A I M F L A S H Interne Newsletter der AIM – Nr. 43 - November 2006 „KEINE ANGST! ...“ … im Kampf um Kosteneffizienz, Gerechtigkeit und Solidarität. Diese könnten die Worte sein, mit denen man das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) und das britische National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) unterstützen würde. Beide Institute sehen sich großem Druck ausgesetzt. Kürzlich hat das IQWIG für einen Eklat gegenüber Patientenorganisationen und der Pharmaindustrie gesorgt, indem es behauptet, dass es bislang keine Belege dafür gibt, dass kurzwirksame Insulinanaloga Vorteile gegenüber Humaninsulin aufweisen (siehe unten). Das NICE wurde öffentlich von der Alzheimergesellschaft gerügt, nachdem es fünf Beschwerden gegen seine Leitlinien abgewiesen hatte, wonach die Verschreibung von vier Alzheimermedikamenten einzuschränken sei (Mehr). Ferner fordern USPharmahersteller eine Reform des NICE. Sie werfen dem Institut vor, dass es sich gegen Innovationen sperrt. Es handelt sich um einen Versuch, sich ungehinderten Zugang zum NHS als Teil des freien Marktes zu verschaffen (siehe unten). Wenn ein neues Mittel wirksam ist, und sei es auch nur geringfügig, setzen Patienten, Ärzte und Hersteller - aus unterschiedlichen Gründen - die Krankenversicherungen unter Druck, dessen Kosten zu übernehmen. Aus gesellschaftlicher Sicht sind das wichtige Entscheidungen. Aber um einen optimalen Einsatz der begrenzten Gesundheitsressourcen und gleichzeitig Gerechtigkeit und Solidarität zu garantieren, sind evidenzbasierte Empfehlungen unverzichtbar. In einem Leitartikel von The Lancet stand zu lesen, dass Agenturen wie das NICE, das IQWIG oder das KCE - solange sie unabhängig sind - immer noch die besten Garantien für die Gerechtigkeit in den Gesundheitssystemen der Staaten sind. Die AIM Lobbyarbeit im Pharmabereich, bei der Wert darauf gelegt wird, dass neue Arzneimittel wirklich innovativ - d.h. einen therapeutischen Mehrwert im Vergleich zu anderen Bezugstherapien aufweisen - und gleichzeitig wirtschaftlich zu sein haben, ist von größter Bedeutung. Hohe Preise und nicht wirklich wirksame Arzneimittel können wir uns nicht länger leisten. telforum und dessen entsprechende Arbeitsgruppen. AIM-NEWS GRENZÜBERSCHREITENDE VERSORGUNG: EXPERTENTREFFEN BEI DER AIM AIM-PRÄSIDENT Am 23.11. nahm Herr Duranton an dem Treffen des EP-Beschäftigungsausschusses teil, bei dem der Berichtentwurf von Joël Hasse Ferreira über die sozialen Dienstleistungen von allgemeinem Interesse (SDAI) in der EU vorgestellt wurde. Er meldete sich im Auftrag der AIM zu Wort. AIM-ARBEITSGRUPPEN EXPERTENPANEL DES AUSSCHUSSES FÜR EUROPÄISCHE ANGELEGENHEITEN Am 6.11. trat das Expertenpanel des AEA unter seinem neuen Vorsitzenden, Herrn Willi Budde, zusammen. Zwei wichtige Themen standen auf der Tagesordnung: die Anhörung zu den Gesundheitsdienstleistungen sowie zu den Sozial- und Gesundheitsleistungen. PHARMAZEUTISCHE EXPERTENGRUPPE Am 17.11. tagte die Expertengruppe Arzneimittel in Brüssel, und diskutierte folgende Themen: Kinderarzneimittel, neuartige Therapien, Hilfsmittel, die EU-Konsultation zu ethischen Erwägungen zu klinischen Versuchen an Kindern sowie das Arzneimit- Am 20.11. war die AIM Gastgeber eines ersten Rundtischgesprächs von Fachleuten der grenzüberschreitenden Versorgung. Dieser Rundtisch ging von einer Initiative des AEA-Expertenpanels aus. Die Teilnehmer kamen aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich. Bei dem Treffen ging es in erster Linie darum, gemeinsame Interessen zu erkennen und eine Liste der Prioritäten zu erstellen, die in die Antwort der AIM auf die Anhörung der Kommission zu den Gesundheitsleistungen einfließen sollen. Da die Teilnehmer ein eindeutiges Interesse an der Fortsetzung dieser Diskussionen bekundeten, wurde ein neues Treffen für den 18.01.2007 anberaumt. AIM - SEKRETARIAT RENOVIERUNG DER AIM-BÜROS Vom 24.11. bis zum 07.12.2006 werden die Büroräume der AIM renoviert. Auf Grund dieser Arbeiten, werden unser ICT-Netz, die Internetverbindung, die E-MailAdresse und (möglicherweise) auch die Telefonverbindung in dieser Zeit (teilweise) unterbrochen. Wir bitten für diese Unannehmlichkeiten um Entschuldigung und danken Ihnen im Voraus für Ihr Verständnis. Am 15.11. traf Marcel Smeets den neuen MSADirektor, Pierre-Jean Lancry, begleitet von Joelle Lefev- Association Internationale de la Mutualité 50 rue d'Arlon B-1000 Bruxelles Tél.: [+32 2] 234 57 00 Fax: [+32 2] 234 57 08 [email protected] www.aim-mutual.org AIM FLASH Nr. 43 2 re. Gemeinsam mit Jean-Francois Belliard und Jeremie Cazeuneuve, besprachen Sie den AIMBeitrag zum MSA-Seminar am 19.12. ALLGEMEINE THEMEN Am 17.11. nahm Marcel Smeets an der gemeinsamen Arbeitsgruppe der AISAM und der ACME teil. Nach den Diskussionen innerhalb des Ausschusses für europäische Angelegenheiten im Oktober wird die AIM mit den beiden anderen Organisationen der Gegenseitigkeitsbewegung zusammenarbeiten, um einen gemeinsamen Text für ein ME-Statut zu erarbeiten. UNTERERNÄHRUNG KOSTET MEHR ALS FETTLEIBIGKEIT Am 20.11. traf Ph. Swennen Alain Coheur, den Vorsitzenden des AIZ, um die Nächste AIZZusammenkunft im März in Brüssel vorzubereiten. Gemeinsam mit Jan van Emelen, Direktor der MLOZ, vertrat Marcel Smeets am 22.11. die AIM auf der Konferenz „From Malnutrition to Wellnutrition“, die von der Europäischen Allianz für Ernährung und Gesundheit (ENHA) ausgerichtet wurde. Am 22.11. hielt Ph. Swennen einen Vortrag auf der ersten Konferenz über Krebskrankheiten zum Thema „Leben retten bei Krebs: Politik und Praxis, die den Unterschied machen“ Am 22.11. nahm R. Kessler am europäischen Gesundheitsforum in Brüssel teil. Am 22.11. nahmen R. Kessler und Ph. Swennen an der Pressekonferenz des französischen „Collectif SSIG-FR“ in Brüssel teil, bei dem ein Bericht über die „Sozial- und Gesundheitsleistungen von allgemeinem Interesse „Grundrechte gegen Binnenmarkt“ vorgestellt wurde. Am 23.11. nahmen M. Smeets, R. Kessler und Ph. Swennen an der Vorstellung und Debatte des Berichtentwurfs von Joël Hasse Ferreira zu den sozialen Dienstleistungen von allgemeinem Interesse in der EU im Europäischen Parlament teil. Am 27.11. wohnte R. Kessler einer Anhörung bei, die vom EP zu der „bevorstehenden Gesetzgebung zu den Gesundheitsleistungen“ unter Federführung des europäischen zahnmedizinischen Forums veranstaltet wurde. Am 28.11. nahm R. Kessler an einer Arbeitsgruppensitzung des Arzneimittelforums teil, bei der es um Zugänglichkeit zu Patienteninformationen ging. Während sich zurzeit die gesamte Aufmerksamkeit auf Fettleibigkeit und die Senkung unseres täglichen Fett-, Zucker- und Salzkonsums richtet, wird Unterernährung oft vergessen oder unterbewertet. Experten zufolge kostet Unterernährung bei älteren Menschen die EU jedoch mehr als Fettleibigkeit. Auf einer Konferenz 'From Malnutrition to Wellnutrition' am 22.11. erörterten europäische Betroffenengruppen Wege, um dem Thema der Unterernährung einen höheren Stellenwert auf der EU-Agenda zu verleihen. Die Teilnehmer vereinbarten Maßnahmen zur Sensibilisierung und Erkennung des Problems, insbesondere auf Gemeinschaftsebene, in den Pflegeheimen und den Krankenhäusern. „Aus einer britischen Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Unterernährung ist zu entnehmen, dass Unterernährung die Briten jährlich 10,5 Milliarden Euro kostet […]. Die Gesundheitskosten ließen sich um 20 Prozent senken, wenn das Problem der Mangelernährung behoben würde“, so Jean-Pierre Baeyens, Vorsitzender der ENHA. Verursacht werden diese Kosten durch häufigere stationäre Behandlungen und längere Krankenhausverweil, da der Heilungsprozess langsamer verläuft. Mehr (EN) EUROBAROMETER: „BÜRGER SITZEN ZUVIEL“ Die meisten Europäer fühlen sich gesund, aber 38 Prozent finden, dass sie übergewichtig sind. Dies geht aus der jüngsten Eurobarometer-Umfrage zu Gesundheit und Ernährung hervor. Mehr Gemüse und weniger Fett – dies sind die häufigsten Veränderungen, die die Europäer angeblich auf ihren Speiseplänen vornehmen. Die meisten Umfrageteilnehmer gaben jedoch an, dass sie zu viel sitzen und dadurch ihre Bemühungen, ein gesundes Leben zu führen, beeinträchtigt werden. Weniger als 30 Prozent der Europäer gehen regelmäßig einer „intensiven“ körperlichen Betätigung nach. Mehrheitlich (85 Prozent) meinen die Europäer, dass staatliche Stellen im Kampf gegen Übergewichtigkeit aktiver werden sollten. Neun von zehn Befragten sind der Ansicht, dass Werbung das Ess- und Trinkverhalten von Kindern beeinflusst. Mehr AIM - AGENDA (WICHTIGSTE THEMEN) EUROPÄISCHE MINISTER VERABSCHIEDEN CHARTA ZUR BEKÄMPFUNG DER ADIPOSITAS Minister aller Länder des europäischen Regionalbüros der WHO verabschiedeten in Istanbul (TK) eine „Europäische Charta zur Bekämpfung der Adipositas“. In der Charta werden auch besondere Maßnahmen gefordert, u. a. Regulierungsmaßnahmen, die jedes Land ergreifen kann, um das Ausmaß der Adipositas-Epidemie zu senken. Sichtbare Fortschritte sollten in den nächsten fünf Jahren in den meisten Ländern erreichbar sein, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Pressemitteilung - FR - DE Präsidium (Brüssel, 3.1.2007) Task-Force Arzneimittel (Brüssel, 12.1.2007) AEA-Expertenpanel (Brüssel, 17.1.2007) Treffen der Experten für grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung (Brüssel, 18.1.2007) Expertengruppe Arzneimittel (Berlin, 16.2.2007) Vorstandssitzungen (Brüssel, 14.-16.03.2007) Vorstandssitzungen (York, GB, 3.-5.10.2007) EU-NEWS KAMPF GEGEN ADIPOSITAS: NAMEN UND LOB AUSSPRECHEN Am 9.11. nannte und lobte der europäische Kommissar für Gesundheits- und Verbraucherschutz Kyprianou AIM Flash Herausgeber: Dr Ph. Swennen AIM FLASH Nr. 43 öffentlich einige Geschäftsführer von großen Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie und des Einzelhandels, darunter Coca-Cola, PepsiCo, Unilever, Kraft und andere für ihr Engagement bei der Bekämpfung von Übergewicht. Mehr 35 EU-RAT FINNISCHER RATSVORSITZ AIDS IN EUROPA AUF DEM VORMARSCH Den jüngsten Statistiken ist zu entnehmen, dass die HIV-Ansteckungsquote in den Mitgliedstaaten sich seit 1998 verdoppelt hat. Die Hälfte der Neuinfizierten fällt auf die 15- bis 25-Jährigen. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht über AIDS-Vorbeugung von Eurobarometer heißt es, dass jüngere Menschen sich dieser erheblichen Bedrohung der Volksgesundheit immer weniger bewusst sind, die insbesondere die Volkswirtschaft in den Entwicklungsstaaten angreift. Eine Kampagne der Kommission soll jetzt junge Menschen daran erinnern, dass HIV/AIDS immer noch besteht. KONTROVERSE KAMPAGNE: ZWIESPÄLTIGES VERHÄLTNIS ZWISCHEN KREBSGRUPPEN UND PHARMAHERSTELLERN In einer neuen Kampagne (www.cancerunited.org), die im November in Brüssel gestartet wurde, deckt Cancer United für jeden EU-Staat auf, welche Ungerechtigkeiten beim Zugang zur Versorgung und bei den Überlebenschancen von Krebskranken in der EU bestehen. Cancer United setzt sich für die Einführung von nationalen Krebsbekämpfungsplänen in allen EU-Staaten ein, um einen gerechten Zugang zur Versorgung bei Krebs zu gewährleisten. Diese Bemühungen werden anerkannt in einer Studie des Karolinska Instituts für Ungerechtigkeiten beim „Zugang der Patienten zu Krebsheilmitteln in Europa“, ein Thema das bei Experten heiß umstritten ist. In einem Artikel des Guardian unter dem Titel „Concern over cancer group’s link to drug firm“ wird darauf hingewiesen, dass die Studie und die Kampagne in ihrer Gesamtheit von der Firma Roche, dem Hersteller von Avastin und Herceptin, gesponsert wurde. Darüber hinaus haben MdEP und der Vorsitzende der Europäischen Krebspatientenkoalition sich bereits aus dem Vorstand von Cancer United zurückgezogen, unter Hinweis auf die Sorgen wegen der Finanzierung und mangelnder Transparenz, so der Artikel. ZITAT DES MONATS “[...] Die Minister haben die Notwendigkeit unterstrichen, das Thema der Gesundheitsdienstleistungen koordiniert und konsequent überall in Europa aufzugreifen. Mir geht es darum, deren Meinung zu erfahren, wie wir einen klaren Rechtsrahmen gewährleisten können, in dem die Patienten und Gesundheitsfachleute die Chance erhalten, sich frei innerhalb Europas zu bewegen, während wir gleichzeitig nachhaltige Gesundheitssysteme fördern [...]…” Kommissar Kyprianou, zuständig für Gesundheit und Verbraucherschutz anlässlich der Rundtischdiskussion mit den europäischen Gesundheitsministern am 29.11.2006 AIM Flash Herausgeber: Dr. Ph. Swennen VEREINBARUNG ÜBER DIE ARBEITSZEITEN STELLT MINISTER INS ABSEITS Die Arbeitsminister konnten sich erneut nicht zu einer qualifizierten Mehrheit zu Gunsten eines der auf ihrem Gipfel am 9.11. vorgelegten Kompromisstexte durchringen. Das Ergebnis wird sein, dass die britische Optout-Klausel bleibt und die Kommission Verfahren wegen Rechtsverstößen gegen die meisten Mitgliedstaaten einleiten wird. Pressemitteilung (EN) BESCHÄFTIGUNGS- UND GESUNDHEITSRAT Am 30.11. und 1.12. wird der Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheits- und Verbraucherschutz über mehrere Themen diskutieren, darunter die Strategie zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs, den hochrangigen Denkprozess über die Gesundheitsdienstleistungen und die medizinische Versorgung, neuartige Therapien, das Arzneimittelforum, die demographischen Herausforderungen, die Portabilität von Zusatzrenten usw. Mehr http://www.eu2006.fi/en_GB/ EU-KOMMISSION GESUNDHEITSPOLITIKFORUM Die jährliche Zusammenkunft des Gesundheitspolitikforums fand am 22.11. statt. Innerhalb dieses Rahmens wurden zwei Workshops veranstaltet: Bei dem einen ging es um die Gesundheitsdienstleistungen, bei dem anderen um die europäische Gesundheitsstrategie. Christian Horemans (MLOZ, B) hielt im Auftrag der AIM einen Vortrag im Workshop Gesundheitsdienstleistungen. ARZNEIMITTELFORUM - ARBEITSTRUPPEN Vom 7. bis zum 8.11. trat die Arbeitsgruppe Preisgestaltung in Brüssel zusammen. Vertreterin der AIM war Frau Angelika Kiewel (IKK, D). Die wichtigsten Diskussionsthemen waren der Einsatz von Generika, die Nebenmechanismen der Nachfrage (Einfluss der Erstattungshöhe/der Zuzahlungen) und Zugang zu den Arzneimitteln. Am 28.11. fand ein Treffen zum Thema Zugang zu Patienteninformationen statt. Die europäischen Apotheker- und Ärzteorganisationen (PGEU und CPME) stellten die Ergebnisse ihrer jeweiligen Workshops dar, bei denen es um die Bereitstellung von Patienteninformationen innerhalb von Versorgungsumfeldern mit Schwerpunkt Apotheken und Krankenhäusern ging. AIM FLASH Nr. 43 4 EUROPÄISCHES RENTENFORUM auf diese Weise für mehr Rechtssicherheit zu sorgen. Herr Henrique Pêgas, (UMP, P) vertrat die AIM auf dem Europäischen Rentenforum, das am 17.11. stattfand. Eines der behandelten Themen waren die Systeme der zusätzlichen Altersvorsorge. EUROPÄISCHES STATUT FÜR GEGENSEITIGKEITSORGANISATIONEN GRÜNBUCH ZUR MODERNISIERUNG DES ARBEITSRECHTS Die EU-Kommission hat ein Grünbuch zur Modernisierung des Arbeitsrechts herausgegeben mit dem Zweck, in der EU eine öffentliche Debatte darüber einzuleiten, wie durch Weiterentwicklung des Arbeitsrechts die Lissabon-Strategie eines nachhaltigen Wachstums mit mehr und besseren Arbeitsplätzen zu fördern ist. Die Konsultation läuft bis Ende März 2007. Im Juni 2007 wird die Kommission eine Mitteilung zum Thema der Flexicurity vorlegen. Mehr KOMMISSION FÖRDERT STEUERANREIZE FÜR FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG Die Europäische Kommission hat eine Mitteilung über Wege zu einer wirksameren steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE) angenommen, in der dargelegt wird, wie durch die effektivere Verwendung steuerlicher Anreize die Investitionstätigkeit im FuE-Bereich stimuliert und die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Wirtschaftswachstum in Europa verstärkt werden können. Die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, den Einsatz von steuerlichen Anreizen in bestimmten FuE-Bereichen zu verbessern und untereinander zu koordinieren. Mehr EU - PARLAMENT GESUNDHEITSDIENSTLEISTUNGEN Frau Bernadette Vergnaud (PSE, F) wurde zur Berichterstatterin für die Mitteilung der EU-Kommission zur Zukunft der Gesundheitsdienstleistungen ernannt. Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des EP ist in diesem Bereich federführend. Sowohl der Beschäftigungs- und Sozialausschuss als auch die Ausschüsse für Umwelt und Volksgesundheit wurden aufgefordert, eine Stellungnahme vorzubereiten. Der Berichtentwurf von Frau Vergnaud wird für Februar 2007 erwartet. SOZIALDIENSTLEISTUNGEN VON ALLGEMEINEM INTERESSE Am 23.11. stellte Herr Hasse Ferreira (PSE, P), Berichterstatter zu der Mitteilung über die sozialen Dienstleistungen von allgemeinem Interesse, seinen Bericht vor dem EP-Ausschuss für Beschäftigung vor. Er hatte drei europäische Organisationen eingeladen, um ihre Erfahrungen zu diesem Thema darzulegen: die Plattform der sozialen Nichtregierungsorganisationen, Caritas und die AIM. Im Verlauf der Debatte sprach eine große Mehrheit der MdEP sich für eine Gesetzgebungsinitiative zu den SDAI (einschließlich Gesundheitsfürsorge) aus, um AIM Flash Herausgeber: Dr Ph. Swennen Auf einem Treffen des Wirtschafts- und Währungsausschusses des Europäischen Parlaments vom 21.11. empfahl der zuständige Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, Charlie McCreevy den Gegenseitigkeitsorganisationen, Druck auf die Mitgliedstaaten auszuüben, damit diese das EP auffordern einen Initiativbericht zu diesem Thema vorzulegen. AUF DEM WEG ZU EINER EUROPÄISCHEN GEGENSEITIGKEITSGESELLSCHAFT Durch die Verabschiedung des Berichts von KlausHeine Lene (EVP-ED, DE) am 21.11. sprach sich der Ausschuss für Rechtsfragen des EP dafür aus, dass die EU-Kommission eine Initiative zur Schaffung einer europäischen Privatgesellschaft (EPG) vorlegen sollte, die kleine und mittlere Unternehmen bei grenzüberschreitenden Tätigkeiten helfen soll. Während die bestehende Europäische Aktiengesellschaft für große Aktiengesellschaften gilt, würde das Statut der EPG es kleinen und mittleren Betrieben mit einem Mindestkapital von 10 000 Euro erleichtern, grenzüberschreitend tätig zu werden. Mehr - FR VEREINBARUNG ZUM 7. FORSCHUNGSRAHMENPROGRAMM Der Industrieausschuss des EP hat am 14.11. in zweiter Lesung die Kompromisse zur Nachbesserung des siebten Forschungsrahmenprogramms (FP7) angenommen, die in informellen Verhandlungen mit dem Rat ausgearbeitet worden waren. Das Hauptprogramm der EU zur Finanzierung der Forschung, das für sieben Jahre, von 2007 bis 2013, mit einem Budget von mehr als 50 Milliarden Euro läuft, dürfte demnach bald in Kraft treten können, wenn das nächste Plenum sich der Linie des Ausschusses anschließt. Das EP fordert u. a., dass die Finanzierung der Forschung in den Bereichen Kindergesundheit, Erkrankungen der Atemwege und vernachlässigte Krankheiten in die Liste der Prioritäten aufgenommen wird. Mehr - FR VERABSCHIEDUNG DER DIENSTLEISTUNGSRICHTLINIE Die Dienstleistungsrichtlinie zur Erleichterung der grenzüberschreitenden Dienstleistungen durch die Beseitigung von Hindernissen des freien Dienstleistungsverkehrs im Binnenmarkt nahm ihre letzte Hürde, nachdem das EP die gemeinsame Stellungnahme des Rates mit geringfügigen Änderungen am 15.11.2006 verabschiedet hat. Die vom Parlament verabschiedete endgültige Fassung spiegelt die Stellungnahme des Parlaments in seiner ersten Lesung wider und ist ein Ausgleich zwischen Wettbewerb und Sozialschutz. Den Mitgliedstaaten bleiben jetzt maximal drei Jahre, um die Bestimmungen der Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Mehr AIM FLASH Nr. 43 SOZIALWIRTSCHAFT CEP-CMAF Am 6.11. wurde im ständigen Ausschuss CEPCMAF über einen Satzungsentwurf sowie über die Fragen des künftigen Vorsitzes und des Sekretariats diskutiert. Zur Sprache kamen auch die sozialen Dienstleistungen von allgemeinem Interesse und die staatlichen Beihilfen. CIRIEC: AUFRUF FÜR REFERATE ZUR SOZIALWIRTSCHAFT Das CIRIEC hat im Hinblick auf seine Konferenz in Kanada vom 22. bis zum 24.10.2007 einen Aufruf zu Referaten veröffentlicht. Die wichtigsten Themen sind: Sozialwirtschaft in den staatlichen Gemeinschaften: internationale Übersicht Sozialwirtschaft und Globalisierung Sozialwirtschaft und Governance Sozialwirtschaft und staatliche Neugestaltung Weitere Informationen sind erhältlich bei Christine Dussart [[email protected]], Ciriec Belgien. BETROFFENENGRUPPEN FRANZÖSISCHES „COLLECTIF SSIG-FR“ ZUFRIEDEN MIT BREITEM KONSENS ÜBER SEKTORALE RICHTLINIE ÜBER DIE SDAI Das aus 14 Organisationen bzw. Verbänden von gemeinnützigen französischen Einrichtungen der Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen (SGDAI) bestehende Kollektiv „SSIG-FR“, freut sich über den breiten Konsens zu Gunsten der Verabschiedung einer sektoralen Richtlinie zu den SGDAI im Europäischen Parlament, welcher bei der Verabschiedung der Resolution zum Weißbuch über die DAI (Rapkay-Bericht) zustande kam, in Einklang mit der Abstimmung in zweiter Lesung über die Dienstleistungsrichtlinie, welche die DAI aus ihrem Geltungsbereich ausschließt (Gebhardt-Bericht). In einem Bericht unter dem Titel „Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen von allgemeinem Interesse: Grundrechte gegen Binnenmarkt?“ ((Mehr (FR)), mit einem Vorwort von EU-Kommissar Vladimir Špidla, fordert das Kollektiv „SSI-FR“ die MdEP auf, ihre Erwägungen zu den Inhalten solch einer Richtlinie im Rahmen ihrer Stellungnahme zu der Mitteilung über die SDAI (Hasse-Ferreira-Bericht) zu vertiefen. Das Kollektiv ist der Meinung, dass eine getrennte Behandlung der sozialen Dienstleistungen und der Gesundheitsdienstleistungen, wie sie von der EUKommission vorgeschlagen wurde, den Forderungen nach Kontinuität und Kohärenz nicht gerecht wird, welche insbesondere im Hinblick auf die vorhersehbaren Auswirkungen der Bevölkerungsalterung von wesentlicher Bedeutung sind. 55 GEWERKSCHAFTEN FORDERN SCHUTZ ÖFFENTLICHER DIENSTLEISTUNGEN Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) hat am 28.11. eine Kampagne gestartet, um eine Million Unterschriften zu sammeln. Der EGB möchte damit die Kommission unter Druck setzen, eine Rahmenrichtlinie zur Wahrung der Dienstleistungen von allgemeinem Interesse (DAI) vorzulegen. Dienstleistungen wie Schulen, Krankenhäuser, sauberes Wasser und sichere öffentliche Transportsysteme werden durch die Liberalisierung, Privatisierung und die Einführung von Regeln der freien Marktwirtschaft gefährdet, so der EGB. EGB startet Unterschriftenkampagne zu den öffentlichen Dienstleistungen - FR INTERNATIONALE NEWS AUF DEM LETZTEN STAND (AUSWAHL) GESUNDHEITSSYSTEM LEITLINIEN ZUM UMGANG MIT RISIKOFAKTOREN MACHEN AUS GESUNDEN MENSCHEN PATIENTEN „Die Medizin könnte zu weit gehen bei der Herabsetzung der Schwelle für Herz- und Kreislaufkrankheiten – wodurch viele Gesunde zu verängstigten Patienten werden“, so die Warnung von Ärzten auf einer Konferenz in Edinburgh laut BMJ. Die Konferenz äußerte sich besorgt über jüngste internationale und britische Leitlinien, die den Kreis der Personen erweitert, der für eine medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck und Cholesterin in Frage kommt. Ein Sprecher meinte, diese Erweiterung könnte zu einer Medikalisierung von Zuständen, die vorher als normal angesehen wurden, und zu einer Überbelastung der NHS-Budgets führen. Eine andere Expertin bezog sich auf eine norwegische Studie, bei der sich herausgestellt hatte, dass 76 Prozent der Bevölkerung unter die zu behandelnde Kategorie fallen würde, wenn die europäischen Leitlinien zur Vorbeugung von Herz- und Kreislaufkrankheiten zur Anwendung kämen. Sie regte einen Vorstoß an, die Pharmaindustrie dafür zu rügen, dass sie „gesunde Menschen zu Patienten macht, um mehr Risikofaktoren von Herz- und Kreislaufkrankheiten behandeln zu können“. Zwei Drittel der Vertreter stimmten dem Vorstoß zu. Mehr (EN) NIEDERLÄNDISCHE, BRITISCHE, NEUSEELÄNDISCHE UND AUSTRALISCHE ALLGEMEINMEDIZINER SCHNEIDEN BEI EINER UNTERSUCHUNG DER GRUNDVERSORGUNG GUT AB, USAMERIKANISCHE NICHT 98 Prozent der niederländischen Hausärzte führen eine elektronische Patientenakte. In Neuseeland tun dies 92 Prozent, in Großbritannien 89 und in Australien 79 Prozent. Im Vergleich dazu, bringen es die USA auf 28 und Kanada auf 23 Prozent, wie aus einer internationa- AIM Flash Herausgeber: Dr. Ph. Swennen AIM FLASH Nr. 43 len Studie bei etwa 6000 Hausärzten hervorgeht. Die niederländische, britische, neuseeländische und australische Versorgung durch Krankenschwestern oder Ärzte, die außerhalb der Arbeitszeiten (und außerhalb der Notaufnahmen) arbeiten, schneiden ebenfalls besser ab, indem sie die Versorgung von Patienten mit vielfältigen oder chronischen Krankheitsbildern als Teamarbeit betrachten und Systeme eingerichtet haben, welche die Ärzte vor möglicherweise gefährlichen Wechselwirkungen von Medikamenten warnen und den Ärzten finanzielle Anreize bieten, die Qualität ihrer Leistungen zu verbessern, so die Studie. Mehr (EN) PHARMASEKTOR WEISSES HAUS FORDERT ÖFFNUNG DES NHS FÜR US-PHARMAHERSTELLER Laut The Guardian legt der stellvertretende USStaatssekretär für Gesundheitsfragen, Alex Azar, Großbritannien nahe, das amerikanische Pharmamodell zu übernehmen. Die Vereinigten Staaten wünschen sich vom britischen NHS eine Öffnung seiner Arzneimittelkataloge für alle Medikamente, unabhängig von der relativen Wirksamkeit im Vergleich zu Nachfolgeprodukten. Außerdem werden Direktwerbung sowie die Zulassung der Absicherung der Arzneimittelversorgung über private Versicherungsgesellschaften gefordert. Die Hersteller selbst haben mehrfach versucht, die zuständigen Minister im Sinne einer Reform des NICE-Instituts zu beeinflussen, dessen Verfahren zur Rationierung der Arzneimittel und zur Kostendämpfung die Innovation angeblich hemmen. „Wenn das NHS alle Arzneimittel zuließe, würde der Wettbewerbskampf über den Preis ausgetragen“, so Herr Azar, „was die Arzneimittelrechnung nach unten treiben würde“. Außerdem meinte er, „Arzneimittel und Medizinprodukte würden stationäre Aufnahmen vermeiden und dafür sorgen, dass die Patienten in ihrer häuslichen Umgebung versorgt werden können, was zu Einsparungen führen würde“. Mehr (EN) DEUTSCHE ARZNEIMITTELBEHÖRDE AUF DER ANKLAGEBANK Laut BMJ-Bericht hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) für Unmut bei Patientenorganisationen und Pharmaherstellern gesorgt, indem es behauptet, dass es bislang keine Belege dafür gibt, dass kurzwirksame Insulinanaloga Vorteile gegenüber Humaninsulin aufweisen. Diese werfen dem IQWIG auch mangelnde Transparenz vor, denn ihnen sei nicht erlaubt worden, eine Anhörung auf Tonband aufzunehmen, bei der über den Einsatz von Insulinanaloga diskutiert wurde. Die Spannungen zwischen der Industrie und dem Institut hatten zugenommen, nachdem die Bundesregierung eine Erweiterung der Aufgaben des IQWIG vorgeschlagen hatte, wonach dieses nicht nur die klinische Wirksamkeit sondern auch die Kostenwirksamkeit zu prüfen habe. Der Vorschlag wurde im Rahmen des Gesundheitsreformpakets unterbreitet, das zurzeit im Bundestag erörtert wird. Mehr (EN) - DE AIM Flash Herausgeber: Dr Ph. Swennen 6 FÜNF JAHRE NACH DOHA STEIGEN DIE PREISE FÜR ARZNEIMITTEL Die Doha-Erklärung der WTO ist nach Meinung von Nichtregierungsorganisationen ein wichtiger Meilenstein, aber viele bleiben zutiefst besorgt über die Auswirkungen der Bestimmungen über das geistige Eigentum (TRIPS) für den Zugang zu Arzneimitteln. „Bisher hat dies den armen Patienten praktisch nichts gebracht“, behaupten die Nichtregierungsorganisationen. Sie unterstreichen auch die Auswirkungen von bilateralen oder regionalen Freihandelsabkommen, die strengere Auflagen als die TRIPS-Übereinkommen haben. Die NRO MSF weist mit Nachdruck darauf hin, dass Preissenkungen nur zu erreichen sind, wenn „die Staaten umfassenderen Gebrauch von der Flexibilität der TRIPS-Übereinkommen Gebrauch machen, die in der Doha-Erklärung enthalten sind“. Der von der WHOKommission für geistiges Eigentum, Innovation und Volksgesundheit für 2006 vorgelegte Bericht endet mit der Schlussfolgerung, dass der Schutz des geistigen Eigentums nicht zu verstärkter Innovation und Zugang zu den Behandlungsmöglichkeiten für die Menschen in den Entwicklungsstaaten geführt hat. „Es ist an der Zeit, die Art und Weise zu überdenken, wie neue Arzneimittel entwickelt und finanziert werden“, sagt MSF. Mehr (EN) WIE GLAXO EINE KRANKHEIT VERMARKTET Das Wall Street Journal berichtet darüber, wie die Vermarktungsmaschine von Pfizer eingesetzt wurde, um das Restless-leg-Syndrom (RLS) zu vermarkten: TVSpots, Ärzte werden bestürmt und müssen über eine kaum bekannte Krankheit berichten. „Pharmahersteller, die unter Druck stehen, ihre Verkaufszahlen zu erhöhen und dabei noch von der Konkurrenz der Generika bedrängt werden, sind auf der Suche nach Behandlungen für eine sich ständig ausweitende Palette von Krankheiten und nach Beschwerden, für welche ihre Medikamente eingesetzt werden können. Aus diesem Grund müssen sie in zunehmendem Maße auch die Skepsis gegenüber Krankheiten bekämpfen, so wie Glaxo mit dem RLS vorgegangen ist“, heißt es in dem Artikel. „Novartis AG zum Beispiel, eine Firma, die Arzneimittel herstellt, die sowohl das Aufmerksamkeitsdefizit bekämpfen, als auch das Darmreizsyndrom, hat sich das Internet zunutze gemacht, um Zweifel auszuräumen und Informationen über Zustand und Behandlung zu verbreiten“, erklärte Dan Vasella, NovartisGeschäftsführer. Mehr BIS ZU 50 PROZENT DER ÜBER ZWEIFELHAFTE WEBSITES VERTRIEBENEN ARZNEIMITTEL SIND FÄLSCHUNGEN Jüngsten Schätzungen der WHO und der OECD zufolge sind mehr als 30 Prozent der Arzneimittel in einigen Regionen Lateinamerikas, Südostasiens und Afrikas südlich der Sahara Fälschungen. In Schwellenstaaten wird der Anteil auf 10 Prozent geschätzt, aber in vielen der ehemaligen Sowjetrepubliken kann der Anteil bis zu 20 Prozent betragen. In wohlhabenden Ländern mit strengen Auflagen erreicht der Anteil der Fälschungen weniger als 1 Prozent des Marktwertes, aber 50 Prozent der illegalen über das Internet angebotenen Medikamente sind Fälschungen. Dies ist der Grund für die Auftakttagung der internationalen Anti- FälschungsArbeitsgruppe für Medizinprodukte IMPACT (Internatio- AIM FLASH Nr. 43 nal Medical Products Anti-Counterfeiting Taskforce) in Bonn im November, auf der die WHO und ihre Partner ein Programm vorstellen, bei dem es um Gesetzgebung, Durchsetzung rechtlicher Bestimmungen, Regulierung, Technologie und Kommunikation geht. Mehr - FR INTERNATIONALE GESUNDHEIT ÖFFENTLICH-PRIVATE PARTNERSCHAFTEN FÜR KRANKENHÄUSER Angeregt durch die Erfahrung von Ländern wie Australien, Spanien und Großbritannien geht dieser Artikel auf die Erfahrung mit Varianten des PPPModells „Entwerfen, Errichten, Betreiben“ ein. Auch wenn die Erfahrung noch sehr begrenzt ist und eine strenge Auswertung fehlt, haben sich drei Eckpunkte herausgeschält. Verglichen mit dem herkömmlichen System ist davon auszugehen, dass neue Einrichtungen rechtzeitig und unter Einhaltung des Budgets fertig gestellt werden, aber häufig sind dabei Kompromisse bei der Qualität und eine viel kostspieligere Versorgung der zu zahlende Preis. Langfristigen PPP-Verträgen fehlt auch die Flexibilität, wenn es um den Wechsel des Krankenhauses geht. Und schließlich ist das Modell auch sehr komplex. Aus diesem Grund „bedarf es einer dringenden Lösung für die Unsicherheit hinsichtlich der Rolle und des Nutzens der privaten und öffentlichen Partnerschaften im Gesundheitswesen“, so der Autor. Mehr CHRONISCHE KRANKHEITEN SCHWÄCHEN DIE WIRTSCHAFT In dem Bericht „Chronic disease: an economic perspective“ wird gefordert, dass den chronischen Krankheiten auf der internationalen Agenda mehr Beachtung geschenkt wird, weil diese sich negativ auf die Volkswirtschaften der Entwicklungs- und Industriestaaten auswirken. In einem Bericht der Oxford Health Alliance (OxHA) heißt es, dass chronische Krankheiten, wie Herz- und Kreislauferkrankungen, Lungenkrankheiten, Krebs und Diabetes sich derart negativ auf die Wirtschaft auswirken, dass die politisch Verantwortlichen auf nationaler wie auf internationaler Ebene, diese nicht länger ignorieren können. Chronische Krankheiten „fordern weltweit einen hohen Zoll unter den erwerbstätigen Erwachsenen, und in den Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen verursachen sie etwa 40 Prozent der Todesfälle und 80 Prozent der Krankheitsausfälle bei den unter 60-Jährigen“. Der Bericht beruft sich auf Wirtschafsgutachten, die aufzeigen, dass Krankheiten bis zu 6,8 Prozent des BIP eines Staates verschlingen können. Aus diesem Grund wird in dem Bericht auch die wirtschaftliche Rechtfertigung für ein Eingreifen der Regierung in die Verbrauchersouveränität und in die individuelle Wahlfreiheit in den liberalen Gesellschaften mit ihrem sesshaften Lebensstil, Tabak- und Alkoholmissbrauch und Ernährungsfehlern dargelegt. 75 VERNACHLÄSSIGTE TROPISCHE KRANKHEITEN: NEUER ANSATZ ZUR BEHANDLUNG VON MILLIONEN MENSCHEN Die WHO und ihre Partner stellen ein neues koordiniertes Konzept vor, um Menschen zu helfen, die dem Risiko der weltweit am meisten vernachlässigten Krankheiten ausgesetzt sind. Ausgerichtet ist das Konzept auf die Bereitstellung kostengünstiger und kostenloser Arzneimittel für Menschen, die sich gegen Krankheiten wehren müssen, die durch Würmer verursacht werden. Unter diesen Krankheiten, wie Flussblindheit (Onchozerkose), Elefantiasis (Lymphatische Filariasis), Schistosomiasis und durch Schmutz übertragene Helminthiasis, sowie Trachom, leiden heute etwa eine Milliarde Menschen in einigen der ärmsten Gegenden der Erde. Mehr - FR EMPFEHLUNGEN AN DIE NEUE WHO GENERALDIREKTORIN DR. MARGARET CHAN, CHINA Die Wahl von Dr. Margaret Chan zur Generaldirektorin der WHO hat eine Reihe von Fragen aufgeworfen, wie dem BMJ-Artikel „Who’s using who?“ zu entnehmen ist: „Wird China an Einfluss gewinnen, nachdem eine Chinesin die Führung der WHO übernommen hat oder wird die WHO selbst die Gewinnerin sein, weil China sich stärker für die Bekämpfung der Infektionskrankheiten einsetzen wird?“ Aber nach der Financial Times ist die wichtigste Herausforderung für die künftige Rolle der WHO selbst folgende: Zunächst geht es darum, die schwerfällige Struktur der Agentur zu verändern. An zweiter Stelle steht die Konzentration auf die grundlegenden Fähigkeiten. „Wir sollten tun, was wir am besten können: Daten zusammentragen, sie auswerten und einen internationalen Konsens zu darüber erarbeiten, was zu tun ist, Normen und Standards setzen“, meint ein hochrangiger Mitarbeiter der WHO. Schlussendlich geht es der WHO darum, objektivere und besser koordinierte Empfehlungen auszusprechen. Mehr Ein weiterer Stakeholder, die Drug for Neglected Diseass Initiative (DNDi) möchte die WHO-Generaldirektorin daran erinnern, dass die Weltgesundheitsorganisation, wenn sie ihrem institutionellen Auftrag gerecht werden will, jetzt in Zugzwang ist, eine führende Rolle bei der Begünstigung und der Schaffung eines Umfeldes zu übernehmen, das zu einer verstärkten Innovation in der medizinischen Forschung führt, die auf die wesentlichen Bedürfnisse der Ärmsten eingeht. Die künftige WHO-Generaldirektorin sollte diesen Aufruf zu Forschung und Entwicklung unterstützen, bei dem es um die dringende Forderung nach weltweiter öffentlicher Verantwortung für folgende Bereiche geht: Festsetzung der weltweiten FuE-Prioritäten nach den Bedürfnissen der Patienten; Einführung besserer Strategien zur Anregung wichtiger Gesundheitsforschungs- und Entwicklungsprojekte (Diagnose, Impfungen, Arzneimittel); nachhaltige finanzielle Unterstützung wichtiger Gesundheitsforschungs- und Entwicklungsprojekte. AFRIKA ARBEITET AN LÖSUNGEN ZUR BEKÄMPFUNG VON KRANKHEITEN UND ZUR VERBESSERUNG DER GESUNDHEIT Die WHO berichtet in ihrem Regionalen Gesundheitsbericht Afrika (FR), dass Afrika die weltweit dramatischste Gesundheitskrise erlebt, gleichzeitig aber nach öffentlichen Lösungsmöglichkeiten innerhalb des afri- AIM Flash Herausgeber: Dr. Ph. Swennen AIM FLASH Nr. 43 kanischen Umfeldes gesucht wird, vorausgesetzt es wird ausreichend internationale Hilfe bereitgestellt. HIV/AIDS verwüstet weiterhin die Region, in der 11 Prozent der Weltbevölkerung lebt, aber 60 Prozent der HIV-positiven Menschen. Trotzdem kommen immer mehr Menschen in den Genuss lebensrettender Behandlungen. Mehr als 90 Prozent der geschätzten 300 bis 500 Millionen jährlichen Neuerkrankungen an Malaria entfallen auf afrikanische Länder. Betroffen sind vor allem Kinder unter fünf Jahren. Aber die meisten Staaten sind dabei, bessere Behandlungsverfahren einzuführen, nämlich eine Artemisinin-Kombinationstherapie (ACT). Flussblindheit (Onchozerkose) ist als Volkskrankheit ausgerottet: Die Fälle von GuineaWurm-Ansteckungen gingen seit 1986 um 97 Prozent zurück; Lepra ist fast ausgemerzt. Polio ist beinahe verschwunden und 37 Länder impfen mittlerweile fast 60 Prozent ihrer Kinder gegen Masern. Insgesamt gingen die durch Masern verursachten Todesfälle seit 1999 um mehr als 50 Prozent zurück. 8 AUF DEM LETZTEN STAND (AUSWAHL) BÜCHER Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen von allgemeinem Interesse: Grundrechte gegen Binnenmarkt (FR), mit einem Vorwort von EU-Kommissar Vladimir Špidla, 232 S. 2006, Collectif SSIG-FR, Mehr Health Systems in Transition. Spain. Health system review (Gesundheitssysteme im Übergang: Gesundheitsreform in Spanien): Europäisches Observatorium für Gesundheitssysteme und -politik, 2006, 230 S. NHS Reform Getting Back on Track, King’s Fund, 2006, 80 S. mit vier Schwerpunkthemen: Weshalb steckt das NHS finanziell in der Krise; wie wird das NHS auf die jüngsten politischen Entwicklungen reagieren, wie können die Reformen wieder in die richtigen Bahnen gelenkt werden, welche weiteren Verbesserungen in der Gestaltung der Reforminstrumente würden die Aussichten auf eine vollständige Verwirklichung der wichtigsten Gesundheitsziele der britischen Regierung verbessern? Winners and Losers: Assessing the Distributional Effects of Long-term Care Funding Regimes, Institute for Social and Economic Research (ISER), 2006, 33 S., ein Arbeitspapier, in dem öffentliche Ausgaben und Auswirkungen auf die Verteilung potenzieller Finanzierungsreformen der Langzeitpflege in Großbritannien unter die Lupe genommen werden. Sickness, Disability and Work: Breaking the Barriers”, FR, (Krankheit, Erwerbsunfähigkeit und Arbeit: die Hürden überwinden) OECD, 2006, 172 S.; Norwegen, Polen und die Schweiz sollten mehr unternehmen, um die Zahl derer zu verringern, die Krankengeld beantragen, und mehr Erwerbsunfähigen zu helfen, einen Arbeitsplatz zu finden, so der jüngste OECD-Bericht. WELTAIDSTAG: „KEEP THE PROMISE“ VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN WELTWEITE AIDS-EPIDEMIE WÄCHST - GEZIELTE VORBEUGUNGSPROGRAMME WIRKEN Nach neuesten Trendmeldungen von UNAIDS ist die AIDS-Epidemie immer noch auf dem Vormarsch, und in einigen Ländern ist ein Wiederaufleben neuer HIV-Infektionen zu beobachten, während diese vorher stabil oder rückläufig waren. In anderen Ländern werden sinkende Ansteckungsraten beobachtet, ja sogar positive Trends beim Sexualverhalten junger Menschen. Mehr - FR - ES AIDS-BEHANDLUNG IST EINE LEBENSLÄNGLICHE VERPFLICHTUNG - ABER WER ZAHLT? Am Welt-Aids-Tag am 1. Dezember wird darauf hingewiesen, dass weiterhin dringender Bedarf an wirksamer HIV-Vorbeugung und Behandlungsstrategien für die Staaten in aller Welt besteht. Es wurden Fortschritte erzielt, und in der Praxis „haben die technischen Fragen sich als weniger umfassend erwiesen, als wir vermutet hatten“, sagt die Weltbank. Größere Sorge bereiten die Unsicherheiten wie die Frage der Finanzierung von AIDSBehandlungen, die bei jedem Patienten in den zahlungsunfähigen afrikanischen Nationen mehr als 20 Jahre lang dauern könnten, oder wie hoch der Preis für AIDS-Medikamente in fünf Jahren sein wird. Mehr - FR - ES LINKS ZU DEN BERICHTEN Erbringung und Inanspruchnahme grenzüberschreitender Gesundheitsleistungen in der EU (einschließlich Patientenrechte). Zusammenfassung gemeinsamer Leistungsprinzipien, kartographische Erfassung der hochrangigen Gruppe für das Gesundheitswesen und die medizinische Versorgung 2006 (EN) Feature: Social protection for all: challenges and policies (Sozialschutz für alle: Herausforderung und Politik): Im Rahmen der weltweiten Kampagne zur sozialen Sicherheit und der Absicherung aller Menschen, die im Jahr 2003 von der ILO gestartet worden war, sprach die ILO online mit Emmanuel Reynaud, einem hochrangigen Berater zum Thema Schattenwirtschaft im Bereich Sozialschutz. FR SP Assessment of health care needs and utilization in a mixed public-private system: The case of the Athens area (Zur Beurteilung von Gesundheitsleistungen ist ein gemischtes öffentlich-privates System erforderlich), BMC Health Services Research, 2006. Mit Blick auf das in Griechenland bestehen- READERS’ DIGEST AIM Flash Herausgeber: Dr Ph. Swennen AIM FLASH Nr. 43 95 de gemischte öffentlich-private Gesundheitssystem geht es in dieser Studie um die Auswertung der Frage, inwiefern Schwankungen bei der Inanspruchnahme der Gesundheitsleistungen, sowohl ambulant als auch stationär, mit dem zu Grunde liegenden Bedarf und/oder unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Faktoren verbunden sind. FINNISCHER RATSVORSITZ (AUSWAHL) Krankheitslast (Burden of Disease) nach Ursachen: Vorausberechnung der Sterblichkeit und der Krankheitslast bis 2030 (EN) WEBSITES VERANSTALTUNGEN NHS Better Care, Better Value Indicators: Wirtschaftliche Gesundheitsfürsorge ist effiziente Fürsorge. Das englische NHS muss beweisen, dass es die öffentlichen Gelder möglichst wirtschaftlich einsetzt, um eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten. Diese Website soll örtlichen NHS-Organisationen in England dabei helfen. Sie stützt sich auf 15 hochrangige Wirtschaftlichkeitsindikatoren, die mögliche Bereiche für eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit anzeigen. Diese Indikatoren können örtlich zum Einsatz kommen, um die Planungsinformation zu unterstützen, eine Übersicht zu vermitteln über die möglichen Einsparungen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit unter verschiedenen Gesichtspunkten der Versorgung und Ideen zu entwickeln, wie diese Einsparungen zu verwirklichen sind. 30.11.2006 – 01.12.2006: Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheits- und Verbraucherschutz (EPSCO) 14. – 15.12.2006: Europäischer Rat http://www.eu2006.fi/en_GB/ ANDERE „Gesundheitssysteme – Befinden wir uns in einer Post-Reform-Ära?“, dritte internationale Konferenz in Jerusalem (10.-13.12.2006). Hauptthemen: Umgang mit chronischen Krankheiten im 21. Jahrhundert, Spärlichkeit innovativer Ideen oder Reformen?, Effizienz von Vertragsabschlüssen und Wettbewerb im Gesundheitswesen, Ärzteschwund im 21. Jahrhundert? Mehr „Soziale Sicherheit, Beschäftigung und Mobilität in der EU – Lagebericht und Aussichten, 3. europäische Konferenz der ESIP (Brüssel, 11.12.2006) Der monatliche AIM-Flash wird erstellt von Philippe Swennen, Rita Kessler und Marcel Smeets. Nähere Auskünfte zu den hier oben behandelten Themen erteilt Ihnen gerne das AIM-Sekretariat. Um der Verknüpfung zu folgen: STRG + Klicken mit der linken Maustaste AIM Flash Herausgeber: Dr. Ph. Swennen