Predigt 29. Januar 2012, M. Küng, Lukas 12,33 "Wie werde ich Millionär mit 40?" Liebe Gemeinde Ich bin auf den Predigttext an einem Donnerstagmorgen früh im Männergebet gestossen. Wir lesen dort immer fortlaufend einen Abschnitt aus dem LukasEvangelium. Das stösst man auf Texte, die man sonst nie lesen würde. Jesus (Lukas 12,33): "Verkauft euren Besitz und schenkt das Geld den Armen! Verschafft euch Geldbeutel, die kein Loch bekommen, und sammelt Reichtümer bei Gott, die euch nicht zwischen den Fingern zerrinnen und nicht von Dieben gestohlen und von Motten zerfressen werden. Denn eurer Herz wird immer dort sein, wo ihr eure Schätze habt." Jesus stellt Geld und Besitz als eine unsichere Sache hin: Einmal hat der Geldbeutel ein Loch. Einmal sind Diebe eingebrochen. Einmal haben Motten die teuren Kleider und Teppiche zerfressen. Und die letzten wissen nicht einmal, warum sie am Ende des Monats so wenig Geld auf dem Konto haben. Es ist wie "zwischen den Fingern zerronnen". Das haben Sie sich vielleicht auch schon gefragt.... Die Unsicherheit - was das Geld betrifft - ist heute nicht kleiner geworden als zur Zeit von Jesus. Das Ersparte kann sich von einem Tag auf den anderen in Luft auflösen. Pensionskassen, dritte Säule: Wer kann garantieren, dass das Geld in 10 Jahren noch da ist? Wir haben in den letzten Jahren erlebt, dass niemand uns das garantieren kann. Dass keine auch noch so grosse Bank uns diese Sicherheit geben kann. Keine noch so intelligenten Finanzspezialisten uns das voraussagen können. Dass die schönen Kurven, die nach oben gehen, trügen können. Lange Jahre waren die Banken und Versicherungen fast ewige Werte, ewige Sicherheiten und Fundamente. Denen wir fast blind glauben und vertrauen konnten. Denen wir unsere Gegenwart und Zukunft anvertrauen konnten. Mit fast religiösen Dimensionen. Aber es geht nicht darum, Geld und Besitz schlecht zu machen. Die Bibel sagt nicht, Geld und Besitz sei schlecht. Abraham z.B. war ein reicher Mann, weil Gott ihn gesegnet hatte. Jesus hatte auch reiche Leute in seiner Gefolgschaft. Auch die Jünger hatten eine Kasse. Jesu Grab wurde ihm von einem Reichen namens Josef von Arimathäa zur Verfügung gestellt. Wir dürfen die Güter dieser Welt geniessen und uns daran freuen! (Buch "Prediger" in der Bibel) Es geht hier Jesus um etwas Anderes: Denn eurer Herz wird immer dort sein, wo ihr eure Schätze habt. Die Frage ist: Wo ist unser Herz? Unsere Hoffnungen, unsere Leidenschaft? Mit "Herz" meint Jesus das Zentrum unserer Person. Unseren Lebensnerv, unsere Leidenschaft. Der Ort, wo unsere Gedanken immer hinwandern. Dass Geld einen Platz in unserem Leben hat ist normal. Aber welchen Platz hat Geld und Besitz? Kreist das Denken nur noch um diese Themen: "Wie kann ich meinen Besitzstand wahren? Wie könnte ich mein Geld noch besser anlegen? Wie kann ich Einbussen vermeiden? Was könnte ich noch alles machen, wenn ich etwas mehr Geld hereinholen könnte?" Oder das Gegenteil: Bin ich ständig am Jammern über zu wenig Geld? Kreise ich ständig um dieses Thema? "Warum hat der andere mehr Geld als ich?" - "Warum komme ich immer zu kurz?" Manchmal ist das eine schleichende Bewegung in uns. Es gab vielleicht einmal eine Zeit, wo Geld und Besitz eine kleinere Rolle gespielt hat. Und plötzlich drückt es immer mehr in den Vordergrund. Wir geben schon auch und spenden und verschenken: Aber nicht mehr mit der gleichen Überzeugung. Wir machen es mehr noch aus Pflicht (Christen sollten...). Wir suchen nach Gründen, warum wir nichts oder weniger geben können.... Das sind Anzeichen, dass unser Herz abgewandert ist. Jesus: Denn eurer Herz wird immer dort sein, wo ihr eure Schätze habt. Autos, Konten, Bücher, Ferien..... werden immer wichtiger, rücken immer mehr ins Zentrum: werden zu Schätzen, zu Heiligtümern, zu Tempeln, zu unserem Ein und alles.... Das ist der Punkt, worum es Jesus geht. Darum warnt Jesus: Deine Schätze können gestohlen werden – und dein Herz auch. Deine Schätze können zerfressen werden – und dein Herz auch. Deine Schätze können dir wie zwischen den Fingern zerrinnen - und dein Herz auch. Dein Herz, das sich an all diese Sachen klammert, wird mit ihnen vergehen, untergehen. Diese Schätze sind so kurzlebig. Sie können dir nicht die Sicherheit geben, die du dir versprichst. Gleichnis vom reichen Kornbauern, Lk 12,16ff: Eigentlich hat er in unseren Augen überhaupt nichts falsch gemacht. Im Gegenteil: Er hat alles richtig gemacht. Er hat seinen Gewinn / Überschuss wieder investiert, gut angelegt. (Daran merken wir, wie stark wir schon in diesem Denken sind. Wenn wir heute finanziell einen Überschuss oder Gewinn machen, gibt es scheinbar nur einen Weg: Investieren, damit es noch mehr gibt. Es gibt nur eine Lösung: Noch mehr Wachstum! Aber dass man mit dem Überschuss auch etwas anderes machen könnte, ist gar keine Option. „Aber Gott sagte zu ihm: 'Du Narr, noch in dieser Nacht werde ich dein Leben von dir zurückfordern! Wem gehört dann dein Besitz?' Und Jesus schloß: »So steht es mit allen, die für sich selber Besitz aufhäufen, aber bei Gott nichts besitzen.« Am Freitag war in den Schaffhauser Nachrichten ein grosses Interview mit dem ehemaligen Präsident der jungen SVP Schweiz. Er war als Manager im Finanzsektor tätig und erfolgreich. Er ist mit seiner Familie nach Kuba ausgewandert und baut dort eine Hilfsorganisation auf für Kinder und Jugendliche aus armen Familien. Man spürt im Interview, wieviel es ihm gebracht hat. Man muss sagen: Dieser Mann hat nur gewonnen! Aber: Man muss nicht auswandern in fremde Länder. Auch hier in der Schweiz: Es gehört zu den schönsten Momenten des Lebens, bedürftige Menschen beschenken zu dürfen. Das Herz wird frei und leicht. Das Leben wird reich. Je nachdem entstehen auch Freundschaften. Welten öffnen sich. Neue Leidenschaft entsteht - auch bei erfahrenen Christen, die merken, dass sie im Glauben steckenbleiben, nicht mehr wachsen, nicht mehr vorwärts kommen, Gott nicht mehr so nah sind. Jesus sagt ihnen: Verschenke, verkaufe, gib es den Armen.... und du wirst reich bei mir.... Im Jahr 250 nach Christus, während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius, stürmte der römische Präfekt in einen Gottesdienst hinein und forderte: „Zeigt mir eure Schätze!“ Die Soldaten waren gekommen, um alles Wertvolle zu rauben. Ein Diakon namens Laurencius führte ihn in einen angrenzenden Raum, stiess die Tür auf und sagte: „Das sind die Schätze unserer Gemeinde.“ In dem Raum befand sich eine Gruppe aus Witwen, Waisen, Kranken und Bettlern, für die die Gemeindeglieder sorgten. Was sind Ihre Schätze? Gottes Währung sind nicht Franken, sondern Menschen. Und zwar die, die es mir nicht wieder zurückgeben können, wo ich keine Gedenktafel bekomme, wo ich nicht unter den Sponsoren erwähnt und geehrt werde. Wer gemerkt hat, was "Reichtümer sammeln bei Gott" bedeutet, sagt nicht mehr: "Muss ich jetzt wirklich Besitz verkaufen und Geld verschenken?" Nein, er sagt: "Ich darf verkaufen und verschenken. Und ich will auch." Weil er das Geheimnis eines Reichtums bei Gott kennt und weiss: Bald gehöre auch ich zu den Millionären dieses Landes. Vielleicht nicht mehr mit 40, aber vielleicht mit 70 oder 80 oder 90 Jahren! Amen