Haushalt und Konsum als Unterrichtsthema in Deutschland Über die Grenzen der deutschen Bundesländer hinweg besteht Einigkeit darin, eine vertiefte ökonomische und arbeitsweltbezogene Bildung der Jugendlichen zu fordern und zu fördern und Programme zu entwickeln, um den Jugendlichen bei ihrer individuellen Berufswahl und Lebensplanung zu helfen. Dies sei angesichts des derzeitigen grundlegenden Wandels der Wirtschafts- und Arbeitswelt (Veränderung der Arbeitsanforderungen und Berufsbiographien, Veränderungen der Strukturen von Haushalt, Familie, Unternehmen und Staat, Internationalisierung der Wirtschaft usw.) von zentraler Bedeutung für den Einzelnen und die Gesellschaft. Konsens besteht auch in der Überzeugung, dass Haushalt und Konsum ein wichtiges Thema für die ökonomische Bildung ist. In der schulischen Realität gibt es jedoch Unterschiede von Land zu Land. Denn im föderalen System der Bundesrepublik Deutschland sind Bildung und Erziehung überwiegend Sache der sechzehn Bundesländer. Sie sind unter Anderem zuständig für die Organisation des Schulwesens, die Fächerstruktur und die Curricula, die stark differieren. Es ist daher nicht möglich, in einem kurzen Beitrag den Stellenwert des Themas Haushalt und Konsum verallgemeinernd und im Detail darzustellen. Hinzu kommt noch, dass in den meisten Bundesländern die Schulen ein hohes Maß an Autonomie haben, so dass sie unter Beachtung bestimmter Vorgaben schuleigene Lehrpläne entwickeln dürfen. Ökonomische und arbeitsweltbezogene Bildung (und damit auch das Thema Haushalt und Konsum) sowie Berufswahlorientierung und Lebensplanung stellen sich daher von Land zu Land und oftmals sogar von Schule zu Schule anders da. Ein eigenes Unterrichtsfach für Wirtschaftslehre, Haushaltslehre oder Technik gibt es von Ausnahmen abgesehen (Wahlpflichtunterricht, Kursangebote) nicht. In einigen Bundesländern (und dort nur in einigen Schulformen) bilden Wirtschaftslehre, Haushaltslehre und Technik als Arbeitslehre einen eigenen sogenannten Lernbereich. Woanders werden Inhalte aus Wirtschaft, Haushalt und Technik in Fächern wie Sozialkunde, Sozialwissenschaft und Politik im Unterricht thematisiert. In Nordrhein-Westfalen soll die ökonomische Bildung in den Lehrplänen der allgemeinbildenden Schulen mit einem verbindlichen Stundenanteil in den Fächern Geschichte, Geographie und Politik fest verankert werden, und in der gymnasialen Oberstufe kann bei der Profilbildung ein Schwerpunkt Ökonomie gesetzt werden. In anderen Bundesländern verfolgt man andere Pläne. Gleichwohl existiert in Bezug auf die Ziele und Inhalte der ökonomischen und arbeitsweltbezogenen Bildung (und auch bezogen auf das Thema Konsum und Haushalt) ein gewisser Konvergenzbereich, allerdings auf einer sehr abstrakten Ebene. Die Konvergenzen werden deutlich, wenn man einen Blick auf die Ergebnisse des Bemühens einer Arbeitsgruppe wirft. Fachleute aus verschiedenen Bundesländern haben kürzlich in einem längeren Arbeitsprozess allgemein akzeptierte Kompetenzen, die bei den Jugendlichen erreicht werden sollen, entwickelt (Beinke und Andere: Kerncurriculum Lernbereich Beruf-Haushalt-Technik-Wirtschaft /Arbeitslehre, Eigendruck, 2006, s. auch www.gatwu.de). Die folgenden Auszüge aus der genannten Publikation sollen verdeutlichen, welche allgemeinen Kompetenzen für den Lernbereich und welche speziellen Kompetenzen für den Bereich des Haushalts von Experten aus verschiedenen Bundesländern für akzeptabel gehalten werden. Allgemeine Kompetenzen für den Lernbereich Beruf-Haushal-.Technik-Wirtschaft /Arbeitslehre 1. Die Fähigkeit, ökonomisch geprägten Situationen und Strukturen des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu verstehen, sie angemessen zu beurteilen, in ihnen zu handeln sowie an ihrer Gestaltung mitzuwirken (Kompetenzfeld Wirtschaft). 2. Die Fähigkeit, technische Systeme und Prozesse, auch in ihrer Wechselwirkung mit den Strukturen gesellschaftlichen Zusammenlebens, zu verstehen, zu beurteilen, zu nutzen und zu gestalten (Kompetenzfeld Technik). 3. Die Fähigkeit, individuelle berufliche Voraussetzungen und Bereitschaften und Entwicklungen der Berufs- und Arbeitswelt einzuschätzen und zu prüfen sowie selbstständige Entscheidungen über Etappen von Ausbildungs- und Berufswege zu treffen und den Bewerbungsprozess selbstständig zu gestalten (Kompetenzfeld Beruf). 4. Die Fähigkeit, das eigene Leben sozialverantwortlich und bedürfnisgerecht zu erhalten, zu führen und zu gestalten, dessen soziokulturelle Voraussetzungen und Einflussfaktoren zu verstehen und die eigene Daseinsvorsorge bedürfnisgerecht zu sichern und zu gestalten (Kompetenzfeld Haushalt). Kompetenz 4 (Haushalt) im Einzelnen Um das eigene Leben bedürfnisgerecht und sozialverantwortlich erhalten, führen und selbstbewusst gestalten zu können, bedarf es der selbstbewussten und qualitätsorientierten Gestaltung des eigenen Ressourcenmanagements im Rahmen einer Kultur des Zusammenlebens in den Bereichen Konsum, Ernährung, Gesundheit und der Pflege der sozialen Beziehungen sowie der Beherrschung von praktischen Alltagsanforderungen im Bereich der Ernährung, des Wohnens und der Kleidung. Um die eigene Daseinsvorsorge angemessen bewältigen zu können, müssen soziokulturelle Rahmenbedingungen der gegenwärtigen und künftigen Konsumentscheidungen und Gesundheitserhaltung verstanden sowie der Zusammenhang von Lebensführung, Gesundheit und Wohlbefinden analysiert werden. Um Herausforderungen zur Bewältigung von Problemsituationen und Alltagskrisen angemessen bewältigen zu können, bedarf es der verantwortungsbewussten Abwägung nach zentralen Bewertungskriterien der Nachhaltigkeit, Gesundheit und Funktionalität sowie der Anforderungen, eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit (Work-Life Balance) einerseits und den Bedürfnissen von Individuum und Gemeinschaft andererseits zu schaffen. (Im Übrigen hat die Partnerschaft von ECOLAB eigene Lernziele für das Modul Haushalt und Konsum formuliert. Diese finden sich unter Lernziele auf der Website.)