Bildungsplan 2004 Gymnasium Umsetzungsbeispiel für ein Curriculum im Fach Gemeinschaftskunde Standard 12 Landesinstitut für Schulentwicklung Qualitätsentwicklung und Evaluation Beispiel 1 Schulentwicklung und empirische Bildungsforschung Bildungspläne März 2011 Vorwort für die Umsetzungsbeispiele Curricula für die Bildungsstandards 12 (Kursstufe) Umsetzungsbeispiele sind nicht verbindlich. Sie zeigen mögliche Wege auf, wie die Kompetenzen des Bildungsplans erreicht und die verpflichtenden Inhalte vermittelt werden können. In den Umsetzungsbeispielen werden auch Hinweise und Vorschläge zur möglichen Vertiefung und Erweiterung des Kompetenzerwerbs gegeben. Die Umsetzungsbeispiele sind veröffentlicht unter: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Gym/curricula Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 Gemeinschaftskunde – Klasse 11 Kompetenzen und Inhalte Unterrichtsinhalte des Bildungsplans Hinweise/Vorschläge zur möglichen Vertiefung und Erweiterung des Kompetenzerwerbs 1. SOZIALSTRUKTUR UND SOZIALSTAATLICHKEIT IM WANDEL 1.1 Gesellschaftlicher Wandel und gesellschaftspolitische Herausforderungen Mögliche Leitfrage: Gerechtigkeit durch Politik – Ist das möglich? Die Schülerinnen und Schüler können Daten zur Analyse der Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland auswerten; Hat der Tellerwäscher bei uns eine Chance? - Bestimmungskriterien von Ungleichheit: z.B.: Einkommen, Vermögen, Bildung, Chancen, Gesundheit, Geschlecht - Gerechtigkeitsdefinitionen z.B. Leistungsgerechtigkeit, Bedarfsgerechtigkeit, Gleichheit, Chancengerechtigkeit Circa 6-9 Stunden Wird unsere Gesellschaft ungerechter? Ursachen, Entwicklungstendenzen und mögliche Auswirkungen des gesellschaftli- - Aspekte des Sozialen Wandels z.B. Frauenrolle, Familie im Wandel, Wertewandel chen Wandels erläutern; - Modernisierungstheorie - Möglichkeiten des sozialen Auf- und Abstiegs in der Bundesrepublik Circa 6-9 Stunden Ansätze zur Beschreibung der Sozialstruk- Wie lässt sich soziale Ungleichheit beschreiben? tur sowie deren Indikatoren darstellen und - Herausarbeiten von Differenzierungskriterien exemplarisch ausgewählter Modelle zur Beschreibung der Sozialstruktur beurteilen; (z.B. Klassengesellschaft (Marx), Schichtmodell (Bolte) Sigma-Milieus) - Horizontale und vertikale Konfliktlinien der deutschen Gesellschaft: z.B. Schicht, Geschlecht, Werte, Familienstand Circa 2-3 Stunden Möglichkeiten der Gesellschaftspolitik erör- Gerechtigkeit durch Politik – Ist das möglich? - Exemplarische Bearbeitung aktueller gesellschaftspolitischer Ansätze tern. z.B.: Bildungspolitik (Werkrealschule, dreigliedriges Schulsystem), Familienpolitik (Elterngeld), Gleichstellungspolitik (Gleichstellungsrichtlinie -1- John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit Sozialwissenschaftliche Hypothesenbildung am Beispiel von Inglehart (deduktiv) und NoelleNeumann (induktiv) Gesellschaftspolitik im europäischen Vergleich Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 in Verbindung mit Art. 3 (2) GG) Circa 4-6 Stunden 1.2 Bevölkerungsentwicklung und Migration Mögliche Leitfrage: Droht uns ein Krieg der Generationen? Die Schülerinnen und Schüler können ihre Kenntnisse der Gesellschaftsanalyse auf die Beschreibung aktueller Entwicklungen anwenden; Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung darstellen und deren Implikationen beurteilen; das Phänomen der Migration als besondere gesellschaftspolitische Aufgabe erfassen; Maßnahmen der Integrationspolitik erläutern und in der Kontroverse über Zielsetzung und Reichweite von Integrationspolitik Stellung beziehen. - Daten zum demografischen Wandel Verlässlichkeit statistischer - Gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Folgen des demografiPrognosen schen Wandels Circa 6-9 Stunden Bestandhaltungsmigration – Lösung für die Probleme des sozialen WanAusländerpolitik im europäidels? schen Vergleich - Daten zur Lage von Migranten in der Bundesrepublik - Probleme von Migranten in der Bundesrepublik: z.B.: Chancen, Einkommen, Parallelgesellschaft - Auseinandersetzung mit aktuellen Ansätzen z.B.: Einbürgerungstest, Zuwanderungsgesetz - Vertikale Konfliktlinien der deutschen Gesellschaft: - Generation, Deutsche – Migranten Circa 6-9 Stunden 1.3 Die Ausgestaltung des Sozialstaats Mögliche Leitfrage: Sorgt die Bundesrepublik für sozialen Ausgleich? Die Schülerinnen und Schüler können das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes analysieren und interpretieren; die Grundprinzipien und Kernbereiche des Systems der sozialen Sicherung erläutern; Solidarität und Subsidiarität als Grundprinzipien unterschiedlicher sozialpolitischer Ist die Bundesrepublik ein „sozialer“ (Art. 20 (1) GG Staat? - Begriffsdefinition „sozial“ - Überprüfung anhand des GG z.B. Art. 1 (1), 3; 6 (1); (3)-(5), 9 (3), 14, 15, 28 (1) GG Circa 2-3 Stunden Sorgt die Bundesrepublik für sozialen Ausgleich? Ist die bundesdeutsche Sozial- Exemplarische Bewertung von Teilen der Sozialversicherung politik gerecht? z.B.: Rentenversicherung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung und Arbeitslosengeld II z.B. nach Kosten, -2- Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 Ansätze definieren; Leistungen, Anforderungen, Gebern, Nehmern - Grundprinzipien der sozialen Sicherung: sozialer Ausgleich, Solidarität, Subsidiarität und Eigenvorsorge als zusätzliches Analyseraster Circa 6-9 Stunden Probleme des Sozialstaats - Bietet die Politik Lösungen? Probleme des modernen Sozialstaats zu- Probleme des Sozialstaats sammenfassend darstellen; z.B. Finanzierung, Gerechtigkeit, Leistungsumfang (zu hoch?, zu geverschiedene Reformansätze, die auf die ring?) Probleme des Sozialstaats zu antworten - Überprüfung aktuelle Reformvorschläge versuchen, darstellen und beurteilen; z.B. Erhöhung des Hartz IV Basissatzes, Arbeitspflicht für Hartz IVEmpfänger, Rentengarantie, Privatvorsorge Circa 6-9 Stunden die Entwicklung der europäischen Sozialpo- Brauchen wir eine europäische Sozialunion? litik und ihrer Reichweite darstellen und be- - Europäische Grundrechtecharta Kap.IV im Vergleich zu den Bestimmungen im Grundgesetz urteilen; die Forderung nach einer europäischen So- - Konkretes Umsetzungsbeispiel z.B. Richtlinie 96/71/EG über die Entsendung von Arbeitnehmern zialunion unter politischen und wirtschaftliCirca 2-3 Stunden chen Aspekten erörtern. Vergleich von Parteiprogrammen Andere Länder Europas – Vorbilder für Deutschland? Sozialdemokratische, liberale und konservative Sozialstaaten 2. WIRTSCHAFTLICHE DYNAMIK UND WIRTSCHAFTSPOLITIK 2.1 Markt und Staat Mögliche Leitfrage: Geht es uns durch den freien Markt immer besser? Die Schülerinnen und Schüler können die Dynamik der Marktwirtschaft anhand einzelner Aspekte beschreiben; ökologische und gesellschaftliche Folgeprobleme erläutern; ökologische und gesellschaftliche Folgeprobleme erläutern; Der freie Mensch – Ein Homo Oeconomicus? z.B.: Knappheit, Bedürfnisse, Konsumverzicht, Kosten, Nutzen, Grenznutzen Unternehmerische Entscheidungen im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen. z.B.: Unternehmensleitung, Aktionär Arbeitnehmer, Kunden, Gesellschaft Zwischen Individuen und Unternehmen - Was leistet der Markt? Circa 8-12 Stunden Profitieren wir alle vom freien Markt? - Grenzen des freien Marktes z.B.: Gemeingutproblematik, bedarfsgerechte Verteilung Circa 2-3 Std. -3- Kann der Homo Oeconomicus moralisch handeln? Betriebsbesichtigung Der Arbeitsmarkt als Beispiel; Berufsorientierung Gefangenendilemma und Spieltheorie Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 Mögliche Leitfrage: Wie beeinflusst die Wirtschaftsordnung ökonomische Entscheidungen? zu Grundpositionen in der Debatte über die Rolle des Staates in der Marktwirtschaft Stellung nehmen. Markt- vs. Planwirtschaft Soziale Marktwirtschaft Circa 4-6 Stunden 2.2 Aufgaben der Stabilisierungspolitik Mögliche Leitfrage: Welche Wirtschaftspolitik braucht die Bundesrepublik? Die Schülerinnen und Schüler können Verlauf und aktuellen Stand der wirtschaftlichen Entwicklung mithilfe ausgewählter Indikatoren darstellen; daraus den aktuellen wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf ableiten und erklären; Wo besteht wirtschaftpolitischer Handlungsbedarf? - Erstellen von Informationsplakaten zu Aspekten der wirtschaftlichen Entwicklung (Definition, Entwicklung, aktueller Stand) z.B. Wachstum, Geldwertstabilität, Außenhandel, Arbeitsmarkt, Verschuldung - Definition, Entwicklung, aktueller Stand Circa 4-6 Stunden Wie soll die Politik auf die Probleme der deutschen Wirtschaft reagieren? Ausarbeiten eigener VorschläLeistung und Reichweite der Instrumente - Überprüfen aktueller Vorschläge und Entscheidungen auf ihre Wirksamkeit ge der Wirtschaftspolitik analysieren und bez.B. Steuersenkungen / Steuererhöhungen, Subventionsabbau, Investiwerten; tionen, Zinspolitik Zielvorgaben und Zielerfüllung in der Geld- Angebots- vs. Nachfrageorientierung und Fiskalpolitik darstellen. Circa 6-9 Stunden Aufgabenbereiche der Stabilisierungspolitik (Wachstumspolitik, Konjunkturpolitik, Strukturpolitik) unterscheiden; die Diskussion um die Erweiterung des wirt- Muss das magische Viereck erweitert werden? schaft politischen Zielkatalogs (Magisches - Zielkonflikt und Zielkongruenz - Erweiterungsaspekte: Ökologie, Sozialer Ausgleich. Viereck) erläutern und dazu Stellung nehCirca 2-3 Stunden men. 2.3 Globalisierung und Strukturwandel Mögliche Leitfrage: Die Globalisierung - mehr als ein globaler freier Markt? Die Schülerinnen und Schüler können Was bedeutet Globalisierung? anhand von Tabellen beziehungsweise Gra- - Ausgewählte Dimensionen der Globalisierung: z.B. Vernetzung, Globaler Wettbewerb, Multinationale Unternehmen, fiken Entwicklungen der Weltwirtschaft dar-4- Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 stellen; in einem Überblick Dimensionen und Erscheinungsformen des Globalisierungsprozesses erläutern; Erklärungsansätze für Globalisierung vergleichen und beurteilen; Finanzmärkte, Wohlstandsverteilung, Kulturelle Globalisierung - Wie kommt es zur Globalisierung? z.B. Sinkende Transport und Kommunikationskosten, Abbau von Handelshemmnissen Circa 6-9 Stunden Mögliche Leitfrage: Deutschland – Gewinner oder Verlierer der Globalisierung? die Chancen und Risiken einer zunehmenden Verflechtung und Interdependenz der Weltwirtschaft darstellen und erörtern; Der Standort Deutschland im globalen Wettbewerb z.B. Binnenmarkt, Außenhandelsorientierung, Lohnstückkosten, geografische Lage, Infrastruktur, Bildungsstand Wer profitiert von der Globalisierung? - Nationale Betrachtung: Industriezweige, Berufsgruppen - Internationale Betrachtung: Industrie- Schwellen- und Entwicklungsländer Circa 4-6 Stunden Mögliche Leitfrage: Ist die Politik nur noch Spielball der Märkte? Gestaltungsmöglichkeiten nationaler und in- - Schwierigkeiten von regionaler Wirtschaftspolitik am Beispiel z.B. Agrarsubventionen, EU-Zuckerverordnung, Heuschreckendebatte, ternationaler Politik erörtern und dabei die Protektionismus, Finanzmarktregulierung Rolle der Nationalstaaten beurteilen. - Institutionen zur Gestaltung der Globalisierung z.B. Nationalstaat, EU, WTO, IWF Circa 6-9 Stunden -5- Länderportraits erstellen (Zusammenarbeit mit Geografie möglich) Ricardo: Theorie der komparativen Kosten Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 Gemeinschaftskunde – Klasse 12 3. POLITISCHE INSTITUTIONEN UND PROZESSE 3.1 Politische Teilhabe und Demokratie Mögliche Leitfrage: Die Zivilgesellschaft – Lebenselixier der Demokratie? Die Schülerinnen und Schüler können die institutionalisierte politische Partizipation als wesentliche Grundlage legitimer demokratischer Herrschaft darstellen und im Überblick beschreiben; Soll ich an Sitzblockaden Teil nehmen? - Konventionelle und unkonventionelle Beteiligungsformen. - Partizipationsbereitschaft in der Bevölkerung Lobbyismus – Eine Gefahr für die deutsche Demokratie? - legale, illegale und problematische Möglichkeiten des Lobbyismus Circa 4-6 Stunden die Bedeutung der Medien für die politische Journalisten: Partner oder Gegner der Politik? - Funktionen von Medien Teilhabe erläutern und die Kritik an den - Die Position des Bundesverfassungsgerichts: das „Cicero-Urteil“ Medien beurteilen; Circa 2-3 Stunden Demokratie ohne Partizipation – geht das? den Zusammenhang zwischen Bürgerbeteiligung, Bürgerengagement sowie Zivilcou- - Der Blick in die Zukunft: Ohne Bürgerbeteiligung - Bundesrepublik in 30 rage und der Zukunft der Demokratie unter- Jahren Circa 2-3 Stunden suchen und beurteilen. Eine Beteiligungsform auf kommunaler Ebene ausprobieren. Ideologiekritischer Umgang mit Material von Lobbyverbänden Zeitung macht Schule Theorien zur Zivilgesellschaft z.B. R. Putnam Vergleich mit autoritären Systemen z.B. Simbabwe, Iran Mögliche Leitfrage: Welches System ist das demokratischste? Wettstreit der Systeme Besuch eines Parlaments direkte und indirekte Teilhaberechte (Artikel Demokratiedefinition z. B nach R. Dahl (1982/1989), P. Schnitter (1996) 5, 8, 9, 20, 21, 28 GG) sowie die verschiedenen Ebenen der Teilhabe (Europäischen Partizipationsmöglichkeiten von Gemeinde, Bund, Länder, EU im Vergleich Circa 4-6 Stunden Union, Bund, Länder, Gemeinden) differenziert darstellen; Mögliche Leitfrage: Die Parteien – Garant einer lebendigen Verbindung zwischen Volk und Staatsorganen? die Funktion der Parteien in der repräsenta- - Aufgaben der Parteien z.B. nach Art. 21 (1) GG; §1 Parteiengesetz tiven Demokratie erläutern; die Kritik an den Parteien und am Parteien- - Werden die Parteien ihren Aufgaben gerecht? -6- Kontaktaufnahme zu den Parteien vor Ort Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 staat überprüfen; Exemplarisch anhand eines aktuellen Beispiels z.B.: Parteienfinanzierung, Unbeweglichkeit, Bürgerferne, Rekrutierung von Führungspersonal, Mitgliederschwund Circa 2-3 Stunden Mögliche Leitfrage: Auf dem Weg zum Fünfparteiensystem? den Wandel des Parteiensystems erklären; - Wahlergebnisse im historischen Vergleich - Gesellschaftliche Konfliktlinien Vergleich des bundesdeutschen mit dem regionalen ParCirca 2-3 Stunden teisystem Parteien auf europäischer Ebene Rolle der Volksparteien Mögliche Leitfrage: Muss das bundesdeutsche Wahlsystem reformiert werden? Wahlrecht und Wahlsystem der Bundesrepublik Deutschland erklären; eine aktuelle Wahl anhand ausgewählter Faktoren analysieren; - Wahlrechtsgrundsätze Art. 38 (1) GG Personalisierte Verhältniswahl - Analyse der letzten Bundestagswahl z.B. Wahlergebnis, Wahlbeteiligung, Wahlverhalten, Wählerwanderung - Zusammenhang zwischen Wahlsystem und Wahlergebnis Überhangmandat, Mehrheitswahl, Verhältniswahl Circa 2-3 Stunden Vergleich zweier Wahlen (z.B. Bundestagswahl mit Wahl zum Europaparlament) Wahlsysteme im Vergleich z.B. mit F, GB und EU Eigene Wahlumfrage durchführen Mögliche Leitfrage: Die Schweiz – Vorbild für Deutschland? - Direkte Demokratie in der Schweiz Demokratietheorien die Partizipationsmöglichkeiten in der reAktuelles Beispiel, z.B. Minarett-Entscheid präsentativen Demokratie bewerten; repräsentative und plebiszitäre Demokratie- - Repräsentative Demokratie in der Bundesrepublik (Art. 20 (2); 38 (1) GG) Direkte Demokratie in Land - Direktdemokratische Elemente in der Bundesrepublik (Art. 29 (2) GG) und Gemeinde konzeptionen definieren und vergleichen; - Soll das Volk direkt an politischen Entscheidungen beteiligt werden? Möglichkeiten der direkten Demokratie: z.B.: Volksinitiative, Volksbegehren, Volksentscheid, Referendum, Volksbefragung Circa 2-3 Stunden 3.2 Gewaltenteilung und Kontrolle politischer Herrschaft Mögliche Leitfrage: Machen „die da oben“, was sie wollen? -7- Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 Was sollen „die da oben“ tun? Bundestag z.B. Repräsentationsfunktion (Art. 20 (2) GG, Gesetzgebungsfunktion (Art. 77 (1) GG), Wahlfunktion (Art. 54, 63, 94 (1), 92 (5) GG), Bundesregierung: Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers (Art. 65 GG) Circa 2-3 Stunden Was, wenn ein Minister unglaubwürdig wird? Fallbeispiel - Kontrollmöglichkeiten des Bundestages z.B.: Anhörungsrecht (Art. 43 GG), Untersuchungsausschuss (Art.44 GG), konstruktives Misstrauensvotum (Art. 67 GG) - Unterschiedliche Handhabung der Kontrollmöglichkeiten durch Mehrheitsund Minderheitsfraktionen am Beispiel. mögliche Beurteilungskriterien: Macht, Loyalität, Recht, Außenwirkung... - Verantwortung des Bundeskanzlers (Art. 64, 65 GG) Circa 2-3 Stunden Und wer kontrolliert den Bundestag? Kontrollfunktion des Bundesdie Kontrolle politischer Herrschaft in Ver- Rechtsbindung (Art. 20) rats fassungsrecht (Grundgesetz) und Verfassungswirklichkeit (Bundesrepublik Deutsch- - Die Kontrollfunktion des Bundesverfassungsgerichts am Beispiel z.B. Luftsicherheitsgesetz land) vergleichen; - Verfassungsrechtliche Stellung und Aufgaben des BVerfG Circa 2-3 Stunden Gewaltenteilung und -kontrolle in der Euro- Höhlt die Mitgliedschaft in der Europäischen Union das bundesdeutsche Kontrollsystem aus? päischen Union darstellen; - Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Vertrag von Lissabon (30.06.2009) - Das Regierungssystem der EU Europäisches Parlament, EU-Kommission, Europäischer Rat, Ministerrat, Europäischer Gerichtshof Circa 2-3 Stunden Kommission und Europäischer Gerichtshof – sinnvolle Ergänzung des bundie Kontrollfunktion der Europäischen desdeutschen Kontrollsystems oder unwillkommene Einmischung von auKommission und des Europäischen Geßen? richtshofes zur Einhaltung von EU-Recht z.B. Frauen in der Bundeswehr, Diskussion über die Überwachung natibewerten; onaler Haushalte Circa 2-3 Stunden Das Europäische Parlament – ausreichende Kontrolle auf europäischer die Kontrollfunktionen des Europäischen Parlaments und des Deutschen Bundestags Ebene? vergleichen; die Wirksamkeit formeller und - Kontrollbefugnisse des Europäischen Parlaments: z.B. Untersuchungsausschuss, Klage beim EuGH, Kontrolle von Berichinformeller Kontrolle auf nationaler und euten der weiteren Institutionen, Misstrauensvotum ropäischer Ebene bewerten; Die Schülerinnen und Schüler können Gewaltenteilung und Gewaltenverschränkung in der parlamentarischen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland anhand des Grundgesetzes erklären (Artikel 20, 43, 63, 67 GG); verschiedene Kontrollmöglichkeiten in der parlamentarischen Demokratie benennen; die Rolle von Regierung, Mehrheits- und Minderheitsfraktionen bei der parlamentarischen Kontrolle beschreiben und anhand geeigneter Kategorien beurteilen; -8- Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 Circa 2-3 Stunden die Wirksamkeit formeller und informeller Kontrolle auf nationaler und europäischer Ebene bewerten. 3.3 Politischer Entscheidungsprozess Mögliche Leitfrage: Bearbeitung einer aktuellen Streitfrage Die Schülerinnen und Schüler können das Gesetzgebungsverfahren nach dem Grundgesetz erläutern und mit der Verfassungswirklichkeit an einem aktuellen Beispiel vergleichen; Artikel 20 GG und neue Staatszielbestimmungen erläutern und beurteilen; staatliche Reformfähigkeit und Problemlösungsverfahren bewerten; Bearbeitung einer aktuellen Streitfrage - Debatte und Positionen der Parteien Gesetzgebungsverfahren nach Art. 76, 77 GG Brauchen wir einen Bundespräsidenten? Circa 2-3 Stunden - Bewertung der Entscheidung z.B.: Chancen/Gefahren, Gewinnern/Verlierern, Werte, Problem gelöst/Problem nicht gelöst. - Bewertung des Verfahrens z.B. demokratisch, effizient, inklusiv, exklusiv - Spannungsverhältnis von Demokratie und Effizienz - Überprüfung von Entscheidung und Verfahren auf die Staatsziele Circa 4-6 Stunden Leistung von Modellen in der Sozialwissenschaft Darstellung aktueller Streitfragen im Politikzyklus Mögliche Leitfrage: Löst Europa Probleme, die Deutschland nicht lösen kann? diese mit der Problemlösungskompetenz der Europäischen Union vergleichen. Bearbeitung eines Problems, das auf nationaler Ebene nicht gelöst werden Demokratie ohne Demos kann z.B. Überfischung der Ostsee - Gesetzgebungsverfahren der Europäischen Union Initiativrecht, Rolle von Parlament und Ministerrat Nationale Parlamente (Bsp. Deutschlands) - Bewertung des Verfahrens z.B.: nach: Reichweite, nationaler Machtverlust, demokratisch, effizient, inklusiv, exklusiv Circa 2-3 Stunden -9- Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 4. INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN UND INTERNATIONALE POLITIK 4.1 Struktur der Staatenwelt und Konfliktbewältigung Mögliche Leitfrage: Soll die Bundeswehr aus Afghanistan abziehen? Die Schülerinnen und Schüler können sicherheitspolitische Herausforderungen exemplarisch anhand einer aktuellen Konfliktsituation analysieren; Analyse eines aktuellen Konflikts (nach Möglichkeit mit Beteiligung der Bun- Konfliktportraits erstellen deswehr) Analyse z.B. nach: Akteure, Interessen, Konfliktgrund, Konfliktaustrag - Konfliktdefinitionen z.B. HIIK-Definitionen, alte und neue Kriege - Rechtliche Rahmenbedingungen für Einsätze der Bundeswehr: z.B. Art. 87a GG; Art. 24 GG, BVerfG-Urteil vom 12.07.1994, Art. 1; 5; 6 (1) Nordatlantikvertrag, Art. 41, 42 UN-Charta, entsprechende UNResolutionen Circa 6-9 Stunden Mögliche Leitfrage: Wo muss die deutsche Sicherheit verteidigt werden? Die Zukunft der Bundeswehr Risiken für die innere und für die äußere Si- - Identifikation aktuelle Sicherheitsbedrohungen z.B. nach: Weißbuch der Bundesregierung, Europäische Sicherheitscherheit abgrenzen von ökologischen und strategie, High Level Panel (UNO) wirtschaftlichen Risiken; - Beschreibung ausgewählter Sicherheitsbedrohungen Differenzierung der Quelle, Mittel, Adressat, bedrohter Wert - Erweiterter Sicherheitsbegriff (Konzept der menschlichen Sicherheit) Circa 4-6 Stunden Mögliche Leitfrage: Billardkugel oder Knoten im entstaatlichten Netzwerk? – Die Stellung der Bundesrepublik in der Welt die Struktur der internationalen Staatenwelt Beschreibung der internationalen Struktur mithilfe eines Kategorienmodells beschrei- - Entwicklungstendenzen Sicherheitsdilemma vs. Verrechtlichung ben; Nationalstaatlichkeit vs. Supranationale Institutionen, NGOs - Polarität des internationalen Systems Modellhafte Charakterisierung z.B.Drei-Welten-Modell von Schneckner Circa 4-6 Stunden - 10 - Denkschulen zur Analyse der internationalen Beziehungen: Realismus, Institutionalismus, Globalismus Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 Mögliche Leitfrage: Internationale Institutionen zur Bewältigung internationaler Herausforderungen? den Beitrag internationaler Organisationen, Die NATO – Relikt des Kalten Krieges oder Sicherheitsgarant der Zukunft? Die Europäische Sicherheitsund Verteidigungspolitik insbesondere der NATO und der UNO, zur - Gründungsgedanke der NATO Friedenssicherung und Konfliktbewältigung - Zukunftsvorstellungen globales Interventionsbündnis oder regionales Verteidigungsbündnis bewerten. Die UNO – Akteur ohne Wert? - Rolle der UNO in einem aktuellen Konflikt z.B. Darfur - Selbstanspruch der UNO z.B. nach der UN-Charta (Art. 1-7; 33; 34; 41-43; 48; 51) - Leistung der UNO im konkreten Konflikt - Rechtliche, politische und instrumentelle Beschränkungen der UNO Circa 6-9 Stunden 4.2 Friedenssicherung durch Demokratisierung und Menschenrechtspolitik Mögliche Leitfrage: Ist Demokratie die Voraussetzung für Frieden? Die Schülerinnen und Schüler können den Prozess der Friedenssicherung durch Demokratisierung erläutern; - Empirischer Zusammenfall von Demokratie und Frieden - Zivilisatorisches Hexagon Circa 2-3 Stunden Mögliche Leitfrage: Ist z.B. Simbabwe, Iran, Afghanistan bereit für eine Demokratie? Welche Demokratie für z.B. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Aus- - Länderportrait erstellen - Demokratisierungstheorien: Simbabwe, Iran, Afghanistan breitung der Demokratie erörtern; z.B. Modernisierungstheorie, Kulturtheorie, Akteurstheorie Circa 4-6 Stunden Mögliche Leitfrage: Welt der Kulturen – Hindernis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit? die These einer einheitlichen Weltzivilisation - Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ausgewählten globalen Kulturräumen: beziehungsweise eines Zusammenpralls z.B. westlicher, lateinamerikanischer, afrikanischer, islamischer, chineder Kulturen erörtern; sischer, hinduistischer, orthodoxer, buddhistischer und japanischer Kulturraum - Gefahr der Mobilisierung entlang kultureller Konfliktlinien Circa 2-3 Stunden - 11 - Demokratie ohne Demos Stiftung Weltethos (Zusammenarbeit mit Religion/Ethik möglich) Umsetzungsbeispiel Curriculum – Gymnasium Gemeinschaftskunde Standard 12 (4-stündig) – Beispiel 1 Mögliche Leitfrage: Sollen Menschenrechte weltweit durchgesetzt werden? Die gemeinsamen Außen- und Legitimität, Nutzen und Notwendigkeit einer - UN-Menschenrechtserklärung - Formen aktiver Menschenrechtspolitik: Sicherheitspolitik der EU aktiven Menschenrechtspolitik erörtern. z.B. UN-Millenniumsziele, Weltgerichtshof, Menschenrechte durch Gewalt Circa 2-3 Stunden - 12 -