Aspekte der Globalisierung - Entgrenzung sozialer Räume: Multiple soziale Beziehungen überlagern sich Kompression von Raum und Zeit: Zunahme abstrakter Unmittelbarkeit Wechselwirkung zwischen Lokalität und Globalität: wechselseitige Abhängigkeit (Interdependenz) sowohl Risiken wie auch Chancen betreffend? Bewusstsein globaler Zusammenhänge: Vorstellung von geschlossenen Räumen schwindet, Wandel staatlicher Kompetenzen und sozialer Wirklichkeit Globalisierung - In-Bezug-Setzung, Ausdehnung, Vernetzung lokaler Gegebenheiten Ensteht durch technischen Fortschritt, Liberalisierung im Welthandel und Marktwirtschaft Wirtschaft = Treiber der Globalisierung Hat Grenzen und Einschränkungen Ursachen der Globalisierung - Technischer Fortschritt im Transportwesen & in Informations- und Kommunikationstechnologie Rückgang von Raumüberwindungskosten Liberalisierung des Welthandels (WTO?) Ablösung der Zentralwirtschaft und Verbreitung von marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnungen o = Übergang von Planwirtschaft zur Marktwirtschaft o Zentral gesteuerte Systeme (Planwirtschaft) abgeschafft und durch marktwirtschaftliche Ordnung (Angebot & Nachfrage haben größten Einfluss auf Produktion & Preise, Staat greift nur begrenzt regulierend ein) ersetzt Messung von Globalisierung: KOF-Globalisierungsindex - Gibt de facto und de jure an o De facto: Tatsächlich beobachtbare, messbare realwirtschaftliche Verflechtungen (Menge und Wert von Import/ Export, Zahl der internationalen Telefonate…) o De jure: Regulatorische, rechtliche oder institutionelle Voraussetzungen für Globalisierung politische/ gesetzliche Rahmenbedingungen (Zölle/ Handelsabkommen, Visabestimmungen, Offenheit eines Landes gegenüber ausländischen Investoren) A. Ökonomische Globalisierung a. Handelsflüsse b. Finanzflüsse B. Soziale Globalisierung a. Persönliche Kontakte b. Informationsflüsse c. Kulturelle Nähe C. Politische Globalisierung a. De facto & de jure Zeigt Zunahme von Globalisierung (mit aktuellen Fragezeichen) und, dass reichere und kleine Länder „globalisierter“ sind Geschichte der Globalisierung: Drei Globalisierungswellen 1. Welle: im 19. Jh. (GB, Goldstandard, gescheitert an Protektionismus) 2. Welle: 1. Weltkrieg und Zwischenkriegszeit (fehlende Global Governance-Struktur) 3. Welle: seit den 1970er Jahren (zwischen US-Dominanz und regionaler und polyzentrischer Regulierung, flexible Wechselkurse, begleitet von Finanzmarktkrisen) Kritische Reflexion: - Debatte, ob die vollständige Kontrolle der heutigen Entwicklungsländer durch europäische Kolonialmächte in der Vergangenheit deren wirtschaftliche und soziale Entwicklung bis heute behindert hat o Empirisch schwer nachweisbar o Eindeutige negative Folgen hatte der Handel europäischer Mächte mit afrikanischen Sklaven nach Nord- und Südamerika, in die Karibik sowie den nahöstlichen und asiatischen Raum o Willkürliche Grenzziehungen der Kolonialmächte führten zu Kriegen und niedrigem Pr-Kopf-Einkommen in den „künstlichen“ Staaten o Kolonialmächte investierten nicht in das Humankapital der Länder Länder des Globalen Südens im Globalisierungsprozess Drei Entwicklungstheorien: Warum sind Länder unterschiedlich entwickelt? Modernisierungstheorie - erklärt Unterentwicklung als Folge eines zeitlichen Rückstands gegenüber den westlichen Industrieländern. Entwicklungsländer hätten die Industrialisierung zu spät begonnen und müssten diesen Rückstand „aufholen“. Entwicklungsprobleme werden auch mit kulturellen Traditionen und nicht funktionierenden gesellschaftlichen Strukturen erklärt. Dependencia-Theorie - Entwicklungsrückstand durch fortwirkende Abhängigkeit von Kolonialmächten Mangelnde selbstbestimmte Demokratisierung, Profite fließen außer Landes Weltsystemtheorie - Weltwirtschaft = ungleiches System: Reiche Länder (Zentrum) profitieren, arme Länder (Peripherie) bleiben abhängig Peripherie liefert billige Rohstoffe und arbeitet zu niedrigen Löhnen (Spezialisierung auf primäre Produktionsschritte) und Zentrum übernimmt profitable Aufgaben Technologie, Forschung, Industrie) dauerhafter Entwicklungsrückstand Human Development Index - Index der menschlichen Entwicklung in den UNO-Ländern Berechnet und jährlich veröffentlicht von der UNO (UNDP) Bezieht sich auf wirtschaftliche und soziale Entwicklung Komponenten: o Lebenserwartung bei Geburt o Durchschnittliche Schulbesuchsdauer (Anzahl Jahre, die eine 25-jährige Person oder älter die Schule besucht hat) o Voraussichtliche Schulbesuchsdauer (Anzahl Jahre, die ein 5-jähriges Kind voraussichtlich zur Schule gehen wird) o Bruttonationaleinkommen pro Kopf, kaufkraftbereinigt in US$ 2022: Nach wie vor enorme Ungleichheiten Von 1990 – 2021:aber auch: stetige Verbesserung Aber: Coronakrise hat die Entwicklung der letzten fünf Jahre in zwei Jahren revidiert Neue Herausforderungen: - - Wirtschaftswachstum: kommt nicht der gesamten Bevölkerung zugute & geht auch nicht mit unbedingt mit humanitärer Entwicklung einher Mangelnder Zugang zu Finanzen Demografischer Wandel: hohes Bevölkerungswachstum in ärmsten Ländern, Vergreisung in anderen Umweltprobleme: verschärfen sich durch rasante Entwicklung mancher Länder des Südens o Klimawandel trifft vor allem Entwicklungsländer und ihre ärmsten Bewohner, da diese in den fragilsten ökologischen Gebieten leben und ihr Lebensunterhalt stark von den Umweltbedingungen abhängt Verbesserung nicht gleich Entwarnung Neue Unsicherheiten unserer aktuellen Zeit (HDR 2021/22) ? Profiteure in westlichen Industrieländern - Große Firmen und ihre Mitarbeiter Zulieferer und Lieferanten Konsumenten durch günstige Konsumgüterpreise Multinationale Konzerne, die in verschiedenen Ländern günstig produzieren, Steuerschlupflöcher nutzen & großen Absatzmarkt haben Benachteiligte in westlichen Industrieländern - Kleinbauern und kleine Unternehmen Profiteure Länder des globalen Südens - Lokale Eliten hochqualifizierte & Beschäftigte in MNU (evtl. Arbeitende durch steigende Löhne) Benachteiligte in Ländern des globalen Südens - Ausbeutung, Kinderarbeit Export von Nahrungsmitteln statt Produktion für die heimische Bevölkerung Zerstörung von Ackerland und ganzen Landstrichen durch Einsatz von Giftstoffen (z.B. in der Landwirtschaft und im Bergbau [Gold]…) Polarisierung und Ungleichheit in diesen Ländern verschärft sich