Kernpunkte Modell, das durch folgende Einrichtungen Trennung

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Weltwirtschafts-Modell der Dreigliederung, das durch folgende Einrichtungen Trennung von Arbeit und Einkommen bewirkt: Stand Dezember 2011
Im Rechtsleben (Idee Gleichheit; Schutz des Schwachen vor Stärkeren, Souverän: alle Bürger)
- Aufgabenabgrenzung zwischen drei Lebensbereichen in der Verfassung festlegen, d.h. alle Kultur- und Wirtschaftsfragen der Selbstverwaltung der anderen
Bereiche überantworten und die überflüssigen Verwaltungen im Staatsbereich auflösen (Wirtschaftsministerium, Kulturministerium...)
Zusammenhang: Je weniger Abgrenzung, desto stärkere unsachliche Machtausübung, desto mehr rechtlich, wirtschaftlich, kulturell benachteiligte Menschen,
desto weniger Fremdversorgung, Chancengleichheit, Gerechtigkeit, solidarische Geistesbildung
- gesetzliche Grundlagen dafür schaffen, dass Arbeit, Boden u. Kapital als dem Gemeinwohl verpflichtete Rechte verankert werden und damit Verhinderung ihrer
„Entartung“ i.S.v. „Schein-Waren/-Werten“, vor allem: es folgen die Punkte 1-3
Zusammenhang: Der „kapitalistische Tiger“ (Bild für die Wirtschaft heute) muss von drei Seiten „im Zaun gehalten“ werden, begrenzt werden und damit seine
„angeborene Wildheit“ zum übermäßigen Verbrauch in Nutzen fürs Gemeinwohl umgewandelt werden. Besteht von einer Seite ein „Loch im Zaun“ werden die
zwei anderen Begrenzungen wirkungslos. Die Situation liegt vor, wenn wir nur allein Arbeit unbezahlbar machen wollten, das Eigentum aber so lassen, das Geld
so lassen wie heute. Der „Tiger“ entkommt.
- 1. Boden: Verwandlung bzw. Trennung des Privateigentums in ein zeitlich beschränktes Nutzungseigentum für Boden und Unternehmen und in ein „Rest“Privateigentum
Abschaffung aller Einkommenssteuern, Vermögenssteuern, Erbschaftssteuern, Einführung der Konsum- und Ausgabensteuer („Bankeinlage ist Ausgabe“).
Das wird ein gesunder Weg sein zur Sozialisierung des Kapitals, wenn wir dasjenige, was sich heute als Kapitalien im Erbschaftsrecht, im Entstehen von Renten, von Müßiggängerrecht, von anderen
überflüssigen Rechten, was so sich aufhäuft in Kapitalien, in Fluss bringen im sozialen Organismus. Darauf kommt es an. Wir brauchen gar nicht einmal zu sagen: Privateigentum muss
Gesellschaftseigentum werden. Der Eigentumsbegriff wird überhaupt keinen Sinn haben. So wenig wird er einen Sinn haben, wie es einen Sinn haben würde, wenn sich in meinem Leibe an einzelnen
Stellen Blutzuschüsse anhäufen würden. Das Blut muss in Zirkulation sein. Das, was Kapital ist, muss von den Fähigen zu den Fähigen gehen. 330.98
Zusammenhang:
1.1 Eigentum wandeln: Verträge zwischen Arbeitsleister und –leiter über Verteilung der Erlöse, sind erst unter dem Nutzungseigentum möglich, wo die
Gesamtbelegschaft (Betriebsrat) ideell-rechtlich Eigentümer des Unternehmens ist. Erst dann wird jeder Mitarbeiter nicht mehr für Zeit- oder Stückleistung
bezahlt, sondern erhält einen Anteil vom Warenerlös. Das Nutzungseigentum ist in seiner zeitlichen wie sachlichen Begrenzung (solange und soweit die Fähigkeit
sich mit dem Eigentum nutzbringend verbinden kann) elementare Voraussetzung für die Trennung von Arbeit und Einkommen, für die Ablösung der Ware von der
Arbeit.
Streik und Aussperrung als Arbeitskampfmittel, Gewerkschaften und AG-Verbände verlieren ebenso ihre Berechtigung unter solchen Rechtsverhältnissen, wo
jegliche Bezahlbarkeit von Rechten („Lohn“) unmöglich wird, wo die Polarisierung in Selbständige (AG) und Nicht-Selbständige (AN) aufhört.
1.2.1 Einkommenssteuern wandeln, Folgewirkung
Eingeschobene Bemerkung: Das Konzept des bGE Werners/Hardorps stützt sich ganz wesentlich auch auf die Finanzierung durch Ausgabensteuern orientiert an der Dreigliederung. Der
breite Raum, den die Finanzierung in der Diskussion des bGE einnimmt, zeigt zum einen wie notwendig eine weltweite Reform ohne Steueroasen ist, verdeckt zum anderen n.m.M.
gewisse Probleme des Kernkonzeptes des bGE.
Als Folgewirkung aus dem Eigentumsrecht ergibt sich, dass es keine Nicht-Selbständigen mehr gibt, folglich fallen Steuern mit diesem Erhebungstatbestand weg.
Ähnlich ist es mit den anderen Steuern, die eigentlich Folgewirkungen des veränderten Eigentumsrechts sind (vor allem Erbschaftssteuern). Aber auch des
veränderten Geldrechtes, das der Ewigkeits-Wertaufbewahrungsfunktion beraubt wird und somit ein leistungsloser Zinsbezug aus Vermögen als
Erhebungstatbestand wegfällt.
1.2.2 Einkommensteuern wandeln, eigenständiger Zusammenhang:
Es gibt aber auch einen eigenständigen Punkt für den Wandel hin zu Ausgabensteuern:
Der wird sein, dass die Trennung von Arbeit und Einkommen, den Menschen Vertrauen abverlangt. Dies wird unterstützt, wenn die Menschen erkennen, dass
ihre Leistungen transparent und in gerechter Weise dem Wohle aller dienen. Für eine lange Übergangszeit werden die Menschen mit „dem Wohl aller“ noch sehr
gern die Angehörigen des eigenen Volkes meinen, nicht die Welt. Solange das ist und daher auch keine Weltsteuer-Gesetzgebung entsteht, gilt noch der Satz
Hardorps:
„Daraus wäre die grundsätzliche Lehre zu ziehen, Steuern dort zu erheben, wo sie letztlich wirken: beim Leistungsbezug (Konsum) des
inländischen Endverbrauchers. Er ist ja auch Nutznießer
der steuerfinanzierten
inländischen Infrastruktur - des Angebots
oder der Schaffung öffentlicher Aufgabenerfüllung. Deren Art und Ausmaß bestimmt er - im Gegensatz zum ausländischen Abnehmer - jedoch
in demokratischen Verfahren mit. Von der für das Bewusstsein des Endverbrauchers „unmerklichen“ Erhebung von Steuern (- wie
von ihrer „verdeckten“ Abwälzung im Leistungsprozess der gesellschaftlichen Wertschöpfung) ist daher sinnvoller Weise abzusehen. Sie ist in
Wirklichkeit kontraproduktiv.“ vgl. http://tinyurl.com/6mp8ouh
Die Aussage: „Bankeinlage ist Ausgabe“ wird hier erklärt:
http://www.forum-dreigliederung.de/alsodrei/glob5.html
Es stellt eine notwendige Erweiterung des Steuersystems im Zeitalter der Globalisierung dar und bestraft u.a. „Lohnsklaverei“ und Steueroasen-Nutzung im
Ausland.
-
2. Arbeit: Grenzziehung „Ressourcen-Verbrauch“, z.B. im Arbeitsrecht muss die Arbeitszeit nach Branchen eine gesetzmäßige Festlegung und im Bereich Natur
und Umwelt der Naturverbrauch eine Begrenzung weltweit erfahren:
Wenn ineinander arbeitet Handarbeit und Geistesarbeit, dann würde auf der ganzen Erde, wenn jeder seinen Teil
Handarbeit verrichten würde kein Mensch mehr als 3 bis 4 Stunden handzuarbeiten brauchen. Was über 3 bis 4 Stunden hinaus handgearbeitet wird, das bewirken nicht die in der
Menschheitsentwicklung liegenden Notwendigkeiten, das bewirken die Faulenzer und Rentengenießer. 192.140f
Zusammenhang: Auch hier noch eine Forderung an das Rechtsleben, wodurch es der Wirtschaft nicht mehr möglich sein wird, Menschen in unwürdiger Weise
auszubeuten. Zugegeben: der Naturverbrauch hat nichts mit der Bezahlung von Arbeit zu tun, ich habe es nur der Vollständigkeit halber mitgenannt, denn
Umweltschutz ist ja schon heute eine anerkannte Staatsaufgabe, wenn auch durch die Wirtschaft ausgehöhlt.
Wichtig finde ich zu betonen, dass die Zeitersparnis durch Rationalisierung und Erfindungen die Wirtschaft durch die rechtsstaatliche Gesetzgebung dazu
zwingen muss, niemanden zu entlassen, sondern die allgemeine Arbeitszeit für alle immer mehr zu senken.
Das „Paradies auf Erden“ oder das „Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen“ (s. soziales Hauptgesetz) hat wenig mit dem Schlaraffenland
gemein, wo sich alles von selbst erledigt (oder Maschinen dies tun), sondern damit, dass die (verbliebene menschliche) Arbeit gleichmäßig auf alle Schultern
verteilt wird. Die Arbeitslosigkeit wird damit in einer wichtigen Ursache, nämlich der Freistellung bei Rationalisierung und sonstigen egoistischen Einzelinteressen
bekämpft:
Arbeitslosigkeit! Menschen können nicht Arbeit finden! Sie muss aber doch da sein. Denn die Menschen sind da. Und es kann im gesunden sozialen Organismus die Arbeit, die nicht getan werden kann,
nicht eine überflüssige sein, sondern sie muss irgendwo fehlen. Soviel Arbeitslosigkeit, soviel Mangel. 36.33
Gibt es dann also Vollbeschäftigung? Im alten Sinne nicht, denn das hieße mindestens eine 40-Stunden-Woche für jeden, aber im neuen Sinne schon: Bei weniger
Arbeit Vollversorgung (gerechte Preise vorausgesetzt).
-
3. Kapital: Neuordnung der Aufgaben des Staates und der Wirtschaft im Bereich Währung, z.B. Gebot der Koppelung der Kreditschöpfung an die
Produktionsmittel und –leistungen der Wirtschaft. Dies ist vergleichbar mit der Koppelung zwischen Viehbesatz und Futterflächen in der biologischen
Landwirtschaft (Großvieheinheit/ha)
Aber für den dreigliedrigen sozialen Organismus muss angestrebt werden, dass der Staat nicht mehr dem Geld den Wert verleiht, sondern dass das Geld seinen Wert bekommt innerhalb des
wirtschaftlichen Organismus. Dann aber ist das Geld nicht mehr eine Ware, wie es heute ist. Wenn das auch versteckt ist, so ist in Wahrheit heute das Geld doch eine Ware, und zwar nur dadurch, dass
ihm sein Wert aufgetragen wird durch den Staat. Aber im dreigliedrigen sozialen Organismus wird das Geld als Zirkulationsmittel nur in dem Sinne vorhanden sein, dass es gewissermaßen eine fliegende
Buchhaltung ist. 331.224
-
Geld muss die fliegende Buchhaltung der Wirtschaft werden, d.h. der einen Kontoseite mit den Warenwerten muss die andere Seite mit den Geldwerten
entsprechen. Niemand darf ohne sachlichen Grund, wie Zunahme der Bevölkerung, Zunahme der Produktion, die Geldmenge erhöhen. Wird der Tiger
Wirtschaft hier nicht domestiziert, gelingt es nicht, die Wirtschaft auf das Gemeinwohl hin zu erziehen, auch wenn Arbeit nicht mehr bezahlt werden kann. Alle
Teilziele unterstützen sich gegenseitig.
Ein Erziehungseinkommen für Kinder und ein Grundeinkommen für Nichtleistungsfähige (Alte, Kranke u.a.) wird durch demokratische Beschlüsse vorgegeben,
wobei die jeweilige wirtschaftliche Ertragslage und der Bedarf berücksichtigt wird, was durch Beratungen mit den Spitzenorganen der Wirtschaft und des
Geistesleben erfolgt.
Das ist aber eine primäre Tatsache, das ist etwas Fundamentales, dass eigentlich niemand in Wirklichkeit mehr verdient in irgendeinem sozialen Organismus, als die gesamte
Grundrente dividiert durch die Einwohnerzahl! 189.36f
Das Wohl des einzelnen hat sein Maß am Wohl aller (G.L.Dankmar, Die kulturelle Lage Europas, 1905)
Zusammenhang: Je größer die leistungslosen Einkommen, desto kleiner die Einkommen aus Leistung, desto stärker die Trennung von Arbeit und Einkommen
(Teilziel), desto größer das Gemeinwohl (Gesamtziel).
Im Wirtschaftsleben (Idee Brüderlichkeit; Arbeit für andere, Souverän: Unternehmer)
- Unternehmen bilden investive Rücklagen (vgl. „Saatgut“), führen Konsumsteuer i.S.v. staatlichen Einkommen und Einkommen für Nichtleistungsfähige ab
(Kinder, Alte, Kranke...) und verteilen den Rest an Arbeitsleiter und Arbeitsleister nach einem vertraglich vorab vereinbarten Anteil
Zusammenhang: Dies ist quasi der zentralste Punkt, wo sich die Nichtbezahlbarkeit der Arbeit verwirklicht, die auch nur geschehen kann, wenn die
Vertragsparteien von Ihrer Rechtsstellung her auf einer gleichen Stufe stehen.
-
Aufbau einer assoziativen Wirtschaftsstruktur. Die Assoziationen haben die vorrangige Ziele:
- Bedarf weltweit befriedigen, dabei
- Preisgerechtigkeit (für jede wirtschaftliche Urzelle) und
- gleichmäßige Verteilung der Arbeit(-skräfte) bewirken
Zusammenhang: Was innerbetrieblich der gerechte Verteilungsschlüssel für die Leistungserlöse ist, das ist überbetrieblich die gerechte Preisgestaltung. Das
überbetriebliche lässt sich auch weiter differenzieren:
1. Innerhalb einer Wertschöpfungskette: Es lösen sich alle Vorprodukte in Einkommen auf, da die Natur letztlich keinen Preis hat. Mit der assoziativen Arbeit
muss ein gerechter Preis für jedes Unternehmen erzielt werden, d.h. die Lebenslagen aller Menschen, die an der Herstellung gleicher Produkte in
verschiedenen Unternehmen arbeiten, sollen in ein gerechtes Verhältnis zueinander kommen. Jede/r soll soviel erhalten, dass sie/er davon leben kann.
2. Über verschiedene Branchen, über die gesamte Wirtschaft eines Raumes und schließlich weltweit:
Die gesamte Wirtschaft wird mit einem Netz von verschiedenen Assoziationen „überzogen“ und die Bündelung der Informationen, Entscheidungen und
Verträge in Spitzenorganen werden das gleiche bewirken, wie die Assoziationen innerhalb einer Wertschöpfungskette.
Wenn wir eine gerechte Verteilung der Warenerlöse innerbetrieblich wollen, dürfen wir eine gerechte Verteilung der Warenerlöse
überbetrieblich/gesamtwirtschaftlich nicht außen vor lassen. Aber wie sieht es heute aus: Dem vorindustriellen, nationalen folgte das globale Proletariat. Immer dort
wo unser Bewußtsein nicht hinreicht, schlägt die Wirtschaft unerbittlich zu. Fairtrade-Organisationen sind die Vorläufer weltweit notwendiger Verkettungen des
Bewußtseins, aber nur ein unsystematischer Anfang.
-
Von 2 Seiten besteht die Gefahr, dass sich individuelle Impulse im Wirtschaftsleben „ausleben“ wollen, aber durch demokratische Impulse aus dem Rechtsleben
daran gehindert werden. Die 2 Impulse sind auf der Produktionsseite die freie Unternehmensinitiative und auf der Konsumseite die sich frei entwickeln
wollenden Bedürfnisse nach Waren und Dienstleistungen. Beide Impulse erfahren ihre wesentliche Ausgestaltung durch Erziehung und Bildung im Geistesleben,
sie „befruchten“ also das Wirtschaftsleben immer wieder neu durch neue Produktionsinitiativen. So ragt das Gebiet des Geisteslebens in das Gebiet der Wirtschaft
hinein.
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1. Die freie Unternehmensinitiative:
Der Impuls zur unternehmerischen Betätigung darf nicht durch ein überstarkes staatliches Hineinwirken von Mehrheitsentscheidungen unterminiert (Bürokratie)
oder vorbestimmt werden (Planwirtschaft, Bolschewismus).
Die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus will das Wirtschaftsleben auf seinen eigenen Boden stellen. Der marxistische Sozialismus macht den Staat zur wirtschaftlichen Organisation. Die
Dreigliederung löst das Wirtschaftsleben vom Staate los. Sie kann daher nicht andere Maßnahmen ins Auge fassen als solche, die sich aus den Anforderungen des Wirtschaftslebens selbst ergeben. Dieses
aber wird ertötet, wenn es auf eine zentralistisch orientierte Verwaltung aufgebaut wird; es muss hinsichtlich der Anordnung und Verrichtung der für die Produktion zu leistenden Arbeit auf der freien
Initiative wirtschaftender Menschen beruhen. Verbunden mit dieser freien Initiative kann sein, dass die Früchte des Produzierens innerhalb des sozialen Organismus in der Art durch sozial gerechtfertigte
Preise dem Konsumentenbedürfnisse entsprechen, wie dies in meinem vorigen Artikel gekennzeichnet ist. Die Wahrung der freien Initiative der Betriebsleitungen ist nur möglich, wenn diese nicht in eine
Zentralverwaltung eingespannt sind, sondern wenn sie sich in Assoziationen zusammenschließen. Dadurch wird erreicht, dass nicht eine zentralistische Verwaltung maßgebend ist für dasjenige, was in
den Betrieben geschieht; sondern es bleibt den Betrieben ihre volle Freiheit, und die soziale Orientierung des Wirtschaftskörpers geht aus den Abmachungen der selbständigen Betriebe hervor. 24.226f
Zusammenhang: Sozialistische Real-Experimente konnten über 70 Jahre im Osten erlebt werden, wo die freie Initiative der Unternehmer unterbunden wurde
(auch der Konsum wurde natürlich „gleichgeschaltet“). Um im Bilde zu sprechen: Der „Tiger Kapitalismus“ muss zwar domestiziert werden, aber ich darf ihn
dabei nicht erschlagen.
Auch bei der Trennung von Arbeit und Einkommen muss streng darauf geachtet werden, dass ein Mittelweg zwischen „Bändigung“ und „Tierquälerei bzw.
Tötung“ gegangen wird.
Um real zu sprechen: Die Wirtschaft, als Teilgebiet des sozialen Organismus, soll zwar eine Eingrenzung seiner Tendenzen zur Ausbeutung erfahren. Dabei
dürfen aber nicht die Impulse des Rechtlebens (durch demokratische Mehrheitsbeschlüsse) die ins wirtschaftliche ragenden Impulse des Geisteslebens, die es
normalerweise immer wieder erfrischen, ersetzen oder deren individuellen Charakter durch Gleichmacherei nivellieren. Dann verdorrt der ganze soziale
Organismus, es kommt zum Umsturz und wie in Russland zum Aufgreifen von Schein-Alternativen (Kapitalismus), wo doch wieder Arbeit, Eigentum, Kapital in
alte Formen zurückfallen.
-
2. Das freie Bedürfnis:
Gerade weil sie verschieden sind, müssen reale Einrichtungen geschaffen werden, welche darinnen bestehen, dass Menschen da sind, welche diese Bedürfnisse studieren, diese
Bedürfnisse kennenlernen. Solche Dinge hängen nicht in der Luft, solche Dinge können durchaus auf einen realen Boden gestellt werden. Ein kleines Beispiel könnte ich Ihnen ja
anführen. Es gibt eine Gesellschaft, sie steht sogar unterschrieben auf den Plakaten: die Anthroposophische Gesellschaft. Sie hat sich neben dem, was ihr manche Menschen
zuschreiben, auch mit recht praktischen Angelegenheiten schon beschäftigt, die durchaus in der Linie liegen, wenn auch im kleinen, von dem, was ich hier über die soziale Frage
auseinandergesetzt habe. So fand sich innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft ein Mann, der Brot erzeugen konnte. Weil man gerade zur Verfügung hatte eine Korporation
von Menschen, die ja natürlich auch Brotkonsumenten sind, eine Korporation von Anthroposophen, konnte man gewissermaßen eine Assoziation herbeiführen zwischen dem
Mann als Broterzeuger und diesen Konsumenten; das heißt, er konnte sich in seiner Produktion nach den Bedürfnissen des Konsums richten, so, dass man die Bedürfnisse kennt
und nach den vorhandenen Bedürfnissen die Produktion durchaus einrichten kann. Das wird nicht der Markt tun, der das Ganze anarchisch zufällig gestaltet, sondern das kann nur
geschehen, wenn Einrichtungen da sind, durch die Menschen, die die Bedürfnisse wirklich studieren, nach den Bedürfnissen die Produktion lenken, sie mit den Assoziationen
regeln.
Diese Feststellung der Bedürfnisse möchten sozialistische Denker heute nach der Statistik machen. Das kann nicht nach der Statistik gemacht werden. Das lebendige Leben läßt
sich nie nach der Statistik formen, sondern allein nach dem unmittelbaren Beobachtungssinn der Menschen. Es müssen also innerhalb des Wirtschaftsorganismus die Menschen
durch die sozialen Zustände in gewisse Ämter oder dergleichen gebracht werden, die da sind zur Verteilung der Bedürfniserkenntnisse an die Produktion. Gerade weil die
Bedürfnisse verschieden sind, handelt es sich darum, nicht etwa eine Tyrannisierung der Bedürfnisse hervorzurufen, die ganz gewiß entstehen würde auf Grundlage des heutigen
sozialdemokratischen Programms, sondern es handelt sich darum, aus den lebendigen Bedürfnissen zu erkennen, wie diese
103
Bedürfnisse befriedigt werden sollen. dass selbstverständlich gewisse Bedürfnisse dann nicht befriedigt werden können, das wird auch die Praxis als solche ergeben. Aus einem
Dogma heraus, weil irgend jemand meint, dies oder das sei kein richtiges menschliches Bedürfnis, darf darüber nicht entschieden werden. Aber wenn eine Anzahl von Menschen
Bedürfnisse haben, die nach Gütern rufen, zu deren Herstellung Menschen ausgenützt werden müßten - das wird sich gerade im lebendigen Wirtschaftsleben ergeben, das auf seine
eigenen Füße gestellt ist -, wird man diese Güter nicht herstellen können, für die einzelne Bedürfnisse haben. Es wird sich gerade darum handeln, zu erfassen, ob die Bedürfnisse
ohne Vernachlässigung, ohne Schaden für die menschlichen Kräfte wirklich berücksichtigt werden können. 332a.103f
Zusammenhang: Kein Gesellschaftsmodell wird durch ein demokratisches Verfahren Gerechtigkeit herstellen, dass zwar per Gesetz allen ein Einkommen
zusichert, doch dabei eine Gleichschaltung der Unternehmensinitiativen und der Bedürfnisse voraussetzt. Weil mir dieser Punkt wichtig ist, möchte ich noch ein
Zitat Steiners folgen lassen. Vorab aber auf ein Paradoxon hinweisen:
Dreigliederung will eine Wirtschaft, die weder einseitig vom Bedarf her (Planwirtschaft) noch zu mächtig von der Produktion aus (Kapitalismus i.V.m. Werbung)
gesteuert wird. Dieses Moment zu verstehen ist wichtig. Es wird bewirkt durch die Dreigliederung als Ganzes und führt zu der Balance zwischen diesen Polen. Dazu
dieses Zitat (Zahlenstruktur von mir):
Aber in umfassender Weise hängt das schon zusammen mit diesem Grundcharakter der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, die ja schließlich in alles eingreift.
Aus den gestrigen Schlußbemerkungen können Sie das entnehmen. Aus diesem Grundcharakter der kapitalistischen Wirtschaftsordnung geht es hervor, dass der
Mensch gewissermaßen losgelöst ist in seinen persönlichen Aspirationen von dem objektiver und objektiver werdenden Wirtschaftsprozeß. Die Folge davon ist
eine ganz weitgehende und färbt die ganze sozialistische Auffassung von heute. Es entsteht nämlich der Glaube, dass wirklich dieses ungesunde Abtrennen der
menschlichen Produktion von dem Menschen selbst und dem, was ihn interessiert, gerade festgelegt werden müßte in einer neuen Wirtschaftsordnung. Wo denkt
man heute daran, wiederum ein Band zu suchen zwischen dem Menschen und seinen Hervorbringungen? Im Gegenteil, man denkt daran, den Wirtschaftsprozeß
so weit wie nur irgend möglich nach außen zu verlegen, vom Menschen abzusondern. Und die Folge davon würde sein, dass der Mensch auf andern Gebieten
Befriedigung suchen müßte für dasjenige, was eigentlich mit seiner Persönlichkeit, was mit allen
225
Interessen seines Wesens zusammenhängt. So wirkt dieses Vorurteil auf das, was man heute sozialistische Ideale nennt. Führen wir uns einmal vor Augen,
worinnen das sozialistische Ideal für weite Kreise heute besteht.
4 Punkte:
Da haben wir vier Punkte, in denen wir zusammenfassen können alles dasjenige, was gewissermaßen sozialistisches Ideal mit Bezug auf die Struktur des
menschlichen Gesellschaftsorganismus ist.
1Erstens strebt dieses sozialistische Ideal danach, dass alle Produktionsbetriebe Eigentum der Gemeinschaft werden, sei diese Gemeinschaft der Staat oder die
Kommune oder Genossenschaften; dass, mit andern Worten, abgeschafft werde aller Privatbesitz an Produktionsmitteln, dass die Produktionsmittel alle
Gemeineigentum werden, so dass alle Betriebe durch die Gemeinschaft auch geführt werden müssen.
2Das zweite ist innerhalb des sozialistischen Ideals, dass die Produktion geregelt werde nach dem Bedarf, das heißt, dass die Produktion sich nicht regle frei nach
Angebot und Nachfrage, dass nicht, wenn da oder dort ein Artikel verlangt wird, ein Produktionszweig für diesen Artikel eröffnet wird, sondern dass
gewissermaßen staatlich oder kommunal oder genossenschaftlich festgestellt werde: Das benötigen die Leute, also errichtet die Gemeinschaft einen
Produktionsbetrieb für diesen Artikel, der da benötigt wird.
3Ein drittes ist die demokratische Regelung der Arbeits- und Lohnverhältnisse,
4 und ein viertes ist, dass jeder Mehrwert der Gemeinschaft zufällt.
Damit haben wir ungefähr die vier Glieder des sozialistischen Ideals vor unsere Seele hingestellt. Ich wiederhole: Alle Produktionsbetriebe sollen Eigentum der
Gemeinschaft werden, die Produktion soll geregelt werden nach dem Bedarf; die Arbeits- und Lohnverhältnisse sollen demokratisch geregelt werden; jeglicher
Mehrwert, das heißt, jeglicher Profit soll an die Gemeinschaft abgeliefert werden.
In diesen vier Punkten liegt in der Tat für Millionen und Millionen von Menschen heute das, was sie anstreben. Und dem gegenüber besteht schon die absolute
Notwendigkeit, zu fragen: Wie ist es möglich, den Menschen klarzumachen, dass diese vier sogenannten Ideale absolut unmöglich sind innerhalb der wirklichen
menschlichen Gemeinschaft?188.225f
[...]
Zu 1 Gemeineigentum: Betrachten wir einmal den ersten Punkt in dem viergliedrigen sozialistischen Ideal: Überführung der Produktionsbetriebe in gemeinsames
Eigentum, in Gesellschaftseigentum. Ja, um was es sich dabei handelt, das hängt gerade ab von geistigen Fragen, von einer klaren Einsicht in gewisse Antworten
auf geistige Fragen. Was wird denn eigentlich Geisteswissenschaft, wenn sie nicht bloß als eine trockene Theorie genommen wird, den menschlichen Seelen
bringen? Drei Dinge wird diese Geisteswissenschaft den menschlichen Seelen bringen:
1.1 – Geistige Anschauung: Erstens nicht bloß einen Glauben an irgendein Geistig-Göttliches, sondern eine Anschauung, wenn auch vielleicht nur eine durch
Begriffe vermittelte, dafür aber für den gesunden Menschenverstand erfaßbare Anschauung von den geistigen Welten. Gegenüber dem verwaschenen, oftmals
pantheistischen oder möglichst unbestimmten Sprechen von der geistigen Welt gibt die anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft Anschauungen von
dieser geistigen Welt, redet von ganz bestimmter Gliederung der geistigen Wesen, von einer Gliederung hierarchischer Ordnungen innerhalb der geistigen Welt,
gibt Anschauungen der geistigen Welt, die ebenso konkret sind wie die Anschauungen über das mineralische, das pflanzliche, das tierische Reich innerhalb der
physischen Welt. Diese Anschauungen, sie wurden gänzlich beiseite geschoben durch die Entwickelung der letzten Jahrhunderte. Bedenken Sie nur, wie heute die
Menschen pochen auf den Glauben ohne Anschauung! Das ist das Charakteristische der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft, dass sie von der
geistigen Welt Anschauung geben will.
1.2 - Menschenschätzung: Ein zweites, was diese Geisteswissenschaft dem gibt, der sie nicht bloß als nüchterne, trockene Theorie nimmt, sondern der Herz und
Seele davon ergreifen läßt, ist wirkliche, unermeßlich weitgehende
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Menschenachtung und Menschenschätzung. Kann denn eine geistige Lebensauffassung, die sich so darlebt, wie sie versucht worden ist darzuleben zum Beispiel in
meiner « Geheimwissenschaft im Umriß », zu etwas anderem führen, wenn sie von der ganzen Seele, nicht nur von dem theoretischen Verstande aufgenommen
wird, als zu einer wirklichen Menschenschätzung? Denken Sie, der ganze Kosmos wird betrachtet, insoferne der Mensch hineingestellt ist in diesen Kosmos. Es ist
ja im Grunde genommen, indem nicht bloß gesprochen wird von der Erdenentwickelung, sondern sogar von Monden-, Sonnen- und Saturnentwickelung, immer
der Mensch, der betrachtet wird. Vergleichen Sie in dieser Beziehung anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft mit der gewöhnlichen Naturwissenschaft
der Gegenwart. Die läßt sich führen zu solchen Hypothesen wie der Kant-Laplaceschen. Sie geht nicht weit zurück, verglichen mit dem, zu welchem
zurückgegangen wird in der Monden-, Sonnen-, Saturnanschauung; sie geht zurück zu einem gewissen Erdenzustand. Allein in jenem philosophisch
naturwissenschaftlichen Wahnsinn, den man Kant-Laplacesche Theorie nennt, ist ja längst schon der Mensch verloren. Da ist er nicht mehr drinnen, da ist ein
grauer Urnebel, von dem diese wahnsinnige Theorie, die man heute aber als wissenschaftlich empfindet, spricht. Diesem Verlust des Menschen schon innerhalb
des Irdischen selber steht gegenüber die Betrachtung der Geisteswissenschaft, die im ganzen Kosmos den Menschen aufsucht. Gewiß, man kann das tun, indem
man auf die Sache bloß gescheite Gedanken wendet, indem man die Sache bloß theoretisch verfolgt. Wer aber das nicht bloß theoretisch verfolgt, sondern wem
die Verfolgung dieser Sache innerster Gehalt seines ganzen Menschenwesens ist, für den folgt aus einer solchen Weltenbetrachtung eine in unermeßliche Weiten
gehende Menschenschätzung, Schätzung des Menschen als solchen.
Die Schätzung des Menschen als solchen, die fehlt jener modernen Anschauung, die nur auf das äußerlich Sinnliche geht. Geisteswissenschaft bleibt in der
Wirklichkeit, ihr ist gerade die äußere Sinnlichkeit ein Scheinbild. Aber wenn man bei der äußeren Wirklichkeit stehenbleibt, hat man kein Korrektiv, kein
solches Korrektiv, wie die Geisteswissenschaft es hat, indem sie den kosmischen Menschen betrachtet
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und dadurch zur Menschenschätzung kommt, im Gegensatz zu dem, was manchmal die sinnliche Anschauung über den Menschen aussagt. Diese materialistische
Anschauung kann zu keiner Menschenschätzung kommen; sie müßte ja unwahr sein. Sie müßte ja den einzelnen empirischen Menschen, den alltäglichen
Menschen, das heißt das, was sie von diesem Menschen weiß, unbedingt schätzen. Nun, das geht wohl nicht gerade!
So ist die Geisteswissenschaft erstens der Weg zur geistigen Anschauung gegenüber dem bloßen Glauben, so ist sie der Weg zur echten Menschenschätzung
gegenüber jener Gleichgültigkeit gegen die Menschen, die notwendigerweise aus der bloß materialistischen Anschauung folgt.
1.3: -Richtige Wertung: Noch ein Drittes. Es gibt natürlich im Kosmos Dinge und Vorgänge außerhalb des Menschen. Wie betrachtet die Geisteswissenschaft
diese Dinge und Vorgänge außerhalb des Menschen? Alle in bezug auf den Menschen! Es wird ja nichts betrachtet als in bezug auf den Menschen. Das
mineralische, das pflanzliche, das tierische Reich, mit Bezug auf den Menschen werden sie betrachtet von der Geisteswissenschaft. Das gibt eine gewisse Schätzung
desjenigen, was neben dem Menschen, oder man könnte auch sagen: unter dem Menschen in der äußeren physischen Welt vorhanden ist. Nehmen Sie jene
Empfindung, die eine echt geisteswissenschaftliche ist, und die aus der Geisteswissenschaft heraus Christian Morgenstern genommen und in dichterische Form
umgeprägt hat: Der Mensch fühlt sich auf der Höhe der physischen Erdenreiche. Unter ihm ist das tierische, das pflanzliche, das mineralische Reich. Aber wenn
dieses pflanzliche Reich empfindungsgemäß nachdenken könnte über das mineralische, was müßte es sich sagen? Ich neige mich in Ehrfurcht vor dir, du Mineral,
denn dir verdanke ich mein Dasein. Gäbest du mir nicht den Boden, trotzdem du niedriger bist in der hierarchischen Naturordnung als ich, gäbest du mir nicht
den Boden, ich könnte nicht sein. Ebenso muss sich in Ehrfurcht neigen das Tier zur Pflanze und sagen: Ich danke dir mein Dasein. - Und so hinauf. Jedes
höhere Reich neigt sich in Ehrfurcht vor dem niedrigeren Reich.
So findet Geisteswissenschaft die Möglichkeit, auch die andere Welt mit Bezug auf den Menschen anzuschauen, in ein richtiges Verhältnis
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zu bringen. Nach drei Richtungen hin greift Geisteswissenschaft ein, wenn sie einzugreifen vermag in das geistige Leben, in das Leben aber auch des Materiellen
in der Gegenwart: Erstens durch geistige Anschauung; zweitens durch Menschenschätzung; drittens durch richtige Wertung aller Dinge der Welt gegenüber dem
Menschen. Ohne dass diese Dinge eintreten, bleibt jede Forderung der Sozialisierung der Produktionsbetriebe eine wesenlose Forderung. Denn solange nicht
vorhanden sind die drei genannten Vorbedingungen in der Stellung des Menschen zur Welt, zu andern Menschen und zur Geistigkeit, so lange ist es unmöglich,
dass richtige Impulse in dem Gemeinschaftsleben herrschen, das irgend etwas sozialistisch betreiben soll.
Zu 2 Bedarfsgesteuerte Wirtschaft: Ebensowenig ist es möglich, den zweiten Punkt irgendwie zu realisieren: Regelung der Produktion nach dem Bedarf. Ja, der
Bedarf ist ja nicht irgend etwas, was statistisch aufgenommen werden kann und wonach sich eben anderes regeln läßt. Der Bedarf im wirklichen Leben wandelt
sich fortwährend, metamorphosiert sich fortwährend. Ich bitte, ich möchte einmal, dass jemand feststellt, wie groß im Jahre 1840 der Bedarf der Menschen nach
elektrischen Eisenbahnen war! Dieser Bedarf wird hervorgezaubert durch den Kulturprozeß selber, wird verwandelt durch den Kulturprozeß selbst. Wollen Sie
nach einem vorhandenen Bedarf die Produktion regeln, wollen Sie der Produktion nicht Initiative geben, so bringen Sie den Bedarf zur Stagnation. Sie können
allein das richtige Verhältnis zwischen Bedarf und Produktion herstellen, wenn Sie den sozialen Organismus dreifach gliedern. Dann ist im lebendigen
Zusammenwirken die Regelung von selbst da zwischen Produktion und Bedarf, wie zwischen den andern Impulsen des sozialen Organismus. - Arbeits- und
Lohnverhältnisse sollen demokratisch geregelt werden. Ja, da handelt es sich darum, dass eine Demokratie gar nichts hilft, wenn nicht die richtige
Menschenschätzung zugrunde liegt, jene Menschenschätzung, die wirklich nur gründlich in die menschliche Seele geschrieben werden kann aus der
Geisteswissenschaft heraus. Demokratie enthält immer das Ferment zu ihrem eigenen Untergang, wenn sie nicht zu gleicher Zeit den Keim zu wirklicher
Menschenschätzung enthält.
Zu 3 demokratische Regelung der Arbeits- und Lohnverhältnisse (Antwort nicht da)
Zu 4: Der Mehrwert - das ist der vierte Punkt - soll der Gemeinschaft
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überliefert werden. Meine lieben Freunde, ich möchte sagen: Bei einer solchen Sache ertappt man gerade das absolut in sich unmögliche Denken einer solchen
Richtung. Was ist denn der Mehrwert? Der Mehrwert ist dasjenige, was gerade das marxistische Proletariat als das Unmögliche, als das Abzuschaffende tadelt.
Damit es keinen Mehrwert mehr gibt, soll eine sozialistische Ordnung begründet werden. In dieser sozialistischen Ordnung ist ein Wesentliches, dass kein
Mehrwert mehr da wäre. Aber einer ihrer idealen Punkte ist, dass dieser Mehrwert an die Gemeinschaft abgeliefert werden soll! Das figuriert in der Tat unter den
besonderen Punkten. Warum figuriert es? ja, weil schon Mehrwert da sein wird, und weil die Tatsache, dass Mehrwert da sein wird, auf das Programm seinen
Schatten wirft. Aber das ist der Schatten, der durchaus auf das Programm fällt. Der wirft wiederum seine ganze Finsternis zurück auf die ganze Theorie.
Und so lebt die heutige Menschheit taumelnd in einer furchtbaren Finsternis, die nur erhellt werden kann, wenn man die Unbequemlichkeit überwindet, vom
Glauben zum Anschauen, von der bloßen empirisch gegebenen Stellung des einen Menschen zum andern, zur wirklichen Menschenschätzung zu kommen, von
dem bloßen Essen der Dinge und ähnlichem zu jener Würdigung der außermenschlichen Dinge in der Welt, die ja gegeben ist, wenn man anthroposophisch
weiß, alle Dinge auf den Menschen zu beziehen.
So eng hängt das Schicksal geisteswissenschaftlicher Bestrebungen mit den sozialen Rätseln der Gegenwart zusammen. Und mehr als jenes Bedürfnis,
Geisteswissenschaft überhaupt zu verbreiten, liegt dem, welchem es ernst ist um die Geisteswissenschaft, das Bedürfnis auf der Seele: in den Menschen ein Gefühl
hervorzurufen davon, wie notwendig gerade für die wichtigsten und berechtigtsten Bedürfnisse der Gegenwart eine Ausbreitung derjenigen Ideen, Gefühle und
Willensimpulse ist, die allein aus der Geisteswissenschaft kommen können. Nun, wir werden ja auch über diese Dinge noch weiter sprechen.188.225ff
Im Kultur- und Geistesleben (Idee Freiheit, einzelne als Quelle von Entwicklung aller; Souverän: Individualität):
Aber dasjenige, was zugrunde liegen muss, damit der Mensch arbeite, dass muss die Lust und Liebe zur Arbeit sein. Und wir kommen nicht früher zu einer sozialen Gestaltung des
sozialen Organismus, als wenn wir die Methode finden, dass der Mensch arbeiten will, dass es ihm eine Selbstverständlichkeit ist, dass er arbeitet. Das kann in keiner anderen
Gesellschaft geschehen, als in einer solchen Gesellschaft, in der sie von inspirierten Begriffen reden. Niemals wird in der Zukunft so wie in der Vergangenheit, wo die Dinge
instinktiv und atavistisch waren, Lust und Liebe zur Arbeit die Menschen durchglühen, wenn sie die Gesellschaft nicht durchdringen mit solchen Ideen, die durch Inspiration der
Eingeweihten in die Welt kommen. 296.60
Sie (Idee vom dreigliedrigen sozialen Organismus, wb) will in dem freien Geistesleben die Grundlagen schaffen, die ein Ersatz sein können für den Antrieb, der aus der
persönlichen Gewinnsucht kommt. Nur in einem freien Geistesleben kann eine solche Liebe zur menschlichen gesellschaftlichen Ordnung entstehen, wie sie etwa der Künstler zu
dem Entstehen seiner Werke hat. Will man aber nicht daran denken, in einem freien Geistesleben eine solche Liebe zu pflegen, so gebe man nur alles Streben nach einem Neubau
der sozialen Ordnung auf. Wer daran zweifelt, dass die Menschen zu solcher Liebe erziehbar sind, der muss auch zweifeln an der Möglichkeit, den persönlichen Gewinn aus dem
Wirtschaftsleben auszuschalten. Wer nicht daran glauben kann, dass ein freies Geistesleben in dem Menschen solche Liebe erzeugt, der weiß eben nicht, dass die Abhängigkeit des
Geisteslebens von Staat und Wirtschaft die Sucht nach persönlichem Gewinn hervorbringt, und dass diese Sucht nicht ein elementarisches Ergebnis der Menschennatur ist. Auf
diesem Irrtum beruht es, dass so häufig gesagt wird, zur Verwirklichung der Dreigliederung seien andere Menschen als die gegenwärtigen nötig. Nein, die Menschen werden durch
den dreigliedrigen Organismus so erzogen, dass sie anders werden, als sie bisher durch die Staatswirtschaftsordnung waren. 24.51f
Nein, es handelt sich heute darum, solchen Geist, solche Sprache, solche Christen zu finden, die nicht bloß von ethischen und von religiösen Dingen reden, sondern die so stark im
Geiste sind, dass der Geist die alleralltäglichsten Dinge zu umfassen vermag. Vom Geiste aus muss gefragt werden: was soll geschehen, um den heilenden Weg aus den
Verheerungen des Kapitalismus zu finden, aus den Bedrückungen, denen die menschliche Arbeitskraft ausgesetzt ist? 189.111
Zusammenhang: Fällt als Folgewirkung eines veränderten Eigentumsrechtes, eines veränderten Geldrechtes/neuer Kapitalbedingungen, einer gesamtwirtschaftlichen
Ertragsteilung eine Gewinnerzielung als vorrangige Motivation weg, so muss etwas neues an die Stelle treten, was Menschen zur Arbeit für andere bewegt. Dies wird mit
dem o.g. angedeutet.
-
Verwaltung des Nutzungseigentums, durch die Übertragung an Fähige, AltunternehmerIn hat Mitsprache- bzw. Vorschlagsrecht
Jeder erwachsene Mensch entscheidet darüber was er an und wo er Einkommen für das Kultur- und Geistesleben hingeben möchte i.S. einer Schenkung
Verwaltung des Geldkapitals durch den Verleih an Fähige und damit die Koppelung des Personalkredites an realwirtschaftliche, individuelle
Unternehmensinitiativen
Schlussbemerkung: Die Dreigliederung insgesamt bewirkt, dass die Trennung von Arbeit und Einkommen möglich wird. Ein einzelner Aspekt daraus hat nur kleine
Wirkungen. Da Einkommen und Ware bei Ausschluss aller Scheinwaren, nämlich der zu Waren gewordenen Rechte, im gesunden sozialen Organismus „2 Seiten ein und
derselben Medaille“ sind, liegt es auch nahe, dass Steiner in seinen Ausführungen dies so nennt:
- Trennung von Arbeit und Einkommen
- Trennung („Ablösung“) von Arbeit und Ware
Die immense Bedeutung dieser Trennung für die Lösung der sozialen Frage vergleicht Steiner mit der Überwindung des Sklaventums. Die Trennung kann also nicht
funktionieren, weder wenn wir die Wirtschaft allein umgestalten.
Ablösung der eigentlichen („objektiven“) Ware von der Arbeit
Um was es sich handelt mit Bezug auf die Fragen, die ich zuletzt berührt habe, ist, dass gerade die Untersuchung darauf gehen muss: Wie gestaltet man die soziale
Struktur, das soziale Zusammenleben, damit man loslöst die objektive Ware, das Gut, das Erzeugnis, das Produkt, von der Arbeitskraft? Und darauf kommt es an
bei allem, was für die Volkswirtschaft angestrebt werden muss, dass das Produkt, das Erzeugnis, so auf den Markt gebracht wird und so zirkuliert, dass losgelöst
ist von dem Produkt die Arbeitskraft. Dieses Problem muss gerade volkswirtschaftlich gelöst werden. Wenn man aber ausgeht davon wie von einem Axiom, dass
in die Ware hineinkristallisiert ist die Arbeitskraft, dass das nicht trennbar ist, dann verdeckt man sich ja gerade das Hauptproblem, da stellt man ja das, was auf
den Füßen stehen soll, auf den Kopf. Man merkt gar nicht, dass die wichtigste Frage, von der das Glück oder Unglück der zivilisierten Welt auf
volkswirtschaftlichem Gebiet abhängt und auf die jeder Impuls des Denkers gerichtet sein muss, diese ist: Wie löst sich die objektive Ware, das Gut, ab von der
Arbeitskraft, so dass Arbeitskraft nicht mehr Ware sein kann? Das kann man erreichen. Wenn man die Einrichtungen trifft im Sinne jener Dreigliederung, die ich
Ihnen vorgetragen habe, so ist dies der Weg, um dasjenige, was objektiv vom Menschen losgelöste Ware, losgelöstes Gut ist, von der Arbeitskraft loszulösen.
Verständnis für diese Dinge, die gerade aus der Wirklichkeit herausgegriffen sind, findet man allerdings jetzt noch wenig. Ich habe 1905 in « Luzifer-Gnosis » den
Aufsatz « Theosophie und soziale Frage » veröffentlicht. Ich habe damals aufmerksam gemacht auf den obersten Grundsatz (soziales Hauptgesetzt? Frage:wb), der
geltend gemacht werden muss, um das Produkt von
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der Arbeit loszulösen: dass nur darinnen das Heil der sozialen Frage bestehen kann, dass man richtig denkt über Produktion und Konsumtion. Heute denkt man
ganz im Sinne der Produktion. Umgedacht muss werden! Die Frage muss von der Produktion abgelenkt, auf die Konsumtion gerichtet werden.186.234f
Der springende Punkt („Punctum saliens“) der sozialen Frage
Was hat es denn bewirkt, dass wir nicht mehr so denken wie die großen Philosophen Plato und Aristoteles gedacht haben: dass die Sklaverei etwas ganz
Selbstverständliches ist? Damals war es selbstverständlich für die weisesten der Menschen, dass neun Zehntel der Menschheit als Sklaven leben mußten. Das ist
für uns heute nicht mehr selbstverständlich, sondern wir betrachten es als eine Verletzung der Menschenwürde, wenn jemand so denkt. Was hat es innerhalb der
abendländischen Menschheit bewirkt, dass so das Vorstellungsvermögen der Menschen umgeartet worden ist? - Das Christentum! Das Christentum hat die
Menschen entsklavt, das Christentum hat sie dazu geführt, wenigstens im Prinzip den Satz anzuerkennen: Die Menschen sind in bezug auf ihre Seele gleich vor
Gott. Das aber hat auch die Sklaverei ausgeschlossen aus der sozialen Ordnung der Menschen. Aber wir wissen: Es hat eines gelassen, auf das wir von den
verschiedensten Gesichtspunkten immer wieder hinweisen müssen, es hat bis in unsere Zeit herein die Auffassung gelassen, von der ich Ihnen gesagt habe, dass
sie gerade das Punctum saliens ist in dem Bewußtsein des Proletariers: dass in unserer sozialen Ordnung ein Teil des Menschen, und noch dazu ein im Leib sich
Abspielendes vom Menschen als Ware gekauft und von ihm selbst verkauft werden kann. Das ist ja das Aufreibende und Aufregende.
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Das ist eigentlich das Punctum saliens der sozialen Frage, dass Arbeitskraft bezahlt werden kann. Es ist auch das, was auf dem Grunde unserer ganzen sozialen
Gemeinschaft läßt den Charakter des Egoismus; denn Egoismus muss herrschen in der sozialen Ordnung, wenn der Mensch für das, was er für sich braucht, sich
seine Arbeit bezahlen lassen muss. Er muss erwerben für sich. Was als nächste Etappe nach der Überwindung der Sklaverei überwunden werden muss, das ist,
dass keines Menschen Arbeit Ware sein kann! Das ist das wirkliche Punctum saliens der sozialen Frage, die das neue Christentum lösen wird. Und ich habe Ihnen
einiges vorgetragen von den Lösungen der sozialen Frage, denn jene Dreigliederung der sozialen Ordnung, von der ich Ihnen gesprochen habe, die löst die Ware
von der Arbeitskraft ab, so dass die Menschen in der Zukunft nur Ware, nur äußeres Erzeugnis, nur vom Menschen Abgesondertes kaufen und verkaufen werden,
dass aber der Mensch, wie ich es schon dargestellt habe in dem Aufsatz « Theosophie und soziale Frage », der 1905 erschienen ist, aus Bruderliebe für den
anderen Menschen arbeiten wird.
Es mag ein weiter Weg sein, um das zu erreichen, doch nichts wird die soziale Frage lösen als einzig und allein dieses. Und wer heute nicht daran glaubt, dass es
nur so kommen müsse in der Weltenordnung, der gleicht dem, der zur Zeit des entstehenden Christentums gesagt hätte: Sklaven muss es immer geben. So, wie
ein solcher dazumal unrecht gehabt hätte, so hat heute derjenige unrecht, der da sagt: Arbeit muss immer bezahlt werden. Damals konnte man sich nicht denken,
dass nicht eine Anzahl von Menschen Sklaven sein müssen, nicht Plato, nicht Aristoteles konnten es sich denken. Heute können sich die gescheitesten Menschen
nicht denken, dass man eine soziale Struktur haben kann, in der die Arbeit noch ganz andere Geltung hat, als wenn sie « bezahlt » wird. Natürlich wird auch
dann aus Arbeit ein Produkt hervorgehen, aber das Produkt wird das einzig und allein zu Kaufende und zu Verkaufende sein. Das wird sozial die Menschen
erlösen. 186.311f
Unterstreichungen Werner Breimhorst
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