Politik Aktualitätendienst Von der Finanzkrise zur Wirtschaftskrise Arbeitsblatt 1: Rezession der Weltwirtschaft Name: Klasse: Datum: M1 Währungsfonds: Weltwirtschaft fällt 2009 in Rezession © 2008 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Von Beate Kranz Die Aussichten für die Weltwirtschaft verdüstern sich. Trotz milliardenschwerer Rettungspakete für die Finanzwirtschaft befinden sich die internationalen Börsen weiter auf Achterbahnfahrt - und schlossen gestern erneut deutlich im Minus. Damit nicht genug: Nach einer Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) katapultiert die Finanzmarktkrise die globale Wirtschaft 2009 voraussichtlich erstmals seit sechs Jahrzehnten wieder in eine Rezession. Weltweit wird nur noch ein Wachstum von 2,2 Prozent erwartet. Der IWF bezeichnet ein weltweites Wachstum unter drei Prozent als Rezession. Die Industriestaaten werden laut IWF besonders unter dem internationalen Absatzeinbruch leiden. Auch Deutschland bleibt nicht verschont. Im Gegenteil: Für die Bundesrepublik, die als größte Exportnation von dem Nachfragerückgang besonders gebeutelt werden könnte, erwartet der IWF sogar ein Minuswachstum von 0,8 Prozent. Damit wäre die Bundesrepublik noch schlimmer gebeutelt als die Euro-Länder, für die ein Minus von 0,5 Prozent erwartet wird. Mit einer Erholung sei erst Ende 2009 zu rechnen. Erste deutliche Folgen spürt derzeit die deutsche Industrie, berichtet das Wirtschaftsministerium: Ihre Aufträge brachen im September überraschend stark um acht Prozent im Vergleich zum Vormonat ein. (…) Hamburger Abendblatt, 7. November 2008 M2 Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Die weltweite Finanzkrise hat sich im Jahr 2008 noch einmal gravierend verschärft. Für kurze Zeit drohte ein Zusammenbruch des globalen Finanzsystems, der nicht absehbare realwirtschaftliche Folgen gehabt hätte. Die Politik hat durch ihr entschlossenes Eingreifen eine solche Entwicklung verhindern können. Gleichwohl hinterlassen die Turbulenzen auf den Finanzmärkten deutliche Bremsspuren in der Realwirtschaft. Die Schockwellen der Krise trafen die deutsche Wirtschaft in einer Phase der zyklischen Abkühlung. Im Laufe des Jahres trübten sich die Konjunkturperspektiven stark ein. Nur wegen eines überraschend kräftigen ersten Quartals nahm das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2008 noch um 1,7 vH zu. Bei zeitweise negativen Veränderungsraten im Verlauf gleitet die deutsche Volkswirtschaft in eine Rezession ab. Im Jahresdurchschnitt 2009 wird die wirtschaftliche Leistung stagnieren. Die Unsicherheiten der Prognose sind in diesem Jahr sehr hoch, wobei die Abwärtsrisiken überwiegen. Mit einer merklichen Belebung der deutschen Konjunktur ist nicht zu rechnen. Die direkten realwirtschaftlichen Auswirkungen der Finanzkrise auf die deutsche Volkswirtschaft halten sich zwar bislang in Grenzen, die indirekten Folgen sind dafür umso markanter. Deutschlands wichtigste Handelspartner sind von den weltweiten rezessiven Entwicklungen besonders stark betroffen. Als direkte Konsequenz von Finanzkrise und kollabierenden Immobilienmärkten kommt es dort zu ausgeprägten konjunkturellen Schwächephasen, die zu einem deutlichen und nach Lage der Dinge länger anhaltenden Rückgang der für die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft wichtigen Auslandsnachfrage führen. Quelle: Jahresgutachten 2008/2009, S. III, Statistisches Bundesamt, 13. November 2008 Autorin: Christel Löscher www.cornelsen.de/teachweb Seite 1 von 6 Politik Aktualitätendienst Von der Finanzkrise zur Wirtschaftskrise Arbeitsblatt 1: Rezession der Weltwirtschaft © 2008 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. M3 Stichwort Rezession Eine Rezession liegt nach Auffassung der meisten Wirtschaftsexperten vor, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft. Der Vergleich kann sich auf das Vorquartal beziehen, beispielsweise drittes Quartal 2008 zu zweitem Vierteljahr 2008, oder auf die Veränderung zum entsprechenden Vorjahreszeitraum, also drittes Quartal 2008 zu drittem Quartal 2007. Unter den Fachleuten gibt es allerdings über die Definition Rezession keine vollständige Einigkeit. Manche Wissenschaftler verwenden den Begriff bereits, wenn die Wirtschaftsleistung stagniert, aber noch nicht sinkt. Andere sprechen sogar schon von Rezession, wenn das BIP lediglich langsamer als im Vorjahreszeitraum wächst, ohne dass Stillstand oder gar Rückwärtsbewegung eintritt. Quelle: http://www.wiwo.de/politik/deutschland-rutscht-richtung-rezession-374299/ Autorin: Christel Löscher www.cornelsen.de/teachweb Seite 2 von 6 Aktualitätendienst Politik Von der Finanzkrise zur Wirtschaftskrise Arbeitsblatt 1: Rezession der Weltwirtschaft M4 Die Baby-Sitting Cooperative von Capitol Hill Wie kommt es zu einer Rezession? © 2008 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Das Verständnisproblem besteht zum Teil jedenfalls darin, dass die meisten sich einfach kein Bild davon zu machen vermögen, was bei einem wirtschaftlichen Abschwung geschieht. Es gibt jedoch ein sehr schönes Beispiel, mit dem sich erklären lässt, wie eine Rezession entsteht. (…) Ursprünglich stammt die Geschichte von Joan und Richard Sweeney, die sie in einem 1978 veröffentlichten Artikel mit dem Titel Monetary Theorie and the Great Capitol Hill Baby-sitting Co-op Crisis (Geldtheorie und die große Krise der BabysittingKooperative von Capitol Hill) für ihre Erläuterungen verwendeten. (…) Der Titel mag unernst klingen, doch es geht natürlich um sehr seriöse Themen. In den siebziger Jahren waren die Sweeneys Mitglieder eines solchen Babysitting-Kreises, eines Zusammenschlusses junger Paare (in diesem Fall hauptsächlich Personen, die im US-Kongress beschäftigt waren) zum Zweck der wechselseitigen Kinderbetreuung, um so mehr Freizeit zu gewinnen. Der Teilnehmerkreis war ungewöhnlich groß (etwa 150 Paare). Dies bedeutete, dass an potentiellen Babysittern kein Mangel herrschte. Allerdings warf die Größe der Organisation auch Managementprobleme auf. Vor allem galt es sicherzustellen, dass jedes der beteiligten Paare auch seinen fairen Arbeitsanteil übernahm. Wie bei derartigen Tausch- bzw. Gegenseitigkeitssystemen meist der Fall, versuche auch der Capitol-Hill-Kreis das Problem durch die Ausgabe von Berechtigungsscheinen zu lösen: Coupons, die dem Besitzer jeweils eine Dienstleistung im Umfang von einer Stunde Babysitten garantierte. Wer also die Kinder eines anderen Paares hütete, erhielt von den die Dienstleistung in Anspruch nehmenden Eltern die entsprechende Anzahl Coupons. Dieses System war vom Prinzip her narrensicher: Es garantierte automatisch, dass im Laufe der Zeit jedes Paar genauso viele Stunden ableistet, wie es in Anspruch nahm. Ganz so einfach lief die Sache aber eben doch nicht. Es stellte sich heraus, dass für das reibungslose Funktionieren eines solchen Systems eine bestimmte Umlaufmenge an Coupons erforderlich ist. Hatte ein Paar zum Beispiel mehrere Abende in Folge nichts Besonderes vor, tendierte es dazu, sich für die Zukunft eine Couponreserve anzulegen. Dieser Hortung stand natürlich ein entsprechender AbAutorin: Christel Löscher www.cornelsen.de/teachweb bau der Couponvorräte anderer Paare gegenüber, doch über einen längeren Zeitraum gesehen waren alle Paare wohl daran interessiert, hinreichend viele Coupons zu besitzen, um zwischen den diversen Babysittingsrunden bei Bedarf mehrmals hintereinander ausgehen zu können. Die Ausgabe der Coupons allerdings war bei dieser Kooperative eine recht komplizierte Angelegenheit: Die Paare erhielten bei Eintritt welche und waren gehalten, die Coupons bei Austritt zurückzuerstatten; sie entrichteten jedoch auch ihre Mitgliedsgebühren in Form von Coupons, welche dann zur Entlohnung der Funktionsträger verwendet wurden. Die Details sind hier jedoch unwichtig. Der Punkt ist, dass plötzlich die Situation eintrat, dass sich nur relativ wenige Coupons im Umlauf befanden – zu wenige jedenfalls für die Bedürfnisse der Kooperative. Die Konsequenzen waren seltsam. Paare, die den Eindruck hatten, ihre Couponvorräte seien zu gering, gingen ungern aus und versuchten verstärkt, Babysittingsstunden abzuleisten und Coupons zu gewinnen. Doch erst die Entscheidung eines Paares auszugehen, war die Chance eines anderen Paares, Stunden abzuleisten und Coupons zu gewinnen. Die Gelegenheiten zum Babysitten wurden folglich immer rarer, was wiederum die Konsequenz hatte, dass die Paare ihre Couponreserven immer weniger gern angriffen, sie sich vielmehr lieber für besondere Gelegenheiten aufhoben, weshalb die Gelegenheiten zum Babysitten noch rarer wurden... Kurz gesagt: Die Kooperative geriet in eine Rezession. So weit, so gut. Doch was halten Sie eigentlich von diesem Beispiel? Falls Sie ziemlich ratlos sind – weil Sie sich vielleicht sagen: ich dachte, ich erfahre hier etwas über die weltwirtschaftliche Krise. Was soll da Babysitten? -, haben Sie etwas Wichtiges noch nicht begriffen: Wer komplexe Systeme verstehen will (sei es das globale Wetter oder die globale Wirtschaft) muss mit Modellen arbeiten, das heißt mit vereinfachten Darstellungen des jeweiligen Systems. Nur so lassen sich die grundlegenden Funktionszusammenhänge verstehen. (…) Zunächst wollen wir uns aber mit zwei zentralen Fragen beschäftigen, die sich aus dem Beispiel ergeben: Wie kommt es zu Rezessionen? Was Seite 3 von 6 Aktualitätendienst Politik Von der Finanzkrise zur Wirtschaftskrise Arbeitsblatt 1: Rezession der Weltwirtschaft © 2008 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. kann man gegen sie tun? Erstens also: Warum geriet die Kooperative überhaupt in eine Rezession? Sehen wir uns zunächst an, woran es nicht lag: Der Grund war nicht eine schlechte Dienstleistungsqualität. Vermutlich machten die Babysitter ihre Arbeit ganz gut, vielleicht auch nicht. Jedenfalls ist das hier nicht die Frage. Auch gab es keine Verzerrungen, Ungerechtigkeiten oder Vetternwirtschaft. Und auch mit „technologischen“ Gründen (im Sinne fehlender Anpassung an neue Entwicklungen) hatte das Marktversagen nichts zu tun. Um es zusammenzufassen: Das Problem hatte nichts mit der Produktionsseite zu tun. Es herrschte vielmehr ein Mangel an „effektiver Nachfrage“. Es wurde zu wenig für die angebotenen Dienstleistungen (Babysittingstunden) ausgegeben, weil die Leute ihr Geld (das heißt ihre Coupons) lieber horteten. Die entscheidende Schlussfolgerung für das reale Wirtschaftsleben lautet: Das konjunkturelle Auf und Ab hat möglicherweise wenig oder überhaupt nichts mit den wirtschaftlichen Stärken und Schwächen fundamentalerer Art zu tun. Anders ausgedrückt: Auch „guten“ Volkswirtschaften kann Schlimmeres widerfahren! Zweitens: Was kann man gegen eine Rezession tun? Die Sweeneys berichten, dass es in ihrem Fall ziemlich schwierig war, den „Verwaltungsrat“ der Kooperative – in dem hauptsächlich Juristen saßen – davon zu überzeugen, dass es sich im Kern um ein technisches Problem handelte, für das es eine recht einfache Lösung gab. Die Funktionäre jedoch gingen zunächst so vor, als handle es sich um ein strukturelles Problem, auf das man direkt mit Reglementierungsmaßnahmen reagieren müsse. Es wurde also eine Vorschrift erlassen, der zufolge jedes Paar verpflichtet war, monatlich mindestens zweimal auszugehen. Schließlich aber setzten sich doch die Ökonomen durch, und das Couponangebot (die umlaufende „Geldmenge“) wurde erhöht. Die Wirkung war frappant: Angesichts größerer Couponreserven gingen die Paare nun häufiger aus, dadurch gab es mehr Möglichkeiten zum Babysitten, was die Bereitschaft zum Ausgehen noch mehr verstärkte – und so weiter. Das BBP der Kooperative (das BruttoBabysitting-Produkt, gemessen in Kinderbetreuungseinheiten) stieg kräftig an. Halten wir uns noch einmal deutlich vor Augen: Diese positive Entwicklung hatte weder etwas mit einer qualitativ verbesserten Dienstleistung noch mit irgendwelchen strukturellen Reformen zu tun. Ausschlaggebend war allein die Tatsache, dass der monetäre Engpass beseitigt wurde. Anders ausgedrückt: Autorin: Christel Löscher www.cornelsen.de/teachweb Rezessionen lassen sich einfach dadurch bekämpfen, dass man Geld druckt- der Rest ergibt sich in der Regel von allein. Zurück zum volkswirtschaftlichen Konjunkturzyklus. Die Wirtschaft selbst eines kleinen Landes ist natürlich viel komplexer als im Falle unseres Babysitterkreises. Zum Beispiel dient in einer Volkswirtschaft das Geld nicht nur zur Befriedigung momentaner Bedürfnisse, sondern es wird auch in die Zukunft investiert (stellen wir uns analog vor, jemand gibt einen Teil seiner Coupons nicht zum Babysitten aus, sondern um einen neuen Kinderlaufstall bauen zu lassen). In der großen Welt gibt es ferner einen Kapitalmarkt. Er ermöglicht es denen, die freie Mittel besitzen, ihr Kapital gegen Zinsen an jene zu verleihen, die aktuellen Bedarf haben. Doch die Grundzusammenhänge sind trotzdem die gleichen: Eine Rezession ist normalerweise dadurch bedingt, dass die Öffentlichkeit insgesamt versucht, Geld zu horten (oderwas auf dasselbe hinausläuft – mehr zu sparen als zu investieren). Dem kann in der Regel leicht und wirksam begegnet werden, indem man einfach mehr „Coupons“ ausgibt. Die Couponbereitsteller der modernen Welt sind bekanntlich die Zentralbanken: Federal Reserve, Bank of England, Bank von Japan, Europäische Zentralbank usw. Ihre zentrale Aufgabe besteht darin, die Wirtschaft gut auf Kurs zu halten, indem die zirkulierende Geldmenge je nach Bedarf vergrößert oder verkleinert wird. Wenn aber alles so einfach ist – warum kommt es dann überhaupt zu konjunkturellen Einbrüchen? Warum drucken die Zentralbanken nicht einfach genug Geld, um die Wirtschaft stets auf Vollbeschäftigungsniveau zu halten? Was die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg angeht, ist die Antwort ziemlich einfach: Die politischen Maßnahmen waren unwirksam, weil die Politiker vollkommen im Dunkeln tappten. Heute aber sind sich die Ökonomen – von Milton Friedman bis zu den Linken – praktisch einig, dass die Weltwirtschaftskrise durch einen Zusammenbruch der effektiven Nachfrage verursacht wurde und dass die USNotenbank (Fed) gut daran getan hätte, die Geldmenge erheblich auszuweiten, um den Abschwung rechtzeitig zu bremsen. Doch seinerzeit waren diese Zusammenhänge einfach nicht bekannt. Tatsächlich herrschte bei vielen führenden Ökonomen eine Art moralistischer Fatalismus, der die Depression als unvermeidliche Folge vorausgehender Exzesse begriff – und damit als heilsamen Prozess. (…) Diese fatalistische Sicht der Dinge verschwand Seite 4 von 6 Aktualitätendienst Politik Von der Finanzkrise zur Wirtschaftskrise Arbeitsblatt 1: Rezession der Weltwirtschaft © 2008 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Generation lang bemühten sich die meisten Länder um aktive Steuerung der Konjunktur, und dies mit beträchtlichem Erfolg. Die Rezessionen waren mild, Arbeitsplätze gab es in der Regel genug. Ende der sechziger Jahre begannen daher viele zu glauben, die Konjunktur habe man nun weitgehend im Griff. (…) Die immanente Gefahr einer jeden Vollbeschäftigungspolitik trat in den siebziger Jahren offen zutage. Ist die Zentralbank nämlich allzu optimistisch in Bezug auf die Zahl der möglichen neuen Arbeitsplätze und bringt sie folglich zu viel Geld in Umlauf, so führt dies zu Inflation. Hat sich die Inflationserwartung erst einmal in den Köpfen der Menschen festgesetzt, so lässt sie sich nur durch eine Phase hoher Arbeitslosigkeit wieder austreiben. Kommt dann noch ein preissteigerndes externes Ereignis hinzu (zum Beispiel eine Verdoppelung des Ölpreises), ist die Konstellation für einen kräftigen, wenn nicht gar verheerenden Konjunkturrückgang perfekt. (…) Bis Mitte der achtziger Jahre jedoch war die Inflation wieder auf ein akzeptables Niveau gesunken, das Öl sprudelte erneut, und die Zentralbanken schienen endlich begriffen zu haben, wie man die Dinge handhaben muss. Die Fehler der Vergangenheit schienen den allgemeinen Eindruck, dass derlei Probleme endlich ausgestanden seien, höchstens noch zu unterstreichen. Zunächst lief alles ganz ordentlich. Als beispielsweise 1987 die US-Börse zusammenbrach – wobei der erste Tag ähnliche Kursverluste brachte wie seinerzeit beim Börsenkrach des Jahres 1929 -, reagierte die Fed rasch und pumpte Geld in das System. Die reale Wirtschaft blieb daher von den Börsenturbulenzen praktisch völlig unbeeindruckt, und der Dow Jones Index der Aktienkurse erholte sich schon bald. Ende der achtziger Jahre machten sich die Zentralbanken zwar zunächst die falschen Sorgen, weil sie auf eine leicht steigende Inflation fixiert waren und deshalb zu spät merkten, dass eine Rezession nahte. Diese (…) war dann aber mit den nunmehr bekannten Mitteln in den Griff zu bekommen, und es folgte erneut eine Phase nachhaltiger Expansion. So konnte sich bis zum Sommer 1997 der allgemeine Eindruck festsetzen, die Konjunktur sei endgültig gezähmt: Moderate Auf- und Abschwünge mag es ja noch geben, doch so richtig schlimm kommen werde es nie mehr. (…) Doch in den neunziger Jahren erkannte man allmählich, dass die Informationsindustrien im Begriff waren, die gesamte Wirtschaft zu revolutionieren – nach außen wie nach innen. (…) (Paul Krugman: Die große Rezession, Campus Verlag, Frankfurt/New York, S. 25 ff) Autorin: Christel Löscher www.cornelsen.de/teachweb Seite 5 von 6 Aktualitätendienst Politik Von der Finanzkrise zur Wirtschaftskrise Arbeitsblatt 1: Rezession der Weltwirtschaft © 2008 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. M5 Arbeitsaufträge: 1. Beschreiben Sie mithilfe der Materialien M 1 bis M 3 die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung infolge der Krise auf den internationalen Finanzmärkten. Welche weiteren Folgen sind Ihnen aus der Tagespresse bekannt? 2. Was sind laut M 2 die indirekten wirtschaftlichen Folgen der Finanzmarktkrise für die deutsche Volkswirtschaft? 3. Paul Krugman (M 4) erklärt anhand eines Modells wie Rezessionen entstehen und wie sie nach seiner Meinung bekämpft werden können. a) Übertragen Sie sein Beispiel auf die Realwirtschaft und beschreiben Sie das Entstehen einer Rezession. b) „Rezessionen lassen sich einfach dadurch bekämpfen, dass man Geld druckt- der Rest ergibt sich in der Regel von allein.“ Erläutern Sie diese Aussage Krugmans, indem Sie diese auf reale Instrumente der Geld- und Konjunkturpolitik übertragen. c) Überlegen Sie: Welche Rolle spielt die Informationsindustrie für die ökonomische Entwicklung der Welt in den letzten Jahren. d) Erörtern Sie Krugmans Darstellung und formulieren Sie eine begründete Stellungnahme. 4. Erläutern Sie anhand des Schaubildes (M 5) wie die Rezession aus den USA auf Europa übergreifen konnte. 5. Diskutieren Sie: Welche Maßnahmen könnten die Rezession in Deutschland und Europa abmildern und für zukünftiges Wirtschaftswachstum sorgen? Autorin: Christel Löscher www.cornelsen.de/teachweb Seite 6 von 6