer + Volhard, Darmstadt
Technik: Holzrahmenbau mit Leichtlehmstein-Ausfachung (Stapeltechnik),
­faserarmierter Lehm-Unterputz
Ausführung der Lehmarbeiten: Lehmbau Breidenbach, Viersen
Konstruktion: Bodenplatte, Wände und Dach aus mit Sperrholz beplankten Holz­
rahmenelementen, Zellulosedämmschüttung Isofloc in den Hohlräumen der Bodenund Deckenplatten. Äußere Wärmedämmung mit Schilfrohrplatten und Kalkputz.
Ausbau: geölte Eichendielen, Kalkanstrich, Einbauschränke zur Raumteilung
Nutzung: Bildhaueratelier mit Wohngalerie, Teeküche, Bad
Siehe auch Abbildungen 238, 259, 281
Altbau
Abb. 396
252
Grundriss Erdgeschoss
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 397
Außenansicht
Abb. 398
Schnitt
Projekte
253
Abb. 399
Fassadenschnitt
3
1
1
2
Außenwand
Faserkalkputz 5 mm auf Lehmunterputz,
Holzrahmenelemente mit
Leichtlehmsteinen 2DF 700 kg/m3
ausgestapelt, Sperrholz, Außendämmung
10 cm Schilfrohrplatten, Außenputz.
s = 30 cm, U = 0,39 W/m2K, Q = 250 kJ/m2K
2 Innenwand
Holzständer, Ausmauerung
Leichtlehmsteine 2DF 700 kg/m3,
beidseitig Kalkputz auf Lehmunterputz
3 Dachdecke
Kalkfeinputz, Lehmunterputz auf
Schilfrohr, Sperrholz, TJI-Träger mit
Zelluloseschüttung, Sperrholz, Kaltdach
Abb. 400
254
Holzkiste im Rohbau
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 401
Stapelwand
Abb. 402
Flur Rohbau
Abb. 403
Atelierraum
Abb. 404
Flur
Abb. 405
Galerie
Projekte
255
10
Lehmhaus in Maria Rain (A)
Maria Rain, Österreich, 1995–1997
Architekt: Eva Rubin, Maria Rain
Technik: Strohleichtlehm, Lehm von einem Aushub in der Nachbarschaft.
Ausführung der Lehmarbeiten in Selbsthilfe
Holzskelett mit großen Stützenabständen, in Kletterschalung gestampfte Leicht­lehm­
ausfachung der Außen-, Innenwände und Decken. Lehm-Innenputz mit integrierter
Wandheizung. Außen unbehandelte Lärchenholzschalung.
Mit wärmedämmenden Leichtlehmaußen- und speichernden Innenwänden wurde
in Verbindung mit Wandstrahlungsheizung ein Behaglichkeitsklima bei reduziertem
Wärmebedarf geschaffen.
Siehe auch Abbildung 88
256
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 406
Küche
Abb. 407
Treppe
Abb. 408
Wohnzimmer
Abb. 409
Abb. 410
Außenansicht
Grundriss Obergeschoss (nach Arch. Eva Rubin)
Projekte
257
11
Denkmalgerechte Fachwerkhaussanierung und Neubau (D)
Mörfelden 1998
Architekten: Schauer + Volhard, Darmstadt
Technik: Lehmwickel, Holzleichtlehm (feuchter Einbau), Leichtlehmplatte, Stapelwände mit Lehmsteinen, Lehmunterputz.
Ausführung der Lehmarbeiten: Natürliches Bauen, Gerd Meurer, Koblenz
Altbau: Denkmalgerechter Rückbau und Rekonstruktion in alten Techniken, u. a.
Lehmwickeldecken. Innen an den Außenwänden 15 cm wärmedämmende Vorsatzschale aus Holzleichtlehm mit Leichtlehmplatte als verlorene Schalung.
Neubau: elementierter Holzrahmenbau mit Zellulosedämmung. Lehmtrockenbau in
Außen-, Innenwänden und Dach. Niedrigenergiestandard.
Ausbau: Farbige Wandgestaltung mit Kalkkaseinanstrich in Anlehnung an Farb­
befunde der Barockzeit (Altbau), Dielenböden und Steinzeugfliesen (beides teilweise
wiederverwendet).
Nutzung: Sozial-psychiatrische Beratungsstelle mit betreutem Wohnen
Siehe auch Abbildungen 194, 249, 252, 255, 261
Abb. 411 Innenschale mit Holzleichtlehm in
­Schalung aus Lehm-Trockenbauplatten
258
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 412
Innenraum farbig getünchter Kalkputz
Abb. 413
Straßenansicht (Projekte 11 + 12)
Abb. 414
Grundriss Obergeschoss
Projekte
259
Abb. 415
Straßenansicht neuer
Anbau
4
Abb. 416 Fassadenschnitt Anbau, elementierter
­Holzrahmenbau
1
2
3
Außenwand
Faserkalkputz 5mm auf Lehmplatte, StapelVorsatzschale Lehmsteine DF 1800kg/m3,
zellulosegedämmte Holzrahmenelemente,
außen holzverkleidet oder im Sockelbereich
auf Putzträgeplatte verputzt
s = 33cm, U = 0,25 W/m2K, Q = 240 kJ/m2K
2 Innenwand
Holzständer mit Lehmsteinen NF 1800 g/m3
trocken ausgestapelt, beidseitig
Lehmplattenbekleidung, 5 mm Kalkputz
1
1
3 Schalldämmende Decke
Dielen oder im Bad Fliesen auf Trockenestrich,
Trittschalldämmung, Schalung OSB,
Holzbalkenlage mit schwerem Einschub
aus Lehmsteinen NF 1800 kg/m3, federnd
abgehängte Lehmplattenbekleidung, Lehmputz
5 mm, Kalkanstrich
4 Dach
Lehmplattenbekleidung mit Lehmputz 5 mm
und Kalkanstrich, Sparren zellulosegedämmt
Aufstellen der Holz­
rahmen-Elemente
Abb. 417
260
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 418
Stapelwand
Abb. 419 Im Anbau: Stapel­wand­
innenwände, Dachausbau mit
Lehmplatten
12
Denkmalgerechte Fachwerkhaussanierung (D)
Mörfelden 1998
Architekten: Schauer + Volhard, Darmstadt
Technik: Strohlehm auf Flechtwerk, Lehmwickel, Holzleichtlehm (feuchter Einbau),
Leichtlehmplatte, Stapelwände mit Lehmsteinen, Lehmunterputz
Ausführung der Lehmarbeiten: Natürliches Bauen, Gerd Meurer, Koblenz
Denkmalgerechter Rückbau und Rekonstruktion in alten Techniken, Strohlehm­
gefache und Lehmwickeldecken. Innen an den Außenwänden 15 cm wärmedämmende
Vorsatzschale aus Holzleichtlehm mit Leichtlehmplatte als verlorener Schalung
Ausbau: Dielenböden und wiederverwendete Ziegelplatten, Kalkfeinputz und Kalk­
anstrich
Nutzung: Archiv und Bibliothek des Heimatmuseums, Wohnung im Ober- und
Dachgeschoss
Siehe auch Abbildungen 145, 171, 190, 192, 193, 289
Abb. 420 Grundriss
­Obergeschoss
Abb. 421
Straßen-
ansicht
Projekte
261
4
1
2
3
1
Außenwand
Faserkalkputz 5 mm, Lehmplatte als verlorene
Schalung für erdfeuchte Holzleichtlehmfüllung
600 kg/m3, Fachwerk mit Strohlehm auf
Flechtwerk oder Leichtlehmsteinausmauerung
NF 1200 an den geschützten Fassaden,
Sichtfachwerk, Kalkaußenputz.
s = 31 cm, U = 0,8 W/m2K, Q = 340 kJ/m2K
2 Innenwand
Fachwerk mit alter Strohlehmausfachung oder
Leichtlehmsteinmauerwerk NF 1200 kg/m3,
beidseitig Kalkputz
3 Decke
Dielenboden, Sandschüttung, Lehmwickeldecke
vorhanden oder ergänzt, Kalkputz, teilweise
balkensichtig
4 Dachausbau
Lehmplattenbekleidung mit Lehmputz 5 mm,
Kalkanstrich, Sparren zellulosegedämmt,
Schalung und Dachdeckung
Abb. 422
Fassadenschnitt
Lattenkonstruktion Innenschale, Gefachausmauerung mit Leichtlehmsteinen
Abb. 423
262
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 424
Neue Strohlehmgefache mit Kammstrich
Abb. 425
Hofansicht
Abb. 426
Treppe
Abb. 427
Dachausbau mit Lehmplatten
Projekte
263
13
Einfamilienhaus in Raisio (FIN)
Raisio, Südwest-Finnland, 1998
Architekt: Teuvo Ranki, Turku
Ingenieur: Mauri Maanpää, Turku
Technik: Strohleichtlehmblöcke in modularer Holzkonstruktion
Ausführung: Puu ja Savi, Pöytyä
Holzskelett Doppelstützen 2 × 50 × 125 mm. Ausmauerung mit ­Strohleichtlehmblöcken,
450 kg/m3. Herstellung der Blöcke durch das Unternehmen. Außenverkleidung bzw.
Kalkputz. Innen Lehmputz.
Siehe auch Abbildung 210
922-04
Abb.
429
Konstruktionsskizze (nach Teuvo Ranki)
Leichtlehmblock,
Leichtlehmblock
60 × 4060x40x15
× 15 cmcm
Außenschalung
Außenschalung
Innenputz
Innenputz
Abb. 428
264
Eingang
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 430
Montage
Montage der
der
Innenpfosten nach
Innenpfosten
nach
dem Mauern
dem Mauern
Vermauern der Strohleichtlehmblöcke
Abb. 431
Ansicht Ost
Abb. 432
Grundriss Erdgeschoss (nach Teuvo Ranki)
Projekte
265
14
Forschungsprojekt ("demonstration project") Littlecroft (UK)
Eildon, Schottland, 2002
Architekten: Chris Morgan, Gaia Architects Edinburgh (Chris Morgan jetzt Locate
Architects, Dunblane)
Beratung: Begleitung durch eine Beratergruppe internationaler Experten
Technik: Stroh- und Holzleichtlehm in Schalung, Blöcke aus Holzleichtlehm
Ausführung: Chris Morgan, Charles Dobb, Becky Little
Erstes (genehmigtes) Leichtlehmhaus in Großbritannien. Doppelstützen-Ständerbau
mit Holzbalken-Bodenplatte auf Einzelfundamenten. Wände aus verschiedenen
Leichtlehmtechniken: vorgefertigte Blöcke aus Holzleichtlehm mit Sägemehlmörtel
vermauert, Strohleichtlehm und verschiedene Holzleichtlehm-Mischungen geschalt.
Strohleichtlehm als Substrat für das Gründach. Decke und Boden mit Schafwolle
gedämmt. Innen und außen Unterputz aus Häcksellehm mit Sand, darüber Feinputz
mit Tierhaaren, Kalkschlämme. 60 cm Dachüberstand als Fassadenschutz.
Grundriss
(nach Gaia Architects)
Abb. 433
Abb. 435
Abb. 434
266
Holzskelett
Bauen mit Leichtlehm
Schalung
Strohleichtlehm in
Verschiedene Wand­
ausfachungen
Abb. 436
Abb. 437
Ansicht vom Garten
Fassadenschnitt
(Gaia Architects)
Abb. 439
Abb. 438
Innenraum
Projekte
267
15
Sandberghof – gemeinschaftliches Wohnen (D)
Darmstadt 2007
Architekten: Schauer + Volhard, Darmstadt
Technik: Strohlehm auf Flechtwerk, Lehmwickel, Leichtlehmplatte, Leichtlehmsteine,
Lehmputz
Ausführung der Lehmarbeiten: Heckwolf, Dieburg; Neumann, Pfungstadt
Sanierung einer Hofreite mit einem barocken Fachwerkhaus von 1756 in alten und
neuen Techniken: Reparatur der Strohlehmgefache der Außen- und Innenwände und
Ergänzung der Strohlehmwickeldecken. Innere Wärmedämmung an den Wänden und
im Dach mit Zellulose- und Naturfaserdämmstoff, Bekleidung mit Leichtlehmplatten,
in Nebenräumen mit Gipsfaserplatten. Neue Innenwände in Holzfachwerk, Gefachausmauerung aller Außen- und Innenwände mit Leichtlehmsteinen NF in Lehm­
mörtel. Durchgehender eingefärbter Kalkaußenputz mit Schilfrohr als Putzträger
auf dem Fachwerk. Die Nebengebäude in Bruchsteinmauerwerk erhielten ebenfalls
eine Innendämmung mit Lehm- bzw. Gipsfaserplatten und Zellulosedämmstoff.
Ausbau: Steinzeug- und Dielenböden, Kalk- und Lehmputze.
Siehe auch Abbildungen 170, 231, 258, 268, 269, 280, 300
Abb. 440
Schnitt Fachwerkgebäude (Wohnhaus)
Wohnung 3
Wohnung 2
Wohnung 1
268
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 441
Straßenansicht
Abb. 442
Grundriss EG
Projekte
269
Abb. 443
Fassadenschnitt
2
1
3
Außenwand mit Innendämmung
Kalkputz 5 mm, Lehmplatte,
Zellulosedämmung 60–100 mm,
Lehmverstrich, Fachwerk mit
alter Strohlehmausfachung oder
Ausmauerung mit Leichtlehmsteinen
NF 1200 kg/m3, flächiger Außenputz
auf Schilfrohrbewehrung
s = 25 cm, U = 0,4 W/m2K, Q = 233 kJ/m2K
2 Innenwand
Holzfachwerkwände alt und neu,
Lehmsteinausmauerung 1200,
Lehmausgleichsputz, Kalkputz auf Schilfrohr
3 Wohnungstrenndecke über Erdgeschoss
Dielen auf Trittschalldämmung,
Lehmwickeldecke vorhanden oder ergänzt,
Kalkputz auf Schilfrohrplatten
1
Lattenkonstruktion der
Innendämmumg
Abb. 444
270
Bauen mit Leichtlehm
Innenwandmauerwerk
mit Leichtlehmsteinen
Abb. 445
Abb. 446
Wickeldecke
Innendämmung der
alten Bruchsteinmauern ermöglicht
Sichtmauerwerk
Abb. 447
Fachwerkgebäude, eingefärbter Kalkputz
auf Schilfrohrgewebe. Durch Innendämmung bleiben
die Proportionen erhalten (vgl. Abb. 268 f.)
Abb. 448
Abb. 449
Im Treppenhaus
Projekte
271
16
Einfamilienhaus in Schweden (S)
Järna, Schweden 2006
Architekt: Walter Druml, Jakop Lindergård, Prisma arkitekter
Beratung: Johannes Riesterer, Svenska Jordhus
Technik: Holzleichtlehm in Kletterschalung
Ausführung: Bauherren, mit Svenska Jordhus
Tragendes Ständerwerk mit 35 cm Holzleichtlehm, aus Ortlehm gemischt und in
angeschraubter Kletterschalung leicht verdichtet. Der fette Ortlehm ermöglichte
relativ leichte Mischungen (ca. 600 kg/m3). Alle Oberflächen innen und außen
unbehandelter Faserlehmputz. Die Lehmarbeiten waren mit vier Personen nach einer
Woche fertiggestellt.
Abb. 450
Südansicht
Abb. 451
Innenwände lehmverputzt
Abb. 452
Grundriss (nach Prisma arkitekter)
272
Bauen mit Leichtlehm
17
Kirche in Järna (S)
Kristofferus-Kirche der Christengemeinde in Järna, Schweden, 2008
Architekten: Walter Druml, Prisma arkitekter
Beratung: Svenska Jordhus, Johannes Riesterer
Technik: Strohleichtlehmblöcke, in der Wand gestampfter Strohleichtlehm, Lehmputz
innen und außen
Ausführung: Selbstbau, teilweise Firma Svenska Jordhus
Holzkonstruktion der Kirche aus dicht miteinander verbundenen Kanthölzern 8 × 10 cm
von innen sichtbar. Ausmauerung mit in Eigenleistung vor Ort mit einer Handpresse
hergestellten Strohleichtlehmblöcken, Raumgewicht i. M. 500 kg/m3. Wände des Neben­
gebäudes in Schalung verdichteter Strohleichtlehm. Die leicht gewölbten, auf Gleitschalung gestampften Strohleichtlehm-Decken im Vorraum bleiben unverputzt sichtbar. Die Wände sind innen und außen mit einem faserarmierten Lehmputz versehen.
Abb. 453
Ansicht
Abb. 455
Grundriss (nach Prisma arkitekter)
Abb. 454 Vorraum, sichtbare
­Strohleichtlehmstampfdecke
Projekte
273
18
Gästehaus in New Mexico (USA)
Tesuque, New Mexico, 2001
Architekten: Paula Baker-Laporte, EcoNest Architecture
Technik: Strohleichtlehm in Schalung (LSC Wall System)
Ausführung: EcoNest Building Company, Robert Laporte
Entwicklung eines Strohleichtlehm-Wandsystems (LSC Wall System) eingebunden
in ein Gesamtkonzept für den Hausbau nach baubiologischen Prinzipien, das als
«EcoNest» bezeichnet jeweils individuell angepasst wird. Die 30 cm dicken Aussenwände aus Strohleichtlehm sitzen auf einem betonsparenden Sockel mit HolzspanMantelsteinen. Sie werden gehalten von einer nicht tragenden Leiterkonstruktion mit
horizontalen Bewehrungseinlagen aus Bambus und umschließen die handwerklich
abgebundene Holzkonstruktion, die innen vollständig sichtbar ist. Lehmputze innen
und aussen, geschützt durch einen 1,20 m weiten Dachüberstand.
Abb. 456
Mischplatz mit Rührer, Silo und
Tonnenmischer
Abb. 457
Spiralförmig angeordnete Metallstifte im
Innern der Tonne fördern den Transport des Strohs
Abb. 459
Abb. 458
274
Bauen mit Leichtlehm
Der Tonnenmischer wird aus dem Silo
über Schwerkraft mit Schlämme versorgt
Befüllen
Transportkisten für den Stapler, bereit zum
Abb. 460
Ansicht von Süden
Abb. 461
Abb. 462 und 463
Grundriss (nach Econest)
Wohnraum, Lehmputz zwischen der sichtbaren Hauptkonstruktion
Projekte
275
19
Prajna Yoga Studio in New Mexico (USA)
Santa Fe, New Mexico, 2008
Architekten: Paula Baker-Laporte, EcoNest Architecture
Technik: Strohleichtlehm in Schalung (LSC Wall System)
Ausführung: EcoNest Building Company, Robert Laporte
Grundrissgestaltung, Dimensionierung und Ausrichtung folgen der Architektur- und
Bautradition von japanischem Zen und indischem Sthapatya Veda. Das LSC (Light
straw clay) Wandsystem wurde von Robert Laporte seit den 1990 er Jahren in zahlreichen Projekten und Workshops technisch ständig weiterentwickelt und perfek­
tioniert: Einsatz von Tonnenmischer, Silo, Staplertransport, innovatives Gerüst- und
Schalungssystem. Die charakteristische, japanisch inspirierte EcoNest – Architektur
ist mit feinen Holzbau- und sanften Lehmputzoberflächen bis ins Detail durch­
gearbeitet.
LSC-System: Leiterständerkonstruktion
der Strohleichtlehmaußenwände
Abb. 465
Breites Gerüst zum Befüllen der oberen
Abb. 467
Abb. 464
Abb. 466
Wandteile
276
Bauen mit Leichtlehm
Außenwand innen voll eingeschalt, außen
mit Kletterschalung.
LSC-typischer Eck-Leiterständer,
eingelegte Bambusarmierung
Abb. 468
Meditationsraum
Abb. 469
Grundriss (nach Econest)
Abb. 470 Kon­
struktion der Leichtlehmaußenwand
(nach Econest)
Projekte
277
20
Einfamilienhaus in Wisconsin (USA)
Wisconsin, USA 2008
Architekt: Design Coalition inc. Architects, Madison, Wisconsin, USA
Technik: Strohleichtlehm in Kletterschalung
Entwicklung eines preiswerten, umweltfreundlichen und energieeffizienten Wandsystems aus Leichtlehm, geeignet für das extreme Klima in Wisconsin (feucht-heiße
Sommer und sehr lange kalte Winter). Das Projekt wird staatlich gefördert durch
Bauinitiativen für Eingeborene.
Tragendes Ständerwerk mit ca. 30 cm Strohleichtlehm, in angeschraubter Kletterschalung leicht verdichtet. Mischen des Leichtlehms in einem speziell entwickelten
Tonnenmischer. Oberflächen innen Lehmputz, außen Kalkputz oder Holzschalung.
Der fette Ortlehm ermöglichte sehr leichte Mischungen.
Siehe auch Abbildungen 78, 100, 101
Abb. 471
Grundriss (nach Design coalition)
Abb. 472
Einweisung indianischer Mithelfer
278
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 473
Stampf-in
Abb. 474
Das Haus im Winter
1 Außenwand
29 cm Strohleichtlehm
200 kg/m3 geschalt, waagrechte Holzeinlagen, innen
Lehmputz, außen Faser­
zementplattenverkleidung.
s = 33 cm, U = 0,3 W/m2K,
Q = 110 kJ/m2K
2 Decke
TJI-Träger, Sperrholzboden,
Gipsplattenbekleidung
3 Dach
Leichte Gitterträger,
­Zellulosedämmung
3
2
1
Abb. 476
Abb. 475
Konstruktion Giebelwand
Fassadenschnitt
Abb. 477 Leichtes Holzskelett,
Mischplatz mit Tonnenmischer
Projekte
279
21
Einfamilienhaus in Carla Bayle (F)
Le Carla Bayle (Ariège), 2010
Architekt: Juan Trabanino, Toulouse
Ausführung: RAH Inventerre SCOP, Francarville (Haute-Garonne)
Technik: Strohleichtlehm in Schalung
Das Haus ist auf der Nordseite halb eingegraben, mit einer Stützmauer aus Stahl­
beton. Der Wohnteil hat 30 cm Außenwände aus Strohleichtlehm eines Raum­
gewichts von 250 kg/m3 (U = 0,3 W/m2K) auf einem Fundament aus Leichtbeton.
Die Schalung ist mit Abstand zu den Leiterständern geführt, so dass das Holz der
Konstruktion durchgehend vom Leichtlehm überdeckt ist. Das Dach ist mit Stroh
gedämmt. Die Innenputze sind Lehmputze, die Heizung ein Grundofen, Warmwasserbereitung mit Solarkollektoren.
Abb. 478
Abb. 479
280
Grundriss (nach Juan Trabanino)
Mischplatz
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 480
Durchgehende Strohleichtlehmwand
Abb. 481
Leichtes Doppelstützenskelett
Abb. 482
Holzkonstruktion Giebelwand
Abb. 483
Ansicht Ost
Projekte
281
22
Zwanzig Häuser in Strohleichtlehm (F)
Hameau des Buis, Lablachère (Ardèche), 2002–2010
Architekt: Pierre-Henri Gomez, Prunet (Ardèche)
Beratung: Rodrigue Andorin
Technik: Leichtlehm geschalt und an der Baustelle vorgefertigte Leichtlehmblöcke
Der Verein La Ferme des Enfants (Schule, Bauernhof, Gemüseanbau) realisierte
die ersten zwanzig Wohnhäuser des Dorfes gemeinschaftlich unter fachlicher
Anleitung. Die Häuser sind mit Strohballen gedämmt, mit Holzwerkstoffplatten
bekleidet und verputzt oder holzverkleidet. Die Blöcke wurden für Haustrennwände
und Innenwände mit Dichten von 300 kg/m3 und 1000 kg/m3 eingesetzt. Die
Herstellung wurde rationalisiert durch landwirtschaftliches Gerät (Stahlbehälter zum
Anrühren und Sieben der Schlämme und Miststreuer zum Mischen des Leichtlehms,
4 m3 Mischung pro Stunde). Die Innenwände von 12 cm sind über den Sommer in
Schalung gestampft und in der restlichen Jahreszeit gemauert. Die Blöcke sind in
auseinandernehmbaren Formen eingestopft und unter einem Foliendach getrocknet.
Die Zwischenwände sind verputzt mit Lehmfaser- oder Lehmsandputz.
Abb. 484
Ansicht von Süden
Abb. 485
Herstellung in Serienform
282
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 486
Steine zum Trocknen
23
Umbau eines Landhauses in der Normandie (F)
Hotot-en-Auge (Calvados) 2010
Architekt: Sophie Popot
Beratung: Christian Sutter, AsTerre
Technik: Strohleichtlehm in Kletterschalung
Ausführung: Team von 3 bis 5 Gelegenheitsarbeitern (Maurer und Zimmerleute) und
Mitglieder des Verbands ARPE BN, hier Gwenolé Auvray und Vincent Pastorini
Bestand: Traditionelles Ständerwerk der Region (vallée d’Auge), enge Pfostenstellung
(trame serrée) 8–10 cm.
Baustoffe: Gerstenstroh vom Vorjahr, örtlicher Lehm, Soda, Wasser. Leichtlehm
zwischen 800/900 kg/m3, im Dach 500 kg/m3. Wanddicke ca. 30 cm.
Abb. 487
Ansicht (nach Zeichnung S. Popot)
Abb. 488
Fertiggestellter Rohbau
Abb. 489
Außenwände im Rohbau
Projekte
283
24
Wiederaufbau in Haiti
Wiederaufbau der durch das Erdbeben vom 12. Januar 2010 zerstörten ländlichen
Wohnhäuser in der ländlichen Region um Port au Prince, Haiti, 2010
Finanzierung: Fünf Haitische Organisationen der PADED, Plattform für nachhaltige
Landentwicklung (Plateforme Agroécologique pour le Développement Durable)
engagierten sich für die Rekonstruktion von 4000 Kleinhäusern, mit finanzieller
Unterstützung durch Misereor.
Beratung: Laboratoire CRAterre-ENSAG, F-Grenoble
Die lokale Baukultur wird weiterentwickelt zu einer intelligenten ländlichen, dem
bäuerlichen Leben angepassten Architektur. Errichtung der Häuser durch die
Bauernfamilien in gegenseitiger, unentgeltlicher Nachbarschaftshilfe (Kombit).
Misereor finanziert nicht das ganze Haus, sondern nur eine Basisversion mit 22 m²
(1 Zimmer und Vordach). So wird der Familie ermöglicht, die Konstruktionstechniken
zu erlernen, um selbst weitere Räume anzubauen, je nach vorhandenen Mitteln und
Abstimmung mit den Nachbarfamilien.
Technik(en): Das traditionelle Holzskelett ist verstärkt nach Regeln des erdbebenund zyklonsicheren Bauens und wird ausgefacht mit örtlichen Materialien. Vier
Ausfachungen sind – abhängig von lokaler Verfügbarkeit – möglich: Strohlehm auf
Geflecht oder Lattung, Mauerwerk aus selbst hergestellten Lehmsteinen oder mit
Natursteinen in Lehmmörtel.
Entwicklungsmöglichkeiten
(nach Arch. Alix Hubert)
Abb. 490
Abb. 491 Nach dem Erdbeben: Skelett und Dach
unversehrt, die Bewohner unverletzt. Nur die Stein­
ausmauerungen sind herausgefallen.
284
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 492
Das Strohlehmhaus in hellblau
Abb. 493
Das grüne Haus
Abb. 494
Das Häuschen in rosa
Abb. 495
Variante mit Lehmsteinen
Abb. 496
Variante Strohlehm auf Flechtwerk
Projekte
285
25
Schap 2011 – primary school in Südafrika (ZA)
Johannesburg, Südafrika, 2011
Architekt: hervorgegangen aus einer Entwurfsübung der FH Kärnten
Beratung: Prof. Peter Nigst, Stud. Ass. Jürgen Wirnsberger, Elias Rubin
Technik: Strohleichtlehm in Schalung
Ausführung: Gebaut im Rahmen einer Baupraxis mit Studenten der FH Kärnten und
Unterstützung von lokalen Arbeitern
Tragwerk aus Stahlträgern und selbst gefertigten Betonfertigteilstützen, mit Strohbzw. Leichtlehm ausgefacht, beidseitig mit faserarmiertem Lehm/Kalkputz verputzt.
Abb. 497
Grundriss (nach Zeichnung Schap)
Leichtlehmausfachung
zwischen Betonstützen
Abb. 498
286
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 499
Innenhof
Abb. 500
Schulraum
Abb. 501
Außenansicht
Abb. 502
Rohbau
Projekte
287
26
Einfamilienhaus in Victoria (AU)
Daylesford, Victoria, Australien, 2011
Architekten: Vasko Drogiski, Hepburn Building Design & Land Planning
Beratung: James Henderson, Henderson Clayworks
Technik: Strohleichtlehm in Schalung
Ausführung: Henderson Clayworks / Hepburn Building Design & Land Planning
Entsprechend dem gemäßigten Klima in Victoria wurde eine 19 cm starke Aussenwand mit 35 mm Kalkaussenputz und 25 mm Lehminnenputz gewählt, die eine in
Australien übliche Wanddicke von 25 cm ergibt und die Verwendung standardisierter
Bauelemente wie Fenster und Türen erlaubt. Zur Herstellung des Materials wurde
von James Henderson ein Tonnenmischer entwickelt. Für die Wandausfachungen
und den Putz wurden örtlicher Lehm und Weizenstroh verwendet. Der Putz besteht
außen aus 3 Lagen Kalk-Maschinenputz und innen aus 20 mm Strohlehmunterputz
und 5 mm Lehm-Sand-Feinputz.
Siehe auch Abbildung 38
Abb. 503
Fassadenschnitt (nach Vasko Drogiski)
Abb. 504
Vorübergehende Begrünung beim Trocknen
288
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 505
Außenansicht, holzüberdeckender Kalkputz
Abb. 506
Grundriss Erdgeschoß (nach Vasko Drogiski)
Abb. 507
Tonnenmischer
Der Tonnenmischer
befüllt die Schubkarre
Abb. 508
Projekte
289
27
Wohnhaus in Darmstadt (D)
Darmstadt 2012, (Baubeginn April, Einzug Oktober)
Architekten: Schauer + Volhard, Darmstadt
Ausführung der Lehmarbeiten: Harry Unger GmbH, Heppenheim
Technik: Leichtlehm im freien Auftrag, Lehmstapelwände
Elementierter Holzrahmenbau mit Außenschale aus schwerem Leichtlehm, auf
außen durchgehender Lattung gegen Arbeitsschalung aufgetragen (s. Abb.157). Nach
Austrocknung innen Gipsfaserplatten, Hohlraumdämmung mit Zellulosedämmstoff.
Innenwände einseitig mit Gipsfaserplatten eingebaut, mit schweren Lehmsteinen
ausgestapelt. Decke aus massiven Brettschichtholzelementen. Sparrendach
zellulosegedämmt. Außen Kalkputz, mit Mineralfarbe gestrichen. Die 25 t schwere
Lehm-Außenschale puffert Temperaturschwankungen, Sonnenstrahlungsgewinne
erhöhen ihr winterliches Temperaturniveau. Im Winter durch Innendämmung warme
Wandoberflächen mit kühlerer Luft, d. h. auch weniger Lüftungswärmeverlust. Im
Sommer ist das Holzhaus mit 35 Tonnen Speichermasse in Decken und Innenwänden angenehm kühl.
Siehe auch Abbildungen 74, 89, 156–159, 242
Abb. 509
Abb. 510
290
Grundrisse
Bauen mit Leichtlehm
Schnitt
Abb. 511
Gartenansicht von Südwesten
Durchgehende Außenschale aus
Strohleichtlehm
Abb. 512
Abb. 513
Zweigeschossiger Essbereich
Projekte
291
Abb. 514
1 Außenwand
Elementierter Holzrahmenbau,
innen aussteifende Beplankung
mit Gipsfaserplatte, ZellulosefaserInnendämmung, Leichtlehm
1000 kg/m3 im freien Auftrag auf
Lattung, Kalkaußenputz.
s = 29 cm, U = 0,24 W/m2K,
Q = 190 kJ/m2K
4
1
Fassadenschnitt
2
2 Innenwand
Elementierter Holzrahmenbau,
beidseitige Beplankung mit
Gipsfaserplatte, trockene
Ausstapelung mit stranggepressten
Lehmsteinen 1800 kg/m3.
1
3
3 Decke
Parkett, schwimmender
Estrich, Brettschichtholzdecke,
Gipsfaserplatte auf Lattung
4 Dach
Gipsfaserplatte auf Lattung,
Sparren zellulosegedämmt,
Schalung, Dachdeckung
Faserzement
Außenwände 12 cm Leichtlehm oder Innenwände mit Lehmsteinen ausgestapelt
Abb. 516
Abb. 515
292
Elementierter Holzrahmenbau
Bauen mit Leichtlehm
Durchgehender Leichtlehmauftrag auf Lattung unter bereits gedecktem Dach, fertige Fensterleibungen
aus Lärchenholz
Abb. 517
Eckdetail der Lattung für die
Leichtlehmschale
Abb. 518
Abb. 519
Ansicht von Süden
Projekte
293
28
Einfamilienhaus in Kaipara Flats (NZ)
Kaipara Flats, Neuseeland, 2013
Architekten: Florian Primbs, nzeb design ltd.
Beratung: RPH Consulting Ltd.
Technik: Holzleichtlehm in Schalung
Ausführung: Holzskelett – Richards Willcocks Builders, Lehmbau – Bauherr unter
Anleitung des Architekten
Zusammensetzung des Leichtlehms: Lehm größtenteils vom Baugrundstück, Hobelspäne von Zypressenholz und Bims, ca. 750 kg/m3. Leichte Bohlenständer-Kon­
struktion mit in Nuten geführten horizontalen Latten, um die Ausfachung zu halten.
Verwendung von Wellblechtafeln als Schalung. Aussenputz: 2-lagiger Lehmunterputz
mit Hobelspänen und Grobsand, Jutegewebe, darauf 2-lagiger Kalkputz, Anstrich
mit Silikatfarbe. Innenputz: Unterputz und Jutegewebe s. o., Lehm-Feinputz mit
Schwammbrett geglättet. Die kalte Südseite und die beschattete Westseite erhielten
eine zusätzliche Dämmung mit hinterlüfteter Brett-Leisten-Schalung.
Abb. 520
Grundriss (nach Florian Primbs)
Abb. 521
Diele
294
Bauen mit Leichtlehm
Abb. 522
Ansicht von Nordwest
Abb. 523
Konstruktionsprinzip (nach Florian Primbs)
Abb. 524
Schlafzimmer
Abb. 525
Holzkonstruktion aus Zypressenholz
Projekte
295
Anhang
Literatur und Quellen
[Anger/Fontaine 2009] Anger, Romain; Fontaine, Laetitia: Bâtir en terre. Du grain de sable à l’architecture.
Éditions Belin/ Cité des sciences et de l’industrie, Paris 2009
[Arch+ 1985] Arch+ 80: Lust auf Lehm. Klenckes Verlag, Aachen 1985
[architektur 6/1997] Architektur, Österreichisches Fachmagazin, Laser Zeitschriftenverlag, Wien 1997
[ausschreiben.de] Ausschreibungstexte zum Lehmbau. In: www.ausschreiben.de
[Baier 1985] Baier, Bernd; Wulf, Michael: Der neue Lehmbau. Bedürfnis oder Interesse? arcus, H.5, Institut für
internationale Architektur-Dokumentation, München 1985, S. 214–219
[Bardou/Arzoumanian 1978] Bardou, Patrick; Arzoumanian, Varoujan: Archi de Terre. Éditions parenthèses,
Marseille 1978
[Becker 2008] Becker, Jürgen: Erdbebensicheres Bauen mit Kokosfaser Lehm. Earthquake resistant construction
using coconut fibre reinforced earth. In: [Lehm 2008], S. 136–142
[Beidatsch 1946] Beidatsch, Alfred: Wohnhäuser aus Lehm. Berlin, Buxtehude 1946
[Bobran 1967] Bobran, H.W.: Schallschutz, Raumakustik, Wärmeschutz, Feuchtigkeitsschutz.
Ullstein Verlag, Berlin Frankfurt Wien 1967
[Bocco Guaneri 2020] Bocco Guaneri, Andrea: Vegetarian Architecture. Case studies on building and nature.
Berlin 2020
[Bodelschwingh 1925] Bodelschwingh, Gustav von: Ein alter Baumeister und was wir von ihm gelernt haben.
Verein "Heimstätte" Dünne (Hrsg.) Dünne, um 1925; Neuauflage Heimstätte Dünne, 1990
[Börjesson 1997] Börjesson, Sven: Grundlagen zur Optimierung der Anwendung von Lehmbau­produkten.
Diplomarbeit Fachhochschule Leipzig 1997
[Bruckner 1996] Bruckner, A.: Bauen mit Lehm – anhand von Beispielen aus Österreich, Deutschland und
Südtirol. Diplomarbeit TU Wien 1996
[Bühring 2000] Bühring, D.: Industrielle Fertigung von Hanf-Lehmsteinen. In: [Lehm 2000], S. 30–37
[Bundesverband GBW 1990] Bundesverband Gesundes Bauen und Wohnen GBW (Hrsg.): Zeitschrift Gesundes
Bauen und Wohnen; H.40, Schwerpunkt Lehmbau; Braunschweig 1990
[Cointeraux 1793] Cointeraux, François: Schule der Landbaukunst. Hildburghausen 1793
[CRAterre 1979, 1983] CRAterre – Centre de Recherche et d’Application Terre: Construire en Terre. Éditions
alternatives, Paris 1979, 1983
[CRAterre 1986] CRAterre: Identification et Critères de Sélection des Terres. Approche scientifique et technique
du matériau terre. CSTB/CRAterre, Paris/Eybens 1986
[CRAterre 1989] CRAterre- Houben, H.; Guillaud, H. : Traité de Construction en Terre. Éditions parenthèses,
Marseille 1989
[CRAterre 2008] CRAterre (Hrsg.): Terra incognita – discovering and preserving European earthen architecture.
Argumentum/ Culture Lab Editions, Lissabon 2008
[CRAterre 2016] CRAterre: Terra Lyon 2016. XIIth World Congress on Earthen Architecture. Proceedings.
H. Guillaud, Th. Joffroy, Ch. Sadozaï (Hrsg.); Villefontaine 2018. ISBN 979-10-96446-11-7
[CRAterre-EAG 1994] CRAterre-EAG; Houben, Hugo/ Guillaud, Hubert: Earth Construction.
A comprehensive guide. Intermediate Technology Publications, London 1994
[CSTB 1984] CSTB – Centre Scientifique et Technique du Bâtiment: Caractérisation Thermique d’un Mélange
Terre Paille. Grenoble 1984
[CSTB u.a. 2011] CSTB; CRAterre; ENTPE-Formequip; Construire en Chanvre; Réseau Ecobâtir; CAPEB; Avec la
collaboration de la FFB: Analyse des caractéristiques des systèmes constructifs non industrialisés. Extrait du
rapport final pour diffusion, 2011, S. 22
[Dachverband Lehm 2009] Siehe: [Lehmbau Regeln 1999, 2009]
[Dachverband Lehm] Internetseite des Dachverband Lehm e.V. Weimar mit u.a. Verbraucherinformation,
Technische Merkblätter, aktuelle Informationen, Handwerkerliste, Ausbildung, Lehmbau­projekte: http://www.
dachverband-lehm.de
[Dahlhaus/Kortlepel 2004] Dahlhaus, Ulrich; Kortlepel, Uwe; u.a.: Lehmbau 2004 – aktuelles Planungshandbuch für den Lehmbau. Manudom-Verlag, Aachen 1997, 2001 und 2004
[Dethier 1981] Dethier, Jean: Des Architectures de Terre. Éditions du Centre Georges Pompidou, Paris 1981, 1986
[Dethier 1982] Dethier, Jean (Hrsg.): Lehmarchitektur – Die Zukunft einer vergessenen Bautradition.
Prestel Verlag, München 1982
[Dewulf 2007] Dewulf, Michel: Le torchis, mode d’emploi. Éditions Eyrolles, Paris 2007
296
Bauen mit Leichtlehm
[DIBt 2014] Deutsches Institut für Bautechnik (www.dibt.de): Musterliste der Technischen Baubestimmungen
2014
[Dilthey 1982] Dilthey, Andreas; Speidel, Manfred u. a.: & zwar mit Lehm. Experimente mit Lehm 1979–82.
Ausstellungskatalog RWTH Aachen, 1982
[Dilthey 1985] Dilthey, Andreas: Leichtlehmkappendecken. In: [Minke 1984–1987] H.1 1984, S. 30–32
[DIN 1169] DIN 1169: Lehmmörtel für Mauerwerk und Putz, 1947. Nachdruck in: [Dahlhaus/Kortlepel 2004]
[Sieber 1994]
[DIN 18122 1997] DIN 18122: Baugrund; Untersuchung von Bodenproben. Zustandsgrenzen (Konsistenzgrenzen),
T.1 Bestimmung der Fließ- und Ausrollgrenze, 1997; T.2 Bestimmung der Schrumpfgrenze, 2000
[DIN 18123 2011] DIN 18123: Baugrund; Untersuchung von Bodenproben. Bestimmung der Korn­größenverteilung,
2011
[DIN 18196 2011] DIN 18196: Erdbau. Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke und Methoden zum Erkennen
von Bodengruppen, 2011
[DIN 18942-1 2018] DIN 18942-1:2018-12 Lehmbaustoffe – Teil 1: Begriffe
[DIN 18942-100 2018] DIN 18942-100:2018-12 Lehmbaustoffe – Teil 100: Konformitätsnachweis
[DIN 18945 2018] DIN 18945: Lehmsteine – Begriffe, Anforderungen, Prüfverfahren, 2018
[DIN 18946 2018] DIN 18946: Lehmmauermörtel – Begriffe, Anforderungen, Prüfverfahren, 2018
[DIN 18947 2018] DIN 18947: Lehmputzmörtel – Begriffe, Anforderungen, Prüfverfahren, 2018
[DIN 18948 2018] DIN 18948: Lehmplatten – Anforderungen und Prüfverfahren, 2018
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[DIN 4102-1 1998] DIN 4102-1: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen. T.1 Baustoffe; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen, 1998
[DIN 4102-4 1994] DIN 4102-4: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen. T.4 Zusammenstellung und
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[DIN 4108-4 2013] DIN 4108-4: Wärmeschutz im Hochbau. Wärme- und feuchteschutztechnische Kennwerte, 2013
[DIN EN 1015-11 2007] DIN EN 1015-11: Prüfverfahren für Mörtel für Mauerwerk. Teil 11: Bestimmung der Biegezugund Druckfestigkeit von Festmörtel, 2007
[DIN EN 1015-12 2000] DIN EN 1015-12: Prüfverfahren für Mörtel für Mauerwerk. Teil 12: Bestimmung der
­Haftfestigkeit von erhärteten Festmörteln, 2000
[DIN V 18952-57] DIN Vornormen 18952 bis 18957: Baulehm, Lehmbauteile, 1951 und 1956.
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298
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für Lehmbau. Weimar 2004
[Lehm 2008] Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehm 2008 – Tagungsbeiträge der 5. Internationalen Fachtagung
für Lehmbau. Weimar 2008
[Lehm 2012] Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehm 2012 – Tagungsbeiträge der 6. Internationalen Fachtagung für
Lehmbau. Weimar 2012
[Lehm 2016] Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehm 2016 – Tagungsbeiträge der 7. Internationalen Fachtagung für
Lehmbau. Weimar 2016
[Lehm 2020] Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehm 2020 – Tagungsbeiträge der 8. Internationalen Fachtagung
für Lehmbau. Weimar 2020, ISBN 978-3-00-067245-3
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299
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300
Bauen mit Leichtlehm
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[Volhard 2016d] Volhard, Franz: Light Earth Building. In: [CRAterre 2016], S. 253-257
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[Zogler 2004] Zogler, Oliver: Wohnhäuser aus Lehm – Neubauten und Renovierungen. Deutsche Verlags Anstalt
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[Zur Nieden/Ziegert 2002] Zur Nieden, Günter; Ziegert, Christof: Neue Lehmhäuser international;
Projekt­beispiele, Konstruktion, Details. Bauwerk Verlag, Berlin 2002
Anhang
301
Projektveröffentlichungen
1
2
3
5
6
7
8
9
Fachwerkhausumbau und Anbau (D)
1980 Haus L, Groß Gerau. In: [FAL 2015], S. 12–13
Förderpreis des BDA Bund Deutscher Architekten (Hrsg.): Um uns herum – Architekten gestalten ihre
Umwelt. Ausstellungskatalog. Verlag der Georg Büchner Buchhandlung, Darmstadt 1985, S. 44–45
Volhard, Franz: Leichtlehmbauweise. Um- und Anbau eines Wohnhauses.
In: Deutsche Bauzeitung H.2 1982, S. 40–42
Wohnhausneubau mit Werkstatt (D)
1984 Haus S, Darmstadt. In: [FAL 2015], S. 14–15
Schauer, Ute: Ein einfaches Haus. In: Der Architekt 1/89; Architektur mit kleinem a – Vom gewöhnlichen
Bauen. Bund Deutscher Architekten BDA (Hrsg.); Forum Verlag, Stuttgart 1989, S. 29–31
Volhard, Franz; Schauer, Ute: Wohnhaus mit Nebengebäude in Leichtlehmbauweise in Darmstadt.
In: [Arch+ 1985], S. 40–42
Die Lehmbausiedlung Domaine de la Terre, L’Isle d’Abeau (F)
Lozach’Meur, Adeline; Tirard, Jean-Chrisophe; Dethier, Jean: L’isle d’Abeau – ville nouvelle.
Maisons de terre, présentation des projets, 1984
Serwe, Hans-Jürgen: Die experimentelle Lehmbausiedlung L’Isle d’Abeau. In: [Arch+ 1985],
S. 28–31
Scheunenausbau (D)
Scheuenumbau, Offenbach. In: [FAL 2015], S. 36–37
Umbau einer Scheune in Offenbach. In: detail 6/1997, Institut für Internationale Architektur­dokumentation,
München 1997, S. 892–895
Wohnhaus-Anbau (D)
Architektenkammer Hessen (Hrsg.): Wohn-Häuser. Auszeichnung vorbildlicher Bauten Hessen.
Junius Verlag, Hamburg 1994, S. 35–42
Haus B, Darmstadt. In: [FAL 2015], S. 42–43
Lehm im Quadrat. Wohnhausanbau. In: [Zur Nieden/Ziegert 2002], S. 104–109
Praktisch und ökologisch. Wohnhaus in Darmstadt. In: [architektur 6/1997], S. 71–73
Wohnhausanbau in Darmstadt. In: Das Bauzentrum 4/93; Auszeichnung vorbildlicher Bauten Hessen 1993.
Verlag das Beispiel, Darmstadt 1993, S. 112–113
Stallbau und Scheune (F)
Delabie, Christian: Briques de terre crue et Terre Paille en Basse-Normandie. Association Régionale
Biomasse Normandie, Caen 1987
Delabie, Christian: Construire des bâtiments d’élevage en terre-paille. Energie Verte 4/87,
Association Régionale Biomasse Normandie 1987
Sommerhaus (S)
Ferienhaus; Sverre Fehn. In: md moebel interior design. Sonderveröffentlichung Wohnen;
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer, Leinfelden-Echterdingen 1995, S. 116–120
Lundsten, Bengt; Achcar, Leticia; Westermarck, Mikael: Selvitys savirakentamisesta. Raporti.
Teknillinen korkekoulu, Helsinki 1992. ISBN 951-22-1315-x
Summer Cottage, Mauritzberg, Schweden. In: [Gaia Architects 2003], S. 180–181
Summer house, Sverre Fehn. In: Award Winning Architecture; International Yearbook, München,
New York 1997, S. 34–37
The Eco House. In: [Rael 2009], S. 122–125
Atelierhaus (D)
Abgehoben. Atelierhaus. In: [Zur Nieden/Ziegert 2002], S. 64–71
Atelier einer Bildhauerin. In: [Zogler 2004], S. 16–21
Atelierhaus, Darmstadt. In: [FAL 2015], S. 44–45
Atelierhaus. In: Holzbauatlas. Institut für Internationale Architektur-Dokumentation (Hrsg.);
edition detail, München 2003, S. 321
Bildhaueratelier Darmstadt. In: Große Häuser, kleine Häuser. Ausgezeichnete Architektur in Hessen 1998;
Bund Deutscher Architekten BDA im Lande Hessen e.V. (Hrsg.), S. 26–27
Bildhauer-Atelier in Darmstadt. In: detail 2/1997. Institut für Internationale Architekturdoku­mentation,
München 1997, S. 178–182
Freiraum für die Kunst. Bildhaueratelier in Darmstadt. In: [architektur 6/1997], S. 67–70
Krön, Elisabeth: Atelierhaus in Darmstadt. In: baumeister und Baumeister Werkplan 1/98, Callwey Verlag,
München 1998, S. 22–25
Pfeifer, Matthias; Zeitter, Helmut; Volhard, Franz: Die Ideenkiste. In: mikado 4/96; Magazin für Holzbau und
Ausbau. Weka Verlage mikado, Augsburg 1996, S. 33–36
302
Bauen mit Leichtlehm
10 Lehmhaus in Maria Rain (A)
Architektenhaus in Lehmbauweise. In: [Zogler 2004], S. 64–67
Architektur antwortet – im Werk von Eva Rubin. FH Kärnten, Studiengang Architektur (Hrsg.);
Nigst, Peter u.a.; archimap publishers, Berlin 2010
11 Denkmalgerechte Fachwerkhaussanierung und Neubau (D)
Haus Eilberg und Haus Schneiker. In: Architektenkammer Hessen (Hrsg.): Bauen im Bestand.
Vorbildliche Bauten in Hessen. Junius Verlag, Hamburg 2000, S. 30–41
Sanierung zweier barocker Fachwerkhäuser. In: [Zogler 2004], S. 22–27
Zwei Fachwerkhäuser, Mörfelden. In: [FAL 2015], S. 32–35
12 Denkmalgerechte Fachwerkhaussanierung (D)
Siehe voriges Projekt
13 Einfamilienhaus in Raisio (FIN)
Private House, Raisio, Finland. In: [Gaia Architects 2003], S. 188–189
Salonen, Minna: Light Straw Clay Block structures in construction. Experimental house in the housing fair
in Raisio. Turku Polytechnic, Environment and Civil Engineering, Turku 2001
Wohnhaus in Turku. In: [Minke 2009], S. 168–169
14 Forschungsprojekt (»demonstration project«) Littlecroft (UK)
Littlecroft, Private House extension. In: [Gaia Architects 2003], S. 155–170 und S. 172–173
15 Sandberghof – gemeinschaftliches Wohnen (D)
Becker, Anette; Kienbaum, Laura; u.a. (Hrsg.): Umbau Sandberghof, Darmstadt. In: Bauen und Wohnen
in Gemeinschaft – Building and Living in Communities; DAM Deutsches Architekturmuseum Frankfurt;
Birkhäuser, Basel 2015, S. 140–145
Bocco Guaneri, Andrea; Bocci, Martina: Earth based retrofit: Sandberghof. In: [Bocco Guaneri 2020], S. 76-89
Kottjé, Johannes: Durchdacht bis ins kleinste Detail. Barocke Hofanlage in Darmstadt. In: Attraktiv Wohnen
in denkmalgeschützten Häusern. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2015, S. 36–49
Pilz, Achim: Sanierung Sandberghof, Darmstadt – Schauer + Volhard. In: [Lehm im Innenraum 2010],
S. 202–208
Sandberghof – Gemeinsam Wohnen im Alter. In: Architektenkammer Hessen (Hrsg.): Einsparhaus.
Energieeffiziente Architektur. Vorbildliche Bauten in Hessen. Jovis Verlag, Berlin 2009, S. 156–159
Sandberghof, Darmstadt – Gemeinsam wohnen im Alter. In: [FAL 2015], S. 30–31
Sandberghof. In: BDA Bund Deutscher Architekten (Hrsg.): Große Häuser, kleine Häuser.
Ausstellungskatalog. Ausgezeichnete Häuser in Hessen. Frankfurt 2008, S. 22–23
Volhard, Franz: Sandberghof – Umbau eines Fachwerkhauses. In: Wohnung + Gesundheit H.133; Institut für
Baubiologie + Oekologie Neubeuern IBN (Hrsg.); Neubeuern 2009, S. 10–12
Volhard, Franz: Sandberghof – Umbau und Sanierung mit Lehmbaustoffen am Beispiel. In: [Lehm 2008],
S. 170–179
Volhard, Franz: Wohnprojekt Gemeinsames Wohnen im Alter – Umbau eines denkmalgeschützten
Fachwerkhauses von 1758. In: Holzbau – die neue Quadriga H. 5/2009. Verlag Kastner, Wolnzach 2009,
S. 41–45
17 Kirche in Järna (S)
Community Church, Järna, Schweden. In: [Gaia Architects 2003], S. 178–179
18 Gästehaus in New Mexiko (USA)
Handcrafted Efficiency. In: [Econest 2005], S. 104–109
19 Prajna Yoga Studio in New Mexico (USA)
Prajna Studio, Santa Fe, New Mexiko. In: [Econest Home 2015], S. 249–255
21 Einfamilienhaus in Carla Bayle (F)
CEREMA du Sud-Ouest, Suivi in situ du comportement hygrothermique d’une maison en ­terre-paille,
rapport final, mars 2013.
Marcom, Alain: Construire en terre paille. Éditions Terre vivante, Mens 2011
22 Zwanzig Häuser in Strohleichtlehm (F)
Le Hameau des Buis, utopie réalisée, La Maison écologique, n° 59/2010, S. 40–42
23 Umbau eines Landhauses in der Normandie (F)
Réhabilitation en Calvados. In: Presse locale (Ouest France), site internet ARPE BN
24 Wiederaufbau in Haiti
Reconstruire Haiti. Après le séisme de janvier 2010. CRAterre-Ensag, Grenoble 2014
25 Schap 2011 – primary school in Südafrika (ZA)
Schap! school and production. In: [Schap 2011]
27 Wohnhaus in Darmstadt (D)
Brüggemann, Michael: Natürliche Schönheit, Einfamilienhaus J in Darmstadt. In: DBZ Deutsche
­Bauzeitschrift 6/2014, S. 58–65
Anhang
303
Einfamilienhaus, ökologische Bauweise. In: Objektdaten Neubau N13, BKI Baukosteninforma­tionszentrum
Deutscher Architektenkammern, Stuttgart 2015, S. 516–520
Exemplarisch ökologisch. In: Architektenkammer Hessen (Hrsg.): Vorbildliche Bauten in Hessen, 2015
Haus J, Darmstadt. In: [FAL 2015], S. 46- 47
Haus J, Darmstadt. In: WeiterWohnen. Zukunftsfähige Architektur in enger werdenden Städten. Architektenkammer Hessen, Martin Sommer (Hrsg.). Auszeichnung vorbildlicher Bauten in Hessen 2014,
prämierte Bauten. jovis-Verlag Berlin 20
Haus J. In: Große Häuser, kleine Häuser. Ausgezeichnete Architektur in Hessen 2008–2013; Bund Deutscher
Architekten BDA im Lande Hessen e.V. (Hrsg.), S. 56–57
Haus J. In: Dominique Gauzin-Müller: Lehmarchitektur Heute (Terra Award 2016), Zürich 2018, S. 22–23
Pilz, Achim: Handwerkliche Fassade mit Lehm. In: ausbau + fassade 4/2014 S. 24–25 und 9/2014, S. 50–51,
Bundesverband Ausbau und Fassade
Pilz, Achim: Neubau mit Innendämmung – Stroh und Lehm als Partner. In: Wohnung + Gesundheit Nr.150,
Institut f. Baubiologie Neubeuern 2014, S. 40–42
Pilz, Achim: Wärmespeichernde Lehmschale. In: applica, die Zeitschrift für das Maler- und Gipsergewerbe
10/2013, S. 16–18
Siehe [Volhard 2012]
Ulmer, Andrea: Gutes Klima. In: Genußraum – das Magazin für Wohnen und Geniessen 1/2014, München
2014, S. 52–55
Vetter, Andreas: Haus J – Reiz des Nachhaltigen. In: Traumhaft schöne Einfamilienhäuser um 250.000 Euro.
Callwey Verlag, München 2014, S. 32–35
304
Bauen mit Leichtlehm
Stichwortverzeichnis
Abdichtung 159, 165, 184, 215
Abrieb, Lehmputz 179, 182
Altbauerneuerung 124, 190
Amplitudendämpfung 209
Anmachwasser 42, 77, 79
Annässen 124
Anstrich 163, 169, 173, 178, 214
Anstrich mit Lehmschlämme 128 f, 163
Anwendungsklassen von Lehmsteinen 133, 150, 216
Arbeitsaufwand 188
Architekten 195, 197
Atterbergtest 51
Aufbereitung 41, 73, 197
Aufschlämmbarkeit 51
Aufzug Siehe Schrägaufzug
Ausbildung Lehmbau 20, 29
Ausbreitversuch 62
Ausfachung 13, 35, 124, 128
Aushub 52
Auskühlzeit 209
Ausschreibung 197
Außendämmung 160, 246, 252
Außenputz 160, 163, 176
Außenwände 75, 81 f, 86, 128, 133, 142, 148, 206,
209, 230
Aussparungen 186
Auswittern 57
Ballenstroh 53, 66, 78, 99, 112, 175
Bambus 99, 274, 276
Baubeginn 133, 187, 192
Baufeuchte 148, 163, 187, 215, 220
Baugenehmigung 195
Baulehm 41, 43, 50 f, 57
Bauleitung 197
Bauphysikalische Eigenschaften 199
Baurechtliche Regelung 192
Baustellenmörtel 181
Baustellenorganisation 78, 188, 197
Baustoffreste 133
Bautrocknung 187, 221
Bauunternehmen 190, 191
Bauzeit 32, 37, 187, 221
Befestigungen 186
Behaglichkeit 208
Beratung 197
Bims 53, 56
Bindekraft 41, 43 f, 50 f, 62
Bindekraftprüfung 45, 51
Bindemittel Lehm 36, 41, 171, 178
Blähglas, Blähton 56
Bodenbeläge 184
Bohlenschalung 82, 87, 92
Bohlenständer 82 f
Brandschutz 39, 111, 194, 202, 221ff.
Brandwände 229
Brettständer 83, 86
Bundseite 99
Compressed blocks 12, 139
Dachdämmung 75, 119, 151
Dämmplatten 142
Dämmschichten 33, 39, 81, 93, 119 f, 202, 206
Dämmschüttung 107, 183, 231
Dampfbremse, Dampfsperre 38, 131, 219
Dampfdiffusion Siehe Wasserdampfdiffusion
Dauerelastische Abdichtung 165
Dauerhaftigkeit 209, 211
Decken 107, 151, 226, 229 f
Deckenbekleidungen 158
Deckenfüllung 116, 127
Deckenstrahlungsheizung 158
DIN 1169 173, 179 f, 192
DIN 18951 22 f, 192
DIN 4108 196, 199, 210
DIN Normen Lehmbau 22, 192, 194
Doppelstützen 82, 83, 162, 242
Dreikantleisten 142, 145
Druckfestigkeit 32, 142
Druckfestigkeit von Leichtlehmsteinen 133
Druckfestigkeit von Mörtel 181
Dübel 186
Dung 66, 177
Dünnflüssige Verarbeitung 198
Eckenschutz 166, 168
Eigenleistung 188, 197
Einblasdämmung 122, 156, 268
Einschubdecke 116
Einsumpfen 57, 191
Einsumpfen von Gefachlehm 127
Einzelzulassung 195
Elektroinstallation 148
Elektrostatische Aufladung 214
Entflammbarkeit 221, 225
Erdbebensicherheit 14, 284
Erdfarben 163, 173
Fachkraft Lehmbau 29
Fachliche Anleitung 197
Fachwerk 124, 128, 131, 160, 190, 192, 196
Fachwerkausmauerung 145
Fachwerkbau 14, 16, 18
Fachwerksanierung 82, 94
Farbige Lehmputze 169, 179
Faserarmierung 133, 216
Faserkalkputz 145, 177
Faserlehm 33, 34, 69, 100, 124, 126, 135, 216
Faserlehmputz 145, 165, 168, 174, 177, 208
Fasern 53, 54, 203
Faserstoffanteil 203
Fassadenschutz 160
Fehlboden 116, 231
Fehlerquellen 40, 198
Feinfasern 33, 66, 172
Feinkornbindekraft 51
Fenster 182
Fenster- und Türleibungen 83, 96, 142
Fertigmischung 34
Fertigmischungen 80
Anhang
305
Fertigmörtel 169, 178
Fertigprodukte 26, 32, 133, 188, 190 f, 197
Fetter Lehm 41 f, 51, 57, 62, 75, 76
Feuchteaufnahme- und Abgabe 39, 163, 213, 219
Feuchteausgleich 180, 218
Feuchtegehalt 210
Feuchteleitfähigkeit 131, 214
Feuchteschutz 159, 209, 219
Feuchtesprung-Versuch 214
Feuchtetransport 131, 219
Feuchträume 159, 184
Feuerwiderstandsklasse 225
Flächengewicht 38, 119, 227 f, 232
Flächenheizung 156
Flechtwerk 14, 33 f, 98 f, 104, 126
Fliesen 184
Flüssigkeit der Schlämme 62ff
Formate von Lehmsteinen 134
Freier Auftrag 98, 106, 119, 122, 131, 175, 290
Frost 37, 57, 169, 187, 199, 215
Frostbeständigkeit 53, 133, 216
Fugen 83, 124, 160, 162, 165, 229
Füllskelett 82
Fußböden 183, 230 f
Gefach 33, 99, 124
Gefachfuge 124
Gefachputz 164
Geflecht siehe Flechtwerk
Geflecht mit Bewurf 33
Genehmigung 195
Geotechnik 50
Gewebearmierung 148, 154, 156, 166, 172, 175
Gipsfaserplatten 184, 268, 290
Gipsputz 179
Glaserverfahren 218
Gleichgewichtsfeuchte 39, 43, 163, 210, 214
Gleitlehren 82 ff, 128, 166
Gleitschalung 13, 87, 109, 113, 120
Haarkalkmörtel 145, 163, 165, 168
Hackklotz 66
Häcksellehm 33, 99, 113, 117, 266
Häckseln 66, 69
Haftfestigkeit von Lehmmörtel 182
Handbrett 96, 99, 102
Handpressen 12, 30, 139 f
Handprüfung von Baulehm 45, 198
Handrührer 60 f, 191
Handwerk 26
Handwerkskammer 29
Hanfleichtlehm 156
Hanfscheben 53, 55
Hängeschränke 186
Heilerde 232
Heu 53 f, 72, 112, 117, 172
Holzbalkendecken 226, 230
Holzfeuchte 219
Holzhackschnitzel 53 f, 69, 73, 136, 203
Holzkonstruktion 82
Holzkonstruktion, sichtbar 82, 99, 111, 162, 165, 168
Holz-Lehmbau 33
Holzleichtlehm 37, 54, 56, 69, 80, 81, 136, 188, 272
Holzschutz 162 f
Holzskelett 142, 187
306
Bauen mit Leichtlehm
Holzteile, überputzt 165, 175
Hygroskopische Eigenschaften 210 ff
Innendämmung 131, 155 ff, 206, 218 f, 270
Innenputz 164, 168, 171, 174
Innenschale 75, 94, 128 ff, 155, 258
Innenschale, gemauert 145, 148
Innenwände 75, 86, 133, 135, 150, 155, 206, 229
Installationen 184 ff
Installationsebene 219
Intensivmischer 60
Japankelle 126, 171, 175, 244
Jauche 177
Jochschalung 91, 120
Kalkanstrich 173, 177 f
Kalkmörtelschlämme 165, 173, 178
Kalkputz 145, 163, 168, 176
Kalkputzhaftung 19
Kalkulationswerte 190
Kalkzusatz 65, 198
Kammstrich 124, 126, 176, 262
Kapillare Leitfähigkeit 39, 124, 131, 211, 214 f, 218 f
Kasein 173
Keimfreiheit 179
Kletterschalung 81, 87, 94, 128 f
Klima 11, 14, 36, 208 f, 278, 288
Klumpen 51, 57, 58
Kompostierung 198, 221
Kondensation 218
Konservierende Wirkung 162, 211
Konsistenz der Schlämme 62
Konsistenz der Verarbeitung 12
Konsistenzen von Lehm 41
Konstruktiver Holzschutz 163
Konvektion 219
Korngrößenverteilung 44, 50 f
Kosten 52, 124, 188
Kugelformprobe, -fallprobe 45
Kuhdung 177
Künstliche Trocknung 187
Langstroh 111
Laserbeugung 50
Lattung 33, 95, 98, 104, 117, 122, 132, 292
Lehm 41, 57, 78
Lehm als Baustoff 11
Lehmanteil 39, 75 f, 98, 203
Lehmarten 43
Lehmbau Regeln 29, 133, 193 f
Lehmbaufirmen 197
Lehmbaunormen 24, 192, 199
Lehmbauordnung 20, 22, 37, 192
Lehm-Bauplatten 135
Lehmbau-Vorschriften 192, 195
Lehmbauweisen 12, 194
Lehm-Estrich 184
Lehmfachwerk 26, 192
Lehmfarben 179
Lehmgrube 41, 52
Lehm-Massivbau 11 f, 16, 33, 209
Lehmmörtel 169 ff, 178 ff
Lehmplatten 26, 135 ff, 151, Siehe auch
Leichtlehmplatten
Lehmplattenprodukte 22, 28, 135
Lehmprodukte 29, 32, 179, 188 ff, 193
Lehmprüfung 44, 198
Lehmputz 148, 164, 169 ff, 214
Lehmschlag 102, 226
Lehmschlämme 128, Siehe Schlämme
Lehmschüttung 202
Lehmspritzbewurf 169
Lehmspritzverfahren 78, 131
Lehmstangendecke 117
Lehmsteinauflagen 154, 202
Lehmsteinbau 12, 18, 33, 190
Lehmsteine 216
Lehmsteine, Herstellung 139
Lehmsteinformate 133
Lehmsteinprodukte 134
Lehmverstrich 119, 162
Lehmvorkommen 43
Leichtbauplatten 94, 132
Leichte Mischungen 75, 77, 198, Siehe auch
Sehr leichte Mischungen
Leichtlehm 36, 194
Leichtlehmaufbereitung 71
Leichtlehmausfachung 38, 128
Leichtlehmblöcke 134 f, 139, 202, 250, 264, 273,
282
Leichtlehm-Mauermörtel 142
Leichtlehmmauerwerk 81, 129, 142, 145
Leichtlehmplatten 63, 66, 135, 154, 268
Leichtlehmputz 175, 202
Leichtlehmstampfdecke 109, 113, 234
Leichtlehmsteine 75, 133, 139, 142, 148, 194
Leichtlehmwickel Siehe Wickeldecke
Leichtmauermörtel 174, 179
Leichtzuschläge 53
Leinöl 163, 173
Leiterkonstruktion 83, 86, 249, 274, 276, 280
Leitungsschlitze 186
Lieferleichtlehm 190
Lochsteine 216
Lösslehm 43, 174, 179
Luftbefeuchtung 214
Luftdichtigkeit 156, 160, 184, 202, 219, 232
Luftfeuchte 164, 210 ff
Luftschalldämmung 227, 231
Lufttemperatur 38, 158, 206, 208
Lüftung 213, 218, 219
Magerer Lehm 41, 44, 51, 62, 76, 179 f, 198
Massivlehm 33, 139
Materialkosten 188
Mauermörtel 142, 179
Mauersteinmaße 133
Mauerwerksfugen 145
Mauken 77, 98, 112
Metallschalung 249
Methylenblautest 51
Mindestwärmeschutz 196, 201, 218
Mineralgerüst 41, 51
Mineralische Zuschläge 53, 56, 73, 203
Mineralischer Leichtlehm 37, 56, 81
Mischen 70, 220
Mischplatz 78
Mischungsverhältnis 38, 75
Mischverfahren 69
Miststreuer 249, 282
Mörtelmischer 171, 178
Mutterboden 52
Nachtlüftung 206
Nachweis der Baustoffeigenschaften 196
Nachweis der Brauchbarkeit 193
Nachweis des Wärmeschutzes 196
Nagelbrett 107, 165, 173
Nassbereich 184
Natursteinmauerwerk mit Lehmmörtel 11, 24
Normen 29, 31, 192, 221
Nuten 102, 109, 145
Oberflächenbehandlung 214
Oberflächentemperatur 129, 199, 208 f, 218
Oberputz 172
Perlite 56
Pferdeurin 177
Phasenverschiebung 209
Pisé-Bau 17, Siehe auch Stampflehmbau
Planung 197
Plastische Verarbeitung 12, 33, 54, 72, 98, 122, 131
Plastizitätsindex 51
Platten 151, 154
Poren 210 f, 214
Praktischer Feuchtegehalt 211, 220
Preise 134, 197
Pressen Siehe Handpressen
Probewürfel 77, 197, 199
Produktinformation 197
Pufferung von Temperaturschwankungen 206
Pumpen 60, 71, 78 f, 191, 249
Putz 163, 181
Putzaufbau 172
Putzfestigkeit 181
Putzgewebe Siehe Gewebearmierung
Putzgrund 129, 163, 165, 175, 181
Putzhaftung 93, 124, 181
Putzlatten 107, 131
Putzmaschinen 60, 62, 71, 73, 79, 131, 171, 178, 180
Putzrisse 163, 165, 169, 171, 175, 177, 180
Putzträger 93, 94, 111, 165, 166
Quellverhalten, Lehmsteine 216
Randspalten 165
Raumakustik 148, 228
Raumgewicht 37, 75, 133, 160, 196, 199, 203, 206,
210, 232
Raumklima 179, 199, 208 f, 214
Raumlüftung Siehe Lüftung
Recycling von Lehmgefachen 127
Regenfeuchte 11, 14, 145, 160, 164, 187, 215 f
Regenschutz 33, 52, 58, 78, 141, 187
Relative Luftfeuchte Siehe Luftfeuchte
Reparatur von Lehmgefachen 124
Rieselschutz 109, 116, 154
Rissbildung 33, 42, 66
Rohdichte Siehe Raumgewicht
Rührwerke 60, 190, 249, 274
Rundholz 82, 111, 117, 188
Rußschichten 127
Ruten Siehe Weidenruten
Anhang
307
Sägespäne 53, 132, 136, 142, 183, 203
Salzbelastung 127
Sand 41, 44, 171, 172, 174
Sattelartiger Auftrag 33, 102, 106, 290
Saugfähigkeit 215
Schadstoffbindung 232
Schallschutz 39, 75, 107, 148, 155, 194, 202, 227
Schalung 81 f, 87, 188, 190
Schalungseinlagen 128, 168
Schalwerkzeug 90
Schilfrohrgewebe 54, 93, 119, 165 f
Schilfrohrplatten 81, 94, 116, 120
Schimmel 66, 179, 187, 218, 220
Schlagregenschutz 145, 160, 164, 187, 215
Schlämme 44, 57 f, 60 ff, 69 f, 79, 198, 220
Schlämmprobe 51, 57
Schlämmwanne 59, 171
Schlämmzusätze 65
Schlitze 186
Schluff 41
Schnittlänge 53, 66, 203
Schrägaufzug 71, 78, 80
Schwachholz 188
Schwere Mischungen 54, 75 f, 98, 107, 202
Schwerentflammbarkeit 225
Schwindmaß von Putz 180
Schwindung Siehe Trockenschwindung
Sedimentation 50
Sehr leichte Mischungen 45, 52, 93, 95 f, 119, 198
Selbstbau 20, 26, 32, 40, 188, 191, 197
Setzungen 54, 86, 96, 165
Sichtfachwerk 145, 160, 164 f, 196
Silo 179, 274, 276
Skelettbauweisen 13
Sockel 38, 159
Soda 64, 283
Sommerlicher Wärmeschutz 119, 206
Sonneneinstrahlung 165, 199, 202, 206
Sorption 210 ff, 232
Spachtelputz 179
Spalierdecke 117
Spalierlattung 98, 106, 117 ff, 122, 131 f
Spalierputzdecke 117
Speichermasse Siehe Wärmespeicherung
Sperrschichten 159
Spezifische Wärmekapazität c 203, 206
Spritzbewurf 169
Spritzverfahren 69 f, 80, 131
Spritzwasserbereich 159, 184
Stabilisierte Lehmbaustoffe 11, 194
Stabilisierung durch Fasern 12, 14, 33, 42, 53 f, 56, 174,
179
Stakeinlagen 82, 86
Staken 14, 33, 35, 98 f, 102, 107, 111, 139, 188, 227, 231
Stakung reparieren 127
Stampfdecke auf Gleitschalung 113
Stampflehm 33, 174
Stampflehmbau 12, 16 ff, 188, 190
Stampfwerkzeug 96
Standsicherheit 198
Stapelwände 148, 252, 258, 261, 290
Steckdosen 186, 219
Stranggepresste Lehmsteine 150, 216
Streichisolierung 184
Stroh 53 ff, 66, 78, 198, 203
308
Bauen mit Leichtlehm
Strohballenbau 202
Strohdichte 76, 98, 174
Strohhäcksel 12, 33, 55, 66, 73, 99, 132, 172 ff, 198
Strohlehm 14, 33 ff, 66, 69, 98 f, 107, 202, 262
Strohlehmputz 174
Strohlehmseil 111
Strohleichtlehm 53, 69, 81, 96, 106 f, 131, 175, 187, 190,
202, 220 f, 225
Strohleichtlehm, maschinelles Mischen 73
Strohschneidevorrichtung 66
Stützenabstand 82
Sumpfen Siehe Einsumpfen
Tafelschalung 90 f
Tapeten 178
Tauchverfahren 71
Tauwasserausfall 218
Tauwasserschutz 131, 218
Technische Baubestimmung 193, 194
Temperaturschwankungen 206
Thermische Puffer 206
Thixotropie 64
Tips zum rationellen Arbeiten 190
Ton 41, 43, 76
Tonanteil 42, 50, 198
Tonmehl 52, 65
Tonnenmischer 73, 190, 274, 276, 278, 288
Tragrost 109, 117
Tragskelett 82
Transport auf der Baustelle 78
Transportleichtlehm 73
Trenndecken und -wände 229, 231
Trittschallschutz 231
Trockenbau 154, 157, 258
Trockenbauplatten 133, 136, 155, 158
Trockener Einbau 133, 187
Trockenlehm 60
Trockenmischungen 80
Trockenschwindung 42, 51, 64, 66
Trockenzeit 32, 37, 64, 81, 94, 141, 187, 220
Trocknen von Baulehm 58
Trocknung 54, 187, 198, 209, 215, 220
Trocknungsbedingungen 179
Trocknungsprobleme 129
Trocknungsprotokoll 187
Trommelmischer 60
Unkraut 53
Unterputz 172, 174 f
Urin 66
U-Wert 39, 119, 129, 196, 202
Verdichten des Leichtlehms 96, 199
Verflüssigungsmittel 64, 220
Verkleidungen 160, 164, 198, 206
Verlorene Schalung 54, 81, 93, 116, 120, 142, 154, 198
Vermulmen von Holz 198
Verrottung 39, 187
Verschnitt 188
Versuchskonsistenz 46, 49
Versuchskonsistenz, Bindekraftprüfung 45
Verunreinigung des Lehms 198
Verwendbarkeitsnachweis 195
Viskosität der Schlämme 62
Vorarbeiten 190
Vorfertigung 188, 192
Vornässen 176, 215
Vornormen Lehmbau 22, 192
Wandbekleidungen 184
Wanddicken 220
Wandelemente 86, 150
Wandheizungsplatten 136, 158
Wärmeableitung 174, 208
Wärmebrücken 201, 218
Wärmedämmende Innenschale Siehe Innenschale
Wärmedämmung 36 ff, 75, 129, 158, 199 ff, 206 ff
Wärmedämmverbundsystem 160, 206
Wärmedämpfung 199, 202 f, 208 f
Wärmedurchgangskoeffizient U 202
Wärmedurchlasswiderstand R 201, 209, 218
Wärmeeindringzahl b 208
Wärmekapazität 203
Wärmeleitzahl λ 196, 199, 211
Wärmeschutz 128, 194, 196, 199
Wärmeschutznachweis 196
Wärmespeicherfähigkeit Q 206, 209
Wärmespeicherung 39, 75, 107, 119, 148, 199, 202, 203,
206, 208
Wärmespeicherzahl S 203, 206
Wärmestrahlung 220
Wasseraufnahme 215
Wasserdampfdiffusion 210, 218, 219
Wasserdampfkonvektion 219
Wasserempfindlichkeit 53
Wasserglas 64
Wasserinstallation 186
Weidenruten 33, 98, 99 ff, 166
Weidenspalter 99, 166
Wellerbau 12, 33
Wetterschutz 160, 187
Wickeldecke 111, 120, 244, 270
Wickelstaken 35, 103
Wickeltechniken 100, 102, 106
Wiederaufbereitung 133
Wiederverwendung von Gefachlehm 127
Winddichtigkeit 119, 148, 160, 232
Zuschläge 42, 53, 66, 190, 198
Zwangsmischer 60, 62, 69, 71, 73, 190
Anhang
309
Abbildungsnachweis
2, 3 © CRAterre-ENSAG
9 Johann Kräftner
10 © CRAterre-ENSAG
17, 18 Nachlass Bartning, in: J.Bredow, H.Lerch: Otto
Bartning, Verlag Das Beispiel, Darmstadt 1983, S. 73
19 Egon Eiermann 1904–1970, Bauten und Projekte.
Wulf Schiemer, (Hrsg.), Deutsche Verlagsanstalt,
Stuttgart 1984, S. 74
20, 23–25 Claytec®, D-Viersen
26, 17 © CRAterre-ENSAG
28 Laurent Ménégoz
34, 35 [Fauth 1948] S. 69f.
38 Vasko Drogiski
42 [Piltingsrud 2008] S. 3
43 [Hamer 1975] Abb.2
72, 73, 82 Claytec®, D-Viersen
78 Jonas Lee
79, 83 Hugo Houben
88 Eva Rubin
91 Carl-Christian Rheinländer
96 Uelzener Maschinenfabrik, Sulzbach
97, 98 Anne-Louise Huber
100, 101 Jonas Lee
102 Hugo Houben
103, 113, 131–133 Claytec®, D-Viersen
128 Peter Esch
135 Anne-Louise Huber
136 Ecoterre scop, F-Sauve
138 Hugo Houben
142, 148 [Grebe 1943] S. 386 und 387
143 Claytec®, D-Viersen
150 [Reuter 1922] S. 28
154, 155, 191 Franck Lahure
167, 188, 189, 200 Claytec®, D-Viersen
202 Conluto®, D-Blomberg
206, 207 Franck Lahure
209 Andreas Dilthey
210 Teuvo Ranki
214 Claytec®, D-Viersen
215, 237 Conluto®, D-Blomberg
216, 253 WEM®, D-Koblenz
219–224 Carl-Christian Rheinländer
239, 240 Paproth/Claytec®, Viersen
244 Andreas Dilthey
251, 274, 288, 293-295 Claytec®, D-Viersen
276 Claytec®/Koculak
291 [Volhard 2010a] S.78
316, 317, 319 [Volhard 2010b] S. 28–30
321 [Lehmbau Regeln 2009] S.35
327–329 [Lehmbau Regeln 2009] S. 97–99
341 Gerd Anders
357 Olivier Scherrer
359 © CRAterre-ENSAG
384–387 Christian Delabie, ARBN, F-Caen
389, 393 Zeichnung nach Sonderveröffentlichung der
Zeitschrift md, Konradin-Verlag Robert Kohlhammer,
1995. S. 116–120
390, 391 Lars Hallén, Nordiska museet
392, 394 Mikael Westermarck
395 [Lundsten 1992] S. 43
406–409 Eva Rubin
428, 430–432 Teuvo Ranki
434–439 Gaia Architects
450–454 Mikael Raymond
456–460, 462–469 Econest
472 St. Croix Ojibwe Tribal Housing
473, 477 Jonas Lee
474 Lou Host-Jablonski
479–481, 483 Alain Marcom
484 Pierre Henri Gomez
485 Juliette Bidart
486 Aymone Nicolas
488, 489 Sophie Popot
491, 492, 494, 496 Alexandre Douline
493, 495 Jean Paul Bellin
498-502 Schap_11 -Team
504, 505, 507-508 Vasko Drogiski
521–525 Florian Primbs, nzeb design ltd
Alle übrigen Abbildungen, wenn nicht anders angegeben, vom Verfasser.
310
Bauen mit Leichtlehm
Über den Autor
Franz Volhard (geb. 1948 in Frankfurt/M.) ist Partner der Architektengemeinschaft
Schauer + Volhard BDA in Darmstadt. Seit 1980 Realisierung zahlreicher LeichtlehmProjekte, die mehrfach mit Architekturpreisen ausgezeichnet wurden. Erforschung
und Weiterentwicklung der Lehmbau-Technik für eine zeitgemäße Anwendung
im nachhaltigen Bauen mit Holz und Lehm. Internationale Beratungs-, Lehr- und
Vortragstätigkeit sowie zahlreiche Fach-Publikationen, unter anderem die Lehmbau
Regeln. Mitglied von CRAterre (Centre international de la construction en terre),
Frankreich, und Gründungsmitglied des Dachverband Lehm DVL.
Anhang
311
Glossar
AnwendungsklasseKlassifizierung von Lehmsteinen nach ihrer Feuchte- und Frost­
beanspruchung
BaulehmZur Herstellung von Lehmbaustoffen geeigneter Lehm
BindekraftBindige Eigenschaft von Baulehm
FaserlehmLehmbaustoff aus kurzen pflanzlichen Fasern, in der Regel mit einer
Rohdichte > 1200 kg/m3
Fetter LehmLehm mit hoher Bindekraft
GefachFüllung in Fachwerkwänden oder Holzbalkendecken mit Lehmbaustoff
(oder anderen Baustoffen)
GeflechtGitter aus Staken und Flechtruten zum Auftrag von Strohlehm
Hanf-LeichtlehmLeichtlehm mit Hanf als Zuschlag
HolzleichtlehmLeichtlehm mit Holzhackschnitzeln als Zuschlag
HumusFruchtbare, nicht zum Bauen geeignete Erde. Siehe Baulehm
KantholzHolzbauteile mit einem Querschnitt von ca. 10 cm
KonsistenzPlastizität von Lehm, Viskosität einer Lehmschlämme
LatteHolzstäbe mit Querschnitten bis ca. 5 cm
LattungGitter aus Latten
LehmBindiger Boden, als Verwitterungsprodukt von Gesteinen zusammen­
gesetzt aus Ton, Schluff- und sandigen bis kiesigen Bestandteilen
LehmbaustoffBaustoff, hergestellt aus Baulehm und in der Regel Zuschlag­stoffen
LehmblockStein aus Schwerlehm, meist großformatig
LehmsteinStein aus Schwerlehm, meist kleinformatig
Lehmstein, formgepresstIn einer Form durch Stampfen oder Pressen verdichteter ­Lehmstein
LehmwickelMit Leichtlehm umwickelte Staken
LeichtlehmLehmbaustoff mit einer Rohdichte unter 1200 kg/m3
LeichtlehmblockGroßformatiger Stein aus Leichtlehm
LeichtlehmsteinKleinformatiger Stein aus Leichtlehm
Magerer LehmLehm mit geringer Bindekraft
Magern des LehmsReduzieren des Tongehalts von Lehm mit Zuschlagstoffen
MaukenZiehen lassen einer frisch aufbereiteten Lehmmischung
Mineralischer LeichtlehmLeichtlehm mit mineralischen Zuschlägen
PlastischFormbar
PlastizitätFormbarkeit
SchlämmeVerflüssigter Lehm
SchwerlehmLehmbaustoff mit einer Rohdichte über 1200 kg/m3
SchwindungVolumenverringerung nach Trocknung
SetzungVertikale Volumenverringerung
StabilisierungMechanische oder chemische Verfahren zur Erhöhung der Festigkeit oder
Verminderung der Feuchteempfindlichkeit durch Zufügen von Zuschlägen
oder Zusätzen
StakeKräftige Holzlatte oder gespaltenes Holz, Querschnitt ca. bis 6 cm, an
beiden Enden in Nuten oder Löcher der Balken oder Pfosten gesteckt
Strohanteilsiehe Strohdichte
StrohdichteMasse des Strohs bezogen auf das Volumen des trockenen Lehmbaustoffs
in kg/m3
StrohlehmLehm-Strohgemisch mit einem Raumgewicht über 1200 kg/m³
Strohleichtlehm im freien AuftragManueller Auftrag von plastischem Strohleichtlehm einer Rohdichte um
1000 kg/m3
StrohleichtlehmLeichtlehm mit Stroh als Zuschlag
TonNatürliches Bindemittel im Lehm, zum großen Teil bestehend aus Partikeln
kleiner als 2 microns. Als Ton bezeichnet man auch Lehm einer Bindekraft
über 3,6 N/cm2 nach Bindekraftprüfung
ZusatzIn geringer Menge zugefügtes Produkt zur Verbesserung von Eigenschaften
ZuschlagstoffPflanzliche oder mineralische Stoffe zur Aufbereitung von Lehmbaustoffen
312
Bauen mit Leichtlehm
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