Swingtrading für Berufstätige – Michael Hinterleitner, 21.06.10 1. Einleitung 2. Nachteile 3. Vorteile 4. Underlyingwahl 5. Diversifikation 6. Werkzeuge 7. Trademanagement 8. Live-Trading (Dieses Dokument protokolliert den Ablauf des Webinars „Swingtrading für Berufstätige“ vom 21.Juni 2010. Manches mag daher nur verständlich erscheinen, wenn man dabei war bzw. sich in das Webinar hineinversetzt. Welches ja einen Audiokommentar hatte und man live die Handlungen des Vortragenden beobachten konnte am Monitor) Einleitung So, also was erwartet Sie heute hier. Dies ist kein Seminar für absolute Einsteiger, da muss ich auf andere Kollegen verweisen. Ich würde mich klar als ein Mann der Tat bezeichnen, weniger als ein Mann der Worte. Trotzdem werden wir zu Beginn etwas Theorie abhandeln. Was man speziell beachten muss bei dieser Art des Tradings, welche Underlyings dafür geeignet sind, Vor- und Nachteile usw. Spätestens ab 17:30 dann geht es an die praktische Umsetzung. Hier haben die europäischen Aktienbörsen dann schon geschlossen, und wir suchen uns die schönsten Tradingkandidaten für den nächsten Tag heraus, mitsamt Orderaufgabe. Ich werde mich auf Swingtrading mit Aktien beschränken, weil das auch mein tägliches Brot ist. Natürlich eignen sich auch der Dax, Bund Future, Gold usw. für diese Methodik. Aber ich bevorzuge einen großen Korb von Basiswerten, woraus ich mir jeden Tag die schönsten Signale rauspicken kann. Falls wir unerwartet um 17:30 noch nicht durch sein sollten mit dem theoretischen Teil, werde ich im Juli noch einen zweiten Teil daraus basteln. Ansonsten werde ich wohl regelmäßig nur noch praktische Einsichten geben. Wie sind die letzten Trades gelaufen, welche Signale bieten sich für den nächsten Tag an mitsamt der Live-Umsetzung. Nun erstmal zu mir und wie ich überhaupt zum Swingtrader geworden bin (unter anderem). Ich trade mittlerweile seit über 10 Jahren hauptberuflich, bis auf seltene Ausflüge zu den Devisenmärkten habe ich dabei so ziemlich alle Märkte, Zeitfenster und Methoden durch. Ich bin ein Mensch der seine Freizeit liebt, mein Motto lautet „Traden um zu leben, nicht leben um zu traden“. Daraus ergab sich ziemlich schnell, dass ich mich oft über mehrere Wochen vom hektischen Daytrading zurückgezogen habe. Damit ich aber weiterhin von den Finanzmärkten leben konnte, habe ich an Strategien für Swingtrading gearbeitet. Bis 2009 habe ich mich dabei auf Aktien der Nasdaq und dem Dax konzentriert. Eine Stunde vor Handelsschluss habe ich nach Kandidaten gesucht und mir die Ordermasken dafür zurecht gelegt. Kurz vor 17:30 für die deutschen bzw. vor 22:00 für die amerikanischen Aktien wurden die Orders dann rasch abgeschickt. So mir der nahende Schlusskurs denn noch ins Schema für ein Signal gepasst hat. Das wiederum war enorm stressig, innerhalb weniger Minuten sich für mehrere Longoder Shorttrades zu entscheiden bevor die Börse schließt. Es kam aber nur der Schlusskurs als Grundlage meiner Entscheidungen in Frage, denn darauf basierten nun mal meine mühsam entwickelten Setups. Der Erfolg gab dieser Vorgehensweise Recht, ich habe mich damit allerdings noch nicht 100%ig wohlgefühlt. Und wer mich kennt weiß, dass ich gerne öffentlich und nachvollziehbar trade. Im Zuge eines neuen Echtgelddepots wurde dann rasch klar, dass ich meine bisher bewährten Strategien adaptieren muss. Denn kein Mensch hätte Trades kurz vor Börsenschluss noch 1:1 nachvollziehen können, von Verzögerungen bei der Mailzustellung etc. ganz zu schweigen. So kam es dann fast gezwungenermaßen dazu, dass ich mittlerweile ein Fan der entspanntesten Art des Börsenhandels bin: dem Feierabendtrading. Irgendwann zwischen Börsenschluss und der Eröffnung am nächsten Tag in Ruhe die Kurse checken und sich die attraktivsten Signale raussuchen, das hat schon was. Klingt sehr einfach, ist es aber natürlich nicht. Den Bonus dieses Luxus der stressfreien Orderaufgabe muss man sich hart erkaufen. Zumindest war es bei mir so, und damit kommen wir auch schon zur Auflistung der Nachteile: Nachteile von Feierabendtrading Ungewissheit über Ausführungskurs So stressig die Orderaufgabe kurz vor Börsenschluss auch gewesen sein mag, sie hatte doch einen starken Vorteil: ich konnte Realtime entscheiden, ob mir der aktuelle Kurs gefiel oder eben nicht. Feierabendtrader hingegen müssen auf Stoppoder Limit Orders zurückgreifen. Und wissen damit im Vorhinein nicht, zu welchem Kurs sie am nächsten Tag nun tatsächlich ausgeführt werden. Arbeitet man mit Stop-Buy und Stop-Sell Orders, wird man zwar oft zum gewünschten Kurs ausgeführt. Dafür aber auch niemals besser, schlechter dagegen schon. Denn gegen Gaps oder einfach eine starke Kursveränderung über den gewünschten Kurs hinaus ist man nie gefeit. Dafür verpasst man mit Stop-Orders aber auch einige Minustrades, wenn sich die Aktie nämlich von der Eröffnung weg gegen einen entwickelt hätte. In diesem Fall dann ohne die Order auszulösen vorher. Während man bei Verwendung von Limit-Orders zwar sehr wohl oft besser als zum Schlusskurs ausgeführt wird. Aber des Öfteren auch gar nicht, weil das Underlying gleich mit einem Gap eröffnet und nicht mehr zurückkommt. Und das sind nicht selten die besten Trades, denen man dann hinterher blicken muss. Die längste Zeit nach meiner Umstellung auf Feierabendtrading habe ich auf LimitOrders gesetzt. Bin damit aber nicht glücklich geworden, eben weil so viele Aktien mit einem kleinen Gap eröffneten und dann Richtung Kursziel gezogen sind. Ohne mich dann natürlich, ganz nach Murphy. Seit einiger Zeit nun habe ich komplett auf Stop-Orders umgestellt, und fühle mich damit gleich wesentlich wohler. Eine Besonderheit ist hier aber zu beachten: Wer tagsüber wirklich keine Zeit hat auch nur kurz das Geschehen zu überblicken, dem kann es schon passieren, dass er durch ein großes Gap schlecht ausgeführt wurde. Und dann das Tags zuvor aufgegebene Kursziel schon sehr nahe ist, während der Stopp dann sehr weit weg liegt. Ich persönlich sitze ja auch unter Tags vor den Kursen und passe meine Stopp- und Zielmarken nach Ausführung auf den tatsächlich bekommenen Kurs an. Langfristig habe ich aber beobachten können, dass das gar nicht so wichtig ist. Natürlich hat man beim reinen Feierabendtrading wenn auch selten so einen unschönen Fall, wo eine Aktie zur Eröffnung davon springt und dann zum nun sehr weit entfernten Stopp läuft. Wodurch der geplante maximale Verlust schnell doppelt so hoch ausfallen kann. Aber es kann genauso gut auch anders herum laufen: ich ziehe den Stopp nach schlechterer Ausführung als geplant sofort nach, werde dann knapp ausgestoppt, kurz bevor sich die Aktie dann erst Recht in Richtung Kursziel aufmacht. Wer wirklich nur abends reinschaut, ist immer noch in der Position und kann dann immer noch die Orders nachkorrigieren. Entweder man hat ohnehin keine andere Wahl als Berufstätiger, oder es ist Geschmackssache. Langfristig konnte ich noch keinen gravierenden Unterschied ausmachen. Persönlich korrigiere ich die Ordermarken aber nach Ausführung, um größere Einzelverluste als geplant zu vermeiden, und keine Kursziele zu beschneiden. Beispielchart 1 Nehmen wir als Beispiel für das Besprochene den Aktienkurs von ABB der letzten Wochen her. Mit drei Short- sowie vier Longsignalen war für Action gesorgt. Mit Limitorders hätte der Verlauf so ausgesehen: Am 1. Shortsignal am 26. April hätte man dem schönen Absturz nur traurig hinterher sehen können. Zur Ausführung hätte es am Folgetag eines Kurses besser als dem Schlusskurs bedurft, das ist aber nicht der Fall gewesen. Prompt ein schöner Gewinner, unterstreicht gleich einmal den größten Nachteil dieser Orderart. Die Longorder für den 19. Mai wäre zwar schön günstig ausgeführt worden. Aber die Aktie lief dann ohnehin prompt in den Stop-Loss. Am 25. Mai haben wir dann ein wunderschönes Beispiel für die Zweischneidigkeit von Limit-Orders: Zwar wurde der Long äußerst attraktiv ausgeführt, weit unter dem Schlusskurs des Vortages. Aber was hat man schon davon, wenn der Kurs gleichzeitig auch schon unter dem Stop-Loss eröffnet, man also sofort nach Ausführung wieder glattgestellt wird. Ohne Kursverlust zwar. Aber Spread und Kommissionen lassen hier definitiv ein kleines Minus stehen. Nach dem Shortsignal vom 26. Mai folgte zwar erneut eine günstige Ausführung. Aber wenige Stunden später war bereits wieder der Stop-Loss fällig. Das nächste Longsignal wurde verpasst. Was in diesem Fall aber von Vorteil war, so hat man einmal ausstoppen an sich vorüber gehen lassen können. Am 10. Juni dann erneut ein günstiger Longeinstieg, diesmal hat das Kursziel auch wieder mal in Aktion treten können. Erst am Freitag dann ein brandaktuelles Verkaufsignal. Via Limit wurde zur Eröffnung verkauft, enge Stopps hatten hier aber keine Chance und folgten prompt. Beispielchart 2 Wie hat der Verlauf nun mit Stop-Buy und Stop-Sell Orders ausgesehen: Hierzu muss ich erst noch nachreichen, dass für mich die Tageshochs- und Tiefs jene Marken sind, die es zu erreichen gilt um ein Signal zu bestätigen. Also, am ersten Shortsignal bekamen wir zwar eine schlechte Ausführung aufgrund des Falling Windows. Aber wenigstens ist man mit von der Partie beim Absturz. Eine Nachjustierung sofort nach Orderausführung war hier von Vorteil, weil das Kursziel sonst früher ausgelöst worden wäre. Das erste Longsignal wäre verpasst worden, sehr angenehm angesichts der danach fallenden Kurse. Auch beim zweiten Kaufsignal bleibt die Stop-Buy Order ohne Folgen, da der Höchstkurs des Vortages nicht mehr erreicht wurde. Aller guten Dinge sind drei, auch das folgende Shortsignal wurde ausgelassen, kein Unterschreiten des Tiefs vom 26. Mai. Am 3. Juni kam es dagegen sehr wohl zur schlechten Auslösung nach einem Gap Up, gefreut hat sich darüber nur der Stopp. Das letzte Kaufsignal kam dann auch wieder locker zur Ausführung. Hier hätte es keinen Unterschied gemacht ob via Stop- oder Limit Order, das Kursziel war in beiden Fällen locker drin. Und das brandaktuelle Shortsignal von Freitag blieb am heutigen Tag ohne Folgen, da der Tiefstkurs nie mehr gesehen wurde. Neben Stop- und Limitorders gibt es dann theoretisch noch eine dritte Möglichkeit, wird sich so mancher vielleicht denken. Einfache Market-Orders sind aber ohnehin keine Option. Nicht nur dass man Bestens-Orders außerhalb der Börsenöffnungszeiten nicht aufgeben kann, man also im Falle europäischer Aktien um 09 Uhr aktiv werden müsste. Man würde sich damit auch dem ersten Kurs des Tages gnadenlos ausliefern. Und damit den zu dieser Tageszeit oft grausamen Spreads. Womit wir beim 2. großen Nachteil wären. Willkürlichem Spread ausgeliefert Eine Aktie kann im Grunde noch so liquide sein, in den turbulenten Eröffnungsminuten, oder wenn sich irgendwelche markerschütternden Nachrichten herumsprechen, muss man oft mit einer Vervielfachung des Spreads rechnen. Das ist bei Blue Chips nicht ganz so schlimm, fast vernachlässigbar. Bei Nebenwerten ist das aber ein riesiges Problem. Hier kämpfe ich schon seit Monaten mit dem richtigen Umgang mit diesem Problem. Nicht wenige Aktien, die in der Theorie hervorragende Signale abliefern, sind in der Praxis untragbar. Vor diesem Umstand habe ich selbst viel zu lange die Augen verschlossen. Anstatt systematisch jede in Frage kommende Aktie einige Zeit lang zu beobachten und die typische Preisspanne zu ermitteln. Beispielchart 3 Ich kann Ihnen hier auch ein brandaktuelles Exempel zu diesem Problem zeigen. Bis letzten Donnerstag war ich Short positioniert in Andritz. In der Theorie eine Aktie mit meist tollen Signalen. Die Tageskerze von Donnerstag ergab ein Kaufsignal. Da mir eine andere Aktie an diesem Tag attraktiver schien, habe ich lediglich den Stopp auf den Kauftrigger nachgezogen. In diesem Fall war das die Marke von 47€. Geschlossen hat Andritz auf 46,88€. Und eröffnete am Freitag zu 46,65€. Tja, das ist aber nur der BID-Kurs. Der Spread betrug in diesen ersten Minuten ohne viel Volumen satte 0,75% des Kurswerts! Der ASK-Kurs lag eben genau auf 47€, ich wurde also sofort zum gewünschten Kurs ausgestoppt. Dass die Aktie in diesem Fall ohnehin stark zulegte im Verlauf des Tages ist ohne Belang. Denn nicht selten muss man eher zusehen, wie sich die Aktie dann in die ursprünglich geplante Richtung entwickelt. Nur dann ohne mich meistens. Ich habe auch immer ganz gerne die Stopps rasch nachgeholt, wenn es mal einen Tag lang so richtig zu meinen Gunsten lief. Davon lasse ich mittlerweile ebenfalls die Finger. Umso weniger man an den laufenden Trades herumdoktert, desto seltener muss man sich über diverse seltsame Ausführungen nur wegen erhöhtem Spread ärgern. Ich will Ihnen den Einfluss von Spread bzw. dieser Slippage anhand einer Portfoliosimulierung demonstrieren. Sie sehen hier die Ertragskurve einer Portfoliosimulierung auf Aktien aus Österreich, der Schweiz und Frankreich. 158 Trades ergaben einen Gewinn von 70.000€. Welches Startkapital und Risiko verwendet wurden, ist erstmal uninteressant. Wir betrachten einen Profit Faktor von 3,4 bei einer Trefferquote von 63%. Die Gebühren meines Brokers sind berücksichtigt, ebenso Slippage- bzw. Spreadkosten von 0,1% pro Trade. Das simuliert bei einer Aktie die 50€ kostet einen Spread von 5 cent bei An- und Verkauf. Eine sehr realistische Annahme bei Blue Chips. Berücksichtigt man aber die Turbulenzen die man bei Nebenwerten in Kauf nehmen muss, verdoppeln wir diesen Wert. Sofort sinkt der Ertrag auf 55.000€, der Profit Faktor sinkt auf 2,9. Statt 3,4€ pro verlorenem Euro gewinnt man nun also nur noch 2,9, ein signifikanter Unterschied! In diesem Fall mag das nicht so ins Gewicht fallen. Aber stellen Sie sich vor, Sie entwickeln eine Strategie, die im Backtesting einen Profit Faktor von 1,8 ergab. Haben Sie hier nun zu wenig Slippage und Spread einkalkuliert, führt das unweigerlich zur Ernüchterung im realen Einsatz. Intraday Hände gebunden Es gibt unweigerlich einige Tage im Jahr, wo es von Vorteil wäre, Live anwesend zu sein. Man hat einige Longpositionen die sich seit Tagen gut entwickeln, und dann gibt’s z.B. überraschend schlechte Konjunkturdaten aus den USA, typischerweise um 14:30. Abends checkt man das Tagesgeschehen und blickt dumm aus der Wäsche, nachdem sich sämtliche Buchgewinne verflüchtigt haben. Langfristig wirkt sich das aber nicht allzu negativ auf die Performance aus. Denn man muss ohnehin das Händchen für die richtige Reaktion auf solche spontanen Ereignisse haben. Man kann auch genauso gut panisch mitten rein in fallende Kurse glattstellen, und am Abend stehen die Aktien dann schon wieder weitaus höher. Träge Lernkurve Das Gros der Zuhörer wird wohl schon mehr oder weniger Börsenerfahrung gesammelt haben. Und wer Daytrading betrieb, weiß wie rasch man von den Kursen Bescheid gestoßen bekommt, ob man richtig oder falsch liegt. Und schon nach wenigen Tagen zeichnet sich ab, ob man etwas grundlegend falsch anpackt, wo die Stärken und Schwächen liegen. Beim Swing- und Positionstrading muss man wesentlich geduldiger sein. Das bekam ich selbst erst wieder im Zuge der Auflage des AlpenTraders zu spüren: Mit der Brechstange wollten wir ohne Vorlaufzeit die beim Trading von Blue Chips bewährten Strategien auf illiquidere und volatilere Nebenwerte umlegen. Denkste, das war ein ganz anderes Revier. Da hat man keine schönen Trendphasen von 10 Tagen und mehr, sondern hier springen die meisten Aktien oft herum wie auf Speed. Da muss man sich anpassen, hier dauert es aber Wochen und Monate bis man aussagekräftiges Feedback erhält. Natürlich ist es wichtig, sich dieser Nachteile bewusst zu sein. Und sich entsprechend darauf einzustellen. Aber genug der Spaß verderbenden Warnungen, kommen wir zu den erfreulichen Vorteilen von Feierabendtrading Sorgfältige Entscheidungsbasis Es ist äußerst angenehm, im Gegensatz zum Daytrading keine stressigen Entscheidungen in Sekundenbruchteilen treffen zu müssen. Wo man sich dann oft ärgert, warum man sich nicht doch für Aktie B statt Aktie A entschlossen hat. Ohne Hektik und Zeitdruck sich in Ruhe die attraktivsten Signale zu suchen, sich für das optimale Moneymanagement zu entscheiden, und bequem die Ordermasken auszufüllen, das ist Traderluxus pur. Zeitaufwand Wo Daytrader 10h und mehr vor oft mehreren Monitoren mit Charts verbringen, kann der Swingtrader sein Pensum in wenigen Minuten pro Tag abspulen. Eine ungemein effiziente Angelegenheit, sicher mit dem höchsten Aufwand-/Belohnungsverhältnis. Was für berufstätige Trader eigentlich ein Schwachpunkt sein sollte, nämlich die fehlende Anwesenheit Intraday, wird so in eine Stärke gewandelt. Man kann so entweder praktisch nebenbei traden, oder Swingtrading als Diversifizierung betreiben. Ich persönlich etwa bin während des Tages fleißig im FDax unterwegs, nach 17:30 und 22:00 sehe ich mir dann kurz an ob sich irgendwelche Leckerbissen finden unter den Aktien. Nebenberufliches Trading Sollte selbsterklärend sein. Mit Swingtrading außerhalb der Handelszeiten bekommen auch jene Interessierten die Chance auf Börsenaction, die einer anderen hauptberuflichen Tätigkeit nachgehen. Die Vorteile überwiegen in hoffentlich nicht nur meinen Augen. Wenn man denn nicht auf die Aktien mit hohen Spreads hereinfällt, denn gerade in der turbulenten Eröffnungsphase werden die meisten Orders ausgeführt. Und damit kommen wir zum zweiten theoretischen Abschnitt, der richtigen Wahl der Underlyings. Die Wahl der Underlyings Hier kann ich ein Lied davon singen, dass man die Finger von illiquiden Nebenwerten lassen sollte, wenn man denn nicht wirklich langfristig und mit großzügigen Stopps arbeitet. Beim Trading mit Blue Chips wie Nasdaq- und Daxaktien wird man von überzogenen Spreads und irrationalen Kursschwankungen großteils verschont. Im Zuge der Auflage eines öffentlichen Echtgelddepots wollten wir aber nicht das X-te US- oder DE-Depot starten. Haben uns dann auf Nebenwerte aus Österreich und der Schweiz gestürzt, und damit begann eine ganz neue Lernphase. Liquidität Das wichtigste Kriterium bei der Wahl von Kandidaten ist die Liquidität des Underlyings. Das täglich gehandelte Volumen ist dafür schon ein guter Indikator, besser ist aber ein simpler Blick auf den Intradaychart der Aktien. Beispielchart 3 Nehmen wir z.B. den kurzfristigen 5min-Chart vom Schweizer Schwergewicht UBS: wir sehen eine ziemlich ausgeprägte Kerzenbildung, es ist also ständig genug Action vorhanden um saubere Ausführungen zu gewährleisten. Als ich darauf noch zu wenig Wert gelegt hatte, habe ich mich auch an Aktien wie etwa der österreichischen Zumtobel versucht. Weil diese im Tageschart äußerst attraktive Kursbewegungen aufweist, volatil und doch nicht zu unberechenbar. Zoomt man aber in den 5min-Chart, wird das Problem offensichtlich: es ist schlichtweg nicht genug Interesse an der Aktie vorhanden, um faire Ausführungen zu erhalten. Da hat man oft Stunden mit nur wenigen Ticks, da darf man sich nicht wundern wenn ein Gewinn auf dem Papier in der Praxis zu einem Verlust führt. Spread Dann muss man wissen, wie attraktiv oder eben nicht die Kursstellung ist, also der Spread. Dazu bedarf es entweder einiger Beobachtung der Kurse in der Plattform seines Brokers. Oder dieser bietet ohnehin die Möglichkeit, sich sowohl Brief- als auch Geld-Charts anzeigen zu lassen. Am bequemsten hat man es mit Software wie TradeSignal, wo man sich einfach den bid-ask Verlauf über den Chart legen kann (Beispiele). Trendverhalten Erfüllt eine Aktie die beiden Kriterien Liquidität und Spread, kommt sie überhaupt erst mal für uns in Frage. Angenommen wir bekommen nun ein Signal, dann zählt jetzt nur noch das Trendverhalten. Der Name Swingtrading verrät ja schon, dass wir volatile Titel suchen, nicht solche die in einer Seitwärtsphase verhungern. Fresenius Medical Care etwa war von März bis Anfang Mai nicht profitabel handelbar. Bis man diese tödlichen schwankungsarmen Phasen erkennt dauert es natürlich ein paar Tage. Sobald sich diese aber abzeichnen, muss man einen Ausbruch abwarten und sich bis dahin attraktiveren Aktien zuwenden. Es macht jetzt natürlich auch noch einen Unterschied, in welche Richtung man als Trader überhaupt arbeiten möchte. Bevorzugt man kurze Haltefristen von z.B. 3-5 Tagen, dann kommen eben die volatileren Aktien ins Spiel. Schließlich kommen Schwergewichte wie Microsoft oft tagelang nicht recht vom Fleck. Diese haben zwar äußerst enge Spreads und hohes Volumen, eignen sich aber eher für Positionstrading. Wo man sich schon mal weitaus länger als 10 Tage gedulden muss, bis ein ansehnlicher Gewinn entstanden ist. Siemens war über viele Monate lang ein Paradekandidat für längere Haltedauern. Während man in letzter Zeit besser zu den ungeduldigeren Swingtradern gehörte. Swings > 10 Tage Swings < 5 Tage Diversifikation Haben wir nun im ersten Schritt unsere brauchbaren Tradingkandidaten identifiziert, geht es an die so wichtige Selektion. Ich habe 12 Longsignale vorliegen, welche zum Teufel soll ich mir davon ins Depot holen? Priorität 1 gehört natürlich dem Setup an sich, welche Aktien erfüllen die Bedingungen am optimalsten. Ist die Auswahl dann immer noch zu groß, sollte man sein Augenmerk auf die Wahl verschiedener Herkunftsländer sowie Sektoren legen. Märkte Was mich betrifft konzentriere ich mich im Moment auf Aktien aus Österreich, der Schweiz sowie neuerdings auch Frankreich. Habe ich in allen drei Indizes Signale vorliegen, na dann werde ich die Engagements natürlich aufzuteilen versuchen. Klassische geographische Risikostreuung. Ich wundere mich selbst immer noch oft, wie sehr sich etwa der ATX kurzfristig vom Rest der Welt abkoppeln kann. Mit so einer Diversifikation nach Ländern liegt man zwar selten mit allen Positionen richtig. Dafür wird man aber auch nicht komplett auf dem falschen Fuß erwischt, das glättet den Drawdown. Sektoren Vor allem in den letzten Monaten sind sehr oft Nachrichten Grund für eine außergewöhnliche Bewegung in Bank- und Finanztiteln. Bekomme ich nun 4 Kaufsignale für Bankaktien, eine bei einer Luftfahrtsgesellschaft und eine bei einem pharmazeutischen Unternehmen, na dann wähle ich eben aus jedem Sektor einen Kandidaten aus. Soviel zur Diversifikation, nun wollen wir kurz durchgehen welche technischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen für Swingtrading. Werkzeuge Bei der Wahl seiner Arbeitsinstrumente wird es dem Feierabendtrader nicht schwer gemacht. Es bedarf keiner großartigen teuren Ausrüstung, man kommt sogar mit einem tragbaren Netbook aus. Natürlich schadet es nicht, Geld für professionelle Software wie TradeSignal auszugeben. Einfach weil man damit ungeheuer viel bewerkstelligen kann im Zuge von Backtestings und der Beobachtung vieler Werte gleichzeitig. TradeSignal bietet für viele Märkte sogar kostenlos gutes Charting an. Oder man braucht ohnehin keine Intradaycharts. Dann gibt es auch Anbieter wie ProRealtime.com, die für die EODVersion keinen Cent verlangen. Für das tägliche Handling reicht im Grunde aber sogar ein ordentlicher Broker mit brauchbarem Charting aus. Viele der besseren Broker haben einen Großteil ihrer Ressourcen in die gute Darstellung von Charts gesteckt. Ermöglichen sogar die Programmierung und Backtesting von Systemen, ein Scanner ist dann auch meist schon dabei. Ich heiße es persönlich überhaupt nicht gut, wenn ich um Hilfe in Form von Coachings gebeten werde, und ich dann sehe dass ein Intradaytrader hohe Summen verliert jedes Monat, aber sich sträubt einen zweistelligen Betrag auszugeben für professionelle Chartsoftware. Bei dem hier besprochenen gemütlichen Swingtrading hätte ich in meiner sparsamen Anfangszeit aber ebenfalls auf die kostenfreien Angebote zurückgegriffen. Als tägliches Tradingvehikel bevorzuge ich CFDs, da dies äußerst transparente und kostengünstige Instrumente sind. Hier kommt allerdings nur ein Broker mit börsenechten Kursen in Frage. Sprich solchen, die ihre Kurse direkt von Reuters oder etwa Xetra beziehen. Im Zuge meiner Recherchen hat sich daraus auch ein Brokervergleich ergeben, der sowohl auf Godmode-trader.de als auch Candletrading.de zu finden ist. Alle Broker mit eigenen Kursstellungen sind zumindest auf Aktien bezogen zu vergessen. Hier erlebt man oft sein blaues Wunder mit Fantasiekursen. Ich werde immer wieder nach dem Broker meiner Wahl gefragt, denke nicht dass es einen Grund gibt damit hinter dem Berg zu halten. Jeder Broker versucht irgendwo eine besondere Stärke aufzuweisen, je nach Vorlieben würde ich immer wieder WH Selfinvest oder IG Markets wählen, und wer sich an einem Introducing Broker nicht stört auch FX Flat. Wir haben uns mit diesen drei Anbietern sogar um spezielle Konditionen bemüht, wen Details interessieren kann diese unter folgendem Link nachlesen: http://www.candletrading.de/1956-Broker.html Eine Gegenüberstellung der Fakten kann man sich bequem mit dem Brokervergleich bei GodmodeTrader ansehen, hier der Link dazu: http://www.godmodetrader.de/cfds/brokervergleich?broker1=whselfinvest&broker2=igmarkets&broker3=fx flat Trademanagement Eine kleine Weile muss ich Sie noch mit der Theorie nerven, erst nach dem letzten Kapital Trademanagement wenden wir uns den Einstiegen und der Liveaction zu. Bevor ich aber überhaupt einen Trade eröffne, muss ich schon einen Plan haben wie der Trade verlaufen soll. Plane deinen Trade, trade deinen Plan. Das ist ein Mantra, das man sich nicht oft genug wiederholen kann. Wer nach Orderausführung überlegen muss, wo er den Stopp setzen soll, und noch nicht weiß wie er Gewinne realisieren wird, hat langfristig keine Chance. Ich werde mich hier heute aber nicht über Moneymanagement und verschiedene Stopparten auslassen. Dafür gibt es genügend Anfängerseminare und Bücher. Kurz gesagt riskiere ich pro Trade immer den gleichen Prozentsatz vom Kapital, das simple und effektive „Fixed Risk“-Modell. Und um diese Stückzahl berechnen zu können, bedarf es eben eines Initial Stopps. Ich bevorzuge ja kurzfristiges Swingtrading mit einer maximalen Haltedauer von 5 Tagen. Daher auch enge Stopps, die hohe Stückzahlen zur Folge haben. Denn wenn ein Trade sich wirklich in die gewünschte Richtung entwickelt, dann meist von Beginn an ohne lange zu zögern oder gar zurück zu fallen. Meine Stopp- und Zielkurse basieren immer auf der aktuellen Volatilität der letzten 10 Tageskerzen, das sind genau zwei Handelswochen. Der dazupassende Indikator wird eigentlich überall als „Average True Range“ bezeichnet und ist selbst in rudimentären Brokerplattformen verfügbar. In umfassenden theoretischen Backtestings ist sogar der extrem enge Stop Loss vom nur 0,4-fachen der tagesaktuellen Vola am erfolgreichsten. Weil das sehr hohe Chance-Risiko-Verhältnisse erlaubt. In der Praxis hat sich das aber nicht bewährt, weil man dabei einfach zu oft von schlechten Spreadphasen der Aktie knapp abgestraft wird. Das sind eben wieder diese Realitätstests, die man nicht simulieren kann. Aktuell verwenden wir die 0,6-fache ATR als Anfangsstopp. Interessant ist, dass selbst eine Verdopplung des Stoppabstandes kaum bessere Trefferquoten bringt. Diese vielleicht 5% bessere Trefferquote wird mehr als egalisiert von den dadurch viel schlechteren Chance-Risiko-Verhältnissen. Ausgestiegen wird mittlerweile nur noch am Kursziel, dazu kommt noch ein Zeitstopp. Konkret verwenden wir aufgrund der Erfahrungen der letzten Monate ein Kursziel basierend auf der 1,8-fachen Vola. Und drei Tage nach dem Einstieg wird der Aktie kein Manövrierraum mehr gelassen, ziehen wir den Stopp ganz eng nach auf den aktuellen Tagesschlusskurs. Lassen Sie mich betonen, dass diese Einstellungen auf Nebenwerte zugeschnitten sind. Trends laufen hier nicht so lange in eine Richtung wie bei Blue Chips. Bei diesen kann man schon Kursziele der 3-fachen Vola und mehr verwenden, gleichzeitig habe ich diese sehr gerne mit Trailing Stopps kombiniert. Das funktionierte bei Aktien aus Österreich und der Schweiz überhaupt nicht. Nachgeholte Stopps werden hier regelmäßig abgefischt, bevor die Aktie dann oft wieder in Richtung Kursziel marschiert wäre. Aktuell bevorzugen wir den guten alten „Fire & Forget“-Modus: also Orders abfeuern, und daran wird dann nicht mehr gerüttelt. Nur eben der Zeitstopp musste sein: denn hat sich der Trade nach 3-5 Tagen immer noch nicht sehr weit in unserem Sinne entwickelt, dann wollen wir auch nicht mehr zusehen wie er in Richtung Stopp laufen könnte. Diese Methodik trägt auch wieder sehr zum Tradingkomfort bei. Denn alles was man tun muss, ist sich seine heutigen Kandidaten zu suchen, und dann mittels If-Done Orders die Aufträge abzuschicken. Jeden Abend kontrolliert man dann das Geschehen, und sieht nach ob eine Aktie schon fällig wird für den Zeitstopp. Klingt einfach, ist es auch. In der Theorie. In der Praxis muss man jetzt aber noch den Einstieg richtig timen. Mit diesem Thema werden wir uns heute aber nur noch praktisch befassen. Theoretisch kann man sich damit schließlich stundenlang beschäftigen, das hebe ich mir wenn überhaupt dann für folgende Webinare auf. Es gibt ohnehin unzählige Einstiegsmethoden, die allesamt Erfolg versprechend sind. Vorausgesetzt das Trademanagement funktioniert. Und auch wenn ich Ihnen jetzt lang und breit erkläre, warum ich wann wo gekauft oder verkauft habe, wird das ein anderer Trader nie 1:1 nachvollziehen können. Und das ist auch gut so, jeder soll seinen eigenen Stil finden mit dem er sich wohlfühlt. Versuchen werde ich es natürlich trotzdem im nun folgenden praktischen Teil, keine Sorge, dieses Element wird nicht fehlen. Live-Trading Ich möchte zu Beginn gleich einmal beschreiben was bei mir heute los war. Am Wochenende hab ich meine Favoriten aus Österreich, der Schweiz und Österreich gescannt und mich auf je 3 Long- sowie Shortorders für den heutigen Handelstag festgelegt. Wie und warum, das wollen wir uns nun im Detail ansehen. Dazu muss ich erst ein paar Worte über meine aktuelle Vorgehensweise verlieren: Ich suche einfach gesagt nach dem Startpunkt neuer Swings. Soll heißen: befindet sich eine Aktie im übergeordneten Abwärtstrend seit einigen Tagen am Steigen, dann werde ich das erste Zeichen von Schwäche zum Shorteinstieg nutzen. Oder es zeichnet sich in einer Aktie ein Doppelboden ab, und es bildet sich ein kleiner bullischer Hammer, dann ist das mein Signal zum kurzfristigen Longengagement. Ich kann mir hierzu nicht einmal selbst ein striktes Regelwerk verfassen, weil hier eine gehörige Portion an diskretionärem Fingerspitzengefühl einfließt. So lasse ich die Finger von antizyklischen Trades in klaren Trendphasen, nur muss man diese ja erst einmal erkennen können. Ich habe hier schon viel mit TradeSignal und dessen Möglichkeiten zur Programmierung von Filtern und Systemen herumgespielt. Aber letzten Endes bin ich mit meiner visuellen Einschätzung der Lage immer noch eine Nasenspitze voraus. In Summe kann man meine Einstiegsstrategie in wenigen Worten zusammenfassen: ich scanne meine Aktien auf mögliche Signale, und picke mir dann die augenscheinlich vielversprechendsten raus. Das ist dann nicht mehr so schwierig, da ich pro Index und Tradingrichtung einfach nur 1 Position erlaube. D.h. maximal 1 Long im ATX, einer aus dem SMI, und einer aus dem CAC40. Genauso verfahre ich mit Shorts. Auch wenn ich im ATX fünf Kaufsignale vorliegen habe, und keine im SMI und CAC40: dann ist trotzdem nur 1 Long erlaubt. Das erleichtert zum einen die Entscheidungsfindung. Zum anderen achte ich eben auf Risikostreuung. Man verpasst so zwar manche Megamoves mit mehreren Aktien bzw. ist oft gehedgt. Aber der Psyche tut das richtig gut, genauso gut dem maximalen Drawdown. So, zurück zum Geschehen vom Wochenende. ( ChartbesichtigungEintragung der Kandidaten ins Logbuch (Orderaufgabe erst live für Montag gezeigt)Screenshots der Spreads zur Eröffnung) Ab 17:30 Live Kommentierung des Geschehens Durchsicht einer Portfoliosimulierung seit Jänner 2010 Ende: Ich denke das waren fürs erste Mal mehr als genug, wenn nicht sogar zu viele Inhalte. Es hat mir überraschend viel Spaß gemacht, habe mich ja sehr lange gegen solche Events gesträubt. Würde mich über Feedback an die Adresse [email protected] sehr freuen! Damit ich weiß ob ich mich überhaupt noch einmal an ein Webinar wagen soll, und wenn ja was ich besser machen kann. Es gibt im Anschluss die übliche Fragenrunde, bei allen die genug von mir haben verabschiede ich mich schon einmal. Nicht aber ohne auf die aktuelle Aktion im AlpenTrader hinzuweisen: Neben der 14-tägigen Testphase bekommen Sie bei Angabe des Gutscheincodes WEBALP210610 vier Monate Zugang zum Preis von dreien. Erst seit letzter Woche haben wir die hier besprochenen Strategien dort im Einsatz, wird Zeit die Fehler der letzten Monate vergessen zu machen und zur Aufholjagd zu blasen. Es hat mich gefreut, hoffentlich bis zum nächsten Mal.