MEES - Was ist das? Der Mainz-Emergency-Evaluation-Score (MEES) wurde 1992 von Hennes et al. entwickelt. Mittlerweile hat sich der MEES als Instrument zur Evaluation der Ergebnisqualität von Notarzteinsätzen etabliert. Er wurde auch in das DIVI-Notarztprotokoll integriert und ist Bestandteil des von Friedrich und Messelken vorgeschlagenen minimalen Notarztdatensatzes (MIND). MEES - Beschreibung Im Mainz-Emergency-Evaluation-Score (MEES) werden Daten zu folgenden Parametern der Vitalfunktionen erhoben: Bewußtsein Schmerz Atemfrequenz Arterielle Sauerstoffsättigung Herzfrequenz Blutdruck EKG-Rhythmus Je nach Ausprägung des einzelnen Parameters wird ihm ein Punktwert zugeordnet. Bedeutung der Punktwerte: 4 Punkte: normaler physiologischer Zustand 3 Punkte: geringe Abweichung 2 Punkte: erhebliche Abweichung 1 Punkt: lebensbedrohliche Abweichung Erst wenn alle sieben Parameter erfasst wurden, werden die Punktwerte der sieben Parameter addiert und ergeben den MEES. Minimal werden 8 Punkte erreicht, maximal 28 Punkte. Falls ein Parameter den Wert 1 (lebensbedrohlich) erhalten hat, wird die MEES Summe mit einem Sternchen (*) ergänzt. So wird sichergestellt, daß ein lebensbrohlicher Zustand, der sich evtl. nur in einem Parameter manifestiert, nicht durch eine relativ hohe MEES-Gesamtsumme verschleiert wird. Der MEES wird bei einem Notfalleinsatz zweimal berechnet. Zu den Zeitpunkten: Erstbefund (MEES1) Übergabe (MEES2) Aus der Differenz aus MEES2 - MEES1 wird der delta-MEES berechnet. Der delta-MEES ist ein Maß für die Veränderung des Patientenzustandes während der notärztlichen Versorgung. Berechnung des MEES Grenzwerte aus denen die Punktwerte für die einzelnen Parameter berechnet werden. Parameter Bewußtsein (Glasgow-Coma-Scale) Schmerz Atemfrequenz Arterielle Sauerstoffsättigung (SpO2) Herzfrequenz Blutdruck systolisch Blutdruck diastolisch EKG-Rhythmus Punkte Werte 4 15 3 14-12 2 11-8 1* <=7 4 kein Schmerz / GCS<=7 / narkotisiert 3 leichter Schmerz 2 starker Schmerz 1* entfällt 4 12-18 3 8-11 oder 19-24 2 5-7 oder 25-30 1* <=4 oder >=31 4 100-96 3 95-91 2 90-85 1* <=85 4 60-100 3 50-59 oder 101-130 2 40-49 oder 131-160 1* <=39 oder >=161 4 120-140 3 100-119 oder 141-159 2 80-99 oder 160-229 1* <=79 oder >=230 4 40-94 3 95-109 2 <=39 oder 110-119 1* >=120 4 Sinusrhythmus, Schrittmacher (intakt) 3 AV-Block II, supravenrikuläre Extrasystolen, monotope ventrikuläre Extrasystolen 2 absolute Arhythmie, AV-Block III, polytope ventrikuläre Extrasystolen, QRSTachykardie (schmal/breit) 1* ventrikuläre Tachykardie, Kammerflimmern, elektromechanische Dissoziation, Asystolie Hinweis: Die Originalpublikation des MEES verlangt die Erfassung von systolischem und diastolischem Blutdruck. Die Anpassung des MEES an das DIVI-Notarztprotokoll Version 4.0 verlangt nur noch die Erfassung des systolischen Blutdrucks. Berechnung des MEES im Kindesalter Die Verwendung des Original-MEES im Kindesalter ist nur eingeschränkt möglich, da die physiologischen Normalwerte bei Kindern sich deutlich von denen Erwachsener unterscheiden. Aus diesem Grund haben Albrech et. al. 1999 einen modifizierten MEES für Kinder vorgestellt. Modifizierte Grenzwerte aus denen die MEES-Punktwerte bei Kindern berechnet werden Parameter Bewußtsein (Glasgow-ComaScale) Punkte Werte Erwachsener/Schulkind Kleinkind/Säugling/Neugeborenes 4 15 15-13 3 14-12 12-11 2 11-8 10-8 1* <=7 <=7 Schmerz Atemfrequenz entsprechend dem MEES für Erwachsene Erwachsener/Schulkind Kleinkind/Säugling/Neugeborenes 4 12-18 ungestörte Spontanatmung 3 8-11 oder 19-24 Nasenflügeln 2 5-7 oder 25-30 Einziehungen, Stridor 1* <=4 oder >=31 Schnappatmung oder Apnoe Arterielle Sauerstoffsättigung (SpO2) Herzfrequenz Blutdruck systolisch Blutdruck diastolisch EKG-Rhythmus entsprechend dem MEES für Erwachsene Erwachsener/Schulkind Kleinkind/Säugling/Neugeborenes 4 60-100 >=111 3 50-59 oder 101-130 110-90 2 40-49 oder 131-160 89-60 1* <=39 oder >=161 <=59 Erwachsener Schulkind/Kleinkind Säugling/Neugeborenes 4 120-140 kräftiger Radialispuls kräftiger Brachialspuls 3 100-119 oder 141-159 gerade tastbarer Radialispuls gerade tastbarer Brachialispuls 2 80-99 oder 160-229 kräftiger Karotispuls kräftiger Femoralispuls 1* <=79 oder >=230 gerade tastbarer oder fehlender Karotispuls gerade tastbarer oder fehlender Femoralispuls entfällt entsprechend dem MEES für Erwachsene Einteilung der Altersklassen Neugeborenes erster Atemzug -> 28, Lebenstag Säugling 29, Lebenstag -> Vollendung 1, Lebensjahr Kleinkind 1, -> 6, Lebensjahr Schulkind 7, -> 16, Lebensjahr Erwachsener ab 17, Lebensjahr Einteilung der Altersklassen nach Psychrembel (258, Auflage) und Roche Lexikon Medizin (4, Auflage). MEES - Literatur Einige Literaturstellen, die sich mit dem MEES und dem Qualitätsmanagment in der präklinischen Notfallmedizin befassen: 1. Hennes HJ, Reinhardt T, Dick W (1992) Beurteilung des Patienten mit dem Mainz Emergency Evaluation Score Notfallmedizin 18:130-136 2. Reinhardt T, Hennes HJ (1999) Mainz Emergency Evaluation Score Notfall&Rettungsmedizin 2:380-381 3. Moecke P et al. (1999) DIVI-Notarzeinsatzprotokoll - Version 4.0 Notarzt 15:97-100 4. Hennes HJ, Reinhardt T, Otto S, Dick W (1993) Die präklinische Effektivität der notärztlichen Versorgung Anästhesist 42:455-461 5. Messelken M (1996) Evaluation der Ergebnisqualität von Notazteinsätzen mit dem MEES - Ergebnisse einer multizentrischen Praktikablitätsstudie Notarzt 12:60-64 6. Friedrich HJ, Messelken M (1996) Der minimale Notarztdatensatz (MIND) Notarzt 12:186-190 7. Albrech M, Schlechtriemen T, Altemeyer KH (1999) MEES im Kindesalter Notfall&Rettungsmedizin 2:436-441